Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg
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Wegener Center for Climate and Global Change University of Graz Leechgasse 25, A-8010 Graz, Austria Regional and Local Climate Modeling and Analysis Research Group (ReLoClim) M. Suklitsch, A. Gobiet, H. Truhetz, A. Leuprecht, M. Themeßl Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Ergebnisse Graz, November 2007
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 3 1 Ausgangslage und Aufgabenstellung Klimaszenarien beschreiben die für die Zukunft zu erwartenden Veränderungen des Klimasystems und sind Grundlage für jegliche weiterführende Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesellschaft und Ökosysteme. Klima- szenarien werden auf Basis von Emissionsszenarien und daraus resultierenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre mit räumlich meist sehr grob auf- gelösten globalen Klimamodellen erstellt (die typische Seitenlänge einer Zelle solcher Klimamodelle beträgt ~200 km und wird auch Gitterweite genannt). Auf der globalen Skala kann der zu erwartende Klimawandel, z.B. der zu erwartende Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur, im Rahmen gewisser Unsicherheitsbereiche gut beschrieben werden [z.B. IPCC, 2007]. Für die Gesellschaft relevante Auswirkungen des Klimawandels spielen sich aber meist auf regionaler und lokaler Skala, etwa auf Bezirksebene, ab. Veränderte landwirt- schaftliche und ökologische Rahmenbedingungen, Änderungen im Auftreten von Starkniederschlags-Ereignissen und damit verbundenen Überschwemmungen, sowie Auftauen von Permafrost und damit verbundene Destabilisierung von Hängen und Felswänden können sogar einzelne Alpentäler unterschiedlich stark betreffen. Diese grundlegende Skalen-Diskrepanz ist derzeit Gegenstand intensiver Forschungen und es werden verschiedenste Regionalisierungsmethoden entwickelt um globale Klima- szenarien auf die regionale und lokale Skala zu übertragen [z.B. Wilby and Wigley, 1997; Murphy, 1999]. Dynamische Regionale Klimamodellierung [Giorgi and Mearns, 1999] ist die einzige dieser Methoden die basierend auf physikalischen Grundgesetzen konsistent den Zustand der Atmosphäre als Gesamtes regionalisiert. Übliche dynamische regionale Klimamodelle arbeiten mit Gittern von 50 – 25 km Seitenlänge und sind in der Lage viele regionale Klimacharakteristika zu beschreiben, sie sind aber immer noch zu grob um die unterschiedlichen Bedingungen in den zahlreichen klimatologischen Unterregionen rund um den Alpenbogen aufzulösen oder gar auf Bezirksebene oder für enge Alpentäler zuverlässige Aussagen zu treffen. Aus diesem Grund hat das Wegener Zentrum im Rahmen des Klimamodellierungs- projekts „Research for Climate Protection: Model Run Evaluation“ (reclip:more, http://systemsresearch.ac.at/projects/climate/) ein räumlich hoch aufgelöstes Klima- szenario für Österreich und den gesamten Alpenraum erstellt [Gobiet et al., 2006]. Diese Klimasimulation mit einer horizontalen Gitterweite von 10 km erlaubt die Abschätzung des zukünftigen Klimawandels mit bisher unerreichter Detailliertheit. Basierend auf diesen Daten ist es möglich, eine räumlich stark differenzierte Analyse des zu erwartenden Klimawandels für das Land Salzburg einerseits auf Bezirksebene und andererseits in klimatologisch motivierten Subregionen durchzuführen. Diese Studie wurde von der Salzburger Landesregierung beim Wegener Zentrum in Auftrag gegeben und ihre Ergebnisse werden im vorliegenden Bericht beschrieben. Im 2. Abschnitt wird die Methodik beschrieben (Erstellung und Analyse des Klimaszenarios, Auswertung in
