KFW-DIGITALISIERUNGSBERICHT MITTELSTAND 2020 RÜCKGANG DER DIGITALISIERUNGS-AKTIVITÄTEN VOR CORONA, AMBIVALENTE ENTWICKLUNG WÄHREND DER KRISE ...

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KFW-DIGITALISIERUNGSBERICHT MITTELSTAND 2020 RÜCKGANG DER DIGITALISIERUNGS-AKTIVITÄTEN VOR CORONA, AMBIVALENTE ENTWICKLUNG WÄHREND DER KRISE ...
KfW Research

    KfW-Digitalisierungsbericht
 Mittelstand 2020
 Rückgang der Digitalisierungs-
 aktivitäten vor Corona, ambivalente
 Entwicklung während der Krise
Impressum

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KfW Bankengruppe
Abteilung Volkswirtschaft
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Redaktion
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Abteilung Volkswirtschaft
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Dr. Volker Zimmermann
Telefon 069 7431-3725

Copyright Titelbild
Quelle: KfW-Bildarchiv / Fotograf: photothek.net

Frankfurt am Main, März 2021
Inhalt

1. Einleitung                                             5

2. Digitalisierungsaktivitäten während der Corona-Krise   7

3. Abgeschlossene Digitalisierungsvorhaben vor der
   Corona-Krise                                           11

4. Art der durchgeführten Digitalisierungsvorhaben        15

5. Entwicklung der Digitalisierungsausgaben vor der
   Corona-Krise                                           19

6. Fazit                                                  23

                                                          Seite 1
Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 ha-        stiegs von geringer Bedeutung ist. Die Erschließung
ben mittelständische Unternehmen ihre Digitalisie-       neuer Märkte steht zu selten im Vordergrund von Di-
rungsaktivitäten gedrosselt. Die Corona-Pandemie         gitalisierungsmaßnahmen. Nicht zuletzt dürften der
hat dann im Jahr 2020 einen Schub bei der Digitali-      im Verlauf der Krise gestiegene Verschuldungsgrad
sierung ausgelöst. Bis Januar 2021 hat jedes dritte      der Unternehmen und ihr Wunsch nach einer Ver-
mittelständische Unternehmen seine Digitalisierung       besserung ihrer Krisenfestigkeit den Zielkonflikt zwi-
ausgeweitet (33 %). Daran lässt sich ablesen, wie        schen einer Steigerung der Krisenresilienz und der
wichtig Digitalisierungsmaßnahmen für die Unter-         Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit weiter
nehmen bei der akuten Krisenbewältigung sind. Le-        verschärfen.
diglich 5 % der Mittelständler haben ihre Digitalisie-
rungsanstrengungen verringert. Damit liegt der           Um Wachstumschancen zu nutzen und gestärkt aus
Saldo von Unternehmen mit erhöhten abzüglich je-         der Krise hervorzugehen, gilt es jetzt für die Wirt-
nen mit verringerten Digitalisierungsaktivitäten für     schaftspolitik Investitionsanreize für die digitale
2020 bei insgesamt plus 28 %.                            Transformation zu setzen und die Rahmenbedingun-
                                                         gen zu verbessern. Die folgenden Ansatzpunkte bie-
Gerade Mittelständler, die gravierend – aber nicht       ten sich an:
existenziell – von der Krise betroffen sind (Saldo:
36 %) und Unternehmen, die mit einer langen Kri-         Zum einen muss der Ausbau der Digitalisierung in
sendauer rechnen (Saldo: 31 %), haben ihre Digitali-     Unternehmen gezielt angereizt werden. Dazu gilt es
sierungsaktivitäten häufiger gesteigert als andere       mithilfe von Förderkrediten, Venture Capital, kredit-
Unternehmen. Außerdem weiten vor allem große             ähnlichen Instrumenten sowie bei FuE-Vorhaben mit
Mittelständer (50 und mehr Beschäftigte) mit im          Zuschüssen und steuerlicher Förderung verstärkte
Saldo 53 % sowie Forschung und Entwicklung               Anreize zu setzen. Neben der Unterstützung von
(FuE)-treibende Mittelständler (Saldo: 49 %) ihre Di-    Vorreiterunternehmen ist es unabdingbar, auch die
gitalisierungsanstrengungen besonders häufig aus.        Digitalisierung bei der Masse der Nachzüglerunter-
Die entsprechenden Anteile bei den kleinen Mittel-       nehmen zu unterstützen und so eine Spaltung des
ständlern (unter 5 Beschäftigte) sowie bei Mittel-       Mittelstands in stark digitalisierte, zumeist große und
ständlern ohne FuE belaufen sich auf 28 bzw. 26 %.       FuE-treibende Mittelständler und eine große Masse
                                                         an bei der Digitalisierung abgehängte Unternehmen
Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Mehr   zu verhindern.
als ein Drittel der Mittelständler führt unverändert
keine Digitalisierungsaktivitäten durch. Auch dürften    Zum anderen ist es auch notwendig, an den Rah-
sich die Unternehmen auf schnell umsetzbare und          menbedingungen zu arbeiten: Die Stichworte hierzu
kurzfristig wirksame Maßnahmen konzentriert, dage-       sind fehlendes Knowhow in Unternehmen, eine lük-
gen langfristig ausgerichtete Vorhaben häufiger zu-      kenhafte Infrastruktur, die Finanzierung von An-
rückgestellt haben. Außerdem zeigt sich die unzu-        schubprojekten und der Abbau von Hemmnissen
reichende Nutzung des Digitalisierungspotenzials         hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicher-
daran, dass bislang die Digitalisierung von Produk-      heit.
ten und Dienstleistungen trotz eines leichten An-

                                                                                                            Seite 3
1. Einleitung

Die Digitalisierung gilt als wichtige Quelle von Innova-      starken Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft
tionen. Sie beeinflusst die Innovationstätigkeit in Unter-    führt. Dies gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil Deutsch-
nehmen auf verschiedene Weise und treibt sie voran.           land im internationalen Vergleich bei der aktuellen Digi-
So stellen digitale Daten einen wichtigen Input für Inno-     talisierung nur eine Position im Mittelfeld einnimmt.
vationen dar, digitale Technologien ermöglichen inno-         Beim Indikator „The Digital Economy and Society In-
vative Produkte und Dienstleistungen, Effizienzsteige-        dex“ (DESI) der Europäischen Union liegt Deutschland
rungen, neue Formen der Interaktion mit Kunden und            auf Rang 12 innerhalb der 28 EU-Länder.6 Hinsichtlich
Geschäftspartnern und beschleunigen Innovationszyk-           der Integration digitaler Technologien in der Wirtschaft
len. Die Digitalisierung stellt dabei oftmals die technolo-   rangiert Deutschland sogar nur auf Position 18 (Gra-
gische Basis dar, die Innovationen erst ermöglicht.1 Die      fik 1). Laut dem Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL
große Bedeutung der Digitalisierung für die Innovati-         verfügt Deutschland über keine ausgeprägten digitali-
onstätigkeit zeigt sich etwa daran, dass 72 % der inno-       sierungsspezifischen Stärken. 7 Die symptomatische
vativen Mittelständler zugleich auch Digitalisierungsvor-     Folge davon sei eine ausgeprägte Exportschwäche bei
haben durchführen. Als „General Purpose Technolo-             den Informationstechnologien.
gie“2 ist die Digitalisierung ein Hoffnungsträger für die
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen         Grafik 1: Ranking der deutschen Wirtschaft hin-
der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Pro-          sichtlich der Integration digitaler Technologien
duktivitätsentwicklung.                                       In Indexpunkten

Ähnlich wie für Innovationsvorhaben kann eine Vielzahl                           Irland
von Studien positive Effekte der Digitalisierung auf ge-                     Finnland
                                                                              Belgien
samt- und einzelwirtschaftlicher Ebene ermitteln.3 Posi-                 Niederlande
tiv zu erwähnen ist darüber hinaus, dass in Unterneh-                      Dänemark
men, die in den zurückliegenden Jahren ihre Digitalisie-                   Schweden
                                                                                 Malta
rung ausgebaut haben, stabilere Beschäftigungsver-             Vereinigtes Königreich
hältnisse zu beobachten sind, als in Unternehmen die                      Tschechien
nicht oder nur wenig in ihre Digitalisierung investiert ha-                   Litauen
                                                                           Frankreich
ben.4 Nicht zuletzt hat aktuell die Corona-Pandemie die                      Kroatien
Vorteile moderner Informations- und Kommunikations-                          Spanien
                                                                              Estland
technologien und digitalisierter Arbeitsabläufe sowie
                                                                           Slowenien
die dabei bestehenden Defizite in Deutschland offenge-                       Portugal
legt.                                                                      Österreich
                                                                         Deutschland
                                                                          Luxemburg
Unter Digitalisierung verstehen wir die Durchführung                           Zypern
von Projekten zum erstmaligen oder verbesserten Ein-                        Slowakei
                                                                                Italien
satz digitaler Technologien in den Prozessen, Produk-
                                                                             Lettland
ten und Dienstleistungen eines Unternehmens und im                      Griechenland
Kontakt zu Kunden und Zulieferern. Auch Maßnahmen                               Polen
                                                                              Ungarn
zum Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unter-
                                                                           Rumänien
nehmen sowie die Umsetzung von neuen digitalen                              Bulgarien
Marketing- und Vertriebskonzepten zählen dazu.                                            0   20   40       60       80

