Kinostart: 27. September 2018 - INDIEKINO BERLIN
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THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE Regie & Buch: Terry Gilliam Mit Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro, Óscar Jaenada, Jordi Mollá, Sergi López, Jason Watkins, Rossi de Palma und Hovik Keuchkerian Im Verleih von: Concorde Filmverleih GmbH Luise-Ullrich-Str. 6, 82031 Grünwald Tel.: 089 / 45 06 10 - 0, Fax: 089 / 45 06 10 - 10 E-Mail: info@concorde-film.de Klassische PR (TV / Print / Radio-PR) S&L Medianetworx GmbH Astrid Buhr & Natalie Regnault Tel.: 089 236849-724 E-Mail: abuhr@medianetworx.de; nregnault@medianetworx.de Online-PR & Social Media: S&L Medianetworx GmbH Dana Hölzl & Virginia Hüntemann Tel.: 089 236849-98 /-739 E-Mail: dhoelzl@medianetworx.de; vhuentemann@medianetworx.de Besuchen Sie auch: www.DonQuixote-Film.de www.facebook.com/DonQuixote.film/ Pressematerial und Fotos finden Sie unter: www.concorde-film.medianetworx.de Concorde Filmverleih: Webseite: www.concorde-film.de Facebook: www.facebook.com/ConcordeFilmverleih Instagram: www.Instagram.com/concordefilm Youtube: www.youtube.com/ConcordeMovieLounge Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal, 2018 / 133 Minuten / Scope 2
INHALT EINFÜHRUNG 4 KURZINHALT UND PRESSENOTIZ 6 LANGINHALT 6 PRODUKTIONSNOTIZEN 7 Eine klassische Geschichte wird verfilmt 7 Terry und die Besetzung 8 Der Look des Films 11 Der Dreh und die Motive 13 Tier-Magie 14 Postproduktion 15 Musik 15 Im Kasten 16 DIE BESETZUNG 18 Adam Driver (Toby) 18 Jonathan Pryce (Don Quixote) 18 Stellan Skarsgård (Der Boss) 19 Olga Kurylenko (Jacqui) 19 Joana Ribeiro (Angelica) 20 Óscar Jaenada (Der Zigeuner) 20 Jason Watkins (Rupert) 21 Sergi López (Der Bauer) 21 Rossy De Palma (Die Bauersfrau) 22 Hovik Keuchkerian (Raúl) 22 Jordi Mollá (Alexei Mishkin) 22 DIE FILMEMACHER 24 Terry Gilliam (Regie/Drehbuch/Synchronsprecher) 24 Gerardo Herrero Pérez-Gamir (Produktion) 25 Mariela Besuievsky (Produktion) 25 Amy Gilliam (Produktion) 26 Tony Grisoni (Drehbuch) 26 Nicola Pecorini (Kamera) 27 Benjamín Fernández (Szenenbild) 28 Edou Hydallgo (Ausstattung) 28 Lena Mossum (Kostüme) 28 Sylvie Imbert (Make-up und Frisuren) 29 Roque Baños (Musik) 29 DON QUIJOTE – DIE GESCHICHTE EINES ROMANKLASSIKERS 31 CERVANTES´ “DON QUIJOTE VON DER MANCHA“ 32 3
EINFÜHRUNG THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ist eine klassische fantastische Abenteuergeschichte, die von dem legendären Protagonisten aus Miguel de Cervantes’ Romanklassiker Don Quijote de la Mancha inspiriert ist, der in zwei Teilen 1605 und 1615 erschien. Regie führt Terry Gilliam, der renommierte Filmemacher von KÖNIG DER FISCHER, 12 MONKEYS, BRAZIL, DAS KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS und FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS. Nachdem er fast 30 Jahre an dem Projekt arbeitete, resümiert Gilliam seine Erfahrungen: „Wir haben so lange daran gearbeitet, dass die Vorstellung, diesen ‚geheimen’ Film zu beenden, ziemlich surreal war. Jeder vernünftige Mensch hätte schon vor Jahren aufgegeben, aber manchmal gewinnen am Ende die störrischen Träumer. Ich danke also allen schlecht bezahlten Fantasten und Gläubigen, die sich mir anschlossen, um diesen alten Traum Wirklichkeit werden zu lassen.“ Zur Besetzung des Films gehören Adam Driver (STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI, PATERSON, SILENCE), Gilliams langjähriger Mitstreiter Jonathan Pryce (FLUCH DER KARIBIK-Franchise, BROTHERS GRIMM, BRAZIL, JAMES BOND 007 – DER MORGEN STIRBT NIE) als Don Quixote, Stellan Skarsgård (BREAKING THE WAVES, MAMMA MIA!, GOOD WILL HUNTING – DER GUTE WILL HUNTING), Olga Kurylenko (JAMES BOND 007 – EIN QUANTUM TROST, OBLIVION, TO THE WONDER), Joana Ribeiro (PORTUGAL NÃO ESTÁ À VENDA, A UMA HORA INCERTA), Óscar Jaenada (FLUCH DER KARIBIK – FREMDE GEZEITEN, CANTINFLAS), Jason Watkins (BAFTA-preisgekrönt für „The Lost Honour of Christopher Jefferies“, „Trollied“, „W1A“), Sergi López (PANS LABYRINTH, KLEINE SCHMUTZIGE TRICKS, HARRY MEINT ES GUT MIT DIR), Rossy de Palma (JULIETA, FRAUEN AM RANDE DES NERVENZUSAMMENBRUCHS, DREI HOCHZEITEN ZU VIEL), Hovik Keuchkerian (ASSASSIN’S CREED, „The Night Manager“) and Jordi Mollá (DAS JERICO-PROJEKT: IM KOPF DES KILLERS, IM HERZEN DER SEE, BLOW). Gilliam schrieb das Drehbuch mit Tony Grisoni, mit dem er zuvor bei FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS, TIDELAND und BROTHERS GRIMM zusammenarbeitete. Zu seiner talentierten Crew gehörten Kameramann Nicola Pecorini (THE ZERO THEOREM, DAS KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS, FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS), Szenenbildner Benjamín Fernández (GLADIATOR, THE OTHERS, DAS MEER IN MIR), Kostümdesignerin Lena Mossum (SEXY BEAST, LAS 13 ROSAS, GOYAS GEISTER), Make-up- und Frisurendesignerin Sylvie Imbert (ABRACADABRA, BLANCANIEVES – EIN MÄRCHEN VON SCHWARZ UND WEISS, LA LLAMADA – EIN GLÜCKLICHER SOMMER). Die vielfältige Besetzung wurde von den Castern Irene Lamb (KRIEG DER STERNE, DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK, BRAZIL) und Camilla-Valentine Isola (JAMES BOND 007 – EIN QUANTUM TROST, TATSÄCHLICH... LIEBE) zusammengestellt. Die Dreharbeiten fanden an den verschiedensten Schauplätzen in Spanien, Portugal und auf der kanarischen Insel Fuerteventura statt. „Ich hatte die Arbeit an DON QUIXOTE 1989 begonnen und war begeistert, dass mein Projekt trotz verschiedenster Hindernisse 400 Jahre nach dem Tod von Cervantes in Produktion gehen konnte,“ so Gilliam. „Don Quixote ist ein Träumer, ein Idealist und ein Romantiker, der fest entschlossen ist, die Grenzen der Realität nicht zu akzeptieren. Er marschiert trotz aller Rückschläge vorwärts, und das taten wir auch. Ich fand in Spanien und Portugal alle meine Traum-Schauplätze und so konnte ich endlich die Geschichte vom Ritter von der traurigen Gestalt einem modernen Publikum nahebringen.” Der Film ist eine europäische Koproduktion, bei der die spanische Tornasol/Carisco als Hauptproduzent fungierte. Weitere Produzenten sind die französische Kinology und Entre Chien et Loup aus Belgium, wo der Großteil der visuellen Effekte und die Tonmischung fertiggestellt wurden. Ein weiterer Koproduzent ist Ukbar Filmes aus Portugal, wo das legendäre Konvent in Tomar als Motiv genutzt wurde. 4
