KINDERWELTEN Bücherliste 2020 - Institut für den Situationsansatz

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KINDERWELTEN Bücherliste 2020 - Institut für den Situationsansatz
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                           KINDERWELTEN
                              Bücherliste 2020
                                 in Kooperation mit

                      Lützowstraße 28 in 10785 Berlin / www.queerformat.de

                                                                                                                   1

  Kinderbücher für eine vorurteilsbewusste
                           und inklusive Bildung
                            für Kinder bis 3 Jahre

Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA)
                             in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA)
    Geschäftsstelle: Muskauer Str. 53 in 10997 Berlin / Tel.: +49(0)30 6953 999-0 / Fax: +49(0)30 6953 999-29
                www.kinderwelten.net / www.situationsansatz.de/ ista-kinderwelten@ina-fu.org
KINDERWELTEN Bücherliste 2020 - Institut für den Situationsansatz
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Liebe Eltern und Erzieher*innen1, liebe Leser*innen
und Vorleser*innen von Kinderbüchern!
Bücher haben eine große Bedeutung, da sich Kinder durch das Betrachten und Lesen ein Bild von sich,
von anderen Menschen und der Welt machen. Unserer Erfahrung nach werden Vorurteile durch
Kinderbücher verstärkt, wenn diese stereotype oder diskriminierende Bilder von Menschen und
einseitige Botschaften enthalten.

Die vorliegende Bücherauswahl haben wir zusammengestellt, weil wir sie für eine Vorurteilsbewusste
Bildung und Erziehung für Kinder dieser Altersgruppe empfehlen. Es handelt sich um Bücher zu
Themen, die für Kinder in diesem Alter bedeutsam sind. Einen Großteil der Bücher haben wir rezensiert
und erläutert, welche Aspekte wir positiv und welche wir vielleicht auch kritisch sehen.

Wir haben die Bücher fünf Bereichen zugeordnet:

         1.       Eltern
         2.       Familien-Alltag
         3.       Erleben und Lernen der Jüngsten
         4.       Körper
         5.       Vielfältiges Wissen

In der Fachstelle Kinderwelten haben wir folgende Kriterien für die Auswahl von Kinderbüchern
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formuliert, die zu einer vorurteilsbewussten und inklusiven Bildung und Erziehung beitragen können

    o Kinder mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Familienkulturen sollen sich identifizieren
      können.

    o Kinder sollen angeregt werden, ihren Horizont zu erweitern und etwas über die Vielfalt von
      Lebensgewohnheiten erfahren.

    o Die Bücher sollen Kindern helfen, ihren „Gefühls-Wortschatz“ zu erweitern.

    o Die Bücher sollen keine stereotypen und diskriminierenden Abbildungen oder Inhalte
      enthalten.

    o Die Bücher sollen anregen, kritisch über Vorurteile und Diskriminierung nachzudenken.

    o Die Bücher sollen Beispiele enthalten, die Mut machen, sich gegen Diskriminierung und
      Ungerechtigkeit zu wehren.

1Um Personen oder Berufe zu bezeichnen, verwenden wir in diesem Text die Schreibweise des Sternchens „*“.
Diese Schreibweise soll deutlich machen, dass es nicht nur weibliche und männliche
Geschlechtsidentitäten gibt. Das Sternchen weist auf die vielfältigen Geschlechtsidentitäten hin, die
zwischen Weiblichkeit und Männlichkeit liegen.

    Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA)
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Was uns bei unserer Recherche aufgefallen ist

Wir haben festgestellt, dass viele Kinderbücher einseitig sind: Die handelnden Personen sind weiß2,
heißen Mia und Paul, haben viele Spielsachen, die Mütter waschen ab und die Väter gehen zur Arbeit.
Uns ist zudem aufgefallen, dass einige Aspekte aus dem Alltag von jungen Kindern kaum auftauchen:
Wo sind Sara, deren kleine Schwester eine schwere Krankheit hat, Lena, die das jüngste Kind einer
sechsköpfigen Familie ist oder Bilyan, der mithilfe eines Cochlea-Implantats3 gut hören kann, wo ist
Mariam mit zwei Vätern, wo die arbeitslose Mutter? Warum gibt es nicht mehr spannende
Geschichten auch auf Türkisch und in weiteren Sprachen? Wo sind Geschichten aus Joses oder Leylas
Alltag, die keine Stereotype zu bedienen? Wo spielen Kinder eine Hauptrolle, die als „dumm“
etikettiert werden, weil sie den schulischen Anforderungen nicht genügen? Diese Kinder kommen in
den meisten Kinderbüchern nicht vor!

Die Lesenden erfahren daher zu wenig über die Verschiedenartigkeit von Lebenssituationen. Kinder,
denen einige Aspekte fremd sind, weil sie nicht in ihrem Erfahrungsbereich liegen, lernen auf diese
Weise keine weiteren Lebensrealitäten kennen. Ihnen entgeht die Erkenntnis, wie normal es ist,
verschieden zu sein. Kindern, die sich in den Geschichten und Bildern nicht wiederfinden können,
entgehen wichtige Identifikationsmöglichkeiten. Alle Kinder brauchen Bücher, die sie und ihre
vielfältigen Familienkulturen wertschätzen.
                                                                                                                       3
In Auseinandersetzung mit den Inhalten und Abbildungen der Bücher bilden sich Kinder ihre eigenen
Urteile, und zwar nicht nur aus dem, was benannt und abgebildet ist, sondern auch aus dem, was fehlt.
Aspekte, die nicht auftauchen, erscheinen ihnen unbedeutend oder nicht richtig. Wenn es
beispielsweise keine Kinderbücher gibt, in denen Frauen Ingenieurinnen sind und ein Kopftuch tragen,
scheint es sie nicht zu geben. Es liegt nahe, dass Kinder daraus schließen, dass ein Mädchen, das ein
Kopftuch trägt, nicht Ingenieurin werden kann.

Darüber haben wir bemerkt, dass in manchen Büchern einige Kinder als „anders“ markiert werden: Sie
sind zugewandert, adoptiert, Ziel von Diskriminierung, arm – eben mit einer angeblich „ganz anderen“
Kultur. Gedacht sind diese Geschichten häufig zur Sensibilisierung gegen Diskriminierung. Indem sie
die Unterschiede zur Dominanzgesellschaft betonen, wirken sie jedoch entgegen ihrer eigentlichen
Absicht ausgrenzend.

Besonders deutlich wurde uns, dass auch auf dem Kinderbuchmarkt eine dominante Perspektive vor-
herrschend ist – es fehlen Bücher, die aus der marginalisierten Perspektive, beispielsweise von Au-

2 Wir möchten deutlich machen, dass es sich bei den Begriffen „Schwarz“ und „weiß“ nicht um Hautfarben oder
biologische Kategorien handelt. Wir betrachten diese Begriffe als soziale Konstruktionen, als Zuschreibungen,
die zugleich gesellschaftliche Hierarchien ausdrücken und gesellschaftliche Positionen zuweisen. Dabei sind
Menschen, die die Zuschreibung „weiß“ erhalten, „Schwarz“ markierten Menschen gegenüber in der
privilegierten Position. Wir schreiben den Begriff „Schwarz“ groß, weil er von vielen Menschen als
Selbstbezeichnung genutzt wird, „weiß“ hingegen in Kleinbuchstaben und kursiv, um diese Position davon
abzugrenzen.
3 Hörprothese für gehörlose Menschen, deren Hörnerv nicht funktionsgestört ist.

