Kidoblick - Bethanien Kinderdörfer
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Die Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer Nr. 44 · 1/2018 kidoblick Wir reden mit ! Partizipation im Kinderdorf n Schwalmtal: Zu Besuch im Kinderteam n Bergisch Gladbach: Sturm wütet im Kinderdorf n Eltville: Können Kleinkinder mitbestimmen? n Dominikanerinnen: Gehorsamsgelübde und Demokratie
2 Herzlich Willkommen Inhalt 3 Zwischen Himmel und Erde 4 Titelthema Wir reden mit! Warum ist Partizipation in den Kinderdörfern so wichtig? Liebe Leserinnen und Leser, 7 Fachlich • Partizipation von früher bis heute Partizipation bedeutet: Mitreden, Mitbestimmen, Mithan- deln. Das ist uns wichtig, sowohl für unsere Mitarbeiter, als 8 Leben und Arbeiten in Bethanien auch für die Kinder. Denn Kinder haben ein Recht auf Mitbe- stimmung und dem wollen wir gerecht werden. Dass das 9 Leben in Schwalmtal nicht immer einfach ist, beschreiben wir in unserer aktuellen • Zu Besuch im Kinderteam Ausgabe. Wo es sinnvoll ist und wo auch wir Grenzen ziehen, • Abstimmung mit Bildern und Klebepunkten lassen wir zum Beispiel eine Kinderdorfmutter erzählen, die ganz klar sagt: „Ich verhandle nicht mit einem Dreijährigen, 12 Leben in Bergisch Gladbach ob er bei 3 Grad eine Jacke tragen muss!“ • Partizipation im Alltag Und wie ist das mit der Urlaubsplanung? Wie sieht das päda- • Auftakt ins Jubiläumsjahr gogische Konzept in den Kinderdörfern in der Theorie aus und 15 Leben in Eltville wie in der Praxis? Woran orientieren wir uns und was sagen • Können Kleinkinder mitbestimmen? die Kinder und Jugendlichen dazu? • Mitarbeitereinführungstage Auch gibt es wieder schöne Dinge aus den Kinderdörfern zu 18 Das Neueste berichten. So stehen Leitungswechsel an, das 50jährige Jubiläum im Kinderdorf Bergisch Gladbach und viele kleine 20 Leben bei den Dominikanerinnen Geschichten aus dem Alltag. von Bethanien • Warum geloben Ordensleute Auch das neue Jahr ist voller Mitbestimmung. Wir wollen, Gehorsam? dass sich unsere Kinder und Mitarbeiter einbringen, aber • Komm mit nach Münster! auch Sie, liebe Förderer, Freunde und Wegbegleiter. Denn Sie haben unsere Kinderdörfer ebenfalls geprägt mit Ihren 22 Persönlich & Termine Anliegen und Angeboten. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich 23 Ihre Hilfe und wünsche Ihnen und uns ein gutes Gelingen mit einem aufregenden Jahr voller Mitmachmöglichkeiten! Sie möchten den kidoblick 3 x jährlich kostenfrei lesen? Melden Sie sich an unter 02163 4902-220 Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und ein gesegnetes oder per E-Mail an imdahl@bethanien-kinderdoerfer.de Osterfest Impressum Ihr Herausgeber: Bethanien Kinderdörfer gGmbH Ungerather Straße 1–15 · 41366 Schwalmtal-Waldniel Fon: 02163 4902-220 · Fax: 02163 4902-230 www.bethanien-kinderdoerfer.de V.i.S.d.P.: Werner Langfeldt, Geschäftsführer Redaktion: Dorothée Imdahl Gestaltung: Ulrike Jasser, Heinsberg Unsere Zeitschrift kidoblick erscheint dreimal jährlich Werner Langfeldt in einer Auflage von 3.500 Exemplaren. Sie wird von den Caritas Werkstätten Köln auf umweltfreundlichem Geschäftsführer Papier gedruckt. kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Zwischen Himmel und Erde 3 „Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.“ Dieses Foto war das erste Bild, das ich Dass es Frauen sind, war und ist für die Ich bin es und kann es, ohne mich recht- in diesem Jahr im Urlaub auf Lanzarote Männer der Kirche damals und heute fertigen zu müssen, vor wem auch gemacht habe. eine Herausforderung, auf die sie noch immer. Es ist und bleibt mein Ding, die immer nicht angemessen reagiert Botschaft des Lebens unter die Leute Die Faszination des Sonnenaufgangs haben. zu bringen, gelegen oder ungelegen, kennen wir alle. Und auch wenn wir wis- in der Kirche, im Kinderdorf, in der Schu- sen, dass sich dieses Ereignis in jeder Vor allem aber ist die Osterbotschaft le, am Arbeitsplatz, wo auch immer. Minute irgendwo auf der Welt wieder- eine Herausforderung für uns selber. holt, so können wir uns doch dem Zau- Denn wenn uns jeden Tag die Sonne An anderer Stelle in diesem Heft ist von ber des Anblicks niemals entziehen. aufgeht, so gilt uns auch jeden Tag Partizipation die Rede für Mitarbeiter, die Aufforderung, die Botschaft der für Kinder und Jugendliche und so „Am ersten Tag der Woche kamen sie in Auferstehung weiter zu sagen und zu weiter. In der Bibel taucht das Wort aller Frühe zum Grab, als eben die leben. nicht auf, weil es für Gott so selbstver- Sonne aufging.“ Mit diesen Worten ständlich ist wie der Sonnenaufgang beginnt Markus den wohl zauberhaftes- Die Frauen mussten damals befürch- am Morgen, dass ich dabei bin. ten Augenblick seines Evangeliums, das ten, dass ihnen niemand glaubt und uns in diesem Jahr die Osterbotschaft dennoch haben sie geredet. Sie mus- In diesem Sinne rufe auch ich euch und verkündet. sten Angst haben, weil sie als schwach Ihnen den alten Ostergruß zu: Christus galten, und dennoch haben sie sich der ist auferstanden Halleluja! Die traurigen Frauen, die Jesus für das Herausforderung gestellt. Begräbnis salben wollen, erfahren im Augenblick des Sonnenaufgangs die Die Frage, ob ich ein Bote des Lebens Auferstehung. Auch wenn sie noch nicht bin, und die Frage, ob ich diese Aufga- wirklich begreifen und voller Furcht be erfüllen kann, stellt sich für mich als sind, im selben Moment schon erhal- Christ nicht. Ich bin es und kann es ohne ten Sie einen Auftrag: Sie werden zu Entschuldigung. Solange am Morgen den Jüngern geschickt und sollen diese die Sonne für mich aufgeht, ist Christus Thorsten Aymanns, auf die Begegnung mit dem lebendigen mein Licht, meine Wärme, meine Kraft, Pfarrer aus Christus vorbereiten. mein Mut, meine Zuversicht. Schwalmtal kidoblick Nr. 44 · 1/2018
4 Titelthema Warum ist Partizipation in den Kinderdörfern wichtig? Partizipation in den Kinderdörfern meint nichts anderes, als die Kinder und Jugend- lichen so weit wie möglich in allen Fra- gen, die sie und ihr Leben betreffen, zu beteiligen. Wenn Kinder sich gefragt, beteiligt und wichtig fühlen, wenn sie bei wichtigen Fragen mitentscheiden können, dann fühlen sie sich ernst genommen. Beteiligung von jungen Menschen zählt zu den Eckpfeilern von Erziehung, Bildung und Gestaltung der Jugendhilfe. Wenn Beteiligung gelingt, trägt sie dazu bei, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennenlernen, wahrnehmen und damit zum Teil der Gesellschaft werden. Für unsere Bethanien Kinderdörfer sind die Kinderrechte aus der UN-Kinderrechts- konvention von zentraler Bedeutung – haben wir es doch überwiegend mit Kin- dern und Jugendlichen zu tun, die erle- ben mussten, dass ihre Grundrechte auf vielfältige Weise verletzt worden sind. Dort finden regelmäßige Gesprächsrun- Kind gibt es eine Willkommensmappe mit den statt, in denen sie ihre Anliegen zur Informationen