Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...

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Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
6/2019 16. bis 31. März Zentralredaktion

Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet

Ein grosses Herz für
die Glaubensvielfalt
Seite 2/3
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
2  Thema

Jungwacht Blauring Schweiz erhält den Herbert-Haag-Preis 2019

Den Glauben leben, nicht erklären
Aus der Kirche ausgetreten sein und
trotzdem eine Jungwacht- oder Blau-
ring-Schar leiten? Kommt vor und
geht, erklären die Verantwortlichen.
Für seine offene Art, Kirche zu leben,
wird der Jugendverband nun ausge-
zeichnet.

Die Jubla erhält den Herbert-Haag-
Preis 2019. Weshalb?
Valentin Beck: Einerseits für unser
Kerngeschäft, Kindern und Jugendli­
chen eine sinnvolle Freizeitbeschäf­
tigung zu bieten. Ausgezeichnet wer­
den wir auch für den Prozess, in dem
unser neues Leitbild und das Hal­
tungspapier «Glauben und Kirche»
entstanden sind und bei dem die Basis
breit einbezogen wurde. Dabei dachte      «Die Jubla ist für die Kirche eine Chance»: Alice Stierli, Valentin Beck und
die Stiftung wohl an den umstrittens­     Elias Müller.                                                      Bild: Dominik Thali
ten unserer fünf Grundsätze, «Glau­
ben leben». Wir trugen die Auseinan­                                                  setzt sich hin und erhält so überhaupt
dersetzung darüber selbstbewusst                                                      die Gelegenheit, mit Fragen von Re­
nach aussen – auch zu den Bischöfen.                                                  ligion und Glaube in Berührung zu
                                                                                      kommen. Besondes wichtig sind uns
Die Herbert-Haag-Stiftung setzt sich                                                  die Gemeinschaftsbildung und die

                                          D
für «Freiheit in der Kirche» ein. Wie             ie Jubla ist ein Teil               Vermittlung von Werten, indem wir
will sich die Jubla diese nehmen?                                                     diese vorleben. Die Jubla-Werte sind
Elias Müller: In der Jubla wird das
                                                  der katholischen                    durchaus christlich inspiriert und las­
Evangelium erlebbar: Wir unterneh­                Kirche. Aber bei uns                sen sich aus dem Evangelium begrün­
men zusammen etwas, erleben Ge­           gibt es kein römisches                      den. Aber wir vereinnahmen diese
meinschaft. Spirituelle Erfahrungen                                                   Werte nicht für das Christliche allein.
sind dabei nicht an die Kirche als Ge­
                                          Lehramt.                                    Für die Bewahrung der Schöpfung
bäude geknüpft. Mich packt es auch,                 Valentin Beck, Bundespräses       zum Beispiel kann man sich auch aus
wenn wir zusammen das Lied «Lau­                                                      anderen Glaubensperspektiven oder
dato si» singen.                                                                      in anderen Religionsgemeinschaften
Alice Stierli: Wir leben unseren Glau­                                                einsetzen.
ben und müssen ihn nicht erklären.
Man kann mitmachen, wird aber                                                         Oder auch ohne.
nicht gezwungen, und entdeckt da­                                                     Beck: Genau, und dann spricht man
bei vielleicht etwas für sich.                                                        eher von Umweltschutz. In der Jubla
Beck: Wir sind ein Teil der katholi­                                                  fliessen verschiedene Motivations­
schen Kirche. Die Kirche hat aber nicht                                               quellen zusammen, das Christentum
nur Strukturen, sondern vor allem                                                     ist nur eine mögliche. Die Jubla bringt
Funktionen. Für uns ist sie wie ein                                                   die Werte, die Menschen leben, und
Tisch, an den wir einladen. Wer mag,                                                  ihre Quellen dafür miteinander in Ver­
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                                                                                                                    Thema  3