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tor*innen „of Colour“4 geschrieben sind. Eine einseitig dominante Sichtweise auf die Welt vermittelt
jedoch allen Kindern ein unvollständiges und in seiner Beschränktheit falsches Wissen. „Nur wenn
Löwen ihre Geschichte selbst erzählen, werden Jäger keine Helden mehr sein“, sagt ein Sprichwort,
das so oder in ähnlichen Worten in vielen Ländern des afrikanischen Kontinents verwendet wird.

Warum eine vorurteilsbewusste Bücherauswahl für Kinder?

Wir finden es wichtig, Vielfalt sichtbar zu machen. Kinder brauchen Bücher, in denen sie sich mit ihren
äußeren Merkmalen und ihren Familien, mit ihren alltäglichen Erfahrungen, ihren leichten und
schweren Gefühlen, ihrem Können und ihren Fragen wiederfinden. In diesem Sinn haben wir die
vorliegende Auswahl von Büchern zusammengestellt, die Kinder in ihrer Identitätsentwicklung und
ihrem Selbstwertgefühl stärken können. Denn dies ist die Grundlage dafür, dass sie
Einfühlungsvermögen in Bezug auf Menschen entwickeln können, auch für solche, die anders leben
oder anders aussehen als sie selbst. Kinder brauchen den Blick in das gesamte eigene Lebensumfeld
und in die ganze Welt hinaus. Sie brauchen ermutigende Beispiele von Menschen, die gegen
Ungerechtigkeiten einschreiten, um sich gegen ungerechtes und ausgrenzendes Handeln wehren zu
können.

Was hat die Auswahl der Bücher mit uns zu tun?

Wir, die wir die Bücher ausgewählt haben, verorten uns selbst anhand verschiedener Vielfaltsaspekte:
                                                                                                                       4
wir sind PoCs oder weiß, homo- oder heterosexuelle, trans- oder cisgender5, nicht-behinderte
Menschen aus akademischen und nicht-akademischen und rassismuskritischen Kontexten. Wir sind
unterschiedlichen Alters und leben und arbeiten mit Kindern in vielfältigen Lebenszusammenhängen.
Unsere Erfahrungen, die sich zu einem großen Teil aus diesen gesellschaftlichen Positionierungen mit
all ihren Privilegierungen und einigen Benachteiligungen ergeben, prägen unseren Blick und begrenzen
ihn teilweise. Sie haben uns einigen gesellschaftlichen Machtverhältnissen gegenüber sensibel
gemacht, an anderen Stellen haben wir aber auch Leerstellen. Wir haben versucht, die Blickweisen/
Deutungen anders positionierter Menschen zu erfahren und empathisch einzubeziehen. Außerdem
haben wir gemerkt, dass uns einige stereotype Aspekte in den Büchern erst bei mehrmaligem Lesen
aufgefallen sind. Sicherlich wird sich deshalb unser Blick auf die Bücher im Laufe der Zeit verändern.
Mit weiterer (Selbst-)Reflexion und neuen Impulsen durch gesellschaftliche Debatten werden wir in
den Büchern Dinge finden, die wir kritisch sehen und die uns bisher nicht aufgefallen sind. Wir
begreifen Vorurteilsbewusstsein als prozessartige Bewusstseinsbildung, die nie abgeschlossen ist.
Auch deshalb aktualisieren wir die Bücherliste regelmäßig.

Was noch zu beachten ist

4 People of Color“: Selbstbezeichnung von Menschen, die in Bezug auf die weiße Mehrheitsgesellschaft
aufgrund ethnischer Zuschreibungen als nicht-weiß definiert und so ausgegrenzt werden.
5
  Cisgender bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen
Geschlecht übereinstimmt.

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Mit den ausgewählten Büchern wollen wir Vorurteilen entgegenwirken und dabei Wertschätzung für
Vielfalt fördern. Wir wollen Kinder und Erwachsene darin unterstützen, Ausgrenzung zu widerstehen.
Gerade für die jüngsten Kinder gibt es auf dem Buchmarkt derzeit nicht viele Bücher, die diesen
Kriterien entsprechen. Nicht jedes von uns ausgewählte Buch erfüllt alle Kriterien zugleich. Meist
thematisiert ein Buch lediglich einzelne Vielfaltsaspekte. Zudem gibt es viele Bücher, die einige Aspekte
vorurteilsbewusst zeigen und an anderer Stelle bestehende Machtverhältnisse wie selbstverständlich
darstellen. Deswegen sind mehr Bücher nötig, in denen möglichst viele Vielfaltsaspekte beiläufiger Teil
der Geschichte sind.

In unsere Liste haben wir nur Bücher aufgenommen, die aktuell über den Buchhandel erhältlich sind.
Eine Auflistung der zahlreichen antiquarisch erhältlichen Bücher hätte die Kapazitäten überschritten.
Zusätzlich zu den bibliografischen Angaben haben wir den Inhalt der Bücher zusammengefasst und aus
unserer Sicht kommentiert. Bei den Büchern, die wir im Großen und Ganzen positiv finden, die aber
einzelne problematische Aspekte enthalten, weisen wir darauf hin und verdeutlichen unsere Sicht
darauf. Manche Bücher sind mehrsprachig. Manche der empfohlenen Bücher gibt es nicht in deutscher
Sprache. Wir haben sie dennoch aufgenommen, weil sie beeindruckende Geschichten und Botschaften
enthalten.

Seit vielen Jahren arbeiten wir mit der Buchhandlung „Dante Connection“ zusammen, deren
Mitarbeiter*innen aufmerksam sind für Bücher im Sinne vorurteilsbewusster und inklusiver Bildung                      5
(www.danteconnection.de). Bezugsquelle für mehrsprachige Bücher ist auch die „Internationale
Kinderbuchhandlung „Mundo Azul“ (www.mundoazul.de).

Unsere Bücherkoffer

Ein besonderes Angebot sind unsere Bücherkoffer, die eine Auswahl der von uns empfohlenen
Bücher enthalten. Es gibt jeweils drei Bücherkoffer für jede Altersgruppe, also für die bis 3-Jährigen,
die 3 – 6-Jährigen und die 6-9-Jährigen. Die Listen mit den jeweiligen Titeln finden Sie hier:
https://situationsansatz.de/vorurteilsbewusste-kinderbuecher.html

Die Bücherkoffer können bei der Fachstelle Kinderwelten für vier Wochen kostenlos ausgeliehen
werden. Dazu muss der Koffer nach vorheriger Terminvereinbarung am besten per Mail unter
ausleihe@kinderwelten.net in der Fachstelle abgeholt und zurückgebracht werden.

