Klassik Kompakt Eine Stunde mit Copland und Strawinsky - NDR
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Klassik Kompakt Eine Stunde mit Copland und Strawinsky Sonntag, 05.12.21 — 16 Uhr und 18.30 Uhr Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal
CARLOS MIGUEL PRIETO Dirigent MARTIN FRÖST Klarinette NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER
A A R O N C O P L A N D (19 0 0 – 19 9 0) Konzert für Klarinette und Streichorchester mit Harfe und Klavier Entstehung: 1948 | Uraufführung: NBC Radioübertragung, 6. November 1950 | Dauer: ca. 18 Min. I. Slowly and expressively – Cadenza (Freely) – II. Rather fast I G O R S T R AW I N S K Y (1 8 82 – 1971) Petruschka Burleske in vier Bildern (Konzertversion von 1947) Entstehung: 1910–11; rev. 1947 | Uraufführung: Paris, 13. Juni 1911 | Dauer: ca. 32 Min. Erstes Bild Jahrmarkt in der Fastnachtswoche Russischer Tanz Zweites Bild Petruschka Drittes Bild Der Mohr Walzer (Der Mohr und die Ballerina) Viertes Bild Jahrmarkt in der Fastnachtswoche (gegen Abend) Tanz der Ammen Ein Bauer und der Bär Die Zigeunerinnen und ein genusssüchtiger Kaufmann Tanz der Kutscher Die Maskierten Keine Pause
AARON COPLAND Klarinettenkonzert Lyrik und Jazz Aaron Copland ging als Schöpfer eines unverwechsel- bar „amerikanischen“ Klangidioms in die Musikge- schichte ein: Bis heute nehmen die Filmscores unzähliger US-Blockbuster auf seine Werke Bezug – spätestens, wenn die amerikanische Flagge in den Fokus der Kamera rückt. Die Anregungen hierzu erhielt der in Brooklyn geborene Sohn jüdisch-litaui- scher Einwanderer allerdings nicht in seiner Heimat, sondern in Paris, wo Nadia Boulanger zu seiner wich- Aaron Copland tigsten Lehrerin wurde. Hier begann Copland „zu UNTER BEOBACHTUNG überlegen, ob Jazzrhythmen nicht am geeignetsten wären, um Musik einen amerikanischen Sound zu ver- Die frühen 1950er Jahre waren passen.“ Aufgrund seiner linken politischen Einstel- in den USA in den Worten lung und nicht zuletzt infolge einer Mexiko-Reise 1932 Leonard Bernsteins „die Zeit der Fernsehzensur, der ver- wandte er sich schließlich einem musikalischen Folk- lorenen Jobs, der Selbstmorde lorismus zu, bevor er unter Rückgriff auf Cowboylieder und Ausbürgerungen“ – eine und -tänze einen Orchesterstil entwickelte, der einem Zeit, in der „alles, wofür Amerika stand, von diesem breiten Publikum unmittelbar verständlich war. Junior-Senator aus Wisconsin, Joseph McCarthy, und seinen Das Klarinettenkonzert entstand 1947/48 für den inquisitorischen Handlangern mit Füßen getreten wurde“ „King of Swing“, Benny Goodman, wobei der und in der „das halbe Holly- berühmte Jazzklarinettist bei seinem lukrativen wood auf der schwarzen Liste Auftrag Copland nicht eine einzige Vorgabe machte stand“. Auch Bernsteins Lehrer Aaron Copland geriet – außer, dass er sich für zwei Jahre die exklusiven Auf- wie so viele andere amerikani- führungsrechte an dem neuen Werk sicherte: „Ich sche Linksintellektuelle habe 2000 Dollar bezahlt und das ist schließlich rich- wegen echter oder angeblicher kommunistischer Kontakte tig viel Geld.“ Natürlich ließ Copland diverse Jazz- ins Fadenkreuz des „Aus- Klänge in seine Partitur einfließen, allerdings ohne schusses für unamerikanische dabei auf ein jazz-spezifisches Instrumentarium Umtriebe“ des Repräsentan- tenhauses. Die Ermittlungen zurückzugreifen: „Da die Orchestrierung sich auf Kla- gegen ihn wurden erst 1975 rinette, Streicher, Harfe und Klavier beschränkt, offiziell eingestellt. hatte ich kein großes Schlagzeug zur Verfügung, um Jazz-Effekte zu erzielen. Also verwendete ich ‚slapping 4
