Wie medienfähig ist die Kirche?
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Wie medienfähig ist die Kirche? Überarbeitete Fassung eines Vortrags in der Vorlesungsreihe "Medienethik: Faszination und Verblendung" des Instituts für Praktische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät in München am 16. Mai 2002. Von Dr. Hermann Barth, Vize-Präsident im Kirchenamt der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) I. Die Mediengesellschaft ist nur ein Wie medienfähig ist die Kirche? Über diese Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit der Frage muss aus unterschiedlichen Perspektiven Menschen. nachgedacht und Auskunft gegeben werden: von Journalisten, von Medienfachleuten, aus dem "Mediengesellschaft" ist ein neuerer Begriff. In Blickwinkel derer, die die Medien nutzen, von ihm kommt zum Ausdruck, dass die Medien - denen, die die Kirchen in den Medien zunächst die Printmedien, in einem noch weiter repräsentieren, aber auch von den zunehmendem Umfang aber vor allem die Kirchenmitgliedern, die - ob sie es wollen oder elektronischen Medien - die Gesellschaft der nicht - von ihrer Kirchenleitung in der Gegenwart und der voraussehbaren Zukunft in Öffentlichkeit repräsentiert werden. Ich kann das erheblichem Maße prägen und bestimmen: Sie nicht alles gleichzeitig leisten. Ich kann und will beherrschen die öffentliche Kommunikation, sie nur über das sprechen, was ich aus eigener - und nicht die Parlamente - sind die Anschauung und beruflicher Erfahrung kenne. entscheidende Bühne für das politische Seit gut 15 Jahren arbeite ich denen zu, die für Geschehen, und sie sind auch in der privaten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Sphäre nahezu allgegenwärtig. Das SZ-Magazin in den Medien vorkommen und agieren, also hat in seiner Ausgabe vom 23. Februar 2001 (S. insbesondere der Synode, dem Rat, dem 26-29) einige Zahlen darüber mitgeteilt, wie viel Vorsitzenden des Rates und den Kammern und von seiner täglichen Zeit der Kommissionen, die der Rat zu seiner Beratung Durchschnittsdeutsche für welche Tätigkeiten einrichtet. Gelegentlich verlasse ich auch diese aufwendet: 40 Minuten liest jeder Deutsche über Zuarbeiter- und Beraterrolle und werde selbst 14 Jahren täglich in einem Buch, 209 Minuten zum Akteur auf der medialen Bühne. hört jeder Deutsche täglich Radio, 190 Minuten Es ist dieser - begrenzte - Blickwinkel, aus dem verbringt er täglich vor dem Fernseher, 92 heraus ich Antworten auf die gestellte Frage zu Sekunden wendet er sich täglich dem Videotext geben versuche. Die Frage nach der zu, 91 Minuten ist jeder deutsche Internet- Medienfähigkeit der Kirche lässt sich auch so Nutzer täglich online. formulieren und zuspitzen: Was sind es für Zwischen den verschiedenen Medien und ihren Kompetenzen, die die Kirchen in der Wirkungen auf das persönliche und das Mediengesellschaft brauchen? öffentliche Leben bestehen gravierende Ich habe den Stoff in vier Abschnitte gegliedert. Unterschiede. Sie können hier nur angedeutet Der erste Abschnitt warnt davor, die Bedeutung und nicht ausgeführt werden. Besonders der Medien für die Menschen und auch für die folgenreich ist die Verschiebung von den kirchliche Arbeit zu überschätzen: Die Printmedien hin zu den elektronischen Medien. Mediengesellschaft ist nur ein Ausschnitt aus der Der Protestantismus ist von seinen Ursprüngen Lebenswirklichkeit der Menschen. Der zweite her eng mit der Buchkultur verbunden. Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, in Zwischen der geistigen Haltung, mit der ein welchem Maße es beim Auftritt in den Medien Buch rezipiert und anverwandelt wird, und der auf Sachkompetenz ankommt: Ohne geistigen Haltung, die der Konsum von Fernseh- Sachkompetenz ist alles nichts, aber Vorabendserien, Zeichentrickfilmen und Sachkompetenz ist nicht alles. Der dritte Videoclips voraussetzt und hervorbringt, liegen Abschnitt führt diesen Gedanken fort und Welten. Dies festzustellen heißt nicht beschreibt den inszenatorischen Anteil jeder automatisch, in einen sterilen Kulturpessimismus medialen Präsenz: Sachkompetenz muss in den zu verfallen. Für den Umgang des Medien in Szene gesetzt werden. Der vierte Protestantismus mit kulturellen Entwicklungen Abschnitt schließlich rückt zwei besondere ist immer beides in Anschlag zu bringen: Aspekte dieser Inszenierung in den Blickpunkt: Gestaltung und Kritik. Das Element der Zur gelungenen Inszenierung von Gestaltung zielt darauf ab, sich für die Erfüllung Sachkompetenz gehört die Wahl des richtigen des kirchlichen Auftrags auch der zeitgemäßen Zeitpunkts und des geeigneten Mediums. Medien zu bedienen; es geht darum, nicht den Verlust oder die zurückgegangene Bedeutung Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 1
