KIKERIKISTE VON PAUL MAAR - Eine politische Boulevardkomödie für Menschen ab 8 Jahren - Dschungel Wien
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Begleitmaterial zur Vorstellung KIKERIKISTE VON PAUL MAAR Eine politische Boulevardkomödie für Menschen ab 8 Jahren. © Dana Csapo Wiener Klassenzimmertheater on stage Sprechtheater | 70 min | 8+ Begleitinformationen erstellt von: Zeynep Alan, Dana Csapo Kartenreservierungen für pädagogische Institutionen: +43 1 522 07 20 18 | paedagogik@dschungelwien.at
KULTURVERMITTLUNG Vorbereitender Workshop Auf Anfrage kommen wir gerne vor Ihrem Theaterbesuch an Ihre Schule, stimmen die Klasse auf das Thema ein und bereiten Sie und Ihre Schüler:innen auf das Medium „zeitgenössisches Theater“ vor – mit Gesprächen und kreativen Übungen aus dem Tanz-, Performance- und Schauspielbereich. Dauer: 2 Schulstunden Kosten: € 130,00 pro Klasse Ort: Fest- oder Turnsaal an Ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich. Publikumsgespräch Sehr gerne können Sie sich für ein kostenloses Publikumsgespräch direkt im Anschluss an die Vorstellung anmelden. Im Publikumsgespräch können die Kinder und Jugendlichen relevante Themen des Stückes bearbeiten, Fragen stellen und ihren ersten Eindrücken Ausdruck verleihen. Unterschiedliche Formate passend zu Inhalt und Zielgruppe – zum Teil mit interaktiven Elementen – bieten den geeigneten Rahmen für direkten Austausch und ermöglichen neue Zugänge zur darstellenden Kunst. Bitte geben Sie bei der Reservierung bekannt, ob Sie ein Publikumsgespräch wünschen. Nachbereitender Workshop Vor allem bei theatererfahrenen Klassen kann es sinnvoll sein, statt des vorbereitenden Workshops eine Nachbereitung zu buchen. Hier verarbeiten die Schüler:innen das gesehene Stück in Gesprächen und durch eigenes kreatives Schaffen. Dauer: 2 Schulstunden Kosten: € 130,00 pro Klasse Ort: Fest- oder Turnsaal an ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich. Ansprechperson für weitere Information und Beratung: Madeleine Seaman | +43 1 522 07 20-24 m.seaman@dschungelwien.at 2
Inhaltsverzeichnis 1. ZUR PRODUKTION 1 1.1 Inhalt 2 1.2 Idee/Konzept 3 1.3 Die theatralen Mittel 4 1.4 Textauszüge 5 1.5 Das Team 9 1.6 Interviews mit dem Team 11 2. HINTERGRUNDINFORMATIONEN UND WEITERFÜHRENDE EMPFEHLUNGEN 13 3. IDEEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG 17 4. KONTAKT 25 3
1. Zur Produktion KIKERIKISTE von Paul Maar Wiener Klassenzimmertheater on stage Sprechtheater | 50 Min. | Ab 8 Jahren Vorstellungstermine im Dschungel Wien: FR 08.10.21 18.00 PREMIERE SA 09.10.21 16.30 SO 10.10.21 16.30 MO 11.10.21 10.30 DI 12.10.21 10.30 MI 13.10.21 10.30 SO 12.12.21 16.00 MO 13.12.21 10.30 DI 14.12.21 10.30 Team Regie: Dana Csapo Ausstattung: Caroline Wiltschek Darsteller: Zeynep Alan, Andrzej Jaslikowski, Tamara Stern Theaterpädagogik: Zeynep Alan, Dana Csapo Öffentlichkeitsarbeit: Veronica Maria Steinacker Gefördert durch 1
1.1 Inhalt KIKERIKISTE (Paul Maar) Eine politische Boulevardkomödie für Menschen ab 8 Jahren. Inhalt: "Ruhe! - Erstens: Das heißt nicht gehen, sondern marschieren. Zweitens: Das ist keine Trommel, das ist eine Pauke. Drittens: Man kann euch nicht zusehen, so falsch marschiert ihr." Kümmel und Bartholomäus sind unzertrennlich. Aber sie streiten sehr viel. Zum Beispiel darüber, wer die tollere Kiste hat. Natürlich will Bartholomäus die von Kümmel und umgekehrt. Und wenn Kümmel nur einmal seinen Namen richtig aussprechen würde! Das soll er büßen! Doch während die beiden einander immer mehr in Rage bringen, tritt der Musikmarschierer auf. Der haut mächtig auf die Pauke und Kümmel und Bartholomäus sind beeindruckt. Sie lassen sich willig herumkommandieren. Doch der Musikmarschierer will die beiden nur gegeneinander ausspielen. Musikmarschierer gibt es überall auf der Welt. Wie leicht sie zu entmachten sind, wenn man ihnen einfach nicht zuhört, sondern lieber miteinander spielt, davon erzählt dieses lebendige, zeitlose Stück auf unnachahmlich charmante Weise. Die Frage nach Unterordnung und dem Ausnutzen von zwei Streitparteien stellt sich im Moment in unserer Welt sehr häufig. Unsere Gesellschaft zerbricht in rechts und links, in arm und reich, in Mächtige und Ohnmächtige, das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit wird immer mehr kompromittiert. Dieses Stück zeigt, wie schnell man ausgenutzt werden kann, wenn man es zulässt den Glauben an ein Miteinander aufzugeben und sich in Streitereien zu ergehen. Wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenhalt eigentlich sind, und wie schnell diese bedroht werden können. Auch geht es um unsere Streitkultur, wie kann man streiten und doch zusammenhalten? Die Empathie für das Gegenüber nicht aus den Augen verlieren? Und nicht zuletzt stellen wir in unser Inszenierungskonzept auch noch die Frage: können nicht auch starre Geschlechterrollen eine Bedrohung der Gemeinschaft sein? 2