bindung und ins Gespräch. Das ist für      Geht das?
die Kirche eine Chance.                    Beck: Ja, wir sind konfessionell offen.
                                           Und eine Schar wählt ihre Leitung
Und die «Freiheiten», bezogen auf          selber. Klar muss sie sich überlegen,
die kirchlichen Dauerbrenner?              ob es klug ist, jemanden einzusetzen,
Beck: Wir sind nicht die Einzigen, die     der antikirchlich unterwegs ist. Jubla
junge Menschen befragen. Auch wir          ist aber als Erstes Diakonie an der
sprechen die oft diskutierten «heis­       Jugend und für alle da. In der Gasse­
sen Eisen» an, wie die Stellung der        chuchi gibts Suppe ja auch nicht nur             Jubla-Alltag: Freizeit erleben,
Frau in der Kirche oder die kirchliche     für Kirchenmitglieder.                           Glauben erfahren. Bild: Archiv Jubla
Sexualmoral, und auch bei uns zei­
gen sich klare Mehrheiten für eine         Ist es ein Ziel, dass sich das Mitma-            «Fröhlich und weltoffen»
freiheitliche Haltung. Die gelegentli­     chen in der Jubla später im Mitma-               Der Kinder- und Jugendverband
che Kritik der institutionellen Kirche     chen in der Pfarrei fortsetzt?                   «Jungwacht Blauring Schweiz»
an uns knüpft hier an. Schon dass wir      Beck: Innerkirchlich argumentiert, ja.           (Jubla) erhält den Herbert-Haag-
uns die Freiheit herausnehmen, un­         Sicher soll das Zusammenwirken von               Preis 2019 zusammen mit dem
sere Mitglieder überhaupt zu fragen,       Jubla und Pfarrei zu guten Kirchen­              «Bund der Deutschen Katholi­
wie sie Kirche und Glauben verstehen,      erfahrungen führen. Die logische Fol­            schen Jugend» (BDKJ). Die Stiftung
ist ungewohnt. Die Interpretation ist      ge wäre, dass man sich später immer              ehrt damit das «jugendliche, fröh­
dann ein weiterer Schritt – in der Jubla   noch für die Kirche interessiert.                liche, lebensbejahende und welt­
gibt es kein römisches Lehramt.            Stierli: Wer in jungen Jahren Kirche in          offene» Engagement der beiden
                                           verschiedenen Facetten erlebt, kann              Jugendverbände, schreibt sie in
Sie sagten, der Jubla-Grundsatz            sie später auch so leben und besten­             einer Mitteilung. Ihre kritische Re­
«Glauben leben» sei bei der Erar­          falls entsprechend prägen. Vielleicht            flexion darüber, was kirchliche Ju­
beitung des neuen Leitbilds der            trägt dies zu einer Veränderung bei.             gendarbeit heute könne und solle,
umstrittenste gewesen.                                                                      widerlege längst das Vorurteil, sie
Müller: Das hängt damit zusammen,          Die Jubla hält zur Kirche, wiewohl               seien «Betreuungs- und Indoktri­
dass viele die Vorstellung haben, den      sie sich Freiheiten herausnimmt.                 nationseinrichtungen». Das Preis­
Glauben lebe man in der Kirche und         Müssen Sie sich dafür auch persön-               geld beträgt für die Jubla 15 000
gemeinsam mit der Pfarrei. Das ist         lich rechtfertigen?                              Franken, für den BDKJ 10 000 Euro.
zwar eine Variante, und sie hat auch       Stierli: Ich nicht. Aber Menschen in             Jungwacht Blauring Schweiz ist
Platz. Der erwähnte Grundsatz ist          meinem Umfeld, die nicht in der Jubla            mit über 30 000 Mitgliedern, über
aber viel offener formuliert. Es heisst    sind, stellen mir schon kritische Fra­           9000 ehrenamtlichen Leitungsper­
darin unter anderem: «Wir schaffen         gen. Ich entgegne ihnen, ich könne               sonen und rund 420 Scharen der
Raum für Fragen des Lebens. Wir set­       katholisch bleiben, auch ohne alles zu           grösste katholische Kinder- und
zen uns ein für ein friedliches, gerech­   unterstützen, was vermeintlich dazu              Jugendverband der Schweiz.
tes und solidarisches Leben.»              gehört. Der katholische Glaube passt             Die Preisverleihung findet am
Beck: Es gibt so viele Haltungen wie       eben nicht in einen einzigen Topf.               Sonntag, 24. März, um 15.30 Uhr
Mitglieder und in den Jubla-Scharen        Beck: Die Jubla sieht sich als Teil der          im Hotel Schweizerhof in Luzern
vor Ort eine grosse Spannbreite, wie       katholischen Kirche, will diese Kirche           statt. Der Eintritt ist frei, eine An­
«Glauben leben» verstanden wird. Es        mitgestalten und auch verändern. Wir             meldung nicht erforderlich.
war aber klar, dass die Jubla weiterhin    engagieren uns deshalb auch in der               Der Preis «für Freiheit und
ein kirchlicher Verband sein will. Sein    Allianz «Es reicht». Da halten wir es            Menschlichkeit in der Kirche»
struktureller Hintergrund bleibt ka­       gleich wie etwa der Frauenbund.                  wurde von Herbert Haag (1915–
tholisch, das einzelne Mitglied muss                    Interview: Dominik Thali            2001) gestiftet, Professor für Altes
aber nicht Kirchenmitglied sein.                                                            Testament an der Universität Tü­
                                           Valentin Beck, 35, Theologe, Bundespräses        bingen, und wird seit 1985 ver­
Das heisst …                               Jubla Schweiz, Luzern; Alice Stierli, 32,        geben. Haag lehrte in Luzern von
                                           Oberstufen-Lehrerin, Verbandsleitung, Co-
Beck: … dass uns zum Beispiel ein          Präsidium Jubla Schweiz, Zürich; Elias Müller,   1948 bis 1960 und verbrachte hier
Pfarreileiter anruft und reklamiert, der   26, Oberstufen-Lehrer, Co-Präsident Jubla        seinen Lebensabend.
neue Scharleiter sei ja aus der Kirche     Kanton Luzern, Baldegg                           herberthaag-stiftung.ch | jubla.ch | bdkj.de
ausgetreten, das gehe doch nicht.          Ausführliches Interview auf lukath.ch/jubla
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4  Veranstaltungen

