Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
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Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: Best Practices Schlagwörter wie «Nachhaltigkeit» oder «Nachhal- ternehmen enorm wichtig, dennin der nur so Schweiz kann erkannt tige Entwicklung» sind heute weit verbreitet und als werden, was einem wie nützt. Leitmotiv in Politik, Wirtschaft und für private Hand- lungen nicht mehr weg zu denken. Diese Definition In vielen Unternehmen haben Konzepte wie Corpo- an sich ist jedoch für eine konkrete Anwendung in rate Social Responsibility (CSR), manchmal auch Unternehmen unzureichend. Es gibt deshalb ver- kurz Corporate Responsibility (CR) genannt, Corpo- schiedene Versuche, den theoretischen Begriff auf rate Citizenship, Sustainability Management, Unter- den Alltag herunterzubrechen. Meist wird unter nehmensethik, bzw. werteorientierte Unternehmens- Nachhaltiger Entwicklung eine globale, langfristig führung oder Stakeholder Management Einzug orientierte ökonomische, soziale und ökologische gehalten. Sie stellen den Versuch dar, das Konzept Entwicklung verstanden. Nachhaltigkeit an sich ist der Nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen dann das Ziel. Wirtschaftlich können Länder nur brauch- und anwendbar zu machen. Obwohl die dann prosperieren und wettbewerbsfähig bleiben Konzepte eine andere gedankliche Herkunft aufwei- (bzw. werden), wenn dies im Gleichgewicht mit der sen und verschiedene Schwerpunkte setzen, haben sozialen und ökologischen Entwicklung geschieht. sie alle gemeinsam, dass Unternehmen als Teil der Gesellschaft gesehen werden und demnach soziale In Unternehmen benötigt man gut ausgebildete und ökologische Aspekte in die Unternehmensfüh- und motivierte Mitarbeitende um den Umsatz zu rung und -Aktivitäten integriert werden. steigern. Durch Ressourcenreduktion (Strom, Mate- rial) sparen Unternehmen Kosten. Aspekte, die eine Die Forschung nimmt sich seit ein paar Jahren ver- nachhaltige Entwicklung erschweren (wie bspw. Kli- mehrt diesen Themen an. Eine allgemein gültige De- mawandel, Armut, alternde Bevölkerung etc.), sind finition der Nachhaltigkeit für Unternehmen sowie de- Treiber für neue Märkte. Die integrative Betrachtung ren konkrete Umsetzung gibt es aber nicht. Vielleicht der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ist für Un- ist auch die Suche nach allgemeinen Lösungsansät-
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: Best Practices in der Schweiz Eine Publikation von Öbu und BSD AG
VORWORT Es lockt das schnelle Geld. Doch langfristig ist der Erfolg nur dann gesichert, wenn er nachhaltig erwirtschaftet wird; gegenüber Menschen, Umwelt und Märk- ten. Besonders wirkungsvoll wird so ausgerichtetes Unternehmertum dann, wenn das nachhaltige Handeln glaubwürdig umgesetzt und transparent gemacht wird. Transparenz und Glaubwürdigkeit sind zwei wesentliche Schlüsselfaktoren; sie schaffen Vertrauen und fördern die Akzeptanz. Dabei gehört in einder heutigen Medien-Gesellschaft auch dazu, dass offen und nachvollziehbar über das um- welt- und gesellschaftspolitische Engagement eines Unternehmens berichtet wird, getreu dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber!“ Der Mehrwert des Produktes, vielleicht auch der höhere Preis deswegen, muss dargelegt werden. Immer mehr Schweizer Unternehmen haben in den letzten Jahren visionär erkannt, dass Nach- haltigkeit in der Produktion nicht nur Mitarbeiter- und Kundenbindungen erhöht, sondern langfristig auch imagefördernd und gewinnbringend ist.
In der vorliegenden Publikation werden Best Practices dargestellt. Hier werden Er- folgsfaktoren für eine glaubwürdige Berichterstattung und die positiven Auswir- kungen der Reportingprozesse auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dargestellt. Sie zeigen auf, dass nachhaltige Produktion sowie transparente und glaubwürdige Präsentation zu einer eigentlichen win-win-Situa- tion führen – für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Doris Leuthard Bundesrätin Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements
Worum es geht. Was ist Nachhaltigkeitsreporting? SEITE 6 1 Wozu es dient. Welches ist der Nutzen für das Unternehmen? SEITE 10 2 Wie es gut wird. Faktoren für erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting SEITE 15 3 Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit SEITE 17 A Zielgruppenorientierung und Balance zwischen Emotion und Ratio SEITE 24 B Einbezug von Anspruchsgruppen SEITE 29 C Position und Wirkung im Unternehmen SEITE 33 D Ziele, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven SEITE 37 E Richtlinien und externe Prüfung SEITE 42 F Wie es weiter geht. Ein Blick in die Zukunft SEITE 47 4 Zusammenfassung SEITE 49 5 Zur Publikation SEITE 52 Sponsoren SEITE 54 Empfohlene weiterführende Links und Literatur SEITE 56 Herausgeberinnen SEITE 58
Worum es geht. Was ist Nachhaltigkeitsreporting? Definition Brundtland- Bericht, 1987: «Nachhaltige Entwicklung bezeichnet eine Entwicklung, welche den Bedürf- nissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.» Schlagwörter wie «Nachhaltigkeit» oder «Nachhal (bzw. werden), wenn dies im Gleichgewicht mit der tige Entwicklung» sind heute weit verbreitet und als sozialen und ökologischen Entwicklung geschieht. Leitmotiv in Politik, Wirtschaft und für private Hand- lungen nicht mehr wegzudenken. Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit sind allgemein bekannt. Profes- Diese Definition an sich ist jedoch für eine kon- sionelles, auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Han- krete Anwendung unzureichend. Es gibt deshalb deln lohnt sich. Unternehmen benötigen gut aus- verschiedene Versuche, den theoretischen Begriff gebildete und motivierte Mitarbeitende, um den auf den Alltag herunterzubrechen. Meist wird unter Umsatz zu steigern. Durch Ressourcenreduktion Nachhaltiger Entwicklung eine globale, langfristig (Strom, Material) sparen Unternehmen Kosten. As- orientierte, ökonomische, soziale und ökologische pekte, die eine nachhaltige Entwicklung erschweren Entwicklung verstanden. Nachhaltigkeit an sich ist (wie z. B. Klimawandel, Armut, alternde Bevölkerung dann das Ziel. Wirtschaftlich können Länder nur etc.), sind Treiber für neue Märkte. Die integrative dann prosperieren und wettbewerbsfähig bleiben Betrachtung der drei Dimensionen der Nachhaltig-
Drei-Dimensionen-konzept NORD sozial gENERATION gENERATION hEuTE mORgEN ökologisch ökonomisch SüD/OST • Quelle: in Anlehnung an Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Raumentwicklung ARE 7
