Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.

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Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting:
                                                  Best Practices
Schlagwörter wie «Nachhaltigkeit» oder «Nachhal- ternehmen enorm wichtig, dennin   der
                                                                               nur so      Schweiz
                                                                                      kann erkannt
tige Entwicklung» sind heute weit verbreitet und als         werden, was einem wie nützt.
Leitmotiv in Politik, Wirtschaft und für private Hand-
lungen nicht mehr weg zu denken. Diese Definition            In vielen Unternehmen haben Konzepte wie Corpo-
an sich ist jedoch für eine konkrete Anwendung in            rate Social Responsibility (CSR), manchmal auch
Unternehmen unzureichend. Es gibt deshalb ver-               kurz Corporate Responsibility (CR) genannt, Corpo-
schiedene Versuche, den theoretischen Begriff auf            rate Citizenship, Sustainability Management, Unter-
den Alltag herunterzubrechen. Meist wird unter               nehmensethik, bzw. werteorientierte Unternehmens-
Nachhaltiger Entwicklung eine globale, langfristig           führung oder Stakeholder Management Einzug
orientierte ökonomische, soziale und ökologische             gehalten. Sie stellen den Versuch dar, das Konzept
Entwicklung verstanden. Nachhaltigkeit an sich ist           der Nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen
dann das Ziel. Wirtschaftlich können Länder nur              brauch- und anwendbar zu machen. Obwohl die
dann prosperieren und wettbewerbsfähig bleiben               Konzepte eine andere gedankliche Herkunft aufwei-
(bzw. werden), wenn dies im Gleichgewicht mit der            sen und verschiedene Schwerpunkte setzen, haben
sozialen und ökologischen Entwicklung geschieht.             sie alle gemeinsam, dass Unternehmen als Teil der
                                                             Gesellschaft gesehen werden und demnach soziale
In Unternehmen benötigt man gut ausgebildete                 und ökologische Aspekte in die Unternehmensfüh-
und motivierte Mitarbeitende um den Umsatz zu                rung und -Aktivitäten integriert werden.
steigern. Durch Ressourcenreduktion (Strom, Mate-
rial) sparen Unternehmen Kosten. Aspekte, die eine           Die Forschung nimmt sich seit ein paar Jahren ver-
nachhaltige Entwicklung erschweren (wie bspw. Kli-           mehrt diesen Themen an. Eine allgemein gültige De-
mawandel, Armut, alternde Bevölkerung etc.), sind            finition der Nachhaltigkeit für Unternehmen sowie de-
Treiber für neue Märkte. Die integrative Betrachtung         ren konkrete Umsetzung gibt es aber nicht. Vielleicht
der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ist für Un-          ist auch die Suche nach allgemeinen Lösungsansät-

                                                         
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
«Elvira Bieri works for sustainability.»
                        Direktorin SGS
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting:
               Best Practices in der Schweiz

                   Eine Publikation von Öbu und BSD AG
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
Doris Leuthard, Bundesrätin
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
VORWORT

Es lockt das schnelle Geld. Doch langfristig ist der Erfolg nur dann gesichert,
wenn er nachhaltig erwirtschaftet wird; gegenüber Menschen, Umwelt und Märk-
ten. Besonders wirkungsvoll wird so ausgerichtetes Unternehmertum dann, wenn
das nachhaltige Handeln glaubwürdig umgesetzt und transparent gemacht wird.
Transparenz und Glaubwürdigkeit sind zwei wesentliche Schlüsselfaktoren; sie
schaffen Vertrauen und fördern die Akzeptanz. Dabei gehört in einder heutigen
Medien-Gesellschaft auch dazu, dass offen und nachvollziehbar über das um-
welt- und gesellschaftspolitische Engagement eines Unternehmens berichtet wird,
getreu dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber!“ Der Mehrwert des Produktes,
vielleicht auch der höhere Preis deswegen, muss dargelegt werden. Immer mehr
Schweizer Unternehmen haben in den letzten Jahren visionär erkannt, dass Nach-
haltigkeit in der Produktion nicht nur Mitarbeiter- und Kundenbindungen erhöht,
sondern langfristig auch imagefördernd und gewinnbringend ist.
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
In der vorliegenden Publikation werden Best Practices dargestellt. Hier werden Er-
folgsfaktoren für eine glaubwürdige Berichterstattung und die positiven Auswir-
kungen der Reportingprozesse auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen dargestellt. Sie zeigen auf, dass nachhaltige Produktion sowie
transparente und glaubwürdige Präsentation zu einer eigentlichen win-win-Situa-
tion führen – für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.

Doris Leuthard
Bundesrätin
Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
Worum es geht. Was ist Nachhaltigkeitsreporting?       SEITE 6   1
     Wozu es dient. Welches ist der Nutzen für das Unternehmen?        SEITE 10   2
Wie es gut wird. Faktoren für erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting   SEITE 15   3
                        Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit        SEITE 17   A
Zielgruppenorientierung und Balance zwischen Emotion und Ratio         SEITE 24   B
                                  Einbezug von Anspruchsgruppen        SEITE 29   C
                            Position und Wirkung im Unternehmen        SEITE 33   D
                    Ziele, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven     SEITE 37   E
                                   Richtlinien und externe Prüfung     SEITE 42   F
                        Wie es weiter geht. Ein Blick in die Zukunft   SEITE 47   4
                                                Zusammenfassung        SEITE 49   5
                                                    Zur Publikation    SEITE 52

                                                        Sponsoren      SEITE 54

                    Empfohlene weiterführende Links und Literatur      SEITE 56

                                                 Herausgeberinnen      SEITE 58
Werte schaffen mit Nachhaltigkeitsreporting: ternehmen enorm wichtig, denn nur so kann erkannt werden, was einem wie nützt.
Worum es geht.
       Was ist Nachhaltigkeitsreporting?

  Definition
Brundtland-
Bericht, 1987:
                 «Nachhaltige Entwicklung bezeichnet eine Entwicklung, welche den Bedürf-
                 nissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger
                 Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.»

       Schlagwörter wie «Nachhaltigkeit» oder «Nachhal­             (bzw. werden), wenn dies im Gleichgewicht mit der
       tige Entwicklung» sind heute weit verbreitet und als         sozialen und ökologischen Entwicklung geschieht.
       Leitmotiv in Politik, Wirtschaft und für private Hand-
       lungen nicht mehr wegzudenken.                               Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen
                                                                    der Nachhaltigkeit sind allgemein bekannt. Profes-
       Diese Definition an sich ist jedoch für eine kon-            sionelles, auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Han-
       krete Anwendung unzureichend. Es gibt deshalb                deln lohnt sich. Unternehmen benötigen gut aus-
       verschiedene Versuche, den theoretischen Begriff             gebildete und motivierte Mitarbeitende, um den
       auf den Alltag herunterzubrechen. Meist wird unter           Umsatz zu steigern. Durch Ressourcenreduktion
       Nachhaltiger Entwicklung eine globale, langfristig           (Strom, Material) sparen Unternehmen Kosten. As-
       orientierte, ökonomische, soziale und ökologische            pekte, die eine nachhaltige Entwicklung erschweren
       Entwicklung verstanden. Nachhaltigkeit an sich ist           (wie z. B. Klimawandel, Armut, alternde Bevölkerung
       dann das Ziel. Wirtschaftlich können Länder nur              etc.), sind Treiber für neue Märkte. Die integrative
       dann prosperieren und wettbewerbsfähig bleiben               Betrachtung der drei Dimensionen der Nachhaltig-

                                                                
Drei-Dimensionen-konzept                            
                                                         NORD

                                                       sozial

gENERATION                                                                                      gENERATION
hEuTE                                                                                              mORgEN

                                      ökologisch                 ökonomisch

                                                       SüD/OST

• Quelle: in Anlehnung an Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Raumentwicklung ARE

