Ökologie und Naturschutz: Neophyten - Arten - Risikoeinschätzung - positive Aspekte - eduACADEMY

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Ökologie und Naturschutz: Neophyten - Arten - Risikoeinschätzung - positive Aspekte - eduACADEMY
Ökologie und Naturschutz:
Neophyten
Arten – Risikoeinschätzung – positive Aspekte
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Basisinfos Neophyten

„Langbeinige Exotin aus dem fernen Osten…

 …meist blutvoll rot,
 auch übernächtigt blass,
 bietest du deine zarten Lippen,
 verhauchst dein sinnliches Parfum,
 bist du Verführung pur!“                             Bilder: Dr. Willy Zahlheimer

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Basisinfos Neophyten

                                                   Impatiens (lat.) = Ungeduld

                                                              „Saftgespannte,
                                                              Hocherregte, Ungeduldige,
                                                              schon sanftes Streicheln
                                                              lässt dich explodieren.“

Bild: Dr. Willy Zahlheimer

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„Doch Kälte streckt dich unversehens nieder, rasch vergehen deine bleichen Röhrenknochen.“

Bild: Dr. Willy Zahlheimer

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„Was dann im Winter nur das Hoffen war, dass du nicht wiederkehrst,
erfüllt der Sommer überreich mit einer ganzen Schar aus deinesgleichen!“

    Uns warst‘ alleine schon genug, Dir will’s nicht reichen!

                                                Problemfall?
                                                Dominanzbestände erst im Hochsommer
                                                ➔ Abmilderung der SO-Konkurrenz zu
                                                  heimischen Arten
                                                ➔ Problemart in Österreich und Schweiz
                                                ➔ Aktuell werden Naturschutzprobleme
                                                  nicht als sehr relevant angesehen.
                                                  Dynamik ↔ Änderung ↔ Differenzierung
                 Wildgeworden !                 ➔ eher ein ökon. Problem der Waldverjüngung

                                                                               Bild: Dr. Willy Zahlheimer

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Drüsiges Springkraut (Impatiens glandilufera)
Auch:    Indisches Springkraut
         Bauernorchidee
         Emserorchidee
         Wupperorchidee

 Die Fragen:

 Sind Neophyten gefährliche Einwanderer?

 Wie kommen die Neophyten zu ihrem schlechten Ruf?

 Warum wird Jahren die Diskussion oft sehr emotional geführt?

 Gibt es positive Seiten der neuartigen Pflanzen?

 Sind auch Problem-Neophyten nicht auch medizinisch wertvoll?

                                                                Bild: André Karwath

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Neophythen:       Alle Pflanzen die nach 1492 ( = Neuzeit) unter direkter oder indirekter
                  Mitwirkung des Menschen nach Österreich bzw. Deutschland gelangten.
                  (Auch: Neobiota = alle Organismen)

Gemeinsamkeiten:            Günstlinge der Globalisierung

 Charles Darwin, 1859, „Die Entstehung der Arten“

            „Es gibt Fälle, in denen eingeführte Pflanzen
    sich in kaum zehn Jahren über ganze Inseln verbreitet haben.
       Die nächstliegende Erklärung ist, dass die Zerstörung
   von alt und jung geringer war und fast alle Abkömmlinge sich
  fortpflanzen konnten oder keine Konkurrenz eine Rolle spielte.“

 ➔ Evolutionstheorie: Entstehung und Veränderung
   von Arten als Element der Evolution

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Neobiota (Beispiele)

 Neomyceten In D und A allein bei den
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 Großpilzen über 40! Arten, z.B.
                                                 Nordamerika in den Raum Prag. Österreich:
 Tintenfischpilz (Clathrus archeri) aus
                                                 500 Neozoen die 1% der gesamten Fauna
 Australien)
                                                 ausmachen. Weniger als 10% dieser Arten
                                                 (46) stellen aus naturschutzfachlicher Sicht
                                                 eine Bedrohung der heimischen Biodiversität
  Bilder: Dr. W. Zahlheimer
                                                 dar: 40 potentiell invasiv, 6 invasiv.

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                                                               Neophythen: „im Gepäck der Globalisierung“   ➔ Handelsschifffahrt

                                                                Handelsschifffahrt um 1500
                                                                                                            Handelsschifffahrt um 1775
Quelle: Dr. W. Zahlheimer, Regierung von Niederbayern

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Die Flora war stets im Wandel aber noch nie so rasch wie in den letzten 200 Jahren !

Ursachen für diesen Wandel:
- Leistungsfähige Fernstraßen
- Dampfer
                                                         Von besonderem Gewicht:
- Eisenbahn
                                               Die (erst nach 1800 eingebürgerten)
                                                                  Jungneophyten       Jungneophyten

                                                                          Neophyten

                                              Archäophyten

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                        Frühneophyten                             Jungneophyten

  Einbürgerungsphase zwischen 1500 und 1800.                 Einbürgerungsphase nach 1800.

Knopfkraut oder Franzosenkraut (Galinsoga ciliata)

                                                                      Bilder: M. Becker

         Bild: Rasbak                                   Kanadisches Berufkraut (Conýza canadiensis)

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   Archäophyten

Erstaunlicherweise wird über den Begriff der Archäophyten, das Gegenstück zu den Neophyten,
vergleichsweise so gut wie gar nicht diskutiert: Hier handelt es sich um die Alteingebürgerten, also
Arten, die seit der Sesshaftwerdung des Menschen nach der Jungsteinzeit überwiegend aus dem
Mittelmeerraum und Westasien eingewandert sind. Ihre Ansiedlung wurde durch die Kulturtätigkeit
(Römer, Rodung, Ackerbau, Viehzucht, Siedlung) begünstigt.
Meist sind dies Licht liebende Steppenpflanzen. Viele von ihnen haben heute hohe Naturschutz-
relevanz. Besonders im Naturschutz werden die Archäophyten als heimisch (indigen) betrachtet.

Aus: Garten+Haus, Österreichische Gartenbaugesellschaft, Wien, März 2009

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   Archäophyten                                Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.)

                                                                                          Kornrade (Agrostemma githago)   Bild: Adornix

Bild: Kristian Peters   Kornblume (Centaurea cyanus)
                                                         und…
                                                         Birne, Kulturapfel, Pflaume,
                                                         Klatschmohn, Getreidearten (Gerste/Mäusegerste) u.a.

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 Urwüchsige, alteingebürgerte Arten                               Frühgeschichtliche Arten         (Mesochoren)

Einbürgerungsphase in vorgeschichtlicher Zeit                 Einbürgerungsphase Römerzeit bis Mittelalter

                                                                  Seifenkraut (Saponaria offic.)

                                                   Archäophyten

        Pfirsichblättrige Glockenblume (C. persicifolia)                                            Bild: Teun Spaans

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Neophyten - oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen

                                                             Zarte Binse (Juncus tenuis)

                                                             Ursprünglich aus Nordamerika,
                                                             seit 1824 in Europa bekannt.
                                                             Inzwischen Weltweit bis nach Neusee-
                                                             land und Australien verbreitet.

                                                             Häufig in Waldwegen und
                                                             Trittgesellschaften, Kulturbegleiter.
                                                             Erträgt Bodenverdichtung und
                                                             bevorzugt kalkarme Böden.
                                                             Fehlt (noch) ab 1000 m.

