KFW-DIGITALISIERUNGSBERICHT MITTELSTAND 2020 RÜCKGANG DER DIGITALISIERUNGS-AKTIVITÄTEN VOR CORONA, AMBIVALENTE ENTWICKLUNG WÄHREND DER KRISE ...
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KfW Research KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020 Rückgang der Digitalisierungs- aktivitäten vor Corona, ambivalente Entwicklung während der Krise
Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft research@kfw.de Dr. Volker Zimmermann Telefon 069 7431-3725 Copyright Titelbild Quelle: KfW-Bildarchiv / Fotograf: photothek.net Frankfurt am Main, März 2021
Inhalt 1. Einleitung 5 2. Digitalisierungsaktivitäten während der Corona-Krise 7 3. Abgeschlossene Digitalisierungsvorhaben vor der Corona-Krise 11 4. Art der durchgeführten Digitalisierungsvorhaben 15 5. Entwicklung der Digitalisierungsausgaben vor der Corona-Krise 19 6. Fazit 23 Seite 1
Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 ha- stiegs von geringer Bedeutung ist. Die Erschließung ben mittelständische Unternehmen ihre Digitalisie- neuer Märkte steht zu selten im Vordergrund von Di- rungsaktivitäten gedrosselt. Die Corona-Pandemie gitalisierungsmaßnahmen. Nicht zuletzt dürften der hat dann im Jahr 2020 einen Schub bei der Digitali- im Verlauf der Krise gestiegene Verschuldungsgrad sierung ausgelöst. Bis Januar 2021 hat jedes dritte der Unternehmen und ihr Wunsch nach einer Ver- mittelständische Unternehmen seine Digitalisierung besserung ihrer Krisenfestigkeit den Zielkonflikt zwi- ausgeweitet (33 %). Daran lässt sich ablesen, wie schen einer Steigerung der Krisenresilienz und der wichtig Digitalisierungsmaßnahmen für die Unter- Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit weiter nehmen bei der akuten Krisenbewältigung sind. Le- verschärfen. diglich 5 % der Mittelständler haben ihre Digitalisie- rungsanstrengungen verringert. Damit liegt der Um Wachstumschancen zu nutzen und gestärkt aus Saldo von Unternehmen mit erhöhten abzüglich je- der Krise hervorzugehen, gilt es jetzt für die Wirt- nen mit verringerten Digitalisierungsaktivitäten für schaftspolitik Investitionsanreize für die digitale 2020 bei insgesamt plus 28 %. Transformation zu setzen und die Rahmenbedingun- gen zu verbessern. Die folgenden Ansatzpunkte bie- Gerade Mittelständler, die gravierend – aber nicht ten sich an: existenziell – von der Krise betroffen sind (Saldo: 36 %) und Unternehmen, die mit einer langen Kri- Zum einen muss der Ausbau der Digitalisierung in sendauer rechnen (Saldo: 31 %), haben ihre Digitali- Unternehmen gezielt angereizt werden. Dazu gilt es sierungsaktivitäten häufiger gesteigert als andere mithilfe von Förderkrediten, Venture Capital, kredit- Unternehmen. Außerdem weiten vor allem große ähnlichen Instrumenten sowie bei FuE-Vorhaben mit Mittelständer (50 und mehr Beschäftigte) mit im Zuschüssen und steuerlicher Förderung verstärkte Saldo 53 % sowie Forschung und Entwicklung Anreize zu setzen. Neben der Unterstützung von (FuE)-treibende Mittelständler (Saldo: 49 %) ihre Di- Vorreiterunternehmen ist es unabdingbar, auch die gitalisierungsanstrengungen besonders häufig aus. Digitalisierung bei der Masse der Nachzüglerunter- Die entsprechenden Anteile bei den kleinen Mittel- nehmen zu unterstützen und so eine Spaltung des ständlern (unter 5 Beschäftigte) sowie bei Mittel- Mittelstands in stark digitalisierte, zumeist große und ständlern ohne FuE belaufen sich auf 28 bzw. 26 %. FuE-treibende Mittelständler und eine große Masse an bei der Digitalisierung abgehängte Unternehmen Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Mehr zu verhindern. als ein Drittel der Mittelständler führt unverändert keine Digitalisierungsaktivitäten durch. Auch dürften Zum anderen ist es auch notwendig, an den Rah- sich die Unternehmen auf schnell umsetzbare und menbedingungen zu arbeiten: Die Stichworte hierzu kurzfristig wirksame Maßnahmen konzentriert, dage- sind fehlendes Knowhow in Unternehmen, eine lük- gen langfristig ausgerichtete Vorhaben häufiger zu- kenhafte Infrastruktur, die Finanzierung von An- rückgestellt haben. Außerdem zeigt sich die unzu- schubprojekten und der Abbau von Hemmnissen reichende Nutzung des Digitalisierungspotenzials hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicher- daran, dass bislang die Digitalisierung von Produk- heit. ten und Dienstleistungen trotz eines leichten An- Seite 3
1. Einleitung Die Digitalisierung gilt als wichtige Quelle von Innova- starken Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft tionen. Sie beeinflusst die Innovationstätigkeit in Unter- führt. Dies gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil Deutsch- nehmen auf verschiedene Weise und treibt sie voran. land im internationalen Vergleich bei der aktuellen Digi- So stellen digitale Daten einen wichtigen Input für Inno- talisierung nur eine Position im Mittelfeld einnimmt. vationen dar, digitale Technologien ermöglichen inno- Beim Indikator „The Digital Economy and Society In- vative Produkte und Dienstleistungen, Effizienzsteige- dex“ (DESI) der Europäischen Union liegt Deutschland rungen, neue Formen der Interaktion mit Kunden und auf Rang 12 innerhalb der 28 EU-Länder.6 Hinsichtlich Geschäftspartnern und beschleunigen Innovationszyk- der Integration digitaler Technologien in der Wirtschaft len. Die Digitalisierung stellt dabei oftmals die technolo- rangiert Deutschland sogar nur auf Position 18 (Gra- gische Basis dar, die Innovationen erst ermöglicht.1 Die fik 1). Laut dem Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL große Bedeutung der Digitalisierung für die Innovati- verfügt Deutschland über keine ausgeprägten digitali- onstätigkeit zeigt sich etwa daran, dass 72 % der inno- sierungsspezifischen Stärken. 7 Die symptomatische vativen Mittelständler zugleich auch Digitalisierungsvor- Folge davon sei eine ausgeprägte Exportschwäche bei haben durchführen. Als „General Purpose Technolo- den Informationstechnologien. gie“2 ist die Digitalisierung ein Hoffnungsträger für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen Grafik 1: Ranking der deutschen Wirtschaft hin- der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Pro- sichtlich der Integration digitaler Technologien duktivitätsentwicklung. In Indexpunkten Ähnlich wie für Innovationsvorhaben kann eine Vielzahl Irland von Studien positive Effekte der Digitalisierung auf ge- Finnland Belgien samt- und einzelwirtschaftlicher Ebene ermitteln.3 Posi- Niederlande tiv zu erwähnen ist darüber hinaus, dass in Unterneh- Dänemark men, die in den zurückliegenden Jahren ihre Digitalisie- Schweden Malta rung ausgebaut haben, stabilere Beschäftigungsver- Vereinigtes Königreich hältnisse zu beobachten sind, als in Unternehmen die Tschechien nicht oder nur wenig in ihre Digitalisierung investiert ha- Litauen Frankreich ben.4 Nicht zuletzt hat aktuell die Corona-Pandemie die Kroatien Vorteile moderner Informations- und Kommunikations- Spanien Estland technologien und digitalisierter Arbeitsabläufe sowie Slowenien die dabei bestehenden Defizite in Deutschland offenge- Portugal legt. Österreich Deutschland Luxemburg Unter Digitalisierung verstehen wir die Durchführung Zypern von Projekten zum erstmaligen oder verbesserten Ein- Slowakei Italien satz digitaler Technologien in den Prozessen, Produk- Lettland ten und Dienstleistungen eines Unternehmens und im Griechenland Kontakt zu Kunden und Zulieferern. Auch Maßnahmen Polen Ungarn zum Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unter- Rumänien nehmen sowie die Umsetzung von neuen digitalen Bulgarien Marketing- und Vertriebskonzepten zählen dazu. 0 20 40 60 80 Die Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Quelle: DESI 2020 Informationstechnologien ist keine neue Entwicklung.5 Dennoch handelt es sich bei der aktuellen Digitalisie- rungswelle um einen tief greifenden Prozess, der zu Seite 5
