Unterrichtsmaterialien und Spielideen für Kindergarten und Grundschule zum Thema "Klima, Verkehr und Nachhaltigkeit"

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Unterrichtsmaterialien und Spielideen für
 Kindergarten und Grundschule zum Thema
        »Klima, Verkehr und Nachhaltigkeit«

Quelle: VCD - Verkehrsclub Deutschland e.V - www.vcd.org
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Hintergrundinformationen                                        Klima und Treibhauseffekt

    zum Thema                                                       Der menschengemachte weltweite Temperatur-
                                                                    anstieg ist seit Jahren in der öffentlichen Diskus-
                                                                    sion. Viele halten die Erwärmung der Erde für die
                                                                    gefährlichste Belastung der Umwelt, die der
    Nachhaltige Entwicklung und Agenda 21                           Mensch bisher verursacht hat. Klimaforscher pro-
                                                                    gnostizieren eine Erwärmung der Erde um 1,4 bis
    Spätestens seit dem Erdgipfel 1992 in Rio de                    5,8 °C in diesem Jahrhundert. Sie warnen vor
    Janeiro wird der Begriff Nachhaltigkeit in der                  einem Anstieg des Meeresspiegels mit Über-
    Öffentlichkeit diskutiert. Damals, auf der UN-Kon-              schwemmungen und Landverlusten, Wüstenbil-
    ferenz für Umwelt und Entwicklung, haben 179                    dung sowie einer Zunahme von extremen Wet-
    Staaten die »Agenda 21«, ein globales Aktions-                  tersituationen.
    und Handlungsprogramm für eine weltweite
    nachhaltige Entwicklung beschlossen. Auch die                   Verantwortlich für den Temperaturanstieg ist
    Bundesrepublik hat sich den Zielen der Agenda                   der sogenannte »anthropogene« (menschen-
    verpflichtet.                                                   gemachte) Treibhauseffekt. Der Treibhauseffekt
                                                                    ist zunächst ein absolut natürlicher Prozess und
    Die Botschaft dieses »Leitfadens für das 21. Jahr-              funktioniert wie ein gläsernes Gewächshaus:
    hundert« ist zunächst einfach: Nachhaltig ist                   Sonnenstrahlen dringen ungehindert ein und
    eine Entwicklung dann, wenn ökologische, ökono-                 werden in Wärme umgewandelt. Die entstehen-
    mische und soziale Ziele so in Einklang gebracht                de Wärme kann durch das Glasdach nur schwer
    werden, dass wir unsere Bedürfnisse befriedigen,                entweichen, wodurch sich das Gewächshaus
    ohne dabei anderen Regionen der Welt und den                    erwärmt.
    nach uns kommenden Generationen die Chance
    zu nehmen, ihr Leben in einer lebenswerten Um-                  Ähnlich verhält es sich in der Erdatmosphäre. Die
    welt selbst zu gestalten. Hauptziele des Aktions-               Sonnenstrahlen, die die Erdoberfläche erreichen,
    plans sind also globale Gerechtigkeit, dauerhafte               werden in Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung)
    Umweltverträglichkeit, zukunftsfähige Entwick-                  umgewandelt, diese strahlt zurück in die Atmos-
    lung und selbstbestimmte Gestaltung der                         phäre. Klimawirksame Gase, die sogenannten
    Zukunft.                                                        Treibhausgase wie z. B. Kohlendioxid (CO2), Me-
                                                                    than, Ozon und Distickstoffoxide wirken wie das
    Zur Umsetzung dieser Ziele sind Änderungen in                   Dach des Gewächshauses und fangen einen Teil
    allen Gesellschaftsstrukturen notwendig: Politik,               der Wärmestrahlung ab. Dies ist unsere natürli-
    Wirtschaft und nicht zuletzt die Lebensweise                    che Heizung, ohne sie läge die Durchschnittstem-
    jedes Einzelnen muss im Sinne der Agenda 21                     peratur der Erde bei -18 °C und die Menschheit
    überdacht werden. Solche tiefgreifenden Ände-                   könnte nicht existieren. Durch die Aktivitäten der
    rungen können nur dann wirksam werden, wenn                     Menschen, wie die Verbrennung fossiler Brenn-
    sie von einer engagierten und informierten Öf-                  stoffe, industrielle Prozesse, veränderte Landnut-
    fentlichkeit mit getragen werden. Allen eine Ein-               zungsformen und großflächige Rodungen greift
    sicht in die komplexen lokalen und globalen                     der Mensch in den natürlichen Prozess ein. So
    Handlungsfelder zu geben, ist die Aufgabe der                   hat beispielsweise die CO2-Konzentration in der
    Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie soll uns               Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung
    dabei helfen, bisher unsichtbare oder vernachläs-               um 30% zugenommen. Dieser Anstieg bewirkt
    sigte Zusammenhänge zwischen ökologischem                       eine Verstärkung des natürlichen Treibhauseffek-
    Handeln, wirtschaftlichen Notwendigkeiten und                   tes und damit einhergehend einen Temperatur-
    sozialen wie globalen Anforderungen wahrzu-                     anstieg auf der Erde.
    nehmen, damit wir diese in der Planung über-
    haupt berücksichtigen können.

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Verkehr und Verkehrsmittelwahl                            Kinderfreundlicher Verkehrsraum

Etwa ein Fünftel der klimaschädigenden CO2-               Ein kinderfreundlicher Verkehrsraum ist im Ideal-
Emissionen in Deutschland stammt aus dem                  fall ein Verkehrsraum ohne Autos, in dem Kinder
Straßenverkehr. Jede Verbrennung setzt das Treib-         sich sicher fortbewegen können und Platz zum
hausgas Kohlendioxid (CO2) frei. Beim Auto ist            Spielen haben. In der Realität ist der Straßen-
der Ausstoß unmittelbar abhängig vom Kraft-               raum jedoch am Autoverkehr ausgerichtet, so
stoffverbrauch: Pro Liter Benzin werden 2,32 Kilo-        dass für die (Mobilitäts-)Bedürfnisse der Kinder
gramm CO2 in die Luft gepustet. Die Verbrauchs-           kaum noch Raum bleibt. Der Verkehrsraum ist als
einsparungen bei neuen Pkw sind geringer als              Erfahrungs-, Erlebnis- und Spielraum weder
der Mehrverbrauch durch den zunehmenden Ver-              sicher noch nutzbar. Kinder sind eingeengt auf
kehr. Die umweltverträglichste Art sich fortzube-         begenzte Räume wie Spielplätze, zu schmale und
wegen sind ohne Zweifel Füße und Fahrrad. Wie             oft zugeparkte Gehwege. Der für ihre motorische
umweltfreundlich Auto, Bus, Bahn und Flugzeug             Entwicklung wichtige Bewegungsdrang kann im
sind, verrät die sogenannte Kilometerbilanz: Sie          Alltag kaum ausgelebt werden. Die Folgen sind
errechnet sich aus dem Energieverbrauch pro               motorische und gesundheitliche Defizite, eine
Person und Kilometer. So hat zwar der Bus einen           Verhäuslichung und Vereinsamung vor Fernse-
viel höheren Energieverbrauch als der Pkw, bietet         her- und Computerbildschirmen.
aber auch wesentlich mehr Personen Platz, so
dass er eine gute Kilometerbilanz aufweist. Die           Dieses Problem ist vor allem in bestehenden
schlechteste Kilometerbilanz weist das Flugzeug           Wohngebieten kaum zu lösen. Dennoch können
auf. Die Mobilität der Deutschen steht im krassen         kleine Schritte auf dem Weg von der Realität zur
Gegensatz zur Umweltverträglichkeit der ver-              Utopie unternommen werden. Grundvorausset-
schiedenen Verkehrsmittel: Im Jahr 2000 gab es            zung hierfür sind Geschwindigkeitsreduzierung
42,8 Mio. Pkw bei einer Gesamtbevölkerung von             durch Verkehrsberuhigung und flächendeckende
82,2 Mio. Menschen. Von 936 Mrd. Personenkilo-            Tempo 30-Zonen. Ferner bedeutend für einen
metern im Jahr 2000 wurden 740 Mrd. mit dem               kinderfreundlichen Verkehrsraum ist ein sicheres
Auto zurückgelegt und nur 196 Mrd. mit Bus und            und zusammenhängendes Fußwegenetz zu kin-
Bahn, d.h. 80 % des gesamten Personenverkehrs             derspezifischen Einrichtungen im Wohnviertel. Im
ist Pkw-Verkehr und nur 20 % Öffentlicher Ver-            Straßenraum sollten – falls noch nicht vorhanden
kehr.                                                     – für kleine und große Fußgänger vielfältige Que-
                                                          rungsmöglichkeiten wie Zebrastreifen und Mittel-
                                                          inseln geschaffen werden. Bei mehrspurigen
                                                          Fahrbahnen sind Fußgängerampeln mit ausrei-
                                                          chenden Grünphasen und möglichst kurzen Rot-
                                                          phasen nötig. Anforderungstaster müssen in Kin-
                                                          derhöhe angebracht werden. Da die Gehwege
                                                          häufig notgedrungen als Spielplatz dienen, muss
                                                          die Breite der Gehwege an den Platzbedarf beim
                                                          Spielen (Hüpfekästchen, Asphaltmalen, Roller fah-
                                                          ren usw.) angepasst werden. Zu fordern ist eine
                                                          Mindestbreite von 2,50 Meter. Damit die »Not-
                                                          Spielbereiche« nicht weiter eingeengt werden, ist
                                                          das Parken auf Gehwegen generell zu verbieten.
                                                          Regelmäßige, zeitlich befristete Sperrungen von
                                                          Straßen, Straßenabschnitten und Plätzen für den
                                                          Autoverkehr können zusätzlich Freiräume zum
                                                          Spielen schaffen. Auch große Parkplätze z. B. von
                                                          Einkaufs-, Bau- und Möbelmärkten können zum
                                                          Spielen und Skaten außerhalb der Öffnungszei-
                                                          ten freigegeben werden.