  Bild: Dr. W. Zahlheimer

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Neophyten - oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen

Persischer-Ehrenpreis (Veronica persica)

     Das ursprüngliche
     Verbreitungsgebiet dieser
     Pflanzenart liegt im Kaukasus
     und in Nordanatolien. Um
     1805 herum entkam die Art als
     Zierpflanze aus
     aristokratische Orangerien.
     Sie ist als sogenannter
     Gartenflüchtling an vielen
     Stellen verwildert.

                                                           Bild: Dr. W. Zahlheimer

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Neophyten - oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen

                                                            Strahlenlose Kamille (Matriciaria discoidea)

                                                             Stammt ursprünglich aus dem
                                                             nordöstlichen Asien.
                                                             Mittlerweile seit etwa 1850 in
                                                             A und D völlig eingebürgert.
                                                             Pflanzenart ist fast
                                                             kosmopolitisch vertreten.

                                                             Bevorzugt in Trittrasen, vor allem
                                                             in Siedlungsnähe; sie wächst dort
                                                             oft in größeren Gruppen.

                                                             Samen verschleimen bei Nässe.
                                                             ➔ Kleben an Sohlen,
                                                             Verschleppung ü. große Strecken
  Bild: Fabelfroh

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Neophyten - oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen
  Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)

 Ursprünglich N-Amerika, gezielte
 Einführung als Zierpflanze im 17.
 Jahrhundert. 1623 wird ihr Anbau in
 Gärten bei Paris belegt
 („Ethelochorie“). 1668 systematisches
 Anpflanzen bei Halle und als
 Lysimachia virginina major fl. amplo
 bezeichnet.

 Wurzeln und Blätter essbar ➔ Anbau
 als Gemüsepflanze in Küchengärten.
 Gartenflüchtling ➔ 1766 als weit
 verbreitetes Unkraut beschrieben.

 Ruderalpflanze, bevorzugt
 Kalkstandorte, „Eisenbahnpflanze“
                                                Bild: G. Slickers

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Neophyten - oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen
     Feinstrahl od. Einjährig. Berufkraut (Erigeron annuus)

     Einwanderung nach 1800 aus Nord-
     Amerika als botanische Rarität.

     Auwälder, feuchte Wiesen und
     Ruderalfluren sind bevorzugte Stand-
     orte.
     In Österreich ist er zerstreut bis häufig
     in allen Bundesländern. In Deutschland
     nimmt seine Verbreitung grob von Süden
     nach Norden ab. Im Schwarzwald ist er
     häufig anzutreffen, in einigen
     norddeutschen Gebieten kommt er nur
     selten vor. Der Feinstrahl ist auch in der
     Schweiz verbreitet.

     Typische Pionierpflanze!                          Bild: Tigerente

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Basisinfos Neophyten

Neophyten – nicht nur aus anderen Kontinenten, auch aus der Nachbarschaft

   Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)

  Der Rote Fingerhut ist im
  westlichen Deutschland sowie
  dem westlichen Süd-, Mittel- und
  Nordeuropa beheimatet.

  Seit dem 16. Jahrhundert
  Verwendung als Zierpflanze im
  Garten, seitdem in allen
  gemäßigten Zonen verbreitet.

  Bevorzugt frischen, kalkarmen,
  sauren, lockeren, humusreichen
  Boden an sonnigen bis
  halbschattigen Standorten.

  Frische- und Säurezeiger

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Basisinfos Neophyten

Neophyten – nicht nur aus anderen Kontinenten, auch aus der Nachbarschaft

                                                Echte Engelwurz od. Erzengelwurz (Angelica archangelica   )

                                                           Ursprünglich in Nord (Island)- und
                                                           Osteuropa heimisch.

                                                           Bei uns präsent als Achäophyt und
                                                           Neophyt.
                                                           Die Unterart (Subspecies) Angelica
                                                           archangelica ssp. litoralis tritt nur an der
                                                           Donau bis etwa Wien auf. Ausbreitung
                                                           seit etwas 1800.

                                                           Verbreitung über Wind- und
                                                           Schwimmausbreitung.

     Bild: Kristian Peters

    Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                             21
Basisinfos Neophyten

Neophyten – Manche Arten treten nur sporadisch auf, einige sind echte Raritäten!

Beispiel Gezähnter Leindotter       (Camelina alyssum) aus         Vorarlberg
                                                                          Ackerwildkraut aus Balkan und der
                                                                          Türkei. War dort an die
                                                                          Lebensbedingungen der Leinfelder
                                                                          angepasst.

                                                                          Um 1920 erstmals in Österreich (von
                                                                          Josef Murr) auf Leinäckern bei Bregenz
                                                                          nachgewiesen.

                                                                          Verschwand aus der Kulturlandschaft
                                                                          als der Leinbau aufgegeben wurde.
                                Bilder. W: Wohlers und Arno Littmann
                                                                          Nach 1920 wurde diese Art in
                                                                          Österreich nicht mehr nachgewiesen.
                                                                          Um 1950 ist die Art weltweit
                                                                          ausgestorben.

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Basisinfos Neophyten

  Neophyten – Über die Kontinente hinweg auch ein wechselseitiges Problem.
 Beispiel Blutweiderich (Lythrum salicaria)
 ➔ starker Neophyt in Nordamerika, Ursprung: Eurasien
 ➔ verdrängt keine heimischen Arten. Aber: Hemmt Fließgeschwindigkeit in Wasserstraßen

 Beispiel Scharfe Wolfsmilch                        (Euphorpia esula)
 ➔ starker Neophyt in Dänemark und N-Amerika
 ➔ Ursprung: Eurasien, fehlt in den Alpen (nur bis
   zur montanen Stufe) mit Ausnahme von Südtirol
   und Osten Österreichs

                                   Ausbreitung
                               mitteleuropäischer
                                Arten in anderen
                             Kontinenten bedeutender
                                  als umgekehrt!

Quelle/Grafik: Jäger (1977) und Dr. W. Zahlheimer

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Neophyten – Kenntnisstand heute

                          Österreich                               2002              2008/2009
   Gefäßpflanzen gesamt (taxierte Arten)                                  4.060 (100 %)
   Neophytisch etablierte Arten                                    275                   300
   Neophytisch unbeständige Arten                                                        834       28 %
   Neophytisch invasive (problematische) Arten                                       18 (0,44 %)

       Gesamtbiodiversität in Österreich: 67.000 Arten, davon 2.000 Neobiota = 3 %

  Quelle: Dr. Essl und Dr. Rabitsch, Umweltbundesamt, Wien, 2009

                                  Deutschland                              2008/2009
          Gefäßpflanzen gesamt (sog. einheimische Arten)                  3.400 (100 %)
          Neophytisch etablierte Arten                                         400
          Neophytisch unbeständige Arten                                      1.007

          Neophytisch invasive (problematische) Arten                      50 (1,47 %)

         Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 2009

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Neophyten – Kenntnisstand heute

Definitionen und Begrifflichkeiten

Unbeständige Neophyten:         Neophytenarten, die gelegentlich zerstreut auftreten,
                                aber nicht etabliert sind.

Etablierte/eingebürgerte Neophyten:             Neophytenarten, die über mehrere Jahre und
                                                Generationen und seit mindestens 25 Jahre im Land
                                                wachsen und sich ohne Zutun des Menschen vermehren.

Invasive Arten:      Neophytenarten, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten (auch
                     Mensch), Lebensgemeinschaften oder Biotope haben und auch oft ökono-
                     mische Probleme verursachen. Breiten sich rasch und stark aus.
                     Zur Abgrenzung von „unproblematischen Neophyten“ kann dieser Begriff
                     sinnvoll sein, da von diesen sog. invasiven Arten die unerwünschten
                     Auswirkungen – auch aus naturschutzfachlicher Sicht – ausgehen (können).