keit ist für Unternehmen enorm wichtig, denn nur so Die Forschung nimmt sich seit ein paar Jahren ver- kann erkannt werden, was einem wie nützt. Durch mehrt diesen Themen an. Eine allgemeingültige die konsequente Wahrnehmung ökologischer, öko- Definition der Nachhaltigkeit für Unternehmen so- nomischer und sozialer Verantwortung können die wie für deren konkrete Umsetzung gibt es aber nicht. Unternehmen dreierlei Mehrwert schaffen. Sie kön- Vielleicht ist auch die Suche nach allgemeinen Lö- nen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und hel- sungsansätzen schon verfehlt, da jedes Unterneh- fen gleichzeitig mit, eine auf lange Sicht lebenswerte men einzigartig ist und damit individuelle Lösungen Zukunft für Mensch und Umwelt zu gestalten. entwickeln, seine eigene Rolle klären und kommuni- zieren muss. In vielen Unternehmen haben Konzepte wie Corpo- rate Social Responsibility (CSR), manchmal auch Unterstützend wirkt dabei die Nachhaltigkeitskom kurz Corporate Responsibility (CR) genannt, Corpo- munikation. Mit Nachhaltigkeitskommunikation wird rate Citizenship, Sustainability Management, Unter- der Verständigungsprozess beschrieben, in dessen nehmensethik bzw. werteorientierte Unternehmens- Mittelpunkt das Leitmotiv einer Nachhaltigen Ent- führung oder Stakeholder Management Einzug wicklung steht. Es geht dabei um die Auseinander- gehalten. Sie stellen den Versuch dar, das Konzept setzung mit Argumenten, Handlungsoptionen oder der Nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen Positionen zu einer gesunden gesellschaftlichen brauch- und anwendbar zu machen. Obwohl die Entwicklung aus ökonomischer, ökologischer und Konzepte eine andere gedankliche Herkunft aufwei- sozialer Perspektive. Diese Perspektiven werden von sen und verschiedene Schwerpunkte setzen, haben den Individuen in der Gesellschaft unterschiedlich sie alle gemeinsam, dass Unternehmen als Teil der wahrgenommen und interpretiert. Die Verständigung Gesellschaft gesehen werden und demnach soziale darüber findet zwischen verschiedenen Akteuren und ökologische Aspekte in die Unternehmensfüh- und zu unterschiedlichsten Themen statt. Unterneh- rung und -aktivitäten integriert werden. men, Politik, Nichtregierungsorganisationen, Indivi-
1 ROCHE: «Der Lernprozess bezüglich Nachhaltigkeit im Unternehmen ist nie abge- schlossen. Das Wichtige ist, dass man sich über den Stand des Unterneh- mens im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung bewusst ist und darüber kommuniziert.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting duen und Bildungsinstitutionen: sie alle wirken an tigkeitsberichterstattung eine um ökologische, so- diesem Lernprozess auf verschiedene Art und Weise ziale und gesamtwirtschaftliche Aspekte erweiterte mit und legen damit die Basis für ein Weiterkom- Geschäftsberichterstattung. Die dadurch geschaf- men. Der Lernprozess birgt enorme Chancen: für fene Transparenz ermöglicht es den verschiedenen Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt. Anspruchsgruppen, sich ein ganzheitliches Bild des Unternehmens zu machen. Die Informationen kön- Die Nachhaltigkeitsberichterstattung (engl. Sustain nen mit verschiedenen Mitteln dargestellt werden. ability Reporting) ist Teil der Nachhaltigkeitskom- Bisher am meisten verbreitet haben sich die Inte- munikation, wobei die Grenzen nicht immer genau gration in den Geschäftsbericht, das Erstellen eines gezogen werden können. Nachhaltigkeitsberichter- eigenständigen Nachhaltigkeitsberichtes sowie die stattung bedeutet die Gewährleistung der Rechen- Bereitstellung von entsprechenden Informationen schaft (engl. Accountability) für Unternehmensak- auf der Unternehmens-Website. In der Nachhaltig- tivitäten unter der Perspektive der Nachhaltigkeit. keitsberichterstattung selbst sind auch die besten Mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen Un- Unternehmen noch weit entfernt davon, «perfekt» ternehmen in regelmässigen Abständen ihre Rolle, zu sein. Sie sehen das Ganze als Lernprozess und Position und Leistung bezüglich einer Nachhaltigen sind überzeugt, dass sie als gesamtes Unternehmen Entwicklung vor. Vereinfacht gesagt ist die Nachhal- profitieren können. Der Weg ist das Ziel.
Wozu es dient. Welches ist der Nutzen für das Unternehmen? BAER: «Wir sind Teil der Probleme, also wollen wir auch Teil der Lösungen sein.» Stephan Baer, präsident und ceo Die Gründe dafür, einen (ersten) Nachhaltigkeitsbe- von Nachhaltigkeitsthemen in die Geschäftsbericht- richt zu erstellen, sind vielfältig: Sei es als Mittel zur erstattung. Schweizer Unternehmen sind frei darin, Manifestierung einer Differenzierungsstrategie, für wie sie das Thema angehen wollen. Dies bietet eine die Gewinnung neuer Mitarbeitender, aufgrund von Chance zur Profilierung und grossen Raum für eige- Druck seitens InvestorInnen oder KundInnen, zur Si- ne Ansätze und Kreativität. cherung des Images oder aus dem Wunsch heraus, das Unternehmen aus einer ganzheitlichen und aus Der Marktwert eines Unternehmens hängt immer gewogenen Perspektive vorzustellen, um seine Zu mehr von immateriellen Faktoren wie der Reputation kunftsfähigkeit zu demonstrieren oder einfach aus ab. Der Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung Verantwortungsgefühl heraus. ist massgeblich mit immateriellen Werten wie Life- style, Marke, Identifikation oder Vertrauen verbunden. In Frankreich, Deutschland, England, den Nieder- landen und in den Skandinavischen Ländern sind Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt Unter- Unternehmen bereits gesetzlich verpflichtet, über nehmen beim langfristigen Aufbau von Vertrauen ihre sozialen und ökologischen Risiken zu berichten. gegenüber externen und internen Anspruchsgrup- Die EU diskutiert eine grundsätzliche Integration pen. 10
Nachhaltigkeitskommunikation im Unternehmen 2 Dialoge und Lernprozesse mit Anspruchsgruppen Nachhaltigkeitsbericht bzw. Formelle /informelle integrierter Geschäftsbericht Bildung Lieferantenmanagement: Interne Kommunikation Kommunikation über (z. b. zur Durchsetzung die gesamte Wert- eines Verhaltenskodexes) schöpfungskette Medieninformationen zum Umgang mit Kundeninformation spezifischen Themen Marketing • Quelle BSD AG 11