vertrauter Medien zu betrauern, sondern die Menschen und darum auch nur einem Ausschnitt spezifischen Möglichkeiten der gegenwärtigen aus der Lebenswirklichkeit und den Aufgaben Medienlandschaft entschlossen zu nutzen. Das der Kirchen. Die Kirchen haben den Menschen Element der Kritik verpflichtet allerdings dazu, mit einem angefochtenen Gewissen den Trost faktische Entwicklungen nicht einfach des Evangeliums auszurichten, sie haben die hinzunehmen, sondern ihre Auswirkungen auf Menschen zu lehren, was Gottes Gebot ist, sie die persönliche und öffentliche Kommunikation haben für Gerechtigkeit, Frieden und die sorgfältig zu prüfen und nötigenfalls auch zu Bewahrung der Schöpfung einzutreten, sie versuchen, schädliche Entwicklungen zu sollen in ihren Gottesdiensten die Gegenwart des beeinflussen und zu verändern. kommenden Reiches Gottes feiern. All das Auch die im Frühjahr und Sommer 2002 kommt auf die eine oder andere Weise auch in laufende Öffentlichkeitskampagne der EKD ist der medialen Präsenz des Wortes Gottes und der ein Versuch, bei der Erfüllung des kirchlichen Kirchen vor. Aber es geht darin nicht auf. Auftrags mit zeitgemäßen Medien zu arbeiten. Ebenso wie hier nach den Kompetenzen der Seit März dient - vor allem mit Hilfe von Kirchen in der Mediengesellschaft gefragt wird, Großplakaten und Anzeigen - Monat für Monat ist an anderer Stelle und mit entsprechender eine neue Frage als Anknüpfungspunkt für das Intensität über die Kompetenzen nachzudenken, Gespräch mit denen, die sich der Kirche und den die die Kirchen auf anderen Feldern benötigen. Glaubensthemen entfremdet haben: Woran denken Sie bei Ostern? Ist der Mensch nur soviel wert, wie er verdient? Was ist Glück? Die II. Ohne Sachkompetenz ist alles nichts, aber bisher gemachten Erfahrungen sind durchaus Sachkompetenz ist nicht alles. ermutigend. Aber - was nicht überraschend ist - sie lassen schon jetzt erkennen, dass wir bei der Diese Feststellung darf nicht so missverstanden Nutzung solcher medialen Mittel noch üben und werden, als werde die Sachkompetenz gering dazulernen müssen. geschätzt. Im Gegenteil - die Medien sind heute Dass die Mediengesellschaft nur einen voll von Geschwätzigkeit und Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit der Schaumschlägerei, sie brauchen Beiträge mit Menschen darstellt, ist eine Banalität. Die inhaltlichem Gewicht. Die Vervielfachung des Medien sind für das persönliche und für das Angebots, vor allem in den elektronischen öffentliche Leben zwar ein gewichtiger, aber Medien, hat zu einem Mangelzustand geführt. nicht der einzige und nicht einmal der Manchmal scheint es so, als fehlten genügend beherrschende Faktor. Auch in der Fernsehkanäle, um alle Programmanbieter zum Mediengesellschaft suchen die Menschen die Zuge kommen zu lassen. In Wirklichkeit besteht Begegnung mit der Natur. Ihr Wohl und Wehe ein akuter Mangel an Inhalten, um die ist viel mehr von ihren Beziehungen zu anderen vorhandenen Kanäle mit ihrem Rund-um-die- Menschen - in der Familie, am Arbeitsplatz, bei Uhr-Angebot in einer akzeptablen Weise zu den Freizeitaktivitäten oder im Wohnviertel - als füllen. Insofern ist Sachkompetenz in starkem von den Medien abhängig. Sie müssen sich mit Maße gefragt. Krankheit, Versagen, Schuld und Tod Aber worin besteht die Sachkompetenz der auseinandersetzen. Alle genannten Dimensionen Kirchen? Was haben sie zu bieten? Die Antwort des Lebens kommen auch in den Medien vor. hat eine formale und eine materiale Seite: Aber sie werden von ihnen nicht aufgesogen, In formaler Hinsicht ist zu berücksichtigen, dass sondern das wirkliche Leben behält gegenüber die Kirchen in den Medien weit überwiegend dem medial vermittelten seine ursprüngliche nicht als Institutionen, sondern über einzelne Dichte und Wucht. Personen, die - mit oder ohne ausdrückliches Kirchen und kirchliche Vertreter, die sich diesen Mandat - für die Kirchen stehen, vorkommen. Es Sachverhalt nicht genügend klar machen, sich ist darum nicht hilfreich, pauschal und vielmehr beeindrucken und blenden lassen von umfassend über die Sachkompetenz der Kirchen der Allgegenwart der Medien, können in die zu sprechen und die so beschriebene Gefahr geraten, die Frage nach kirchlichen Sachkompetenz dann den einzelnen Personen Kompetenzen in der Mediengesellschaft zu abzuverlangen. Keine einzelne Person, die eine verwechseln mit der Frage nach aktuellen Kirche repräsentiert, ist auf allen Gebieten kirchlichen Kompetenzen überhaupt. Darum sei gleichermaßen kompetent. Vielmehr hat jeder an dieser Stelle ausdrücklich festgehalten: Die und jede spezifische Begabungen und Frage, der dieser Vortrag nachgeht, gilt einem Schwerpunkte. Es gibt zwar einige Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit der "Universalisten", die ihre Kirche auf nahezu Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 2