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 4 Subregionen), im 3. Abschnitt werden die Ergebnisse präsentiert, die im 4. Abschnitt zusammengefasst und interpretiert werden.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 5 2 Methodik Für das dieser Studie zugrunde liegende Klimaszenario wurden die Simulations- ergebnisse des globalen Klimamodells ECHAM5 [Roeckner et al., 2003] mit Hilfe des Regionalmodells MM5 [Dudhia, 1993] verfeinert. Das resultierende Klimaszenario liegt gerastert in Gitterzellen von 10 km x 10 km für den gesamten Alpenraum vor und beschreibt den Vergleichszeitraum 1981-1990 (basierend auf beobachteten Treibhaus- gaskonzentrationen) und den zukünftigen Zeitraum 2041-2050 (basierend auf dem IPCC Emissions-Szenario IS92a [Leggett et al., 1992]). Aus dem Vergleich der Simulationen beider Zeiträume kann ein Klimaänderungsszenario abgeleitet werden, das der zu erwartenden Klimaänderung während eines Zeitraums von 60 Jahren entspricht. Um die nötige hohe Zielauflösung zu erreichen wurden die grob aufgelösten Datenfelder aus dem globalen Modell (~120 km Gitterweite) durch zweifaches Einbetten kleinerer Simulationsgebiete in denen MM5 in hoher räumlicher Auflösung betrieben wurde sukzessive auf höhere Auflösungen gebracht (30 km x 30 km Gitter für den Großteil von Europa und 10 km x 10 km für den Alpenraum; siehe Abb. 1). Dabei liegt der Oberrand des Regionalmodells in einer Höhe von etwa 16 km (100 hPa), wodurch der gesamte für das Wettergeschehen verantwortliche Teil der Atmosphäre, die Troposphäre, erfasst wird. Weitere Details zur Modellkonfiguration können dem reclip:more Arbeitsbericht [Gobiet et al., 2006] entnommen werden. Zur Quantifizierung der Klimaänderung in Salzburg wurde die höchste Auflösungsstufe (Alpenraum, 10 km Gitterweite; Abb. 1 rechts) herangezogen. Es wurden ausschließlich Differenzen zwischen den Simulationen der beiden Perioden 1981-1990 (Vergleichs- simulation) und 2041-2050 (Szenariosimulation) in Betracht gezogen um mögliche systematische Modellfehler zu reduzieren und die Qualität der Aussagen über zukünftige Klimaänderungen zu erhöhen. Um dennoch nicht nur Änderungen sondern auch zu erwartende absolute Niederschlagsmengen und Temperaturen für die 2040er- Jahre darstellen zu können wurden die simulierten Klimaänderungen dieser Parameter mit gerasterten Beobachtungsdatensätzen aus der Dekade 1981-1990 gekoppelt. Für den Abb. 1: Räumliche Konfiguration der Simulationsgebiete von MM5. Links: Gebiet 1 (Europa mit 30 km x 30 km Gitterzellen). Rechts: Gebiet 2 (Alpenraum mit 10 km x 10 km Gitterzellen). Das Gelände im RCM ist grau schattiert, und die Übergangszone in der das RCM an seine Randbedingungen angekoppelt wird ist strichliert eingezeichnet.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 6 Abb. 2: Einteilung des Bundeslandes Salzburg nach Bezirken (Salzburg-Land und Salzburg-Stadt sind hier eine Region), sowie nach klimatischen Gegebenheiten aufgrund von Niederschlags-Verteilungen. Die Farbflächen geben die Regionen in Modell-Auflösung wieder, Grauschattierungen stellen das Gelände dar, und die fettgedruckten schwarzen Linien zeigen die realen Grenzen der Salzburger Bezirke. Niederschlag wurde dazu ein Datensatz der ETH Zürich [Frei et al., 2006] mit einer Auflösung von 1/6 Grad (~18 km Gitterweite) herangezogen, für die Temperatur (2m über Grund) wurden Messdaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik mittels des geostatistischen Verfahrens „Universal Kriging“ auf das Gitter der hoch aufgelösten Klimasimulationen interpoliert [Cressie, 1993]. Die Auswertung wurde für das Gebiet des Bundeslands Salzburg für die Parameter Temperatur (Mittelwert) und verschiedene von Tagessummen des Niederschlags abgeleitete Parameter (siehe Abschnitt 3) durchgeführt und die Ergebnisse als zu erwartende Änderung pro Jahreszeit dargestellt wobei die meteorologische Definition der Jahreszeiten verwendet wurde: Winter (DJF): Dezember, Januar, Februar; Frühling (MAM): März, April, Mai; Sommer (JJA): Juni, Juli, August; Herbst (SON): September, Oktober, November. Niederschlag wird stark von der Geländeform geprägt und innerhalb weniger 10 Kilometer (etwa zwischen einzelnen Bezirken) können gravierende Unterschiede sowohl in Menge als auch in Intensität und Häufigkeit auftreten. Anders als bei der Temperatur gilt dies nicht nur für den heutigen Zustand sondern auch für erwartete Änderungen. Um dieser Tatsache gerecht zu werden wurde das Bundesland Salzburg in Subregionen unterteilt und die Auswertung für Niederschlag auf Basis dieser Subregionen durchgeführt. Den