BEYOND Project - Studie zur Entwicklung von Methoden für einen erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung - Chance B

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BEYOND Project - Studie zur Entwicklung von Methoden für einen erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung - Chance B
BEYOND Project
Auf dem Weg zu
inklusiver Bildung und BEYOND
2018 – 2021

 Studie zur Entwicklung von Methoden für einen
 erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung

 Finanzhilfevereinbarung
 Nr. 2018-1-BE02-KA201-046900
BEYOND Project - Studie zur Entwicklung von Methoden für einen erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung - Chance B
BEYOND Project
                                                                                                                   Auf dem Weg zu
                                                                                                                   inklusiver Bildung und BEYOND

Danksagung

Dieses Dokument wurde mit Unterstützung des Förderprogramms Erasmus+ unter der Finanzhilfevereinbarung
2018-1-BE02-KA201-046900 erstellt.

                 Die Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Erstellung dieser Veröffentlichung stellt
                 keine Billigung ihres Inhalts dar, der ausschließlich die Ansichten der Autoren wiedergibt. Die
                 Kommission kann nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich
                 gemacht werden.

Diese Studie wurde von Yousra Sandabad, Centre de la Gabrielle, mit Unterstützung der Partnerorganisationen des
Projekts ‚To Inclusive Education and BEYOND‘ erstellt:

  •    Miguel Valles, Centro de Educação para o Cidadão com Deficiência, C.R.L
  •    Rute Miroto, Centro de Educação para o Cidadão com Deficiência, C.R.L                                       INTELLECTUAL OUTPUT 4
  •    Vanessa Neves, Centro de Educação para o Cidadão com Deficiência, C.R.L
  •    Priska Schukoff, Chance B                                                                                   Studie zur Entwicklung von Methoden für einen
  •    Rachel Vaughan, European Association of Service Providers for Persons with Disabilities (EASPD)
  •    Annemie Jennes, Katholiek Onderwijs Vlaanderen                                                              erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung
  •    Marleen Clissen, Katholiek Onderwijs Vlaanderen
  •    Jenni Kerppola, Kehitysvammaisten Palvelusäätiön (KVPS)
  •    Katjaana Järvinen, Kehitysvammaisten Palvelusäätiön (KVPS)
  •    Katri Hänninen, Kehitysvammaisten Palvelusäätiön (KVPS)
  •    Els Teijsen, University College Leuven-Limburg (UCLL)
  •    Michelle Milants, University College Leuven-Limburg (UCLL)

Die BEYOND-Projektpartnerorganisationen bedanken sich bei allen, die auf nationaler Ebene zu dieser Studie
beigetragen haben.
Weitere Ergebnisse des BEYOND-Projekts finden Sie auf der Projektwebseite www.easpd.eu
BEYOND Project - Studie zur Entwicklung von Methoden für einen erfolgreichen Übergang zu inklusiver Bildung - Chance B
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Einleitung

    Inhaltsverzeichnis                                                                  Einleitung
                                                                                        Die vorliegende Studie wurde im Rahmen des                    Neben dieser Definition bedeutet Inklusion für
    Einleitung                                                                      5   Erasmus+ Projekts „To Inclusive Education and                 das Konsortium, das diese Studie erstellt hat,
                                                                                        BEYOND“, das den Übergang zu inklusiver Bildung               auch, die Vielfalt zu würdigen und die einzigarti-
    I. Koproduktion als wesentlicher Schritt zu inklusiver Bildung                  7
                                                                                        erleichtern soll, erarbeitet.                                 gen Eigenschaften und Talente aller Lernenden
         1. Inklusive Bildung: eine globale Herausforderung                         8                                                                 (und der Lehrkräfte) anzuerkennen und zu akzep-
                                                                                        Das BEYOND-Projekt wird von mehreren europäi-                 tieren. Dahinter steht eine Wachstumsmentali-
         2. Koproduktion als innovative Methode                                    10   schen Partnern durchgeführt: dem europäischen                 tät: Jeder Mensch kann lernen, wachsen und die
                                                                                        Dachverband der Dienstleistungsanbieter für                   eigenen Fähigkeiten (weiter)entwickeln. Mit einer
    II. Koproduktions-Partnerschaften in Europa:                                        Menschen mit Behinderungen (European As-                      inklusiven Lernumgebung sollte allen Lernenden
        aus verschiedenen Perspektiven betrachtet                                  12   sociation of Service Providers for Persons with               diese Möglichkeiten geboten werden.
                                                                                        Disabilities – EASPD) mit Sitz in Belgien, dem
         1. Methodischer Ansatz                                                    13
                                                                                        Dachverband Katholiek Onderwijs Vlaanderen                    Die vorliegende Publikation nähert sich dem
         2. Ergebnisse                                                             15   (KathOndVla) und der Hochschule Leuven-Lim-                   Thema Inklusion im Bildungsbereich über eine
                 A. Inklusion und Beteiligung                                      15   burg (University College Leuven – UCLL) in                    Auseinandersetzung mit dem Ansatz der Kopro-
                 B. Kommunikation                                                  16   Belgien, dem Centre de la Gabrielle in Frankreich,            duktion an.
                                                                                        der Chance B in Österreich, dem Centro de Edu-
                 C. Beteiligung und Zusammenarbeit                                 17                                                                 Das Konzept der Koproduktion bezieht sich in
                                                                                        cação para o Cidadão com Deficiência (CECD) in
                 D. Unterricht                                                     18                                                                 diesem Zusammenhang sowohl auf die „Ko-
                                                                                        Portugal und der Service Foundation for People
                 E. Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer                          19                                                                 Kreation“ von Dienstleistungen als auch auf die
                                                                                        with Intellectual Disability (Kehitysvammaisten
                 F. Netzwerk                                                       20   Palvelusäätiö – KVPS) in Finnland.                            gemeinsame Produktion3. Das heißt, Bürgerinnen
                 G. Positive Aspekte, Hindernisse und Verbesserungspotential       21                                                                 und Bürger sind sowohl an der Gestaltung als
                                                                                        Verantwortlich für die Ausarbeitung der Studie,               auch an der Erbringung öffentlicher Dienstleis-
    III. Bewertung der Herausforderungen und Möglichkeiten                              die auf den Ergebnissen einer von den Partner-                tungen beteiligt.
         bei der Umsetzung von Koproduktion                                        22   organisationen durchgeführten Umfrage basiert,
                                                                                                                                                      Im Bereich der pädagogischen Koproduktion
                                                                                        war das französische Centre de la Gabrielle.
         1. Herausforderungen, die die Umfrage aufgezeigt hat                      23                                                                 zielt dieser Ansatz darauf ab, eine Partnerschaft
                 A. Inklusion und Beteiligung                                      23   Inklusive Bildung bezieht sich auf „Bildungsum-               zwischen allen Akteuren zu entwickeln, die an
                 B. Kommunikation                                                  23   felder, in denen das Design und die räumlichen                der Unterstützung von Schülerinnen und Schü-
                 C. Beteiligung und Zusammenarbeit                                 23   Gegebenheiten, die Lehrmethoden und der Lehr-                 lern mit besonderen Bedürfnissen beteiligt sind,
                 D. Unterricht                                                     24   plan sowie die Kultur, Politikkonzepte und Praxis             und ein wirkungsvolles Netzwerk zur Stärkung
                 E. Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer                          24   so adaptiert werden, dass die Bildungsumfelder                der Kapazitäten von Schülerinnen und Schülern,
                 F. Netzwerk                                                       24   für alle Schüler ohne Diskriminierung zugänglich              Familien und Fachkräften zu schaffen. Innerhalb
                                                                                        sind 1“, so der UN-Ausschuss für die Rechte von               dieses Modells sind alle Akteure in der Lage, die
                 G. Positive Aspekte, Hindernisse und Verbesserungspotential       24
                                                                                        Menschen mit Behinderungen2.                                  Selbstbestimmung der Schülerin bzw. des Schü-
         2. Weitere Schritte für einen effektiven Übergang zu inklusiver Bildung   26                                                                 lers zu unterstützen.

    Resumee                                                                        30
    Referenzen                                                                     31   1 UN-Behindertenrechtskonvention, Artikel 24 - Bildung, https://www.behindertenrechtskonvention.info/bildung-3907/
                                                                                        2 Gremium unabhängiger Experten, das die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
4
    Anhang                                                                         33     durch die Vertragsstaaten überwacht.
                                                                                                                                                                                                                           5
                                                                                        3 Evan Odell, „Inclusive Education and Co-Production“, 14f.
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Ziel der Studie ist es, die Barrieren, Herausforde-
    rungen und Möglichkeiten zu beleuchten, die mit
    der Entwicklung dieser Netzwerke einher gehen.
    Um die Effizienz der Methodik der Koproduktion
    zu erforschen, wird zuerst untersucht, inwiefern
    Koproduktion als wichtiger Schritt in Richtung
    inklusive Bildung angesehen werden kann (I).
    Dann wird anhand der Ergebnisse der Umfrage
    der Status des inklusiven Bildungsumfelds in den
    vom Konsortium befragten Netzwerken ana-
    lysiert (II). Schließlich werden basierend auf der
    Auswertung der Umfrage die Herausforderungen
    und die Möglichkeiten bei der Umsetzung von Ko-
    produktion untersucht (III).

