KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau

 
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KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
900 Jahre Sakralbau

KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN
IM KANTON SCHWYZ
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
900 Jahre Sakralbau
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHEN
IM KANTON SCHWYZ
    Markus Bamert
    Michael Tomaschett
    Andy Crestani
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
HERZLICHEN DANK

                                                                                              Bei folgenden Stiftungen und Institutionen möchte ich mich ganz herzlich für die grosszügige
                                                                                              Unterstützung bedanken, welche die Realisierung dieses Buches ermöglichten:

                                                                                              – Lotteriefonds Kanton Schwyz
                                                                                              – Ursula Diethelm-Rothlin Stiftung
                                                                                              – Volker Goertz-Stiftung
                                                                                              – Otto Gamma-Stiftung
                                                                                              – Ernst Göhner Stiftung
                                                                                              – Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung

                                                                                              – Röm.-kath. Kantonalkirche Schwyz

                                                                                              – Kirchgemeinde Altendorf
                                                                                              – Kirchgemeinde Arth
                                                                                              – Kirchgemeinde Buttikon
                                                                                              – Kirchgemeinde Einsiedeln
                                                                                              – Kirchgemeinde Morschach-Stoos
                                                                                              – Kirchgemeinde Schwyz
                                                                                              – Kirchgemeinde Tuggen

                                                                                              Ein besonderer Dank für die wertvollen Anregungen beim Entstehen des Bildbandes gilt Pater
                                                                                              Basil Höfliger, Franz-Xaver Risi von der Kulturkommission Schwyz und Anita Mettler vom Sekre­
                                                                                              tariat des Generalvikariats der Urschweiz. Ebenso ein grosses Dankeschön geht an die beiden
                                                                                              Autoren Markus Bamert und Michael Tomaschett – nicht nur für das Verfassen der fachkundigen
                                                                                              Texte, sondern auch für die vielen hilfreichen Abklärungen und Tipps im Vorfeld der Umsetzung
                                                                                              dieses Buches. Ein grosser Dank gebührt auch Lorenz Bösch für das Schreiben des Vorworts und
                                                                                              Peter Lüthi für die kritische Durchsicht der Texte.
1. Auflage
2021 © vimeco GmbH, Siebnen
                                                                                              Andy Crestani, Herausgeber und Fotograf

Herausgeber: Andy Crestani, Siebnen
Texte: Markus Bamert (MB) und Michael Tomaschett (MT)
Fotografie: Andy Crestani, Siebnen
Gestaltung: vimeco GmbH, Siebnen
Druck: Triner Media + Print, Schwyz

Verlag: vimeco GmbH, Zürcherstrasse 25, 8854 Siebnen, Telefon 079 611 35 37, info@vimeco.ch

ISBN 978-3-033-08072-0                                                                                                                                                                        5
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
INHALT

  8   Vorwort         Orte der Geschichte – Ausdruck der Frömmigkeit
 10   Einleitung      Stilistische Entwicklung – unterschiedliche Einflüsse   		    Dekanat Ausserschwyz
                                                                              112   Lachen                 Pfarrkirche Heilig Kreuz
                                                                              116   Altendorf              Pfarrkirche St. Michael
		    Dekanat Innerschwyz                                                     120   Galgenen               Pfarrkirche St. Martin
                                                                              124   Vorderthal             Pfarrkirche St. Peter und Paul
 18   Schwyz          Pfarrkirche St. Martin                                  128   Innerthal              Pfarrkirche St. Katharina
 22   Ibach           Pfarrkirche St. Antonius Eremit                         132   Schübelbach            Pfarrkirche St. Konrad
 26   Seewen          Pfarrkirche Unsere Liebe Frau                           136   Buttikon               Pfarrkirche St. Josef
 30   Arth            Pfarrkirche St. Georg und Zeno                          140   Tuggen                 Pfarrkirche St. Erhard
 34   Goldau          Pfarrkirche Herz Jesu                                   144   Wangen                 Pfarrkirche St. Kolumban
 38   Ingenbohl       Pfarrkirche St. Leonhard                                148   Nuolen                 Pfarrkirche St. Margaretha
 42   Muotathal       Pfarrkirche St. Sigismund und Walburga                  152   Siebnen                Pfarrkirche Herz Jesu
 46   Steinen         Pfarrkirche St. Jakob der Ältere                        156   Reichenburg            Pfarrkirche St. Laurentius
 50   Sattel          Pfarrkirche St. Peter und Paul                          160   Einsiedeln             Klosterkirche Unsere Liebe Frau
 54   Rothenthurm     Pfarrkirche St. Antonius Eremit                         164   Einsiedeln             Jugendkirche St. Wolfgang
 58   Oberiberg       Pfarrkirche St. Johannes der Täufer                     168   Bennau                 Viertelskirche St. Sebastian
 62   Unteriberg      Pfarrkirche St. Josef                                   172   Egg                    Viertelskirche St. Johannes der Täufer
 66   Studen          Pfarrkirche St. Wendelin                                176   Euthal                 Viertelskirche zur schmerzhaften Muttergottes
 70   Lauerz          Pfarrkirche St. Nikolaus                                180   Gross                  Viertelskirche St. Johannes Nepomuk
 74   Steinerberg     Pfarrkirche St. Anna                                    184   Trachslau              Viertelskirche St. Stephan
 78   Morschach       Pfarrkirche St. Gallus                                  188   Willerzell             Viertelskirche St. Josef
 82   Alpthal         Pfarrkirche St. Apollonia                               192   Wollerau               Pfarrkirche St. Verena
 86   Illgau          Pfarrkirche Heilige Drei Könige                         196   Freienbach             Pfarrkirche St. Adelrich
 90   Riemenstalden   Pfarrkirche Maria vom guten Rat                         200   Pfäffikon              Pfarrkirche St. Meinrad
 94   Gersau          Pfarrkirche St. Marcellus                               204   Feusisberg             Pfarrkirche St. Jakob der Ältere
 98   Küssnacht       Pfarrkirche St. Peter und Paul                          208   Schindellegi           Pfarrkirche St. Anna
102   Immensee        Pfarrkirche St. Sebastian
106   Merlischachen   Pfarrkirche St. Jakob der Ältere
                                                                              212   Autoren, Fotograf
                                                                              214   Literaturverzeichnis