Sie führt daher häufig zur: Neben der Reduktion von Risiken können aber auch Chancen im Umfeld der nachhaltigen Entwicklung Stärkung von Kunden- und Lieferantenbezie- besser wahrgenommen werden. Dies wird möglich hungen durch: Erreichung und Beibehaltung einer «license- to-operate» vonseiten der Gesellschaft Früherkennung veränderter Bedürfnisse und Sicherung/Verbesserung der Ressourcenerhält- Ansprüche lichkeit (bspw. Mitarbeitende, Kapital) Identifikation neuer Möglichkeiten und Inno- erhöhten Kompromissbereitschaft der An- vationen (kompetitive Vorteile) bezüglich Tätig- spruchsgruppen (bspw. schnellere/einfachere keiten durch die gezielte Aufnahme von Infor- Bewilligungsverfahren, weniger Einsprachen) mationen aus dem Umfeld Differenzierung von anderen Unternehmen In einer global vernetzten Welt sind Risiken vielfältig und schwierig zu überschauen. Nachhaltigkeitsre Weiter kann das Nachhaltigkeitsreporting Nutzen in porting hilft, die Risiken zu verringern. Dies geschieht folgenden unternehmensinternen Bereichen bieten: durch: in der Motivation, Information und Sensibilisie- Früherkennung problematischer Themen, rung von Mitarbeitenden welche Einfluss auf den Geschäftserfolg, ins in der vereinfachten Kommunikation über besondere auch auf das Image haben die Funktionsbereiche hinweg vorzeitige Identifikation von aktuellen und im Anreiz, innerbetriebliche Strukturen und potentiellen Risiken Abläufe zu überprüfen bzw. zu verbessern 12
2 in der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeits- managements in der positiven Beeinflussung interner Informa- tions- und Steuerungsprozesse und zur Unter- stützung des strategischen Managements Alles in allem kann sich die Nachhaltigkeitsbericht- erstattung in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit und einer Sicherung oder Festigung der Marktposi tion manifestieren. Um diese Vorteile nutzen zu kön- nen, muss die Berichterstattung glaubwürdig und authentisch sein. Was es sonst noch zu beachten gilt, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln über die Erfolgsfaktoren. Werden diese befolgt, stehen die Chancen gut, grossen Nutzen zu generieren. 13
«Andreas Waespi works for sustainability.» CEO, Bank Coop 14
Wie es gut wird. 3 Faktoren für erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting Nachhaltigkeitsberichterstattung ist nicht gleich Nachhaltigkeitsreporting gestaltet sich in jedem Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die im letzten Ka- Unternehmen etwas anders, umfasst in etwa aber pitel erwähnten Nutzenfunktionen kommen mehr die folgenden zehn Schritte: oder weniger zum Tragen, je nachdem wie die Berichterstattung konzipiert und umgesetzt wird. 1 Entwicklung einer Vorstellung für die eigene Aus Unternehmenssicht ist es wichtig, dass mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung Berichterstattung nicht «nur» Verantwortung wahrge 2 Kick-off-Meeting im eigenen Betrieb mit einem nommen und einfach eine zusätzliche Publikation kleinen Team (zu klärende Fragen: wer, was, wie, erstellt wird, sondern dass auch die Wirtschaftlich wofür, auf welchen Grundlagen basierend?) keit sichergestellt wird. Das heisst, dass mit den 3 Erstellung eines Aktionsplans für die Vorge gegebenen Investitionen das optimale Resultat er- hensweise reicht wird oder mit dem gegebenen Output der 4 Identifikation der Anspruchsgruppen und Aufwand minimiert wird. Natürlich kann der Nutzen Themen im Nachhaltigkeitsbereich (wie bei Kommunikationsmitteln allgemein) nicht 5 Bestimmung der wesentlichen Themen, über exakt beziffert werden. Eine Minimierung des Inputs die berichtet wird, sowie des Reportingumfangs ist möglich, sollte jedoch nicht zulasten der Glaub- und der Grenzen würdigkeit gehen. Viel Spielraum ist hingegen bei 6 Erfassung der Indikatoren, welche in die Be- der Maximierung des Outputs vorhanden. richterstattung einfliessen sollen (am besten Integration in bestehende Prozesse) sowie laufendes Monitoring 15
7 Wahl der geeigneten Kommunikationsmittel 8 Fertigstellung der Berichterstattung (oft auch in Form eines Berichts) 9 Externe Prüfung des Inhalts 10 Sicherstellung des laufenden Verbesserungs- prozesses Um die Glaubwürdigkeit und schliesslich die Wirt- schaftlichkeit der Berichterstattung zu steigern, wer- den im Weiteren die wichtigsten Erfolgsfaktoren er- läutert. Dabei sind prozessuale (z. B. Definition und Einbezug der Anspruchsgruppen, Integration in Un- ternehmensstrategie und –kommunikation, Orien- tierung an Richtlinien), inhaltliche (Themenauswahl und ihre Gewichtung, Zieldefinitionen) und formale (Ausrichtung auf Zielgruppen, Emotionalisierung und Wahl der Kommunikationsmittel) Erfolgsfaktoren voneinander zu unterscheiden. Die meisten Faktoren können sowohl zur Optimierung der Wirksamkeit als auch zur Senkung des Aufwandes beitragen. 16
Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit 3 A Über welche Themen muss Bericht erstattet wer- Tätigkeit beeinflusst und/oder beeinflussen kann den? Die Auswahl ist wohl der schwierigste aber auch und wo in diesem Kontext seine strategischen sowie wichtigste und interessanteste Teil der Berichterstat- finanziellen Chancen und Risiken liegen. Die Gesamt tung. Am besten überlegt man sich dies bereits im sicht ist hier also gefragt. Die wesentlichen Themen Management (mehr dazu in Kapitel D). Ein Anschnei für das Reporting ergeben sich einerseits aus den den aller Themen im Nachhaltigkeitsbereich ist nicht bestimmten Impacts in den drei Bereichen der Nach nur überflüssig, sondern verwirrt die LeserInnen. Das haltigkeit und andererseits aus dem Potenzial, die Reporting soll sich vielmehr auf die wesentlichen Wahrnehmung der Anspruchsgruppen positiv be- Themen/Indikatoren konzentrieren. Diese zeichnen einflussen zu können. Die Liste der wesentlichen sich durch folgende Merkmale aus: Themen muss für jeden Bericht überdacht und ev. neu bestimmt werden. Da sich der Kontext laufend sie geben signifikante ökonomische, ökolo ändert, ist Prozessdenken gefragt. gische und soziale Impacts wieder sie beeinflussen die Beurteilung und Ent- Stakeholder möchten oft mehr wissen, als dem scheidung von Anspruchsgruppen substanziell Unternehmen wesentlich scheint. Um trotzdem auf interessierte Anspruchsgruppen eingehen zu kön- Um die massgeblichen Einflüsse auf die Nachhal- nen, ohne weniger «relevante» Themen in den Be- tige Entwicklung zu bestimmen, muss ein Unterneh- richt aufzunehmen, können für bestimmte Gruppen men verstehen, in welchem Nachhaltigkeitskontext andere Formen von Kommunikation in Betracht ge- es steht bzw. welche Issues (Themen) es mit seiner zogen werden wie z.B. Stakeholder-Dialoge oder 17
Wesentlichkeitsmatrix rio n ät sp me rit ht he Einfluss auf die einschätzungen und ric T entscheidungen der stakeholder Be he e lic tiv ent re wes la un T we he se me nt n lic he Bedeutung der ökonomischen, ökologischen und sozialen/gesellschaftlichen auswirkungen • Quelle: Global Reporting Initiative 18
