KAPITAL MARKT 2021 IV PERSPEKTIVEN - www.bv-vermoegen.de - Bayerische ...
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I N H A LT 03 WA S B E W E G T DI E B ÖR S E N ? Chinas überschuldeter Immobilienmarkt und wachsender Regulierungsdrang DA S C OM E B AC K DE R I N F L AT ION ! 04 Neuer Höchststand nach fast 30 Jahren – Kehren die siebziger Jahre zurück? 06 DE R G OL DM A R K T Gold notiert seitwärts – trotz Inflation 07 W I E H A B E N W I R I N DE R PR E M I U M V E R MÖ G E N S V E RWA LT U N G DI S P ON I E R T ? Auf Sicht mit Vorsicht! 2
VO RWO RT WA S B E W E G T DI E B ÖR S E N ? Die Verschuldungskrise des chinesischen Bau- und Immobilien- Bemerkenswert ist zudem der erfolgte Eingriff in die Eigentums- konzerns Evergrande weckte Erinnerungen an die Lehman Pleite rechte in China. Es scheint so, dass der 100. Geburtstag eine im Jahr 2008 und den Beginn der Finanzkrise. Wende in der chinesischen Wirtschaftspolitik bedeutet. Im Be- Aber Evergrande ist nicht Lehmann. Zwar ist der Auslöser in sonderen hat das den bis zuletzt boomenden Sektor für Schü- beiden Fällen ein ausufernder Immobilienmarkt. 600.000 vor- lernachhilfe betroffen. Diese Branche zählte bisher zu den am bestellte und in Teilen bezahlte Wohnungen für zwei Millionen schnellsten wachsenden Branchen. Über Nacht wurde beschlos- Menschen sind kein Pappenstiel. Die gesamten Verbindlichkei- sen, dass sich die Unternehmen als gemeinnützig deklarieren ten belaufen sich auf rund 300 Mrd. USD, davon ca. 20 Mrd. USD müssen. Eine Listung an der Börse ist damit ausgeschlossen. Ein an internationalen Märkten, außerhalb Chinas. Im Unterschied Marktwert über 280 Mrd. USD wurde über Nacht ausgelöscht. zu 2008 kamen die finanziellen Schwierigkeiten nicht überra- Die zunehmende Regulierung machte auch vor der chinesischen schend, sondern waren schon länger bekannt. Inwieweit weite- Technologiebranche, wie Alibaba, Tencent etc. nicht halt. Hinter- re chinesische Immobilienkonzerne mit in den Strudel gezogen grund ist, dass wegen angeblichen Marktmissbrauch und Ver- werden, lässt sich von hier aus schwer abschätzen. Insgesamt, stößen gegen Verbraucherrechte hohe Strafen ausgesprochen dass muss man wissen, trägt der gesamte Sektor mit über 20% wurden. Die Behörden planen umfassende Vorgaben, die den zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt bei. Die jüngsten Liqui- Unternehmen das Leben schwer machen dürften. Die Folgen wa- ditätsspritzen der chinesischen Notenbank halfen, einen Kollaps ren deutliche Kursverluste bei den betroffenen Gesellschaften. abzuwenden. Auch die Chefin der europäischen Zentralbank, Die chinesischen Märkte gehörten im Coronajahr noch zu den Christine Lagarde, geht von keiner nachhaltigen Infektion der Gewinnern, führen aber im Jahr 2021 mit einem Verlust von ca. europäischen Banken aus. Dennoch zeigt die nervöse Reaktion 7% zum 30. September die Verliererliste an. der Kapitalmärkte auf die Nachrichten aus Hongkong die akute Verletzlichkeit an. DER AKTIENMARKT Indizes in Prozentpunkten (30.09.2020 = 100) 165 Russel 2000 (in EUR) 147,9 155 145 135 S&P 500 (TR, in EUR) 131,5 125 115 105 STOXX Europe 600 (TR) CSI 300 (TR, in EUR) 129,3 115,1 95 30.09.2020 30.09.2021 Quelle: Refinitiv Datastream 3