jedem Gebiet in den Medien mit Geschick kann niemand in den Medien bestehen. Das vertreten können. Aber im allgemeinen fängt schon damit an, dass Sachkompetenz allein empfiehlt es sich, auf die je besonderen Profile noch keinen Zugang zu den Medien Rücksicht zu nehmen und sich nicht selbst zu gewährleistet. Ein hervorragendes Beispiel für überfordern oder sich überfordern zu lassen. diesen Sachverhalt sind die Denkschriften oder In materialer Hinsicht kommt es darauf an, die denkschriftenähnlichen Texte der EKD. Ohne kirchliche Identität erkennbar werden zu lassen, ihnen pauschal hohe Qualität zuzubilligen - es also die kirchliche Kernkompetenz zur Geltung sind durchaus auch Texte darunter, die schon zu bringen. Dies ist der Faktor, der den zum Zeitpunkt ihrer Entstehung suboptimal vielstimmigen Chor kirchlicher Einzelstimmen waren oder über die die Zeit hinweggegangen ist zusammenhält oder jedenfalls zusammenhalten -, kann doch mit Fug und Recht behauptet sollte. Das ist nicht schon damit abgegolten, dass werden, dass sich unter ihnen viele gelungene, die Bibel zitiert wird - auch wenn das nicht bis zum heutigen Tag wegweisende geringzuschätzen ist. Vielmehr muss erkennbar Ausarbeitungen finden. Gern wird in diesem werden, dass hier eine Sicht zu Wort kommt, die Zusammenhang auf die Ostdenkschrift von 1965 den Menschen und die Welt coram Deo, also in verwiesen, die ihre Wirkung allerdings weniger ihrer Beziehung zu Gott betrachtet. Das lässt radikalen Formulierungen als vielmehr dem sich - was hier nicht im Detail geschehen kann - Zusammenspiel von Inhalt und historischem näher entfalten im Blick auf ihre Kontext verdankt: Sie war zu ihrer Zeit ein Geschöpflichkeit, die Wegweisung zu einem Tabubruch, also ein Skandal; auf diesen Aspekt guten Leben, die nicht durch eigene Taten zu ist noch zurückzukommen. Unter den neueren erwerbende oder durch Untaten zu verlierende, Texten denke man nur an die wohl aber in der Lebenspraxis zu bewährende Friedensdenkschrift von 1981, die Würde des Menschen oder, um ein letztes Demokratiedenkschrift von 1985, die Studie zur Beispiel zu nennen, die Zukunft des Gentechnik "Einverständnis mit der Schöpfung" menschlichen Lebens und der geschöpflichen von 1991, die Wirtschaftsdenkschrift von 1991, Welt durch Tod und Vergänglichkeit hindurch. die Denkschrift über den Religionsunterricht Wenn eine kirchliche Stimme in den Medien "Identität und Verständigung" von 1994 oder die ihre kirchliche Identität vergisst, versteckt oder gemeinsame kirchliche Erklärung zu den verleugnet, trägt sie faktisch dazu bei, sich in Aufgaben beim Schutz des Lebens "Gott ist ein den Medien überflüssig zu machen. Denn es ist Freund des Lebens" von 1989. Man kann all auf die Dauer nicht einzusehen, warum eine diesen Texten hohe Sachkompetenz Stimme zu Wort kommen soll, die keinen bescheinigen, und man kommt dennoch nicht um anderen Aspekt beizutragen hat als die Stimmen die Feststellung herum, dass sie in den Medien aus anderen gesellschaftlichen Bereichen. Man nur sehr verhalten aufgenommen wurden und, darf dieses Kriterium allerdings, insbesondere wenn überhaupt, nur ein kurzes Strohfeuer der bei der Diskussion ethischer Fragen, nicht zu Aufmerksamkeit entfachten. eng und zu streng anwenden - als müsste sich Die unbefriedigende Resonanz der die kirchliche Stimme durchgängig von den Denkschriften und denkschriftenähnlichen Texte anderen Stimmen abheben und als dürfte sie hat mit dazu beigetragen, dass im letzten nichts von dem wiederholen oder Jahrzehnt in zwei Fällen eine methodische vorwegnehmen, was genauso gut auch andere Innovation ausprobiert wurde. Die Stimmen beitragen können. Das Reservoir Denkschriften und denkschriftenähnlichen Texte ethischer Argumentation ist endlich. Bei der entstehen, vor den Augen der Öffentlichkeit Diskussion über das militärische Eingreifen im verborgen, in plural zusammengesetzten Kosovo oder in Afghanistan, die Kommissionen von Fachleuten und werden nach Präimplantationsdiagnostik oder die BSE-Krise in der Regel jahrelanger Vorbereitung dann von muss eine kirchliche Stimme, so sehr sie sich einem Tag auf den anderen der Öffentlichkeit explizit von theologischen Grundentscheidungen präsentiert. Die Möglichkeiten der Partizipation leiten lässt und auf praktische Erfahrungen der für die Mitglieder der Kirche, für einen weiteren kirchlichen Arbeit bezieht, im Detail doch auf Kreis von Fachleuten, für Verbände und für die dieselben Beobachtungen, Evidenzen und Öffentlichkeit im ganzen sind äußerst gering. Denkfiguren rekurrieren wie andere am Diskurs Hier setzt das Verfahren eines gestuften beteiligte Stimmen. Konsultationsprozesses an. Eine von einer Es ist offenkundig: Wer als Repräsentant der Kommission vorbereitete Ausarbeitung fungiert Kirchen in den Medien auftritt, braucht als Impulspapier. Er wird in einem ausführlichen Sachkompetenz. Aber mit Sachkompetenz allein Konsultationsprozess zur Diskussion gestellt. Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 3