                                                           7
keit ist für Unternehmen enorm wichtig, denn nur so          Die Forschung nimmt sich seit ein paar Jahren ver-
kann erkannt werden, was einem wie nützt. Durch              mehrt diesen Themen an. Eine allgemeingültige
die konsequente Wahrnehmung ökologischer, öko-               Definition der Nachhaltigkeit für Unternehmen so-
nomischer und sozialer Verantwortung können die              wie für deren konkrete Umsetzung gibt es aber nicht.
Unternehmen dreierlei Mehrwert schaffen. Sie kön-            Vielleicht ist auch die Suche nach allgemeinen Lö-
nen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und hel-            sungsansätzen schon verfehlt, da jedes Unterneh-
fen gleichzeitig mit, eine auf lange Sicht lebenswerte       men einzigartig ist und damit individuelle Lösungen
Zukunft für Mensch und Umwelt zu gestalten.                  entwickeln, seine eigene Rolle klären und kommuni-
                                                             zieren muss.
In vielen Unternehmen haben Konzepte wie Corpo-
rate Social Responsibility (CSR), manchmal auch              Unterstützend wirkt dabei die Nachhaltigkeitskom­
kurz Corporate Responsibility (CR) genannt, Corpo-           munikation. Mit Nachhaltigkeitskommunikation wird
rate Citizenship, Sustainability Management, Unter-          der Verständigungsprozess beschrieben, in dessen
nehmensethik bzw. werteorientierte Unternehmens-             Mittelpunkt das Leitmotiv einer Nachhaltigen Ent-
führung oder Stakeholder Management Einzug                   wicklung steht. Es geht dabei um die Auseinander-
gehalten. Sie stellen den Versuch dar, das Konzept           setzung mit Argumenten, Handlungsoptionen oder
der Nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen                 Positionen zu einer gesunden gesellschaftlichen
brauch- und anwendbar zu machen. Obwohl die                  Entwicklung aus ökonomischer, ökologischer und
Konzepte eine andere gedankliche Herkunft aufwei-            sozialer Perspektive. Diese Perspektiven werden von
sen und verschiedene Schwerpunkte setzen, haben              den Individuen in der Gesellschaft unterschiedlich
sie alle gemeinsam, dass Unternehmen als Teil der            wahrgenommen und interpretiert. Die Verständigung
Gesellschaft gesehen werden und demnach soziale              darüber findet zwischen verschiedenen Akteuren
und ökologische Aspekte in die Unternehmensfüh-              und zu unterschiedlichsten Themen statt. Unterneh-
rung und -aktivitäten integriert werden.                     men, Politik, Nichtregierungsorganisationen, Indivi-

                                                         
1
ROCHE:
         «Der Lernprozess bezüglich Nachhaltigkeit im Unternehmen ist nie abge-
         schlossen. Das Wichtige ist, dass man sich über den Stand des Unterneh-
         mens im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung bewusst ist und darüber
         kommuniziert.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

duen und Bildungsinstitutionen: sie alle wirken an         tigkeitsberichterstattung eine um ökologische, so-
diesem Lernprozess auf verschiedene Art und Weise          ziale und gesamtwirtschaftliche Aspekte erweiterte
mit und legen damit die Basis für ein Weiterkom-           Geschäftsberichterstattung. Die dadurch geschaf-
men. Der Lernprozess birgt enorme Chancen: für             fene Transparenz ermöglicht es den verschiedenen
Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt.                      Anspruchsgruppen, sich ein ganzheitliches Bild des
                                                           Unternehmens zu machen. Die Informationen kön-
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung (engl. Sustain­       nen mit verschiedenen Mitteln dargestellt werden.
ability Reporting) ist Teil der Nachhaltigkeitskom-        Bisher am meisten verbreitet haben sich die Inte-
munikation, wobei die Grenzen nicht immer genau            gration in den Geschäftsbericht, das Erstellen eines
gezogen werden können. Nachhaltigkeitsberichter-           eigenständigen Nachhaltigkeitsberichtes sowie die
stattung bedeutet die Gewährleistung der Rechen-           Bereitstellung von entsprechenden Informationen
schaft (engl. Accountability) für Unternehmensak-          auf der Unternehmens-Website. In der Nachhaltig-
tivitäten unter der Perspektive der Nachhaltigkeit.        keitsberichterstattung selbst sind auch die besten
Mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen Un-       Unternehmen noch weit entfernt davon, «perfekt»
ternehmen in regelmässigen Abständen ihre Rolle,           zu sein. Sie sehen das Ganze als Lernprozess und
Position und Leistung bezüglich einer Nachhaltigen         sind überzeugt, dass sie als gesamtes Unternehmen
Entwicklung vor. Vereinfacht gesagt ist die Nachhal-       profitieren können. Der Weg ist das Ziel.

                                                       
Wozu es dient.
Welches ist der Nutzen für das Unternehmen?

BAER:
        «Wir sind Teil der Probleme, also wollen wir auch Teil der Lösungen sein.»
        Stephan Baer, präsident und ceo

Die Gründe dafür, einen (ersten) Nachhaltigkeitsbe-               von Nachhaltigkeitsthemen in die Geschäftsbericht-
richt zu erstellen, sind vielfältig: Sei es als Mittel zur        erstattung. Schweizer Unternehmen sind frei darin,
Manifestierung einer Differenzierungsstrategie, für               wie sie das Thema angehen wollen. Dies bietet eine
die Gewinnung neuer Mitarbeitender, aufgrund von                  Chance zur Profilierung und grossen Raum für eige-
Druck seitens InvestorInnen oder KundInnen, zur Si-               ne Ansätze und Kreativität.
cherung des Images oder aus dem Wunsch heraus,
das Unternehmen aus einer ganzheitlichen und aus­                 Der Marktwert eines Unternehmens hängt immer
gewogenen Perspektive vorzustellen, um seine Zu­                  mehr von immateriellen Faktoren wie der Reputation
kunftsfähigkeit zu demonstrieren oder einfach aus                 ab. Der Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung
Verantwortungsgefühl heraus.                                      ist massgeblich mit immateriellen Werten wie Life-
                                                                  style, Marke, Identifikation oder Vertrauen verbunden.
In Frankreich, Deutschland, England, den Nieder-
landen und in den Skandinavischen Ländern sind                    Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt Unter-
Unternehmen bereits gesetzlich verpflichtet, über                 nehmen beim langfristigen Aufbau von Vertrauen
ihre sozialen und ökologischen Risiken zu berichten.              gegenüber externen und internen Anspruchsgrup-
Die EU diskutiert eine grundsätzliche Integration                 pen.

                                                             10
Nachhaltigkeitskommunikation im Unternehmen                                   2

                                Dialoge und Lern­prozesse
                                 mit Anspruchsgruppen

Nachhaltigkeitsbericht bzw.                                    Formelle /informelle
integrierter Geschäftsbericht                                               Bildung

                                                            Lieferantenmanagement:
Interne Kommu­ni­ka­tion                                        Kommu­nikation über
(z. b. zur Durch­setzung                                          die gesamte Wert-
eines Ver­haltenskodexes)                                          schöpfungskette

Medieninformationen
zum Umgang mit                                                  Kundeninformation
spezifischen Themen                                                     Marketing

       • Quelle BSD AG

                                           11
Sie führt daher häufig zur:                                      Neben der Reduktion von Risiken können aber auch
                                                                 Chancen im Umfeld der nachhaltigen Entwicklung
   Stärkung von Kunden- und Lieferantenbezie-                    besser wahrgenommen werden. Dies wird möglich
   hungen                                                        durch:
 	Erreichung und Beibehaltung einer «license-
   to-operate» vonseiten der Gesellschaft                           Früherkennung veränderter Bedürfnisse und
   Sicherung/Verbesserung der Ressourcenerhält-                     Ansprüche
   lichkeit (bspw. Mitarbeitende, Kapital)                          Identifikation neuer Möglichkeiten und Inno-
   erhöhten Kompromissbereitschaft der An-                          vationen (kompetitive Vorteile) bezüglich Tätig-
   spruchsgruppen (bspw. schnellere/einfachere                      keiten durch die gezielte Aufnahme von Infor-
   Bewilligungsverfahren, weniger Einsprachen)                      mationen aus dem Umfeld
                                                                    Differenzierung von anderen Unternehmen
In einer global vernetzten Welt sind Risiken vielfältig
und schwierig zu überschauen. Nachhaltigkeitsre­                 Weiter kann das Nachhaltigkeitsreporting Nutzen in
port­ing hilft, die Risiken zu verringern. Dies geschieht        folgenden unternehmensinternen Bereichen bieten:
durch:
                                                                    in der Motivation, Information und Sensibilisie-
 	Früherkennung problematischer Themen,                            rung von Mitarbeitenden
   welche Einfluss auf den Geschäftserfolg, ins­                  	in der vereinfachten Kommunikation über
   besondere auch auf das Image haben                               die Funktionsbereiche hinweg
 	vorzeitige Identifikation von aktuellen und                    	im Anreiz, innerbetriebliche Strukturen und
   potentiellen Risiken                                             Abläufe zu überprüfen bzw. zu verbessern