1.2 Idee/Konzept Die Rollen von Bartholomäus und Kümmel werden von zwei Schauspielerinnen gespielt, einer älteren Deutschen, und einer jungen türkischen Österreicherin. Die Schauspielerinnen verkörpern männliche Rollen. Batholomäus und Kümmel bleiben männlich sozialisierte Figuren, die von ihrer Umgebung auch als männlich angesprochen und wahrgenommen werden. Bartholomäus ist Österreicher:in und Kümmel ist Österreicher:in mit türkischen Wurzeln. Ebenso ist der Musikmarschierer ein Österreicher mit migrantischen Wurzeln, der die Rolle des Musikmarschierers als Frau spielt. Immer wieder fallen die Darsteller:innen aus ihren Rollen als „Mann“ oder „Frau“ und demaskieren damit Rollenklischees. Denn: Wer ist aggressiver: Mädchen oder Jungs? Wer streitet mehr und gemeiner: Jungs oder Mädchen? Und wer lässt sich schneller reinlegen? Kommandieren mehr Männer herum oder Frauen? Wie kann man zusammenhalten mit Jungs und Mädchen? Inszeniert als Slapstick-Clownerie mit hohem Spaßfaktor macht die Inszenierung auf eine fröhliche Weise Lust auf die Auseinandersetzung mit Rollenklischees, den Umgang mit Konflikten und dem Thema „Wem ordne ich mich unter“. Denn Lachen gibt einem:einer die Fähigkeit, sich freier dem Thema unseres Stücks zu öffnen. Eine politisch notwendige Auseinandersetzung schon für junge Menschen. Denn unsere Freiheit und Demokratie, das Verständnis der Menschenrechte, bekommen rings um uns herum in neuster Zeit große Risse. Und zum Verständnis für Menschenrechte gehört auch das Enttarnen von Rollenklischees und Rollenzuweisungen. 3
1.3 Die theatralen Mittel Bühne: Unser Bühnenbild wird kein lustig-fröhliches Kinderfarbenland. Es erinnert eher an Slums. Die beiden Hauptfiguren leben in einer Kiste, die ihre wichtigsten Besitztümer sind. Die Kostüme sind nur wenig clownesk überhöht, eher in Richtung „Warten auf Godot“. Getreu unserem Motto "Theater kommt zu DIR!“ kommt das Wiener Klassenzimmertheater normalerweise zu Ihnen in die Schule und zwar direkt in die Klasse. Die Stücke bieten einen unkonventionellen Zugang zu aktuellen und sozialen Themen der Zuseher:innen. Sie sind inhaltlich und konzeptionell auf den besonderen Ort Klassenzimmer zugeschnitten. Das bedeutet auch, dass die Schüler:innen eingeladen sind mitzumachen, mitzudenken und mitzureden. Im anschließenden Gespräch vertieft unsere Theaterpädagogin das Thema des Stückes. Sie geht dabei sehr individuell auf die Gedanken, Reaktionen und auf das Interesse der Schulklasse ein. Am wichtigsten ist uns die wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe. Das findet im Dschungel genauso statt. Dem Wiener Klassenzimmertheater unter der Leitung von Dana Csapo ist es ein besonderes Anliegen, aus der artifiziellen Raumsituation der Theaterbühne herauszutreten, um Kinder und Jugendliche durch Interaktion direkt anzusprechen. 4
1.4 Textauszüge Textauszug 1 Der Vorhang öffnet sich. Auf der sonst leeren Bühne stehen zwei große Kisten. In der einen sitzt Bartholomäus, in der anderen Kümmel. Beide sind noch nicht sichtbar. Ein Hahn kräht laut. Aus der einen Kiste kommt Bartholomäus hoch und putzt sich die Zähne. Dann nimmt er den Hut ab und beginnt, sich mit der Zahnbürste die Haare zu bürsten, setzt den Hut wieder auf, verschwindet in der Kiste und kommt mit einem schwarzen und einem weißen Schuh wieder hoch. Jetzt bürstet er die Schuhe mit derselben Zahnbürste. Aus der anderen Kiste ist währenddessen Kümmel gähnend und mit zerzausten Haaren hochgekommen. Er reckt sich und beginnt Gymnastik zu machen. Er fängt mit Kniebeugen an, wobei sein Kopf immer zeitlupenhaft langsam hinter der Kistenwand verschwindet und wieder auftaucht. BARTHOLOMÄUS Kümmel! KÜMMEL erstarrt in der Bewegung. Sein Kopf schaut gerade über den Kistenrand Ja? BARTHOLOMÄUS Du bist ein Schwein! Spuckt zur Bekräftigung auf die Zahnbürste und bearbeitet die Schuhe weiter. KÜMMEL Ja! Macht weiter Kniebeugen, diesmal aber ganz schnell. BARTHOLOMÄUS hört auf Schuhe zu putzen, sieht irritiert zu, wobei sein Kopf im gleichen Takt auf und abgeht. Er merkt das plötzlich, hält inne und schreit Kümmel! KÜMMEL Ja? Er hört wieder mitten in der Bewegung auf. BARTHOLOMÄUS Willst du nicht wissen, warum du eines bist? KÜMMEL Was denn? BARTHOLOMÄUS Ein Schwein! KÜMMEL sanft Doch, Bartholomäu, du darfst es mir sagen. BARTHOLOMÄUS Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich Bartholomäus heiße! Bar-tho--lo-mä-usss!!! KÜMMEL Du hast einen zu langen Namen. Überzeugt Zu lange Namen darf man abkürzen! BARTHOLOMÄUS Da wird nichts abgekürzt! Ich sage ja auch nicht Kümm zu dir. KÜMMEL Du darfst aber ruhig Kümm zu mir sagen. Kümmel gefällt mir sowieso nicht. 5
BARTHOLOMÄUS lacht selbstgefällig Jeder Mensch hat eben den Namen, den er verdient. Er rezitiert mit großer Geste Bar-tho-lo-mä-us! Dann, kurz und spitz Kümmel! Spuckt verächtlich auf die Schuhe und putzt weiter. KÜMMEL denkt kurz darüber nach, dann Du, Bartholomäu! BARTHOLOMÄUS Bartholomäus, du Esel! KÜMMEL unbeirrt Du Bartholomäusss! BARTHOLOMÄUS Ja? KÜMMEL Du wolltest mir doch sagen, warum ich eines bin. BARTHOLOMÄUS Was? KÜMMEL Ein Schwein. BARTHOLOMÄUS Ach so, natürlich: Du bist ein Schwein, weil du dich nicht pflegst. Er zitiert einige gängige Werbeslogans, die verkünden, dass derjenige jünger und schöner ist, der Seife, Zahncreme oder ein Deodorant benutzt Sieh mich an: Zähne geputzt, Haar geglättet, Schuhe geglänzt! 6