Die Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit         Quelle: DESI 2020
Informationstechnologien ist keine neue Entwicklung.5
Dennoch handelt es sich bei der aktuellen Digitalisie-
rungswelle um einen tief greifenden Prozess, der zu

                                                                                                                  Seite 5
2. Digitalisierungsaktivitäten während der Corona-Krise

Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 hatten                        ständler unverändert keine Digitalisierungsaktivitäten
mittelständische Unternehmen ihre Digitalisierungsakti-                     durch.
vitäten gedrosselt. Dagegen konnte zu Beginn der Co-
rona-Pandemie ein Schub bei der Digitalisierung                             Zweite Pandemiewelle bewirkt Steigerung der
beobachtet werden. So wurden beispielsweise inner-                          Digitalisierungsanstrengungen
halb einer kurzen Zeitspanne Homeoffice-Kapazitäten                         Ein Grund für die Steigerungen der Digitalisierungsakti-
auf- bzw. ausgebaut.8 Auch nahmen Onlinetransaktio-                         vitäten dürfte sein, dass die zweite Pandemiewelle und
nen stark zu.9 Die Nutzung von Onlinehandel, bargeld-                       die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen die
losen Zahlungssystemen, virtuellen Kommunikations-                          Unternehmen veranlasst haben, bei ihren Digitalisie-
formen oder E-Health-Angeboten erlebten einen star-                         rungsmaßnahmen zur Krisenbewältigung nochmals
ken Anstieg. Für die Unternehmen war es von ent-                            nachzulegen. Ermöglicht wurde die Ausweitung der Ak-
scheidender Bedeutung flexibel auf Nachfragerück-                           tivitäten auch dadurch, dass die Krisenbetroffenheit mit
gänge und Lieferengpässe zu reagieren, Distanz zu                           der zweiten Pandemiewelle zwar wieder angestiegen,
wahren und die Sichtbarkeit für Kunden und Kooperati-                       die Lage der Unternehmen aktuell jedoch weniger stark
onspartner sicherzustellen, wozu Digitalisierungsmaß-                       angespannt ist als im Frühjahr 2020. Dies gilt insbe-
nahmen gerade unter den Pandemie-Bedingungen                                sondere hinsichtlich der Umsatzentwicklung.11
maßgeblich beitragen können.10
                                                                            Grafik 3: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä-
Grafik 2: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä-                         ten nach dem Ausmaß der Betroffenheit
ten im Zuge der Corona-Pandemie                                             Anteile in Prozent
Anteile in Prozent

                                                                               Existenzielle Bedrohung des
                                                                                                                   22         30        15           33
                                                                                      Unternehmens
    Januar 2021               33             29         5        33

                                                                                  Gravierende Betroffenheit             41              33       5        21

September 2020           23           28          14             36
                                                                                                                                        1

                                                                            Geringe bzw. keine Betroffenheit        31             24            44
                  0            20      40          60           80    100

  Gesteigert / (wieder) aufgenommen         Unverändert beibehalten
  Verringert / eingestellt                  Unverändert keine                                                  0        20     40           60    80           100
                                                                              Gesteigert / (wieder) aufgenommen         Unverändert beibehalten
Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete                    Eingestellt / verringert                  Unverändert keine
Werte.
                                                                            Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 3. und 4. Sondererhebung, ei-           Werte.
gene Berechnungen
                                                                            Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be-
Um zu untersuchen, wie sich die Digitalisierungsaktivi-                     rechnungen
täten im Verlauf der Pandemie entwickelt haben, hat
                                                                            So haben Unternehmen, die spürbar – jedoch nicht exi-
KfW Research Anfang September 2020 und Ende Ja-
                                                                            stenziell – von der Pandemie betroffen sind, ihre Digita-
nuar 2021 Zusatzbefragungen zum KfW-Mittelstands-
                                                                            lisierungsanstrengungen im Saldo häufiger gesteigert
panel durchgeführt (Kasten: Corona Sonderbefragun-
                                                                            (36 %) als Unternehmen, die nur geringfügig oder nicht
gen im KfW-Mittelstandspanel).
                                                                            von der Corona-Pandemie betroffen sind (30 %). Der
                                                                            Grund für die geringe Ausweitung der Digitalisierungs-
Auch im weiteren Pandemieverlauf haben – gegenüber
                                                                            aktivitäten bei den existenziell betroffenen Unterneh-
der Situation vor Corona – mehr Mittelständler ihre Di-
                                                                            men dürfte sein, dass deren finanzielle Lage eine In-
gitalisierungsaktivitäten gesteigert als verringert. Der
                                                                            tensivierung der Aktivitäten nicht zulässt (Grafik 3).
Saldo (Anteil der Unternehmen, die ihre Aktivitäten
steigern, abzüglich des Anteils, die ihre Aktivitäten ver-
ringern) nimmt von der Befragung im Herbst auf jene
im Januar 2021 sogar auf 28 % zu (Grafik 2). Aller-
dings führt mit 33 % ein noch größerer Teil der Mittel-

                                                                                                                                                          Seite 7
KfW Research

 Corona Sonderbefragung im KfW-Mittelstands-              Unternehmen, die noch längere Zeit mit den Folgen der
 panel                                                    Corona-Pandemie rechnen, mit 39 % ihre Digitalisie-
 Die Sonderbefragungen im Rahmen des KfW-Mittel-          rungsaktivitäten am häufigsten ausgeweitet haben
 standspanels wurden vom 1. bis 14. September             (Grafik 4). Zwar haben Unternehmen in dieser Gruppe
 2020 sowie vom 12. bis 22. Januar 2021 als On-           mit 8 % auch mit am häufigsten ihre Digitalisierungsak-
 linebefragung durchgeführt. Sie hatten unter ande-       tivitäten zurückgefahren. Im Saldo überwiegt der Anteil
 rem die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise          der Unternehmen mit einer Ausweitung der Digitalisie-
 zum Inhalt. Befragt wurden alle Unternehmen, die         rungsanstrengungen in dieser Gruppe jedoch sogar
 am KfW-Mittelstandspanel teilnehmen und zu denen
 eine valide E-Mail-Adresse bekannt ist. Aufgrund der     noch deutlicher als in der Gruppe der von Corona nicht
 Anbindung an den Grunddatensatz des KfW-Mittel-          (mehr) betroffenen Mittelständler.
 standspanels12 können die Befragungsergebnisse
 auf die Grundgesamtheit der mittelständischen Un-        Grafik 4: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä-
 ternehmen hochgerechnet werden.                          ten nach der erwarteten Dauer, bis die Folgen der
                                                          Corona-Pandemie überwunden sind
 Die Entwicklung der Digitalisierungsaktivitäten wurde    Anteile in Prozent
 wie folgt erhoben:

                                                                    Mehr als 8 Monate         39                 29           8        25
 Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf Ihre Digitali-
 sierungsaktivitäten?

                                                            Innerhalb der kommenden
 Dabei standen die folgenden Antwortmöglichkeiten                    8 Monate
                                                                                             31                 35            8        26

 zur Auswahl:
                                                                                                                     2
 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden vollständig             Nicht betroffen bzw.
                                                                                             30            25                     43
                                                                     bereits erholt
   eingestellt,
 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber                                      0      20        40             60       80        100
                                                            Gesteigert / (wieder) aufgenommen        Unverändert beibehalten
   der Situation vor der Corona-Krise zurückgefah-
                                                            Eingestellt / verringert                 Unverändert keine
   ren,
                                                          Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber       Werte.
   der Situation vor der Corona-Krise nahezu unver-
                                                          Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be-
   ändert beibehalten,                                    rechnungen