                                                            12
2
   in der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeits-
   managements
   in der positiven Beeinflussung interner Informa-
   tions- und Steuerungsprozesse und zur Unter-
   stützung des strategischen Managements

Alles in allem kann sich die Nachhaltigkeitsbericht-
erstattung in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit
und einer Sicherung oder Festigung der Marktposi­
tion manifestieren. Um diese Vorteile nutzen zu kön-
nen, muss die Berichterstattung glaubwürdig und
authentisch sein. Was es sonst noch zu beachten
gilt, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln über die
Erfolgsfaktoren. Werden diese befolgt, stehen die
Chancen gut, grossen Nutzen zu generieren.

                                                        13
«Andreas Waespi works for sustainability.»
     CEO, Bank Coop

14
Wie es gut wird.                                                    3
             Faktoren für erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist nicht gleich            Nachhaltigkeitsreporting gestaltet sich in jedem
Nach­haltigkeitsberichterstattung. Die im letzten Ka-        Unter­nehmen etwas anders, umfasst in etwa aber
pitel erwähnten Nutzenfunktionen kommen mehr                 die folgenden zehn Schritte:
oder weniger zum Tragen, je nachdem wie die
Bericht­er­stattung konzipiert und umgesetzt wird.           1  Entwicklung einer Vorstellung für die eigene
Aus Unter­nehmenssicht ist es wichtig, dass mit der             Nachhaltigkeitsberichterstattung
Berichterstattung nicht «nur» Verantwortung wahrge­          2  Kick-off-Meeting im eigenen Betrieb mit einem
nommen und einfach eine zusätzliche Publikation               	kleinen Team (zu klärende Fragen: wer, was, wie,
erstellt wird, sondern dass auch die Wirtschaftlich­            wofür, auf welchen Grundlagen basierend?)
keit sichergestellt wird. Das heisst, dass mit den           3	Erstellung eines Aktionsplans für die Vorge­
gegebenen Investitionen das optimale Resultat er-               hensweise
reicht wird oder mit dem gegebenen Output der                4  Identifikation der Anspruchsgruppen und
Aufwand minimiert wird. Natürlich kann der Nutzen               Themen im Nachhaltigkeitsbereich
(wie bei Kommunikationsmitteln allgemein) nicht              5  Bestimmung der wesentlichen Themen, über
exakt beziffert werden. Eine Minimierung des Inputs             die berichtet wird, sowie des Reportingumfangs
ist möglich, sollte jedoch nicht zulasten der Glaub-            und der Grenzen
würdigkeit gehen. Viel Spielraum ist hingegen bei            6  Erfassung der Indikatoren, welche in die Be-
der Maximierung des Outputs vorhanden.                          richterstattung einfliessen sollen (am besten
                                                                Integration in bestehende Prozesse) sowie
                                                                laufendes Monitoring

                                                        15
7    Wahl der geeigneten Kommunikationsmittel
8    Fertigstellung der Berichterstattung (oft auch in
     Form eines Berichts)
9    Externe Prüfung des Inhalts
10   Sicherstellung des laufenden Verbesserungs-
     prozesses

Um die Glaubwürdigkeit und schliesslich die Wirt-
schaftlichkeit der Berichterstattung zu steigern, wer-
den im Weiteren die wichtigsten Erfolgsfaktoren er-
läutert. Dabei sind prozessuale (z. B. Definition und
Einbezug der Anspruchsgruppen, Integration in Un-
ternehmensstrategie und –kommunikation, Orien-
tierung an Richtlinien), inhaltliche (Themenauswahl
und ihre Gewichtung, Zieldefinitionen) und formale
(Ausrichtung auf Zielgruppen, Emotionalisierung und
Wahl der Kommunikationsmittel) Erfolgsfaktoren
voneinander zu unterscheiden. Die meisten Faktoren
können sowohl zur Optimierung der Wirksamkeit als
auch zur Senkung des Aufwandes beitragen.

                                                         16
Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit                                                 3 A

Über welche Themen muss Bericht erstattet wer-                Tätigkeit beeinflusst und/oder beeinflussen kann
den? Die Auswahl ist wohl der schwierigste aber auch          und wo in diesem Kontext seine strategischen sowie
wichtigste und interessanteste Teil der Berichterstat-        finanziellen Chancen und Risiken liegen. Die Gesamt­
tung. Am besten überlegt man sich dies bereits im             sicht ist hier also gefragt. Die wesentlichen Themen
Management (mehr dazu in Kapitel D). Ein Anschnei­            für das Reporting ergeben sich einerseits aus den
den aller Themen im Nachhaltigkeitsbereich ist nicht          bestimmten Impacts in den drei Bereichen der Nach­
nur überflüssig, sondern verwirrt die LeserInnen. Das         haltigkeit und andererseits aus dem Potenzial, die
Reporting soll sich vielmehr auf die wesentlichen             Wahrnehmung der Anspruchsgruppen positiv be-
Themen/Indikatoren konzentrieren. Diese zeichnen              einflussen zu können. Die Liste der wesentlichen
sich durch folgende Merkmale aus:                             Themen muss für jeden Bericht überdacht und ev.
                                                              neu bestimmt werden. Da sich der Kontext laufend
 	sie geben signifikante ökonomische, ökolo­                 ändert, ist Prozessdenken gefragt.
   gische und soziale Impacts wieder
   sie beeinflussen die Beurteilung und Ent-                  Stakeholder möchten oft mehr wissen, als dem
   scheidung von Anspruchsgruppen substanziell                Unter­nehmen wesentlich scheint. Um trotzdem auf
                                                              interes­sierte Anspruchsgruppen eingehen zu kön-
Um die massgeblichen Einflüsse auf die Nachhal-               nen, ohne weniger «relevante» Themen in den Be-
tige Entwicklung zu bestimmen, muss ein Unterneh-             richt auf­zunehmen, können für bestimmte Gruppen
men verstehen, in welchem Nachhaltigkeitskontext              andere Formen von Kommunikation in Betracht ge-
es steht bzw. welche Issues (Themen) es mit seiner            zogen werden wie z.B. Stakeholder-­Dialoge oder

                                                         17
Wesentlichkeitsmatrix

                                                                                                       rio n
                                                                                                             ät
                                                                                                     sp me
                                                                                                          rit
                                                                                                   ht he
                            Einfluss auf die einschätzungen und

                                                                                                ric T
                            entscheidungen der stakeholder

                                                                                              Be he
                                                                                             e lic
                                                                                          tiv ent
                                                                                      re wes
                                                                                        la
                                                                     un T
                                                                       we he
                                                                         se me
                                                                           nt n
                                                                             lic
                                                                                 he

                                                                  Bedeutung der ökonomischen, ökologischen und
                                                                  sozialen/gesellschaftlichen auswirkungen

   • Quelle: Global Reporting Initiative

                                                                                        18
3 A
 Migros:
           «Am Anfang haben wir alle Themen gleichwertig abgedeckt. Das hat jedoch
           niemand gelesen. Deshalb fokussieren wir uns jetzt stärker auf unser Sorti-
           ment, wo wir die grösste Wirkung erzielen können.»
           Corinne Centonze, Abteilung Ökologie

flumroc:   «Für die Produktion benötigen wir viel Energie, andererseits ist die energe-
           tische Amortisation von Flumroc-Produkten ausgezeichnet. Deshalb fokus-
           sierten wir uns in der Berichterstattung zu Beginn vor allem darauf.»
           Kurt Frei, direktor