Der Anschaffungspreis für alle Bücher, die sich im Koffer befinden beträgt 403,12€. Bitte wenden Sie
sich für den Bücherkauf an Ihren örtlichen Buchhandel

Die Schriftstellerin Chimananda Adichie formulierte, „Stories have been used to dispossess and to
malign, but stories can also be used to empower and to humanize“ – „Geschichten wurden verwendet,
um zu enteignen und zu verleumden, aber Geschichten können auch verwendet werden, um zu
stärken und mehr Menschlichkeit zu zeigen.“

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In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß mit den Büchern und viele interessante Gespräche mit
Kindern und Erwachsenen.

Stefanie Hetze
Paula Humborg
Gabriele Koné
Stephanie Nordt (QUEERFORMAT Fachstelle Queere Bildung)
Anabell Specht
Adalca Tomas
Ilka Wagner

Das Vorwort ist in einem langen Prozess im Laufe mehrerer Bücherkoffer-Aktualisierungen entstanden.
Daran beteiligt waren:
Miriam Geoffroy, Nino Jess, Annette Kübler, Ulla Lindemann, Žaklina Mamutovic, Mira Zieher

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Checkliste zur vorurteilsbewussten Einschätzung von Kinderbüchern
Kinder begegnen täglich vielen Büchern, die nicht inklusiv sind. Daher ist es unsere Aufgabe als
Erwachsene, ihnen Literatur zur Verfügung zu stellen, die vorurteilsbewussten Kriterien standhält, die
vielfältige Lebenswirklichkeiten wiedergibt und kritisches Denken anregt. Deswegen ist es wichtig, dass
zuerst wir Erwachsenen uns dafür sensibilisieren, welche „Normalität“ in den Büchern beschrieben
wird und auf welche Weise. Wir müssen erkennen, welche Kinder oder welche Lebensweisen in den
Büchern sichtbar sind und welche nicht, welche davon als „anders“ dargestellt werden, welche in eine
Ecke gestellt, abgewertet oder ausgegrenzt werden. Um zu einem kritischen Lesen zu kommen, das
bestehenden Herrschaftsverhältnissen und Diskriminierungen gegenüber aufmerksam ist, halten wir
es für wichtig, Fragen an das Buch zu stellen.

Wir haben dabei die Checkliste aus dem Werk „Ausgewählte Bibliographie und Leitfaden für ‚I’
BEDEUTET NICHT INDIANER’: Die Darstellung von Native Americans in Büchern für junge Menschen“6
als besonders hilfreich empfunden. Wir haben versucht, einige Formulierungen allgemeiner zu fassen,
um die Fragen auch auf weitere Vielfaltsaspekte abzustimmen und möchten Ihnen diese Checkliste
daher in überarbeiteter und ergänzter Form zur Verfügung stellen. Mit dieser Auswahl an Fragen
möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, einen kritischen Blick auf Bücher zu werfen und eine
Hilfestellung bei der Auswahl und Bewertung von Neuanschaffungen bieten.
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Was zu beachten ist:

    1. Ist die Wortwahl wertschätzend?

    2. Werden alle Personen vielfältig und nicht stereotyp dargestellt (in Bezug auf ihre Kleidung,
       körperlichen Merkmale, Frisuren, Mimik)? Werden alle Kinder in ihrer Individualität mit
       unterschiedlichen Neigungen und Fähigkeiten dargestellt oder geschieht dies einseitig?

    3. Wer macht was? Übernimmt beispielsweise auch ein Kind mit Behinderung eine aktive Rolle
       (z. B. bei einer Problemlösung), trifft es selbstbestimmt Entscheidungen und übernimmt es
       auch einmal die Führung?

    4. Muss ein Kind etwas Besonderes leisten, um von den anderen akzeptiert zu werden, z. B.
       wenn es nicht der erwarteten Geschlechterrolle entspricht?

    5. Liefert das Buch authentische Einblicke in die täglichen Routinen und Aufgaben der
       dargestellten Personen, z. B. einer Person mit Behinderung?

    6. Haben Menschen Namen, die lächerlich klingen, wie beispielsweise „Kleine Wolke“?

6„Selective Bibliography and Guide for ‘I‘ IS NOT FOR INDIAN: THE PORTRAYAL OF NATIVE AMERICANS IN BOOKS
FOR YOUNG PEOPLE”, http://www.nativeculturelinks.com/ailabib.htm, 18.12.2017 (überarbeitet und übersetzt
von der Fachstelle Kinderwelten)

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7. Sind die Illustrationen klischeehaft und stereotyp oder spiegeln sie die vielfältigen
   Traditionen und Symbole der im Buch dargestellten Menschen wider?

8. Werden historische oder geografische Gegebenheiten korrekt wiedergegeben? Oder entsteht
   z. B. der Eindruck, dass die Weißen Zivilisation und Fortschritt gebracht haben?
   Werden Begriffe wie „Massaker“, „Eroberung“, „Zivilisation“, „Gebräuche“, „Aberglaube“,
   „unwissend“, „einfach“, „fortschrittlich“, „Dialekt“ (statt Sprache) in einer Weise verwendet,
   die Errungenschaften nicht-westlicher Kulturen herabwürdigt, um die westliche Lebensweise
   zu erhöhen?

9. Werden im Buch Menschen mit vielfältigen sexuellen Orientierungen gezeigt, ohne sie zu
   besondern?

10. Werden Menschen jeglicher sozialen Schicht gezeigt? Gibt es Menschen, die beispielsweise
    arbeitslos sind oder in schwierigen finanziellen Verhältnissen leben?

11. Sind Indigene/ PoC nur dann erfolgreich, wenn sie Werte ihrer Herkunftskultur aufgeben und
    sich den Werten der westlichen Gesellschaft anpassen? Werden sie als Mitglieder der
    modernen Gesellschaft gezeigt?

12. Werden Familien in ihrer tatsächlichen Vielfalt gezeigt? Gibt es beispielsweise Ein-
    Elternfamilien, Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern?
                                                                                                                   8
13. Wird allen Personen, insbesondere Indigenen, das Mensch-Sein zugestanden? Spielen Kinder
    beispielsweise „Indianer“, als ob „Indianer“ eine Rolle ist wie Polizist oder Gangster? Werden
    PoC als Objekte dargestellt, etwa als „Platzhalter“ im Alphabet oder bei Zahlen?

14. Sind weiße Autoritätspersonen, z. B. Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, dazu in der Lage, die
    Probleme von PoC-Kindern zu lösen, an denen PoC-Autoritätspersonen gescheitert sind? Gibt
    es überhaupt PoC, die Autoritätspersonen sind?

15. Werden Menschen als rechtlos und ausgebeutet dargestellt, beispielsweise Frauen oder PoC?
    Oder werden sie als wichtige und mächtige Mitglieder ihrer Gesellschaft gezeigt? Wenn
    Diskriminierung thematisiert wird, nehmen die Diskriminierten eine aktive Rolle bei der
    Überwindung des gesellschaftlichen Ungleichgewichts ein?

