Jahresausblick 2022 FERI Investment Research - FERI Trust
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FERI Investment Research wünscht Ihnen ein gutes und erfolgreiches Anlagejahr 2022. Bleiben Sie gesund! Dr. Heinz-Werner Rapp Vorstand und Chief Investment Officer FERI AG FERI Jahresausblick 2022 Perspektiven für Konjunktur und Kapitalmärkte In prägnanten Thesen erläutert Dr. Heinz-Werner Rapp in diesem Video die Aussichten für Konjunktur und Kapitalmärkte im Jahr 2022 2 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
Inhalt Szenario 2022: Zentrale Ergebnisse (Zusammenfassung) .................................................... Seite 4 Gesamtszenario 2022 (Überblick) ........................................................................................ Seite 5 1. Big Picture: Neues geld- und fiskalpolitisches Regime als wesentliche Determinante ............................. Seite 6 2. Weltwirtschaft: Solides Wachstum mit abnehmender Dynamik ................................................................... Seite 7 3. China: Temporäre Belebung innerhalb einer grundsätzlich veränderten Entwicklungsstrategie ........... Seite 8 4. Schwellenländer: Überwindung der Pandemie, steigende Zinsen als Belastungsfaktoren ...................... Seite 9 5. Inflation: Temporär rückläufig, aber auf hohem Niveau und mit strukturellem Anstiegspotenzial ........ Seite 10 6. Geld- und Fiskalpolitik: Temporäre Abkehr vom ultra-expansiven Modus ................................................... Seite 11 7. Geopolitik: Erhöhte Unsicherheit und zunehmende „Event Risks“ ................................................................ Seite 12 8. Rohstoffe: Temporäre Effekte überlagert von strategischer Nachfrage ...................................................... Seite 13 9. Gold: Temporär nachlassende Unterstützung, aber deutlich erhöhte strategische Attraktivität ........... Seite 14 10. US-Dollar: Vorerst noch im Spannungsfeld gegenläufiger Einflussfaktoren ............................................... Seite 15 Alternative Szenarien für das Jahr 2022 ........................................................................................ Seite 17 1. Positiv-Szenario: Starkes Wachstum und hohe Dynamik bei anhaltend expansiver Geldpolitik ............ Seite 17 2. Negativ-Szenario: Ausgeprägte Stagflationstendenz und unerwartet straffe Geldpolitik ....................... Seite 18 Worauf man noch achten sollte: Selektive „Grey Swan“-Risiken für das Jahr 2022 ................ Seite 19 u Eskalation der Taiwan-Frage ................................................................................................................................. Seite 19 u Neue Finanz- und Wirtschaftskrise infolge massiver Cyberangriffe ............................................................. Seite 19 FERI Investment Research / © FERI / 3
Szenario 2022: Zentrale Ergebnisse (Zusammenfassung) Kernthesen für 2022 Implikationen für Investoren 1. Big Picture: Neues geld- und fiskalpolitisches Systemischer Inflationsdruck und aufgeblähte Märkte; Regime als wesentliche Determinante abrupt steigende Zinsen und hohe Aktienmarkt-Volatilität als plausible Risiken 2. Weltwirtschaft: Solides Wachstum mit Unternehmens-Gewinne positiv, aber Dynamikverlust; abnehmender Dynamik Risiken aus Margendruck; zyklische Regionen/Sektoren und Werte mit „Pricing Power“ (Quality) im Vorteil 3. China: Temporäre Belebung innerhalb einer Umkehr des monetären Straffungszyklus bietet temporäre grundsätzlich veränderten Entwicklungs- Chancen; höhere Risikoprämie bei Aktien-Investments strategie berücksichtigen 4. Schwellenländer: Überwindung der Pandemie, Selektive Chancen; rohstoffexportierende Länder steigende Zinsen als Belastungsfaktoren (China-Bezug) und Länder mit soliden Makrokennzahlen dürften (relativ) profitieren 5. Inflation: Temporär rückläufig, aber auf hohem Druck auf Gewinnmargen birgt Enttäuschungspotenzial; Niveau und mit strukturellem Anstiegspotenzial Zinsen mit Anstiegsrisiken: zinssensitive Aktien und Qualitätsanleihen unattraktiv 6. Geld- und Fiskalpolitik: Temporäre Abkehr Monetäre „Entzugserscheinungen“ der Märkte; Korrekturen, vom ultra-expansiven Modus aber kein nachhaltiger Bärenmarkt 7. Geopolitik: Erhöhte Unsicherheit und Zahlreiche latente Ereignisrisiken; Positionen in Gold und zunehmende „Event Risks“ Rohöl als „Risiko-Hedge“ angebracht 8. Rohstoffe: Temporäre Effekte überlagert Ausblick für Rohöl und Industriemetalle moderat positiv; von strategischer Nachfrage China bleibt vorerst wichtige Determinante; nachfrage- seitiger Ausblick für Agrarrohstoffe positiv 9. Gold: Temporär nachlassende Unterstützung, Strategische Positivtreiber (monetärer Superzyklus) intakt; aber deutlich erhöhte strategische Attraktivität negative Realzinsen bieten fundamentalen Boden 10. US-Dollar: Vorerst noch im Spannungsfeld Strategische Belastungsfaktoren („Twin Deficit“-Problem) gegenläufiger Einflussfaktoren könnten schon 2022 wirksam werden; agiles Währungs- management sinnvoll 4 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
Jahresausblick 2022 für Konjunktur und Kapitalmärkte Gesamtszenario 2022 (Überblick) Seit 2020 wurde das globale Szenario von zwei zentralen Faktoren geprägt: An erster Stelle steht die weltweite Corona-Pandemie, mit zahlreichen komplexen Rückkopplungen und dämpfenden Effekten in der Weltwirtschaft. Der zweite Faktor ist die seit 2020 extrem expansive globale Geldpolitik: Zur Abmilderung der Pandemiefolgen haben große Notenbanken massiv offene Geldschöpfung betrieben und die Kosten der Corona-Krise faktisch mit neu gedrucktem Geld finanziert. Covid-19 war insofern Auslöser für einen einschneidenden geldpolitischen Regimewechsel, auch bekannt als offene monetäre Finanzierung (Overt Monetary Financing, OMF). Weder die schnelle Erholung der Weltwirtschaft noch der hausseartige Aufschwung an den globalen Kapitalmärkten seit Frühjahr 2020 wären ohne die extreme monetäre Expansion großer Notenbanken vorstellbar. Das Szenario 2022 steht noch stark unter dem Eindruck dieser Faktoren; allerdings entwickeln sich beide Aspekte eher rückläufig und verlieren somit perspektivisch an Relevanz: Die Belastungen durch Corona dürften im kommenden Jahr deutlich nachlassen, was Unsicherheiten in der Weltwirtschaft mindert. Gleichzeitig wird die globale Geldpolitik ihren bislang extrem expansiven Kurs graduell zurückführen, was den globalen Liquidi- tätsimpuls klar reduziert. 