2. Digitalisierungsaktivitäten während der Corona-Krise Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 hatten ständler unverändert keine Digitalisierungsaktivitäten mittelständische Unternehmen ihre Digitalisierungsakti- durch. vitäten gedrosselt. Dagegen konnte zu Beginn der Co- rona-Pandemie ein Schub bei der Digitalisierung Zweite Pandemiewelle bewirkt Steigerung der beobachtet werden. So wurden beispielsweise inner- Digitalisierungsanstrengungen halb einer kurzen Zeitspanne Homeoffice-Kapazitäten Ein Grund für die Steigerungen der Digitalisierungsakti- auf- bzw. ausgebaut.8 Auch nahmen Onlinetransaktio- vitäten dürfte sein, dass die zweite Pandemiewelle und nen stark zu.9 Die Nutzung von Onlinehandel, bargeld- die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen die losen Zahlungssystemen, virtuellen Kommunikations- Unternehmen veranlasst haben, bei ihren Digitalisie- formen oder E-Health-Angeboten erlebten einen star- rungsmaßnahmen zur Krisenbewältigung nochmals ken Anstieg. Für die Unternehmen war es von ent- nachzulegen. Ermöglicht wurde die Ausweitung der Ak- scheidender Bedeutung flexibel auf Nachfragerück- tivitäten auch dadurch, dass die Krisenbetroffenheit mit gänge und Lieferengpässe zu reagieren, Distanz zu der zweiten Pandemiewelle zwar wieder angestiegen, wahren und die Sichtbarkeit für Kunden und Kooperati- die Lage der Unternehmen aktuell jedoch weniger stark onspartner sicherzustellen, wozu Digitalisierungsmaß- angespannt ist als im Frühjahr 2020. Dies gilt insbe- nahmen gerade unter den Pandemie-Bedingungen sondere hinsichtlich der Umsatzentwicklung.11 maßgeblich beitragen können.10 Grafik 3: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä- Grafik 2: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä- ten nach dem Ausmaß der Betroffenheit ten im Zuge der Corona-Pandemie Anteile in Prozent Anteile in Prozent Existenzielle Bedrohung des 22 30 15 33 Unternehmens Januar 2021 33 29 5 33 Gravierende Betroffenheit 41 33 5 21 September 2020 23 28 14 36 1 Geringe bzw. keine Betroffenheit 31 24 44 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Verringert / eingestellt Unverändert keine 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Eingestellt / verringert Unverändert keine Werte. Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 3. und 4. Sondererhebung, ei- Werte. gene Berechnungen Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be- Um zu untersuchen, wie sich die Digitalisierungsaktivi- rechnungen täten im Verlauf der Pandemie entwickelt haben, hat So haben Unternehmen, die spürbar – jedoch nicht exi- KfW Research Anfang September 2020 und Ende Ja- stenziell – von der Pandemie betroffen sind, ihre Digita- nuar 2021 Zusatzbefragungen zum KfW-Mittelstands- lisierungsanstrengungen im Saldo häufiger gesteigert panel durchgeführt (Kasten: Corona Sonderbefragun- (36 %) als Unternehmen, die nur geringfügig oder nicht gen im KfW-Mittelstandspanel). von der Corona-Pandemie betroffen sind (30 %). Der Grund für die geringe Ausweitung der Digitalisierungs- Auch im weiteren Pandemieverlauf haben – gegenüber aktivitäten bei den existenziell betroffenen Unterneh- der Situation vor Corona – mehr Mittelständler ihre Di- men dürfte sein, dass deren finanzielle Lage eine In- gitalisierungsaktivitäten gesteigert als verringert. Der tensivierung der Aktivitäten nicht zulässt (Grafik 3). Saldo (Anteil der Unternehmen, die ihre Aktivitäten steigern, abzüglich des Anteils, die ihre Aktivitäten ver- ringern) nimmt von der Befragung im Herbst auf jene im Januar 2021 sogar auf 28 % zu (Grafik 2). Aller- dings führt mit 33 % ein noch größerer Teil der Mittel- Seite 7
KfW Research Corona Sonderbefragung im KfW-Mittelstands- Unternehmen, die noch längere Zeit mit den Folgen der panel Corona-Pandemie rechnen, mit 39 % ihre Digitalisie- Die Sonderbefragungen im Rahmen des KfW-Mittel- rungsaktivitäten am häufigsten ausgeweitet haben standspanels wurden vom 1. bis 14. September (Grafik 4). Zwar haben Unternehmen in dieser Gruppe 2020 sowie vom 12. bis 22. Januar 2021 als On- mit 8 % auch mit am häufigsten ihre Digitalisierungsak- linebefragung durchgeführt. Sie hatten unter ande- tivitäten zurückgefahren. Im Saldo überwiegt der Anteil rem die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise der Unternehmen mit einer Ausweitung der Digitalisie- zum Inhalt. Befragt wurden alle Unternehmen, die rungsanstrengungen in dieser Gruppe jedoch sogar am KfW-Mittelstandspanel teilnehmen und zu denen eine valide E-Mail-Adresse bekannt ist. Aufgrund der noch deutlicher als in der Gruppe der von Corona nicht Anbindung an den Grunddatensatz des KfW-Mittel- (mehr) betroffenen Mittelständler. standspanels12 können die Befragungsergebnisse auf die Grundgesamtheit der mittelständischen Un- Grafik 4: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä- ternehmen hochgerechnet werden. ten nach der erwarteten Dauer, bis die Folgen der Corona-Pandemie überwunden sind Die Entwicklung der Digitalisierungsaktivitäten wurde Anteile in Prozent wie folgt erhoben: Mehr als 8 Monate 39 29 8 25 Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf Ihre Digitali- sierungsaktivitäten? Innerhalb der kommenden Dabei standen die folgenden Antwortmöglichkeiten 8 Monate 31 35 8 26 zur Auswahl: 2 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden vollständig Nicht betroffen bzw. 30 25 43 bereits erholt eingestellt, − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten der Situation vor der Corona-Krise zurückgefah- Eingestellt / verringert Unverändert keine ren, Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber Werte. der Situation vor der Corona-Krise nahezu unver- Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be- ändert beibehalten, rechnungen − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber Beides deutet darauf hin, dass es sich bei den ergriffe- der Situation vor der Corona-Krise gesteigert, nen Digitalisierungsmaßnahmen um Maßnahmen han- − die