Als Produzenten fungieren Gerardo Herrero Pérez-Gamir und Mariela Besuievsky von Tornasol Films (Auslands-Oscar®-Gewinner IN IHREN AUGEN, MAD CIRCUS – EINE BALLADE VON LIEBE UND TOD) und Amy Gilliam, Terry Gilliams älteste Tochter und Stammproduzentin, die an allen Filmen ihres Vaters seit FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS arbeitete und unter anderem DAS KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS in Zusammenarbeit mit Bill Vince produzierte. Kinology-Produzent Grégoire Melin hat hochkarätige internationale Projekte wie David Cronenbergs COSMOPOLIS, Juan Solanas’ UPSIDE DOWN und Harmony Korines SPRING BREAKERS realisiert. Kinology, der Weltvertrieb des Films, begann auf dem American Film Market 2014 mit den Vorverkäufen und blieb seither als Finanzierungspartner an Bord. Produzent Sebastien Delloye von Entre Chien et Loup war beteiligt an Rupert Everetts Regiedebüt THE HAPPY PRINCE und dem Golden Globe-prämierten ELLE von Paul Verhoeven. Pandora Cunha Telles und Pablo Iraola von Ukbar Filmes waren beteiligt an JOAQUIM VON Marcelo Gomes, COMBOIO DE SAL ET AÇUAR von Licinio Azevedo und der Film-Anthologie DIE BRÜCKEN VON SARAJEVO. Mariela Besuievsky von Tornasol erinnert sich: „Als man Gerard und mich wegen des Projekts kontaktierte, lasen wir das Drehbuch. Wir fanden es umwerfend – ein großes Abenteuer. Hier verbinden sich Mythos und Legende mit der Geschichte dieses Projekts und der Figur des Don Quixote.” Amy Gilliam hatte 2000 beim ersten Versuch der DON QUIXOTE-Verfilmung im Kamera- Department gearbeitet und war selbst davon besessen, das Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Daher verfolgte sie jede denkbare Finanzierungsoption, „egal wie verrückt sie auch sein mochte.“ Das letzte Stück des Finanz-Puzzles war ein von ihr ausgehandelter Kapitaldeal, der das noch fehlende Geld für die Fertigstellung des Films lieferte. Die Quelle war die von Alessandra und Giorgia Lo Savio gegründete Alacran Pictures: „Alessandra und Giorgia wussten von unserer Mission und sie haben an uns geglaubt. Sie unterstützen den kreativen Prozess und die Leute, an die sie glauben, damit diese ihre Vision umsetzen können.“ Die Lo Savio-Schwestern pflichten dem bei: „Wir sind nicht nur stolz, dass wir Terry dabei unterstützen konnten, sein visionäres Werk auf die Leinwand zu bringen, sondern sind auch sehr dankbar, dass er uns in sein Universum der Fantasie aufgenommen hat – eine Obsession, ohne die wir beide nicht leben können.” Koproduzent Jeremy Thomas teilt ihren Enthusiasmus: „Alle von uns bei der Recorded Picture Company sind begeistert, dass wir daran beteiligt sein konnten, den lang gehegten Traum unseres guten alten Freunds Terry zu realisieren.” 5
KURZINHALT Der zynische Werbefilmer Toby (Adam Driver) trifft auf einen alten spanischen Schuhmacher (Jonathan Pryce), der sich für Don Quixote hält. Die beiden erleben eine Reihe absurder Abenteuer, in deren Verlauf Toby sich den tragischen Auswirkungen eines Films stellen muss, den er in seiner Jugend gedreht hat ─ ein Film, der die Hoffnungen und Träume eines kleinen spanischen Dorfes für immer verändert hat. Kann Toby das Getane je wieder gut machen und so zu seiner Menschlichkeit zurückfinden? Kann Don Quixote seinen Wahn bezwingen und seinen nahenden Tod verhindern? Oder wird etwa die Liebe alle Grenzen überwinden? PRESSENOTIZ Terry Gilliam (THE ZERO THEOREM, DAS KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS, BROTHERS GRIMM) konnte auch für THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE wieder einen hochkarätigen Cast verpflichten: Neben Jonathan Pryce („Game of Thrones“, G.I. JOE-Reihe, BRAZIL) in der Rolle des Don Quixote und Adam Driver (STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI, LOGAN LUCKY) als Toby überzeugen u.a. Olga Kurylenko (JAMES BOND 007 – EIN QUANTUM TROST, OBLIVION), Stellan Skarsgård (THOR – THE DARK KINGDOM, AVENGERS-Reihe), Óscar Jaenada (PIRATES OF THE CARIBBEAN: FREMDE GEZEITEN, THE COLD LIGHT OF DAY), Jordi Mollà (RIDDICK – ÜBERLEBEN IST SEINE RACHE, KNIGHT AND DAY), Sergi López (PANS LABYRINTH) und Joana Ribeiro (PORTUGAL NÃO ESTÁ À VENDA). 6
LANGINHALT Es war einmal ein idealistischer junger Filmstudent namens Toby. Seine größte Leistung war eine poetische Bearbeitung der Geschichte von Don Quixote, die er in einem spanischen Dorfidyll verfilmte. Aber das war damals. Jetzt ist er ein zynischer, arroganter und sexbesessener Werberegisseur. Von Geld und Glamour vom rechten Pfad abgebracht, versucht er, alle möglichen Bälle in der Luft zu halten – von der Frau seines Chefs, Jacqui, über eine Katastrophe biblischen Ausmaßes bis hin zu seinem Ego – während er in Spanien krampfhaft versucht einen Werbespot fertigzustellen. Da kommt ein geheimnisvoller Zigeuner zu ihm, der ihm eine alte Kopie seines Studentenfilms überreicht: Bewegt versucht Toby, das kleine Dorf zu finden, wo er vor so vielen Jahren sein Erstlingswerk drehte. Zu seinem Entsetzen hatte sein kleiner Film auf den verschlafenen Ort eine furchtbare Wirkung: Angelica, das junge Mädchen, das seinerzeit die Inkarnation der Unschuld war, ist mit ihren Träumen gescheitert und der alte Mann, der Quixote spielte, ist völlig verrückt und hält sich tatsächlich für den ‚Ritter von der traurigen Gestalt’. Eine Reihe von Unfällen löst einen Brand aus, der das Dorf zu zerstören droht. Die Polizei will Toby verhaften, doch er wird von dem geistig verwirrten alten Mann ‚gerettet’. Ihn für seinen loyalen Knappen Sancho haltend, bringt er Toby in die ländliche Gegend, wo er Dulcinea, seine vollkommene Dame sucht. Auf dieser Suche wird Toby mit einer ganzen Reihe von Dämonen konfrontiert – real oder eingebildet, modern und mittelalterlich. Burgfräulein werden gerettet, Turniere ausgefochten, Riesen erschlagen. Und: Frauen haben Bärte! Wirklichkeit und Fantasie verschmelzen miteinander auf dieser bizarren Reise, die in einem phantasmagorischen Finale mündet. PRODUKTIONSNOTIZEN EINE KLASSISCHE GESCHICHTE WIRD VERFILMT „Das Problem mit Quixote ist Folgendes: Sobald dich diese Figur und das, wofür sie steht, anfixt, wirst du selbst zu Quixote. Du marschierst in den Wahnsinn, fest entschlossen, die Welt so zu machen, wie du sie dir vorstellst. Aber natürlich ist sie nicht so.” Terry Gilliam THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE blickt auf eine der längsten und kompliziertesten Entstehungsgeschichten der Filmhistorie zurück. Dass diese Produktion fast 30 Jahre nach ihren zarten Anfängen im zehnten Anlauf letztlich fertiggestellt wurde, ist verständlicherweise eine bemerkenswerte Leistung. 1989, kurz nach dem Start von DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN („The Adventures of Baron Munchausen“, 1988), machte Gilliam einem der Produzenten, Jake Eberts, einen Vorschlag: „Wir wollten unbedingt etwas zusammen machen,“ so der Regisseur. „Also rief ich Jake an und sagte: ‚Ich habe zwei Namen für dich... Einer ist Quixote. Der andere ist Gilliam. – Und ich brauche 20 Millionen Dollar.’ Jake sagte: ‚Abgemacht!’ So einfach war das. Ich las also die Bücher. Mehrere Wochen später hatte ich beide beendet und ich realisierte, dass ich diesen Film so nicht drehen konnte!“ Nach KÖNIG DER FISCHER („The Fisher King“, 1991), 12 MONKEYS („Twelve Monkeys“, 1995) und FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS („Fear and Loathing in Las Vegas“, 1998), die alle in den USA spielten und entstanden, wollte Gilliam wieder in Europa arbeiten. Das neue Projekt hieß THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE. Der Regisseur erklärt: „Nachdem ich begriffen hatte, dass ich Don Quixote nicht so verfilmen konnte, wie Cervantes es geschrieben hatte, fragte ich mich, ob ich einen Film machen konnte, der die Essenz von Quixote vermittelte, ohne die Bücher einzubeziehen.“ Unter dem Eindruck von sechs Monaten, in denen er sich an 7