Erst am Ende des Konsultationsprozesses und vielen Jahren angeboten wird. unter Berücksichtigung der dabei gemachten Spitzenjournalistinnen und -journalisten üben Erfahrungen und dazu eingegangenen Voten mit einer kleinen Gruppe in der Form eines entsteht ein (vorläufig) abschließender Text. Die intensiven Workshop kürzere und längere evangelische und katholische Kirche haben Statements und Interviews. Auch unter zwischen 1994 und 1997 einen solchen Kirchenvertretern gibt es - selten - mediale Konsultationsprozess zur wirtschaftlichen und Naturtalente. Im allgemeinen fangen sie als sozialen Lage in Deutschland durchgeführt und mediale Laienschauspieler an und sind auf mit dem Wort "Für eine Zukunft in Solidarität Professionalisierung angewiesen. Das lässt sich und Gerechtigkeit " abgeschlossen. Die EKD am Medientraining veranschaulichen: und die evangelischen Freikirchen haben 1999 1. Die Professionalität fängt bei Äußerlichkeiten einen Konsultationsprozess zum Verhältnis von an: der Bekleidung, der Körperhaltung, der Protestantismus und Kultur initiiert, der seinen Sprechweise, dem Abschluss in diesem Jahr finden wird. Fernsehaufnahmenhintergrund, der Der Blick auf die beiden Konsultationsprozesse Kameraperspektive. Es geht, kurz gesagt, um die bestätigt die Diagnose: Für eine hohe Kompetenz des professionellen Auftritts. Sachkompetenz kirchlicher Texte zu sorgen ist 2. Beim Medientraining werden die Übungen zwar unerlässlich, aber dies allein gewährleistet aufgezeichnet und der kleinen Gruppe zum noch keineswegs, dass die kirchliche Stimme in Zwecke der Manöverkritik vorgespielt. Dies ist den Medien Beachtung findet und über ein eine schonungslose Konfrontation mit den kurzes Strohfeuer hinaus Wirkungen entfaltet. eigenen Unzulänglichkeiten. Eine für Theologen Der Konsultationsprozess zur wirtschaftlichen und Kirchenleute besonders peinliche und sozialen Lage hat im Sommer 1994 Unzulänglichkeit ist ihre komplizierte, Schlagzeilen gemacht, weil der durch eine umständliche, unverständliche Sprache. Sie Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangte erleben im Medientraining bei sich und den Entwurf des Impulspapiers im anderen, wie nötig die Kompetenz der Bundestagswahlkampf instrumentalisiert wurde Elementarisierung ist. und Ärgernis erregte. Der Pegel der 3. Eine der interessantesten Übungen beim Aufmerksamkeit blieb auch nach der Medientraining ist es, sich zur selben Thematik Veröffentlichung des Impulspapiers relativ hoch, in einer Länge von 3, 1"30 und 0"30 Minuten zu weil der Konsultationsprozess der Natur der äußern. Gerade in kirchlichen und theologischen Sache nach nicht im Verborgenen abläuft, Kreisen gibt es eine Neigung zur sondern, auch für die Medien, eine gewisse Weitschweifigkeit. Auch für die Länge von Transparenz und Partizipation ermöglicht und Äußerungen gilt: Alles zu seiner Zeit. weil er keine innerkirchliche Angelegenheit Unerlässlich ist in jedem Fall die Kompetenz der blieb, sondern von den politischen Parteien, den knappen und präzisen Äußerung. Tarifpartnern, den Verbänden und auch der Professionalisierung ist eine Ausbildungs- und Wirtschaftswissenschaft als Unterstützung oder Fortbildungsaufgabe. Darum ist das als Gefahr wahrgenommen und behandelt Medientraining auch nicht als einmaliger wurde. Die genannten Aspekte beziehen sich Schnupperkurs, sondern auf Wiederholung allesamt nicht oder nur mittelbar auf den angelegt. Auch die weiteren Kompetenzen, die Umstand, dass sich die Kirchen in diesem Fall benötigt werden, um Sachkompetenz in mit Sachkompetenz öffentlich engagiert hatten. wirkungsvoller Weise in Szene zu setzen, Um in der Mediengesellschaft eine Rolle zu können gelernt werden. Sie gehen jedoch über spielen, bedarf es über die Sachkompetenz Fertigkeiten, die in intensivem Training hinaus offenkundig weiterer Kompetenzen. Um angeeignet werden, hinaus und setzen sie soll es in den beiden folgenden Abschnitten langfristige, sowohl von einzelnen Personen als gehen. auch von kirchlichen Leitungsgremien zu leistende Mentalitätsveränderungen voraus. Im Anschluss an die bereits genannten drei III. Sachkompetenz muss in den Medien in Kompetenzen, die sich auf die Professionalität Szene gesetzt werden. medialer Präsenz beziehen, seien - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - noch die Zu den vorzüglichen Einrichtungen der folgenden genannt: evangelischen Publizistik gehört das 4. Visualisierung: Die evangelische Kirche Medientraining, das vor allem den auf der versteht sich gern als "Kirche des Wortes". Aber kirchlichen Leitungsebene tätigen Personen seit dabei ist mitnichten allein an den Hörsinn zu Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 4
