Keine Chance? Erste Schritte aus der Armut - DIE GUAR ANI IN PAR AGUAY - Stiftung ...
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OSTERN 2017 D I E G UA R A N I I N PA R AG UAY Keine Chance? Erste Schritte aus der Armut L AT E I N A M E R I K A KINO K AMBODSCHA Neue Projekte in alten Stummer Aufschrei: Freiwilligen-Einsatz Missionsdörfern «Silence» von Scorsese im Land der Khmer
J E S U I T E N W E LT W E I T A K T U E L L NAHER OSTEN Ein Land – viele Realitäten Die Jesuiten in Syrien vermitteln Hoffnung und setzen für die Zukunft auf die Kinder Neues Buch: Machtgier als Fluchtursache TERMINE Pater Balleis Augenzeugenberichte, Sach- Anlässlich der Aufhebung der Jesuiten- Zerbombte Häuserzeilen, lachende Arbeit sind die Kinder. Die Jesuiten geben ganisieren, sich gegenseitig helfen. Sie informationen, autobiografische Passa- missionen (Reduktionen) vor 250 Jahren Kinder, Todesfälle, weil Medikamente in Homs rund 1000 Minderjährigen richten ihr Leben so ein, wie es zur Situa- gen, biblische Betrachtungen und Berich- in Südamerika finden diverse Veranstal- fehlen, und ganz normaler Geschäfts Raum – im wahren Wortsinn: eine Anlauf- tion passt. Da steckt Lebenswille dahin- te aus dem Orden. Ihn treibt besonders tungen statt (www.jesuiten-weltweit.ch): stelle mit Bildungs- und Freizeitangebo- ter!», beschreibt Pater Seif die verschiede- die Frage um, weshalb heute weltweit alltag – welches Bild von Syrien ten, abseits des Chaos um sie herum. «Es nen Realitäten. In Aleppo gibt es ein Dokumentarfilm mit Apéro: 3.5., 18.30 mehr als 60 Millionen Menschen gezwun- ist das richtige? Alle zugleich, sagt kümmern sich bereits Organisationen um grosses Programm des JRS zur Verteilung Uhr, Kino Riff Raff, Zürich: «Panamerica- gen sind, ihre Heimat zu verlassen, mit- Pater Magdi Seif SJ aus Homs. Und: das Überleben in der Gegenwart. Wir wol- von Lebensmitteln und Medikamenten, na» (1957/58) von Felix Plattner SJ tellos und ohne Perspektive. Der Jesuit «Die S ituation ist völlig unklar len die Zukunft angehen, weil die Men- sogar eine kleine Klinik. Auch in Homs gibt blickt nicht nur auf politische Hintergrün- Fachtagung: 19./20.5., Universität Fri- schen hier keine Hoffnung haben», erklärt es bei den Jesuiten Medikamente. Das bourg, «250 Jahre nach Aufhebung der und verwirrend. Dein Freund von de, sondern auch in menschliche Abgrün- der Jesuit. Er bietet den Kindern nach dem Problem ist in Syrien nicht die Beschaffung de. Seine wichtigste Erkenntnis: Men- Jesuitenmissionen in Spanisch-Amerika heute kann morgen schon dein regulären Schulunterricht eine geschützte der Arzneimittel. Es gibt alles im Land zu schen werden zu Flüchtlingen, weil (1767): Hintergründe – Forschungsdebat- Feind sein.» Umgebung, einen Freiraum, in dem sie kaufen. Das Problem sind die Preise. Die S eit zwanzig Jahren ist Pater Peter andere Menschen rücksichtslos eigene ten – neue Perspektiven» einfach Kind sein dürfen: spielen, lachen, Menschen erhalten zwar nach wie vor Ge- I Balleis SJ an vorderster Front in der Interessen durchsetzen. Die Versuchun- Konzerte «Sonidos de la Tierra»: nsgesamt neun Jesuiten leben und laufen und springen. «Die Kinder sind die hälter, doch Korruption und eine rasende Flüchtlingsarbeit tätig, er kennt die gen von Reichtum, Ehre und Macht sind 22.6.,19.30 Uhr, Stadthaus Winterthur, in arbeiten in Syrien: in Damaskus, Alep- Zukunft! Das ist Hoffnung und auch ein Inflation haben die Kaufkraft der Bevölke- Herausforderungen aus eigenem Erleben. Triebfedern der Gewalt und Ursachen der Kooperation mit YOUTH CLASSICS po und in Homs. Im Nahen Osten sind Bild des gegenwärtigen Syriens!», betont rung extrem gesenkt. «Immer zahlen die Bis 2015 war der aus Bayern stammende Kriege. 23.6.,19.30 Uhr, Kirche St. Marien, Basel die Jesuiten auch im Libanon und im Irak Pater Seif und zeigt Bilder von kleinen Armen für die Kriege», sagt Pater Seif. Und Jesuit Direktor des internationalen Jesui- Doch nicht nur Menschen an den poli- (Erbil) mit Flüchtlings- und Sozialpro- Mädchen, bunt geschminkt und im Kos- arm seien heute in Syrien auch Angestell- 24.6.,10.15 Uhr, Lassalle-Haus, Konzert ten-Flüchtlingsdienstes JRS, seit Herbst tischen Schalthebeln müssen laut Pater jekten sehr aktiv. Pater Seif SJ hat sich vor tüm bei einer Theaterprobe. te, Ingenieure, Lehrer, alle bei vollem Ge- am Gönnerfest (Vortrag Prof. Schatz SJ) 2016 leitet er in Genf als Executive Presi- Balleis diesen Versuchungen widerstehen, eineinhalb Jahren freiwillig nach Homs halt. Vor allem fürchten die Menschen, 02 dent «Jesuit Worldwide Learning» (JWL), sondern jeder Einzelne in seinem persön- 24.6.,17.30 Uhr, Kathedrale St. Gallen gemeldet. Er ist Ägypter, studierte in Paris, Es gibt nicht nur eine Wahrheit zum Militär eingezogen zu werden. «Nie- 03 eine globale E-Learning-Plattform für lichen Umfeld. Der Blick auf Jesus zeige, 25.6.,10.00 Uhr, Jesuitenkirche Luzern Dublin und in den USA, baute erfolgreich Ein ganz anderes Bild vermitteln die Trüm- mand will sterben. Daher drängen Eltern Menschen am Rande der Gesellschaft. wie man geistlich-konstruktiv mit der Ver- 25.6.,19.00 Uhr Stadttheater Solothurn, Projekte im Süd-Sudan und in seiner Hei- mer-Strassen in Homs und – noch schlim- ihre Söhne zur Flucht», erzählt der Jesuit. Seine Erfahrungen und geistlichen Ge- suchung zur Macht umgehen und bessere Schirmherr ist Bischof Felix Gmür, Basel. mat auf. Aber er suchte eine neue Heraus- mer – in Aleppo. «Da gibt es eine Strasse, Normalerweise sei das undenkbar im Na- danken hat Pater Balleis SJ jetzt in einem Entscheidungen treffen könne. Theaterpremieren: forderung, einen neuen Sinn. die ist wirklich surreal: Links von dir läuft hen Osten, wo der Familienzusammenhalt Buch zu Papier gebracht, das im Mai im In seinem Vorwort dankt der Jesuit den «Das heilige Experiment» von Fritz «Die Arbeit gibt mir Kraft», sagt der das ganz normale Leben ab und rechts alles bedeute. «Die Menschen sind ver- Patmos-Verlag erscheinen wird unter vielen Flüchtlingen, durch die er so viel Hochwälder, 2.9., 19.00 Uhr, Stadttheater 60-jährige Priester. Er betreut drei Ge- von dir ist alles zerstört. So, als wärst du in zweifelt. Ich habe nicht viel zu geben, aber dem Titel «Seht den Menschen. Die Ver- gelernt habe. «Ihr Leiden, ihre Hoffnung Solothurn; 21.9., 19.30 Uhr, Stadttheater meinden in Homs und leitet zugleich die einem völlig anderen Land. Aber man einfach da zu sein, ist ein Zeichen der Hoff- suchung zur Macht und das Elend der und ihre Gesichter gebe ich weiter an Sie, Biel; weitere Aufführungen s. Spielplan. dortigen Projekte des Jesuitenflüchtlings- sieht nach wie vor all die Menschen, die nung», so der Pater. Flüchtlinge». Auf 256 Seiten verknüpft die Leserinnen und Leser.» dienstes (JRS). Ein Schwerpunkt seiner leben wollen und