  Ergänzungen auf der Website. Wesentliche Themen             Qualitativ gute Berichte zeigen die Überlegungen
  dürfen aber aufgrund der Vollständig­keit auf keinen        eines Unternehmens im Bezug auf den gewählten
  Fall ausgeklammert werden. Natürlich tre­ten dies-          Fokus auf. Damit demonstriert ein Unternehmen,
  bezüglich auch Grenzen auf. Sind beispielsweise             dass es seine Rolle in der Nachhaltigen Entwicklung
  Lieferanten (und deren Lieferanten) für die wesent-         versteht und auf die wesentlichen Punkte fokussie-
  lichen Auswirkungen verantwortlich, müsste deren            ren kann. Dazu benötigt es etwas «Mut zur Lücke».
  Performance im Sinne der gesamten Lebenszyklen              Das ist in der Regel kein Problem, solange plausibel
  ebenfalls in die Berichterstattung einbezogen wer-          begründet werden kann, weshalb man was stärker
  den. Dies stellt Unternehmen (insbesondere solche           gewichtet.
  mit kleiner Markt­macht) vor grosse Herausforde-
  rungen.

                                                         19
Geberit:
           «Wir haben in einer Lebenszyklusanalyse festgestellt, dass bei unseren Pro-
           dukten der Hauptteil der Ressourcen (insbesondere Wasser) während der
           Gebrauchsphase anfällt. Da unsere Hebelwirkung dort am grössten ist, kon-
           zentrieren wir uns darauf, die Umweltbelastung vor allem dort zu verringern.
           Dies bilden wir im Nachhaltigkeitsbericht entsprechend ab.»
           Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit

 Eine solide Reputation aufzubauen, dauert lange.               kontra­produktiv auswirken kann. Um die Glaubwür-
 Sie kann jedoch schon innert kurzer Zeit wieder rui-           digkeit zu halten, kann ohne Weiteres auch kommu-
 niert werden. Dies liegt nicht immer ausschliesslich           niziert werden, dass man in diesem oder jenem Be-
 an fehlbarem Verhalten eines Unternehmens, son-                reich noch Schwie­rigkeiten hat oder Zielkonflikte
 dern oft an mangelnder Transparenz, ungenügender               zwischen den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
 Kommunikation oder zu wenig Glaubwürdigkeit. Ge-               bestehen. Oft sind die Probleme vielschichtig und
 rade heikle Themen werden in der Öffentlichkeits-              nicht einfach zu lösen. Verständnis bei Zielgruppen
 arbeit häufig ausgeklammert. «Es soll nur das Posi-            kommt eher auf, wenn man offen über Probleme
 tive dargestellt werden», glauben Viele. Fachleute             informiert und sie nicht verschweigt.
 durchschauen diese Taktik jedoch schnell, was sich

                                                           20
Roche:
         «In der heutigen, global vernetzten Gesellschaft kommt alles früher oder      3 A
         später sowieso raus. Daher sollte man von Anfang an transparent kommuni-
         zieren und mögliche Probleme oder Widersprüche offen diskutieren. Um für
         ein solches Vorgehen intern Akzeptanz zu schaffen, sollte man vor allem die
         Verbindung einzelner Themen mit dem Unternehmenswert aufzeigen.»
         Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

Das Vorgehen von Roche für die Bestimmung der
wesent­lichen Themen sieht wie folgt aus:

    Identifizierung wesentlicher Nachhaltigkeits-
    themen anhand unseres Geschäftsmodells und
    der Erwartungen unserer Hauptanpruchs-
    gruppen
    Analyse des Zusammenhangs zwischen diesen
    Themen und unserem wirtschaftlichen Erfolg
    Ausarbeitung wesentlicher Leistungsindikatoren
    für den Geschäftsbericht

                                                         21
Beispiel Flumroc,
wesentliche Themen im Bereich der Ökologie:

       hoch
                                                                                    energievebrauch

                                                                                    treibhauseffekt
       tief 	betroffenheit von flumroc

                                                                                    überdüngung

                                                                                    übersäuerung

                                                                                    sommersmog

                                                                                    wasserverbrauch

                                                                                    sonderabfall

                                                                                    siedlungsabfall

                                         tief   umweltpolitische priorität   hoch

                                                                       22
3 A
CHECKLISTE:

1   Verbindung zwischen Unternehmensaktivitäten und Nachhaltiger Entwicklung herstellen (Kontext)

2   Wesentliche Themen erörtern und bestimmen

3   In der Berichterstattung: den Kontext und die Auswahl erläutern, beziehungsweise begründen

                                                  23
Zielgruppenorientierung und Balance zwischen Emotion
und Ratio

baer:
        «Das Wichtigste bei der Berichterstattung ist, dass sie wahrgenommen wird.»
        Stephan Baer, präsident und ceo

An wen richten wir uns mit der Nachhaltigkeitsbe-            mit nur eine kleine Zielgruppe anspricht. Auf der
richterstattung? Was sind unsere Kommunikations-             anderen Seite werden pauschale PR-Berichte ge-
ziele? Welches sind die Kernbotschaften, die wir mit-        schrieben, welche wenig aussagekräftig sind.
teilen wollen?
                                                             Zentrale Zielgruppen können für ein Unternehmen
Der Versuch, mit einem Bericht alle Anspruchsgrup-           wertvoll sein, wenn sie richtig informiert werden; so
pen zufriedenzustellen, endet meist darin, dass am           z. B. folgende:
Schluss niemand ausreichend zufrieden ist. Die In-
halte der Berichterstattung müssen zielgruppenge-             	InvestorInnen im Allgemeinen interessieren
recht aufbereitet werden (Themenwahl, Kommunika­                sich primär dafür, wie Nachhaltigkeitsthemen
tionsmittel, Sprachstil und -versionen etc.).                   in die Strategie und Zukunftsperspektiven des
                                                                Unternehmens passen. «Werden die richtigen
Die Kom­mu­nikationskanäle sollen auf die Empfänger­            The­­men ausgewählt und aufbereitet? Werden
Innen abgestimmt sein. Bisher dominiert ein Nach-               die unternehmerischen Chancen (insbesondere
haltigkeitsreporting, das auf Nachhaltigkeitsanalys-            bezüglich neuer Märkte) aus der Nachhaltigen
ten und ein Fachpublikum ausgerichtet ist, und da-              Entwicklung erkannt und genutzt? Minimiert die

                                                        24
3 B
  Firma die Risiken, die sich aus den Problemen                einem Artikel animieren können.
  ergeben, welche eine Nachhaltige Entwicklung               	LieferantInnen und GeschäftspartnerInnen
  behindern?»                                                  möchten wissen, mit wem sie Geschäfte tätigen
  Potenziellen und aktuellen Mitarbeitenden wird               und auf welche Risiken sie gefasst sein müssen,
  immer wichtiger, wie sich das Unternehmen zu                 aber auch, welche Chancen sich künftig für sie
  Themen der Nachhaltigen Entwicklung stellt.                  eröffnen können.
  «Verhält sich das Unternehmen entsprechend                   Nichtregierungsorganisationen (NGO) möchten
  meinen Werten? Will ich für dieses Unterneh-                 je nach Themenfokus wissen, wie ein Unterneh-
  men arbeiten?»                                               men seine Verantwortung wahrnimmt.
  KundInnen oder KonsumentInnen möchten sich
  in kurzer Zeit informieren können. «Entspricht            Die Intentionen eines Unternehmens müssen ver­
  das Unternehmen meinen Anforderungen?                     standen, akzeptiert und respektiert werden, wenn
  Kann ich ihm vertrauen?»                                  die Firma erfolgreich und zukunftsfähig sein will. Die
	Die Öffentlichkeit und Behörden möchten wis­-             Unternehmenskommunikation sollte deshalb aus-
  sen, was Unternehmen in ihrer Region tun und              gehend vom Wissensstand, dem Verhalten und den
  wie sie ihre Verantwortung für das unmittelbare           Bedürfnissen der Zielgruppen erfolgen. Tut sie dies
  Umfeld wahrnehmen.                                        nicht oder zu wenig klar, ruft dies Misstrauen hervor.
	Medien möchten Inputs für News. Mit einem                 Gerade im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung
  Bericht alleine ist es in diesem Fall jedoch nicht        tauchen komplexe Themen und Sachverhalte auf,
  getan. Vielmehr müssen kreative Mittel gefun-             die schwierig zu kommunizieren sind. Die Kunst be-
  den werden, um auf aktuelle Themen aufmerk-               steht darin, die komplexen Zusammenhänge so dar­
  sam zumachen. Ein Nachhaltigkeitsbericht bie­-            zulegen und zu vereinfachen, dass sie verstanden
  tet einen Fundus an Informationen, welche –               werden.
  geschickt aufbereitet – die JournalistInnen zu