                                                                                                                                                                7
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
VORWORT

           Orte der Geschichte

          AUSDRUCK
                                                                                                   re Sphären und Räume verschoben. Die letz-        winkel nach oben und zur Seite erweitert und
                                                                                                   ten neuen Pfarrkirchen wurden im 20. Jahr-        mittels speziell angewandter Technik als eine
                                                                                                   hundert gebaut. Ob im 21. Jahrhundert neue        Art sphärische Panoramaansicht dargestellt.

          DER FRÖMMIGKEIT
                                                                                                   Pfarrkirchen errichtet werden, wissen wir         Die Betrachtung der grandiosen Bilder ver-
                                                                                                   nicht. Hingegen werden die Theologen und          mittelt auch, dass Kirchen vor allem leben
                                                                                                   Gläubigen auch im 21. Jahrhundert Antwor-         wollen und als reine Museen an Ausstrahlung
                                                                                                   ten auf die Bedürfnisse der Zeit finden müs-      verlieren würden. Denn die Kirchen wurden
                                                                                                   sen und Glaubensinhalte und Regeln weiter-        für das Leben und die Erbauung der Men-
                                                                                                   entwickeln. Denkbar ist, dass verschiedene        schen errichtet.
Der vorliegende Bildband ist nicht nur eine      über Jahrhunderte. Im 16. Jahrhundert führ-       Krisen in der katholischen Kirche von heute,
einzigartige vergleichende Übersicht über die    ten die damaligen Zustände und diese Dispute      die neueren naturwissenschaftlichen Erkennt-
Pfarrkirchen im Kanton Schwyz. Wie Markus        schliesslich zur Bildung der reformierten Kir-    nisse über das Leben und die technologische       Im Namen der Römisch-katholischen
Bamert und Michael Tomaschett in der Einlei-     che. Die katholische Kirche reagierte darauf      Euphorie rund um die Stichworte Digitalisie-      Kantonalkirche danke ich allen Beteiligten
tung ausführen, gibt uns der Bau der Kirchen     mit einer katholischen Reform. Auch die Auf-      rung und Künstliche Intelligenz wie in der        herzlich für die Realisierung des
einen Einblick in wesentliche Epochen des        klärung forderte die Kirche heraus und führ-      Vergangenheit zu einem nächsten theologi-         vorliegenden Bildbandes, der einen
katholischen Christentums über beinahe 1000      te zur Weiterentwicklung der theologischen        schen Entwicklungsschritt und zu einem er-        wertvollen Einblick in unsere Kirchen­
Jahre. Die Pfarrkirchen sind somit Zeugen        Inhalte. Parallel zu der theologischen Ent-       neuten Aufbruch führen, der auch den Kir-         landschaft ermöglicht.
der «weltumspannenden» Kirchengeschichte         wicklung folgt auch die architektonische und      chenbau beeinflussen könnte.
vor Ort. Der aufwendig hergestellte Bildband     künstlerische Ausgestaltung der Kirchen. Die          Unsere Pfarrkirchen sind ein bedeutender
ist ein Werk, das es in vergleichbarer Form      Kirchengeschichte zeigt, dass sich die Ent-       kultureller Schatz. Die Bau- und Handwerks-
noch nicht gibt. In knapp gehaltenen Texten      wicklung nicht aufhalten lässt und es die         kunst, die sie zum Ausdruck bringen, zeugen
werden die Kirchen vorgestellt. Kurzen histo-    Menschen sind, die sich weiterentwickeln.         von der Bedeutung, welche die Pfarrkirchen
rischen Einleitungen folgen die Beschreibung        Lange standen sich Politik und Kirche          in der Vergangenheit für die Gesellschaft hat-
der Sakralräume, deren Situierung inner-         sehr nahe. Das Wort von der Kanzel spielte        ten, welchen Anker sie für das gesellschaftli-    Lorenz Bösch
halb der stilistischen Entwicklung, allfällige   in der gesellschaftlichen und politischen Mei­-   che Leben spielten. Heute sind sie für weniger    Präsident des Kantonalen Kirchen­
spezielle Aspekte sowie die Einordnung der       nungsbildung eine wesentliche Rolle. Die          Menschen zu einem stilleren und vor allem         vorstandes
Qualität der Ausstattungen. Zusammen mit         Aufklärung und die Wirren als Folge der           geistigen Mittelpunkt im Leben geworden.
den weiterführenden Literaturhinweisen am        Französischen Revolution führten zu einer         Die Menschen werden trotz allen technologi-
Schluss des Buches eignet sich dieses deshalb    schrittweisen Entflechtung von Politik und        schen Möglichkeiten und wissenschaftlichen
auch zur Wissensvermittlung in der kirchli-      Religion in Europa und somit auch in der          Erkenntnissen Orte der Ruhe und spirituellen
chen Erwachsenenbildung.                         Schweiz, bis schliesslich 1992 Kirche und         Orientierung brauchen. Es ist eine wichtige
    So fest wie unsere Kirchen im Raum ste-      Staat auch im Kanton Schwyz institutionell        und schöne Aufgabe der Kirchgemeinden,
hen, so bewegt ist die Geschichte des Lebens     weitgehend entflochten wurden. Über Jahr-         diese Kulturgüter zu pflegen und dafür zu
um sie herum und in ihnen selbst. Die Visita-    hunderte war also die Pfarrkirche nicht nur       sorgen, dass in ihnen und darum herum ein
tion der Pfarreien im Tessin und in der Zen­     der Mittelpunkt des Glaubens, sondern als re-     aktives kirchliches Leben stattfinden kann,
tralschweiz durch den heiligen Karl Borro­       gelmässiger Versammlungsort auch der Mit-         das auf die seelischen und spirituellen Bedürf-
mäus im Jahre 1570 beschreibt beispielsweise     telpunkt der politischen Meinungsbildung.         nisse der heutigen Gesellschaft eingeht.
einen Zustand des kirchlichen Lebens, der für       Die Pfarrkirchen im Kanton Schwyz stehen           Der Fotograf Andy Crestani zeigt die Axia-
uns heute schwer vorstellbar ist. Was heute      noch unübersehbar in unseren Dörfern. Sie         lität und Symmetrie des Kirchenbaus auf eine
als «der rechte Glaube» verstanden wird, ist     erhalten aber zusehends Konkurrenz durch          Art und Weise, wie sie das menschliche Auge
das Ergebnis von intensiven und teilweise        immer grössere weltliche Bauten. Auch die         aus normaler Sicht nicht erfassen kann. Bei
heftig geführten theologischen Diskussionen      politische Meinungsbildung hat sich in ande-      den doppelseitigen Motiven wird der Blick-                                                         9
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
EINLEITUNG