Digitalisierungsaktivitäten wurden im Zuge der delt, die – etwa zur Sicherstellung des Geschäftsbe- Corona-Krise wieder aufgenommen, nachdem wir triebs und zur Generierung von Umsatz – zwingend vor der Corona-Krise keine Innovationsaktivitäten notwendig sowie schnell umsetzbar und auf die Erzie- durchgeführt haben. lung einer unmittelbaren Wirkung ausgelegt sind. Da- gegen ist zu befürchten, dass strategisch angelegte, Für die Analyse wurden die Antwortmöglichkeiten längerfristige Vorhaben, von denen keine unmittelbar „vollständig eingestellt“ und „zurückgefahren“ sowie positiven Auswirkungen zu erwarten waren, häufig zu- „wieder aufgenommen“ und „gesteigert“ zur Erhö- rückgestellt worden sind. hung der Übersichtlichkeit zusammengefasst. Große Mittelständler sind auch unter Corona häufig Vorreiter Länge der erwarteten Krisendauer verstärkt die Ähnlich zu den Befunden vor der Corona-Pandemie Digitalisierungsanstrengungen unterscheidet sich die Entwicklung der Digitalisierungs- Auch ist denkbar, dass sich bei den Unternehmen in aktivitäten zwischen großen und kleinen Mittelständlern zunehmendem Ausmaß der Eindruck durchgesetzt hat, deutlich. Mit zunehmender Unternehmensgröße wach- dass sie ihre Geschäftstätigkeit noch eine längere Zeit sen insbesondere die Anteile der Unternehmen, die unter den Bedingungen der Pandemie verfolgen müs- ihre Aktivitäten steigern, während die Anteile der Unter- sen und daher ihre Investitionen in die Digitalisierung nehmen, mit rückläufigen bzw. unverändert keinen Di- verstärkt haben. Darauf deutet hin, dass gerade gitalisierungsaktivitäten zurückgehen (Grafik 5). Seite 8
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020 Beispielsweise weiten 58 % der großen Mittelständler auch unter Corona am seltensten seine Digitalisie- (50 und mehr Beschäftigte) ihre Digitalisierungsaktivitä- rungsanstrengungen aus. ten aus, während dies nur für 32 % der Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten gilt. Neben den be- Mittelständler, die in der Vergangenheit eigene FuE reits oben genannten Gründen hierfür dürfte diese Be- betrieben haben, sind auch während der Krise akti- obachtung darauf zurückzuführen sein, dass gerade ver kleine Mittelständler von den Auswirkungen der Krise Abschließend weiten Unternehmen, die in den zurück- häufiger existenziell betroffen sind als größere Mittel- liegenden Jahren eigene FuE getätigt haben, unter Co- ständler.13 rona ihre Digitalisierungsanstrengungen häufiger aus als Unternehmen für die dies nicht gilt. Mit 54 % liegt Grafik 5: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä- der Anteil der Unternehmen mit Ausweitung ihrer Digi- ten nach Unternehmensgröße und Wirtschafts- talisierungsaktivitäten unter den FuE-Treibenden rund zweig drei Viertel höher als unter den Nicht-FuE-Treibenden Anteile in Prozent (Grafik 6). Grafik 6: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä- Unterenhmensgröße Unter 5 Beschäftigte 32 29 4 35 ten nach zurückliegender FuE-Tätigkeit 5 bis unter 10 Beschäftigte 35 29 10 26 Anteile in Prozent 10 bis unter 50 Beschäftigte 43 29 10 18 50 und mehr Beschäftigte 58 32 5 6 Ohne eigene FuE 31 29 5 35 Verarbeitendes Gewerbe 33 31 9 27 Wirtschaftszweig Bau 19 25 3 53 FuE-Treibende 54 24 5 17 Handel 33 19 9 39 Dienstleistungen 34 32 5 29 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Eingestellt / verringert Unverändert keine Eingestellt / verringert Unverändert keine Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte. Werte. Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be- Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be- rechnungen rechnungen Auch diese Beobachtung unterstreicht den bereits für Bei den Wirtschaftszweigen weiten im Saldo Dienstlei- die Zeit vor der Pandemie ermittelten Befund, dass Un- stungsunternehmen am häufigsten ihre Digitalisie- ternehmen, die über verstetigte Prozesse zum Entwik- rungsaktivitäten aus. Gerade Unternehmen aus den keln und Einführen von Neuerungen verfügen – wofür Wirtschaftszweigen der personenbezogenen Dienstlei- die Durchführung eigener FuE Ausdruck ist –, solche stungen (z. B. Gaststätten, Friseure oder Fitness Stu- Aktivitäten häufiger als andere Unternehmen auch in dios) sind vom aktuellen Lockdown betroffen. Gleichauf einer Krisensituation beibehalten oder sogar noch stei- folgen der Handel, bei dem insbesondere der Einzel- gern. Die ausgeprägteren Digitalisierungsanstrengun- handel die Eindämmungsmaßnahmen spürt, sowie das gen dieser Unternehmen stärken deren Resilienz in Verarbeitende Gewerbe, bei dem die FuE-intensiven akuten Krisen14 und tragen auch nach einer Krise dazu Wirtschaftszweige allerdings bereits vor Corona zu den bei, mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit Bo- Vorreitern gezählt haben. Das generell hinsichtlich der den gegenüber den Wettbewerbern gut zu machen. Digitalisierung zurückhaltende und vergleichsweise we- nig von der Pandemie betroffene Baugewerbe weitet Seite 9
3. Abgeschlossene Digitalisierungsvorhaben vor der Corona-Krise Anteil der Unternehmen mit Digitalisierungsvorha- maßnahmen, etwa weil sie aufgrund ihrer breiteren Ak- ben sinkt vor Corona tivitäten auch über umfangreichere IT-Ausstattungen In den zurückliegenden zwei Erhebungen hatte der An- verfügen und stärker in überregionale Wertschöpfungs- teil der mittelständischen Unternehmen, die Digitalisie- ketten mit entsprechenden Anforderungen eingebun- rungsprojekte abgeschlossen haben, jeweils zugenom- den sind. Außerdem weisen größere Unternehmen men. Im Zeitraum 2017–2019 ist dieser Anteil um 10 häufig einen höheren Automatisierungsgrad auf. Dar- Prozentpunkte zurückgegangen. Er beläuft sich aktuell über hinaus führen Mindestprojektgrößen und Fixko- auf 30 % (Grafik 7).15 Grund für den Rückgang dürfte stenanteile zu einer stärkeren Belastung von kleinen sein, dass sich die Wirtschaft in Deutschland bereits im Unternehmen,19 sodass kleinere Unternehmen Digitali- Jahr 2019 in einer Abschwungphase befand und die sierungsprojekte häufiger zurückstellen. Nicht zuletzt Unternehmen dementsprechend zurückhaltender agiert haben kleinere Unternehmen größere Schwierigkeiten haben.16 Die Anzahl der mittelständischen Unterneh- bei der externen Finanzierung von Digitalisierungsvor- men mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben haben.20 nahm um 380.000 auf gut 1,1 Mio. Unternehmen ab. Dieser Befund steht somit im Einklang mit anderen Stu- Grafik 8: Mittelständische Unternehmen mit dien, die vor der Corona-Pandemie stagnierende Digi- abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach talisierungsaktivitäten ermittelt haben.17 Unternehmensgröße Anteile in Prozent Grafik 7: Mittelständische Unternehmen mit 80 abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben 67 53 60 Anteile in Prozent 60 49 50 43 44 45 38 33 35 40 40 40 32 28 28 27 40 24 20 30 30 30 26 0 20 Unter 5 5 bis unter 10 10 bis unter 50 50 Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte und mehr 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 10 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete 0 Werte. 