                                                          Koproduktion als wesentlicher
                                                          Schritt zu inklusiver Bildung
                                                                 B   evor wir uns intensiv dem Thema Koproduktion widmen, ist es
                                                                     wichtig, das Ausmaß der Forderung nach inklusiver Bildung zu
                                                             erfassen. Daher werden wir uns zuerst mit der globalen Dimension dieses
                                                             Übergangs und den damit verbundenen Herausforderungen befassen (1),
                                                             bevor wir uns auf die innovative Dimension von Koproduktion konzentrieren
                                                             (2).

6                                                                                                                                        7
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INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktion als wesentlicher Schritt zu inklusiver Bildung

    1. INKLUSIVE BILDUNG:                                   •    dass in Übereinstimmung mit dem Ziel der        Kraft getreten. Seither haben alle EU-Mitgliedstaa-                    •    Zweigleisiger Ansatz: Es gibt zwei ge-
                                                                 vollständigen Integration wirksame indivi-      ten die Konvention unterzeichnet und ratifiziert.                           trennte Unterrichts-Schienen, eine regu-
       EINE GLOBALE                                              duell angepasste Unterstützungsmaßnah-          Doch auch wenn der gemeinsame Wille besteht                                 läre Form und eine sonderpädagogische
       HERAUSFORDERUNG                                           men in einem Umfeld, das die bestmög-           sich einem inklusiven Bildungssystem anzunähern,                            Form. Diese beiden Formen schließen sich
                                                                 liche schulische und soziale Entwicklung        ist es notwendig, die Unterschiede zwischen den                             gegenseitig aus.
    Auf globaler Ebene ist in Bezug auf inklusive                gestattet, angeboten werden.                    Ländern zu berücksichtigen und über effektive ge-
    Bildung der Artikel 24 der UN-Konvention über die                                                            meinsame methodische Modelle nachzudenken.                             •    Mehrgleisiger Ansatz: Länder, die sich für
    Rechte von Menschen mit Behinderungen zent-           Diese Klarstellungen rund um Inklusion in der Bil-                                                                                 diesen Ansatz entscheiden, bieten sowohl
    ral. Darin wird unter anderem vereinbart, dass die    dung verdeutlichen, wie stark das Bekenntnis auf       Die institutionelle Architektur der Europäischen                            die Möglichkeit der Inklusion in Regelschu-
    Vertragsstaaten „ein integratives Bildungssys-        globaler Ebene zur Überwindung der Trennung            Union und Programme wie Erasmus+ bieten                                     len als auch den Unterricht in separaten
    tem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“         zwischen Schülerinnen und Schülern ist.                Akteuren, die an der Unterstützung von Menschen                             sonderpädagogischen Einrichtungen.
    gewährleisten.                                                                                               mit besonderen Bedürfnissen beteiligt sind, dazu
                                                          In der Tat wird der Idee, dass alle Mitglieder einer   die Gelegenheit. Durch Initiativen wie das BEYOND-                  Das Wissen um diese unterschiedlichen Ansätze
    Die Forderung nach inklusiver Bildung ist explizit,   Gemeinschaft gleichberechtigt an Bildung teil-         Projekt kann der Einfluss internationaler recht-                    ermöglicht die Definition einer Zielsetzung für die
    sie beinhaltet konkrete Verpflichtungen. In der       haben, große Aufmerksamkeit geschenkt, was             licher Rahmenbedingungen auf die tägliche Praxis                    vorliegende Studie. Es geht darum, neue Prakti-
    Tat legt Artikel 24 fest, dass die Vertragsstaaten    wiederum dem Kerngedanken des Ansatzes der             von Fachkräften besser eingeschätzt werden,                         ken zu entwerfen, neue Werkzeuge zu entwickeln
    sicherstellen müssen:                                 Koproduktion entspricht.                               unter anderem im Rahmen diese Studie, die Barrie-                   und/oder bestehende anpassen, um uns weiter in
                                                                                                                 ren, Herausforderungen und Chancen in Bezug auf                     Richtung inklusive Bildung zu bewegen, die noch
      •   dass Menschen mit Behinderungen nicht           Artikel 24 betont die Notwendigkeit auf allen                                                                              nicht vollständig realisiert ist.
                                                                                                                 die Inklusion im Bildungsbereich herausarbeitet.
          aufgrund ihrer Behinderung vom allge-           Ebenen des Bildungswesens den Fokus auf In-
          meinen Bildungssystem ausgeschlossen            klusion zu richten und fordert die Umsetzung           In einem transnationalen Projekt wie BEYOND                         Einigkeit besteht bei allen am Projekt BEYOND be-
          werden und dass Kinder mit Behinderun-          konkreter Maßnahmen in Bezug auf die Schulung          ist es wichtig, die Tatsache im Auge zu behalten,                   teiligten europäischen Partnerorganisationen hin-
          gen nicht aufgrund ihrer Behinderung von        und Ausbildung der Lehrkräfte. Lehrerinnen und         dass inklusive Bildung nicht in allen europäischen                  sichtlich der Relevanz der im Index für Inklusion
          der unentgeltlichen und obligatorischen         Lehrer müssen für Behinderungsfragen sensibi-          Ländern auf dieselbe Art und Weise umgesetzt                        entwickelten Dimensionen5. In diesem Sinn verfolgt
          Grundschulbildung oder von der Sekundar-        lisiert und offen für alternative Unterstützungs-      wird. Hervé Benoit erinnert uns unter Bezugnah-                     auch das Projekt selbst eine Dreifachstrategie:
          schulbildung ausgeschlossen werden;             modelle sein. Die Betonung des Unterrichts ist         me auf eine von der Europäischen Agentur für                           •    Die Schaffung inklusiver Kulturen zu för-
                                                          im Kontext unserer Studie insofern besonders           sonderpädagogische Förderung und integrative
      •   dass Menschen mit Behinderungen gleich-                                                                                                                                            dern: Gemeinschaft bilden und inklusive
                                                          wichtig, als der von uns vorgeschlagene Ansatz         Bildung entwickelte Typologie daran, dass wir,
          berechtigt mit anderen in der Gemein-                                                                                                                                              Werte verankern
                                                          der Koproduktion vor allem eine Neu-Ausrichtung        was die Bildungspolitik für Menschen mit beson-
          schaft, in der sie leben, Zugang zu einem       der Beziehung zwischen den verschiedenen am                                                                                   •    Die Entwicklung inklusiver Praktiken zu
                                                                                                                 deren Bedürfnissen betrifft4, in einem Europa der
          integrativen, hochwertigen und unentgelt-       Unterricht beteiligten Akteure einschließlich der                                                                                  unterstützen: eine Schule für alle entwi-
                                                                                                                 verschiedenen Geschwindigkeiten leben. Er defi-
          lichen Unterricht an Grundschulen und           Schülerinnen und Schüler selbst beinhaltet.                                                                                        ckeln und die Unterstützung von Vielfalt
                                                                                                                 niert drei unterschiedliche Herangehensweisen:
          weiterführenden Schulen haben;                                                                                                                                                     organisieren
                                                          Ziel das Ansatzes ist es, die Vernetzung der Akteu-      •     Eingleisiger Ansatz: Kinder und Jugend-
      •   dass angemessene Vorkehrungen für               re anzuregen und damit das Lernumfeld der Schü-                liche mit besonderen Bedürfnissen werden                       •    Die Etablierung von inklusiven Strukturen
          die Bedürfnisse des Einzelnen getroffen         lerin bzw. des Schülers zu optimieren. Unabding-               grundsätzlich in Regelklassen eingeschult                           zu ermöglichen: Lernarrangements orga-
          werden;                                         bare Voraussetzung für den Erfolg eines solchen                und unterrichtet.                                                   nisieren und Ressourcen mobilisieren
                                                          Netzwerks ist eine effektive Kommunikation. Die
      •   dass für Menschen mit Behinderungen
                                                          Details dieses Ansatzes werden in den nächsten         4 Hervé Benoit, „Pluralité des acteurs et pratiques inclusives : les paradoxes de la collaboration“, La nouvelle revue de
          innerhalb des allgemeinen Bildungs-                                                                      l’adaptation et de la scolarisation N° 57, no 1 (2012): 65‑78.
                                                          Abschnitten dieser Studie genauer behandelt.
          systems die notwendige Unterstützung                                                                   5 Tony Booth, Mel Ainscow, Denise Kingston, Index for inclusion: developing learning, participation and play in early years
          geleistet wird um ihre erfolgreiche Bildung     Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über            and childcare (United Kingdom, Europe: Centre for studies on inclusive education, 2006), https://inee.org/system/files/
                                                                                                                   resources/index_for_Inclusion_Developing_Play%2C_Learning_and_Participation_in_the_Early_Years_and_
          zu erleichtern;                                 die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-           Childcare.pdf strasbg.fr/login?url=http://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&db=edsbas&AN=edsbas.881593BB
8                                                         BRK) ist im Jahr 2011 in der Europäischen Union in       &lang=fr&site=eds-live&scope=site.                                                                                                 9
                                                                                                                   Deutsche Version: https://www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20German.pdf
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktion als wesentlicher Schritt zu inklusiver Bildung