3 A Migros: «Am Anfang haben wir alle Themen gleichwertig abgedeckt. Das hat jedoch niemand gelesen. Deshalb fokussieren wir uns jetzt stärker auf unser Sorti- ment, wo wir die grösste Wirkung erzielen können.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie flumroc: «Für die Produktion benötigen wir viel Energie, andererseits ist die energe- tische Amortisation von Flumroc-Produkten ausgezeichnet. Deshalb fokus- sierten wir uns in der Berichterstattung zu Beginn vor allem darauf.» Kurt Frei, direktor Ergänzungen auf der Website. Wesentliche Themen Qualitativ gute Berichte zeigen die Überlegungen dürfen aber aufgrund der Vollständigkeit auf keinen eines Unternehmens im Bezug auf den gewählten Fall ausgeklammert werden. Natürlich treten dies- Fokus auf. Damit demonstriert ein Unternehmen, bezüglich auch Grenzen auf. Sind beispielsweise dass es seine Rolle in der Nachhaltigen Entwicklung Lieferanten (und deren Lieferanten) für die wesent- versteht und auf die wesentlichen Punkte fokussie- lichen Auswirkungen verantwortlich, müsste deren ren kann. Dazu benötigt es etwas «Mut zur Lücke». Performance im Sinne der gesamten Lebenszyklen Das ist in der Regel kein Problem, solange plausibel ebenfalls in die Berichterstattung einbezogen wer- begründet werden kann, weshalb man was stärker den. Dies stellt Unternehmen (insbesondere solche gewichtet. mit kleiner Marktmacht) vor grosse Herausforde- rungen. 19
Geberit: «Wir haben in einer Lebenszyklusanalyse festgestellt, dass bei unseren Pro- dukten der Hauptteil der Ressourcen (insbesondere Wasser) während der Gebrauchsphase anfällt. Da unsere Hebelwirkung dort am grössten ist, kon- zentrieren wir uns darauf, die Umweltbelastung vor allem dort zu verringern. Dies bilden wir im Nachhaltigkeitsbericht entsprechend ab.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit Eine solide Reputation aufzubauen, dauert lange. kontraproduktiv auswirken kann. Um die Glaubwür- Sie kann jedoch schon innert kurzer Zeit wieder rui- digkeit zu halten, kann ohne Weiteres auch kommu- niert werden. Dies liegt nicht immer ausschliesslich niziert werden, dass man in diesem oder jenem Be- an fehlbarem Verhalten eines Unternehmens, son- reich noch Schwierigkeiten hat oder Zielkonflikte dern oft an mangelnder Transparenz, ungenügender zwischen den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Kommunikation oder zu wenig Glaubwürdigkeit. Ge- bestehen. Oft sind die Probleme vielschichtig und rade heikle Themen werden in der Öffentlichkeits- nicht einfach zu lösen. Verständnis bei Zielgruppen arbeit häufig ausgeklammert. «Es soll nur das Posi- kommt eher auf, wenn man offen über Probleme tive dargestellt werden», glauben Viele. Fachleute informiert und sie nicht verschweigt. durchschauen diese Taktik jedoch schnell, was sich 20
Roche: «In der heutigen, global vernetzten Gesellschaft kommt alles früher oder 3 A später sowieso raus. Daher sollte man von Anfang an transparent kommuni- zieren und mögliche Probleme oder Widersprüche offen diskutieren. Um für ein solches Vorgehen intern Akzeptanz zu schaffen, sollte man vor allem die Verbindung einzelner Themen mit dem Unternehmenswert aufzeigen.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting Das Vorgehen von Roche für die Bestimmung der wesentlichen Themen sieht wie folgt aus: Identifizierung wesentlicher Nachhaltigkeits- themen anhand unseres Geschäftsmodells und der Erwartungen unserer Hauptanpruchs- gruppen Analyse des Zusammenhangs zwischen diesen Themen und unserem wirtschaftlichen Erfolg Ausarbeitung wesentlicher Leistungsindikatoren für den Geschäftsbericht 21
Beispiel Flumroc, wesentliche Themen im Bereich der Ökologie: hoch energievebrauch treibhauseffekt tief betroffenheit von flumroc überdüngung übersäuerung sommersmog wasserverbrauch sonderabfall siedlungsabfall tief umweltpolitische priorität hoch 22
3 A CHECKLISTE: 1 Verbindung zwischen Unternehmensaktivitäten und Nachhaltiger Entwicklung herstellen (Kontext) 2 Wesentliche Themen erörtern und bestimmen 3 In der Berichterstattung: den Kontext und die Auswahl erläutern, beziehungsweise begründen 23
Zielgruppenorientierung und Balance zwischen Emotion und Ratio baer: «Das Wichtigste bei der Berichterstattung ist, dass sie wahrgenommen wird.» Stephan Baer, präsident und ceo An wen richten wir uns mit der Nachhaltigkeitsbe- mit nur eine kleine Zielgruppe anspricht. Auf der richterstattung? Was sind unsere Kommunikations- anderen Seite werden pauschale PR-Berichte ge- ziele? Welches sind die Kernbotschaften, die wir mit- schrieben, welche wenig aussagekräftig sind. teilen wollen? Zentrale Zielgruppen können für ein Unternehmen Der Versuch, mit einem Bericht alle Anspruchsgrup- wertvoll sein, wenn sie richtig informiert werden; so pen zufriedenzustellen, endet meist darin, dass am z. B. folgende: Schluss niemand ausreichend zufrieden ist. Die In- halte der Berichterstattung müssen zielgruppenge- InvestorInnen im Allgemeinen interessieren recht aufbereitet werden (Themenwahl, Kommunika sich primär dafür, wie Nachhaltigkeitsthemen tionsmittel, Sprachstil und -versionen etc.). in die Strategie und Zukunftsperspektiven des Unternehmens passen. «Werden die richtigen Die Kommunikationskanäle sollen auf die Empfänger Themen ausgewählt und aufbereitet? Werden Innen abgestimmt sein. Bisher dominiert ein Nach- die unternehmerischen Chancen (insbesondere haltigkeitsreporting, das auf Nachhaltigkeitsanalys- bezüglich neuer Märkte) aus der Nachhaltigen ten und ein Fachpublikum ausgerichtet ist, und da- Entwicklung erkannt und genutzt? Minimiert die 24
3 B Firma die Risiken, die sich aus den Problemen einem Artikel animieren können. ergeben, welche eine Nachhaltige Entwicklung LieferantInnen und GeschäftspartnerInnen behindern?» möchten wissen, mit wem sie Geschäfte tätigen Potenziellen und aktuellen Mitarbeitenden wird und auf welche Risiken sie gefasst sein müssen, immer wichtiger, wie sich das Unternehmen zu aber auch, welche Chancen sich künftig für sie Themen der Nachhaltigen Entwicklung stellt. eröffnen können. «Verhält sich das Unternehmen entsprechend Nichtregierungsorganisationen (NGO) möchten meinen Werten? Will ich für dieses Unterneh- je nach Themenfokus wissen, wie ein Unterneh- men arbeiten?» men seine Verantwortung wahrnimmt. KundInnen oder KonsumentInnen möchten sich in kurzer Zeit informieren können. «Entspricht Die Intentionen eines Unternehmens müssen ver das Unternehmen meinen Anforderungen? standen, akzeptiert und respektiert werden, wenn Kann ich ihm vertrauen?» die Firma erfolgreich und zukunftsfähig sein will. Die Die Öffentlichkeit und Behörden möchten wis- Unternehmenskommunikation sollte deshalb aus- sen, was Unternehmen in ihrer Region tun und gehend vom Wissensstand, dem Verhalten und den wie sie ihre Verantwortung für das unmittelbare Bedürfnissen der Zielgruppen erfolgen. Tut sie dies Umfeld wahrnehmen. nicht oder zu wenig klar, ruft dies Misstrauen hervor. Medien möchten Inputs für News. Mit einem Gerade im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung Bericht alleine ist es in diesem Fall jedoch nicht tauchen komplexe Themen und Sachverhalte auf, getan. Vielmehr müssen kreative Mittel gefun- die schwierig zu kommunizieren sind. Die Kunst be- den werden, um auf aktuelle Themen aufmerk- steht darin, die komplexen Zusammenhänge so dar sam zumachen. Ein Nachhaltigkeitsbericht bie- zulegen und zu vereinfachen, dass sie verstanden tet einen Fundus an Informationen, welche – werden. geschickt aufbereitet – die JournalistInnen zu 25