Textauszug 2 Er spielt pantomimisch trommeln, Bartholomäus lässt sich davon anstecken. MUSIKMARSCHIERER schlägt auf das Becken, brüllt Ruhe! – Erstens: Das heißt nicht gehen gehen, sondern marschieren. Zweitens: Das ist keine Trommel, das ist eine Pauke. Drittens: Man kann euch nicht zusehen, so falsch marschiert ihr. KÜMMEL Du kannst uns ja zeigen, wie man marschiert. MUSIKMARSCHIERER Marschiert! KÜMMEL Dürfen wir dann auch mal auf die Pauke draufpauken? BARTHOLOMÄUS Und auf den Blechteller da oben, päng, päng, päng. MUSIKMARSCHIERER schlägt auf das Becken, brüllt Ruhe! – Zuerst wird marschiert. Dann darf einmal die Pauke geschlagen werden. BARTHOLOMÄUS Fantastomatisch! KÜMMEL Richtig höchstbestens! MUSIKMARSCHIERER Ruhe! – Es wird nicht dazwischen gesprochen. Stellt sich in Positur Alles antreten! KÜMMEL ratlos An was sollen wir treten? BARTHOLOMÄUS Ich weiß auch nicht. An alles, antreten hat er gesagt. KÜMMEL Wir können doch nicht alles antreten? BARTHOLOMÄUS Dann tritt halt nur ein bisschen. Los, bevor er wieder schreit! Stößt ihn mit dem Ellenbogen. Kümmel tritt mit dem Fuß einige Male unsicher in die Luft. Dann stehen beide da und schauen den Musikmarschierer an, um herauszukriegen, was der wohl gemeint haben könnte. MUSIKMARSCHIERER schreit Ihr sollt euch in einer Reihe aufstellen! BARTHOLOMÄUS Ach so! 7
KÜMMEL Na, siehst du! Sie bleiben beide unbeweglich stehen. MUSIKMARSCHIERER Was ist los, wird‘s bald! BARTHOLOMÄUS Da ist keine Reihe. KÜMMEL Nirgends! MUSIKMARSCHIERER Einer soll sich hinter den anderen stellen! KÜMMEL Ach so! BARTHOLOMÄUS Hätt er ja gleich sagen können! Kümmel stellt sich vor Bartholomäus auf. BARTHOLOMÄUS He, er hat gesagt hinter den anderen. Du stehst vor mir! KÜMMEL Entschuldigung Stellt sich hinter Bartholomäus Jetzt stehst du ja vor mir. Du musst dich hinter mich stellen. 8
1.5 Das Team Dana Csapo – künstlerische Leitung und Regie Regiestudium Max-Reinhardt Seminar Wien, div. Inszenierungen im deutschsprachigem Raum, Leitungsmitglied des TAG 2005 – 2009 Grundkurs der Ausbildungen: Pikler, Imago, in der Zertifizierung als Trainerin der gewaltfreien Kommunikation nach M.B. Rosenberg Caroline Wiltschek- Auststattung Bühne und Ausstattung u.a. im Schauspielhaus Wien, Dschungel Wien, Kammerspiele Wiesbaden, Theater FoXXfire! und das Theater zum Mitnehmen. Nominierung STELLA 2018, „Glaube, Liebe, Glück“ (Theater FoXXfire!) Nominierung STELLA 2021 für "Bambi" (Dschungel Wien) in der Kategorie „Herausragende Ausstattung“ nominiert. Zeynep Alan – Kümmel Schauspielausbildung an der diverCITYLAB-AKADEMIE; Studium der Politikwissenschaften an der Uni Wien. Schauspielerin und Mitwirkende bei diversen Projekten im Rahmen von „WIR SIND WIEN.FESTIVAL DER BEZIRKE“ und „Kulturherbst Neubau“, sowie Projektschaffende bei WIENWOCHE 2016. Als Schauspielerin tätig im WERK X, Eldorado, Dschungel Wien und in verschiedenen Spielfilmen in Österreich und der Schweiz. 9
Tamara Stern- Bartholomöus AUSBILDUNG School of Acting Nißan Nativ, Tel-Aviv/Jerusalem AUSZEICHNUNGEN, 2000 Israelischer Theaterpreis für die beste Nachwuchsschauspielerin, 2008 Kleiner Hersfeld Preis, 2020 Lonely Ballads (HR) Aktionstheater Ensemble Wien, The.Heldenplatz.Thing. Bernhard Ensemble Wien, 2019 Kein Groschen Brecht (HR) Das Off Theater Wien, 2018 Das andere Land Museum Moderner Kunst Ich Zarah (HR) Coproduktion Off Theater Wien, Frau Holle (HR) Rabenhof Theater Wien Andrzej Jaslikowski - Musikmarschierer:in Schauspielausbildung an der First Filmacademy 2010-2013, Bandscheibenvorfall von Ingrid Lausund, Rolle: Kruse, Regie: Bea Gerendas, In einem kleinen Gutshof von Stanisław Ignacy Witkiewicz, Rolle: Jęzory Pasiukowski, Regie: Agnieszka Salamon, Faust III von Peter F. Schmid Rolle: Erzengel Michael, der Gewaltige – Ertrag, Regie: Peter F. Schmid, Equus von Peter Shaffer Rolle: Harry Dalton, Regie: Alex Linse, Klassenzimmertheater von 2016-2017, Deutsche Bühne Ungarn 2017-2019 Veronica Maria Steinacker – Öffentlichkeitsarbeit Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert in Wien. Derzeit in Ausbildung zur Theaterpädagogin. Mehrere Jahre Projekterfahrung mit Jugendlichen in Berufsorientierung & Deutsch. Die letzten 7 Jahre in der Pressearbeit beschäftigt, als Lektorin im Nachrichtendienst und zuletzt Teamleitung bei einem Zeitungsverlag. Seit August 2021 im Bereich Kommunikation & Kulturvermittlung beim Wiener Klassenzimmertheater tätig. 10
1.6 Interviews mit dem Team Drei Fragen haben wir unserem Team gestellt: 1. Fühlst du dich als Frau/Mann? 2. Fühlst du dich manchmal auch als Mann/Frau? 3. Wie wichtig ist Nationalität für dich auch in Bezug auf deine Herkunft und Zukunft? Tamara Stern / Bartholomäus: 1. Als Frau fühle ich mich immer. Ich bin eine Frau. Ich liebe es Frau zu sein. Das macht mich stark und zu dem was ich bin. Ich! 2. Nein als Mann fühle ich mich eigentlich nicht. Aber ich mag Männer sehr gern. Ich fühle mich ihnen ebenbürtig. In jedem Mann steckt ein bisschen Frau. Und in jeder Frau steckt ein bisschen Mann. Das ist der Baum des Lebens.. 