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Neophyten – Kenntnisstand heute

Definitionen und Begrifflichkeiten

Lediglich ein gewisser Prozentsatz der verwilderten Arten hat sich über Jahrzehnte als
problematisch herausgestellt. Daher oft der negative Beigeschmack des Wortes „Neophyt“. Die
Höhe diese Prozentsatzes lässt sich einschätzen und sogar voraussagen.

                Tens-Rule             1000 eingeführten Arten als Basis.
                                      100 Arten davon verwildern.
                                      10 davon etablieren sich dauerhaft.
                                      Davon wiederum wird nur
                                      1 Art zu einem „Problemneophyt“.

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Neophyten – Kenntnisstand heute

       Warum „Invasiv“, warum „Problem“? - Definitionen und Begrifflichkeiten

               Die Betrachtung dafür kommt aus sehr unterschiedlichen Bereichen:

                    ▪ problematisch für die menschliche Gesundheit sein,

                   ▪ bedeutende wirtschaftliche Schäden verursachen oder

  ▪ ein Gefahrenpotenzial für die heimische Natur/naturnahe Lebensräume darstellen

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Neophyten – Kenntnisstand heute

       Invasive Neophyten, die ein Risiko für naturnahe Lebensräume darstellen:

       Eschen-Ahorn (Acer negundo)
       Götterbaum (Ailanthus altissima)
       Lanzett-Aster (Aster lanceolatus)
       Glattblatt-Aster (Aster novi-belgii)
       Schwarzfrucht-Zweizahn (Bidens frondosa)
       Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis)
       Amerikanisches Weidenröschen (Epilobium ciliatum)
       Japan-Flügel(Stauden)knöterich (Fallopia japonica)
       Pennsylvanische Esche (Fraxinus pennsylvanica)
       Topinambur (Helianthus tuberosus)
       Drüsen-Springkraut (Impatiens glandulifera)
       Kleines Springkraut (Impatiens parviflora)
       Hybrid-Pappel (Populus ×canadensis)
       Robinie (Robinia pseudacacia)
       Schlitzblatt-Sonnenhut (Rudbeckia laciniata)
       Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
       Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)

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Neophyten – Kenntnisstand heute

      Invasive Neophyten, die bedeutende wirtschaftliche Schäden verursachen können:

      Europa-Samtpappel (Abutilon theophrasti)
      Eschen-Ahorn (Acer negundo)
      Grünähren-Fuchsschwanz (Amaranthus powellii)
      Rauh-Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus)
      Japan-Flügel(Stauden)knöterich (Fallopia japonica)
      Bastard-Flügel(Stauden)knöterich (F. jap. × sach.)
      Sachalin-Flügel(Stauden)knöterich (F. sachalinensis)
      Behaartes Knopfkraut (Galinsoga ciliata)
      Kleinblütiges Knopfkraut (Galinsoga parviflora)
      Spätblühende Rispenhirse (Panicum dichotomiflorum)
      Robinie (Robinia pseudacacia)

      Invasive Neophyten, die ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen:
      Ragweed, Beifuß-Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)
      Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

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Neophyten – Heil- und kulinarische Nutzung

      „Die Natur wird das schon wieder richten!“

                                    „Aber sie liefern doch Nektar und Pollen!“

„Aber manche sind doch so heilkräftig und medizinisch wertvoll!“

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich    (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis)

                                                                     Einführungswege

                                          Im 19. Jhdt. eingeführt und als Zierpflanze sowie als
                                          Deckungs- und Äsungspflanze, Viehfutter und zur
                                          Böschungsbefestigung ausgebracht

Sekundär-Ausbreitung selten
durch Samen, meist durch Transport
von Rhizom- oder Stängelteilen mit
Gartenabfällen, Aushub oder
Hochwasser.

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich           (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis)

  Ausdauernde, überaus
  regenerationsfähige Wurzeln,
  Ausläufer und Stängel.
  Generative Verbreitung der Samen
  ist unbedeutend.

                                                                            Grafik: Dr. W. Zahlheimer
   Bild: Michael Gasperl

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

                                                 Staudenknöterich   (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis)

                                                            Unterirdisch hochaktiv!
                                                            Ausbreitung bis zu 1 m in die Breite.
                                                            In den Wurzeln steckt bis zu 2/3 der
                                                            Biomasse der Pflanze. Aus ihnen
                                                            erfolgt im Frühjahr – nach dem
                                                            Absterben der oberirdischen
                                                            Pflanzenteile im Spätherbst – der
                                                            Neuaustrieb.
                                                            ➔ Arbeit im Untergrund durch
                                                              Ausdauer und Beharrlichkeit
                                                              zur Alleinherrschaft.

Grafik: Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich          (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis) -   Drei Arten wuchern um die Wette!

Japan-Staudenknöterich                                                            Sachalin-Staudenknöterich (F. sachalinensis):
(Fallopia japonica, Polygonum cuspidatum)
                                                                                  Herkunft: Sachalin, Kurilen, japan. Inseln
Herkunft: China, Japan, Korea
                                                                                  Österreich noch relativ selten!
Österreich: Alle Bundesländer

                                               Bastard-St. (F. x bohemica)
                                               In Europa entstanden
                                               ➔ Echter „Neophyt“

       Blattgrund gestutzt                                                                 Blatt sehr groß, Blattgrund
   Blattnerven nur mit kurzen                                                             herzförmig, Nerven 1 mm lang
      anliegenden Haaren                             Merkmale dazwischen                    gerade abstehend behaart
                                                      liegend, z. B. kurze
                                                      abstehende Haare,                               Grafik: Dr. W. Zahlheimer
                                                      größte Wuchshöhe                                                            34
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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich                         (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis) -   Eindämmung
                                                         Beseitigung schwierig und aufwändig
                                                         ➔ nur fallweise sinnvoll!
                                                         - Ausgraben und dichte Folgevegetaton
                                                         - Mahd: 8 Schnitte im 1. Jahr, 4-6 Schnitte
                                                           in den Folgejahren bei 40 cm Wuchshöhe
                                                         - Wenn nur 1x, dann im Juli = höchster
                                                           Schwächungseffekt
                                                         - Auch Beweidung möglich
                                                         - Schnittgut und Wurzeln auf neutralen
                                                           Flächen austrocknen lassen. Thermisch
                                                           oder über Biomüllkompostierung
                                                           entsorgen.
Bilder: Dr. Zahlheimer

                                                         - Ungünstig: Schlegeln, mulchen,
                                                           Fadenmäher!
                                                         - Laufende Kontrolle Fachbehörden!

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich     (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis)

                                         Positive Aspekte
   ▪   Junge, weiche Sprosse bis 20 cm Höhe schmecken gut als Gemüse. Wenn sie sehr jung sind, können sie
       sogar roh gegessen werden. Die hohlen Sprosstängel werden je nach Rezept gefüllt und wie überbackene
       Cannelloni zubereitet. Von Menschen,
       die sich für Wildkräuter und kreative Rezepte
       begeistern, wird der Staudenknöterich deshalb
       beispielsweise als Zutat für Relish, Kompott,
       Konfitüre, Kuchen und Limonaden benutzt.
       Als Gemüse werden meistens die jungen,
       säuerlich schmeckenden Stangen zubereitet.