16. Gibt es irgendetwas in dem Buch, das Angehörige nicht-dominanter Gruppen verärgern oder
    verletzen könnte? Kann sich jedes Kind das Buch anschauen, sich darin wiederfinden und sich
    wohl fühlen bei dem, was es sieht? Gibt es positive Rollenvorbilder?

17. Welchen Hintergrund haben Autor*in und Illustrator*in? Stärkt deren biographischer
    Hintergrund oder deren Perspektive die Aussage der Geschichte?

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               Die Lücke in Bezug auf Vielfalt bei Kinderbüchern

                                                                                                                      9

Zusammenfassende Übersetzung (Kinderwelten):
Die Grafik zeigt den Prozentsatz der US-Kinderbücher an, die entweder von People of Colour handeln
oder von ihnen geschrieben sind. 37 % der US-Bevölkerung sind PoC, 10 % der Kinderbücher der letzten
18 Jahren (Stand 2012) handeln von multikulturellen Themen.

Quelle: http://bookriot.com/2013/06/26/coloring-outside-the-lines-the-diversity-gap-in-childrens-
literature/, heruntergeladen am 22.09.2014

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Kinderbücher für eine vorurteilsbewusste und inklusive Bildung
                 Bücher für Kinder bis 3 Jahre

                                                       INHALTSVERZEICHNIS
Eltern ......................................................................................................................................... 12

   DADDY, PAPA AND ME (Englisch)                             .............................................................................................. 12

   DAS KOMISCHE EI                    ...................................................................................................................... 12

  MOMMY, MAMA AND ME (Englisch)                            ........................................................................................ 13
Familienalltag............................................................................................................................. 13

   2 METER BIS ZUM MEER                        ............................................................................................................ 13

   BETTZEIT IST`S                ........................................................................................................................... 14

   DENIZ (Türkisch)                 ........................................................................................................................ 14

   EVERYWHERE BABIES (Englisch)                            ................................................................................................ 15    10
   KLOPF, KLOPF – WO IST MEIN BÄR                              ............................................................................................ 15

   MEINE ALLERERSTEN GESCHICHTEN                                  ......................................................................................... 16

   SCHLAFT RECHT SCHÖN                        ............................................................................................................. 17

   TÖPFCHEN, SCHNULLER, TEDDYBÄR               ......................................................................................... 17
Erleben und Lernen der Jüngsten ................................................................................................ 18

   DAS MACH ICH - DAS MACHST DU                                ............................................................................................ 18

   DER KLEINE SIEBENSCHLÄFER: Gleich wird alles wieder gut                                            ..................................................... 19

   ICH BIN JETZT … WÜTEND, GLÜCKLICH, STARK                                      .......................................................................... 19

   ICH MAG ... SCHAUKELN, MALEN, FUSSBALL, KRACH                                           ................................................................ 19

   KENNST DU DAS? Meine kleine Kita-Welt                                  ................................................................................. 20

   KOMM, SPIELEN WIR!                      ................................................................................................................ 20

   LOTTA IN DER KRIPPE: Eine Fotogeschichte für Kinder                                       .............................................................. 21

   MEINE KLEINE BUNTE KINDERWELT                                  ......................................................................................... 22

     Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA)
                                  in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA)
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   NASEBOHREN IST SCHÖN                           ........................................................................................................... 22

   OTTO SPIELT: Kommunikation mit Kindergebärden                                           .................................................................. 23

   PIPIKACK              ..................................................................................................................................... 23

   ROW ROW ROW YOUR BOAT –REMA, REMA POR EL MAR (Englisch/Spanisch)                                                  ...................... 24
   SAY GOODNIGHT (Englisch)................................................................................................................ 24

   BABY LOVE                .................................................................................................................................. 25

   SEHEN, TASTEN, FÜHLEN : Mein großes Spielbuch für die Sinne                                                 .............................................. 25

   SO SCHÖN WIE DER MOND                             ........................................................................................................ 25

   THE SNOWY DAY (Englisch)                           ....................................................................................................... 26

   TUPFST DU NOCH DIE TRÄNEN AB                                 ............................................................................................. 26

  WHAT DO I FEEL? ¿QUÉ SIENTO?                          .............................................................................................. 27
Körper........................................................................................................................................ 28                   11
   DAS BIN ICH & DAS BIST DU                          ....................................................................................................... 28

  I LOVE MY HAIRCUT! (Englisch)                  ................................................................................................. 28
Vielfältiges Wissen ..................................................................................................................... 29

   100 ERSTE WÖRTER                      .................................................................................................................... 29

   DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN LOCH                                    ....................................................................................... 30

   DUDEN – KENNST DU DAS? Dein Körper                                     ................................................................................... 30

   MEIN TAG - Ein Bilderwörterbuch                               ............................................................................................ 30

   ERSTES LERNEN - Mein Tag                           ....................................................................................................... 31

   WARUM MUSS ICH SCHLAFEN?                                  ................................................................................................ 31

   WIE BÄREN SO SIND                      ................................................................................................................... 32

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Eltern

DADDY, PAPA AND ME (Englisch)
(Papi, Papa und ich)
Leslea Newman und Carol Thompson
Tricycle Press 2009, ca. 10,50 €

                        Dieses Buch ist das Pendant zum Buch „Mommy, Mama, and Me“. Auch hier
                        werden Alltagssituationen eines jungen Kindes mit seinen Eltern gezeigt und mit
                        einfachen Reimen beschrieben. Dieses Kind hat zwei Väter und beide
                        unternehmen unterschiedliche Dinge mit ihrem Kind. Zu Beginn fragt es: „Who
                        wants to play with me today?/Wer will heute mit mir spielen?“. Beide Väter
                        sagen: „Ich will!“. Daddy malt mit dem Kind und zusammen mit Papa backt es
                        einen Kuchen. Wie man näht, zeigt Daddy seinem Kind und Papa kann gut
                        Ballwerfen. (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag, Familienformen, LGBTIQ*

DAS KOMISCHE EI
Emily Gravett
FischerSauerländer 2019, 9,99 €                                                                                       12
                         Mit zarten Strichen und Farben und wenigen Worten wird folgende
                         erstaunliche Geschichte erzählt: Alle Vögel hatten ein Ei gelegt. Alle außer
                         Erpel. Es ist ja klar, dass ein Erpel kein Ei legen kann, aber finden kann er eins
                         und das gelingt ihm auch. Dieses Ei ist größer als alle anderen und hat grüne
                         Punkte. Erpel findet es wunderschön. Die anderen Vögel sind leider ganz
                         anderer Meinung. Nach und nach schlüpfen die Küken aus - hinter immer
breiter werdenden Klappen - und die Mütter sind stolz und glücklich. Beim Erpel dauert es eine ganze
Weile länger. Die Wartezeit verbringt er strickend. Schließlich knackt auch sein großes Ei und ein
wirklich großes Tier schlüpft heraus. Nach einer Schrecksekunde ist auch Erpel stolze „Mama“. Das
Buch zeigt, wie es möglich ist, dass man etwas schaffen kann, wenn man fest daran glaubt - auch wenn
Andere dieser Sache zweifelnd oder ablehnend gegenüberstehen. (Kinderwelten)