3. Nationalität hat keinen Stellenwert für mich. Denn da geht es ja nur um Grenzen und die haben ja wir Menschen kreuz und quer über den Globus gezogen. Aber natürlich gibt es die verschiedensten Kulturen und Mentalitäten. Und die machen uns Menschen so wunderbar bunt, unterschiedlich und farbenfroh. Das finde ich spannend und wunderschön! Dana Csapo / Regie: 1. Ich fühle mich meistens als Frau. Und ich liebe es auch Frau zu sein, ich mag meine Regel und das ich Kinder geboren habe. Und ich liebe Kleider. Und weibliche Klischees: ich tanze gerne, ich rede stundenlang, ich psychologisiere, ich beschäftige mich super viel mit Gesundheit, Kindern und was Männer alles falsch machen. Und ich ärgere mich sehr über zu wenig Gleichberechtigung gegenüber Frauen. Und manchmal bin ich auch nur irgendwie ich. 2. Ich fühle mich auch oft wie ein Mann. Oder männlich. Weiß gar nicht, woran ich das definieren würde. Vielleicht an sowas wie Dominanz. Ich dominiere gerne, ich befehle auch gerne. Aber ist das rein männlich? Das wird halt kulturell eher einem Mann zugestanden. Ich mag gerne erkunden und erobern. Das ist wohl auch eher männlich? Und ich streite sehr laut und immer lauter, um ja Recht zu behalten. 3. Ich habe es lange Zeit gehasst aus Rumänien zu stammen. Nur Diebe und Bettler kommen aus Rumänien, hab ich gefunden. Eher wollte ich mich dem Balkan an sich zuordnen. Ich bin dann in Norddeutschland aufgewachsen und da hab ich schon sehr schmerzhaft erfahren, dass ich anders bin und nicht wirklich dazugehörig. In Wien fühle ich mich wesentlich wohler, da mehr Durchmischung ist, als in Hamburg. Insofern würde ich schon sagen, dass es irgendwie schon wichtig ist, woher man kommt und das ein:e Norddeutsche:r ganz anders kommuniziert als jemand, der aus dem Balkan stammt (zb Rumänien) :-) Und auch da gibts natürlich Unterschiede. Schwer zu sagen. Ich möchte mich gerne als Weltenbürger:in sehen, aber ehrlich gesagt, will ich doch nur im deutschsprachigen Raum leben und arbeiten. Da ist doch noch das beste Sozialsystem und ein wenig Ordnung. Und die Sprache in der ich mich am Besten ausdrücken kann. Das ist nicht leicht aufzugeben. 11
Zeynep Alan / Kümmel: 1. Habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Aber das erste was mir einfällt ist, wenn ich nackt bin. Oder wenn ich meine Periode habe, dann verfluche ich aber eher das Frau- sein, weiß also nicht ob das als Antwort zählt. 2. Es gibt Situationen, in denen ich mich wohl eher so verhalte wie Männer. Zumindest so, wie ich denke, dass sich Männer verhalten. Fussball schauen, schimpfen und verrückt werden, bei jedem Tor, das verschossen wurde. Hübsche Frauen bewundern. Ich finde sowieso, dass Frauen viel hübscher sind als Männer. 3. Voll wichtig. Es ist das, was den Charakter eines Menschen mit prägt. Auch wenn das Wort Nationalität einen komischen Beigeschmak hat. Ich würde es wohl eher Zugehörigkeit nennen. Und dieses Gefühl brauchen doch alle Menschen, sei es in der Familie oder unter Freund:innen. Veronica Maria Steinacker / Öffentlichkeitsarbeit: 1. Ich bin Frau aus und vor allem mit Leidenschaft. Ich genieße fast alles, was das Frau-sein mit sich bringt. Wenn ich mit Sexismus konfrontiert werde, dann sind das so Momente, die ich erst nicht so genieße und wo ich mich als Frau „klein“ fühle. Ich mache dann aber einfach meinen Mund auf und hau halt doppelt so fest auf den Tisch. Auch wenn ich dadurch oft als hysterisch abgestempelt werde, genieße ich dann sogar solche Momente, so à la „dem hab ichs aber gezeigt“. Manchmal setze ich mein weibliches Geschlecht aber auch bewusst andersrum ein. Ich spiele grundsätzlich gerne mit Rollenklischees und es ist schon sehr reizend eine Frau zu sein. 2. Ich fühle mich eigentlich oft wie ein Mann. Ich glaube ich habe einen überdurchschnittlich hohen Testosteron-Wert für eine Frau. In meiner Beziehung, die ich mit einem Mann führe, habe ich oft das Gefühl die Rollen sind ein bisschen vertauscht. 3. „Dein Temperament hast du von Vio“ - das hat meine Mutter von klein auf zu mir gesagt. Mein leiblicher Vater Vio ist Rumäne und ich bin ohne ihn aufgewachsen, in Österreich. Für mich bedeutet Nationalität in dem Sinn schon etwas, da ich Anteile einer Kultur in mir trage, die ich nie wirklich kannte oder jemals offenkundig gelebt habe. In meinen ersten Lebensjahren habe ich mich dafür geniert, halb Rumänin zu sein und habe es verschwiegen. Anfang 20 hatte ich dann eine Identitätskrise und wollte plötzlich alles über meine rumänische Herkunft kennenlernen, und am liebsten stolz in die Welt rausposaunen, dass ich diese Wurzeln habe. Mittlerweile ist es mir nicht mehr so wichtig, da ich mich und meine Identität für mich mal so weit eingeordnet habe. Aber ja, ich denke dass Nationalität für die Psyche eines Menschen, der:die sich seiner:ihrer selbst nicht so bewusst ist, sehr wichtig ist. Es ist eine Stütze und ein Leitsystem in einer doch sehr komplexen Welt. 12
