Kita-Ökonomik - eine Perspektive für Deutschland - De Gruyter

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Kita-Ökonomik - eine Perspektive für Deutschland - De Gruyter
Perspektiven der Wirtschaftspolitik 2021; aop

Wissenschaft im Überblick

C. Katharina Spieß*

Kita-Ökonomik – eine Perspektive für Deutschland
https://doi.org/10.1515/pwp-2021-0034                               zent aller Kinder im Alter von bis zu drei Jahren und nur
                                                                    0,7 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen eine Kindertages-
Zusammenfassung: Erst in den vergangenen Jahren finden              pflege. Kitas hingegen werden von fast 30 Prozent aller
sich zunehmend empirische Arbeiten mit einem ökonomi-               Kinder im Alter von bis zu drei Jahren genutzt. Nahezu alle
schen Blick auf die Kindertagesbetreuung in Deutschland.            Kinder im Alter von drei Jahren und mehr besuchen zu-
Darunter finden sich familien- und arbeitsmarktökonomi-             mindest halbtags eine Kita (Statistisches Bundesamt
sche Studien zur Bedeutung von Kitas für die Vereinbarkeit          2020). Kitas sind damit ein zentraler Bestandteil des Auf-
von Familien- und Erwerbsarbeit. Es zeigt sich, dass der            wachsens. Sie sind darüber hinaus elementar für die Ver-
Kita-Ausbau die Erwerbstätigkeit von Müttern mit jungen             einbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit. Sie bieten ins-
Kindern erhöht hat. Bildungsökonomische Arbeiten zu den             gesamt 752.220 ArbeitnehmerInnen Beschäftigung (Zahl
Auswirkungen von Kitas auf die kindliche Entwicklung in             von 2019, Statistisches Bundesamt 2020).
Deutschland bestätigen internationale Befunde: Besonders                 Neben Kitas kommt auch informellen und non-forma-
profitieren Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten              len Bildungs- und Betreuungsangeboten, zum Beispiel El-
Familien. Andere Arbeiten sind der Auswirkung auf Fertili-          tern-Kind-Gruppen oder Ähnlichem,1 eine Bedeutung für
tät und Wohlbefinden gewidmet. Studien zu Kita-Trägern              das Aufwachsen von Kindern zu. Informelle Angebote um-
finden sich indes nur sehr vereinzelt. Die Qualität von Kitas       fassen die Bildung und Betreuung sowohl durch die Eltern
wird in ökonomischen Analysen nicht sehr differenziert              selbst als auch durch andere verwandte oder bekannte
betrachtet. Weitere Analysen könnten wichtige Erkenntnis-           Personen, beispielsweise die Großeltern. Immerhin wird in
se für die künftige Kita-Politik liefern.                           Deutschland jedes zweite Kind von den Großeltern betreut;
                                                                    im Fall von sehr jungen Kindern zusätzlich zu den Eltern,
JEL-Klassifikation: D1, D4, D61, D04, H31, H 41, H52, I2, I31,
                                                                    im Fall von Kindern im Kita-Alter zusätzlich zu Eltern und
J1, J24, J22, J23, J24
                                                                    Kita (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018).
Schlüsselwörter: Kindertagesbetreuung, Vereinbarkeit                     Welche Wirkungen die elterliche Bildung und Betreu-
von Familien- und Erwerbsarbeit, kindliche Entwicklung,             ung auf die Entwicklung von Kindern haben, wird häufig
Bildung, Erwerbsarbeit von Müttern, Fertilität, Wohlbefin-          im Kontext von Elternzeit- und Elterngeldregelungen ana-
den, Qualität, Covid-19                                             lysiert. Auch dazu gibt es Studien für Deutschland (vgl.
                                                                    Huebener et al. 2019 und Huber 2019).2 Wie sich spezi-
                                                                    fische Elternprogramme zur Verbesserung der familialen
1 Womit beschäftigt man sich in der                                 Anregungsqualität auf Kinder auswirken, ist in nur weni-
  Kita-Ökonomik?                                                    gen deutschen Studien untersucht (vgl. aber Conti et al.
                                                                    2021, Sandner et al. 2018, Sandner und Jungmann 2017,
Die Kita-Ökonomik ist ein Teilbereich der „Ökonomie der             Kim et al. 2018 sowie Camehl et al. 2020).
frühen Kindheit“. Man beschäftigt sich darin aus einer                   Zu den Wirkungen anderer Bildungs- und Betreuungs-
ökonomischen Perspektive mit Fragen rund um formale                 angebote – wie zum Beispiel der Betreuung durch die
frühe Bildungs- und Betreuungsangebote. In Deutschland              Großeltern – liegen bisher für Deutschland kaum öko-
ist dies die Kindertagesbetreuung. Sie umfasst Kinder-              nomische Studien vor (vgl. Barschkett et al. 2021). Um
tageseinrichtungen (Kitas) und Kindertagespflege. Die
Kindertagespflege hat allerdings eine geringe Bedeutung:
Im gesamtdeutschen Durchschnitt besuchen nur 5,5 Pro-               1 Für entsprechende deskriptive Analysen vgl. zum Beispiel Mühler
                                                                    und Spieß 2008 sowie Schober und Spieß 2013.
                                                                    2 Für Studien zur Evaluation von landesspezifischen Regelungen
*Kontaktperson: C. Katharina Spieß, Deutsches Institut für          und dem wieder abgeschafften „Betreuungsgeld“ vgl. Gathmann und
Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Abteilung Bildung und Familie,   Sass 2012 sowie Collischon et al. 2020. Beninger et al. (2010) sowie
Mohrenstraße 58, 10117 Berlin, sowie Professur für Bildungs- und    Müller und Wrohlich (2016) untersuchen die Wirkungen des Betreu-
Familienökonomie an der FU Berlin, E-Mail: kspiess@diw.de           ungsgeldes auf das Arbeitsangebot von Müttern.
2        C. Katharina Spieß

