Wir sind ein winziger Teil der Erdgeschichte - Kirche Obwalden
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5/2020 22. März bis 4. April OBWALDEN (Bilder: Sr. Thomas Limacher) Sarnen Seite 8/9 Wir sind ein winziger Schwendi Seite 10 Teil der Erdgeschichte Kägiswil Seite 11 Alpnach Seite 12/13 Millionen Jahre waren vor uns. Jahrmillionen werden es nach uns sein. Irgendwo in ihrer Mitte sind wir. Welche Spuren werden wir Sachseln Seite 14/15 auf dieser Welt hinterlassen? Flüeli • Melchtal Seite 16/17 Seite 2 Kerns • St. Niklausen Seite 18/19 nste und En ts cheid : Alle Gottesdie Neuster gt. Die Kirchen tu nge n sind abgesa Giswil Seite 20/21 Veran stal et geöffnet. en fü r das p ersönliche Geb bleib Lungern • Bürglen Seite 22/23
2 Thema Spuren bleiben Meine Ferienkapelle Während meiner Ferien im Tessin hat zu schützen mit unseren Händen? Ist Papst Franziskus am Missionssonn- alles, was lebt, etwa in unsere Hände tag 2019 mit nur gerade zwei Wörtern gelegt, damit wir vernünftig damit aus einem Evangeliumstext eine Pre- umgehen, es für die Nachwelt zu er- digt gestaltet. Ähnlich möchte ich die halten, es als Segen zu betrachten Kapelle der Menzinger Schwestern in für die Zukunft? Sind wir somit Mit- Brione sopra Minusio vorstellen. schöpfer/innen GOTTES? Drei «Blick-Punkte» faszinieren mich Gesichtslos – unendlich im 1969 erbauten und 1992 reno- anschauend vierten Raum: die versteinerten Mu- Die grosse Christusfigur an der Wand scheln in den Marmorbodenplatten wurde vom Künstler Giovanni Genuc- vor meinen Füssen, die Madonna, die chi gestaltet. Sie hängt an der nackten vom Kind wegschaut, und der ge- doch positives Image meines Lebens weissen Mauer, fast wie im Raum sichtslose Bronzekorpus an der Wand mittragen kann. schwebend. Ihre Konturen sind nur (Bild Titelseite). sachte angedeutet. Arme und Hände Frei – in Liebe gebunden sind umfangend ausgebreitet. «Kommt Alt – und lebenspendend Vor Jahrzehnten holten die Schwes- alle zu mir, die ihr mühselig und be- Die Versteinerungen – eine Krebsart tern eine Madonnenfigur in Ortisei lastet seid» (Mt 11,28), scheinen sie und eine Schneckenform – erinnern im heutigen Südtirol. Für mich ist sie einladend zu sagen. Mich bewegt vor mich an die Ewigkeit. Vor wie vielen ein faszinierendes Kunstwerk; nicht allem das gesichtslose Antlitz JESU. Tausend Jahren wohnte Leben in ih- wie andere Mariendarstellungen. Die Es ist ein Ausdruck der Hoffnung auf nen? Die Tiere waren beseelt, beweg- Augen der Mutter schauen, vom Kind Weite und Tiefe, nicht so sehr den ten sich, frassen, vermehrten und – abgewandt, konzentriert in die weite Tod, den Schmerz und das Leid be- wer weiss – freuten sich am puren Da- Ferne. Schaut sie dem kommenden tonend. Und alle – aber wirklich alle – sein. Jetzt sind ihre Schalen-Überreste Leben ihres Kindes voraus? Und doch sind Angeschaute. Nicht nur wir, die im Marmorboden: eine Fotografie, die ist ihr Blick eher introvertiert, als wir hier sitzen, sondern alle Brüder nie vergilbt, auch wenn die Marmor- ob sie ihren Knaben innen suchen und Schwestern, die je gelebt haben, platte abgeschliffen wird. Tausende würde. Im Übrigen hält sie JESUS sind in diesem Antlitz anwesend. Viel- von Generationen können sie über- nicht fest, sondern ER sitzt auf ihren leicht auch jene, die ich nicht gern zu leben! Meine