2. Hintergrundinformationen und weiterführende Empfehlungen Armut, Kinderarmut - https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/familie-und-bildung-politik- vom-kind-aus-denken/projektnachrichten/stopptkinderarmut/reden-wir-darueber-armut- als-thema-im-unterricht Vorbereitungsmaterialien der Bertelsmann Stiftung D. „Reden wir darüber“ Armut als Thema im Unterricht – verschiedene Materialien zu verschiedenen Thematiken und weiterführenden links (Lesezeit 1h) - https://www.jugendeinewelt.at/fileadmin/storage/10-kinderrechte/01-strassenkinder/tag- der-strassenkinder/02-didaktik/Strassenkinder_Begriffe_Sek._I.pdf Begriffserklärung von Straßenkindern; Vorschläge und Bsp. Arbeitsblätter für den Unterricht; Fragen und Antworten mit Kopiervorlagen (Lesezeit max. 5min) -https://www.kindernetz.de/wissen/was-ist-armut-102.html Was bedeutet Armut? Mini Videoclip (1min) erklärt Armut - https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/ethik/gym/bp2016/fb5/2_exp/1_def/fragen/ Wie Kinder in verschiedenen Ländern Armut und Reichtum definieren. WAS tun gegen Kinderarmut: https://www.kindernothilfe.at/kinderarmut.html?gclid=EAIaIQobChMIju_fxKGa8gIVFNN3Ch35bAygE AMYASAAEgJzN_D_BwE Was kann man dagegen machen? Wie kann man helfen? Wie versucht man in Österreich diesen Kindern zu helfen? (Lesezeit 3min) https://unicef.at/einsatzbereiche/strassenkinder/ UNICEF – hilft Straßenkindern. Die Kinder auf Spendenaktionen aufmerksam machen.(Lesezeit 3min) 13
Fragen und Fakten über Armut Wie viele Menschen in Österreich leben in akuter Armut? Als einkommensarm gelten Menschen, die in einem Haushalt leben, dessen Einkommen unter der für ihn geltenden Armutsgrenze liegt. Das trifft derzeit in Österreich auf ca. 1,5 Million Menschen zu. Das sind 18% der Bevölkerung Was ist Armut in Österreich? Als armutsgefährdet werden jene Personen bezeichnet, deren äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 60% des Medians (mittlerer Wert der Verteilung) liegt. Für 2020 liegt der Median des äquivalisierten Nettohaushaltseinkommens bei 26.555 Euro im Jahr. Wann gilt man als arm in Österreich? Wer weniger als 60 Prozent dieses Median-Einkommens zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. In Österreich beträgt die Armutsgrenze laut EU-SILC 2017 1.060 Euro (netto 14 Mal pro Jahr), wobei hier alle Sozial-, Familien-, Pflege-, Wohn-, Arbeitslosen-, aber auch Pflegegeldleistungen inkludiert sind. Wie viele Arme gibt es in Österreich? 17,5% der öster. Bevölkerung (1.529.000 Menschen) sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, d.h. das Einkommen liegt unter der Armutsschwelle oder die Personen sind erheblich materiell depriviert oder leben in Haushalten mit keiner/ sehr geringer Erwerbsintensität - leichter Anstieg gegenüber 16,9% im Jahr 2019. https://www.armutskonferenz.at/armut-in-oesterreich/aktuelle-armuts-und-verteilungszahlen.html (genaue Auflistung und Aufschlüsselung der Zahlen) Wie viele Menschen auf der Welt leben in Armut? Zwei weitere Tabellen geben Überblick über die Entwicklung der weltweiten Armut in den letzten drei Jahrzehnten. Insgesamt lebten 2017 weltweit 695 Millionen Menschen von weniger als 1,90 Dollar pro Tag und damit in absoluter Armut, was 9,3 % der Weltbevölkerung waren. Tabelle der Ärmsten auf der Welt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Armutsquote Wer ist am häufigsten von Armut bedroht in Österreich? Alleinlebende Frauen, Ein-Eltern-Haushalte und Personen in kinderreichen Familien sind besonders armutsgefährdet. Mit 26% Armutsgefährdung liegen alleinlebende Pensionistinnen deutlich über der Risikoquote von alleinlebenden Pensionisten (14%) (Stand: 03.03.2021) 14
Wer ist von Armut betroffen in Österreich? 303.000 Kinder und Jugendliche, sowie 653.000 Frauen und 517.000 Männer ab 18 Jahren sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Laut EU-SILC 2019 sind 303.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie 653.000 Frauen und 517.000 Männer ab 18 Jahren von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung betroffen. (Stand: 03.03.2021) Wie kann man Armut in Österreich bekämpfen? Arme Menschen brauchen Unterstützung, und die bekommen Menschen in Österreich auch vom Staat. Familien und Menschen mit zu wenig Geld können Förderungen bekommen. Eine Förderung ist meist Geld, das für einen bestimmten Zweck ausgezahlt wird. Es gibt zum Beispiel eine Wohnförderung. Was macht der Staat? https://www.demokratiewebstatt.at/thema/kinderarmut/was-tut-der-staat-oesterreich-gegen- armut Wo ist die Armutsgrenze? Jede Person, die 60 Prozent oder weniger als das Durchschnittseinkommen zur Verfügung hat, befindet sich unterhalb der Armutsgrenze. Das bedeutet: Mit einem Nettoeinkommen von 781 Euro oder weniger gilt eine alleinstehende Person als arm. (Stand: 17.06.2021) 15
Spaß am Streiten – Konflikte Lesematerial https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/konflikte-unter-kindern-begleiten/ allg. Artikel über Konfliktbegleitung bei Kindern, geschrieben von Sozialpädagogin Petra Pöschl (Lesezeit 5-8min) http://www.konfliktkultur.at/downloads/Streiten.pdf 12 Tipps im Umgang mit Konflikten geschrieben von Dr. Susanne Jalka (Lesezeit 1h) https://www.schulische-gewaltpraevention.de/index.php/handbuecher- gewaltpraevention/vorschule/lernfelder/konfliktloesung/128-konfliktfaehigkeit-foerdern Konfliktfähigkeit bei Kindern fördern und warum das wichtig ist (Lesezeit 20min) http://www.ausbildernetz.de/plus/waehrend/gruppen/loesungen/strategien.rsys Verschiedene Konfliktlösungsstrategien laut Studien (Lesezeit 3min) https://www.zeitblueten.com/news/kinder-streit-konflikt-loesen/ Wie Kinder lernen Konflikte selber zu lösen mit Bsp. von Dr. Priska Heidenberger (Kindergartenpädagogin) Konfliktlösungsvorschläge (Lesezeit 5min) 16