Treffpunkte                                     Jesuitenkirche Luzern
                                                Fastenvorträge zum Thema
                                                «Wozu Kirche?»
                                                Die Fastenvorträge der Theologischen
Otto-Karrer-Vorlesung 2019
                                                Fakultät in der Jesuitenkirche Luzern
Gegen den Wind rudern
                                                widmen sich in diesem Jahr dem The­
An der diesjährigen Otto-Karrer-Vor­            ma «Wozu Kirche?». An drei Sonntag­
lesung spricht der italienische Jour­           abenden im März und April beleuch­
nalist und Vatikan-Berichterstatter             ten Professor Markus Ries, Professorin           Musik berührt – auch über Gebärden:
Mario Politi. Unter dem Titel «Gegen            Stephanie Klein und Professor Peter              am ersten Lieder-Gebärden-Nachmit-
den Wind rudern. Franziskus und die             G. Kirchschläger diese Frage aus dem             tag im März 2018.      Bild: Fleur Budry
Spannungen in der Kirche und der                Blickwinkel ihrer Fachgebiete.
                                                                                                 Behindertenseelsorge
globalisierten Welt» gibt Politi einen          Die Vorträge finden am 17. und 24. März
                                                sowie am 7. April statt, Beginn 18 Uhr,          Lieder mit Gebärden «singen»
Einblick in das Pontifikat von Papst
                                                Dauer 45 Minuten; die Veranstaltungen sind
Franziskus, dessen Leitlinien und Re­           öffentlich und kostenlos.                        Mit welchen Gebärden kann man
formbemühungen.                                                                                  ein Frühlings- und ein Kirchenlied
Mi, 20.3., 18.15 Uhr, Jesuitenkirche Luzern,                                                     «sing-gebärden»? Wie kann der Ge­
18.15 Uhr, eine öffentliche Veranstaltung des
                                                Pro Senectute Kanton Luzern
                                                                                                 bärdenfluss mit dem Rhythmus des
Ökumenischen Instituts der Universität Luzern   Loslassen und Entrümpeln
                                                                                                 Liedes harmonieren? Welche Mimik
                                                Loslassen fällt oft schwer – egal ob ma­         bringt die emotionalen Liedinhalte
Radiopredigt
                                                teriell oder mental. Etwas wegzuge­              zum Ausdruck? Diesen Fragen gehen
Unerfüllte Hoffnungen
                                                ben und von Liebgewonnenem Ab­                   Gehörlose und Hörende am 29. März
machen das Herz krank
                                                schied zu nehmen, ist mit Emotionen              gemeinsam auf den Grund. Ziel: Ge­
                     Für ihre Radio­            verbunden. Pro Senectute lädt zu Ver­            meinsam Lieder sing-gebärden und
                     predigt zur Fas­           anstaltungen zu diesem Thema ein.                sich von der Musik berühren lassen.
                     tenzeit (24. März)         Nach szenischen Darstellungen des                Durch den Nachmittag leiten Agnes
                     lässt sich die Lu­         «TheaterKoffers Luzern» diskutieren              Zwyssig (Gebärdensprach-Dolmet­
                     zerner Theologin           Fach­personen über das Loslassen,                scherin) und Behindertenseelsorger
                     Silvia Huber von           Entrümpeln und Aufräumen im Le­                  Bruno Hübscher.
                     einem Satz aus             ben, anschliessend Austausch bei Kaf­            Fr, 29.3., 13.30–16.30 Uhr, kath. Landes-
                     dem Buch der               fee/Tee und einem Zvieri.                        kirche, Abendweg 1, Luzern, keine Kosten,
                                                                                                 keine Anmeldung erforderlich
                     Sprüche (13,12)            Auf dem Podium: Selim Tolga, Auf­
inspirieren. Im Fastenkalender von              räumcoach, Mönchaltorf; Roger Seu­
                                                                                                 Kurs zur Glaubensvertiefung
Brot für alle und Fastenopfer lädt er an        ret, Diakon, Altishofen; Bernadette
                                                                                                 Verstehen, worauf es ankommt
diesem Wochenende zu mutigem                    Kurmann, ehem. Journalistin, Ebikon;
Handeln ein.                                    Theres Studer, astrologische Psycho­             Mit der Frage, worauf es ankommt,
So, 24.3., 10 Uhr auf SRF 2 Kultur und SRF      login, Ruswil.                                   waren auch die Begleiter und Beglei­
Musikwelle sowie über radiopredigt.ch           Mo, 25.3., 14 Uhr, Pfarreiheim Sursee;           terinnen von Jesus konfrontiert. Mit
                                                Di, 2.4., 11.30 Uhr, Pfarreiheim Schüpfheim      vier Personen aus dem nahen Umfeld
                                                (mit Mittagessen); Di, 11.6., 14 Uhr, Pfarrei-
                                                heim Ebikon; Di, 12.11., 14 Uhr, Zentrum         von Jesus befasst sich ein Kurs zur
Theologische Fakultät
                                                St. Martin Hochdorf; Fr. 10.– (Schüpfheim        Glaubensvertiefung, den die Kapuzi­
Alles zum Theologiestudium                      Fr. 30.– mit Mittagessen); Anmeldung bis         ner vom Kloster Wesemlin in Luzern
                                                eine Woche vor dem Anlass (041 226 11 85
Ein Informationsabend zum Theolo­               oder ov@lu.prosenectute.ch)                      anbieten: Maria, Petrus, Judas Iska­
giestudium: Welches sind die Voraus­                                                             riot und Maria aus Magdala. Was lässt
setzungen, Studieninhalte und -mög­                                                              sich von ihnen lernen? Was haben sie
lichkeiten, Veranstaltungsformen im                                                              mit dem eigenen Leben zu tun?
Fernstudium, Berufsperspektiven von                                                              Daten: 7., 14., 21. und 28.5., jeweils 19.30–
Theologinnen und Theologen?                                                                      21 Uhr; beim ersten Mal Besammlung bei
                                                                                                 der Klosterpforte um 19.25 Uhr; Fr. 25.– pro
Mi, 10.4, 18.15–19.45 Uhr, Universität                                                           Abend; Anmeldung bis 30.4. an Br. Kletus
Luzern, Frohburgstrasse 3, Luzern, Raum                                                          Hutter, Kapuzinerkloster, Wesemlinstrasse 42,
3.B57, Anmeldung bis 9.4. erwünscht an          Aufräumen und Reinigen – auch                    6006 Luzern, kletus.hutter@kapuziner.org,
stephan.mueller@unilu.ch                        im übertragenen Sinn. Bild: pixabay.com          041 429 67 36
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
                                                                                   Luzern – Schweiz – Welt  5