2022 ist somit ein Übergangsjahr, das von einer vorherigen Extremphase in eine gewisse Normalisierung überleitet. Diese „Normalisierung“ wird jedoch weder stetig noch friktionsfrei ablaufen. Ursache dafür sind zum einen die zunehmenden inflationären Tendenzen im globalen System, andererseits die in vielen Bereichen überhitz- ten Kapitalmärkte. Beide Aspekte sind eine direkte Konsequenz der vorherigen monetären Aufblähung durch massive Geldschöpfung großer Notenbanken. Insgesamt resultiert daraus, speziell für die Notenbanken, eine komplizierte Herausforderung: Jede noch so sinnvolle Liquiditätsverknappung und jede Zinsanhebung zur Bekämpfung inflationärer Tendenzen kollidiert unmittelbar mit dem exponierten Zustand der Kapitalmärkte und kann dort neue Fragilität auslösen. Der Marktverlauf 2022 dürfte durch diesen Zielkonflikt spürbar geprägt werden, was steigende Volatilität und temporär zunehmende Korrekturrisiken impliziert. Trotz erhöhter Kapitalmarkt-Komplexität sollte jedoch das fundamentale Bild 2022 überwiegend freundlich bleiben: Der weltwirtschaftliche Erholungsprozess setzt sich weiter fort, unterstützt durch deutliche Nach- holeffekte beim privaten Konsum. Latente Corona-Risiken scheinen infolge effektiver Impfstoffe und neuer Medikamente zunehmend beherrschbar. China dürfte 2022 eine neue Belebung einleiten und die Weltwirt- schaft stützen. Da die USA vorerst einen klar wachstumsfreundlichen Kurs verfolgen, wird auch Europa von globalen Belebungstendenzen profitieren. Für die Kapitalmärkte bedeutet das ein weiter tragfähiges Umfeld für Aktien, graduell zunehmende Belastungen für Renten und einen tendenziell schwächeren US-Dollar. Zyklische Segmente der Aktienmärkte sollten 2022 zu den relativen Gewinnern zählen, während Renten und zinssensitive Aktien eher unter Druck stehen. Gold könnte 2022 infolge steigender Inflationstendenzen ein positiver Überraschungskandidat sein. Nachfolgend wird das Szenario 2022 für Weltwirtschaft und Anlagemärkte in 10 Kernthesen genauer analysiert und definiert. FERI Investment Research / © FERI / 5
1. Big Picture: Neues geld- und fiskalpolitisches Regime als wesentliche Determinante Zu den wichtigsten Folgen der Corona-Pandemie zählt die Etablierung eines neuen geldpolitischen Regimes der großen Notenbanken. Dessen Charakteristika sind offene Geldschöpfung, exzessiv steigende Geldmengen und die monetäre Aufblähung ganzer Finanzsysteme. Zu den Instrumenten gehören notenbankinduzierte Wertpapierkäufe (Q.E.), die Einführung von Negativzinsen und zuletzt die offene Monetisierung staatlicher Schulden durch Zentral- banken (Overt Monetary Financing, OMF). Der grundlegend neue Aspekt dieses Regimewechsels ist eine direkte Verschränkung fiskalpolitischer Aufgaben mit geldpolitischen Instrumenten. Steigende Staatsausgaben und hohe Staatsschulden werden dabei zunehmend durch Geldschöpfung der jeweiligen Zentralbank finanziert. Wie in der Corona-Krise praktiziert, kaufen Notenbanken Staatsanleihen oder räumen – wie in Großbritannien und den USA – ihrer Regierung ein laufendes „Ausgabenkonto“ ein. Notenbanken finanzieren damit faktisch die laufende Neu- verschuldung und übernehmen große Teile bestehender Altschulden; sie erfüllen damit zunehmend den Tatbestand monetärer Staatsfinanzierung. Diese Vorgehensweise im Rahmen spezieller OMF-Regimes ist inzwischen in allen großen Industrieländern als neue Variante geld- und fiskalpolitischer Problemverschleppung akzeptiert (was von uns bereits 2019 als Zukunftsszenario klar prognostiziert wurde). Das neue monetäre Regime hat tiefgreifende Folgen für die Stabilität und Tragfähigkeit heutiger Finanzsysteme. Zu den Konsequenzen zählen eine exzessive monetäre Aufblähung („Blasen“) in vielen Bereichen des Finanzsystems sowie zunehmende systemische Inflation. Während der erste Punkt auf das Risiko deutlicher Überbewertungen und erhöhter Fragilität an vielen Kapitalmärkten verweist, ist der letztgenannte Aspekt wichtig für die aktuelle Diskussion über steigende Inflationsraten. Während viele Notenbanken den „transitorischen“ Charakter steigen- der Güterpreise betonen, lässt das neue monetäre Regime großer Notenbanken einen deutlich nachhaltigeren Inflationseffekt erwarten (vgl. dazu auch These 5 sowie die Studie „The Monetary Supercycle“, FERI Cognitive Finance Institute, 2021). Die monetäre Aufblähung des Finanzsystems zeigt sich bereits seit längerem in Form massiver „Asset Price Inflation“. Die Etablierung neuartiger „OMF-Regimes“ verstärkt jedoch den systemischen Inflationsdruck und lässt ein Über- springen inflationärer Tendenzen auch auf die Gütermärkte erwarten. Je nach Reaktionsfunktion der Notenbanken kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben, vor allem in Form veränderter Inflationserwartungen, abrupt steigender Zinsen und deutlich höherer Volatilität der Aktienmärkte. Abb.1:1:(Big Abb. (BigPicture: Picture: Neues Neues geld- geld- und und fiskalpolitisches fiskalpolitisches Regime Regime alsals wesentliche wesentliche Determinante) Determinante) Abb. 1: (Big Picture: Neues geld- und fiskalpolitisches Regime als wesentliche Determinante) Zentralbank-Aktiva: Absolute Werte 2020/21: Ausweitung der Notenbankbilanzen Zentralbank-Aktiva: Absolute - Indexiert, Wochenwerte Werte - 2020/21: Ausweitung der Notenbankbilanzen Zentralbank-Aktiva: Absolute Werte 4.000 2020/21: Ausweitung der Notenbankbilanzen - Indexiert, Wochenwerte - 4.000 massive Geldschöpfung - Indexiert, Wochenwerte - 3.185 Zentralbank-Aktiva: Absolute Werte 3.1852020/21: Ausweitung 2.741 der Notenbankbilanzen massive Geldschöpfung 1.200 3.000 4.000 2.741 2020/21 1.200 - Indexiert, Wochenwerte - 3.000 2020/21 massive Geldschöpfung 3.185 Mrd. US$ 1.756 Mrd. US$ 1.200 2.000 3.000 1.483 2.741 1.756 2020/21 Verzehnfachung vieler G7-Zentralbankbilanzen 2.000 1.483 1.180 1.000 Verzehnfachung vieler G7-Zentralbankbilanzen 1.180 Mrd. US$ 1.000 innerhalb von nur 13 Jahren! 1.000 2.000 1.756 innerhalb von nur 13 Verzehnfachung Jahren! vieler G7-Zentralbankbilanzen 1.000 1.483 1.180194194 334 334 155 1.000 155 innerhalb von nur 13 Jahren! 