Stromgeneratoren or- Cornelia zur Bonsen Editorial In Syrien liegen fröhliche Kinder- spiele und trostlose Liebe Freundinnen lich, weil sie mit der Rede vom Paradies sefreiheit in vielen Ländern. Unser En- Strassenszenen und Freunde Hoffnungen bei der Landbevölkerung gagement für Gerechtigkeit ist der dicht beieinander. unserer Missionare weckten? Es kam jedenfalls zur brutalen Hoffnung von Menschen verpflichtet, Jesuiten weltweit in und unserer Verfolgung und zur Abschottung gegen deren Würde und deren Rechte mit Füs- Zürich unterstützt Partner weltweit! aussen. Der Film hat viele Facetten, vor sen getreten werden. Konkret kann das Pater Magdi Seif SJ Im neuen Film «Si- allem religiöse. Losgelöst vom Kontext des Nothilfe für Menschen auf der Flucht finanziell, damit er lence» von Martin 17. Jahrhunderts wirft er für den heutigen oder Schulbildung für Marginalisierte den Menschen un- Scorsese geraten Zuschauer auch die Frage nach einem sein. Es bleibt ein leidenschaftliches bürokratisch im die Jesuiten in Ja- besseren Leben in Freiheit auf. Menschen Ringen um eine heilere Welt. Doch wir Alltag helfen kann. pan im 17. Jahrhun- suchen stets nach Raum, den sie lebens- haben Grund, zu hoffen und zu han- dert in einen unlösbaren Konflikt mit wert gestalten wollen. Dies ist besonders deln, wie es das Osterlied des eben den herrschenden Shōgunen. Diese drängend angesichts der Kriegs- und Kri- verstorbenen Kurt Marti (KG 444) zum dulden keine alternative Weltsicht in senregionen weltweit, angesichts unge- Ausdruck bringt: «Das könnte den Her- ihrem feudalen Einflussbereich, das rechter Gesellschaftsstrukturen in Latein- ren der Welt ja so passen, wenn erst Christentum wird als Bedrohung ver- amerika wie auch angesichts der aktuellen nach dem Tode Gerechtigkeit käme...» standen. Wurden die Jesuiten gefähr- Unterdrückung von Meinungs- und Pres- Ihr P. Toni Kurmann SJ
L AT E I N A M E R I K A L AT E I N A M E R I K A DOMINIKANISCHE REPUBLIK Santo Domingo der Leitung von zwei Patres. Insgesamt Cartagena tuation für Europäer und indigene Bevöl- zählten die Jesuitenmissionen in Para- kerung? Die Missionsdörfer in Paraguay guay bis zu 140 000 Menschen. Es war die Bogotá waren oft wirtschaftlich sehr erfolgreich, Zeit der spanischen und der portugiesi- wie Guillermo Wilde von der Nationaluni- K O LU M B I E N schen Kolonialisierung des Kontinents. versität San Martin in Buenos Aires in sei- Rund 150 Jahre lang, bis 1767, richteten nem Broschüren-Beitrag zum Gedenkjahr die Jesuiten Reduktionen ein. Diese führ- 2017 konstatiert (download unter www. ten ein starkes Eigenleben. Am Ende wur- jesuiten.ch). Die Landwirtschaft unter An- den die Spannungen zwischen dem Or- leitung der Jesuiten garantierte den Be- den einerseits und der Kirche wie auch wohnern mehr als nur die Grundversor- den politischen Machthabern vor Ort an- BOLIVIEN gung mit Mais, Maniok, Baumwolle, Concepción dererseits so gross, dass sämtliche Jesui- La Paz San Rafael San Javier Mate-Tee und Fleisch. Sie trieben Handel ten den Kontinent verlassen mussten. Santa Cruz de la Sierra und erlernten Handwerke. In den Reduk- tionen entwickelten sich ein einzigartiger Hypothek der Kolonialzeit PA R A G UAY Kirchentypus und eine Musikkultur in der Asunción Wie sind die Reduktionen heute zu bewer- San Ignacio Mischung europäischer und indigener ten? Machen wir an dieser Stelle einen Encarnación Elemente. Und: Die Bewohner waren ge- Sprung, gewissermassen einen «Cut», und schützt vor den Kolonialherren, die regel- rufen den Kinofilm «The Mission» von Stationen einer Reise in vier lateinameri- recht Jagd auf Arbeitssklaven machten. 1986 in Erinnerung: Die Story handelt von kanische Länder Im Gegenzug mussten sich die Einhei- 04 Gemeinsam geht es besser: Die jungen Leute von Ñu Poty in Paraguay, alle Angehörige der Guaraní, nehmen ihre Zukunft in die Hand. Pater Gabriel, einem Jesuiten in Paraguay mischen taufen lassen und sich einem 05 Das Dorf wurde aufgenommen in das Bildungs- und Kulturprogramm Misión Guaraní von Pater Ricardo Jacquet SJ. im 18. Jahrhundert. In einer Schlüsselsze- weissen Mann zu. Der Pater spielt voller strengen Reglement der Jesuiten anpas- ne sitzt er am Rande eines tosenden Was- Angst weiter, mit zitternden Fingern. sen, mit täglicher Arbeit und regelmässi- serfalls, müde vom Wandern. Er holt seine Schliesslich fassen die Guaraní Vertrauen. gen Gottesdienstbesuchen. Auch zur mi- Oboe hervor und spielt. Längst haben ei- Der Pater enttäuscht sie nicht. Er ist kein litärischen Verteidigung des kolonialen Lateinamerika: Die Suche nach Identität nige Guaraní, Angehörige eines indigenen Volkes, den Eindringling entdeckt. Doch die Musik verfehlt ihre Wirkung nicht. Die Kolonialherr, kein Sklavenjäger. Eine fried- liche Begegnung. Das ist die Kernbot- schaft der Wasserfallszenen. Spiegelt die Territoriums wurden sie herangezogen. Soviel steht fest: Die Reduktionen haben einen Veränderungsprozess im Leben der Jesuiten erinnern an die alten Reduktionen und gehen neue Wege in der Projektarbeit Männer lassen Pfeil und Bogen sinken und Filmsequenz die Realitäten wider? Stehen indigenen Bevölkerung ausgelöst und ein gehen langsam auf den sonderbaren die Reduktionen für eine Art Win-Win-Si- beachtliches Kulturerbe hinterlassen, das Vor genau 250 Jahren mussten die Land: In Bogotá, Kolumbien, zum Beispiel gramms. Das Ordens-Netzwerk funktio- Jesuiten Südamerika verlassen. Die trafen sich Pater Kurmann und Pater Ru- niert überall auf der Welt. Im Zentrum der Kulturarbeit in ihren Missionsdör- tishauser mit Vertretern des Jesuiten- Projektreise standen jedoch Paraguay und Flüchtlingsdienstes (JRS). Im Land gibt es Bolivien. «Weil wir Jesuiten in der Schweiz l i n k s : Die Ruinen fern, den «Reduktionen», ist jedoch bis zu fünf Millionen Vertriebene – eine 2017 an die Aufhebung der Reduktionen der ehemaligen Re- nicht vergessen. Wie geht es der Folge vor allem der jahrzehntelangen ge- vor 250 Jahren erinnern, haben wir uns duktionen (hier Tri- indigenen Bevölkerung dort heute? waltsamen Auseinandersetzungen zwi- diesmal in Südamerika auf die Länder fo- nidad) geben einen Eine Reise in die Vergangenheit und schen Militär, Paramilitärs und Guerilla- kussiert, in denen die Reduktionen der Eindruck von der in die Zukunft zugleich. Gruppen. Die Binnenflüchtlinge leben meist in Armut und Rechtlosigkeit. Jesuiten ihre charakteristische Ausprä- gung entwickelt haben», erklärt Pater Kur- Re Grösse dieser Missionsdörfer des mann. Reduktionen? duk 17. und 18. Jahr- A nfang des Jahres haben Provin- Das globale Netzwerk funktioniert Abgeleitet vom Lateinischen «Reduc- hunderts. zial Christian Rutishauser SJ und Missionsprokurator Toni Kur- In der vermeintlichen Leichtigkeit der Ka- ribikinsel Dominikanische Republik wie- tio» (Rückzugsbereich) handelt es sich um ein Siedlungssystem, das von verschiede- tio r e c h t s : Die Stif- nen mann SJ Projekte in Süd- und Mittelame- derum versuchen Jesuiten in Vorschulen, nen Orden in Abstimmung mit den welt- tung Jesuiten welt- rika besucht – eine Tour mit zahlreichen den «casas infantiles», Slumkinder aus lichen und kirchlichen Gewalten für die Schweizer Provinz der Jesuiten weit hat gemeinsam Szenenwechseln in vier Ländern (siehe Santo Domingo auf die Primarschule vor- Ureinwohner des damaligen Spanisch- Stiftung Jesuiten weltweit Hirschengraben 74 8001 Zürich mit der Schweizer dazu die Karte S. 5). Das globale Netzwerk zubereiten, also ein Stück Chancengleich- Amerika errichtet wurde. 