 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden gegenüber       Beides deutet darauf hin, dass es sich bei den ergriffe-
   der Situation vor der Corona-Krise gesteigert,         nen Digitalisierungsmaßnahmen um Maßnahmen han-
 − die Digitalisierungsaktivitäten wurden im Zuge der     delt, die – etwa zur Sicherstellung des Geschäftsbe-
   Corona-Krise wieder aufgenommen, nachdem wir           triebs und zur Generierung von Umsatz – zwingend
   vor der Corona-Krise keine Innovationsaktivitäten      notwendig sowie schnell umsetzbar und auf die Erzie-
   durchgeführt haben.                                    lung einer unmittelbaren Wirkung ausgelegt sind. Da-
                                                          gegen ist zu befürchten, dass strategisch angelegte,
 Für die Analyse wurden die Antwortmöglichkeiten          längerfristige Vorhaben, von denen keine unmittelbar
 „vollständig eingestellt“ und „zurückgefahren“ sowie     positiven Auswirkungen zu erwarten waren, häufig zu-
 „wieder aufgenommen“ und „gesteigert“ zur Erhö-          rückgestellt worden sind.
 hung der Übersichtlichkeit zusammengefasst.
                                                          Große Mittelständler sind auch unter Corona häufig
                                                          Vorreiter
Länge der erwarteten Krisendauer verstärkt die            Ähnlich zu den Befunden vor der Corona-Pandemie
Digitalisierungsanstrengungen                             unterscheidet sich die Entwicklung der Digitalisierungs-
Auch ist denkbar, dass sich bei den Unternehmen in        aktivitäten zwischen großen und kleinen Mittelständlern
zunehmendem Ausmaß der Eindruck durchgesetzt hat,         deutlich. Mit zunehmender Unternehmensgröße wach-
dass sie ihre Geschäftstätigkeit noch eine längere Zeit   sen insbesondere die Anteile der Unternehmen, die
unter den Bedingungen der Pandemie verfolgen müs-         ihre Aktivitäten steigern, während die Anteile der Unter-
sen und daher ihre Investitionen in die Digitalisierung   nehmen, mit rückläufigen bzw. unverändert keinen Di-
verstärkt haben. Darauf deutet hin, dass gerade           gitalisierungsaktivitäten zurückgehen (Grafik 5).

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KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

Beispielsweise weiten 58 % der großen Mittelständler                                                                      auch unter Corona am seltensten seine Digitalisie-
(50 und mehr Beschäftigte) ihre Digitalisierungsaktivitä-                                                                 rungsanstrengungen aus.
ten aus, während dies nur für 32 % der Unternehmen
mit weniger als fünf Beschäftigten gilt. Neben den be-                                                                    Mittelständler, die in der Vergangenheit eigene FuE
reits oben genannten Gründen hierfür dürfte diese Be-                                                                     betrieben haben, sind auch während der Krise akti-
obachtung darauf zurückzuführen sein, dass gerade                                                                         ver
kleine Mittelständler von den Auswirkungen der Krise                                                                      Abschließend weiten Unternehmen, die in den zurück-
häufiger existenziell betroffen sind als größere Mittel-                                                                  liegenden Jahren eigene FuE getätigt haben, unter Co-
ständler.13                                                                                                               rona ihre Digitalisierungsanstrengungen häufiger aus
                                                                                                                          als Unternehmen für die dies nicht gilt. Mit 54 % liegt
Grafik 5: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä-                                                                       der Anteil der Unternehmen mit Ausweitung ihrer Digi-
ten nach Unternehmensgröße und Wirtschafts-                                                                               talisierungsaktivitäten unter den FuE-Treibenden rund
zweig                                                                                                                     drei Viertel höher als unter den Nicht-FuE-Treibenden
Anteile in Prozent                                                                                                        (Grafik 6).

                                                                                                                          Grafik 6: Entwicklung der Digitalisierungsaktivitä-
 Unterenhmensgröße

                            Unter 5 Beschäftigte             32               29            4             35
                                                                                                                          ten nach zurückliegender FuE-Tätigkeit
                      5 bis unter 10 Beschäftigte            35                29               10            26
                                                                                                                          Anteile in Prozent
                     10 bis unter 50 Beschäftigte             43                       29            10        18

                       50 und mehr Beschäftigte                    58                               32             5 6
                                                                                                                          Ohne eigene FuE                31                  29       5           35

                       Verarbeitendes Gewerbe                33               31                9             27
 Wirtschaftszweig

                                             Bau        19          25        3                     53
                                                                                                                            FuE-Treibende                          54                     24     5     17
                                         Handel              33          19            9                 39

                                Dienstleistungen             34                   32            5         29                                 0                20        40          60           80         100

                                                    0         20         40             60               80         100       Gesteigert / (wieder) aufgenommen              Unverändert beibehalten

            Gesteigert / (wieder) aufgenommen                Unverändert beibehalten                                          Eingestellt / verringert                       Unverändert keine

            Eingestellt / verringert                         Unverändert keine
                                                                                                                          Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete                                                                Werte.
Werte.
                                                                                                                          Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be-
Quelle: KfW Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung, eigene Be-                                                         rechnungen
rechnungen
                                                                                                                          Auch diese Beobachtung unterstreicht den bereits für
Bei den Wirtschaftszweigen weiten im Saldo Dienstlei-                                                                     die Zeit vor der Pandemie ermittelten Befund, dass Un-
stungsunternehmen am häufigsten ihre Digitalisie-                                                                         ternehmen, die über verstetigte Prozesse zum Entwik-
rungsaktivitäten aus. Gerade Unternehmen aus den                                                                          keln und Einführen von Neuerungen verfügen – wofür
Wirtschaftszweigen der personenbezogenen Dienstlei-                                                                       die Durchführung eigener FuE Ausdruck ist –, solche
stungen (z. B. Gaststätten, Friseure oder Fitness Stu-                                                                    Aktivitäten häufiger als andere Unternehmen auch in
dios) sind vom aktuellen Lockdown betroffen. Gleichauf                                                                    einer Krisensituation beibehalten oder sogar noch stei-
folgen der Handel, bei dem insbesondere der Einzel-                                                                       gern. Die ausgeprägteren Digitalisierungsanstrengun-
handel die Eindämmungsmaßnahmen spürt, sowie das                                                                          gen dieser Unternehmen stärken deren Resilienz in
Verarbeitende Gewerbe, bei dem die FuE-intensiven                                                                         akuten Krisen14 und tragen auch nach einer Krise dazu
Wirtschaftszweige allerdings bereits vor Corona zu den                                                                    bei, mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit Bo-
Vorreitern gezählt haben. Das generell hinsichtlich der                                                                   den gegenüber den Wettbewerbern gut zu machen.
Digitalisierung zurückhaltende und vergleichsweise we-
nig von der Pandemie betroffene Baugewerbe weitet

                                                                                                                                                                                                       Seite 9
3. Abgeschlossene Digitalisierungsvorhaben vor der Corona-Krise

Anteil der Unternehmen mit Digitalisierungsvorha-                maßnahmen, etwa weil sie aufgrund ihrer breiteren Ak-
ben sinkt vor Corona                                             tivitäten auch über umfangreichere IT-Ausstattungen
In den zurückliegenden zwei Erhebungen hatte der An-             verfügen und stärker in überregionale Wertschöpfungs-
teil der mittelständischen Unternehmen, die Digitalisie-         ketten mit entsprechenden Anforderungen eingebun-
rungsprojekte abgeschlossen haben, jeweils zugenom-              den sind. Außerdem weisen größere Unternehmen
men. Im Zeitraum 2017–2019 ist dieser Anteil um 10               häufig einen höheren Automatisierungsgrad auf. Dar-
Prozentpunkte zurückgegangen. Er beläuft sich aktuell            über hinaus führen Mindestprojektgrößen und Fixko-
auf 30 % (Grafik 7).15 Grund für den Rückgang dürfte             stenanteile zu einer stärkeren Belastung von kleinen
sein, dass sich die Wirtschaft in Deutschland bereits im         Unternehmen,19 sodass kleinere Unternehmen Digitali-
Jahr 2019 in einer Abschwungphase befand und die                 sierungsprojekte häufiger zurückstellen. Nicht zuletzt
Unternehmen dementsprechend zurückhaltender agiert               haben kleinere Unternehmen größere Schwierigkeiten
haben.16 Die Anzahl der mittelständischen Unterneh-              bei der externen Finanzierung von Digitalisierungsvor-
men mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben                 haben.20
nahm um 380.000 auf gut 1,1 Mio. Unternehmen ab.
Dieser Befund steht somit im Einklang mit anderen Stu-           Grafik 8: Mittelständische Unternehmen mit
dien, die vor der Corona-Pandemie stagnierende Digi-             abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach
talisierungsaktivitäten ermittelt haben.17                       Unternehmensgröße
                                                                 Anteile in Prozent
Grafik 7: Mittelständische Unternehmen mit
                                                                 80
abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben                                                                                                          67
                                                                                                                            53                         60
Anteile in Prozent                                               60
                                                                                                                                             49
50                                                                                                       43                      44     45
                                                                                  38                33              35 40
                                                                 40
                                       40                                                                     32
                                                                             28        28      27
40                                                                      24
                                                                 20
                         30                             30
30
           26
                                                                  0
20                                                                       Unter 5               5 bis unter 10      10 bis unter 50    50 Beschäftigte
                                                                       Beschäftigte             Beschäftigte        Beschäftigte         und mehr