                                                                                               Quelle:swiss-advance.com

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Neophyten – Einzelbetrachtung

Staudenknöterich      (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis)

                                              Positive Aspekte
 ▪   Aktuell Staudenknöpterich auf trans-Resveratrol im therap. Test. Resveratrol besitzt unter anderem Wirkung
     als Phytoöstrogen. Japan verwendet dazu Heiltees. Obwohl der Resveratrol-Gehalt in der Pflanze um
     mehrere Größenordnungen höher liegt als in roten Weintrauben (einer anderen, viel untersuchten Quelle für
     Resveratrol), war der Gehalt im Tee nicht höher als in Rotwein; dies wird darauf zurückgeführt, dass er im
     wässrigen Extrakt Tee stark verdünnt wird.

 ▪   Der ebenfalls enthaltene Pflanzenwirkstoff Emodin beeinflusst ein Enzym, das beim Zuckerstoffwechsel eine
     Rolle spielt: günstige Wirkung bei Diabetes. Außerdem wirkt es leicht abführend. Anwendungsspektrum
     zählen erhöhter Blutdruck, Menstruationsbeschwerden, Fieber und Pilzerkrankungen. Umschläge aus frischen
     zerstoßenen Blättern oder Wurzeln können aufgrund ihres Gehaltes an Gerbsäure bei Hautkrankheiten und
     Entzündungen eine heilende Wirkung entfalten.

 ▪   Rohrartig gewachsene Sprossachsen lassen sich gut für den Bau von Flöten und für kleine Tisch- und
     floristische Dekorationen verwenden.

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Kraftstrotzender Gebirgler, stammt aus
2300 m Höhe aus dem Kaukasus
(Feuchtstandorte).
Dort Kaukasus-Endemit.
Auch: „Stalins Rache“ genannt.
Bereits um 1850 in Mitteleuropa
kultiviert: Deckungspflanze für Wild,
gelegentlich von Imkern als
Bienenweide angesät.
Unabsichtliche Weiterverbreitung
durch Bauschutt und Gartenabfälle.
In Österreich in den letzten
Jahrzehnten in Ausbreitung
(Ruderalstandorte) begriffen, bis untere
montane Stufe (ca. 800 m).
                                                              Bild: Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

                           Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

                     Ausbreitung in Mitteleuropa geht
                     wohl auf Zar Alexander I. zurück.
                     Er schenkte nach dem Wiener
                     Kongress (1815) Fürst Metternich
                     eine Vase voll Samen die in
                     Treibhäusern angesät und so den
                     Weg nach „draußen“ fanden.

                     Rekordhalter:

                     Höchste frei stehende, krautige
                     Pflanze Europas!

                     Wuchshöhe bis zu 4 m!

                     Weiteste Röhren!

                        Bilder: Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

                                                   Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

                                Rübe im 2. Jahr bis zu 15 cm Dicke.

                                50.000 – 80.000 Samen/Pflanze.
                                Einzelblüte bis zu 15.000 Samen.
                                Verwehung < 100 m.

                                Keimfähigkeit bis zu 7 Jahren.
                                ➔ „Samenbank statt Alter“

                                            Bilder: Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

     Wahrhaft ätzend!

     Frische Pflanze enthält stark photosensibilisierenden
     Saft (Furanocumarin) der Verätzungen und
     Blasenbildung verursachen kann, v.a. bei Allergikern
     und Kindern.

                                                   Bilder: Appaloosa (l.) und Dr. W. Zahlheimer

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Neophyten – Einzelbetrachtung

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) - Eindämmung
                                            Strategie über mind. mehrere Jahre notwendig:

                                            1. Im Frühjahr (Rosettenstadium) abtrennen des oberen Teil
                                               d. Rübe (Erneuerungsknospen) mit Spaten od. Motorfräse.
                                            2. Mahd bei Beginn der Fruchtbildung ➔ keine Früchte!
                                            3. Fruchtstände im Juli abschneiden: Thermische Entsorgung
                                               bzw. Heißkompostierung. Fahrzeuge säubern!
                                               Samen können bei unsachgemäßer Entsorgung nachreifen.
                                            4. Auch Glyphosat-Herbizide möglich.
                                            5. Kontrolle in Siedlungs- und Freizeitgeländen etc. sinnvoll.

                                                                                               Kritische
                                                                                                Grenze

                          Bilder: Teemu Mäki (l.) und Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

                                           Positive Aspekte ?
  ▪   Neutral/Problemaspekt:
      Enthält photosensibilisierende Substanzen sowie ätherische und fette Öle (nur in den Früchten).
      Zu den toxischen Komponenten zählen unter anderem die Furocumarine Xanthotoxin, Psoralen und
      Bergapten. Sie sind in fast allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind, soweit vorhanden, die weiße
      Innenauskleidung der hohlen Stängel; die Stängel selbst erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind
      und nur noch das weiße Zellskelett besteht.

  ▪   Französische Avantgarde-Wildkräuterköche verwenden die allerjüngsten Sproße (bevor die Sproße in die
      Höhe wachsen!) als Wildgemüse – ähnlich Brokkoli.
      Letztendlich ist jedoch der Riesenbärenklau nicht zum menschlichen Verzehr geeignet.

  ▪   Blütenstände sind eine gute Bienenweide, die lange in den Spätsommer hinein eine Tracht liefert.

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Tobinambur   (Helianthus tuberosus)

Vermutlich aus Mexiko/N-Amerika.
Knolle durch Überlebende franz. Auswanderer
nach Europa geschickt worden – 1612 in Paris
und Rom.
Volksmythologie: Jerusalem-Kartoffel,
Erdsonnenblume, Erdtrüffel, Süßkartoffel,
Rosskartoffel u.a.
Indianerstamm der „Tupinambás“ stand Pate
für den heutigen Pflanzennamen.

Wuchshöhe bis 2,5 m.
Frostempfindlicher aber ausdauernder
Spätblüher.

                                                Foto: Dr. W. Zahlheimer

    Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                             44
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

 Tobinambur    (Helianthus tuberosus)

                                                  Stärke als Neophyt ist sehr vom Standort abhängig!
                                                  Meist werden keine reifen Samen entwickelt.
                                                  Schon kleine Bruchstücke der Knolle haben eine enorme
                                                  Wuchskraft und keimen ➔ durchwachsen
                                                  Folgekulturen oder aktuelle Bestände mit Archäophyten.
Unterminieren und übergipfeln von
Brennessel- und Zaunwindenbeständen u.a.          Im Hochsommer Knollenbildung an unterirdischen
                                                  Ausläufern ➔ dort neue Austriebe in Folgekulturen.
                                                  Ausbreitung über Knollen und Ausläuferstücke per
                                                  Hochwasser, Gartenabfälle, Aushub/Erdarbeiten, v.a.
                                                  aber durch Anpflanzung.

      Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                         45
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Tobinambur                                           (Helianthus tuberosus)   - Eindämmung

                                                                                             Eine Eindämmung zugunsten einheimischer,
                                                                                             niederwüchsiger Arten in feuchten Lebensräumen
                                                                                             stellt sich nach bisherigen Praxiserfahrungen als
                                                                                             aussichtsreich dar.
                                                                                             Strategie nach ökol.-ökon, Abwägungen:
                                                                                             1. Ende Juni mindestens zwei Jahre lang mulchen
                                                                                                oder mähen ➔ tiefer Schnitt sinnvoll.
                                                                                                Pflanzenmasse kann je nach heimischer
                                                                                                Zielvegetagion auch vor Ort liegen bleiben.
Fotos: Dr. W. Zahlheimer (l.) und Darkone

                                                                                             2. Zweiter Mulch- oder Mähdurchgang Anfang
                                                                                                August, evtl. anschließend Fräsen.

