Klinische Chemie Dr. Th. Eller (EurClinChem) MHA Leiter der Geschäftstelle
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Einführung in die Klinische Chemie • „Klinische Chemie ist analytische Biochemie unter erschwerten Bedingungen.“ (Prof. Dr. Dr. S. Nägle) • Klinische Chemie: – analytische (u. physikalische) Chemie – Biochemie, Pathobiochemie – Medizin
Begriffsdefinitionen • Analyt: zu analysierende Substanz • Kenngröße, Meßgröße, Parameter: Analyt, der mit einer definierten Methode, untersucht wird, mit einer Einheit versehen ist und für den ein Referenzbereich ermittelt wurde
Der Weg zum klinisch‐chemischen Befund Patient Präanalytik Einsender klinische Fragestellung Probengewinnung Probentransport Probenverteilung Labor Probenvorbereitung Analytik Durchführung der Analyse Qualitätskontrolle technische Validation medizinische Validation Postanalytik (Referenzbereich, Extremwerte, Krankheitslehre) klinisch-chemischer Befund Einsender
Probenidentifizierung • muss eindeutig sein d. h. – Name, Vorname, Geburtsdatum – ggf. Patientennummer, Auftragsnummer – Einsender • bei Unterverteilung im Labor • Tagesnummer, Sequenznummer • Zuordnung Ergebnis zu Proben zu Patient muss immer gewährleistet sein!!
Probenidentifizierung • Wer ist verantwortlich – Einsender/Station • Positive Probenidenfikation (Barcode) • Krankenhausinformationssystem ‐ Laborinformationssystem – Labor: Probenannahme • Zuordnung Probe zu Auftrag zu Einsender • Positive Probenidenfikation (Barcode) • Laborinformationssystem
Probenmaterialien Liquor Andere Probenmaterialien: Blut ‐ Punktate: Ascites, ‐ venöse Pleura, Gelenke ‐ kapillär ‐ Speichel ‐ arteriell ‐ Sperma ‐ Magensaft Stuhl ‐ Galle ‐ Lymphflüssigkeit Urin (Harn) ‐ Augenkammerwasser ‐ spontan ‐ Dialysat ‐ Sammelurin ‐ Nasensekret DD Liquor
Patientenvorbereitung • Patientenidentität • Fragestellung • Medikamente – Welche können stören – Vor oder nach Gabe • Abnahmestelle
Probengewinnung • Harn und Stuhl meistens ohne Eingriff auf natürlichem Weg • Blut – venöses Blut (venöse Punktion) – Kapillar‐Blut (Fingerbeere oder Ohrläppchen) Mischblut (venös und arteriell) – Arterielles Blut (arterielle Punktion) • Liquor Punktion des Rückenmarkes
Blutentnahme Scherkräfte: „es gerinnt“ Weitere Aktivierung Einstich: Aktivierung der Gerinnung Hämolyse Endlich: das Antikoagulanz
Blutentnahme • Reihenfolge: – Serummonovette – Gerinnung – Rest • Zu starken Unter‐druck vermeiden • Monovette gut durch‐ mischen
Probengefäße Blutbild Klinische Chemie, Immunologie Gerinnung Urin
Antikoagulantien machen das Blut Nativblut ungerinnungbar: EDTA (Ethylendiaamintetraessigsr.) ‐ Hämatologie (Vollblut) Na‐Citrat: ‐ Gerinnungsuntersuchngen Heparin (Li‐Heparinat) ‐ Klinische Chemie
Probenverwahrung • Bei Raumtemperatur als Nativ‐Blut nur kurze Zeit • Erster Schritt zur Stabilisierung : Trennung der festen und der flüssigen Bestandteile des Blutes durch Zentrifugation • bei Elektrolytbestimmung Verdunstung vermeiden • bei 2‐8°C (Kühlschrank) nach Zentrifugation: Tage • bei ‐20°C (tiefgeforen): Wochen bis Monate • bei ‐70°C für empfindliche Parameter • tiefgeforene Proben nach dem Auftauen durchmischen
Messwert‐Theorie in vivo Einflußgrößen wahrer Wert chemische Reaktion Messung in vitro Messwert Störfaktoren Messungenauigkeit (Unpräzision) Umrechnung Analysenergebnis