                                                                      2014/2016             2015/2017         2016/2018     2017/2019
10
                                                                 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
 0                                                               Werte.
       2014/2016     2015/2017      2016/2018        2017/2019
                                                                 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
Werte.                                                           FuE-intensives Verarbeitende Gewerbe und
                                                                 Wissensbasierte Dienstleister vorn
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
                                                                 Im Branchenvergleich zeigt sich, dass ein Rückgang
Große Mittelständler digitalisieren häufiger                     des Digitalisiereranteils in allen Branchen, mit Aus-
Ein Rückgang der mittelständischen Unternehmen mit               nahme des FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes
Digitalisierungsprojekten zeigt sich bei Unternehmen             zu verzeichnen ist (Grafik 9). Dazu zählen beispiels-
jeder Größe (Grafik 8). Zwischen den Größenklassen               weise die Wirtschaftszweige Maschinenbau, Elektro-
zeigen sich jedoch unverändert deutliche Unterschiede            technik oder Chemie. Gemeinsam mit Unternehmen
bei den Digitalisierungsaktivitäten. Mit 28 % bei den            aus dem Wirtschaftszweig „Wissensbasierte Dienstlei-
kleinen Unternehmen (unter 5 Beschäftigte) und 60 %              stungen“ (z. B. Mediendienstleister, IT- und Informati-
bei den großen Mittelständlern (50 und mehr Beschäf-             onsdienstleister sowie Rechts-, Steuer- und Unterneh-
tigte) liegt dieser Anteil bei den großen Unternehmen            mensberatungen) nehmen beide Wirtschaftszweige die
mehr als doppelt so hoch als bei den kleinen.18                  Spitzenpositionen ein. Der Anteil der Unternehmen mit
                                                                 Digitalisierungsvorhaben beträgt im FuE-intensiven
Die Gründe für die mit der Unternehmensgröße stei-               Verarbeitenden Gewerbe 53 %, bei den Wissensinten-
genden Anteile von Unternehmen mit Digitalisierungs-             siven Dienstleistern 37 %. Auch hier zeigt sich eine
vorhaben sind vielfältig: Größere Unternehmen haben              Parallele zur Innovationstätigkeit. Die Unternehmen
beispielsweise häufiger Anlass zu Digitalisierungs-              dieser Wirtschaftszweige liegen auch beim Anteil an

                                                                                                                                                  Seite 11
KfW Research

Unternehmen mit Produkt- und Prozessinnovationen                                                       Auch dieser Zusammenhang ist für die Innovationstä-
vorn.                                                                                                  tigkeit von mittelständischen Unternehmen bekannt.21
                                                                                                       Die Gründe hierfür sind, dass die betreffenden Unter-
Mit Werten zwischen 18 und 27 % folgen die weiteren                                                    nehmen in einem intensiveren Wettbewerb stehen und
Wirtschaftszweige mit deutlichem Abstand. Die Anteile                                                  daher in einem besonderen Maß gezwungen sind, ihre
der mittelständischen Unternehmen mit Digitalisie-                                                     Produkte up to date und ihre Geschäftsabläufe effizient
rungsprojekten bei den „sonstigen Dienstleistungen“                                                    zu halten. Außerdem stellt eine Präsenz auf überregio-
(z. B. Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei) sowie dem                                                     nalen und ausländischen Märkten eine Quelle für Anre-
sonstigen Verarbeitenden Gewerbe (z. B. Metallerzeu-                                                   gungen und neues Wissen dar,22 die sowohl zu traditio-
gung und -bearbeitung, Herstellung von Bekleidung                                                      nellen Innovationen als auch zum Ausbau der Digitali-
oder Herstellung von Futtermitteln) liegen nahezu                                                      sierung führen können. Nicht zuletzt bietet beispiels-
gleich auf. Das Baugewerbe (Anteil der Unternehmen                                                     weise der Einsatz digitaler Technologien für die Kom-
mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben: 18 %)                                                    munikation über große Entfernungen deutliche Vorteile.
weist typischerweise ein niedrigeres Digitalisierungspo-
tenzial als andere Wirtschaftszweige auf. Insbesondere                                                 Grafik 10: Mittelständische Unternehmen mit
die Möglichkeiten zur Digitalisierung bei der unmittelba-                                              abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach
ren Leistungserbringung sind begrenzt. Als ein zentra-                                                 der Absatzregion
ler Digitalisierungsschritt im Baugewerbe gilt der Ein-                                                Anteile in Prozent
satz des „Building Information Modeling“ (BIM).
                                                                                                       60
                                                                                                                                                                            51
Grafik 9: Mittelständische Unternehmen mit                                                                                                          46                           46
                                                                                                                                                                       41
                                                                                                                                                                  37
abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach                                                          40
                                                                                                                         32                    33        31
Wirtschaftszweigen                                                                                                                        30
                                                                                                                    23        23
Anteile in Prozent                                                                                             20
                                                                                                       20
60
                     53
                                                                           48
                45                                                                                      0
           36                       38                                37        37                          Ausschließlich 50 km Auch deutschlandweiter           Auch Absatz im
40                                                                                                                Region                Absatz                       Ausland
                                                                                             35
      31                                                31          32
                               28                                                                            2014/2016        2015/2017        2016/2018      2017/2019
                                         27                                          25 25        26
                          21                       19        18                                        Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
20                                                                                                     Werte.
                                              13
                                                                                                       Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen

 0                                                                                                     Die Beschäftigung von Hochschulabsolventen
     FuE-intensives   Sonstiges                    Bau            Wissensbasierte     Sonstige
     Verarbeitendes Verarbeitendes                                Dienstleistungen Dienstleistungen    begünstigt die Digitalisierung
       Gewerbe        Gewerbe
                                                                                                       In Unternehmen, die Hochschulabsolventen beschäfti-
       2014/2016          2015/2017            2016/2018              2017/2019                        gen, liegt der Anteil der Unternehmen mit abgeschlos-
Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete                                               senen Digitalisierungsprojekten aktuell bei 45 %. Damit
Werte.                                                                                                 liegt dieser Anteil knapp doppelt so hoch wie in Unter-
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen                                                     nehmen ohne Hochschulabsolventen (Grafik 6). Der
                                                                                                       Grund hierfür dürfte sein, dass Humankapital eine
Intensiver Wettbewerb auf überregionalen Märkten                                                       wichtige Quelle für das Hervorbringen von Neuerungen
zwingt zur Digitalisierung                                                                             darstellt.23 Dies bestätigt sich auch für die Digitalisie-
Die regionale Ausdehnung des Absatzmarktes spielt                                                      rung. Akademische Ausbildungen befördern die Digita-
für die Digitalisierung ebenfalls eine wichtige Rolle.                                                 lisierung somit in besonderer Weise. Vor allem ein
Zwar nimmt der Anteil der Unternehmen mit Digitalisie-                                                 Hochschulstudium befähigt Mitarbeiter offensichtlich
rungsvorhaben in allen betrachteten regionalen Aus-                                                    zur Konzeption und Durchführung derartiger Projekte.
dehnungen der Absatzgebiete ab. Der Anteil der Digita-
lisierer liegt unter den Unternehmen mit einem interna-
tionalen Absatzgebiet jedoch doppelt so hoch wie bei
regional agierenden Unternehmen (Grafik 10).

Seite 12
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

Grafik 11: Mittelständische Unternehmen mit                               widerspiegelt – ohne dass es explizit FuE mit Zielrich-
abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach                             tung Digitalisierung betreibt.
der Beschäftigung von Hochschulabsolventen
Anteile in Prozent                                                        Tatsächlich führen Unternehmen mit eigener FuE deut-
                                                                          lich häufiger Digitalisierungsprojekte durch als Unter-
80
                                                                          nehmen ohne FuE. Mit 68 % liegt dieser Anteil bei den
                                                                56        FuE-treibenden Mittelständlern 2,6-mal so hoch wie un-
60
                                                                          ter den Unternehmen ohne FuE (Grafik 12). Unterneh-
                                                                     45
                                                  36
                                                        43                men ohne FuE haben im Vergleich zur Vorerhebung
40
                        32                                                gegenüber den FuE-Treibenden an Boden verloren.
                 26
          22
                                 24                                       Wie bei Innovationen zeigt sich auch hier das Phäno-
20                                                                        men, dass FuE-treibende Unternehmen über ver-
                                                                          stetigte Entwicklungs- und Erneuerungsprozesse verfü-
 0                                                                        gen, die in einem konjunkturellen Abschwung auch bei
       Keine Hochschulabsolventen                 Hochschulabsolventen
                                                                          diesen Aktivitäten für eine höhere Stabilität sorgen.
     2014/2016       2015/2017        2016/2018     2017/2019

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete                  Grafik 12: Mittelständische Unternehmen mit
Werte.                                                                    abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben nach
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen                        eigener FuE-Tätigkeit
                                                                          Anteile in Prozent
FuE-treibende Unternehmen führen häufiger Digita-
                                                                          80
lisierungsvorhaben durch                                                                                                         70
                                                                                                                           66             68
Eigene Forschung und Entwicklung (FuE) kann eine                                                                   55
weitere Quelle für die Konzeption und Umsetzung von                       60