Anforderungen des Auftraggebers entsprechend wurden zwei verschiedene Einteilungen durchgeführt: Die erste erfolgte auf Basis politischer Grenzen der Salzburger Bezirke, wobei Salzburg-Stadt und Salzburg-Land gemeinsam als eine Subregion behandelt wurden. Zur Auswertung des Klimaszenarios wurden die Regionsgrenzen auf das Gitter des Klimamodells projiziert. In Abb. 2 (links) ist diese Einteilung nach politischen Grenzen dargestellt. Die zweite Einteilung orientiert sich an den lokalen klimatologischen Gegebenheiten und wurde mittels eines Clustering-Algorithmus erstellt. Diese objektive Subregions-Einteilung beruht auf gemessenen Niederschlagsdaten und fasst Gebiete mit ähnlicher Niederschlags-Charakteristik zusammen. Als Datenbasis dienten Tagessummen des Niederschlags der Stationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sowie des Hydrographischen Zentralbüros (HZB) im Zeitraum
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 7 1981 bis 1990. Die verwendete Methode ist eine Kombination aus „Agglomerative Clustering“ und „Nucleated Agglomerative Clustering“, das seinerseits ein Zusammen- spiel der „K-Means-Methode“ und der „Methode nach Ward“ darstellt. Für nähere Informationen zu diesen Techniken siehe Wilks [2006]. Das Ergebnis dieses Clusterings ist in Abb. 2 (rechts) dargestellt. Wie man erkennen kann wurden im Wesentlichen die Bezirke St. Johann/Pongau, Zell am See und Tamsweg zu einer Klima-Subregion zusammengefasst. Diese Subregion wird in weiterer Folge „Alpen“ genannt. Die Region, welche die Bezirke Salzburg Stadt/Land sowie Hallein umfasst, erfuhr eine West-Ost- Teilung. Die westliche dieser beiden Subregionen wird mit „Zentralraum Nordwest“, die östliche mit „Zentralraum Südost“ bezeichnet.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 8 3 Ergebnisse Die Auswertungen für das Bundesland Salzburg wurden für insgesamt acht klimatologische Größen durchgeführt, wobei alle Parameter auf Tagesmittelwerten der Temperatur und Tagessummen des Niederschlags beruhen. Dargestellt werden zum einen Szenarien für die 2040er-Jahre und zum anderen Klimaänderungssignale basierend auf Differenzen der zwei Simulationsperioden. Das Klimaänderungssignal entspricht, wie in Abschnitt 2 beschrieben, der zu erwartenden Änderung während 60 Jahren ab dem Jahrzehnt 1981-1990. Alle Ergebnisse werden einerseits in Kartenform und andererseits als (Sub-)Regionsmittelwerte angegeben. Die räumlich relativ homogene Temperaturänderung wird als Mittelwert über das gesamte Bundesland Salzburg angegeben, die räumlich sehr variablen Änderungen der vom Niederschlag abgeleiteten Parameter werden zusätzlich in Subregionen betrachtet. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist es wichtig zu beachten, dass die Klimaszenarien mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet sind. Obwohl für derart hoch aufgelöste Klimaszenarien noch keine systematischen Unsicherheitsanalysen durchgeführt wurden kann nach derzeitigem Stand des Wissens davon ausgegangen werden, dass diese im Alpenraum zumindest ±1°C für Temperaturänderungen und ±10 % bis ±15 % für Niederschlagsänderungen betragen. Vor allem für die kleinregionalen Änderungen des Niederschlags sind die Unsicherheiten noch kaum untersucht und angegebene Zahlen sind als Richtwerte, beziehungsweise als Untergrenze der Unsicherheit, einzustufen. Auf den folgenden Seiten werden die Ergebnisse der Auswertungen dargestellt. Einige wichtige Grafiken sind in die Textpassagen eingebaut, eine vollständige Sammlung der Ergebnisse ist in Anhang A zu finden. 3.1 Temperatur Die klimatischen Veränderungen die Temperatur betreffend gehen erwartungsgemäß hin zu höheren Temperaturen. Je nach Jahreszeit beträgt die Zunahme der mittleren Temperatur in Salzburg zwischen 2.0 Grad im Winter und 2.8 Grad im Herbst (vgl. Tabelle 1). Im Frühling, Sommer und Winter ist zudem das Flachgau begünstigt, hier fällt die Erwärmung im Vergleich zu den restlichen Landesteilen etwas geringer aus. Am intensivsten wird die Erwärmung in den Hochgebirgsregionen im Südwesten mit bis zu 3 Grad im Sommer ausfallen (siehe Abb. 3).