                                                          Durch die häufige und intensive Nutzung des
                                                          Verkehrsraumes kennen die Kinder ihr Wohnum-
                                                          feld sehr genau. Sie sind Experten! Dies sollte
                                                          durch die Beteiligung von Kindern und Jugendli-
                                                          chen an der Stadt- und Verkehrsplanung durch
                                                          Kinderstadtteilparlamente, -foren oder ähnliche
                                                          Beteiligungsformen genutzt werden.

Verkehrsclub Deutschland                                                                                            3
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    Von der Verkehrs- zur Mobilitätserziehung                       Im Rahmen der Mobilitätserziehung wird daher
                                                                    nicht nur verkehrssicheres Verhalten von den Kin-
    Das Aufwachsen von Kindern ist heute in star-                   dern verlangt, sondern zusätzlich versucht, ihnen
    kem Maße durch den motorisierten Individual-                    ein verkehrssicheres Umfeld zu bieten. Eltern,
    verkehr geprägt. In den letzten Jahrzehnten hat                 Lehrer/innen, Politiker/innen und Kommunen
    der Straßenverkehr stark zugenommen. Kinder                     müssen in das Konzept mit einbezogen werden,
    sind durch parkende und zu schnell fahrende                     um die Wege der Kinder sicherer zu machen.
    Pkw immer stärker in ihrer Bewegungsfreiheit                    Denn nur so können sie eine selbständige Mobi-
    eingeschränkt. Sie erleben ihre Umgebung immer                  lität entwickeln und sind nicht mehr auf die per-
    mehr aus der »Windschutzscheiben-Perspektive«                   manente Begleitung durch Erwachsene angewie-
    im »Elterntaxi«. Verkehrsunfälle mit Kindern                    sen.
    gehören – trotz rückläufiger Zahlen – immer
    noch zum Alltag im bundesdeutschen Straßen-                      Die gesundheitlichen Folgen der Verkehrsent-
    verkehr. 2001 verunglückten 42.504 Kinder unter                 wicklung, die Einschränkungen beim Spielen und
    15 Jahren im Straßenverkehr, 228 wurden getötet.                die vom Straßenverkehr verursachte Schadstoff-
    In keinem anderen europäischen Land verun-                      und Lärmbelastung sowie der zunehmende
    glücken so viele Kinder wie in Deutschland. In                  Flächenverbrauch bleiben in der »klassischen«
    den letzten Jahrzehnten wurde zur Unfallverhü-                  Verkehrserziehung häufig unberücksichtigt. Psy-
    tung vor allem auf die Verkehrserziehung in                     chomotorische Störungen durch Bewegungsman-
    Schulen und Kindergärten gesetzt, die den Kin-                  gel sind heute bei Kindern keine Seltenheit. Die
    dern verkehrssicheres Verhalten beibringen sollte.              Hektik und der Lärm des Straßenverkehrs über-
    Neben Trainingsprogrammen für den Schulweg                      fordern ihre Sinne und führen zu einer einge-
    hat sich vor allem die Fahrradprüfung im                        schränkten Konzentrationsfähigkeit. Außerdem
    4. Schuljahr etabliert.                                         haben die vom Straßenverkehr hervorgebrachten
                                                                    »Stubenhocker« häufiger mit Haltungsschäden
    Trotz dieser aufwändigen Bemühungen gibt es                     und Übergewicht zu kämpfen. Die Schadstoffbe-
    weiterhin gefährliche Situationen und folgen-                   lastung in den Städten begünstigt Atemwegser-
    schwere Unfälle. Psychologen verweisen darauf,                  krankungen. Der motorisierte Individualverkehr
    dass Kinder erst mit acht Jahren ein voraus-                    ist eine wesentliche Ursache für Asthma und All-
    schauendes Gefahrenbewusstsein haben. Sie las-                  ergien.
    sen sich sehr leicht durch interessante Reize in
    ihrer Umgebung ablenken und vergessen dabei                     Im Sinne der Bildung für Nachhaltigkeit sollen
    scheinbar erlernte Verhaltensregeln wie nach                    Kinder für ihre Zukunft einen verantwortungsvol-
    links und rechts zu blicken oder am Bordstein                   len und selbständigen Umgang mit Mobilität er-
    stehen zu bleiben. Körperlich sind sie dem auf                  lernen. Hierfür soll eine kritische Auseinanderset-
    die Bedürfnisse von Erwachsenen zugeschnitte-                   zung mit den bestehenden Verkehrsverhältnissen
    nen Straßenverhältnissen kaum gewachsen.                        stattfinden. Es geht um das Kennenlernen nach-
    Wenn sie zwischen parkenden Autos stehen, kön-                  haltiger Fortbewegungsmöglichkeiten, das An-
    nen sie die Fahrbahn nicht überblicken. Die Grün-               bahnen einer »reflektierten Verkehrsmittelwahl«
    phasen an Ampeln sind häufig viel zu kurz für                   und um die Vermittlung entsprechender Kompe-
    »Kinderschritte«. Grundsätzlich ist die Wahrneh-                tenzen zur Nutzung der Verkehrsmittel des Um-
    mung der Kinder noch nicht so stark entwickelt.                 weltverbundes (Fuß, Rad, Bus und Bahn).
    Ihre Bewegungsabläufe, besonders beim Spielen,
    sind nicht immer kontrolliert. Verkehrssicher-                  Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat in den
    heitserziehung ist notwendig, sie stößt jedoch                  letzten Jahren ein Konzept für eine umweltorien-
    entwicklungspsychologisch bedingt an ihre Gren-                 tierte Mobilitätserziehung entworfen (vgl. VCD-
    zen. Ein komplett verkehrssicher erzogenes Kind                 materialien: Vorfahrt für Kinder! Mobilitätserzie-
    kann kein Kind mehr sein!                                       hung in Grundschule und Hort, siehe Literatur-
                                                                    tipps). Das vorgelegte Material knüpft an dieses
                                                                    Konzept an.

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U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.   <

                                                            Verkehrsclub Deutschland e.V.
                                                            Eifelstraße 2
                                                            53119 Bonn
                                                            Fon 02 28/9 85 85-0
                                                            Fax 02 28/9 85 85-10
                                                            www.vcd.org

Verkehrsclub Deutschland                                                                                      5
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Übersicht der Unterrichts-
    und Spielideen
    Block: Einstieg
    Baustein 1: Wir malen unseren
    Kindergarten-/Schulweg                              ●●●●

    Baustein 2: Welche Verkehrsmittel
    gibt es? Was sind ihre Vor- und
    Nachteile?                                          ●●●●

    Baustein 3: Schul- und Kinder-
    gartenwege früher                                   ●●●●

    Block: Eine Welt
    Baustein 4: Schul-/Kindergarten-
    wege in aller Welt                                  ●●●●

    Baustein 5: Prima Klima? Der Treibhaus-
    effekt oder warum es immer wärmer wird              ●●●●

    Baustein 6: Treibhauseffekt in Kin-                             Erklärung der Symbole
    dergarten und Grundschule                           ●●●●

    Baustein 7: Der lange Weg des
    Orangensaftes                                       ●●●●

    Baustein 8: Wir sind
    eine Welt                                           ●●●●                               Kindergarten

    Block: Kinder als Verkehrsdetektive und
    Stadtplaner
    Baustein 9: Verkehrsdetektive unterwegs!            ●●●●
                                                                      ●●●●                    ●●●●                      ●●●●

    Baustein 10: Wie wünsche ich mir                                1./2. Klasse           3./4. Klasse             1.–4. Klasse
    den Straßenverkehr?                                 ●●●●

    Block: Kinder erleben den
    Straßenverkehr
    Baustein 11: Was hörst du?
    Ein Hörspaziergang                                  ●●●●

    Baustein 12: Autos brauchen Platz!
    Wie lang ist der Stau?                              ●●●●