Stilistische Entwicklung

UNTERSCHIEDLICHE
EINFLÜSSE
    Die älteste noch existierende Pfarrkirche auf          Vom 14. Jahrhundert bis kurz vor der Re-
    Schwyzer Kantonsgebiet ist die Kirche St. Pe-       formation – mit einem Schwerpunkt um 1500
    ter und Paul auf der Insel Ufnau im Zürich-         – ist eine rege Bautätigkeit festzustellen. Die
    see. Die Insel kam im Jahr 965 dank einer           meisten Pfarrkirchen wurden neu errichtet
    Schenkung von Kaiser Otto I. an das noch            oder zumindest vergrössert. Sie folgten nun
    junge Kloster Einsiedeln. Die Kirche diente als     vielfach dem gleichen Schema: rechteckiges,
    Pfarrkirche für den gesamten oberen Teil des        langgezogenes Langhaus mit flacher Holz-
    Zürichsees. Diese Urpfarrei verlor jedoch be-       decke, eingezogener, gewölbter Chor mit po-
    reits in mittelalterlicher Zeit sukzessive an Be-   lygonalem Abschluss und Chorflankenturm.
    deutung, da verschiedene Ortschaften am See         Eine Ausnahme bildet neben der Pfarrkirche
    eigenständige Pfarreien wurden. St. Peter und       Schwyz und der Klosterkirche Einsiedeln die
    Paul, erbaut um 1140, ist der älteste integral      Kirche in Steinen (S. 46), wo das Langhaus
    erhaltene Sakralbau. Alle anderen im Früh-          dreischiffig war, was auf ihre besondere Be-
    und Hochmittelalter nachgewiesenen Kirchen,         deutung hinweist. Von weiteren gotischen
    etwa in Schwyz (S. 18), Arth (S. 30), Muota­        Kirchen haben sich das gesamte Mauerwerk
    thal (S. 42), Steinen (S. 46), Morschach (S. 78),   (Morschach S. 78) oder zumindest wesentliche
    Gersau (S. 94), Tuggen (S. 140) oder in Wangen      Teile davon wie der Chor (Oberiberg S. 58; Al-
    (S. 144) wurden im Laufe der Jahrhunderte           tendorf S. 116) erhalten. Über die ausführen-
    erweitert oder gleich vollständig neu erbaut.       den Architekten und Baumeister sind wir in
    Oft sind nur noch Fundamente oder wenige            der Regel nicht im Bild.
    Bauteile aus der Gründungszeit vorhanden.              In den Jahrzehnten nach der Reformation
    Annähernd vollständig erhalten ist der roma-        erfolgten kaum wesentliche Baumassnahmen.
    nische Kirchenbau in Sattel (S. 50). Dieser ist     Dies änderte sich während der katholischen
    jedoch heute im gotisch und barock überform-        Reform im Anschluss an das Konzil von Tri-
    ten sowie mehrfach erweiterten Raum kaum            ent (1545–1563). Als frühes Beispiel sei Stei-
    mehr zu erkennen. Ferner entstanden durch           nerberg angeführt (S. 74). Das Konzil hatte
    Abkurungen, d. h. durch Ablösungen von der          sich u. a. mit dem Kirchenbau beschäftigt und
    jeweiligen Mutterpfarrei, allmählich weite-         forderte Änderungen der Architektur. Feder-
    re neue Pfarreien. Zuletzt um die Mitte des         führend war der in der katholischen Schweiz
    20. Jahrhunderts Ibach (S. 22), Seewen (S. 26),     durch seine Reisebeschreibungen bestens be-
    Goldau (S. 34), Studen (S. 66), Buttikon (S. 136)   kannte Kardinal Karl Borromäus. Er beschrieb
    und Pfäffikon (S. 200). Pfarreigründungen be-       die Kirchen der Innerschweiz allgemein als
    wirkten oftmals den Neubau einer Kirche.            schmutzig, dunkel und vernachlässigt. Nach        11
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
DEKANAT
                INNERSCHWYZ

