KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.

 
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KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
KOMMUNALES
INTEGRATIONSKONZEPT
KEMPTEN (KIK)
Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
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INHALTS-
                                 VERZEICHNIS
                                                                                               Seite

                                 ■ Vorwort des Oberbürgermeisters und der Integrationsbeauftragten 4

                                 ■ Wozu ein Integrationskonzept?                                  7

                                 ■ Das KIK auf einen Blick                                        11

                                 ■   Die Ausgangslage in Kempten – Daten, Zahlen, Fakten        15

                                 ■ Strukturen und Netzwerke der Integration                      25

                                 ■  Das Integrationsverständnis und
                                     Grundgedanken zum Entstehungsprozess                        31
                                     Das Integrationsverständnis Kemptens                        32
                                     Grundgedanken zum Entstehungsprozess                        34

                                 ■ Begriffe und Erläuterungen                                    37

                                 ■  Der Entstehungsprozess
                                     des Kommunalen Integrationskonzeptes (KIK)                  41

                                 ■ Die Handlungsfelder und Querschnittsthemen für Kempten        49
 Die Ergebnisse des Prozesses

                                     Die Handlungsfelder                                          51
                                     Die Querschnittsthemen                                      53
                                 ■  Die Handlungsfelder im Detail                               55
                                     Sprache und Bildung                                         57
                                     Arbeit und Ausbildung                                       63
                                     Gesundheit und Pflege                                       69
                                     Bürgerschaftliches Engagement                               75
                                     Gesellschaftliche Teilhabe                                  81
                                     Interkulturelle Öffnung                                     87

                                 ■ Und nun? - Die Umsetzung des Integrationskonzeptes            93

                                 ■  Literaturverzeichnis                                        96

                                 ■ Impressum                                                     97

                                 ■ Anhang                                                        98
                                                                                                        3
KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

    Kempten als „Metropole des Allgäus“ ist eine         Integration und gleichberechtigte Teilha-
    attraktive Stadt und ein Oberzentrum in der        be sollten in allen Bereichen unseres Lebens
    Region, das seit Jahren kontinuierlich wächst.     stattfinden. Um dies zu erreichen, wurde dem
    Kempten ist auch eine vielfältige Stadt. Im Jahr   Thema ein Rahmen gegeben, der als Grund-
    2020 lebten im Stadtgebiet 71.000 Menschen         lage für ein zielgerichtetes Handeln dient. Mit
    aus 125 verschiedenen Nationen zusammen.           dem ersten Kommunalen Integrationskonzept
    Mehr als ein Drittel der Kemptener Bürgerin-       Kemptens wurde eine Gesamtstrategie entwi-
    nen und Bürger weist statistisch einen Migra-      ckelt, die Aufgabe der Integration zu struktu-
    tionshintergrund auf.                              rieren und zu koordinieren. Mit dem langfristi-
                                                       gen Konzept für eine vielfältige Gesellschaft in
    Zuwanderung und Fragestellungen rund um            der Stadt Kempten (Allgäu) schauen wir in die
    die Integration sind keine neuen Themen für        Zukunft und setzen alles daran, dass die Inte-
    die Stadt Kempten. In der Geschichte unserer       gration vor Ort gelingt.
    Stadt und bis heute spielt die Zuwanderung
    von neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern            Das Integrationskonzept ist in den vergange-
    aus dem In- und Ausland eine wichtige Rolle.       nen Monaten in Beteiligung vieler haupt- und
                                                       ehrenamtlicher Akteurinnen und Akteure ent-
    Die Kemptener Bevölkerung wächst seit Jah-         standen, die sich viel Zeit genommen und ein
    ren stetig an. Vergleichbar mit den bundes-        großes Engagement gezeigt haben, ihre Erfah-
    deutschen Entwicklungen ist auch in Kempten        rungen und Anregungen mitzuteilen. Allen Be-
    ein Anstieg der Zuwanderung aus Mitglieds-         teiligten möchte ich meinen herzlichen Dank
    ländern der EU, Drittstaaten und Menschen          aussprechen – für die Mitarbeit an unserem
    mit Fluchthintergrund festzustellen. Zur För-      gemeinsamen Integrationskonzept, aber auch
    derung des Miteinanders und des Zusam-             generell für ihr Engagement für ein friedliches
    menlebens aller unserer Bürgerinnen und            und respektvolles Zusammenleben in unserer
    Bürger, ist es besonders wichtig, Integration      Gesellschaft.
    als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu veran-
    kern und Vielfalt in unserer Stadtgesellschaft     Unser Integrationskonzept soll gedeihen! Jetzt
    zu schätzen. Daher hat sich die Stadt Kemp-        liegt es an uns allen, dass wir es mit Leben
    ten (Allgäu) im Rahmen der Strategischen           füllen und umsetzen.
    Ziele 2030 den Bereich „Zusammenleben ak-
    tiv gestalten“ auf die Fahne geschrieben und       Auf die weitere Zusammenarbeit aller Akteu-
    das Handlungsfeld „Integration fördern“ fest-      rinnen und Akteure freue ich mich und wün-
    gelegt.                                            sche uns allen ein gutes und vielfältiges Zu-
                                                       sammenleben aller Bürgerinnen und Bürger in
    Bereits seit vielen Jahren engagieren sich Bür-    unserer Stadt.
    gerinnen und Bürger, freie Träger, Politik, Ver-
    waltung und eine Vielzahl weiterer haupt- und      Ihr
    ehrenamtlich Tätiger in Kempten aktiv im The-
    menfeld der Integration. Die Stadt Kempten
    (Allgäu) schätzt diesen Einsatz sehr und konn-
    te bei der Erstellung des vorliegenden Integra-
    tionskonzeptes auf die vielen Erfahrungen zu-      Thomas Kiechle
    rückgreifen.                                       Oberbürgermeister Stadt Kempten (Allgäu)