Aus der Kirche                                       Kleines Kirchenjahr            International
                                           Der reuige, gute Schächer
                                           Dismas hiess, so schreibt das Öku­
Schweiz
                                           menische Heiligenlexikon, der Le­
                                           gende nach der reuige Schächer
                                           zur Rechten Christi, dem bei der
                                           Kreuzigung die Verheissung zuteil­
                                           wurde: «Heute wirst du mit mir
                                           im Paradiese sein.» (Lukasevange­
                                           lium) Dismas gilt als Vorbild voll­      Vorbereitungsarbeiten am Petriplatz
                                           kommener Reue. In vielen Dar­            in Berlin-Mitte. Bild: pd/house-of-one.org
                                           stellungen gehört er mit Johannes
                                           dem Täufer, Adam und Eva zu den          House of One in Berlin
                                           ersten Erlösten.                         Grundsteinlegung steht fest
Die Bibel ist das weltweit am meisten
                                           Die katholische Kirche gedenkt sei­
übersetzte Buch.               Bild: gg                                            In Berlin-Mitte, am Petriplatz, ent­
                                           ner am 25. März, am 23. März die
                                                                                    steht das «House of One», ein gemein­
                                           orthodoxe Kirche, in welcher Dis­
Schweizerische Bibelgesellschaft                                                    sames Gebäude für Christen, Muslime
                                           mas schon früh verehrt wurde.
Bibel jetzt in 692 Sprachen                                                         und Juden. Es soll eine Kirche, eine
                                                                                    Moschee und eine Synagoge beher­
Die vollständige Bibel kann jetzt in
                                                                                    bergen. Wie die Herder-Korrespon­
692 Sprachen gelesen werden. Diese
                                           So ein Witz!                             denz in ihrer Februar-Ausgabe mit­
Nachricht des Weltbundes der Bibel­
                                                                                    teilt, ist der Baubeginn im April 2020
gesellschaften verbreitet die Schwei­      Ein Jerusalemer Restaurantbesit­
                                                                                    geplant. Mit dem Abbau des bisheri­
zerische Bibelgesellschaft auf ihrer       zer, dessen Betrieb schon seit Ur­
                                                                                    gen Pavillon fangen die Vorarbeiten
Website. 692 Sprachen sind 18 mehr         zeiten in Familienbesitz ist, kommt
                                                                                    für das House of One an.
als im Vorjahr. Etwa 5,6 Milliarden        in den Vatikan und will den Papst
Menschen haben damit Zugang zu             sprechen.
                                                                                    Papua-Neuguinea
allen Texten des Alten und Neuen Tes­      Die Schweizergarde fragt, ob es
                                                                                    Bischöfe verweisen auf Not
taments in ihrer Muttersprache.            nicht auch möglich wäre, das
                                                                                    von Migrant/innen
Das Neue Testament allein liegt mitt­      schriftlich zu erledigen. Dies wird
lerweile in 1547 Sprachen vor. Die Bi­     strikt verneint und erklärt, dass es     In einem offenen Brief an den Premier­
belgesellschaften gehen von weltweit       sich um eine ganz private Angele­        minister von Papua-Neuguinea hat der
rund 7350 Sprachen aus, zu denen           genheit handle.                          Generalsekretär der dortigen Bischofs­
auch 245 Zeichensprachen für Gehör­        Nach langer Diskussion wird der          konferenz auf die desaströse Situa­
lose gezählt werden.                       Wirt beim Papst vorgelassen. Der         tion von Asylbewerbern hingewiesen,
Bibelgesellschaften, Bibelwerke und        fragt ihn nach seinem Anliegen.          die Australien gegen Bezahlung in
Spender arbeiteten jedes Jahr effek­       Sagt der Gastwirt: «Sie kennen           den benachbarten Pazifikstaat schickt.
tiv daran, dass weitere Menschen die       doch den Jesus Christus und seine        «Verzweiflung, schlechter Gesund­
Heilige Schrift ganz oder in Teilen in     Jünger sehr gut.» – «Aber ja doch»,      heitszustand, Selbstverletzungen: Das
der eigenen Sprache lesen oder hö­         erwidert der Papst. – «Ja, wissen        ist die Lage der Asylbewerber und
ren können. Zu den neu hinzugekom­         Sie, da wäre noch eine unbezahlte        Flüchtlinge, die in Lorengau auf der
menen Bibelsprachen 2018 gehören           Rechnung für ein Abendessen.»            Insel Manus und im Pacific Interna­
zum Beispiel Blin und Gondi. Blin ist                                               tional Hospital in Port Moresby le­
eine kuschitische Sprache, die in Eri­                                              ben», schreibt Pater Giorgio Licini in
trea rund 112 000 Bürgerinnen und                                                   seinem Brief, aus dem der vatikanische
Bürger nutzen. Gondi wird in Mittel­                                                Fidesdienst zitiert. Der aus Italien
indien von rund 300 000 Menschen                                                    stammende Ordensmann forderte im
gesprochen und gehört zur dravidi­                                                  Namen der Bischofskonferenz Pre­
schen Sprachfamilie. Für beide Spra­                                                mierminister Peter O’Neill dazu auf,
chen liegt jetzt ein Neues Testament                            Bild: pixabay.com   die Geflüchteten nach Australien um­
vor.                                                                                zusiedeln.
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
6  Luzern – Schweiz – Welt