1604 gründete Tel: +41 44 266 2115 Tel: +41 44 266 2130 3 Provinz der Jesui- des Ordens, der auf allen Kontinenten prä- heit zu schaffen. In diesem Schulprojekt, man die Jesuiten-Provinz Paraguay; seit www.jesuiten.ch www.jesuiten-weltweit.ch ten diese Broschüre sent ist, macht es möglich, fundierte Ein- eines von vielen, arbeiten übrigens zurzeit 1609 entstanden dort die ersten und be- zum Gedenkjahr blicke auch hinter den Touristenfassaden auch die Schweizer Noemi Issartel und deutendsten Reduktionen des Jesuitenor- Reduktionen – RefoRmation – Ranft veröffentlicht, s. zu gewinnen. Dabei unterscheidet sich Nikolai Stephan als freiwillige Helfer im dens. 2000 bis 3000 Menschen lebten in www.jesuiten.ch. das Engagement der Jesuiten von Land zu Rahmen des Jesuit-Volunteers-Pro- einem solchen Missionsdorf stets unter
L AT E I N A M E R I K A L AT E I N A M E R I K A auch mit den Namen von vier Schweizern te Musikschulen auf und begann 1745, die cardo Jacquet SJ. Er leitet ein ehrgeiziges entschieden abgelehnt. Sie haben die Fan- verbunden ist: mit den Jesuitenpatres bisherigen provisorischen Kirchen durch Projekt gemeinsam mit der Universität tasie von Schriftstellern, Philosophen und SPENDENBITTE Martin Schmid aus Baar (1694 bis 1772) solide Bauten in dem charakteristischen von Itapúa: die Misión Guaraní. Theologen beflügelt und sind 1943 von und Felix Plattner (1906 bis 1974), dem Stil der Reduktionen zu ersetzten. Bis heu- Mit Hilfe eines ökologisch-nachhaltigen Fritz Hochwälder sogar als «heiliges Expe- Liebe Leserin, lieber Leser! Architekten Hans Roth, der 1999 gestor- te sind die Kirchen von San Rafael, San Ansatzes sollen die kulturellen, spirituel- riment» in die Form eines Dramas gegos- Provinzial Christian Rutishauser SJ ben ist, und Bruder Josef Herzog (s. Video Javier und Concepción erhalten. Man fand len und künstlerischen Ausdrucksweisen sen worden. Das Theaterstück wird im und ich hatten in Paraguay die Gele- auf www.jesuiten-weltweit.ch/Reduktio- in Baar seine Briefe mit Beschreibungen. der alten Jesuitenmissionen wiederbelebt Gedenkjahr 2017 im Theater Biel-Solo- genheit, uns ein Bild von der Ver- nen), der heute in St. Blasien lebt. Und so konnte 200 Jahre später Pater werden. Ñu Poty gehört zu einer Förderli- thurn aufgeführt (s. Seite 2). In der For- gangenheit und der Gegenwart der 26 Jahre war Bruder Herzog Bauleiter im Plattner SJ dieses Werk auf seiner Südame- nie des Programms für 173 Minderjährige schung werden die Reduktionen ebenfalls Reduktionsstätten zu machen. Es Team von Hans Roth bei den Restaurie- rikareise im Film dokumentieren. Darauf- in zehn Guaraní-Dörfern. Es geht darum, kontrovers diskutiert. Daher veranstaltet fasziniert mich, mir angesichts der rungsprojekten bedeutender Reduktions- hin begeisterte er den Architekten Roth einen Weg aus der Armut zu ebnen – die Schweizer Provinz der Jesuiten ge- Weitläufigkeit der Ruinengelände kirchen in der ehemaligen Chiquitosmis- für die Restaurierung der Kirchen. durch Ausbildung, Kleinunternehmertum meinsam mit der Universität Fribourg im sion in Bolivien. Heute gehören insgesamt und bessere medizinische Versorgung – Mai eine interdisziplinäre Fachtagung das geschäftige Treiben seinerzeit zwölf Reduktionen zum UNESCO-Weltkul- Arm und krank? Es gibt Auswege und zugleich um die Stärkung der indige- (mehr dazu auf www.jesuiten.ch). vorzustellen. Doch die Nachfahren turerbe. Seit 1996 findet zudem alle zwei Machen wir erneut einen «Cut», einen nen Identität. Von den insgesamt 6,7 Mil- der damaligen indigenen Bevölke- Jahre das internationale Festival «Misiones Sprung nach Paraguay zu Pater Rutishau- lionen Einwohnern Paraguays gehören Neue Geschäftsideen rung, die Guaraní, leben heute in de Chiquitos» in Bolivien statt, mit dem die ser SJ und Pater Kurmann SJ und ihrem heute nur noch 85 000 zu den indigenen Der Blick zurück ist wichtig für die Erklä- schockierender Armut. Die Jesuiten alte Musik wiederbelebt wird. Besuch im Dorf Ñu Poty, im Department Gruppen; sie stehen ziemlich weit unten rung des Heute und die Gestaltung des setzen sich für sie ein. Mit unserer Musikworkshops, Nachhilfe für Kin- Auch Luis Szarán, Dirigent und Musik- Itapúa mit der Hauptstadt Encarnación. in der Sozialhierarchie des Landes. Morgen. Die Zukunft hat begonnen: In Ñu Osterbitte möchte ich Sie um Ihre der, der Bau ökologischer Gemein- wissenschaftler in Ascunción, liess sich Ñu Poty liegt nahe der ehemaligen Reduk- «Man spürt eine Unversöhnheit mit der Poty bauen die Dorfbewohner ein Ge- Spende für das Projekt von Pater schaftshäuser und die Gründung von 06 von idigenen Bevölkerungsruppen inspi- tion Trinidad. 22 indigene Familien leben Epoche der Kolonialisation, mehr noch in meinschaftshaus und legen einen Gemü- 07 R icardo SJ bitten, die Misión Gua Kooperativen enthalten. Dies kostet rieren, als er 2002 das Sozialprojekt «So- hier gleich neben einer stinkenden Müll- Bolivien als in Paraguay. Es stehen einhei- segarten an. Zehn Jugendliche erhielten raní. Die Arbeit in den Dörfern pro Dorf bewohner 70 Franken im nidos de la Tierra», ein Orchester, gründe- halde in Hütten aus grobem Holz und mische Indios gegen einheimische Euro- ein Stipendium, um ihren Schulabschluss te. Im Juni werden die Musiker Konzerte Plastikplanen. Einige der Dorfbewohner päer. Hier braucht es Versöhnungsarbeit machen zu können. «In den ländlichen in Itapúa kostet in den nächsten Jahr – eine kleine Summe, die aber in der Schweiz geben (s. Seite 2). Das Kul- durchsuchen den Abfall nach verwertba- und Aufarbeitung der Geschichte», sagt Gegenden braucht es heute neben der drei Jahren je 80 000 Franken. ein Leben zu verändern mag. turerbe ist vor allem dem Multitalent Mar- ren Dingen, die sie verkaufen können. Pater Rutishauser. Landwirtschaft auch Dienstleistung, zum Darin sind Schulstipendien, Kurse Ganz herzlichen Dank für Ihre tin Schmid SJ zu verdanken. Der Jesuit Rachitis, Tuberkulose und Lepra gibt es Stichwort Vergangenheitsbewältigung: Beispiel sanften Tourismus. Hier können zum Auf bau nachhaltiger Land Unterstützung! arbeitete 