Kautschukbäume zu Kleinholz - Der Export von Holzchips aus Liberia Präsentation von Marc Engelhardt, 8.12.10 in Berlin
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Kautschukbäume zu Kleinhol Der Export von Holzchips aus Liberia Präsentation von Marc Engelhardt, 8.12.10 in Berlin
Liberia • 1847 von ehemaligen Sklaven gegründete Republik • 1980 Putsch von Samuel Doe • 1989 Charles Taylor beginnt Rebellion - Bürgerkrieg • 2003 Friedensabkommen • Heute 3,6 Mio EW auf 1/3 der Fläche Deutschlands • Durchschnittliches Einkommen p.K. 500 US$ • UNDP-HDI-Rang 162 (von 169) • Exportiert Kautschuk, Holz, Eisen, Diamanten, Agrargüter
Kautschukplantagen • 250.900 ha Kautschukplantagen (Quelle: BR) • 40.000 ha Firestone-Plantage, größte der Welt - seit 1926 in Betrieb • Nach Missmanagement und Flucht im Bürgerkrieg liegen viele Plantagen brach
Bäume zu Brennholz • Wirtschaftlich tote Kautschukbäume werden angekauft und zu Holzchips geschreddert. Bauern erhalten neues Saatgut. Nach 7 Jahren beginnt Kautschukernte, nach 30 Jahren beginnt Kreislauf von Neuem • Rodung von 10.000 ha pro Jahr ergeben 750.000 Tonnen jährlich (Quelle: BR) • 200.000 t p.a. gehen an Vattenfall, 380.000 werden für geplantes liberianisches Kraftwerk veranschlagt, Rest andere Kunden in Norwegen und Nahost • Buchanan Renewables gehört zu 20% Vattenfall, 10% Swedfund, 70% Mc Call Mac Bain- Foundation
Wie fair ist der Handel? - Anspruch... • BR-Manager Hickey: ‚soziales Investment‘ • BR zahlt nach eigenen Angaben marktübliche Preise • ‚Wir wollen Bauern helfen, kautschuklose sieben Jahre gut zu überstehen‘ • ‚Wir wollen in erster Linie Kleinbauern helfen, eine neue Existenz aufzubauen‘ • ‚In den ersten sieben Jahren übernimmt BR kostenlos die Pflege der Setzlinge‘
...und Wirklichkeit • BR zahlt 1,50 US$ pro Tonne Holz - Üblich sind laut Liberian General Auditing Office 3 US$ - Vattenfall zahlt 55 US$ • Saatgut für Nutzpflanzen wird nicht mehr gestellt • 65% des Holzes stammt von Großplantagen, v.a. Firestone, nur 35% von Kleinbauern • BR übernimmt die Pflege nur gegen 25% vom Kautschuk-Umsatz (Standardvertrag) • BR nutzt seine Position der Stärke gegenüber mittellosen Kleinbauern
Liberia: Anliegen oder Anhängsel? • Liberia braucht Strom: derzeit nur 4 MW Kapazität in Monrovia installiert • BR plant Biomasse-Kraftwerk in Kakata, 36 MW. Finanzierung durch US-Regierung (OPIC- Kredit über 112 Mio. US$). • Regierung erhofft Preissenkung, Einspeisetarif von 18,5 US-Cent pro KWh 40% niedriger als derzeit • Bau verzögert sich, Ende 2012 als Startdatum nicht mehr einzuhalten • Monopol programmiert Interessenskonflikt: Betreiber des Kraftwerks ist zugleich einziger Lieferant des einzigen Brennstoffs, den er zugleich exportiert • Transparency Int‘l Liberia: keine öffentlichen Ausschreibungen; finanzielle Auswirkungen ‚unkalkulierbar‘; kritisiert zu große Nähe zur Regierung
Land: Zunder für den nächsten Konflikt • TI Liberia: nur eine kleine Elite von Landbesitzern profitiert von BR-Investitionen • FoE Liberia: Land wird knapper, auch wegen großer Konzessionsverkäufe • UN: Besitzverhältnisse unklar, nur 20% im Kataster erfasst. Landtitel werden oft nur durch Korruption erworben. • Angst vor neuen Unruhen
„Zwangsläufig zum Sklaventreiber“ • Menschenrechtler kritisieren Arbeitsbedingungen auf Kautschukplantagen: fehlender Arbeitsschutz, Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltskandale • ‚Großer Einfluss von Firestone, dem mit Abstand größten Steuerzahler des Landes, auf Regierung‘ • Explizite Förderung der Kautschukplantagenwirtschaft umstritten: ‚Wenn Du eine Kautschukfarm hast, wirst Du zwangsläufig zum Sklaventreiber‘
Fazit • Idee eines Nutzungskonzept für brachliegende Kautschukplantagen gut • Export von Holzchips stellt Vorteile für Liberia aber in Frage und gefährdet lokale Stromproduktion • Möglichkeit der Kontrolle von Einhaltung der Prinzipien nachhaltiger Plantagenwirtschaft ist fraglich, aufgedeckte Diskrepanzen lassen aber Kontrollbedarf erkennen • Kritik an mangelnder Informationspolitik und fehlender Einbeziehung traditioneller lokaler Institutionen • Im Umgang mit konfliktträchtiger Ressource Land sind vor diesem Hintergrund Spannungen zu befürchten
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