Schwyz
Ibach
Seewen
Arth
Goldau
Ingenbohl
Muotathal
Steinen
Sattel
Rothenthurm
Oberiberg
Unteriberg
Studen
Lauerz
Steinerberg
Morschach
Alpthal
Illgau
Riemenstalden
Gersau
Küssnacht
Immensee
Merlischachen
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
DEKANAT INNERSCHWYZ

Seewen

PFARRKIRCHE
UNSERE LIEBE FRAU
   Dank der Lage am Pilgerweg über die Hag-          ser Kirchgemeindesaal eingerichtet. Neben
   genegg nach Einsiedeln entwickelte sich in        der Kirche steht der hohe schlanke Kirchturm,
   Seewen schon im frühen 16. Jahrhundert eine       wohl einer der wenigen mit Leuchtziffern an
   Wallfahrt zur Madonna von Seewen. Gemäss          den Turmuhren. Das Portal erreicht man über
   Legende soll zur Zeit der Reformation eine aus    eine doppelläufige Treppe. Die strenge Giebel-
   den Niederlanden vertriebene Frau beim Lau-       fassade ist durch ein gegenüber dem Dach ge-
   erzersee eine Marienstatue aus dem Wasser         genläufiges sechsteiliges Fenster aufgelockert.
   gerettet haben. Sie wollte diese nach Einsie-        Das Innere zeigt die Konstruktion des Ge-
   deln tragen. Die Skulptur liess sich aber nicht   bäudes mit leicht konischen Betonbindern,
   mehr bewegen, bis man beschloss, diese in die     die an den Wänden und im Giebeldach be-
   Kapelle von Seewen zu bringen. Diese spätgo-      tont sind und das Kirchenschiff rhythmisie-
   tische Madonna befand sich bis zum Bau der        ren. Unter dem Dachansatz sind beidseits lan-
   neuen Marienkirche im Jahr 1961 in der Alten      ge Fensterbänder eingezogen, unterbrochen
   Kapelle von Seewen, einem Bau aus der Mitte       einzig von den vorkragenden Betonbindern.
   des 17. Jahrhunderts mit reicher Barock- und      Der Chor ist zur Betonung der liturgischen
   Rokokoausstattung. Als Projekt des Kantons        Zone mit roten Sichtbacksteinen verkleidet.
   Schwyz im Europäischen Jahr für Denkmal-          Vor der rechten Chorbogenwand ist heute das
   pflege 1977/78 wurde die Kapelle dann vor         Gnadenbild platziert. Insgesamt wirkt die Kir-
   dem Abriss gerettet und restauriert.              che aussen wie innen eher nüchtern und sehr
       Im Jahr 1961 konnte die neue Marienkirche     schlicht. Einzig das monumentale Fenster in
   eingeweiht werden, deren Bau durch die Ini-       der Westfassade mit der Pfingstdarstellung
   tiative der Einwohner von Seewen überhaupt        des Goldauer Malers Hans Schilter vermag
   erst möglich geworden war. Die neue Kirche        bei starker Lichteinstrahlung durch die rei-
   sollte 600 Plätze besitzen. Erklärtes Ziel war,   chen Farbtöne des Glases im Raum intensive
   eine selbstständige Pfarrei zu werden und sich    Lichtakzente zu setzen.                   MB
   von Schwyz zu lösen, was dann 1966 auch
   möglich wurde. Den Auftrag für den Neu-
   bau der Kirche erhielt der Seewener Archi-
   tekt Wilhelm Freitag. Der Grundriss und die
   Gesamterscheinung der Kirche folgen einem
   traditionellen Schema mit langgezogenem
   Kirchenschiff und breitem, leicht abgehobe-
   nem Chor. Unter der Kirche wurde ein gros-                                                          27
KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
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KATHOLISCHE PFARRKIRCHEN IM KANTON SCHWYZ - 900 Jahre Sakralbau
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Alpthal