Aus der Kirche                                                                                      Was mich bewegt
                                             Der Missbrauchsgipfel und der Klerikalismus
                                             Der «Missbrauchsgipfel» in Rom, bei dem sich
Schweiz
                                             alle Vorsitzenden von Bischofskonferenzen trafen,
                                             ist zu Ende. Dabei sind bemerkenswerte und
Ministrantinnen und Ministranten             konkrete Verfassungsänderungen diskutiert wor-
Dieses Fest wird bärenstark                  den, etwa die Schaffung einer Verwaltungsgerichts-
                                             barkeit oder die Stärkung der Aufsichtsfunktion
                       Das nächste Fest
                                             von Metropolitanbischöfen gegenüber den Diöze-
                       der Ministrantin­
                                             sanbischöfen, die Vertuschen von Missbrauchs-
                       nen und Minis­
                                             fällen im Keim ersticken soll.
                       tranten aus der
                       deutschsprachi­
                                             Das Treffen in Rom ging aber der Frage nach den strukturellen Ursachen
                       gen Schweiz, das
                                             all der Missbrauchsverbrechen und daraus folgenden konkreten Reformen
                       am 6. September
                                             aus dem Weg: Fragen nach dem Verhältnis von Kirche und Sexualität,
2020 in St. Gallen stattfindet, steht
                                             Fragen nach veränderter Ausgestaltung und Zulassungsbedingungen des
unter dem Motto «Bärenstark!». Es be­
                                             Priesteramts. Monate vorher hatte Papst Franziskus den Klerikalismus
zieht sich auf den Heiligen des Bistums
                                             als eine Ursache für die zahllosen Missbrauchsfälle ausgemacht.
St. Gallen, Gallus, der in der Legende
mit einem Bären dargestellt wird. «Bä­
                                             Wo beginnt Klerikalismus? Fängt er beim Kirchenrecht an, das die Gläubi-
ren sind stark, was auch auf die Minis
                                             gen nach wie vor in Kleriker und Laien aufteilt, um nicht zu sagen, spaltet?
zutrifft. Sie leisten das ganze Jahr hin­
                                             Fängt er bei der Sonderkleidung für Kleriker an – warum trägt ein Priester
durch einen bärenstarken Dienst in
                                             Priesterhemd und «Römerkragen»? Was will er damit signalisieren? Dass er
den Pfarreien», schreiben die Organi­
                                             anders ist als andere Gläubige, dass er eine besondere Berufung hat? War-
satoren in einer Medienmitteilung.
                                             um trägt ein Bischof Soutane, wenn er nach Rom reist? Erwarten das die
Das Minifest findet alle drei Jahre statt.
                                             sogenannten Laien von ihren Klerikern, gibt es den Klerikalismus gewisser-
Am Fest 2017 in Luzern nahmen rund
                                             massen «von unten»? Warum keine Kleidung im Arbeitsalltag wie normale
8000 Kinder und Jugendliche teil.
                                             Menschen? Oder fängt der Klerikalismus beim Männerbündlerischen und
                                             bei den Ehrentiteln an, den Hochwürdigen Herren, Prälaten, Monsignores
Petition der Abtreibungsgegner
                                             und Eminenzen, wie sie auch im deutschsprachigen Raum noch verbreitet
Bund soll mehr informieren
                                             sind? Oder bei den glanzvollen Primizen, wenn jemand frisch geweiht
Knapp 25 000 Personen haben die              wurde, also Berufsanfänger ist? Wo fängt Klerikalismus an – strukturell,
Petition «Abtreibungsfolgen öffent­          jenseits von persönlichem Hochmut, vor dem niemand gefeit ist?
lich machen» unterstützt. Der Verein
«Marsch fürs Läbe» reichte diese am          Ich bin überzeugt: Eine umfassende «Normalisierung» des Priesterbildes
20. Februar in Bern dem Bundesrat            (in Zulassung von Mann und Frau, verheiratet oder nicht, heterosexuell
ein. Die Lebensschützer fordern, die         oder homosexuell, in Kleidung und Titelgebung) hilft in beide Richtungen:
Bevölkerung besser über die Folgen           Es normalisiert, dass auch Kleriker für Verbrechen zur Rechenschaft gezo-
von Abtreibungen zu informieren.             gen werden, es normalisiert den Kreis der Personen, die für eine pries­terliche
Der Bund solle sich ein umfassendes,         Aufgabe bestellt werden. Und es normalisiert mittelfristig das öffentliche
wissenschaftlich gestütztes Bild über        Image des Priesters. Heute ist die Gefahr gross, dass angesichts der Miss-
die gesundheitlichen Folgen von Ab­          brauchsfälle eine unzulässige Gleichsetzung von Priester = Pädophiler
treibungen verschaffen.                      erfolgt, ein Pendelausschlag auf die andere Seite der früheren Gleichsetzung
Zudem sollten Beratungsstellen, gy­          Priester = Hochwürden. Wo beginnt Klerikalisierung und wie gelingt eine
näkologische Arztpraxen und Spitä­           heilsame «Normalisierung» des Priesterbildes? Ich bin überzeugt: Opfer
ler wieder als oberstes Ziel verfolgen,      von Missbrauch könnten hier eine wichtige Perspektive einbringen. Aber
«schwangere Mütter für ein gemein­           dafür müssen die Kirchenverantwortlichen deren Erfahrungshorizont
sames Leben mit dem Kind zu be­              einbeziehen. Auch das ist in Rom noch zu wenig passiert.
wegen». Auch in diesem Bereich soll          
der Bundesrat auf die Kantone ein­                                   Andreas Wissmiller, Pfarreiseelsorger und Redaktor
wirken.
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
                                                                                                                Thema  7