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 9 Abb. 3: Zu erwartende Erhöhung der saisonalen Durchschnittstemperatur in den 2040er-Jahren zur Vergleichs- periode 1981-1990 im Bundesland Salzburg. Winter (DJF) Frühling (MAM) Sommer (JJA) Herbst (SON) Klimaänderung 2.0 2.5 2.4 2.8 Tab. 1: Zu erwartende Erhöhung der saisonalen Durchschnittstemperatur in den 2040er-Jahren zur Vergleichs- periode 1981-1990 im Bundesland Salzburg. Einheit: [°C] 3.2 Niederschlag Der Niederschlag ist in seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft einer der wichtigsten klimatologischen Parameter. Da Niederschlag durch Änderungen sowohl im Mittelwert als auch seiner Intensität, oder auch durch sein Ausbleiben über längere Perioden gravierende Auswirkungen haben kann, werden Änderungen verschiedener abgeleiteter Parameter, die z.B. mit Starkregenereignissen oder Trockenperioden in Zusammenhang gebracht werden können, analysiert • Mittlerer Niederschlag: Menge des flüssigen und festen Niederschlags die während einer Jahreszeit fällt [Einheit: mm pro Tag]. • Maximaler 1-tägiger Niederschlag: Maximale Menge des flüssigen und festen Niederschlags, die während einer Jahreszeit innerhalb eines Tages fällt [mm pro Tag]. Mit diesem Parameter werden zum Beispiel konvektive Ereignisse, also Gewitter- und Hagelstürme, in ihrer Heftigkeit erfasst.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 10 • Maximaler 3-tägiger Niederschlag: Maximale Menge des flüssigen und festen Niederschlags, die während einer Jahreszeit innerhalb von drei Tagen fällt [mm pro 3 Tage]. • Maximaler 5-tägiger Niederschlag: Maximale Menge des flüssigen und festen Niederschlags, die während einer Jahreszeit innerhalb von fünf Tagen fällt [mm pro 5 Tage]. Mit diesem Parameter werden Niederschlags-Ereignisse ganzer Tiefdrucksysteme erfasst. Er ist besonders für großflächige Hochwasser- ereignisse von Bedeutung. • Häufigkeit von Niederschlags-Ereignissen: Hierbei wird die Anzahl jener Tage während einer meteorologischen Jahreszeit (jeweils 3 Monate) gezählt, an denen Niederschlag (in fester oder flüssiger Form) von mindestens 1 mm pro Tag (= 1 l/m²) fällt [Tage pro Saison]. Ereignisse wie zum Beispiel leichter Nieselregen oder „Nebelreißen“ werden ausgeklammert. • Intensität: gleich wie „mittlerer Niederschlag“, allerdings nur für Tage mit einer Niederschlagsmenge von 1 mm pro Tag oder mehr [mm pro Tag]. Gemeinsam mit der Häufigkeit können aus der Intensität Rückschlüsse über die Charakteristik des Niederschlags (Regnet es oft und schwach oder selten und heftig?) gezogen werden. • Trockenperiode: Anzahl von aufeinander folgenden Tagen in einer Jahreszeit, an denen es entweder überhaupt keinen Niederschlag gibt oder es weniger als 1 mm pro Tag regnet oder schneit. Dieser Parameter ist vor allem in der Landwirtschaft (Dürre) und in einigen Gebieten für die Wasserversorgung von Bedeutung. Die Auswertung der mittleren Niederschlagsmengen (Abb. 4) zeigt für das Land Salzburg im Allgemeinen eine Zunahme im Winter und Frühling und eine Abnahme im Sommer und Herbst. Besonders der nördliche Teil des Bundeslandes bekommt laut Szenario in den 2040er-Jahren im Winter um 2 mm Niederschlag pro Tag mehr als bisher. Im Frühling fällt die Zunahme der Niederschlagsmengen gemittelt über das Landesgebiet bereits geringer aus, es treten in den südlichen, hochalpinen Landesteilen auch geringe negative Differenzen auf. Durchwegs weniger Niederschlag als in den 1980er-Jahren zeigt das Szenario im Sommer und im Herbst, wobei im Sommer die westlichen und im Herbst die südlichen Landesteile am stärksten betroffen sind. Auf Grundlage der Einteilung