FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck

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FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
Heimat zum Anziehen
Heim.at                           Schwabenkinder
                                  Heimat-Fremde

  FrauenStärken
   Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck      Nr. 2 / 2021
FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
Inhalt

Inhalt
Aufgezeigt
Heimat zum Anziehen?
                                                                               Seite 4

Aus dem Leben
Schwabenkinder - Auch wir waren
Heimatsuchende und Flüchtlingskinder
                                                                               Seite 5
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kfb aktuell                                                                                                                                            Seite 4
Familienfasttag
Aktion zusammen.leben
Frauendemo der Vernetzungsgruppe
                                                                               Seite 6

Spiritueller Impuls
                                                                               Seite 7

Thema
Heimat-Fremde
                                                                           Seite 8/9                                                                   Aus dem Leben
                                                                                                                                                       Schwabenkinder
Frauenstimmen                                                                                                                                          - Auch wir waren
Was ist Heimat für Dich?                                                                                                                               Heimatsuchende und
Martina Hochmuth                                                                                                                                       Flüchtlingskinder
Roberta Pasciolla
                                                                                                                                                       Seite 5
Yasemin Karagöz
Silke Rymkuß
                                                                       Seite 10/11

Aus dem Leben
Der Fremdenverkehr im Stillstand
                                                                             Seite 12

Kolumne, Buchtipps
                                                                             Seite 13

Termine
                                                                             Seite 14

Frauenbild
                                                                                                                                                       Thema
Hagar – Sklavin und Verheißungsträgerin                                      Seite 15                                                                  Heimat-Fremde
                                                                                                                                                       Seite 8/9

                            FrauenStärken. Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck
                            Medieninhaber: Diözese Innsbruck, Katholische Frauenbewegung
                            Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung, Gf. Herausgeberin: Mag.a Margit Haider
                            Redaktion: Mag.a Margit Haider, Mag.a Helene Daxecker-Okon, Mag.a Katrin Gei-
                            ger, Dr.in Elisabeth Pauer, Mag.a Regina Maria Pendl MAS, Mag.a Ingrid Heinz,
                            Maria Gottardi
                            Verwaltung und Bildredaktion: Maria Gottardi
                            Bildnachweise: S 3: Helene Daxecker-Okon © Diözese Innsbruck, Margit Haider
                            © Diözese Innsbruck, S 4: Nadja Neuner-Schatz © privat, Pitztaler Tracht © Pe-      Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz:
sendorfer, S 5: Am Kindermarkt - Illustration von Edith Hessenberger aus dem Buch Abschied von den Ber-         FrauenStärken – Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck.
gen, Edith Hessenberger © privat, S 6: Brot in Kranebitten © Barbara Sabath, Brot Fließ © Regina Gfall, Brot
eingesackelt Fließ © Regina Gfall, Herzkarte Hall © Christine Willi, Fastensuppe to go © Sabine Meraner,        Inhaber:
Gabentisch Längenfeld © Heidi Falkner © Arno Cincelli, Frauendemo © privat, S 7: Holzschnitt Auferste-          Diözese Innsbruck, Katholische Frauenbewegung, Riedgasse 9-11, 6020 Innsbruck.
hung © Siegfried Krismer, S 8/9: Wilder Kaiser © Birgit Iaorana, Pixabay, Elisabeth Pauer © Sepp Hofer, S 10:
Landschaft © RitaE, Pixabay, Martina Hochmuth © Sandro E. E. Zanzinger, Roberta Pasciolla © privat, S 11:       Unternehmensgegenstand:
Yasemin Karagöz © privat, Silke Rymkuß © KJ, Diözese Innsbruck, S 12: closed © Tim Mossholder, unsplash,        Die FrauenStärken sind die offizielle vierteljährliche Zeitung der Diözese Inns-
Herzlich willkommen © Sabine Geiger, Sabine Geiger © privat, S 15: Edith Petschnigg © Foto Furgler, S 16:       bruck Katholische Frauenbewegung und des Frauenreferats. Sie berichten über
Hagar und Ismael in der Wüste, Claude Lorrain, 1668, alte Pinakothek München                                    das kirchliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Diözese Innsbruck,
Alle: Riedgasse 9, 6020 Innsbruck, T: 0512 / 2230-4323, M: kfb@dibk.at                                          in Österreich und in der Welt aus Frauenperspektive. Die FrauenStärken möch-
Bankverbindung: Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, IBAN: AT09 3600 0000 00559 8490                                 ten die vielfältigen Existenzweisen von Frauen sichtbar machen. Sie fördern das
Hersteller: Steiger Druck, Lindenweg 37, 6094 Axams                                                             Glaubenswissen und Glaubensleben von Frauen mit dem Aspekt der Gleich-
Alle Rechte sind vorbehalten, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.      stellung von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft auf Grundlage
Wir werden vom Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Gesellschaft und Arbeit – Bereich Frauen und          feministischer Theologie.
Gleichstellung finanziell unterstützt! DANKE!
Nächster Redaktionsschluss:
1. August 2021 (Ausgabe erscheint Mitte September)

2        FrauenStärken
FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,
Heimat ist etwas, das ich weniger suche, als ständig      Diesen Winter
finde. An Orten, im Glauben und oft auch einfach im
Sinne von Vertrautheit. Meist sieht man Heimatliches      Meine Frau sagt mir
erst, wenn man weg war oder wenn Vertrautes sich arg      Kehren wir zurück
verändert hat. Mein letztes Stück Heimat fand ich in      Du hast Sehnsucht
einer Traubenhyazinthe – eine Erinnerung an meine         nach deiner Kindheit
Mutter.                                                   Ich denke an meinen Sohn
Menschen und Traditionen prägen den Begriff von Hei-      und möchte nicht
mat, bewusst und unbewusst. Wer woanders lebt, als        Dass er Sehnsucht hat
er oder sie aufgewachsen ist, spürt der „Heimat“ sein     nach seiner Kindheit.
Leben lang nach. Der türkisch-österreichische Lyriker
Kundeyt Şurdum, dessen Gedicht uns Yasemin Karagöz        Und sage: Diesen Winter        Helene Daxecker-Okon
(Beitrag auf Seite 11) geschickt hat, drückt es so aus:   bleiben wir noch.                     Kfb Vorsitzende

Ewige Heimat – Sehnsucht und Wirklichkeit
Wenn ich an Heimat denke, fallen mir sofort zahlreiche    Personen sind – bei jedem Menschen verbin-
schöne Stunden in meinem Heimatdorf Innervillgra-         den sich unterschiedlichste Dinge mit unter-
ten ein, welche gefüllt sind mit Erinnerungen an gute     schiedlichsten Erfahrungen in einem ganz
Gespräche in Gemeinschaft mit besonderen Men-             bestimmten, persönlichen Empfinden, das
schen – jede/r Einzelne vollkommen verschieden und        wohl mit „Heimat“ in Verbindung gebracht
herkunftsbedingt doch „von einem Schlag“ – es wurde       werden kann. Vor allem Gefühle und Erfah-
gelacht, getanzt und gesungen: wunderschöne, volks-       rungen, welche Geborgenheit und Sicherheit
tümliche Heimatlieder, natürlich von einer Ziehhar-       transportieren, sind dem Begriff „Heimat“
monika begleitet. Das Elternhaus und die Liebsten in      zuzurechnen. Und was ist mit der Sehnsucht
jungen Jahren hinter sich zu lassen, um Neues zu ent-     nach Geborgenheit und Sicherheit, vor allem dann,
decken und den eigenen Weg zu finden, kann mitunter       wenn diese existentiellen Erfahrungen in der eigenen
ein schmerzvoller Schritt sein – auch für mich. Trotz-    Heimat nicht gegeben waren, wenn Grenz- und Unsi-
dem war er notwendig für eine Suche nach sich selbst      cherheitserfahrungen den persönlichen Raum Heimat
und nach ganz Anderem, für eine Suche nach Sinn und       prägten? Heimat – Chancen und Grenzen, Möglich-
Wahrheit. Und nicht zuletzt für eine Suche nach ewiger,   keiten und Wirklichkeiten, Enge und Weite, Gewinn
bleibender, voller Heimat – die für uns Menschen als      und Verlust, Stärke und Schwäche – was ist Heimat?
pilgernde Gäste auf dieser Erde nicht erfahren werden     Kann man mehrere davon haben und was macht Hei-
kann. Aber hoffen und sehnen und glauben dürfen wir,      mat eigentlich aus?
dass uns eine ganz erfüllende Heimat erwartet, denn
es gab einen, der uns versprochen hat, ganz und gar in    Machen Sie sich selbst ein Bild von Heimat und all ih-
ihm Heimat zu finden: Jesus Christus.                     ren Facetten! Ein genussvolles und spannendes Lesen
                                                          dieser Ausgabe wünscht Ihnen
Diese Ausgabe nähert sich anhand unterschiedlichs-
ter Blickwinkel ein Stück weit dem Begriff „Heimat“                                                Margit Haider
an: Egal ob es Geräusche, Düfte, Bilder, Gefühle oder                     Frauenreferentin der Diözese Innsbruck

                                                                                             FrauenStärken    3
FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
Aufgezeigt

Heimat zum Anziehen?

