FrauenStärken Heim.at - Diözese Innsbruck
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Heimat zum Anziehen Heim.at Schwabenkinder Heimat-Fremde FrauenStärken Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck Nr. 2 / 2021
Inhalt Inhalt Aufgezeigt Heimat zum Anziehen? Seite 4 Aus dem Leben Schwabenkinder - Auch wir waren Heimatsuchende und Flüchtlingskinder Seite 5 Aufgezeigt Heimat zum Anziehen? kfb aktuell Seite 4 Familienfasttag Aktion zusammen.leben Frauendemo der Vernetzungsgruppe Seite 6 Spiritueller Impuls Seite 7 Thema Heimat-Fremde Seite 8/9 Aus dem Leben Schwabenkinder Frauenstimmen - Auch wir waren Was ist Heimat für Dich? Heimatsuchende und Martina Hochmuth Flüchtlingskinder Roberta Pasciolla Seite 5 Yasemin Karagöz Silke Rymkuß Seite 10/11 Aus dem Leben Der Fremdenverkehr im Stillstand Seite 12 Kolumne, Buchtipps Seite 13 Termine Seite 14 Frauenbild Thema Hagar – Sklavin und Verheißungsträgerin Seite 15 Heimat-Fremde Seite 8/9 FrauenStärken. Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck Medieninhaber: Diözese Innsbruck, Katholische Frauenbewegung Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung, Gf. Herausgeberin: Mag.a Margit Haider Redaktion: Mag.a Margit Haider, Mag.a Helene Daxecker-Okon, Mag.a Katrin Gei- ger, Dr.in Elisabeth Pauer, Mag.a Regina Maria Pendl MAS, Mag.a Ingrid Heinz, Maria Gottardi Verwaltung und Bildredaktion: Maria Gottardi Bildnachweise: S 3: Helene Daxecker-Okon © Diözese Innsbruck, Margit Haider © Diözese Innsbruck, S 4: Nadja Neuner-Schatz © privat, Pitztaler Tracht © Pe- Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: sendorfer, S 5: Am Kindermarkt - Illustration von Edith Hessenberger aus dem Buch Abschied von den Ber- FrauenStärken – Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck. gen, Edith Hessenberger © privat, S 6: Brot in Kranebitten © Barbara Sabath, Brot Fließ © Regina Gfall, Brot eingesackelt Fließ © Regina Gfall, Herzkarte Hall © Christine Willi, Fastensuppe to go © Sabine Meraner, Inhaber: Gabentisch Längenfeld © Heidi Falkner © Arno Cincelli, Frauendemo © privat, S 7: Holzschnitt Auferste- Diözese Innsbruck, Katholische Frauenbewegung, Riedgasse 9-11, 6020 Innsbruck. hung © Siegfried Krismer, S 8/9: Wilder Kaiser © Birgit Iaorana, Pixabay, Elisabeth Pauer © Sepp Hofer, S 10: Landschaft © RitaE, Pixabay, Martina Hochmuth © Sandro E. E. Zanzinger, Roberta Pasciolla © privat, S 11: Unternehmensgegenstand: Yasemin Karagöz © privat, Silke Rymkuß © KJ, Diözese Innsbruck, S 12: closed © Tim Mossholder, unsplash, Die FrauenStärken sind die offizielle vierteljährliche Zeitung der Diözese Inns- Herzlich willkommen © Sabine Geiger, Sabine Geiger © privat, S 15: Edith Petschnigg © Foto Furgler, S 16: bruck Katholische Frauenbewegung und des Frauenreferats. Sie berichten über Hagar und Ismael in der Wüste, Claude Lorrain, 1668, alte Pinakothek München das kirchliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Diözese Innsbruck, Alle: Riedgasse 9, 6020 Innsbruck, T: 0512 / 2230-4323, M: kfb@dibk.at in Österreich und in der Welt aus Frauenperspektive. Die FrauenStärken möch- Bankverbindung: Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, IBAN: AT09 3600 0000 00559 8490 ten die vielfältigen Existenzweisen von Frauen sichtbar machen. Sie fördern das Hersteller: Steiger Druck, Lindenweg 37, 6094 Axams Glaubenswissen und Glaubensleben von Frauen mit dem Aspekt der Gleich- Alle Rechte sind vorbehalten, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz. stellung von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft auf Grundlage Wir werden vom Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Gesellschaft und Arbeit – Bereich Frauen und feministischer Theologie. Gleichstellung finanziell unterstützt! DANKE! Nächster Redaktionsschluss: 1. August 2021 (Ausgabe erscheint Mitte September) 2 FrauenStärken
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Heimat ist etwas, das ich weniger suche, als ständig Diesen Winter finde. An Orten, im Glauben und oft auch einfach im Sinne von Vertrautheit. Meist sieht man Heimatliches Meine Frau sagt mir erst, wenn man weg war oder wenn Vertrautes sich arg Kehren wir zurück verändert hat. Mein letztes Stück Heimat fand ich in Du hast Sehnsucht einer Traubenhyazinthe – eine Erinnerung an meine nach deiner Kindheit Mutter. Ich denke an meinen Sohn Menschen und Traditionen prägen den Begriff von Hei- und möchte nicht mat, bewusst und unbewusst. Wer woanders lebt, als Dass er Sehnsucht hat er oder sie aufgewachsen ist, spürt der „Heimat“ sein nach seiner Kindheit. Leben lang nach. Der türkisch-österreichische Lyriker Kundeyt Şurdum, dessen Gedicht uns Yasemin Karagöz Und sage: Diesen Winter Helene Daxecker-Okon (Beitrag auf Seite 11) geschickt hat, drückt es so aus: bleiben wir noch. Kfb Vorsitzende Ewige Heimat – Sehnsucht und Wirklichkeit Wenn ich an Heimat denke, fallen mir sofort zahlreiche Personen sind – bei jedem Menschen verbin- schöne Stunden in meinem Heimatdorf Innervillgra- den sich unterschiedlichste Dinge mit unter- ten ein, welche gefüllt sind mit Erinnerungen an gute schiedlichsten Erfahrungen in einem ganz Gespräche in Gemeinschaft mit besonderen Men- bestimmten, persönlichen Empfinden, das schen – jede/r Einzelne vollkommen verschieden und wohl mit „Heimat“ in Verbindung gebracht herkunftsbedingt doch „von einem Schlag“ – es wurde werden kann. Vor allem Gefühle und Erfah- gelacht, getanzt und gesungen: wunderschöne, volks- rungen, welche Geborgenheit und Sicherheit tümliche Heimatlieder, natürlich von einer Ziehhar- transportieren, sind dem Begriff „Heimat“ monika begleitet. Das Elternhaus und die Liebsten in zuzurechnen. Und was ist mit der Sehnsucht jungen Jahren hinter sich zu lassen, um Neues zu ent- nach Geborgenheit und Sicherheit, vor allem dann, decken und den eigenen Weg zu finden, kann mitunter wenn diese existentiellen Erfahrungen in der eigenen ein schmerzvoller Schritt sein – auch für mich. Trotz- Heimat nicht gegeben waren, wenn Grenz- und Unsi- dem war er notwendig für eine Suche nach sich selbst cherheitserfahrungen den persönlichen Raum Heimat und nach ganz Anderem, für eine Suche nach Sinn und prägten? Heimat – Chancen und Grenzen, Möglich- Wahrheit. Und nicht zuletzt für eine Suche nach ewiger, keiten und Wirklichkeiten, Enge und Weite, Gewinn bleibender, voller Heimat – die für uns Menschen als und Verlust, Stärke und Schwäche – was ist Heimat? pilgernde Gäste auf dieser Erde nicht erfahren werden Kann man mehrere davon haben und was macht Hei- kann. Aber hoffen und sehnen und glauben dürfen wir, mat eigentlich aus? dass uns eine ganz erfüllende Heimat erwartet, denn es gab einen, der uns versprochen hat, ganz und gar in Machen Sie sich selbst ein Bild von Heimat und all ih- ihm Heimat zu finden: Jesus Christus. ren Facetten! Ein genussvolles und spannendes Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Diese Ausgabe nähert sich anhand unterschiedlichs- ter Blickwinkel ein Stück weit dem Begriff „Heimat“ Margit Haider an: Egal ob es Geräusche, Düfte, Bilder, Gefühle oder Frauenreferentin der Diözese Innsbruck FrauenStärken 3