Lebenszeit ist ein kurzes nach oben offen gehaltenen Händen. Gesichte habe, jene, von denen ich Nu, ein klitzekleiner Moment hier auf ER hat die Freiheit, sich zu bewegen mich abwende, jene, die mir fremd dieser Erde. «Wenn es gut geht, wird – mit der Gefahr, zu fallen. Ob Maria und fern sind. CHRISTUS IN ALLEN, sie achtzig sein», beschreibt der Psalm etwas davon ahnt? Stehend vor der CHRISTUS FÜR ALLE, scheint der ge- 90. Was bleibt von mir übrig, von mei- Statue schaut dir JESUS direkt in die kreuzigte Antlitzlose uns zu lehren. nen Mitschwestern, die mit mir in der Augen. ER lädt dich ein, ebenso frei Sr. Thomas Limacher Kapelle beten? Werden wir gute Spu- und «ungebunden» zu sein. Will ER ren hinterlassen für kommende Gene- dich auffordern, dich in die Hände Sr. Thomas Limacher rationen? Wird unser «Fussabdruck» jenes GOTTES zu geben, der dich in lebt im Mutterhaus ein positiver, ermunternder, aufstel- Liebe hält und dich von allem an- Menzingen und leitet lender sein für jene, die nach uns kom- deren befreit? Sonderbar, dass JESUS dort die Missionspro- men? Können Spätere sich erfreuen die Weltkugel nicht auf seinen Hän- kura. Früher war sie an dem, was wir waren und taten? Die den trägt, nein, diese «sitzt» auf sei- Lehrerin in Alpnach. Abbilder in den Marmorplatten mah- nem rechten Beinchen. Locker und Vor ihrem Wegzug aus nen mich, aufmerksam und achtsam ohne Druck hält ER seine segnende Obwalden wohnte meinen Weg zu gehen, damit die Welt Hand auf ihr. Weist diese Darstel- und arbeitete sie ei- nach mir zwar ein unsichtbares, aber lung auf unsere Aufgabe hin, die Welt nige Jahre im Ranft.
Thema 3 Verabschiedung von Generalvikar Martin Kopp «Danke, du hast uns den Rücken freigehalten» Anlässlich des alljährlich stattfin- denden Dekanatsforums haben sich die Seelsorger/innen aus Ob- und Nidwalden von Martin Kopp verab- schiedet, der in den nächsten Mona- ten sein Amt als Generalvikar für die Bistumsregion Urschweiz abgibt. «Von der Kirchenkrise zur Kirchen- entwicklung» – so hiess der Leitge- danke der Veranstaltung, zu wel- cher die beiden Dekanate eingeladen hatten. Hanspeter Schmitt, Priester, Ordensmann und Professor an der Theologischen Hochschule Chur, nahm die gegen 50 Anwesenden mit viel Humor auf einen unbequemen (Bild: df ) Weg mit. «Ich verstehe, wenn bei euch in der Seelsorge Energieverlust, Die Dekane Bernhard Willi (links) und Melchior Betschart (rechts) Kränkung und Zweifel spürbar wer- danken Generalvikar Martin Kopp für seinen 17-jährigen Einsatz im Dienste den angesichts des allgegenwärtigen der Bistumsregion Urschweiz. Verlusts selbstverständlicher Reso- nanz kirchlicher Aktivitäten.» Die Bil- an einer Veranstaltung der Deka- Wir wünschen dir der der Kirche von morgen würden nate teil. Daher nutzten die Dekane «Pax Montana» sich, so Schmitt, oft noch an der Volks- die Gelegenheit, ihm für seinen un- «Wir wünschen dir für die Zukunft kirche orientieren, deren Selbstver- ermüdlichen Einsatz für die Kirche den Frieden, war doch die ganze Bis- ständlichkeit sich langsam auflöse. in der Urschweiz zu danken. «Seit tumssituation eine äusserst unfried- In solcher Lage gehe es darum, auf 17 Jahren durften wir auf deine Hilfe liche Sache. Wir wünschen dir auch das Wesentliche christlichen Glau- zählen. Du hast uns in vielen Fäl- den ‹Bergfrieden›, denn