Heimat als Begriff, wie wir ihn heute kennen, entand      erziehung. Mittels Nähanleitungen, Nähkursen und
erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Damals wurde        im Trachtenunterricht wurden sie dazu angeleitet,
Heimat zu einem Konzept, das der gefühlsmäßigen,          „echte Tracht“ selbst herzustellen. Nicht zuletzt, um
ideellen und nationalpolitisch gewünschten Ge-            damit einen Beitrag für die NS-Volkswirtschaft zu lei-
meinschaftsstiftung diente. Heimat in diesem Sinne        sten. Die Modelle waren dafür vereinfacht worden,
wirkte integrierend, aber nur im Zusammenspiel mit        sie sollten erschwinglich sein und tirolweit getragen
gesellschaftlicher Exklusion. Nach außen hin sollte       werden, so die damalige Intention. Seither kann von
Heimat vor Einflüssen geschützt werden. So entstan-       Tirol als eindeutig kartierter Trachtenlandschaft die
den um die Jahrhundertwende auch sogenannte Hei-          Rede sein – mit allen Ambivalenzen, die sich damit
matschutzvereine, die ihre Aufgabe in der Erhaltung       verbinden. Denn noch immer dienen Trachten – her-
von Kulturgütern, Natur und Landschaft sahen. Der         gestellt nach den Vorlagen der Mittelstelle – vielerorts
erste derartige Verein in Österreich wurde 1908 in        der identitätsstiftenden, territorialen Zuordnung: sei
Innsbruck als „Verein für Heimatschutz in Tirol“ ge-      es bei Musikkapellen, Schützenvereinen oder im pri-
gründet. Seither sind es faszinierende Gebirgsland-       vaten Bereich.
schaften, darin verortetes bäuerliches Leben und
Darstellungen von Volkskultur, die Tirol als Heimat       Angesichts spätmoderner, fluider Identitäten verstehen
visualisieren. Als ein wichtiger Teil davon lassen sich   wir heute, dass Heimat etwas ist, das wir mit unseren
damals wie heute Trachten ausmachen. Tracht – als         Alltagspraktiken selbst herstellen. Wir beheimaten uns
die Idee von gebietsweise einheitlicher bäuerlicher       selbst. Sich in Tracht zu kleiden, erscheint dabei als eine
Kleidung – kommt, wie die Heimatvorstellung, in der       Möglichkeit von vielen. Derart verstanden ist Tracht
beginnenden Moderne um 1900 auf. Damals wird              nicht beliebig, sie rekurriert auf alte Vorstellungen und
Tracht zu einem Faszinosum für das städtische Bür-        bereitet – gerade deshalb – eskapistische Freude. In den
gertum, das Tirol als Ziel des frühen alpinen Touris-     Lebenswelten des 21. Jahrhunderts mutet sie aber auch
mus kennenlernt. Noch in der Habsburgermonarchie          eigenartig anachronistisch an.
als identitäts- und ordnungsstiftendes Unterschei-
dungsmerkmal der sogenannten „Nationen“ des
Vielvölkerstaates und als Bekenntniskleid für „Gott,
Kaiser und Vaterland“ etabliert, blieben Trachten im
Austrofaschismus wie im Nationalsozialismus ein
starkes Symbol ideologischer Verortung – Trachten
sozusagen als Heimat zum Anziehen. Die Vorstellung,                Nadja Neuner-Schatz, MA
Trachten seien ein eindeutiges Zeichen von örtlicher             Kulturwissenschaftlerin und
und kultureller Zugehörigkeit, wurde vor allem durch                   Doktorandin im Fach
die Arbeiten an der Mittelstelle Deutsche Tracht wei-          Europäische Ethnologie an der
ter verfestigt. Als „Dienststelle“ der NS-Frauenschaft                 Universität Innsbruck
im Jahr 1939 am Tiroler Volkskunstmuseum in Inns-
bruck eingerichtet, erfolgte dort unter der Leitung
von Gertrud Pesendorfer die sogenannte Trachten-
erneuerung. Zeitweise waren mehr als vierzig Sach-
bearbeiterinnen, Schneiderinnen, Zeichnerinnen,                                     Buchtitel:
Malerinnen und Fotografinnen tätig, um Bestände                Wissen Macht Tracht im Ötztal
zu dokumentieren und neue Trachten zu entwerfen.                        (IUP, Innsbruck 2018)
Dies wurde eingepasst in die kulturpolitische Agenda             Eine Studie zum historisch-
des NS-Gauleiters Franz Hofer.                              volkskundlichen Wissensbestand
                                                            Tracht und dessen Aktualisierung
Vor allem Frauen, die Tracht herstellen und tragen                       in der gegenwärtigen
sollten, wurden damals zu Adressatinnen der Volks-                    Trachtenpraxis in Tirol.

4    FrauenStärken
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Aus dem Leben

Schwabenkinder - Historische Kinderlebenswelten
Auch wir waren Heimatsuchende und Flüchtlingskinder

Illustration aus dem Kinderbuch „Abschied von den Bergen“: „Kindermarkt“ in Friedrichshafen, einer Darstellung aus Ravensburg
nachempfunden.

Ein alljährlicher Zug von vielen hundert Kindern musste         familie gerieten. Andere hatten jedoch sklavereiartige
während der vergangenen Jahrhunderte aus dem Tiro-              Zustände zu ertragen, nicht wenige verzichteten auf
ler Oberland, dem Außerfern, aus dem Vinschgau, aus             ihren Lohn und liefen davon. Als Lohn wurden zumeist
Vorarlberg und Graubünden ins „Schwabenland“ zie-               zwischen acht und zwölf Gulden, sowie neue Schuhe
hen, um zu arbeiten. Um die von großer Armut geprägte           und ein neues Arbeits- sowie Sonntagsgewand verein-
Heimat und die eigene Familie vom Hunger zu entlasten,          bart, das die Schneider im Herbst für die Kinder kurz vor
und auch, um mit ein wenig Geld das Familieneinkom-             ihrer Rückkehr um Martini anfertigten.
men aufzubessern, wurden zwischen 8 und 16 Jahre alte
Kinder aus zahlreichen Bergdörfern von März bis An-             Die Praxis der Schwabenkinder ist für das Montafon
fang November nach Schwaben geschickt. Begleitet von            seit 1625 belegt, im Tiroler Oberland ab Zirl setzte sie
einem Erwachsenen begaben sich die Kinder auf den               vermutlich einige Jahrzehnte später ein. Kinder zum
kürzesten Weg nach Süddeutschland. Dieser Erwachse-             Arbeiten fernab ihrer Familien zu schicken, war in den
ne konnte beispielsweise der Frühmesser, also ein Hilfs-        Gebirgstälern bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914
priester, oder auch ein Lehrer sein.                            eine verbreitete Praxis.

Häufig führte der Weg über Pässe, wie den Reschen,              Damit diese heute für uns unvorstellbare Realität, die
oder den Arlberg. Bis heute ist am Zeinisjoch, dem              besonders Kinder betroffen hat, heute auch besser an
Übergang vom Paznaun ins Montafon, das „Rearkapel-              Kinder vermittelt werden kann, haben die Montafoner
lele“ zu sehen, an dem sich die Kinder von ihren Eltern         Museen gemeinsam mit den Ötztaler Museen begon-
verabschiedeten. Überlieferungen berichten, dass über           nen, eine illustrierte Kinderbuchreihe herauszugeben.
den Arlberg ziehende Schwabenkinder am Pass ein                 Anhand konkreter Beispiele sollen auf diese Weise die
Stück Holz von einer Skulptur des Heiligen Christoph            historischen Kinderlebenswelten begreifbar und „vor-
abschnitzten, um dieses als Glücksbringer gegen Heim-           lesbar“ gemacht werden. Im Nachsatz des Kinder-
weh bei sich zu behalten.                                       buches werden jeweils die historischen Fakten kurz
                                                                erklärt.
Ab 1891 sorgte ein „Hütekinderverein“ für eine wesent-          In dieser Reihe „Erzähl mir von Früher – Historische Kin-
liche Erleichterung der Wegstrecke in den westlichen            derlebenswelten“ werden in Band 1 unter dem Titel „Die
Regionen: Den Kindern wurde die Reise entlang des Bo-           Geißenhut“ das Thema der Hirtenkinder, die zum Hüten
denseeufers auf einem Dampfer finanziert, einige Jahr-          von der Schule freigestellt wurden, und mit dem Band
zehnte später wurde für sie auch ein Teil der Kosten für        2 „Abschied von den Bergen. Der Weg der Schwaben-
die Fahrt mit der Arlbergbahn übernommen. Zuvor hat-            kinder“ die Geschichte der Schwa-
ten die Kinder die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegen           benkinder thematisiert. Im Frühjahr
müssen.                                                         2021 erscheint Band 3 „Die Bergfeen“,
                                                                der das Aufwachsen auf hochalpinen
An ihren Zielen in Ravensburg, Tuttlingen oder Fried-           Schutzhütten und alpine Gefahren
richshafen angekommen, wurden die Kinder auf so-                zum Thema macht.
genannten Hütekindermärkten von Bauernfamilien
ausgewählt und mitgenommen. Einige traf ein gutes
Schicksal, wenn sie an eine liebevolle, gerechte Bauern-                           Edith Hessenberger