Bildungs- und Betreuungsprozesse in Kitas näher zu be-       der Basis skandinavischer Daten (vgl. stellvertretend Datta
leuchten, sind solche Analysen aber auch von Interesse,      Gupta und Simonsen 2010 sowie Havnes und Mogstad
da unterschiedliche Bildungs- und Betreuungsangebote         2011, 2015)3.
kombiniert werden und damit je nach Altersgruppe der              Für die Mehrheit dieser Studien gilt, dass sich ihre
Kinder komplementäre oder substitutive Güter zur Kita-       Verfasser mit der Nachfrageseite der Kindertagesbetreu-
Betreuung darstellen. Sie bilden häufig die kontrafak-       ung befassen. Mit der Angebotsseite dieser Bildungs- und
tischen Bildungs- und Betreuungsangebote.                    Betreuungsangebote beschäftigen sich nur wenige Auto-
                                                             ren. Einige Ausnahmen, die sich beispielsweise mit dem
                                                             Arbeitsmarkt für Kita-Beschäftigte oder unterschiedlichen
2 Von den Anfängen im anglo-                                 Anbietergruppen beschäftigen, sind Blau (1992), Blau und
                                                             Mocan (2002), Hotz und Xiao (2011) sowie Mocan und
  amerikanischen Forschungsraum                              Tekin (2003).
  bis zur Ankunft in Deutschland                                  Im deutschen Forschungsraum sind Studien zur Kita-
                                                             Ökonomik deutlich später entstanden.4 Die Gründe hierfür
Die Kita-Ökonomik hat ihre Ursprünge im anglo-amerika-       mögen vielfältig sein. Unter anderem fehlten lange mit
nischen Forschungsraum, wo sich seit vielen Jahrzehnten      dem anglo-amerikanischen Forschungsraum vergleich-
renommierte ÖkonomInnen empirisch und auch theo-             bare Mikrodaten, auf deren Basis entsprechende Fragen
retisch mit dem Thema der außerfamiliären Kinderbetreu-      hätten bearbeitet werden können. Seit den achtziger Jah-
ung befassen. Bereits in den siebziger Jahren hat James      ren existiert das Sozio-oekonomische Panel (SOEP, Goebel
Heckman (1974) die Wirkung der Aufwendungen für eine         et al. 2019), ein erster repräsentativer Paneldatensatz, der
außerfamiliäre Kinderbetreuung auf das Arbeitsangebot        es ermöglicht, Fragen der Kita-Ökonomik für Deutschland
von Müttern untersucht. Es folgten weitere empirische        zu beantworten. Entsprechend hat sich das Forschungs-
Arbeiten zum Zusammenhang zwischen außerfamiliärer           feld weiterentwickelt. Inzwischen liegen vielfältige Arbei-
Kinderbetreuung und dem Arbeitsangebot von Müttern           ten zu Kitas auf der Basis unterschiedlicher deutscher
(zum Beispiel Robins und Spiegelman 1978, Blau und Ro-       Datensätze vor.
bins 1988, 1991 sowie Gustafsson und Stafford 1992). Sie          In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über dieses
deuten alle darauf hin, dass damals das Arbeitsangebot       Forschungsfeld, das Analysen mit Daten versammelt, wel-
von Müttern mit sinkenden Kosten der Kindertagesbetreu-      che in der Regel für Deutschland repräsentativ sind. Dabei
ung deutlich zunahm – ein Befund, der sich heute so nicht    erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit in dem
mehr feststellen lässt, denn die errechneten Elastizitäten   Sinn, dass alle bisher vorhandenen Analysen zu diesem
des Arbeitsangebots von Müttern sind heute viel geringer     Thema aufgeführt sind. Vielmehr möchte ich anhand von
(vgl. zum Beispiel Lundin et al. 2008, Havnes und Mogstad    unterschiedlichen Studien zeigen, dass die Kita-Ökonomik
2011, 2015 sowie der Überblick in Morrissey 2017). Darüber   in Deutschland deutlich an Dynamik gewonnen hat und
hinaus befassten sich einige ÖkonomInnen aus den Ver-        inzwischen ein Bestandteil der deutschen Ökonomie ist –
einigten Staaten schon sehr früh auch mit anderen Aspek-     wenn auch nach wie vor ein kleiner Bereich.5
ten wie der Qualität von außerfamiliären Betreuungsange-
boten (vgl. stellvertretend Blau und Robins 1989, Hofferth
und Wissoker 1992, Blau 1991, 1993, 2001 sowie Blau und
Currie 2006). Hierbei standen primär arbeitsmarkt- und
                                                             3 Besonderheiten des deutschen
familienökonomische Aspekte im Mittelpunkt.                    Kita-Systems
     Bildungsökonomische Überlegungen spielten in den
Anfängen der Kita-Ökonomik eine geringere Rolle. Sie ha-     Eine Betrachtung von Studien zur Kita-Ökonomik, die auf
ben international erst im Laufe dieses Jahrhunderts an       deutschen Daten basieren, ist aus mehreren Gründen in-
Bedeutung gewonnen. Dies geht unter anderem auf die
Arbeiten des Ökonomie-Nobelpreisträgers James Heck-
man, seiner KoautorInnen und anderer US-amerikanischer       3 Vgl., europäische Studien zusammenfassend, Spieß 2017a.
ÖkonomInnen zurück (vgl. stellvertretend Blau 1999, Cun-     4 Für erste Zusammenstellungen von Analysen im Bereich der früh-
                                                             kindlichen Bildung und Betreuung vgl. Apolte und Funcke 2008
ha et al. 2006, Cunha und Heckman 2007, 2008, Currie
                                                             sowie Spieß 2010a.
2001 sowie Ruhm und Waldfogel 2012). Der Ökonomie            5 Siehe dazu auch den Beitrag von Spieß (2018), der die Grundlage
der Kindertagesbetreuung zuzuordnende Analysen finden        des vorliegenden, aber weit darüber hinaus gehenden und aktuali-
sich seit einigen Jahren auch für Europa, insbesondere auf   sierten Surveys bildet.
Kita-Ökonomik – eine Perspektive für Deutschland      3