als Freund bens zu sehen und zugleich krea- len den Rücken freigehalten. Und der Berge wirst du diesen in den Ber- tiv zu werden. Schmitt plädierte für du warst ganz für uns da.» So fasste gen suchen und finden.» So schloss eine pluriforme Kirche, eine Kirche der Nidwaldner Dekan Melchior Bet- der Obwaldner Dekan Bernhard Willi der Vielfalt und spezifischen Situa- schart das Wirken von Martin Kopp seine Dankesworte an Kopp. «Berg- tion. Dies könne man im Blick auf Ju- zusammen. Als Krisenbewältiger und frieden» heisse auf Lateinisch Pax gendkulturen lernen. Überhaupt seien als Pfarradministrator in unzähligen Montana. Und so schenkte Bernhard Jugendliche gar nicht so desinteres- Situationen habe er viel mehr ge- Willi im Namen der Obwaldner ei- siert am Religiösen, wie viele mein- tan, als überhaupt erwartet werden nen Gutschein für einen genussrei- ten, betonte der engagierte Priester durfte. Daneben habe sich Kopp chen Aufenthalt im Paxmontana im und erfahrene Seelsorger. Schmitt noch starkgemacht für eine glaub- Flüeli. sieht die Lösung in einer «flexibleren, würdige, diakonische und menschen- ästhetischeren und glaubwürdigeren freundliche Kirche. Und dies nicht Mit nicht enden wollendem Applaus Kirche». nur mit Worten. Um den Kontakt bedankten sich die Anwesenden bei mit Nidwalden zu wahren, übergab Martin Kopp. Krisenbewältiger in unzäh- Melchior Betschart dem abtreten- Donato Fisch ligen Situationen den Generalvikar einen Geschenk- Zum letzten Mal in seiner Funktion gutschein für einen Besuch mit Weit- als Generalvikar nahm Martin Kopp blick auf Maria Rickenbach.
4 Kurznachrichten Kirche und Welt nengebet genannt, populär. Mit dem volksmagischen Ritual wollte man chien, Lateinamerika, den USA und der Schweiz. verborgene Schätze aufspüren. Zug Weltkirche Berlin Ein Preis zur Stärkung von Kirche ist jeden Sonntag voll Frauen in der Kirche Krakau Pater Josef Schulte (77) ist seit 34 Jah- Zeichen setzen und Frauen in kirch- Seligsprechungsprozess für ren Seelsorger in Berlin. Seine «Messe lichen Führungspositionen stärken: Papst-Eltern startet für Ausgeschlafene» sonntags ab So lässt sich kurz das Ziel des Sylvia- Die katholische Kirche hat Seligspre- 12 Uhr ist immer voll – ungewöhn- Michel-Preises zusammenfassen. Am chungsprozesse für die Mutter und lich in der heutigen Zeit. Josef Schulte Internationalen Frauentag wurde in den Vater von Papst Johannes Paul II. erklärt: «Ich glaube, es kommt ein- Zug diese Auszeichnung der chileni- (1920–2005), Emilia und Karol Wojtyla, fach mehreres zusammen. Die Uhr- schen Pfarrerin Cecilia Castillo Nan- beschlossen. Johannes Paul II. sei «ge- zeit: 12 Uhr, das entspricht wohl eher jari überreicht. Katholischen Theo- wissermassen ein direkter Zeuge der dem Lebensgefühl der Grossstadt als loginnen bleibt in der Kirche vieles Heiligkeit seiner Eltern», sagte der Hei- 10 Uhr. Es ist eben eine ‹Messe für vorbehalten, was in der reformier- ligsprechungsreferent der Erzdiözese, Ausgeschlafene›. Dann das schöne ten Kirche selbstverständlich scheint. Andrzej Scaber. «Es gibt viele Texte, Gebäude, es ist eine richtige Kirche Doch so selbstverständlich ist das gar die bestätigen, dass sie aussergewöhn- mit Säulen und Gewölbe und kein nicht. Mit dem Sylvia-Michel-Preis liche Menschen waren.» Der 2014 hei- Neubau mit Flachdach. Die