Pfarrei Inwil lanciert EntdeckerKirche – mit vollem Erfolg

Den Rätselgeschichten auf der Spur
Mehr als 40 Kinder kamen zum zwei-
ten EntdeckerKirche-Nachmittag in
Inwil, um mit Spiel und Spass die
Geschichte des verlorenen Schafes
von verschiedenen Seiten her zu er-
fahren – zu entdecken eben. Inklu­
sive Echtwolle. So werden biblische
Geschichten wieder lebendig.

«Das ist nicht zu vergleichen mit dem
Religionsunterricht, den ich damals
hatte.» Sichtlich erfreut bringt eine
Mutter ihr Kind zum zweiten Anlass
der EntdeckerKirche am 6. Februar
2019. «Du musst die Kinder dort abho­
len, wo sie stehen», meint Verena Bieri,
Initiantin der EntdeckerKirche, dazu.
Der Schnee sei ihnen diesmal da­           Zusammen singen und aufwärmen – Daumen hoch für einen gelungenen
zwischengekommen, aber natürlich           EntdeckerKirche-Nachmittag.                              Bild: Fleur Budry
findet der Anlass trotzdem statt. Es
wurden sogar noch extra Helfer/in­         gebastelt, die Kinder dürfen sich einen     schlussfeier abgerundet. Die Frauen
nen organisiert, weil sie von so vielen    Hirtenstab ausschmücken, am Feuer           vom EntdeckerKirche-Team kommen
Anmeldungen überrascht wurden.             wird gemeinsam das Zvieri vorberei­         nochmals auf die Geschichte vom An­
                                           tet und in einem Atelier gibts sogar        fang zu sprechen, die Kinder können
Was Wolle alles kann                       Echtwolle – eine kleine Schafherde          reflektieren. Es werden Für­bitten ge­
Das Thema vom guten Hirten und             zum Anfassen. Diese hat Hirte Sepp          lesen, zusammen wird gesungen, die
dem verlorenen Schaf lockt 45 Kinder       Sticher aus Eschenbach mitgebracht,         Kinder segnen sich gegenseitig. In
zwischen fünf und acht Jahren an die       und den freudigen Kinderaugen an­           ihren Entdecker-Pass bekommen alle
frische Luft. Noch kurz allen die Ent­     zusehen, ist das definitiv ein Highlight.   ein Kleberli, das die jungen Entde-
decker-Pässe umgehängt und die Kin­                                                    cker/innen daran erinnert, dass Gott
der in vier Gruppen aufgeteilt, Glöggli,   Wieso, weshalb, warum?                      ihr Hirte ist und dass auch sie Hirtin­
Laterne, Abdeckband sind auch ein­         Da purzeln denn auch schon die Fra­         nen und Hirten sein können.
gepackt, schon stapfen sie los. Am         gen: «Warum laufen die immer hinter­        Nach drei Stunden gehen alle happy
Waldrand kommen alle in einen Kreis,       einander her?», will ein Kind wissen.       und auch ein bisschen stolz mit ihrem
eine grosse Kerze wird angezündet.         Das sei eben typisch Schaf, meint Sti­      Pompon-Schäfchen auf dem bunten
Sie wird den ganzen Nachmittag in der      cher. «Und wenn sie nicht folgen?»,         Hirtenstab nach Hause. Mit einer Rät­
Laterne hier leuchten. Mit einem Lied      fragt ein anderes. «Dann hole ich ein       selgeschichte in der Tasche, die nicht
wärmen sich alle auf, dann wird die        paar Maiswürfel. Aber du darfst sie         einfach mehr so im Buch steht, nein,
Geschichte vom verlorenen Schaf vor­       nicht ‹verseckle›.» Und auf die Frage, ob   die jetzt eben entdeckt wurde und so­
gelesen. Und Bieri erklärt, wie das mit    denn schon mal ein Schaf abgehauen          mit gelöst ist.          Fleur Budry
den Geschichten in der Bibel so ist: Es    sei, ruft ein Kind leicht verdutzt: «Hä?
sind dies nämlich «Rätselgeschichten».     Das war doch in der Geschichte.»
Dem Rätsel vom verlorenen Schaf ge­        Genau. Und weil das alles im Spiel so        Der nächste EntdeckerKirche-Nachmittag
hen die Kinder nun gruppenweise in         Spass macht, bleibt auch der Inhalt an­      findet am Mittwoch, 22. Mai, in Inwil statt.
                                                                                        Den Artikel finden Sie in voller Länge
vier verschiedenen Ateliers auf die        ders hängen. Der Nachmittag wird mit         auf kirche-wirkt.ch.
Spur. Es werden Pompon-Schäfchen           dem verdienten Zvieri und einer Ab­
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
8  Thema