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KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

Kempten hat ca. 71.000 Einwohner und nahe-           samtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen ist, ist
zu 40 % haben einen Migrationshintergrund.           die große Beteiligung sehr vieler Akteure posi-
Für ein friedliches und positives Zusammenle-        tiv herauszustellen - sei es das Amt für Inte-
ben einheimischer und zugewanderter Bürge-           gration, das für die Organisation des gesam-
rinnen und Bürger bedarf es sozialpolitischer        ten Verlaufs verantwortlich war, die Mitglieder
Gestaltungsmaßnahmen. Integration als ein            des Integrationsbeirats, das Haus Internatio-
sich wechselseitig beeinflussender Prozess           nal, der Verein Ikarus Thingers, die Diakonie,
kann nur gelingen, wenn sich alle Beteiligten        die Caritas, das Rote Kreuz, aber auch Vertre-
auf Grundregeln des Zusammenlebens eini-             ter von Jobcenter, Schulen und vielen mehr. Ih-
gen. Dazu gehören Toleranz und Akzeptanz,            nen allen sei sehr herzlich gedankt für ihr un-
Dialog und aktive Teilhabe sowie Gleichbe-           ermüdliches Engagement. Ich hoffe sehr, dass
rechtigung und Demokratie.                           diese zahlreichen Partner uns auch für die Um-
                                                     setzung des vielversprechenden Konzeptes er-
Für die Umsetzung dieser erforderlichen Re-          halten bleiben und wir auf ihre tatkräftige Hilfe
geln muss einiges getan werden. Neben der            zählen dürfen.
Bevölkerung obliegt es auch der Verwaltung,
den sozialen und kulturellen Einrichtungen           Kommunen, die die Chancen von Zuwande-
und den anderen Institutionen der Mehrheits-         rung und Heterogenität nicht nutzen, werden
gesellschaft, immer wieder dafür zu plädie-          langfristig stagnieren und mit dem Fortschritt
ren, Zuwanderern und ihren Kindern Chan-             anderer Städte nicht mithalten können. Des-
cengleichheit zu bieten und ihre Potenziale          halb sollte der Integrationspolitik eine beson-
anzuerkennen.                                        dere Relevanz zugesprochen werden: last but
                                                     not least sollten also Verwaltung und Akteure
Als Integrationsbeauftragte der Stadt Kempten        aller verantwortlichen Institutionen und Gre-
und als Vorsitzende des Integrationsbeirats          mien der Stadt ein solches gesamtstädtisches
begrüße ich es sehr, dass mit dem „Kempte-           Integrationskonzept tragen. Diese Zusammen-
ner Integrationskonzept“ (KIK) ein riesengro-        arbeit ist von enormer Bedeutung, da die Stadt
ßer Schritt in diese Richtung erfolgt ist. Ich       alleine das Konzept mit seinen individuellen In-
nehme das Konzept, das in monatelanger Ar-           halten nicht umsetzen kann. Wichtig sind auch
beit mit Bündnispartnern zivilgesellschaftli-        alle Bürgerinnen und Bürger Kemptens, die in
cher, kirchlicher und sozialpolitischer Instituti-   ihrem alltäglichen Handeln zu einem gelingen-
onen erarbeitet wurde, als Signal der weiteren       den Miteinander maßgeblich beitragen.
Stärkung der Integrationsarbeit in Kempten
wahr. Die Kommunen sind die Orte, in denen           Wir alle müssen unseren Beitrag für ein fried-
über Integrationsverläufe entschieden wird           volles und konstruktives Miteinander leisten.
und in denen der Erfolg von einzelnen Maß-
nahmen am schnellsten sichtbar und spürbar           Ich freue mich darauf!
ist. Das vorliegende Integrationskonzept bil-
det den Rahmen für eine erfolgversprechende
Integrationsarbeit in Kempten.
                                                     Ilknur Altan
Mit der Konzepterstellung wurde eine wich-           Integrationsbeauftragte des
tige Etappe erreicht. Nun gilt es, dieses Kon-       Stadtrats Kempten (Allgäu) und
zept umzusetzen. Da die Integration als ge-          Vorsitzende des Integrationsbeirates