     Wie auch in den Grundsätzen des Projekts umris-                   In ihrer Studie über die Vorteile dieser Methodik6      •    Gleichberechtigte Teilhabe: Niemand darf vom                   Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist, dass
     sen, ist es entscheidend, dass Bildung als klare                  definiert Lilia Angelova-Mladenova Koproduktion              Prozess der Koproduktion ausgeschlossen                        die Anzahl der an der Koproduktion beteiligten Ak-
     Priorität für jede Gemeinschaft anerkannt wird.                   als „gleichberechtigte Partnerschaft und Zusam-              werden. Die Erfahrungen und Fähigkeiten                        teure nicht begrenzt ist. Darauf macht Éric Plaisan-
     Durch die Ratifizierung der UN-Behinderten-                       menarbeit zwischen den Dienstleistungserbrin-                jeder und jedes einzelnen werden geschätzt.                    ce7 aufmerksam, wenn er darauf hinweist, dass alle
     rechtskonvention haben sich die Unterzeichner-                    gerinnen und -erbringern und den Personen, die                                                                              Akteure der Schule einbezogen werden müssen,
     staaten dazu verpflichtet, ihre Bildungssysteme                   diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen“.             •    Reziprozität: Es bestehen wechselseitige Be-                   daneben aber auch andere Bereiche vertreten sein
     inklusiv zu gestalten.                                                                                                         ziehungen innerhalb der Gemeinschaft. Ver-                     können, wie z.B.: Gesundheitsfachkräfte, Sozialar-
                                                                       Auch hier ist der Gedanke der Gleichberechti-                antwortlichkeiten und Erwartungen beruhen                      beiterinnen und Sozialarbeiter, lokale Behörden, etc.
     Das BEYOND-Projekt steht im Einklang mit dieser                   gung zentral. Laut Angelova-Mladenova geht es                auf Gegenseitigkeit und Lilia Angelova-Mlade-
     Dynamik und zielt darauf ab, das Bewusstsein                      bei Koproduktion darum, anzuerkennen, dass                   nova ergänzt, dass die Menschen, die an der                    Éric Plaisance betont, dass es nicht möglich ist,
     zu schärfen und Schulen und Unterstützungs-                       die Menschen, die Dienstleistungen in Anspruch               Koproduktion beteiligt sind, für das, was sie                  eine erschöpfende Liste aller potenziellen Akteure
     dienstleister zu befähigen, den Übergang zu                       nehmen, Experten in eigener Sache sind und                   einbringen, auch etwas zurückbekommen.                         zu erstellen, da die Berücksichtigung des jeweili-
     inklusiven Bildungssettings voranzubringen und                    nicht passive Empfänger von Unterstützung und                                                                               gen lokalen Kontexts wesentlich dafür ist auch die
     infolgedessen die soziale Inklusion zu erhöhen.                   Betreuung: Sie sind in die Gestaltung der Dienst-    Lilia Angelova-Mladenovas Ansatz ist sehr gut                          verfügbaren Ressourcen zu identifizieren, die bis
                                                                       leistung unmittelbar eingebunden. Wie berechtigt     auf den Bildungsbereich übertragbar. Auch hier                         zu dem Zeitpunkt oft nur unzureichend involviert
     Die vorliegende Studie konzentriert sich auf den                  dieser Ansatz ist, wird durch die Tatsache, dass     kann Koproduktion mehr Auswahl und Kontrolle                           sind. Dem Autor zufolge geht es nicht darum, eine
     Ansatz der Koproduktion, dessen innovativer                       die Kundinnen und Kunden ja alle Aspekte ihrer       über Dienstleistungen ermöglichen.                                     möglichst große Zahl von Akteuren nebeneinan-
     Charakter im folgenden Abschnitt behandelt wird.                  Behinderung kennen, noch deutlicher. Sie sind es,                                                                           der zu stellen, sondern im Gegenteil mithilfe einer
                                                                                                                            Lilia Angelova-Mladenova differenziert ihre                            klugen Partnerschaft zur pädagogischen und
                                                                       die die Behinderung direkt erleben, und daher gibt
                                                                                                                            Definition von Koproduktion und verweist darauf,                       sozialen Stärkung von Kindern oder Jugendlichen
                                                                       es eigentlich keinen Grund, sie von der Verbesse-
                                                                                                                            dass Koproduktion auf mehreren Ebenen möglich                          mit besonderen Bedürfnissen beizutragen.
                                                                       rung ihres Lebensumfeldes auszuschließen.
                                                                                                                            ist. Organisationen, die sich für diese Methode
                                                                                                                            entscheiden, können sowohl eine grundlegende                           Die vorliegende Studie konzentriert sich auf ein
                                                                       Außerdem ist das Prinzip der Koproduktion nicht
     2. KOPRODUKTION ALS                                               auf die Kundinnen und Kunden und die sie unter-      Stufe der Beteiligung als auch eine weiter fort-                       Kooperationsnetzwerk von fünf Hauptakteuren:
                                                                                                                                                                                                   Schülerin bzw. Schüler, Lehrerin bzw. Lehrer,
        INNOVATIVE METHODE                                             stützenden Dienstleister beschränkt, sondern         geschrittene Stufe der Transformation wählen.
                                                                                                                                                                                                   Eltern, Schulleiterin bzw. Schulleiter und Unter-
                                                                       umfasst alle Akteure rund um die Person mit be-      Auf einer grundlegenden Stufe, erklärt sie, wer-
     Das BEYOND-Projekt bietet verschiedene Werk-                                                                           den die Kundinnen und Kunden im Rahmen von                             stützungsdienstleisterin bzw. -dienstleister. Dieser
                                                                       sonderen Bedürfnissen einschließlich der Fami-
     zeuge, um den Übergang zu inklusiver Bildung zu                                                                        Beratungs-Settings angehört. In einem weiter                           Ansatz ermöglicht es, ein starkes und wirksames
                                                                       lie. Besonders interessant an Lilia Angelova-Mla-
     unterstützen. Die vorliegende Studie beschäftigt                                                                       fortgeschrittenen Stadium wird die Koproduktion                        Befähigungsnetzwerk zu konzipieren, das auch
                                                                       denovas Definition ist, dass für sie Koproduktion
     sich mit der Wirksamkeit des Koproduktions-An-                                                                         über alle Hierarchieebenen der Struktur hinweg                         die Schülerin bzw. den Schüler miteinschließt. Das
                                                                       untrennbar mit einer Verlagerung von Macht und
     satzes bei diesem Übergang.                                                                                            umgesetzt. Der Grad der Beteiligung variiert also                      so geschaffene Umfeld ist für alle involvierten
                                                                       Kontrolle weg von den Dienstleistenden hin zu
                                                                                                                            je nach der Strategie einer Organisation. Diese                        Akteure von Vorteil, nachdem jede und jeder in der
                                                                       den Menschen, die Dienstleistungen in Anspruch
     Der Übergang zu inklusiver Bildung wird dabei als                                                                      Unterscheidung muss im Auge behalten werden,                           Lage ist, die Selbstbestimmung der Schülerin bzw.
                                                                       nehmen, verbunden ist. Für ein umfassendes
     stetiger Prozess verstanden, als Annäherung an                                                                         vor allem um die Tatsache zu verstehen, dass es                        des Schülers zu unterstützen. Beim Aufbau dieser
                                                                       Verständnis von Koproduktion sind für sie drei
     ein Ziel, und um diesen Prozess zu unterstützen                                                                        in Bezug auf inklusive Bildung keine einheitliche                      effektiven Netzwerke sind Hindernisse, Herausfor-
                                                                       Schlüsselkonzepte wichtig:
     besteht ein dringender Bedarf an innovativen                                                                           Linie gibt, da jede Organisation selbst über die                       derungen und Möglichkeiten zu berücksichtigen.
     Methoden. Dazu wird der Ansatz der Koproduk-                         •    Geteilte Macht: Dabei geht es darum, dass    eigene Strategie bestimmt. Diese unterschied-                          Im nächsten Abschnitt werden wir diesen Ideen
     tion vorgeschlagen, der die Zusammenarbeit                                sowohl Dienstleister als auch Kundinnen      lichen Herangehensweisen können trotz der                              mithilfe einer länderübergreifenden Umfra-
     zwischen den verschiedenen Akteuren rund um                               und Kunden die Entscheidungsgewalt           Existenz rechtlicher Rahmenempfehlungen, wie                           ge nachgehen, die auf Hypothesen und Ideen
     eine Schülerin oder einen Schüler fördert.                                haben und über die Gestaltung der Unter-     sie im vorherigen Abschnitt thematisiert wurden,                       basiert, die von den Partnerorganisationen im
                                                                               stützungsdienstleistungen bestimmen.         beobachtet werden.                                                     Vorfeld bei Projekt-Treffen ausgearbeitet wurden.