teressant. Zum einen liefert sie wichtige Ergebnisse für          rakteristisch für das deutsche Kita-System – auch wenn
eine evidenzbasierte deutsche Kita-Politik auf unter-             Anbieter nur mit einer Betriebserlaubnis in den Markt ein-
schiedlichen Ebenen: des Bundes, der Länder und der               treten dürfen. Lediglich die Kind-Fachkraft-Relation ist in
Kommunen. Zum anderen ist auch aus einer internationa-            allen Bundesländern geregelt, allerdings divergiert sie
len Perspektive eine Betrachtung des deutschen Kita-Sys-          stark. Hinzu kommt, dass es keine einheitlichen Qualitäts-
tems von Interesse, da sich dieses in vielerlei Hinsicht von      standards gibt, die allgemein anerkannt sind, wie zum Bei-
anderen Systemen unterscheidet, beispielsweise den ang-           spiel die NAEYC-Standards6 in den Vereinigten Staaten
lo-amerikanischen, skandinavischen oder anderen euro-             (vgl. Stahl et al. 2018).
päischen. Ohne hier im Detail auf die Unterschiede ein-                Historisch gewachsen sind größere Unterschiede in der
zugehen, seien doch ein paar grundlegende Merkmale                Versorgung mit Kita-Plätzen in Ost- und Westdeutschland,
hervorgehoben. So wird das deutsche System häufig als             wobei in Ostdeutschland sehr viel mehr Kinder unter drei
ein „Universal public child care system with high quality“        Jahren Kitas besuchen. In den vergangenen Jahren erfolgte
bezeichnet. Tatsächlich hat inzwischen jedes Kind ab dem          im ganzen Land ein massiver Ausbau sowohl der Kinder-
zweiten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Platz           tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren als auch der
in einer Kindertagesbetreuung. Es gibt keine spezifischen         ganztägigen Betreuung für ältere Kita-Kinder. Mit einem
Programme für bildungsbenachteiligte Kinder oder ähn-             Bundesqualitätsgesetz hat die Regierung im Jahr 2019 erst-
liches (wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten das           mals versucht, die Qualität der Betreuung in den Bundes-
Head-Start-Programm) – insofern ist die Bezeichnung               ländern und Regionen einheitlicher zu machen. Es bleibt
„universal“ zutreffend.                                           eine empirische Frage, ob und inwiefern das gewählte Ver-
     Kindertageseinrichtungen in Deutschland werden öf-           fahren tatsächlich zu einer einheitlicheren Kita-Qualität
fentlich gefördert; bei weitem nicht alle von ihnen sind          geführt hat (vgl. zum Beispiel Spieß und Koebe 2019 sowie
allerdings öffentliche Einrichtungen. Insofern ist der Be-        Spieß et al. 2020).
griff „public child care“ für Deutschland irreführend. Viel-
mehr machen insbesondere in Westdeutschland die so-
genannten freien Träger die Mehrheit der Anbieter aus. Im
Jahr 2019 befanden sich aufgrund des gesetzlich veranker-
                                                                  4 Auswirkungen von Kitas auf das
ten Subsidiaritätsprinzips rund 65 Prozent und damit die            Arbeitsangebot von Müttern
überwiegende Zahl der Einrichtungen in freigemeinnützi-
ger Trägerschaft. Diese lassen sich grob in konfessionelle        Im deutschen Forschungsraum liegen inzwischen zahlrei-
(34 Prozent) und nichtkonfessionelle Träger (17 Prozent)          che Arbeiten zum Zusammenhang von Kitas und dem Ar-
der freien Wohlfahrtspflege sowie in sonstige Trägergrup-         beitsangebot von Müttern vor. Empirisch lässt sich zeigen,
pen (15 Prozent) unterteilen.                                     dass das Arbeitsangebot von Vätern nicht auf Kita-Ange-
     Knapp ein Drittel, also ein deutlich kleinerer Anteil der    bote reagiert und mithin diesbezüglich unelastisch ist.7
Kindertageseinrichtungen befindet sich in kommunaler,                 Als eine der ersten Arbeiten in diesem Kontext ist die
also öffentlicher Trägerschaft, und lediglich 3 Prozent der       Studie von Merkle (1994) zu nennen (vgl. auch Merkle und
Einrichtungen werden von privatgewerblichen Trägern be-           Zimmermann 1993), die erstmalig Daten des SOEP zu die-
trieben (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020) –          sem Thema auswertete. Es folgten zahlreiche weitere Ar-
ein wichtiger Unterschied zu den Vereinigten Staaten oder         beiten, deren Autoren sich mit spezifischen Aspekten wie
Großbritannien (vgl. zum Beispiel auch Huebener et al.            dem regionalen Kita-Angebot (zum Beispiel Spieß und
2020). Die Kita-Gebühren sind in Deutschland im Vergleich         Büchel 2003 sowie van Ham und Büchel 2004), dem täg-
zu anderen westlichen Industrienationen gering – obwohl           lichen Betreuungsumfang (zum Beispiel Coneus et al.
sie lange gestiegen sind, bis sie vielfach ganz oder für einige   2009) und der Tagesbetreuung von Kindern alleinerzie-
Kita-Jahre abgeschafft wurden (vgl. Schmitz et al. 2017).         hender Mütter und deren Arbeitsangebot befassen (zum
Hinzu kommt, dass für einkommensstärkere Haushalte die            Beispiel Haan und Wrohlich 2010). Dazu zählen auch Stu-
relative Belastung mit Kita-Gebühren sehr viel geringer ist       dien im Rahmen der Gesamtevaluation ehe- und familien-
als für einkommensschwächere (Schröder et al. 2015) – ihre        bezogener Leistungen, welche die Bundesregierung im
„Reservationsgebühren“, die sie zu zahlen bereit wären,
liegen außerdem über den bisherigen Gebühren (Camehl et
al. 2015).                                                        6 Vgl. National Association for the Education of Young Children
     Des Weiteren sind große Qualitätsunterschiede zwi-           (NAEYC) 2014.
schen den Bundesländern und einzelnen Regionen cha-               7 Vgl. zusammenfassend Prognos 2014.
4          C. Katharina Spieß

Jahr 2009 initiierte (vgl. zusammenfassend Prognos 2014).             richtung für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr auf den
Entsprechende Analysen belegen, dass Kitas das Arbeits-               Weg brachte.
angebot von Müttern mit Kindern unter drei Jahren signifi-                 Allerdings finden in nahezu allen diesen Studien al-
kant beeinflussen, während es im Fall von Müttern mit                 lein quantitative Dimensionen des Kita-Angebots Berück-
Kindern im sogenannten Kindergartenalter (3 Jahre bis                 sichtigung, wie auch in zahlreichen internationalen Studi-
Schuleintritt) weitgehend unelastisch ist (zum Beispiel               en. Ob und inwiefern für das Arbeitsangebot von Müttern
Müller et al. 2013, 2014). Darüber hinaus hängt das Arbeits-          auch Qualitätsaspekte eine Bedeutung haben, wurde bis-
angebot von Müttern mit jüngeren Kindern auch von den                 her (im deutschen Kontext) kaum untersucht.9 Eine der
Kita-Gebühren ab, wobei sich die Effekte als viel geringer            wenigen Ausnahmen bilden zum Beispiel die Arbeiten von
erweisen als in vergleichbaren internationalen Studien                Schober und Spieß (2015) sowie Stahl und Schober (2020).
(zum Beispiel Rainer et al. 2013 und Huebener et al. 2020).           Letztere zeigen in einer sozialwissenschaftlichen Studie,
     Einige Analysen basieren auf strukturellen Verhal-               welche Merkmale der Kita-Qualität für das Erwerbsvolu-
tensmodellen. Anderen liegen quasi-experimentelle An-                 men von Müttern oder auch für deren Löhne von Bedeu-
sätze zur Identifikation kausaler Effekte der Kita-Betreu-            tung sein können.
ung auf das Arbeitsangebot von Müttern zugrunde. Dabei                     Effizienzanalysen, in denen der Anstieg des Erwerbs-
wird entweder die im Jahr 1996 erfolgte Einführung des                volumens von Müttern monetär bewertet und den Kosten
Rechtsanspruchs auf einen Platz in einer Kindertagesein-              eines Kita-Ausbaus gegenüberstellt wird, existieren für
richtung ab dem vierten Lebensjahr eines Kindes als Qua-              Deutschland nur vereinzelt. Eine Berechnung der Brutto-
siexperiment verwandt oder der jüngste Ausbau im Jahr                 einnahmeneffekte eines Ausbaus der Kindertagesbetreu-
2013, der mit der Einführung des Rechtsanspruchs ab dem               ung aufgrund eines erhöhten Erwerbsvolumens von Müt-
zweiten Lebensjahr verbunden war (vgl. Bauernschuster                 tern liefern Spieß et al. (2002). Rainer et al. (2013) stellen
und Schlotter 2015 sowie Müller und Wrohlich 2020). Beide             die Kosten des Ausbaus von Kindertageseinrichtungen
Studien zeigen positive Effekte. Andere Analysen zur Wir-             staatlichen Mehreinnahmen gegenüber und kommen zu
kung der Abschaffung von Kita-Gebühren belegen, dass                  dem Ergebnis, dass sich der Ausbau der Kindertages-
allenfalls sehr geringe Auswirkungen auf das Erwerbs-                 betreuung in Teilen selbst finanziert: Mit dem Anstieg im
volumen von Müttern zu beobachten sind (vgl. Huebener                 Erwerbsvolumen sind Mehreinnahmen in Form eines er-
et al. 2020 sowie Busse und Gathmann 2020).                           höhten Steuer- und Beitragsaufkommens der Sozialver-
     Eine andere Gruppe von empirischen Arbeiten berührt              sicherungen verbunden. Die Selbstfinanzierungsquoten
Fragen der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit              liegen laut Rainer et al. (2013) zwischen 40 und 50 Prozent
nur indirekt, indem dort die Determinanten der Nutzung                im Fall von Krippen und Kindergärten.
formaler Kinderbetreuungsangebote analysiert werden8.
So untersucht Spieß (1998), ob und inwiefern die öffent-
liche Subventionierung von Kindertageseinrichtungen                   5 Auswirkungen von Kitas auf
oder auch bestimmte Merkmale der Strukturqualität die
Nachfrage nach Kinderbetreuungsangeboten beeinflus-
                                                                        kindliche Entwicklung und
sen. Fragen der Rationierung der Nachfrage behandelt                    Bildung
Wrohlich (2007, 2008). Spieß und Wrohlich (2005) zeigen,
dass Anfang dieses Jahrtausends in Deutschland rund                   Bildungsökonomische Arbeiten zu Auswirkungen von Ki-
230.000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlten,             tas auf kindliche Entwicklung und Fähigkeiten sowohl im
wenn berücksichtigt wird, dass Kinder von erwerbstätigen              kognitiven als auch im nicht-kognitiven, sozio-emotiona-
Müttern und Müttern mit Erwerbswunsch einen Kita-Platz                len Bereich sind für Deutschland erst in den zurückliegen-
benötigen. Solche Analysen waren wichtige Begleiter des               den Jahren entstanden. In einer frühen Arbeit untersuchen
Ausbaus der Kindertagesbetreuung in Deutschland, den                  Spieß et al. (2003) den Zusammenhang zwischen der Kita-
die Bundesregierung durch das Tagesbetreuungsausbau-                  Nutzung und dem Übergang ins Gymnasium und zeigen,
gesetz (TAG), das Kinderförderungsgesetz (KiföG) und den              dass dieser nur für Kinder mit Migrationshintergrund exis-
Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertagesein-               tierte (vgl. auch Landvoigt et al. 2007 und Schlotter 2011a).
                                                                      Auf der Basis von internationalen Schülervergleichsdaten