                                                                                                      FrauenStärken        5
FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
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                                 Von der Vielfalt der Ideen zur Vielfalt im Garten!
                               1000 und 1 Idee erblühten in Tirols            all jene zu erreichen, die bei den Aktionen tatkräftig mit-
                               Pfarren, als es galt, Alternativen zum         geholfen haben. So wie unsere Projektpartner*innen in
                             traditionellen Fastensuppenessen zu              Guatemala wollen auch wir hier in Tirol dazu beitragen,
                           finden!                                            dass traditionelles Saatgut und Sortenvielfalt in un-
                       Vom Oberland bis ins Unterland und vom                 seren Gärten erhalten bleiben.
            Außerfern bis in die Seitentäler - überall haben sich             Familienfasttags-Verantwortliche in Pfarren und Deka-
             Menschen zusammengetan, um die Projekte der Ak-                  naten können diese Segenskarten mit „Hoffnungssa-
             tion Familienfasttag allen Hindernissen zum Trotz zu             men“ für sich und ihre Helfer*innen kostenlos im kfb-
            unterstützen.                                                     Büro bestellen.
            Mit Hilfe des Vereins „Arche Noah“ ist es nun möglich,            T: 0512/2230 4323 oder 0676/8730-4901
             auf ganz besondere Weise „DANKE“ zu sagen. Segens-               M: kfb@dibk.at
               karten und altes heimisches Saatgut warten darauf,                                          Anita Löffler, FFT-Referentin

            Selbstgebackenes Brot wurde      Ein kleiner Schutzengel mit      Warnung auf „Suppe to go“,        Home-made with love! Pfar-
            in Fließ angeboten und in der    selbstgemachter      Herzkarte   gefunden im SSR Jenbach in        re Längenfeld, vom selbst-
            Pfarre Kranebitten gab es auch   beglückte die Spender*innen      Münster, gilt wahrscheinlich      gemachten Kräu-teressig bis
            nett dekorierte, hygienisch      in Hall St.Nikolaus.             für alle Suppen, die heuer an-    zur Bio-Gewürzmischung von
            verpackte Brote...                                                geboten wurden.                   Pfarrer Gregor.

            Nicht am Bild: Mit Saatgut zu mehr Unabhängigkeit! hieß es heuer im SSR Region Reutte. Die 4 Pfarren (Breitenwang, Wängle, Reutte,
            Lechaschau) haben gemeinsam eine Aktion vor dem Welt- und Bauernladen organisiert. Die Samenpäckchen wurden zur Hälfte von
            einem Baumarkt spendiert und die eigens dafür gedruckten Kärtchen von einer örtlichen Firma kostenlos gedruckt.

            Aktion zusammen.leben
            Initiativen zu zusammen.leben finden seit der Auftakt-            Von der Frauenvernet-
            veranstaltung am 24.03.2021 in vielen Tiroler Orten statt.        zungsgruppe für Begeg-
            Unser Bischof Hermann und We4moria sollten bei ihrem              nung und Austausch
            Engagement für die Evakuierung der Flüchtlingslager               Nach dem Weltgebetstag der
            unterstützt werden. Gleichzeitig wollen wir Menschen              Frauen aus Vanuatu fand
            hier bei uns mit Zuversicht und Hoffnung stärken. Viele           am 08.03.2021 die Demo
            deckten sich mit den ansprechenden Karten, Bändern                zum       „Frauen*kampftag“
            und Bannern ein. In der Spitalskirche wiesen geteilte             2021 unter dem Motto „Wi-
            Herzen und eine Installation von Martina Seiwald auf              derständig, solidarisch, un-
            diese Initiative hin. Am Gründonnerstag stand vor der             beugsam“ in Innsbruck statt.
            Spitalskirche ein gedeckter Tisch als Symbol für das letz-        Im Leporello waren dieses Jahr an Stelle der Veranstal-
            te Abendmahl. Wir boten den PassantInnen Brot an und              tungen die Forderungen vieler Innsbrucker Frauenver-
            kamen so ins Gespräch. Bei den Mahnwachen dienten                 eine zu lesen. Eine Kunstausstellung in der Maria There-
            die Karten und Bänder dazu, Menschen damit zu be-                 sien-Straße lud zum Schauen und Informieren ein.
            schenken und gleichzeitig zu motivieren, unseren Politi-          Laut Polizei waren 800 Demonstrant*innen dabei. Ob-
            kerInnen die Aufforderung, die Flüchtlingslager sofort zu         wohl Informationen über die Veranstaltung im Vorfeld an
            evakuieren, auf Postkarten mitzuteilen. Vor dem Landes-           verschiedene Medien ergingen, wurde kaum davon be-
            theater fand mit den KooperationspartnerInnen und Re-             richtet. Inzwischen ist in Österreich die elfte Frau durch
            ligionsgemeinschaften ein interreligiöses Gebet statt, in         ihren Partner oder Expartner ermordet worden. Nach den
            dem wir Verbundenheit und Verantwortung füreinander               ersten Morden hat sich eine Frauenaktionsgruppe gegen
            aus dem jeweiligen Glauben bekundeten. Die Initiative             Femizide gebildet, die jedes Mal nach einem Mord mit ei-
            zusammen.leben soll weiter bestehen, da eine Gemein-              ner Kundgebung bei der Annasäule darauf aufmerksam
            schaft davon lebt, dass Menschen einander begegnen,               macht.
            sich kennen lernen und daraus jene Kraft und Freude
            schöpfen, die diese Welt braucht.                                                          Regina Maria Pendl, kfb Vorstand

            6     FrauenStärken
Spiritueller Impuls

                                                                Friede

                                                       Mitten im Versperrtsein
                                                                     hören
                                                                 aufmachen
                                                                   eintreten
                                                       mitten im Versperrtsein
                                                                  aufatmen

                                                                  Friede sei
                                                                   mit euch

                                                                                               Annemarie Regensburger

Schlicht und kraftvoll: Annemarie Regensburgers treffsichere Lyrik wird von Siegfried Krismers
ausdrucksstarken Bildern ideal ergänzt.

Aus: Ich bleibe bei euch, Begegnungen mit dem Auferstandenen
Text: Annemarie Regensburger, Holzschnitte: Siegfried Krismer, erschienen im Tyrolia Verlag, 2021, ISBN: 978-3-7022-3947-3

                                                                                                                        FrauenStärken   7
Thema

Heimat-Fremde
Ist „Heimat“ ein Ort, ein Gefühl? Ist sie ein Recht oder gar ein Privileg? Und wer legt fest,
was Heimat sei? Wohl auch jeder, der die Suche nach Heimat als eine Lebensaufgabe ansieht.

„Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern! Wiar a            wir unser ganz individuelles Welt-Bild malen. Warum
Kinderl sein Muader, a Hinderl sein Herrn.“ Über Ver-        überschwemmt uns plötzlich eine Welle von Wohlge-
wandte habe ich den Text der oberösterreichischen            fühl, wenn eine Speise „wie bei der Oma“ schmeckt
Landeshymne (die einzige im Dialekt!) kennen gelernt.        oder wenn eine sprachliche Färbung an den heimatli-
Gleich in der ersten Strophe wird die Liebe zur Hei-         chen Dialekt erinnert? Warum fühlen wir uns auf Rei-
mat mit der Liebe zur Mutter beschrieben, und in der         sen in gewissen Gegenden plötzlich so angekommen?
dritten Strophe wird die Heimat sogar mit einem zwei-        „Das erinnert mich an … “ findet sich nicht nur als Er-
ten Mutterleib verglichen. Bei den Überlegungen, was         klärung für das geografische Vertrautheitsgefühl. Und
denn Heimat sei, ist mir diese Metapher wieder in den        Ähnliches passiert bei der Begegnung mit Menschen,
Sinn gekommen: Der Mutterleib und die erste Mutter-          zu denen wir auf Anhieb „einen guten Draht“ finden.
Kind-Beziehung begründen sinnenhaft die Erfahrung            Unbewusst erinnern sie uns an frühere, positive Begeg-
der Zugehörigkeit.                                           nungs-Erfahrungen.