W I RTS C H A F T DA S C OM E B AC K DE R I N F L AT ION ! Waren die Nachrichten aus dem fernen Osten schon nicht berau- Der deutsche Staat kann sich also, trotz höherer Schulden, ausge- schend, überlagerten die jüngsten Inflationszahlen alles. Zuletzt löst durch die Pandemie, immer noch Geld mit Minuszinsen leihen. gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass die deutsche Inflati- Das bedeutet auch für andere europäische Staaten, wie Frankreich, onsrate erstmals seit 1993 wieder über die 4,1% Marke gestiegen ist. Italien und Spanien einen komfortablen Zustand. Trotz Rekordver- Das lag vor allem an den steigenden Energiepreisen und Basiseffek- schuldung liegen die Renditen je nach Land etwas höher. Zum Bei- ten, wie der Mehrwertsteueranpassung. Die Notenbanken beruhi- spiel muss Italien ca. 0,82% für eine zehnjährige Anleihen pro Jahr gen und halten stark steigende Preise nur für eine vorübergehende berappen. Erscheinung. Schon im nächsten Jahr sollten die Preissteigerungen Nach wie vor kauft die europäische Zentralbank pro Monat Schul- wegen des Wegfalls der Basiseffekte wieder auf den Zielwert von den von Staaten und Unternehmen. Auch in den USA laufen die 2% zurückfallen. Andere Stimmen warnen vor anhaltenden Preis- Ankaufprogramme mit insgesamt 120 Mrd. USD weiter. Mittlerwei- steigerungen aufgrund von Lieferengpässen, der demografischen le ist in den Gremien der Notenbank eine heftige Diskussion über Entwicklung, und der Rückführung von wichtigen nationalen Pro- die Fortführung bzw. Beendigung entbrannt. Die Märkte reagieren duktionen, etc. seismographisch auf die jeweiligen Äußerungen. Das führte bei den Hohe Preissteigerungen gepaart mit Verwahrentgelten bzw. Minus- langen US-Staatsanleihen zu einem Zinsanstieg auf 1,85% (zum Ver- zinsen sind Gift für liquide Vermögen. Die Reaktion an den Renten- gleich in Deutschland minus 0,28%). Der Renditevorteil amerikani- märkten fiel angesichts dieser Zahlen bis dato moderat aus. Die scher Staatsanleihen ging am US-Dollar nicht spurlos vorüber. Die Hoffnung auf ein Einschwenken im nächsten Jahr auf „Normalmaß“ Attraktivität führt zu einem starken US-Dollar bzw. zu einem schwa- hat bisher einen stärkeren Anstieg der langfristigen Zinsen verhin- chen Euro. dert. Die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen stieg in Der Druck auf die Notenbanken mit einer lockeren Geldpolitik diesem Jahr von minus 0,57% auf minus 0,28%, was für die Halter wächst. Hohe Inflationszahlen setzen Notenbanken unter Druck, dieser Anleihen einen Kursverlust von ca. 3% auslöste. Rechnet die eine lockere Geldpolitik fortführen wollen. Die Zweifel an der man den Kaufkraftverlust hinzu wird daraus sehr schnell ein deut- Geldpolitik werden größer. liches Minusgeschäft. Vor diesem Hintergrund ist die im Wahlkampf so heftig diskutierte mögliche Einführung einer Vermögenssteuer in Deutschland fragwürdig. DER RENTENMARKT 0,0 Deutschland Bund 10J Rendite -0,195 -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 30.09.2020 30.09.2021 Quelle: Refinitiv Datastream 4
W I RTS C H A F T K E H R E N DI E S I E B Z IG E R J A H R E Z U RÜC K ? 1973 kam es zum Ölpreisschock. Der Ölpreis stieg innerhalb kür- Heute droht eine Stagflation, wenn zester Zeit von ca. 15 Dollar pro Barrel auf 60 Dollar. Diese abrupte • sich der Wirtschaftsaufschwung verlangsamt Verteuerung löste in der Weltwirtschaft eine Rezession aus, die zu • die Deltavariante des Virus den Konsum bei Reisen hoher Arbeitslosigkeit und stark steigenden Preise führte. Die Wirt- und Freizeit dämpft schaft stagnierte. Der Begriff Stagflation war geboren. • sich der Arbeitskräftemangel ausweitet Der Begriff Stagflation beschreibt eine Situation eines Währungs- • die Schiffscontainer fehlen raumes, in der wirtschaftliche Stagnation und Inflation miteinander • die staatlichen Transfers und Arbeitslosenunterstützung einhergehen. Analysten versuchen immer Parallelen in der Wirt- auslaufen und nicht ersetzt werden. schaftsgeschichte zu finden, aber die heutige Situation ist dennoch • die Preissteigerungen peu a peu zu höheren Löhnen führen. eine andere: Die großen Notenbanken zögern noch: Die Europäische Zentral- bank (EZB) verlangsamte zwar bereits ihr Anleihekaufprogramm, und die Währungshüter der Fed stellten für 2022 eine Erhöhung des Leitzinses in Aussicht. DER ÖLPREIS DER GASPREIS Indizes in Euro Indizes in Prozentpunkten (30.09.2020 = 100) 80 500 450 Gas Index 70 (European Energy Exchange, 400 in EUR Megawatt / Stunde) 60 464,04 350 50 300 40 250 30 200 Öl Brent (Barrel, in EUR) 67,07 150 20 100 10 50 0 0 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 Quelle: Refinitiv Datastream Quelle: Refinitiv Datastream 5