Aufgezeigt Heimat zum Anziehen? Heimat als Begriff, wie wir ihn heute kennen, entand erziehung. Mittels Nähanleitungen, Nähkursen und erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Damals wurde im Trachtenunterricht wurden sie dazu angeleitet, Heimat zu einem Konzept, das der gefühlsmäßigen, „echte Tracht“ selbst herzustellen. Nicht zuletzt, um ideellen und nationalpolitisch gewünschten Ge- damit einen Beitrag für die NS-Volkswirtschaft zu lei- meinschaftsstiftung diente. Heimat in diesem Sinne sten. Die Modelle waren dafür vereinfacht worden, wirkte integrierend, aber nur im Zusammenspiel mit sie sollten erschwinglich sein und tirolweit getragen gesellschaftlicher Exklusion. Nach außen hin sollte werden, so die damalige Intention. Seither kann von Heimat vor Einflüssen geschützt werden. So entstan- Tirol als eindeutig kartierter Trachtenlandschaft die den um die Jahrhundertwende auch sogenannte Hei- Rede sein – mit allen Ambivalenzen, die sich damit matschutzvereine, die ihre Aufgabe in der Erhaltung verbinden. Denn noch immer dienen Trachten – her- von Kulturgütern, Natur und Landschaft sahen. Der gestellt nach den Vorlagen der Mittelstelle – vielerorts erste derartige Verein in Österreich wurde 1908 in der identitätsstiftenden, territorialen Zuordnung: sei Innsbruck als „Verein für Heimatschutz in Tirol“ ge- es bei Musikkapellen, Schützenvereinen oder im pri- gründet. Seither sind es faszinierende Gebirgsland- vaten Bereich. schaften, darin verortetes bäuerliches Leben und Darstellungen von Volkskultur, die Tirol als Heimat Angesichts spätmoderner, fluider Identitäten verstehen visualisieren. Als ein wichtiger Teil davon lassen sich wir heute, dass Heimat etwas ist, das wir mit unseren damals wie heute Trachten ausmachen. Tracht – als Alltagspraktiken selbst herstellen. Wir beheimaten uns die Idee von gebietsweise einheitlicher bäuerlicher selbst. Sich in Tracht zu kleiden, erscheint dabei als eine Kleidung – kommt, wie die Heimatvorstellung, in der Möglichkeit von vielen. Derart verstanden ist Tracht beginnenden Moderne um 1900 auf. Damals wird nicht beliebig, sie rekurriert auf alte Vorstellungen und Tracht zu einem Faszinosum für das städtische Bür- bereitet – gerade deshalb – eskapistische Freude. In den gertum, das Tirol als Ziel des frühen alpinen Touris- Lebenswelten des 21. Jahrhunderts mutet sie aber auch mus kennenlernt. Noch in der Habsburgermonarchie eigenartig anachronistisch an. als identitäts- und ordnungsstiftendes Unterschei- dungsmerkmal der sogenannten „Nationen“ des Vielvölkerstaates und als Bekenntniskleid für „Gott, Kaiser und Vaterland“ etabliert, blieben Trachten im Austrofaschismus wie im Nationalsozialismus ein starkes Symbol ideologischer Verortung – Trachten sozusagen als Heimat zum Anziehen. Die Vorstellung, Nadja Neuner-Schatz, MA Trachten seien ein eindeutiges Zeichen von örtlicher Kulturwissenschaftlerin und und kultureller Zugehörigkeit, wurde vor allem durch Doktorandin im Fach die Arbeiten an der Mittelstelle Deutsche Tracht wei- Europäische Ethnologie an der ter verfestigt. Als „Dienststelle“ der NS-Frauenschaft Universität Innsbruck im Jahr 1939 am Tiroler Volkskunstmuseum in Inns- bruck eingerichtet, erfolgte dort unter der Leitung von Gertrud Pesendorfer die sogenannte Trachten- erneuerung. Zeitweise waren mehr als vierzig Sach- bearbeiterinnen, Schneiderinnen, Zeichnerinnen, Buchtitel: Malerinnen und Fotografinnen tätig, um Bestände Wissen Macht Tracht im Ötztal zu dokumentieren und neue Trachten zu entwerfen. (IUP, Innsbruck 2018) Dies wurde eingepasst in die kulturpolitische Agenda Eine Studie zum historisch- des NS-Gauleiters Franz Hofer. volkskundlichen Wissensbestand Tracht und dessen Aktualisierung Vor allem Frauen, die Tracht herstellen und tragen in der gegenwärtigen sollten, wurden damals zu Adressatinnen der Volks- Trachtenpraxis in Tirol. 4 FrauenStärken
Aus dem Leben Schwabenkinder - Historische Kinderlebenswelten Auch wir waren Heimatsuchende und Flüchtlingskinder Illustration aus dem Kinderbuch „Abschied von den Bergen“: „Kindermarkt“ in Friedrichshafen, einer Darstellung aus Ravensburg nachempfunden. Ein alljährlicher Zug von vielen hundert Kindern musste familie gerieten. Andere hatten jedoch sklavereiartige während der vergangenen Jahrhunderte aus dem Tiro- Zustände zu ertragen, nicht wenige verzichteten auf ler Oberland, dem Außerfern, aus dem Vinschgau, aus ihren Lohn und liefen davon. Als Lohn wurden zumeist Vorarlberg und Graubünden ins „Schwabenland“ zie- zwischen acht und zwölf Gulden, sowie neue Schuhe hen, um zu arbeiten. Um die von großer Armut geprägte und ein neues Arbeits- sowie Sonntagsgewand verein- Heimat und die eigene Familie vom Hunger zu entlasten, bart, das die Schneider im Herbst für die Kinder kurz vor und auch, um mit ein wenig Geld das Familieneinkom- ihrer Rückkehr um Martini anfertigten. men aufzubessern, wurden zwischen 8 und 16 Jahre alte Kinder aus zahlreichen Bergdörfern von März bis An- Die Praxis der Schwabenkinder ist für das Montafon fang November nach Schwaben geschickt. Begleitet von seit 1625 belegt, im Tiroler Oberland ab Zirl setzte sie einem Erwachsenen begaben sich die Kinder auf den vermutlich einige Jahrzehnte später ein. Kinder zum kürzesten Weg nach Süddeutschland. Dieser Erwachse- Arbeiten fernab ihrer Familien zu schicken, war in den ne konnte beispielsweise der Frühmesser, also ein Hilfs- Gebirgstälern bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 priester, oder auch ein Lehrer sein. eine verbreitete Praxis. Häufig führte der Weg über Pässe, wie den Reschen, Damit diese heute für uns unvorstellbare Realität, die oder den Arlberg. Bis heute ist am Zeinisjoch, dem besonders Kinder betroffen hat, heute auch besser an Übergang vom Paznaun ins Montafon, das „Rearkapel- Kinder vermittelt werden kann, haben die Montafoner lele“ zu sehen, an dem sich die Kinder von ihren Eltern Museen gemeinsam mit den Ötztaler Museen begon- verabschiedeten. Überlieferungen berichten, dass über nen, eine illustrierte Kinderbuchreihe herauszugeben. den Arlberg ziehende Schwabenkinder am Pass ein Anhand konkreter Beispiele sollen auf diese Weise die Stück Holz von einer Skulptur des Heiligen Christoph historischen Kinderlebenswelten begreifbar und „vor- abschnitzten, um dieses als Glücksbringer gegen Heim- lesbar“ gemacht werden. Im Nachsatz des Kinder- weh bei sich zu behalten. buches werden jeweils die historischen Fakten kurz erklärt. Ab 1891 sorgte ein „Hütekinderverein“ für eine wesent- In dieser Reihe „Erzähl mir von Früher – Historische Kin- liche Erleichterung der Wegstrecke in den westlichen derlebenswelten“ werden in Band 1 unter dem Titel „Die Regionen: Den Kindern wurde die Reise entlang des Bo- Geißenhut“ das Thema der Hirtenkinder, die zum Hüten denseeufers auf einem Dampfer finanziert, einige Jahr- von der Schule freigestellt wurden, und mit dem Band zehnte später wurde für sie auch ein Teil der Kosten für 2 „Abschied von den Bergen. Der Weg der Schwaben- die Fahrt mit der Arlbergbahn übernommen. Zuvor hat- kinder“ die Geschichte der Schwa- ten die Kinder die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegen benkinder thematisiert. Im Frühjahr müssen. 2021 erscheint Band 3 „Die Bergfeen“, der das Aufwachsen auf hochalpinen An ihren Zielen in Ravensburg, Tuttlingen oder Fried- Schutzhütten und alpine Gefahren richshafen angekommen, wurden die Kinder auf so- zum Thema macht. genannten Hütekindermärkten von Bauernfamilien ausgewählt und mitgenommen. Einige traf ein gutes Schicksal, wenn sie an eine liebevolle, gerechte Bauern- Edith Hessenberger FrauenStärken 5