Themen: Familienformen, LGBTIQ*

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MOMMY, MAMA AND ME (Englisch)
(Mami, Mama und ich)
Leslea Newman und Carol Thompson
Tricycle Press 2009, ca. 10,50 €

                       In einfachen Worten wird der Familienalltag eines jungen Kindes mit seinen
                       beiden Müttern beschrieben. Auf den linken Seiten sieht man das Kind bei
                       Aktivitäten mit seiner „Mommy“ und auf den rechten Seiten mit seiner
                       „Mama“. Die Bilder sind von kleinen Reimen begleitet. Es heißt zum Beispiel:
                       „Mommy picks me up, up, up. Mama pours juice in my cup. /Mommy hebt mich
                       hoch, hoch, hoch. Mama gießt Saft in meinen Becher.“ Auf der letzten Seite
                       bringen beide Mütter das Kind zusammen ins Bett. Das Buch zeigt: Diese Drei
                       sind eine Familie, sie gehören zusammen. Die Zeichnungen haben kräftige
Farben, sind klar und sehr lebendig und unterstreichen die Nähe der Personen untereinander. Alle
Kinder können sich in dieser Geschichte wiederfinden, weil es um den Alltag in einer Familie geht. Und
Kinder mit zwei Müttern fühlen sich durch die wertschätzende Darstellung dieser besonderen Familie
bestätigt. (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag, Familienformen, LGBTIQ*

Familienalltag
                                                                                                                      13
2 METER BIS ZUM MEER
Bruna Barros
Orient Verlag 2017, 23,90 €

                              Ein Kind ist mit einem Handy beschäftigt, während sein Vater tischlert.
                              Schnell wird es jedoch auf einen Zollstock aufmerksam, der sich ihm in
                              Form einer züngelnden Schlange nähert. Was lässt sich nicht alles daraus
                              formen: ein Haus, ein Auto, die verschiedensten Tiere vom Elefanten bis
                              zum Wal! Dessen Wasserfontäne verwandelt die Tischlerwerkstatt flugs in
                              ein Meer. Beide steigen zusammen ins Boot und segeln … wohin wohl?

                           Diese wunderbare Geschichte ist in vielerlei Hinsicht anregend: mit dem
                           beigefügten Zollstock lassen sich unzählige Tiere und Gegenstände legen
und Größen und Entfernungen messen. Die reduzierten Bilder in ihrer ansprechenden Farbgebung
laden Kinder dazu ein, in den Dialog zu gehen: „Wohin würdest Du segeln?“, „Wen oder was würdest
du mitnehmen?“ Und nicht zuletzt ist dies eines der wenigen deutschsprachigen Bücher, in denen
BIPoCs die Hauptrolle spielen. Dass dabei der Vater die Bezugsperson des Kindes ist, ist auch in Bezug
auf Darstellung männlicher und Schwarzer Personen in Kinderbüchern bedeutsam. Wir sehen, wie der
Vater einfühlsam auf sein Kind eingeht: Er lässt sich auf die Fantasieebene seines Kindes, so erleben
die Beiden Nähe und Gemeinsamkeit. (Kinderwelten)

Anmerkung des Verlages: Der beiliegende Zollstock ist eine Sonderanfertigung: Er ist 1,5 m lang, hat
aber 15 Glieder und die einzelnen Glieder haben eine kindgerechte Länge. Der Zollstock ist allerdings
kein Spielzeug, d.h. Funktionalität, Produktionsverfahren und Verletzungsgefahr sind so wie bei jedem
handelsüblichen Zollstock. Zusätzliche Zollstücke sind (mit anderer Artikelnummer/Bestellnummer)
erhältlich.
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Themen: Familienalltag, Familienformen, BIPoC

BETTZEIT IST`S
Susanne Göhlich
Moritz Verlag 2013, 8,95 €

                           Lena möchte schlafen gehen, doch wo sind ihre Kuscheltiere? Lena beginnt
                           zu suchen und findet jedes einzelne bei den unterschiedlichsten Aktivitäten
                           in der Wohnung vor. Während das Krokodil schon begonnen hat, seine
                           vielen Zähne zu putzen, planscht Entchen Anne noch in der Wanne und das
                           Pferd trinkt gerade Nudelwasser. Sie sind noch zu beschäftigt, sie können
                           noch nicht schlafen gehen! Schließlich gelingt es Lena aber doch, alle Tiere
                           ins Bett zu bekommen und eng aneinander gekuschelt sind schon bald alle
eingeschlafen.

Mit humorvollen Reimen und ansprechenden Bildern in heiteren Farben illustriert wird eine wichtige
alltägliche Situation aus dem Leben junger Kinder gezeigt. Indem Lena die Rolle der Eltern gegenüber
ihren Kuscheltieren einnimmt, findet ein Perspektivwechsel für das junge Mädchen statt, der ihr
ermöglicht, in Ruhe ihren Tag zu beschließen. Für Eltern wird durch diese vom Kind schön und
beziehungsreich inszenierte „letzte halbe Stunde“ deutlich, wie wichtig es ist, den Kindern Zeit dafür
zu geben, Abläufe auf ihre Art und Weise zu gestalten. Die im Alltag manchmal anstrengende Zu-Bett-
Geh-Situation erhält so Leichtigkeit. (Kinderwelten)                                                                  14
Themen: Adultismus und Starke Kinder, Familienalltag

DENIZ (Türkisch)
Ayla Cinaroğlu, Mustafa Delioğlu
Verlag kırmızı kedi çocuk, 7 €
Zu beziehen über die Buchhandlung gök kuşagı, Berlin

                      Das Mädchen Deniz liebt es, im Gras zu liegen und von Ferne über das große Meer
                      zu blicken. „Deniz“ heißt auf Deutsch „das Meer“ und das passt ziemlich gut. Sie
                      lässt den Blick schweifen und denkt nach. Das Meer ist schön, aber ob sie es auch
                      liebt ins Meer zu gehen, da kommen ihr Zweifel.
                      Eines Tages macht sie mit ihrer Mutter tatsächlich einen Ausflug ans Meer. Sie
                      ziehen die Bikinis an und cremen sich ein. Die Mutter meint, dass sie ja noch im
                      Sand spielen könne, bevor sie ins Wasser geht. Und das tut Deniz ausgiebig. Aber
                      dann möchte die Mutter doch mit ihr ins Meer und Deniz denkt: Mit
Meereswasser spielen und baden mag ich gerne, aber im Meer schwimmen ist doch nochmal etwas
anderes. Langsam nähert sie sich dem Wasser mit all ihren widersprüchlichen Gefühlen, denn trotz
der Schwimmflügel hat sie – Angst. Die Mutter drängt Deniz nicht. In ihrem eigenen Tempo macht
Deniz die ersten Schritte ins Wasser. Sie spürt die Stärke des Meeres und sie merkt, dass die
Schwimmflügel sie tragen. Und dann versucht sie Schwimmbewegungen zu machen, wie sie es
vielleicht bei ihrer Mutter gesehen hat. Und jetzt ist klar: Deniz liebt „deniz“ – das Meer.