Wie aus der Psychologie zur ersten Kindheit bekannt          Parallel zur ganz individuellen Identitätsentwicklung
ist, bildet eine gelungene frühkindliche Mutter-Kind-        (Wer bin ich?) erwächst aus der Zugehörigkeit zu einer
Beziehung die Basis für einen „sicheren Platz“ im spä-       außer-familiären, größeren Gemeinschaft allmählich
teren Leben. Erwünscht und geliebt zu sein, fördert          ein Heimat-Bewusstsein. Kinder machen über den Kin-
das Urvertrauen, das für eine innere Beheimatung, das        dergarten- und Schulbesuch und über die Teilnahme
Wurzel-Schlagen, so wichtig ist. Das Bedürfnis nach          an Neigungsgruppen die Erfahrung des Dazu-Gehö-
Zugehörigkeit und Geborgenheit zählt wie Essen und           rens. Sie bewegen sich in einem bestimmten Ort, der
Wohnen zu den menschlichen Grundbedürfnissen.                ihnen vertraut wird, lernen die lokalen Gewohnheiten,
Wenn diese nicht erfüllt werden, leiden wir innere und       den Dialekt und auch die Bräuche kennen und lieben.
äußere Not. Auch diese Erfahrung kann schon in die           Dieser Wurzelgrund für eine gelungene Beheimatung
frühe Kindheit fallen, wenn die kindlichen Bedürfnisse       beinhaltet aber auch die Möglichkeit für eine gegen-
keinen Widerhall, keine Resonanz finden. Oder wenn           teilige Erfahrung, für jene des Ausgeschlossen-Seins.
das Heim kein trautes ist, sondern ein Ort, an dem           Gemeinschaften können zum Hort für Gemeinheiten
häusliche Gewalt erlebt wird.                                werden, zum Maßstab dafür, wer dazugehört oder eben
                                                             nicht: Warum redest du so, warum schaust du so aus
Es wird deutlich, dass Heimat und Heim, zwei verwand-        (Hautfarbe, Kleidung), warum kommst du nicht zum
te Begriffe, sowohl heimelige als auch unheimliche Er-       Religionsunterricht, …?
fahrungen bereithalten können. Ein Exkurs zum The-
ma „häusliche Gewalt gegen Frauen“ würde das Thema           Viele Lebensbereiche bedienen sich eines idealisier-
sprengen. Der Hinweis darauf, dass die meisten Ge-           ten Heimatbegriffs. Nicht nur in der volkstümlichen
walttaten gegen Frauen in den „eigenen vier Wänden“,         Musik wird das Thema „Heimat“, vielleicht eher das
im eigenen Heim, stattfinden, soll jedoch an dieser Stel-    Klischee davon, oft bis ins Unerträgliche ausgereizt
le nicht fehlen.                                             und vermarktet. Das zum Mitklatschen einladende
                                                             „Dahoam is dahoam“ erreicht aber nicht zufällig ei-
Wie schon das Kleinkind über die Nahrungsaufnah-             nen so breiten Zuspruch, weil es an das Bedürfnis
me und über das Berührt-Werden die Welt wahrnimmt            des Dazugehörens appelliert. Zuletzt ist mir dieser
(wahr ist, was es erlebt), so sind unsere Sinne zeitlebens   Slogan sogar als Botschaft in der Werbung aufgefal-
das Einfallstor für Welt-Erfahrung. Optische Eindrücke,      len. In Zeiten der Globalisierung mit all ihren Vor-
Gerüche, Geschmackswahrnehmungen, das Be-Grei-               und Nachteilen scheinen der Zugriff und die Rück-
fen von Dingen und Klänge sind wie Farben, mit denen         besinnung auf Vertrautes den Menschen Sicherheit

8    FrauenStärken
Thema

im Sinne einer Standort-Bestimmung zu bieten. Das          Weg von daheim zu wollen, kann aber auch ganz prag-
kann sich darin zeigen, dass Dialekte Eingang in die       matische Gründe haben: Junge Menschen drängt es
Kunst oder in den öffentlichen Raum finden oder            oft, die geistige und geografische Enge ihrer Heimat zu
dass sich Trachten- und Dirndlbekleidung einer un-         verlassen, um sich anderswo weiterzuentwickeln und
geahnten Breitenwirkung erfreuen. Dabei wird gera-         den eigenen Weg zu finden, der die/den Suchende(n)
de am Thema „Tracht“ deutlich, wie ambivalent da-          später oft verändert wieder zurück in die Heimat führt.
rin die Botschaft der Zugehörigkeit und der Identität      Heimatsuche spielt sich aber auch auf einer seelisch-
vermittelt werden. Schnitt, Farben und Details einer       geistig-spirituellen Ebene ab, wofür der Begriff „geistige
Tracht sind wie ein Geheimcode zum Entschlüsseln           Heimat“ steht. Ob in der Musik, Literatur, Kultur, in
des gesellschaftlichen Standes und der regionalen          einer religiösen oder politischen Gesinnungsgemein-
Zugehörigkeit der Trägerin oder des Trägers. Es ist        schaft – die Möglichkeiten sind vielfältig, den Widerhall
nicht zufällig, dass von Tal zu Tal die traditionellen     auf das eigene Ich in „geistigen Gefilden“ zu finden. Wer
Trachtengewänder in ihrer Machart unterschiedlich          das Leben nicht „als letzte Gelegenheit“ (© Marianne
waren. Dadurch gaben sie Aufschluss darüber, wer           Gronemeyer) versteht, wird dem „Ankommen“ einen
wo dazugehörte (oder nicht). Nachdem nicht jede(r)         weiteren Horizont einräumen. Wenn wir im Bewusst-
berechtigt war, eine Tracht zu tragen, beschrieb diese     sein unterwegs sind, nur als „Gast auf Erden“ zu wan-
Bekleidung auch den sozialen Status des Dazugehö-          dern, tröstet die Gewissheit, dass das Ziel des Weges
rens oder des Ausgeschlossen-Seins. Das Trachten-          die „Ewige Heimat“ ist, wie ein bekanntes Kirchenlied
wesen wurde in der Vergangenheit bekannterweise            es formuliert. Und der vom Heiligen Augustinus stam-
auch für ideologische Zwecke missbraucht. In ihrem         mende Ausspruch „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe
Buch „Tracht macht Politik“ beleuchtet die Philoso-        findet in dir“, benennt den Lebensweg als einen inne-
phin und Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer, wie die         ren Prozess, dessen letzte Vollendung uns geschenkhaft
Tracht nach wie vor instrumentalisiert wird.               zufallen wird.

Von politischer und staatsbürgerlicher Bedeutung war       Darin wird das Vorläufige von Heimat deutlich. Die-
auch das sogenannte „Heimatrecht“. Es wurde 1849 in        se muss auch zwangsläufig nicht nur Vertrautheit
Österreich als Recht auf Aufenthalt und Armenpflege im     bedeuten. Sich im eigenen Land fremd zu fühlen ist
Falle der Not eingeführt und bedeutete die Zugehörig-      eine Erfahrung, die viele Menschen kennen. Und Be-
keit zu einer bestimmten Gemeinde. Nicht jeder und je-     heimatung wird immer auch Aspekte des Unbehaust-
dem wurde dieses Recht (seit 1945 Staatsbürgerschaft)      Seins miteinschließen. Wer dazu findet, gut Bei-sich-
zugestanden. Es war an verschiedene Bedingungen ge-        Sein zu können, trägt gleichsam wie die Schnecke die
knüpft, so wie aktuell die Erlangung einer Aufenthalts-    Heimat mit sich. Eleganter formuliert es Hermann
berechtigung für Geflüchtete die Voraussetzung für eine    Hesse: „Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir
spätere Staatsbürgerschaft ist. Für Menschen, die durch    innen, oder nirgends.“
Krieg und Terror traumatisiert ihre Heimat verlassen
mussten und sich in ein sicheres Land flüchten konn-
ten, ist „Ankommen“ überlebenswichtig. Die Möglich-
keiten, in der Fremde eine neue Heimat zu finden, sind
jedoch meistens sehr eingeschränkt. Was bedeutet das
für die Identität, wenn Menschen in ein existentielles                    Dr.in Elisabeth Pauer
„Niemandsland“ geraten? Psychische oder physische                         Dipl. Ehe-, Fam. und
Heimatlosigkeit ist nicht selten Grund für einen Suizid,                      Lebensberaterin,
nicht nur im Kontext der Migration.                                           freie Journalistin

                                                                                               FrauenStärken       9
Frauenstimmen

Heimat-Fremde
Ist „Heimat“ ein Ort, ein Gefühl? Ist sie ein Recht oder gar ein Privileg? Und wer legt fest, was Hei-
mat sei? Wohl auch jeder, der die Suche nach Heimat als eine Lebensaufgabe ansieht.

heimat                                                         Die Heimat lässt uns nie allein

Paris, 1. Mai 2021                                             Die Heimat wird oft als Synonym von “Zuhause” oder
                                                               „Heimatort“ verwendet. Sie wird als der Ort definiert, an
Als modernes Subjekt möchte ich mich gerne bezeich-            dem man geboren und aufgewachsen ist und die Mutter-
nen und halte es eher mit Elfriede Jelinek und Thomas          sprache spricht. Sie prägt Identität, Charakter, Mentali-
Bernhard, deren Anti-Heimatromane den Begriff Heimat           tät, Einstellungen und Weltanschauung des Menschen.
schonungslos abarbeiten. Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr
von Elfriede Jelinek hab’ ich erst unlängst wieder gelesen.    Persönlich finde ich, dass der Heimatbegriff stark mit
                                                               Sehnsucht verbunden ist. Vor fast 10 Jahren zog ich aus
Der Begriff Heimat ist mir fremd.                              Mailand (Italien) nach Innsbruck (Tirol). Inzwischen
la patrie im Französischen                                     habe ich eine Familie und das richtige Zuhause für
patria im Italienischen                                        mich gefunden. Hier fühle ich mich wohl: In der Gesell-
home im Englischen                                             schaft bin ich integriert, habe einen schönen Freund-
�ara im Rumänischen                                            schaftskreis und Arbeit. In wenigen Worten, ich fühle
Sprachen, die ich spreche.                                     mich daheim.