Musik – werden seit 2009 Theologinnen aus- liggesprochene Johannes Paul II. habe wir haben hier wunderbare Organis- gezeichnet, die sich für die Rechte der eine enge «geistige Freundschaft» mit ten und bieten wirklich gute Kirchen- Frau einsetzen. seinem Vater gehabt und ihn oft er- musik. Und schliesslich ein Wort, das wähnt. Seine Mutter habe er immer unter die Haut geht. Wenn ich meine Schweiz/Vatikan in seinem Herzen getragen. Zugleich Predigt vorbereite, versuche ich, den Neue Kaserne zum 500-Jahr- räumte Scaber ein, dass das Verfahren Entzündungspunkt zu finden. Jede Gedenken des «Sacco» wegen der geringen Zahl an mutmass- Predigt braucht einen Glutkern, eine Für den Neubau der Kaserne der lichen Zeitzeugen nicht einfach sein zentrale Botschaft. Und wichtig ist Päpstlichen Schweizergarde sollten werde. auch, dass ich selbst davon über- bis Jahresende die notwendigen Be- zeugt bin. Das heisst, ich halte die willigungen der Stadt Rom, vom Vati- Venetien Predigt auch für mich. Ich versuche, kan und von der Unesco vorliegen. Die heilige Corona die tiefere Schicht der Seele zu be- Das teilte die Schweizer Bischofskon- rühren.» Die Nachrichten über den Corona- ferenz mit. Abriss und Neubau der Ka- Virus prägen weiterhin die Medien. serne im Vatikan sind nach aktuellem Ein Fresko aus Venetien stellt die hei- Stand für die Jahre 2023 bis 2026 ge- lige Corona als Frau mit zwei Kronen Kirche Schweiz plant. Damit könnte es gelingen, das dar. Der Legende nach soll sie im 500-Jahr-Gedenken an den «Sacco di Zürich zweiten Jahrhundert gelebt haben. Roma» im Jahr 2027 mit der Einwei- Filme gegen Klischees Das Martyrium soll sie im Alter von hung der neuen Kaserne zu kombi- 16 Jahren zusammen mit einem Sol- Vom 12. bis 19. März zeigten die nieren. «Das Projekt ist zwar komplex, daten, dem heiligen Victor von Siena, «Yesh!»-Filmtage* in Zürich in ihrer aber wir kommen gut voran», fasste erlitten haben. Zwei Peiniger banden 6. Ausgabe wieder eine grosse Band- Jean-Pierre Roth, Präsident der für die sie zwischen zwei herabgebogenen breite an Filmen mit jüdischem Fo- Renovierung gegründeten Stiftung, Palmen fest, die sie beim Empor- kus. Festivaldirektor Michel Rappa- den aktuellen Stand der Planungen schnellen zerissen. Besondere Ver- port erklärte, wie der stetig wachsende zusammen. Eine Machbarkeitsstudie ehrung wird der heiligen Corona in Anlass Wissenswertes über die jüdi- hatte gezeigt, dass nur ein Abriss der Österreich und Ostbayern zuteil. Der sche Kultur vermittelt und das Ver- auf dem Gelände zwischen Peters- Gedenktag ist der 14. Mai, gelegent- ständnis dafür fördert. Filme mit jüdi- platz und Sankt-Anna-Tor bestehen- lich wird dieser auch am 20. Februar schem Bezug in allen Facetten wurden den Kaserne und ein Neubau auf dem begangen. Im 17. und 18. Jahrhundert gezeigt. Diese stammen aus Israel, bestehenden Grundriss den gestellten war das Corona-Gebet, auch Kro- Ungarn, Polen, Deutschland, Tsche- Anforderungen entsprechen könne.