AARON COPLAND Klarinettenkonzert basses‘ [sogenannte Bartók-Pizzicati, bei denen die ZU HOCH, SELBST FÜR GOODMAN Saite auf dem Griffbrett aufschlägt] und geschlagene Harfenklänge, um diese zu simulieren.“ Benny hatte den Klarinettisten David Oppenheim zur morali- Zu der ungewöhnlichen Konzertform, bei der zwei kon- schen Unterstützung mitge- trastierende Sätze mit Hilfe einer Solokadenz verbun- bracht. Ich hatte die letzte Seite zu hoch notiert, weshalb das den werden, fand Copland während einer Reise durch Ganze eine Stufe nach unten Südamerika. Über den langsamen Kopfsatz in dreiteili- verlegt werden musste. Benny ger Liedform, in dem die lyrischen Qualitäten der Kla- machte eine Reihe weiterer Vorschläge – einer bezog sich rinette zum Zug kommen, schrieb er aus Rio de Janeiro, auf zwei Spitzentöne innerhalb die bittersüße Musik werde „jedermann zum Weinen der Kadenz (von denen ich bringen“. Die ausnotierte Solokadenz, in der bereits wusste, dass Benny sie spielen könnte, weil ich seine Schall- Motive aus dem von lebhaften Jazzthemen dominierten plattenaufnahmen gehört Schlusssatz anklingen, gibt dem Solisten Gelegenheit, hatte). Er erklärte, dass er diese seine Virtuosität zu demonstrieren. Das „rather fast“ zu Höhe leicht erreichen könnte, wenn er vor Publikum spielt. Es spielende Finale beschrieb Copland als eine „unbe- wäre ihm aber unmöglich, wenn wusste Verschmelzung von Elementen nord- und süd- er im Rahmen einer Aufnahme amerikanischer Popularmusik“ – nicht zufällig habe er in eine Partitur sehen müsste. Deshalb haben wir es geändert. hier eine melodische Phrase eines aktuellen Songs ver- arbeitet, den er in Rio de Janeiro gehört hatte. Aaron Copland über eine erste Leseprobe seines Klarinettenkonzerts Zu Coplands Überraschung verschob Benny Good- man die Konzertpremiere mehrfach, offenbar auf- grund der hohen technischen Anforderungen des Soloparts. Erst als der Komponist kurz vor Ablauf des zweijährigen Exklusivaufführungsrechts die Urauf- führung mit einem anderen Solisten plante, präsen- tierte er das überaus wirkungsvolle Werk der Öffentlichkeit – am 6. November 1950 in einer Radio- übertragung mit dem NBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Fritz Reiner. Anschließend nahmen es zahlreiche Klarinettisten in ihr Repertoire auf: „Von allen Konzerten, die ich in Auftrag gegeben habe“, so Goodman, „wird Coplands am häufigsten aufgeführt, es ist ein sehr populäres Stück.“ Harald Hodeige 5
IGOR STR AWINSKY Petruschka Anti-Held auf hölzernen Füßen AUSDRUCK? BIT TE NICHT! Die besten Ideen verdanken sich manchmal schlicht dem Zufall. So war es auch mit Igor Strawinskys Künstlerische Freiheit „Petruschka“. Eigentlich arbeitete der Komponist im gestand Igor Strawinsky nicht September 1910 gerade an einem anderen Werk, als ihn jedem zu. Dass er selbst komponieren durfte, was ein scheinbar absurder Einfall mit einem Mal gründ- immer er wollte, war das eine. lich ablenkte: „die hartnäckige Vorstellung einer Glie- Das hieß aber noch lange derpuppe, die plötzlich Leben gewinnt und durch das nicht – befand Strawinsky –, dass dann jeder Interpret mit teuflische Arpeggio ihrer Sprünge die Geduld des seinen Werken machen Orchesters so sehr erschöpft, dass es sie mit Fanfaren konnte, was er wollte. Ganz im bedroht. Daraus entwickelt sich ein schrecklicher Gegenteil: Im Widerspruch zum Ideal der „Interpretation“ Wirrwarr, der auf seinem Höhepunkt mit dem eines Werks durch den aus- schmerzlich-klagenden Zusammenbruch des armen übenden Künstler bestand der Hampelmannes endet“, wie Strawinsky in seinen Russe energisch darauf, dass die Musiker gefälligst genau „Erinnerungen“ erzählt. Aus einem Impuls heraus das – und nur das – spielten, machte der Komponist sich daran, diese Idee in ein was er ihnen in die Noten Konzertstück für Klavier und Orchester umzusetzen. geschrieben hatte. Wer hier eine eigene „Interpretation“ Kurz darauf erhielt er allerdings Besuch von dem Ballett- wagte, dem war der Zorn Impresario Serge Diaghilew. Der gewiefte Theater- Strawinskys gewiss. Auf den mann erkannte das Potenzial dieser neuen Idee sofort. Punkt brachte er diese Hal- tung einst mit dem legendär Kurzerhand bat er Strawinsky, die Arbeit an seinem gewordenen Ausspruch „Je aktuellen Projekt – dem später legendären „Le Sacre déteste l’Ausdruck!