endet zukun sp kfb aktuell n ft teile Von der Vielfalt der Ideen zur Vielfalt im Garten! 1000 und 1 Idee erblühten in Tirols all jene zu erreichen, die bei den Aktionen tatkräftig mit- Pfarren, als es galt, Alternativen zum geholfen haben. So wie unsere Projektpartner*innen in traditionellen Fastensuppenessen zu Guatemala wollen auch wir hier in Tirol dazu beitragen, finden! dass traditionelles Saatgut und Sortenvielfalt in un- Vom Oberland bis ins Unterland und vom seren Gärten erhalten bleiben. Außerfern bis in die Seitentäler - überall haben sich Familienfasttags-Verantwortliche in Pfarren und Deka- Menschen zusammengetan, um die Projekte der Ak- naten können diese Segenskarten mit „Hoffnungssa- tion Familienfasttag allen Hindernissen zum Trotz zu men“ für sich und ihre Helfer*innen kostenlos im kfb- unterstützen. Büro bestellen. Mit Hilfe des Vereins „Arche Noah“ ist es nun möglich, T: 0512/2230 4323 oder 0676/8730-4901 auf ganz besondere Weise „DANKE“ zu sagen. Segens- M: kfb@dibk.at karten und altes heimisches Saatgut warten darauf, Anita Löffler, FFT-Referentin Selbstgebackenes Brot wurde Ein kleiner Schutzengel mit Warnung auf „Suppe to go“, Home-made with love! Pfar- in Fließ angeboten und in der selbstgemachter Herzkarte gefunden im SSR Jenbach in re Längenfeld, vom selbst- Pfarre Kranebitten gab es auch beglückte die Spender*innen Münster, gilt wahrscheinlich gemachten Kräu-teressig bis nett dekorierte, hygienisch in Hall St.Nikolaus. für alle Suppen, die heuer an- zur Bio-Gewürzmischung von verpackte Brote... geboten wurden. Pfarrer Gregor. Nicht am Bild: Mit Saatgut zu mehr Unabhängigkeit! hieß es heuer im SSR Region Reutte. Die 4 Pfarren (Breitenwang, Wängle, Reutte, Lechaschau) haben gemeinsam eine Aktion vor dem Welt- und Bauernladen organisiert. Die Samenpäckchen wurden zur Hälfte von einem Baumarkt spendiert und die eigens dafür gedruckten Kärtchen von einer örtlichen Firma kostenlos gedruckt. Aktion zusammen.leben Initiativen zu zusammen.leben finden seit der Auftakt- Von der Frauenvernet- veranstaltung am 24.03.2021 in vielen Tiroler Orten statt. zungsgruppe für Begeg- Unser Bischof Hermann und We4moria sollten bei ihrem nung und Austausch Engagement für die Evakuierung der Flüchtlingslager Nach dem Weltgebetstag der unterstützt werden. Gleichzeitig wollen wir Menschen Frauen aus Vanuatu fand hier bei uns mit Zuversicht und Hoffnung stärken. Viele am 08.03.2021 die Demo deckten sich mit den ansprechenden Karten, Bändern zum „Frauen*kampftag“ und Bannern ein. In der Spitalskirche wiesen geteilte 2021 unter dem Motto „Wi- Herzen und eine Installation von Martina Seiwald auf derständig, solidarisch, un- diese Initiative hin. Am Gründonnerstag stand vor der beugsam“ in Innsbruck statt. Spitalskirche ein gedeckter Tisch als Symbol für das letz- Im Leporello waren dieses Jahr an Stelle der Veranstal- te Abendmahl. Wir boten den PassantInnen Brot an und tungen die Forderungen vieler Innsbrucker Frauenver- kamen so ins Gespräch. Bei den Mahnwachen dienten eine zu lesen. Eine Kunstausstellung in der Maria There- die Karten und Bänder dazu, Menschen damit zu be- sien-Straße lud zum Schauen und Informieren ein. schenken und gleichzeitig zu motivieren, unseren Politi- Laut Polizei waren 800 Demonstrant*innen dabei. Ob- kerInnen die Aufforderung, die Flüchtlingslager sofort zu wohl Informationen über die Veranstaltung im Vorfeld an evakuieren, auf Postkarten mitzuteilen. Vor dem Landes- verschiedene Medien ergingen, wurde kaum davon be- theater fand mit den KooperationspartnerInnen und Re- richtet. Inzwischen ist in Österreich die elfte Frau durch ligionsgemeinschaften ein interreligiöses Gebet statt, in ihren Partner oder Expartner ermordet worden. Nach den dem wir Verbundenheit und Verantwortung füreinander ersten Morden hat sich eine Frauenaktionsgruppe gegen aus dem jeweiligen Glauben bekundeten. Die Initiative Femizide gebildet, die jedes Mal nach einem Mord mit ei- zusammen.leben soll weiter bestehen, da eine Gemein- ner Kundgebung bei der Annasäule darauf aufmerksam schaft davon lebt, dass Menschen einander begegnen, macht. sich kennen lernen und daraus jene Kraft und Freude schöpfen, die diese Welt braucht. Regina Maria Pendl, kfb Vorstand 6 FrauenStärken
Spiritueller Impuls Friede Mitten im Versperrtsein hören aufmachen eintreten mitten im Versperrtsein aufatmen Friede sei mit euch Annemarie Regensburger Schlicht und kraftvoll: Annemarie Regensburgers treffsichere Lyrik wird von Siegfried Krismers ausdrucksstarken Bildern ideal ergänzt. Aus: Ich bleibe bei euch, Begegnungen mit dem Auferstandenen Text: Annemarie Regensburger, Holzschnitte: Siegfried Krismer, erschienen im Tyrolia Verlag, 2021, ISBN: 978-3-7022-3947-3 FrauenStärken 7
Thema Heimat-Fremde Ist „Heimat“ ein Ort, ein Gefühl? Ist sie ein Recht oder gar ein Privileg? Und wer legt fest, was Heimat sei? Wohl auch jeder, der die Suche nach Heimat als eine Lebensaufgabe ansieht. „Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern! Wiar a wir unser ganz individuelles Welt-Bild malen. Warum Kinderl sein Muader, a Hinderl sein Herrn.“ Über Ver- überschwemmt uns plötzlich eine Welle von Wohlge- wandte habe ich den Text der oberösterreichischen fühl, wenn eine Speise „wie bei der Oma“ schmeckt Landeshymne (die einzige im Dialekt!) kennen gelernt. oder wenn eine sprachliche Färbung an den heimatli- Gleich in der ersten Strophe wird die Liebe zur Hei- chen Dialekt erinnert? Warum fühlen wir uns auf Rei- mat mit der Liebe zur Mutter beschrieben, und in der sen in gewissen Gegenden plötzlich so angekommen? dritten Strophe wird die Heimat sogar mit einem zwei- „Das erinnert mich an … “ findet sich nicht nur als Er- ten Mutterleib verglichen. Bei den Überlegungen, was klärung für das geografische Vertrautheitsgefühl. Und denn Heimat sei, ist mir diese Metapher wieder in den Ähnliches passiert bei der Begegnung mit Menschen, Sinn gekommen: Der Mutterleib und die erste Mutter- zu denen wir auf Anhieb „einen guten Draht“ finden. Kind-Beziehung begründen sinnenhaft die Erfahrung Unbewusst erinnern sie uns an frühere, positive Begeg- der Zugehörigkeit. nungs-Erfahrungen. Wie aus der Psychologie zur ersten Kindheit bekannt Parallel zur ganz individuellen Identitätsentwicklung ist, bildet eine gelungene frühkindliche Mutter-Kind- (Wer bin ich?) erwächst aus der Zugehörigkeit zu einer Beziehung die Basis für einen „sicheren Platz“ im spä- außer-familiären, größeren Gemeinschaft allmählich teren Leben. Erwünscht und geliebt zu sein, fördert ein Heimat-Bewusstsein. Kinder machen über den Kin- das Urvertrauen, das für eine innere Beheimatung, das dergarten- und Schulbesuch und über die Teilnahme Wurzel-Schlagen, so wichtig ist. Das Bedürfnis nach an Neigungsgruppen die Erfahrung des Dazu-Gehö- Zugehörigkeit und Geborgenheit zählt wie Essen und rens. Sie bewegen sich in einem bestimmten Ort, der Wohnen zu den menschlichen Grundbedürfnissen. ihnen vertraut wird, lernen die lokalen Gewohnheiten, Wenn diese nicht erfüllt