über das Kinderdorf und Gelungene Beteiligung ist ein Instru- Sprache bringen können. Diese Gesprächs- die Rechte der Kinder im Kinderdorf. ment der Prävention runden werden als Gruppen- bzw. Kinder- Verantwortliche Vertrauenspersonen, die Partizipation wird auch als ein Lernfeld teams oder „Talk-time“ bezeichnet. Hier- Ansprechpartner für Kinder sind, werden zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen bei erhalten sie Möglichkeiten, auf ihren von den Kindern selbst in einem Wahl- verstanden. Dazu zählen soziale Kompe- Alltag Einfluss zu nehmen. So wird z. B. verfahren gewählt. Eine Kinderkonferenz tenzen, angemessene Interessenvertre- über die Regeln in der Gruppe gespro- sorgt dafür, dass die Kinder alle auf einem tung und konstruktive Konfliktlösungen. chen, über Ferien- und Freizeitgestaltung, gemeinsamen Informationsstand sind. Partizipation stärkt die Persönlichkeit und über den Kleidungs- und Lebensmittel- Ein fester Punkt in der Monatsplanung entfaltet das Entwicklungspotenzial jun- einkauf, die Möglichkeiten der Zimmer- des Kinderdorfes ist die Kindersprech- ger Menschen. Gelungene Beteiligung ist gestaltung und viele andere Alltags - stunde bei der Kinderdorfleitung. Die ein Instrument der Prävention, damit kann themen, die das Leben der Kinder und Formen der Beschwerde für Kinder und verhindert werden, dass Kinder erneut Jugendlichen unmittelbar betreffen. Jugendliche sind klar geregelt, es gibt ein Opfer von Gewalt werden. Partizipation ist in den Kinderdörfern Beschwerde- und Anregungsformular, das In den Kinderdorffamilien, Wohngruppen strukturell verankert überall ausliegt und einen Ablauf, wie mit und anderen Betreuungsformen der In einem Kinderdorf, das ja auch eine Insti- den Beschwerden verfahren wird. Der Kin- Bethanien Kinderdörfer schaffen wir eine tution mit Abläufen und Verantwortun- der- und Jugendrat vertritt die Interessen Atmosphäre, in der die Kinder und Jugend- gen ist, muss das Thema Partizipation und Bedürfnisse der jugendlichen Kinder- lichen aktiv eine Mitgestaltung erleben. strukturell verankert sein. Für jedes neue dorfbewohner. Dr. Klaus Esser kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Titelthema 5 KiDo-Rat – ein gutes Stück gelebter Partizipation Echte Teilhabe heißt, die Wünsche der Kinder ernst zu nehmen Der KiDo-Rat im Bethanien Kinder- und Es gibt jedes Jahr eine Wahl der Vertreter Jugenddorf Bergisch Gladbach ist das für den KiDo-Rat. Wer sich zur Wahl stellt Gremium, in dem gewählte Vertreter der und gewählt wird, ist ein ganzes Jahr Kinder deren Wünsche und Ideen für das dabei. Das sind jeweils 4 bis 5 Jugendliche Leben in der Gemeinschaft diskutieren. und 2 Erwachsene zur Begleitung und Vorschläge, die die Zustimmung des KiDo- Unterstützung. Der KiDo-Rat ist ein demo- Rates finden, werden an Kinderdorfleiter kratisches Lernfeld, eine Möglichkeit Martin Kramm herangetragen. Gemein- Autonomie einzuüben und zugleich ein sam wird versucht, eine Lösung zu finden. Training, sich für seine eigenen Bedürf- So kann es sein, das Regeln angepasst nissen und Ideen einzusetzen. Lena und Michelle sitzen gerne auf den werden, Gestaltungsideen umgesetzt selbstgebauten Bänken der Jugendecke Neben den Themen, die jede Woche ange- werden oder aber der KiDo-Rat selbst sprochen werden, geht es darum, was die Kinder zu uns kommen, und eine Art kreative eigene Vorschläge macht und neu organisiert und neu gestaltet werden Ehrenkodex für KiDo-Rat Mitglieder. aktiv wird. soll. So wurden für die Jugendecke im Dass ihre Ideen und Bedürfnisse gehört Pädagogin Astrid Westerboer schildert Kinderdorf Möbel gebaut. Der KiDo-Rat werden, ist den Jugendlichen wichtig. Vor die Arbeit im und mit dem KiDo-Rat aus hat sich für neue Regeln bei der Handy- allem, weil sie nicht nur für sich alleine, ihrer Perspektive: Nutzung eingesetzt und kümmert sich um sondern als gewählte Vertreter auch für die Wahl der Vertrauenserzieher. Außer- „Es ist Montagnachmittag, ein dicker alle andere Kinder und Jugendlichen des dem ist der KiDo-Rat aktiv beim Karneval Ordner liegt in der Mitte auf dem Tisch. Kinderdorfes sprechen. dabei. Auch die alljährliche Frühjahrs- Unser wöchentliches Treffen beginnt putz-Aktion wird vom KiDo-Rat organi- Astrid Westerboer, immer damit, dass wir uns erstmal aus- siert. Ganz neu diskutiert wird sogar über Pädagogischer Fachdienst, tauschen, was die Woche über gesche- die verschiedenen Religionen, mit denen Bergisch Gladbach hen ist. Die dann folgenden Tagesord- nungspunkte sind jede Woche gleich, aber was wir besprechen, variiert von Verbesserung des WLANs bis zum Streit zwischen den Kindern. Auch neue Kinder, die gerade eingezogen sind und wer für sie der passende Pate sein könnte, der das Kind mal besucht und mit ihm spielt, sind ein Thema. Wir bereiten außerdem unterschiedliche Projekte vor, weil wir wollen, dass die Kinderdorfgemeinschaft gestärkt wird.“ Zugleich stellt sie fest: „Es ist kein Wunsch- konzert, bei dem man ruft, was man will und es anderen überlässt, es durchzu- setzen. Hier setzen die Jugendlichen sich selbstständig dafür ein, die Sachen zu verbessern, die sie wichtig finden.“ kidoblick Nr. 44 · 1/2018
6 Titelthema Grenzen und Chancen „Beteiligung (Partizipation) von jungen Menschen zählt zu den Eckpfeilern von Erziehung, Bildung und Gestaltung … in den Bethanien Kinder- und Jugenddör- fern.“ So steht es im Partizipationskon- zept. Wie aber sieht die Umsetzung des Konzeptes im Alltag aus, wo entstehen Chancen, wo sind die Grenzen? So individuell wie die Kinder und Jugend- lichen, die in unseren Einrichtungen wohnen, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten, das Konzept umzusetzen. Bei der Vielzahl der Wünsche und Bedürf- nisse der Kinder stößt man irgendwann an Grenzen. Mal ist der bisherige Sport- verein nach dem Umzug ins Kinderdorf zu weit weg, mal können langjährige Freunde nicht mehr besucht werden. Dafür bieten sich Chancen neue Freunde ken- Als große Chance sehen sie, dass so die Jugendlichen zu zeigen, dass man stets nenzulernen, neue Sportarten auszupro- Selbstständigkeit und Persönlichkeit der ein offenes Ohr für ihre Wünsche und bieren oder andere Hobbys zu entdecken. jungen Menschen gefördert wird. „Parti- Belange hat, aber diese auch kritisch zipation ist ein Lernprozess. Wer diese hinterfragt. Der Grad der Mitbestimmung Möglichkeit der Mitbestimmung nicht wächst mit dem Alter der Kinder und nutzt, muss anschließend die Entschei- Jugendlichen. Dabei ist Partizipation nicht dung der Hauseltern oder der Gruppe nur der Eckpfeiler in der Zusammenarbeit akzeptieren und lernen, einen Kompro- mit Kindern, sondern auch das Erfolgs- miss einzugehen“, sagt Thomas Müller im modell bei der Kooperation mit Jugend- Gespräch. „Die Kinder lernen eigene Argu- ämtern und Behörden. Gerade bei den mente in einer Diskussion vorzutragen Hilfeplangesprächen ist Mitbestimmung und diese sachlich zu führen.