“ – „Ich du printemps“ – zurückzustellen und stattdessen seine verabscheue den Ausdruck!“ Idee vom Streit des Orchesters mit einem Hampel- mann in ein Ballett umzuarbeiten: „Petruschka“. Die Geschichte ist schnell erzählt. Auf einem Jahr- markt tritt ein Gaukler mit drei Marionetten auf – der hübschen Ballerina, dem schneidigen Mohren und 6
IGOR STR AWINSKY Petruschka dem ungelenken Petruschka. Was er nicht weiß: Hin- ter den Kulissen, wenn niemand hinschaut, werden die Puppen lebendig. Petruschka ist unsterblich in die Ballerina verliebt, diese jedoch hat nur Augen für den Mohren. Das Ganze endet tragisch: Nach einem Eifersuchtsdrama und einem Kampf zwischen den beiden Konkurrenten erschlägt der Mohr Petruschka. Während die Handlung des Balletts noch ganz tradi- Igor Strawinsky (1913) tionell und linear verläuft, ging Strawinsky mit der Musik zu „Petruschka“ schon den Schritt von der G E TA N Z T E R E VO L U T I O N Spätromantik in die Moderne. So verzichtet er bei- spielsweise auf die bis dahin übliche emotionale Bis heute ist ihr Name Legende: Von 1909 bis 1929 Identifikation mit der Hauptfigur zugunsten einer begeisterten und revolutio- gleichsam „objektiven“ Darstellung der Gescheh- nierten Serge Diaghilews nisse. Eines der musikalischen Mittel, die der Kom- „Ballets Russes“ die Ballett- welt des 20. Jahrhunderts. Der ponist dafür verwendete, ist die Collagetechnik, die umtriebige Impresario hatte bereits im ersten Bild hörbar zum Einsatz kommt. sich den Anspruch auf die Hier vermischen sich Volks- und Trinklieder, Drehor- Fahnen geschrieben, die russische Kunst in die Welt zu gel- und Spieluhrmusik zu einem kunstvoll-chaoti- tragen. Und das ist ihm schen Abbild realistischen Jahrmarkttrubels. gelungen: Künstlerisch Klanglich überschneiden sich diese musikalischen bahnten Diaghilews Produk- tionen dem modernen Tanz- Schlaglichter auf das bunte Treiben immer wieder, so theater den Weg. Die Musik dass verschiedene Taktarten, Rhythmen oder Harmo- stammte von jungen Wilden nien gleichzeitig zu hören sind. Kompositorisch war wie Igor Strawinsky, Erik Satie, Claude Debussy, Sergej ein solches Verfahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Prokofjew oder Manuel de revolutionär, und auch heutzutage erzeugen die viel- Falla. Tanzstars wie Vaslav fältigen Klangschichten beim Zuhören noch reizvolle Nijinsky und Anna Pavlova begeisterten durch ihre Kunst, akustische Irritationen. und die Bühnenbilder und Kostüme von Leon Bakst, Den zentralen Figuren seiner Geschichte ordnete Alexandre Benoîs oder Pablo Picasso setzten neue ästheti- Strawinsky gut wiedererkennbare Klänge oder Motive sche Maßstäbe. Zu den her- zu: Petruschka wird charakterisiert durch zwei ausragenden Produktionen Akkorde, die im Abstand einer übermäßigen Quarte der „Ballets Russes“ zählen etwa Strawinskys „Le Sacre du stehen – des sogenannten Tritonus oder „Diabolus in printemps“ und Debussys musica“. Dieser „Teufel in der Musik“ symbolisiert „L’après-midi d’un faune“. seit jeher das Diabolische, Düstere, Unheimliche – 7