Digitalisierungsprojekten darstellen. FuE ist definiert als
                                                                                                36
„systematische, schöpferische Arbeit zur Erweiterung                      40
                                                                                          27
des vorhandenen Wissens […] sowie dessen Verwen-                                    22
                                                                                                      26

dung mit dem Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten zu                        20
finden“24. So können beispielsweise neue digitale Pro-
dukte und Produktionsprozesse, aber auch weitere be-                       0
triebliche Anwendungen im Rahmen von FuE-Projek-                                      Keine eigene FuE                  Mit eigener FuE

ten entwickelt werden. Darüber hinaus ist denkbar,                               2014/2016     2015/2017   2016/2018     2017/2019
dass Digitalisierungsideen in FuE-treibenden Unterneh-
                                                                          Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
men nicht unmittelbar aus eigener Forschungstätigkeit                     Werte.
entstehen. Vielmehr kann die Durchführung von eige-
                                                                          Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
ner FuE ein Hinweis darauf sein, dass sich das Unter-
nehmen in einem innovativen Umfeld bewegt und sich
dies auch in höheren Digitalisierungsaktivitäten

                                                                                                                                           Seite 13
4. Art der durchgeführten Digitalisierungsvorhaben

Digitalisierung der Schnittstellen zum Unterneh-             Zum zweiten Mal wurde in der Haupterhebung von
mensumfeld vor Corona unverändert auf Position               2020 die Verknüpfung von IT zwischen betrieblichen
eins                                                         Funktionsbereichen als Projektart abgefragt. Mit einem
Der tiefer gehende Blick auf einzelne Projektarten of-       geringfügig auf 30 % gestiegenen Anteil rangieren
fenbart, dass sich die Art der durchgeführten Digitali-      diese Vorhaben nahezu gleichauf mit der Reorganisa-
sierungsprojekte in den Jahren vor der Corona-Pande-         tion von Workflows auf der 4. Position.
mie kaum verändert hat. Mittelständische Unternehmen
digitalisieren in erster Linie ihre Kontakte innerhalb der   Grafik 13: Art der Digitalisierungsvorhaben
Wertschöpfungskette und zu Endkunden. Der Anteil             Anteile in Prozent
der Mittelständler, der diese Art von Projekten abge-
                                                                                                                                  52
schlossen hat, schwankt im Zeitablauf geringfügig zwi-         Digitalisierung des Kontakts zu
                                                                                                                                   54
                                                                                                                                     56
                                                                  Kunden und Zulieferern
schen Werten von 52 bis 56 %, wobei der aktuelle Wert                                                                              55
                                                                                                                                   54
55 % beträgt (Grafik 13). Dahinter dürften sich häufig         Erneuerung IT-Strukturen, neue                                    53
                                                                       Anwendungen                                            47
die Neugestaltung von Webseiten und die Nutzung von                                                                             51

Internetanwendungen verbergen, wie Onlinebestell-                       Aufbau von Knowhow
                                                                                                                          38
                                                                                                                             38
                                                                                                                          38
und -bezahlsysteme, die Nutzung von Social Media                                                                             40

oder das Ermöglichen von Kundenfeedback. Auch der                Verknüpfung der IT zwischen
                                                                     Funktionsbereichen                            28
Datenaustausch innerhalb der Wertschöpfungskette                                                                    30

dürfte stärker automatisiert und damit digitalisiert wer-                                                          29
                                                                                                                  25
                                                                Reorganisation des Workflows                         28
den.                                                                                                               28

                                                                                                                    29
                                                                 Einführung neuer, digitaler                      25
                                                                                                                     26
Nur wenig dahinter rangiert die Erneuerung von IT-              Marketing- / Vertriebskonzepte                    26

Strukturen mit aktuell 51 % der Nennungen. Darunter          Digitalisierung von Produkten und                19
                                                                                                                  21
fallen die Installation neuer Hardware, die Implementie-               Dienstleistungen                        22
                                                                                                                  24
rung neuer Systeme oder einzelner neuer Anwendun-                                                    3
                                                                                    Sonstiges            3
gen. Die Modernisierung der IT ist somit die am zweit-                                               2
                                                                                                         3
häufigsten durchgeführte Projektart. Der Anteil der Un-                                          0           20        40          60        80
ternehmen, der diese Art von Digitalisierungsprojekten
                                                                  2014/2016       2015/2017      2016/2018        2017/2019
durchführt, ist über die vier vorliegenden Beobach-
tungsperioden insgesamt etwas zurückgegangen.                Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
                                                             Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali-
                                                             sierungsprojekten.
Wie in der Vorperiode und mit einem geringfügig ge-
                                                             Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
stiegenen Anteilswert folgen auf Rang drei Projekte,
die den Aufbau von Knowhow hinsichtlich der Digitali-        Mit einer Nennung von aktuell 28 % folgen auf dem
sierung zum Ziel haben (40 %). Dazu zählen die Inan-         fünften Rang Digitalisierungsmaßnahmen, die auf die
spruchnahme von Beratungsdienstleistungen bezüglich          Reorganisation von Workflows abzielen. Die Reorgani-
der Digitalisierung oder die Weiterbildung von Beschäf-      sation von Workflows dürfte dann notwendig werden,
tigten. Fehlende Kompetenzen im Unternehmen zählen           wenn der digitale Wandel tief in die bestehenden Pro-
zu den wichtigsten Digitalisierungshemmnissen.25 Die         zesse und die Organisation der Unternehmen eingreift.
Rangposition 3 für den Aufbau von Knowhow zeigt,             Dies spricht dafür, dass die betreffenden Unternehmen
dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der mittel-        häufiger komplexe Digitalisierungsschritte vornehmen.
ständischen Unternehmen diesem Hemmnis aktiv ent-
gegentritt und seine digitalen Kompetenzen ausbaut.          Die Einführung neuer, digitaler Marketing- und Ver-
Gerade fortgeschrittene Anwendungen können oftmals           triebskonzepte rangiert mit 26 % der Nennungen auf
nur dann angewendet werden, wenn adäquate Kompe-             der sechsten Position. Sie kann im Zusammenhang mit
tenzen in einem Unternehmen vorhanden sind. Der              der bereits dargelegten Digitalisierung der Kunden-
Verbesserung digitaler Kompetenzen kommt daher ein           schnittstelle stehen. Dies spräche eher dafür, dass
besonderer Stellenwert zu.                                   auch digitale Nachzügler diese Projekte durchführen.
                                                             Allerdings führen gerade auch FuE-treibende Unter-
                                                             nehmen diese Art von Digitalisierungsprojekten häufig
                                                             durch. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei diesen

                                                                                                                                          Seite 15
KfW Research

Projekten zumindest teilweise auch um komplexere            Grafik 14: Art der Digitalisierungsvorhaben nach
Vorhaben handelt. Wie die Erneuerung der IT geht            Unternehmensgröße 2017–2019
auch die Häufigkeit der Nennung dieses Typus von            Anteile in Prozent
Digitalisierungsprojekten gegenüber dem Zeitraum
2014–2016 etwas zurück.                                        Digitalisierung des Kontakts zu
                                                                                                                                           56
                                                                                                                                           54
                                                                  Kunden und Zulieferern                                              52
                                                                                                                                 47
Ebenso wie in den Vorperioden rangiert die Digitalisie-
                                                                                                                                 49
                                                              Erneuerung IT-Strukturen, neue
rung von Produkten und Dienstleistungen auf der letz-                 Anwendungen
                                                                                                                                  51
                                                                                                                                            61
ten Position. Erfreulich ist, dass sich zunehmend mehr                                                                                           68

Unternehmen damit befassen. Über die vier Erhe-                                                                           40
                                                                                                                         38
                                                                        Aufbau von Knowhow
                                                                                                                           42
bungswellen steigt dieser Anteil von 19 auf 24 %. Den-                                                                       46
noch spielt die Angebotspalette bei den Digitalisie-                                                         23
                                                                                                                  29
rungsanstrengungen nach wie vor eine vergleichsweise           Reorganisation des Workflows
                                                                                                                       34
                                                                                                                                  51
geringe Rolle. Dies steht im Einklang mit häufig geäu-
                                                                                                              26
ßerten Klagen, wonach die Digitalisierung in Deutsch-           Verknüpfung der IT zwischen                                 34
                                                                    Funktionsbereichen                                           47
land zu sehr auf Effizienzgewinne ausgerichtet sei26                                                                              50
und zu selten die Suche nach neuen Absatz- und Betä-            Einführung neuer, digitaler
                                                                                                                  28
                                                                                                                  28
tigungsfeldern umfassen würde, wobei auch der Man-             Marketing- / Vertriebskonzepte                      29
                                                                                                                    31
gel an Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen ein-
                                                                                                             24
bezogen wird.                                               Digitalisierung von Produkten und              19
                                                                      Dienstleistungen                       24
                                                                                                                   31