                                                                                                         5
KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
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WOZU EIN
INTEGRATIONSKONZEPT?

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Wozu ein Integrationskonzept?
    Die Aufgaben der Kommunen sind so vielfäl-            wickelt und stimmt Maßnahmen ab, vernetzt
    tig wie ihre Bürger*innen. Neben der Planung          Akteur*innen, nutzt und fördert Synergien im
    und Gestaltung von Straßen, Kindergärten              Netzwerk. Durch das Konzept wird sicherge-
    und neuen Wohnvierteln sowie der Bereitstel-          stellt, dass dabei die für Kempten (Allgäu) re-
    lung verschiedenster Serviceangebote und              levanten Themen gesehen und bearbeitet wer-
    Verwaltungsdienstleistungen ist es eine zent-         den und bei der Vielfalt der Aufgaben auch der
    rale Aufgabe der Kommunen, das Zusammen-              Überblick beibehalten wird.
    leben der Bürger*innen zu fördern. Zudem              Mit dem Integrationskonzept wird eine abge-
    leisten Bürger*innen und Akteur*innen im Zu-          stimmte, nachhaltige und zielgerichtete in-
    sammenspiel mit der Stadt Kempten (Allgäu)            tegrative Arbeit aller Beteiligten in Kempten
    seit vielen Jahren wichtige integrative Arbeit.       (Allgäu) gefördert.

    „Wozu dann noch ein Integrationskonzept?“             An dieser Stelle wird kurz erläutert, warum In-
                                                          tegrationsarbeit überhaupt wichtig ist, für wen
    Das Integrationskonzept knüpft an die bishe-          das Kommunale Integrationskonzept (KIK) er-
    rige erfolgreiche Arbeit an, verfolgt gesamt-         arbeitet wurde, an welcher Stelle es wirken soll
    städtische Ziele in der Integrationsarbeit, ent-      und wie es mit Leben gefüllt wird.

       In Kempten (Allgäu) klappt das Zusammenleben doch eigentlich
       ganz gut. Weshalb ist denn Integrationsarbeit trotzdem wichtig?

                     Die Stadt Kempten (Allgäu) ist ein Ort großer Vielfalt und kulturellen Reich-
                     tums. Zur Stärkung eines gelebten Miteinanders von Menschen unterschied-
                     licher Herkunft, Generationen und Kulturen ist es von besonderer Bedeutung,
                     Integration als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in Kempten (Allgäu) zu veran-
                     kern. Dabei geht es nicht nur um Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern
                     um alle Bürger*innen der Stadt Kempten (Allgäu). Nicht zuletzt ist Zuwande-
                     rung eine Chance für die demografische und wirtschaftliche Entwicklung der
                     Stadt. Im Sinne des Strategischen Ziels 2030 „Zusammenleben aktiv gestalten“
                     und des Handlungsfeldes „Integration fördern“ der Stadt Kempten (Allgäu)
                     wird das Thema Integration mit dem Integrationskonzept als gesamt­städtische
                     Querschnittsaufgabe aktiv bearbeitet und langfristig umgesetzt.