IGOR STR AWINSKY Petruschka das passende Intervall also für den eifersüchtigen und aufbrausenden Petruschka. Zum ersten Mal sind diese Akkorde unmittelbar nach der eröffnenden Jahrmarktsszene zu hören. Mit einem kräftigen Pau- kenwirbel leitet der Komponist in die neue Szene über, die sich in Petruschkas Kammer abspielt. Nun erklingt sein Motiv in den Klarinetten. Die Wirkung des Tritonus verschärfte Strawinsky hier noch, indem Alexandre Benoîs: Entwurf für er die Töne der beiden gleichzeitig erklingenden ein Plakat oder Programmheft Akkorde so anordnete, dass sie möglichst dicht zu „Petruschka“ (1948) zusammenstehen. So erzeugte er maximalen Miss- klang – ein sprechendes Symbol für den zornig- EIN RÜPEL ALS HELD tragischen Helden des Balletts. Ebenso wie das deutsche Auffahrende musikalische Gesten charakterisieren Kasperle oder der italienische den jähzornigen Mohren in der ebenfalls durch einen Pulcinella ist auch Petruschka eine Figur des volksnahen Paukenwirbel eingeleiteten Folgeszene. Die faszinie- Puppentheaters. Traditionell rende Andersartigkeit, mit der der schneidige Krieger war er denn auch ein vulgärer die Ballerina in seinen Bann zieht, schlägt sich in der und manchmal durchaus gewalttätiger Rüpel, der auf Verwendung exotischer Instrumente und Harmonien russischen Jahrmärkten und nieder. Der Ballerina selbst schließlich ordnete Stra- auf den Plätzen der Dörfer winsky einen holzschnittartigen und leicht karikier- und Städte als Held schlichter Slapstick-Komödien für ten Walzer zu, mit dem sie versucht, ihren Schwarm Unterhaltung sorgte. Seine zu umgarnen – sehr zum Missfallen Petruschkas. Geschichte geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und er erfreute sich bis ins 20. Für eine Konzertfassung der 1911 uraufgeführten Jahrhundert hinein größter Ballettmusik ersetzte Strawinsky den letzten Beliebtheit. Dass Petruschka Abschnitt im vierten Bild durch einen wirkungsvolle- in den Geschichten oft den Sieg selbst über Tod und ren Abschluss, der den Kampf des Mohren mit Teufel davontrug, machte ihn Petruschka und dessen Tod auslässt. Die Frage, ob in den Augen Maxim Gorkis die Marionetten wahrhaftig lebendig oder eben doch zu einem anarchischen Helden des Volkes. „nur“ Puppen sind – ob also die Geschichte nur ein Theaterstück auf dem Jahrmarkt oder doch eine reale Tragödie ist – lässt der Komponist allerdings in bei- den Fassungen unbeantwortet. Juliane Weigel-Krämer 8
DIRIGENT Carlos Miguel Prieto Carlos Miguel Prieto wurde in eine Musikerfamilie spa- nischer und französischer Abstammung in Mexiko- Stadt geboren. Er ist der führende mexikanische Dirigent seiner Generation und seit 2007 Music Director des Orquesta Sinfónica Nacional de México sowie seit 2008 des handverlesenen Orquesta Sinfónica de Mine- ría, das zweimonatige Sommerkonzertserien in Mexiko- Stadt spielt. Als Chef des Louisiana Philharmonic Orchestra seit 2005 hat er die kulturelle Wiederauferste- hung von New Orleans nach dem Hurrikane entschei- G A S T D I R I G AT E D E R J Ü N G E - REN VERGANGENHEIT dend mitgestaltet. 2021 wurde er zum Artistic Advisor des North Carolina Symphony Orchestra ernannt. Eine • London Philharmonic enge Zusammenarbeit verbindet ihn auch mit dem Chi- Orchestra cago Symphony Orchestra. Seit 2002 dirigiert Prieto • Minnesota Orchestra darüber hinaus regelmäßig das Youth Orchestra of the • National Symphony Orches- tra Washington Americas, dessen Music Director er seit 2011 ist und das • BBC National Orchestra of er 2018 auf eine Sommertournee durch Europa führte. Wales Auch zum National Youth Orchestra of Great Britain • Los Angeles New Music Group und NYO2 kehrt er immer wieder zurück. Prieto ist für • NDR Elbphilharmonie seinen großen Einsatz für lateinamerikanische und Orchester zeitgenössische Musik bekannt und hat über 100 Werke • hr-Sinfonieorchester • Hallé Orchestra mexikanischer oder amerikanischer Komponist*innen • Royal Liverpool Philharmo- uraufgeführt. Dabei legt er großes Gewicht auch auf nic Orchestra Musik von schwarzen und afroamerikanischen Kompo- • Bournemouth Symphony Orchestra nist*innen. Seine umfangreiche Diskografie enthält • Cleveland Orchestra u. a. eine mit dem OPUS KLASSIK 2018 ausgezeichnete • Dallas Symphony Orchestra Aufnahme des Klavierkonzerts Nr. 2 von Rachmaninow • Toronto Symphony Orchestra mit Boris Giltburg und eine für zwei Grammys nomi- • Houston Symphony nierte Einspielung des Violinkonzerts von Korngold mit Orchestra Philippe Quint. Ende 2018 erschien eine Einspielung der Violinkonzerte von Elgar und Finzi mit Ning Feng. Prieto ist Absolvent der Universitäten von Princeton und Harvard und hat bei Jorge Mester, Enrique Diemecke, Charles Bruck und Michael Jinbo studiert. 9