in verschiedene Subregionen kann man folgende Aussagen hinsichtlich der klimatischen Entwicklungen in Salzburg treffen (vgl. Abb. 5 für einen Überblick über die relativen Änderungen je Bezirk und Klimaregion): Im Winter ergibt sich eine Zunahme sowohl des mittleren Niederschlags als auch der Intensität in sämtlichen Subregionen. Gleichzeit nimmt die Häufigkeit von Niederschlags- Ereignissen leicht ab und die Länge von Trockenperioden deutlich zu. Das bedeutet, dass es im Winter im ganzen Bundesland nicht häufiger aber heftiger regnet (in höheren Lagen: schneit). Die absolute Änderung der mittleren Niederschlagsmenge beträgt im Fall der Bezirks-Subregionen zwischen 0.3 und 0.8 mm/Tag, das entspricht zwischen 4
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 11 Abb. 4: Klimaänderungssignal des mittleren jahreszeitlichen Niederschlags pro Tag im Bundesland Salzburg. Einheit: [mm pro Tag]. Rote Farbflächen bedeuten weniger Niederschlag in den 2040er-Jahren als in den 1980er-Jahren. und 15 Prozent der jetzigen mittleren Niederschlagsmengen. Bei den maximalen Niederschlagssummen ist die Änderung noch stärker ausgeprägt. Demnach können die Zuwächse der maximalen 5-tägigen Niederschlagssummen, also jene die während des Durchzugs ganzer Schlechtwettersysteme fallen, zwischen 13 Prozent im Pinzgau und 33 Prozent im Flachgau betragen. Wenn man sich die klimatischen Veränderungen anhand der drei Klima-Subregionen vor Augen führt erkennt man die stärksten Signale ebenfalls im Flachland (Region „Zentralraum Nordwest“) mit einer Zunahme des maximalen 5-tägigen Niederschlags um mehr als 35 Prozent und des mittleren Niederschlags um rund 20 Prozent. Im Frühling ist die Niederschlagsänderung weniger stark ausgeprägt. In allen Bezirken außer dem Lungau nimmt die mittlere Niederschlagsmenge leicht zu (zwischen 1.3 und 5 Prozent). Während die maximalen 1- und 3-tägigen Niederschlagsmengen um bis zu 10 Prozent zurückgehen steigen die 5-tägigen Summen leicht an. Anders als im Winter, wo die Niederschlags-Intensität der verursachende Faktor war, ist im Frühling die auch Häufigkeit von Niederschlags-Ereignissen die Ursache. Es ist allerdings anzumerken, dass die Größenordnung der Niederschlagsänderungen im Frühling nicht als signifikant zu betrachten ist.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 12 Abb. 5: Zusammenfassung der relativen Änderungen für verschiedene von Tagessummen des Niederschlags abgeleitete Parameter in den einzelnen Salzburger Bezirken (oben) bzw. den drei Klimaregionen (unten). Für eine Erklärung der Parameter siehe Text. Einheit: [%]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 13 Im Sommer, der Jahreszeit mit den klimatologisch gesehen häufigsten Starkregen- Ereignissen, sieht man in allen fünf Parametern ein teils massives negatives Änderungs- Signal. Die mittlere Niederschlagsmenge nimmt genauso wie die Häufigkeit von Niederschlags-Ereignissen ab, die durchschnittliche Dauer von Trockenperioden nimmt zu. Hinsichtlich der Intensität ist keine deutliche Änderung zu erkennen. Es ist also zu erwarten, dass in Zukunft im Sommer einzelne Niederschlagsereignisse ähnliche Mengen bringen wie heute, jedoch seltener auftreten. Ähnlich wie im Sommer gibt es auch im Herbst nur negative Änderungen. Allein die Niederschlags-Intensität nimmt im Pinzgau im Herbst leicht zu (+5 Prozent), während sie in den anderen Bezirken leicht bis mäßig (rund 10 Prozent in Pongau und Lungau) abnimmt. Die mittleren bzw. maximalen Niederschlagsmengen nehmen im Vergleichszeitraum jedoch noch stärker ab als im Sommer und die Trockenperioden werden wesentlich länger (15 bis 47 Prozent).