0 1.000 0 334 800 USA EWU JPN 194 GBR155 800 = 100)= 100) USA EWU JPN(BoJ) GBR Index (2007 = 100) 0 (Fed) (EZB) (BoE) (Fed) 2020 (EZB) (BoJ) 2021JPN (Prognose) (BoE) 800 USA 2020 EWU 2021 (Prognose) GBR 600 (Fed) (EZB) (BoJ) (BoE) (2007(2007 600 2020 2021 (Prognose) 600 Staatsverschuldung Staatsverschuldung undderGeldschöpfung und Geldschöpfung Notenbanken (2020) Staatsverschuldung und Geldschöpfung der Notenbanken (2020) IndexIndex 30 der Notenbanken (2020) 400 30 Pandemielasten durch der Notenbanken 25Staatsverschuldung und Geldschöpfung (2020) 400 Pandemielasten durch 24,06 24,06 25 30 Notenbanken finanziert 20,15 Notenbanken 400 20,15 finanziert 20 Pandemielasten durch 24,06 15,82 15,13 20 25 14,14 200 neuerliche massive 20,15 13,5013,50 Notenbanken 14,14 finanziert 15,82 15,13 200 neuerliche massive 15 15 20 10,06 Expansion ab 2020 % Expansion ab 2020 10,06 15,82 15,13 % neuerliche massive 10 7,31 13,50 14,14 200 10 15 7,31 Expansion ab 2020 5 10,06 % 0 5 10 7,31 0 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 0 07 0 5 0 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 EWU GBR JPN USA Fed EZB BoJ BoE SNB EWU GBR JPN USA Fed07 08 09 EZB BoJ 14 15 16BoE 10 11 12 13 17 18 19 SNB20 21 22 0 Defizit in % des BIP Liquiditätsschöpfung der Notenbank in % des BIP Defizit in % des BIP Liquiditätsschöpfung der Notenbank in % des BIP EWU GBR JPN USA Fed EZB BoJ BoE SNB Defizit in % des BIP Liquiditätsschöpfung der Notenbank in % des BIP Quelle: FERI 2 Quelle: FERI 2 © FERI Quelle: FERI 2 6 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
2. Weltwirtschaft: Solides Wachstum mit abnehmender Dynamik Die Corona-Pandemie hat die konjunkturelle Entwicklung im Jahr 2021 maßgeblich geprägt. Infolge zunehmender Impffortschritte wurden soziale Beschränkungen in vielen Ländern schrittweise zurückgefahren, was eine kräftige wirtschaftliche Erholung ermöglichte. Das Vorkrisenniveau wurde in einigen Ländern inzwischen wieder erreicht (u.a. USA, Frankreich), in den meisten anderen Ländern dürfte dies Anfang des Jahres 2022 der Fall sein. Wir gehen davon aus, dass sich die konjunkturelle Erholung im Jahr 2022 mit robusten Wachstumsraten zunächst fortsetzt: Die aktuell erreichten Impfquoten lassen neuerliche umfassende Lockdowns auch bei hohen Infektionszahlen unwahrscheinlich erscheinen. Die in der Pandemie entstandenen Überschuss-Ersparnisse (4–9% des BIP) treiben den privaten Konsum. Auch die positive Arbeitsmarktentwicklung stützt die Erholung und ermöglicht steigenden Konsum. Viele Dienstleistungssektoren weisen ein anhaltendes Erholungspotenzial auf. Belastet wird die Konjunktur derzeit von der Industrie, die in erheblichem Maße unter Störungen im Welthandel und Angebotsengpässen für Rohstoffe und Vorprodukte leidet. Diese Angebotsengpässe bleiben zunächst bestehen, könnten sich aber in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 spürbar verringern. Wegen der sehr guten Auftragslage wäre dann ein kräftiger Wachstumsimpuls seitens des industriellen Sektors möglich. Profitieren würde davon vor allem der Euro- raum und besonders Deutschland. Wir rechnen mit einem Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2022 um 5%, deutlich oberhalb des langjährigen Durchschnitts von etwa 3,5%. Die Wachstumsdynamik wird im Laufe des Jahres allerdings zurückgehen. Inflationäre Tendenzen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft bleiben 2022 jedoch ein potenter Störfaktor (vgl. These 5). Die anhaltende wirtschaftliche Erholung bietet eine gute Unterstützung für die Aktienmärkte. Dennoch sollten sich Investoren 2022 auf langsameres Gewinnwachstum einstellen. Hintergrund sind der Wegfall pandemiebedingter Einmaleffekte sowie zunehmender Margendruck als Folge steigender Lohn- und Güterpreisinflation (vgl. These 5). Gewinnenttäuschungen dürften zunehmen, verstärkt durch bereits hohe Bewertungen. Gezielte Selektion qualitativ starker Aktiensegmente wird 2022 eine wichtige Determinante der Performance. Europäische und partiell japani- sche Aktien könnten 2022 im Vorteil sein: Beide Regionen zeigen moderate Bewertungen und (aufgrund zyklischer Sektorenprofile) relative Resistenz auch in einem inflationären Umfeld. Große Technologiewerte könnten 2022 aufgrund hoher Gewinnstärke und robuster „Pricing Power“ erneut positiv überraschen. Abb. Abb.Abb. 2:2:(Weltwirtschaft: (Weltwirtschaft: 2: (Weltwirtschaft: Solides Solides Wachstum Wachstum Solides mitabnehmender mit mit Wachstum abnehmender abnehmender Dynamik) Dynamik) Dynamik) BIP global: Wachstumsbeiträge- USA: Gewinne + Prognose (BIP-basiert) BIP global: Wachstumsbeiträge USA: Gewinne USA: Gewinne + Prognose + Prognose (BIP-basiert) (BIP-basiert) BIP-global: Quartalswerte BIP global: - Wachstumsbeiträge Wachstumsbeiträge - Quartalswerte - 60 60 USA: Gewinne + Prognose (BIP-basiert) 186 186 - Quartalswerte - - Quartalswerte - 60 186 starker Dynamikverlust 1,5 1,5 40 40 starker starker Dynamikverlust Dynamikverlust162 162162 1,5 40 als Risiko als Risiko als Risiko J/J, % Index J/J, % 20 138 138138 Index J/J, % 20 Index 20 1,0 0 1,0 1,0 0 0 114 114114 -20 -20 90 90 -20 01/15 12/15 11/16 10/17 09/18 08/19 07/20 06/21 05/22 90 04/23 Prozentpunkte 0,5 01/15 01/15 12/15 12/15 11/16 11/16 10/17 10/17 09/18 09/18 08/19 08/19 07/20 07/20 06/21 06/21 05/22 05/22 04/23 04/23 Prozentpunkte 0,5 Prozentpunkte 0,5 Gewinndynamik Gewinndynamik (l.) (l.) Unternehmensgewinne Unternehmensgewinne (realisiert, (realisiert, 12M, r.)12M, 12M, r.) Gewinndynamik (l.) Unternehmensgewinne (realisiert, r.) 0,0 0,0 Aktienmarkt: Aktienmarkt: Euroraum Euroraum (relativ) (relativ) 0,0 Aktienmarkt: Euroraum Aktienmarkt: (relativ) Euroraum (relativ) 76 76 76 ausgedehnte Bodenbildung 73 ausgedehnte Bodenbildung ausgedehnte Bodenbildung Index, LC-based -0,5 -0,5-0,5 73 Index, LC-based 73 Index, LC-based 69 69 69 66 -1,0 -1,0-1,0 66 66 Q1/21 Q3/21 Q1/21Q1/21 Q2/21 Q2/21 Q4/21 Q3/21 Q1/22 Q4/21 Q2/22 Q1/22 Q3/22 Q2/22 Q4/22 Q3/22 Q4/22 63 63 Q2/21 Q3/21 Q4/21 Q1/22 Q2/22 Q3/22 Q4/22 63 07/20 10/20 01/21 04/21 07/21 10/21 01/22 USA EWU JPN CHN USA USA EWU EWU JPN JPN CHN CHNEmMaEmMa EmMa o. CHN o. CHNo. CHN 07/20 07/20 10/20 10/2001/21 01/21 04/21 04/21 07/21 07/2110/21 10/21 01/22 01/22 MSCI EWU MSCI EWU(LC) vs.EWU World vs. World (LC) 200 Days 200 Days Short-TermShort-Term MSCI vs. World (LC) 200 Days Short-Term Quelle: FERI 3 Quelle: FERI 3 © FERIQuelle: FERI 3 FERI Investment Research / © FERI / 7