einer Adaption von Mark Twains „A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court“ versucht hatte, konzipierte er einen nassforschen jungen Werberegisseur – einen modernen Marketingmenschen, der irgendwie ins 17. Jahrhundert versetzt wird, wo ihn Don Quixote für Sancho Panza hält. Gilliam arbeitete an dem Drehbuch mit Tony Grisoni, mit dem er bereits FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS entwickelt hatte. Der Autor erinnert sich: „Es ist eine Freude, mit Terry zu schreiben, aber es ist auch anstrengend. Wir spielten die Szenen nach – wir gingen sie durch, übernahmen verschiedene Rollen und dann wechselten wir. Auf diese Weise verstanden wir den Sinn der Szene, das Timing und wie die Gags funktionierten. Ich nahm das Material, schrieb, schickte ihm meine Resultate und dann trafen wir uns wieder. Das gab ihm die Freiheit, neue Ideen zu entwickeln – etwas, das frei von der Starrheit der klassischen Drehbuchstruktur war.” Die Produktion von THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE begann im Herbst 2000, doch nach sechs aufreibenden Tagen war der Dreh vorüber. In der ersten Woche in Las Bardenas in der spanischen Provinz Navarra hatte die Crew nicht nur mit einer Springflut, sondern auch dem Lärm von Tieffliegern zu kämpfen. Am fünften Tag musste Quixote-Darsteller Jean Rochefort den Dreh mit massiven Schmerzen abbrechen, die ihm das Reiten unmöglich machten. Am sechsten Tag ging nichts mehr. Die Details dieses Höllenabenteuers wurden in der Dokumentation LOST IN LA MANCHA („Lost in La Mancha“, 2002) eingefangen. Es folgten acht Jahre Pause, bis Gilliam und Grisoni 2009 zu ihrem Drehbuch zurückkehrten. Dabei gelang ihnen ein Durchbruch, bei dem sie das Skript substanziell verbesserten. So erhielt Toby eine tragfähige Hintergrundgeschichte, die von seinem Studentenfilm erzählte. Eine zweite Verbesserung war der Verzicht auf das Zeitreiseelement. Toby begegnet nicht mehr dem Don Quixote des 17. Jahrhunderts, sondern erlebt seine Abenteuer mit dem alten Schauspieler seines früheren Films, der sich für den legendären Ritter hält. Gilliam kommentiert: „Das Projekt handelt jetzt von Filmen, vom Filmemachen und der Auswirkungen dieser Filme auf die, die sie machten. Unser Werbefachmann wurde zu einem Regisseur, der zehn Jahre zuvor in einem kleinen spanischen Dorf einen Studentenfilm gedreht hat. Als er dorthin zurückkehrt, im Glauben, dass alles so wundervoll und fabelhaft wie damals ist, findet er heraus, dass ihn die meisten Dorfbewohner nicht mögen. Denn er hat ihr Leben zerstört.“ Der Regisseur gibt auch offen zu: „Wir blieben auch deshalb in der modernen Welt, weil die billiger als das 17. Jahrhundert ist. Ich muss mir nicht den Kopf zerbrechen, wie ich Telefonleitungen entferne. Ich kann eine moderne Straße haben!” Nach 2009 nahm das Autorenduo noch viele Justierungen vor. „Wir arbeiteten das Skript im Schnitt zweimal pro Jahr um“, so Grisoni. „Manchmal sogar öfter, abhängig davon, ob es wieder eine Chance gab, in Produktion zu gehen. Wenn das passierte, bekam ich einen Anruf von Terry! Und so haben wir jetzt, wie ich glaube, ein wirklich großartiges Drehbuch.“ TERRY UND DIE BESETZUNG „Die Arbeit mit den Schauspielern ist der angenehmste Teil des Filmemachens“, so Gilliam. „Ich weiß, wie ich die technischen Aspekte und die Effekte hinkriege, und das bietet mir keine Überraschungen mehr. Aber Schauspieler überraschen mich immer.“ Er war höchst angetan, als Adam Driver für die Hauptrolle des Toby zusagte. Toby ist arrogant, scheinheilig und unsympathisch. Der perfekte Held also. „Adam ist ein außerordentlicher Schauspieler,“ so der Regisseur. „Wir trafen uns zu Beginn, und ich hatte eine dieser unmittelbaren, instinktiven Reaktionen, wo ich mir dachte: Das ist mein Mann. Er hat diese einzigartige Qualität. Er kann großartig reagieren, und sein Timing ist brillant. Er unterscheidet sich von den meisten Schauspielern – an ihm ist nichts Schauspielerhaftes. Er hat einen authentischen, interessanten Charakter. Und er hat sich dieser Rolle völlig hingegeben.“ Driver wollte unbedingt mit Gilliam arbeiten. „Ich konnte gleich erkennen, dass es im Skript so viele Ebenen unter der Oberfläche zu entdecken gab. Aber ich wusste auch, dass es sehr 8
komisch war. Es bot eine originelle Herangehensweise an die Geschichte von Don Quixote, die ich wirklich genial fand.” Jonathan Pryce spielt den alten Schuster, der sich für Don Quixote hält. Ist er wirklich der Ritter von der traurigen Gestalt, der letzte Verfechter wahrer Ritterlichkeit – oder ein verrückter alter Mann? Terry Gilliam und der Schauspieler haben mehrere Male zusammengearbeitet und sind langjährige Freunde. „Jonathan hat auf diese Rolle gewartet, seit unser Film zum ersten Mal kollabierte,“ so Gilliam. „Aber nach meinem Empfinden passte er nie. Er war zu jung, und dann hatte er zu viel zu tun. Dann war er endlich fast 70, und er stand zur Verfügung. Ich denke ständig, dass er jede Shakespeare-Rolle, die er gespielt hat – von King Lear über Hamlet und Shylock – in die Charakterformung des Quixote gesteckt. Er ist unglaublich komisch. Und ich habe noch nie erlebt, dass er bei einem Dreh so viel Spaß hatte.“ Pryce scherzt: „Ich glaube, dass Terry plante, den Film so lange hinauszuschieben, bis ich für Quixote alt genug war. Und genau so ist es passiert.“ Für die Rolle des Geschäftsmanns, Tobys Boss und jemand, der seine eigene Frau Jacqui eifersüchtig bewacht, besetzte Gilliam Stellan Skarsgård. „Stellan ist ein weiterer Schauspieler, mit dem ich immer arbeiten wollte“, so der Regisseur. „In jedem seiner Filme ragt er heraus, weil er real ist. Bei ihm gibt es nichts Gefaktes. Er ist in jeder Rolle atemberaubend. Ich bat ihn den Boss zu spielen, der für Toby wie eine Vaterfigur ist und der von ihm auf verschiedenste Weise betrogen wird.“ Skarsgård wiederum fand sich von dem unverwechselbaren Stil des Regisseurs angezogen: „Das Drehbuch war typisch Terry und ich mochte es natürlich. Ich liebe Terrys Universen. Er macht Filme, die völlig einzigartig aussehen. Ich hätte die Rolle vermutlich sogar angenommen, wenn mir das Drehbuch nicht gefallen hätte. – Einfach nur weil ich mit Terry drehen wollte.“ Jacqui, die boshafte und trickreiche Frau des Boss, die ein Auge auf Toby geworfen hat, wird gespielt von Olga Kurylenko. „Terry gab mir das Skript, ich liebte es und war begeistert, ein Teil dieses Films sein zu können,“ so die Schauspielerin. Gilliam war seinerseits von Kurylenkos schauspielerischer Leistung angetan: „Ich hatte sie nie so komisch gesehen. Während eines Nachtdrehs konnte ich mich vor Lachen nicht mehr halten. Sie ist brillant, übertraf bei weitem alles, was ich von ihr gesehen hatte.