migros: «Wir sprechen Nachhaltigkeitsthemen im Nachhaltigkeitsbericht, im Ge- schäftsbericht, in speziellen Kundenmagazinen sowie auf unserer Website an.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie Das Internet spielt eine immer zentralere Rolle, weil Medienarbeit/PR es massgeschneiderte Outputs («the right mix of Broschüre über Leistungen im Bereich information in the right format at the right time») Nachhaltigkeit am Point of Sale sowie das Aufzeigen von Zusammenhängen, Syner- Kunden-/Mitarbeiterzeitschrift gien und Konflikten zwischen den Nachhaltigkeits- Investorenpräsentationen, Road Shows dimensionen ermöglicht (Hyperlinks). Um jedoch Wettbewerbe, Online-Quiz gewisse Gruppen nicht schon von vornherein auszu- etc. schliessen, ist es für bestimmte Unternehmen sinn- voll, die Berichterstattung (zumindest auszugsweise) Die Grenze zur Nachhaltigkeitskommunikation im auch in gedruckter Form bereitzustellen. Allgemeinen ist dabei fliessend. Integriert man Infor mationen über das nachhaltige Engagement in die Für Nachhaltigkeitsthemen sind folgende Gefässe schon bestehenden Informationskanäle, reduziert geeignet: sich der Aufwand. Aber auch die Glaubwürdigkeit erhöht sich, wenn die Thematik ins «Daily Business» Geschäftsbericht aufgenommen wird und sich als roter Faden durch Nachhaltigkeitsbericht die Unternehmenskommunikation zieht. Kurzversionen Nachhaltigkeitsbericht (Ausführliches nur über Website) 26
3 B bank coop: «Die Emotionalisierung darf auf keinen Fall vernachlässigt werden! Sie weckt bei Vielen die Neugierde auf den Inhalt. Insbesondere bei einem separaten Nachhaltigkeitsbericht kann man diesbezüglich gut fokussieren.» Hansjörg Ruf, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit roche: «Es ist eine schmale Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Emo- tionen. Wichtig ist, dass das Ergebnis zum Unternehmen und zur Zielgruppe passt.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting Über emotionale, ästhetische und symbolische Kom haltigkeit geht – sind je nach Zielgruppe oft kom- munikationsformen werden mehr Menschen direkter plex und schwer verständlich. Die Kunst besteht angesprochen. Eine emotionalisierende Nachhaltig- darin, die Zielgruppen durch emotionale Elemente keitsberichterstattung verfügt je nach Zielgruppe zum Zuhören, Lesen oder vielleicht sogar Handeln über handlungsmotivierende Kräfte (insbesondere zu bewegen, ohne aber dabei an Glaubwürdigkeit wenn positive Emotionen hervorgerufen werden). einzubüssen. Um die sachlichen, zum Teil auch etwas trockenen Inhalte spannender vermitteln zu können, kann man sich emotionaler Kommunikationsformen wie Bilder, Statements oder auch eines anderen Schreibstils (beispielsweise in Form einer Geschichte) bedienen. Sachinhalte – insbesondere wenn es um die Nach- 27
CHECKLISTE: 1 Zielgruppe(n) definieren 2 Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten und mit passenden emotionalen Elementen ergänzen 3 Unter dem Gesichtspunkt der Glaubwürdigkeit betrachten und gegebenenfalls anpassen 4 Optimale Kommunikationskanäle auswählen 28
Einbezug von Anspruchsgruppen 3 C Kommunikation soll auch bezüglich Nachhaltigkeit richterstattung entgegenwirken bzw. verhindern, dass nicht einseitig, sondern, wo möglich, interaktiv ge im Nachhinein Krisenkommunikation nötig wird. staltet sein (mitwirkungsorientierte Kommunikation). Solche Elemente können in den Berichterstattungs- Anspruchsgruppen haben oft das Problem der prozess einfliessen. Die Zielgruppen der Berichter- Überinformation. Indem man sie frühzeitig in den stattung bzw. die Anspruchsgruppen (Stakeholder) Prozess einbezieht, weiss man, welches die ge- eines Unternehmens sind damit nicht «nur» Emp- wünschten Infos sind. Auch kann damit die Be- fänger von Informationen, sondern werden auch achtung des Berichts erhöht werden, schenken massgeblich in die Gestaltung der Kommunikation doch Personen denjenigen Themen mehr Auf- einbezogen. So entwickeln sich reine Informations- merksamkeit, die sie persönlich für relevant halten. beziehungen zu Kommunikations- oder sogar – wechselseitigen – Lernbeziehungen weiter. Die Gewisse Anspruchsgruppen – z. B. NGOs – besitzen Stakeholder können Inputs geben, was sie interes- eine hohe Glaubwürdigkeit. Ein Unternehmen, das siert oder wo sie welche aktuellen und zukünftigen mit solchen Gruppen den Dialog sucht und sie bes- Themen sehen. Das Unternehmen kann darauf ein- tenfalls in den Prozess einbezieht, kann unter Um gehen. Falls es ein «heisses Thema» oder ein Pro- ständen von deren Image profitieren. Nicht alle Stake blem nicht aufnehmen möchte, besteht die Mög- holder können vom Unternehmen einzeln angegan- lichkeit, zu begründen, warum dem so ist. Oder es gen bzw. einbezogen werden. Eventuell sind gewisse kann das Thema in einem kleineren Kreis bespre- Anspruchsgruppen dem Unternehmen auch noch chen und behandeln und so negativer (Medien-)Be- nicht bekannt. Wichtig ist, dass die Informationen 29
Roche: «Ein besseres Verständnis der Bedürfnisse unserer Anspruchsgruppen hat uns in internen Workshops bei der Definition wesentlicher Berichterstattungs- themen geholfen.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting und Quellen niederschwellig zugänglich sind, dass Einbezug bei der Prüfung der Inhalte (Assu- eine Kontaktperson angegeben und auf Feedback- rance) Möglichkeiten hingewiesen wird. Geht ein Unterneh- men schliesslich auf ein Anliegen ein, kann das für Dabei müssen die Anspruchsgruppen und das Un- beide Seiten einen langfristigen Nutzen bringen. ternehmen nicht immer einer Meinung sein. Gerade auch Widersprüche gilt es offen darzustellen. Diese Eine Auswahl von Möglichkeiten: kommen im Nachhaltigkeitsbereich aufgrund der Komplexität oft genug vor. Die LeserInnen können Einbezug bei der Definition von wesentlichen sich so eine eigene Meinung bilden. Eine nicht akzep Themen, Grenzen und Umfang für die Bericht- tanzorientierte Kommunikation kann die Glaub erstattung würdigkeit auch fördern. Der Meinungsbildungspro Einbezug bei der Beurteilung der aktuellen zess sollte den Menschen nicht vorweggenommen Berichterstattung (aktive Befragung, Workshops werden («Open-End-Kommunikation»). Diskursive etc.; standardisierte Antwortkarten generieren und partizipative Konzepte gewinnen gegenüber leider oft nur wenig Feedback) Formen beeinflussender Public Relations an Be Einbezug in die Ausgestaltung des Berichts deutung. selbst 30