8 Für sehr frühe Arbeiten vgl. zum Beispiel Binder und Wagner 1996,
Spieß und Wagner 1996, 1997, Kreyenfeld und Wagner 1998, Hank et      9 Für eine Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Studien zu
al. 2001 sowie Kreyenfeld et al. 2001, 2002 und 2003.                 diesem Thema vgl. Stahl et al. 2016.
Kita-Ökonomik – eine Perspektive für Deutschland           5

wie TIMMS und PISA analysieren Schütz et al. (2008), wie               Schleswig-Holstein, ob und inwiefern eine ganztägige im
die Kita-Besuchsdauer mit schulischen Leistungen zusam-                Gegensatz zu einer halbtägigen Kita-Nutzung die Entwick-
menhängt. Es findet sich auf der Basis der TIMMS-Daten                 lung von Kindern beeinflusst. Sie finden einen negativen
ein U-förmiger Verlauf. Wößmann et al. (2009) stellen                  Effekt einer ganztägigen Kita-Nutzung auf das sozio-emo-
fest, dass Kinder, die länger als ein Jahr eine Kita besucht           tionale Verhalten. Aber eine ganztägige Kita-Nutzung er-
haben, bessere PISA-Ergebnisse erzielen als andere.                    höht die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit Migrations-
Schütz (2009a, b) untersucht darüber hinaus, ob und in-                hintergrund die Schulreife erreichen.
wiefern strukturelle Merkmale der Kita-Qualität die PISA-                   Eine der wenigen bildungsökonomischen Arbeiten zur
Leistungen von Kindern beeinflussen.                                   Tagespflege stammt von Zierow (2017). Sie betrachtet Da-
     Dank der zunehmenden Erweiterung von Survey-Da-                   ten der Schuleingangsuntersuchung des Landes Nord-
ten um Maße zur kindlichen Entwicklung (vgl. zum Bei-                  rhein-Westfalen und zeigt, dass sich ein höherer Anteil an
spiel die Erweiterungen im SOEP, siehe Schupp et al. 2008,             Tagespflegestellen nicht negativ in Maßen zur kindlichen
Spieß 2011 sowie Schröder et al. 2013) vergrößerten sich               Entwicklung niederschlägt. Nur wenige Arbeiten sind der
über die Jahre die Möglichkeiten für bildungsökonomische               Frage gewidmet, ob und inwiefern sich ein Kita-Besuch auf
Analysen. Inzwischen liegen einige Studien vor, deren                  die kindliche Gesundheit auswirkt. Lauber (2015) bei-
Autoren die kausalen Effekte des Besuchs einer Kinder-                 spielsweise zeigt auf der Basis von Daten aus der vom
tagesbetreuung auf Maße zur kindlichen Entwicklung un-                 Robert-Koch-Institut geleiteten (Langzeit-)Studie zur Ge-
tersuchen (vgl. zum Beispiel Cornelissen et al. 2018, Felfe            sundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
und Lalive 2018, Kuehnle und Oberfichtner 2020, Schlotter              (KiGGS)11, dass eine höhere Versorgungsquote insbesonde-
2011b sowie Bach et al. 2019).10 Kuehnle und Oberfichtner              re die körperliche Fitness von Kindern im Alter von drei
(2020) sowie Bach et al. (2018) verwenden Daten des Na-                Jahren signifikant erhöht.
tionalen Bildungspanels (NEPS), um die Auswirkungen                         Allen diesen Studien ist gemein, dass die Autoren
des Ausbaus von Kita-Plätzen auf kognitive und nicht-                  mehrheitlich nicht oder nur sehr rudimentär für die Kita-
kognitive Fähigkeiten von Kindern zu untersuchen.                      Qualität kontrollieren (können).12 Dies ist insofern bemer-
     Andere Arbeiten basieren auf Schuleingangsdaten. So               kenswert, als andere sozialwissenschaftliche Studien bele-
betrachten Cornelissen et al. (2018) Daten der Schulein-               gen, dass nur qualitativ gute Angebote die kindliche Ent-
gangsuntersuchungen einer Region in Niedersachsen, Fel-                wicklung signifikant positiv beeinflussen und dass diese
fe und Lalive (2018) untersuchen Daten aus Schleswig-                  Effekte umso größer ausfallen, je höher die Qualität ist
Holstein. Diese Studien belegen, dass insbesondere Kin-                (vgl. dazu zum Beispiel Barnett 2011).
der aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien                      Neben all diesen Effektivitätsstudien, welche die Aus-
und Kinder mit Migrationshintergrund von einem frühen                  wirkungen von Kitas auf Kinder bewerten, finden sich für
Kita-Besuch profitieren: Sie sind dadurch vor der Einschu-             den deutschen Forschungsraum kaum13 beziehungsweise
lung sozio-emotional stabiler und schneiden auch in ande-              keine so fundierten Effizienzanalysen wie in den Vereinig-
ren Merkmalen, die in Schuleingangsuntersuchungen er-                  ten Staaten14. In den dortigen Studien werden die mittel-
hoben werden, besser ab als andere Kinder. Cornelissen et              bis langfristigen Effekte von hochwertigen Interventions-
al. (2018) untersuchen zum Beispiel Schulreife, motorische             programmen für benachteiligte Kinder bewertet und den
Fähigkeiten und Übergewicht. Bach et al. (2019) zeigen                 Kosten gegenübergestellt (für eine deutsche Zusammen-
längerfristige Auswirkungen auf die Persönlichkeit im Ju-              fassung siehe Spieß 2013).
gendalter.
     Busse und Gathmann (2020) prüfen, ob und inwiefern
sich die Abschaffung von Kita-Gebühren auf Fähigkeiten
der Kinder auswirkt. Es zeigen sich im Durchschnitt keine
                                                                       11 https://www.kiggs-studie.de/deutsch/home.html.
Effekte, allenfalls finden sich positive Effekte bei sozioöko-
                                                                       12 International wurden viele Jahre nur die Auswirkungen nicht uni-
nomisch benachteiligten Kindern. Felfe und Zierow (2018)               verseller, qualitativ hochwertiger Programme auf Kinder untersucht,
untersuchen mit Daten der Schuleingangsuntersuchung in                 vgl. zum Beispiel Heckman und Mosso 2014. Allerdings gibt es inzwi-
                                                                       schen einige neuere Studien, deren Autoren die Effekte unterschiedli-
                                                                       cher Qualitäten universeller Kita-Angebote explizit untersuchen (vgl.
10 Darüber hinaus finden sich zunehmend auch Studien, die regio-       zum Beispiel Caridad Araujo et al. 2016).
nal begrenzte frühkindliche Interventionen in Kindertageseinrichtun-   13 Für eine Zusammenstellung bisheriger deutscher Studien zur Effi-
gen evaluieren, vgl. dazu zum Beispiel Makles und Schneider 2017.      zienz von Kita-Angeboten vgl. Schmitz und Kröger 2017.
Für eine frühere Zusammenstellung und eigene Analyse vgl. auch         14 Vgl. dazu die wohl bekannteste Effizienzanalyse für das Perry-
Müller et al. 2013.                                                    Preschool-Projekt, Belfield et al. 2005 sowie Heckman et al. 2010.
6          C. Katharina Spieß