3. China: Temporäre Belebung innerhalb einer grundsätzlich veränderten Entwicklungsstrategie Als Folge strikter Null-Covid-Politik, deutlich gedrosselter Kreditvergabe, starker regulatorischer Eingriffe in die Wirt- schaft und einer Abkühlung des Immobiliensektors schwächte sich das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft 2021 deutlich ab. Wir gehen davon aus, dass die Regierung 2022 wieder eine höhere Kreditvergabe ermöglichen wird, rechnen aber vorerst nicht mit einer umfassenden Stimulierung der Wirtschaft. Obwohl die Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen moderat zunehmen wird, rechnen wir für das Jahr 2022 insgesamt nur mit einem Wirt- schaftswachstum von knapp 5%. Trotz bestehender Probleme im Immobiliensektor sollten 2022 von China insgesamt keine gravierend negativen Impulse für die Weltwirtschaft ausgehen. Im Laufe des Jahres dürften sich inländische Nachfrage und damit auch die Aussichten für Exporte nach China wieder verbessern. Die Bewertung der weiteren Perspektiven Chinas muss zunehmend vor dem Hintergrund einer unter Xi Jinping grund- sätzlich veränderten Entwicklungsstrategie erfolgen. Kennzeichen dieser neuen Strategie sind eine dezidiert anti- kapitalistische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, das strikte Primat der Politik über die Wirtschaft (einschließlich gravierender regulatorischer Eingriffe in einzelne Wirtschaftsbereiche), die Konzentration auf die Binnenwirtschaft, die Gewährleistung technologischer Autarkie und das Ziel eines „gemeinsamen Wohlstands“ (einschließlich massiver Umverteilungsmaßnahmen). Dies bedeutet, dass auch im Jahr 2022 mit kaum vorhersehbaren Eingriffen in die Wirt- schaft gerechnet werden muss und insbesondere der Immobiliensektor anhaltend belastet bleiben wird. Ein zusätz- liches Risiko stellt der latent verschärfte Hegemonialkonflikt zwischen den USA und China dar (vgl. These 7). Chinesische Aktien litten 2021 deutlich unter der allgemeinen Wachstumsabschwächung, dem rückläufigen Kredit- zyklus und intensiven regulatorischen Eingriffen der Politik. Angesichts stark veränderter politischer Prioritäten mutieren viele Unternehmen nun faktisch zu „State-owned Enterprises“, was deren unternehmerische Freiräume und Gewinnperspektiven eng limitiert. Diese gravierende Veränderung bedingt aus Sicht der Kapitalmärkte einen strukturellen Bewertungsabschlag. Mit Blick auf 2022 bieten jedoch die absehbare Umkehr des restriktiven Kredit- zyklus und die Tatsache, dass bereits viel Negativität in den Aktienkursen eingepreist ist, temporäre Chancen für eine Outperformance chinesischer Aktien. Daneben erlaubt das weiterhin bestehende Wachstumspotenzial des Landes insbesondere in den Bereichen, in denen China selbst eine führende Rolle auf den Weltmärkten anstrebt, die gezielte Auswahl attraktiver Titel und Sektoren. Abb. 3: (China: Temporäre Stabilisierung innerhalb einer grundsätzlich veränderten Abb. 3: (China: Temporäre Stabilisierung innerhalb einer grundsätzlich veränderten Entwicklungsstrategie) Abb. 3: (China: Temporäre Stabilisierung innerhalb einer grundsätzlich veränderten Entwicklungsstrategie) Entwicklungsstrategie) China:Social China: SocialFinancing Financing China: Investitionen China: (Immobiliensektor) Investitionen (Immobiliensektor) China: - Social Financing -Monatswerte Monatswerte - - 1.000 China: Investitionen (Immobiliensektor) 40 China:- Social Financing Monatswerte - 1.000 China: Investitionen (Immobiliensektor) Immobiliensektor 40 - Monatswerte - 1.000 40 Mrd. Rmb. 60 Immobiliensektor als Risiko J/J, % 800 Immobiliensektor 20 Rmb. 60 als Risiko Rmb. %% 800 als Risiko 20 60 800 20 J/J,J/J, 55 Mrd. 600 0 55 Mrd. 55 600 0 50 600 0 400 -20 50 400 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 -20 50 400 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 -20 45 Veränderung 2016 (r.)2017 2018 2019 2020Niveau 2021(l.) % des BIP 45 2013 2014 2015 Veränderung (r.) Niveau (l.) BIP 45 Veränderung (r.) Niveau (l.) BIP 40 des 40 Aktienmarkt: China (relativ) des 40 Straffungszyklus Aktienmarkt: China (relativ) Aktienmarkt: China (relativ) %% 35 130 Straffungszyklus in Spätphase 130120 Aktienmarkt: China (relativ) 35 Straffungszyklus 130 35 in Spätphase 120110 30 in Spätphase 120 Index 30 110100 30 110 viel Negativität Index 25 100 90 Index 100 vieleingepreist Negativität 25 90 80 viel Negativität eingepreist 25 90 80 70 eingepreist 20 80 20 70 01/19 20 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 07/19 01/20 07/20 01/21 07/21 01/22 70 01/19CSI 30007/19 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 vs. MSCI World 01/20(TR, LC) 07/20 200 Days 01/21 07/21Short-Term 01/22 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 01/19 07/19 CSI 300 vs. 01/20 MSCI World (TR, LC) 07/20 20001/21 Days 07/21 01/22 Short-Term CSI 300 vs. MSCI World (TR, LC) 200 Days Short-Term Quelle: FERI 4 Quelle: ©FERI FERI 4 Quelle: FERI 4 8 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
4. Schwellenländer: Überwindung der Pandemie, steigende Zinsen als Belastungsfaktoren Mit insgesamt deutlich steigenden Impfquoten verbessern sich auch in den Schwellenländern die Chancen auf eine Vermeidung neuer Lockdowns und die Wiederbelebung des Tourismus. Auch die absehbare Stabilisierung der Wirt- schaftsdynamik Chinas (vgl. These 3) trägt 2022 positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Dies ermöglicht grund- sätzlich für das Jahr 2022 eine solide Wachstumsdynamik, die vereinzelt auch positive Überraschungen mit sich bringen könnte. Wir rechnen für die Schwellenländer insgesamt mit einem Wachstum des BIP von mehr als 5%. Einzelne Länder wie Russland, die Türkei und Südafrika weisen allerdings anhaltende strukturelle Schwächen auf und werden in ihrer Dynamik deutlich hinter diesem Durchschnittswert zurückbleiben. Generell wird die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern aber auch durch einige Faktoren belastet. Dazu gehören vor allem: steigende Inflationsraten und daraus resultierende Leitzinserhöhungen vieler Notenbanken, steigende Zinsen in Industrieländern und daraus resultierende Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern, ein relativ zu den eigenen Währungen möglicherweise anhaltend starker Dollar. Länder mit sehr schlechtem politischen Management, wie etwa die Türkei, Südafrika und Brasilien, dürften 2022 überproportional unter diesen Rahmenbedingungen leiden. Die Aktienmärkte der Schwellenländer haben 2021 bereits viele Negativfaktoren eingepreist und verzeichnen deshalb insgesamt nur unterdurchschnittliche Performance. 