3 C Geberit: «Wir lassen verschiedene Stakeholder im neuen Nachhaltigkeitsbericht gleich selbst zu Wort kommen!» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit CHECKLISTE: 1 Bestimmung derjenigen Prozessschritte, bei welchen Anspruchsgruppen einbezogen werden können 2 Bestimmung der dafür geeigneten Anspruchsgruppen 3 Aktiver Einbezug (Workshop, Befragung etc.) 4 Erwähnung in der Berichterstattung 31
«Hans Ruedi Schweizer works for sustainability.» Unternehmensleiter Ernst Schweizer AG, Metallbau 32
Position und Wirkung im Unternehmen 3 D Ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung Ergebnis Nachhaltigkeitsberichterstattung soll in die «norma- des (Nachhaltigkeits-)Managements oder führt um- le» Unternehmenskommunikation und in bestehen- gekehrt eine Berichterstattung zu einem besseren de Systeme und Modelle integriert werden. Beste- Management? hendes muss umgekehrt angepasst werden. So lassen sich Doppelspurigkeiten oder auch gegen- Die Berichterstattung kann als Output der gesam- sätzliche Aussagen vermeiden. Gegensätze bezie- ten Unternehmensprozesse gesehen werden. Ent- hen sich nicht nur auf die gesamte Kommunikation, scheidet sich ein Unternehmen jedoch für eine erste sondern müssen vor allem auch im Bezug auf das Berichterstattung, geht es oft folgendermassen vor: Handeln erkannt und angepasst werden: Worte und Ein Projektteam ermittelt, was bereits vorhanden ist, Taten müssen übereinstimmen (verhaltensorientierte und berichtet darüber. So ist die Berichterstattung Kommunikation). Unternehmen müssen beweisen das Ergebnis eines Prozesses, sich selbst kritisch (idealerweise mittels Indikatoren), dass ihre Aktivität zu analysieren. Vielen Unternehmen wird durch die en mit den Versprechen übereinstimmen. Berichterstattung bewusst, wie vielfältig eine nach- haltige Unternehmensführung ist und was das Un- Das angestrebte Ziel soll immer ein integrierter ternehmen in diesen Bereichen bereits unternimmt, Management- und Berichterstattungsprozess sein, aber eben auch was noch fehlt. Reporting hilft also weil nur so ein wirklicher Beitrag zur Wertschöpfung umgekehrt auch, Nachhaltigkeitsdenken in Unter- geleistet wird. Solange Informationen (intern) nicht nehmensprozesse zu integrieren. wichtig und nicht mit dem Managementsystem ver- bunden sind, führen sie auch nicht zu Aktivität oder 33
GEBERIT: «Bei der Berichterstattung merkt man, was im Management noch fehlt. Ge- wisse neuere Themen, beispielsweise CO2, wurden dadurch erst ins Unter- nehmen gebracht.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit baer: «Im Umweltbereich hatten wir bereits ein umfangreiches internes Controlling, bevor wir das erste Mal einen Bericht publiziert haben. Bei sozialen Themen war es gerade umgekehrt – diese Kennzahlen haben wir intern aufgebaut, da sie in der Berichterstattung fehlten.» Stephan Baer, Präsident und CEO einer gewünschten Verhaltensänderung der Mitar- Um die Daten zu sammeln, müssen nicht zwingend beitenden. Die Berichterstattung und deren voran- neue Systeme implementiert werden. Es zahlt sich gehende Sammlung von Themen und Daten wirken oft aus, wenn die bereits genutzten um einige Kenn- sich erheblich auf Strategien, das Kernbusiness, zahlen erweitert werden (z. B. EFQM, ISO, GAAP, innerbetriebliche Strukturen und Abläufe aus und IFRS, Balanced Scorecard etc.). Es gibt auch etliche geben damit auch Anreiz, diese zu überprüfen und Programme aus der Informationstechnologie, mit gegebenenfalls anzupassen. Das ganze Unterneh- welchen sich die Datensammlung einfach gestalten men soll eine ganzheitliche Sicht von Verantwortung lässt. In sich geschlossene Funktionsbereiche wer- mittragen und aus Themen der Nachhaltigen Ent- den durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit- wicklung Nutzen für die Wertschöpfung des Unter- einander verknüpft. Das vereinfacht auch die interne nehmens ziehen (neue Märkte, neue Produkte etc.). Kommunikation und damit verbundene Innovations- 34
3 D schweizer: «Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist zentraler Bestandteil der Unterneh- menskommunikation wie Nachhaltigkeit zentral ist für die Unternehmens- führung. Eine Balanced Scorecard unterstützt uns bei der Umsetzung im Unternehmensalltag und bewirkt interne Verhaltensänderungen in Richtung Nachhaltigkeit.» Martina Marchesi, Leiterin Kommunikation prozesse. Ebenfalls wird durch eine systematische serung aufgezeigt wird. Bereits das wird von den Erfassung das regelmässige Zur-Verfügung-Stellen Anspruchsgruppen honoriert. Die Grenzen des Re- der Daten sowie die Vergleichbarkeit der Informati- ports müssen aber aufgezeigt werden, damit die Le onen erleichtert. Ein Punkt, der vor allem Investoren serInnen verstehen, welche Geschäftseinheiten in der wichtig ist. Berichterstattung abgedeckt werden und weshalb. Nicht nur die Publikation am Ende, sondern auch der Reportingprozess an sich kann Nutzen generie- ren insbesondere, wenn er zu wesentlichen Teilen partizipativ gestaltet ist. Reporting soll deshalb nicht nur als Ziel gesehen werden, sondern auch als Mittel dazu, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unterneh- mens zu verbessern. Dabei muss man keineswegs lückenlos und perfekt beginnen – es reicht, wenn der Stand der Dinge und der Wille und Weg zur Verbes- 35
Migros: «Zum Teil haben wir noch inhaltliche Überschneidungen beim Geschäfts bericht und dem Nachhaltigkeitsbericht. Diese werden wir in Zukunft zu ver- meiden versuchen.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie CHECKLISTE: 1 Nachhaltigkeitsstrategie, -system, -kommunikation und die Datenerfassung so gut wie möglich in Bestehendes integrieren 2 Berichterstattung nutzen, um bestehende Strategien, Strukturen und Abläufe zu verbessern. 36