Menschen sind mein Zuhause.                                    Als ich nach Österreich kam, war ich auf der Suche nach
                                                               einer Heimat, da ich dachte, keine Wurzeln zu haben.
Das Leben hat sich mir in den Weg gestellt. Ich bin ge-        Später ist mir klar geworden, dass ich nicht auf der Su-
gangen, ohne zu fragen, und es hat mich keiner aufge-          che nach einer Heimat, sondern einem Zuhause war.
halten.                                                        Diese zwei Begriffe bekamen dadurch für mich deutlich
Ich will jederzeit aufbrechen können, auch wenn ich            unterschiedliche Bedeutungen.
mich gerade sehr wohl fühle hier in Paris, im schönen
XVe. Ums Eck hat der spanische Maler Joan Miró in den          Meine Heimat war, ist und wird immer das Land sein,
30ern gewohnt. Also wieder die Moderne.                        wo ich geboren und aufgewachsen bin und das meine
                                                               Identität und Mentalität prägte.
Und natürlich sehne ich mich nach den Menschen, die
mein Zuhause sind und die gerade nicht um mich sind.           Das Gefühl Heimat tauchte langsam in mir auf und oft
                                                               verwechselte ich es mit Sehnsucht. Unmittelbar berührt
Le bonheur est un acte de courage so der französische          bin ich immer wieder von einem in Italien gedrehten
Schriftsteller Philippe Sollers. Das Glück ist ein Kraftakt,   Film oder von einem Roman, der in Italien spielt oder
ein mutiger. Ich ertappe mich dabei meine Übersetzung          einem italienischen Lied im Radio. Jede Szene, jede Zeile,
zu hinterfragen.                                               jede Note kann in mir herzliche Erinnerungen wecken.

Mit den Menschen teilen, die mein Zuhause sind, mein           In diesen Momenten verstehe ich, dass Italien meine Hei-
Zuhause werden zwischen Mayrhofen im Zillertal, Inns-          mat und ein Teil von mir ist, ob es mir gefällt oder nicht.
bruck, Paris, Wien, London, Beirut, Marseille, New York,
Hong Kong, Bukarest - das interessiert mich.                   Die Heimat lässt uns nie allein, auch wenn man fern
meiner Familie.                                                von ihr ist. Es wird immer einen Ort geben, der auf uns
                                                               wartet und dessen Farben, Laute und Gerüche uns im-
               Martina Hochmuth                                mer vertraut sein werden.
           Kuratorin. Dramaturgin.
 Produzentin für Zeitgenössischen                                               Roberta Pasciolla
                     Tanz. Dr. phil.                              Schauspielerin und Absolventin
     Tanzquartier Wien 2001-2009.                                       der darstellenden Künste
    Seit 2009 Zusammenarbeit mit                                       „Scienze dello Spettacolo“
   dem französischen Tänzer und                                 Theaterpädagogin und Gründerin
  Choreographen Boris Charmatz:                                          gemeinsam mit Martina
      Musée de la danse 2009-2018                                Pappagallo der Theaterwerkstatt
  Rennes, [terrain] Paris seit 2019.                                                 „TeatriAMO“

10   FrauenStärken
Frauenstimmen

Zweiheimisch                                                 „Wo bist Du dahoam?“

Wo bin ich zu Hause? Wo fühle ich mich zugehörig? Für        „Na in Tirol, Wipptal“ antworte ich auf diese Frage im
Menschen mit Migrationshintergrund wie mich fällt            fast perfekten Hochdeutsch. In meinem Garten mit
die Antwort auf diese Fragen schon schwerer.                 Blick auf Serles und Blaser, da fühle ich mich daheim.
                                                             Dies ist mein Zuhause.
Es dauerte eine Weile, bis ich die Antwort auf meine
Fragen gefunden hatte. Ich bin eine gebürtige Türkin,        „Wo kommst‘n wesch?“
eine Mutter von zwei Jungen, eine Erzieherin, eine Ös-       „Na aus Düsseldorf“ antworte ich im rheinischen Sing-
terreicherin, auch eine Brückenbauerin zwischen zwei         sang. Heim fahre ich nach Düsseldorf. Da ist Daheim.
Kulturen und Religionen. Wie viele andere habe ich ver-      Fast 13 Jahre wohne ich jetzt in Tirol. Hier ist mein
schiedene Rollen im Leben. Ich freue mich so sehr, dass      Lebensinhalt: meine Kinder, meine Arbeit, mein so-
ich nach all den Jahren einen Platz in einem anderen         ziales Leben. Der Begriff Heimat ist für mich spontan
Kulturraum gefunden habe.                                    gar nicht mehr eindeutig zu benennen und gerade die
                                                             Worte Zuhause und Daheim bezeichnen je nach Kon-
Das Wörterbuch meint mit „Heimat“ einen Ort, an dem          text immer etwas anderes.
man aufgewachsen ist, an dem man sich zu Hause
fühlt. Das Verständnis von Heimat hat sich mit der Zeit      Allerdings: Wenn ich an das Alter denke, daran, wo ich
völlig verändert. Was wir als Kultur betrachten, ist nicht   lebe, wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich kei-
naturgegeben, sondern wird vor allem durch das All-          nen Partner hätte - dann wird klar, wo meine Heimat
tagsleben von beteiligten Menschen stets neu geformt.        ist. Dann würde ich zurück gehen in die Heimat, da-
Auch das Verständnis von Heimat ist veränderlich und         hin, wo meine Brüder sind, meine Freunde und Freun-
unterliegt einem ständigen Prozess.                          dinnen. Alles Menschen, die mich schon ewig kennen.
                                                             Heimat ist für mich vor allem dort, wo ich so sein kann,
In der islamischen Tradition findet sich aber auch ein       wie ich bin, wo ich verstanden werde ohne große Worte,
anderes Motiv: Das Jenseits oder die göttliche Gegen-        wo man mich kennt.
wart als die „wahre Heimat“ der Gläubigen, und das
diesseitige Leben als eine Karawanserei, in der man auf      Für mich gibt es noch eine weitere Ebene von Heimat,
der Durchreise kurz Rast macht. Der Prophet sagte: „Sei      Zuhause. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind in
in dieser Welt wie ein Fremder oder einer, der auf der       verzweifelten Situationen weinend im Arm meines Va-
Durchreise ist.“ In gewisser Weise ist im islamischen Ver-   ters gelegen bin und nach Hause wollte, obwohl ich
ständnis der Gläubige überall und nirgends zuhause.          zuhause war. Heimat ist für mich auch ein Zustand,
                                                             ein Wohlfühlzustand. Dieser Zustand wird vor allem
Im Laufe des Lebens können sich Menschen immer               dadurch bestimmt, dass Negatives fehlt. Keine Sorgen,
wieder neue Heimaten aneignen, wenn es aus beruf-            kein Streit, keine Ungerechtigkeit. Einfach Friede. Diese
lichen oder privaten Gründen notwendig ist. Häufig           Heimat ist ortsungebunden und tief in mir. Inzwischen
übersehen wird, dass Menschen selbstverständlich             ist es nicht mehr mein Vater, der mich tröstet und mir
mehrere Zugehörigkeiten haben. Menschen können               das Gefühl von Heimat zurückgibt, sondern mein Glau-
sich erst dann beheimatet fühlen, wenn ihnen die Mög-        be. Die Gewissheit, dass ich angenommen bin, so wie
lichkeit geboten wird, ihre kulturelle, sprachliche und      ich bin.
religiöse Identität zu leben und zu erleben.

Ist es möglich, „zweiheimisch“ zu
sein?