10   6 Lilia Angelova-Mladenova, „Study of co-production in services for people with disabilities“ (European Network on     7 Éric Plaisance et al, „Paroles d‘acteurs de l‘école inclusive“, La nouvelle revue de l’adaptation et de la scolarisation N° 57, no 1   11
       Independent Living, 2016).                                                                                             (2012): 93‑110.
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktions-Partnerschaften in Europa: aus verschiedenen Perspektiven betrachtet

                                                                                   1. METHODISCHER ANSATZ
                                                                                   Um den Grad der Koproduktion zwischen den                 Für das Design der Fragebögen, die innerhalb
                                                                                   verschiedenen Akteuren rund um eine Schülerin             dieser Netzwerke verteilt wurden, wurden Variab-
                                                                                   bzw. einen Schüler besser einschätzen zu kön-             len herangezogen, die speziell dafür konzipiert
                                                                                   nen, wurde die Umfrage innerhalb dieser Netz-             wurden, das Niveau der Koproduktion zwischen
                                                                                   werke durchgeführt.                                       den oben genannten Akteuren zu bewerten und
                                                                                                                                             die Synergien zwischen ihnen bestmöglich zu
                                                                                   Die Entscheidung, Netzwerke zu untersuchen, d.            evaluieren. Die Ergebnisse können als Ausgangs-
                                                                                   h. Gruppen von Menschen, die durch ein gemein-            punkt für eine allgemeinere Debatte über inklu-
                                                                                   sames Interesse miteinander verbunden sind                sive Bildung im europäischen Kontext dienen.
                                                                                   (in diesem Fall die schulische Ausbildung von             Es ist jedoch sehr wichtig zu beachten, dass
                                                                                   Kindern mit besonderen Bedürfnissen), spiegelt            die Ergebnisse die Situation auf europäischer
                                                                                   das Bestreben wider, rund um das Prinzip der              Ebene nicht in repräsentativer Weise abbilden,
                                                                                   Koproduktion eine Methodik für einen effektiven           da die Datenlage auf europäischer und auch auf
                                                                                   Übergang zu inklusiver Bildung zu entwickeln.             nationaler Ebene zu begrenzt ist. Die Auswertung
                                                                                   Und dazu ist es wichtig zu evaluieren, wie wirk-          erlaubt dennoch, einige gemeinsame Herausfor-
                                                                                   sam innerhalb der Netzwerke die Partnerschaft             derungen ähnlicher Einrichtungen hervorzuhe-
                                                                                   rund um die Schülerin bzw. den Schüler sind.              ben und somit einige wiederkehrende Themen im
                                                                                                                                             Bereich der Dienstleistungsanbieter aufzuzeigen.
                                                                                   Untersucht wurde die Beziehung zwischen fünf
                                                                                   Hauptakteuren: der Schülerin bzw. dem Schüler,            Bei den Fragen handelt es sich teilweise um

     Koproduktions-Partnerschaften                                                 den Eltern, der Lehrerin bzw. dem Lehrer, der
                                                                                   Schulleiterin bzw. dem Schulleiter und anderen
                                                                                                                                             geschlossene Fragen und teilweise um offene
                                                                                                                                             Fragen mit kurzen Antworten. Jeder Zielgruppe

     in Europa: aus verschiedenen                                                  (von Land zu Land unterschiedlichen) Fach-
                                                                                   kräften, die an der schulischen Ausbildung des
                                                                                                                                             wurden dieselben Fragen gestellt, die Formu-
                                                                                                                                             lierung wurde jedoch teilweise spezifisch an die

     Perspektiven betrachtet                                                       Kindes mit besonderen Bedürfnissen beteiligt
                                                                                   sind. Insgesamt beantworteten 99 Personen
                                                                                   in Belgien, Portugal, Finnland, Österreich und
                                                                                                                                             Empfängerinnen und Empfänger angepasst. Die
                                                                                                                                             Partnerorganisationen aus den oben genannten
                                                                                                                                             Ländern verteilten die Fragebögen innerhalb ihrer
                                                                                   Frankreich die Umfrage8. Die Auswahl dieser Län-          Netzwerke und erhoben die Antworten zwischen

            B   islang lag der Fokus auf der Notwendigkeit innovativer Methoden,
                um den Übergang zu inklusiver Bildung zu unterstützen. Auch im
        Rahmen des BEYOND-Projekts arbeiten die Partnerorganisationen daran,
                                                                                   der erklärt sich aus der Herkunft der am BEYOND-
                                                                                   Projekt teilnehmenden Partnerorganisationen.
                                                                                                                                             Dezember 2019 und Juni 2020.

        wirksame Ansätze und Methoden zu eruieren, um sich dem Modell so weit
                                                                                                          Eltern      Schüler/in     Lehrer/in   Schulleiter/in   Andere Fachleute   Gesamt
        wie möglich anzunähern. Daher wurde mittels einer Umfrage evaluiert,
                                                                                      Österreich            7             7             6              5                 6             31
        in welchem Ausmaß das Prinzip der Koproduktion in der europäischen
                                                                                       Belgien              3             3             3              3                 3             15
        Bildungslandschaft zum Einsatz kommt.
                                                                                      Frankreich            2             1             0              2                 7             12
                                                                                       Finnland             4             5             12             1                 6            28
        In diesem Abschnitt beschreiben wir zuerst das methodische Vorgehen (1),
                                                                                       Portugal             0             5             2              1                 5             13
        bevor wir die Ergebnisse (2) beleuchten.
                                                                                       Gesamt              16             21            23            12                27            99

12                                                                                                                                                                                                              13
                                                                                   8 Anhang S. 33
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktions-Partnerschaften in Europa: aus verschiedenen Perspektiven betrachtet