werden, leiden wir innere und den Dialekt und auch die Bräuche kennen und lieben. äußere Not. Auch diese Erfahrung kann schon in die Dieser Wurzelgrund für eine gelungene Beheimatung frühe Kindheit fallen, wenn die kindlichen Bedürfnisse beinhaltet aber auch die Möglichkeit für eine gegen- keinen Widerhall, keine Resonanz finden. Oder wenn teilige Erfahrung, für jene des Ausgeschlossen-Seins. das Heim kein trautes ist, sondern ein Ort, an dem Gemeinschaften können zum Hort für Gemeinheiten häusliche Gewalt erlebt wird. werden, zum Maßstab dafür, wer dazugehört oder eben nicht: Warum redest du so, warum schaust du so aus Es wird deutlich, dass Heimat und Heim, zwei verwand- (Hautfarbe, Kleidung), warum kommst du nicht zum te Begriffe, sowohl heimelige als auch unheimliche Er- Religionsunterricht, …? fahrungen bereithalten können. Ein Exkurs zum The- ma „häusliche Gewalt gegen Frauen“ würde das Thema Viele Lebensbereiche bedienen sich eines idealisier- sprengen. Der Hinweis darauf, dass die meisten Ge- ten Heimatbegriffs. Nicht nur in der volkstümlichen walttaten gegen Frauen in den „eigenen vier Wänden“, Musik wird das Thema „Heimat“, vielleicht eher das im eigenen Heim, stattfinden, soll jedoch an dieser Stel- Klischee davon, oft bis ins Unerträgliche ausgereizt le nicht fehlen. und vermarktet. Das zum Mitklatschen einladende „Dahoam is dahoam“ erreicht aber nicht zufällig ei- Wie schon das Kleinkind über die Nahrungsaufnah- nen so breiten Zuspruch, weil es an das Bedürfnis me und über das Berührt-Werden die Welt wahrnimmt des Dazugehörens appelliert. Zuletzt ist mir dieser (wahr ist, was es erlebt), so sind unsere Sinne zeitlebens Slogan sogar als Botschaft in der Werbung aufgefal- das Einfallstor für Welt-Erfahrung. Optische Eindrücke, len. In Zeiten der Globalisierung mit all ihren Vor- Gerüche, Geschmackswahrnehmungen, das Be-Grei- und Nachteilen scheinen der Zugriff und die Rück- fen von Dingen und Klänge sind wie Farben, mit denen besinnung auf Vertrautes den Menschen Sicherheit 8 FrauenStärken
Thema im Sinne einer Standort-Bestimmung zu bieten. Das Weg von daheim zu wollen, kann aber auch ganz prag- kann sich darin zeigen, dass Dialekte Eingang in die matische Gründe haben: Junge Menschen drängt es Kunst oder in den öffentlichen Raum finden oder oft, die geistige und geografische Enge ihrer Heimat zu dass sich Trachten- und Dirndlbekleidung einer un- verlassen, um sich anderswo weiterzuentwickeln und geahnten Breitenwirkung erfreuen. Dabei wird gera- den eigenen Weg zu finden, der die/den Suchende(n) de am Thema „Tracht“ deutlich, wie ambivalent da- später oft verändert wieder zurück in die Heimat führt. rin die Botschaft der Zugehörigkeit und der Identität Heimatsuche spielt sich aber auch auf einer seelisch- vermittelt werden. Schnitt, Farben und Details einer geistig-spirituellen Ebene ab, wofür der Begriff „geistige Tracht sind wie ein Geheimcode zum Entschlüsseln Heimat“ steht. Ob in der Musik, Literatur, Kultur, in des gesellschaftlichen Standes und der regionalen einer religiösen oder politischen Gesinnungsgemein- Zugehörigkeit der Trägerin oder des Trägers. Es ist schaft – die Möglichkeiten sind vielfältig, den Widerhall nicht zufällig, dass von Tal zu Tal die traditionellen auf das eigene Ich in „geistigen Gefilden“ zu finden. Wer Trachtengewänder in ihrer Machart unterschiedlich das Leben nicht „als letzte Gelegenheit“ (© Marianne waren. Dadurch gaben sie Aufschluss darüber, wer Gronemeyer) versteht, wird dem „Ankommen“ einen wo dazugehörte (oder nicht). Nachdem nicht jede(r) weiteren Horizont einräumen. Wenn wir im Bewusst- berechtigt war, eine Tracht zu tragen, beschrieb diese sein unterwegs sind, nur als „Gast auf Erden“ zu wan- Bekleidung auch den sozialen Status des Dazugehö- dern, tröstet die Gewissheit, dass das Ziel des Weges rens oder des Ausgeschlossen-Seins. Das Trachten- die „Ewige Heimat“ ist, wie ein bekanntes Kirchenlied wesen wurde in der Vergangenheit bekannterweise es formuliert. Und der vom Heiligen Augustinus stam- auch für ideologische Zwecke missbraucht. In ihrem mende Ausspruch „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe Buch „Tracht macht Politik“ beleuchtet die Philoso- findet in dir“, benennt den Lebensweg als einen inne- phin und Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer, wie die ren Prozess, dessen letzte Vollendung uns geschenkhaft Tracht nach wie vor instrumentalisiert wird. zufallen wird. Von politischer und staatsbürgerlicher Bedeutung war Darin wird das Vorläufige von Heimat deutlich. Die- auch das sogenannte „Heimatrecht“. Es wurde 1849 in se muss auch zwangsläufig nicht nur Vertrautheit Österreich als Recht auf Aufenthalt und Armenpflege im bedeuten. Sich im eigenen Land fremd zu fühlen ist Falle der Not eingeführt und bedeutete die Zugehörig- eine Erfahrung, die viele Menschen kennen. Und Be- keit zu einer bestimmten Gemeinde. Nicht jeder und je- heimatung wird immer auch Aspekte des Unbehaust- dem wurde dieses Recht (seit 1945 Staatsbürgerschaft) Seins miteinschließen. Wer dazu findet, gut Bei-sich- zugestanden. Es war an verschiedene Bedingungen ge- Sein zu können, trägt gleichsam wie die Schnecke die knüpft, so wie aktuell die Erlangung einer Aufenthalts- Heimat mit sich. Eleganter formuliert es Hermann berechtigung für Geflüchtete die Voraussetzung für eine Hesse: „Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir spätere Staatsbürgerschaft ist. Für Menschen, die durch innen, oder nirgends.“ Krieg und Terror traumatisiert ihre Heimat verlassen mussten und sich in ein sicheres Land flüchten konn- ten, ist „Ankommen“ überlebenswichtig. Die Möglich- keiten, in der Fremde eine neue Heimat zu finden, sind jedoch meistens sehr eingeschränkt. Was bedeutet das für die Identität, wenn Menschen in ein existentielles Dr.in Elisabeth Pauer „Niemandsland“ geraten? Psychische oder physische Dipl. Ehe-, Fam. und Heimatlosigkeit ist nicht selten Grund für einen Suizid, Lebensberaterin, nicht nur im Kontext der Migration. freie Journalistin FrauenStärken 9
Frauenstimmen Heimat-Fremde Ist „Heimat“ ein Ort, ein Gefühl? Ist sie ein Recht oder gar ein Privileg? Und wer legt fest, was Hei- mat sei? Wohl auch jeder, der die Suche nach Heimat als eine Lebensaufgabe ansieht. heimat Die Heimat lässt uns nie allein Paris, 1. Mai 2021 Die Heimat wird oft als Synonym von “Zuhause” oder „Heimatort“ verwendet. Sie wird als der Ort definiert, an Als modernes Subjekt möchte ich mich gerne bezeich- dem man geboren und aufgewachsen ist und die Mutter- nen und halte es eher mit Elfriede Jelinek und Thomas sprache spricht. Sie prägt Identität, Charakter, Mentali- Bernhard, deren Anti-Heimatromane den Begriff Heimat tät, Einstellungen und Weltanschauung des Menschen. schonungslos abarbeiten. Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr von Elfriede Jelinek hab’ ich erst unlängst wieder gelesen. Persönlich finde ich, dass der Heimatbegriff stark mit Sehnsucht verbunden ist. Vor fast 10 Jahren zog ich aus Der Begriff Heimat ist mir fremd. Mailand (Italien) nach Innsbruck (Tirol). Inzwischen la patrie im Französischen habe ich eine Familie und das richtige Zuhause für patria im Italienischen mich gefunden. Hier fühle ich mich wohl: In der Gesell- home im Englischen schaft bin ich integriert, habe einen schönen Freund- �ara im Rumänischen schaftskreis und Arbeit. In wenigen Worten, ich fühle Sprachen, die ich spreche. mich daheim. Menschen sind mein Zuhause. Als ich nach Österreich kam, war ich auf der Suche nach einer Heimat, da ich dachte, keine Wurzeln zu haben. Das Leben hat sich mir in den Weg gestellt. Ich bin ge- Später ist mir klar geworden, dass ich nicht auf der Su- gangen, ohne zu fragen, und es hat mich keiner aufge- che nach einer Heimat, sondern einem Zuhause war. halten. Diese zwei Begriffe bekamen dadurch für mich deutlich Ich will jederzeit aufbrechen können, auch wenn ich unterschiedliche Bedeutungen. mich gerade sehr wohl fühle hier in Paris, im schönen XVe. Ums Eck hat der spanische Maler Joan Miró in den Meine Heimat war, ist und wird immer das Land sein, 30ern gewohnt. Also wieder die Moderne. wo ich geboren und aufgewachsen bin und das meine Identität und Mentalität prägte. Und natürlich sehne ich mich nach den Menschen, die mein Zuhause sind und die gerade nicht um mich sind. Das Gefühl Heimat tauchte langsam in mir auf und oft verwechselte ich es mit Sehnsucht. Unmittelbar berührt Le bonheur est un acte de courage so der französische bin ich immer wieder von einem in Italien gedrehten Schriftsteller Philippe Sollers. Das Glück ist ein Kraftakt, Film oder von einem Roman, der in Italien spielt oder ein mutiger. Ich ertappe mich dabei meine Übersetzung einem italienischen Lied im Radio. Jede Szene, jede Zeile, zu hinterfragen. jede Note kann in mir herzliche Erinnerungen wecken. Mit den Menschen teilen, die mein Zuhause sind, mein In diesen Momenten verstehe ich, dass Italien meine Hei- Zuhause werden zwischen Mayrhofen im Zillertal, Inns- mat und ein Teil von mir ist, ob es mir gefällt oder nicht. bruck, Paris, Wien, London, Beirut, Marseille, New York, Hong Kong, Bukarest - das interessiert mich. Die Heimat lässt uns nie allein, auch wenn man fern meiner Familie. von ihr ist. Es wird immer einen Ort geben, der auf uns wartet und dessen Farben, Laute und Gerüche uns im- Martina Hochmuth mer vertraut sein werden. Kuratorin. Dramaturgin. Produzentin für Zeitgenössischen Roberta Pasciolla Tanz. Dr. phil. Schauspielerin und Absolventin Tanzquartier Wien 2001-2009. der darstellenden Künste Seit 2009 Zusammenarbeit mit „Scienze dello Spettacolo“ dem französischen Tänzer und Theaterpädagogin und Gründerin Choreographen Boris Charmatz: gemeinsam mit Martina Musée de la danse 2009-2018 Pappagallo der Theaterwerkstatt Rennes, [terrain] Paris seit 2019. „TeatriAMO“ 10 FrauenStärken
Frauenstimmen Zweiheimisch „Wo bist Du dahoam?“ Wo bin ich zu Hause? Wo fühle ich mich zugehörig? Für „Na in Tirol, Wipptal“ antworte ich auf diese Frage im Menschen mit Migrationshintergrund wie mich fällt fast perfekten Hochdeutsch. In meinem Garten mit die Antwort auf diese Fragen schon schwerer. Blick auf Serles und Blaser, da fühle ich mich daheim. Dies ist mein Zuhause. Es dauerte eine Weile, bis ich die Antwort auf meine Fragen gefunden hatte. Ich bin eine gebürtige Türkin, „Wo kommst‘n wesch?“ eine Mutter von zwei Jungen, eine Erzieherin, eine Ös- „Na aus Düsseldorf“ antworte ich im rheinischen Sing- terreicherin, auch eine Brückenbauerin zwischen zwei sang. Heim fahre ich nach Düsseldorf. Da ist Daheim. Kulturen und Religionen. Wie viele andere habe ich ver- Fast 13 Jahre wohne ich jetzt in Tirol. Hier ist mein schiedene Rollen im Leben. Ich freue mich so sehr, dass Lebensinhalt: meine Kinder, meine Arbeit, mein so- ich nach all den Jahren einen Platz in einem anderen ziales Leben. Der Begriff Heimat ist für mich spontan Kulturraum gefunden habe. gar nicht mehr eindeutig zu benennen und gerade die Worte Zuhause und Daheim bezeichnen je nach Kon- Das Wörterbuch meint mit „Heimat“ einen Ort, an dem text immer etwas anderes. man aufgewachsen ist, an dem man sich zu Hause fühlt. Das Verständnis von Heimat hat sich mit der Zeit Allerdings: Wenn ich an das Alter denke, daran, wo ich völlig verändert. Was wir als Kultur betrachten, ist nicht lebe, wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich kei- naturgegeben, sondern wird vor allem durch das All- nen Partner hätte - dann wird klar, wo meine Heimat tagsleben von beteiligten Menschen stets neu geformt. ist. Dann würde ich zurück gehen in die Heimat, da- Auch das Verständnis von Heimat ist veränderlich und hin, wo meine Brüder sind, meine Freunde und Freun- unterliegt einem ständigen Prozess. dinnen. Alles Menschen, die mich schon ewig kennen. Heimat ist für mich vor allem dort, wo ich so sein kann, In der islamischen Tradition findet sich aber auch ein wie ich bin, wo ich verstanden werde ohne große Worte, anderes Motiv: Das Jenseits oder die göttliche Gegen- wo man mich kennt. wart als die „wahre Heimat“ der Gläubigen, und das diesseitige Leben als eine Karawanserei, in der man auf Für mich gibt es noch eine weitere Ebene von Heimat, der Durchreise kurz Rast macht. Der Prophet sagte: „Sei Zuhause. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind in in dieser Welt wie ein Fremder oder einer, der auf der verzweifelten Situationen weinend im Arm meines Va- Durchreise ist.“ In gewisser Weise ist im islamischen Ver- ters gelegen bin und nach Hause wollte, obwohl ich ständnis der Gläubige überall und nirgends zuhause. zuhause war. Heimat ist für mich auch ein Zustand, ein Wohlfühlzustand. Dieser Zustand wird vor allem Im Laufe des Lebens können sich Menschen immer dadurch bestimmt, dass Negatives fehlt. Keine Sorgen, wieder neue Heimaten aneignen, wenn es aus beruf- kein Streit, keine Ungerechtigkeit. Einfach Friede. Diese lichen oder privaten Gründen notwendig ist. Häufig Heimat ist ortsungebunden und tief in mir. Inzwischen übersehen wird, dass Menschen selbstverständlich ist es nicht mehr mein Vater, der mich tröstet und mir mehrere Zugehörigkeiten haben. Menschen können das Gefühl von Heimat zurückgibt, sondern mein Glau- sich erst dann beheimatet fühlen, wenn ihnen die Mög- be. Die Gewissheit, dass ich angenommen bin, so wie lichkeit geboten wird, ihre kulturelle, sprachliche und ich bin. religiöse Identität zu leben und zu erleben. Ist es möglich, „zweiheimisch“ zu sein? Silke Rymkuß Referentin der Abteilung Yasemin Karagöz Katholische Jugend der Islamische Religionslehrerin Diözese Innsbruck FrauenStärken 11