“ Die portugiesische Schauspielerin Joana Ribeiro wurde von Gilliam in der Rolle der Angelica besetzt, des spanischen Mädchens, das in Tobys Studentenfilm auftrat und jetzt von ihrem Partner, einem Wodka-Magnaten, misshandelt wird. „Schon bei meinem ersten Treffen mit Joana war ich überzeugt, dass ich unsere Angelica gefunden hatte“, so der Regisseur. „Sie ist sehr intelligent, südländisch, schön und strahlt Gefahr aus. Sie hatte die schwierige Aufgabe, Angelica als unschuldige 15-Jährige und als vom Leben abgehärtete Frau zu spielen. Ich glaube, dass Joana ein fantastischer Star werden wird.“ Ribeiro selbst erinnert sich noch an den Reiz des Projekts: „Ich bin ein Fan von Cervantes. Er kann gleichzeitig so lustig und traurig sein. „Don Quijote“ handelt von einem Mann, der in seiner eigenen Welt lebt. Die Menschen in seinem Umfeld machen sich über ihn lustig und sind gemein zu ihm. Aber du siehst, dass Quijote der einzige ist, der zutiefst glücklich ist, weil er an seine eigene Welt glaubt. Und in Terrys Filmen hat die Fantasie den gleichen Stellenwert.” Schon eine ganze Reihe von Jahren hatte Gilliam Jason Watkins für die Rolle des Rupert, Tobys überaufmerksamen Agenten, vorgesehen. Rupert ist da, wenn er ihm den Rücken und sein Ego massieren soll, aber sobald die Dinge schwierig werden, ist er verschwunden. „Er passt auf Toby auf, der für ihn fast wie ein Guru ist“, so Gilliam. „Er weiß: Toby ist die goldene Gans. Und Rupert hat auch seine eigenen Ambitionen. Jason ist ein wunderbarer Schauspieler. Sein Timing ist phänomenal und er kommt auch mit einer Szene klar, in der er nur ein kleines 9
Rädchen spielt. Er versteht es, die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu halten, und er ist verdammt komisch.“ „Ich bin absolut glücklich, ein Teil dieses Films zu sein,“ so Watkins. „Bekanntermaßen gab es bei diesem Film verschiedene Anläufe, und ich war am letzten beteiligt, der eine Zeit lang gestoppt und dann wieder gestartet wurde. Deshalb blieb ich dabei. Es ist ein unglaublich facettenreiches Skript. Manchmal weißt du nicht genau, wo du bist, und dann orientierst du dich neu. Dann wieder wird es ziemlich poetisch, vor allem gegen Ende zu, wenn dir Quixote so ans Herz gewachsen ist. Es ist ein praller, verrückter Mix voll unglaublicher Power und Stärke. Jeder liebt eine Person, die das Richtige zu tun versucht und ein Ehrgefühl hat.” Gilliam war begeistert, Óscar Jaenada in der Rolle des rätselhaften Zigeuners zu präsentieren: „Óscar ist spektakulär. Ich habe ihn in der Rolle des Cantinflas, des legendären mexikanischen Komikers, gesehen. Und wenn ich jemanden sehe, der so brillant ist, dann will ich ihn haben. Es war großartig, dass er bei mir mitspielen wollte.“ Neun Jahre, nachdem sie sich beim Ibiza IFF (Ibiza International Film Festival) getroffen hatten, nahm der Regisseur wieder Kontakt auf. „Er rief mich an, sagte mir, dass er CANTINFLAS (2014) gesehen hätte und sagte mir, dass er mich in seinem Film haben wolle,“ erinnert sich der Schauspieler. „Als ich das Drehbuch gelesen hatte, war ich hin und weg – es war einfach so atemberaubend. Der Zigeuner möchte Probleme lösen, aber wir wissen nicht, warum er da ist. Er ist wie der Joker im Film, lacht immer, wenn er weinen sollte, und weint, wenn er lachen sollte.“ Für Sergi López, den Darsteller des Bauern, war das Angebot für diesen Film ein großes Privileg. „Als man damit auf mich zukam, war ich sehr bewegt. Ich kannte Terrys altes Projekt, und es ist für mich eine Ehre, dabei zu sein. Ich fand das Drehbuch exzellent. Terry ist ein sehr cleverer Autor und ein absolut wunderbarer Filmemacher. Es ist einfach fantastisch!“ „Sergi ist einfach ein großartiger Schauspieler“, so der Regisseur. „Er ist unglaublich komisch und hat es faustdick hinter den Ohren. Er brachte seine ganze Energie ein und macht sich den Moment zu eigen. Er kann furchterregend sein, und in einem Wimpernschlag wird er zu einem Häufchen Elend. Er war für die Rolle perfekt.“ Die spanische Schauspielerin Rossy de Palma wurde bereits im Jahr 2000 besetzt, als man den Film zu machen versuchte, und kehrte für diesen neuen Anlauf in der Rolle der Bauersfrau zurück. „All diese Jahre später konnte ich nicht ‚nein’ sagen. Ich musste für Terry da sein, denn ich weiß, wie sehr er um diesen Film gekämpft hat. Er verdient unsere ganze Unterstützung. Dieser Film hat historische Bedeutung. Wir brauchen heute die Quixotes. Wenn man sich die modernen Supermächte anschaut, dann leben wir in einer Zeit der Monster, aber zumindest haben wir die Liebe und den Idealismus, dass sich die Dinge ändern können. Ich werde diesen Idealismus in mir stark erhalten. Ich bin ein bisschen wie Quixote!“ Gilliam war begeistert, dass die Schauspielerin zu dem Projekt zurückkehrte: „Rossy de Palma ist ein Star! Die Kamera liebt sie, sie hat eine so großartige Präsenz. Sie war komisch, schnell und spielte alles wunderbar, was wir von ihr wollten. Rossy und Sergi ergeben ein großartiges Paar.“ Hovik Keuchkerian spielt Angelicas Vater Raúl, den leutseligen Besitzer der Dorf-Bar. Der frühere Schwergewichts-Boxchampion wurde Stand-up-Komiker, Autor und Schauspieler und erhielt mehrere Nominierungen für den besten Newcomer, darunter einen Goya für seine Leistung in ALACRÁN ENAMORADO (2013). „Ich brauchte einen großen, starken Typen für Anjelicas Vater, den Barbesitzer Raúl. Hovik ist groß und hat Power, aber ist unglaublich sensibel, und das machte ihn zu einer großartigen, väterlichen Beschützerfigur. Und sein Timing in dem Film ist exquisit.” In der Rolle des Alexei Mishkin, des grausamen russischen Oligarchen und Meister- Puppenspielers, der seine Machtspiele und Manipulationen auskostet, besetzte Gilliam Jordi Mollá: „Ich liebe ihn. Er strahlt Gefahr aus und ist gleichzeitig ein unglaublich netter Mensch. Ich 10
wollte schon immer mit ihm arbeiten. Alexei ist ein absolutes Monster, und Jordi ist in dieser Rolle total furchteinflößend, intensiv und fokussiert.“ Molla erinnert sich, wie viel Spaß er hatte, mit Gilliam diese Figur mit ihrem unkonventionellen Outfit zu entwickeln: „Er trägt einen schönen Anzug, aber auch einen fantastischen Cowboyhut und einen breiten Gürtel samt großen Stiefeln. Alle haben historische Kostüme, aber ich bin als Cowboy angezogen!” DER LOOK DES FILMS Das Szenenbild von THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE wurde von Benjamín Fernández gestaltet, der diese Funktion schon bei dem für 2000 geplanten Dreh hatte. Terry holte sich seine visuelle Inspiration von den Künstlern Goya und Doré. „Goya steckt in diesem Film,” so der Regisseur, „Sein Œuvre ist einzigartig und er stammt natürlich aus Spanien. Doré hat den „Quijote“-Roman im 19. Jahrhundert illustriert, und ich habe seine Bilder nie vergessen. Es gibt daher eine Schlacht zwischen den präzisen Quijote-Bildern Dorés und der düster-verstörenden phantasmagorischen Welt Goyas.