     Vor der Analyse der Ergebnisse ist es noch wich-        stand der Partnerschaft. Darüber hinaus         Mit Hilfe dieser unterschiedlichen Variablen            •   Österreich: Die Mehrheit der Akteure ist
     tig, die Logik hinter der Konzeption der Umfrage        beinhaltet dieser Teil die Frage nach der       zielt der entwickelte Fragebogen darauf ab, das             sich einig, dass die Schule generell auf In-
     zu verstehen. Daher erfolgt zuerst eine Betrach-        Ausgewogenheit der Beteiligung, einem           Niveau der Zusammenarbeit zwischen den an der               klusion hinarbeitet. In der Tat stimmen 24
     tung der einzelnen Variablen und was sie über           grundlegenden Element in Bezug auf die          Ausbildung von Schülerinnen und Schülern mit                der 31 Befragten zu. Eine ähnlich positive
     das Ausmaß, in dem Koproduktion in einem Land           Inklusion, wie bereits oben hervorgehoben       besonderen Bedürfnissen beteiligten Akteuren zu             Einschätzung gibt es, was die Möglichkei-
     zum Einsatz kommt, verraten.                            wurde.                                          evaluieren. Die Ergebnisse werden länderspezi-              ten der Schülerinnen und Schüler betrifft,
                                                                                                             fisch und länderübergreifend ausgewertet, um                an allen Schulaktivitäten teilzunehmen.
       •   Inklusion und Beteiligung: Dieser erste       •   Unterricht: Dieser Teil des Fragebogens         dadurch einen Eindruck vom Niveau der Inklusion
           Teil des Fragebogens verschafft einen             ermöglicht den Blick darauf, wie Unter-         innerhalb des europäischen Bildungsbereichs zu          •   Belgien: Die Antworten zeigen einen ähn-
           Überblick über die allgemeine Wahrneh-            richtseinheiten gestaltet sind und wie die      bekommen. Im folgenden Abschnitt werden die                 lichen Trend. 12 von 15 Befragten stimmen
           mung von Inklusion. Die Fragen beziehen           Unterstützung für Schüler mit besonderen        Ergebnisse der Umfrage analysiert.                          sowohl bei der Frage nach Inklusion an der
           sich auf Wahrnehmungen, denn auch                 Bedürfnissen gewährleistet wird. Diese                                                                      Schule als auch bei der Frage nach Be-
           wenn es einen allgemeinen Enthusias-              Aspekte sagen viel über den Grad der In-                                                                    teiligung der Schülerinnen und Schüler mit
           mus und Bemühungen für ein inklusiveres           klusion an den Schulen aus.                                                                                 besonderen Bedürfnissen zu.
           Umfeld gibt, können die Fakten sehr weit                                                          2. ERGEBNISSE
           von der erwarteten Realität entfernt sein.    •   Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer:                                                                  •   Frankreich: Alle Befragten sind sich einig,
           Die Frage nach der Teilhabe bietet eine           Eine Bewertung des Unterrichts ist un-          Im vorherigen Abschnitt wurden die verschie-                dass Schulen eine Schlüsselrolle bei der
           erste Differenzierung, indem ein Unter-           trennbar mit der Evaluierung der Ausbil-        denen Variablen vorgestellt, die in der Umfrage             Verwirklichung von Inklusion spielen.
           schied zwischen der Idee von Inklusion            dung des Lehrpersonals verbunden. Diese         untersucht wurden. Dieser Abschnitt befasst sich            Allerdings herrscht Uneinigkeit über den
           und den Handlungen, die gesetzt werden            wesentliche Dimension auf dem Weg zur           nun mit den Ergebnissen der Umfrage. Dazu wird              Grad der Beteiligung. Nicht alle Befragten
           um Inklusion zu erreichen, gemacht wird.          inklusiven Bildung spiegelt strukturell die     jede Variable einzeln analysiert und die Bereiche,          stimmen zu, dass Schülerinnen und Schü-
           Davon abgesehen bleibt Partizipation per          Bildungspolitik im Bereich Inklusion wider.     in denen es im Ländervergleich Übereinstimmun-              ler mit besonderen Bedürfnissen an allen
           se unvollständig. Bei der Bewertung von                                                           gen bzw. Brüche gibt, werden herausgearbeitet.              Aktivitäten der Schule teilnehmen können.
                                                         •   Netzwerk: Dieser Abschnitt fragt einer-
           Inklusion können verschiedene Parameter
                                                             seits ab, ob es an der Schule klar definierte   Es ist jedoch sehr wichtig, noch einmal darauf          •   Finnland: Die Antworten aus Finnland
           herangezogen werden, wie anhand der
                                                             Netzwerke gibt. Andererseits enthält er         hinzuweisen, dass sich die genannten Ergeb-                 unterscheiden sich von den Antworten
           folgenden Variablen deutlich wird.
                                                             auch die Frage nach zusätzlichen Netz-          nisse pro Land nur auf die erhobenen Daten                  aus den anderen Ländern. Nur 33% der
       •   Kommunikation: Dieser Aspekt ist eine             werken. In der Tat ist es wichtig, über das     beziehen und nicht die Situation des gesamten               Eltern erkennen die inklusive Ausrichtung
           zentrale Säule in der Koproduktions-              schulische Umfeld hinaus offen und flexi-       Landes widerspiegeln.                                       der Schule an, obwohl 75% von ihnen der
           logik. Ohne Kommunikation gibt es nur             bel in Bezug auf andere Möglichkeiten der                                                                   Meinung sind, dass die Schüler an allen
           ein Nebeneinander von Akteuren. Eine              Sozialisation für Schüler mit besonderen                                                                    Aktivitäten gut teilnehmen. Interessant
           Partnerschaft ist ohne einen kontinuier-          Bedürfnissen z. B. im außerschulischen          Inklusion und Beteiligung                                   ist hier der Kontrast zu den Antworten
           lichen Austausch von Informationen und            Bereich zu bleiben. Hier können weitere                                                                     der Schülerinnen und Schüler: Von ihnen
           Erfahrungen zwischen den verschiedenen            wirksame Partnerschaften entstehen.              Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu                stimmen nur 20% der Aussage bezüglich
           Akteuren nicht vorstellbar.                                                                        – ich weiß nicht):                                         der Teilhabe zu. Der große Unterschied in
                                                         •   Positive Aspekte, Hindernisse und Ver-                                                                      der Bewertung der Teilnahme an allen Akti-
                                                                                                              1. Die Schule arbeitet in allen Bereichen auf
       •   Beteiligung und Zusammenarbeit: Durch             besserungspotential: In diesem Abschnitt                                                                    vitäten impliziert, dass die Wahrnehmung
                                                                                                                 Inklusion hin (z.B. nicht nur hinsichtlich
           diese beiden Variablen haben wir einen            können die verschiedenen Akteure ihre                                                                       der Personen rund um die Kinder nicht mit
                                                                                                                 physischer Barrierefreiheit, Ausbildung
           guten Blick auf die praktischeren Aspekte         Meinung äußern. Ihre Ansichten werden in                                                                    den Erfahrungen der Menschen mit be-
                                                                                                                 von Kindern mit Behinderungen, etc.).
           von Koproduktion – darauf, ob die Beteilig-       diesem Teil des Fragebogens besonders                                                                       sonderen Bedürfnissen übereinzustimmen
                                                                                                              2. Schüler*innen mit Behinderungen
           ten das Gefühl haben, aktiv an den Inklu-         deutlich, da sie ihre Einschätzung in eige-                                                                 scheinen.
                                                                                                                 können an allen Aktivitäten der Schule
           sionsbemühungen beteiligt zu sein. Wenn           nen Worten formulieren können.
                                                                                                                 teilhaben (Unterrichtseinheiten, Pausen-
           jemand eine gewisse Distanz empfindet,                                                                Aktivitäten im Schulhof, Ausflüge, …).
14                                                                                                                                                                                                                                    15
           wäre dies bereits ein Indikator für den Zu-
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktions-Partnerschaften in Europa: aus verschiedenen Perspektiven betrachtet