Ein Buch für die Jüngeren mit wenigen Seiten, in denen das Wichtigste in ausdrucksstarken und auf
das Wesentlichste reduzierten, lebendigen Bildern schön deutlich wird. Die Mutter bleibt im
Hintergrund als Sicherheit und lässt Deniz in ihrem eigenen Tempo ihre Erfahrungen machen.
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Dem türkischen Autor*innen- und Illustrator*innen-Team ist mit den vier Büchern über das
Mädchen Deniz eine Reihe gelungen, in denen ein türkisches Kind die Hauptperson ist und seinen
Alltag mit uns teilt. Endlich ein Buch, von dem Kinder mit türkischen Namen sagen können: Das bin
ich. (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag, BIPoC, Mehrsprachigkeit

Es gibt auch die Titel:
Banyo/Baden
Saç tokası/Haarspange
Yoğurt/Joghurt

EVERYWHERE BABIES (Englisch)
(Überall Babies)
Susan Meyers und Marla Frazee
HMH Books 2001, ca. 12 €

                          Dieses wunderbare dicke und großformatige Buch ist einzigartig in seiner
                          vielfältigen Darstellung von Babys und ihren Familien. In vielen Situationen
                          werden die unterschiedlichsten Babys gezeigt, mal alleine, mal mit einzelnen
                          oder mehreren Familienmitgliedern, mal mit anderen Babys oder größeren
                          Kindern zusammen. Menschen und Situationen sind ausdrucksstark, in
                          schönen Farben und mit vielen Details gezeichnet.                                           15
                          Auf der ersten Doppelseite zum Beispiel liegen zehn Neugeborene mit sehr
unterschiedlichem Aussehen und ihrem eigenen persönlichem Ausdruck nebeneinander und werden
so vorgestellt: „Everyday,
everywhere, babies are born./Jeden Tag, überall werden Babys geboren: Dicke Babys, dünne Babys,
kleine Babys, große Babys, Winter- und Frühlingsbabys, Sommer- und Herbstbabys.“
Es folgen dann verschiedene Situationen, die Kinder auf der ganzen Welt erleben: Babys werden
geküsst und angezogen, sie werden gefüttert, geschaukelt und getragen. Ein Vater liegt mit seinem
Baby auf dem Sofa und küsst es zärtlich, die Großmutter hält es im Arm, die Mutter stillt es erschöpft
im Schaukelstuhl, der Großvater zieht es im Bollerwagen hinter sich her.
Am Ende des Buches feiert ein junges Kind im Kreis seiner großen Familie seinen ersten Geburtstag
und es heißt: „Everyday, everywhere, babies are loved - for trying so hard, for traveling so far, for being
so wonderful... just as they are!/Jeden Tag, überall werden Babys geliebt, weil sie so kräftig üben, weil
sie so weit reisen, weil sie so wundervoll sind... genauso, wie sie sind.“

Dieses wunderbare dicke und großformatige Buch ist einzigartig in seiner vielfältigen Darstellung von
Babys und ihren Familien. In vielen Situationen werden die unterschiedlichsten Babys gezeigt, mal
alleine, mal mit einzelnen oder mehreren Familienmitgliedern, mal mit anderen Babys oder größeren
Kindern zusammen. Menschen und Situationen sind ausdrucksstark, in schönen Farben und mit vielen
Details gezeichnet. (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag, Familienformen, LGBTIQ*, BIPoC

   Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA)
                                in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA)
       Geschäftsstelle: Muskauer Str. 53 in 10997 Berlin / Tel.: +49(0)30 6953 999-0 / Fax: +49(0)30 6953 999-29
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KLOPF, KLOPF – WO IST MEIN BÄR
Kaori Takahashi
Tara Books 2015, 15 €

                           „Ein Hochhaus in einer Box. Geht das? Wenn ein Buch auf so raffinierte
                           Weise gefaltet wurde wie „Klopf! Klopf!“, dann geht es!
                           Ein Mädchen sucht seinen Bären und klopft an eine Tür. „Klopf! Klopf! Ich
                           bin da!“ ruft sie. Das Buch wird nach rechts aufgeklappt! Das Mädchen ist
                           zuhause, bei der Mutter vielleicht. Sie sucht, schaut aus dem Fenster und
                           fragt: „Wo ist mein Bär?“. Das Buch wird hochgeklappt, doch auch zwischen
ihren Spielsachen ist er nicht. Also klopft sie an die Tür des Nachbarn. Das Buch wird nach rechts
geklappt. Doch beim Nachbarn und seinem Kind mit den vielen Büchern ist der Bär auch nicht. „Hast
du meinen Bär?“ fragt sie. Das Buch wird hochgeklappt. Aber die ältere Frau mit den vielen Pflanzen
hat den Bären auch nicht gesehen. Klapp. Und auch nicht die beiden Frauen, die ihre Fotos oder Bilder
in der ganzen Wohnung aufhängen. Klapp. Die Frau, die mit einem grünen Tier am Tisch sitzt und der
Mann mit der Maske können ihr auch nicht weiterhelfen. Nachdem sie bei elf Nachbar*innen
vergeblich gesucht hat, ruft sie auf dem Dach stehend ganz laut: „Wo ist mein Bär?“ und endlich ist
die Suche erfolgreich. Die Taube kommt mit dem Bären im Schnabel herangeflogen und endlich kann
das Mädchen sein Kuscheltier in die Arme schließen. Fröhlich rennt es die Treppen nach unten, die
sich links neben dem Haus runterklappen lassen und kann endlich ins Bett gehen und einschlafen.

Das Auf- und Zuklappen des Buches ist für jüngere Kinder eine Herausforderung, bei der sie sicher die                 16
Hilfe von Erwachsenen brauchen. Diese Art des „Lesens“ ist jedoch gleichzeitig ungewöhnlich und
interessant und auf dem Boden liegend ein Genuss. Das Mädchen hat Durchhaltevermögen, es gibt
nicht auf und ist am Ende erfolgreich. Es lernt Menschen kennen, die zum Teil ungewöhnliche
Wohnungen haben und interessante Dinge tun. Es macht Spaß, dies mit den Kindern zu entdecken und
bietet Anlass zu Gesprächen.
Die Personen sind vielfältig, es fehlen jedoch Menschen mit Behinderung. (Kinderwelten)

Themen: Adultismus und Starke Kinder

MEINE ALLERERSTEN GESCHICHTEN
Sandra Grimm und Susanne Szesny
Ravensburger Buchverlag Otto Mayer GmbH 2010, 9,99 €