                                            Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                       46
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Tobinambur    (Helianthus tuberosus)

                                          Positive Aspekte
 ▪   Die Knollen sind Grundlage zur Zuckerherstellung (Fruchtzucker) – jedoch teure Verfahren

 ▪   Ebenfalls aus den Knollen wird über die Einmaischung Ethanol (Alkohol) gewonnen

 ▪   Futterpflanze für Tiere als Alternative zur vorhandenen Tierernährung (Schweine, Kleintiere, Silage…)

 ▪   Nachwaschsender Rohstoff für Bioenergie

 ▪   Medizinisch-kulinarischer Nutzen ist unumstritten:
     - Inulin kann von Diabetikern unproblematisch als Ballaststoff verstoffwechselt werden
     - Salicylsäure = antimikrobiell und entzündungshemmend
     - Chlorogensäure = krebsvorbeugend
     - Gentisinsäure = antibakteriell/antiviral (in neuesten Forschungsergebnissen)

     Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                               47
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Goldrute – Kanadische G. und Späte oder Riesengoldrute   (Solidago canadensis und S. gigantea)

Als Zierpflanze von N-Amerika im 17.
Jhdt. nach Europa und Mitte 19. Jhdt. als
Zierpflanze in Gärten ➔ Auswilderung
Seit 1950 etwa breiten sich beide
Artenexplosionsartig aus.
S. canadensis: Weite ökol. Amplitude
➔ Ruderalgesellschaften, Brachen,
   Straßenränder, Waldlichtungen u.a.
S. gigantea: Nischenorientierter
➔ Auwälder, feuchte Hochstaudenflur
Beide Arten höchst konkurrenzkräftig:
➔ bilden artenarme Dominanzbestände
➔ S. gigantea: Bildet Ausläufer mit bis
  zu 300 Sprosse/m²

    Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                    48
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

         Goldrute – Kanadische G. und Späte oder Riesengoldrute   (Solidago canadensis und S. gigantea)

                                                    Ausbreitung durch:
                                                    - Flugfrüchte mit nur kurzer Keimfähigkeit
                                                    ➔ keine Samenbank
                                                    - Imker
                                                    ➔ späte Tracht, v.a. im Spätsommer/Herbst
                                                    - Gartenabfälle, Aushub etc.

                                                    Ökologisches Problem des Neophyten:
                                                    Platzräumer und Eindringling in hochsensible
                                                    und artenreiche Halbtrockenrasen bzw. deren
                                                    Brachen
                                                    ➔ Risiko Verlust seltener Arten

Bild: Dr. W. Zahlheimer

       Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                          49
Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Foto: Dr. W. Zahlheimer                      Foto: Georg Slickers                  Foto: T. Müller

Echte Goldrute (S. virgaurea):              Kanadische Goldrute (S. canadensis):    Späte od. Rieseng. (S. gigantea):
• kaum 1 m hoch                             • kurze Ausläufer, lockere Horste      • hochwüchsig aber oft kleiner
                                            • Stängel oben kurzborstig behaart       als S. canadensis
• kompakter Stock,
  1- bis wenig-stängelig                    • Vor Blüte hängen Triebspitzen        • Stängel kahl mit abwisch-
                                              bogig über                             barem Belag
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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

  Goldruten               (Solidago canadensis und S. gigantea) -   Eindämmung

                              Je nach Standort und Dichte kann ein Eingriff aus
                              ökologischen Gründen sinnvoll sein.
                              Großflächiges Zurückdrängen ist weder gerechtfertigt noch
                              realistisch erreichbar.
                              Aus der Schweiz und Baden-Württemberg liegen Erfolge vor aber
                              ohne Kostenrechnungen (Quelle: www.floraweb.de; 2011)
                              Strategie über mehrere Jahre:
                              - Im Mai Mahd mit tiefem Schnitt oder mulchen (1. Schritt)
                              - Im August Mahd mit Entfernung des Mähgutes
                              - Kleine Bestände: Wiederholtes Ausreißen bei aufgeweichtem
                                Boden kurz vor der Blüte (Sommer)

                              Am Besten: Traditionelle Landnutzung !

Foto: Dr. W. Zahlheimer

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Goldrute – Kanadische Goldrute und Späte oder Riesengoldrute                     (Solidago canadensis und S. gigantea)

                                        Positive Aspekte
  ▪     Die neophytischen Arten sind alle ein pflanzliches Arzneimittel mit harntreibender und
        entzündungshemmender Wirkung. Es wird hauptsächlich bei Blasenentzündungen zur
        Durchspülungstherapie angewendet und ist in zahlreichen Nieren- und Blasenpräparaten und -tees
        enthalten.
  ▪     Die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, blühenden, oberirdischen Teile von Solidago gigantea oder
        Solidago canadensis L., ihren Varietäten oder Hybriden und/oder Mischungen werden verwendet, auch aus
        der Eigensammlung. Die Apothekenverordnungen fordern einen Mindestgehalt an Flavonoiden, v.a. den
        Inhaltsstoff Virgaurin, ein Inhaltsstoff der Glykosidgruppe.
  ▪     Färbepflanze – das frische Kraut für intensives gelb-grün
  ▪     Bienenweide

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandilufera)

Herkunft: westliche Himalaya, in feuchten Bachtälern bis
3000 m. 1839 erstmals Samenimport nach England. Dort
Verwilderung ab 1850.
Zweite Hälfte des 19. Jhdt. in Österreich wg. attraktiver
Blüten als Gartenpflanze kultiviert. Erste Fundorte aus
dieser Zeit aus Niederösterreich und Kärnten.
Starke Ausbreitung erst in den vergangen Jahrzehnten.
Bis in die montane Region verbreitet.
Hat ihr Höhenpotential (Gebirge!) noch nicht erreicht!

 Exzellente Bienenweide ➔ Förderung durch Imker
 Positive Aspekte:
 - optische Akzente in der Landschaft
 - floristische Bereicherung
 - Basis für Naturheilverfahren und Wildkrautküche
                                                             Foto: Simplicius

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

                 Drüsiges Springkraut (Impatiens glandilufera) - Eindämmung

                                Das Verdrängungspotential wird vielfach überschätzt.
                                Biotopschutz bietet bei Bekämpfung bessere Argumente als
                                Artenschutz.
                                Bei schon erfolgter starker Ausbreitung ist kaum eine Art Ausrottung der
                                Art zu erreichen.
Adventivwurzelbildung           Strategie:
                                - Regelmäßige Pflegemaßnahmen, z.B. in Naturschutzgebieten etc.
                                - Verhinderung der Samenbildung durch Ausreißen vor der Blüte oder
                                  Mahd ➔ Ziel: alle Pflanzen erreichen um Samenschub von
                                  flußaufwärts stehenden Beständen auszuschließen.
                                - Wenn Mahd, tiefer Schnitt wg. Adventivwurzelbildung und Mähgut
                                  entfernen. Bei Mulchen kann Gut vor Ort verbleiben.

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

                                                           Drüsiges Springkraut (Impatiens glandilufera)

                                                     Ein Pflanze kann bis über 4000 Samen produzieren.
                                                     In Reinbeständen Bildung von bis zu 32.000
                                                     Samen/m².
                                                     Schleuderweite der Samen bis zu 7 m.
                                                     Mit Wasser Fernausbreitung über große Distanzen.
                                                     Aber auch Klebausbreitung an Sand, Kies, Holz.
                                                     Widersprüchliche Lebensdauer der Samen,
                                                     jedoch Aufbau kurzlebiger Samenbank und hohe
                                                     Keimrate von 80 %.