denken. So sehr das Alte und das Neue informierten Öffentlichkeit so gut wie gar nicht Testament ein besonderes Gewicht, ja einen wahrgenommen. Schon die Interviewäußerung Vorrang des Hörens begründen können (vgl. 1. eines Oberkirchenrats im Kirchenamt der EKD Könige 19,11ff; Römer 10,17), so wenig dürfen führt unter Umständen zu der Meldung: "EKD die anderen menschlichen Sinne und gerade erklärt ...". Die Personalisierung ist ein in den auch das Sehen unbeachtet bleiben. Das "Wort" modernen Medien derart gewichtiges ist schließlich "Fleisch geworden", "und wir strukturierendes Prinzip, dass die evangelische sahen (!) seine Herrlichkeit" (Johannes 1,14). In Kirche gut beraten ist, wenn sie schon bei der den Medien spielen heutzutage die Bilder eine Auswahl ihres Führungspersonals die Fähigkeit wachsende Rolle, übrigens nicht nur in den mit (!) im Auge hat, ob und in welchem Maße elektronischen Medien, sondern etwa wenn man den in Betracht kommenden Personen an die Entwicklung bei den Magazinen und zuzutrauen ist, ihre Kirche auch medial selbst bei den Tageszeitungen denkt, zunehmend wirkungsvoll zu vertreten. auch in den Printmedien. Die Kirche braucht 6. Emotionen ansprechen: Argumentationskraft darum eine höhere Kompetenz, ihre Botschaft zu und intellektuelle Brillanz sind wunderbare visualisieren. Ein gelungenes Beispiel war die Gaben Gottes. Aber viele Menschen werden Ökumenische Feier zur Jahrtausendwende am nicht - oder jedenfalls nicht allein - auf der Samstag vor dem 1. Advent 1999 vor der intellektuellen Ebene erreicht, sondern sind am Frauenkirche in Dresden, die in enger besten auf der Gefühlsebene ansprechbar. Es ist Kooperation zwischen Vertretern der Kirchen gar nicht selten der Fall, dass Menschen in einer und Redakteuren des ZDF vorbereitet wurde. Im Gesprächssituation ihrem Gegenüber kleinen Maßstab steht aber jeder normale argumentativ nichts mehr entgegenzusetzen Fernsehgottesdienst vor der Aufgabe, die mit haben und doch nicht überzeugt worden sind. diesem Medium gegebenen Chancen der Empfindungen und Gefühle sind stärker als Visualisierung zu nutzen. Argumente. Wer andere Menschen gewinnen 5. Personalisierung: In den Medien müssen eine will, darf nicht allein auf die "kalte" bestimmte Nachricht oder eine bestimmte Intellektualität setzen, sondern muss sie den Aussage möglichst einen Namen und ein Gesicht "Wärmestrom" der Gefühle spüren lassen. Damit haben. Mit anderen Worten: Die Medien kann Schindluder getrieben werden - sei es, dass drängen (objektiv wie subjektiv) auf Kitsch herauskommt, sei es, dass mit Personalisierung. Die evangelische Kirche tut psychologischer Raffinesse Manipulation sich allerdings schwer mit der Personalisierung. ausgeübt wird. Doch das ist keine zwingende Von ihrem Kirchen- und Amtsverständnis her Folge. Das menschliche Gemüt hat eine hat jeder ihrer Repräsentanten oder emotionale Seite, und es ist darum von der Sache Repräsentantinnen nur einen Auftrag auf Zeit. geboten und auch in verantwortlicher Weise Die Leitung der Kirche geschieht durch die möglich, diese emotionale Seite anzusprechen. Verkündigung des Wortes Gottes. Darum 7. Mit dem Konflikt arbeiten: Konflikte sind besteht eine deutliche Scheu, einzelne häufig anstrengend und manchmal zerstörerisch. Führungsfiguren besonders herauszustellen. Im Darum ist es verständlich, wenn kirchenleitende einen oder anderen Fall mögen zusätzlich allzu Personen über die für die Öffentlichkeit bekannte menschliche Schwächen - wie sichtbare Austragung von Konflikten Missgunst oder "Platzhirsch"-Verhalten - unglücklich sind und danach streben, solche hinderlich im Wege stehen. Aber die Konflikte rechtzeitig zu entschärfen oder sie zu evangelische Kirche hat in der verbergen. Das gilt sowohl für innerkirchliche Mediengesellschaft gar keine Alternative zu Konflikte als auch für Konflikte zwischen einer bewussten Bejahung und vernünftigen Kirche und Politik. Die Frage ist berechtigt: Wie Inanspruchnahme des Mittels der viele Konflikte kann sich die evangelische Personalisierung. Unter dem Gesichtspunkt der Kirche leisten? Kirchenordnung ist es - und bleibt es - Auf der anderen Seite leidet es keinen