DE R G OL DM A R K T – N ORW E G E N PR E S C H T VOR ! G OL D N O T I E R T S E I T WÄ R T S Als ersten Land in Europa hat nun Norwegen einen echten Kurs- Gold konnte von den hohen Inflationszahlen nicht profitieren. In wechsel in der Geldpolitik vollzogen. Das skandinavische Indust- Euro notiert der Goldpreis seit Jahresanfang mit einem leichten rieland hat die Nullzinspolitik abgelegt und den Leitzins um einen Abschlag. Die Notierung in Dollar verzeichnet ein deutliches Minus. Viertel-Punkt auf 0,25% erhöht. Weitere Zinserhöhungen könnten Gold als Stabilitätsanker bei steigenden Zinsen darf zunehmend in folgen, kündigte die Zentralbank in Oslo an. Die Prognose von vier Frage gestellt werden. weiteren Schritten bis Ende 2022 bis zu einem Zinssatz von 1,25% sei inzwischen wahrscheinlicher geworden. Zuletzt hatte die Noten- bank im September 2019 die Zinsen angehoben. In der Pandemie wurde der Leitzins im Mai 2020 auf null gesenkt. DER GOLDPREIS in US-Dollar 2000 1950 1900 GOLDPREIS 1742,80 1850 1800 1750 1700 1650 30.09.2020 30.09.2021 Quelle: Refinitiv Datastream 6
W I E H A B E N W I R I N DE R PR E M I U M V E R MÖ G E N S V E RWA LT U N G DI S P ON I E R T ? Die beschriebenen Umstände und unsere bewährten Indikatoren Werte Kundinnen, werte Kunden nach einem wechselvollen Jahr haben uns bereits im Juli vorsichtiger werden lassen: 2020 und einem bisher starken Jahr 2021 haben wir im letzten Quar- tal Wind aus den Segeln genommen. Wir behalten uns vor, in den • Im Juli haben wir die Aktienquote um 50% gesenkt nächsten drei Monaten die Segel bei auffrischendem Wind wieder • Im September haben wir uns in zwei Schritten zu setzen. Voraussetzung dafür sind klare Signale seitens der Noten- von unser Goldposition getrennt banken, der weiteren Entwicklung der Pandemie und der wirtschaft- • Gleichzeitig haben wir die Euro Laufzeiten verkürzt und lichen Entwicklung. eine Position in dänische Hypothekenanleihen aufgebaut. Zwischenzeitlich führte die Reduzierung bzw. Untergewichtung zu Wir bedanken uns recht herzlich für Ihr Vertrauen! einer Abweichung von der Benchmark, die wir aber bewusst in Kauf genommen haben. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Gegen Ende September hat uns die Entwicklung an den Kapitalmärkten recht gegeben. Ihr Stefan Mayerhofer Geschäftsführer der BV Bayerische Vermögen GmbH 7
W I RTS C H A F T ES WIRD SICH ZEIGEN, OB DER HOHE ANSTIEG DER INFLATION WIRKLICH NACHHALTIG IST ... FA Z I T & AU S B L IC K In den kommenden Monaten und Quartalen wird sich zeigen, ob der hohe Anstieg der Inflation wirklich nachhaltig ist, oder ob wir es mit einmaligen, pandemie-bedingten Sondereffekten zu tun haben. Mit dem vollständigen Überwinden der Krise werden an den Märkten auch wieder geopolitische Konflikte und andere Themen verstärkt in den Fokus rücken. Der Handelsstreit zwischen China und den USA wurde durch Corona zwar temporär unterbrochen, ist aber weiterhin ungelöst und die gegenseitig auferlegten Strafzölle bestehen nach wie vor. Es kann zwar immer zu Verwerfungen und Übertreibungen an den Märkten kommen, mit den dadurch aufkommenden Chancen und Risiken wissen wir jedoch umzugehen und wir werden an unserem bewährten, regelbasierten Kurs festhalten. 8
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