37 Jahre bis zur Ausweisung hier immer noch. Schulbildung ist nicht Die Reduktionen wurden wie der Orden die Jesuiten viel bewegen», erklärt Pater wirtschaft, Massnahmen zur Ge- P. Toni Kurmann SJ 1767 in Chiquitos. Er führte dort die mehr- für alle gewährleistet, die Einkommen sind selbst von Anfang an entweder kritisch Rutishauser SJ. sundheitsförderung, Kunst- und Missionsprokurator stimmige barocke Kirchenmusik ein, bau- minimal. Aber hier arbeitet auch Pater Ri- hinterfragt, bewundernd unterstützt oder Cornelia zur Bonsen links:Pater Ricardo l i n k s : Gruppenbild Jacquet SJ (li.) im in der Karibik: Auf Gespräch mit dem Santo Domingo Chef, dem «Kaizi- leisten die Jesuiten ken», des Dorfes Ñu Sozialarbeit für Poty (vorne). Familien, die auf den Zuckerrohr- rechts: Ein Aus- plantagen arbeiten. schnitt aus den Tafeln des Jesuiten- rechts: Die Kirche paters Florian in San Ignacio Pauke SJ. Er hielt de Velasco. Diese Alltagsszenen aus Reduktion der den Reduktionen C hiquitos ist die fest. älteste unter den Missionsdörfern der Jesuiten.
CHINA INDONESIEN Auf einer Insel fing es an CONTAINER AUS JAVA FÜR ADLIGENSWIL Innert 30 Jahren baute der Jesuiten-Sozialdienst in China Lepradörfer und Aidszentren auf Was haben preisgünstige Con- Die von Pater Luis Ruiz SJ 1987 1987 gründet Pater Luis Ruiz SJ die Casa Problem geworden. Getreu seinem Motto tainerbauten in der Schweiz Ricci Social Services (CRSS). Schon in der «Wo auch immer unsere Dienste ge- mit Auszubildenden in Indone- gegründete Einrichtung «Casa Ricci früheren portugiesischen Enklave Macau, braucht werden, dorthin sollen wir ge- sien zu tun? Ganz einfach: Was Social Services» unterstützt kranke wo er seit 1951 lebte, hatte er eine jesuiti- hen» eröffnet Pater Ruiz 2004 das erste hierzulande erdacht und entwi- und sozial benachteiligte Menschen sche Niederlassung namens «Casa Ricci» katholische Aidszentrum der CRSS in Chi- ckelt wird, sollen Lehrlinge im in dreizehn chinesischen Provinzen, eröffnet. Sie diente als Anlaufstelle für na. Bildungsprojekte und die Schaffung Polytechnikum ATMI auf Java ebenso in Myanmar und Vietnam. hilfsbedürftige Flüchtlinge vom chinesi- von Arbeitsplätzen ergänzen die medizi- umsetzen. Das ATMI wurde von schen Festland. nische, soziale und spirituelle Begleitung. D Jesuiten gegründet und ist ein ie Insel Da Jin (Taikam) vor der Auf Da Jin packen Pater Ruiz und die vier renommiertes Berufsbildungs- Küste der chinesischen Provinz Ordensschwestern gemeinsam an: Sie Kampf gegen Diskriminierung zentrum. Bei dem Auftrag geht es Guangdong ist bis heute nur mit statten die Häuser mit Bädern und Toilet- 2011 stirbt Pater Ruiz, der in Südchina un- dem Schiff zu erreichen. 1986 erfährt Pater ten aus, besorgen Stromgeneratoren und ter dem kantonesischen Namen Pater Luk um den Prototypen einer mobilen Luis Ruiz SJ von den 150 Leprakranken, die sorgen für regelmässige Mahlzeiten. Das bekannt ist, im Alter von 97 Jahren. Sein Wohneinheit für Studierende aus dort isoliert vom Rest der Gesellschaft le- Leben der Erkrankten bessert sich. Doch Nachfolger, Pater Fernando Aspiroz SJ, Schiffscontainern für Adligenswil ben müssen – ohne Elektrizität und ohne sie bleiben abgeschoben auf der Lepra- arbeitet seit 2005 für die CRSS. Unter sei- Preisverleihung 2016 in Yogyakarta, Indonesien: Beim Filmfestival des SAV Puskat (LU). Die Idee dazu hatte Urban medizinische Versorgung. Ein Jahr darauf insel – weit weg von ihren Familien. Das ner Leitung wurde 2013 der Geist der Casa werden insgesamt 12 Awards in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Frye, Kulturwissenschaftler und kommt der damals bereits 74-jährige Je- ändert sich erst, als die Lepra nachweislich Ricci Social Services ausformuliert: «Hoff- Ökonom aus dem Kanton Luzern. suit auf die Insel und kümmert sich um die geheilt werden kann. Die Bewohner dür- nung geben inmitten der Hoffnungslosig- Er wollte bezahlbaren Wohnraum Menschen dort. fen zurück aufs Festland, wo sie in moder- keit. Würde ermöglichen zusammen mit auf Zeit schaffen, zum Beispiel nere Siedlungen umziehen können. denen, die an den Rand gedrängt werden. Videos gegen Fanatismus 08 auch für Künstler. In Kooperation 09 Unvorstellbares Elend Pater Ruiz baut nach den Erfahrungen Diskriminierung besiegen durch den Auf- mit Studierenden der Hochschu- Verstärkung holt er sich bei vier Schwes- auf Da Jin moderne Lepradörfer (Leprosa- bau von Solidarität.» Heute sind unter tern der Kongregation Sisters of Charity rien) in ganz China sowie in Vietnam und dem Dach der CRSS insgesamt 50 Pro- le Luzern wurde der Prototyp Saint Anne. Sister Lissy beschreibt das un- Myanmar auf. Auch wenn Lepra heute gramme in 13 chinesischen Provinzen Filmfestival der Jesuiten auf Java vergibt Hofmann-Awards vorstellbare Elend, das ihr auf Da Jin be- heilbar ist, macht die Krankheit den Men- angesiedelt, darunter 64 Leprastationen gegnete: «Ich sah verstümmelte Glied- schen Angst. Deshalb leben von Lepra und fünf Aidszentren für Kinder und Er- massen, Menschen ohne Augen, ohne betroffene Menschen auch heute oft noch wachsene. In diesem Jahr werden die Die Vorbereitungen für das Filmfesti- und religiöse Themen zu sensibilisieren. Nasen, ohne Ohren. Die Kranken hatten in eigenen Dörfern. CRSS am 8. November ihr 30-jähriges Be- val laufen auf Hochtouren. Denn Es geht vor allem um Fragen der Gerech- zwar ein Bett, mussten aber zum nahelie- Aids und die Folgen der Krankheit sind stehen feiern. Mitte August wird das von Jesuiten tigkeit und des interreligiösen Dialogs genden Fluss, um ein Bad zu nehmen.» für China aber zum deutlich grösseren Gabriele Riffert zwischen Christen, Buddhisten und Mus- gegründete Studio Audio Visual limen. Das diesjährige Award-Motto ist (SAV) Puskat in Indonesien zum hochaktuell, Pluralität sei ein «umstritte- zweiten Mal die «Ruedi-Hofman- nes und heikles Thema», schreibt der dor- Media-Awards» vergeben. 