Zweifel, selbstverständlich ein Unterschied, ob eine dass Konflikte bei den Medien ein hohes bestimmte Aussage von der Synode oder vom Interesse finden und ein bevorzugter Gegenstand Rat der EKD insgesamt autorisiert oder ob sie der Berichterstattung sind. Das müssen sich die allein vom Vorsitzenden des Rates verantwortet Kirchen auch zunutze machen. In den Fällen, in wird. Aber die innerkirchlichen denen eine Sache Ärgernis erregt und zu einem Differenzierungen - die weiterhin unerlässlich heftigen Streit eskaliert, hat es für die Kirchen sind - werden von den Medien kaum sicherlich eine unangenehme Seite, wenn sich transportiert und von der durch die Medien die Medien dieses Themas annehmen. Aber Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 5
darin steckt fast immer zugleich die Chance, Die Kooperation mit den Medien muss lange vor öffentliche Aufmerksamkeit zu finden und die einer Situation mit aktuellem Handlungsbedarf durch den Konflikt hervorgerufene etabliert worden sein. Man kann das als aktive Aufmerksamkeit als Resonanzboden für die Vertrauensbildung beschreiben. Dazu gehört es, Weitergabe der eigenen Botschaft zu nutzen. dass intakte, vertrauensvolle Beziehungen Wolfgang Trillhaas wird der Ausspruch aufgebaut und gepflegt werden. Auf diese Weise zugeschrieben, die eigentliche wird wechselseitig ein Vertrauensvorschuss Kirchenverfolgung bestehe nicht darin, dass die eingeräumt: Die Kirchen brauchen verlässliche Kirche bedrängt, sondern dass von ihr nicht Gesprächspartner in den Medien, und die mehr gesprochen wird. Journalisten brauchen verlässliche Es darf sicher nicht leichtfertig geschehen, aber Gesprächspartner in den Kirchen. unter bestimmten Umständen kann es klug und Redaktionsbesuche und Presse- verantwortbar sein, durch einen inszenierten hintergrundgespräche sind zwei der Instrumente, Konflikt Aufmerksamkeit für die kirchliche die zu nutzen für die Kirchen unentbehrlich Position zu schaffen. Die Veröffentlichung eines geworden ist. nicht-autorisierten Textes aus dem Kooperation muss sich auf der kirchlichen Seite Konsultationsprozess der wirtschaftlichen und heute aber auch darin zeigen, dass für die sozialen Lage im Sommer 1994 war, wie im Journalisten manche Sachverhalte vorgearbeitet Nachhinein erkennbar wurde, ein inszenierter und aufbereitet werden. Viele kirchliche Themen Konflikt, allerdings nicht in Szene gesetzt durch und Zusammenhänge sind kompliziert und ohne die Kirchen selbst, sondern durch eine große spezielle Vorkenntnisse schwer zugänglich. Es politische Partei, die den Text als Instrument der kann auch einfach eine Frage des Zeitaufwands Kritik an der damaligen Regierungskoalition sein: Nicht sehr viele unter den Journalisten nutzte. Den Kirchen war jener Streit zunächst können sich die Zeit nehmen, etwa eine sehr unangenehm und peinlich, aber er hat den Denkschrift gründlich durchzuarbeiten und auf Konsultationsprozess in eine überaus die wesentlichen Punkte zu komprimieren. wirkungsvollen Weise angetrieben und Kirchliche Vor- und Zuarbeit muss in diesem gefördert. Selbst da, wo am Anfang nur Zusammenhang einen strikt dienenden Charakter Belastungen und Beschädigungen sichtbar sind, haben. Kein Journalist lässt sich vorschreiben, die der Kirche durch einen Konflikt oder was er oder sie zu berichten hat. Aber das Skandal zugefügt werden (man denke nur an den Angebot (!) einer kirchlichen Kooperation wird Aufruhr um die Schwangerschafts- willkommen sein. In diese Richtung gehen konfliktberatung in der römisch-katholischen schon heute die Kurzfassungen und Kirche oder, im kleineren Maßstab, um die Interpretationshilfen, die die kirchlichen Entschädigung von Zwangsarbeitern), lässt sich Pressestellen zu größeren kirchlichen am Ende auch eine (teilweise) positive Bilanz Erklärungen herausgeben. Aber in diese ziehen: Durch den Konflikt ist die Kirche Richtung könnte noch mehr geschehen. So sichtbarer und interessanter geworden. könnte man in der letzten Phase der Erarbeitung 8. Kooperation: Die Kirchen können sich in der von größeren kirchlichen Erklärungen Personen Mediengesellschaft nicht allein auf sich selbst mit journalistischer Qualifikation beauftragen, verlassen, wenn sie öffentlich wahrgenommen das Dokument in "Halbfertigfabrikate" werden wollen. Sie sind auf Kooperation umzusetzen, und von solchen angewiesen: zum einen Kooperation mit "Halbfertigfabrikaten" Disketten verfügbar weiteren gesellschaftlichen Gruppen, zum machen, die man direkt in Redaktionssysteme anderen Kooperation mit den Medien selbst. zur Weiterbearbeitung einspielen kann. Bei der Kooperation mit gesellschaftlichen In der Überschrift zu diesem Abschnitt war mit Gruppen stellt sich zweifellos