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte. FuE-intensives Verarbeitende Gewerbe und Wissensbasierte Dienstleister vorn Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Im Branchenvergleich zeigt sich, dass ein Rückgang Große Mittelständler digitalisieren häufiger des Digitalisiereranteils in allen Branchen, mit Aus- Ein Rückgang der mittelständischen Unternehmen mit nahme des FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes Digitalisierungsprojekten zeigt sich bei Unternehmen zu verzeichnen ist (Grafik 9). Dazu zählen beispiels- jeder Größe (Grafik 8). Zwischen den Größenklassen weise die Wirtschaftszweige Maschinenbau, Elektro- zeigen sich jedoch unverändert deutliche Unterschiede technik oder Chemie. Gemeinsam mit Unternehmen bei den Digitalisierungsaktivitäten. Mit 28 % bei den aus dem Wirtschaftszweig „Wissensbasierte Dienstlei- kleinen Unternehmen (unter 5 Beschäftigte) und 60 % stungen“ (z. B. Mediendienstleister, IT- und Informati- bei den großen Mittelständlern (50 und mehr Beschäf- onsdienstleister sowie Rechts-, Steuer- und Unterneh- tigte) liegt dieser Anteil bei den großen Unternehmen mensberatungen) nehmen beide Wirtschaftszweige die mehr als doppelt so hoch als bei den kleinen.18 Spitzenpositionen ein. Der Anteil der Unternehmen mit Digitalisierungsvorhaben beträgt im FuE-intensiven Die Gründe für die mit der Unternehmensgröße stei- Verarbeitenden Gewerbe 53 %, bei den Wissensinten- genden Anteile von Unternehmen mit Digitalisierungs- siven Dienstleistern 37 %. Auch hier zeigt sich eine vorhaben sind vielfältig: Größere Unternehmen haben Parallele zur Innovationstätigkeit. Die Unternehmen beispielsweise häufiger Anlass zu Digitalisierungs- dieser Wirtschaftszweige liegen auch beim Anteil an Seite 11
KfW Research Unternehmen mit Produkt- und Prozessinnovationen Auch dieser Zusammenhang ist für die Innovationstä- vorn. tigkeit von mittelständischen Unternehmen bekannt.21 Die Gründe hierfür sind, dass die betreffenden Unter- Mit Werten zwischen 18 und 27 % folgen die weiteren nehmen in einem intensiveren Wettbewerb stehen und Wirtschaftszweige mit deutlichem Abstand. Die Anteile daher in einem besonderen Maß gezwungen sind, ihre der mittelständischen Unternehmen mit Digitalisie- Produkte up to date und ihre Geschäftsabläufe effizient rungsprojekten bei den „sonstigen Dienstleistungen“ zu halten. Außerdem stellt eine Präsenz auf überregio- (z. B. Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei) sowie dem nalen und ausländischen Märkten eine Quelle für Anre- sonstigen Verarbeitenden Gewerbe (z. B. Metallerzeu- gungen und neues Wissen dar,22 die sowohl zu traditio- gung und -bearbeitung, Herstellung von Bekleidung nellen Innovationen als auch zum Ausbau der Digitali- oder Herstellung von Futtermitteln) liegen nahezu sierung führen können. Nicht zuletzt bietet beispiels- gleich auf. Das Baugewerbe (Anteil der Unternehmen weise der Einsatz digitaler Technologien für die Kom- mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben: 18 %) munikation über große Entfernungen deutliche Vorteile. weist typischerweise ein niedrigeres Digitalisierungspo- tenzial als andere Wirtschaftszweige auf. Insbesondere Grafik 10: Mittelständische Unternehmen mit die Möglichkeiten zur Digitalisierung bei der unmittelba- abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach ren Leistungserbringung sind begrenzt. Als ein zentra- der Absatzregion ler Digitalisierungsschritt im Baugewerbe gilt der Ein- Anteile in Prozent satz des „Building Information Modeling“ (BIM). 60 51 Grafik 9: Mittelständische Unternehmen mit 46 46 41 37 abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach 40 32 33 31 Wirtschaftszweigen 30 23 23 Anteile in Prozent 20 20 60 53 48 45 0 36 38 37 37 Ausschließlich 50 km Auch deutschlandweiter Auch Absatz im 40 Region Absatz Ausland 35 31 31 32 28 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 27 25 25 26 21 19 18 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete 20 Werte. 13 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 0 Die Beschäftigung von Hochschulabsolventen FuE-intensives Sonstiges Bau Wissensbasierte Sonstige Verarbeitendes Verarbeitendes Dienstleistungen Dienstleistungen begünstigt die Digitalisierung Gewerbe Gewerbe In Unternehmen, die Hochschulabsolventen beschäfti- 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 gen, liegt der Anteil der Unternehmen mit abgeschlos- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete senen Digitalisierungsprojekten aktuell bei 45 %. Damit Werte. liegt dieser Anteil knapp doppelt so hoch wie in Unter- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen nehmen ohne Hochschulabsolventen (Grafik 6). Der Grund hierfür dürfte sein, dass Humankapital eine Intensiver Wettbewerb auf überregionalen Märkten wichtige Quelle für das Hervorbringen von Neuerungen zwingt zur Digitalisierung darstellt.23 Dies bestätigt sich auch für die Digitalisie- Die regionale Ausdehnung des Absatzmarktes spielt rung. Akademische Ausbildungen befördern die Digita- für die Digitalisierung ebenfalls eine wichtige Rolle. lisierung somit in besonderer Weise. Vor allem ein Zwar nimmt der Anteil der Unternehmen mit Digitalisie- Hochschulstudium befähigt Mitarbeiter offensichtlich rungsvorhaben in allen betrachteten regionalen Aus- zur Konzeption und Durchführung derartiger Projekte. dehnungen der Absatzgebiete ab. Der Anteil der Digita- lisierer liegt unter den Unternehmen mit einem interna- tionalen Absatzgebiet jedoch doppelt so hoch wie bei regional agierenden Unternehmen (Grafik 10). Seite 12
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020 Grafik 11: Mittelständische Unternehmen mit widerspiegelt – ohne dass es explizit FuE mit Zielrich- abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach tung Digitalisierung betreibt. der Beschäftigung von Hochschulabsolventen Anteile in Prozent Tatsächlich führen Unternehmen mit eigener FuE deut- lich häufiger Digitalisierungsprojekte durch als Unter- 80 nehmen ohne FuE. Mit 68 % liegt dieser Anteil bei den 56 FuE-treibenden Mittelständlern 2,6-mal so hoch wie un- 60 ter den Unternehmen ohne FuE (Grafik 12). Unterneh- 45 36 43 men ohne FuE haben im Vergleich zur Vorerhebung 40 32 gegenüber den FuE-Treibenden an Boden verloren. 26 22 24 Wie bei Innovationen zeigt sich auch hier das Phäno- 20 men, dass FuE-treibende Unternehmen über ver- stetigte Entwicklungs- und Erneuerungsprozesse verfü- 0 gen, die in einem konjunkturellen Abschwung auch bei Keine Hochschulabsolventen Hochschulabsolventen diesen Aktivitäten für eine höhere Stabilität sorgen. 