    Baustein 13: Ich male
    meine Straße                                        ●●●●

    Block: Kinder gehen neue Wege
    Baustein 14: Wir planen einen
    umweltfreundlichen Ausflug                          ●●●●

    Baustein 15: Wir gründen Fußgänger-
    und Radfahrergemeinschaften                         ●●●●

    »Bewegungs-Butterbrote« – Spiele
    für die Pause                                       ●●●●

    12                                                                                                    Verkehrsclub Deutschland
U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.   <

Block: Einstieg                                             Erlebnisse und Fundstücke zugeordnet werden.
                                                            An einer Wand in der Klasse/im Gruppenraum
                                                            oder im Flur können die Ergebnisse in Form einer
Baustein 1: Wir malen unseren                               Ausstellung präsentiert werden.
Kindergarten-/Schulweg
                                                            Als Anschlussprojekt kann ab der 3. Klasse ein ei-
                                                            gener Kinder-Stadtplan entwickelt werden. [Vgl.:
         ●●●●                                               VCD (Hrsg.): VCDmaterialien Vorfahrt für Kinder!
                                                            Mobilitätserziehung in Grundschule und Hort,
Intention                                                   1997, S. 38]

Als Einstieg ins Thema Straßenverkehr bietet es
sich an, den Kindern den als alltäglich erlebten            Material
Kindergarten- oder Schulweg bewusst zu ma-                  • Papier
chen. Um dies auf kindgerechte Weise durchzu-               • Stifte
führen, sollen sie ihren Weg möglichst genau                • für eine Ausstellung: ausreichend Platz, ggf.
aufmalen.                                                     Stadtplan

Die von den Kindern gemalten Wege lassen
einen interessanten Einblick in die Entwicklung
des räumlichen Vorstellungsvermögens der Kin-
der zu. Ist der Weg aus »der Vogelperspektive«,
also fast schon wie ein Stadtplan gemalt, oder              Baustein 2: Welche Verkehrsmittel
sind Häuser und Wege aus der alltäglichen Per-              gibt es? Was sind ihre Vor- und
spektive, also davor stehend, gemalt bzw. finden            Nachteile?
sich nur wenige oder wichtige »Ausschnitte« des
Weges auf dem Bild? Sind die Kinder selbst auf
dem Bild zu sehen, vielleicht mit Freunden, oder                    ●●●●

stellt die Zeichnung eine »objektive«, nur die
äußeren Gegebenheiten wiedergebende Perspek-                Intention
tive dar? Auch die Betrachtung der Verkehrsmit-
telwahl ist interessant: Unterscheiden sich die Bil-        Zum Einstieg in die Thematik Verkehr sollen die
der der Kinder, die mit dem Auto gebracht wer-              Kinder sich mit den Vor- und Nachteilen der ver-
den, von denen, die häufig zu Fuß kommen?                   schiedenen Verkehrsmittel auseinandersetzen.
Hieraus ergeben sich zahlreiche Auswertungs-
möglichkeiten.                                              Der im Laufe der letzten Jahrzehnte ständig zu-
                                                            nehmende Straßenverkehr beeinflusst das Auf-
                                                            wachsen der Kinder enorm. Sie werden durch
Durchführung                                                fahrende und parkende Fahrzeuge in ihrer Bewe-
                                                            gungsfreiheit eingeschränkt, durch Unfälle ge-
Kinder bekommen die Aufgabe, ihren Schul-/Kin-              fährdet und durch Abgase belastet. Gleichzeitig
dergartenweg auf ein großes Blatt zu malen                  übt das Auto auf Kinder eine große Faszination
(Hausaufgabe oder Auftrag im Unterricht/Kinder-             aus. In den Familien hat es teilweise einen hohen
garten-Vormittag). Die Zeichnungen können als               (emotionalen und materiellen) Stellenwert. Kin-
Gesprächsanlass zum Einstieg in das Thema Ver-              derwünsche nach dem eigenen »Traumauto«
kehr genutzt werden. In den höheren Klassen der             sind durchaus real, genauso wie der Wunsch,
Grundschule können die Schüler ihren gemalten               möglichst zum 18. Geburtstag den Führerschein
Schulweg zusätzlich beschriften bzw. auf einem              zu erwerben.
weiteren Blatt ihren Weg genauer beschreiben.
                                                            Im Rahmen einer umweltorientierten Mobilitäts-
In einem anschließenden Stuhlkreis können die               erziehung kann es nicht darum gehen, das Auto
Kinder ihre Wege erläutern. Direkt danach oder              generell zu stigmatisieren. Vielmehr sollte es
in den nächsten Tagen können Geschichten und                darum gehen, eine reflektierte Wahl der Ver-
Erlebnisse über den Schulweg (schriftlich oder              kehrsmittel anzustreben. Dazu gehört ein kriti-
mündlich) sowie »Fundstücke«, die auf den                   sches Abwägen der Vor- und Nachteile des Auto-
Wegen entdeckt wurden, gesammelt werden. Auf                verkehrs. Tatsächlich wäre es nicht zu vermitteln,
einem Stadtplan können die Wohnungen der                    dass Eltern beispielsweise auf die Ausübung
Kinder markiert werden, Fotos/Bilder von mar-               ihres Berufes verzichten, weil der Arbeitsplatz nur
kanten Punkten aufgeklebt sowie Geschichten,                mit dem Auto zu erreichen ist. Stattdessen sollen

Verkehrsclub Deutschland                                                                                             13
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Alternativen aufgezeigt und deren Vorteile in den               Baustein 3: Schul- und
    Vordergrund gestellt werden. Es soll deutlich wer-              Kindergartenwege früher
    den, dass es Wege gibt, wie den zum Briefkasten
    oder zum Bäcker, die auch zu Fuß oder mit dem
    Fahrrad zurückgelegt werden können und dass es                           ●●●●

    durchaus angenehm sein kann, mit Bus und
    Bahn in die Stadt zu fahren, da dann z. B. die lei-             Intention
    dige Parkplatzsuche entfällt. Das Motto könnte
    lauten: So viel Auto wie nötig, so wenig Auto wie               Der Blick auf den Schul- bzw. Kindergartenweg
    möglich!                                                        der Eltern und Großeltern, z. B. in Form eines
                                                                    Interviews, führt dazu auch den eigenen Weg
                                                                    bewusster wahrzunehmen.
    Durchführung
                                                                    Früher waren die Schul- und Kindergartenwege
    Die Kinder arbeiten in Gruppen und listen auf                   anders. Manchmal waren sie gefährlicher und oft
    Plakaten Vor- bzw. Nachteile der verschiedenen                  dauerten sie länger als heute. Die Kinder muss-
    Verkehrsmittel auf. Die Verkehrsmittel auf den                  ten meist zu Fuß gehen und wurden viel seltener
    Plakaten können entweder von den Kindern                        mit dem Auto transportiert. Die enorme Zunah-
    selbst gemalt oder aus Zeitschriften ausgeschnit-               me von Pkw hat die Schul- und Kindergartenwe-
    ten werden. Als Einstiegshilfe für die Kinder kann              ge und auch die Erlebnisse auf diesen erheblich
    das Arbeitsblatt auf Seite 26 eingesetzt werden.                verändert.
    Im anschließenden Gespräch stellen die Kinder
    ihre Argumente vor.                                             Durch ein Interview können die Kinder herausfin-
                                                                    den, was sich verändert hat und was gleich ge-
    Im Kindergarten können die Vor- und Nachteile                   blieben ist.
    in einer Gesprächsrunde erörtert werden.

                                                                    Durchführung
    Mögliche Anschlussaufgabe für die Grundschule
                                                                    Die Kinder bekommen den Auftrag, ihre Eltern
    • Pro-Contra-Diskussion: Kindergruppen vertreten                und wenn möglich ihre Großeltern oder andere
      zwei konträre Standpunkte (z. B. für die Nut-                 ältere Menschen aus der Nachbarschaft zu deren
      zung von Bus und Bahn bei einem Ausflug bzw.                  Schul- und Kindergartenwegen zu befragen.
      dagegen).                                                     Für das Interview können Grundschulkinder das
    • In den Familien wird ein »Mobilitätstagebuch«                 Arbeitsblatt auf Seite 27 benutzen. Die Befragung
      erstellt. Die Kinder schreiben für eine bestimm-              kann natürlich auch ohne den Fragebogen auf
      te Zeit (z. B. eine Woche) auf, wie sich die einzel-          dem Arbeitsblatt durchgeführt werden. Alternativ
      nen Familienmitglieder fortbewegen, wie viele                 können die Kinder selbst einen Fragebogen ent-
      Wege sie zurückgelegt und welche Verkehrsmit-                 werfen oder die Befragung mit einem Kassetten-
      tel sie dabei benutzt haben. Im Anschluss daran               recorder auf der Straße durchführen.
      werden die »Tagebücher« ausgewertet. Die Kin-
      der können zum Beispiel untersuchen, ob es                    Kindergartenkinder können mit ihren Eltern und
      unnötige Autofahrten gab oder welche Vor-                     Großeltern über deren frühere Wege reden und
      und Nachteile der Umstieg auf öffentliche Ver-                ggf. dazu Bilder malen.
      kehrsmittel gehabt hätte.
                                                                    Im Anschluss können die Kinder ihre eigenen
                                                                    Wege mit denen der befragten Erwachsenen ver-
    Material                                                        gleichen und die Unterschiede in einem Text for-
    • Arbeitsblatt                                                  mulieren bzw. in einer Gesprächsrunde diskutie-
    • Papier (Plakatgröße)                                          ren. Alternativ können die wichtigsten Ergebnisse
    • Stifte                                                        der Fragebögen (zum Beispiel die Verkehrsmittel-
    • ggf. Zeitschriften                                            wahl, die Dauer des Schulweges) in einer Tabelle
                                                                    auf einem großen Plakat zusammengefasst wer-
                                                                    den. Andere Punkte des Fragebogens (z. B. Erleb-
                                                                    nisse auf dem Schulweg früher) können besser
                                                                    im Gesprächskreis vorgestellt werden.