Aus dem Leben Der Fremdenverkehr im Stillstand Ein bekanntes Volkslied beginnt mit den Worten „Ti- beäugt - das passiert einer «normalen» Dienstleisterin rol isch lei oans“. Auf einmal war Tirol wirklich nur wie zum Beispiel einer Frisörin oder Verkäuferin eher mehr „oans“ - isoliert, abgeriegelt, den bösen, hin- nicht. terhältigen, geldgierigen TouristikerInnen wurden im wahrsten Sinne des Wortes die Grenzen aufgezeigt. Den TouristikerInnen fällt nichts in den Schoß, wie Schnell enttarnten sowohl ausländische und nicht manche gerne meinen. Die Grundlage sind millionen- zuletzt auch inländische Medien die TirolerInnen als schwere Investitionen in den Fremdenverkehrsorten. Schuldige, als „superspreader“, angeprangert, an- Hier teilt man sein Haus, wie der Name schon sagt, mit geklagt. Jede Ablenkung vom eigenen Versagen wird «Fremden»; in der Hauptsaison gibt es meist keinen nach wie vor willkommen geheißen. Lieber ducken, freien Tag, auch nicht am Wochenende oder am Fei- als Partei zu ergreifen. Die Fingerzeiger sind wie im- ertag; man gestaltet und pflegt die Häuser - das macht mer umgehend zur Stelle. man nicht nur für die Gäste, sondern trägt so zur Ge- staltung des Ortsbildes bei; es wird gemeinsam mit Ja, der Tourismus in unserem den Landwirten für eine attrak- Land Tirol hat ein Imagepro- tive Landschaft gesorgt, von der blem. Dieses gründet aber nicht sowohl Touristen, die ansässige in den jüngsten Ereignissen oder Bevölkerung aber nicht zu ver- weltweiten Berichterstattungen. gessen auch Tagesausflügler aus Die abschätzigen Meinungen dem ganzen Land profitieren. zum Fremdenverkehr kommen Und ja - man kann gut davon le- von den Zauderern, Neidern, ben. Es ist wie in jeder anderen Kritikern aus dem eigenen Land Branche - je fleißiger jemand ist, - die Schadenfreude gegenüber desto besser sind die wirtschaft- den TouristikerInnen wird gerne lichen Ergebnisse. Wenn man ausgekostet. Das ist das eigent- die Gäste nicht mag, hat man im lich Schmerzhafte. Und das ist Tourismus nichts verloren. nicht neu - es hat mit der aktu- ellen Pandemie nichts zu tun. Genauso wie wir selbst in Zu- kunft wieder ins Ausland zur Er- Schnell wird das ganze System holung reisen werden, werden Fremdenverkehr wie schon so oft in Frage gestellt. Ein auch die Gäste, welche seit Jahren gerne ihren Urlaub wichtiger Wirtschaftszweig in unserem Land, welcher in unserem schönen Tirol verbringen, wieder zu uns tausenden Menschen direkt oder indirekt Arbeit gibt. kommen. Unser Land, unsere Dörfer, unsere Häuser Der in unserem Land zum Wohlstand vieler beiträgt. sind im Tourismus unser großes Kapital. Nur wenn Der Orte oder ganze Täler vor der Abwanderung be- man sich dessen bewusst ist und das auch zu schätzen wahrt. Der unzähligen Familien ein Einkommen er- weiß, kann dies auf positive Weise an die zahlreichen möglicht. Und dessen Infrastruktur auch von jenen Gäste vermittelt werden. gerne genutzt wird, die mit dem Fremdenverkehr ei- gentlich so gar nichts am Hut haben wollen. «Tirol isch lei oans.» Dieses Land wurde uns geliehen, wurde uns zur Heimat gegeben. Wir dürfen in diesem Eine Frau, welche einen Klein- oder Mittelbetrieb im schönen Land leben, wir dürfen in diesem schönen Fremdenverkehr bewirtschaftet, wird oft nur als „Haus- Land arbeiten. Wir sollten auch wieder einmal stolz frau“ gesehen: nicht ehrgeizig genug für eine Karriere, auf dieses schöne Land sein. ein Hausmütterchen ohne Ambitionen. Tatsächlich ist sie eine Frau, die Haushalt und Kinderbetreuung samt beruflicher Tätigkeit unter einen Hut bringt. Die sich vielleicht ganz bewusst dafür entscheidet, zu Hause zu bleiben und Zimmer an Gäste zu vermieten - weil sie die Menschen mag und gerne mit ihnen arbeitet. Eine Frau, welche am Wochenende in einem Tourismusort als Reinigungskraft schuftet und so wesentlich zum Sabine Geiger Haushaltseinkommen beiträgt, wird gerne abschätzig Touristikerin und Autorin aus Fiss 12 FrauenStärken
Kolumne Tipp Eigensicht Kopfsalat mit Herz Eine spirituelle Entdeckungsrei- se durch den Garten Es erschien mir fast etwas abgedroschen, einen Autorin: Mag.a Elisabeth Rathgeb Kommentar über „Heimat“ zu schreiben. Die Fra- Verlag: Tyrolia, 112 Seiten, gebunden gen wurden schon so oft gestellt – was Heimat denn ISBN 978-3-7022-3925-1; @ 15,95 ist, oder was Heimat ausmacht. Wer bestimmt, was Heimat ist? Heimat ist doch auch das, womit wir uns Der Garten ist für viele Menschen ein verbunden fühlen. Womit wir aufgewachsen sind. Erholungsraum in einer oft lauten und hektischen Welt – auch für Autorin Elisabeth Rathgeb. Die Was uns ein gutes, ein behütetes Gefühl gibt. Es gibt begeisterte Hobby-Gärtnerin schätzt nicht nur die schö- wohl kaum ein besseres Thema, um sich selbst vor- nen Blumen und das frisch geerntete Gemüse ihres Refu- zustellen, als das Thema „Heimat“ (aber vielleicht giums, sondern spürt als Theologin im Kreislauf der Jah- auch kein schwereres – Heimat ist schließlich ein reszeiten auch den Rhythmus des Lebens: säen, keimen, vielschichtiger und emotional behafteter Begriff). wachsen, reifen, ernten, sterben, ruhen. Der Garten wird für sie zur Schnittstelle für eine höhere, tiefere und weitere Was also ist meine Heimat? Meine Heimat ist auf Dimension – ein Ort, wo sich Himmel und Erde begegnen, geographischer Ebene Tirol und seine wunderbare wo man darüber sinnieren kann, warum die robusten To- Bergwelt, in der ich mich so gerne verliere (im po- maten auch einmal Stütze nötig haben, die Narzissen das Osterfest einläuten oder der Gartensalat erst mit Kopf und sitiven Sinn). Ich finde nicht nur Zeit zum Atmen in Herz so richtig perfekt ist den Bergen, sondern auch neue Inspirationen, krea- tive Ideen und Abstand vom schulischen Alltag. Hei- mat ist aber auch dort, wo meine Familie lebt, wo Heimat ich geliebt werde und lieben kann. Geborgenheit ist Ein Vorschlag zur Güte ein wesentlicher Aspekt, der Heimat ausmacht. Autorin: Elsbeth Wallnöfer Ein Teil meiner Heimat ist das Mühlviertel, bei mei- Verlag: Haymon ner Tante, die maßgeblich zu meiner sozialen und 160 Seiten, gebunden, auch als E-Book erhältlich politischen Entwicklung beigetragen hat. Die mich ISBN 978-3-7099-3455-5; @ 19,90 immer gefordert, aber auch gefördert und unter- stützt hat, wenn es nötig war. Auch das ist Heimat Ist die Heimat noch zu retten? – herausgefordert zu werden, Unterstützung zu er- Renaissance eines politischen Kampfbegriffs. Ob rechts, fahren. ob links, ob bürgerlich, liberal oder öko: Seit Neuestem verwenden alle wieder das „H-Wort“! Ist Heimat ein ge- Heimat kann aber auch dort sein, wo ich an mei- fährlicher Begriff, der in den Giftschrank politischer Tabu- nen Herausforderungen wachse – auch hier fallen wörter gehört? Oder kann das Konzept heute tatsächlich mir spontan die Berge ein. Es ist ein wesentlicher eine konstruktive Rolle in unserer Gesellschaft spielen? Die in Wien lebende Volkskundlerin und Philosophin Elsbeth Teil von Heimat, dass wir auch aus unserer Comfort Wallnöfer gibt eine klare Antwort: Wir müssen den Begriff Zone gelockt werden. Dass wir uns nicht dort ver- endlich aus seiner völkisch-nationalistischen Umklamme- stecken, wo wir das Gefühl haben, „sicher“ zu sein. rung lösen und pluralistisch verstehen, dann ist die Hei- Heimat bedeutet auch, dass wir unsere Grenzen mat durchaus noch zu retten. austesten können, diese vielleicht auch ein kleines bisschen überschreiten. Heimat ist nicht nur dort, wo es bequem ist, oder wo wir uns verstecken kön- Daheim nen. Heimat kann uns auch ermutigen, zu sein, wer Autorin: Judith Hermann wir sein möchten. Verlag: S. Fischer 192 Seiten, auch Kindle, Audible, Audio-CD, 978-3103970357, @ 20,61 Nominiert für den Preis der Leipziger Anna Kraml Buchmesse 2021 Religionslehrerin am BORG Innsbruck, Judith Hermann erzählt in ih- rem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: schreibt momentan an ihrer Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht. Dissertation im Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer FB Altes Testament gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in die- sem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste FrauenStärken 13 eine andere wird.