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Grafik 12: Mittelständische Unternehmen mit Werte. abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen eigener FuE-Tätigkeit Anteile in Prozent FuE-treibende Unternehmen führen häufiger Digita- 80 lisierungsvorhaben durch 70 66 68 Eigene Forschung und Entwicklung (FuE) kann eine 55 weitere Quelle für die Konzeption und Umsetzung von 60 Digitalisierungsprojekten darstellen. FuE ist definiert als 36 „systematische, schöpferische Arbeit zur Erweiterung 40 27 des vorhandenen Wissens […] sowie dessen Verwen- 22 26 dung mit dem Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten zu 20 finden“24. So können beispielsweise neue digitale Pro- dukte und Produktionsprozesse, aber auch weitere be- 0 triebliche Anwendungen im Rahmen von FuE-Projek- Keine eigene FuE Mit eigener FuE ten entwickelt werden. Darüber hinaus ist denkbar, 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 dass Digitalisierungsideen in FuE-treibenden Unterneh- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete men nicht unmittelbar aus eigener Forschungstätigkeit Werte. entstehen. Vielmehr kann die Durchführung von eige- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen ner FuE ein Hinweis darauf sein, dass sich das Unter- nehmen in einem innovativen Umfeld bewegt und sich dies auch in höheren Digitalisierungsaktivitäten Seite 13
4. Art der durchgeführten Digitalisierungsvorhaben Digitalisierung der Schnittstellen zum Unterneh- Zum zweiten Mal wurde in der Haupterhebung von mensumfeld vor Corona unverändert auf Position 2020 die Verknüpfung von IT zwischen betrieblichen eins Funktionsbereichen als Projektart abgefragt. Mit einem Der tiefer gehende Blick auf einzelne Projektarten of- geringfügig auf 30 % gestiegenen Anteil rangieren fenbart, dass sich die Art der durchgeführten Digitali- diese Vorhaben nahezu gleichauf mit der Reorganisa- sierungsprojekte in den Jahren vor der Corona-Pande- tion von Workflows auf der 4. Position. mie kaum verändert hat. Mittelständische Unternehmen digitalisieren in erster Linie ihre Kontakte innerhalb der Grafik 13: Art der Digitalisierungsvorhaben Wertschöpfungskette und zu Endkunden. Der Anteil Anteile in Prozent der Mittelständler, der diese Art von Projekten abge- 52 schlossen hat, schwankt im Zeitablauf geringfügig zwi- Digitalisierung des Kontakts zu 54 56 Kunden und Zulieferern schen Werten von 52 bis 56 %, wobei der aktuelle Wert 55 54 55 % beträgt (Grafik 13). Dahinter dürften sich häufig Erneuerung IT-Strukturen, neue 53 Anwendungen 47 die Neugestaltung von Webseiten und die Nutzung von 51 Internetanwendungen verbergen, wie Onlinebestell- Aufbau von Knowhow 38 38 38 und -bezahlsysteme, die Nutzung von Social Media 40 oder das Ermöglichen von Kundenfeedback. Auch der Verknüpfung der IT zwischen Funktionsbereichen 28 Datenaustausch innerhalb der Wertschöpfungskette 30 dürfte stärker automatisiert und damit digitalisiert wer- 29 25 Reorganisation des Workflows 28 den. 28 29 Einführung neuer, digitaler 25 26 Nur wenig dahinter rangiert die Erneuerung von IT- Marketing- / Vertriebskonzepte 26 Strukturen mit aktuell 51 % der Nennungen. Darunter Digitalisierung von Produkten und 19 21 fallen die Installation neuer Hardware, die Implementie- Dienstleistungen 22 24 rung neuer Systeme oder einzelner neuer Anwendun- 3 Sonstiges 3 gen. Die Modernisierung der IT ist somit die am zweit- 2 3 häufigsten durchgeführte Projektart. Der Anteil der Un- 0 20 40 60 80 ternehmen, der diese Art von Digitalisierungsprojekten 2014/2016 2015/2017 2016/2018 2017/2019 durchführt, ist über die vier vorliegenden Beobach- tungsperioden insgesamt etwas zurückgegangen. Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali- sierungsprojekten. Wie in der Vorperiode und mit einem geringfügig ge- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen stiegenen Anteilswert folgen auf Rang drei Projekte, die den Aufbau von Knowhow hinsichtlich der Digitali- Mit einer Nennung von aktuell 28 % folgen auf dem sierung zum Ziel haben (40 %). Dazu zählen die Inan- fünften Rang Digitalisierungsmaßnahmen, die auf die spruchnahme von Beratungsdienstleistungen bezüglich Reorganisation von Workflows abzielen. Die Reorgani- der Digitalisierung oder die Weiterbildung von Beschäf- sation von Workflows dürfte dann notwendig werden, tigten. Fehlende Kompetenzen im Unternehmen zählen wenn der digitale Wandel tief in die bestehenden Pro- zu den wichtigsten Digitalisierungshemmnissen.25 Die zesse und die Organisation der Unternehmen eingreift. Rangposition 3 für den Aufbau von Knowhow zeigt, Dies spricht dafür, dass die betreffenden Unternehmen dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der mittel- häufiger komplexe Digitalisierungsschritte vornehmen. ständischen Unternehmen diesem Hemmnis aktiv ent- gegentritt und seine digitalen Kompetenzen ausbaut. Die Einführung neuer, digitaler Marketing- und Ver- Gerade fortgeschrittene Anwendungen können oftmals triebskonzepte rangiert mit 26 % der Nennungen auf nur dann angewendet werden, wenn adäquate Kompe- der sechsten Position. Sie kann im Zusammenhang mit tenzen in einem Unternehmen vorhanden sind. Der der bereits dargelegten Digitalisierung der Kunden- Verbesserung digitaler Kompetenzen kommt daher ein schnittstelle stehen. Dies spräche eher dafür, dass besonderer Stellenwert zu. auch digitale Nachzügler diese Projekte durchführen. Allerdings führen gerade auch FuE-treibende Unter- nehmen diese Art von Digitalisierungsprojekten häufig durch. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Seite 15
KfW Research Projekten zumindest teilweise auch um komplexere Grafik 14: Art der Digitalisierungsvorhaben nach Vorhaben handelt. Wie die Erneuerung der IT geht Unternehmensgröße 2017–2019 auch die Häufigkeit der Nennung dieses Typus von Anteile in Prozent Digitalisierungsprojekten gegenüber dem Zeitraum 2014–2016 etwas zurück. Digitalisierung des Kontakts zu 56 54 Kunden und Zulieferern 52 47 Ebenso wie in den Vorperioden rangiert die Digitalisie- 49 Erneuerung IT-Strukturen, neue rung von Produkten und Dienstleistungen auf der letz- Anwendungen 51 61 ten Position. Erfreulich ist, dass sich zunehmend mehr 68 Unternehmen damit befassen. Über die vier Erhe- 40 38 Aufbau von Knowhow 42 bungswellen steigt dieser Anteil von 19 auf 24 %. Den- 46 noch spielt die Angebotspalette bei den Digitalisie- 23 29 rungsanstrengungen nach wie vor eine vergleichsweise Reorganisation des Workflows 34 51 geringe Rolle. Dies steht im Einklang mit häufig geäu- 26 ßerten Klagen, wonach die Digitalisierung in Deutsch- Verknüpfung der IT zwischen 34 Funktionsbereichen 47 land zu sehr auf Effizienzgewinne ausgerichtet sei26 50 und zu selten die Suche nach neuen Absatz- und Betä- Einführung neuer, digitaler 28 28 tigungsfeldern umfassen würde, wobei auch der Man- Marketing- / Vertriebskonzepte 29 31 gel an Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen ein- 24 bezogen wird. Digitalisierung von Produkten und 19 Dienstleistungen 24 31 Anspruchsvolle Digitalisierungsprojekte