    14                                                                                            Verkehrsclub Deutschland
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Material
• Arbeitsblatt                                              Im Kindergarten und in der 1./2. Klasse können
• Klemmbrett oder Pappe als Unterlage für die               die Kinder, nachdem ihnen die Texte vorgelesen
  Interviews                                                wurden, zu den einzelnen Kindern und/oder zu
• Plakat für die Auswertung                                 ihrem eigenen Schul- bzw. Kindergartenweg Bil-
• ggf. Kassettenrecorder mit Mikrofon                       der malen.

                                                            In der 3./4. Klasse können die Heimatländer der
                                                            auf dem Arbeitsblatt beschriebenen Kinder auf
Block: Eine Welt!                                           einer Weltkarte oder dem Globus gesucht sowie
                                                            die Bedingungen des Schulbesuchs und die
Baustein 4: Schul-/Kindergartenwege                         Unterschiede beim Schulweg mit den eigenen
in aller Welt                                               Verhältnissen verglichen werden. Die Kinder kön-
                                                            nen in Kleingruppen weitere Informationen zu
                                                            den entsprechenden Ländern suchen und ihre
         ●●●●                                               Arbeitsergebnisse der Klasse präsentieren.

Intention
                                                            Material
Ziel ist es, nicht nur die eigenen Bedingungen be-          • Arbeitsblatt
wusster wahrzunehmen, sondern auch über den                 • Ggf. Weltkarte/Globus und weiteres Informati-
Tellerrand hinaus zu schauen und somit das                    onsmaterial (Bücher, Reiseprospekte usw.)
Thema Verkehr und Schul- bzw. Kindergartenwe-
ge in einem globalen Kontext zu sehen. Das Ar-
beitsblatt auf Seite 28 bietet den Kindern einen            Tipp
ersten Einblick in Unterschiede bzw. Gemeinsam-             • Unterrichtsanregungen zum Thema »Lernen in
keiten von Schulwegen in verschiedenen Ländern                anderen Ländern« bzw. »Eine Welt« siehe:
der Erde.                                                     Schmitt, Rudolf (Hrsg.): Eine Welt in der Schule.
                                                              Klasse 1 bis 10. Frankfurt a. M. 1997 (Arbeitskreis
Die dargestellten Kinder aus Brasilien, Südafrika,            Grundschule/Grundschulverband). Hier z. B.
China und den USA kommen mit Verkehrsmitteln                  S. 231 ff., S. 236 ff.
zur Schule, die den Kindern in Deutschland                  • Informationen zu Schulwegen und Schulweg-
durchaus bekannt sind. Trotz unterschiedlicher                projekten: www.iwalktoschool.org oder in der
Lebensbedingungen ist den Kindern allen ge-                   Zeitschrift Sache-Wort-Zahl, Heft 47, Thema:
meinsam, dass sie den Weg zur Schule oder zum                 Wege/Schulwege, Juli 2002, Aulis-Verlag Deub-
Kindergarten bewältigen müssen (sofern sie das                ner, Köln.
Glück haben, eine Schule oder einen Kindergar-              • Unter www.unicef.de finden sich in der Rubrik
ten besuchen zu können). Die Schüler in Deutsch-              »UNICEF for Kids« kindgerechte Beschreibungen
land können ihren eigenen Weg mit denen ande-                 von Schulwegen von Kindern aus sogenannten
rer Kinder vergleichen.                                       Entwicklungsländern.

Da Baustein 4 nur einen relativ oberflächlichen
Blick über den Tellerrand ermöglicht, bietet es             Baustein 5: Prima Klima? Der
sich an, das Thema »Kinder in anderen Ländern«              Treibhauseffekt oder warum es immer
zu vertiefen.                                               wärmer wird

                                                            ●●●●

Durchführung
                                                            Intention
Die Kinder lesen die einzelnen Sprechblasen. Sie
notieren sich ihre Fragen und unterstreichen                Das Thema Klima und Treibhauseffekt ist kom-
Wörter und Namen, die sie nicht verstanden                  plex und kann von Grundschülern in der 3. oder
haben oder nicht aussprechen können. Nachdem                4. Klasse sicher nur im Ansatz verstanden werden
die Fragen besprochen worden sind, können die               (siehe Hintergrundinformationen Seite 2). Mit
Kinder als Stillarbeit oder Hausaufgabe in die              Hilfe der Bildgeschichte auf dem Arbeitsblatt sol-
freie Sprechblase (und, falls der Platz nicht aus-          len zumindest einige Grundinformationen zum
reicht, auf die Rückseite) einen Text über ihren ei-        Treibhauseffekt vermittelt werden.
genen Schulweg schreiben.

Verkehrsclub Deutschland                                                                                             15
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Dabei steht weniger die Klima-Thematik im Mit-                  ment reduziert die Thematik auf den Vergleich
    telpunkt der Sachinformation, als vielmehr der                  mit einem Gewächshaus und bietet den »Klei-
    Aspekt, dass unser Handeln Auswirkungen auf                     nen« die Möglichkeit, sich spielerisch mit dem
    die gesamte Welt hat. Hier lassen sich Bezüge zu                Thema auseinanderzusetzen.
    den UN-Umweltkonferenzen herstellen. Es soll
    deutlich werden, dass das lokale Handeln – z. B.
    das Vermeiden unnötiger Autofahrten – durch-                    Durchführung
    aus von globaler Bedeutung ist.
                                                                    Die Kinder können das Experiment mit Hilfe des
                                                                    Arbeitsblattes auf Seite 30 in Kleingruppen (falls
    Durchführung                                                    das Material nur einfach vorhanden ist, auch im
                                                                    Klassenverband/in der Gruppe) durchführen.
    Die Kinder lesen die Bildgeschichte auf dem
    Arbeitsblatt auf Seite 29. In der Klasse oder in                Anschließend werden die Gruppenergebnisse in
    Kleingruppen überlegen sie, wer (oder was)                      der Klasse/Kindergartengruppe vorgestellt und
    außer dem Auto noch zur Erwärmung der Erde                      besprochen. Wenn die Kinder vor der Durch-
    beiträgt und was man ihrer Meinung nach dage-                   führung des Versuches Vermutungen über den
    gen tun könnte. Die Ergebnisse können an der                    Ausgang des Experimentes gemacht haben, kön-
    Tafel oder auf Plakaten festgehalten werden.                    nen diese mit den gemessenen Ergebnissen ver-
                                                                    glichen werden.

    Hintergrundinformation                                          Das Experiment kann ergänzend zu Baustein 5
                                                                    durchgeführt werden und mit dem Besuch in
    Lösungen setzen bei Energieeinsparungen in                      einem Gewächshaus verbunden werden.
    allen Lebensbereichen (Kochen, Heizen usw.) an,
    da Kohlendioxid beim Verbrennen von Kohle, Gas
    oder Erdöl entsteht.                                            Material
                                                                    • Arbeitsblatt
    Zur weiteren Veranschaulichung des Themas                       • Thermometer
    Treibhauseffekt bietet sich neben einem kleinen                 • Käseglocke, größere Glasschüssel oder Einmach-
    Experiment (siehe Baustein 6) auch der Besuch in                  glas
    einem Gewächshaus an. Oft reicht schon ein klei-                • Sonniges Wetter
    nes Gartengewächshaus aus, um das Treibhaus-
    prinzip bzw. den Temperaturunterschied erlebbar
    zu machen. Ein solcher Unterrichtsgang, verbun-                 Baustein 7: Der lange Weg des
    den mit der entsprechenden Information, ist                     Orangensaftes
    auch im Kindergarten oder den unteren Klassen
    der Grundschule durchführbar.
                                                                     ●●●●

    Material                                                        Intention
    • Arbeitsblatt
    • ggf. Papier                                                   Um Kindern die globalen Auswirkungen unseres
                                                                    Lebensstils zu verdeutlichen, ist es sinnvoll sich
                                                                    exemplarisch mit einem Produkt zu beschäftigen,
                                                                    das die Kinder aus ihrem Alltag kennen. Hierfür
                                                                    eignen sich besonders Lebensmittel, so zum Bei-
                                                                    spiel Orangensaft, da die meisten Kinder diesen
    Baustein 6: Treibhauseffekt in                                  gern trinken. Aber auch andere Lebensmittel und
    Kindergarten und Grundschule                                    Produkte (z. B. Schokolade, Bananen oder ein Fuß-
                                                                    ball) können im Unterricht aufgegriffen werden.