Anspruchsvolle Digitalisierungsprojekte vor allem                                                0      20             40              60             80

bei großen, FuE-treibenden Mittelständlern                          Unter 5 Beschäftigte             5 bis unter 10 Beschäftigte
Unverändert digitalisieren kleine Unternehmen (56 %                 10 bis unter 50 Beschäftigte     50 Beschäftigte und mehr

der Unternehmen mit Digitalisierungsvorhaben), Unter-       Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
nehmen des Baugewerbes (70 %) und Unternehmen,              Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali-
die zu den sonstigen Dienstleistungen zählen (63 %),        sierungsprojekten.

ihre Kunden- und Zuliefererschnittstellen besonders         Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
häufig (Grafik 14, Grafik 15, Grafik 16, Grafik 17). Dies
                                                            Bei der häufigeren Erneuerung der IT-Strukturen / der
deutet darauf hin, dass es sich hierbei hauptsächlich
                                                            Einführung neuer Anwendungen und der Verknüpfung
um Nachzüglerunternehmen handelt. Gerade größere
                                                            von Funktionsbereichen dürfte es sich teilweise um ei-
und bereits stärker digitalisierte Mittelständler dürften
                                                            nen Größeneffekt handeln. Denn große Unternehmen
diesen Schritt schon vollzogen haben. Dass hinsichtlich
                                                            weisen auch häufiger solche Digitalisierungsanlässe
der Region des Absatzmarktes die deutschlandweit
                                                            auf. Insbesondere hinsichtlich der Reorganisation von
agierenden Unternehmen ebenfalls die Spitzenposition
                                                            Workflows dürfte es aber auch darauf zurückzuführen
einnehmen, ist kein Widerspruch hierzu. Dies dürfte
                                                            sein, dass es sich hierbei in der Regel um Unterneh-
darauf zurückzuführen sein, dass regional agierende
                                                            men handelt, die generell innovativer und bereits digita-
Unternehmen aufgrund der kürzeren Distanzen derzeit
                                                            lisierter als andere Unternehmen sind. Solche Unter-
noch seltener digitalisierte Schnittstellen als relevant
                                                            nehmen führen auch komplexe Digitalisierungsvorha-
erachten und international agierende Unternehmen die-
                                                            ben öfter als andere Unternehmen durch.
sen Schritt bereits häufiger vollzogen haben dürften.
                                                            Digitale Vorreiter verbessern ihr Digitalisierungs-
Dagegen steht bei größeren Mittelständlern die Er-
                                                            knowhow …
neuerung der IT-Strukturen bzw. die Einführung neuer
                                                            Der Aufbau von Knowhow wird ebenfalls von großen
Anwendungen im Mittelpunkt (68 %). Für Mittelständler
                                                            Mittelständlern mit 46 % häufiger als von kleinen Unter-
mit 50 oder mehr Beschäftigten gilt darüber hinaus,
                                                            nehmen (38 bzw.40 %) genannt. Mit 44 % der Unter-
dass Vorhaben, die eine Reorganisation des Workflows
                                                            nehmen mit Digitalisierungsvorhaben sind hier insbe-
(51 %) und die Verknüpfung von Funktionsbereichen
                                                            sondere Unternehmen der Wissensintensiven Dienst-
(50 %) beinhalten, besonders häufig durchgeführt wer-
                                                            leistungen aktiv. Dazu ist stimmig, dass auch Unter-
den.
                                                            nehmen mit eigener FuE und international agierende
                                                            Unternehmen (jeweils 47 %) öfter als andere Unterneh-
                                                            men in Knowhow investieren. Somit weisen die betref-
                                                            fenden Unternehmen Merkmale auf, die typischerweise
                                                            mit Vorreitern in Verbindung gebracht werden.

Seite 16
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

Grafik 15: Art der Digitalisierungsvorhaben nach                                       Einführung neuer, digitaler Marketing- und
Wirtschaftszweigen 2017–2019                                                           Vertriebskonzepte sowohl durch kleine wie durch
Anteile in Prozent                                                                     FuE-treibende Mittelständler
                                                                                       Die Einführung neuer digitaler Marketing- und Ver-
   Digitalisierung des Kontakts zu
                                                                      53
                                                                     50
                                                                                       triebsprojekte unterscheidet sich nach der Größe der
                                                                                 70
      Kunden und Zulieferern                                          51               Unternehmen nur geringfügig. Eine größere Abwei-
                                                                            63
                                                                     49
                                                                                       chung zeigt sich hinsichtlich der Durchführung von FuE
  Erneuerung IT-Strukturen, neue                                      52               (49 %) sowie bei international tätigen Unternehmen
          Anwendungen                                     36
                                                                      54
                                                                     49                (42 %). Dies deutet auf eine – wie bereits oben ange-
                                                       32
                                                              40                       sprochen – große Bandbreite der darunter subsu-mier-
            Aufbau von Knowhow                               39
                                                            37
                                                                44                     ten Projekte hin, die sowohl von Unternehmen ange-
                                                   29                                  gangen werden, die typischerweise häufiger zu den
                                                     30
   Reorganisation des Workflows              14
                                                   28
                                                                                       Nachzüglern, aber auch zu Vorreiterunternehmen zäh-
                                                  24
                                                                                       len.
                                                            35
    Verknüpfung der IT zwischen                              43
        Funktionsbereichen                         2728
                                                      32                               Grafik 16: Art der Digitalisierungsvorhaben nach
                                             16                                        der Absatzregion 2017–2019
    Einführung neuer, digitaler                             39
   Marketing- / Vertriebskonzepte        9
                                                   28                                  Anteile in Prozent
                                                     35
                                                     32
Digitalisierung von Produkten und             16                                          Digitalisierung des Kontakts zu                                     53
                                               16                                                                                                                  58
          Dienstleistungen                        26                                         Kunden und Zulieferern
                                                21                                                                                                                 56

                                     0       20         40             60         80     Erneuerung IT-Strukturen, neue                               42
                                                                                                                                                                   55
                                                                                                 Anwendungen                                                       59
  FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe
                                                                                                                                                   35
  Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe                                                                 Aufbau von Knowhow                               39
  Bau                                                                                                                                                    47
  Wissensbasierte Dienstleistungen
                                                                                                                                       19
  Sonstige Dienstleistungen                                                               Reorganisation des Workflows                      30
                                                                                                                                            29
Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete                                                                                    28
                                                                                           Verknüpfung der IT zwischen
Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali-                              Funktionsbereichen                             32
                                                                                                                                              34
sierungsprojekten.
                                                                                           Einführung neuer, digitaler              19
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen                                                                                       26
                                                                                          Marketing- / Vertriebskonzepte                              42

... und reorganisieren ihre Workflows im Zuge von                                      Digitalisierung von Produkten und               22
                                                                                                 Dienstleistungen                      22
Digitalisierungsvorhaben                                                                                                                 26
Die Reorganisation von Workflows im Rahmen von                                                                              0     20             40            60           80
Digitalisierungsprojekten ist – abgesehen von den gro-                                    Ausschließlich 50 km Region           Auch deutschlandweiter Absatz
ßen Mittelständlern – in überregional agierenden sowie                                    Auch Absatz im Ausland
in FuE-treibenden Unternehmen stärker verbreitet.
                                                                                       Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
Dies bestätigt die oben ausgeführte Überlegung, wo-                                    Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali-
nach es sich hierbei um tiefer greifende Vorhaben han-                                 sierungsprojekten.
delt, die typischerweise eher von Vorreiterunternehmen                                 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
durchgeführt werden.
                                                                                       Abschließend haben vor allem große, FuE-treibende
                                                                                       und international agierende Mittelständler digitalisierte
Projekte, die die Verknüpfung der IT zwischen Funkti-
                                                                                       Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht.
onsbereichen beinhalten, werden von großen, FuE-
                                                                                       Hinsichtlich der Wirtschaftszweige kommen diese Un-
Treibenden und von Unternehmen des Verarbeitenden
                                                                                       ternehmen mit dem FuE-intensiven Verarbeitenden
Gewerbes durchgeführt. Dies dürfte zu einem guten
                                                                                       Gewerbe und den Wissensbasierten Dienstleistungen
Teil einen Größeneffekt widerspiegeln, da nur Unter-
                                                                                       ebenfalls aus Branchen, die bei Innovations- und Digi-
nehmen ab einer bestimmten Größe über deutlich von-
                                                                                       talisierungsaktivitäten an der Spitze stehen. Die Digita-
einander abgegrenzte Funktionsbereiche verfügen, die
                                                                                       lisierung von Produkten und Dienstleistungen konzen-
verknüpft werden können. Möglicherweise spielt in ei-
                                                                                       triert sich somit stark auf Vorreiterunternehmen.
nem geringeren Maß auch die Art der Leistungserstel-
lung sowie der Grad der Innovationsfähigkeit eine
Rolle.