                                                       25
migros:
          «Wir sprechen Nachhaltigkeitsthemen im Nachhaltigkeitsbericht, im Ge-
          schäftsbericht, in speziellen Kundenmagazinen sowie auf unserer Website
          an.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie

 Das Internet spielt eine immer zentralere Rolle, weil           Medienarbeit/PR
 es massgeschneiderte Outputs («the right mix of                 Broschüre über Leistungen im Bereich
 information in the right format at the right time»)             Nachhaltigkeit am Point of Sale
 sowie das Aufzeigen von Zusammenhängen, Syner-                  Kunden-/Mitarbeiterzeitschrift
 gien und Konflikten zwischen den Nachhaltigkeits-               Investorenpräsentationen, Road Shows
 dimensionen ermöglicht (Hyperlinks). Um jedoch                  Wettbewerbe, Online-Quiz
 ge­wisse Gruppen nicht schon von vornherein auszu-              etc.
 schliessen, ist es für bestimmte Unternehmen sinn-
 voll, die Berichterstattung (zumindest auszugsweise)         Die Grenze zur Nachhaltigkeitskommunikation im
 auch in gedruckter Form bereitzustellen.                     Allgemeinen ist dabei fliessend. Integriert man Infor­
                                                              mationen über das nachhaltige Engagement in die
 Für Nachhaltigkeitsthemen sind folgende Gefässe              schon bestehenden Informationskanäle, reduziert
 geeignet:                                                    sich der Aufwand. Aber auch die Glaubwürdigkeit
                                                              erhöht sich, wenn die Thematik ins «Daily Business»
     Geschäftsbericht                                         aufgenommen wird und sich als roter Faden durch
     Nachhaltigkeitsbericht                                   die Unternehmenskommunikation zieht.
     Kurzversionen Nachhaltigkeitsbericht
     (Ausführliches nur über Website)

                                                         26
3 B
bank coop:
             «Die Emotionalisierung darf auf keinen Fall vernachlässigt werden! Sie weckt
             bei Vielen die Neugierde auf den Inhalt. Insbesondere bei einem separaten
             Nachhaltigkeitsbericht kann man diesbezüglich gut fokussieren.»
             Hansjörg Ruf, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit

   roche:    «Es ist eine schmale Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Emo-
             tionen. Wichtig ist, dass das Ergebnis zum Unternehmen und zur Zielgruppe
             passt.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

    Über emotionale, ästhetische und symbolische Kom­              haltigkeit geht – sind je nach Zielgruppe oft kom-
    munikationsformen werden mehr Menschen direkter                plex und schwer verständlich. Die Kunst besteht
    angesprochen. Eine emotionalisierende Nachhaltig-              darin, die Zielgruppen durch emotionale Elemente
    keitsberichterstattung verfügt je nach Zielgruppe              zum Zuhören, Lesen oder vielleicht sogar Handeln
    über handlungsmotivierende Kräfte (insbesondere                zu bewegen, ohne aber dabei an Glaubwürdigkeit
    wenn positive Emotionen hervorgerufen werden).                 einzubüssen.
    Um die sachlichen, zum Teil auch etwas trockenen
    Inhalte spannender vermitteln zu können, kann man
    sich emotionaler Kommunikationsformen wie Bilder,
    Statements oder auch eines anderen Schreibstils
    (beispielsweise in Form einer Geschichte) bedienen.
    Sachinhalte – insbesondere wenn es um die Nach-

                                                              27
CHECKLISTE:

1   Zielgruppe(n) definieren

2   Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten und mit passenden emotionalen Elementen ergänzen

3   Unter dem Gesichtspunkt der Glaubwürdigkeit betrachten und gegebenenfalls anpassen

4   Optimale Kommunikationskanäle auswählen

                                                28
Einbezug von Anspruchsgruppen                                          3 C

Kommunikation soll auch bezüglich Nachhaltigkeit            richterstattung entgegenwirken bzw. verhindern, dass
nicht einseitig, sondern, wo möglich, interaktiv ge­        im Nachhinein Krisenkommunikation nötig wird.
staltet sein (mitwirkungsorientierte Kommunikation).
Solche Elemente können in den Berichterstattungs-           Anspruchsgruppen haben oft das Problem der
prozess einfliessen. Die Zielgruppen der Berichter-         Über­information. Indem man sie frühzeitig in den
stattung bzw. die Anspruchsgruppen (Stakeholder)            Prozess einbezieht, weiss man, welches die ge-
eines Unternehmens sind damit nicht «nur» Emp-              wünschten Infos sind. Auch kann damit die Be-
fänger von Informationen, sondern werden auch               achtung des Berichts erhöht werden, schenken
massgeblich in die Gestaltung der Kommunikation             doch Personen denjenigen Themen mehr Auf-
einbezogen. So entwickeln sich reine Informations-          merksamkeit, die sie persönlich für relevant halten.
beziehungen zu Kommunikations- oder sogar –
wechsel­seitigen – Lernbeziehungen weiter. Die              Gewisse Anspruchsgruppen – z. B. NGOs – besitzen
Stake­holder können Inputs geben, was sie interes-          eine hohe Glaubwürdigkeit. Ein Unternehmen, das
siert oder wo sie welche aktuellen und zukünftigen          mit solchen Gruppen den Dialog sucht und sie bes-
Themen sehen. Das Unternehmen kann darauf ein-              tenfalls in den Prozess einbezieht, kann unter Um­
gehen. Falls es ein «heisses Thema» oder ein Pro-           ständen von deren Image profitieren. Nicht alle Stake­
blem nicht aufnehmen möchte, besteht die Mög-               holder können vom Unternehmen einzeln angegan-
lichkeit, zu begründen, warum dem so ist. Oder es           gen bzw. einbezogen werden. Eventuell sind gewisse
kann das Thema in einem kleineren Kreis bespre-             Anspruchsgruppen dem Unternehmen auch noch
chen und be­handeln und so negativer (Medien-)Be-           nicht bekannt. Wichtig ist, dass die Informationen

                                                       29
Roche:
         «Ein besseres Verständnis der Bedürfnisse unserer Anspruchsgruppen hat
         uns in internen Workshops bei der Definition wesentlicher Berichterstattungs-
         themen geholfen.» Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

und Quellen niederschwellig zugänglich sind, dass             Einbezug bei der Prüfung der Inhalte (Assu-
eine Kontaktperson angegeben und auf Feedback-                rance)
Möglichkeiten hingewiesen wird. Geht ein Unterneh-
men schliesslich auf ein Anliegen ein, kann das für        Dabei müssen die Anspruchsgruppen und das Un-
beide Seiten einen langfristigen Nutzen bringen.           ternehmen nicht immer einer Meinung sein. Gerade
                                                           auch Widersprüche gilt es offen darzustellen. Diese
Eine Auswahl von Möglichkeiten:                            kommen im Nachhaltigkeitsbereich aufgrund der
                                                           Komplexität oft genug vor. Die LeserInnen können
    Einbezug bei der Definition von wesentlichen           sich so eine eigene Meinung bilden. Eine nicht akzep­
    Themen, Grenzen und Umfang für die Bericht-            tanzorientierte Kommunikation kann die Glaub­
    erstattung                                             würdig­keit auch fördern. Der Meinungsbildungspro­
    Einbezug bei der Beurteilung der aktuellen             zess sollte den Menschen nicht vorweggenommen
    Berichterstattung (aktive Befragung, Workshops         werden («Open-End-Kommunikation»). Diskursive
    etc.; standardisierte Antwortkarten generieren         und partizipative Konzepte gewinnen gegenüber
    leider oft nur wenig Feedback)                         Formen beeinflussender Public Relations an Be­
    Einbezug in die Ausgestaltung des Berichts             deutung.
    selbst