Einflussgrößen und Störgrößen • Einflußgrößen: in vivo – Alter, Geschlecht, Rasse (nicht beeinflußar) – Körperlage, körperliche Aktivität, Ernährung, Tagesrythmik (beeinflussbar) • Störgrößen: in vitro (Störung des Messung) nicht vermeidbare Störgrößen: – Interferenzen durch extreme Matrix (Matrix: biochemische Umgebung des Analyten) z. B.: Medikamente, Stoffwechselprodukte vermeidbare Störgrößen – fehlerhafte Probengewinnung – Veränderung der Proben durch Lagerung oder fehlerhaften Transport – externe Zusätze, Kontamination
Methodenhierachie absolute Methode wahren Wert Referenzmethode Referenzmethodenwert Routinemethode Messwert
Methodenhierachie • absolute Methode: hoher meßtechnischer Aufwand (z. B. Massenspektrometrie) • Referenzmethode: standardisierte Methode, mit nur geringen analytische Störungen – Ziele: Vereinheitlichung der Messergebnisse – Vertretbarer Aufwand oft nicht routinetauglich – Dient als Bezugspunkt für alle anderen Routine‐ methoden zur Bestimmung eines Analyten z. B.: Flammenemissionsphotometrie
Methodenhierachie • Routinemethode: keine wesentlichen analyti‐ schen Störungen, automatisierbar, hohe Analysenzahl pro Std., leichte Handhabung, ausreichende analytische Qualität hinsichtlich Präzision und Richtigkeit • Gesetzliche Vorschrift: Bei Parametern, für die eine Referenzmethode erarbeitet wurde, müs‐ sen sich alle Messergebnisse darauf beziehen.
Was ist Gesundheit? „Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Freisein von Krankheit und Gebrechen“ WHO‐Definiftion 1948 Ein labormedizinisch schlecht untersuchter „ Patient“ Prof. Dr. F. Keller
Ermittlung Referenzbereich Referenzpopulation Unterscheidung nach Rasse, Geschlecht und Alter
Ermittlung der Referenzbereiches
Ermittlung der Referenzbereiches
Unterscheidung Gesund ‐ Krank Anzahl Gesunde Kranke Messwerte
Unterscheidung Gesund – Krank „Das wahre Leben“ Anzahl Gesunde Kranke Messwerte
Sensitivität und Spezifität von Laboruntersuchungen • analytische Sensitivität und Spezifität • medizinische Sensitivität und Spezifität
Sensitivität und Spezifität von Laboruntersuchungen • analytische Sensitivität geringste mit einer bestimmten Methode noch nachweisbare Konzentration eines Analyten Ermittlung: 10fach Bestimmung aus einer Probe, die den Analyten sicher nicht enthält, aus den Meßergbnissen Berechnung von Mittelwert und Standardabweichung Sensitivitätsgrenze: +3s des Mittelwertes der 10x Bestimmung
Sensitivität und Spezifität von Laboruntersuchungen • analytische Spezifität wie sicher ausschließlich der gewünschte Analyt in einer bestimmten Matrix nachwiesen werden kann
Medizinische Sensitivität und Spezifität Vierfeldertafel
Medizinische Sensitivität und Spezifität
Prävalenz • Häufigkeit einer Krankheit in einer bestimm‐ ten Population
Prädiktiver Wert • Prädiktiver Wert = Vorhersagewert • positiver Prädiktiver Wert Wahrscheinlichkeit in einer Population Kranke als krank zu erkennen = Sensitivität bezogen auf die untersuchte Population • negativer prädiktiver Wert Wahrscheinlichkeit in einer Population Gesunde als nicht krank zu erkennen = Spezifität bezogen auf die untersuchte Population
Grundlagen der Qualitätssicherung QM‐Handbuch RiliBÄK 2008