       Integrationsarbeit findet doch schon seit vielen Jahren in Kemp-
       ten (Allgäu) statt. Weshalb ist nun ein Integrationskonzept nötig?

                     Das Konzept knüpft an die bisherige erfolgreiche integrative Arbeit vor Ort an
                     und schafft einen Rahmen für eine ganzheitliche Integrationsarbeit. Es trägt dazu
                     bei, Akteur*innen miteinander zu vernetzen, die bereits vorhandenen Maßnah-
                     men und Handlungsansätze zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.
                     Dadurch entsteht eine Gesamtstrategie für eine nachhaltige und zielgerichtete in-
                     tegrative Arbeit aller Beteiligten in der Stadt Kempten (Allgäu).

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Wen betrifft das Konzept und für wen wurde es erarbeitet?

                           Ziel ist es, ein gutes und gleichberechtigtes Zusammenleben aller Bürger*innen
                           zu gestalten und Unterschiede mit einer Selbstverständlichkeit zu respektieren.
                           Die Herausforderung ist, die gleichberechtigte Teilhabe von Zugewanderten und
                           Menschen mit Migrationshintergrund in allen Lebensbereichen zu verankern und
                           langfristig als politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe anzunehmen. Po-
                           litik, Verwaltung, Schulen, Unternehmen, Vereine, soziale Dienste, „langjährige“
                           Bürger*innen genauso wie Neuzugewanderte tragen dazu bei, dass der Prozess
                           gelingt.

Wie und an welcher Stelle soll das Integrationskonzept wirken?

                           Integration findet in allen Lebensbereichen statt. Um einen Überblick zu be-
                           kommen, wo und wie Integration gefördert werden soll, wurde das Konzept in
                           sechs Handlungsfelder gegliedert: Sprache und Bildung, Arbeit und Ausbildung,
                           Gesundheit und Pflege, Bürgerschaftliches Engagement, Gesellschaftliche Teil-
                           habe, Interkulturelle Öffnung. In diesen Handlungsfeldern haben haupt- und
                           ehrenamtliche Expert*innen gemeinsam Ziele für Kempten (Allgäu) definiert
                           sowie bereits Maßnahmen und konkrete Vorschläge zur Umsetzung erarbeitet.

Bleibt das Integrationskonzept nun so?

                             Ja und nein! Unter Beteiligung zahlreicher Expert*innen wurden Handlungs­
                            felder, Ziele und Maßnahmen erarbeitet, die verbindlich sind. Die konkrete
                            ­Umsetzung jedoch wird flexibel bleiben, um den Bedürfnissen der Bürger*in-
                             nen gerecht werden zu können. Bei der Umsetzung wird daher stetig auf aktu-
                             elle Entwicklungen geachtet und ggf. die Ausrichtung der einzelnen Maßnah-
                             men angepasst. Nach einer mehrjährigen Umsetzungsphase - angestrebt ist
                             ein Zeitraum von fünf Jahren - wird das Integrationskonzept erneut betrachtet
                             und „fortgeschrieben“.

Wie wird das Konzept umgesetzt und mit Leben gefüllt?

                            Das Konzept ist ein praktischer Handlungsleitfaden für die nächsten fünf Jah-
                            re und zeigt auf, wie das Zusammenleben aller Bürger*innen gestaltet wer-
                            den kann. Es dient als „Hausaufgabenheft“ für Verwaltung, Politik und alle Ak-
                            teur*innen. Alle Beteiligten stehen zusammen in der Verantwortung, die Ziele
                            und Maßnahmen sowohl gemeinschaftlich (in Arbeitsgruppen und Fachrun-
                            den) als auch im jeweils eigenen Verantwortungsbereich zu verwirklichen. Die
                            Mitarbeiter*innen der Kommunalen Integrationsarbeit im Amt für Integration
                            haben die Aufgabe, die Umsetzung zu steuern, Prozesse zu initiieren, zu beglei-
                            ten und zu koordinieren.