das Problem, ob Bedacht die provozierende Formulierung und in welchem Umfang das kirchliche Profil gewählt worden, Sachkompetenz müsse in den klar erkennbar bleibt. Aber es gibt durchaus Medien "in Szene gesetzt" werden. Der Themen, bei denen dieses Problem nur einen Ausdruck mobilisiert alle Vorurteile, die begrenzten Stellenwert hat und das heutzutage teils zu Recht, teils zu Unrecht Zusammenwirken mit Bündnispartnern die gegenüber den Medien bestehen: Wird da nicht Erfolgsaussichten des kirchlichen Anliegens viel zu viel "in Szene gesetzt"? Hat die erheblich erhöht. Ein positives Beispiel ist die "Inszenierung" nicht schon längst die Öffentlichkeitskampagne für die Erhaltung des Wirklichkeit entstellt oder gar ganz verdrängt? Sonntagsschutzes in den Jahren 1999/2000. Gibt es in den Medien nicht schon genug Schaumschlägerei und Publicitygeilheit, als dass Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 6
nun auch noch den Kirchen anempfohlen In anderen Fällen jedoch können Zeit und Ort werden dürfte, sich und ihre Sache "in Szene zu der kirchlichen Präsenz in den Medien sehr wohl setzen"? Alle diese Fragen haben einen in Ruhe ausgewählt und eingerichtet werden. rhetorischen Anteil. Es gibt Schaumschlägerei in Im Blick auf den Zeitpunkt gibt es auch in der den Medien, es gibt die Gefahr der säkularisierten Gesellschaft von heute Themen, Überlagerung der Wirklichkeit durch bei denen sich die Medien nach dem kirchlichen Inszenierung. Aber auch auf diesem Feld gilt: Kalender richten. Bei den Festzeiten und Abusus non tollit usum, der Missbrauch spricht Festtagen - Advent, Weihnachten, Karfreitag, nicht gegen den rechten Gebrauch. Das Risiko Ostern, Pfingsten, Erntedankfest - bedarf es des Absturzes ist hoch. Gerade die Kirchen keiner großen Mühe, kirchliche Beiträge in den können es sich nicht leisten, leichtfertig mit dem Medien zu plazieren; sie sind willkommen und Instrument der Inszenierung umzugehen. Aber werden sogar gesucht. (Anders sieht es schon dieses Instrument ist in der heutigen bei Festtagen wie dem Reformationsfest oder Mediengesellschaft unentbehrlich, und es lässt dem Buß- und Bettag aus. Kirchlicher sich klug und verantwortungsbewusst einsetzen. Defätismus ist allerdings der sicherste Weg, die öffentliche Präsenz dieser protestantischen Feiertage zu verlieren.) Einer großen medialen IV. Zur gelungenen Inszenierung von Aufmerksamkeit erfreut sich auch der Deutsche Sachkompetenz gehört auch die Wahl des Evangelische Kirchentag. In einer komfortablen, richtigen Zeitpunkts und des geeigneten beneidenswerten Lage ist die römisch- Mediums. katholische Kirche, die unter dem Gesichtspunkt der Personalisierung oder der Visualisierung wie Wenn von den Kompetenzen die Rede ist, die geschaffen ist für die heutige Mediengesellschaft die Kirchen in der Mediengesellschaft brauchen, und keine Probleme hat, mediale dann muss über die Sachkompetenz und die Aufmerksamkeit für Ereignisse wie die Instrumente der Inszenierung der Papstreisen oder die Zeremonie zur Sachkompetenz hinaus abschließend noch die Kardinalserhebung auf dem Petersplatz in Rom Wahl von Zeit und Ort eines kirchlichen zu finden. Im übrigen aber wäre es ein Irrtum, Auftritts in den Medien bedacht werden. die Wahl des Zeitpunkts für einen medialen In manchen Fällen gibt es nichts zu wählen. Auftritt ohne weiteres am kirchlichen Kalender Vieles geschieht ungeplant oder unplanbar. Hier zu orientieren. Vielmehr muss sorgfältig eruiert kommt es darauf an, dass die kirchliche und abgewogen werden, welche Reaktion rasch, möglichst unter Zuhilfenahme konkurrierenden Ereignisse stattfinden und zu sachkundiger Beratung und in der der Situation berücksichtigen sind. Das gilt in Berlin in noch angemessenen Deutlichkeit erfolgt. Das lässt erheblich stärkerem Maße als in Bonn. sich oft nur mit Mühe gewährleisten, und Ein schwieriges Kapitel verbindet sich mit der manchmal gelingt es nicht. Vorgänge wie die um Frage, in welchem Maße es den Kirchen gelingt, den Tod des kleinen Josef in Sebnitz haben Themen zu setzen und zu besetzen. Generell ist vorgeführt, was für eine verhängnisvolle festzustellen, dass die Kirchen bisher relativ Dynamik in den Medien entstehen kann und wie geringe Anstrengungen unternommen haben, in leicht auch kirchliche Stimmen von dieser dieser Richtung aktiv zu werden. Der Dynamik mitgerissen werden können: Was Konsultationsprozess zur wirtschaftlichen und medienmäßig "läuft", das muss der nächste sozialen Lage war ein positives Beispiel. Der Anbieter auch schnell im Angebot haben; es nach diesem methodischen Vorbild initiierte werden Interviews gesucht und gegeben; rasch Konsultationsprozess zum Verhältnis von entsteht eine