            ●●●●

                                                                    Durchführung
    Intention
                                                                    »Wer von euch mag gerne Orangensaft?« Mit
    Das Thema Klima und Treibhauseffekt ist Kinder-                 dieser Frage kann der Einstieg in das Thema ge-
    gartenkindern und Grundschulkindern der 1./2.                   macht werden. Die Kinder können außerdem
    Klasse nur sehr schwer zu vermitteln. Das Experi-               aufzählen, welche Produkte sie kennen, in denen

    16                                                                                              Verkehrsclub Deutschland
U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.   <

Orangen enthalten sind. Auch ein Geschmacks-                   Atlantik transportiert und dann – oft nach lan-
test mit frischem und gekauftem Orangensaft                    ger Zwischenlagerung- beim Safthersteller rück-
sowie Orangennektar ist denkbar. Anschließend                  verdünnt.
werden die Kinder gefragt, ob sie wissen, dass               • Trotz des hohen Energieverbrauchs für Trans-
Orangensaft, wenn er bei ihnen ankommt,                        port und Lagerung kann der Saft bei uns zu Bil-
bereits eine weite Reise hinter sich hat.                      ligpreisen verkauft werden. Dies liegt vor allem
                                                               an niedrigen Transportkosten und Billiglöhnen
Das Schaubild (siehe Arbeitsblatt Schaubild auf                für brasilianische Plantagenarbeiter: ca. 25 Euro
Seite 31) oder der Lesetext (siehe Arbeitsblatt Le-            verdienen sie in der Woche in Akkordarbeit.
setext auf Seite 32) ermöglichen eine intensivere              Dafür arbeiten sie 10 Stunden am Tag, 6 Tage
Beschäftigung mit der Herstellung und dem                      die Woche, manchmal auch sonntags.
Transport des Orangensaftes. Die Klasse kann zur
Beantwortung der Fragen in Gruppen aufgeteilt
werden. Den Kindern kann zusätzliches Material               Spielideen und Veranschaulichungstipps zur
über Brasilien angeboten werden (Atlas, Lexikon,             Lesegeschichte
Reiseprospekte, Musik …), mit dem sie sich selbst
ein Bild machen können. Im Anschluss daran                   Orangensaft selbst pressen: Kinder können erfah-
können die Ergebnisse vor der Klasse präsentiert             ren, wie viele Orangen man braucht, um ein Glas
werden.                                                      mit Saft zu füllen und erfahren auf diese Weise,
                                                             wie ihr Handeln mit dem von Sidneis Familie zu-
Es sollte vermieden werden, den Kindern ein aus-             sammenhängt.
schließlich negatives Bild von Brasilien zu vermit-
teln (Regenwaldzerstörung, soziale Lage). Daher              Wir pflücken Orangen: Mit den Kindern, können
bietet es sich an, auch positiv besetzte Themen,             die Bewegungen nachgespielt werden, die Men-
z. B. Fußball oder Karneval in Rio anzusprechen.             schen beim Orangenpflücken ausführen (z. B.
Zudem sollten auch Lösungsmöglichkeiten aufge-               Strecken nach oben, Bücken, um Früchte auf dem
zeigt werden (z. B. fair gehandelter Orangensaft             Boden aufzuheben, Ersteigen einer Leiter, Tragen
und dessen Herstellung und Transportkette). Es               eines vollen Korbs Orangen usw.) So können die
kann erzählt werden, dass der Fußballspieler Gio-            Kinder sich vorstellen, wie hart die Arbeit von
vanne Elber, der als Kind selbst Orangen ge-                 Sidnei und seiner Familie ist. Ab der 3./4. Klasse
pflückt hat, sich heute offensiv für Orangensaft             sind auch Rollenspiele möglich, in denen ein typi-
aus fairem Handel einsetzt.                                  scher Tag einer Orangenpflückerfamilie nachge-
                                                             spielt werden kann (schwacher Kaffee und ein
Als Hausaufgabe können die Kinder sich zusam-                Stück Weißbrot zum Frühstück, um 6 Uhr auf die
men mit ihren Eltern oder Freunden überlegen,                Plantage, …).
was es noch für Lebensmittel gibt, die von weit
her zu uns kommen und was damit für Probleme                 Warenhaus im Klassenzimmer: Um die Menge
verbunden sind.                                              der Orangen, die für einen Liter benötigt werden,
                                                             zu veranschaulichen, können 16 Orangen, der Ver-
                                                             dienst des Pflückers (ein Cent, in Realität 1/4 Cent)
Hintergrundinformationen zum Schaubild für                   und eine Flasche/Tüte Orangensaft mit dem ent-
Lehrer/innen und Erzieher/innen                              sprechenden Ladenpreis nebeneinander in der
• Der Großteil des Orangensafts in Deutschland               Klasse/dem Gruppenraum aufgestellt werden.
  (75 %) kommt aus dem brasilianischen Bundes-
  staat Sao Paulo. Dort werden die Orangen in                Der Euro als Torte: Ein Euro kann als Tortendia-
  riesigen Plantagen angepflanzt und von Lohn-               gramm zeigen, was die Firma (der Handel) im
  arbeitern geerntet.                                        Vergleich zum Pflücker verdient.
• Das Pflücken ist reine Handarbeit, da die Früch-
  te nicht gleichzeitig reifen. In Säcken, die bis zu
  30 kg fassen, werden die Orangen von hohen                 Material
  Leitern aus geerntet und dann zum Sammel-                  • Arbeitsblätter
  platz getragen.                                            • Informationsmaterial zu Brasilien (siehe oben)
• Neben Vergiftungen durch Pestizide sind es vor             • ggf. Orangensaft und/oder frische Orangen
  allem Schäden an der Wirbelsäule, unter denen
  die Pflücker leiden. Viele Arbeiter können daher
  nicht mehr volle Leistung bringen und sind ge-             Tipp
  zwungen, ihre Kinder mitarbeiten zu lassen.                • In der Kinderzeitschrift Samsolidam, Nr. 42/1996
• Der Saft der Orangen wird als tiefgefrorenes                 findet sich das Interview »Aber Schlangen gibt’s
  Konzentrat in großen Kühlfrachtern über den                  auch.«, das U. Pollmann mit dem 12-jährigen

Verkehrsclub Deutschland                                                                                              17
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

      Plantagenarbeiter Sidnei geführt hat.                         Block: Kinder als
    • Das Heft 2/Juni 2001 des Arbeitskreises Grund-
      schule e.V. »Eine Welt an Schulen« hat das                    Verkehrsdetektive und
      Schwerpunktthema Orangen.                                     Stadtplaner
    • Unter www.transfair.org findet sich eine kom-
      plette Unterrichtseinheit zu Orangensaft als
      Download.                                                     Baustein 9: Verkehrsdetektive
    • Weiteres Material, Literatur und Information                  unterwegs!
      finden sich in: Dehn, Monika/Pröpsting, Stepha-
      nie: Orangensaft – Ein Agenda-Thema. In: Gärt-
      ner, Helmut/Hellberg-Rode, Gesine (Hg.): Um-                   ●●●●

      weltbildung und nachhaltige Entwicklung.
      Band 2: Praxisbeispiele. Baltmannsweiler 2001,                Intention
      S. 189–222.
                                                                    Mit Fragebogen, Maßband und Stoppuhr unter-
                                                                    suchen die Kinder ihre Alltagswege.