                       Dieses umfangreiche Buch enthält 16 Geschichten über wichtige Themen aus
                       dem Familienalltag der älter werdenden Jüngsten. Auf jeder Doppelseite wird
                       mit Bildern und kurzen Texten eine Geschichte erzählt. Dabei geht es um die
                       zunehmende Selbständigkeit der Kinder, ihr Können und Sich-Behaupten, ihre
                       Nähe und Abgrenzung zu anderen Kindern und Erwachsenen. Thalea backt zum
                       Beispiel mit ihrer Mutter. Max tobt mit seinem Vater und beide lachen
                       miteinander, Merle und Louis spielen mit Autos. Rieke malt mit Fingerfarben
                       bunte Bilder und auch ihr Gesicht ist am Ende der Geschichte bunt - ihre Mutter
kommentiert das sehr freundlich: „Du bist aber hübsch.“ Es geht auch um Gefühle der Kinder, wenn
Till zum Beispiel sauer ist, weil sein Turm umfällt und Paul eifersüchtig auf das Baby, das neben Mama
im Bett liegt. Die Kinder, Eltern und Großeltern sind liebevoll und detailreich gezeichnet und die Sätze
der kleinen Geschichten sind kurz und klar, mit vielen Dialogen, so dass schon die Jüngsten sie gut
verstehen können.
   Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA)
                                in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA)
       Geschäftsstelle: Muskauer Str. 53 in 10997 Berlin / Tel.: +49(0)30 6953 999-0 / Fax: +49(0)30 6953 999-29
                   www.kinderwelten.net / www.situationsansatz.de/ ista-kinderwelten@ina-fu.org
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Ein Aspekt schmälert die Qualität des lebendigen Buchs: Die Tatsache, dass die abgebildeten Familien
sämtlich der deutschen Mittelschicht anzugehören scheinen - was man an den Vornamen der Kinder
und der guten Ausstattung mit Spielzeug und der Räume ablesen kann – ermöglicht Kindern aus
weiteren Familienkulturen und Schichten nicht, sich wiederzufinden.

Dieses umfangreiche Buch enthält 16 Geschichten über wichtige Themen aus dem Familienalltag der
älter werdenden Jüngsten. Auf jeder Doppelseite wird mit Bildern und kurzen Texten eine Geschichte
erzählt. Dabei geht es um die zunehmende Selbständigkeit der Kinder, ihr Können und Sich-Behaupten,
ihre Nähe und Abgrenzung zu anderen Kindern und Erwachsenen. (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag

SCHLAFT RECHT SCHÖN
Illustration &Text: Tomoko Ohmura
Moritz Verlag 2018, 8,95 €

                          Dieses Buch, das zuerst in Japan erschienen ist, eignet sich besonders für
                         junge Kinder zur Abendlektüre. Es handelt in immer wiederkehrenden,
                         ähnlichen Sätzen von verschiedenen Familien, die sich in den Winterschlaf
                         begeben. „Schlaft recht schön! Bis der Frühling kommt.“ Die
                         Familienangehörigen sind – und das ist das Besondere – nicht geschlechtlich
                         oder in ihren Beziehungen zueinander festgelegt. Es gibt keine/n „Mama-Igel,
                         Papa-Igel und Igelkinder“, sondern einfach eine gewisse Anzahl von Igeln, die
                                                                                                                      17
                         unterschiedlich groß sind. Die Familien werden bezogen auf die Anzahl der
Tiere immer kleiner, so dass auch eine Ein-Eltern-Familie vorgestellt wird. Auch dies ist besonders,
denn Alleinerziehende mit einem Kind werden nicht immer als „Familie“ bezeichnet. In diesem Buch
können sich ebenso Familien mit mehr als zwei Eltern, Regenbogenfamilien, lesbische und schwule
Eltern, trans- und intergeschlechtliche, queere Eltern, die sich möglicherweise als „PaMa“, „MaPa“
oder „divers“ bezeichnen, wiederfinden.

Das große Manko dieses Buches ist allerdings, dass die Familienangehörigen jeweils alle sehr gleich
aussehen, also von einer Tierart sind. Das schließt Familien aus, in denen die Familienangehörigen
beispielsweise verschiedene Hauttöne oder Haarstrukturen haben. Auf der letzten Seite ist von
jeder Familie jeweils ein Tier schlafend im Kreis vertreten. Das ist das Familienbild, was uns am
besten gefällt. Tomoko Ohmura, davon bitte mehr! (Kinderwelten)

Themen: Familienalltag, Gender

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                                in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA)
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TÖPFCHEN, SCHNULLER, TEDDYBÄR
Die schönsten Geschichten von Klara
Gunilla Hansson
Ravensburger Buchverlag Otto Maier 2008, 7,99 €

                         In diesem Buch sind sechs „schönste Geschichten von Klara“ gesammelt, die
                         ungefähr zweieinhalb Jahre alt ist. Dabei geht es um wesentliche Erfahrungen
                         von Kindern in diesem Alter: Klara geht zum ersten Mal aufs Töpfchen und
                         trennt sich von ihrem Schnuller. Es gibt Streit und Versöhnung mit Mama und
                         Papa, wenn Klara sich behauptet oder mit den Eltern spielen möchte, wenn
                         es noch Aufgaben im Haushalt zu erledigen gibt. Klaras kleiner Bruder Paul
                         kommt auf die Welt und Klara wird zur großen Schwester. Klaras Teddy
                         begleitet sie stets und ist ihr eine große Hilfe bei den neuen
Herausforderungen. Er macht alles mit, Klara spricht mit ihm und Teddy mit ihr.
Auch die Erwachsenen werden in der Regel als unterstützend für Klaras Entwicklungsweg gezeigt. Sie
überfordern Klara nicht, sie trösten sie, wenn sie es braucht, Klaras Signale werden verstanden und
Lösungen gefunden. So zum Beispiel in der Geschichte, in der Klara ihren Schnuller wegwirft, um dann
den des kleinen Bruders zu stibitzen, weil sie es doch noch nicht so ganz ohne schafft. Die Idee der
Mutter, einen Notschnuller an einen Nagel zu hängen, ist wunderbar. Jede in sich abgeschlossene
Geschichte wird über zwei bis drei Doppelseiten erzählt. Klara ist in kleinen Situationen zu sehen,
liebevoll und lebendig gezeichnet. Die Sätze sind kurz und klar und es gibt viele Dialoge, die die
Geschichten besonders lebendig machen. (Kinderwelten)                                                                 18
Themen: Erleben und Lernen der Jüngsten, Familienalltag

Erleben und Lernen der Jüngsten
Selbständigkeit - Gefühle - Selbstbestimmung - Freundschaft

DAS MACH ICH - DAS MACHST DU
Duden Zwerge: Bibliographisches Institut 2011, 5,95 €

                  Ein Buch für die Jüngsten mit kleinen Situationen aus dem Alltag junger Kinder – vor
                  allem mit anderen Kindern und auf zwei Seiten auch mit Eltern. Das gibt es unter
                  anderem zu sehen: Ein Kind geht, ein Kind läuft, ein Kind hüpft auf einer Wiese.
                  Tobias zieht sich die Gummistiefel an und Julian zieht sich den Pullover aus. Kinder
                  picknicken, spielen und packen Geschenke ein. Die Handlungen der Kinder werden
                  mit einem kleinen Satz sprachlich begleitet. Am unteren Rand des Buches kann man
                  die Tätigkeiten auch noch einmal im Infinitiv nachlesen. Die Bilder sind klar und bunt
gezeichnet, die Kinder vielfältig in ihrem Aussehen. (Kinderwelten)