Situation, in der ein Thema sich bis Protestantismus und Kultur hingegen illustriert zur Hysterie hochschaukelt, die eine Lesart eher, wie schwer sich die Kirchen in dieser immer mehr an Plausibilität zu gewinnen scheint Hinsicht tun. Oder sollte der Umstand, dass es und die andere fast vollständig ausgeblendet im zuletzt genannten Fall nur in bescheidener wird. Die Reaktionsmuster in solchen aktuellen Weise gelungen ist, über den kirchlichen Krisensituationen werden unter den Binnenraum hinaus ein Thema zu setzen, damit Bedingungen wachsender Konkurrenz zwischen zu tun haben, dass die römisch-katholische den verschiedenen medialen Anbietern ein Kirche nicht beteiligt ist? Auch wenn das dringender Gegenstand medienethischer gelegentlich bestritten und eine aussichtsreichere Reflexion. Perspektive darin gesehen wird, das je besondere konfessionelle Profil sichtbar zu machen - je länger desto mehr führt die gesellschaftliche und Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 7
kulturelle Entwicklung dahin, dass die Kirchen als Beilage zu vier großen Zeitungen monatlich sich, wenn sie öffentlich eine nachhaltige in einer Auflage von ca. 1,4 Millionen einen Wirkung erzielen wollen, zusammentun müssen. breiten Bevölkerungsquerschnitt erreicht. Auf dem Medienmarkt hat es in den Besonders schwer ist die Einschätzung der Lage vergangenen Jahrzehnten eine größere Dynamik im Rundfunkbereich. Hier gab es schon in der gegeben als in Jahrhunderten zuvor. Diese Vergangenheit erhebliche Differenzen Dynamik wird sich in der Zukunft eher noch hinsichtlich der Frage, ob die kirchliche Präsenz verstärken und beschleunigen. Insofern ist es vorrangig auf das öffentlich-rechtliche System auch für die Kirchen eine schon jetzt drängende oder auch auf die privaten Sender setzen sollte. und in der Zukunft noch drängender werdende Gegenwärtig hat sich diese Fragestellung Frage, an welcher Stelle sie ihre mediale Präsenz dahingehend verschärft, ob die Kirchen gut vorzugsweise ansiedeln. beraten sind, angesichts der Digitalisierung auf Sehr stark entwickelt hat sich in den die Entwicklung eigener Kanäle zu setzen. vergangenen Jahren die kirchliche Präsenz im Radio Paradiso ist im Hörfunkbereich ein kleiner Internet. Heute gibt es von den kirchlichen Vorreiter in dieser Richtung. Derzeit entsteht mit Zusammenschlüssen und den Landeskirchen bis privatem Kapital im Fernsehbereich ein hin zu einzelnen Kirchengemeinden eine fast Bibelkanal. Prognosen sind außerordentlich unüberschaubare Anzahl von Anbietern. Das unsicher. Aber Entscheidungen müssen war nicht immer so. Es ist ein ausgesprochenes getroffen werden. Sie können unter solchen Ruhmesblatt des Kirchenamtes der EKD (oder Umständen nur mit der Einstellung getroffen genauer gesagt: einiger weniger Mitarbeiter des werden, die weitere Entwicklung sorgfältig zu Kirchenamtes), dass die wachsende Bedeutung beobachten und mit Korrekturen nicht zu dieses Mediums frühzeitig erkannt und die zögern, sobald sich die Rahmenbedingungen in Präsenz der EKD in ihm unter großen einem relevanten Umfang ändern. individuellen Anstrengungen aufgebaut wurde - Zu diesen Rahmenbedingungen gehört es auch, bis zu einem aktuellen Stand von knapp 4 dass die gegenwärtige Gesellschaft mit Fug und Millionen Hits. Recht als Mediengesellschaft beschrieben wird. Der Entscheidungsprozess, der zur Aufgabe des Die Bedeutung der Medien ist in den Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts und vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich seiner Ablösung durch das Magazin gewachsen. Vieles spricht dafür, dass diese "CHRISMON" führte, kann hingegen mit Entwicklung weitergeht. Aber Prognosen sind weniger Stolz vermerkt werden - jedenfalls was keine Sicherheiten. Um so mehr ist es gut, die Länge und den Kraftaufwand des abschließend an den Gedanken zu erinnern, der Entscheidungsprozesses selbst angeht. Im am Anfang der hier dargestellten Überlegungen Ergebnis freilich ist eine Konstellation erreicht stand: Die Mediengesellschaft ist nur ein worden, die erstaunliche Potentiale aufweist und Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit der intensive Begleitung und Förderung verdient. Menschen. Im Blick auf die Medienfähigkeit der An die Stelle einer Wochenzeitung, die an Kirche bedeutet das: Wir müssen sie weiter 14.000 Abonnenten und in insgesamt 50.000 verbessern. Aber wir dürfen in ihr nicht die Exemplaren vornehmlich im kirchlichen Raum Hoffnungsträgerin für die Zukunft der Kirche verbreitet wurde, ist ein Magazin getreten, das sehen. Deutscher Fachjournalisten-Verband e. V. (www.dfjv.de) - Expertenforum-Artikelpool – Mai 2002 8
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