“ gefordert. Schließlich werden hier Ziele festgelegt, die für das Zusammenleben Sinnvoll ist Partizipation von Anfang an, und die weitere Entwicklung ausschlag- Alter spielt dabei keine Rolle. Selbst die gebend sind. Mitbestimmung fängt bei alltäglichen Din- Jüngsten werden einbezogen. Jede Stimme gen wie Speiseplan, Urlaub, Freizeit- oder wird gehört, ist aber, anders als in einer Zur Vorbereitung werden die Ziele des Kin- Zimmergestaltung an. Manchmal müssen Demokratie, nicht stimmgebend. Sie kann des oder Jugendlichen gemeinsam formu- aber auch hier schon Grenzen gesetzt wer- von Hauseltern oder Betreuern über- liert und schriftlich festgehalten. Dies den, wenn der Speiseplan zu einseitig stimmt werden, wenn sie nicht zielfüh- dient als Basis für die weitere Vorgehens- ausfällt oder ein Kind sich wünscht, dass rend ist. „Natürlich gibt es auch mal Situ- weise. Aber auch hier kann nicht jeder sein Zimmer schwarz gestrichen wird. Rita ationen, in denen eine Diskussion nicht Wunsch berücksichtigt werden. So ist viel- Kiefer-Müller und Thomas Müller, Haus- gelingt und es laut wird“, so Thomas leicht eine Rückführung in die Familie der eltern in Haus 1, können auf mehr als 30 Müller. Dann hilft es, dem jungen Mensch größte Wunsch des Kindes, aber aus Sicht Jahre Erfahrung im Kinderdorf Eltville die Möglichkeit zu geben „Dampf abzu- des Jugendamtes noch nicht umzusetzen. zurückblicken und setzen das Partizipa- lassen“ und später erneut das Gespräch Thomas Zinkand, tionskonzept seit Jahren erfolgreich um. zu suchen. Wichtig ist, den Kindern und Erzieher, Eltville kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Fachlich 7 Partizipation von früher bis heute! Der Duden nennt für Partizipation fol- n Die Gestaltung einer Mahlzeit, Noch viele kleine Alltagsbeispiele könn- gende Begriffe: teilhaben, teilnehmen, solange bezüglich vorhandener ten genannt werden. Doch immer wie- beteiligt sein. Produkten und Kosten Spielraum der wurde eines deutlich: wie in den bestand. Familien hatte jede Form der Beteili- Doch woran soll das Kind oder der/die n Die Auswahl beim Kauf einzelner gung und der Mitsprache in den ver- Jugendliche teilhaben, teilnehmen, schiedensten Bereichen und unter beteiligt sein? Eine Jugendliche antwor- Kleidungsstücke, wenn man nicht Berücksichtigung des jeweiligen Zeit- tete auf diese Frage: „Ist doch logisch. das Pech hatte, ziemlich weit unten geistes und der Gesetze auch immer An allem, was für mich wichtig ist.“ in der Altersstruktur zu stehen. etwas mit dem Menschen zu tun, der Dann gab es nämlich eher „adelige Was war denn, in diesem Sinne in den die Verantwortung hatte. Sie, die Kin- Kleidung“: geerbt von … letzten mehr als sechzig Jahren, den derdorfmütter und später in den Grup- jeweiligen Kinderdorfkindern wichtig n Die Gestaltung besonderer Zeiten, pen auch die Erzieherinnen und Erzie- und was konnten sie entscheiden? z. B. am Wochenende oder, je nach her brachten sich mit ihrer Herkunft, Einige kennen bestimmt die Aussage Alter, auch einmal am Abend. ihrer Persönlichkeit und ihren Vorlie- „Solange deine Beine unter meinem n Später durfte dann auch schon ein- ben und Abneigungen in den Alltag ein Tisch stehen, bestimme ich.“ mal mitüberlegt werden, wie die und prägten ihn in früheren Jahren wohl Ferienzeit verbracht werden sollte. noch stärker als heute. Diese Vielfalt Diese und ähnliche Sätze spiegelten wurde durchaus als bereichernd ge- den Zeitgeist wieder, als in Schwalmtal sehen, besonders, wie mir jemand 1956 die ersten Kinderdorffamilien ihr lachend erzählte, wenn es um die kuli- gemeinsames Leben begannen. Hinzu narischen Vorlieben ging. kamen wesentlich strengere Vorgaben vom Gesetzgeber. Was aber fand sich Und eines zieht sich, wie immer es auch davon im Alltag der Kinderdorffamilien genannt wird, bei allen Erzählungen wieder? wie ein roter Faden durch die Kinder- dorfjahre: wenn jemand das Gefühl In Gesprächen wurde deutlich, dass hatte, dass gerade in der Kinderdorf- sich niemand an diesen oder ähnliche familie nichts mehr ging, gab es eigent- Sätze in seiner Kinderdorfzeit erinnern lich immer einen Ansprechpartner: die konnte. Und doch hatten sie aus heuti- „Schwesternoma“, eine andere Kinder- ger Sicht weitaus weniger Mitsprache- dorfmutter oder auch die Kinderdorf- möglichkeiten als die aktuellen Kinder- leiterin. Und eigentlich jeder schon dorfbewohner. Noch über viele Jahre, gepackte Koffer (weil man ja unbedingt ja teilweise Jahrzehnte, waren es die weg wollte) wurde dann irgendwann scheinbar nur kleinen (und manchmal auch wieder ausgepackt. auch größeren) Dinge des Alltags, die mitentschieden werden konnten: Marlene Altevers, Schwalmtal kidoblick Nr. 44 · 1/2018
8 Leben und Arbeiten in Bethanien Suchen Sie beruflich ein neues Zuhause? Kinderdorfmutter in Bethanien Möchten Sie dafür Sorge tragen, dass Kinder und Jugendliche, die in ihrem jungen Leben Kinderdorfmutter oder schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, eine echte Chance bekommen? im Bethanien Kind Kinderdorfeltern er- und Jugenddo Und haben Sie immer wieder schon einmal überlegt, dass Sie eine besondere Aufgabe rf suchen? Eine Aufgabe mit Sinn in einem christlichen Umfeld, bei der Sie Kindern ein Zuhause und einen festen Platz im Leben schenken? Es erwartet Sie ein lebendiger, bunter Alltag: Sie bilden mit „Ihren“ Kindern eine sta- bile, auf Langfristigkeit angelegte Gemeinschaft. Sie wohnen zusammen und gehen gemeinsam durchs Leben. Mit allen kleinen und großen Sorgen und Freuden. Mit den Mahlzeiten, den Hausaufgaben, den Freunden aus der Schule, den Arztbesuchen, dem Sportverein und allem, was sonst so dazu gehört. So finden die Kinder und Jugend- lichen über die Jahre bei Ihnen Geborgenheit und Lebensrat. Sie selbst finden beruflich ein neues, besonderes Zuhause und werden Teil unse- rer Kinderdorf-Gemeinschaft in einem unserer wunderschön gelegenen, gepflegten Eine Lebensent scheidung mit Dörfer. Ihre Arbeit beinhaltet einen großen persönlichen Spielraum und viele Mög- Berufung lichkeiten, die Ihnen anvertrauten Jugendlichen zu bereichern und sie zu fördern. Idealerweise bringen Sie bereits eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung mit. Ggf. können Sie diese aber auch bei uns nachholen. Was uns ganz wichtig ist: Sie haben Lebenserfahrung und stehen mit beiden Beinen fest im Leben. Natürlich können Sie selbst auch Eltern sein, denn einige unserer Kinderdorfeltern leben in einer „Patchwork“-Familie aus eigenen und ihnen anvertrauten Kindern. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann zögern Sie nicht! Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und erfahren Sie mehr über das Leben als Kinderdorfmutter / -eltern. Vielleicht nimmt Ihr Leben dann eine ganz neue Wendung … Ihre Ansprechpartnerin Dorothée Imdahl beantwortet gern erste Fragen unter 02163 4902-220 oder imdahl@bethanien- kinderdoerfer.de. Frau Imdahl sendet Ihnen auch gern unsere neue Broschüre mit weiterführenden Informationen zum Leben als Kinderdorfmutter zu. „Motzen und Trotzen mit Jona“ Ein religiöses Ferienprojekt für Kinder und Jugendliche In den Herbstferien fand die erste religiöse Kinderwoche im Kinderdorf Bergisch Gladbach statt. Alle Kinder zwischen 6 und 12 Jah- ren waren eingeladen. Gemeinsam wurden die Geschichten des Propheten Jona kennen gelernt, gespielt, gesungen, gebastelt, Gottesdienst gefeiert und ein Ausflug ins „Sea life Center“ nach Königswinter gemacht. Es nahmen 20 Kinder und 6 Jugendliche an dieser Woche teil. Den ganzen Vormittag über war viel los im Dorf. Und überall hörte man die Kinder lautstark das Mottolied: „Gott ruft den Jona, er ruft auch dich und mich …“ singen. Als Erkennungszeichen tru- gen alle blaue Schlauchtücher. Es war eine wirklich tolle Woche, die Frau Daria Wirth, die Schwestern, Kinder und Jugendliche viel enger zusammenbrachte. Für die Jugendlichen gab es als Dankeschön für ihre Unterstützung am Vormittag ein Radioprojekt mit Medienpädagoge Martin Mölder. Das war großartig. Innerhalb von fünf Tagen haben die Jugendlichen eine eigene kleine Radiosendung zum Thema Jona erstellt. Diese wurde auf dem Abschlussfest am Freitag präsentiert. Dieses Ferienangebot war ein voller Erfolg und wird im nächsten Jahr wieder stattfinden. Daria Wirth, Bethanische Unternehmenskultur kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Leben in Schwalmtal 9 Zu Besuch im Kinderteam An jedem ersten Samstag im Monat findet im Regenbogenhaus um 18 Uhr das Kin- derteam statt. Der Termin ist festgesetzt, sodass alle Kinder und Jugendlichen sich darauf einstellen können. Zwischen den Kinderteams können die Kinder und Jugendlichen Zettel mit ihren Themen schreiben und sie in den Kinder- teamkasten legen. Einige Tage vor dem Kinderteam wird der Kasten im Wohnzim- mer aufgestellt, damit alle nochmal daran erinnert werden, ihre Themen aufzuschrei- ben. Samstags nach dem Abendessen geht das Kinderteam dann los. Gestartet wird mit der Planung der Tagesordnung. Dazu werden die Zettel aus dem Kinderteam- Die Kids des Regenbogenhauses bei der Planung der Kaninchenpflege kasten vorgelesen und aufgeschrieben. Dann haben die Kinder nochmal die Mög- lichkeit Themen, die bisher nicht aufge- Anschließend gehen wir zur Tagesord- der, Ausflüge am Wochenende oder die schrieben wurden, zu benennen. Auch die nung über. Bevor wir anfangen, wird ein Kaninchendienste werden direkt entschie- Erwachsenen können Themen auf die Protokollführer bestimmt. Alle Themen den. Es gibt jedoch auch Themen, die Liste setzen lassen. werden mitgeschrieben und später wird dann mit ins Hausteam der Pädagogen das Protokoll mit ins nächste Kinderteam genommen werden, um dort besprochen Wenn die Tagesordnung besprochen ist, genommen wird. Die Themen, die hier zu werden, wie z.B. der Gruppenausflug starten wir mit der „Lob- und Meckerrun- besprochen werden, betreffen meist die mit allen Mitarbeitern. de“. Die Kinder können hier sagen, was ganze Gruppe. Hier geht es zum Beispiel ihnen in der letzten Zeit besonders gut Im letzten Jahr haben die Kinder sich um gewünschte Ausflüge, den Sommer- oder schlecht gefallen hat. Hier ist Raum, gewünscht, dass wir im Sommerurlaub urlaub, die Kaninchen, die bei uns leben sich gegenseitig mitzuteilen. Die Kinder nach Spanien fahren. Diesen Wunsch wissen, dass Kritik wertschätzend und haben wir dann im Hausteam weiter wohlwollend geäußert werden muss und besprochen und den Kindern im das klappt wirklich sehr gut. „Mir gefällt Anschluss die Entscheidung mitgeteilt, gut, dass ich letzte Woche mit dir viel Fuß- dass die Erwachsenen es möglich machen ball gespielt habe“, „Danke, dass du mir können, nach Spanien zu fahren. Als wir bei den Hausaufgaben geholfen hast“, den Kindern direkt ein Ferienhaus zeigen oder auch „Ich finde es blöd, dass wir konnten, war die Freude groß. lange keinen Gruppenausflug gemacht Da die Kinder und Jugendlichen wissen, haben“ oder „Mir gefällt es nicht, dass Unser fertiger Plan! dass ihre Themen ernst genommen wer- du Zahnpastareste im Waschbecken den, fällt es ihnen leicht, ihre Wünsche lässt.“ Die Kinder können Kritik meist gut oder um respektvollen Umgang unter- zu äußern und sie setzen sich gerne annehmen und freuen sich sehr über posi- einander. Viele Entscheidungen können im Regenbogenhaus zum Kinderteam tive Rückmeldungen, die deutlich über- direkt im Kinderteam beschlossen wer- zusammen. wiegen. den. Neue Regeln im Umgang miteinan- Kathrin Menzel, Gruppenleiterin kidoblick Nr. 44 · 1/2018
10 Leben in Schwalmtal Mitbestimmung im Kindergarten Abstimmung mit Bildern und Klebepunkten Partizipation auch ohne Lesen und Schrei- Bildern der Lebensmittel getroffen, auf ben zu können? Für die Kinder der Inklu- die die Kinder entsprechend ihrer Wün- siven Kindertagesstätte Kaiserpark ist das sche Klebepunkte kleben. Die Gruppen- selbstverständlich. Hier entscheidet der sprecher verkünden anschließend ihren Kinderrat einmal im Monat über wichtige eigenen Gruppen das Ergebnis. Diese Themen. Alle vier Monate wählt jede Prozesse sollen bereits den Kindergarten- Gruppe zwei Gruppensprecher, die mit kindern vermitteln, dass ihre Ideen und Hilfe der Pädagogen die Anliegen und Wünsche gehört werden und sie durch Interessen der Kinder schriftlich festhal- den Kinderrat die Möglichkeit haben, ten. Die Gruppensprecher aller Gruppen Ideen durchzusetzen und mitbestimmen treffen sich dann zu den Sitzungen des zu können. „Unser Ziel ist es, Kinder Kinderrates. Dort diskutieren, besprechen schon früh an parlamentarischen Formen und dokumentieren die Drei- bis Sechs- zu beteiligen“ erklärt die stellvertretende jährigen Ideen, Planungen und Beschlüs- Kita-Leiterin Mirjam Heringer. „Die Aus- se mit Unterstützung von zwei Erwachse- einandersetzung und Einbeziehung der nen, die sie selbst gewählt haben. Gedanken, Ideen und Wünsche der Kinder Demokratische Entscheidungen, was es ergänzt und bereichert unsere Arbeit.“ etwa bei der Karnevalsfeier zu essen geben soll, werden dann mit Hilfe von Katharina Kalla, Kinderdorfmutter Zum Abschluss eine CD … Vor fünfeinhalb Jahren habe ich in der Musikschule von Frau Vera Bühl in Amern mit Flötenunterricht begonnen. Einmal in der Woche fuhr ich für 30 Minuten da hin. Das hat mir viel Spaß gemacht. Nach ungefähr zwei Jahren habe ich mir sehr gewünscht, das Klavierspielen zu lernen. Frau Bühl fand das auch eine sehr gute Idee. Wir haben zu Hause ein Klavier, auf dem ich immer üben konnte (manchmal war das für die Anderen aber auch nervig). Einmal im Jahr hat Frau Bühl ein Hauskonzert organisiert, wo alle Schüler zeigen konn- ten, was sie gelernt hatten. Zusammen mit Schülern aus Köln haben wir das Musikthe- ater „Däumelinchen“ in Köln aufgeführt. Ich durfte die Hauptrolle spielen, das war super. Vor ca. 2 Jahren ist Frau Bühl mit der Musikschule nach Köln umgezogen und es war für sie oft schwierig, neben ihrer anderen Arbeit regelmäßig pünktlich zum Unterricht zu kommen. Deshalb haben wir beschlossen, den Unterricht hier zu beenden. Anfang Dezember durfte ich ein Wochenende bei Frau Bühl in Köln verbringen und mit ihr eine eigene CD aufnehmen. Sozusagen als Abschluss und zur Erinnerung. Das Beste am Unterricht war, dass der Freundeskreis die Kosten übernommen hat und Frau Bühl bei jeder Stunde ihren Hund dabei hatte. Ich bin stolz, dass ich so viel lernen durfte. Danke! Kimberley, Kinderdorffamilie Kastanienhaus