“ In einer Schlüsselszene des Films treffen Toby und Angelica auf Alexei. Gilliam wollte die Atmosphäre einer Jagd vermitteln und überlegte, die Wände mit einem Einhorn und anderen kolossalen Bildern zu dekorieren. Dann regte Fernández an, sich vom italienischen Renaissance-Künstler Uccello inspirieren zu lassen. Gilliam wusste, wer hier helfen konnte – Künstler Daniele Auber, mit dem er schon vorher zusammengearbeitet hatte. Auber schuf nach Uccellos Werk ein digitales Gemälde im Originalmaßstab. Dabei verwendete er Photoshop und druckte es dann auf Leinwand aus. So schuf er den Eindruck, dass auf der einen Seite des Zimmers Nacht ist und auf der Tafel im Zentrum Tag. Das Art Department zeigte noch andere bemerkenswerte Leistungen. So kreierte es die Statue der Santa Cathartica und verwandelte ein Kloster in eine Party-Location. Das riesige dreidimensionale Bild der Heiligen wurde von den Statuen des Las Fallas Festivals von Valencia inspiriert, die von den lokalen Gemeinden gebaut werden. „Die sind satirisch, politisch, religiös – einfach unglaublich“, so Gilliam. „Das sind riesige, elaborierte Figuren, die aus Pappmaché hergestellt werden. Eine Woche lang stehen sie in der ganzen Stadt und in der letzten Nacht werden sie alle verbrannt. Wir behangen den konischen Rock von Santa Cathartica mit Gegenständen, die die Leute nicht mehr wollen. Sie opfern also ihre Konsumprodukte auf der Heiligen.“ Die riesige Statue musste in Madrid konstruiert und dann in Einzelteile zerlegt werden, die ins portugiesische Tomar transportiert und im Kreuzgang des Klosters aufgebaut wurden. Chef des Ausstatter-Teams war Edou Hydallgo. Seine größte Herausforderung war die Kulisse für die Party. Er beschreibt den Konvent als ein „Labyrinth der Schönheit“. Sein Konzept dafür sah folgendermaßen aus: „Wir haben in diesem Film einen reichen Menschen ohne künstlerische Sensibilität, aber mit viel Geld, so dass er Künstler und Designer aus New York, Mailand und Paris holen kann, damit sie ihm diese riesige Party planen.“ Gilliam ist voller Bewunderung für Hydallgos Leistung: „All diese Kunstwerke wurden von Edou und seinem Team geschaffen. Die sind ihre eigene Erfindung. Ich hätte nie so etwas designen können, dazu bin ich nicht imstande. Aber sie sind atemberaubend schön.“ Terry Gilliams langjähriger Mitstreiter und Kameramann Nicola Pecorini arbeitete ebenfalls 2000 an dem abgebrochenen QUIXOTE-Dreh sowie an allen folgenden Anläufen. „Terry ist Quixote“, so Peccorini, „und leider fühle ich mich sehr wie Sancho. Ich bin froh darüber, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, dann war das völlig verrückt. Ich habe im Lauf der Jahre so viele Jobs aufgegeben, um diesen hier durchzuziehen.“ Das Duo entschloss sich, digitale Kameras zu nutzen – zum ersten Mal bei einem Terry Gilliam- Film. Grund für die Entscheidung war, dass die digitale Bearbeitung anderenfalls zu lange gedauert hätte. „Film ist billiger und bei digitalem Drehen hast du das Problem, dass du alles 11
ausgleichen musst. Außerdem sind digitale Kameras unhandlicher. Aber es gibt in Spanien keine Labors mehr. Und die verfügbaren Labors in Frankreich, Belgien oder London arbeiten nicht über Nacht oder übers Wochenende. Wenn wir also an einem Freitag den letzten Tag an einem Motiv gedreht hätten, hätten wir bei Film bis Dienstag warten müssen, um zu erfahren, ob alles okay war.“ Um dem Look aber noch einen kinogerechten Stil zu verleihen, bestand Pecorini darauf, anamorph zu drehen. Er besorgte sich Technovision-Objektive, die von Henryk Chroscicki und Beppe Magni designt worden waren. „Mitte der 70er hatte man sie nach Vittorio Storaros Anforderungen bei APOCALPYPSE NOW („Apocalypse Now“, 1979) entwickelt. Sie sind alt, aber einzigartig. Sie kamen häufig bei großen Filmen zum Einsatz, und ich habe viele Male damit gearbeitet, unter anderem [als Steadicam Operator] bei DER LETZTE KAISER („The Last Emperor“, 1987). Sie verleihen QUIXOTE eine epische Dimension.“ Pecorini war von seiner spanischen Crew begeistert: „Mein Oberbeleuchter war ein Genie, das ganze Beleuchter-Team war großartig. Die Bühnenarbeiter waren genauso, und das Kamerateam war brillant.” Kostümdesignerin Lena Mossum stieg bei THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ein, weil sie nicht nur das Drehbuch, sondern auch die vorherigen Filme des Regisseurs liebte. Was sie aber am meisten faszinierte, war, dass hier Historienfilm und modernes Kino zusammenkamen. Denn so konnte sie Altes und Modernes spielerisch kombinieren. Das zeigt sich vor allem bei den Partyszenen im Mishkin-Palast, wo sie sich mit Kreationen verschiedenster Couleur austoben konnte. Gilliam war vom Resultat begeistert: „Ich weiß nicht, wie Lena das geschafft hat, aber es ist wunderschön und extravagant.“ Mossum war vor allem vom einzigartigen Kostüm des Spiegelritters angetan. „Ich dachte mir: Warum nehmen wir nicht CDs statt Spiegel?“ So sammelte das Kostüm-Team Fragmente von CDs und arrangierte sie. „Das ist eine regelrechte Explosion von Farben“, schwärmt Gilliam. Um das Design des Spiegelritters zu vervollständigen, brauchte er einen Helm. Dieser wurde dann auf Mossums Betreiben mit den Hörnern eines spanischen Stiers gekrönt. Kinobesucher mit Adleraugen mögen Ähnlichkeiten zwischen dem Quixote-Kostüm in dieser Version und dem von Jean Rochefort aus dem Jahr 2000 erkennen, wie es in LOST IN LA MANCHA zu sehen war. Jonathan Pryce, der in das Kostüm schlüpfen durfte, verrät: „Das ist wahr. Wir konnten uns das Original beschaffen.“ Gilliam erklärt die Hintergründe: „Nicola Pecorini telefonierte zufälligerweise mit Carlo Poggioli, der bei unserem ersten Anlauf der Assistent von Gabriella Pescucci gewesen war. Ein paar Stunden zuvor hatte er den Karton mit dem Quixote-Kostüm geöffnet, weil er es in einer Oper benutzen wollte. Wir riefen Gabriella, und sie war begeistert, dass es endlich im Film zum Einsatz kam. Sie machte ein paar Veränderungen, so dass es Jonathan perfekt passte.” Sylvie Imbert, die Chefin des Frisuren- und Make-up-Teams, liebte das Drehbuch und wollte mit Gilliam arbeiten. Sie erinnert sich: „Ich sah die Chance, alle möglichen Dinge in diesem Film zu machen, aber ich wusste nicht, ob mir die Zeit für die Vorbereitung reichte. Mit Terry zu arbeiten, ist eine Ehre, denn ich bewundere ihn – ich schätze mich einfach glücklich, mit ihm zu drehen. Diese Erfahrung ist eine Herausforderung, denn er bringt dich soweit, dass er das Beste aus dir herausholt. Du machst etwas, und er will immer mehr und mehr.“ Make-up und Frisuren waren entscheidend, um die fantastische Welt von THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE zu schaffen. „Einer der wichtigsten Punkte war es, Jonathan die richtige Nase anzukleben,“ so der Regisseur. „Er hat eine hübsche kleine Nase, aber eben nicht den Habichtschnabel, der zu Quixote gehört – wie der Bug eines Boots, das durch die Meere der Katastrophen pflügt. Und wir haben wirklich eine sehr gute bekommen.” Die prothetische Nase wurde von Pablo Perona von der Firma May Effects in Barcelona kreiert. Jeden Tag verbrachte er fast eine Stunde damit, sie in Jonathan Pryces Gesicht zu befestigen, damit er wie ein authentischer Quixote aussah. „Pablo ist ein Meister im Entwurf falscher Nasen,“ so Pryce. „Du kannst die Klebekante nicht erkennen. Ich merke nicht, wenn ich sie 12