6 Unterschiede in der Kita-Nutzung                                   Ursache dafür sind, dass bildungsfernere Gruppen Kitas
                                                                     mit geringerer Wahrscheinlichkeit nutzen.
Da internationale wie nationale Studien belegen, dass ins-                Darüber hinaus besteht Heterogenität im Hinblick auf
besondere Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestell-             die finanzielle Belastung mit Kita-Gebühren. Trotz einkom-
ten Familien von einer qualitativ guten Kita-Betreuung               mensabhängiger Kita-Beiträge in vielen Bundesländern
profitieren, stellt sich die Frage, ob und wie stark diese           und Regionen sind Haushalte im unteren Einkommens-
Familien Kita-Angebote nutzen. Anders formuliert kann                bereich durch Kita-Gebühren relativ stärker belastet als
gefragt werden, welche Ungleichheiten bei der Nutzung                Haushalte im oberen Einkommensbereich (vgl. z. B. Schrö-
früher Bildungs- und Betreuungsangebote bestehen. Tat-               der et al. 2015 und Schmitz et al. 2013). Huebener et al.
sächlich zeigen sich für Deutschland große sozioökonomi-             (2020) belegen allerdings, dass eine Abschaffung von Ge-
sche Unterschiede in der Kita-Nutzung, gemessen an Ein-              bühren im letzten Kita-Jahr nur marginal die Kita-Nutzung
trittsalter und täglicher Betreuungszeit (vgl. für frühe             in diesen Altersgruppen erhöht. Allenfalls nimmt die täg-
Arbeiten zum Beispiel Binder und Wagner 1996, Ondrich                liche Betreuungszeit in den Kitas zu, wenn auch nur in
und Spieß 1998, Büchner und Spieß 2009 sowie Seyda                   sehr geringem Umfang. Jessen et al. (2020a) zeigen in ihren
2009). Kinder mit Migrationshintergrund sind dann in Ki-             Analysen am Beispiel Hamburgs, dass eine Senkung der
tas unterrepräsentiert, wenn beide Eltern einen Migrati-             Gebühren für alle Kita-Kinder sozioökonomische Nut-
onshintergrund haben oder zu Hause vorwiegend kein                   zungsunterschiede reduzieren kann. Allerdings wird in
Deutsch gesprochen wird. Darüber hinaus sind Kinder er-              diesen Analysen nicht die Höhe der Mitnahmeeffekte be-
werbstätiger Eltern und Kinder aus bildungsnahen Eltern-             rechnet (vgl. dazu Spieß 2017b).
häusern überrepräsentiert (vgl. auch Schober und Spieß                    Heterogenität in Hinblick auf die Qualität der genutz-
2013 sowie Peter und Spieß 2015).                                    ten Kitas ist aus ökonomischer Perspektive kaum er-
      Über die Zeit haben diese Nutzungsunterschiede trotz           forscht, weder für Deutschland noch international. Sie ist
des Kita-Ausbaus zugenommen (Jessen et al. 2018, 2020a,              jedoch erwartbar, da Eltern die Qualität der Kindertages-
b); dieser kam in den zurückliegenden Jahren vor allem               betreuung nicht umfassend beurteilen können und weil
Kindern bildungsnaher und einkommensstärkerer Eltern                 dabei auch Unterschiede entlang sozioökonomischer
zugute. Damit kann man ceteris paribus davon ausgehen,               Merkmale bestehen: Es liegen „asymmetrische Informati-
dass dieser Ausbau eher zu einer Verringerung als zu einer           onsverhältnisse“ vor, die nach unterschiedlichen Merkma-
Zunahme von Bildungsmobilität beigetragen hat, da ein                len der Kitas und Familien variieren.16 Camehl et al. (2018)
früher Kita-Besuch insbesondere für Kinder aus sozioöko-             zeigen, dass solche Informationsasymmetrien auch für
nomisch benachteiligten Familien wichtig ist.                        Deutschland zu finden sind und nach elterlichen Merkma-
      Insgesamt liegen nur wenige fundierte Analysen zu              len variieren. Unabhängig davon stellen Stahl et al. (2018)
den Gründen dieser Nutzungsunterschiede vor. Ob und                  fest, dass es einen Zusammenhang zwischen sozioöko-
inwiefern diese mit den Präferenzen für eine Kinderta-               nomischen Merkmalen der Eltern und der Struktur- und
gesbetreuung zusammenhängen, untersuchen Borck und                   Orientierungsqualität von Kitas gibt. So zeigen sie, dass
Wrohlich (2011).15 Felfe et al. (2020) nutzen Veränderungen          Kinder mit Migrationshintergrund und weniger gebildeten
bei der Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft für               Eltern in Kitas schlechterer Qualität anzutreffen sind. Al-
Kinder mit Migrationshintergrund, um Kita-Nutzungs-                  lerdings gibt es nach ihrer Studie keinen Zusammenhang
unterschiede in Abhängigkeit vom Migrationshintergrund               zwischen Haushaltseinkommen und der Kita-Qualität.17
zu erklären. Jessen et al. (2020a, b) zeigen, dass vielfach
Plätze nachgefragt werden, aber in Kitas unterrepräsentier-
te Familien keinen Platz erhalten, diese also rationiert sind.
Rationierung ist insbesondere im Fall von Kita-Angeboten
für Kinder unter drei Jahren ein maßgeblicher Grund für
Nutzungsunterschiede. In einem Feldexperiment zeigen
Hermes et al. (2021), dass auch Informationsdefizite eine