Feste der Weltreligionen: Am 21. März feiern die Hindus Holi

Übermütig, laut und farbenfroh
Muss Religion immer ernst sein?
Kann es auch farbenprächtig, laut
und nass zugehen? Das hinduis­
tische Holi-Fest begrüsst in über-
schäumender Freude den Frühling
und feiert das Gute.

Buntes Pulver in intensivsten Farben
oder gefärbtes Wasser gehören am
Festtag zur Ausrüstung, ja zum guten
Ton. Fröhlich und laut begrüssen die
Hindus ab dem Morgen den Früh­
ling und bewerfen sich mit Pigmen­
ten roter, gelber, violetter, blauer oder
grüner Farbe und bespritzen sich mit
gefärbtem Wasser. Eine übermütige
Farben- und Wasserschlacht geht ab.
Ein bisschen erinnert das Holi-Fest
an die ausgelassene Freude von Fas­
nacht. Während aber bei uns kaum
jemand die Fasnacht dem christlichen        Die Farbpulver für das Holi-Fest am 21. März stehen bereit. Am Feiertag selbst
Festtagskalender zuordnen würde,            gibt es dann kein Halten mehr. Bilder: wikimedia commons, cc by-sa 3.0; (o.): Markt im indischen
gehört Holi untrennbar zum Reigen               Myore, Nikolas Becker; (u.): Holi Festival in Barsana im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, Narender9

der hinduistischen Feste.
                                                                                                   dem bietet das Fest die Gelegenheit,
Kastensystem aufgehoben                                                                            alten Streit zu begraben und den Är­
Über die Entstehung des Festes gibt                                                                ger übereinander loszuwerden.
es unterschiedliche Geschichten. Eine
erzählt, dass Gott Vishnu einst den                                                                Meinung an den Kopf werfen
Dämonenkönig Hiranyakashipu und                                                                    Das symbolisieren die verschiedenen
dessen Schwester Holika niederrang.                                                                Farben: die Vielfalt an Meinungen,
Die Geschichte wird als Sieg des Gu­                                                               die man einander mal so richtig an
ten über das Böse am Holi-Fest vieler­                                                             den Kopf wirft, sodass aus dem ver­
orts nachgespielt, begleitet von Tanz,                                                             söhnten Streit wieder neues Leben
Gesang und Festessen. Auch Krishna                                                                 wachsen kann. Womit sich der Kreis
wird gefeiert. Er gilt als eine Art Ma­                                                            zum Frühling schliesst. Alles blüht
nifestation oder Verkörperung Vish­                                                                wieder auf, farbenfroh und prächtig.
nus. Die lebenslustigen Streiche, die                                                              Mittlerweile hat die Spasskultur west­
Krishna in seiner Jugend gespielt hat,                                                             licher Länder das Holi-Fest aufgegrif­
schwingen beim Holi-Fest mit. Für                                                                  fen – meist ohne seinen religiösen
eine gewisse Zeit überwindet das Fest                                                              Hintergrund. Haben Religionen hier­
alle gesellschaftlichen Schranken. Die                                                             zulande die ausgelassene Lebensfreu­
Grenzen zwischen den Kasten ver­                                                                   de vernachlässigt? Können sie Spass
schwimmen. Alle machen mit, egal                                                                   und Ekstase neu entdecken?
wie vornehm sie an anderen Tagen                                                                                     Andreas Wissmiller
durch die Strassen schreiten. Ausser­                                                              Mehr Infos auf: www.religionen-entdecken.de
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
                                                                                                               Thema  9

Straffällige Jugendliche in Bolivien

Sie tanzen sich Lebensmut an
Entwicklungszusammenarbeit ist
ebenso Kulturaustausch. Die Luzer-
nerin Charlotte Sidler reiste als Um-
weltwissenschaftlerin nach Bolivien.
Hier macht sie aber auch mit Break-
dance Jugendliche selbstsicherer.