Ziele, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven 3 E Um Vertrauen aufzubauen, muss es erarbeitet und Wenn möglich sollen Ziele nachvollziehbar und immer wieder neu gerechtfertigt werden. Deshalb ist quantitativ dargestellt werden sowie Bezug auf reale langfristige Planung und vorausschauendes Denken Problemstellungen nehmen. Eine quantitative Dar- gefordert. Ein Unternehmen muss erkennen, mit stellung ist oft schwierig, gerade auch dann, wenn welchen Herausforderungen es konfrontiert ist, wel- Ziele längerfristig aufgestellt werden. Und dies ist im che Chancen sich für die Zukunft ergeben und wor- Sinne der Nachhaltigkeit auch angebracht. Wenn auf es sich künftig einstellen muss. Mit der Nach- ein Ziel nicht erreicht wird, ist dies kein Grund, dies haltigkeitsberichterstattung stellt man die (Weiter-) zu vertuschen. Es ist besser, die Gründe dafür offen Entwicklung der Nachhaltigkeitsleistung dar. darzulegen. Eine klare Darlegung der gesetzten Ziele bezüglich Zugleich geht es hier jedoch auch um die Darlegung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen, der Stand der von Zukunftsperspektiven. Die Definition der Nach- aktuellen Erreichung oder die Gründe für die Nicht- haltigen Entwicklung ist auf zukünftige Generati- Erreichung, eingeleitete Korrekturmassnahmen so- onen ausgerichtet. Dies bedingt eine Erläuterung, wie das Setzen von neuen Zielen sind zentral für wie man die Welt in Zukunft sieht, mit welchen vor- eine stimmige Berichterstattung. Insbesondere auch ausschauenden Strategien sich das Unternehmen der Börsenwert hängt bei kotierten Unternehmen darauf vorbereitet und welche Risiken und Chancen massgeblich von den Erwartungen über die zukünf- daraus erwachsen. tige Erwerbsfähigkeit einer Firma ab. 37
baer: «Wir stellen nicht erreichte Ziele jeweils gleich in den Vordergrund. Das ist sehr wichtig für die Glaubwürdigkeit.» Stephan Baer, präsident und ceo roche: «Die Ziele betreffend Nachhaltigkeit müssen zu den wesentlichen Themen und dem Unternehmen passen. Wir machen jedes Jahr einen Workshop mit 40-50 Personen, welche die Ziele diskutieren und festlegen.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting BANK COOP: «Die Ziele müssen erreichbar und realistisch sein. Unsere Ziele richten sich relativ nach unserer Leistung zu vergleichbaren Geschäftsbanken in der Schweiz. Das gibt einen guten Massstab vor. Als gut positionieren wir uns, wenn wir im oberen Drittel der Mitbewerber platziert sind, als sehr gut, wenn sich unsere Leistung maximal 10% unter derjenigen des besten Mitbewer- bers bewegt.» Hansjörg Ruf, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit 38
Beispiel Ernst Schweizer AG, Metallbau 3 E Wichtigste Nachhaltigkeits-Kennzahlen 2004 2005 2006 Kundenorientierte Leistungen Betriebsertrag [Umsatz, Mio. CHF] 120 124 124 Ausgaben für Produktentwicklung* 1.93% 2.00% 1.84% Mitarbeiter/Innen und Gesellschaft Stellenzahl in Vollzeitstellen [VZS] 444 457 474 Anzahl Lehrlinge 45 42 43 Umwelt Elektrizitäts- und Wärmeverbrauch [MWh] 6541 6577 6109 Betriebliche Umwelteffizienz [CHF/1000 UBP] 24.5 23.8 22.9 Wirtschaftlichkeit Cashflow [Mio. CHF]** 5.5 6.6 4.9 Anteil Eigenkapital [% Gesamtkapital]** 44% 41% 41% * in % des Umsatzes exkl. Fassaden und Metallfertigteile ** gemäss Abschluss nach Swiss GAAP FER 39
geberit: «Ohne Ziele kann kein stetiger Verbesserungsprozess in Gang gesetzt wer- den. Zwischen Standorten wird durch die Setzung von Zielen ein interner Wettbewerb ausgelöst.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit Migros: «Da wir so viele heterogene Gruppengesellschaften haben, ist es schwierig auf Gruppenebene quantitative Ziele zu setzen, die dann noch etwas aussa- gen. Die einzelnen Gesellschaften setzen sich natürlich Ziele. Diese zu kom- munizieren würde jedoch den Rahmen unserer Berichterstattung sprengen.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie CHECKLISTE: 1 Realistische, aussagekräftige Ziele in den wesentlichen Bereichen setzen 2 Ziele, Zielerreichung kommunizieren; Nicht-Erreichung begründen; Korrekturmassnahmen erläutern 3 Zukunftsvisionen strategisch abfangen 40
3 E «Stephan Baer works for sustainability.» Präsident und CEO BAER AG 41
Richtlinien und externe Prüfung Ganz bei Adam und Eva muss ein Unternehmen Einen Überblick bietet die Abbildung auf der nächs- heute nicht mehr beginnen, wenn es die Nachhaltig ten Seite. keitsberichterstattung angehen will. Mittlerweile gibt es schon viele Unternehmen, welche über ihre Nach- Diese Richtlinien und Leitfäden sind allerdings nicht haltigkeitsleistung Bericht erstatten, und deren Be- verbindlich, sondern stellen mehr eine Orientierungs richte man für die eigene Ideenfindung nutzen kann. hilfe dar. Sie können als «Leitplanke» sowie für die Ebenfalls wurden über die Zeit verschiedene Leitfä- Ideenfindung genutzt werden. Es gibt aber auch den entwickelt, welche einen bei der Konzeption, Pla- Unternehmen, welche GRI als Benchmark oder Ent- nung und Umsetzung unterstützen. Es hat sich auch wurfsplan nutzen. Für ein Unternehmen kann es von eine Vielzahl von Richtlinien etabliert. Die internatio- Vorteil sein, wenn es seine Berichterstattung nach nal am meisten verbreiteten und angewandten Richt einem Leitfaden ausrichtet, der von einer hoch an- linien sind diejenigen der Global Reporting Initiative gesehenen Institution herausgegeben wurde, da es (GRI). dadurch von einer Imageübertragung und einem Reputationsgewinn profitiert. Man kann die Errei- Die Richtlinien bilden das Kernstück der Hilfestel- chung der Richtlinien bei GRI überprüfen lassen lung zur Berichterstattung nach GRI. Weitere Ele- (Level A bis C) und darauf das Logo im eigenen mente sind branchenspezifische Zusätze (Sector Bericht verwenden. Zudem erhöht die freiwillige Ein- Supplements) sowie detaillierte Beschreibungen haltung die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung. der verschiedenen Leistungsindikatoren (insgesamt Ratings und (Nachhaltigkeits-)Investoren stützen ihre sind dies 47 Kernindikatoren und 32 zusätzliche). Systematik ebenfalls stark auf diese Richtlinien ab. 42
Aufbau Richtlinien Global Reporting Initiative (GRI) 3 F Vorwort und Einleitung Teil 1: Bestimmung des Inhaltes, der Qualität und der Berichtsgrenzen Definition Berichtsinhalt Informationsqualität Berichterstattungsgrenze Teil 2: Standardangaben Profil Managementansatz & Leistungsindikatoren Strategie & Analyse ökonomisch* Organisationsprofil ökologisch* Berichtsparameter Sozial: • Arbeitsbedingungen* • Menschenrechte* Führung, • Gesellschaft* Verpflichtungen & Engagement • Produktverantwortung* Allgemeine Anmerkungen: (Datenerfassung, Berichterstattungsform, Frequenz, Assurance, laufender Verbesserungsprozess) * Alle Sektionen enthalten je Angaben zum Managementansatz sowie zu Leistungsindikatoren • Quelle: BSD AG/Öbu, zusammengestellt aus den Sustainability Reporting Guidelines der Global Reporting Initiative 43