                                                                    Die Aktion trägt dazu bei, die Ortskenntnis, den
    Baustein 8: Wir sind eine Welt                                  Orientierungssinn und die Abstraktionsfähigkeit
                                                                    der Kinder zu steigern. Daraus kann eine stärkere
                                                                    Identifikation der Kinder mit ihrer Umgebung er-
            ●●●●                                                    wachsen. Durch die Beobachtung des Verkehrs-
                                                                    raumes wird der Blick für Gefahrenstellen in der
    Intention                                                       Wohnumgebung geschärft. Die Kinder lernen
                                                                    diese realistischer einzuschätzen.
    Der Sachverhalt, dass unser Handeln globale Aus-
    wirkungen hat, ist für Kindergartenkinder und                   Darüber hinaus lassen sich mit einem lokalen
    Grundschüler der 1./2. Klasse nur schwer ver-                   Kinderverkehrsgutachten erste Erfahrungen mit
    ständlich. Die Spiel- und Bastelidee kann als klei-             kommunalen Planungsprozessen sammeln. Die
    ner »Aufhänger« verwandt werden, das Thema                      Ergebnisse vor Ort können zur Erhöhung der Ver-
    »Eine Welt« zu behandeln.                                       kehrssicherheit genutzt werden. Um letzteres zu
                                                                    ermöglichen, empfiehlt sich die Einbindung der
                                                                    lokalen Presse bereits bei der Durchführung der
    Durchführung                                                    Aktion. Auch lokale Umwelt- und Kinderverbände
                                                                    (VCD, ADFC, BUND, Kinderschutzbund …) und Bür-
    Kinder basteln unter Anleitung aus dem                          gerinitiativen können um Mithilfe gebeten wer-
    Arbeitsblatt auf Seite 33 eine Drehscheibe:                     den. Um Enttäuschungen und damit negative Ef-
    1. Weltkugel ausschneiden                                       fekte zu vermeiden, muss mit den Kindern be-
    2. Fahrrad (mit Balken) ausschneiden                            sprochen werden, dass Veränderungsprozesse
    3. Auto (mit Balken) ausschneiden                               lange dauern können, nicht alle Probleme von
    4. Die drei Bilder übereinander legen und in die                einem Tag auf den anderen zu lösen sind.
       Mitte ein Loch stechen.
    5. Durch das Loch eine Musterbeutelklammer
       stecken.                                                     Vorbereitung im Unterricht
    6. Ggf. ausmalen
                                                                    • Gemeinsam mit den Kindern werden die Ziele
    Im Anschluss daran können die Kinder mit der                      der Aktion besprochen und die Fragebögen
    Schablone spielen. In einer Gesprächsrunde kön-                   durchgegangen sowie mögliche Fragen geklärt.
    nen sie ihre Ideen zur Schablone erzählen, Leh-                   Falls nötig wird der Umgang mit Stoppuhr und
    rer/innen bzw. Erzieher/innen können Verknüp-                     Maßband geübt.
    fungen herstellen.                                              • Je nach Art der Durchführung (siehe unten)
                                                                      sollten der Weg/die Wege festgelegt und ggf.
                                                                      Gruppen eingeteilt werden.
    Material                                                        • Die Kinder können sich mit der Kopiervorlage
    • Arbeitsblatt                                                    »Verkehrsdetektive unterwegs!«-Ausweise bas-
    • Musterbeutelklammer (Klammer zum Ver-                           teln (siehe Seite 38).
      schließen großer Briefe)
    • Schere o. ä. (um das Loch zu stechen)

    18                                                                                            Verkehrsclub Deutschland
U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.   <

Durchführung                                                Zu b) und c)
Es gibt drei Möglichkeiten, die Aktion im Unter-            Erstellen eines lokalen Kinderverkehrsgutachtens:
richt durchzuführen:                                        • In Stadt- und Stadtteilplänen können u. a. die
                                                              • Engstellen auf Geh- und Radwegen,
1. Lehrerinnen und Lehrer untersuchen mit allen               • Wartezeiten an Ampeln und
   Kindern gemeinsam einen ausgesuchten                       • Gefahrenpunkte (zu schnell fahrende Autos
   »Weg«, den die Kinder aus ihrem Alltag kennen                usw.)
   (dieser kann anhand der Adressliste der Kinder             eingetragen werden.
   ermittelt werden). Jedes Kind füllt dabei einen          • Die Bilder und Geschichten der Kinder »Wie
   eigenen Fragebogen aus.                                    wünsche ich mir den Verkehr?« und die konkre-
2. Die Klasse wird in Gruppen aufgeteilt, die                 ten Lösungsvorschläge der Kinder können z. B.
   dann ausgesuchte »Wege« aus ihrem Alltag                   in Form einer Ausstellung zusammengetragen
   untersuchen. Problem während der Schulzeit:                werden.
   Alle Gruppen müssen von einer erwachsenen                • Mit Hilfe der Lehrer/innen schreiben die Kinder
   Person (einer Lehrkraft) beaufsichtigt werden.             einen Brief an den Bürgermeister, der ihre Er-
3. Die Kinder untersuchen am Nachmittag allein                gebnisse und Wünsche enthält und reichen
   ihren »Weg«. Die Eltern werden ggf. per Brief              diese auch an die lokale Presse weiter. Die Pres-
   um Mithilfe gebeten.                                       se kann auch schon in der Erhebungsphase mit
                                                              einbezogen werden (siehe oben).

Material                                                    Als »Bühne« zur Präsentation der Ergebnisse bie-
• Ausreichende Anzahl an Fragebögen (Auf den                ten sich öffentlich wirksame Veranstaltungen an.
  Internetseiten zur VCD-Kampagne »Auf Kinder-
  füßen durch die Welt« gibt es unter dem Stich-
  wort »Material« zum Downloaden.)
• Maßband oder Zollstock
• Stoppuhr oder Uhr mit Sekundenanzeige                     Baustein 10: Wie wünsche ich mir den
• Schreibbrett (kostengünstige Lösung: Rückseite            Straßenverkehr?
  eines Malblocks mit Wäscheklammer)
• Notizpapier
                                                                    ●●●●

Auswertung                                                  Intention

Durch die Fragebögen erhält man                             Durch die Frage »Wie wünsche ich mir den
a) statistische Daten zum Mobilitäts- und Spiel-            Straßenverkehr?« angeregt malen die Kinder ihre
   verhalten der Kinder,                                    Visionen zum Straßenverkehr oder schreiben sie
b) Aussagen zu den Wünschen der Kinder hin-                 auf. Dies fördert die Abstraktionsfähigkeit der
   sichtlich des Verkehrsraumes und                         Kinder und regt ihre Phantasie an.
c) Aussagen zu konkreten Problem- und Gefah-
   renpunkten in den jeweiligen Kommunen, die               Die Kinder kennen ihr Wohnumfeld meist besser
   die Grundlage für Diskussionen mit Verant-               als Erwachsene. Sie verbringen sehr viel Zeit dort
   wortlichen in Politik und Verwaltung bilden.             und erkunden es beim Spielen sehr genau. Sie
Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten              haben häufig auch eine sehr genaue Vorstellung
der Auswertung.                                             davon, was ihnen nicht gefällt und was sie verän-
                                                            dern würden. Kinder sind Experten für Stadt-
Zu a)                                                       und Verkehrsplanung. Daher kann das Wissen
• Auf den Internetseiten zur VCD-Kampagne »Auf              der Kinder dazu genutzt werden, den Verant-
  Kinderfüßen durch die Welt« (www.kinder-mei-              wortlichen in Politik und Verwaltung Ideen für
  len.de) gibt es unter dem Stichwort »Material«            eine kinderfreundlichere Stadt- und Verkehrspla-
  Tabellen zur Auswertung der Fragebögen zum                nung zu liefern. Ein Wahr- und Ernstnehmen sei-
  Downloaden.                                               tens der Kommunen vorausgesetzt, können die
• Erstellen Sie ggf. Kopien der Fragebogenauswer-           Kinder durch das Aufmalen und/oder Aufschrei-
  tung für die Schule, die Eltern, Bürgerinitiativen        ben ihrer Planungsideen erfahren, dass ihre
  oder andere Gruppen, damit diese sie in Koope-            Wünsche beachtet werden.
  ration mit der Kommune zu Verbesserungen im
  Schul-/Kindergartenumfeld einsetzen können.

Verkehrsclub Deutschland                                                                                             19
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Durchführung                                                    Block: Kinder erleben den
    Kinder sollen aufmalen oder aufschreiben, wie                   Straßenverkehr
    sie sich den Verkehr wünschen. Mit dem Foto-
    apparat können zusätzlich zum Beispiel positive                 Baustein 11: Was hörst du? Ein
    Beispiele festgehalten werden.                                  Hörspaziergang
    Die Visionen können in Form einer Ausstellung
    im Klassenzimmer/Gruppenraum oder im Flur                                ●●●●

    präsentiert werden. Die Ergebnisse können an die
    lokale Presse und die Kommunalpolitiker weiter-                 Intention
    gereicht werden (vgl. Baustein 1 »Wir malen un-
    seren Kindergarten-/Schulweg.« und Baustein 9                   Mit geschlossenen Augen werden die Geräusche
    »Verkehrsdetektive unterwegs!«).                                der Umwelt intensiver erlebt. Daher unternimmt
                                                                    die Klasse/Gruppe einen Hörspaziergang mit ver-
    Für die Kinder könnte es motivierend sein, wenn                 bundenen Augen. Durch die Konzentration auf
    sie zur Bearbeitung der Aufgabe in die Rolle                    den Verkehrslärm soll den Kindern eine der vie-
    eines Verkehrsplaners »schlüpfen«, der für die                  len Auswirkungen des Straßenverkehrs verdeut-
    Gestaltung der Straßen zuständig ist. Auch die                  licht werden. Zusätzlich kann mit ihnen darüber
    Aussicht, die Planungsideen vor der lokalen Pres-               gesprochen werden, dass Verkehrslärm viele Men-
    se oder den zuständigen Planern und Politikern                  schen nicht nur stört, sondern ernsthaft krank
    der Kommune präsentieren zu können, wird zur                    macht.
    Motivation der Kinder beitragen. Versuchen Sie
    daher frühzeitig die zuständigen Personen Ihrer                 Neben der Lärmproblematik bietet der Hörspa-
    Kommunalverwaltung zur Mitarbeit zu gewin-                      ziergang weitere Lernmöglichkeiten, die in der
    nen.                                                            Auswertung des Spaziergangs ebenfalls berück-
                                                                    sichtig werden können: Die Kinder müssen sich
                                                                    vertrauensvoll der Führung eines Partners über-
    Material                                                        lassen und können so Erfahrungen von Sehbehin-
    • Papier                                                        derten machen, die ihren Hörsinn wesentlich
    • Stifte                                                        stärker zur Orientierung einsetzen müssen.
    • ggf. Fotoapparat                                              Sie erfahren, wie schwierig es ist, verschiedene
                                                                    Geräusche zu unterscheiden, oder dass z. B. ein
                                                                    Fahrradfahrer nicht so leicht zu hören ist wie ein
                                                                    Auto.