Thema 5 Caritas vermittelt Pflegeplätze Pflegefamilien: Kindern ein zweites Zuhause geben Am 23. März veranstaltete die Cari- durch.* Es gibt total 261 Kinder und tas zum ersten Mal einen Infor- Jugendliche im Kanton Luzern, die mationsabend für interessierte Pfle- fremdplatziert werden. Davon woh- gefamilien. Die Fachstellenleiterin nen 186 im Kanton und 75 ausser- Christine Guarise erzählt, was es kantonal. Von den 186 Kindern und heisst, Pflegefamilie zu sein, und wel- Jugendlichen sind 30 % bei Verwand- che Herausforderungen und Freu- ten platziert. Total gibt es im Kanton den damit verbunden sind. 209 Pflegefamilien. Wieso wird ein Kind fremdplatziert? Welche Voraussetzungen braucht es, Welche Umstände führen dazu? um ein Kind aufnehmen zu können? Es gibt ganz unterschiedliche Gründe Zentral sind eine grosse Freude und für eine Fremdplatzierung in einer ein Interesse an Kindern und Jugend- Christine Guarise leitet die Fachstelle Pflegefamilie. Ein Grund kann sein, lichen. Eine Pflegefamilie muss dem Caritas-Familienplatzierung dass sich die Eltern nicht mehr um Leben offen und positiv gegenüber- Deutschschweiz. das Kind kümmern können, weil sie stehen und ein grosses Herz haben. beispielsweise unter psychischen Um Pflegefamilie zu werden, muss schwierigsten Umständen geschafft Problemen oder an einer Sucht lei- man nicht in einer Partnerschaft le- haben, ihr Leben in den Griff zu be- den. Heutzutage ist es so, dass im ben oder verheiratet sein. Auch als kommen. Das Leben in einer Pflege- Vorfeld alles probiert wird, bevor ein alleinstehende, alleinerziehende, ver- familie, die sie wohlwollend, offen Kind fremdplatziert wird. Wir als witwete oder ältere Person kann man und wertschätzend aufgenommen Platzierungsorganisation stehen ganz Pflegekinder aufnehmen. Wichtig ist, hat, war entscheidend dafür. Diese am Ende eines Prozesses mit vielen dass die Person in stabilen Verhältnis- positiven Fälle motivieren mich Massnahmen, die vorher ergriffen sen lebt und dass ein eigenes Zimmer enorm, mich in diesem Bereich ein- werden. für das Kind oder den Jugendlichen zusetzen. zur Verfügung steht. Wofür braucht es Pflegefamilien? Kinder, die in einer Pflegefamilie Welchen Herausforderungen muss Kontaktadresse aufwachsen, haben ein bis zwei fixe man sich als Pflegefamilie stellen? für Interessierte Bezugspersonen und lernen so, Bin- Als Pflegefamilie öffnet man Tür Wer sich als mögliche Pflegefamilie dungen einzugehen und sich auf je- und Herz nicht nur für ein Kind, son- für die Aufnahme eines Kindes in- manden verlassen zu können. Dies dern für sein ganzes sogenanntes teressiert, kann sich melden bei: ist zentral für die Entwicklung eines Herkunftssystem: die Eltern, Gross- Caritas Schweiz, Adligenswiler- Kindes, damit es sich später entfalten eltern, Begleitpersonen, Therapeu- str. 15, 6005 Luzern, 041 419 22 77; und sein Leben selbst in die Hand tinnen usw. Das erfordert viel Fin- familienplatzierung@caritas.ch. nehmen kann. gerspitzengefühl, Offenheit und den Mehr Informationen unter Willen, Probleme zu diskutieren und www.familienplatzierung.ch Wie viele Kinder und Jugendliche nicht bei der ersten Schwierigkeit (unter Pflegefamilie werden). werden in der Schweiz fremdplat- aufzugeben. ziert? Leider ist die Datenlage zum Thema Was motiviert Sie, in diesem Bereich * Dienststelle Soziales und Gesellschaft Pflegekinder sehr bescheiden in der zu arbeiten? (2019). Erhebung Pflegekinder im Kan- Schweiz. Der Kanton Luzern führte In all den Jahren habe ich sehr viele ton Luzern. Ergebnisse der Erhebung zu 2018 das erste Mal eine Erhebung Kinder gesehen, die es trotz den den Pflegeverhältnissen im Jahr 2018.