Leben in Schwalmtal 11 Partizipation – ein kleiner Film mit großer Wirkung Die Idee war, die Kinder und Jugendlichen stellen und deutlich machen kann. Es stand das Projekt mit Herrn Grimm, der einfach mal selbst zu fragen, was sie unter entstand nach und nach ein richtiges eine virtuelle Führung durch das Kinder- Partizipation verstehen. Niko, unser Google- Drehbuch. Rollen wurden verteilt und dorf anhand verschiedener Überschriften König, trug als erstes unterschiedliche Texte für den Sprecher ausformuliert. entwickeln wollte. Eine Überschrift war Interpretationen und Übersetzungen vor. Parallel zu unserem Ferienprojekt ent- auch Partizipation. So bekamen wir dann Schnell kam ein angeregtes Gespräch auf. auf einmal bei unserem Kleinprojekt fach- Ich wundere mich sehr, wie schnell die männische Beratung und Unterstützung. Kinder beim Thema Verantwortung Leider mussten zwar einige Ideen der plötzlich kreativ und selbst aktiv werden. Jugendlichen gekürzt werden, da der Natürlich wurden auch Themen wie Kleinbeitrag zum Thema Partizipation Handy, Rechte haben und Medienzeiten nicht zu lang sein durfte, dafür gab es angesprochen, aber die Jugendlichen aber auch viele neue Anregungen und es diskutierten auch darüber, dass Partizi- ist ein super Filmbeitrag zur virtuellen pation Mitsprache und nicht Bestimmen Kinderdorfführung entstanden, bei dem heißt. Aus diesem sehr angeregten und Partizipation, also Mitsprache der Jugend- interessanten Gespräch entstand die lichen, groß geschrieben war. Idee, das Ganze als Sommerferienprojekt Das Ergebnis kann sich jeder ansehen, in einem kleinen Film aufzubereiten. der den Quellcode oben rechts mit einem Gemeinsam wurde festgelegt, was den Barcodescanner aufruft. Jugendlichen beim Thema Partizipation wichtig ist und wie man es filmisch dar- Nicole Kommer, Kinderdorfmutter kidoblick Nr. 44 · 1/2018
12 Leben in Bergisch Gladbach „... sonst wären wir ja keine Gemeinschaft!“ Partizipation im Alltag Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine Gruppe Kinder und Jugendliche sitzt gemeinsam mit einer Pädagogin am Esstisch. Es ist Samstagvormittag, die Gruppe möchte die freie Zeit nutzen und einen Ausflug machen. Die schwerste Ent- scheidung steht noch an: wohin soll es gehen? Es entsteht eine lebhafte Diskus- sion, jedes Kind hat eigene Vorstellungen und bringt Ideen ein. Was denken Sie, wie wird die Entscheidung schließlich getroffen? Für Stefanie (13) ist ganz klar: sie wird gemeinsam getroffen. Nicht die Erwachsene entscheidet allein, wohin es gehen soll. Vielmehr werden Ideen gesammelt, Favoriten ausgesucht und über diese dann abgestimmt. Manchmal bedarf es etwas Zeit, doch am Ende entscheiden alle gemeinsam, wie sie Savannah hilft Sr. Agnes beim Kochen den Tag verbringen wollen. vielfältig die Betreuungsformen und möglich, berücksichtigt werden. Auch bei Bewohner der Kinderdörfer, so vielfältig der Auswahl von Praktikanten werden die sind auch die Möglichkeiten der Teilhabe. Kinder und Jugendlichen mit einbezogen. „Es wäre ja auch blöd, wenn man jeden Mitbestimmung beginnt schon bei schein- Tag mit jemandem sein Zuhause teilen baren Kleinigkeiten, wie zum Beispiel der muss, den man so gar nicht mag!“, sagt Entscheidung, was in der nächsten Woche Stefanie. gekocht oder eingekauft werden soll. Franziska (14) erzählt, wie die Kinder in Anna (15) wurde vor kurzem in die Team- ihrer Kinderdorffamilie hier eingebunden sitzung ihrer Wohngruppe eingeladen, um werden. Die älteren Kinder fragen die Jün- gemeinsam mit den Pädagogen eine geren nach ihren Wünschen, sprechen Regelung zur Nutzung ihres Handys zu sich ab und geben dies an die Pädagogen erarbeiten. Letztlich hat sie die Regeln weiter. Dabei können Sie sicher sein, dass selbst erstellt und war in einigen Punkten das Wunschgericht in den nächsten Tagen sogar strenger zu sich, als es die Pädago- auch auf den Teller kommt – manchmal gen gewesen wären. hat es sogar eines der älteren Kinder Doch warum ist Mitbestimmung so wich- selbst zubereitet. Auch bei der Zimmer- Stefanie findet Partizipation wichtig, für sie tig? „Das wäre sonst ungerecht. Wenn nur gestaltung, dem Tages- oder Abendpro- entsteht so Gemeinschaft die Erwachsenen entscheiden würden, gramm, der Aufgabenverteilung im Haus dann wären wir ja keine richtige Gemein- und der Wahl des Urlaubsortes haben die schaft!“, sagt Stefanie. Dies ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Kinder und Jugendlichen ein Mitsprache- wie Kinder und Jugendliche im Alltag an recht. Geht es an die Ferienplanung, kön- Claudia Steil, Entscheidungen teilhaben können. So nen sie Wünsche abgeben, die, wenn Pädagogische Mitarbeiterin kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Leben in Bergisch Gladbach 13 50 Jahre Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Bergisch Gladbach-Refrath Auftakt ins Jubiläumsjahr mit echten 100 Trommeln In diesem Jahr wird das Bethanien Kinder- und Jugenddorf Bergisch Gladbach-Refrath runde 50 Jahre alt. Mit Stolz und Vorfreude wurde seit Monaten schon ein ganzes Jahrespro- gramm für dieses Jubiläumsjahr auf die Beine gestellt. „Wir haben uns bewusst entschieden, gemeinsam mit den Menschen aus der Region zu feiern, denn wir verstehen uns als Teil der Region“, so Kinderdorfleiter Martin Kramm. Und so war es von Anfang an. Das Kinderdorf, für das 1965 der erste Spatenstich erfolgte und das 1968 eröffnet wurde, sah sich von Beginn an als ein Teil des Ortes. „Eigentlich sollten wir auch baulich mit dem Ort verschmelzen“, berichtet Schwester Angela, die heutige Priorin. Der Bau der Autobahn A 4 von Köln nach Olpe verhinderte dies zwar räumlich, aber die engen Beziehungen zur Kirchengemeinde St. Johann Baptist, den Menschen, zu den Vereinen und Geschäftsleuten im Ort zei- gen, dass man keineswegs außen vor ist. Im Gegenteil, nicht nur zum Jubiläum kommen die Menschen ins Kinderdorf, auch sonst sind etwa das Herbstfest oder der Karneval gern genutzte Gelegenheiten, Gemeinsamkeiten zu erleben. So auch beim „Trommelzauber“, mit dem die insgesamt sie- ben öffentlichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr starteten. Einen Nachmittag lang ließen Kinder und Erwachsene aus dem Ort und dem Kinderdorf die Trommelfelle beben. Ange- leitet von Fara, einem Mitarbeiter des Vereins Trommelzau- ber, der die Aktion gestaltete, machten sie sich auf die musi- kalische Reise nach Tamborena, dem Land ohne Handys, aber mit viel Rhythmus und Fantasie. Eine willkommene Abwechslung für die über 110 Kinder und Jugendlichen, die aktuell im Bethanien Kinderdorf- und Jugend- dorf in Bergisch Gladbach-Refrath leben. 50 Neben dem öffentlichen Festprogramm gibt es auch einige interne Feierlichkeiten, etwa den Festakt Anfang Juni, an dem auch Weihbischof Ansgar Puff erwartet wird, das große Ehemaligentreffen am Sonntag, dem 10. Juni, oder die gemeinsame Pilgertour alle Kinder und Mitarbeiter im August. Schauen Sie sich am besten das nebenstehende Plakat in Ruhe an und überlegen, bei welchem Event Sie viel- leicht selbst einmal das Kinderdorf in Bergisch Gladbach aus Anlass des Jubiläums besuchen wollen. Sie sind alle herzlichst eingeladen. Martin Kramm, Kinderdorfleiter