Themen: Erleben und Lernen der Jüngsten, BIPoC

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       Geschäftsstelle: Muskauer Str. 53 in 10997 Berlin / Tel.: +49(0)30 6953 999-0 / Fax: +49(0)30 6953 999-29
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DER KLEINE SIEBENSCHLÄFER: Gleich wird alles wieder gut
Sabine Bohlmann, Kerstin Schoene
Thienemann 2019, 7,99 €

                              Viele junge Kinder reagieren mit Bauchweh auf Unterschiedlichstes. Auch
                              der kleine Siebenschläfer leidet darunter. Hilfsbereit bringt ihm die
                              Haselmaus eine Wärmflasche. Allerdings legt sie sie auf den Kopf des
                              Siebenschläfers, das hilft gar nicht. Über den Umweg über viele Körperteile
                              findet der Siebenschläfer schließlich heraus, was wirklich hilft: Kuscheln!

                            In kurzen, einfühlsamen Dialogen und mit großen, bunten Illustrationen
                            untermalen die Autor*innen und Illustrator*innen die Suche von
                            Haselmaus und Siebenschläfer nach der richtigen Therapie. Die Mimik der
                            beiden Tiere veranschaulicht die verschiedenen Gefühlszustände. Das
Pappbilderbuch im handlichen Format für junge Kinder lädt zum Gespräch ein: Hast du dich schon
einmal nicht wohl gefühlt? Hat das eine*r gemerkt? Was hat dir geholfen? Was nicht? Und unterstützt
so die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung. (Kinderwelten)

Themen: Erleben und Lernen der Jüngsten, Freund*innen

ICH BIN JETZT … WÜTEND, GLÜCKLICH, STARK
Constanze von Kitzing
                                                                                                                      19
Carlsen 2017, 12,99 €

                         „Ich bin mutig, ich bin laut, ich bin geduldig, ich bin allein – Nein! Lass und
                         Freunde sein.“ In diesem Pappbilderbuch haben viele Gefühle und
                         Eigenschaften der Kinder Platz. Dieser zweite Band ist ebenso liebevoll
                         gezeichnet und mit Humor und einigen Überraschungen versehen. Das Thema
                         Behinderung ist leider weiterhin ausgelassen. Auch könnten mehr
                         Zärtlichkeiten unter Jungs gezeigt werden – es sind eher die Mädchen, die
                         trösten und streicheln. (Kinderwelten)

Themen: Adultismus und Starke Kinder, Erleben und Lernen der Jüngsten, BIPoC

ICH MAG ... SCHAUKELN, MALEN, FUSSBALL, KRACH
Constanze von Kitzing
Carlsen 2016, 13 €

                             Was mag ich? Was macht mich besonders? Was macht alleine oder mit
                             anderen besonders viel Spaß? In diesem stabilen Pappbilderbuch werden
                             Kinder mit ihren individuellen Vorlieben vorgestellt. Auf jeweils einer
                             Doppelseite nennt das Kind das, was es besonders bedeutend findet „Ich
                             mag Wolken…meine Freunde…barfuß sein“. Ein farbenfrohes Bild illustriert
                             die Aussage. Die vielfältigen Aktivitäten laden Kinder und Erwachsene dazu
                             ein, ins Gespräch zu kommen Kinder, die das Buch anschauen, können auch
                             raten, was das jeweilige Kind wohl am liebsten mag und eigenen Wünsche

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und Fähigkeiten nachspüren. Kinder, die noch nicht lesen können, können das Buch auch alleine
anschauen und brauchen dazu keine Hilfe. Es ist nur sehr wenig Text.

Besonders gelungen sind die detailreichen Illustrationen. Die gezeichneten Kinder sind vielfältig
dargestellt in Bezug auf Haut- und Augenfarbe und Haarstruktur. Ihre Vorlieben widersprechen
Geschlechterstereotypen, beispielweise spielen alle Kinder gemeinsam Fußball. Es gibt auch Kinder,
bei denen nicht klar wird, ob sie nun ein Junge, ein Mädchen oder geschlechtsuneindeutig sind. Diese
Vielfalt und die breitgefächerten Vorlieben der Kinder bewirken, dass sich unterschiedliche Kinder im
Buch wiederfinden und Anerkennung für ihre Individualität erfahren. Sehr schade ist nur, dass keine
Person mit einer Behinderung gezeigt wird. Auf die letzte Frage im Buch „und was magst du?“ haben
wir also eine klare Antwort: noch mehr Vielfalt! (Kinderwelten)

Themen: Adultismus und Starke Kinder, Erleben und Lernen der Jüngsten, BIPoC

KENNST DU DAS? Meine kleine Kita-Welt
Duden: Fischer 2020, 7,99€

                            Sechs kleine Büchlein aus stabilem Hardcover stehen in einem
                            Pappschuber griffbereit für die Jüngsten ab 12 Monaten. In allen Büchern
                            sind Fotos aus der Lebenswelt der Jüngsten abgebildet. Im Buch Wir Kinder
                            ist auf jeder Seite ein Kind zu sehen. Die Kinder sehen unterschiedlich aus:
                            sie haben rote Haaren oder blonde Locken oder braune Augen. Das kann                      20
                            ich schon zeigt Kinder, wie sie mit einem Ball spielen, Dreirad fahren oder
                            malen. Heute bin ich lädt ein, um über Gefühle wie Wut, Neugier oder
                            überrascht sein zu sprechen. Die Fotos der Kinder machen die Bücher sehr
                            lebendig und laden zum genauen Betrachten und zu Gesprächen ein.
In den Büchern Meine Sachen, Jahreszeiten, Essen und Trinken sind Fotos von Gegenständen
abgebildet, die Kinder aus dem globalisierten Norden vermutlich kennen: abgebildet sind Ostereier im
Frühling, die Nudeln zum Essen oder das Xylophon, um Musik zu machen. Auch in vielen Kitas sind die
gezeigten Gegenstände und Nahrungsmittel wahrscheinlich zu finden. So können viele der Jüngsten in
Kita oder Krippe die Gegenstände benennen oder über das Lieblingsessen reden.

 Die Bücher bieten viele Sprachanlässe für die Jüngsten. Die Kinder sind vielfältig was Hautton,
 Haarstruktur, Haar- und Augenfarben und Augenformen betrifft.
 Leider gibt es keine Kinder mit einer sichtbaren Behinderung, die Kinder sind binär, fast alle Kinder
 sind als Jungen oder Mädchen zu lesen. Die Gegenstände und Feste stammen alle aus dem
 westlichen und christlichen Kulturraum. Kinder, die Reis essen, statt Nudeln, Pide statt Brezel oder
 Kinder, die lernen mit Stäbchen zu essen und nicht mit dem Löffel finden sich nicht wieder. Mehr
 Vielfalt wäre wünschenswert gewesen. (Kinderwelten)

Themen: Erleben und Lernen der Jüngsten

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