6 Thema Kommentar zum nachsynodalen Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus «Die Tür bleibt offen» Felix Gmür, Präsident der Schwei- zer Bischofskonferenz, richtet sich in einem Kommentar zum Schrei- ben «Querida Amazonia», welches Papst Franziskus im Nachgang zur Amazonas-Synode verfasste, an die Öffentlichkeit. Typisch Franziskus: Er verfasst das nachsynodale Apostolische Schrei- ben in einer erfrischenden, flüssigen Sprache, die man gerne liest und gut versteht. Typisch Franziskus: Er (Bild: df ) erlässt keine neuen Vorschriften und zwingt den Menschen in Amazonien Bischof Felix Gmür ermuntert, das Schreiben von Papst Franziskus nicht bloss kein bestimmtes Handeln auf. Viel- unter dem Aspekt der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt zu werten. Er mehr anerkennt er, dass sie über ihre selbst plädiert ausdrücklich für ein zeitgemässes Frauenbild in der Kirche, wel- Probleme und Herausforderungen ches in «Querida Amazonia» leider kaum zu finden ist. vor Ort besser Bescheid wissen als er und daher auch besser wissen, Umkehr und «buen vivir», «gutes Le- aufzusprengen, den Status quo neu wie es unter der Perspektive einer ben»: Das sind die beiden Leitworte zu denken. Visionen weisen über das ganzheitlichen Umkehr konkret zu des Schlussdokuments. Der Papst Ich und dessen Grenzen im Denk- handeln gilt. Typisch Franziskus: Er bestätigt sie in seiner apostolischen vermögen hinaus. Sie stossen eine verbindet die ökologische mit der Exhortation. Er gibt ihnen aber eine innere Dynamik an, die befähigt, den sozialen und kulturellen Frage und neue Wendung. Er spricht von Visio- notwendigen Wandel zuversichtlich ermuntert die Kirche zu lokalen nen. Die vierfache Umkehr wird zu anzugehen und trotz aller Hürden Handlungsoptionen, denn «alles, was einer sozialen, kulturellen, ökologi- die Strapazen auf sich zu nehmen, die Kirche anzubieten hat, muss an schen und kirchlichen Vision. «Ich hoffnungsvoll voranzuschreiten. Vi- jedem Ort der Welt auf eigene Art träume von einem Amazonien», sionen sind ebenso Ermunterung wie Fleisch und Blut annehmen» (Nr. 6). schreibt der Papst in Nr. 7, «das für Herausforderung und können Angst die Rechte der Ärmsten […] kämpft», machen und verunsichern, eben ge- «Querida Amazonia», «Geliebtes «das seinen charakteristischen kultu- rade darum, weil sie gängige Denk- Amazonien»: Was für ein Titel! Das rellen Reichtum bewahrt», «das die kategorien sprengen und Altvertrau- Dokument ist gleichsam eine Lie- überwältigende Schönheit der Natur, tes aufbrechen. beserklärung an die Lunge der Erde die sein Schmuck ist, eifersüchtig hü- mit ihrer Vielfalt an natürlicher tet». Und er träumt von «christlichen Die Kapitel zur sozialen, kulturellen Schönheit und kulturellem Reich- Gemeinschaften, die […] der Kirche und ökologischen Vision entwickeln tum. Und deshalb ist es gleichzeitig neue Gesichter mit amazonischen den Traum von einer gerechten, sen- ein Ausdruck der Sorge um die Zer- Zügen schenken». siblen, nachhaltigen Welt, nicht nur störung, die dort im Gang ist, um die im Amazonasgebiet. Die von der Kul- sozialen und ökologischen Katastro- Visionen eröffnen einen Blick in die tur der indigenen Völker Amazoniens phen, die sich anbahnen und die Zukunft. Dieser Blick geht von der inspirierte Vision, dass Menschen im ganze Welt betreffen. Deshalb richtet Lebenswirklichkeit hier und jetzt aus Einklang mit Gottes Schöpfung, in sich der Text nicht nur an das Volk und zeichnet sich zugleich wesent- Respekt voreinander und Verantwor- Gottes, sondern an alle Menschen lich durch eine Offenheit aus. Eine tung füreinander wahrhaftes «buen guten Willens. Amazonien betrifft Vision hat den Anspruch, gegenwär- vivir», «gutes Leben» erfahren und uns alle! tige Denk- und Beurteilungsmuster entfalten können, weist über Amazo-