Vorgehensweise Gestaltungsvorschläge werden als Beilage in der nächsten Seelsorgeamtsausschreibung veröffentlicht. Informationen und Textbausteine finden sie auf der Website: www.dibk.at/familienreferat Bekanntgabe der Veranstaltung (Wallfahrt/Gottesdienst) an: rudolf.wiesmann@dibk.at oder 0676 8730 4315 Wir wünschen euch viel Freude und eine - menschlich und Vormittagspause. Wer im Haus zu Mit- Familienreferat spirituell - bereichernde Begegnung zwischen Jung und Alt. Riedgasse 9, tag essen möchte, ist gebeten, dies bei der 6020 Innsbruck Anmeldung bekannt zu geben. Fachstelle Altenseelsorge und Frauenreferat Telefon: 0512/2230-4323 Anmeldung: bis zum 7. Juni Welttag für Großeltern und SeniorInnen rudolf.wiesmann@dibk.at oder 0676 8730 4315 „Erzähl mir ein Stück aus deinem Leben“ Katholische Frauenbewegung Papst Franziskus hat einen Welttag der Großel- Haus St. Michael tern und SeniorInnen ins Leben gerufen. Termin: Sonntag, 25. Juli 2021 Anmeldung für alle: EG durc Dekanat Wilten-Land Für diesen Tag regen wir an, eine Wallfahrt/ei- BSW hT Bildungshaus St. Michael, KO Gemma Zeichen setzen a... I nen Gottesdienst der Generationen zu gestal- Ω5273/6236 oder st.michael@dibk.at, Gemmn JA RO Die Sehnsucht nach einem gu- ten. Dafür werden Gottesdienstbausteine zur auf dem www.dibk.at/st.michael L ten Leben für alle spüren viele Verfügung gestellt. e Zeichetzen! von uns. Du bist eingeladen, in Der Tag will den „spirituellen und mensch- Erfrischt und neu belebt s zehn Tagen von Kufstein bis St. Christoph am Arlberg - jeden Tag lichen Reichtum“ lebenserfahrener Menschen zum Leuchten bringen. Er lädt ein, eine berei- Ein Wochenende der Vielfalt Termin: 2.-4. Juli 2021 von einem anderen Bahnhof aus - chernde Begegnung zwischen Alt und Jung zu Mit: Mag.a Martha Innerkofler mit dieser Sehnsucht durch unser erleben und so gemeinsam ein Stück Zukunft Anmeldung: bis 21.6. Land zu gehen und damit ein Zeichen zu zu gestalten. setzen. Wir beginnen den Tag mit einem spiritu- Vorgehensweise: Stift, Pinsel und Feder ellen Impuls und feiern am Ende eine Liturgie. Informationen und Textbausteine finden sie auf Lettering und Kalligrafie zum Kennenlernen Du kannst den gesamten Weg mitgehen oder der Website: www.dibk.at/familienreferat Termin: 23.-24. Juli 2021 dich für einzelne Tage anmelden. Geschlafen Bekanntgabe der Veranstaltung (Wallfahrt/Got- Mit: MMag.a Johanna Günther wird zu Hause. tesdienst) an: rudolf.wiesmann@dibk.at oder Anmeldung: bis 16.7. 0676 8730 4315 Termin: Mo-Fr, 5.-9.7. und 12.-16.7.2021 „Im Anfang war das Wort …“ Ort: jeweils von Bahnhof Innsbruck aus Studientag Singen und Spielen im Alter Schreibend unterwegs zu den Quellen meines Thema: Für ein gutes „zusammen.leben“ Zielgruppe: Haupt- und ehrenamtliche Lebens Anmeldung und detailliertes Programm bei Mitarbeiter*innen in der stationären oder Termin: 1.-6. August 2021 Petra Unterberger 0676/ 6003883 oder ambulanten Begleitung, Betreuung und Mit: Mag.a Silvia Moser petramaria.pu@gmail.com Pflege betagter Menschen (Pflegepersonal, Anmeldung: bis 20.7. Ergotherapeut*innen, Tagesgestalter*innen, Zauberwelt der Sonnenwende mit Impul- 24-Stunden-Betreuer*innen, Pflegende Ange- Tanzexerzitien sen, die dem Leben dienen hörige, Seelsorger*innen…); Interessierte Wenn ich tanze, bin ich in meiner Mitte … Termin: Mo, 21.6.2021, 20-22 Uhr Termin: Di, 29. Juni 2021, 9:30-17 Uhr Termin: 1.-6. August 2021 Ort: im Widumsgarten Ampass oder online Ort: Haus der Begegnung, Rennweg 12 Mit: Barbara Samm, Renate Nachbaur Anmeldung bei Petra Unterberger 0676/ Tagungsbeitrag: @ 25.- Der Betrag ist im Anmeldung: bis 19.7. 6003883 oder petramaria.pu@gmail.com Voraus oder vor Ort bar zu bezahlen. Eintritt: frei-willig Inbegriffen sind Getränke und Obst in der Lust zu pilgern? „Zeit zu leben“ beim gemeinsamen Gehen. Wir laden alle Frauen zum Frauenpilgertag am 16. Oktober 2021 ab 9.00 Uhr in ganz Österreich ein! An vielen verschiedenen Orten machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Die Strecken haben unter- schiedliche Längen und Schwierigkeitsgrade. Wir freuen uns, wenn auch Du dir „Zeit zu leben“ auf einer Strecke in deiner Nähe nimmst! Falls Du einen Weg in einem anderen Bundesland mitgehen möchtest, kannst Du ab Ende Juli eine Broschüre anfordern unter: kfb@dibk.at, mehr Infos unter: www.dibk.at/kfb Vom Natterer Boden nach Axams Hoch und Heilig-Bergpilgerweg, Zugang und 1. Teiletappe Anmeldung: Anmeldung: office@bildungshaus.info reginamariapendl@gmail.com 16,5 km, mittel, 374 Höhenm., Treffp.: St. Marien, 12 km, leicht, Treffpunkt: Natters, Kirche Mucharg. 4, Lienz Von Seefeld in die Schlossbachklamm Burschlweg Anmeldung: h.d.okon@gmail.com Anmeldung: mueller_claudia@gmx.net Termine 10,5 km, leicht, Treffpunkt: Seefeld Bahnhof 12 km, leicht, Treffpunkt: Kirche in Ötztal-Bahnhof Von Terfens nach Absam auf dem Besinnungsweg Von Thaur nach Absam Anmeldung: petramaria.pu@gmail.com Anmeldung: k.neuner@tsn.at 16 km, leicht, Treffpunkt: Terfens Bahnhof 7 km, leicht, Treffpunkt: Widumgarten der Pfarre Thaur, Kapellen-Almen-Wanderung in Mutters Kirchgasse 5 Anmeldung: ingrid_heinz@gmx.at, Filialkirchen zwischen Steinach und Matrei seiwaldmartina@gmail.com Anmeldung: birgit.erhart@aon.at 7 km, mittel, 350 Höhenmeter, Treffpunkt: Mutters-Birchfeld 9 km, mittel, 300 Höhenmeter, Treffpunkt: Kirchplatz Steinach Quo vadis - Bischof Stecher-Gedächtnisweg Anmeldung: info@hotel-handl.at Anmeldungen werden ab Mitte Juli von den jeweiligen 14 km, mittel, 700 Höhenmeter, Treffpunkt: Parkplatz Serles Lifte Wegbegleiterinnen per Mail entgegen genommen. 14 FrauenStärken