2017 tige Provinzial, Pater Petrus Sunu Hardi- Diese Kinder sind lautet das Thema «Celebrating yanta SJ, nach Zürich. HIV-infiziert. Sie 2016 stand das Thema Naturschutz bzw. werden in der Pro- Diversity», es geht um Respekt vor Erhalt der Umwelt im Mittelpunkt. Auch vinz Guangdong im der Andersartigkeit angesichts der das ist ein grosses Thema für ein Land wie Anerkannt: Im ATMI können auch «Guangzhou religiösen Radikalisierung weltweit. Indonesien, in dem es viel Regenwald gibt Schweizer Zivildienstleistende einen Children Home » des und die Geschäfte von Palmölkonzernen Teil der Dienstzeit absolvieren. CRSS medizinisch international für Schlagzeilen sorgen. Den D versorgt und ie Stiftung Jesuiten weltweit un- ersten Platz in der Kategorie «Dokumen- entwickelt. Er soll nicht mehr als menschlich betreut. terstützt dieses erfoglreiche Kul- tation und Feature» belegte der Film 35 000 Franken kosten. Abge- turprojekt des SAV Puskat, einem «Against the nature’s law». Er beschäftigt wickelt wird das Projekt über Trainings- und Produktionszentrum. Es sich mit den Folgen des Trekkings. Denn eine neu gegründete Genossen- wurde vor mehr als 46 Jahren von dem die vermeintlich naturliebenden Bergstei- schaft. Auf der Suche nach einer Schweizer Jesuitenpater Ruedi Hofmann ger hinterlassen in Indonesien leider eine sozialverträglichen Möglichkeit, gegründet und versteht sich als Impulsge- Menge Abfall. Der Film zeigt, wie Men- die Container auszubauen, stiess ber für visuelle Medien und Spiritualität. schen sich organisieren, mit Müllsäcken 2016, als die Filmpreise zum ersten Mal durch die Bergwelt wandern und Abfälle Freye auf das ATMI. Im Hinblick verliehen wurden, trafen 110 Einsendun- einsammeln. Zwölf Preise werden insge- auf das 50-jährige Bestehen des gen im SAV in Yogyakarta auf der Insel samt vergeben, die beiden ersten Plätze Polytechnikums fördert Jesuiten Java ein. Ziel des Wettbewerbs ist es, jun- sind mit je knapp 700 Franken dotiert. Viel weltweit dieses Container-Projekt. ge Filmemacher für aktuelle politische Geld in Indonesien.
FILM FILM MARTIN SCORSESE Geboren 1942 im New Yorker Stadtbezirk Queens, wuchs Martin Scorsese in «Little Italy» auf, dem haben sie durch ihre Missionstätigkeit die na, so der Wissenschaftler. Das christliche italienischen Viertel Manhat- Bauern in höchste Not gebracht? Worin Märtyertum wurde zu einer Form des pas- äussert sich wahrer Glaube – in innerer tans. Früh war er stark geprägt siven Widerstandes gegen die herrschen- Haltung oder in äusseren Symbolen und vom Katholizismus – und von den Fürsten. Bildern? Allein der Fusstritt auf ein Chris- der Gewalt auf den Strassen. Der Für Jesuiten, so Pater Hiestand SJ, seien tusbild genügte ja den Verfolgern schon, Oscar-Preisträger gilt als einer die 160 Filmminuten wiederum «beinahe um die Menschen freizulassen. Was ist also der wichtigsten Regisseure der eine unerträgliche Zumutung. Denn viele wichtiger: Gott zu verraten, um fremde Filmgeschichte. Martin Scorsese Ordensleute haben ihr Leben dafür einge- Leben zu retten, oder dem eigenen Glau- ist seit 1999 in fünfter Ehe mit setzt, Menschen zu helfen, in eine leben- ben treu zu bleiben? Andererseits: Warum Helen Morris verheiratet und hat dige Beziehung zu Jesus Christus zu fin- waren die japanischen Inquisitoren derart den, und wurden wegen dieses Einsatzes drei Töchter. Ende November 2016 gnadenlos? getötet, bis in die jüngste Gegenwart». sprach er auch mit Papst Franzis- Männer wie der von den Nazis hingerich- Christen als politische Bedrohung kus bei einer Audienz im Vatikan tete Alfred Delp SJ oder die Märtyrer von Der Film spielt in einer Phase der internen über seinen neuen Film «Silence». El Salvador um Ignacio Ellacuria SJ und Stabilisierung Japans: nach dem Ende des Segundo Montes SJ, die 1989 durch To- Bürgerkriegs, zu einer Zeit, in der die Fürs- desschwadronen starben. In Syrien wurde ten des Landes, die Shōgune, ihre Macht- 2014 Pater Frans van der Lugt SJ ermordet. befugnisse festigten und sich das Land Theologen, sondern auch als Techniker, Es gibt viele moderne Märtyrer. Haben seit Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahr- Mathematiker und Waffenexperten nach sie geirrt, wie der Film nahelegt? Scorsese 10 Ringen mit Gott und innere Zweifel: Pater Rodrigues (Andrew Garfield) im Film «Silence ». Gedreht wurde auf Taiwan. hunderts von der Aussenwelt wirtschaft- Asien gekommen und in Bürgerkriegszei- hinterfragt den Glauben und die Gläubi- 11 lich abschottete. «Aus politischer Sicht war ten erwünscht, später aber gefährlich», gen radikal angesichts schlimmster Ge- das strikte Verbot des Christentums ratio- erklärt Trakulhun. Zudem habe sich das walterfahrungen. Wie weit würde man nal», erklärt Sven Trakulhun, Geschichts- Christentum durch seine Lehre suspekt selber gehen für seine Religion? «Die Ant- Dozent an der Universität Konstanz und gemacht: Der Gehorsam gegenüber ei- wort wird bei jedem einzelnen, auch bei Wenn Gott schweigt Ostasienexperte. Denn die Missionare aus Europa und die als religiöse Fanatiker empfundenen christlichen Märtyrer stell- nem Herrscher jenseits der Welt, die Ab- grenzung von anderen gesellschaftlichen Gruppen und die Intoleranz gegenüber jedem Jesuiten, anders ausfallen», sagt Pater Hiestand SJ. Der Katholik Scorsese gibt dem Film jedenfalls ein Ende, über Jesuiten diskutieren mit Experten über den aktuellen Scorsese-Film «Silence» ten eine Bedrohung für die politische Ob- fremden religösen Riten seien «verstö- das sich streiten lässt. rigkeit dar: «Jesuiten waren nicht nur als rend» gewesen in Japan, aber auch in Chi- Cornelia zur Bonsen Mit seinem neuen Jesuiten-Drama Todes durch Folter streng verboten. Doch Tod von Ordensleuten und Neuchristen «Silence» hat sich Star-Regisseur die beiden schreckt das nicht ab, sie wol- führen, ist kaum zu überbieten. «Aller- Martin Scorsese einen 30 Jahre lang len ihren geistlichen Lehrer, Pater Ferreira dings fällt einen die Gewalt nur selten so (Liam Neeson), suchen, der angeblich un- eindringlich an wie in Scorseses früheren In Macau warten gehegten Wunsch erfüllt. Ein auf- ter der Folter vom Glauben abgefallen sei Filmen. Auf der Tonspur geschieht wenig, die beiden portu- wühlender und stiller Film zugleich und als verheirateter Buddhist weiterlebe. und erzählt wird sehr langsam und diszi- giesischen Jesuiten über die Christenverfolgungen in Ein Skandal und ein Politikum, nicht nur pliniert», kommentiert Pater Franz-Xaver (Adam Driver li. Japan um 1640, über Mission und für die Jesuitenschüler, sondern für das Hiestand SJ das Werk. Er ist Leiter des aki, und Andrew Gar- Märtyrertum und über das Leben katholische Europa – wohlgemerkt im blu- der Katholischen Hochschulgemeinde in field) ungeduldig tigen Zeitalter der Gegenreformation und Zürich, und Superior der dortigen Jesui- auf eine Gelegen- schlechthin. In Zürich, Bern und des Dreissigjährigen Krieges. tengemeinschaft und hat in Zürich, Bern heit, nach Japan zu Luzern haben die Jesuiten nach den und Luzern im Anschluss an Filmvorfüh- kommen. Denn die Filmvorführungen Podiumsgesprä- Dialoge mit Tiefe rungen Podiumsgespräche veranstaltet. Einreise war für sie che mit Experten veranstaltet. Den portugiesischen Jesuitenprovinzial Denn «Silence» hat viele Facetten. als Christen streng Pater Cristovao Ferreira gab es tatsächlich. Der Titel spielt auf das Schweigen Got- verboten. Doch die Er hatte in Japan erfolgreich missioniert, tes an, das den Ordensmännern ange- Gelegenheit ergibt D er Film erzählt die Geschichte von schwor 1633 dem Glauben ab und starb sichts der schier endlosen Qualen der sich bald. zwei jungen portugiesischen Je- schliesslich 1650 in Japan. Der Film basiert Opfer so furchtbar erscheint. Wo ist Gott, suiten (Andrew Garfield und auf dem gleichnamigen Roman von Shu- wenn Menschen leiden? Es ist die klassi- Adam Driver), die von Macau nach Japan sako Endo. Die Bilder, auf Taiwan gedreht, sche Theodizeefrage nach der Gerechtig- aufbrechen und sich heimlich ins Land zeigen faszinierende Landschaften, die keit Gottes. Der Zuschauer fragt sich zu- schleichen. Im Japan des 17. Jahrhunderts Dialoge sind dicht und haben Tiefe. Die dem: Warum sind die Jesuiten überhaupt ist das Christentum unter Androhung des Grausamkeit der Foltermethoden, die zum das Risiko in Japan eingegangen, warum