Thema 7 nien hinaus. Papst Franziskus appel- pektvoller, weniger ängstlich besorgt Diakoninnen greift Franziskus nicht liert an alle Menschen guten Willens und brüderlicher» (Nr. 58). Entschei- auf. Das hat manche, vorab in unse- und an die Kirche, die Klage der Ar- dend ist dabei das Entwickeln einer ren Breitengraden, enttäuscht, umso men und die Klage der Erde zu hören neuen Haltung. mehr, als diese auch für uns wichti- (Nr. 8), «den Schrei der Völker Amazo- gen Fragen das Schlussdokument der niens» zu hören (Nr. 19). Für die Kirche ist der Glaube an Jesus Synode offen diskutiert und themati- Christus sowie das Weiterschenken siert hat. Ich kenne den Grund für das «Man muss sich empören» (Nr. 15). seiner Liebe das tragende Funda- Schweigen des Papstes nicht, kann Gegenstand der Empörung ist die ment für jedes soziale und ökologi- mir aber vorstellen, dass er das Wesen verkehrte Sicht auf Amazonien als sche Engagement (Nr. 63 f.). Die Liebe der Weihe von der Machtfrage ent- Land ohne Leute und Kultur, dessen Jesu Christi ergiesst sich über alle koppeln will. Das ist für mich positiv, Reichtum und Rohstoffe man nach Menschen, in allen Kulturen. Die fordert aber eine tiefergehende Refle- Gutdünken ausbeuten kann. Dabei Kirche hat sich seit ihren Anfängen xion vorab über den Priester. Dazu verletzen die Ausbeuter, nicht selten immer wieder inkulturiert, bis heute. bleibt die Tür offen, denn die Tür, wel- auch internationale Konzerne, die Das Christentum «verfügt nicht über che das Schlussdokument der Syn- Würde der dort ansässigen Men- ein einziges kulturelles Modell» (Nr. ode aufgetan hat, schliesst der Papst schen und Völker. Ausbeuterische 69). Papst Franziskus ermutigt damit nicht. Dagegen ist das sehr traditio- Wirtschaftsbeziehungen verschmut- nicht nur die Menschen in Amazo- nelle Frauenbild, welches transpor- zen die Luft, zerstören Wälder, Flüsse, nien, sondern uns alle, Kirche dyna- tiert wird, befremdend. Zumindest Flora, Fauna, indigene Völker, Ge- misch und offen zu denken. für unseren Kulturkreis ist es nicht meinschaften und Kulturen, beschä- «inkulturiert». Deshalb besteht hier digen die Institutionen, fördern da- Der Papst denkt dabei anders, als wir Handlungsbedarf. Die Kirche in der durch Gewalt, Instabilität, Elend und es uns gewohnt sind. Er denkt nicht Schweiz braucht ein inkulturiertes Leid und werden so «zu einem Instru- von den Ämtern her. Sein Ausgangs- Bild von Frauen (und Männern). Das ment, das tötet» (Nr. 14). Diese Arten punkt ist vielmehr das Volk Gottes. ist ein Gebot der Erkenntnis der Zei- von postmoderner Kolonialisierung Von daher entwickelt er die Vision chen der Zeit. sind und befördern, so die äusserst einer inkulturierten Kirche, die «das harten Worte, «Ungerechtigkeit und Soziale besser mit dem Geistlichen Bei der Ämterfrage bereitet der Papst Verbrechen» (Nr. 14). Hier hat die verbinden» kann (Nr. 76). Dazu be- zwar den Boden für weitere mutige Kirche ihre «prophetische Stimme» darf es auch inkulturierter Ämter und Schritte. Er ruft zu mehr Mut und (Nr. 27) zu erheben und den Dialog Dienste. Zu diesen gehören aufgrund lokaler Mitgestaltung auf, bleibt aber auf allen Ebenen zu fördern. Das for- des Mangels an Priestern, wie bei in der Klärung hinter dem frischen dert auch uns, weil wir uns fragen uns, «Laien-Gemeindeleiter» (Nr. 94). Geist, hinter seinem eigenen visionä- müssen, ob die Art unseres Wirt- Überhaupt will der Papst der Kirche ren Anspruch zurück. Er lobt den aus- schaftens mit dem Amazonas die ein Gesicht geben, das nicht klerikal, gerollten Teppich des Schlussdoku- Freiheit der dortigen Menschen und sondern «von Laien geprägt ist»: ments, läuft aber selber nicht dar- Gemeinschaften respektiert und för- «Die Inkulturation muss sich auch über. Die Spannung bleibt, die Tür dert oder vielleicht doch eher min- auf konkret erfahrbare Weise in den für Neues auch hier steht weiterhin dert und die Lebensgrundlagen zer- kirchlichen Organisationsformen und offen. Denn der Papst redet von ei- stört. in den kirchlichen Ämtern entwi- ner Vision, einem Traum: Traum und ckeln und widerspiegeln. Wenn Spiri- Vision sind nicht das Ende, sondern Tragen wir zur Zerstörung des Ama- tualität inkulturiert wird, wenn Hei- der Anfang eines Prozesses, dessen