Frauenbild Hagar – Sklavin und Verheißungsträgerin. Von Gottes und der Menschen Blick Migration, Flucht, Vertreibung und ein Leben in der eine Vision: Ein Gottesbote erscheint Fremde prägen den biblischen Erzählzusammenhang ihr, und erstmals wird sie bei ihrem in einer Weise, dass die Bibel insgesamt als Migrations- Namen genannt und nach ihrem geschichte gelesen werden könnte. Abraham und Sara Woher und Wohin gefragt. Hagar ant- verlassen ihre Heimat und ziehen in die Fremde, Jakob wortet wahrheitsgemäß. flieht vor seinem Bruder Esau, das Volk Israel ergreift die Flucht aus der Sklaverei in Ägypten, Noomi und ihre Fa- Der Bote Gottes spricht sodann mehrfach zu ihr: Zu- milie ziehen als Hungerflüchtlinge aus Betlehem in Juda nächst weist er sie an – anders als heutige Leserinnen und in das benachbarte Land Moab, Teile der Bevölkerung Je- Leser wohl vermuten würden – zu Sarai zurückzukehren rusalems werden nach Babylon verschleppt, Maria und und sich von ihr demütigen zu lassen, das Warum bleibt Josef flüchten mit dem neugeborenen Jesus vor der he- im Verborgenen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die rodianischen Verfolgung nach Ägypten, Paulus flieht aus andere Seite ist eine Verheißung, die jener an Abraham Damaskus … um nichts nachsteht: Gott wird ihre Nachkommen so sehr vermehren, dass man sie nicht wird zählen können. Am untersten Rand der Gesellschaftspyramide standen Hagar wird einen Sohn gebären, den sie Ismael – „Gott im Alten Orient – und nicht nur dort – Sklavinnen und hört“ – nennen soll, denn Gott hat ihre Demütigung sehr Sklaven. Auch die Bibel erzählt von ihnen, und zwar be- wohl wahrgenommen. reits im Buch Genesis, dem ersten der fünf Bücher der Tora. Hier treffen wir auf die Ägypterin Hagar, die als Anders als später Mose fragt Hagar nicht nach dem Na- Sklavin Sarais, der Frau Abrams, – das Erzelternpaar men Gottes, sondern gibt ihm selbst aus ihrer Erfahrung begegnet im späteren Erzählverlauf unter den wohl be- heraus einen: „Du bist El Roï, Gottheit des Hinschauens“ kannteren Namen Sara und Abraham – vorgestellt wird (Gen 16,13). Fünfzehnmal kommen in Gen 16 Ausdrü- (Gen 16). Kurz und knapp wird Hagar eingeführt, mehr cke des Sehens vor – zunächst die kleinmachenden Bli- als ihren Namen und ihre Herkunft erfahren wir nicht. cke der Menschen und sodann der aufrichtende Blick Unklar ist auch die Bedeutung ihres Namens. Manche Gottes. Hagar, eine Fremde in Kanaan, eine Sklavin, ist sehen Verbindungslinien zum Volk der Hagriter in Nor- die erste Frau in der Bibel, der eine rettende Gottesbe- darabien; der jüdisch-hellenistische Philosoph Philo gegnung zuteilwird. Ihr Einzelschicksal lässt bereits die von Alexandrien leitete Hagar vom hebräischen Wort kollektive Befreiungserfahrung des Volkes Israel, die im ger („fremd/ortsfremd sein“) ab, demzufolge Hagar „die Buch Exodus erzählt wird, anklingen. Gott hört, Gott Fremde“ bedeuten würde. sieht, Gott rettet – Einzelne wie Völker, Frauen wie Män- ner, Fremde wie Angehörige des Volkes Israel. Dabei Die Geschichte um Hagar, Sarai und Abram – sie alle le- bleibt der duale Erfahrungsspielraum der vorfindlichen ben nicht in ihrem Herkunftsland – erzählt zunächst von Welt aufrecht – das Leid wird nicht endgültig gebannt. Es der Unfruchtbarkeit Sarais, die ihre Kinderlosigkeit auf erhält jedoch ein deutliches Gegengewicht. Gott zurückführt. Ihre letzte Hoffnung projiziert sie auf ihre Sklavin Hagar, die ihrem Mann an ihrer Stelle ein MMag.a Dr.in Edith Petschnigg Kind gebären soll. Die Institution des stellvertretenden Post-Doc-Assistentin am Institut für Alttestamentliche Gebärens ist für den Alten Orient belegt und findet sich Bibelwissenschaft der Universität Graz auch in den biblischen Erzählungen um Jakob, Rahel NEUERSCHEINUNG und Lea und deren Sklavinnen Bilha und Silpa (Gen 30). Sara äußerst ihren Wunsch und so geschieht es. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 592 Seiten, EUR 98,- Als Hagar gewahr wird, dass sie schwanger ist, gilt ihre ISBN 978-3-374-05387-2 Herrin in ihren Augen jedoch nichts mehr. Sarai, die sich gedemütigt fühlt, wendet sich daraufhin an ihren Mann Von einer Lehre der Verachtung zu ei- Abram, der aber nicht eingreift, sondern sie an ihre Ver- ner Lehre des Respekts: Nach 1945 fügungsgewalt über ihre Sklavin erinnert. Sie solle tun, erkannten Kirchen und Theologie was ihr in ihren Augen gut erscheine. Diese Macht nutzt langsam ihre antijüdische Geschichte Sarai, um Hagar zu misshandeln, sodass diese die Flucht und ihre Mitschuld an der Schoah. In Deutschland und Österreich etablier- ergreift. Ob sie ein Ziel hat, ist ungewiss, ihr Weg führt ten sich in den Nachkriegsjahrzehnten 592 Seiten | 15,5 × 23 cm sie weg vom Kulturland in die Wüste. Der auf den ersten Paperback jüdisch-christliche Basisinitiativen auf EUR 98,00 [D] Blick lebensfeindlich wirkende Ort bringt Hagar jedoch ISBN 978-3-374-05387-2 Grundlage der Hebräischen Bibel als gemeinsamer Glauben- nicht den Tod. Sie findet eine Wasserquelle – und sie hat surkunde von Judentum und Christentum. Edith Petschnigg Biblische Freundschaft Jüdisch-christliche Basisinitiativen in Deutschland und Österreich nach 1945 Studien zu Kirche und Israel. Neue Folge (SKI.NF) | Band 12 FrauenStärken 15 Von einer Lehre der Verachtung zu einer Lehre des Respekts: Nach 1945 erkannten Kirchen und Theologie langsam ihre antijüdische Geschichte und ihre Mitschuld an der Schoah. Ein wesent- liches Resultat dieses Umdenkprozesses stellt der jüdisch-christliche Dialog dar. In Deutschland
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