                                                                                   Silke Rymkuß
                                                                        Referentin der Abteilung
                  Yasemin Karagöz                                        Katholische Jugend der
       Islamische Religionslehrerin                                           Diözese Innsbruck

                                                                                                 FrauenStärken      11
Aus dem Leben

Der Fremdenverkehr im Stillstand
Ein bekanntes Volkslied beginnt mit den Worten „Ti-       beäugt - das passiert einer «normalen» Dienstleisterin
rol isch lei oans“. Auf einmal war Tirol wirklich nur     wie zum Beispiel einer Frisörin oder Verkäuferin eher
mehr „oans“ - isoliert, abgeriegelt, den bösen, hin-      nicht.
terhältigen, geldgierigen TouristikerInnen wurden im
wahrsten Sinne des Wortes die Grenzen aufgezeigt.         Den TouristikerInnen fällt nichts in den Schoß, wie
Schnell enttarnten sowohl ausländische und nicht          manche gerne meinen. Die Grundlage sind millionen-
zuletzt auch inländische Medien die TirolerInnen als      schwere Investitionen in den Fremdenverkehrsorten.
Schuldige, als „superspreader“, angeprangert, an-         Hier teilt man sein Haus, wie der Name schon sagt, mit
geklagt. Jede Ablenkung vom eigenen Versagen wird         «Fremden»; in der Hauptsaison gibt es meist keinen
nach wie vor willkommen geheißen. Lieber ducken,          freien Tag, auch nicht am Wochenende oder am Fei-
als Partei zu ergreifen. Die Fingerzeiger sind wie im-    ertag; man gestaltet und pflegt die Häuser - das macht
mer umgehend zur Stelle.                                  man nicht nur für die Gäste, sondern trägt so zur Ge-
                                                          staltung des Ortsbildes bei; es wird gemeinsam mit
Ja, der Tourismus in unserem                                                    den Landwirten für eine attrak-
Land Tirol hat ein Imagepro-                                                    tive Landschaft gesorgt, von der
blem. Dieses gründet aber nicht                                                 sowohl Touristen, die ansässige
in den jüngsten Ereignissen oder                                                Bevölkerung aber nicht zu ver-
weltweiten Berichterstattungen.                                                 gessen auch Tagesausflügler aus
Die abschätzigen Meinungen                                                      dem ganzen Land profitieren.
zum Fremdenverkehr kommen                                                       Und ja - man kann gut davon le-
von den Zauderern, Neidern,                                                     ben. Es ist wie in jeder anderen
Kritikern aus dem eigenen Land                                                  Branche - je fleißiger jemand ist,
- die Schadenfreude gegenüber                                                   desto besser sind die wirtschaft-
den TouristikerInnen wird gerne                                                 lichen Ergebnisse. Wenn man
ausgekostet. Das ist das eigent-                                                die Gäste nicht mag, hat man im
lich Schmerzhafte. Und das ist                                                  Tourismus nichts verloren.
nicht neu - es hat mit der aktu-
ellen Pandemie nichts zu tun.                                                  Genauso wie wir selbst in Zu-
                                                                               kunft wieder ins Ausland zur Er-
Schnell wird das ganze System                                                  holung reisen werden, werden
Fremdenverkehr wie schon so oft in Frage gestellt. Ein    auch die Gäste, welche seit Jahren gerne ihren Urlaub
wichtiger Wirtschaftszweig in unserem Land, welcher       in unserem schönen Tirol verbringen, wieder zu uns
tausenden Menschen direkt oder indirekt Arbeit gibt.      kommen. Unser Land, unsere Dörfer, unsere Häuser
Der in unserem Land zum Wohlstand vieler beiträgt.        sind im Tourismus unser großes Kapital. Nur wenn
Der Orte oder ganze Täler vor der Abwanderung be-         man sich dessen bewusst ist und das auch zu schätzen
wahrt. Der unzähligen Familien ein Einkommen er-          weiß, kann dies auf positive Weise an die zahlreichen
möglicht. Und dessen Infrastruktur auch von jenen         Gäste vermittelt werden.
gerne genutzt wird, die mit dem Fremdenverkehr ei-
gentlich so gar nichts am Hut haben wollen.               «Tirol isch lei oans.» Dieses Land wurde uns geliehen,
                                                          wurde uns zur Heimat gegeben. Wir dürfen in diesem
Eine Frau, welche einen Klein- oder Mittelbetrieb im      schönen Land leben, wir dürfen in diesem schönen
Fremdenverkehr bewirtschaftet, wird oft nur als „Haus-    Land arbeiten. Wir sollten auch wieder einmal stolz
frau“ gesehen: nicht ehrgeizig genug für eine Karriere,   auf dieses schöne Land sein.
ein Hausmütterchen ohne Ambitionen. Tatsächlich ist
sie eine Frau, die Haushalt und Kinderbetreuung samt
beruflicher Tätigkeit unter einen Hut bringt. Die sich
vielleicht ganz bewusst dafür entscheidet, zu Hause zu
bleiben und Zimmer an Gäste zu vermieten - weil sie
die Menschen mag und gerne mit ihnen arbeitet. Eine
Frau, welche am Wochenende in einem Tourismusort
als Reinigungskraft schuftet und so wesentlich zum                             Sabine Geiger
Haushaltseinkommen beiträgt, wird gerne abschätzig         Touristikerin und Autorin aus Fiss

12   FrauenStärken
Kolumne                                                                                                          Tipp

Eigensicht                                                                  Kopfsalat mit Herz
                                                                            Eine spirituelle Entdeckungsrei-
                                                                            se durch den Garten
Es erschien mir fast etwas abgedroschen, einen                              Autorin: Mag.a Elisabeth Rathgeb
Kommentar über „Heimat“ zu schreiben. Die Fra-                              Verlag: Tyrolia, 112 Seiten, gebunden
gen wurden schon so oft gestellt – was Heimat denn                          ISBN 978-3-7022-3925-1; @ 15,95
ist, oder was Heimat ausmacht. Wer bestimmt, was
Heimat ist? Heimat ist doch auch das, womit wir uns                          Der Garten ist für viele Menschen ein
verbunden fühlen. Womit wir aufgewachsen sind.                               Erholungsraum in einer oft lauten und
                                                        hektischen Welt – auch für Autorin Elisabeth Rathgeb. Die
Was uns ein gutes, ein behütetes Gefühl gibt. Es gibt
                                                        begeisterte Hobby-Gärtnerin schätzt nicht nur die schö-
wohl kaum ein besseres Thema, um sich selbst vor-       nen Blumen und das frisch geerntete Gemüse ihres Refu-
zustellen, als das Thema „Heimat“ (aber vielleicht      giums, sondern spürt als Theologin im Kreislauf der Jah-
auch kein schwereres – Heimat ist schließlich ein       reszeiten auch den Rhythmus des Lebens: säen, keimen,
vielschichtiger und emotional behafteter Begriff).      wachsen, reifen, ernten, sterben, ruhen. Der Garten wird
                                                        für sie zur Schnittstelle für eine höhere, tiefere und weitere
Was also ist meine Heimat? Meine Heimat ist auf         Dimension – ein Ort, wo sich Himmel und Erde begegnen,
geographischer Ebene Tirol und seine wunderbare         wo man darüber sinnieren kann, warum die robusten To-
Bergwelt, in der ich mich so gerne verliere (im po-     maten auch einmal Stütze nötig haben, die Narzissen das
                                                        Osterfest einläuten oder der Gartensalat erst mit Kopf und
sitiven Sinn). Ich finde nicht nur Zeit zum Atmen in
                                                        Herz so richtig perfekt ist
den Bergen, sondern auch neue Inspirationen, krea-
tive Ideen und Abstand vom schulischen Alltag. Hei-
mat ist aber auch dort, wo meine Familie lebt, wo                           Heimat
ich geliebt werde und lieben kann. Geborgenheit ist                         Ein Vorschlag zur Güte
ein wesentlicher Aspekt, der Heimat ausmacht.
                                                                            Autorin: Elsbeth Wallnöfer
Ein Teil meiner Heimat ist das Mühlviertel, bei mei-                        Verlag: Haymon
ner Tante, die maßgeblich zu meiner sozialen und                            160 Seiten, gebunden,
                                                                            auch als E-Book erhältlich
politischen Entwicklung beigetragen hat. Die mich
                                                                            ISBN 978-3-7099-3455-5; @ 19,90
immer gefordert, aber auch gefördert und unter-
stützt hat, wenn es nötig war. Auch das ist Heimat                           Ist die Heimat noch zu retten?
– herausgefordert zu werden, Unterstützung zu er-       Renaissance eines politischen Kampfbegriffs. Ob rechts,
fahren.                                                 ob links, ob bürgerlich, liberal oder öko: Seit Neuestem
                                                        verwenden alle wieder das „H-Wort“! Ist Heimat ein ge-
Heimat kann aber auch dort sein, wo ich an mei-         fährlicher Begriff, der in den Giftschrank politischer Tabu-
nen Herausforderungen wachse – auch hier fallen         wörter gehört? Oder kann das Konzept heute tatsächlich
mir spontan die Berge ein. Es ist ein wesentlicher      eine konstruktive Rolle in unserer Gesellschaft spielen? Die
                                                        in Wien lebende Volkskundlerin und Philosophin Elsbeth
Teil von Heimat, dass wir auch aus unserer Comfort
                                                        Wallnöfer gibt eine klare Antwort: Wir müssen den Begriff
Zone gelockt werden. Dass wir uns nicht dort ver-       endlich aus seiner völkisch-nationalistischen Umklamme-
stecken, wo wir das Gefühl haben, „sicher“ zu sein.     rung lösen und pluralistisch verstehen, dann ist die Hei-
Heimat bedeutet auch, dass wir unsere Grenzen           mat durchaus noch zu retten.
austesten können, diese vielleicht auch ein kleines
bisschen überschreiten. Heimat ist nicht nur dort,
wo es bequem ist, oder wo wir uns verstecken kön-                          Daheim
nen. Heimat kann uns auch ermutigen, zu sein, wer                          Autorin: Judith Hermann
wir sein möchten.                                                          Verlag: S. Fischer
                                                                           192 Seiten, auch Kindle, Audible,
                                                                           Audio-CD, 978-3103970357, @ 20,61
                                                                           Nominiert für den Preis der Leipziger
                     Anna Kraml                                            Buchmesse 2021
            Religionslehrerin am
                BORG Innsbruck,                                            Judith Hermann erzählt in ih-
                                                        rem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch:
     schreibt momentan an ihrer
                                                        Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
                  Dissertation im                       Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer
              FB Altes Testament                        gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie
                                                        kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in die-
                                                        sem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige
                                                        Freundschaften, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte
                                                        oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von
                                                        einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft
                                                        entwickelt und in der intensiven Landschaft    an der Küste
                                                                                             FrauenStärken         13
                                                        eine andere wird.
Vorgehensweise
                                    Gestaltungsvorschläge werden als Beilage in der nächsten Seelsorgeamtsausschreibung veröffentlicht.
                                    Informationen und Textbausteine finden sie auf der Website:
                                    www.dibk.at/familienreferat
                                    Bekanntgabe der Veranstaltung (Wallfahrt/Gottesdienst) an:
                                    rudolf.wiesmann@dibk.at oder 0676 8730 4315