2022 bietet die Wirtschaftsentwicklung der meisten Schwellen- länder, trotz anhaltender Belastungen, eine leicht aufgehellte Perspektive. Für die Aktienmärkte lässt dies, zumindest in relativer Betrachtung, eine solide Entwicklung gegenüber den Industrieländern als möglich erscheinen. Besonders profitieren dürften vor allem rohstoffexportierende Länder, solche mit einem engen Bezug zu China und Länder mit soliden Währungen und Zahlungsbilanzen. Folglich ist hier auch 2022 noch strikte Selektivität angebracht. Abb. Abb. 4: (Schwellenländer: 4: (Schwellenländer: Überwindung Überwindung derder Pandemie, Pandemie, steigende steigende Zinsen Zinsen als als Belastungsfaktoren) Belastungsfaktoren) Schwellenländer (ohne China): BIP-Wachstum Schwellenländer: Zinsen (Staatsanleihen, 10 J.) Schwellenländer Schwellenländer: Zinsen (Staatsanleihen,J.)10 J.) Schwellenländer Schwellenländer -(ohne (ohne (ohne China): China): China): BIP-Wachstum BIP-Wachstum BIP-Wachstum Jahreswerte - 20 Schwellenländer: Schwellenländer: Zinsen Zinsen (Staatsanleihen, (Staatsanleihen, 10 10 J.) - Jahreswerte - -- Jahreswerte 20 Jahreswerte -- 20 Zinsanstiegsdruck Zinsanstiegsdruck 88 8 15 15 Zinsanstiegsdruck 15 dominiert dominiert dominiert 77 7 Turnaround 10 % Turnaround 10 %% Turnaround 10 66 6 55 5 55 5 4 00 0 44 * TUR TUR BRA BRA ZAF ZAF RUS RUS MEX**MEX IND IND 3 TUR BRA ZAF RUS MEX IND 33 Dez Dez 20 Nov 21 Dez 20 20 Nov Nov 21 21 ** avg. * avg. Maturity avg. Maturity J/J, % Maturity J/J,%% 22 2 J/J, 11 1 Schwellenländer: Aktienmarkt Schwellenländer: Aktienmarkt (relativ) (relativ) Schwellenländer: Aktienmarkt (relativ) Schwellenländer: Aktienmarkt (relativ) 00 0 75 75 75 -1 -1 -1 70 70 70 Index, LC-based LC-based Index,LC-based -2 -2 -2 65 65 65 relative Schwäche relative -3 -3 60 60 60 relative Schwäche Schwäche -3 Durchschnitt der Jahre überdehnt überdehnt Durchschnitt Durchschnitt der der Jahre Jahre 20002000 2000 bis bis 2019 bis 2019 2019 überdehnt Index, -4 55 55 -4 -4 55 50 50 -5 -5 -5 50 01/2001/20 04/20 07/20 10/20 01/21 04/21 07/21 10/21 01/22 01/20 04/20 04/20 07/20 07/20 10/20 10/20 01/21 01/21 04/21 04/21 07/21 07/21 10/21 10/21 01/22 01/22 20002000 2000 20052005 2005 20102010 2010 20152015 2015 20202020 2020 20252025 2025 MSCI MSCI EmMa vs. World (LC) 200 Days Short-Term MSCI EmMa EmMa vs. vs. World World (LC) (LC) 200 200 Days Days Short-Term Short-Term Quelle: Quelle: FERI FERI 55 5 Quelle:©FERI FERI FERI Investment Research / © FERI / 9
5. Inflation: Temporär rückläufig, aber auf hohem Niveau und mit strukturellem Anstiegspotenzial Bereits im letzten Jahresausblick hatten wir das Thema „Inflation“ für 2021 als zentralen Risikofaktor mit deutlichem Überraschungspotenzial hervorgehoben. Diese Überraschungen haben sich inzwischen sehr deutlich materiali- siert. Die hohe Inflation zum Jahresende 2021 resultiert zu einem erheblichen Teil aus pandemiebedingten Effekten, darunter Angebotsknappheiten infolge der schnellen wirtschaftlichen Erholung. Hohe Energiepreise und gravierende Störungen globaler Lieferketten sind weitere maßgebliche Treiber. In den kommenden Monaten dürften sich viele dieser Effekte leicht zurückbilden. Dies und der Wegfall statistischer Basiseffekte erlauben im Jahr 2022 zunächst sinkende Inflationsraten. Im Gegensatz zu den Aussagen der Notenbanken gehen wir aber davon aus, dass das Inflationsniveau spürbar oberhalb der 2%-Marke bleiben wird. Im Durchschnitt des Jahres 2022 rechnen wir sowohl für die USA als auch für den Euroraum mit einer Inflationsrate von mehr als 3%. Mittel- und langfristig wirken einige strukturelle Faktoren in Richtung einer generell höheren Inflation, insbesondere: anhaltende monetäre Aufblähung des globalen Finanzsystems durch massive Notenbank-Geldschöpfung, demographisch bedingte Knappheiten an den Arbeitsmärkten mit der Folge stärker steigender Löhne, der teilweise Rückbau der Globalisierung mit der Folge höherer Kosten für Güter und Dienstleistungen, die stärkere Rolle des Staates in der Wirtschaft einschließlich verstärkter Umverteilungselemente, die Kosten der ökologischen Transformation (insbesondere politisch gewollte steigende Energiekosten). Das Zusammenspiel dieser Faktoren bedeutet, dass die enorme Geldschöpfung der Notenbanken zukünftig auch zu einem stärkeren Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen führt. Dies gilt umso mehr, als mit einer strikten Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken eher nicht zu rechnen ist (vgl. These 6). Perspektivisch resultiert daraus eine deutlich gestiegene Wahrscheinlichkeit für die Verfestigung höherer Inflationserwartungen. Steigende Inflation belastet die Gewinnmargen vieler Unternehmen, höhere Inflationserwartungen könnten zu spürbar steigenden Zinsen führen. Beides dürfte an den Aktienmärkten Unsicherheit und erhöhte Volatilität bewir- ken. Hoch bewertete Aktiensegmente und zinssensitive Titel wären negativ betroffen, Value-Segmente und Finanz- werte profitieren in relativer Hinsicht. Anlagen in langlaufende Anleihen von Ländern erstklassiger Bonität bleiben bis auf weiteres unattraktiv. Längerfristig dürften die Realzinsen trotz steigender Nominalzinsen negativ bleiben. Ein generelles Problem für die Finanzmärkte wäre die Herausbildung langfristig steigender Inflationserwartungen; dieser Punkt liegt zwar noch in der Zukunft, könnte sich aber 2022 bereits ansatzweise abzeichnen. Abb. Abb. 5: (Inflation: 5: (Inflation: Temporär Temporär rückläufig, rückläufig, aber aber aufauf hohem hohem Niveau Niveau undund mitmit strukturellem strukturellem Abb. 5: (Inflation: Temporär rückläufig, aber auf hohem Niveau und mit strukturellem Anstiegspotenzial) Anstiegspotenzial) Anstiegspotenzial) USA und Euroraum: Inflation USA: Lohnwachstum USAUSA und und Euroraum: Euroraum: - Monatswerte -Inflation Inflation USA:USA: Lohnwachstum Lohnwachstum USA und- Monatswerte Euroraum: -Inflation - Monatswerte - 8 8 USA: Lohnwachstum - Monatswerte - 8 in %in % 6 6M-Dynmaik in % 8 8 6 8 6 Lohn-Preis-Spirale Lohn-Preis-Spirale als als 4 6M-Dynmaik 4 signifikantes RisikoRisikoals Lohn-Preis-Spirale 7 7 4 signifikantes 6M-Dynmaik 2 2 signifikantes Risiko 7 20222022 ff.: strukturell ff.: strukturell 2 6 6 2022 höhere ff.:Inflationsraten strukturell 0 0 6 höhere Inflationsraten 0 höhere Inflationsraten -2 -2 5 5 -201/10 5 01/10 06/1106/11 11/1211/12 04/1404/14 09/1509/15 02/1702/1707/1807/18 12/1912/19 05/2105/21 10/2210/22 01/10 06/11 USA:11/12 USA:04/14per 09/15 Earnings Earnings per hour hour 02/17 07/18 sa) 12/19 (6M-Dynamik, (6M-Dynamik, sa) 05/21 10/22 4 4 USA: Earnings per hour (6M-Dynamik, sa) 4 %% J/J, % J/J,J/J, 3 3 3 Welt:Welt: Welt: ZinsenZinsen Zinsen vs.Finanzwerte vs.vs. Finanzwerte Finanzwerte (relativ) (relativ) (relativ) 4 4 Welt: Zinsen vs. Finanzwerte (relativ) 110 110 2 2 4 110 2 Finanzwerte Finanzwerte profitieren profitieren 3 3 100 100 von höheren Finanzwerte Zinsen profitieren 1 1 3 von höheren Zinsen 100 Index von höheren Zinsen Index 1 2 2 90 90 % % % Index 0 0 2 90 0 1 1 80 80 1 80 -1 -1 0 0 70 70 -1 2017201820182019201920202020202120212022202220232023 2017 18 0 18 19 19 20 20 21 21 22 22 70 2017 2018 2019 USA2020 2021 2022 2023 USA EWUEWU 18 USA: USA: 19 10Y Yield 10Y Yield (l.) (l.) 20 MSCIMSCI WorldWorld 21 Financials Financials 22 vs. World vs. World USA EWU USA: 10Y Yield (l.) MSCI World Financials vs. World Quelle:Quelle: © FERI FERI FERI 6 6 Quelle: FERI 6 10 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