                                                     Bevorzugt feuchte Nadelwälder, Straßengräben,
                                                     halbschattige Auwälder, Uferbereiche.
                                                     Gegen Dürre empfindlich, erträgt jedoch bei hoher
                                                     Luftfeuchtigkeit trockene Standorte.
                                                     Sehr frostempfindlich ➔ Einschränkung Bestände
Foto: Freizeittroll

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandilufera)

                                         Positive Aspekte
   ▪     Bietet durchaus optische Akzente in der Landschaft (Biodiversität)
   ▪     Die floristische Bereicherung ist eine exzellente Bienenweide für Imker (Ausgangsgeschichte der Pflanze)
   ▪     Basis für Naturheilverfahren/heilkundliche Anwendungen und die Wildkrautküche
         (Nüsschen roh oder geröstet, junge Stängel wie Rhabarber, Blüten als Gelee u.v.m.)
   ▪     Hauptinhaltsstoff ist der sekundäre Pflanzeninhaltsstoff Quercetin:
         a) antioxidativ und Radikalfänger
         b) positive Wirkung auf Tumorzellen
         c) Leistungssteigerer und Adaptogen zur Stärkung menschlicher Belastbarkeit und Resilienz
         d) seit 2016 sehr intensive Forschung zu diesem Inhaltsstoff
   ▪     Die Praxis bietet jedoch zahllose heimische Alternativen:
         Schwarze Ribisl, Heidelbeere, Preiselbeere, Liebstöckl, Zwiebel, Brokkoli, Grünkohl u.a.

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Neophyten – Einzelbetrachtung

                                                       Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora)

                                                   Aus Mittelasien, seit 1837 in den Botanischen Gärten
                                                   in Genf und Dresden. Erste Meldungen für Österreich
                                                   stammen aus dem Ende des 19. Jhdt.
                                                   Einziger weit verbreiteter Neophyt in den Krautschicht
                                                   der Wälder, v.a. in stickstoffreichen Waldsäumen. In
                                                   Österreich stärke Ausbreitung in naturnaher Vegetation.
                                                   Frühere Annahme, I. parviflora würde andere Pflanzen
                                                   dauerhaft verdrängen ➔ keine Bestätigung.
                                                   Aktuell keine bedeutenden ökonomischen und
                                                   ökologischen Nachteile obwohl sie in Wäldern große
                                                   Bestände aufbaut – aber Veränderungen ohne
                                                   Nachweise.
                                                   Besiedelt v.a. in Wäldern Standorte, die für andere Arten
                                                   eh keine guten Lebensbedingungen bilden (Licht etc.).
                                                   ➔ Keine Zurückdrängung/Bekämpfung sinnvoll

Foto: André Karwath

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Problem-Neophyten – Einzelbetrachtung

Großblütiges Springkraut (Impatiens noli-tangere)

 Kein Neophyt!
 Einziges Springkraut das alteinheimisch ist:
 Heimat Mitteleuropa.

 In Konkurrenz mit I. parviflora:
 Heimische Art ist gegenüber I. parviflora am
 Standort unterlegen.
 ➔ Dominanzverschiebungen v.a. auf
   trockenen Standorten zu Gunsten von
    I. parviflora
 ➔ In Jahren mit feuchtem Fj. Kann jedoch
   I. noli-tangere aspektbestimmend auftreten.

 Fazit:
 Andere Arten haben dann eingeschränkte
 Entwicklungsbedingungen auf Grund der
 Konkurrenz um Licht und Nst. ↔ Dynamik                      Foto: MdE

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Neophyten und Klimawandel

                                                    Temperaturabweichung Januar 2007
Klimawandel passiert….                                   3,5 bis 4,5ºC
                                                         4,5 bis 5,5ºC
                                                         5,5 bis 6,5ºC
➔ Seit 1900 in Mitteleuropa Zunahme                       > 6,5ºC

   der Jahres-ø-Temperatur um + 1,0ºC
➔ Seit 2000 massive Zunahme
   der Temperaturanomalien
➔ Prognosen des ICCP* seit 2007:
   Bis 2100 Anstieg der Jahres-ø-
                                                   Temperaturabweichung August 2003
   Temperatur um + 1,8º bis 5,0ºC
➔ Anstieg in Mitteleuropa wird stärker                    3,5 bis 4,5ºC
                                                            > 4,5ºC
   erwartet.
*ICCP = Internationales Pflanzenschutzabkommen der FAO

 Quelle: Dr. F. Essl, Umweltbundesamt, Wien 2009

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Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert…. ➔ Besonderer Druck/CO2 auf biologische Vielfalt v.a. in Hochlagen

Neophyten heute noch weitgehend auf tiefe Lagen beschränkt. Aber:

             Verschiebung der Vegetationszonen in höhere Lagen, z.B. Alpen, überfordert
             die Anpassungsfähigkeit natürlicher und menschlich beeinflusster Ökosysteme.

             Nordöstliche Kalkalpen (Oberösterreich): Erwärmung des Klimas um 2ºC vollständiger
             ➔ Lebensraumverlust für 50 % d. Pflanzenarten erwartet. (Dirnböck et al. 2003)

             Für arktisch-alpine (1900 bis 2800 m) und montan (800 bis 1500 m) verbreitete
             Arten mit geringem Wärmebedürfnis wird eine höhere Gefährdung angenommen.

             Enorme Veränderung: Neophyten die diese „neuen“ Lebensräume erobern und sich
             u.U. ausbreiten, können in Folge andere Arten verdrängen, bis hin zum Aussterben.

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Neophyten in Berggebieten

Klimawandel passiert…. ➔ Besonderer Druck auf biologische Vielfalt v.a. in Hochlagen

Status Quo:
Starke Abnahme von Neophyten mit
zunehmender Höhe in Mitteleuropa

 Österreich: fast alle invasiven und potentiell
  invasiven Arten nur bis in die untermontane
  Stufe (800 bis 1000m) eingebürgert.
  Außnahme: Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllos)

 Nischenbreite nimmt mit zunehmender Höhe ab,
  z.B. bei der Robinie

                                                         Foto: Lycaon

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Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert…. ➔ Konsequenz: erheblicher Anpassungsdruck auf alle Ökosysteme!

              Neophyten überdurchschnittliche Gewinner des Klimawandels:
               Schnelle Ausbreitungsfähigkeit – können invasiv werden
               Neophyten sind ökologisch sehr formbar und Wärme liebend –
               Auflösung von ausgeglichenen Parasiten-Wirt-Beziehungen, z.B. Fichte-Borkenkäfer
               hoher Druck an Verbreitungsorganen (Samen, Früchte, Sporen etc.)

              Wandel von Lebensräumen durch Einwanderung von Neophyten:
               Schwächung der Toleranz und Ausbreitungsfähigkeit der Keystone-Arten
               Verlust an Ökosystemstabilität bei überschreiten von Grenzwerten durch Neophyten
               rasche Ausbreitung sehr mobiler Arten (z.B. Drüsiges Springkraut)
               Förderung opportunistischer Arten = Populationsstrategie von Organismen,
                welche sehr schnell freie Nischen besiedeln können, d. h. einen Lebensraum,
                der zeitweilig auf Grund von Umweltveränderungen keine Besiedlung zulässt.