14 Leben in Bergisch Gladbach Sturmtief Burglind wütet im Kinderdorf Das neue Jahr war erst wenige Tage alt, da verwandelte ein Sturmtief das sonst so idyllische Gelände des Bethanien Kinder- dorfes in ein riesiges Chaos. Binnen Minu- ten entwurzelten die Sturmböen etliche große Bäume, diese zerstörten Dächer, Autos und vor allem die Hauptdatenlei- tung des Kinderdorfes mitten im Wald. Fast eine Woche lang war das Handy von Sekretärin Nadine Roeger die einzige Kommunikationsmöglichkeit zur Außen- welt. „Da merkt man erstmal, wie wichtig Computer und Telefon im Alltag geworden und quer liegenden Baumstämme klet- besondere Erfahrung. Ihrem Entdecker- sind“, resümiert die Mitarbeiterin. tern, die die Zufahrt blockierten“, erinnert drang setzte Kinderdorfleiter Martin Während in den Büros, Kinderdorffami- sich Kinderdorfleiter Martin Kramm. Auch Kramm aber direkt nach dem Sturm Gren- lien und -gruppen mangels klingelnder der Parkplatz war nicht nutzbar. Wie riesi- zen. „Wir mussten ein Betretungsverbot Telefone eine ungewohnte, aber auch als ge Mikado-Stäbe lagen die Baumstäm- für den Wald aussprechen, denn dort war angenehm empfundene Stille herrschte, me darauf. Während das erste Freiräu- es zu gefährlich“, erklärt er. wurde es draußen laut. Das Kreischen der men der Wege die beiden Haustechniker Kettensägen bestimmte über Tage die Norbert Adomeit und Werner Thölke Geräuschkulisse. Denn nicht nur das Auto selbst erledigen konnten, mussten für einer Mitarbeiterin wurde von einem weitere Arbeiten Experten mit schwerem umstürzenden Baum begraben und Gerät ran. Diese Baumfäller sorgten dafür, beschädigt. Auch Dächer der denkmal- dass die Dächer von Stämmen befreit und geschützten Häuser des Kinderdorfes der Parkplatz wieder nutzbar gemacht wurden getroffen, die Dachhäute dadurch wurde. Noch heute erinnern Bäume, die aufgerissen. über den Flehbach gestürzt waren und „Die Hausmeister mussten, als sie zur seitdem dort liegen, an den stürmischen Arbeit kamen, erst einmal über die kreuz Jahresbeginn. Für die rund 100 Kinder eine Zwei Mitarbeiterinnen des Kinderdorfes wird der stürmische Januarmorgen noch lange in Erinnerung bleiben. Sie wurden auf dem Weg zur Arbeit von umstürzen- den Bäumen eingeschlossen, konnten sich mit ihrem Auto gerade noch unter eine Brücke retten. Dort harrten sie aus, bis das Unwetter abzog. „Glücklicher- weise ist niemand verletzt worden“, sagt Kinderdorfleiter Martin Kramm dankbar. Martin Kramm, Kinderdorfleiter kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Leben in Eltville 15 Können Kleinkinder mitbestimmen? Partizipation in der Krippe Selbstständiges und selbstbestimmtes zunächst beobachtet. Erst wenn das Kind material. So sehen wir, was sich die Klei- Verhalten, ist das bei Kindern unter drei von sich aus Interesse an der Toilette auf- nen wünschen und können besser auf Jahren überhaupt möglich? zeigt oder äußert, führen wir die Kinder an deren Bedürfnisse eingehen! Natürlich das Thema „trocken werden“ heran. So gibt es auch Situationen im Krippen - Ja! Anhand folgender Beispiele möchte werden die Kinder nicht überrumpelt und alltag, die strikt von uns Erwachsenen ich aufzeigen, dass Kleinkinder auch in haben schneller Erfolgserlebnisse! Das bestimmt werden. Hier steht der Schutz der Krippe ein Recht auf eigene Vorstel- Selbstbewusstsein wird gestärkt und des Kindes vor seinem eigenen Willen. lungen und Wünsche haben. Mit Hilfe somit werden auch neue Themen ohne Beim Gruppenspaziergang an der Straße von offenen und empathischen Erziehern Angst und Unwohlsein gemeistert. Beim muss man an der Hand laufen oder im können Kinder eigene Entscheidungen Freispiel in der Gruppe haben selbst die Winter draußen eine Mütze tragen! Wir treffen. Beim Thema Sauberkeitserzie- Allerkleinsten die Möglichkeit, sich ihre freuen uns über die voller Neugier for- hung entwickelt sich jedes Kind indivi- schenden Kleinkinder! duell. Unabhängig von Größe und Alter, Lieblingsspielsachen auszusuchen. Die sondern vom Entwicklungsstand aus, niedrigen Regale ermöglichen den Kin- Sonja Orth, werden die Kinder von den Erwachsenen dern den direkten Zugang zum Spiel - Erzieherin kidoblick Nr. 44 · 1/2018
16 Leben in Eltville Was bedeutet Mitbestimmung für uns im Kinderdorf? Im Bethanien Kinderdorf Eltville stehen uns viele Wege offen, um Beschwerden, Verbesserungsvorschläge oder andere Anlie- gen zu äußern. An allererster Stelle steht der Kinder- und Jugen- drat. Dieser besteht aus gewählten Vertretern aus allen Grup- pen und trifft sich einmal im Monat. Der „Kido-Rat“ hat ein jährliches Budget, welches er beispielsweise für Anschaffungen und eigene Veranstaltungen nutzen kann. Mithilfe des Kinder- und Jugendrats konnten wir viel erreichen, zum Beispiel eine eigene WLAN-Verbindung für uns oder das Recht, an den Arbeitskreisen der Erwachsenen teilnehmen zu dürfen. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat grundsätzlich das Recht, sich an ein Mitglied seiner Wahl zu wenden, so dass sich um seine Um dieses Konzept zu optimieren, hat der Kinder- und Jugen- Interessen und Anliegen gekümmert wird. drat letztes Jahr eine Umfrage zum Thema „Meine Zufrieden- heit“ im Kinderdorf durchgeführt. Daraus arbeiten wir nun Der Kinder- und Jugendrat wird von den beiden Vertrauens- Verbesserungen heraus. erziehern unterstützt. Zu ihnen kann man jederzeit Kontakt auf- Außerdem kann sich jeder, nach Absprache, an die vielen Erzie- nehmen, auch anonym über einen speziellen Briefkasten auf her auch aus anderen Gruppen wenden. Auch die Erziehungslei- dem Gelände. Bei Problemen, Fragen und sonstigen Wün- tungen und der Kinderdorfleiter haben Zeit für unsere Anliegen. schen haben sie immer ein offenes Ohr und versuchen einem bestmöglich Hilfe zu bieten. Mara, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrats Einbringen tun sich alle Alle 14 Tage feiern wir Gottesdienst miteinander; Kinder