                                                      30
3 C
Geberit:
           «Wir lassen verschiedene Stakeholder im neuen Nachhaltigkeitsbericht gleich
           selbst zu Wort kommen!» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit

 CHECKLISTE:

 1   Bestimmung derjenigen Prozessschritte, bei welchen Anspruchsgruppen einbezogen werden können

 2   Bestimmung der dafür geeigneten Anspruchsgruppen

 3   Aktiver Einbezug (Workshop, Befragung etc.)

 4   Erwähnung in der Berichterstattung

                                                   31
«Hans Ruedi Schweizer works for sustainability.»
Unternehmensleiter Ernst Schweizer AG, Metallbau

                                                     32
Position und Wirkung im Unternehmen                                                   3 D

Ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung Ergebnis            Nachhaltigkeitsberichterstattung soll in die «norma-
des (Nachhaltigkeits-)Managements oder führt um-             le» Unternehmenskommunikation und in bestehen-
gekehrt eine Berichterstattung zu einem besseren             de Systeme und Modelle integriert werden. Beste-
Management?                                                  hendes muss umgekehrt angepasst werden. So
                                                             las­sen sich Doppelspurigkeiten oder auch gegen-
Die Berichterstattung kann als Output der gesam-             sätzliche Aussagen vermeiden. Gegensätze bezie-
ten Unternehmensprozesse gesehen werden. Ent-                hen sich nicht nur auf die gesamte Kommunikation,
scheidet sich ein Unternehmen jedoch für eine erste          sondern müssen vor allem auch im Bezug auf das
Berichterstattung, geht es oft folgendermassen vor:          Handeln erkannt und angepasst werden: Worte und
Ein Projektteam ermittelt, was bereits vorhanden ist,        Taten müssen übereinstimmen (verhaltensorientierte
und berichtet darüber. So ist die Berichterstattung          Kommunikation). Unternehmen müssen beweisen
das Ergebnis eines Prozesses, sich selbst kritisch           (ide­a­lerweise mittels Indikatoren), dass ihre Aktivität­
zu analysieren. Vielen Unternehmen wird durch die            en mit den Versprechen übereinstimmen.
Berichterstattung bewusst, wie vielfältig eine nach-
haltige Unternehmensführung ist und was das Un-              Das angestrebte Ziel soll immer ein integrierter
ternehmen in diesen Bereichen bereits unternimmt,            Management- und Berichterstattungsprozess sein,
aber eben auch was noch fehlt. Reporting hilft also          weil nur so ein wirklicher Beitrag zur Wertschöpfung
umgekehrt auch, Nachhaltigkeitsdenken in Unter-              geleistet wird. Solange Informationen (intern) nicht
nehmensprozesse zu integrieren.                              wichtig und nicht mit dem Managementsystem ver-
                                                             bunden sind, führen sie auch nicht zu Aktivität oder

                                                        33
GEBERIT:
           «Bei der Berichterstattung merkt man, was im Management noch fehlt. Ge-
           wisse neuere Themen, beispielsweise CO2, wurden dadurch erst ins Unter-
           nehmen gebracht.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit

  baer:
           «Im Umweltbereich hatten wir bereits ein umfangreiches internes Controlling,
           bevor wir das erste Mal einen Bericht publiziert haben. Bei sozialen Themen
           war es gerade umgekehrt – diese Kennzahlen haben wir intern aufgebaut, da
           sie in der Berichterstattung fehlten.» Stephan Baer, Präsident und CEO

 einer gewünschten Verhaltensänderung der Mitar-            Um die Daten zu sammeln, müssen nicht zwingend
 beitenden. Die Berichterstattung und deren voran-          neue Systeme implementiert werden. Es zahlt sich
 gehende Sammlung von Themen und Daten wirken               oft aus, wenn die bereits genutzten um einige Kenn-
 sich erheblich auf Strategien, das Kernbusiness,           zahlen erweitert werden (z. B. EFQM, ISO, GAAP,
 innerbetriebliche Strukturen und Abläufe aus und           IFRS, Balanced Scorecard etc.). Es gibt auch etliche
 geben damit auch Anreiz, diese zu überprüfen und           Programme aus der Informationstechnologie, mit
 gegebenenfalls anzupassen. Das ganze Unterneh-             welchen sich die Datensammlung einfach gestalten
 men soll eine ganzheitliche Sicht von Verantwortung        lässt. In sich geschlossene Funktionsbereiche wer-
 mittragen und aus Themen der Nachhaltigen Ent-             den durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit-
 wicklung Nutzen für die Wertschöpfung des Unter-           einander verknüpft. Das vereinfacht auch die interne
 nehmens ziehen (neue Märkte, neue Produkte etc.).          Kommunikation und damit verbundene Innovations-

                                                       34
3 D
schweizer:
             «Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist zentraler Bestandteil der Unterneh-
             menskommunikation wie Nachhaltigkeit zentral ist für die Unternehmens-
             führung. Eine Balanced Scorecard unterstützt uns bei der Umsetzung im
             Unternehmensalltag und bewirkt interne Verhaltensänderungen in Richtung
             Nachhaltigkeit.» Martina Marchesi, Leiterin Kommunikation

    prozesse. Ebenfalls wird durch eine systematische               serung aufgezeigt wird. Bereits das wird von den
    Erfassung das regelmässige Zur-Verfügung-Stellen                Anspruchsgruppen honoriert. Die Grenzen des Re-
    der Daten sowie die Vergleichbarkeit der Informati-             ports müssen aber aufgezeigt werden, damit die Le­
    onen erleichtert. Ein Punkt, der vor allem Investoren           serInnen verstehen, welche Geschäftseinheiten in der
    wichtig ist.                                                    Berichterstattung abgedeckt werden und weshalb.

    Nicht nur die Publikation am Ende, sondern auch
    der Reportingprozess an sich kann Nutzen generie-
    ren insbesondere, wenn er zu wesentlichen Teilen
    partizipativ gestaltet ist. Reporting soll deshalb nicht
    nur als Ziel gesehen werden, sondern auch als Mittel
    dazu, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unterneh-
    mens zu verbessern. Dabei muss man keineswegs
    lückenlos und perfekt beginnen – es reicht, wenn der
    Stand der Dinge und der Wille und Weg zur Verbes-

                                                               35
Migros:
          «Zum Teil haben wir noch inhaltliche Überschneidungen beim Geschäfts­
          bericht und dem Nachhaltigkeitsbericht. Diese werden wir in Zukunft zu ver-
          meiden versuchen.» Corinne Centonze, Abteilung Ökologie

 CHECKLISTE:

 1   Nachhaltigkeitsstrategie, -system, -kommunikation und die Datenerfassung so gut wie möglich in
     Bestehendes integrieren

 2   Berichterstattung nutzen, um bestehende Strategien, Strukturen und Abläufe zu verbessern.

                                                   36
Ziele, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven                                                    3 E

Um Vertrauen aufzubauen, muss es erarbeitet und               Wenn möglich sollen Ziele nachvollziehbar und
immer wieder neu gerechtfertigt werden. Deshalb ist           quan­titativ dargestellt werden sowie Bezug auf reale
langfristige Planung und vorausschauendes Denken              Problemstellungen nehmen. Eine quantitative Dar-
gefordert. Ein Unternehmen muss erkennen, mit                 stellung ist oft schwierig, gerade auch dann, wenn
welchen Herausforderungen es konfrontiert ist, wel-           Ziele längerfristig aufgestellt werden. Und dies ist im
che Chancen sich für die Zukunft ergeben und wor-             Sinne der Nachhaltigkeit auch angebracht. Wenn
auf es sich künftig einstellen muss. Mit der Nach-            ein Ziel nicht erreicht wird, ist dies kein Grund, dies
haltigkeitsberichterstattung stellt man die (Weiter-)­        zu vertuschen. Es ist besser, die Gründe dafür offen
Entwicklung der Nachhaltigkeitsleistung dar.                  darzulegen.