Im Cometa, einem Zentrum für straf­
fällige Jugendliche in Cochabamba,
arbeite ich in einem Projekt, das Gar­
tenarbeit zur Gewaltprävention nutzt.
Seit gut einem Jahr gebe ich nebenbei
Breakdance-Unterricht.
Bereits in den ersten Lektionen war
Ivan erschienen, ein unauffälliger, ru­
higer Junge, 17-jährig. Knapp ein Jahr
später bereitete eine Gruppe Jugend­
licher unter seiner Leitung eine Show
für die Neujahrsfeier vor. Breakdance       «Ich werde draussen nicht aufhören zu tanzen»: Breakdance-Training
bedeutet ihm viel und hat sein Le­          im Cometa, einem Zentrum für Jugendliche in Bolivien.      Bild: Charlotte Sidler
ben verändert. «Es ist ein Hobby, das
mir hilft, abzuschalten», sagt Ivan. «Ich   Ivan bestätigt meine Wahrnehmun­          seiner ruhigen, friedlichen, aber ent­
tanze gern und so oft es mir möglich        gen. Nach wenigen Lektionen hatte         schlossenen Art Respekt.
ist, aber natürlich muss man auch ler­      er bereits anderen Jugendlichen im
nen und arbeiten.» Er möge zum Bei­         Unterricht geholfen. Bald begann er,      «Sie trauen mir mehr zu»
spiel Mathematik. Beim Tanzen könne         selber mehrmals die Woche zu trai­        «Wie reagiert das Personal darauf,
er aber «den Rummel rundherum» für          nieren. Dafür bat er beim Personal um     dass du mit anderen Jungs trainierst?»,
einen Moment vergessen.                     den Lautsprecher und besorgte sich        fragte ich Ivan. «Die Ausbildner trauen
                                            einen Stick, auf den ich ihm Musik        mir mehr zu als früher. Sie fordern
«Ich streite nicht gern»                    kopierte. Er trainierte manchmal al­      mich sogar auf, mehr Aktivitäten zu
Auf die Frage, welche Auswirkungen          leine, manchmal mit anderen Jungs.        machen, weil ich einen positiven Ein­
er bei sich beobachte, seit er tanze, er­   Während meiner Ferien wollte ich          fluss auf die anderen hätte.»
widert Ivan: «Ich nehme viel mehr an        ihm die Leitung für die Tanzstunden       Ob Breakdance für ihn nur eine Ab­
Aktivitäten mit anderen Jugendlichen        überlassen. Dies trauten ihm die Aus­     lenkung im Zentrum sei oder ihm
teil. Vorher war ich isolierter und ver­    bildner aber erst nicht zu. Er sei zu     auch später weiterhelfen werde, wollte
brachte viel Zeit alleine.» Er hält kurz    scheu, zu wenig autoritär und werde       ich von Ivan wissen. Seine Antwort:
inne und ergänzt: «Ich bin eine ruhige      von anderen Jugendlichen zu wenig         «Ich werde draussen nicht aufhören
Person. Ich prügle und streite nicht        respektiert. Bei meiner Rückkehr fand     zu tanzen. Dort gibt es mehr Probleme
gerne. Darüber machen sich die an­          ich Ivan dennoch in leitender Posi­       als hier drinnen und ich werde es um-
deren oft lustig.» Seit er tanze, seien     tion wieder. Er organisierte das Radio    so mehr zum Ausgleich brauchen.»
ihm ihre Kommentare viel mehr egal.         und brachte anderen Jugendlichen                                Charlotte Sidler
«Sie prallen an mir ab und verletzen        seine Kenntnisse bei. Sie hatten sogar
mich nicht mehr. Ich konzentriere           schon für das Jubiläumsfest des Zen­      Charlotte Sidler aus Hochdorf ist seit Ende
mich aufs Tanzen und es kümmert             trums eine Show einstudiert. Durchs       2015 für Interteam in Bolivien im Einsatz,
                                                                                      zurzeit in einem Projekt, das Gartenarbeit zur
mich weniger, was die anderen den­          Tanzen wurde er selbstsicherer und er     Gewaltprävention einsetzt. Daneben erteilt
ken oder sagen.»                            verschaffte sich mit seinem Talent und    sie Breakdance-Unterricht.
Ein grosses Herz für die Glaubensvielfalt - Jungwacht Blauring wird ausgezeichnet - Kantonales Pfarreiblatt ...
Worte auf den Weg

Bild: Dominik Thali (Kreuz und Plakat beim Bahnhof Hitzkirch)

                                                     W
                                                                enn du kannst?
                                                                Alles kann, wer glaubt.
                                                                    Aus dem Markus-Evangelium (9,23)
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