                                                                    Vorbereitung

                                                                    Lehrer/innen oder Erzieher/innen sollten sich
                                                                    vorab einen geeigneten Weg aussuchen. Dieser
                                                                    sollte keine »akustische Idylle«, sondern vielmehr
                                                                    den »akustischen Alltag« darstellen. Es sollte eine
                                                                    Strecke mit einem ausgewogenen Wechsel zwi-
                                                                    schen lauten und leisen Geräuschen sein, die im
                                                                    langsamen Schritttempo in etwa 15 Minuten
                                                                    zurückgelegt werden kann (Faustregel: Kinder
                                                                    mit verbundenen Augen brauchen 4 mal so
                                                                    lange wie Erwachsene). Kein Kind sollte gezwun-
                                                                    gen werden, mit verbundenen Augen teilzuneh-
                                                                    men.

                                                                    Ein »Plakat« mit der Überschrift »Was hast du
                                                                    gehört?« kann vorbereitet werden, auf dem die
                                                                    Kinder nach dem Hörspaziergang ihre Eindrücke
                                                                    notieren können.

    20                                                                                              Verkehrsclub Deutschland
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Durchführung                                              Täglich werden in Deutschland 15 m2 pro Sekun-
                                                          de in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewan-
Jeweils zwei Kinder arbeiten als Partner zusam-           delt. Das sind 180 Fußballfelder (1,3 Mio. m2).
men. Ein Kind bekommt die Augen verbunden                 Heute werden bereits 4,7 % des Bundesgebietes
und wird vom anderen Kind geführt. Zuvor sollte           als Verkehrsfläche genutzt. Autos verbrauchen
gemeinsam besprochen werden, was auf dem                  fahrend und vor allem stehend riesige Flächen
Weg von Führern und Geführten beachtet wer-               die für andere Zwecke, z. B. zum Spielen, nicht
den muss. Unter Anleitung der Lehrerin/Erziehe-           mehr nutzbar sind. Die Verkehrsmittel des Um-
rin wird ein Rundgang unternommen, der zum                weltverbundes nehmen vergleichsweise wenig
Beispiel von einer ruhigen Straße, einem Park             Platz in Anspruch. Im Rahmen dieses Bausteins
oder einem Waldstück zu einer stark befahrenen            sollen die Kinder anschaulich erfahren, wie viel
Straße führt. Für den Rückweg werden die Rollen           Platz der Individualverkehr verbraucht und ihnen
getauscht. Im Kindergarten bietet es sich an, die         dadurch an Spielraum verloren geht.
Rollen häufiger zu tauschen, damit die Kinder
nicht so lange mit verbundenen Augen laufen
oder nur besonders laute oder leise Punkte des            Durchführung
Weges einfach mit geschlossenen Augen gemein-
sam zu »erlauschen«.                                      Voraussetzung für die Durchführung ist, dass die
                                                          Schüler mit den Längeneinheiten cm, m und km
Zurück im Gruppenraum/in der Klasse soll über             vertraut sind. Auch das Addieren mit Kommastel-
das Gehörte gesprochen und ggf. auf dem vorbe-            len sollte bereits bekannt sein oder besprochen
reiteten Plakat »Was hast Du gehört?« die Ergeb-          werden. Kinder der 3./4. Klasse können sich mit
nisse notiert werden. Auch die Erfahrungen des            dem Arbeitsblatt auf Seite 34 auf den Schulhof
Führens und Geführt-Werdens sollten besprochen            begeben, dort in Kleingruppen die Autos auf
werden.                                                   dem Lehrerparkplatz vermessen und die Ergeb-
                                                          nisse notieren. In der Klasse werden die von den
                                                          Kindern notierten Ergebnisse an die Tafel ge-
Material                                                  schrieben. Die Schüler addieren die Längen. Ein
• Augenbinden (schwarze Schals, Halstücher oder           zusätzlicher Schwierigkeitsgrad ist das Einrech-
  Stoffreste)                                             nen des Abstandes zwischen den Autos. Der Re-
• Papier (Plakatgröße)                                    chenweg sollte freigestellt werden.
• Stifte
                                                          Als Hausaufgabe werden auch die Autos der
                                                          Eltern oder von Bekannten vermessen. Am näch-
Tipp                                                      sten Tag kann dann in der Klasse ausgerechnet
• Von der Bundeszentrale für gesundheitliche              werden, wie lange der Stau wäre, wenn die Autos
  Aufklärung liegt ein umfangreiches Material-            aller Familien hintereinander stünden.
  paket zum Thema Lärm und Gesundheit für die
  Grundschule vor (teilweise auch für den Kinder-         Als Zusatzprojekt können die Kinder – möglicher-
  garten geeignet). Neben zahlreichen Unter-              weise am nächsten Tag – auf dem Schulhof die
  richtsanregungen erhält die Broschüre auch              vermessenen Autos (bzw. einen Teil davon) auf-
  eine CD mit Hörbeispielen. Für Schulen kosten-          zeichnen. Der Vergleich mit dem Platz, den
  freier Bezug bei: BZgA, Schulreferat, Postfach          Fahrräder und/oder Busse mit gleicher Anzahl an
  91 01 52, 51071 Köln                                    Sitzplätzen einnehmen, macht deutlich, dass
                                                          Autos große »Platzverschwender« sind [vgl.: VCD
                                                          (Hrsg.): VCDmaterialien Vorfahrt für Kinder!
Baustein 12: Autos brauchen Platz!                        Mobilitätserziehung in Grundschule und Hort,
Wie lang ist der Stau?                                    1997, S. 42].

                                                          Es bietet sich eine Verknüpfung mit einem
●●●●                                                      Gespräch über Vor- und Nachteile der einzelnen
                                                          Verkehrsmittel an (vgl. Baustein 2).
Intention

Der Baustein bietet einen Einstieg in die Thema-          Material
tik des Flächenverbrauches durch den Straßen-             • Arbeitsblatt
verkehr. Durch das Ausmessen der Lehrer- und              • Maßbänder und Zollstöcke
Elternautos wird die Thematik für die Kinder              • Notizpapier
nachvollziehbar.                                          • Schreibunterlage

Verkehrsclub Deutschland                                                                                           21
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    Baustein 13: Ich male meine Straße                              Block: Kinder gehen neue
                                                                    Wege
            ●●●●

                                                                    Baustein 14: Wir planen einen
    Intention                                                       umweltfreundlichen Ausflug
    Parkende und fahrende Autos nehmen einen
    großen Teil der öffentlichen Flächen ein. Diese                          ●●●●

    stehen Kindern nicht mehr als Freiraum zur Ver-
    fügung. Sie werden auf »Restflächen« oder                       Intention
    »Spielplatzghettos« verwiesen. Zwei Zeichnungen
    einer Straße aus der Vogelperspektive, eine davon               Indem die Kinder selbst einen umweltfreundli-
    mit Autos (Arbeitsblatt Platzfresser Auto auf                   chen Ausflug planen, wird ihr Bewusstsein für
    Seite 35), die andere ohne Autos (Arbeitsblatt                  eine umweltfreundliche (Freizeit-)Mobilität ge-
    Freiräume auf Seite 36) verdeutlichen den Kin-                  stärkt.
    dern auf anschauliche Weise den Flächenver-
    brauch durch den Autoverkehr. Indem sie in die                  Nicht nur für den Weg zur Arbeit und zur Schule
    »leere« Zeichnung ihre Visionen malen dürfen,                   werden Pkw häufig genutzt, auch im Freizeitbe-
    erfahren sie, welche Freiräume entstehen, wenn                  reich sind sie zunehmend Verkehrsmittel Num-
    »ihre« Straße nicht mehr von Autos zugeparkt                    mer 1. Zwar gibt es immer noch Ausflugsziele, die
    ist.                                                            nicht oder nur schlecht mit öffentlichen Verkehrs-
                                                                    mitteln zu erreichen sind, doch hat sich hier in
                                                                    den letzten Jahren einiges verbessert. Durch das
    Durchführung                                                    Angebot der Fahrradmitnahme im Nahverkehr
                                                                    steht der Freizeitgestaltung ohne Auto kaum
    Kinder erhalten die beiden Arbeitsblätter und die               noch etwas im Wege.
    Aufgabe, in das Arbeitsblatt Nr. 2 (Straße ohne
    Autos) ihre Visionen zu malen: »Wie würdest du
    den freien Platz füllen?«                                       Durchführung

                                                                    Die Vor- und Nachteile eines Wochenendes ohne
    Material                                                        Auto werden besprochen und ggf. auf Plakaten
    • Arbeitsblätter                                                notiert. Als freiwillige Hausaufgabe können die
    • Stifte                                                        Kinder mit ihren Eltern – sofern möglich – einen
                                                                    umweltfreundlichen Ausflug planen und unter-
                                                                    nehmen. Tipps für die Planung enthält das
                                                                    Arbeitsblatt auf Seite 37.