                                    Wir wünschen euch viel Freude und eine - menschlich und                                               Vormittagspause. Wer im Haus zu Mit-
                                                                            Familienreferat
                                    spirituell - bereichernde Begegnung zwischen Jung und Alt.
                                                Riedgasse 9,                                                                              tag essen möchte, ist gebeten, dies bei der
                                             6020 Innsbruck                                                                               Anmeldung bekannt zu geben.
                                                                           Fachstelle Altenseelsorge und Frauenreferat
                                   Telefon: 0512/2230-4323                                                                                Anmeldung: bis zum 7. Juni
                                                                           Welttag für Großeltern und SeniorInnen                         rudolf.wiesmann@dibk.at oder 0676 8730 4315
                                                                           „Erzähl mir ein Stück aus deinem Leben“
                    Katholische Frauenbewegung                             Papst Franziskus hat einen Welttag der Großel-                  Haus St. Michael
                                                                           tern und SeniorInnen ins Leben gerufen.
                                                                           Termin: Sonntag, 25. Juli 2021                                 Anmeldung für alle:
                  EG durc   Dekanat Wilten-Land                            Für diesen Tag regen wir an, eine Wallfahrt/ei-
              BSW         hT                                                                                                              Bildungshaus St. Michael,
           KO                  Gemma Zeichen setzen
                   a...
                            I                                              nen Gottesdienst der Generationen zu gestal-                   Ω5273/6236 oder st.michael@dibk.at,

           Gemmn
    JA

                            RO

                                Die Sehnsucht nach einem gu-               ten. Dafür werden Gottesdienstbausteine zur
 auf dem

                                                                                                                                          www.dibk.at/st.michael
                               L

                                 ten Leben für alle spüren viele           Verfügung gestellt.
                 e
           Zeichetzen!           von uns. Du bist eingeladen, in           Der Tag will den „spirituellen und mensch-                     Erfrischt und neu belebt
               s                 zehn Tagen von Kufstein bis St.
                                Christoph am Arlberg - jeden Tag
                                                                           lichen Reichtum“ lebenserfahrener Menschen
                                                                           zum Leuchten bringen. Er lädt ein, eine berei-
                                                                                                                                          Ein Wochenende der Vielfalt
                                                                                                                                          Termin: 2.-4. Juli 2021
                               von einem anderen Bahnhof aus -             chernde Begegnung zwischen Alt und Jung zu                     Mit: Mag.a Martha Innerkofler
                             mit dieser Sehnsucht durch unser              erleben und so gemeinsam ein Stück Zukunft                     Anmeldung: bis 21.6.
                        Land zu gehen und damit ein Zeichen zu             zu gestalten.
                 setzen. Wir beginnen den Tag mit einem spiritu-           Vorgehensweise:                                                Stift, Pinsel und Feder
                 ellen Impuls und feiern am Ende eine Liturgie.            Informationen und Textbausteine finden sie auf                 Lettering und Kalligrafie zum Kennenlernen
                 Du kannst den gesamten Weg mitgehen oder                  der Website: www.dibk.at/familienreferat                       Termin: 23.-24. Juli 2021
                 dich für einzelne Tage anmelden. Geschlafen               Bekanntgabe der Veranstaltung (Wallfahrt/Got-                  Mit: MMag.a Johanna Günther
                 wird zu Hause.                                            tesdienst) an: rudolf.wiesmann@dibk.at oder                    Anmeldung: bis 16.7.
                                                                           0676 8730 4315
                 Termin: Mo-Fr, 5.-9.7. und 12.-16.7.2021
                                                                                                                                          „Im Anfang war das Wort …“
                 Ort: jeweils von Bahnhof Innsbruck aus                    Studientag Singen und Spielen im Alter                         Schreibend unterwegs zu den Quellen meines
                 Thema: Für ein gutes „zusammen.leben“                     Zielgruppe: Haupt- und ehrenamtliche                           Lebens
                 Anmeldung und detailliertes Programm bei                  Mitarbeiter*innen in der stationären oder                      Termin: 1.-6. August 2021
                 Petra Unterberger 0676/ 6003883 oder                      ambulanten Begleitung, Betreuung und                           Mit: Mag.a Silvia Moser
                 petramaria.pu@gmail.com                                   Pflege betagter Menschen (Pflegepersonal,                      Anmeldung: bis 20.7.
                                                                           Ergotherapeut*innen,       Tagesgestalter*innen,
                 Zauberwelt der Sonnenwende mit Impul-                     24-Stunden-Betreuer*innen, Pflegende Ange-                     Tanzexerzitien
                 sen, die dem Leben dienen                                 hörige, Seelsorger*innen…); Interessierte                      Wenn ich tanze, bin ich in meiner Mitte …
                 Termin: Mo, 21.6.2021, 20-22 Uhr                          Termin: Di, 29. Juni 2021, 9:30-17 Uhr                         Termin: 1.-6. August 2021
                 Ort: im Widumsgarten Ampass oder online                   Ort: Haus der Begegnung, Rennweg 12                            Mit: Barbara Samm, Renate Nachbaur
                 Anmeldung bei Petra Unterberger 0676/                     Tagungsbeitrag: @ 25.- Der Betrag ist im                       Anmeldung: bis 19.7.
                 6003883 oder petramaria.pu@gmail.com                      Voraus oder vor Ort bar zu bezahlen.
                 Eintritt: frei-willig                                     Inbegriffen sind Getränke und Obst in der

                                       Lust zu pilgern?
                                               „Zeit zu leben“ beim gemeinsamen Gehen.
                                                 Wir laden alle Frauen zum
                                               Frauenpilgertag am 16. Oktober 2021 ab 9.00 Uhr in ganz Österreich ein!
                                              An vielen verschiedenen Orten machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Die Strecken haben unter-
                                             schiedliche Längen und Schwierigkeitsgrade. Wir freuen uns, wenn auch Du dir „Zeit zu leben“ auf einer
                                             Strecke in deiner Nähe nimmst! Falls Du einen Weg in einem anderen Bundesland mitgehen möchtest,
                                              kannst Du ab Ende Juli eine Broschüre anfordern unter: kfb@dibk.at, mehr Infos unter: www.dibk.at/kfb

                    Vom Natterer Boden nach Axams                                                             Hoch und Heilig-Bergpilgerweg, Zugang und 1. Teiletappe
                    Anmeldung:                                                                                Anmeldung: office@bildungshaus.info
                    reginamariapendl@gmail.com                                                                16,5 km, mittel, 374 Höhenm., Treffp.: St. Marien,
                    12 km, leicht, Treffpunkt: Natters, Kirche                                                Mucharg. 4, Lienz
                    Von Seefeld in die Schlossbachklamm                                                       Burschlweg
                    Anmeldung: h.d.okon@gmail.com                                                             Anmeldung: mueller_claudia@gmx.net
Termine