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Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert…. ➔ Konsequenzen für urbane Lebensräume, v.a. Städte

          Neophyten in den Städten

           Neophyten in Städten:
            Wärmere Innenstädte und v.a. deren Grünanlagen, Brachflächen
             werden verstärkt Ausbreitungszentren für bislang kaum präsente
             oder gebietsfremde Arten.

   Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                  63
Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert…. ➔ Konsequenzen für urbane Lebensräume, v.a. Städte
 Beispiele:

Götterbaum (Ailanthus altissima)

Erstmals 1850 in Österreich als Zier- und
Forstbaum kultiviert. Schnellstwüchsiger
Baum Europas, urspr. aus China und Vietnam.

Heute v.a. Verbreitung im Pannonischen Raum
sowie nördl. und südöstl. Alpenraum in
Silberweidenbeständen der Städte Wien, Linz
und Graz v.a. in Trümmerhalden nach 1945.

Bevorzugt das Wärmeklima der
Siedlungsorte und Halbtrockenrasen
➔ Verdrängung autochtoner Arten

Bildung der wurzelbürtigen Sprosse
macht Zurückdrängen durch Kahlschläge
schwierig ➔ ringeln im Sommerhalbjahr                                       Foto: Kurt Stüber

     Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                        64
Neophyten und Klimawandel

Beispiele:      Götterbaum (Ailanthus altissima)

                                        Positive Aspekte
                ▪   Kann eine biodiverse Bereicherung (Bienenweide) in Regionen mit einer
                    Mindestjahresdurchschnittstemperatur von 9 Grad C sein.

                ▪   TCM-Medizin (Gerbstoffe u.a.) bei Durchfallerkrankungen, Fieberanfällen und
                    unspezifischer Schüttelfrost, adstringierende Wirkung.

                ▪   Holzwerkstoff mit großen Vorteilen aufgrund seiner Festigkeit und
                    Spannungseigenschaften ist er mit der Esche vergleichbar, Rohstoff für Holzkohle.

                ▪   Aber: Der Götterbaum gehört zu den 66 EU-Neophyten mit invasivem Charakter
                    und entsprechenden Handlungsvorgaben mit Präventionsmaßnahmen.

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Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert…. ➔ Konsequenzen für urbane Lebensräume, v.a. Städte
Beispiele:                                          Robinie (Robinia pseudoacacia)

                                                         1630 von N-Amerika nach Frankreich
                                                         eingeführt und seit 1750 großflächig in Europa
                                                         kultiviert (Ödlandaufforstung).
                                                         Österreich: Im Pannonischen Tiefland
                                                         bestandsbildend. Gilt als häufigste
                                                         neophytische Gehölzart Österreichs.

                                                         Sehr trockenresistent und bevorzugt warm-
                                                         trockene Lebensräume. Dort bildet der
                                                         Neophyt zahlreiche Wurzelausläufer.

                                                 Problem: Stickstoffakkumulation im Boden und damit
                                                 rasch Standort verändernd.
                                                 ➔ Konkurrenzschwache Arten fallen sofort aus
  Foto: Shizhao                                  ➔ Maßnahmen: Ringeln und Schneiden der Ausläufer

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Neophyten und Klimawandel

Beispiele:         Robinie (Robinia pseudoacacia)

                                           Positive Aspekte
 ▪   Verwendung für den Verzehr und die Heilkunde ist eingeschränkt aufgrund von:
     Ganze Pflanze, bis auf die Blüten, gilt als stark giftig, besonders die Rinde und die
     Früchte. Die Blüten sind nicht giftig. Wegen der Giftigkeit für Pferde darf
     Robinienholz nicht zum Bau von Boxen verwendet werden.

 ▪   Die Blüten sind ungiftig, sie können zu Marmelade oder Sirup
     verarbeitet oder in Tees und Getränken verwendet werden.
     Vor allem in der Steiermark, wo der Baum oft nur Akazie genannt
     wird, werden die Blüten in Backteig zu so genannten
     Akazienstrauben ausgebacken.

                                                                                             Foto: www.eatsmarter.de

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Neophyten und Klimawandel

Klimawandel passiert….                         Beifuß-Ambrosie/Traubenkraut/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia)
                                                                                                kaum Naturschutz- aber
                                                                                                Gesundheitsproblem

                                                     Fotos: Dr. W. Zahlheimer und www.kyportal.de

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Neophyten und Klimawandel

                               Beifuß-Ambrosie/Traubenkraut/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia)

           Ausbreitungsverlauf in Österreich

            Einjähriger Wärmekeimer und Spätblüher (Aug./Sept.)
            auf offen Böden. Österreich seit Mitte 20. Jhdt. Starke
            Ausbreitung sei ca. 1980 in den wärmeren Gebieten.

            Heimat N-Amerika, Unbeabsichtigte
            Einschleppung im 19. Jhdt. über
            Südosteuropa. Bevorzugt in Österreich
            Ruderal- und Ackerunkrautstandorte
            (Segetalgesellschaften).

                                                               (Quelle: Umweltbundesamt, Wien, 2009)

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Neophyten und Klimawandel

Beifuß-Ambrosie/Traubenkraut/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia)
                                                    In Ungarn heute häufigste Unkrautart im Ackerbau.
                                                    Hohe Samenproduktion und Samenbank im Boden
                                                    bis zu 4 Jahrzehnte keimfähig.

                                                     Einschleppung v.a. durch verunreinigtes
                                                     Vogelfutter in Siedlungen und Saatgut auf
                                                     landwirtschaftl. Flächen sowie Erdtransporte.

                                                     Auswirkungen und Probleme:
                                                     ➔ Stark allergene Pollen = „Heuschnupfensaison Frühherbst“
                                                     ➔ Volkswirtschaftliche Kosten
                                                       1. BRD ca. 40 Mio €/Jahr Behandlung und
                                                          Krankenstand
                                                       2. Italien KHs „Milano I“ ca. 1,5 Mio für die
                                                          Patientenbetreuung
                                                       3. Zukünftig: landwirtschaftliche Probleme

                             Wie werden sich die potentiellen Ausbreitungsareale unter verschiedenen
 Foto: Forrest & Kim Starr   Klimawandel-Szenarien in Österreich verändern?

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Neophyten und Klimawandel

Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia): Heutiges und potentielles Areal unter Klimawandel

                     Under current climate conditions                                                  assuming climate change by 2050
                                                                                      (mean July temperature increase regionally differing from 2ºC to 2,3ºC)

                                                           assuming climate change by 2100
                                                        (mean July temperature increase of 6,4ºC)

                                                                                                                         (Quelle: Umweltbundesamt, Wien, 2009)

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Neophyten und Risikominderung

Beifuß-Ambrosie/Traubenkraut/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia)
Maßnahmen
1. Gute Bodendeckung von Flächen anstreben.

2. Beseitigung durch Ausreißen mit Wurzel
   (Handschuhe, da auch Hautreizungen möglich)
   oder wiederholte Mahd im Juni/Juli o.ä.

2. Vor der Blüte in die Biotonne oder vertrocknen
   lassen und dann auf den Kompost oder Mist.

3. Ab der Blüte (ggf. achten auf Pollenstaub) in
   die Mülltonne oder Entsorgung im Feuer.

4. Reines Vogelfutter und Saatgut erwerben!
Deutschland und Schweiz
(Bundesnaturschutzgesetz u. Eidgenössisch.
Pflanzenschutzverordnung)
➔ auf Grund dieser gesetzlicher Grundlagen
   müssen Behörden Bekämpfungsmaßnahmen
   ergreifen
➔ „Meldepflicht“                                 Foto: Brunga

     Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                   72
Neophyten – Einzelbetrachtung

Beifuß-Ambrosie/Traubenkraut/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia)

                                            Positive Aspekte ?
  ▪   Eine Heilwirkung und medizinische Anwendung ist aktuell nicht bekannt!