aufhabe. Ich mag es, mit einem Bart zu arbeiten, aber wenn du dich außerdem noch hinter einer Nase verstecken kannst, ist das für einen Schauspieler immer etwas Gutes.“ Bei der Gestaltung der Party im Mishkin-Palast hatten Imbert und ihr Team viel Freiheit. „Sie haben alle möglichen unglaublichen, extravaganten Frisuren designt. Sie waren erstaunlich. Wir ließen Sylvie und ihrem Team freie Hand, denn sie hatten wirklich gute, interessante Ideen. Ich mischte mich nicht ein, ließ sie einfach spielen und eine gute Zeit haben.“ Olga Kurylenko entwickelte eine enge Beziehung zu Imbert, die sehr wertvoll war: „Das Frisuren- und Make-up-Team war fantastisch. Sie ließen mich wie eine andere Person aussehen. Ich bin noch nie zuvor in einem Film blond gewesen, und wir hatten viele Gelegenheiten, mit einer ganzen Bandbreite von Stylings zu spielen. Für die Party gab es spezielles Make-up, dann erleben wir Jacqui in ihrem normalen Leben. Es gibt die traurige Jacqui, und dann die Version, wenn sie sich aufbrezelt. Wir entwickelten verschiedene Arten von abgefahrenem Make-up, denn Jacqui ist immerhin eine sehr elegante Frau.“ DER DREH UND DIE MOTIVE Die Dreharbeiten begannen am Montag, den 6. März 2017, und dauerten zwölf Wochen und drei Tage. Außer ein paar Drehtagen im Studio arbeiteten Besetzung und Crew in entlegenen und schwer zugänglichen Gegenden in Spanien, Portugal und auf den kanarischen Inseln. Die Produktion zog zwischen beiden Ländern hin und her und hielt sich selten mehr als eine Woche an einem Ort auf. Laut Herstellungsleiter Yousaf Bokhari waren alle Motive mit Komplikationen verbunden. „Alle waren schwierig, denn der Film erforderte entlegene Locations. Abgesehen von den Tagen im Studio lag alles weit entfernt und war schwer zu erreichen.“ Die ersten fünf Tage hielt sich die Produktion bei der Burgruine Castillo de Oreja 40 Kilometer südlich von Madrid auf. Dieses Motiv wurde für vier verschiedene Schauplätze genutzt – einschließlich der Szene, wo Toby Goldmünzen in einem Eselskadaver findet. Zum Glück hatte man den Dreh intensiv vorbereitet, und die erste Woche verlief erfolgreich. In der zweiten Woche ging das Team nach Talamanca de Jarama nördlich von Madrid, wo man die Gasthofszenen mit Rossy de Palma und Sergi López drehte. Danach verbrachte man eine Woche in Almonacid de Toledo, wo die Sequenz mit dem Spiegelritter innerhalb der eindrucksvollen Burgruinen gedreht wurde. Hier war keine großartige Ausstattung nötig, abgesehen von einem wunderschönen Zelt, das von Hydallgo und seinem Team aufgebaut wurde. Die Burg weckte Erinnerungen an einen früheren Besuch Terry Gilliams: „Das war eines der ersten Motive, das ich mir anschaute, als ich den Film um 1990 machen wollte. Es ist eine Mischung aus christlicher und maurischer Architektur und passt daher zu der Welt, die wir zu erschaffen versuchten.“ Danach kehrte die Produktion wieder ins Monasterio de Piedra zurück, wo einige Szenen des gescheiterten Versuchs von 2000 entstanden. Auf dem Grundstück des Klosters gibt es Seen, Grünanlagen und Wasserspiele. Einer der Wasserfälle lieferte den Hintergrund für Tobys und Angelicas erste Begegnung seit zehn Jahren. Das auf einem Hügel in Navarra gelegene Gallipienzo im Norden von Las Bardenas wurde zum Dorf Los Sueños, aber am ersten Tag drohte ein Gewitter, was unangenehme Erinnerungen an die Flut von damals weckte. „Wir waren auf der Spitze des Berges oberhalb des Dorfs“, berichtet Nicola Pecorini. „Da ballten sich diese dunklen Wolken zusammen, die aus der Richtung von Las Bardenas kamen. Zum Glück drohte uns oben auf dem Berg keine Springflut. Aber der Blitz traf einen Umspannmasten einen guten halben Kilometer entfernt und im ganzen Dorf fiel der Strom aus. Ich muss dem Herstellungsleiter danken, der selbst loszog und wieder eine Sicherung einschraubte.“ Das nächste Motiv fand sich auf einem Bergrücken in der Nähe von Villacastín, der mit Windrädern übersät war. Terry Gilliam berichtet: „Als ich vor Jahren nach Drehmotiven suchte, fuhr ich auf der Autobahn von Madrid nach Ávila und sah unterwegs diese wunderschönen Berge. Ein paar Jahre später, als wir einen neuen Anlauf unternahmen, waren diese Berge auf 13
einmal keine Berge mehr, sondern Hügel. Die gigantischen Wind-Maschinen hatten die ursprünglichen Größenverhältnisse dieses Anblicks komplett zerstört. So hatte ich die Idee, eine alte spanische Windmühle zwischen die modernen Turbinen zu stellen, um so das Set für Tobys Werbespot zu kreieren.“ Danach verbrachte das Team zwei Wochen im Convento de Cristo im portugiesischen Tomar, einer Stätte des UNESCO Welterbes. Das bemerkenswerte Gebäude ist ein ehemaliger Konvent, der ursprünglich von den Tempelrittern im 12. Jahrhundert gebaut wurde. Alle Partyszenen in Alexeis Palast – sowohl außen wie innen – entstanden in und um das Kloster herum, wobei die Innenaufnahmen, die nachts gefilmt wurden, die technisch größte Herausforderung des Drehs darstellten. Die Verbrennung von Santa Cathartica in Tomar war für Amy Gilliam eine besonders ergreifende Erfahrung: „Das war ein so emotionaler Moment. Wir wussten, dass wir uns dem Ende des Drehs näherten, und das war so symbolisch für all die Kämpfe und Alpträume der letzten 18 Jahre.“ Danach verbrachte man drei Tage im Castillo de Viñuelas, einem Palast nördlich von Madrid, wo die Hotelszenen gefilmt wurden – Restaurant, Zimmer, Gang. Innerhalb des Restaurants errichtete Benjamín Fernández einen großen Baldachin, unter dem der Tänzer und seine Truppe auftraten. Anschließend ging es für acht Tage auf die kanarische Insel Fuerteventura, die wegen ihrer harschen, kargen Landschaft ausgewählt wurde. Hier entstanden weitere Szenen einschließlich des Kampfs mit den Riesen. „Fuerteventura ist ziemlich öde“, so Gilliam. „Alles besteht aus Vulkangestein, deshalb gibt es dort diese unglaublichen Felsformationen, die so groß, schwarz und gefährlich aussehen. Du hast das Gefühl, als würde so ein seltsamer Drache in der Landschaft sitzen, denn der ganze Grund ist von Lava und Vulkanausbrüchen aufgerissen. Das ist ein großer Gegensatz zu dem üppigen Grün des Monasterios. Du gehst ums Eck und plötzlich findest du dich in der Wüste!“ Zu guter Letzt kehrte das Team nach Madrid zurück, um drei Tage im Studio zu drehen, einschließlich einer Einstellung, in der die Kamera in den Mund eines der Riesen hineinstößt. Am Mittwoch, den 31. Mai 2017 war der Dreh beendet. Adam Driver sinniert über seine Zusammenarbeit mit Gilliam: „Terry konnte seine Begeisterung nicht mehr im Zaum halten. Er hatte auch keine Kontrolle darüber, wie tief der Film in seinem ganzen System verwurzelt war. Jeder Drehtag wirkte wie ein Exorzismus.“ Zur großen Überraschung von QUIXOTE-Veteran Nicola Pecorini gab es während der Dreharbeiten nur ganz wenige Probleme. „Alles lief so verdammt glatt. Und wir hatten schreckliches Glück mit dem Wetter. Das allein war schon ein Zeichen, dass Gott Terry nicht mehr böse ist. Und er ist auch mir nicht mehr böse!