VOLUNTEERS VOLUNTEERS austauschen konnten: Beim gemeinsa- keine Unterstützung vom Staat. Oft be- gesagt, dass sie mich für meinen Mut, men Volleyballspiel, beim Weben oder deutet die Behinderung daher zugleich meinen Lebensstandard aufzugeben und auch beim Nägellackieren sind doch schö- grosse Armut und soziale Diskriminierung. in ein fremdes Land zu gehen, ohne dort ne Freundschaften entstanden. Doch was Nicht nur die Ausbildung, sondern auch jemanden zu kennen, sehr bewunderten. muss man sich eigentlich unter Banteay die Gemeinschaft in den Studentenhäu- Oberflächlich betrachtet schien es viel- Prieb vorstellen? sern gibt den Schülern Halt. Nach der Aus- leicht wirklich so, dass ich mein bisheriges An der schmutzigen, staubigen und lau- bildung kümmern sich Sozialarbeiter wei- reiches Leben aufgab und mich aufmach- ten Hauptverkehrsachse Nummer vier, 23 terhin um sie. te in ein armes, unbekanntes Land. Doch Kilometer vor Phnom Penh, liegt dieses nach sieben Monaten dort fühlte ich mich fast schon romantische Fleckchen Erde. so reich und bestärkt, wie noch nie zuvor Das Zentrum wurde 1991 nach dem Ende in meinem Leben. des Krieges von wahren Pionieren gegrün- IN KÜRZE det und ist für viele noch immer das Herz Auf materielle Dinge verzichten des «Jesuit Service Cambodia», der mitt- Kambodscha zählt 15,5 Millionen Klar, es war es nicht sonderlich angenehm, lerweile etwa sieben weitere Projekte im Einwohner und gehört zu den von Haarläusen und Moskitos geplagt zu ganzen Land führt. Der Name Banteay 50 ärmsten Ländern der Erde. werden. Und klar ist auch, dass ich mir von Prieb bedeutet «Zentrum der Taube» und Gezeichnet von langen Jahren des Zeit zu Zeit eine richtige Dusche ge- stammt aus den Zeiten des Krieges, als am Krieges und der Schreckensherr- wünscht habe. Ich musste während dieser Ort Brieftauben stationiert waren. schaft der Roten Khmer erlebt das Zeit auf einige materielle Dinge verzichten Seit 1991 können sich hier Frauen und südostasiatische Land heute einen und vermisste meine Liebsten zuhause. 12 Junge Kambodschaner im Jesuiten-Projekt Banteay Prieb, einem Ausbildungszentrum für Menschen mit Beeinträchtigungen. Männer mit einer körperlichen Behinde- Doch im Gegenzug habe ich so viel Liebe 13 wirtschaftlichen Aufschwung. rung in den Bereichen Landwirtschaft, erfahren und so viel Anerkennung erhal- Mechanik, Elektronik, Schneiderei oder ten, dass ich die entstandenen Unan- auch Kosmetik ausbilden lassen. Auf dem nehmlichkeiten mit Leichtigkeit wegste- Gelände ist zudem das Produktionszent- Mich hat in den Monaten in Kambodscha cken konnte. Genau diese Offenheit, die «Ich fühle mich so reich wie nie zuvor!» rum des «Mekong Wheelchair» angesie- delt, dessen Rollstühle im In- und Ausland vertrieben werden. Für diese Menschen, auch das tägliche spirituelle Leben mit den Jesuiten geprägt. Ich fühle mich heu- te so nahe bei Gott und der Kirche wie Dinge so anzunehmen, wie sie sind, und den Mut, den Schritt ins Unbekannte zu wagen, wünsche ich allen, die sich für ein Junge Schweizerin berichtet über ihre Zeit in einem Jesuiten-Projekt in Kambodscha die meist Opfer von Verkehrsunfällen sind noch nie. Vor meiner Abreise nach Kam- Volontariat im Ausland interessieren. oder an Kinderlähmung leiden, gibt es bodscha haben mir verschiedene Leute Daniela Leimgruber Die Sozialpädagogin Daniela Leim- Noch vor Ort habe ich damals beschlos- zentrum Banteay Prieb verbracht, das be- gruber arbeitete sieben Monate als sen, mir nach meinem Studium die Zeit zu reits vor mehr als 25 Jahren gegründet Freiwillige der Organisation Voyage nehmen, meine Privilegien mit anderen wurde. Meine Hauptaufgabe lag darin, die zu teilen. Dieses Versprechen an mich sel- Lehrer der Special Education Class – einem Kambodschanische Partage in Banteay Prieb, einem ber, der Wunsch im Ausland neue Erfah- zweijährigen Ausbildungsangebot für Fröhlichkeit auf Ausbildungszentrum der Jesuiten für rungen als Sozialarbeiterin zu sammeln Menschen mit einer kognitiven Beein- dem Gruppenfoto Menschen mit Behinderung unweit und nicht zuletzt die Abenteuerlust trächtigung – zu unterstützen. Diese Klas- (Bild links) und der der kambodschanischen Hauptstadt führten mich schliesslich Ende Mai 2016 se ist das jüngste Projekt des Zentrums. Aufnahme mit Phnom Phen. Im folgenden Beitrag als Volontärin nach Kambodscha. Während einer zweijährigen Ausbildung Daniela Leimgruber werden den Schülern Fertigkeiten beige- (Bild rechts). beschreibt die 26-Jährige ihre Förderung und Gemeinschaft bracht, die es ihnen ermöglichen sollen, Das Jesuiten-Pro- Erfahrungen. Dabei habe ich mich gezielt an eine christ- zum Einkommen der Familie beizutragen. jekt Banteay Prieb liche Organisation gewendet, da die gan- Ich war besonders für die etwas schwä- wurde einst für M ein Aufenthalt in Kambodscha ze Idee für ein Volontariat ja bereits in cheren Schüler zuständig, welche oftmals Landminenopfer begann eigentlich drei Jahre diesem Kontext entstanden war. Zudem eine direkte Betreuung brauchten, um ihre gegründet. Aus der früher, und zwar in Südamerika. war ich der Überzeugung, dass sich die Aufgaben zu bewältigen. So habe ich sie Werkstatt dieses Damals, im Sommer 2013, war ich zum christlichen Hilfswerke für nachhaltige beim Duschen, Kleider waschen, Kochen Zentrums stammt Weltjugendtag nach Rio de Janeiro ge- Projekte einsetzen, bei welchen es nicht oder Putzen unterstützt. Aber auch zu den das Symbol von Je- fahren und hatte dort die Möglichkeit, darum geht, irgendwelche Profite einzu- anderen Schülern – Erwachsene mit einer suiten weltweit: erstmals eine Favela – ein brasilianisches treiben. Und natürlich fand ich es auch körperlichen Behinderung – baute ich der gekreuzigte Slumviertel – zu besuchen. Da wurde mir einfach spannend, Einblicke in das Leben über die Monate intensive Beziehungen Christus mit einem erstmals in meinem Leben so richtig be- eines Ordens zu erhalten. In Kambodscha auf. Auch wenn wir uns wegen der Sprach- amputierten Bein wusst, wie privilegiert ich eigentlich bin. habe ich sieben Monate in dem Jesuiten- barriere vor allem am Anfang nur bedingt (s. Cover).