vor allem 0 20 40 60 80 bei großen, FuE-treibenden Mittelständlern Unter 5 Beschäftigte 5 bis unter 10 Beschäftigte Unverändert digitalisieren kleine Unternehmen (56 % 10 bis unter 50 Beschäftigte 50 Beschäftigte und mehr der Unternehmen mit Digitalisierungsvorhaben), Unter- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete nehmen des Baugewerbes (70 %) und Unternehmen, Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali- die zu den sonstigen Dienstleistungen zählen (63 %), sierungsprojekten. ihre Kunden- und Zuliefererschnittstellen besonders Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen häufig (Grafik 14, Grafik 15, Grafik 16, Grafik 17). Dies Bei der häufigeren Erneuerung der IT-Strukturen / der deutet darauf hin, dass es sich hierbei hauptsächlich Einführung neuer Anwendungen und der Verknüpfung um Nachzüglerunternehmen handelt. Gerade größere von Funktionsbereichen dürfte es sich teilweise um ei- und bereits stärker digitalisierte Mittelständler dürften nen Größeneffekt handeln. Denn große Unternehmen diesen Schritt schon vollzogen haben. Dass hinsichtlich weisen auch häufiger solche Digitalisierungsanlässe der Region des Absatzmarktes die deutschlandweit auf. Insbesondere hinsichtlich der Reorganisation von agierenden Unternehmen ebenfalls die Spitzenposition Workflows dürfte es aber auch darauf zurückzuführen einnehmen, ist kein Widerspruch hierzu. Dies dürfte sein, dass es sich hierbei in der Regel um Unterneh- darauf zurückzuführen sein, dass regional agierende men handelt, die generell innovativer und bereits digita- Unternehmen aufgrund der kürzeren Distanzen derzeit lisierter als andere Unternehmen sind. Solche Unter- noch seltener digitalisierte Schnittstellen als relevant nehmen führen auch komplexe Digitalisierungsvorha- erachten und international agierende Unternehmen die- ben öfter als andere Unternehmen durch. sen Schritt bereits häufiger vollzogen haben dürften. Digitale Vorreiter verbessern ihr Digitalisierungs- Dagegen steht bei größeren Mittelständlern die Er- knowhow … neuerung der IT-Strukturen bzw. die Einführung neuer Der Aufbau von Knowhow wird ebenfalls von großen Anwendungen im Mittelpunkt (68 %). Für Mittelständler Mittelständlern mit 46 % häufiger als von kleinen Unter- mit 50 oder mehr Beschäftigten gilt darüber hinaus, nehmen (38 bzw.40 %) genannt. Mit 44 % der Unter- dass Vorhaben, die eine Reorganisation des Workflows nehmen mit Digitalisierungsvorhaben sind hier insbe- (51 %) und die Verknüpfung von Funktionsbereichen sondere Unternehmen der Wissensintensiven Dienst- (50 %) beinhalten, besonders häufig durchgeführt wer- leistungen aktiv. Dazu ist stimmig, dass auch Unter- den. nehmen mit eigener FuE und international agierende Unternehmen (jeweils 47 %) öfter als andere Unterneh- men in Knowhow investieren. Somit weisen die betref- fenden Unternehmen Merkmale auf, die typischerweise mit Vorreitern in Verbindung gebracht werden. Seite 16
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020 Grafik 15: Art der Digitalisierungsvorhaben nach Einführung neuer, digitaler Marketing- und Wirtschaftszweigen 2017–2019 Vertriebskonzepte sowohl durch kleine wie durch Anteile in Prozent FuE-treibende Mittelständler Die Einführung neuer digitaler Marketing- und Ver- Digitalisierung des Kontakts zu 53 50 triebsprojekte unterscheidet sich nach der Größe der 70 Kunden und Zulieferern 51 Unternehmen nur geringfügig. Eine größere Abwei- 63 49 chung zeigt sich hinsichtlich der Durchführung von FuE Erneuerung IT-Strukturen, neue 52 (49 %) sowie bei international tätigen Unternehmen Anwendungen 36 54 49 (42 %). Dies deutet auf eine – wie bereits oben ange- 32 40 sprochen – große Bandbreite der darunter subsu-mier- Aufbau von Knowhow 39 37 44 ten Projekte hin, die sowohl von Unternehmen ange- 29 gangen werden, die typischerweise häufiger zu den 30 Reorganisation des Workflows 14 28 Nachzüglern, aber auch zu Vorreiterunternehmen zäh- 24 len. 35 Verknüpfung der IT zwischen 43 Funktionsbereichen 2728 32 Grafik 16: Art der Digitalisierungsvorhaben nach 16 der Absatzregion 2017–2019 Einführung neuer, digitaler 39 Marketing- / Vertriebskonzepte 9 28 Anteile in Prozent 35 32 Digitalisierung von Produkten und 16 Digitalisierung des Kontakts zu 53 16 58 Dienstleistungen 26 Kunden und Zulieferern 21 56 0 20 40 60 80 Erneuerung IT-Strukturen, neue 42 55 Anwendungen 59 FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe 35 Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe Aufbau von Knowhow 39 Bau 47 Wissensbasierte Dienstleistungen 19 Sonstige Dienstleistungen Reorganisation des Workflows 30 29 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete 28 Verknüpfung der IT zwischen Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali- Funktionsbereichen 32 34 sierungsprojekten. Einführung neuer, digitaler 19 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 26 Marketing- / Vertriebskonzepte 42 ... und reorganisieren ihre Workflows im Zuge von Digitalisierung von Produkten und 22 Dienstleistungen 22 Digitalisierungsvorhaben 26 Die Reorganisation von Workflows im Rahmen von 0 20 40 60 80 Digitalisierungsprojekten ist – abgesehen von den gro- Ausschließlich 50 km Region Auch deutschlandweiter Absatz ßen Mittelständlern – in überregional agierenden sowie Auch Absatz im Ausland in FuE-treibenden Unternehmen stärker verbreitet. Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Dies bestätigt die oben ausgeführte Überlegung, wo- Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali- nach es sich hierbei um tiefer greifende Vorhaben han- sierungsprojekten. delt, die typischerweise eher von Vorreiterunternehmen Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen durchgeführt werden. Abschließend haben vor allem große, FuE-treibende und international agierende Mittelständler digitalisierte Projekte, die die Verknüpfung der IT zwischen Funkti- Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht. onsbereichen beinhalten, werden von großen, FuE- Hinsichtlich der Wirtschaftszweige kommen diese Un- Treibenden und von Unternehmen des Verarbeitenden ternehmen mit dem FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes durchgeführt. Dies dürfte zu einem guten Gewerbe und den Wissensbasierten Dienstleistungen Teil einen Größeneffekt widerspiegeln, da nur Unter- ebenfalls aus Branchen, die bei Innovations- und Digi- nehmen ab einer bestimmten Größe über deutlich von- talisierungsaktivitäten an der Spitze stehen. Die Digita- einander abgegrenzte Funktionsbereiche verfügen, die lisierung von Produkten und Dienstleistungen konzen- verknüpft werden können. Möglicherweise spielt in ei- triert sich somit stark auf Vorreiterunternehmen. nem geringeren Maß auch die Art der Leistungserstel- lung sowie der Grad der Innovationsfähigkeit eine Rolle. Seite 17