Eine klare Darlegung der gesetzten Ziele bezüglich            Zugleich geht es hier jedoch auch um die Darlegung
der drei Nachhaltigkeitsdimensionen, der Stand der            von Zukunftsperspektiven. Die Definition der Nach-
aktuellen Erreichung oder die Gründe für die Nicht-           haltigen Entwicklung ist auf zukünftige Generati-
Erreichung, eingeleitete Korrekturmassnahmen so-              onen ausgerichtet. Dies bedingt eine Erläuterung,
wie das Setzen von neuen Zielen sind zentral für              wie man die Welt in Zukunft sieht, mit welchen vor-
eine stimmige Berichterstattung. Insbesondere auch            ausschauenden Strategien sich das Unternehmen
der Börsenwert hängt bei kotierten Unternehmen                darauf vorbereitet und welche Risiken und Chancen
massgeblich von den Erwartungen über die zukünf-              daraus erwachsen.
tige Erwerbsfähigkeit einer Firma ab.

                                                         37
baer:
             «Wir stellen nicht erreichte Ziele jeweils gleich in den Vordergrund. Das ist
             sehr wichtig für die Glaubwürdigkeit.» Stephan Baer, präsident und ceo

   roche:
             «Die Ziele betreffend Nachhaltigkeit müssen zu den wesentlichen Themen
             und dem Unternehmen passen. Wir machen jedes Jahr einen Workshop mit
             40-50 Personen, welche die Ziele diskutieren und festlegen.»
             Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

BANK COOP:
             «Die Ziele müssen erreichbar und realistisch sein. Unsere Ziele richten sich
             relativ nach unserer Leistung zu vergleichbaren Geschäftsbanken in der
             Schweiz. Das gibt einen guten Massstab vor. Als gut positionieren wir uns,
             wenn wir im oberen Drittel der Mitbewerber platziert sind, als sehr gut, wenn
             sich unsere Leistung maximal 10% unter derjenigen des besten Mitbewer-
             bers bewegt.» Hansjörg Ruf, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit

                                                             38
Beispiel Ernst Schweizer AG, Metallbau                  3 E

Wichtigste Nachhaltigkeits-Kennzahlen                      2004    2005    2006

Kundenorientierte Leistungen

Betriebsertrag [Umsatz, Mio. CHF]                           120      124     124

Ausgaben für Produktentwicklung*                           1.93%   2.00%   1.84%

Mitarbeiter/Innen und Gesellschaft

Stellenzahl in Vollzeitstellen [VZS]                        444      457    474

Anzahl Lehrlinge                                             45      42      43

Umwelt

Elektrizitäts- und Wärmeverbrauch [MWh]                    6541     6577   6109

Betriebliche Umwelteffizienz [CHF/1000 UBP]                 24.5    23.8    22.9

Wirtschaftlichkeit

Cashflow [Mio. CHF]**                                        5.5     6.6     4.9

Anteil Eigenkapital [% Gesamtkapital]**                     44%     41%     41%

* in % des Umsatzes exkl. Fassaden und Metallfertigteile
** gemäss Abschluss nach Swiss GAAP FER

                                                  39
geberit:
           «Ohne Ziele kann kein stetiger Verbesserungsprozess in Gang gesetzt wer-
           den. Zwischen Standorten wird durch die Setzung von Zielen ein interner
           Wettbewerb ausgelöst.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit

Migros:    «Da wir so viele heterogene Gruppengesellschaften haben, ist es schwierig
           auf Gruppenebene quantitative Ziele zu setzen, die dann noch etwas aussa-
           gen. Die einzelnen Gesellschaften setzen sich natürlich Ziele. Diese zu kom-
           munizieren würde jedoch den Rahmen unserer Berichterstattung sprengen.»
           Corinne Centonze, Abteilung Ökologie

 CHECKLISTE:

 1   Realistische, aussagekräftige Ziele in den wesentlichen Bereichen setzen

 2   Ziele, Zielerreichung kommunizieren; Nicht-Erreichung begründen; Korrekturmassnahmen erläutern

 3   Zukunftsvisionen strategisch abfangen

                                                    40
3 E

     «Stephan Baer works for sustainability.»
     Präsident und CEO BAER AG

41
Richtlinien und externe Prüfung

Ganz bei Adam und Eva muss ein Unternehmen                      Einen Überblick bietet die Abbildung auf der nächs-
heute nicht mehr beginnen, wenn es die Nachhaltig­              ten Seite.
keitsberichterstattung angehen will. Mittlerweile gibt
es schon viele Unternehmen, welche über ihre Nach-              Diese Richtlinien und Leitfäden sind allerdings nicht
haltigkeitsleistung Bericht erstatten, und deren Be-            verbindlich, sondern stellen mehr eine Orientierungs­
richte man für die eigene Ideenfindung nutzen kann.             hilfe dar. Sie können als «Leitplanke» sowie für die
Ebenfalls wurden über die Zeit verschiedene Leitfä-             Ideenfindung genutzt werden. Es gibt aber auch
den entwickelt, welche einen bei der Konzeption, Pla-           Unternehmen, welche GRI als Benchmark oder Ent-
nung und Umsetzung unterstützen. Es hat sich auch               wurfsplan nutzen. Für ein Unternehmen kann es von
eine Vielzahl von Richtlinien etabliert. Die internatio-        Vorteil sein, wenn es seine Berichterstattung nach
nal am meisten verbreiteten und angewandten Richt­              einem Leitfaden ausrichtet, der von einer hoch an-
linien sind diejenigen der Global Reporting Initiative          gesehenen Institution herausgegeben wurde, da es
(GRI).                                                          dadurch von einer Imageübertragung und einem
                                                                Reputationsgewinn profitiert. Man kann die Errei-
Die Richtlinien bilden das Kernstück der Hilfestel-             chung der Richtlinien bei GRI überprüfen lassen
lung zur Berichterstattung nach GRI. Weitere Ele-               (Level A bis C) und darauf das Logo im eigenen
mente sind branchenspezifische Zusätze (Sector                  Bericht verwenden. Zudem erhöht die freiwillige Ein-
Supplements) sowie detaillierte Beschreibungen                  haltung die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung.
der verschiedenen Leistungsindikatoren (insgesamt               Ratings und (Nachhaltigkeits-)Investoren stützen ihre
sind dies 47 Kernindikatoren und 32 zusätzliche).               Systematik ebenfalls stark auf diese Richtlinien ab.

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Aufbau Richtlinien Global Reporting Initiative (GRI)                                                                  3 F
                                                Vorwort und Einleitung

               Teil 1: Bestimmung des Inhaltes, der Qualität und der Berichtsgrenzen

  Definition Berichtsinhalt	                     Informationsqualität	                     Berichterstattungsgrenze

                                              Teil 2: Standardangaben

                      Profil                                                           Managementansatz &
                                                                                       Leistungsindikatoren

              Strategie & Analyse                                                            ökonomisch*

             Organisationsprofil                                                             ökologisch*

              Berichtsparameter                                                                Sozial:
                                                                                       • Arbeitsbedingungen*
                                                                                       • Menschenrechte*
                Führung,                                                               • Gesellschaft*
      Verpflichtungen & Engagement                                                     • Produktverantwortung*

                                     Allgemeine Anmerkungen:
                    (Datenerfassung, Berichterstattungsform, Frequenz, Assurance,
                                  laufender Verbesserungsprozess)
* Alle Sektionen enthalten je Angaben zum Managementansatz sowie zu Leistungsindikatoren
• Quelle: BSD AG/Öbu, zusammengestellt aus den Sustainability Reporting Guidelines der Global Reporting Initiative