      •   Portugal: Wie auch in den vorherigen              Befragten haben nicht geantwortet, eine           nellen Partnern (ohne Einbeziehung der            •   Österreich: Es besteht generell der Ein-
          Fällen stimmt die Mehrheit der Befragten          Person hat „ich weiß nicht“ angekreuzt.           Eltern) als unzureichend wahrgenommen                 druck von Engagement für Inklusion an
          zu, dass die Schule Anstrengungen unter-          Interessant ist, dass wiederum nur Ange-          wird.                                                 der Schule, und 24 von 31 Befragten sind
          nimmt um auf Inklusion hinzuarbeiten.             hörige anderer involvierter Berufsgruppen                                                               der Meinung, dass alle Akteure an diesem
          Nichtsdestotrotz gibt es eine offensichtli-       nicht zustimmen. Darüber hinaus werden        •   Finnland: Der Aussage, dass sich alle am              Thema beteiligt sind. Auffallend ist jedoch
          che Skepsis von Seiten der Fachkräfte aus         von allen Befragten Lehrerinnen und Leh-          Unterricht des Kindes beteiligten Personen            die Zurückhaltung einer Fachkraft, die
          dem Unterstützungsdienstleistungsbe-              rer genannt, wenn es darum geht, an wen           regelmäßig austauschen, stimmen die Be-               anmerkt, dass sich nicht alle Lehrerinnen
          reich, die eine eher zurückhaltende Sicht         man sich wenden kann.                             fragten aller Zielgruppen tendenziell zu.             und Lehrer gleich stark dafür einsetzen.
          auf die Inklusion haben. Tatsächlich sind                                                                                                                 Diese Uneinigkeit scheint eine Konstante
                                                        •   Belgien: Die Kommunikation zwischen           •   Portugal: Die Gruppe der anderen invol-
          drei der fünf Befragten der Meinung, dass                                                                                                                 in der vorliegenden Untersuchung zu sein.
                                                            den Akteuren wird insgesamt positiv ge-           vierten Berufsgruppen ist eher skeptisch:
          Schülerinnen und Schüler mit besonderen
                                                            sehen. 13 der 15 Befragten stimmen zu,            drei der fünf Befragten sind nicht der            •   Belgien: Sieben der 15 Befragten sind der
          Bedürfnissen nicht an allen Aktivitäten
                                                            dass Kommunikation regelmäßig statt-              Meinung, dass es regelmäßige Kommuni-                 Meinung, dass die Akteure nicht in glei-
          teilnehmen, eine Person weiß es nicht und
                                                            findet, und 14 von 15 wissen, an wen sie          kation zwischen den Beteiligten gibt. Sie             chem Ausmaß aktiv an inklusiver Ausbil-
          eine hat diese Frage nicht beantwortet.
                                                            sich wenden können, wenn es ein Problem           glauben, dass die Kommunikation mit der               dung beteiligt sind. Diese Unzufriedenheit
          Dies könnte darauf schließen lassen, dass
                                                            oder eine Frage gibt. Ein anderes Bild            Familie nicht systematisch stattfindet und            wird in allen Zielgruppen außer unter den
          die Befragten aufgrund ihres Fachgebiets
                                                            zeichnet die Gruppe der anderen involvier-        dass der Austausch mit den Lehrerinnen                Lehrerinnen und Lehrern beobachtet. An
          eine eher nüchterne und kompromisslose
                                                            ten Berufsgruppen, in der zwei von drei           und Lehrern nicht immer effektiv ist. Sie             sie ist die Kritik am häufigsten gerich-
          Sichtweise zu Fragen der Inklusion entwi-
                                                            der Meinung sind, dass die Schülerin bzw.         fordern häufigere Besprechungen. Eine                 tet. In diesem Zusammenhang sind die
          ckelt haben.
                                                            der Schüler mit besonderen Bedürfnissen           Person aus der Gruppe der Fachkräfte gibt             Aussagen zweier Fachleute aus anderen
                                                            Kommunikationsschwierigkeiten hat. Hier           sogar an, dass Informationen innerhalb                Berufsgruppen interessant: Eine Person
     Kommunikation                                          zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu          des sonderpädagogischen Teams zurück-                 ist der Meinung, dass die Lehrerin bzw. der
                                                            den Antworten der anderen Akteure.                gehalten werden und dass es der Schul-                Lehrer es vorzieht, „schwierige“ Kinder so
                                                                                                              leitung und dem Lehrpersonal an Wissen                schnell wie möglich in die Sonderschule zu
      Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu
                                                        •   Frankreich: Beim Thema Kommunika-                 über Schüler mit besonderen Bedürfnissen              schicken, ohne jemals bei Besprechungen
      – ich weiß nicht):
                                                            tion sind die Befragten gespalten. Die            und deren individuellem Bildungspro-                  anwesend zu sein. Die andere Person weist
      3. Alle am Unterricht des Kindes be-
                                                            Bruchlinie verläuft zwischen den anderen          gramm mangelt.                                        auf die Schwierigkeiten hin, die manche
         teiligten Personen (d.h. Kind, Eltern,
                                                            involvierten Berufsgruppen, in diesem Fall                                                              Lehrerinnen und Lehrer damit haben, In-
         Lehrer*innen, Direktor*in, andere in-
                                                            Sonderschullehrerinnen und -lehrern, und                                                                klusion zu akzeptieren und Anpassungen
         volvierte Berufsgruppen) tauschen sich
                                                            allen anderen Befragten. Die Sonderschul-    Beteiligung und Zusammenarbeit                             vorzunehmen.
         in regelmäßigen Abständen miteinander
                                                            lehrerinnen und -lehrer sind der Meinung,
         darüber aus.                                                                                     Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu
                                                            dass die Kommunikation zwischen den                                                                     Sowohl die Kinder als auch die Eltern
      4. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann,             Akteuren unzureichend ist. Wir wissen         – ich weiß nicht):                                        äußern Kritik an der Schulleitung. Diesen
         wenn ich ein schulbezogenes Problem                jedoch, wie wichtig die Kommunikation         6. Alle Partner*innen (Eltern, Lehrer*innen,              Antworten zu Folge ist es die Schulleitung,
         oder eine schulbezogene Frage habe.                innerhalb eines partnerschaftlichen Netz-        Direktor*in, andere Berufsgruppen) sind                die am weitesten vom Ziel inklusiver Bil-
      5. Das Kind kann schulbezogene Proble-                werks für erfolgreiche Inklusion ist.            gleichermaßen in den inklusiven Unter-                 dung entfernt zu sein scheint. Es ist auch
         me/Fragen ohne Weiteres ansprechen.                                                                 richt involviert.                                      wichtig zu erwähnen, dass sich nicht alle
                                                            Auf der anderen Seite ist die Mehrheit der    7. Ich bin zufrieden damit, in welchem                    Schülerinnen und Schüler vollständig ein-
                                                            Befragten der Meinung, dass die Eltern in        Ausmaß ich in den Unterricht des Kindes                bezogen fühlen.
      •   Österreich: 25 der 31 Befragten stimmen           der Lage sind über die Ausbildung ihres          involviert bin. (Diese Frage wird den
          zu, dass alle Akteure regelmäßig mitein-          Kindes zu kommunizieren: Das lässt da-                                                              •   Frankreich: Auch hier gibt es eine Kluft
                                                                                                             Kindern nicht gestellt.)
          ander kommunizieren. Die zwei Befragten,          rauf schließen, dass die Kommunikation                                                                  zwischen den spezialisierten Fachkräften
          die nicht zustimmen, sind Angehörige an-          zwischen den verschiedenen institutio-                                                                  und den anderen Zielgruppen: Die ande-
16                                                                                                                                                                                                                               17
          derer involvierter Berufsgruppen. Zwei der
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktions-Partnerschaften in Europa: aus verschiedenen Perspektiven betrachtet