KfW Research Grafik 17: Art der Digitalisierungsvorhaben nach ei- gener FuE-Tätigkeit 2017–2019 Anteile in Prozent Digitalisierung des Kontakts zu 54 Kunden und Zulieferern 58 Erneuerung IT-Strukturen, neue 49 Anwendungen 62 Aufbau von Knowhow 38 47 Reorganisation des Workflows 24 32 Verknüpfung der IT zwischen 28 Funktionsbereichen 40 Einführung neuer, digitaler 24 Marketing- / Vertriebskonzepte 49 Digitalisierung von Produkten und 21 Dienstleistungen 32 0 20 40 60 80 Ohne eigene FuE Mit eigener FuE Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali- sierungsprojekten. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 18
5. Entwicklung der Digitalisierungsausgaben vor der Corona-Krise Digitalisierungsausgaben vor Corona leicht rück- Grafik 19: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im läufig Mittelstand nach Unternehmensgröße Im Jahr 2019 geben die mittelständischen Unterneh- In Mrd. EUR men 17,5 Mrd. EUR für Digitalisierungsprojekte aus 10 (Grafik 18). Analog zum Anteil der Unternehmen mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben sanken 8 7,2 6,6 auch die Digitalisierungsausgaben moderat gegenüber 5,2 5,8 6 5,1 dem Vorjahr. Bei einem Vergleich mit den Investitions- 4,7 4,7 4,3 4,3 3,9 ausgaben zeigt sich, dass die Digitalisierungsausgaben 4 3,4 3,2 deutlich hinter den Investitionen zurückliegen. Für Inve- 1,3 1,6 1,9 1,6 2 stitionen (in Maschinen, Anlagen u. ä.) geben mittel- ständische Unternehmen im Jahr 2019 222 Mrd. EUR 0 aus.27 Unter 5 5 bis unter 10 10 bis unter 50 50 Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte und mehr Grafik 18: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im 2016 2017 2018 2019 Mittelstand Anmerkung: ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige, mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte. In Mrd. EUR Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 25 Die Betrachtung nach Wirtschaftszweigen zeigt, dass 19,4 20 17,5 Dienstleistungsunternehmen unverändert mit knapp 14,9 5 Mrd. (wissensbasierte Dienstleister) bzw. gut 13,9 15 4 Mrd. EUR (sonstige Dienstleister) die höchsten ag- gregierten Digitalisierungsausgaben aufweisen (Gra- 10 fik 20). Beide Gruppen nehmen auch die größten An- teile an den mittelständischen Unternehmen ein. Das 5 Verarbeitende Gewerbe vereint gut 3 Mrd. EUR Digita- lisierungsausgaben auf sich. Die Unternehmen des 0 2016 2017 2018 2019 Baugewerbes geben mit knapp 0,5 Mrd. EUR am we- nigsten für Digitalisierungsvorhaben aus. Somit bestä- Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete tigt sich auch hinsichtlich der Höhe der Ausgaben die Werte. vergleichsweise niedrigen Digitalisierungsaktivitäten Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen dieser Unternehmen. Mit knapp 5 Mrd. EUR bzw. rund 27 % entfällt auf Un- ternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten ein hoher Grafik 20: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im Anteil (Grafik 19). Dies überrascht auf den ersten Blick, Mittelstand nach Wirtschaftszweigen denn der Anteil der Unternehmen mit Digitalisierungs- In Mrd. EUR projekten ist in dieser Gruppe vergleichsweise niedrig. 10 Zurückzuführen ist dieser Befund darauf, dass Unter- nehmen mit weniger als 5 Beschäftigten mit 81 % die 8 Masse der mittelständischen Unternehmen ausma- 6,0 6 chen. Auf große Mittelständler (50 und mehr Beschäf- 4,7 4,5 4,3 4,4 tigte) entfällt trotz ihres geringen Anteils an den mittel- 3,6 3,7 3,8 4 3,3 2,9 ständischen Unternehmen (2 %) mit knapp 7 Mrd. EUR 1,9 2,2 2 oder 38 % der größte Anteil der Digitalisierungsausga- 0,2 0,4 0,5 0,4 ben. Die Anteile an den Digitalisierungsausgaben, die 0 auf die einzelnen Unternehmensgrößenklassen entfal- Verarbeitendes Bau Wissensbasierte Sonstige Gewerbe Dienstleistungen Dienstleistungen len, haben sich zuletzt stabil entwickelt. Ein leichter 2016 2017 2018 2019 Rückgang der Digitalisierungsausgaben kann bei Un- ternehmen aller Größenklassen beobachtet werden. Anmerkung: ohne Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten, mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 19
KfW Research Durchschnittliche Digitalisierungsausgaben etwas Grafik 22: Durchschnittliche Digitalisierungsausga- gestiegen ben im Mittelstand nach Unternehmensgröße Um die Konzentration der Ausgaben auf unterschiedli- In Tsd. EUR che Typen von Unternehmen zu beleuchten, zeigen die folgenden Grafiken die durchschnittlichen Digitalisie- 7,7 Unter 5 Beschäftigte 6,2 rungsausgaben in mittelständischen Unternehmen (mit 6,4 8,3 Digitalisierungsausgaben). Im Durchschnitt verwenden 15,1 die Mittelständler im Jahr 2019 knapp 21.000 EUR für 14,4 5 bis unter 10 Beschäftigte 14,6 ihre Digitalisierung. Gegenüber den Vorjahren bedeutet 14,3 dies einen leichten Anstieg (Grafik 21). 35,8 10 bis unter 50 Beschäftigte 33,0 35,4 38,2 Grafik 21: Durchschnittliche Digitalisierungsausga- ben im Mittelstand 146,7 50 Beschäftigte und mehr 147,3 In Tsd. EUR 145,4 139,2 25 0 50 100 150 20,6 18,0 17,1 2016 2017 2018 2019 20 16,6 Anmerkung: ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige, mit 15 der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 10 Grafik 23: Durchschnittliche Digitalisierungsausga- ben im Mittelstand nach Wirtschaftszweigen 5 In Tsd. EUR 0 2016 2017 2018 2019 44,6 Verarbeitendes Gewerbe 40,5 43,2 Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete 56,9 Werte. 8,2 Bau 9,3 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 9,4 11,5 Die Höhe der Ausgaben ist stark von der Unterneh- 14,6 Wissensintensive Dienstleistungen 13,6 mensgröße abhängig. Unternehmen mit weniger als 15,3 16,0 5 Beschäftigten geben im Jahr 2019 durchschnittlich 19,6 gut 8.000 EUR für Digitalisierung aus. Dieser Betrag Sonstige Dienstleistungen 17,9 15,2 steigt beinahe exponentiell auf 139.000 EUR bei den 20,2 Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten (Gra- 0 20 40 60 fik 22). Auch wenn gegenüber dem Vorjahr die durch- 2016 2017 2018 2019 schnittlichen Ausgaben bei den kleinen Unternehmen Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete etwas gestiegen, bei den großen dagegen gesunken Werte. sind, bedeutet dies, dass große Mittelständler rund das Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 17-fache der kleinen Unternehmen für ihre Digitalisie- rung ausgeben. Bei der Betrachtung nach Wirtschaftszweigen liegen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit knapp Grundsätzlich muss beim Vergleich nach der Unterneh- 60.000 EUR auf der ersten Position. Mit deutlichem Ab- mensgröße berücksichtigt werden, dass kleine Unter- stand folgen Unternehmen der sonstigen sowie der nehmen – größenbedingt – absolut betrachtet auch nur Wissensbasierten Dienstleistungen, die mit Werten von geringere Beträge in ihre Digitalisierung investieren 20.000 bzw.16.000 EUR nahezu gleichauf liegen. Das müssen. Dies gilt beispielsweise, weil ihr Bestand an Baugewerbe rangiert mit knapp 12.000 EUR auf der Hard- und Software niedriger ist. Im Verhältnis zum vierten Position. Gegenüber dem Vorjahr sind die Jahresumsatz zeigt sich jedoch, dass gerade kleine durchschnittlichen Digitalisierungsausgaben in allen Unternehmen relativ zu ihrer Größe überdurchschnitt- betrachteten Wirtschaftszweigen gestiegen. lich hohe Beträge für Ihre Digitalisierung ausgeben und damit stärker als größere Unternehmen durch die Digi- Der Grund für die hohen Digitalisierungsausgaben im talisierung belastet werden.28 Verarbeitenden Gewerbe dürfte vor allem darin liegen, dass etwa die Digitalisierung in der Produktion im Seite 20