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geberit:   «Den höchsten Berichterstattungslevel bei GRI zu erreichen, war eine sehr
           grosse Herausforderung. Es hat sich aber gelohnt! Wir sind eines der ersten
           Unternehmen in der Schweiz, welches das höchste Level, das A-Level, ge-
           schafft hat.» Roland Högger, Leiter Umwelt / Nachhaltigkeit

sulzer:
           «Wir sehen den Mehrwert des GRI-Logos im Bericht nicht. Als Orientierung
           eignen sich die Richtlinien aber sehr gut.»
           Ruth Blumer Lahner, Konzernbeauftragte Umwelt & Qualität

 Es wird empfohlen, zumindest die Prinzipien zu be-          Immer mehr Unternehmen nutzen auch die Mög-
 achten (vergleiche Abbildung Seit 43). Um den GRI-          lichkeit, sich und ihre Berichterstattung neben der
          ­
 ­Richtlinien zu 100% zu entsprechen, müssen nicht           eigenen Qualitätssicherung von Daten und Informa-
  alle Indikatoren abgehandelt werden. Es reicht, wenn       tionen extern evaluieren und prüfen zu lassen (Assur­
  die Auswahl plausibel begründet wird (vergleiche           ance). Wie bei der finanziellen Berichterstattung wird
  dazu Kapitel 3A: «Themensetzung im Kontext Nach­           die Richtigkeit der publizierten Daten von unabhän-
  haltigkeit» in dieser Publikation). Der Berichterstat-     giger Seite geprüft. Die «Versicherung» findet dabei
  tungsprozess soll nicht zur Compliance-Übung ver­          aber auch noch (je nach Prüfstelle und Methodik;
  kommen, bei der man möglichst alle Indikatoren             z. B: nach AA1000AS, IAASB: ISAE 3000) auf einer
 ab­zudecken versucht. Wendet man die Regelwerke             weiteren Ebene statt: Geprüft wird ebenfalls, ob die
  unüberlegt an, geht der wichtige Fokus auf die we-         wesentlichen Angaben in der Berichterstattung an­
 sentlichen Themen verloren. Eine innovative Heran­          ge­sprochen sind und ob Qualitätsmerkmale in den
  gehensweise an die Nachhaltigkeitsberichterstattung        Managementprozessen und in der Bericht­er­stattung
  kann durch Regelwerke also auch behindert werden.          selbst eingehalten wurden. Nicht wenige Prüfan-

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migros:
          «GRI zwingt zu vollständigen Angaben, da man deklarieren muss, warum        3 F
          man über etwas nicht berichtet. Das ist wichtig für die Glaubwürdigkeit.»
          Corinne Centonze, Abteilung Ökologie

roche:
          «Die extern durchgeführte Assurance nützt uns viel, da dabei jeweils auch
          das Verbesserungspotenzial zum Vorschein kommt. Üblicherweise wird nur
          der Prozess der Berichterstattung geprüft und nicht die Leistung selbst.»
          Oliver Eckelmann, Corporate Finance Reporting

 s­ tal­ten geben dann auch Tipps für die Weiterentwickl­
  ung. Neben der «herkömmlichen» Assurance (SGS,
  PwC, KPMG etc.) werden immer wieder auch andere
  Formen ausprobiert wie z. B. die Nutzung von Stake-
  holder-Panels oder der Einbezug von Fachpersonen
  in den Assurance-Prozess. Durch eine externe Prü-
 fung wird die Glaubwürdigkeit gesteigert und Verbes­
  serungspotenzial für das Unternehmen ersichtlich.

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CHECKLISTE:

1   Prüfung der Nutzbarkeit der GRI-Richtlinien oder branchenspezifischer Guidelines für das eigene
    Unternehmen

2   Nachricht an GRI, wenn Richtlinien benutzt wurden (auch nur zur Inspiration!)

3   Je nach finanziellen Mitteln und Beurteilung der Wichtigkeit: komplette externe Assurance oder
    kleinere Evaluation

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Wie es weiter geht.                         4
                                                                       Ein Blick in die Zukunft

Nachhaltigkeitsreporting darf nicht überbewertet              Das Kerngeschäft an sich wird jedoch oft nicht hin-
werden. Für eine Nachhaltige Entwicklung zählt                terfragt bzw. verändert. Dabei würde sich dieser Blick
schlussendlich die ganzheitliche Performance. Auf             über den Tellerrand hinaus für viele Unternehmen
dem Weg zu einer gesamthaft nachhaltigen Unter-               lohnen. Unternehmen müssen sich dann fragen, wel-
nehmensführung ist die Berichterstattung jedoch               ches die Herausforderungen sind, welche die Gesell-
eine wichtige Massnahme und nicht zu unterschät-              schaft an einer Nachhaltigen Entwicklung hindern,
zen. Wer seine Leistung transparent macht und sich            und welche neuen Produkte und Dienstleistungen
somit mit den Themen einer Nachhaltigen Entwick-              mit den eigenen Kernkompetenzen entwickelt wer-
lung eingehend auseinandersetzt, wird automatisch             den können, um die Herausforderungen an­zu­gehen
auch zu besserer Leistung angespornt. Auch ist Trans­         und damit insbesondere auch neue Chancen im
parenz per se ein wichtiges Kriterium nachhaltiger            Unternehmen wahrzunehmen. Dafür ist auch die In-
Unter­nehmensführung. Und Reporting ist eine Vor-             teraktion mit den Anspruchsgruppen elementar.
aussetzung, um diese Transparenz herzustellen.
                                                              Schlussendlich ist die primäre Rolle der Unterneh-
In der Bestimmung der wesentlichen Themen (Mate­              men die Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft –
rialität) sowie den Überlegungen zum Nachhaltigkeits­         und diese Bedürfnisse sind mittlerweile umfassender
kontext liegt unseres Erachtens grosses Poten­zial für        und komplexer geworden. Neben anderen ist der
eine Nachhaltige Entwicklung. Natürlich machen Un-            Shareholder-Value längerfristig ein Massstab, wie
ternehmen grosse Fortschritte im Einbezug sozialer            erfolgreich Unternehmen diese Bedürfnisse befrie-
und ökologischer Kriterien in ihren Geschäfts­alltag.         digen – und nicht das Ziel an sich.

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«Kurt Frei works for sustainability.»
     Direktor Flumroc AG

48
Zusammenfassung                      5

Mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen Un-           Alles in allem kann sich die Nachhaltigkeitsberichter­
ternehmen in regelmässigen Abständen ihre Rolle,               stattung in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit und
Position und Leistungen bezüglich einer Nachhal-               einer Sicherung oder Festigung der Marktposition
tigen Entwicklung vor. Vereinfacht gesagt ist sie eine         manifestieren. Erfolgsfaktoren sind dabei folgende:
um ökologische, soziale und gesamtwirtschaftliche
Aspekte erweiterte Geschäftsberichterstattung.                 Themensetzung im Kontext Nachhaltigkeit
                                                               Verbindung zwischen Unternehmensaktivitäten und
Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt Unter-            Nachhaltiger Entwicklung herstellen, wesentliche
nehmen beim langfristigen Aufbau von Vertrauen ge­             Themen erörtern und bestimmen
genüber externen und internen Anspruchsgruppen.
In einer global vernetzten Welt sind Risiken vielfältig        Zielgruppenorientierung und Balance zwischen
und schwierig zu überschauen. Nachhaltigkeitsrepor­            Emotion und Ratio
ting hilft, Risiken zu verringern.                             Zielgruppe(n) definieren, Inhalte zielgruppengerecht
                                                               aufbereiten und mit passenden emotionalen Ele-
Neben der Reduktion von Risiken, können aber auch              menten ergänzen, optimale Kommunikationskanäle
Chancen im Umfeld der Nachhaltigen Entwicklung                 nutzen
besser wahrgenommen werden.
                                                               Einbezug von Anspruchsgruppen
Weiter kann das Nachhaltigkeitsreporting unterneh-             Prozessschritte bestimmen, bei welchen Anspruchs-
mensinterne Nutzenbereiche bieten.                             gruppen einbezogen werden können, geeignete

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