                    10,5 km, leicht, Treffpunkt: Seefeld Bahnhof                                              12 km, leicht, Treffpunkt: Kirche in Ötztal-Bahnhof
                    Von Terfens nach Absam auf dem Besinnungsweg                                              Von Thaur nach Absam
                    Anmeldung: petramaria.pu@gmail.com                                                        Anmeldung: k.neuner@tsn.at
                    16 km, leicht, Treffpunkt: Terfens Bahnhof                                                7 km, leicht, Treffpunkt: Widumgarten der Pfarre Thaur,
                    Kapellen-Almen-Wanderung in Mutters                                                       Kirchgasse 5
                    Anmeldung: ingrid_heinz@gmx.at,                                                           Filialkirchen zwischen Steinach und Matrei
                    seiwaldmartina@gmail.com                                                                  Anmeldung: birgit.erhart@aon.at
                    7 km, mittel, 350 Höhenmeter, Treffpunkt: Mutters-Birchfeld                               9 km, mittel, 300 Höhenmeter, Treffpunkt: Kirchplatz Steinach
                    Quo vadis - Bischof Stecher-Gedächtnisweg
                    Anmeldung: info@hotel-handl.at                                                            Anmeldungen werden ab Mitte Juli von den jeweiligen
                    14 km, mittel, 700 Höhenmeter, Treffpunkt: Parkplatz Serles Lifte                         Wegbegleiterinnen per Mail entgegen genommen.

                 14       FrauenStärken
Frauenbild

Hagar – Sklavin und Verheißungsträgerin.
Von Gottes und der Menschen Blick
Migration, Flucht, Vertreibung und ein Leben in der           eine Vision: Ein Gottesbote erscheint
Fremde prägen den biblischen Erzählzusammenhang               ihr, und erstmals wird sie bei ihrem
in einer Weise, dass die Bibel insgesamt als Migrations-      Namen genannt und nach ihrem
geschichte gelesen werden könnte. Abraham und Sara            Woher und Wohin gefragt. Hagar ant-
verlassen ihre Heimat und ziehen in die Fremde, Jakob         wortet wahrheitsgemäß.
flieht vor seinem Bruder Esau, das Volk Israel ergreift die
Flucht aus der Sklaverei in Ägypten, Noomi und ihre Fa-       Der Bote Gottes spricht sodann mehrfach zu ihr: Zu-
milie ziehen als Hungerflüchtlinge aus Betlehem in Juda       nächst weist er sie an – anders als heutige Leserinnen und
in das benachbarte Land Moab, Teile der Bevölkerung Je-       Leser wohl vermuten würden – zu Sarai zurückzukehren
rusalems werden nach Babylon verschleppt, Maria und           und sich von ihr demütigen zu lassen, das Warum bleibt
Josef flüchten mit dem neugeborenen Jesus vor der he-         im Verborgenen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die
rodianischen Verfolgung nach Ägypten, Paulus flieht aus       andere Seite ist eine Verheißung, die jener an Abraham
Damaskus …                                                    um nichts nachsteht: Gott wird ihre Nachkommen so
                                                              sehr vermehren, dass man sie nicht wird zählen können.
Am untersten Rand der Gesellschaftspyramide standen           Hagar wird einen Sohn gebären, den sie Ismael – „Gott
im Alten Orient – und nicht nur dort – Sklavinnen und         hört“ – nennen soll, denn Gott hat ihre Demütigung sehr
Sklaven. Auch die Bibel erzählt von ihnen, und zwar be-       wohl wahrgenommen.
reits im Buch Genesis, dem ersten der fünf Bücher der
Tora. Hier treffen wir auf die Ägypterin Hagar, die als       Anders als später Mose fragt Hagar nicht nach dem Na-
Sklavin Sarais, der Frau Abrams, – das Erzelternpaar          men Gottes, sondern gibt ihm selbst aus ihrer Erfahrung
begegnet im späteren Erzählverlauf unter den wohl be-         heraus einen: „Du bist El Roï, Gottheit des Hinschauens“
kannteren Namen Sara und Abraham – vorgestellt wird           (Gen 16,13). Fünfzehnmal kommen in Gen 16 Ausdrü-
(Gen 16). Kurz und knapp wird Hagar eingeführt, mehr          cke des Sehens vor – zunächst die kleinmachenden Bli-
als ihren Namen und ihre Herkunft erfahren wir nicht.         cke der Menschen und sodann der aufrichtende Blick
Unklar ist auch die Bedeutung ihres Namens. Manche            Gottes. Hagar, eine Fremde in Kanaan, eine Sklavin, ist
sehen Verbindungslinien zum Volk der Hagriter in Nor-         die erste Frau in der Bibel, der eine rettende Gottesbe-
darabien; der jüdisch-hellenistische Philosoph Philo          gegnung zuteilwird. Ihr Einzelschicksal lässt bereits die
von Alexandrien leitete Hagar vom hebräischen Wort            kollektive Befreiungserfahrung des Volkes Israel, die im
ger („fremd/ortsfremd sein“) ab, demzufolge Hagar „die        Buch Exodus erzählt wird, anklingen. Gott hört, Gott
Fremde“ bedeuten würde.                                       sieht, Gott rettet – Einzelne wie Völker, Frauen wie Män-
                                                              ner, Fremde wie Angehörige des Volkes Israel. Dabei
Die Geschichte um Hagar, Sarai und Abram – sie alle le-       bleibt der duale Erfahrungsspielraum der vorfindlichen
ben nicht in ihrem Herkunftsland – erzählt zunächst von       Welt aufrecht – das Leid wird nicht endgültig gebannt. Es
der Unfruchtbarkeit Sarais, die ihre Kinderlosigkeit auf      erhält jedoch ein deutliches Gegengewicht.
Gott zurückführt. Ihre letzte Hoffnung projiziert sie auf
ihre Sklavin Hagar, die ihrem Mann an ihrer Stelle ein                           MMag.a Dr.in Edith Petschnigg
Kind gebären soll. Die Institution des stellvertretenden  Post-Doc-Assistentin am Institut für Alttestamentliche
Gebärens ist für den Alten Orient belegt und findet sich                 Bibelwissenschaft der Universität Graz
auch in den biblischen Erzählungen um Jakob, Rahel NEUERSCHEINUNG
und Lea und deren Sklavinnen Bilha und Silpa (Gen 30).
Sara äußerst ihren Wunsch und so geschieht es.
                                                                                                         Evangelische Verlagsanstalt Leipzig
                                                                                                         592 Seiten, EUR 98,-
Als Hagar gewahr wird, dass sie schwanger ist, gilt ihre                                                 ISBN 978-3-374-05387-2
Herrin in ihren Augen jedoch nichts mehr. Sarai, die sich
gedemütigt fühlt, wendet sich daraufhin an ihren Mann                             Von einer Lehre der Verachtung zu ei-
Abram, der aber nicht eingreift, sondern sie an ihre Ver-                         ner Lehre des Respekts: Nach 1945
fügungsgewalt über ihre Sklavin erinnert. Sie solle tun,                          erkannten Kirchen und Theologie
was ihr in ihren Augen gut erscheine. Diese Macht nutzt                           langsam ihre antijüdische Geschichte
Sarai, um Hagar zu misshandeln, sodass diese die Flucht                           und ihre Mitschuld an der Schoah. In
                                                                                  Deutschland und Österreich etablier-
ergreift. Ob sie ein Ziel hat, ist ungewiss, ihr Weg führt
                                                                                  ten sich in den Nachkriegsjahrzehnten
                                                                                                         592 Seiten | 15,5 × 23 cm

sie weg vom Kulturland in die Wüste. Der auf den ersten                                                  Paperback

                                                                                  jüdisch-christliche Basisinitiativen auf
                                                                                                         EUR 98,00 [D]

Blick lebensfeindlich wirkende Ort bringt Hagar jedoch
                                                                                                         ISBN 978-3-374-05387-2

                                                              Grundlage der Hebräischen Bibel als gemeinsamer Glauben-
nicht den Tod. Sie findet eine Wasserquelle – und sie hat     surkunde von Judentum und Christentum.
                                                              Edith Petschnigg

                                                              Biblische Freundschaft
                                                              Jüdisch-christliche Basisinitiativen in Deutschland und Österreich nach 1945
                                                              Studien zu Kirche und Israel. Neue Folge (SKI.NF) | Band 12
                                                                                                                                         FrauenStärken           15
                                                              Von einer Lehre der Verachtung zu einer Lehre des Respekts: Nach 1945 erkannten Kirchen und
                                                              Theologie langsam ihre antijüdische Geschichte und ihre Mitschuld an der Schoah. Ein wesent-
                                                              liches Resultat dieses Umdenkprozesses stellt der jüdisch-christliche Dialog dar. In Deutschland
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