und Erwachsene aus dem Kinderdorf und viele Familien aus der Umge- bung. Hier, vor Gott, macht das keinen Unterschied: alle sind eingeladen, alle haben das Leben geschenkt bekommen und dür- fen das jetzt auch feiern. Gestaltet werden diese Messen vor allem von den Kindern. Sie überlegen mit Sr. Judith, wo sie sich im jeweiligen Evangelium wiederfinden und stellen das in der Messe szenisch dar. Und wenn jemand ein Lied wünscht, wird dieses eingebaut. Einbringen tun sich alle: Erwachsene melden sich bei der Katechese genauso oft zu Wort, wie Kinder und Jugendliche. Es geht ums Leben – und da haben alle was zu sagen. Sr. Judith Moormann OP kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Leben in Eltville 17 Mitarbeitereinführungstage mit einem AHA-Effekt Die Mitarbeitereinführungstage waren für mich eine sehr gelungene Veranstaltung meines neuen Arbeitgebers. Im August 2017 habe ich mein Anerken- nungspraktikum als Erzieher in der Außenwohngruppe Rheingaustraße in Oestrich-Winkel begonnen. Anfangs konnte ich leider nur sehr wenig vom Kinderdorfalltag mitbekommen. Meine Vorfreude auf das Kennenlernen der 20 neuen Mitarbeiter aus allen Berei- chen war daher sehr groß. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Kinderdorfleiter, Herrn Kunz, und Kinderdorf auf eine sehr gelungene Weise Der zweite Tag begann mit dem Mitarbei- dem Geschäftsführer, Herrn Langfeldt. abrundete. tergottesdienst. Im Anschluss stellte Herr Obwohl die Bethanien Kinderdörfer eine Kunz die Strukturen und die Organisation Seit diesem Augenblick spüre ich diesen klare hierarchische Unternehmensstruk- des Kinderdorfs Eltville-Erbach vor und spirituellen Gedanken, der Bethanien tur besitzen, ist das Miteinander, so wurde wir durften die ansässige Kinderdorf- vermittelt, direkt und vor allem auf Augen- überhaupt ausmacht, und freue mich Kita besichtigen. Diese zwei Tage wurden höhe. Im Anschluss an die Mittagspau- noch mehr, ein Teil dieser Lebensgemein- durch eine Frage- und Abschlussrunde se, in der wir sehr lecker verpflegt wurden, schaft zu sein. So durften wir auch gleich beendet. Wir waren alle sehr begeistert ging es weiter im Programm. Nach einem den Mitarbeitergottesdienst am nächsten von dieser Dienstgemeinschaft und fühlen spielerisch gestalteten Kennenlernen und Tag mitgestalten: Die einen nahmen die uns bereits als angenommene Mitarbeiter dem Rundgang durch das Kinderdorf nah- Liederauswahl vor, andere entwarfen eine im Kreise des Bethanien Kinder- und men wir an einer informativen Kirchen- kleine Mitmachaktion oder formulierten Jugenddorfes Eltville-Erbach. Ich persön- führung teil. Im Anschluss erläuterte uns Fürbitten. In einer sehr gemütlichen und lich könnte mir vorstellen, in diesem Kin- Schwester Judith die Geschichte der persönlichen Runde lernten wir uns bei derdorf mein Leben lang zu arbeiten. Dominikanerinnen von Bethanien, wel- einem gemeinschaftlichen Abendessen che für mich persönlich das Gesamtbild weiter ungezwungen kennen und ein ehr- Sascha Ackermann, über Leben und Arbeiten im Bethanien licher Austausch fand statt. Erzieher in Ausbildung Nichtraucher-Club Ausflug – Ein Nach- mittag über den Dächern Frankfurts Mit dem Zug machten wir, 9 Jugendliche und 2 Erzieher, uns im Herbst letzten Jah- res auf den Weg nach Frankfurt. Als erstes Ziel steuerten wir den Maintower an, den höchsten Aussichtspunkt in Frankfurt. Wir hatten einen unglaublichen Ausblick über ganz Frankfurt. Nach einem Stadtbummel und einer leckeren Stärkung ging es wieder zurück in den Rheingau. Sabrina Studer, Erzieherin
18 Das Neueste Leitungswechsel im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Am 12. Januar 2018 wurde im Bethanien gend von den Schwestern der Dominik- wichtige Projekte angestoßen und in den Kinder- und Jugenddorf Schwalmtal anerinnen von Bethanien geleitet. Dr. letzten Jahren auch überregional die gefeiert! Kinderdorfleiter Dr. Klaus Esser Klaus Esser wurde der erste weltliche Lobbyarbeit für die Kinder- und Jugend- übergab nach 25 Jahren die Leitung des Leiter eines Bethanien Kinder- hilfe geprägt. Ende des letzten Jahres Bethanien Kinder- und Jugenddorfes dorfes. „In all den Jahren hat Klaus übernahm Dr. Klaus Esser den Vorsitz Schwalmtal an seine Nachfolgerin Frau Esser genau hingeschaut und Lücken des Bundesverbandes katholischer Julia Bartkowski. Er selber wechselt geschlossen“, erklärt Werner Langfeldt Einrichtungen für Erziehungshilfen in zur Mitte des Jahres in die Geschäfts- in seiner Laudatio. „Er ist ein Macher Deutschland (BVkE). Ferner ist er seit führungszentrale der drei Bethanien und Entwickler gleichermaßen. Daraus vielen Jahren als Autor für Fachbücher Kinderdörfer in Deutschland und löst sind viele neue Angebote entstanden.“ aktiv und gefragter Referent bei Veran- damit den bisherigen Geschäftsführer Ob Jugendwohngruppe, Wohngruppe für staltungen und öffentlichen Auftritten. Werner Langfeldt ab, der in den Ruhe- unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, „Dass mich Klaus Esser in der Geschäfts- stand geht. Familienzentrum oder Second-Handbou- führung aller drei Kinderdörfer ablöst, Bis zum Jahre 2000 wurden die Betha- tique: Der Kinderdorfleiter hat für die ist der daraus resultierende nächste nien Kinder- und Jugenddörfer vorwie- Entwicklung der Kinder und Jugendlichen Schritt“, so Werner Langfeldt. kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Das Neueste 19 Auch Julia Bartkowski, die neue Kinder- dorfleiterin des Kinderdorfes Schwalm- tal, ist in keine Unbekannte. Seit drei Jahren wirkte sie als Erziehungsleiterin auch koordinativ in der Leitungsebene des Kinderdorfes. Ihren Weg hat sie schon zum zweiten Mal ins Kinderdorf gefunden: Vor dem Studium der Sozial- arbeit und Sozialpädagogik absolvierte sie im Rahmen der Erzieherausbildung ihr Anerkennungsjahr im Kinderdorf. „Julia Bartkowski lebt Bethanien und bringt eine sehr gute Fachlichkeit mit“, betont Geschäftsführer Werner Langfeldt. „Ich bin sicher, dass sie einen ausge- zeichneten Job machen wird. Persönlich freue ich mich sehr darüber, endlich eine Frau auf der höchsten Leitungsebene begrüßen zu dürfen.“ Frau Bartkowski freut sich nicht nur auf die neuen Aufgaben, sondern bringt auch Ideen und Tatendrang mit. „Ähnlich wie Klaus Esser sehe ich die Notwendig- keit, weiterhin individuelle Schwerpunkt- konzepte in der Jugendhilfe zu schaf- fen“, sagt sie. „Wir brauchen nicht nur Möglichkeit A und B, sondern darüber hinaus individuelle Lösungen.“ Julia Bartkowski möchte weitere Hilfsange- bote für Kinder und Jugendliche schaf- fen, für die die schon angebotenen Strukturen nicht ausreichen. „Ich möch- te nicht, dass Kinder und Jugendliche durch das Raster fallen“, betont die Waldnielerin. „Es ist unsere Pflicht dafür zu sorgen, dass jedes Kind und jeder Jugendliche die Hilfe bekommt, die gebraucht wird, um gut ins Leben zu starten.“ Ann-Katrin Roscheck Frauenpower Wir laden schon jetzt herzlich ein zum Konzert des Willicher Pop-Rock-Musical- Chors zugunsten des Bethanien Kinderdorfes Schwalmtal am Samstag, 30.06.2018 um 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) in der Achim-Besgen-Halle in Schwalmtal-Waldniel. Karten (im Vorverkauf: 12 Euro, ermäßigt für Kinder bis einschließlich 14 Jahre: 6 Euro, an der Abendkasse 14 Euro/7 Euro) gibt es per E-Mail an karten@frauenpower- willich.de, beim Bürgerservice im Rathaus von Waldniel, Markt 20 (Tel.: 02163/946400) und im Sekretariat des Bethanien-Kinderdorfes, Ungerather Str. 1–15, Waldniel (Tel.: 02163/4902324). kidoblick Nr. 44 · 1/2018