                                                                                                              9
KOMMUNALES INTEGRATIONSKONZEPT KEMPTEN (KIK) - Vielfalt. Gemeinsam. Gestalten.
10
DAS KIK
AUF EINEN BLICK

                  11
Das KIK auf einen Blick
     ■   Zahlen zu Kempten

          70 787 Menschen aus 125        Nationen leben in Kempten

          27 027 Menschen haben einen Migrationshintergrund,
                 dies entspricht 38,2 % der Bevölkerung

          16,5 % der Bevölkerung sind Ausländer*innen
               45,2 % der Ausländer*innen stammen aus EU-Staaten
               54,8 % der Ausländer*innen stammen aus Drittstaaten
            1 376 Menschen haben einen Fluchthintergrund,
                  dies entspricht 2 % der Gesamtbevölkerung

                                                               Daten vom 31.12.2020

     ■   Die Kemptener Handlungsfelder

                Sprache              Arbeit             Gesundheit
              und Bildung        und Ausbildung         und Pflege

           Bürgerschaftliches   Gesellschaftliche      Interkulturelle
             Engagement            Teilhabe               Öffnung

12
■   Das Integrationsverständnis
Integration ist ein fortwährender, gesamtgesell-     wortung für sie übernehmen und sich persön-
schaftlicher und wechselseitiger Prozess von         lich mit ihr identifizieren. Die eigene kulturelle
Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.         Identität sollte dabei nicht verloren gehen.
Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Men-   Zuwanderung wird als Potenzial und Chance
schen am sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen     sowie die Vielfalt und Mehrsprachigkeit als Ge-
und politischen Leben. Voraussetzung für einen       winn gesehen. Gegenseitige Offenheit für Be-
gelingenden Integrationsprozess ist der Erwerb       gegnung und Dialog werden dabei als beson-
der deutschen Sprache.                               ders wichtig erachtet. Unterschiedliche Kulturen
Integration gelingt idealerweise, wenn sich alle     und Religionen werden respektiert und toleriert.
in der Gesellschaft zugehörig fühlen, Verant-        Die Basis bildet das deutsche Grundgesetz.

■   Breiter Beteiligungsprozess
Die Stadtverwaltung Kempten hat sich zur Ent-        In zahlreichen Arbeitstreffen haben im gesam-
wicklung des Integrationskonzeptes für einen         ten Verlauf 200 Personen aus 85 Institutionen
breiten Beteiligungsprozess entschieden.             den Status quo der Integrationsarbeit in Kemp-
Fachkräfte und Bürger*innen Kemptens brach-          ten (Allgäu) hinterfragt und Bedarfe diskutiert.
ten aus verschiedenen Perspektiven und Diszi-        Bei der Festlegung der Handlungsfelder, der
plinen ihre Kompetenzen und Erfahrungen ein          Ziele und der Maßnahmen stand die regionale
– im Netzwerk, in den Arbeitsgruppen oder in         Bedeutung und die Realisierbarkeit der Inhalte
der Steuerungsgruppe.                                im Vordergrund.

                                                                                        Die „Fachrunde“
                                                                                     bildete den Auftakt
                                                                                        des Beteiligungs­
                                                                                               prozesses

                                                                                                            13
14
DIE AUSGANGSLAGE
IN KEMPTEN

Daten, Zahlen, Fakten

                        15
Die Ausgangslage in Kempten –
     Daten, Zahlen, Fakten

         70 787 Menschen aus 125                     Nationen leben in Kempten

        27 027 Menschen haben einen Migrationshintergrund,
               dies entspricht 38,2 % der Bevölkerung

           7,3 % der Bevölkerung sind Aussiedler*innen
                       und deren Nachkommen

         16,5 % der Bevölkerung sind Ausländer*innen
              45,2 % der Ausländer*innen stammen aus EU-Staaten
              54,8 % der Ausländer*innen stammen aus Drittstaaten

            1 376 Menschen haben einen Fluchthintergrund,
                  dies entspricht 2 % der Gesamtbevölkerung

                                                        Quelle: Stadt Kempten (Allgäu), Amt für Wirtschaft
                                                              und Stadtentwicklung, Daten vom 31.12.2020

     Die Stadt Kempten (Allgäu) ist eine stetig        Stadt spielt die Zuwanderung von neuen Mit-
     wachsende kreisfreie Stadt. Die „Metropole        bürger*innen aus dem In- und Ausland schon
     des Allgäus“ ist ein wichtiges Oberzentrum in     seit Langem eine bedeutende Rolle. Im Beson-
     der Region mit breitgefächertem Schul- und        deren haben die Bevölkerungsbewegungen in
     Hochschulangebot, einem stabilen Arbeits-         der Nachkriegszeit und seit der Zeit des Wirt-
     markt und einem hohen Freizeitwert.               schaftswunders wesentlichen Einfluss auf die
     Zuwanderung ist für die Stadt Kempten (All-       heutige Struktur der Kemptener Stadtbevölke-
     gäu) kein neues Thema. In der Geschichte der      rung genommen.