SCHWEIZER JESUITEN SCHWEIZER JESUITEN Korintherbrief, in dem Paulus den Trost den Orden nicht nur ein Extremfall jesui- «Wenn ihr Frieden wollt, arbeitet für Ge- weiterschenkt, den er selbst von Christus tischen Lebens. Vielmehr werde in diesem rechtigkeit.» Der Schreibstil des Briefes erhalten hat. Dann werden Grüsse und Einsatz das Wesen der Sendung aller Jesu- berührt, weil darin Erfahrung im Einsatz Unterstützung den Mitbrüdern zugespro- iten sichtbar. Anschliessend werden eini- für Menschenwürde dort, wo sie mit Füs- chen, die oft fern der medialen Öffentlich- ge Jesuiten beispielhaft genannt, die ihr sen getreten wird, durchscheint. Er ist ein keit in Kriegsgebieten arbeiten und Ge- Leben in den letzten Jahren durch Gewalt authentisches Zeugnis vom leidenschaft- walt ausgesetzt sind. Auch ihren verloren haben, angefangen bei den sechs lichen Ringen um eine heilere Welt. Mitarbeitenden und deren Familienange- Märtyrern und ihren Mitarbeitenden in El Zugleich ist der Brieftext zutiefst spiri- hörigen gelten Worte des Zuspruchs. Ge- Salvador 1989 bis hin zu Frans van der tuell. Alle Jesuiten, die sich in Kriegsgebie- fühlen der Entmutigung und Resignation, Lugt, der 2014 im syrischen Homs erschos- te und Konfliktregionen senden lassen, die angesichts von unlösbaren Konflikten sen wurde. An Paolo Dall’Oglio wird erin- nehmen die Kraft für ihren Einsatz aus entstehen, wird Ausdruck verliehen, denn nert, der seit Sommer 2013 in Syrien ver- dem Glauben. Nur eine lebendige Chris- wie leicht können sich auch Jesuiten in schollen ist, und für die Befreiung von tusnachfolge kann durchtragen und mo- scheinbar auswegloser Situation allein Prem Kumar aus den Händen der afghani- tivieren, ohne dass man verzweifelt oder und verlassen vorkommen. schen Taliban wird gedankt. zynisch wird. So schliesst der Brief denn Den Mitbrüdern wird volles Verständnis auch mit einem Gebet, das die Mitbrüder zugesichert. Vor allem aber wird ihre Ar- Das Ringen um eine heilere Welt an den Frontlinien der Gewalt unter den beit zurückgebunden an die tiefste Beru- Schliesslich folgen in dem vierseitigen Schutz Gottes stellt. Für die politisch Ver- fung aller Jesuiten: Für die Versöhnung, Brief Passagen, die eine Selbstverpflich- antwortlichen wird um den Mut zum Frie- die Christus gebracht hat, zu leben und in tung des Ordens darstellen: Weltweit sind den gebetet und um Heilung an Leib und 14 Der niederländische Jesuitenpater Frans van der Lugt SJ (mit Megafon) wurde 2014 in Homs ermordet. Er hatte dort ein Gemeindezen- der Glaubensgewissheit zu stehen, dass alle Jesuiten gehalten, für die Umkehr der Seele für alle Menschen, die Opfer von 15 trum gegründet und setzte sich zeitlebens für Versöhnung zwischen Christen und Muslimen ein. Foto: Kirche in Not, Bashar Khoury. Gott Frieden bewirken kann, wo es nach Menschen aus innerer Überzeugung und Krieg und Gewalt geworden sind. So lau- menschlichem Ermessen und rein huma- von ganzem Herzen zu beten. Der Orden ten die letzten Worte dieses einmaligen ner Anstrengung unmöglich erscheint. verpflichtet sich, gerade dort das Evange- und bewegenden Dokuments schlicht: «Wer sollte uns von der Liebe Christi tren- lium zu verkünden, wo es am meisten «Um all das bitten wir unseren Herrn Jesus Botschaft an Jesuiten im Kriseneinsatz nen», wird der Römerbrief zitiert. Der Brief spricht weiter davon, dass die Mitbrüder an der Front vom Leib der gesamten Ge- gebraucht wird. Friedensarbeit und Enga- gement für soziale Gerechtigkeit mit allen möglichen Mitteln sollen in allen Provin- Christus. Amen. Maria, Königin des Frie- dens und Mutter der Gesellschaft Jesu, bitte für uns.» 36. Generalkongregation formuliert erstmals ein weltweites Solidaritätsschreiben sellschaft Jesu getragen seien. Arbeit in zen verstärkt werden. Bereits Papst Paul Pater Christian M. Rutishauser SJ, Kriegsgebieten und Konfliktzonen sei für VI. hatte die Jesuiten daran erinnert: Provinzial der Jesuiten in der Schweiz Rund vier Monate sind seit dem war die Begegnung mit Papst Franziskus, nungsarbeit und die Dokumenation der Ende der 36. Generalkongregation der dem Orden wider Erwarten keine spe- Ereignisse werden von verschiedenen In- der Jesuiten in Rom vergangen. ziellen Aufgabenfelder ans Herz legte, stitutionen des Ordens in Kriegsgebieten sondern die Jesuiten vielmehr dazu an- geleistet. Unter den in Rom anwesenden In der Zwischenzeit wurden viele hielt, ihrem Ordenscharisma treu zu sein. Jesuiten waren zudem Provinziale, die in DIE «3 R»: JESUITEN ERINNERN AN RANFT, REFORMATION UND REDUKTIONEN Dokumente ordensintern kommu Ihren Einsatz für Kirche und Gesellschaft Krisengebieten den Orden leiten – aber Niklaus von Flüe (Bruder Klaus) vor und 500 Jahre Reformation sind für niziert. Neu ist darunter eine Solida- sollten sie in der Nachfolge des kreuztra- auch Mitbrüder, die am eigenen Leib und 600 Jahren, der Beginn der Refor- die Christen und Christinnen in der ritätsadresse, die erstmals die genden Christus und aufgrund der Unter- in der Familie kriegerische Gewalt erlebt scheidung der Geister angehen. In diesem haben. Solidaritätsbekundungen hat es mation vor 500 Jahren, die parallel Schweiz eine einmalige Gelegen- Generalkongregation als oberstes zu der von den Jesuiten getragenen heit, über Religion und Gesellschaft Sinne verabschiedete die Generalkongre- schon mehrfach im Orden gegeben, doch Gesetzgebungsorgan des Ordens gation zwei Dekrete, die allen Jesuiten noch nie von Seiten einer Generalkongre- katholischen Reform verlief, und das vertieft ins Gespräch zu kommen», verschickt hat. Pater Provinzial Orientierung geben. gation. In einer Plenarsitzung