20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien Bewegung Termine Runde Geburtstage Sr. Klarissa (Frankfurt): 22.03.18, 65 Jahre Wieder einmal haben Schwestern ihre Sr. Ruth (Schwalmtal): 19.05.18, Siebensachen gepackt. In Schwalmtal- 60 Jahre Waldniel gab es gleich vier Versetzungen: Sr. Sabina (Meckenheim): 20.05.18, Sr. Antonia ist im Februar aus gesund- 85 Jahre heitlichen Gründen nach Meckenheim Sr. Agnes (Bergisch Gladbach): gezogen. Sr. Ruth ist schon im Dezember 07.07.18, 60 Jahre aus den Niederlanden gekommen. Gemeinsam mit Sr. Anna-Maria und Sr. Ordensjubiläen Jordana wohnt sie jetzt in den Räumen Sr. Veronika und Sr. Brigitte (Mecken- Sr. Ruth, Sr. Jordana und Sr. Anna-Maria sind des früheren Brunnenhauses. „Jean- in Schwalmtal in das frühere Brunnenhaus heim) begehen ihr Diamantjubi- Joseph Lataste“ nennt sich die kleine gezogen läum: am 19.03.18 und 04.06.18. Gemeinschaft. Die drei arbeiten im Kinder- Allen Schwestern wünschen wir dorf, im Schwesternhaus, in der Kapelle Allen vieren wünschen wir Gottes Segen viel Glück und viel Segen! und in der Verwaltung. im neuen Zuhause! Komm mit nach Münster! In unseren Kinderdorfkapellen haben wir ziemlich viel Freiheit, so Gottesdienst zu feiern, wie es uns als Glaubensgemeinschaft festigt. Aber die Weltkirche scheint manchmal weit weg zu sein. Können wir da überhaupt irgendetwas mitbestimmen? Vom 09.–13. Mai findet in Münster der 101. deutsche Katholikentag statt, unter dem Motto „Suche Frieden“. Wir Dominikanerinnen von Bethanien werden wieder dabei sein, mit einem eigenen Stand, mit eigenen Liedern und mit viel Begeisterung. Sr. Jordana und Reinhard Horn werden noch einmal mit unseren Kindern ein Kinder- rechte-Konzert veranstalten. Denn so viel ist sicher: Kirche lebt von uns allen, von jeder und jedem Einzelnen. Und wer sich einbringt, der kann auch etwas bewegen. Komm und such mit uns den Frieden! Sieh mal an Das höchste Entscheidungsgremium unserer Gemein- schaft ist das Generalkapitel. Es kommt alle sechs Jahre zusammen und besteht aus Abgeordneten, die von allen Schwestern gewählt werden. Diese Delegierten bearbei- ten die Sachthemen, die auch von allen Schwestern ein- gebracht werden können, und sie wählen die neue Lei- tung. Die Wahl findet schriftlich statt, die beiden jüngsten Schwestern fungieren als Stimmprüferinnen. Diese Auf- nahme stammt vom Generalkapitel 2017: Sr. Katharina ist schon zur neuen Generalpriorin gewählt und hat den Vorsitz über die Wahl der Ratsschwestern übernommen. (v.l.n.r.: Sr. Hannah, Sr. Katharina, Sr. Hellena) kidoblick Nr. 44 · 1/2018
Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien 21 Warum geloben Ordensleute Gehorsam? Häufig werden wir gefragt, was das mit Stimme nicht immer so klar zu hören. unserem Gehorsamsgelübde soll. Wir leben Wenn ich Ihn anders verstehe als meine doch in einer Demokratie, Mitbestimmung Generalpriorin, dann gehen wir davon aus, ist angesagt. Wie kann man sich da frei- dass Er im Zweifelsfall durch die Ordens- willig in ein System begeben, in dem der oberen spricht. Daher muss ich schon eine über den anderen zu bestimmen hat? ziemlich gute Argumente haben, wenn ich z. B. eine Versetzung ablehnen will. Ich finde diese Frage sehr berechtigt. „Keine Lust“ zählt nicht. Wenn meine älteren Mitschwestern mir erzählen, wie sie unsinnige Dinge tun Aber auch unsere Generalpriorin fällt ja mussten, einfach nur um ihre Demut zu nicht vom Himmel. Im Dominikanerorden beweisen, dann weiß ich nicht, ob ich in wird die Leitung demokratisch gewählt, einem solchen Orden hätte leben können. die Generalleitung durch Abgeordnete. Bei der Ewigen Profess machen die Ordens- Dann bin ich froh, dass sich die Zeiten und Alle Schwestern nach dem Noviziat kön- leute die „Venia“. Sie ist das Zeichen der auch unser Verständnis von Gehorsam nen wählen, die Ämter sind zeitlich Hingabe: die Schwestern machen sich zum geändert haben. begrenzt. Und nach ihrer Amtszeit ist Weg für Gott selbst die Generalpriorin wieder eine ganz Unter Gehorsam verstehen wir unser normale Schwester. der Führung beteiligt werden und Verant- gemeinsames Hören auf den Willen wortung übernehmen. Gottes. Um Ihn und Sein Reich geht es Ich kann mir kein besseres System vor- uns ja schließlich. Leider ist Gottes stellen, um sicherzustellen, dass alle an Sr. Barbara, BGL-Refrath „Nicht vom Brot allein“ Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde, über den Himmel breitest du deine Hoheit aus. Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen. Seh’ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Psalm 8, 1 – 5 „Ich bin schwanger – und Du bist nicht der Vater.“ Welcher Mann würde sich wohl über Auf ein Wort diesen Satz freuen? Welcher Mann würde seine Verlobte nach einem solchen Satz noch heiraten? Da müsste schon viel Liebe im Spiel sein – und sicher auch Mitleid mit einer jungen Frau, die in Schwierigkeiten ist. Trotzdem bleibt es ungewöhnlich: warum tut einer sowas? In der Bibel heißt es, Gott habe nachgeholfen. Josef wollte seine Maria verstoßen, als sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt. Das hätte für sie und das ungeborene Kind wohl den sicheren Tod bedeutet. Doch im Traum spricht ihm Gott Mut zu: „Fürchte dich nicht! Nimm Maria und das Kind an!“ Josef wird nicht nach seiner Meinung gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Und doch ist er keine willenlose Marionette im Plan Gottes. Genau wie vorher seine Maria lässt er sich freiwillig auf eine ungewisse Aufgabe ein. Gott braucht Josef als Beschüt- zer und Adoptivvater seines Sohnes. Ohne Josef hätte Jesus keine Chance gehabt. In Bethanien lieben wir diesen Josef, der sich schützend vor das ungeborene Kind und seine Mutter stellt. Und wir stehen staunend vor diesem Gott, der sich immer wieder Die Dominikanerinnen von Bethanien verehren den heiligen Josef besonders, weil er sich zum von uns Menschen abhängig macht, der immer wieder unsere Zustimmung einholt. Gott Beschützer von Maria und ihrem ungeborenen will uns frei und selbstbestimmt, sogar und gerade, wenn er um unsere Mitarbeit an Kind gemacht hat seinem Plan wirbt. Sr. Barbara, BGL-Refrath
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