“ TIER-MAGIE Für die Pferde und Esel, die beim Dreh eingesetzt wurden, waren Ricardo Cruz und sein Sohn verantwortlich, die sechs Wochen hatten, um die Tiere vorzubereiten und an ein Film-Set zu gewöhnen. Gilliam war begeistert: „Die Pferde waren fantastisch, und Ricardo Senior und Junior waren brillant!“ Der Regisseur hatte indes vor der Arbeit mit den Pferden Angst, nicht nur wegen deren Unberechenbarkeit, sondern auch weil man Jonathan Pryce schützen musste. Der Schauspieler, der während des Drehs Ende 60 war, meint: „Ich hatte schon mindestens zehn Jahre nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Und ich sagte Terry, dass ich vermutlich nicht längere Zeit reiten können würde, vor allem nicht so, wie das für Quixote notwendig war.” „Wir waren alle sehr vorsichtig, weil sich Jonathan große Sorgen machte“, erinnert sich der Regisseur. „Effektiv machten wir uns alle Sorgen, denn er durfte sich natürlich während des Drehs nicht verletzen.“ „An dem Tag in Oreja, als Quixote die Windmühlen angreift, drehten wir mit Jonathans Stuntdouble. Aber als er vor der Kamera wendete, konnte man erkennen, dass es der Stuntman 14
und nicht Jonathan war. Ich sagte zu Jonathan: ‚Kannst du vielleicht ein bisschen reiten, nur fürs Wenden?’ Wir waren am Ende des Tages angelangt, und Jonathan meinte ‚Okay, ich probier’s. Nur dieses kleine Stück?’ Er fing also an, den Hügel hinunterzureiten, dann ging er in vollen Galopp über, preschte den Hügel hinauf, die Lanze in der Hand, nahm die Wendung mustergültig, senkte die Lanze, brüllte los und ritt auf die Windmühle zu. Die ganze Crew stand auf und applaudierte. Jonathan weiß eben, wie man so etwas macht. Er ist ein Theaterschauspieler. Er wartete bis zum letzten Moment, und dann waren alle hin und weg.” Pryce gesteht: „Es ist immer ein cleverer Schachzug, wenn du dem Regisseur sagst, dass du nicht viel machen kannst. Dann ist er angenehm überrascht und dankbar, wenn du’s doch schaffst. Natürlich hat mich Terry für meine Angeberei verflucht.“ POSTPRODUKTION Während des Drehs stellte die erfahrene Cutterin Teresa Font, die von Madrid aus arbeitete, aus den Tagesmustern einen Rohschnitt zusammen. „Ich bekam so viel gutes Material“, erinnert sich Font. „Ich fragte mich spontan: Wie kann ein ausländischer Regisseur dem Geist des Romans so gerecht werden?“ Eine ihrer wichtigsten Aufgaben war es, Terry Gilliam schnell Feedback zu geben, wie die Einstellungen zusammen funktionierten. Das war alles andere als einfach, wie Font gesteht: „Ich musste mich durch das ganze Material durchkämpfen, weil so viele Sachen gleichzeitig passierten.“ Für Font war das Projekt eine sehr lohnende Erfahrung, und sie ist voller Lob für die Schauspieler, insbesondere für die beiden Hauptdarsteller. Die Verantwortung für den Schnitt ging dann auf Lesley Walker über, die bereits an mehreren Filmen Gilliams gearbeitet hatte und THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE schon 2000 schneiden sollte. „Anfang 2017 rief mich Terry an und fragte mich, ob ich seine Cutterin sein wollte“, erinnerte sich Walker. „Ich sagte ohne zu zögern ‚ja’!“ Sie nutzte den Rohschnitt als Basis für die erste Schnittfassung, die drei Stunden dauerte. „Das war viel zu lang“, so Walker. „Ich stellte mir das Ganze als einen Donut vor. Denn das Mittelstück war viel zu soft. Wir mussten also eine Stunde loswerden, das Tempo beschleunigen und überflüssige Dialogzeilen entfernen. Und bei der ersten Fassung waren mir einige Landschaftsaufnahmen zu schwerfällig geraten. Ich wusste daher, wie ich den Film schneller machen konnte.” MUSIK Anfang 2017 erhielt Komponist Roque Baños einen Anruf des QUIXOTE-Teams, während er gerade in Los Angeles war: „Als erstes sagte Terry, dass er experimentieren wollte. Er wusste, dass die Musik einen spanischen Touch haben sollte und dass er nicht nur orchestrale Musik haben wollte. Er wollte mit ethnischen Instrumenten experimentieren, die es in Spanien gegeben hatte. Wir machten eine großartige Erfahrung mit einem Oud – einer alten Gitarre – und einer Flöte, die aus einem Stierhorn gefertigt war und sich wie eine Blockflöte anhörte. Und wir hatten alle möglichen Arten von Schlaginstrumenten.” Für Gilliam und Baños war klar, dass der Soundtrack Quixotes Gefühle und Wahnvorstellungen widerspiegeln sollte. „Quixote glaubt, dass er als Held auserwählt ist, Gutes zu tun“, so der Komponist. „Wenn wir ihn sehen, dann müssen wir fühlen, was er fühlt. Jedes Wort, das aus seinem Mund kommt, muss authentisch wirken, selbst wenn es keinen Sinn ergibt. Wir müssen fühlen, dass er Recht hat.” Am schwierigsten war die Szene, als die Partygäste Quixote auf dem hölzernen Pferd zuschauen. „Ich sammelte Flüstertöne einer Menge, gemischt mit einem Chor. Das ist ein ganz merkwürdiger Sound, der eine Atmosphäre der Verwirrung schafft. Wir mussten Blasinstrumente, Orchester, Chor und Schlaginstrumente mixen. Es war sehr kompliziert, das an das Geschehen auf der Leinwand anzugleichen.“ „Für mich waren das Beste an dem Film die Treffen mit Terry, bei denen wir unsere kreativen Ideen austauschen konnten“, so Baños weiter. „Jeden Tag hatten wir so viel Spaß, etwas Neues 15
zu erfinden, uns etwas auszumalen und dann zusammenzumischen. Er steckt voller Begeisterung, und so fühlte ich mich auch.” Gilliam schätzt sich glücklich, dass er mit Baños zusammenarbeiten konnte: „Roques große Stärke ist, dass er wunderschöne romantische Musik schreiben kann. Aber sie ist nie sentimental, nie billig – einfach schön. Er hat ein riesengroßes Herz, ist sehr smart und brillant.“ IM KASTEN „Es gibt bei diesem Film Vieles, an dem du Freude haben kannst“, resümiert Terry das Endprodukt. „Jonathan hat sehr viel Komik hineingebracht. Er holt Lacher aus Dialogzeilen heraus und er hat viel improvisiert. Dann begann Adam zu improvisieren, und ihr Zusammenspiel ist wirklich gut. Es ist sehr lustig, aber ich würde nicht sagen, dass wir hier eine Komödie haben, denn vor allem ist der Film romantisch. Die Abenteuer sind gut, wir halten alles lebendig, und es gibt ständig Lacher.“ Gilliam ist auch damit zufrieden, dass er viele persönliche Themen und autobiographische Elemente in den Film verflechten konnte. Don Quixote ist eine Figur, die für die Mächte der Fantasie gegen die Mächte der Vernunft kämpft – ein Thema, das in vielen Filmen des Regisseurs auftaucht: „Es geht um Träume und die Macht, die Welt zu verändern“, formuliert er selbst. Im scharfen Kontrast zu Quixote steht die destruktive Verderbtheit des modernen Lebens, insbesondere der Geschäftswelt und der Werbung. „Ein Werber ist das perfekte Beispiel für das, was Quixote nicht ist. Werbeleute verkaufen Träume, Quixote dagegen glaubt an sie. – Darin besteht der Unterschied.