          ren involvierten Berufsgruppen sind der       •   Österreich: Der Begriff der Differenzierung   •   Frankreich: In Frankreich erkennen acht               geplant werden. Die Antworten der Schul-
          Meinung, dass die Lehrerin bzw. der Lehrer        taucht in den Kommentaren immer wieder            von zwölf Befragten die Bemühungen der                leitung stimmen in diesem Punkt mit de-
          und die Schulleitung die Dreh- und Angel-         auf. Diese ist im Sinne eines Bewusstseins        Lehrerinnen und Lehrer an, den Unterricht             nen der Lehrkräfte überein. Der Gegensatz
          punkte für die Inklusion von Kindern mit          für die spezifischen Bedürfnisse bestimm-         an die Bedürfnisse des Kindes anzupas-                zu den Antworten der anderen Fachkräfte
          besonderen Bedürfnissen sind, und dass            ter Schülerinnen und Schüler zu verstehen.        sen. Die negative Antwort kommt von einer             ist jedoch auffällig: Niemand aus dieser
          sie mit den Eltern kommunizieren, dass            Die Lehrerinnen und Lehrer weisen in ihren        Schulleiterin bzw. einem Schulleiter mit              Gruppe ist der Meinung, dass die reguläre
          aber die Zusammenarbeit mit den anderen           Antworten darauf hin, dass Maßnahmen              dem Argument, dass eine Anpassung an                  Lehrkraft Anstrengungen unternimmt, um
          Partnerinnen und Partnern schlecht ist,           genau geplant werden, z. B. bei der Ge-           deren Bedürfnisse nicht möglich ist, wenn             den Unterricht an die Schülerinnen und
          weil es an Zeit und Absprache mangelt.            staltung der Klassenräume, dem Ziel von           es zu viele Schülerinnen und Schüler mit              Schüler mit besonderen Bedürfnissen an-
          Erwähnt wird insbesondere die Gruppe der          Klassenfahrten oder der Anpassung von             besonderen Bedürfnissen gibt.                         zupassen.
          Schulpsychologinnen und -psychologen,             Unterrichtsmethoden.
          die nicht ausreichend angehört werden.                                                              Eine Mehrheit der Befragten glaubt, dass
                                                        •   Belgien: Das Feedback in Belgien ist              die Lehrerinnen und Lehrer nicht auf sich       Ausbildung der Lehrerinnen und
      •   Finnland: Es besteht eine allgemeine Zu-          mehrheitlich positiv. Bei den Eltern lässt        alleine gestellt sind, sondern Hilfe von        Lehrer
          friedenheit mit dem Grad des Engagements          sich jedoch Zurückhaltung feststellen,            anderen Partnern bekommen können. Es
          für inklusive Bildung. Es ist jedoch anzu-        denn nur eine Person von drei Befragten           ist anzumerken, dass die Eltern die prak-         Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu
          merken, dass die Schulleitung bei aus-            ist der Meinung, dass der Unterricht auf          tische Umsetzung von Inklusion generell           – ich weiß nicht):
          nahmslos allen Punkten zustimmt. Es gibt          die spezifischen Bedürfnisse des Kindes           positiver beurteilen als die anderen Ziel-        10. Die Lehrer*innen des Kindes sind aus-
          keine selbstkritische Sicht auf Schwächen.        abgestimmt ist.                                   gruppen.                                              gebildet, Kinder mit Behinderungen zu
                                                                                                                                                                    unterrichten.
      •   Portugal: Die portugiesischen Ergebnisse          Bei den Lehrern lässt sich anhand der         •   Finnland: 75% der befragten Schülerinnen
          zeichnen ein gemischtes Bild. Nur sechs           Kommentare erkennen, dass auf die Ge-             und Schüler wissen nicht, ob der Unterricht
          von elf Befragten stimmen zu, dass alle           staltung des Unterrichts entsprechend                                                               •   Österreich: Die Meinungen über den Aus-
                                                                                                              nach ihren Bedürfnissen gestaltet wird.
          Akteure an der inklusiven Ausbildung              den besonderen Bedürfnissen des Kindes                                                                  bildungsstand der Lehrerinnen und Lehrer
                                                                                                              Die Position der Kinder spiegelt sich in den
          beteiligt sind. Auch hier gibt es Kritik an       besonderes Augenmerk gelegt wird.                                                                       sind uneinheitlich. Sie selbst stehen ihrer
                                                                                                              Antworten der Eltern wider: Niemand von
          der Schulleitung und den Lehrerinnen und                                                                                                                  Ausbildung kritisch gegenüber: vier von
                                                                                                              ihnen ist der Meinung, dass die Lehrerin-
          Lehrern von Seiten der anderen involvier-         In der Gruppe der Schülerinnen und Schü-                                                                sechs halten sich für nicht ausreichend
                                                                                                              nen bzw. Lehrer den Unterricht nach den
          ten Berufsgruppen.                                ler gibt es gar keine Zustimmung dafür,                                                                 ausgebildet, um Schülerinnen und Schüler
                                                                                                              Bedürfnissen ihres Kindes gestalten. Diese
                                                            dass der Unterricht an ihre Bedürfnisse                                                                 mit besonderen Bedürfnissen zu unter-
                                                                                                              Bruchlinie zwischen der Familie und den
                                                            angepasst wird. Ein Kind fühlt sich über-                                                               richten. Zwei von fünf Schulleiterinnen
                                                                                                              institutionellen Vertreterinnen und Ver-
     Unterricht                                             haupt nicht einbezogen und zwei haben
                                                                                                              tretern war auch weiter oben beim Thema
                                                                                                                                                                    bzw. Schulleitern stimmen mit dieser Mei-
                                                            auf die Frage mit „Ich weiß nicht.“ geant-                                                              nung überein. Dazu ist anzumerken, dass
                                                                                                              Kommunikation und damit verbundenen
      Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu           wortet. Die weiteren Ausführungen spie-                                                                 diese selbstkritische Positionierung durch
                                                                                                              Problemen zu beobachten.
      – ich weiß nicht):                                    geln Unzufriedenheit wider. Zum Beispiel                                                                die Schulleitung eher selten ist, da oft eine
      8. Wenn notwendig, gestalten die Leh-                 erklärt eines der befragten Kinder, dass es   •   Portugal: Die Lehrerinnen und Lehrer                  positive Sicht auf die Institution vertreten
         rer*innen die Schulstunden / den                   langsamer arbeitet als die anderen, aber          sind mit dem Ausmaß der Anpassung der                 wird.
         Unterricht auf Basis der Bedürfnisse des           genauso viele Hausaufgaben bekommt,               Unterrichtsvorbereitung an die besonderen
                                                            und das andere Kind weiß nicht, ob die                                                              •   Belgien: Die Meinungen der Lehrerinnen
         Kindes.                                                                                              Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler
                                                            Lehrerin bzw. der Lehrer Anpassungen für                                                                und Lehrer sind unterschiedlich. Von den
      9. Die Lehrer*innen bekommen von den                                                                    zufrieden. Eine Person gibt sogar an, dass
                                                            sie oder ihn vornimmt. Hier ist jedoch zu                                                               drei Personen, die nach ihrem Ausbil-
         anderen Partner*innen im Netzwerk                                                                    Aktivitäten mit dem Ziel, die Schülerinnen
                                                            beachten, dass die Ergebnisse die Sicht-                                                                dungsstand befragt wurden, stimmt eine
         Unterstützung bei der Gestaltung der                                                                 und Schüler vollständig in ihre Klasse zu
                                                            weise von nur drei Schülerinnen bzw.                                                                    Person zu, dass er bzw. sie entsprechend
         Schulstunden und des Unterrichts auf                                                                 integrieren, Hand in Hand mit der Sonder-
                                                            Schülern widerspiegeln, eine Verallgemei-                                                               ausgebildet ist, eine Person stimmt nicht
18       Basis der Bedürfnisse des Kindes.                                                                    schullehrerin bzw. dem Sonderschullehrer                                                                           19
                                                            nerung wäre nicht sinnvoll.                                                                             zu, und eine Person weiß es nicht.
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Koproduktions-Partnerschaften in Europa: aus verschiedenen Perspektiven betrachtet

      •   Frankreich: Abgesehen von den Sonder-         12. Wenn notwendig bekommen die Leh-                 •   Frankreich: Die überwiegende Mehrheit der         15. Diese drei Dinge schätze ich an dieser
          schullehrerinnen und -lehrern und den             rer*innen Unterstützung, um den                      Befragten gibt an, dass es ein klar definier-         Schule am meisten:
          Eltern sind alle anderen befragten Ziel-          Unterricht inklusiv zu gestalten und die             tes Netzwerk rund um das Kind gibt: Dies          16. Diese drei Dinge schätze ich am meis-
          gruppen der Meinung, dass es den Klas-            Inklusion des Kindes in der Schule zu                bestätigt deutlich die Bemühungen zur Wei-            ten daran, wie inklusiver Unterricht an
          senlehrerinnen und -lehrern an Ausbildung         gewährleisten.                                       terentwicklung der inklusiven Schule, die             dieser Schule umgesetzt wird:
          mangelt.                                      13. Netzwerke außerhalb der Schule (z. B.                seit einigen Jahren unternommen werden.
                                                                                                                                                                   17. Diese drei Dinge an dieser Schule würde
                                                            Sportvereine) leisten wirksame Unter-                                                                      ich am liebsten verändern:
      •   Finnland: 41% der Lehrerinnen und Lehrer                                                           •   Finnland: Sowohl hinsichtlich der Identi-
                                                            stützung bei der inklusiven Ausbildung
          stimmen zu, dass sie entsprechend aus-                                                                 fizierung von Netzwerken als auch der             18. Diese drei Dinge würde ich am liebsten ver-
                                                            des Kindes.
          gebildet sind, und 41% verneinen. Erneut                                                               Verfügbarkeit von Unterstützung und                   ändern, wenn es darum geht, wie inklusiver
          lässt sich ein Widerspruch zur Sicht der                                                               der Effektivität zusätzlicher Netzwerke               Unterricht an dieser Schule umgesetzt wird.
          Schulleitung feststellen, die, wie schon      •   Österreich: In der Mehrheit der befragten            sind die Rückmeldungen in Finnland sehr
          oben erwähnt, immer zustimmend antwor-            Schulen gibt es Zustimmung, dass das                 unterschiedlich und daher schwer zu inter-      In diesem Abschnitt beantworten die Umfrageteil-
          tet, und damit eine gewisse Realitätsferne        Netzwerk der Akteure, die in den inklusiven          pretieren, wenn man von der fehlenden           nehmerinnen und -teilnehmer offene Fragen zu
          in Bezug auf die konkreten Herausforde-           Unterricht eingebunden sind, klar definiert          Einheitlichkeit absieht, die darauf schlie-     positiven Aspekten, Hindernissen und Verbesse-
          rungen der Inklusion zeigt. Was die Eltern        sind. 23 der 31 Befragten stimmen zu,                ßen lässt, dass noch einige Fortschritte        rungspotential. Die Antworten spiegeln die in den
          anbelangt, so antworten 75% von ihnen mit         dass es bei Bedarf Unterstützung gibt, um            auf dem Weg zu wirksamen Partnernetz-           vorherigen Abschnitten beobachteten Trends wider.
          „Ich weiß nicht“. Die Diskrepanz zwischen         den Unterricht inklusiv zu gestalten und             werken notwendig sind.
                                                                                                                                                                 Bei den Hindernissen kommen wieder die Kom-
          der tatsächlichen Ausbildung und dem              die Inklusion des Kindes in der Schule zu
                                                                                                             •   Portugal: Die Mehrheit der Befragten            munikationsprobleme zur Sprache. Die Bruch-
          Wissensstand der Eltern darüber unter-            gewährleisten. Es sollte jedoch auf die
                                                                                                                 stimmt zu, dass es klar definierte Partner-     linie bei den Antworten verläuft zwischen den
          streicht den Mangel an Kommunikation              Bedeutung von zusätzlichen außerschu-
                                                                                                                 schaftsnetzwerke gibt. Mit zehn positiven       Zielgruppen mit institutionellem Hintergrund und
          und legt eine ausführlichere Auseinander-         lischen Netzwerken geachtet werden, da
                                                                                                                 Antworten bei 13 Befragten ist derselbe         den Familien. Wie schon zuvor beobachtet gibt es
          setzung mit ihrer Bedeutung auf dem Weg           12 von 31 Personen auf die Frage nach der
                                                                                                                 Trend auch in Bezug auf die Unterstützung       auch bei diesen Fragen innerhalb des schulischen
          zur inklusiven Bildung nahe.                      Unterstützung durch solche Netzwerke mit
                                                                                                                 feststellbar. Schließlich gehen, genau wie      Umfelds Brüche zwischen den Befragten mit einer
                                                            „Ich weiß nicht.“ geantwortet haben.
                                                                                                                 in den anderen Ländern, die Meinungen in        pädagogischen Ausbildung und den Fachkräften
      •   Portugal: Die Mehrheit der Befragten, vier
                                                                                                                 Bezug auf die Wirksamkeit außerschuli-          aus anderen Bereichen. Weitere Hindernisse, die
          von sechs, stimmen der Aussage, dass          •   Belgien: Die Mehrheit der Befragten
                                                                                                                 scher Netzwerke auseinander, hier gibt es       genannt werden, sind begrenzte Zeit, Beratungs-
          Lehrerinnen und Lehrer dazu ausgebildet           stimmt zwar zu, dass es ein klar definier-
                                                                                                                 sehr unterschiedliche Antworten innerhalb       möglichkeiten und Mittel. Zu viel Bürokratie kann
          sind, im Unterricht auf die Bedürfnisse von       tes Netzwerk um die Schülerin bzw. den
                                                                                                                 der verschiedenen Zielgruppen                   auch ein Hindernis für Inklusion darstellen.
          Schülerinnen und Schülern mit besonde-            Schüler gibt, allerdings gibt es unter den 15
          ren Bedürfnissen einzugehen, nicht zu.            Antworten vier negative Kommentare und                                                               Darüber hinaus ist es interessant festzustellen,
          Diese Ansicht ist also in allen befragten         drei Personen, die „Ich weiß nicht.“ ange-                                                           dass die befragten Schülerinnen und Schüler
                                                            kreuzt haben. Es ist interessant zu sehen,
                                                                                                            Positive Aspekte, Hindernisse und                    aus allen Ländern den Aktivitäten in den Pausen
          Ländern vertreten.
                                                            dass drei der vier negativen Rückmeldun-
                                                                                                            Verbesserungspotential                               und außerhalb des Klassenraums sowie dem
                                                            gen von der Schulleitung geäußert wurden.                                                            Sport- und Kunstunterricht eine hohe Bedeutung
     Netzwerk                                               Der Eindruck, dass diese Zielgruppe nicht        Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu         beimessen. Dieses Ergebnis regt eine Auseinan-
                                                            zum Partnerschaftsnetzwerk gehört,               – ich weiß nicht):                                  dersetzung darüber an, welche weiteren Akteure
      Fragen (Ich stimme zu – ich stimme nicht zu           sondern dass die Sicht der Schulleitung          14. Diese drei Dinge stellen aktuell die größ-      in die Partnerschaftsnetzwerke einbezogen
      – ich weiß nicht):                                    konträr zu der der anderen Zielgruppen ist,          ten Hindernisse für inklusiven Unter-           werden sollten, und somit über die Notwendigkeit
                                                            schwingt bei dieser wie bei vielen ande-             richt an dieser Schule dar (z.B. fehlende       eines durchlässigeren Verständnisses von Kopro-
      11. Es gibt ein klar definiertes Netzwerk
                                                            ren Fragen mit. Zehn von 15 Befragten                Kommunikation oder nicht zugängliche            duktion. Die Antworten lassen auch eine große
          aller Partner*innen, die an der Schule in
                                                            stimmen zu, dass Lehrerinnen und Lehrer              Informationen, fehlendes Engagement,            Begeisterung für Online-Kurse erkennen. Der
          den inklusiven Unterricht eingebunden
                                                            bei Bedarf Unterstützung erhalten, um In-            fehlende Zusammenarbeit oder keine              Attraktivität digitaler Tools sollte auch in Hinblick
20        sind.                                                                                                                                                                                                                     21
                                                            klusion zu gewährleisten.                            Bereitschaft zu Inklusion, …)                   auf ihren Einsatz als nützliche Werkzeuge in der
                                                                                                                                                                 Koproduktion weiter nachgegangen werden.
INTELLECTUAL OUTPUT 4 | Bewertung der Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Umsetzung von Koproduktion