6. Geld- und Fiskalpolitik: Temporäre Abkehr vom ultra-expansiven Modus In der Corona-Krise haben große Notenbanken ein neues geldpolitisches Regime etabliert, das durch direkte Ver- schränkung von Geld- und Fiskalpolitik gekennzeichnet ist und monetäre Staatsfinanzierung ermöglicht (vgl. These 1: OMF). Ziel war es vordergründig, massive Fiskalhilfen während der Pandemie mittels Geldschöpfung der Zentralbanken zu finanzieren. Offene monetäre Finanzierung ist (kurzfristig) ein Instrument für wirtschaftliche Stimu- lierung, impliziert langfristig aber gravierende inflationäre Risiken (vgl. These 5). Geldpolitisch ist dies mit einer veränderten geldpolitischen Strategie verbunden, einschließlich der Tolerierung temporär höherer Inflationsraten. Der kräftige Aufschwung erlaubt den großen Notenbanken eine graduelle Abkehr vom ultra-expansiven Modus der Geldpolitik. Die US-Fed wird ihre monatlichen Wertpapierkäufe ab November 2021 laufend reduzieren („Tapering“) und im Laufe des Jahres 2022 auf Null zurückfahren (Dennoch ist die Fed-Bilanz dann zehnmal größer als 2008!). Es ist wahrscheinlich, dass die Fed im Jahr 2022 mindestens einmal ihren Leitzins anheben wird. Die EZB wird ihre Wertpapierkäufe im Laufe des Jahres ebenfalls verringern, den Leitzins aber wohl nicht anheben. Möglich ist eine Anhebung des seit September 2019 bei -0,5% festgelegten Zinssatzes für Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB. Von der Fiskalpolitik sind vorerst nur noch sehr begrenzt neue Hilfen zu erwarten, am ehesten Strukturprogramme für Infrastruktur und Klimaschutz. Mit der Rückführung der massiven staatlichen Hilfen zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie sinken die staatlichen Haushalts-Defizite. Die Fiskalpolitik bleibt aber grundsätzlich expansiv. Die Fiskaldefizite werden sich in den meisten Industrieländern oberhalb der Vorkrisenniveaus einpendeln. Mit dem Einstieg in eine (sehr moderate) geldpolitische Straffung endet einer der wichtigsten Treiber der positiven Aktienmarktentwicklung der vergangenen Jahre. Monetäre „Entzugserscheinungen“ – in Form höherer Anfälligkeit für Korrekturen – sind deshalb wahrscheinlich. Die Zinsanhebungen, die wir für das Jahr 2022 erwarten, sollten keine generelle Trendumkehr der Aktienmärkte auslösen. Ein Anstieg der Volatilität und temporäre „Reality Checks“ sind aber häufige Begleiterscheinungen am Beginn eines geldpolitischen Straffungszyklus. Dies gilt umso mehr im Falle negativer Überraschungen bei der Inflationsentwicklung (vgl. These 5). Die fiskalpolitische Normalisierung ist vorerst nur ein latenter Faktor ohne wesentliche Folgen für die Perspektiven der Anlagemärkte. Im Fall enttäuschender konjunktureller Dynamik würden Investoren jedoch den negativen Fiskal- impuls als zusätzliche Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung ansehen. Korrekturen an den Aktienmärkten wären dann die logische Konsequenz. Abb. Abb. 6: 6: (Geld- (Geld- undund Fiskalpolitik: Fiskalpolitik: Temporäre Temporäre Abkehr Abkehr vomvom ultra-expansiven ultra-expansiven Modus) Modus) Abb. 6: (Geld- und Fiskalpolitik: Temporäre Abkehr vom ultra-expansiven Modus) G3: Notenbankbilanzen vs. MSCI World USA: Fiskalischer Impuls (Public Balance) G3:G3: Notenbankbilanzen Notenbankbilanzen vs. vs. - Wochenwerte MSCIMSCI World - World USA: Fiskalischer Impuls (Public Balance) USA: Fiskalischer Impuls (Public Balance) - Wochenwerte - G3: Notenbankbilanzen - Wochenwerte - vs. MSCI World 2.000 2.000 USA: Fiskalischer Impuls (Public Balance) US$ US$ 27.000 - Wochenwerte - 7.500 1.500 J/J, absolut in Mrd. US$ 27.000 7.500 1.5002.000 in Mrd. 27.000 7.500 1.000 1.0001.500 Liquiditätsdrosselung 500 in Mrd. Liquiditätsdrosselung 5001.000 als latente Belastung Liquiditätsdrosselung 0 J/J, absolut 22.000 als latente Belastung 6.200 0 500 22.000 als latente Belastung 6.200 -500 -500 0 J/J, absolut 22.000 6.200 spürbarer spürbarer -1.000 -1.000-500 Impulsrückgang spürbarer Impulsrückgang -1.500 -1.000 17.000 4.900 -1.500 Impulsrückgang 17.000 4.900 -1.500 15 15 16 16 17 17 18 18 19 19 20 20 21 21 22 22 23 23 24 24 25 25 US$US$ 17.000 4.900 Index Mrd. US$ 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Index Index Mrd. 12.000 3.600 USA: Zinsen (Staatsanleihen, 10 J.) 12.000 3.600 USA: USA: Zinsen Zinsen (Staatsanleihen, (Staatsanleihen, 10 J.) 10 J.) Mrd. 12.000 3.600 3,4 USA: Zinsen (Staatsanleihen, 10 J.) deutliche monetäre 3,4 deutliche monetäre 3,4 2,7 Aufblähung deutliche seit 2009 monetäre 2,7 Anstieg 7.000 Aufblähung seit 2009 2.300 2,7 2,0 Anstieg 7.000 Aufblähung seit 2009 2.300 2,0 Anstieg % % 7.000 2.300 2,0 1,2 % 1,2 1,2 0,5 0,5 2.000 1.000 2.000 1.000 0,5 -0,2 2.000 09 12 15 18 21 24 1.000 -0,2 09 12 15 18 21 24 -0,201/19 07/19 01/19 07/19 01/20 01/20 07/20 07/20 01/21 01/21 07/21 07/21 01/22 01/22 G3 09 Notenbankbilanzen 12 (l.) MSCI World LC (r.) G3-Notenbankbilanzen (l.)15 18 MSCI 21 World LC 24 (r.) Rendite 10Y 01/19 Rendite (USA) 01/20 07/19 10Y (USA) 200 Days 01/21 07/20 200 Days Short-Term 07/21 Short-Term 01/22 G3 Notenbankbilanzen (l.) MSCI World LC (r.) Rendite 10Y (USA) 200 Days Short-Term © FERI Quelle: FERI 7 Quelle: FERI 7 Quelle: FERI 7 FERI Investment Research / © FERI / 11