PFARRKIRCHE
ST. APOLLONIA
    Die 1885/86 nach Plänen des Einsiedler Bau-      stilisierten Lilien und Gittermustern überzo-
    meisters Ignaz Hörbst errichtete Pfarrkirche     gen. Figürliche Darstellungen beschränken
    bildet zusammen mit dem Schulhaus ein be-        sich auf wenige Stellen.
    deutendes historistisches Ensemble innerhalb         Ebenfalls aus der Bauzeit stammen die drei
    des Strassendorfes Alpthal. Der Vorgängerbau     neugotischen Altäre, die in Werkstätten im
    stand rund 50 m weiter nördlich und war eine     st. gallischen Wil aus Holz angefertigt wur-
    Barockkapelle aus den frühen 1690er-Jah-         den. Der Hochaltar ist eine Arbeit von Alois
    ren. 1797 wurde die Kapelle zur Filialkirche     Holenstein, während Franz August Müller der
    von Schwyz und 1805 zur eigenständigen           Schöpfer der Seitenaltäre ist. Das Hochaltar­
    Pfarrkirche erhoben. Beim Bau der heutigen       bild mit der Darstellung des Herzens Jesu
    neugotischen Kirche entschied man sich aus       malte der Uznacher Deschwanden-Schüler
    Platzgründen zur Verlegung des Standorts.        Franz Vettiger. Die gipsernen Altarfiguren
       Der auf einem aufgeschütteten Plateau ste-    bezog man bei Adelrich Benziger im nahen
    hende Sakralbau ist nach Osten ausgerichtet      Einsiedeln. In der Mittelnische des linken Ne-
    und verfügt über ein dreiachsiges Schiff, ei-    benaltars steht die sogenannte Bruust-Ma-
    nen eingezogenen Polygonalchor und einen         donna, die früher im Bildstock Bruust am al-
    nordseitig angebauten Chorflankenturm mit        ten Verbindungsweg nach Schwyz aufgestellt
    Spitzhelm. Die gesamte Kirche umziehen ab-       war. Diese qualitätsvolle spätgotische Holz-
    getreppte Strebepfeiler. Der Innenraum wirkt     skulptur aus der Zeit um 1475 bis 1480 lässt
    im Vergleich zum schlichten Äusseren feier-      sich dem Allgäuer Bildhauer Hans Rueland
    lich. Steile, tief an den Wänden ansetzende      von Wangen zuschreiben. Zur neugotischen
    Kreuzrippengewölbe überspannen das Schiff        Originalausstattung zählen auch die Kanzel
    und den Chor. Das Licht wird gedämpft durch      (Franz August Müller), die Stationenbilder
    dezent farbige Fenster aus der Bauzeit, ange-    (Adelrich Benziger), die beiden Beichtstühle
    fertigt durch Friedrich Berbig in Zürich-En-     (Josef Blaser, Schwyz) und die Orgel auf der
    ge. Dekorationsmalereien von der Hand Josef      Westempore (Spaich & Sohn, Rapperswil). Als
    Traubs aus Rorschach überziehen die Gewöl-       erster neugotischer Sakralbau im Kanton ist
    be und Wände annähernd vollständig. Im           die Pfarrkirche Alpthal von besonderer archi-
    Sockelbereich ist eine reiche architektonische   tekturgeschichtlicher Bedeutung.          MT
    Spitzbogengliederung zu sehen. Darüber sind
    im Schiff an Stangen befestigte Wandbehänge
    aufgemalt. Die Zwickel zwischen den Gewöl-
    ben und die obere Chorbogenwand sind mit                                                          83
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DEKANAT AUSSERSCHWYZ