3. Ideen für die Vor- und Nachbereitung Allgemeine Spiele und Übungen zum Stück „NACHERZÄHLEN“ Jede:r Schüler:in sagt einen Satz über das Stück, dann kommt der:die nächste an die Reihe. Variante 1: Die Assoziationen werden frei geäußert. Variante 2: Das Ziel ist es, die ganze Geschichte nachzuerzählen. Ziele: sich aufeinander einlassen, das Nicht-Bewerten der Ideen, sich gegenseitig genau zuhören (besonders bei Variante 2) und darauf reagieren. WIE KÖNNTE ES AM ENDE AUSGEHEN? In Kleingruppen denken sich die Kinder ein Ende aus. Wie könnte dieses aussehen? Was passiert mit Bartholomäus, Kümmel und dem Musikmarschierer? Welche Figuren kommen darin vor? In einer kleinen Szene sollen die Schüler:innen ihr fiktives Ende einüben. Nach der Bearbeitungszeit von 10-15 Minuten werden alle Szenen präsentiert. Ziele: Fantasie, Gruppendynamik, sich in eine Figur hineinversetzen, sich trauen vor den anderen auf der Bühne zu stehen, eigener Fantasie in Bezug auf Dominanz Raum geben. BIOGRAFIEN SCHREIBEN In Kleingruppen werden die Figuren besprochen und anschließend Biografien verfasst. Ausgehend von Informationen, die über das Stück transportiert werden, können die Kinder und Jugendlichen alles Weitere frei fantasieren und spekulativ behaupten! Variante 1: Die Biografie wird aus der Perspektive der gewählten Figur geschrieben. Variante 2: Diese Übung kann auch alleine durchgeführt werden. Folgende Fragen können nützlich sein: Was weißt du über Bartholomäus/Kümmel/Musikmarschierer? Was macht sie:ihn aus? Was sind seine:ihre wichtigsten Wesenszüge und Lebenseinstellungen? Welchen familiären Hintergrund könnten sie haben? Was hat sie:ihn geprägt? Wovor hat er:sie Angst? Wie gestalten sie ihre Freizeit? Wie stehen sie zueinander? Was bewundert wer an wem? 17
Präsentation der entstandenen Texte Um die Biografien zu präsentieren, kann man sie natürlich einfach vorlesen. Herausfordernder und theatraler ist folgende Präsentationsmöglichkeit: A–B–C–D 4 Jugendliche stehen nebeneinander und schauen weg vom Publikum. Die Person, die sich spontan nach vorne dreht (A), liest ihren Text vor. Sobald sich jemand anderes (B) umdreht, dreht sich (A) wieder nach hinten und (B) liest ihren:seinen Text. Plötzlich dreht sich (D) um und liest etc. Die Spieler:innen unterbrechen sich auf diese Weise, so dass die Texte miteinander verschränkt werden. Daraus ergeben sich immer interessante, lustige, komische und überraschende Momente. Anschließend gibt es einen Austausch mit allen: Wie war das Zuschauen und Zuhören? Haben sich die Texte ergänzt? Wie ist es, wenn es einen Widerspruch gibt? Ziele: Kreativität, sich in jemand anderes einfühlen, Spontanität, klare Entscheidungen treffen, klare Sprechen üben. BRIEF SCHREIBEN Was möchtest du Bartholomäus sagen? Was möchtest du Kümmel sagen? In Kleingruppen oder alleine schreiben die Jugendlichen ihre Gedanken auf. Der Text spricht Bartholomäus/Kümmel/Musikmarschierer direkt an (DU-Form). Folgende Satzanfänge können nützlich sein: Ich fand toll, als du… Ich kann gar nicht verstehen, dass du… Ich wünsche dir mehr… Warum hast du gesagt, dass … Trau dich doch mal… Kannst du dir vorstellen, dass Bartholomäus/Kümmel/Musikmarschierer... Präsentation: Zwei oder drei Texte werden Satz für Satz abwechselnd vorgelesen – es wird vorerst nicht gesagt, an wen sich der Text richtet. Jede:r Leser:in hat ein Gegenüber, an den er:sie das Gesprochene richtet. Anschließend wird diskutiert: An wen war der Brief gerichtet? Welchen Aussagen/Fragen stimmen wir zu und warum? Welchen Aussagen/Fragen möchten wir widersprechen und warum? Wie hat sich unser Blick auf die Figuren verändert? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? 18
Ziele: Wertschätzung ausdrücken, Fragen stellen, Dinge in Frage stellen, sich durch das „du“ in Beziehung setzen. Spiele und Übungen zum Thema Status und Streit STATUS – OBEN SEIN? Keith Johnson entwickelte das Konzept des „Status“. Es bezeichnet das Machtgefälle zwischen zwei Menschen: Wer das Gegenüber dominiert, ist im Hochstatus. Wer sich dominieren lässt, im Tiefstatus. Der Status ist etwas Alltägliches: Wer geht aus dem Weg, um den:die andere durch die Tür zu lassen? Situativ kann sich der Status rasch ändern und ist immer an Körperhaltung, Handlung und Stimme erkennbar. Hochstatus-Merkmale: zielgerichtete und ruhige Bewegungen und Blicke, klar geführte Stimme, gerader Gang, sicherer Gang, selbstbewusst, direkter Blick hält Blickkontakt mit anderen, klare und laute Stimme beim Reden, will bedient und beachtet werden. Tiefstatus-Merkmale: fahrige Bewegungen, berührt sich selbst, angespannte Körperhaltung und Stimme, eher leise Stimme, weicht Blicken aus, eher gekrümmter Stand und Gang, kann seinem:ihren gegenüber nicht in die Augen schauen, fängt beim Reden meistens an zu lachen, lächelt überhaupt sehr viel, versucht immer alle um sich herum glücklich zu machen. Die Kinder stellen in einem Standbild eine Situation dar, in dem eindeutig eine Person im Hochstatus und eine andere im Tiefstatus ist (Beispiel: König:in spricht zu seinen:ihren Untertan:innen). In der Gruppe wird nun diskutiert, wie die Person im Hochstatus zu einer Person im Tiefstatus werden kann. Dies wird in einem neuen Standbild dargestellt (Beispiel: Untertan:innen lehnen sich gemeinsam auf und missachten Befehle, dem:der König:in wird seine:ihre Macht entzogen). Als Nachbereitung: An welche Situationen aus dem Stück erinnert ihr euch, in denen Bartholomäus im Hochstatus war? Und an welche, in denen Kümmel im Hochstatus war? Die Situation wird als Standbild dargestellt sowie eine Umkehr der Status besprochen und ausprobiert. Es gibt mehrere Möglichkeiten! 19