                                                                                    1. HERAUSFORDERUNGEN,                                Kommunikationsmittel und -methoden sind im
                                                                                                                                         Allgemeinen vorhanden, und die Netzwerkpart-
                                                                                       DIE DIE UMFRAGE                                   nerinnen und -partner innerhalb der Schule sind
                                                                                       AUFGEZEIGT HAT                                    gut erreichbar. Es ist allerdings eine Diskrepanz
                                                                                                                                         zwischen den Antworten der Lehrerinnen und
                                                                                    In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse des        Lehrer und den Antworten der Fachkräfte aus
                                                                                    vorherigen Kapitels in Hinblick auf den Ansatz       anderen Bereichen festzustellen, die auf fehlen-
                                                                                    der Koproduktion interpretiert, um die damit ver-    de Kommunikation zurückgeführt werden könnte.
                                                                                    bundenen Herausforderungen besser einschät-          Die Antworten der Fachkräfte aus anderen Berei-
                                                                                    zen zu können.                                       chen spiegeln die Skepsis über den tatsächlichen
                                                                                                                                         Erfolg der Inklusion wider.

                                                                                                                                         Die Mehrheit der Befragten stimmt zu, dass die
                                                                                    Inklusion und Beteiligung                            Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihre
                                                                                    Die Mehrheit aller Befragten stimmt zu, dass sich    Probleme oder Fragen selbst anzusprechen. Die
                                                                                    die Schule in Richtung Inklusion bewegt, ein-        Antworten fallen jedoch keineswegs einstimmig
                                                                                    zige Ausnahme sind die Antworten der Eltern in       aus, es gibt auch Befragte, die nicht zustimmen,
                                                                                    Finnland, unter ihnen beträgt die Zustimmung         dass die Kinder in der Lage sind ihre Anliegen zu
                                                                                    lediglich 33%.                                       kommunizieren.

                                                                                    Hier darf jedoch die „allgemeine“ Natur der
                                                                                    Frage nicht außer Acht gelassen werden. Der          Beteiligung und Zusammenarbeit
                                                                                    grundsätzliche Eindruck eines Bemühens um
                                                                                                                                         Die Fragen in diesem Abschnitt ermöglichen es,
                                                                                    Inklusion wird durch die zweite Variable, die ins
                                                                                                                                         zum Kern der Thematik vorzudringen. Sie ver-
                                                                                    Spiel kommt, relativiert: die mögliche Teilhabe an

     Bewertung der
                                                                                                                                         suchen, das Ausmaß des Einsatzes für Inklusion
                                                                                    Aktivitäten. In der Tat werden von den Befragten
                                                                                                                                         und die Zufriedenheit der Beteiligten mit den
                                                                                    in allen Ländern Schwierigkeiten bei der Umset-
                                                                                                                                         Inklusionsbemühungen zu beurteilen. Die bereits

     Herausforderungen und                                                          zung von inklusiven Maßnahmen bestätigt.
                                                                                                                                         oben beobachtete Bruchlinie zwischen dem Lehr-
                                                                                                                                         und Leitungspersonal auf der einen Seite und

     Möglichkeiten bei der                                                          Kommunikation                                        den schulexternen Fachkräften auf der anderen
                                                                                                                                         Seite kann in diesem Abschnitt ebenfalls er-

     Umsetzung von Koproduktion                                                     In diesem Abschnitt des Fragebogens werden
                                                                                    drei Aspekte von Kommunikation angesprochen.
                                                                                                                                         ahnt werden, sie wird auch oft von den Eltern
                                                                                                                                         benannt. Die Kluft zwischen dem Schulpersonal
                                                                                    Erstens wird abgefragt, ob es eine regelmäßige       und den übrigen Akteuren des Netzwerks kann
                                                                                    Kommunikation zwischen den verschiedenen             ein Resultat von Kommunikationsproblemen und

            N   ach der Betrachtung der Einsatzmöglichkeiten von Koproduktion       Akteuren gibt. Dann geht es darum, ob die ver-       damit ein Zeichen von Schwierigkeiten beim Ein-
                bei dem Übergang zu inklusiver Bildung und der Analyse von          schiedenen Akteure in der Lage sind, für ihre        satz von Koproduktionsprinzipien sein. Zu wenig
        Partnerschaftsnetzwerken in verschiedenen europäischen Ländern              Fragen die richtigen Ansprechpartnerinnen und        Zeit für Austausch stellt eines der Hindernisse für
        beschäftigt sich dieses Kapitel mit den Herausforderungen, die durch die    Ansprechpartner zu identifizieren. Und drittens      Koproduktion dar.
        Umfrage aufgezeigt wurden (1), sowie mit möglichen weiteren Schritten bei   wird die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler
        der Umsetzung des Prinzips der Koproduktion (2).                            mit besonderen Bedürfnissen, ihre Probleme oder
                                                                                    Fragen zu kommunizieren, evaluiert.
22                                                                                                                                                                                                         23
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