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 14 4 Zusammenfassung In der vorliegenden Studie wurden die zu erwartenden klimatischen Veränderungen in Salzburg über einen Zeitraum von 60 Jahren (Vergleich der Perioden 1981-1990 und 2041-2050) im Detail ausgewertet. In Salzburg ist mit einer Erwärmung um 2°C bis 2.8° C zu rechnen, wobei der Winter die geringste Änderung aufweist und hoch gelegene Regionen besonders empfindlich zu sein scheinen. Die zu erwartenden Änderungen im Niederschlagsverhalten sind saisonal und in etwas geringerem Maße auch regional sehr unterschiedlich. Im Winter ist mit zunehmender Niederschlagsmenge und –Intensität zu rechnen, wobei die Häufigkeit der Niederschlagsereignisse abnimmt. Die stärksten Zunahmen sind bei den Parametern für extreme Niederschläge zu finden. Im Frühling treten im Klimaszenario keine signifikanten Änderungen auf, im Sommer und Herbst wird deutlich weniger Niederschlag erwartet, wobei besonders die Länge der niederschlagsfreien Perioden zunimmt. Es ist zu beachten, dass diese Ergebnisse ein Klimaszenario darstellen, also nicht als strikte Prognose zu betrachten, sondern mit Unsicherheiten behaftet sind (für nähere Informationen über Unsicherheiten im Szenario siehe Abschnitt 3). Das Szenario beschreibt aber die wahrscheinliche Entwicklung unseres Klimas in der Zukunft und ist daher durchaus ernst zu nehmen. Das in diesem Bericht präsentierte Klimaszenario für Salzburg kann starke Auswirkungen auf unterschiedliche Sektoren haben. Die detaillierte Untersuchung dieser Auswirkungen würde den Rahmen dieser Studie bei weitem sprengen, daher sind sie hier nur qualitativ und ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgelistet. Eine Quanti- fizierung und wirtschaftliche Bewertung der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels und die Ausarbeitung von geeigneten Anpassungsstrategien kann nur durch Detailstudien unter Einbeziehung der jeweiligen Experten der einzelnen Sektoren durchgeführt werden. Der Temperaturanstieg über die nächsten Jahrzehnte wird zu einem Anstieg der Schneefallgrenze führen, was negative Auswirkungen auf den Wintertourismus haben kann. Größere Niederschlagsmengen im Winter könnten den negativen Effekt in höheren Lagen umkehren, wobei jedoch beachtet werden muss dass nicht nur größere Niederschlagsmengen, sondern auch häufigeres Auftreten von extremen Niederschlags- perioden wahrscheinlich ist. Dieser Trend hin zu heftigeren Niederschlägen im Winter kann zweierlei Auswirkungen haben: Im Hochgebirge, wo der Großteil des Niederschlags nach wie vor als Schnee fällt würde die Lawinengefahr öfter groß sein. Davon ausgehend dass aber bis ins Mittelgebirge die Niederschläge in Form von Regen auftreten wäre auch im Winter mit einer erhöhten Hochwassergefahr zu rechnen. Der sich durch die höheren Temperaturen immer mehr zurückziehende Permafrost und ein weiterer Rückzug der Gletscher könnte die Lage noch verschärfen, da Hangrutschungen durch das Durchfeuchten des Bodens auch in den Wintermonaten möglich wären.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 15 Die im Sommer und Herbst zu erwartende Abnahme der Niederschlagsmengen erhöht die Dürregefahr für die Landwirtschaft. Besonders die länger werdenden Perioden ohne Niederschlag können hier zu Problemen führen. In der Land- und besonders in der Forstwirtschaft ist weiters zu beachten, dass in Zukunft eventuell andere Pflanzenarten ideale Klimabedingungen vorfinden werden als heute und dass neue Schädlingsarten auftreten können. Die saisonalen Änderungen im Niederschlag in Kombination mit Änderungen der Schmelzwassermengen werden voraussichtlich zu saisonalen Verschiebungen der Energieertäge aus der Wasserkraft führen.