geberit: «Den höchsten Berichterstattungslevel bei GRI zu erreichen, war eine sehr grosse Herausforderung. Es hat sich aber gelohnt! Wir sind eines der ersten Unternehmen in der Schweiz, welches das höchste Level, das A-Level, ge- schafft hat.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit sulzer: «Wir sehen den Mehrwert des GRI-Logos im Bericht nicht. Als Orientierung eignen sich die Richtlinien aber sehr gut.» Ruth Blumer Lahner, Konzernbeauftragte Umwelt & Qualität Es wird empfohlen, zumindest die Prinzipien zu be- Immer mehr Unternehmen nutzen auch die Mög- achten (vergleiche Abbildung Seit 43). Um den GRI- lichkeit, sich und ihre Berichterstattung neben der Richtlinien zu 100% zu entsprechen, müssen nicht eigenen Qualitätssicherung von Daten und Informa- alle Indikatoren abgehandelt werden. Es reicht, wenn tionen extern evaluieren und prüfen zu lassen (Assur die Auswahl plausibel begründet wird (vergleiche ance). Wie bei der finanziellen Berichterstattung wird dazu Kapitel 3A: «Themensetzung im Kontext Nach die Richtigkeit der publizierten Daten von unabhän- haltigkeit» in dieser Publikation). Der Berichterstat- giger Seite geprüft. Die «Versicherung» findet dabei tungsprozess soll nicht zur Compliance-Übung ver aber auch noch (je nach Prüfstelle und Methodik; kommen, bei der man möglichst alle Indikatoren z. B: nach AA1000AS, IAASB: ISAE 3000) auf einer abzudecken versucht. Wendet man die Regelwerke weiteren Ebene statt: Geprüft wird ebenfalls, ob die unüberlegt an, geht der wichtige Fokus auf die we- wesentlichen Angaben in der Berichterstattung an sentlichen Themen verloren. Eine innovative Heran gesprochen sind und ob Qualitätsmerkmale in den gehensweise an die Nachhaltigkeitsberichterstattung Managementprozessen und in der Berichterstattung kann durch Regelwerke also auch behindert werden. selbst eingehalten wurden. Nicht wenige Prüfan- 44
migros: «GRI zwingt zu vollständigen Angaben, da man deklarieren muss, warum 3 F man über etwas nicht berichtet. Das ist wichtig für die Glaubwürdigkeit.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie roche: «Die extern durchgeführte Assurance nützt uns viel, da dabei jeweils auch das Verbesserungspotenzial zum Vorschein kommt. Üblicherweise wird nur der Prozess der Berichterstattung geprüft und nicht die Leistung selbst.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting s talten geben dann auch Tipps für die Weiterentwickl ung. Neben der «herkömmlichen» Assurance (SGS, PwC, KPMG etc.) werden immer wieder auch andere Formen ausprobiert wie z. B. die Nutzung von Stake- holder-Panels oder der Einbezug von Fachpersonen in den Assurance-Prozess. Durch eine externe Prü- fung wird die Glaubwürdigkeit gesteigert und Verbes serungspotenzial für das Unternehmen ersichtlich. 45
CHECKLISTE: 1 Prüfung der Nutzbarkeit der GRI-Richtlinien oder branchenspezifischer Guidelines für das eigene Unternehmen 2 Nachricht an GRI, wenn Richtlinien benutzt wurden (auch nur zur Inspiration!) 3 Je nach finanziellen Mitteln und Beurteilung der Wichtigkeit: komplette externe Assurance oder kleinere Evaluation 46
Wie es weiter geht. 4 Ein Blick in die Zukunft Nachhaltigkeitsreporting darf nicht überbewertet Das Kerngeschäft an sich wird jedoch oft nicht hin- werden. Für eine Nachhaltige Entwicklung zählt terfragt bzw. verändert. Dabei würde sich dieser Blick schlussendlich die ganzheitliche Performance. Auf über den Tellerrand hinaus für viele Unternehmen dem Weg zu einer gesamthaft nachhaltigen Unter- lohnen. Unternehmen müssen sich dann fragen, wel- nehmensführung ist die Berichterstattung jedoch ches die Herausforderungen sind, welche die Gesell- eine wichtige Massnahme und nicht zu unterschät- schaft an einer Nachhaltigen Entwicklung hindern, zen. Wer seine Leistung transparent macht und sich und welche neuen Produkte und Dienstleistungen somit mit den Themen einer Nachhaltigen Entwick- mit den eigenen Kernkompetenzen entwickelt wer- lung eingehend auseinandersetzt, wird automatisch den können, um die Herausforderungen anzugehen auch zu besserer Leistung angespornt. Auch ist Trans und damit insbesondere auch neue Chancen im parenz per se ein wichtiges Kriterium nachhaltiger Unternehmen wahrzunehmen. Dafür ist auch die In- Unternehmensführung. Und Reporting ist eine Vor- teraktion mit den Anspruchsgruppen elementar. aussetzung, um diese Transparenz herzustellen. Schlussendlich ist die primäre Rolle der Unterneh- In der Bestimmung der wesentlichen Themen (Mate men die Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft – rialität) sowie den Überlegungen zum Nachhaltigkeits und diese Bedürfnisse sind mittlerweile umfassender kontext liegt unseres Erachtens grosses Potenzial für und komplexer geworden. Neben anderen ist der eine Nachhaltige Entwicklung. Natürlich machen Un- Shareholder-Value längerfristig ein Massstab, wie ternehmen grosse Fortschritte im Einbezug sozialer erfolgreich Unternehmen diese Bedürfnisse befrie- und ökologischer Kriterien in ihren Geschäftsalltag. digen – und nicht das Ziel an sich. 47
«Kurt Frei works for sustainability.» Direktor Flumroc AG 48
Zusammenfassung 5 Mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen Un- Alles in allem kann sich die Nachhaltigkeitsberichter ternehmen in regelmässigen Abständen ihre Rolle, stattung in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit und Position und Leistungen bezüglich einer Nachhal- einer Sicherung oder Festigung der Marktposition tigen Entwicklung vor. Vereinfacht gesagt ist sie eine manifestieren. Erfolgsfaktoren sind dabei folgende: um ökologische, soziale und gesamtwirtschaftliche Aspekte erweiterte Geschäftsberichterstattung. Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit Verbindung zwischen Unternehmensaktivitäten und Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt Unter- Nachhaltiger Entwicklung herstellen, wesentliche nehmen beim langfristigen Aufbau von Vertrauen ge Themen erörtern und bestimmen genüber externen und internen Anspruchsgruppen. In einer global vernetzten Welt sind Risiken vielfältig Zielgruppenorientierung und Balance zwischen und schwierig zu überschauen. Nachhaltigkeitsrepor Emotion und Ratio ting hilft, Risiken zu verringern. Zielgruppe(n) definieren, Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten und mit passenden emotionalen Ele- Neben der Reduktion von Risiken, können aber auch menten ergänzen, optimale Kommunikationskanäle Chancen im Umfeld der Nachhaltigen Entwicklung nutzen besser wahrgenommen werden. Einbezug von Anspruchsgruppen Weiter kann das Nachhaltigkeitsreporting unterneh- Prozessschritte bestimmen, bei welchen Anspruchs- mensinterne Nutzenbereiche bieten. gruppen einbezogen werden können, geeignete 49
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