Lachen

PFARRKIRCHE
HEILIG KREUZ
   Die Doppelturmfassade der Pfarrkirche ist als    den Chorbogenwänden Seitenaltäre platziert
   Erkennungszeichen von Lachen weit vom See        werden können.
   her zu sehen. Im Dorf steht man hingegen             Stuckaturen des Tessiners Giovanni Bat-
   recht unvermittelt vor der mächtigen Fassade,    tista Neurone begleiten das Gewölbe. Aus
   für die ein wesentlich grösseres Umgelände zu    Stuckmasse besteht auch die Verkündigungs-
   erwarten wäre. Nachdem sich Lachen bereits       gruppe am Chorbogen. Die dem Hochbarock
   im Jahr 1520 zur selbstständigen Pfarrei er-     entsprechend zurückhaltend kleinen Decken-
   klärt und damit von Altendorf abgelöst hatte,    bilder schuf der Arther Maler Johann Bal­
   beschlossen die Kirchgenossen 1707 den Bau       thasar Steiner. Starke Farbakzente setzen die
   einer neuen Kirche am selben Ort. Damit ist      drei Altäre. Der Hochaltar aus der Lachner
   die Engnis innerhalb der Dorfstruktur zu er-     Werkstatt des Franz Josef Brägger passt sich
   klären. Sie schlossen einen Vertrag mit den      elegant in die Chorapsis ein. Drei leuchtend
   Vorarlberger Baumeistern Johann Peter und        blau gefasste Säulenpaare rahmen das grosse
   Gabriel Thumb ab. Neben Einsiedeln ist sie       Mittelbild mit der Kreuzigung Christi von der
   somit die grösste Kirche im Kanton Schwyz,       Hand des Lachner Malers Leonz Fridolin Düg-
   die von dieser Architektenschule gebaut wor-     gelin. Die beiden architektonisch strengeren
   den ist.                                         Seitenaltäre stammen aus der Vorgängerkir-
      Wie die Doppelturmfassade wirkt auch der      che und gehören somit einer älteren Stilstufe
   Innenraum streng und ist gut zu erfassen. Es     an. Auf der grossen rückseitigen Empore steht
   handelt es sich um einen Raum, der mustergül-    die mächtige, bereits dem Klassizismus zuge-
   tig dem Vorararlberger Bauschema entspricht.     hörige Orgel. Wenig beachtet, da in grosser
   Drei kräftige Wandpfeilerpaare gliedern das      Höhe oberhalb der Emporen montiert, ist der
   Schiff und bilden so schmale Seitenschiffe.      Apostelzyklus, angeführt von Christus und
   Stichkappen dringen in das breite Tonnen-        Maria. Der qualitativ hervorragende Zyklus
   gewölbe ein, während in den Seitenschiffen       des Bildhauers Georg Guggenbühl aus Dillin-
   Längstonnen von Pfeiler zu Pfeiler gespannt      gen, der auch in Einsiedeln tätig war, stammt
   sind. Schmale Durchgänge durchstossen die        aus der alten Kirche. Architektur und Aus-
   Pfeiler, darüber sind geradlinige Galerien mit   stattung der Lachner Pfarrkirche gehört zum
   kräftig profilierten, bunt gefassten Baluster-   Qualitätvollsten, was im Kanton Schwyz an
   geländern eingespannt. Belichtet wird das        sakraler Architektur realisiert worden ist. MB
   Kirchenschiff von kleinen Fenstern unterhalb
   und grösseren über den Galerien. Der Chor ist
   gegenüber dem Schiff eingezogen, sodass an                                                         113
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DEKANAT AUSSERSCHWYZ

Tuggen

PFARRKIRCHE
ST. ERHARD
   Bereits in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhun-     sehr fein modellierter Stuck überzieht die
   derts stand an der Stelle der heutigen Pfarr-     ganzen Gewölbeflächen. Stilistisch gehört
   kirche ein erster Sakralbau. Innerhalb dieses     der Stuck dem Régence an, einem Stil, der
   Grundrisses wurden 1957/58 anlässlich von         ab 1715 den kräftigeren Barockstil ablöst. Die
   archäologischen Untersuchungen bedeuten-          in Frankreich nach dem Tod von Louis XIV
   de Grabbeigaben gefunden. Es handelt sich         entwickelte Formensprache wird in der Folge
   dabei um reichverzierte Gürtelbeschläge aus       auch von süddeutschen Stuckateuren über-
   Eisen, Messing und Silber. Es ist anzuneh-        nommen. Von einem solchen dürften auch die
   men, dass es sich bei den drei Bestatteten um     Stuckarbeiten in Tuggen stammen. Typisch
   die Kirchengründer handelt. Zu Beginn des         sind dabei das Gitter- und gefaltete Bandel-
   7. Jahrhunderts sollen in Tuggen die irischen     werk, das mit pflanzlichen Motiven angerei-
   Glaubensboten Kolumban und Gallus auf eine        chert ist. Die diskrete Farbigkeit beschränkt
   heidnische Bevölkerung gestossen sein und         sich dabei auf die Hintergründe, während der
   diesen gepredigt haben. Bis ins Jahr 1652 ge-     Stuck selber weiss bleibt. Die Deckenbilder
   hörte Tuggen zum Kloster Pfäfers. 1733 wurde      des Lachners Martin Leonz Zeuger beanspru-
   die Kirche neu erbaut, lediglich der Turm mit     chen wenig Platz.
   dem Käsbissendach blieb erhalten. Neben dem           Dominant und optisch sehr präsent sind
   Haupteingang ist ein bemerkenswertes Grab-        hingegen die reich ausgestatteten vier Altäre.
   mal, um 1680 zu datieren, montiert. Das für       Hier gab der Lachner Altarbauer Franz Josef
   Johannes Huber geschaffene Epitaph gehört         Brägger sein Bestes, dies insbesondere beim
   zu den wenigen erhaltenen Grabmälern des          Hochaltar mit seiner kräftigen Säulenarchi-
   Hochbarocks in unserer Gegend.                    tektur und den beiden seitlichen Durchbli-
       Das Innere überrascht durch seine reiche      cken, in denen ausladend grosse Figuren der
   Ausstattung. Der Grundriss des Kirchenschiffs     hll. Erhard und Nikolaus stehen. Auch die Sei-
   ist zwar schlicht rechteckig, das östlichste      tenaltäre und der im angedeuteten Querschiff
   Joch jedoch beidseits leicht verbreitert und      stehende Viktor-Altar besitzen mit ihrer spät-
   deutet so ein Querschiff an. Der Chor ist stark   barocken Üppigkeit die gleiche Qualität. Ins-
   eingezogen, sodass eine breite Chorbogen-         gesamt ist das Innere der Pfarrkirche Tuggen
   wand entsteht. Bemerkenswert sind im Chor         ein äussert gelungenes Beispiel einer Ausstat-
   die beiden Emporen, die leicht in den Raum        tung der Rokokozeit.                      MB
   vorkragen und durch grau marmorierte Ba­
   luster auffallen. Prachtvoll ist die Decke im
   Schiff und im Chor gestaltet. Reicher, aber                                                        141
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DEKANAT AUSSERSCHWYZ