Weitere Informationen zum Thema „Status“ finden Sie hier: https://starkmitworten.de/das-spiel-mit-dem-status/ http://www.dr-mueck.de/HM_Beziehung/Statusspiele-Hochstatus-Tiefstatus.html Statusvorbereitung Raumlauf: Die Kinder gehen im Raum, fokussieren Punkte im Raum und gehen zu den Punkten, die sie sich ausgesucht haben. Es erfolgt erst die Ansage: gehe wie ein:e König:in, jemand im Hochstatus, jemand der sehr stolz ist. Danach wieder ausschütteln. Zweite Ansage: Gehe wie ein:e Bettler:in, jemand der:die sehr schüchtern ist, jemand, der:die es allen recht machen will, jemand im Tiefstatus. Danach wieder ausschütteln. Begegnungen: Die Kinder während dem Raumlauf ausprobieren lassen und Begegnungen zulassen, wie begrüßt man sich? Wie grüßt jemand der Hochstatus hat? Wie grüßt jemand der Tiefstatus hat? Wie redet man miteinander? Wie reden Menschen mit Hochstatus oder Tiefstatus miteinander? Die Gruppe teilen. Die einen sind Hochstatus, die anderen Tiefstatus. Wie begegnen sich die 2 Gruppen einander? Was für Kontakt entsteht zwischen den Einzelnen? Status-Spiele Danach kann man ins Rollenspiel übergehen. Immer 2 Kinder, die Hochstatus und Tiefstatus spielen. Die einzige Spielregel ist, dass das jeweilige Kind in der Rolle, also entweder im Hochstatus oder Tiefstatus bleiben muss. Danach gibt es einen Rollentausch. Wichtig dabei ist, dass jedes Kind die verschiedenen Status ausprobieren und spielen soll. Nach dieser Erfahrung mit den Kindern darüber sprechen: Was waren die Erfahrungen im Hoch- oder Tiefstatus? In welchem Status hat man sich wohler gefühlt? Wer in der Klasse ist Hoch- oder Tiefstatus? Wer von den Menschen, die man kennt könnte evtl. Hoch- oder Tiefstatus sein? Was ist mit Eltern, Geschwistern, Freund:innen oder Lehrer:innen? Was sind positive Eigenschaften von Hochstatus/Tiefstatus? Was sind negative Eigenschaften von Hochstatus/Tiefstatus? Streitthemen in der Klasse ansprechen oder Streitthemen sammeln und die Kinder spielen lassen. Was passiert beim Nachspielen von bestimmten Streitsituationen in bestimmten Status-Rollen. Danach Rollentausch der Spieler:innen - Was verändert sich am Streit? 20
Assoziationsspiel Passend zum Thema Streit sollen in der folgenden Übung zu diesem Begriff Assoziationen gesammelt werden. Dazu werden sich in einem Kreis ein Ball und Begriffe „zugeworfen“. Jede Weitergabe des Balls ist mit der ersten Assoziation verknüpft, die man aus dem vorangegangenen (zugeworfenen) Begriff ableitet. Dabei geht es aber immer um die erste Assoziation der:des aktuellen Fänger:in. Beispiel: Streit -> schlagen -> Ohrfeige -> blaues Auge -> kühlen … Die Gruppe stellt diese Assoziation nicht in Frage und es geht immer weiter in der Assoziationskette. Wichtig dabei ist, dass der:die Werfer:in die Begriffe klar an den:die Fänger:in sendet, indem der jeweilige Begriff laut und deutlich ausgesprochen wird; und in dem der:die Werfer:in Augenkontakt aufnimmt, bevor er:sie wirft. Jede:r hat eigene Assoziationen zu den Begriffen, und es geht um die erste Assoziation, nicht um die Logik der gesamten Assoziationskette. Ziele: das Nicht-Bewerten der Ideen (meine eigenen und die der anderen), Klarheit in Stimme, Sprache und Körper, Kooperation. VERTRAUENSSPIEL Die Kinder bilden Paare. Eine:r von den beiden schließt die Augen. Der:die Andere gibt nun in kurzen Abständen immer wieder einen kurzen, gleichartigen Laut von sich, zum Beispiel "pip pip pip" oder "toc toc toc". Dabei bewegt er:sie sich dabei durch den Raum, geht vielleicht auch einmal in die Hocke oder dreht eine scharfe Kurve. Die Person mit den geschlossenen Augen versucht, den Lauten zu folgen. Der:die Führende muss natürlich darauf achten, dass es keine Zusammenstöße mit den Anderen oder mit Gegenständen gibt. Es wird vereinbart, dass der:die Person mit geschlossenen Augen sich nur dann bewegen darf, solange er:sie das Geräusch hört; und sofort stehenbleibt, sobald es verstummt. Ziele: Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, Verantwortung übernehmen, Respekt, Vertrauen, Kooperation, nonverbale Kommunikation. CHALLENGE – IN DIE AUGEN SCHAUEN Als Vorbereitung für die Übung 4 GRENZEN stellen sich die Jugendlichen in zwei Reihen gegenüber, so dass Paare entstehen. Der Abstand beträgt ca. 1 m. Die Challenge ist nun: Die Paare schauen sich gegenseitig in die Augen – ohne zu lachen und ohne den Blick abschweifen zu lassen. Wer lacht oder den Blick nicht hält, hat verloren und das Spiel ist vorbei. Haben alle Paare fertig gespielt, werden neue Paare gebildet. 21