                                                                     16 Entsprechende Aspekte wurden in einigen wenigen amerika-
15 Bjeree et al. (2011a, b) untersuchen den Zusammenhang zwischen    nischen Studien empirisch untersucht, zum Beispiel von Mocan
der Nutzung einer Kindertageseinrichtung und den Persönlichkeits-    (2007).
merkmalen von Müttern, die oft auch im Sinne von Präferenzstruktu-   17 Für eine Zusammenstellung der Studien zu den sozioökonomi-
ren interpretiert werden.                                            schen Unterschieden in der Kita-Qualität vgl. Stahl 2015.
Kita-Ökonomik – eine Perspektive für Deutschland            7

7 Sonstige Auswirkungen auf                                            Bildung. Wenn ihre Kinder eine Kita besuchen, verwenden
                                                                       diese Eltern mehr Zeit mit bildungsrelevanten Aktivitäten
  Wohlbefinden, Fertilität,
                                                                       (zum Beispiel Vorlesen).21 Dies lässt sich mit Survey-Da-
  Familienstruktur, Familienqualität                                   ten bestätigen und ist auch eine Erklärung dafür, warum
                                                                       insbesondere Kinder aus sozioökonomisch schlechter ge-
  und Integration
                                                                       stellten Familien von einem Kita-Besuch profitieren.
Zunehmend wird auch in der ökonomischen Forschung                           Wie sich der Ausbau der Kita-Plätze für Kinder unter
die Frage nach den Auswirkungen von Kitas auf das Wohl-                drei Jahren auf die Zahl an Kindesmisshandlungen aus-
befinden und damit auf den Nutzen von Eltern gestellt.                 gewirkt hat, prüfen Sandner und Thomsen (2020). Es zeigt
Schmitz (2020) zeigt unter Verwendung eines quasi-expe-                sich, dass diese tatsächlich abgenommen hat und dass die
rimentellen Designs, dass der Ausbau des Kita-Angebots                 Kita-Nutzung folglich auch insofern die „Familienquali-
in Deutschland für Kinder unter drei Jahren insbesondere               tät“ verbessert.
das Wohlbefinden von erwerbstätigen Müttern erhöht hat.                     Eine der wenigen Arbeiten zu den Auswirkungen des
Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass dieser Ausbau               Kita-Besuchs auf die Integration von Familien mit Flucht-
die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit verbes-              hintergrund stammt von Gambaro et al. (2019). Auf der
sert hat. Das Wohlbefinden der Väter verändert sich durch              Basis einer Befragung von nach Deutschland Geflüchteten
den Kita-Ausbau nicht signifikant. Kröll und Borck (2013)              durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
zeigen, dass dieser Ausbau mit einer besseren mentalen,                (IAB), das Forschungszentrum Migration, Integration und
aber schlechteren physischen Gesundheit von Müttern ein-               Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
hergegangen ist.18                                                     (BAMF-FZ) sowie das Sozio-oekonomische Panel (BAMF-
     Zumindest international vielfach untersucht ist der               IAB-SOEP-Stichprobe)22 zeigen sie, dass die Integration
Zusammenhang zwischen Kita-Angeboten und Fertilität.                   von Müttern signifikant verbessert wird, wenn ihr Kind ei-
Haan und Wrohlich (2011) sowie Rainer et al. (2015) finden             ne Kita besucht – allerdings nicht die Integration der Väter.
signifikant positive Auswirkungen von Kitas auf die Ferti-
lität – dieser Zusammenhang ist stärker als der zwischen
anderen familienpolitischen Leistungen und Fertilität. Das
Kindergeld hat so zum Beispiel geringere Auswirkungen
                                                                       8 Kita-Träger und weitere Aspekte
auf die Fertilität.19 Auch Rainer et al. (2015) finden positive          auf der Angebotsseite
Fertilitätseffekte, die zudem nicht durch eine zeitliche Ver-
schiebung von Geburten zu erklären sind.20                             Ökonomisch differenzierte, systematische und empirische
     Die Kindertagesbetreuung berührt auch sonstige                    Analysen der Angebotsseite der Kindertagesbetreuung lie-
Familien- und Haushaltsstrukturen. Bauernschuster und                  gen für Deutschland kaum vor. Dies ist auch dem Befund
Borck (2016) zum Beispiel belegen, dass mit einem Ausbau               zuzuschreiben, dass bisher wenig Mikrodatensätze vorhan-
der Kinderbetreuung der Anteil alleinerziehender und ge-               den sind, die solche Untersuchungen ermöglichen. Einer
schiedener Frauen zunimmt.                                             der wenigen verfügbaren ökonomischen Arbeiten liegen
     Jessen et al. (2020c) zeigen mit repräsentativen Zeit-            Daten der amtlichen Kinder- und Jugendhilfe zur Analyse
verwendungsdaten, dass die Kita-Nutzung für eine besse-                von Qualitätsunterschieden der Anbieter zugrunde: Mühler
re Anregungsqualität in der Familie sorgt, und zwar ins-               (2008) zeigt, dass nicht-konfessionelle und gewinnorien-
besondere im Fall von Kindern aus Familien mit geringer                tierte Anbieter mehr Personal mit akademischer Ausbil-
                                                                       dung beschäftigen als öffentliche und kirchliche Träger.