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 16 Literatur Cressie, N.A.C., 1993: Statistics for Spatial Data, Wiley Series in Probability and Mathematical Statistics, ISBN: 978-0-471-00255-0 Dudhia, J., 1993: A nonhydrostatic version of the Penn State – NCAR mesoscale model: Validation and simulation of an atlantic cyclone and cold front, Mon. Wea. Rev., 121, 1493-1513. ────, D. Gill, K. Manning, W. Wang, and C. Bruyere, 2004: PSU/NCAR Mesoscale Modeling System Tutorial Class Notes and User’s Guide: MM5 Modeling System Version 3, Software Manual, Mesoscale and Microscale Meteorology Division of the NCAR, Boulder. Frei, C., R. Schöll, S. Fukutome, J. Schmidli, P.L. Vidale, 2006: Future change of precipitation extremes in Europe: An Intercomparison of scenarios from regional climate models, J. Geophys. Res., 111, doi: 10.1029/2005JD005965. Gobiet, A., A. Beck, H. Truhetz, M. Dorninger, H. Formayer, A. Riegler, and W. Loibl, 2006: High resolution climate hindcasts and scenarios for the Alpine Region, oral presentation at the EGU 2006 General Assembly, Vienna, Geophysical Research Abstracts, 8, 06788, SRefID: 16077962/gra/EGU06A06788. ────, H. Truhetz, A. Riegler, 2006: A climate scenario for the Alpine region, WegCenter progress report project year 3, Wegener Center for Climate and Global Change Giorgi, F. and L.O. Mearns, 1999: Introduction to the special section: Regional climate modelling revisited, J.Geophys. Res., 104, 6335-6352. IPCC, 2000: Special report emission scenarios, Summary for policy makers, N. Nakicenovic and R. Swart (eds.), Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom. IPCC, 2007: Climate Change 2007: The Physical Science Basis, Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M. Tignor and H.L. Miller (eds.), Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, 996 pp. Leggett, J., W.J. Pepper, R.J. Swart, 1992: Emissions scenarios for the IPCC: an update in Climate change 1992: the supplementary report to the IPCC scientific assessment edited by J.T. Houghton, B.A. Callander, and S.K. Varney, pp75-95, Cambridge Univ. Press, Cambridge. Loibl, W., A. Beck, M. Dorninge, H. Formayer, A. Gobiet, W. Schöner, 2007: reclip:more – Research for Climate Protection: Model Run Evaluation, Final Report, Austrian Research Centers systems research. Murphy, J., 1999: An Evaluation of Statistical and Dynamical Techniques for Downscaling Local Climate, J.Climate, 12, 2256-2284. Roeckner, E., G. Baeuml, L. Bonaventura, R. Brokopf, M. Esch, M. Giorgetta, S. Hagemann, I. Kirchner, L. Kornblueh, E. Manzini, A. Rhodin, U. Schlese, U. Schulzweida, A. Tompkins, 2003: The atmospheric general circulation model ECHAM5. Part 1: Model description, Report 349, Max Planck Institute for Meteorology (MPI), Hamburg.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite 17 Themeßl, M., 2005: Downscaling of temperature and precipitation in the Alpine region Hohe Tauern, Scientific Report No. 5, Wegener Center Verlag, Graz. Truhetz, H., A. Gobiet, G. Kirchengast, 2007: Evaluation of a dynamic-diagnostic modeling approach to generate highly resolved wind climatologies in the Alpine region, Meteorol. Z., 16, 191-201. Wilby, R.L. and T.M.L Wigley, 1997: Downscaling general circulation model output: a review of method and limitations, Prog. Phys. Geog., 21, 530-548. Wilks, D.S., 2006: Statistical Methods in the Atmospheric Sciences, vol. 91 of International Geophysical Series, Elsevier, Amsterdam – Boston – Heidelberg – London – New York – Oxford – Paris – San Diego – San Francisco – Singapore – Sydney – Tokyo.