7. Geopolitik: Erhöhte Unsicherheit und zunehmende „Event Risks“ Trotz Regierungswechsel in den USA blieb die geopolitische Unsicherheit auch 2021 auf hohem Niveau. Zwar ist die US-Außenpolitik unter Präsident Biden wieder berechenbarer und weniger erratisch geworden; dennoch existieren weiterhin ungelöste globale Konflikte, die sich verschärfen und zum Teil auch explosiv entladen könnten. Das größte geopolitische Risiko ist weiterhin die anhaltende strategische Rivalität zwischen den USA und China, die verstärkt Charakteristika eines Hegemonialkonflikts aufweist. Dieser Konflikt gewinnt durch zunehmend aggressive chinesi- sche Außenpolitik an Brisanz, insbesondere im Hinblick auf die Taiwan-Frage. Für 2022 ist vorstellbar, dass China die Bereitschaft der USA zur Unterstützung Taiwans immer weiter austestet und dabei „Kollateralschäden“ – in Form weiter verschlechterter wirtschaftlicher Beziehungen, neuer Sanktionen und möglicher militärischer Zwischenfälle – bewusst in Kauf nimmt. Der erfolgreiche Test einer Hyperschall-Rakete durch China stellt eine potenziell gefährliche Eskalation dar, die das gegenseitige Wettrüsten weiter verschärfen dürfte. Neben dem Hegemonialkonflikt zwischen China und den USA sollten auch die weiter verschlechterten Beziehungen zwischen den westlichen Ländern und Russland beobachtet werden. Auch der weiterhin ungelöste Iran-Konflikt könnte in eine Eskalation mit gravierenden Folgen in Form steigender Ölpreise münden, zumal die iranische Füh- rung an der Urananreicherung festhält und deshalb 2022 auch proaktive militärische Reaktionen Israels denkbar sind. Aus europäischer Perspektive dürfte im Jahr 2022 die Präsidentschaftswahl in Frankreich (und ein denkbarer Sieg Marine Le Pens) im Fokus stehen. Ein solches Ergebnis würde den politischen Zusammenhalt in der EU erneut substanziell schwächen und zudem wichtige Projekte der EU existenziell gefährden. Die Wahrscheinlichkeit geopolitischer „Event Risks“ nimmt 2022 zu, speziell mit Blick auf den intensiven Hegemonial- konflikt der USA mit China. Eine Eskalation dieses Konflikts (Taiwan) wäre gefährlich, könnte scharfe Marktbewegungen auslösen und ist für das Aktienmarktumfeld eines der größten Einzelrisiken. Auch der Iran-Konflikt bleibt latent bedrohlich, da dort die Gefahr militärischer Aktionen überdurchschnittlich hoch ist (mit entsprechenden Folgen für den Ölpreis). Somit ist das Anlageszenario 2022 anfällig für potenzielle Ereignisrisiken, die nur begrenzt abgesichert werden können. Als „Risiko-Hedge“ erscheinen vorerst Positionen in Gold oder Öl weiter angebracht. Abb. 7: (Geopolitik: Erhöhte Unsicherheit und zunehmende „Event Risks“) Risk Map 2022 - Risikoszenarien im „Probability Risk Map 2022Impact“-Diagramm - - Risikoszenarien im „Probability Impact“-Diagramm - USA: politischer „Gridlock“ Neue Covid-19-Wellen CHN: Wirtschaftskrise (Mutanten) (Bausektor) Relative Wahrscheinlichkeit Fed Policy Error Inflationskomplex*: USA: zivile Unruhen (Trumpismus) (in beide Richtungen) Eskalation/Kontrollverlust DEU: Regierungskrise/Hängepartie IRN-Eskalation CHN: massive zivile Unruhen (vs. USA/ISR/SAU) TWN-Eskalation (evtl. Krieg) Cyber-Attacke(n) mit massivem Schaden EU/POL vs. BLR/RUS: Eskalation Globales „Liquidity/Credit Event“ EU-Krise/POL-Exit RUS vs. UKR: Krieg Big Tech: Zerschlagung/Regulierung FRA: Le Pen-Sieg Auswirkung auf den globalen Aktienmarkt Stand: 22.11.2021 * Inflation(-serwartungen), Zinsen, Rohstoffpreise 8 © FERI 12 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
8. Rohstoffe: Temporäre Effekte überlagert von strategischer Nachfrage Der seit dem Jahr 2020 um rund 70% gestiegene Ölpreis bedeutet eine Normalisierung nach sehr niedrigen Preisen in der ersten Welle der Corona-Pandemie, war aber auch auf eine anhaltende Knappheit des Angebots bei gleichzeitig steigender Nachfrage zurückzuführen. Hinzu kamen gravierende Friktionen im globalen Handel, was auch die Preise für Industriemetalle und andere Rohstoffe temporär stark nach oben trieb. Die generelle Abschwächung der globalen Wachstumsdynamik im Verlauf des Jahres 2022 und die zu erwartende allmähliche Normalisierung globaler Lieferketten führen grundsätzlich dazu, dass sich Preisspitzen zurückbilden und die Preise insgesamt sinken. Wir gehen aber davon aus, dass diese Normalisierung noch einige Zeit in Anspruch neh- men wird. Angesichts hoher Auftragsbestände in der Industrie könnte die Auflösung von Störungen in den Lieferketten zunächst eine nochmals stärkere Nachfrage nach Rohstoffen und Vorprodukten erzeugen und das Ungleichgewicht zwischen begrenztem Angebot und steigender Nachfrage temporär verschärfen. Folge wären weiter steigende Roh- stoffpreise. Schnelle Anpassungen auf der Angebotsseite dürften infolge zu geringer Investitionen in Förderkapazi- täten in den vergangenen Jahren nur begrenzt möglich sein. Langfristig ist davon auszugehen, dass infolge zunehmender Orientierung an Nachhaltigkeitszielen die Finanzierung von Investitionen in neue Förderstätten schwieriger und teurer wird. Parallel dazu treibt der anhaltende Trend zur Dekarbonisierung und Elektrifizierung eine dauerhaft hohe Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen (Kupfer etc.). Insgesamt ergibt sich daraus in den kommenden Jahren ein nennenswertes Potenzial für steigende Rohstoffpreise. Für Öl ist der Ausblick 2022 aus fundamentaler Sicht moderat positiv. Allerdings bleiben Ölpreise volatil, da Inves- toren laufend das Problem begrenzter Kapazitäten gegen die Risiken einer globalen Nachfrageabschwächung sowie verstärkter Dekarbonisierungsbemühungen abwägen. Ob und inwieweit die OPEC+ dem steigenden Druck auf Anhebung der Förderkapazitäten nachgibt, ist ebenso ein Unsicherheitsfaktor für Öl wie geopolitische Risiken (vgl. These 7). Industriemetalle dürften 2022 von der Stabilisierung in China moderat profitieren. Sollte der Abschwung im chinesischen Immobiliensektor deutlicher ausfallen, wären jedoch auch negative Preisentwicklungen möglich. Die Nachfrage nach Agrarrohstoffen dürfte zwar steigen, allerdings ist die Angebotsseite mit vielen Unsicherhei- ten verbunden. Grundsätzlich qualifizieren sich Rohstoffe (in diversifizierter Form) auch 2022 als Teil einer aktiven Anlageausrichtung. Abb. Abb. 8: (Rohstoffe: 8: 8: (Rohstoffe: Temporäre Effekte überlagert von strategischer Nachfrage) Abb. (Rohstoffe:Temporäre TemporäreEffekte Effekte überlagert von strategischer überlagert von strategischerNachfrage) Nachfrage) Welt: Rohöl-Nachfrage und -Angebot Welt: Rohölpreis (real) Welt: Rohöl-Nachfrage und -Angebot Welt: Rohölpreis (real) Welt: Welt: - Monatswerte Rohöl-Nachfrage Rohöl-Nachfrage - -Angebot und-Angebot Welt: Welt:Rohölpreis Rohölpreis(real) (real) - Monatswerteund - 200 200 - Monatswerte - Monatswerte - - 200 10 10 102 102 10 102 150 (real) Nachfrage- 150 Risiko: realer Rohölpreis (real) 150 (real) Nachfrage- Nachfrage- Risiko: realer Risiko: Rohölpreis realer Rohölpreis (mbd) überhang relativ niedrig Nachfrage Defizit/Überschuss (mbd) überhang 100 Defizit/Überschuss(mbd) relativ niedrig US$/bbl überhang 100 relativ niedrig US$/bbl 100 US$/bbl 5 5 98 98 50 50 5 98 NachfrageDefizit/Überschuss 50 00 0 05 07 05 07 0909 1111 1313 15 15 17 17 19 19 21 21 23 23 bbl == barrel barrel 05 07 09 11 WTI13 WTI (real)15 (real) 17 19 21 23 mbd bbl 0 0 95 95 bbl = barrel WTI (real) mbd 0 95 Welt: Welt: Welt: Kupferpreis Kupferpreis Kupferpreis (real)(real) (real) 14.000 Welt: Kupferpreis (real) Nachfrage 14.000 -5 -5 91 91 14.000 