KLARINETTE Martin Fröst Der Klarinettist und Dirigent Martin Fröst ist für seine musikalischen Grenzüberschreitungen, seine unüber- troffene Virtuosität und Musikalität bekannt. Als Künst- ler, der stets auf der Suche nach Wegen ist, die klassische Konzertbühne neu zu beleben, spielt er ein Repertoire, das sowohl die bekannten Klarinettenwerke als auch zahlreiche zeitgenössische Stücke umfasst. Fröst war 2014 der erste Klarinettist, der den Léonie Sonning Music Prize gewann, womit er sich in eine Liste berühm- H Ö H E P U N K T E 2 0 21/2 0 2 2 ter Vorgänger wie Igor Strawinsky und Sir Simon Rattle einreihte. Als Solist hat er mit weltweit bedeutenden • Aufnahmeprojekte und Orchestern zusammengearbeitet, darunter das Royal zahlreiche Auftritte als Concertgebouw, New York und Los Angeles Philharmo- Chefdirigent des Swedish Chamber Orchestra, nic Orchestra, Gewandhausorchester Leipzig, Philhar- darunter eine Europa-Tour- monia Orchestra und die Münchner Philharmoniker. nee Anfang 2022 Regelmäßig musiziert er mit international bekannten • Recital-Tour durch Deutsch- land und die Schweiz mit Künstlern wie Yuja Wang, Janine Jansen, Leif Ove Ands- dem Quatuor Ébène nes und Antoine Tamestit, tritt bei den großen Festivals • Großbritannien- und Norwe- etwa in Verbier oder New York, in Konzertsälen wie der gen-Premiere von Sally Beamishs Doppelkonzert Carnegie Hall oder dem Concertgebouw sowie auf Tour- „Distans“ gemeinsam mit nee in Europa, Asien, Nordamerika und Australien auf. Janine Jansen und dem Mit seinen Multimedia-Projekten in Zusammenarbeit London Symphony bzw. Oslo Philharmonic Orchestra mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra hat • Gastspiel beim winterlichen er viel Aufmerksamkeit erregt. Nach „Dollhouse“ und Verbier Festival auf Schloss „Genesis“ ist „Retrotopia“ sein jüngstes Projekt, in dem Elmau • Französische Erstauffüh- er als Solist und Dirigent neues Repertoire erforscht rung von Jesper Nordins und die Konventionen des klassischen Konzerts hinter- „Emerging from Currents fragt. Mit dem Swedish Chamber Orchestra, dessen and Waves“ mit dem Orches- tre Philharmonique de Chefdirigent Fröst seit 2019 ist, hat er ein Projekt gestar- Radio France tet, das Mozarts musikalischem Einfluss in Europa • Neues Multimedia-Projekt nachspürt und auch als grüne Initiative für klima- „Xodus“ mit dem Royal Stockholm Philharmonic neutrales Reisen von sich Reden macht. 2019 rief er Orchestra zudem die Martin Fröst Foundation ins Leben, die sich der weltweiten Musikvermittlung verschrieben hat. 10
IMPRESSUM Herausgegeben vom NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK Programmdirektion Hörfunk Orchester, Chor und Konzerte Rothenbaumchaussee 132 20149 Hamburg Leitung: Achim Dobschall NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER Management: Sonja Epping Redaktion des Programmheftes Julius Heile Die Einführungstexte von Dr. Harald Hodeige und Dr. Juliane Weigel-Krämer sind Originalbeiträge für den NDR. Fotos akg-images (S. 4) culture-images/fai (S. 7) Sotheby‘s / akg-images (S. 8) Benjamin Ealovega (S. 9) Martin Bäcker / Sony Music Entertainment (S. 10) Druck: Eurodruck in der Printarena Das verwendete Papier ist FSC-zertifiziert und chlorfrei gebleicht. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des NDR gestattet. 11
ndr.de/eo youtube.com/NDRKlassik
Sie können auch lesen