“ Ein weiteres Nebenthema, das Gilliam unbedingt behandeln wollte, war Religion. „Quixote erzählt davon, wie wundervoll das islamische Spanien im 15. und 16. Jahrhundert war. Als die Mauren Spanien kontrollierten, bauten sie so viel – einschließlich der Alhambra. Das war ein extrem weltoffenes Land: Hier lebten und arbeiteten Mauren, Juden und Christen Seite an Seite. Dann kamen Ferdinand und Isabella und brachten die spanische Inquisition, und der Spaß war vorbei.“ Der Film präsentiert die Schönheit Spaniens und seiner Landschaften, aber auch der Charakter des Landes war eine Inspiration: sein Stolz, seine Leidenschaft und sein Ehrgefühl. Koautor Tony Grisoni kommentiert: „Spanien, speziell der spanische Karneval war für Terry der natürliche Schauplatz, um diese Geschichte zu erzählen. „Mir fällt keiner von Terrys Filmen ein, der nicht am Schluss in einem Tanz des Chaos eskaliert. Die Gegensatzpaare Schönheit und Hässlichkeit, Horror und Komödie sind Schlüsselelemente des Karnevals. Und wie wir alle wissen: Ohne Blut auch kein Karneval.“ Der fertige Film enthält auch Gilliams Reflexionen über seine Erfahrungen als Filmemacher und die eigentliche Verantwortung eines Regisseurs: „Die Tatsache, dass sich Toby für die Auswirkungen seines Studentenfilms verantwortlich fühlt, ist interessant. Denn das heißt, dieser Mann, der vom Erfolg wie ausgehöhlt ist, besitzt noch einen Funken Anstand. Das ist der autobiographische Teil. Als Filmemacher kommen wir in eine Gemeinde, wir übernehmen sie, begeistern die Leute, führen sie den Gartenweg ihrer Träume hinunter, und dann ziehen wir ab. Wir blicken nie zurück.“ Grisoni allerdings ist anderer Meinung: „Ich bin mir nicht sicher, ob Tobys Schuldgefühle wirklich berechtigt sind. Ich glaube nicht, dass er einen vernünftigen Gedanken fassen kann. Wenn du einen Film machst, dann bringst du das Leben von Menschen durcheinander, aber du bereicherst dieses Leben auch. Aus meinen Dreherfahrungen habe ich viele langlebige Freundschaften und Kontakte zu Gemeinschaften mitgenommen. Vielleicht ist Tobys Egozentrik die Wurzel seiner Schuld. Verbunden mit der Erkenntnis, dass er sich verkauft hat und seinem Potenzial nicht gerecht geworden ist. Ich mag es, dass er Schritt für Schritt die Aufgabe annimmt, Quixote zu dienen. Es geht darum, dass sich Toby für eine verrückte Idee selbst 16
aufgibt, für etwas, das größer und außergewöhnlicher als die fühl- und sichtbare Welt ist. Er sagt: Da draußen gibt es eine riesige Welt, die nichts mit mir zu tun hat, und ich werde in dieser Welt die zweite Geige spielen. Damit kehrt er gewissermaßen zu den glücklichen, vielversprechenden Tagen von früher zurück. „Wir saßen in einem dunklen Raum und sahen den fertigen Film, wie Don Quixote über die Leinwand reitet, nachdem er jahrzehntelang gewissermaßen in einer anderen Dimension gefangen war. Das war sehr emotional“, so Mariela Besuievsky. Amy Gilliam ist begeistert, dass das Projekt endlich Wirklichkeit geworden ist, und sie ist auch von dem fertigen Film höchst angetan: „THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE wird Terrys Vision gerecht. Er enthält alle Leidenschaft, die Terry für Quixote und Spanien empfunden hat. Und das rechtfertigt auch alle Fehlstarts und die Jahre harter Arbeit, die wir auf uns genommen haben, um dieses Projekt zu einem Abschluss zu bringen. Dieser Film ist voll von Magie und Liebe, und ich bin so glücklich, dass ihn jetzt jeder Mensch entdecken kann.“ 17
DIE BESETZUNG ADAM DRIVER (Toby) spielte zuletzt die Hauptrolle in Rian Johnsons STAR WARS – EPISODE VIII: DIE LETZTEN JEDI („Star Wars: The Last Jedi“, 2017) und Steven Soderberghs LOGAN LUCKY („Logan Lucky“, 2017) mit Channing Tatum und Daniel Craig. Danach drehte er einen noch unbetitelten Film von Noah Baumbach mit Scarlett Johansson und darauf Spike Lees BLACKKKLANSMAN („BlacKkKlansman“, 2018). Driver gewann den Coppa Volpi als bester Schauspieler für HUNGRY HEARTS („Hungry Hearts“), der seine Premiere 2014 beim Filmfestival von Venedig feierte. Weitere Filme in jüngster Vergangenheit waren Martin Scorseses SILENCE („Silence“, 2016), Jim Jarmuschs PATERSON („Paterson“, 2016), Jeff Nichols’ MIDNIGHT SPECIAL („Midnight Special“, 2016) und J.J. Abrams’ STAR WARS: EPISODE VII: DAS ERWACHEN DER MACHT („Star Wars: The Force Awakens“, 2015). Seine Filmografie umfasst außerdem: GEFÜHLT MITTE ZWANZIG („While We’re Young“, 2014), SIEBEN VERDAMMT LANGE TAGE („This Is Where I Leave You“, 2014), SPUREN („Tracks“, 2013), INSIDE LLEWYN DAVIS („Inside Llewyn Davis“, 2013), LINCOLN („Lincoln“, 2012), FRANCES HA („Frances Ha“, 2012) und J. EDGAR („J. Edgar“, 2011). Driver spielte auch in der hoch gelobten HBO-Serie „Girls“, die ihm drei Emmy-Nominierungen als ‚herausragender Nebendarsteller einer Comedy-Serie’ einbrachte. 2019 soll er in der ersten Broadway-Neuinszenierung von „Burn This“ auf der Bühne stehen, die von Michael Mayer inszeniert wird. Weitere Broadwayrollen spielte er in „Man and Boy“ (Regie: Maria Aitken) mit Frank Langella sowie in „Mrs. Warren’s Profession“ (Regie: Doug Hughes) mit Cherry Jones. Off-Broadway war er in John Osbornes „Look Back in Anger“ (Regie: Sam Gold) zu sehen, das ihm einen Lucille Lortel Award als ‚herausragender Nebendarsteller’ einbrachte. Davor spielte er den Louis Ironson in der Neuinszenierung von Tony Kushners „Angels in America“ am Signature Theatre (Regie: Michael Greif). Driver erwarb einen Studienabschluss an der Juilliard und diente als Marine bei der Weapons Company, 1st Bataillon, 1st Marines in Camp Pendleton, Kalifornien. JONATHAN PRYCE (Don Quixote) steht in THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE zum vierten Mal für Terry Gilliam vor der Kamera – nach DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN („The Adventures of Baron Munchhausen“, 1988), BROTHERS GRIMM („The Brothers Grimm“, 2005) und seiner Rolle als Sam Lowry im preisgekrönten BRAZIL („Brazil“, 1985). Er ist bekannt für seine darstellerischen Leistungen in CARRINGTON – LIEBE BIS IN DEN TOD („Carrington“, 1995), EVITA („Evita“, 1996) und dem Independent-Film LISTEN UP PHILIP („Listen Up Philip“, 2014) sowie in Blockbustern wie JAMES BOND 007 – DER MORGEN STIRBT NIE („Tomorrow Never Dies“, 1997), der FLUCH DER KARIBIK-Serie („The Pirates of the Caribbean“, 2003-2007) oder G.I. JOE – DIE ABRECHNUNG („G.I. Joe“, 2013), in dem er die Doppelrolle des Bösewicht Zartan und des US-Präsidenten spielte. Im Theater gewann er eine ganze Reihe von Tony und Olivier Awards für seine Rollen in „Miss Saigon“ und „Comedians“ (London und Broadway) und für „Hamlet“ am London’s Royal Court Theatre. Weitere herausragende Leistungen in London zeigte er in Pinters „The Caretaker“, „Glengarry Glen Ross“ und Albees „The Goat“. Nachdem er 2012 die Titelrolle in „King Lear“ am Almeida Theatre gespielt hatte, erhielt er großen Beifall für seinen Shylock in „The Merchant of Venice“, den er zunächst am Shakespeare’s Globe in London, dann auf einer US-Tournee, in China und zuguterletzt in Venedig spielte. Er erschloss sich auch ein neues Publikum im Fernsehen durch die Rolle des High Sparrow in „Game of Thrones“ und an der Seite von Tom Hardy in „Taboo“. 18
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