Einsiedeln

KLOSTERKIRCHE
UNSERE LIEBE FRAU
    Die Klosterkirche in Einsiedeln hat verschie-      geschaffen von den Münchnern Cosmas Da-
    dene Funktionen zu erfüllen. Sie ist primär        mian und Egid Quirin Asam. Es gelang ihnen,
    die Ordenskirche der hier ansässigen Benedik-      den vom Klosterarchitekten Bruder Caspar
    tiner, zudem ist sie Wallfahrtskirche mit der      Moosbrugger geschaffenen Raum gebührend
    Gnadenkapelle und der Schwarzen Madonna            zu vollenden. Sie gehören wohl zu den besten
    und schliesslich inoffizielle Einsiedler Pfarr-    Künstlern ihrer Zeit, die für solche aufwändi-
    kirche. Sie gebührend zu würdigen, ist hier        gen Aufgaben zur Verfügung standen. Bei den
    nicht der Platz, gehört das ganze Kloster samt     Deckenbildern handelt es sich um Nachtdar-
    Kirche und Platz, überragt von der Doppel-         stellungen; sie sind entsprechend eher dun-
    turmfassade, doch zu den bedeutendsten sa-         keltonig gehalten. Im mehrteiligen Bild im
    kralen Anlagen im süddeutschen Kulturraum.         Oktogon steigt Christus zur Weihe der Kapelle
        Bereits der Klosterplatz mit Marienbrun-       vom Himmel herab. Es folgt im Predigtraum
    nen und den seitlichen Kolonaden verrät, was       die Abendmahlsdarstellung und im Oktogon
    den Besucher erwartet. Zwar betritt er die         die vielfigurige Weihnachtsdarstellung.
    Kirche nicht durch das zentrale Hauptportal.          Eine Generation später wurde der Ende des
    Vielmehr tritt er diagonal durch die Seiten-       17. Jahrhunderts vom Vorarlberger Johann
    portale ins Innere und steht seitlich bei der      Georg Kuen geschaffene Chor dem neu er-
    Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna.           bauten Kirchenschiff angepasst. Hier fanden
    Erst hinter der Kapelle im Zentrum des so-         die wiederum aus Bayern zugezogenen Franz
    genannten Oktogons öffnet sich der auf den         Anton Kraus und Johann Baptist Babel mit
    Chor hin ausgerichtete Kirchenraum. Von hier       ihren Bildern und Stuckplastiken den würdi-
    überblickt der Besucher den Predigtraum mit        gen Anschluss an das Kirchenschiff. Dank des
    der prachtvollen Kanzel, die anschliessende        Beziehungsnetzes des Abtes war es möglich,
    Weihnachtskuppel und den durch das pers-           diese Künstler beizuziehen. Kloster mit Kirche
    pektivische Gitter abgetrennten Chor. Schma-       und Platz bilden so eine gestalterische Ein-
    le Seitenschiffe begleiten die Kuppelräume.        heit, wenn auch verschiedene Generationen
    Den ganzen Raum gleichzeitig zu erfassen, ist      daran gearbeitet haben. Alle waren stets be-
    nicht möglich, so reich ist er ausgestattet. Un-   müht, ihr Bestes zu geben.                MB
    ten dominieren die zahlreichen Altäre, die in
    italienischer Art parallel zu den Aussenwän-
    den stehen und so gegen den Raum hin aus-
    gerichtet sind. Die Gewölbezone beherrscht
    die Pracht der Stuckaturen und Deckenbilder,                                                        161
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DEKANAT AUSSERSCHWYZ