18 Sozialwissenschaftliche Analysen von Schober und Schmitt
(2016) sowie Schober und Stahl (2016) zeigen für Deutschland, dass
der Ausbau ganztägiger Betreuungsangebote zu einer Steigerung der
Zufriedenheit von Müttern beigetragen hat.                             21 Auf der Basis der Studie des National Institute of Child Health and
19 Für theoretische Arbeiten zu diesem Thema, welche Kita-Refor-       Human Development (NICHD) aus den Vereinigten Staaten zeigen
men in Deutschland untersuchen, vgl. zum Beispiel Bick 2010.           Kuger et al. (2019), dass eine bessere Kita-Qualität die familiale An-
20 Auch sozialwissenschaftliche Studien von Hank und Kreyenfeld        regungsqualität erhöht, allerdings insbesondere in sozioökonomisch
(2003) sowie Hank et al. (2004) zeigen, dass ganztägige Kita-Angebo-   besser gestellten Familien, was Bildungsungleichheiten eher erhöht.
te einen Effekt auf den Übergang zum ersten Kind haben, allerdings     Für eine deutsche Beschreibung der NICHD-Daten siehe https://
nicht das bloße Angebot von Kindertageseinrichtungen. Dies spricht     www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/qualitaet-und-qualitae
dafür, dass der tägliche Bildungs- und Betreuungsumfang eine Be-       tssicherung/qualitaet-standards-forderungen-studien/1602.
deutung für die Entscheidung für Kinder hat.                           22 Siehe Kühne et al. 2019.
8         C. Katharina Spieß

    Ökonomische Untersuchungen zu den Beschäftigten                  Abhängigkeit von der Zahl belegter Plätze fördert. Zwei
in Kindertageseinrichtungen und deren Lohnunterschiede               Stadtstaaten sind darüber hinaus zu einer reinen Subjekt-
finden sich für Deutschland kaum, anders als internatio-             finanzierung in Form von zweckgebundenen Transfers an
nal23. Deskriptive Analysen unterschiedlicher Aspekte der            die Eltern übergegangen (vgl. dazu Falck 2004 sowie Eg-
Arbeitsmotivation von ErzieherInnen im Vergleich zu an-              bert und Hildenbrand 2012). Allerdings liegen meines Wis-
deren Berufsgruppen stammen beispielsweise von Spieß                 sens keine differenzierten empirischen Analysen über die
und Storck (2016), Spieß und Westermaier (2016) sowie                Auswirkung unterschiedlicher Finanzierungsmodelle auf
Gambaro et al. (2021). Hier zeigt sich, dass ErzieherInnen           Familien beziehungsweise Kinder vor.25 Ein Grund da-
zwar sehr viel unzufriedener mit ihrer Entlohnung sind als           für könnte sein, dass solche Studien mit sehr hohen Da-
Angehörige anderer Berufsgruppen, aber trotzdem ins-                 tenanforderungen verbunden sind, da Daten zu Steue-
gesamt sehr zufrieden mit ihrer Arbeit sind.                         rungs- und Finanzierungsmodalitäten mit Survey-Daten
                                                                     verknüpft werden müssten.
                                                                          Eng verknüpft mit der Steuerung sind auch das Markt-
                                                                     design und die Allokation von Kita-Plätzen (vgl. dazu Fug-
9 Steuerungs- und                                                    ger et al. 2017).26 Hierbei geht es darum, auf Grundlage der
  Finanzierungsfragen                                                Analyse bisheriger Kita-Platz-Allokationsmechanismen
                                                                     neue Verfahren zu entwickeln, welche die Vergabe von
Aus einer ökonomischen Perspektive stellt sich auch die              Kita-Plätzen effektiver machen und dabei die Wünsche der
Frage der effektiven Steuerung und Finanzierung des Kita-            Eltern, Anbieter und Jugendämter berücksichtigen.
Angebots. Dafür gilt es sich mit Unvollkommenheiten auf                   Wenig Beachtung finden in der ökonomischen Litera-
den Märkten für Kindertagesbetreuung und mit der Frage               tur bisher die steuerliche Absetzbarkeit der Kita-Gebühren
zu beschäftigen, ob staatliche Eingriffe diese korrigieren           und deren Wirkung. Obwohl die bisherige steuerliche Re-
oder zumindest reduzieren können. Anders formuliert geht             gelung zu einer geringen Erhöhung der Erwerbstätigkeit
es darum, welche regulativen und fiskalischen Maßnah-                von Müttern beiträgt, sind die Auswirkungen doch gering
men hier aus ökonomischer Perspektive notwendig sind.                (Müller et al. 2013 sowie Bonin et al. 2013).
Entsprechende Überlegungen basieren international auf
empirischen Analysen.24
     Für Deutschland gibt es zu diesem Themenkomplex                 10 Pandemiebezogene Analysen
bisher vorrangig konzeptionelle Analysen, deren Autoren
in ihrer Argumentation gleichwohl auf empirische Be-                 Welche Bedeutung die Kindertagesbetreuung für unter-
funde zurückgreifen. Darunter finden sich einige frühe               schiedliche Lebensbereiche hat, hat die Covid-19-Pan-
Forschungsarbeiten, die der Wirkung einer Objekt- bzw.               demie sehr deutlich gezeigt. Die (Teil-)Schließung von
Subjektfinanzierung der Betreuung in Kindertageseinrich-             Kindertageseinrichtungen und die Notbetreuung trafen so-
tungen gewidmet sind (vgl. dazu zum Beispiel Kreyenfeld              wohl Eltern als auch Kinder – ebenso wie Arbeitgeber und
et al. 2001, Kreyenfeld und Wagner 2000 sowie Apolte und             die Volkswirtschaft als Ganzes. Die Auswirkungen auf die
Funcke 2008). In diesen Arbeiten werden die Vor- und                 Eltern untersuchten zum Beispiel Huebener et al. (2021).
Nachteile zweckgebundener Transfers an Kita-Träger oder              Sie stellen fest, dass die Kita-Teilschließungen die Zufrie-
-Nachfrager untersucht.                                              denheit vor allem von Müttern mit dem Familienleben, der
     Diskussionen über die Auswirkung von Finanzie-                  Kinderbetreuung und dem Leben im Allgemeinen signifi-
rungsmodellen waren um die Jahrhundertwende von Ver-                 kant geschmälert haben. Schüller und Steinberg (2021)
änderungen in der deutschen Praxis der Finanzierung und              analysieren die Wirkung von Notbetreuungsregelungen in
Steuerung des Kita-Angebots begleitet. Nachdem viele                 Kitas auf das Wohlbefinden der Eltern und auf deren Erzie-
Jahre eine reine Objektfinanzierung üblich war, ist inzwi-           hungsstil. Danzer et al. (2021) geben Hinweise darauf, dass
schen eine subjektbezogene Objektfinanzierung der Regel-             sich durch die Kita-(Teil-)Schließungen der Anteil von Vä-
fall, welche die Träger von Kindertageseinrichtungen in              tern mit einem egalitären Rollenbild reduziert hat, aller-
                                                                     dings nur in West- und nicht Ostdeutschland. Nach Jessen