                                                                    Am darauffolgenden Montag sollen sie davon be-
                                                                    richten. Möglicherweise kann als Unterstützung
                                                                    des Familienausflugs eine Liste regionaler Aus-
                                                                    flugsziele erstellt werden, ggf. mit einem Hinweis
                                                                    zur Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr.

                                                                    Material
                                                                    • Arbeitsblatt
                                                                    • ggf. Ausflugstipps und Informationen zum
                                                                      Öffentlichen Verkehr

    22                                                                                             Verkehrsclub Deutschland
U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.   <

Baustein 15: Wir gründen Fußgänger-                      Material
und Radfahrergemeinschaften                              • Adressliste der Kinder

●●●●                                                     Unterstützer
                                                         • Engagierte und interessierte Eltern
Intention                                                • Begleitpersonen für die Anfangsphase

Kinder legen ihre Schulwege von einem verab-
redeten Treffpunkt aus gemeinsam zurück.                 Tipp
                                                         • www.mcg-herne.de unter Projekte
Fußgänger- oder Radfahrergemeinschaften sind
eine gute Gelegenheit, Wege gemeinsam mit
Freunden oder Klassenkameraden zurückzulegen.
Zusammen machen die Wege mehr Spaß. Durch
eine gewisse Verbindlichkeit, da man sich jeden
Morgen für den Schulweg trifft, werden die Kin-
der zum Benutzen umweltfreundlicher Verkehrs-
mittel angehalten und der umweltfreundlich be-
wältigte Weg wird bald zur Gewohnheit.

Radfahrergemeinschaften eignen sich eher für
weiterführende Schulen, da in den Grundschulen
in vielen Städten die Kinder erst in den höheren
Klassen oder gar nicht mit dem Rad zur Schule
kommen dürfen. Zur Erhöhung der Sicherheit
sollten die Kinder von Erwachsenen begleitet
werden.

Durchführung

Auf dem Weg zur Schule treffen sich die Schüler
an bestimmten, vorher vereinbarten Punkten in
der Stadt, um von dort aus den Weg zur Schule
gemeinsam zurück zu legen. Die Schüler gehen
oder fahren immer den gleichen Weg.

Die Treffpunkte und Wege sollten vorab gemein-
sam mit den Kindern ausgearbeitet werden.
Auch die Beteiligung der Eltern bietet sich an.
Die Wegführung sollte so gewählt werden, dass
möglichst wenig Gefahrenpunkte auf der Strecke
liegen sowie Grünanlagen durchquert werden.
Der Weg sollte gemeinsam eingeübt und richti-
ges Verhalten mit allen trainiert werden.

Zumindest in der Anfangszeit kann ein Erwachse-
ner die Gruppe begleiten. Bei Radfahrergemein-
schaften können die Kinder, die an der Spitze
oder am Schluss fahren, eine reflektierende Wes-
te zur besseren Sichtbarkeit tragen.

Mögliche Gefahren- und Ausnahmesituationen
(z. B. Unfälle oder Reifenpannen) sollten vorab
mit den beteiligten Schülern intensiv besprochen
und richtiges Verhalten geübt werden.

Verkehrsclub Deutschland                                                                                          23
>   U N T E R R I C H TS M AT E R I A L V E R K E H R S C LU B D E UTS C H L A N D E .V.

    »Bewegungs-Butterbrote« –                                       kiert. Zwischen den Linien ist Wasser, das man
                                                                    nur mit Hilfe von drei Pappdeckeln (Bierdeckel)
    Spiele für die Pause                                            trockenen Fußes überqueren kann. Man darf
                                                                    seine Füße nur auf die Pappdeckel setzen, einer
    … für drinnen                                                   darf immer aufgehoben werden, um ihn für den
                                                                    nächsten Schritt nach vorn benutzen zu können.
                                                                    Wer als erster das Wasser überquert hat, ohne
    Schatzdiebe                                                     den Boden zu berühren, hat gewonnen.
    Die Kinder sitzen im Kreis. Ein Kind sitzt mit ver-             Material: Kreide, Pappdeckel (Bierdeckel, 3 pro
    bundenen Augen in der Mitte und muss einen                      Kind)
    wertvollen Schatz bewachen (Tuch, Kiste, Schoko-
    lade o. ä.). Jeweils ein Kind aus der Runde darf
    versuchen, leise schleichend an den Schatz zu ge-
    langen. Wenn das Kind in der Mitte den Anschlei-                … für draußen
    cher hört, darf es ihn mit der Hand anticken bzw.
    muss den Schatz festhalten. Das Kind das »er-
    tappt« wurde, muss nun in die Mitte, um den                     Kettenfangen
    Schatz zu bewachen.                                             Ein Kind ist der erste Fänger. Sobald es ein zwei-
    Material: Schatz (Schokoladentafel, Kiste, Tuch                 tes Kind gefangen hat, fassen sich beide an den
    o. ä.)                                                          Händen und fangen gemeinsam weiter. Das drit-
                                                                    te gefangene Kind schließt sich dieser Kette
                                                                    ebenfalls an. Beim vierten Kind, das gefangen
    Wecker suchen                                                   wird, teilt sich die Kette in zwei Hälften auf und
      Ein laut tickender Wecker wird im Raum ver-                   die Kinder fangen paarweise weiter, bis sie sich
         steckt, während ein Kind draußen wartet.                   bei vier Kindern wieder teilen müssen. Das Spiel
           Diese Kind muss nun den Wecker nach                      ist zu Ende, wenn alle Kinder in Ketten »einge-
           dem Gehör suchen.                                        bunden« sind.
           Material: Wecker                                         Voraussetzung: Ausreichend Platz auf dem Schul-
                                                                    hof oder in der Turnhalle

    »Kopfbedeckung«
    Jedes Kind bekommt einen Pappdeckel (Bier-                      Hüpfspiele
    deckel o. ä.) auf den Kopf gelegt und darf sich in
    der Klasse (langsam) frei bewegen. Man muss                     Material: Kreide, Steine
    darauf achten, dass die »Kopfbede-
    ckung« nicht herunter fällt. Sollte
    der Pappdeckel auf den Boden fal-                               Himmel und Hölle
    len, muss man an der Stelle ste-                                Der erste Spieler stellt
    hen bleiben und darf sich solan-                                sich auf das Feld »Erde«
    ge nicht bewegen, bis einem                                     und wirft ein Steinchen
    ein anderes Kind zu Hilfe                                       in das Feld 1. Auf einem
    kommt und den Papp-                                             Bein wird nun in das Feld        HIMMEL
    deckel wieder auf den                                           1 gehüpft, der Stein abge-
    Kopf legt.                                                      holt und zurück zur
    Material: Pappdeckel                                            »Erde« gesprungen. Um               HÖLLE
                                                                    es schwerer zu machen,
                                                                    darf auf dem Rückweg                     9
    Morgenwäsche                                                    nur rückwärts gesprun-              7          8
    Immer zwei Kinder stehen einander gegenüber.                    gen werden. Jetzt geht es
                                                                                                             6
    Ein Kind ist das Spiegelbild und muss alles (z. B.              weiter mit Feld 2 usw. bis
    die Morgenwäsche) spiegelbildlich nachmachen.                   zum »Himmel«. Wer                   4          5
    Man kann auch zu einer Musik tanzen und dabei                   falsch wirft oder auf die              3
    die Tanzformen des Gegenübers entsprechend                      Linien hüpft, scheidet aus.            2
    nachmachen.                                                     Natürlich kann man die                 1
                                                                    Spielregeln jederzeit ver-           ERDE
                                                                    ändern und ergänzen.
    Flussüberquerung
    Eine Strecke von 5 bis 10 m auf dem Schulhof
    (oder im Klassenzimmer) wird mit Kreide mar-

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