Watch: realer Watch: realer -5 91 12.000 12.000 (real) Watch: realer Kupferpreis erhöht (real) 12.000 Kupferpreis erhöht (real) 10.000 10.000 Kupferpreis erhöht US$/mt 10.000 US$/mt (Achse abgeschnitten) 8.000 8.000 US$/mt (Achse abgeschnitten) -10 -10(Achse abgeschnitten) 87 87 8.000 6.000 -10 15 16 17 18 19 20 21 22 87 6.000 15 16 17 18 19 20 21 22 6.000 15 16 17 18 Oil demand/supply 19 balance 20 balance (l.) 22 21 (l.) 4.000 OilUS demand/supply DOE: Global Oilbalance Demand(l.) (6M MA) 4.000 Oil USUSdemand/supply DOE: Global 4.000 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 mbd = million barrels per day US DOE:DOE: GlobalOil Global OilDemand Oil Demand (6MMA) Supply (6M MA) (6M MA) 05 05 mt = metric ton 07 07 09 09 11 11 13 (real)15 Kupferpreis 13 15 17 17 19 19 21 21 23 23 mbd =DOE million barrels per = Department ofday Energy US DOE: Global Oil Supply (6M MA) mt = metric ton Kupferpreis (real) mbd = million barrels per day US DOE: Global Oil Supply (6M MA) mt = metric ton Kupferpreis (real) Quelle: FERI 9 Quelle: FERI © FERI 9 Quelle: FERI 9 FERI Investment Research / © FERI / 13
9. Gold: Temporär nachlassende Unterstützung, aber deutlich erhöhte strategische Attraktivität In einem Umfeld verbesserter Konjunkturerwartungen und (moderat) steigender Zinsen verringert sich grundsätzlich die Attraktivität von Gold. Der im Jahr 2021 überwiegend neutrale Goldpreis ist deshalb keine Überraschung und ent- spricht den Erwartungen zu Jahresanfang. Grundsätzlich ist jedoch nicht das (nominale) Zinsumfeld, sondern vor allem die Entwicklung von Inflationserwartungen und daraus resultierender Realzinsniveaus entscheidend für die laufende Einschätzung des Goldpreises. Da sich die Inflationserwartungen speziell in der zweiten Jahreshälfte 2021 deutlich nach oben bewegt haben, konnte sich der Goldpreis stabilisieren und zeigte zuletzt eine zunehmende relative Stärke. Offensichtlich unterstellt der Markt den großen Notenbanken eine anhaltende Aversion, den perspektivisch steigenden Inflationsrisiken entschlossen ent- gegenzutreten. Diese generelle Skepsis wird von uns ausdrücklich geteilt (vgl. These 6). In den ersten Monaten des Jahres 2022 erwarten wir jedoch temporär gedämpfte Inflationsraten und leicht steigende Nominalzinsen (vgl. These 5). Die Realzinsen könnten dabei ebenfalls moderat anziehen, werden aber insgesamt negativ bleiben. Kurzfristig erscheint 2022 das Aufwärtspotenzial von Gold somit limitiert. In längerfristiger Betrachtung gewinnt der Ausblick für Gold aber klar an strategischer Attraktivität. Entscheidende Treiber dafür sind einerseits die Erwartung strukturell höherer Inflation, andererseits das veränderte geldpolitische Regime der Notenbanken. Speziell deren geringe Neigung, steigende Inflationsraten entschlossen zu bekämpfen, erzeugt selbst bei steigenden Nominalzinsen zwangsläufig negative Realzinsen. Dies gilt umso mehr, als in Zukunft auch eine direkte Kontrolle der Langfristzinsen durch die Notenbanken (Yield Curve Control) wahrscheinlicher wird. Hinzu kommt die massive monetäre Verwässerung des gesamten Finanzsystems infolge extremer Geldschöpfung der großen Notenbanken (OMF-Regimes), die das strategische Bild für Gold ebenfalls stark unterstützt (vgl. These 1). Trotz temporär nachlassender Unterstützung gewinnt der strategische Ausblick für Gold deutlich an Attraktivität. Die hohe Verschuldung der Industrieländer zwingt deren Notenbanken auf absehbare Zeit zu einem sehr vor- sichtigen Kurs, was selbst bei deutlich anziehender Inflation keine ernsthaften Zinserhöhungen erwarten lässt. Das aktuelle Umfeld einer massiven monetären Verwässerung mit zunehmender finanzieller Repression sowie die neue „politische“ Zielfunktion großer Notenbanken sind äußerst valide Argumente, um an Gold festzuhalten oder Positionen strategisch weiter auszubauen (vgl. dazu auch die Studie „The Monetary Supercycle“, FERI Cognitive Finance Institute, 2021). Abb. Abb. Abb. 9: 9: 9: (Gold: (Gold: (Gold: Temporär Temporär Temporär nachlassende nachlassende nachlassende Unterstützung, Unterstützung, Unterstützung, aber aber aber deutlich deutlich deutlich erhöhte erhöhte erhöhte strategische strategische strategische Attraktivität Attraktivität ) Attraktivität ) ) Goldpreis vs. fairer Wert Goldpreis (kurzfristig) Goldpreis Goldpreis vs. vs. fairer Wert Goldpreis Goldpreis (kurzfristig) (kurzfristig) - Tageswerte; Goldpreis vs. fairer Modellierung fairer Wert auf Wert Realzins-Basis - 2.2002.200 Goldpreis (kurzfristig) - Tageswerte; --Tageswerte; Tageswerte; Modellierung Modellierung Modellierung auf auf Realzins-Basis aufRealzins-Basis Realzins-Basis -- - 2.200 2.0002.000 2.100 2.100 2.000 2.100 1.8001.800 1.800 1.6001.600 US$ / Oz US$/Oz. 1.600 / Oz 1.4001.400 verbessert verbessert verbessert 1.950 1.950 1.400 US$ 1.950 1.2001.200 1.200 1.0001.000 1.000 800 800 1.800 1.800 800 1.800 01/1801/18 07/1807/18 01/18 07/18 01/1901/19 07/1907/19 01/19 07/19 01/2001/20 01/20 07/2007/20 07/20 01/2101/21 07/2107/21 01/21 07/21 01/2201/22 01/22 Goldpreis Goldpreis 200 Days 200 Days Short-Term Short-Term Goldpreis 200 Days Short-Term US$/Oz. US$/Oz. US$/Oz. 1.650 1.650 1.650 USA: USA:Geldmenge USA: M3vs. Geldmenge Geldmenge M3 vs. M3 vs.Goldpreis Goldpreis Goldpreis tiefer tiefer Realzins Realzins als als Unterstützung USA: Geldmenge M3 vs. Goldpreis 1.500 1.500 tiefer Realzins als Unterstützung Unterstützung 22.000 22.000 22.000 2.400 2.400 2.400 1.500 „hemmungslose“ „hemmungslose“ „hemmungslose“ Geldschöpfung Geldschöpfung Geldschöpfung als als als 19.000 19.000 strategischer strategischer Positivfaktor Positivfaktor 2.060 2.060 2.060 19.000 strategischer Positivfaktor 16.000 16.000 1.720 1.720 Mrd. US$ US$ 1.350 1.350 16.000 1.720 Mrd.US$ 1.350 US$/Oz. US$/Oz. US$/Oz. 13.000 13.000 1.380 1.380 1.380 13.000 Mrd. 10.000 10.000 1.040 1.040 1.040 1.200 1.200 10.000 1.200 01/1907/19 01/19 07/1901/20 01/2007/20 07/2001/21 01/2107/21 07/2101/22 01/22 7.000 7.000 7.000 700 700 700 01/19 07/19 01/20 07/20 01/21 07/21 01/22 200820082010 2008 201020102012 201220122014 201420142016201620162018 201820182020 202020202022 20222022 Modellierung Modellierung Modellierung (Realzins) (Realzins) (Realzins) Goldpreis, Goldpreis, Goldpreis, US$/Oz. US$/Oz. US$/Oz. Geldmenge Geldmenge Geldmenge M3 M3 (s.a., M3(s.a., (s.a., l.) l.) l.) Goldpreis Goldpreis Goldpreis (r.) (r.) (r.) Quelle: © FERI Quelle: FERI FERI 10 10 Quelle: FERI 10 14 / Jahresausblick 2022 – Konjunktur und Kapitalmärkte / © FERI
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