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A1 Anhang A: Kartenmaterial In diesem Abschnitt befinden sich die gesammelten Übersichtskarten für das Bundesland Salzburg. Die Ergebnisse sind als saisonale Mittelwerte dargestellt wobei die meteorologische Definition der Jahreszeiten verwendet wurde: Winter: Dezember, Jänner, Februar (DJF, links oben), Frühling: März, April, Mai (MAM, rechts oben), Sommer: Juni, Juli, August (JJA, links unten), Herbst: September, Oktober, November (SON, rechts unten). Übersicht: Seite Dargestellte Karte Tagesmitteltemperatur im Zeitraum 1981 – 1990 [°C] A2 Tagesmitteltemperatur im Zeitraum 2041 – 2050 [°C] A3 Änderung der Tagesmitteltemperatur 2040er – 1980er [°C] Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsmenge [mm/Tag] A4 Änderung der mittleren Intensität des Niederschlags [mm/Tag] Änderung der maximalen 1-tägigen Niederschlagsmenge [mm] A5 Änderung der maximalen 3-tägigen Niederschlagsmenge [mm] A6 Änderung der maximalen 5-tägigen Niederschlagsmenge [mm] Änderung der Häufigkeit von Niederschlagsereignissen [Tage pro Saison] A7 Änderung der Dauer von Trockenperioden [Tage] Mittlere tägliche Niederschlagsmenge im Zeitraum 1981-1990 [mm/Tag] A8 Mittlere tägliche Niederschlagsmenge im Zeitraum 2041-2050 [mm/Tag] Zusammenfassung der absoluten Änderungen von von Tagessummen des A9 Niederschlags abgeleiteten Parametern (Beschreibung und Einheiten siehe Abschnitt 3) Zusammenfassung der relativen Änderungen von von Tagessummen des A10 Niederschlags abgeleiteten Parametern (Beschreibung und Einheiten siehe Abschnitt 3)
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A2 Tagesmitteltemperatur im Zeitraum 1981 – 1990 [°C] Tagesmitteltemperatur im Zeitraum 2041 – 2050 [°C]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A3 Änderung der Tagesmitteltemperatur 2040er – 1980er [°C]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A4 Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsmenge [mm/Tag] Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsintensität [mm/Tag]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A5 Änderung der maximalen 1-tägigen Niederschlagsmenge [mm] Änderung der maximalen 3-tägigen Niederschlagsmenge [mm]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A6 Änderung der maximalen 5-tägigen Niederschlagsmenge [mm]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A7 Änderung der Häufigkeit von Niederschlagsereignissen [Tage pro Saison] Änderung der Dauer von Trockenperioden [Tage]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A8 Mittlere tägliche Niederschlagsmenge im Zeitraum 1981-1990 [mm/Tag] Mittlere tägliche Niederschlagsmenge im Zeitraum 2041-2050 [mm/Tag]
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A9 Zusammenfassung der absoluten Änderungen von Tagessummen des Niederschlags abgeleiteten Parametern in Bezug auf die Salzburger Bezirke Zusammenfassung der absoluten Änderungen von Tagessummen des Niederschlags abgeleiteten Parametern in Bezug auf klimatologisch motivierte Subregionen
Klimaschutz Salzburg: Ein regionales Klimaszenario für das Bundesland Salzburg Seite A10 Zusammenfassung der relativen Änderungen von Tagessummen des Niederschlags abgeleiteten Parametern in Bezug auf die Salzburger Bezirke Zusammenfassung der relativen Änderungen von Tagessummen des Niederschlags abgeleiteten Parametern in Bezug auf klimatologisch motivierte Subregionen
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