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020 Verarbeitenden Gewerbe hohe Ausgaben verlangt, da Abschließend führen mittelständische Unternehmen mit dies häufig den Austausch oder die Nachrüstung von eigener FuE nicht nur häufiger und oftmals ambitionier- Maschinen und Anlagen bedeutet. Bei den Dienstleis- tere Digitalisierungsvorhaben durch, sie geben durch- tungsunternehmen sind die Prozesse der Leistungser- schnittlich auch mehr für ihre Digitalisierung aus. Im bringung dagegen häufig nicht in einem so starken Jahr 2019 waren das durchschnittlich knapp Ausmaß kapitalintensiv. Anpassungen lassen sich hier 43.000 EUR. Dies ist 2,4-mal so viel wie bei Unterneh- mit einem geringeren Aufwand vornehmen. Auch im men ohne eigene FuE. Diese Kluft lässt befürchten, Baugewerbe konzentrieren sich Digitalisierungsaktivitä- dass sich mittelfristig eine Schere auftut zwischen stark ten oftmals auf Geschäftsprozesse in der Verwaltung digitalisierten, FuE-treibenden und zumeist großen Un- und seltener auf die unmittelbare Leistungserbringung. ternehmen und Unternehmen ohne eigene FuE, die Sie dürften daher ebenfalls weniger kapitalintensiv auch bei der Digitalisierung zurückfallen. sein. Grafik 24: Durchschnittliche Digitalisierungsausga- ben im Mittelstand nach FuE-Tätigkeit In Tsd. EUR 13,5 14,9 Keine eigene FuE 15,4 18,1 37,5 30,4 Mit eigener FuE 38,6 42,6 0 20 40 60 2016 2017 2018 2019 Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 21
6. Fazit Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 haben und nicht bei Homeoffice und Videokonferenzen als mittelständische Unternehmen ihre Digitalisierungsakti- neuen Errungenschaften stehen zu bleiben. Vielmehr vitäten zunächst gedrosselt. Dies gilt sowohl hinsicht- gilt es nun, strategische Digitalisierungsvorhaben anzu- lich des Anteils der Unternehmen mit abgeschlossenen gehen und jene Eigenschaften, die sich in der Krise als Projekten als auch für die Höhe der aggregierten Digi- vorteilhaft erwiesen haben – wie Flexibilität, Initiative talisierungsausgaben. Hinsichtlich der Struktur der Di- und Unternehmergeist – auch langfristig zu sichern und gitalisierer zeigen sich die bekannten Befunde: Große weiterzuentwickeln. Mittelständler gehen häufiger Digitalisierungsprojekte an und geben im Durchschnitt mehr für Digitalisierung Dies dürfte vielen Unternehmen nicht leicht fallen. aus als kleine Mittelständler. Gleiches gilt auch für Denn zum einen erschwert die angespannte Liquidi- FuE-treibende Unternehmen, die wie die großen Mittel- tätslage und der im Verlauf der Krise gestiegene Ver- ständler auch hinsichtlich der Art der durchgeführten schuldungsgrad die Durchführung entsprechender Pro- Projekte häufiger zu den Vorreiterunternehmen zählen. jekte im Nachgang der Krise. Zum anderen dürfte die Pandemie bei vielen Unternehmen auch den Wunsch Im Verlauf der Corona-Pandemie haben mittelständi- nach Verbesserungen der Krisenfestigkeit gesteigert sche Unternehmen – anders als bei Innovationen – haben. Der Zielkonflikt der Unternehmen zwischen ei- häufiger ihre Digitalisierungsanstrengungen ausgewei- ner Steigerung der Krisenresilienz und Verbesserun- tet als zurückgefahren (Saldo: 28 %). Der Grund hierfür gen der Wettbewerbsfähigkeit könnte sich dadurch ver- dürfte sein, dass Digitalisierungsmaßnahmen ein wich- schärfen. tiges Mittel bei der akuten Krisenbewältigung darstel- len. Dafür spricht, dass gerade Unternehmen, die gra- Um diesem Zielkonflikt entgegenzusteuern und mithilfe vierend von der Krise betroffen sind und mit einer lan- der Digitalisierung Wachstumschancen zu nutzen und gen Krisendauer rechnen, häufiger ihre Digitalisie- gestärkt aus der Krise hervorzugehen, gilt es jetzt, In- rungsaktivitäten gesteigert haben, als etwa Unterneh- vestitionsanreize für die digitale Transformation zu set- men, die nicht oder nur gering betroffen sind. zen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Fünf Ansatzpunkte bieten sich für die Wirtschaftspolitik an: Die Digitalisierung während der Corona-Pandemie ist jedoch kein Selbstläufer. Mehr als ein Drittel der Mittel- Zum einen muss der Ausbau der Digitalisierung in Un- ständler führt unverändert keine Digitalisierungsaktivi- ternehmen gezielt angereizt werden. Dazu sind z. B. täten durch. Auch droht, dass die Digitalisierungsbemü- bei Förderkrediten, Haftungsfreistellungen und Verbilli- hungen einbrechen, falls die Krise länger andauern und gungen die relevanten Hebel. Auch kurzfristige Anpas- sich die finanzielle Situation der Unternehmen deutlich sungen der Anreizwirkung können so gesteuert wer- verschlechtern sollte. Die Konzentration auf schnell den. Darüber hinaus sollte an eine verstärkte Kombina- umsetzbare und kurzfristig wirksame Maßnahmen tion von Förderkrediten und Zuschüssen gedacht wer- dürfte dazu geführt haben, dass strategisch angelegte, den. In Anbetracht der höheren Verschuldungslage der langfristig ausgerichtete Vorhaben häufiger zurückge- Unternehmen wäre auch zu prüfen, ob die Entwicklung stellt wurden. Nicht zuletzt dürfte die Pandemie die neuer, den Verschuldungsgrad der Unternehmen Kluft zwischen kleinen Unternehmen auf der einen so- „schonender“ Finanzierungsinstrumente, wie beispiels- wie großen und FuE treibenden Mittelständlern auf der weise Leasing oder Mezzanine-Kapital, ein Ansatz- anderen Seite weiter verstärken. punkt sein kann. Aus übergeordneter Perspektive geht von der Digitali- Um radikale Neuerungen in Deutschland verstärkt um- sierung während der Corona-Pandemie zudem eine zusetzen, ist es notwendig, hinsichtlich des VC-Mark- zweite Wirkung aus: Sie hilft nicht nur kurzfristig die ne- tes insbesondere die hohen Bedarfe an Wachstumska- gativen Wirkungen der Krise abzufedern. Sondern sie pital besser zu bedienen: Dazu muss weiteres privates beschleunigt auch den ohnehin bevorstehenden Struk- Kapital mobilisiert und das VC-Ökosystem weiter ge- turwandel. stärkt werden. Explizite Forschungsvorhaben müssen aufgrund der hohen Unsicherheit über deren Erfolg und Für die Unternehmen gilt es daher mit dem erwarteten ihres häufig grundlagennahen Charakters mithilfe von Abflauen der Krise im weiteren Verlauf dieses Jahres Zuschüssen und steuerlicher Förderung unterstützt das Momentum bei der Digitalisierung weiterzuführen werden. Gerade FuE-treibende Mittelständler gehen Seite 23
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