Gross

VIERTELSKIRCHE
ST. JOHANNES NEPOMUK
    Die Kirche St. Johannes Nepomuk in Gross         Kirchenschiff und den Vorchor. Dieses Ge-
    verdankt ihr Aussehen im Wesentlichen einem      wölbe ist auf markante Konsolen abgestützt.
    eingreifenden Umbau aus den Jahren 1924/25       Ungewohnt ist die Position der Kanzel relativ
    unter der Leitung des Einsiedler Paters Viktor   hoch oben am Chorbogen, zugänglich über
    Stürmle. Den Kern der heutigen Anlage bildet     den Turm.
    eine kleine Kirche aus dem späten 18. Jahr-         Die Wände im Schiff und Chor sowie die
    hundert, die jedoch bereits um 1860 vergrös-     Holzdecke sind mit feinen ornamentalen Ma-
    sert worden ist. Dieser Baukörper von 1860       lereien dekoriert. Hier finden sich neben Mo-
    ist noch heute im Wesentlichen erhalten. Le-     tiven, wie man sie bei historistischen Bauten
    diglich der Turm und die Eingangspartie mit      kennt, für den Kanton Schwyz selten ange-
    den beiden apsidenartigen Vorbauten wurden       wandte Elemente des floralen Jungendstils.
    1924 dazugebaut.                                 Solche sind bei den Fenstereinfassungen im
        Stark verändert wurde jedoch das Innere.     Schiff, bei der Darstellung des Heiligen Geis-
    Der relativ kleine, in drei Zonen aufgeteilte    tes an der Chorbogenwand und an der gan-
    Raum erscheint dadurch wesentlich länger,        zen Chorwand angewandt. Daneben sehen
    als er tatsächlich ist. Der alte Chorbogen von   wir auch Einflüsse des linearen Wiener Se-
    1860 wurde neu auf kräftige Pfeiler mit En-      zessionsstils, so beim Fliesenboden, bei der
    gelskapitellen abgestützt, eine Arbeit von       Kanzel und bei der Bemalung, die die beiden
    Alois Payer und Franz Wipplinger in Einsie-      Chorbogen begleitet. Spannend ist dabei zu
    deln. Dahinter folgt ein quadratischer Vor-      beobachten, wie lange traditionelle Elemen-
    chor. Ein zweiter, etwas kleinerer Chorbogen     te des Historismus nachwirken und diese mit
    mit annährend identischer Gestaltung wie der     durchaus modernen, zeitgemässen Elementen
    erste Bogen trennt den eigentlichen Chorraum     kombiniert werden. Dazu gehört insbesondere
    ab. Den optischen Abschluss dieser Raumfol-      auch der Glasscheibenzyklus mit den Apos­
    ge bildet ein proportional etwas klein gerate-   telbüsten nach dem Entwurf von P. Viktor
    ner Altar mit Schnitzereien ebenfalls aus der    Stürmle. Diese geschickte Kombination macht
    Werkstatt Payer & Wipplinger. Über der Altar-    den Innenraum der Kirche von Gross zu ei-
    mensa ist das direkt auf die Mauer aufgezoge-    nem Solitär in unserer so reichen und vielfäl-
    ne Altarbild von Pater Viktor Stürmle mit der    tigen Kulturlandschaft.                  MB
    Darstellung des Kirchenpatrons von einem
    reichen gemalten Ornamentrahmen umgeben.
    Eine schwere kassettierte und mehrfach ge-
    brochene Holztonne von 1924 überspannt das                                                        181
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AUTOREN, FOTOGRAF

rechts   Markus Bamert, Autor
         Geboren 1950, in Rickenbach SZ aufgewachsen. Matura am Kollegium Maria Hilf in Schwyz.
         Studium an der Universität Freiburg i.Ue. mit Abschluss in Kunstgeschichte und Geschichte.
         Parallel zum Studium Ausbildung zum Restaurator bei Prof. Oskar Emmengger mit Schwerge-
         wicht Bauuntersuch und Wandmalerei. Anschliessend während 35 Jahren als Denkmalpfleger im
         Kanton Schwyz tätig. In dieser Tätigkeit begleitete er die Restaurierung des Grossteils der Pfarr-
         kirchen im Kanton Schwyz. Die Kurzberichte zu diesen Restaurierungen sind in den Mitteilungen
         des Historischen Vereins des Kantons Schwyz zu finden. Seit 2012 Betreuer der Kunstsammlung
         des Klosters Einsiedeln. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zu Kunstdenkmälern im Kanton
         Schwyz erschienen.

 links   Michael Tomaschett, Autor
         Geboren 1968, Dr. phil. I, Kunsthistoriker. Lizentiatsarbeit zu Dreikönigsdarstellungen in der mit-
         telalterlichen und frühneuzeitlichen Wandmalerei der Kantone Graubünden und Tessin. In seiner
         Dissertation befasste er sich mit dem barocken Klosterneubau in Engelberg. Forschungsschwer-
         punkt ist die Innerschweizer Kunst- und Architekturgeschichte vom Mittelalter bis ins 19. Jahr-
         hundert. Seit 2009 ist er im Amt für Kultur des Kantons Schwyz als Kunstdenkmäler-Inventari-
         sator angestellt.

Mitte    Andy Crestani, Herausgeber und Fotograf
         Geboren 1969, in Davos GR aufgewachsen. Ausbildung in visueller Kommunikation – Fachrich-
         tung Corporate Design und Editorial Design. Langjährige Tätigkeit als Grafikdesigner, Art Director
         und Creative Director bei Druck- und Kommunikationsdienstleistern in Graubünden, im Fürsten-
         tum Liechtenstein und im Kanton Schwyz. Weiterbildungen in Marketing und Projektmanage-
         ment. Seit 2018 Inhaber der vimeco GmbH in Siebnen – Agentur für Branding, Kommunikation
         und Projekte. Autodidaktischer Fotograf mit Schwerpunkt Architektur, Business-Reportage und
         -Porträts. Ausstellung diverser Fotografieprojekte an der grössten Werkschau für Fotografie der
         Schweiz «photoZÜRICH». Publikationen in internationalen Fach- und Lifestyle-Magazinen.

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