wurde nun Ende der Reduktionen in Südamerika erklärt Pater Provinzial Christian Christian Rutishauser SJ erklärt, Ganz unerwartet kam dann im Verlauf ein Komitee eingesetzt, das einen Brief- vor 250 Jahren. Das Provinzialat der Rutishauser SJ. Da der Jesuitenorden worum es geht. der Generalkongregation die Idee auf, ei- entwurf vorlegen sollte. Jesuiten hat daher drei Broschüren selbst eine Reformbewegung des 16. nen Brief an jene Jesuiten zu verfassen, die Der Entwurf war ein Wurf! Er wurde mit D – Ranft, Reformation, Reduktionen – Jahrhundert darstelle und eng mit ie Hauptaufgabe der 215 Jesuiten, in Konfliktzonen und in Kriegsgebieten grosser Zustimmung von allen Anwesen- herausgegeben und lädt zu mehreren der Reformation verbunden sei, ist die sich Ende 2016 zur General- arbeiten. Jesuiten sind in Syrien, im Süd- den aufgenommen. Nach kurzer Diskussi- Lassalle-Haus Bad Schönbrunn Veranstaltungen ein (siehe Einleger es ihm wichtig, insbesondere das kongregation versammelt hatten, Sudan und anderen Gebieten Afrikas, in on konnte der Brief unter dem Titel «Ihr bestand darin, einen neuen General zu Afghanistan, im Irak, in der Ukraine und Zeugen der Freundschaft und Versöh- Für die Jesuiten in der Schweiz gibt im Heft und auf www.jesuiten.ch). Reformationsjubiläum mitzutragen. wählen. Nach der Wahl des Venezolaners auch sonst vielerorts tätig. Nicht nur der nung. Eine Botschaft an und ein Gebet für es 2017 gleich drei Gedenkanlässe: «Wir wollen Erinnerungs- und Kul- Im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn Pater Arturo Sosa SJ standen ordensinter- Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) ist im Or- Jesuiten, die in Kriegs- und Konfliktgebie- die Erinnerung an den Geburtstag turarbeit zu den ‹3 R› leisten. Allein findet dazu vom 16. bis 18. Juni eine ne Sachgeschäfte an, zum Beispiel Fragen den weltweit breit abgestützt. Auch So- ten leben» verabschiedet werden. Der des Schweizer Nationalheiligen die Gedenkanlässe 600 Jahre Ranft eigene Tagung statt. der Leitungsstrukturen. Ausserordentlich forthilfe, Vermittlungstätigkeit, Versöh- Brief beginnt mit Versen aus dem zweiten
CH-8001 Zürich PP/Journal AZBResponse Zentral Post CH AG MISSION MITMENSCH Reduktions-Kirchen gestern und heute: San Rafael in Bolivien (Foto o.) ge- hört zum Weltkulturerbe+++ Neues Buch über Flüchtlingselend, Macht und Geld+++ Lepra- und Aidszentren: Aufbauarbeit in China+++ Jesuiten-Dra- ma «Silence» im Kino+++ Solidaritätsbotschaft an Jesuiten in Krisengebieten Alltag & Auftrag Hilfe & Pastoral Das Magazin der Stiftung Jesuiten weltweit Ordensleben Asyl-Misere Erscheint viermal im Jahr Abonnementspreis: Fr. 8.– Der Jesuitenorden hat in Pater Christoph Albrecht seiner Geschichte in viele SJ, seit Herbst 2016 Abonnementsverwaltung: Bereiche der Gesellschaft im Team von Jesuiten Stiftung Jesuiten weltweit, Hirschengraben 74, 8001 Zürich, hineingewirkt. Auf der weltweit, setzt seine Telefon 044 266 21 30 Basis intensiver Quellen- Arbeit für den Jesuiten- E-Mail: magazin@jesuiten-weltweit.ch forschung erzählt der Flüchtlingsdienst (JRS) IBAN: CH51 0900 0000 8922 2200 9 Historiker Markus Friedrich anschaulich, wie der in der Schweiz von Zürich aus fort. Im Mittelpunkt Redaktion: Toni Kurmann SJ, Orden organisiert war und ist, was ihn so erfolg- steht für ihn das Engagement zugunsten abge- ZURBONSEN Communications reich machte, wie das Alltagsleben im Orden ablief wiesener Asylsuchender. Es sei gegenwärtig eine und welche Aufgaben er in der Welt übernahm. «dringende Aufgabe, den Einsatz von Freiwilligen Gestaltung, Druck und Versand: Cavelti AG Das Buch gibt einen fundierten Überblick über des Solinetzes Zürich und anderer Solidaritäts- medien. digital und gedruckt. wichtige Stationen der Ordensgeschichte und be- gruppen für diese Menschen zu unterstützen», 9201 Gossau SG schreibt Missionsprojekte in aller Welt. Eindrucks- so der Jesuitenpater. Die Initiativen von Pfarrei- voll zeigt es, wie unterschiedlich und bisweilen so- en, Kirchgemeinden und weiteren Gruppen der gar widersprüchlich die kulturellen und religiösen Zivilgesellschaft zeugten von einer «wachsenden Bildnachweise/Copyright: Aktivitäten, Leistungen und Projekte dieses Ordens Willkommenskultur in der Schweizer Bevölkerung». JRS (S.2,3), T. Kurmann waren. Fern von Klischees fragt Friedrich nach der Laut Pater Albrecht gehören abgewiesene Asylsu- (S.1, 4- 7, 16); C. Ender (S, 6, 7, 16), historischen Rolle des Ordens und erklärt, wie die chende, die aus verschiedenen Gründen nicht ge- CRSS (S. 8), SVA (S. 9), R. Haldi Gesellschaft Jesu zu ihrem Einfluss kam und wes- waltsam ausgeschafft werden können, hierzulande (S.9), Elite Film AG (S. 10, 11), halb sie in so vielen gesellschaftlichen Bereichen zu den am stärksten von Armut, Ausgrenzung D. Leimgruber (S. 12, 13), Kirche ein prägender Akteur war. Der Autor, geboren 1974 und Rechtlosigkeit betroffenen Menschen. 2016 in Not/B. Khoury (S. 14), Lassalle- in Ansbach (D), ist seit 2013 Inhaber der Professur waren es laut Staatssekretariat für Migration 4170, Haus (S. 15), Piper Verlag (S. 16) für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an Tendenz steigend. Sie wohnen in Zivilschutzanla- der Universität Hamburg. gen oder Containern, ohne Arbeitserlaubnis, und werden häufig wegen illegalen Aufenthalts zu Markus Friedrich: Die Jesuiten – Aufstieg, Nieder- Bussen verurteilt, die sie dann in mehrmonatigen gang, Neubeginn, Piper Verlag München 2016, Gefängnisaufenthalten absitzen. ISBN 9783492055390, 736 Seiten. Kontakt: www.jrs-schweiz.ch/; www. solinetz-zh.ch.
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