                                                                                                                                                                        Seite 17
KfW Research

Grafik 17: Art der Digitalisierungsvorhaben nach ei-
gener FuE-Tätigkeit 2017–2019
Anteile in Prozent

   Digitalisierung des Kontakts zu                                        54
      Kunden und Zulieferern                                              58
  Erneuerung IT-Strukturen, neue                                     49
          Anwendungen                                                          62

            Aufbau von Knowhow                              38
                                                                     47

   Reorganisation des Workflows                  24
                                                       32

    Verknüpfung der IT zwischen                       28
        Funktionsbereichen                                      40

    Einführung neuer, digitaler                  24
   Marketing- / Vertriebskonzepte                                    49

Digitalisierung von Produkten und                21
          Dienstleistungen                             32

                                     0      20             40             60        80

    Ohne eigene FuE       Mit eigener FuE

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete
Werte, bezogen auf alle Unternehmen mit abgeschlossenen Digitali-
sierungsprojekten.

Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen

Seite 18
5. Entwicklung der Digitalisierungsausgaben vor der Corona-Krise

Digitalisierungsausgaben vor Corona leicht rück-              Grafik 19: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im
läufig                                                        Mittelstand nach Unternehmensgröße
Im Jahr 2019 geben die mittelständischen Unterneh-            In Mrd. EUR
men 17,5 Mrd. EUR für Digitalisierungsprojekte aus
                                                              10
(Grafik 18). Analog zum Anteil der Unternehmen mit
abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben sanken                8                                                                                      7,2
                                                                                                                                                            6,6
auch die Digitalisierungsausgaben moderat gegenüber                             5,2                                                             5,8
                                                               6                                                                          5,1
dem Vorjahr. Bei einem Vergleich mit den Investitions-                                4,7                                    4,7 4,3
                                                                    4,3
                                                                          3,9
ausgaben zeigt sich, dass die Digitalisierungsausgaben         4
                                                                                                                       3,4
                                                                                                                 3,2
deutlich hinter den Investitionen zurückliegen. Für Inve-
                                                                                              1,3 1,6 1,9 1,6
                                                               2
stitionen (in Maschinen, Anlagen u. ä.) geben mittel-
ständische Unternehmen im Jahr 2019 222 Mrd. EUR               0
aus.27                                                                Unter 5                5 bis unter 10     10 bis unter 50          50 Beschäftigte
                                                                    Beschäftigte              Beschäftigte       Beschäftigte               und mehr

Grafik 18: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im                 2016         2017        2018     2019

Mittelstand                                                   Anmerkung: ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige, mit
                                                              der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte.
In Mrd. EUR
                                                              Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
25

                                                              Die Betrachtung nach Wirtschaftszweigen zeigt, dass
                                       19,4
20
                                                      17,5
                                                              Dienstleistungsunternehmen unverändert mit knapp
                        14,9
                                                              5 Mrd. (wissensbasierte Dienstleister) bzw. gut
         13,9
15                                                            4 Mrd. EUR (sonstige Dienstleister) die höchsten ag-
                                                              gregierten Digitalisierungsausgaben aufweisen (Gra-
10                                                            fik 20). Beide Gruppen nehmen auch die größten An-
                                                              teile an den mittelständischen Unternehmen ein. Das
 5
                                                              Verarbeitende Gewerbe vereint gut 3 Mrd. EUR Digita-
                                                              lisierungsausgaben auf sich. Die Unternehmen des
 0
         2016           2017           2018          2019
                                                              Baugewerbes geben mit knapp 0,5 Mrd. EUR am we-
                                                              nigsten für Digitalisierungsvorhaben aus. Somit bestä-
Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
                                                              tigt sich auch hinsichtlich der Höhe der Ausgaben die
Werte.
                                                              vergleichsweise niedrigen Digitalisierungsaktivitäten
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
                                                              dieser Unternehmen.
Mit knapp 5 Mrd. EUR bzw. rund 27 % entfällt auf Un-
ternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten ein hoher           Grafik 20: Aggregierte Digitalisierungsausgaben im
Anteil (Grafik 19). Dies überrascht auf den ersten Blick,     Mittelstand nach Wirtschaftszweigen
denn der Anteil der Unternehmen mit Digitalisierungs-         In Mrd. EUR
projekten ist in dieser Gruppe vergleichsweise niedrig.       10
Zurückzuführen ist dieser Befund darauf, dass Unter-
nehmen mit weniger als 5 Beschäftigten mit 81 % die            8

Masse der mittelständischen Unternehmen ausma-                                                                               6,0
                                                               6
chen. Auf große Mittelständler (50 und mehr Beschäf-                                                                               4,7          4,5 4,3 4,4
tigte) entfällt trotz ihres geringen Anteils an den mittel-                                                      3,6 3,7                  3,8
                                                               4                      3,3
                                                                                2,9
ständischen Unternehmen (2 %) mit knapp 7 Mrd. EUR                  1,9 2,2
                                                               2
oder 38 % der größte Anteil der Digitalisierungsausga-
                                                                                              0,2 0,4 0,5 0,4
ben. Die Anteile an den Digitalisierungsausgaben, die          0
auf die einzelnen Unternehmensgrößenklassen entfal-                Verarbeitendes                  Bau          Wissensbasierte     Sonstige
                                                                     Gewerbe                                    Dienstleistungen Dienstleistungen
len, haben sich zuletzt stabil entwickelt. Ein leichter
                                                                   2016         2017        2018    2019
Rückgang der Digitalisierungsausgaben kann bei Un-
ternehmen aller Größenklassen beobachtet werden.              Anmerkung: ohne Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten, mit
                                                              der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte.

                                                              Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen

                                                                                                                                                       Seite 19
KfW Research

Durchschnittliche Digitalisierungsausgaben etwas             Grafik 22: Durchschnittliche Digitalisierungsausga-
gestiegen                                                    ben im Mittelstand nach Unternehmensgröße
Um die Konzentration der Ausgaben auf unterschiedli-         In Tsd. EUR
che Typen von Unternehmen zu beleuchten, zeigen die
folgenden Grafiken die durchschnittlichen Digitalisie-                                            7,7
                                                                    Unter 5 Beschäftigte          6,2
rungsausgaben in mittelständischen Unternehmen (mit                                               6,4
                                                                                                   8,3
Digitalisierungsausgaben). Im Durchschnitt verwenden
                                                                                                       15,1
die Mittelständler im Jahr 2019 knapp 21.000 EUR für                                                   14,4
                                                              5 bis unter 10 Beschäftigte
                                                                                                       14,6
ihre Digitalisierung. Gegenüber den Vorjahren bedeutet                                                 14,3
dies einen leichten Anstieg (Grafik 21).
                                                                                                                    35,8
                                                             10 bis unter 50 Beschäftigte                          33,0
                                                                                                                   35,4
                                                                                                                    38,2
Grafik 21: Durchschnittliche Digitalisierungsausga-
ben im Mittelstand                                                                                                                             146,7
                                                               50 Beschäftigte und mehr                                                        147,3
In Tsd. EUR                                                                                                                                    145,4
                                                                                                                                             139,2
25
                                                                                            0                     50               100                  150
                                                      20,6
           18,0                        17,1                                                     2016       2017        2018      2019
20
                        16,6
                                                             Anmerkung: ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige, mit
15                                                           der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte.

                                                             Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
10
                                                             Grafik 23: Durchschnittliche Digitalisierungsausga-
                                                             ben im Mittelstand nach Wirtschaftszweigen
 5
                                                             In Tsd. EUR
 0
           2016         2017           2018           2019                                                                                      44,6
                                                                      Verarbeitendes Gewerbe                                                 40,5
                                                                                                                                               43,2
Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete                                                                                       56,9
Werte.                                                                                                        8,2
                                                                                                Bau            9,3
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen                                                             9,4
                                                                                                               11,5
Die Höhe der Ausgaben ist stark von der Unterneh-                                                                         14,6
                                                             Wissensintensive Dienstleistungen                           13,6
mensgröße abhängig. Unternehmen mit weniger als                                                                           15,3
                                                                                                                          16,0
5 Beschäftigten geben im Jahr 2019 durchschnittlich
                                                                                                                          19,6
gut 8.000 EUR für Digitalisierung aus. Dieser Betrag                 Sonstige Dienstleistungen                           17,9
                                                                                                                         15,2
steigt beinahe exponentiell auf 139.000 EUR bei den                                                                       20,2

Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten (Gra-                                                        0                20              40               60
fik 22). Auch wenn gegenüber dem Vorjahr die durch-                                                        2016        2017      2018    2019
schnittlichen Ausgaben bei den kleinen Unternehmen
                                                             Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
etwas gestiegen, bei den großen dagegen gesunken             Werte.
sind, bedeutet dies, dass große Mittelständler rund das
                                                             Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen
17-fache der kleinen Unternehmen für ihre Digitalisie-
rung ausgeben.                                               Bei der Betrachtung nach Wirtschaftszweigen liegen
                                                             Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit knapp
Grundsätzlich muss beim Vergleich nach der Unterneh-         60.000 EUR auf der ersten Position. Mit deutlichem Ab-
mensgröße berücksichtigt werden, dass kleine Unter-          stand folgen Unternehmen der sonstigen sowie der
nehmen – größenbedingt – absolut betrachtet auch nur         Wissensbasierten Dienstleistungen, die mit Werten von
geringere Beträge in ihre Digitalisierung investieren        20.000 bzw.16.000 EUR nahezu gleichauf liegen. Das
müssen. Dies gilt beispielsweise, weil ihr Bestand an        Baugewerbe rangiert mit knapp 12.000 EUR auf der
Hard- und Software niedriger ist. Im Verhältnis zum          vierten Position. Gegenüber dem Vorjahr sind die
Jahresumsatz zeigt sich jedoch, dass gerade kleine           durchschnittlichen Digitalisierungsausgaben in allen
Unternehmen relativ zu ihrer Größe überdurchschnitt-         betrachteten Wirtschaftszweigen gestiegen.
lich hohe Beträge für Ihre Digitalisierung ausgeben und
damit stärker als größere Unternehmen durch die Digi-        Der Grund für die hohen Digitalisierungsausgaben im
talisierung belastet werden.28                               Verarbeitenden Gewerbe dürfte vor allem darin liegen,
                                                             dass etwa die Digitalisierung in der Produktion im

Seite 20
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

Verarbeitenden Gewerbe hohe Ausgaben verlangt, da                            Abschließend führen mittelständische Unternehmen mit
dies häufig den Austausch oder die Nachrüstung von                           eigener FuE nicht nur häufiger und oftmals ambitionier-
Maschinen und Anlagen bedeutet. Bei den Dienstleis-                          tere Digitalisierungsvorhaben durch, sie geben durch-
tungsunternehmen sind die Prozesse der Leistungser-                          schnittlich auch mehr für ihre Digitalisierung aus. Im
bringung dagegen häufig nicht in einem so starken                            Jahr 2019 waren das durchschnittlich knapp
Ausmaß kapitalintensiv. Anpassungen lassen sich hier                         43.000 EUR. Dies ist 2,4-mal so viel wie bei Unterneh-
mit einem geringeren Aufwand vornehmen. Auch im                              men ohne eigene FuE. Diese Kluft lässt befürchten,
Baugewerbe konzentrieren sich Digitalisierungsaktivitä-                      dass sich mittelfristig eine Schere auftut zwischen stark
ten oftmals auf Geschäftsprozesse in der Verwaltung                          digitalisierten, FuE-treibenden und zumeist großen Un-
und seltener auf die unmittelbare Leistungserbringung.                       ternehmen und Unternehmen ohne eigene FuE, die
Sie dürften daher ebenfalls weniger kapitalintensiv                          auch bei der Digitalisierung zurückfallen.
sein.

Grafik 24: Durchschnittliche Digitalisierungsausga-
ben im Mittelstand nach FuE-Tätigkeit
In Tsd. EUR

                                       13,5
                                       14,9
Keine eigene FuE
                                        15,4
                                           18,1

                                                           37,5
                                                   30,4
  Mit eigener FuE
                                                               38,6
                                                                 42,6

                    0                 20                  40            60

                        2016   2017    2018       2019

Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete
Werte.

Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen

                                                                                                                               Seite 21
6. Fazit

Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 haben           und nicht bei Homeoffice und Videokonferenzen als
mittelständische Unternehmen ihre Digitalisierungsakti-       neuen Errungenschaften stehen zu bleiben. Vielmehr
vitäten zunächst gedrosselt. Dies gilt sowohl hinsicht-       gilt es nun, strategische Digitalisierungsvorhaben anzu-
lich des Anteils der Unternehmen mit abgeschlossenen          gehen und jene Eigenschaften, die sich in der Krise als
Projekten als auch für die Höhe der aggregierten Digi-        vorteilhaft erwiesen haben – wie Flexibilität, Initiative
talisierungsausgaben. Hinsichtlich der Struktur der Di-       und Unternehmergeist – auch langfristig zu sichern und
gitalisierer zeigen sich die bekannten Befunde: Große         weiterzuentwickeln.
Mittelständler gehen häufiger Digitalisierungsprojekte
an und geben im Durchschnitt mehr für Digitalisierung         Dies dürfte vielen Unternehmen nicht leicht fallen.
aus als kleine Mittelständler. Gleiches gilt auch für         Denn zum einen erschwert die angespannte Liquidi-
FuE-treibende Unternehmen, die wie die großen Mittel-         tätslage und der im Verlauf der Krise gestiegene Ver-
ständler auch hinsichtlich der Art der durchgeführten         schuldungsgrad die Durchführung entsprechender Pro-
Projekte häufiger zu den Vorreiterunternehmen zählen.         jekte im Nachgang der Krise. Zum anderen dürfte die
                                                              Pandemie bei vielen Unternehmen auch den Wunsch
Im Verlauf der Corona-Pandemie haben mittelständi-            nach Verbesserungen der Krisenfestigkeit gesteigert
sche Unternehmen – anders als bei Innovationen –              haben. Der Zielkonflikt der Unternehmen zwischen ei-
häufiger ihre Digitalisierungsanstrengungen ausgewei-         ner Steigerung der Krisenresilienz und Verbesserun-
tet als zurückgefahren (Saldo: 28 %). Der Grund hierfür       gen der Wettbewerbsfähigkeit könnte sich dadurch ver-
dürfte sein, dass Digitalisierungsmaßnahmen ein wich-         schärfen.
tiges Mittel bei der akuten Krisenbewältigung darstel-
len. Dafür spricht, dass gerade Unternehmen, die gra-         Um diesem Zielkonflikt entgegenzusteuern und mithilfe
vierend von der Krise betroffen sind und mit einer lan-       der Digitalisierung Wachstumschancen zu nutzen und
gen Krisendauer rechnen, häufiger ihre Digitalisie-           gestärkt aus der Krise hervorzugehen, gilt es jetzt, In-
rungsaktivitäten gesteigert haben, als etwa Unterneh-         vestitionsanreize für die digitale Transformation zu set-
men, die nicht oder nur gering betroffen sind.                zen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Fünf
                                                              Ansatzpunkte bieten sich für die Wirtschaftspolitik an:
Die Digitalisierung während der Corona-Pandemie ist
jedoch kein Selbstläufer. Mehr als ein Drittel der Mittel-    Zum einen muss der Ausbau der Digitalisierung in Un-
ständler führt unverändert keine Digitalisierungsaktivi-      ternehmen gezielt angereizt werden. Dazu sind z. B.
täten durch. Auch droht, dass die Digitalisierungsbemü-       bei Förderkrediten, Haftungsfreistellungen und Verbilli-
hungen einbrechen, falls die Krise länger andauern und        gungen die relevanten Hebel. Auch kurzfristige Anpas-
sich die finanzielle Situation der Unternehmen deutlich       sungen der Anreizwirkung können so gesteuert wer-
verschlechtern sollte. Die Konzentration auf schnell          den. Darüber hinaus sollte an eine verstärkte Kombina-
umsetzbare und kurzfristig wirksame Maßnahmen                 tion von Förderkrediten und Zuschüssen gedacht wer-
dürfte dazu geführt haben, dass strategisch angelegte,        den. In Anbetracht der höheren Verschuldungslage der
langfristig ausgerichtete Vorhaben häufiger zurückge-         Unternehmen wäre auch zu prüfen, ob die Entwicklung
stellt wurden. Nicht zuletzt dürfte die Pandemie die          neuer, den Verschuldungsgrad der Unternehmen
Kluft zwischen kleinen Unternehmen auf der einen so-          „schonender“ Finanzierungsinstrumente, wie beispiels-
wie großen und FuE treibenden Mittelständlern auf der         weise Leasing oder Mezzanine-Kapital, ein Ansatz-
anderen Seite weiter verstärken.                              punkt sein kann.

Aus übergeordneter Perspektive geht von der Digitali-         Um radikale Neuerungen in Deutschland verstärkt um-
sierung während der Corona-Pandemie zudem eine                zusetzen, ist es notwendig, hinsichtlich des VC-Mark-
zweite Wirkung aus: Sie hilft nicht nur kurzfristig die ne-   tes insbesondere die hohen Bedarfe an Wachstumska-
gativen Wirkungen der Krise abzufedern. Sondern sie           pital besser zu bedienen: Dazu muss weiteres privates
beschleunigt auch den ohnehin bevorstehenden Struk-           Kapital mobilisiert und das VC-Ökosystem weiter ge-
turwandel.                                                    stärkt werden. Explizite Forschungsvorhaben müssen
                                                              aufgrund der hohen Unsicherheit über deren Erfolg und
Für die Unternehmen gilt es daher mit dem erwarteten          ihres häufig grundlagennahen Charakters mithilfe von
Abflauen der Krise im weiteren Verlauf dieses Jahres          Zuschüssen und steuerlicher Förderung unterstützt
das Momentum bei der Digitalisierung weiterzuführen           werden. Gerade FuE-treibende Mittelständler gehen

                                                                                                                Seite 23
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