Erweiterung: Aus den Gewinner:innen werden neue Paare gebildet und die Challenge geht von Neuem los. So wird die Gruppe der Spielenden immer kleiner bis ein:e Gewinner:in übrig bleibt. Ziele: Eigenwahrnehmung (mit wem fällt mir die Challenge leicht, mit wem schwer?), Präsenz, Spannung halten und aushalten, Körpersprachliche Klarheit. GRENZEN Die Jugendlichen stellen sich mit einem Abstand von drei bis fünf Metern (je nach Raumgröße) voreinander hin, so dass zwei Reihen entstehen und jede:r ein:e Person sich gegenüber stehen hat. Die Jugendlichen der rechten Seite suchen sich am Boden einen Punkt aus. Diese imaginäre Grenze teilen sie jedoch nicht mit. Der Punkt soll die persönliche, individuelle Grenze darstellen: Bis dahin darf sich der:die Partner:in nähern. Denn nun dürfen die Jugendlichen der linken Seite langsam auf ihre:n Partner:in zugehen. Dabei sollen sie sich die ganze Zeit in die Augen schauen. Reden ist bei dieser Übung nicht gestattet. Auch andere Zeichen oder Töne sind nicht erlaubt. Lediglich die innere Haltung und Gedanken dürfen die Grenze definieren. Die Gehenden versuchen die Grenze zu erspüren. Ist er:sie der Meinung, bereits weit genug auf die Person zugegangen zu sein, bleibt er:sie stehen. Sind alle zum Stehen gekommen, wird Paar für Paar geschaut, wo die Grenze der:des Jugendlichen lag und wo der:die jeweilige Partner:in steht. Danach werden die Rollen getauscht. Ziele: Einfühlungsvermögen, die eigene Grenze setzen, die Grenze erspüren und wahren, Körpersprache, Respekt, Eigen- und Fremdwahrnehmung in Bezug auf Nähe- und Distanzempfinden. MEINUNGSSTRAHL - Konflikt Die Übung 4 GRENZEN kann als Einstieg in das Thema “Konflikt” genutzt werden. Wo beginnt Streit? Es ist manchmal nicht ganz klar, was als Streit zu bezeichnen ist und was nicht. Menschen empfinden unterschiedlich und was für manche bereits gewalttätig ist, ist für andere noch keine Streit. Deshalb ist es wichtig, sich klar zu machen, wo für sich selbst und wo für andere der Streit beginnt. Was ist Streiten für jede:n einzelnen? Wo fängt es an? Der Meinungsstrahl wird folgendermaßen auf den Boden mit Kreppband geklebt oder verbal erklärt. Ist kein Kreppband vorhanden, können auch Schilder rechts und links und in der Mitte zur Orientierung helfen. 22
Spaß-Streit I- - - - - - - - - - - - - - - - - - I- - - - - - - - - - - - - - - - - - I sehr ernster Streit Nun wird eine Frage gestellt. Die Jugendlichen antworten individuell durch ihre Position auf dem Meinungsstrahl. Haben alle ihre Position gefunden, wird nach Gründen für die Positionierung gefragt. Hieraus kann sich eine Diskussion entwickeln. Wenn sich aus der Diskussion Fragen entwickeln, können diese natürlich gerne einbezogen werden! Beispiele für Fragen „Was ist Gewalt?“ Jemanden schubsen? Jemanden schlagen? Beschimpfungen... welche? Jemandem etwas wegnehmen? Jemandem etwas vom Tisch runterwerfen? Etwas kaputt machen: Bleistift, Buch, Kette? Fans des gegnerischen Teams beschimpfen? Auf Facebook Lügen über jemanden verbreiten? Jemanden mit Worten in die Enge treiben? Eltern, die ihrem Kind einen Klaps auf den Po geben? Ist ein:e Profiboxer:in gewalttätig? Ein:e Zuschauer:in, der:die Beifall klatscht, wenn Jugendliche Menschen mit Migrationsgeschichte beschimpfen? Eine junge Person, die:der Berufssoldat:in wird? Mit 80 km/h durch ein Wohngebiet fahren? Spiele und Übungen zum Thema Genderklischees ASSOZIATIONSSPIEL Zum Thema „Gender“ sollen in der folgenden Übung zu diesem Begriff Assoziationen gesammelt werden. Dazu werden sich in einem Kreis ein Ball und Begriffe „zugeworfen“. Jede Weitergabe des Balls ist mit der ersten Assoziation verknüpft, die man aus dem vorangegangenen (zugeworfenen) Begriff ableitet. Dabei geht es aber immer um die erste Assoziation der:des aktuellen Fänger:in. Beispiel: Mann-stark-cool-Geld…. Die Gruppe stellt diese Assoziation nicht in Frage und es geht immer weiter in der Assoziationskette. Wichtig dabei ist, dass der:die Werfer:in die Begriffe klar an den:die Fänger:in gesendet werden, indem der jeweilige Begriff laut und deutlich ausgesprochen wird; und in dem der:die Werfer:in Augenkontakt aufnimmt, bevor er:sie wirft. 23
Fragen zur vertiefenden Nachbereitung Was bedeutet Reichtum für dich? Was bedeutet Armut? Was wünschst du dir zu Weihnachten? Welche Situation ist dir am stärksten in Erinnerung? Welche Startposition haben die drei Figuren und wo stehen sie am Ende des Stückes? Welche Charaktereigenschaften haben Kümmel/Bartholomäus/Musikmarschierer? In welchen Momenten im Stück hättest du genauso wie sie gehandelt und in welchen nicht? Was würdest du Kümmel gerne sagen? Was würdest du Bartholomäus gerne sagen? Was würdest du dem Musikmarschierer gerne sagen? Wo sagst du deine Meinung? Gibt es Meinungen anderer, die dich verunsichern? Wo bringst du dich ein? Denkst du, dass du fürs Klima etwas bewirken kannst? Hast du Vorbilder? Schaust du zu jemandem auf? Wie viele “wichtige Menschen“ wie Bartholomäus und Kümmel hast du? Warum sind dir diese Menschen wichtig? Was hast du von diesen Menschen gelernt? Welche Arten von Beziehung prägen dein Leben? Was ist dir wichtig? Was ist für dich Gewalt? Woran merkst du, dass deine Grenze erreicht ist, wenn dir zum Beispiel jemand zu nahe kommt? Wie zeigst du deine Grenze? Woran merkst du die Grenzen deiner Mitmenschen? Was denkst du über Challenges? Was brauchst du, um dich gut zu fühlen? Anmerkung: Beachten Sie bei der Auswahl und konkreten Ausgestaltung der Spiele auf die aktuell an Ihrer Schule geltenden Abstands- und Hygieneregeln. 24
Kontakt Wiener Klassenzimmertheater office@klassenzimmertheater.at www.klassenzimmertheater.at Dana Csapo 0699-17165897 25
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