23 Für die amerikanische Literatur vgl. zum Beispiel Hotz und Xiao
2011 sowie Mocan und Tekin 2003.                                     25 Zur Diskussion der Vor- und Nachtteile von Kinderbetreuungsgut-
24 So liegen beispielsweise Wirkungsstudien zu unterschiedlichen     scheinen siehe auch Diekmann et al. 2008 und Spieß 2010.
Finanzierungsinstrumenten für die USA und Finnland vor (vgl. dazu    26 In einer weiteren Studie erörtern Carlsson und Thomsen (2014)
Parker 1989, Levin und Schwartz 2007 sowie Viitanen 2011).           alternative Verfahren zur Vergabe knapper Kita-Plätze.
Kita-Ökonomik – eine Perspektive für Deutschland              9

et al. (2021) und Boll et al. (2021) und vielen anderen            Literaturverzeichnis
sozialwissenschaftlichen Studien haben es die Kita-Teil-
schließungen mit sich gebracht, dass die Familienarbeit            Apolte, T. und A. Funcke (2008), Reformen des Systems frühkindlicher
zwischen Vätern und Müttern wieder ungleicher verteilt                  Bildung und Betreuung aus ökonomischer Sicht, in: T. Apolte
                                                                        und A. Funcke (Hrsg.), Frühkindliche Bildung und Betreuung
ist. Weitere ökonomische Analysen zu den Effekten der
                                                                        Reformen aus ökonomischer, pädagogischer und psychologi-
Kita-Schließungen auch mittel- bis langfristig sind zu er-
                                                                        scher Perspektive, Baden-Baden, Nomos, S. 177–292.
warten, sobald zusätzliche Daten vorliegen.                        Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2018), Bildung in
                                                                        Deutschland 2018, Bielefeld, WBV.
                                                                   Bach, M., J. Koebe und F. H. Peter (2019), Long run effects of universal
11 Weitere Forschung für eine                                           childcare on personality traits, DIW Discussion Paper Nr. 1815.
                                                                   Barnett, W. S. (2011), Effectiveness of early educational intervention,
   effektive und effiziente                                             Science 333, S. 975–78.
                                                                   Barschkett, M., C. K. Spieß und E. Ziege (2021), Intergenerational
   Kita-Politik                                                         effects of grandparental care on children and parents, unver-
                                                                        öffentlichtes Manuskript.
Nachdem in Deutschland die Kita-Ökonomik viele Jahre               Bauernschuster, S. und R. Borck (2016), The effect of child care
                                                                        provision on family structure: Theory and evidence, CESifo
keine größere Bedeutung hatte, ist seit Anfang dieses Jahr-
                                                                        Economic Studies, im Erscheinen.
hunderts ein Wandel zu beobachten: Zeitversetzt, aber
                                                                   Bauernschuster, S. und M. Schlotter (2015), Public child care and
parallel zu Entwicklungen im internationalen Forschungs-                mothers’ labor supply: Evidence from two quasi-experiments,
raum untersuchten ÖkonomInnen hierzulande zunächst                      Journal of Public Economics 123, S. 1–16.
Fragen zur Kindertagesbetreuung und deren Auswirkun-               Belfield, C. R., M. Nores, S. Barnett und L. Schweinhart (2005), The
gen auf das Arbeitsangebot von Müttern. In den vergange-                high/scope Perry Preschool program: Cost-benefit analysis
                                                                        using data from the age-40 follow up, Journal of Human
nen Jahren finden sich zunehmend bildungsökonomische
                                                                        Resources 41(1), S. 162–90.
Studien zur Auswirkung der Kindertagesbetreuung auf die            Beninger, D. et al. (2010), Wirkungen eines Betreuungsgeldes bei
kindliche Entwicklung. Allerdings fehlt es hier an Ana-                 bedarfsgerechtem Ausbau frühkindlicher Kindertagesbetreu-
lysen der langen Frist, in denen das Humanvermögen                      ung: Eine Mikrosimulationsstudie, Vierteljahresheft zur Wirt-
nicht nur der Eltern beziehungsweise der Mütter betrachtet              schaftsforschung 79(3), S. 147–68.
                                                                   Bick, A. (2010), The quantitative role of child care for female labor
wird, sondern auch künftiger Generationen.
                                                                        force participation and fertility, Journal of European Economic
     Ein bisher sowohl national als auch international öko-
                                                                        Association 13(3), S. 639–68.
nomisch wenig analysierter Aspekt ist die Qualität der             Binder, M. und G. G. Wagner (1996), Die außerhäusliche Betreuung
Kindertagesbetreuung, die sowohl Kinder als auch Eltern                 von Kindern im Vorschulalter – Eine Längsschnittanalyse von
berührt. Hier besteht ein größerer Bedarf an Forschung,                 „Betreuungskarrieren“ in Westdeutschland, in: W. Zapf,
die allerdings valide Messungen der Kita-Qualität und ent-              J. Schupp und R. Habich (Hrsg.), Lebenslagen im Wandel - Sozial-
                                                                        berichterstattung im Längsschnitt, Frankfurt/New York, Campus,
sprechende Daten voraussetzt. Auch die Angebotsseite des
                                                                        S. 66–79.
deutschen Kita-Markts ist bisher kaum von ÖkonomInnen              Blau, D. M. (1991), The quality of child care: An economic perspective,
erforscht, auch hier wären weitere Studien hilfreich. Zu-               in: D. M. Blau (Hrsg.), The Economics of Child Care, New York,
sammenfassend sei betont, dass eine empirisch basierte                  Russel Sage Foundation, S. 145–76.
Kita-Politik27 unabdingbar ist und dass diese guter empiri-        Blau, D. M. (1992), The child care labor market, The Journal of Human
                                                                        Resources 27, S. 9–39.
scher Wirkungsanalysen bedarf.
                                                                   Blau, D. M. (1993), The Economics of Child Care, New York, Russel
                                                                        Sage Foundation.
Danksagung: Ich danke Louisanne Knierim für die Unter-             Blau, D. M. (1999), The effect of child care characteristics on
stützung bei der Finalisierung dieses Beitrags und Jonas                child development, The Journal of Human Resources 34(4),
Jessen für Kommentare zu einer früheren Version.                        S. 261–76.
                                                                   Blau, D. M. (2001), The Child Care Problem: An Economic Analysis,
                                                                        New York, Russel Sage Foundation.
                                                                   Blau, D. M. und J. Currie (2006), Pre-school care, day care, and after-
                                                                        school care: Who’s minding the kids?, in: E. A. Hanushek und
                                                                        F. Welch (Hrsg.): Handbook of the Economics of Education,
                                                                        Amsterdam, North Holland, S. 1163–278.
                                                                   Blau, D. M. und H. N. Mocan (2002), The supply of quality in child care
                                                                        centers, Review of Economics and Statistics 84(3), S. 483–96.
                                                                   Blau, D. M. und P. K. Robins (1988), Child-care costs and family labor
27 Ein 10-Punkte-Programm für die Kita-Politik der neuen Bundes-        supply, The Review of Economics and Statistics 70, S. 374–81.
regierung enthält Spieß 2021.
10           C. Katharina Spieß

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