zonas bei, schneiden wir uns auch ligkeit inkulturiert wird, wenn das Resultate nicht zum vornherein fest- ins eigene Fleisch. Denn «das Gleich- Evangelium selbst inkulturiert wird, stehen. gewicht des Planeten hängt auch können wir nicht umhin, auch hin- von der Gesundheit Amazoniens ab» sichtlich der Art und Weise, wie kirch- Stellen wir uns dieser Spannung! (Nr. 48). Das gilt nicht nur für die liche Dienste strukturiert und gelebt Sie betrifft unseren nachhaltigen Le- Natur, sondern auch für die soziale werden, an Inkulturation zu denken» bensstil, unser Wirtschaften, unser Frage. Beides gehört aufs Engste zu- (Nr. 85). Kirchesein. sammen (Nr. 8). Deshalb gilt es, dass Felix Gmür, wir einen Lebensstil einüben, «der Die Weihe von verheirateten Män- Präsident der Schweizer weniger unersättlich ist, ruhiger, res- nern zu Priestern und die Weihe von Bischofskonferenz
AZA 6064 Kerns Post CH AG Abonnemente und Adress- änderungen: Administration Pfarreiblatt Obwalden, Unterbalmstr. 8, 6064 Kerns, Tel. 079 575 10 12 tamaramay@gmx.ch 52. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. – Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Judith Wallimann, Monika Küchler, Vreni von Rotz. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden, Pilatusstrasse 3, 6072 Sachseln, E-Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch Redaktionsschluss Ausgabe 6/20 (5. bis 18. April): Montag, 23. März. izierte chiedene publ nd de r ak tuellen Lage vers Pfarrä mter Sie, dass aufgru unft geben die jeweiligen Bitte beachten nn en . Au sk stattfinden kö Anlässe nicht ). lter (Webseite oder Veransta Obwaldner Priester feiern Lourdesgrotte Sarnen: Andacht Neuer Film von Edwin Beeler Im Laufe dieses Jahres feiern folgende Der Lourdespilgerverein Obwalden Priester ein Jubiläum: hält am Donnerstag, 26. März, um 17 Uhr eine Kreuzwegandacht in der Das goldene Lourdesgrotte Sarnen. Die Andacht Priesterjubiläum findet bei jedem Wetter statt. (Bild: Calypso Film AG) feier dieses Jahr P. Damian Ehe-Retraite in Weggis Mennemann. «Vision Familie» organisiert vom 20. Er wurde am bis 24. Mai 2020 im Wellnesshotel 27. Juni 1970 Alexander in Weggis ein katholisches zum Priester geweiht. Der ehema- Eheseminar für Paare. Dieses wendet Im Film: Sergio Devecchi. Ein Heim- lige Flüeli-Kaplan verbringt seinen sich an ledige und verheiratete Men- kind wird später zum Heimleiter. Ruhestand bei den Franziskanern schen, welche wertvolle Tage für sich im Flüeli. Der Film «Hexenkinder» erzählt die und für ihre Beziehung erleben wol- Geschichte von zwangsversorgten und len sowie Entspannung und religiöse Vor 60 Jahren misshandelten Kindern aus der Mitte Vertiefung suchen. Auskunft und In- wurde P. Leon- des letzten Jahrhunderts. Gleichzeitig formationen: www.ehe-retraite.ch. hard Kessler zum erinnert er an das ähnliche Schicksal Priester geweiht. von Kindern, die im 17. Jahrhundert Ohne Suppentage Er gehört den im Namen Gottes der Unholderei be- weniger Fastenopfer Benediktiner- zichtigt, gefoltert und zu ihrem angeb- patres von Engel- Betroffen von der gegenwärtigen Situ- lichen Seelenheil oft auch hingerich- berg an und feiert am 2. Juli sein ation ist auch das Fastenopfer. Denn tet wurden. Einen besonderen Bezug diamantenes Priesterjubiläum. ohne die zahlreichen Suppentage gibt zur Innerschweiz erhält der Film, weil es weniger Geld für Entwicklungspro- darin ehemalige Heimkinder aus den Das Pfarreiblatt und das Dekanat jekte. Wer sein eigenes Fastenmenü zu von Schwestern geführten Waisen- Obwalden gratulieren den Jubilaren Hause gegessen hat und dem Fasten- häusern Einsiedeln und Rathausen und wünschen ihnen Gesundheit opfer helfen will, findet auf der letzten von ihren Erfahrungen berichten. Der und weiterhin segensreiches Wirken Seite der Agenda die (kontaktlosen) Kirchgemeindeverband Obwalden hat im Umfeld der Kirche. Kontoangaben: Postkonto 60-19191-7, die Produktion des Films mit einem Fastenopfer, 6002 Luzern. Beitrag unterstützt.
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