Grundlagen der Qualitätssicherung • Möglichkeiten zur Überprüfung der Ergebnisqualität – Total‐Kontrolle (vor jeder Patienten‐Messung erfolgt eine QC) – Statistische Qualitätskontrolle aufgrund von Stichproben • Entwickelt im 2. Weltkrieg in Amerika zur Verbesserung in der Rüstungsindustrie
Grundlagen der Qualitätssicherung KP KP KP Probe N Probe 1 KP
Qualitätssicherung Grundlagen • Statistische Qualitätskontrolle auf der Basis von Stichproben – Stichprobe ok Messwerte vor und nach der Stichprobe ok • offene Arbeitsplatzkontrolle • QC liegt zunächst in der Verantwortung des Arbeitsplatzes
Instrumente der QC • Interne Qualitätskontrolle – (Un‐)Präzision, (Un‐)Richtigkeit, Messgenauigkeit
Interne QC • Unpräzision und Unrichtigkeit – Variationskoeffizient (Vk): Maß für die Streuung der Messwerte um den Mittelwert – Abweichung vom Zielwert (täglich) Maß für die Unrichtigkeit – Zusammengefasst in der Berechnung der relativen Abweichung vom quadratischen Mittelwert (RQM) • Dabei wird die Unpräzision stärker berücksichtigt als die Unrichtigkeit – Überprüfung nach Ende des Kontrollzyklus (mind. 15 Messwerte, in der Regel 1 Monat)
Instrumente der QC • Interne Qualitätskontrolle – (Un‐)Präzision, (Un‐)Richtigkeit, Messgenauigkeit
Qualitätssicherung Grundlagen • Statistische Qualitätskontrolle auf der Basis von Stichproben – Stichprobe ok Messwerte vor und nach der Stichprobe ok • offene Arbeitsplatzkontrolle • QC liegt zunächst in der Verantwortung des Arbeitsplatzes
Qualitätssicherung in der Hämostase‐ diagnostik • Messwert‐Theorie • Grundlagen der Qualitätssicherung • Externe Qulitätskontrolle – Wie geht das? • Besonderheiten in Hämostaseologie
Instrumente der QC • Externe Qualitätskontrolle – Ringversuche – Richtigkeitskontrolle • Abweichung vom methodenunabhängigen Zielwert, wenn Referenzmethode vorhanden • Abweichung vom Konsenswert eines Kollektives – 2‐4 x Ringversuche pro Jahr – nur Teilnahme (RiliBÄK), Zertifikat (KV, Akkreditierung) – Gültigkeit der Zertifikate: 6 od. 12 Monate
Ermittlung des Konsenswertes • Woher kennt INSTAND den „wahren Wert“ ?
Ermittlung des Konsenswertes • Konsenswertberechnung nach Algorithmus A 18,00 (mit Bereinigung von Ausreißern) Estimated means with standard uncertainty 16,00 14 14,00 12 12,00 10 10,00 stabiler Mittelwert = Konsenswert 8 6 8,00 4 6,00 2 4,00 0 Classical Classical Median / Median / Alg A Hampel / Q- 2,00 calculation calculation normalized MAD method with Grubbs IQR (ISO/TS 0,00 outlier test 20612)
Aussage der externen QC für die Labordiagnostik • Früher: Vergleich des eigenen Labors mit Sollwert‐ Laboratorien • Jetzt: Vergleich des eigenen Labors mit anderen Laboratorien, die das gleiche Reagenz und das gleiche Messsystem verwenden. • Oder Bewertung am Referenzmethodenwert • Annahme: je mehr Teilnehmer, desto stabiler der Konsenswert, desto wahrscheinlicher ist der Konsenswert der „wahre Wert“. • Bewertungsgrenzen: RiliBÄK Spalte 5 für Parameter der Tabelle B1, alle anderen Parameter +/‐ 2s um den Konsenswert
Praktische Durchführung der externen QC • Durchführung der externen QC gehört zu den Aufgaben des Arbeits‐platzes – Es darf keine „Ringversuchs‐MTA“ geben • RV‐Proben müssen wie Patienten‐Proben behandelt werden – Keine 10fach Bestimmung der RV‐Proben und Mittelwert bilden – Praktischer Tipp: Doppelbestimmung zum Ausschluss grober Fehler ist ok
Vorgeben bei nicht bestehen der externen QC
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