  ▪   Österreich und Strategien zum Umgang mit diesem Problem-Neophyt:
      Die niederösterreichische Landesregierung, die burgenländische Landesregierung und die Medizinische
      Universität Wien stellten im Juli 2017 mit ragweedfinder.at eine Online-Meldestelle für Vorkommen des
      Beifußblättrigen Traubenkrautes/Beifuß-Ambrosie in ganz Österreich vor.
      Die Initiatoren erhoffen sich eine Verbesserung der Datenlage, um die Bekämpfung von und den Umgang mit
      der Pflanze besser zu koordinieren.
      Funde können auch in der Naturkalender ZAMG App gemeldet werden.

  ▪   Neben der Pollenvorhersage dient die Pflanze auch als Zeigerpflanze in der Phänologie zur Erforschung von
      Klimaveränderungen.

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Fazit

➔ Neophyten tragen zu einer Erhöhung der Artenzahl
   und damit auch zur biologischen Vielfalt bei

➔ Vom Menschen verursachte Umweltveränderungen führen jedoch an vielen
   Orten zu einer Reduzierung der Biodiversität und gesundheitlichen Risiken

➔ Eine Arten bewirken bei ungehemmter Ausbreitung einen Verlust an
   Lebensqualität. Sie gefährden auch den Erholungswert von Kulturlandschaften
   und eine liebenswerte Umwelt durch vorbildliches Verhalten im Umgang mit Pflanzen

➔ Neophyten haben auch positive Auswirkungen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen
   - ökonomisch: Holz, Honig (Robinie u.a.)
   - ökologisch: Begrünung von Extremstandorten (Deponien, Streusalzbankette (Salzschwaden)
   - Kulturell: Hobby, persönlicher Vorteil, ästhetischer Gewinn

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Fazit

➔ Beobachtung und Forschung hat in den letzten Jahren sehr zugenommen,
  trotzdem ist das Wissen darüber immer noch sehr unvollständig

➔ Tens rule und „rufschädigendes Verhalten“ einiger weniger Arten

➔ Viele biologische Systeme reagieren verzögert
   Time lag = Verzögerungseffekt zwischen erstem Auftreten/Wahrnehmung
   von Neophyten und der auffälligen Vermehrung

➔ Unsicherheit über Reaktion wächst mit Ausmaß der Veränderung

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Maßnahmen zur Vorsorge

➔ Privatpersonen und sog. „Naturfreunde“: bewussterer Umgang mit der
  Entsorgung von Gartenabfällen in der freien Landschaft – kein Geiz und Bequemlichkeit
                                                                           „Drob‘n auf‘m Berg und
                                                                           drunt‘ em Tal: Dr Abfall
                                                                             flaggt gar überal!“

                                  „Wenn‘s do hinkommst kriagst an Graus,
                                   denn do wird net bloß a Humus draus!“

          „In meinem Garten bleibt es fein:
          Den Abfall karr‘ ich in den Hain!“                                            Fotos: Dr. W. Zahlheimer

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Maßnahmen zur Vorsorge

➔ Zurückhaltung und Verzicht bei zum Verwildern neigenden Pflanzen
   - Besonders kritisch: Beerenfrüchtige Arten durch spätere Vogelverbreitung
   - Gärten sind Hauptquellen unduldsamer Neophyten, besonders in Biotop- und Gewässernähe

                                                                    Florentiner Goldnessel.
  Mahonie spec.

                                                                                              Fotos: Dr. W. Zahlheimer
                                        Contoneaster/Zwergmispel spec.

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Strategien der Eindämmung

➔ In den meisten Fällen ist die Invasion nicht mehr rückgängig zu machen und es kann nur
  noch Schadensbegrenzung betrieben werden. Handlungsbedarf besteht bei den invasiven
  Arten und denen, von denen eine reale Gefährdung für den Menschen ausgeht.

➔ Pflanzen bislang kaum Ziel großangelegter Bekämpfungsmaßnahmen.
  Österreich:        Starke Ausbreitung nur in seltenen Fällen Erfolg versprechend.
                     Meist ist nur ein punktuelles Zurückdrängen möglich:
                     z.B. im Nationalpark Thayatal und in den Donauauen (Robinie und Springkraut)

➔ Schlüsselfaktoren zur Bekämpfung/Eindämmung wichtig:
  - Biolgie der Art muss bekannt sein (Verhalten der Art, naturschutzfachliche Kriterien)
   - frühzeitiger Beginn mit Öffentlichkeitsarbeit (Akzeptanz !) und ausreichender Zeitraum an Ressourcen
   - erneute Einschleppung muss verhindert werden
   - nach Bekämpfung/Eindämmung sind Managementmaßnahmen wichtig zur Nachhaltigkeit
   - Überprüfung ökol.-ökon. Kosten-Nutzen-Analysen

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Neophyten – Zukunftsmanagement

Ausblick

              Das weitaus größere Naturschutzproblem in Österreich und auch in anderen
              Ländern stellt die Veränderung und Zerstörung von Lebensräumen durch
              Bautätigkeit und Landesentwicklung dar.

              Das Auftreten von Neophyten ist unter dieser Tatsache auch als ein
    1         Warnsignal für das Ausmaß der Umweltzerstörung zu sehen.
              Häufig sind nicht Neophyten die Ursache an dieser Zerstörung, sondern die
              Wirkung von Umweltveränderungen, oft verursacht durch den Menschen.

              Unter dieser Betrachtung ist eine großflächige Ausrottung bereits etablierter
              invasiver Neophytenarten weder wirtschaftlich noch ökologisch vertretbar.

                                                                       (H. Hauser, 2011, nach Brandes, 2000)

    Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik                                                                  79
Neophyten – Zukunftsmanagement

Ausblick

           In der Diskussion über Neobiota sollte aber immer auch ein besonderes
           Augenmerk auf einen achtsamen Umgang mit den verwendeten
           Fachausdrücken gelegte werden.

  2        „Fremdenfeindliche“ Anspielungen sind absolut zurück zustellen.

           Nur eine differenzierte Betrachtung ermöglicht einen verantwortungsvollen
           Umgang und Handeln mit diesem Thema.

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Quellen:
- Grundsätzlich und mit Sorgfalt wurden Quellen und Literaturangaben direkt auf den einzelnen Folien angegeben.
 Trotzdem können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Dafür wird keine Haftung übernommen.
- Sonstige: Hauser, Hansjörg; Unveröffentlichte Seminarunterlagen, Regensburg 2009-2020
           Zahlheimer, Willy; Regierung von Niederbayern, Sachgebiet Fachfragen für Naturschutz, unveröff. Seminarunterlagen, Landshut 2010
           www.wikipedia.de – Zugriffe im April 2022
Fotos und Grafik: Wenn nichts anderes angegeben: Hansjörg Hauser

Referentenkontakt:
Dipl.Ing.agr.(FH) Hansjörg Hauser
Projekte in Land und Stadt – Seminare – Qualifizierungen
D-93059 Regensburg
www.hansjoerghauser.de
hansjoerghauser@t-online.de

© Mai 2022 by Hansjörg Hauser für die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Wien

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