16
Im Jahr 2020 ist Kempten (Allgäu) Wohnort                        Aus der Personengruppe der Men-
von Menschen aus insgesamt 125 verschie-                         schen     mit    Migrationshintergrund    ha-
denen Nationen. Von den insgesamt 70.786                         ben 11.689 Kemptener*innen und so-
Kemptener Bürger*innen haben dabei 27.027                        mit 16,5 Prozent der Bevölkerung keine
Personen einen Migrationshintergrund (Stich-                     deutsche Staatsbürgerschaft („Auslä   nder“).
tag 31.12.2020). Dies entspricht einem Bevöl-                    Die fünf dabei am stärksten vertretenen
kerungsanteil von 38,2 Prozent.                                  Staatsangehörigkeiten ausländischer Mitbür-
                                                                 ger*innen sind die Türkei, Italien, Rumänien,
Zu den „Bürger*innen mit Migrationshin-                          Polen und Syrien.
tergrund“ zählen bei der statistischen Erfas-                    Im Jahr 2020 hatten 1376 Kemptener Bür-
sung die Personengruppen der „Ausländer“,                        ger*innen, somit 2% der Gesamtbevölke-
„Aussiedler“ und „Eingebürgerte“, sowie auch                     rung, einen Fluchthintergrund. Die fünf
Kinder unter 18 Jahren, von denen mind. ein                      Hauptherkunftsländer sind Syrien (ca. 25%),
Elternteil einen Migrationshintergrund hat                       Afghanistan (ca. 15%), Nigeria (ca. 10%),
(Abb. 1-3).                                                      Eritrea (ca. 7%) und der Kosovo (ca. 6%).

                                                                                               ■ Deutsche
                                                                                               ■ Eingebürgerte*
               16,5 %                                                                          ■ Aussiedler**
                                                                                               ■ Ausländer
    7,3 %

     14,3 %                             61,8 %                                      Abb. 1: Die Zusammensetzung der
                                                                                              Kemptener Bürger*innen
                                                                                                  (Stichtag: 31.12.2020).
                                                                                Die in der Statistik erfassten Personen­
                                                                                   gruppen „Ausländer“, „Aussiedler“
                                                                                           und „Eingebürgerte“ werden
                                                                                         zusammen als „Menschen mit
                                                                                   Migrationshintergrund“ bezeichnet.

* Kinder unter 18 Jahren, von denen mind. ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat, zählen ebenfalls zu den
Einwohner*innen mit Migrationshintergrund (familiärer Migrationshintergrund) und werden in der statistischen
Erfassung als Eingebürgerte geführt.
** Aussiedler/Spätaussiedler sind deutsche Volkszugehörige aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion und
anderen osteuropäischen Staaten, die im Wege eines speziellen Aufnahmeverfahrens ihren Aufenthalt in Deutschland begründet
haben. Mit der Anerkennung als Spätaussiedler erhalten Zugewanderte automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit.

                                                                                                                             17
Alterspyramide
                       männlich                        weiblich
                                         100

                                         95

                                         90

                                         85

                                         80

                                         75

                                         70

                                         65

                                         60

                                         55

                                         50

                                         45

                                         40

                                         35

                                         30

                                         25

                                         20

                                         15

                                         10

                                          5

                                         0
     700 600 500 400 300 200 100     0         0   100 200 300 400 500 600 700

     ■ Ausländer
     ■ Eingebürgerte
     ■ Aussiedler
     ■ Deutsche                                                     Abb. 2: Die Alterspyramide
                                                                  der Kemptener Bürger*innen
                                                                         (Stichtag: 31.12.2020)

18
80 000

    70 000

                                                                                                        10 989

                                                                                                                                   11 689
                                                                                                                          11 652
                                                                                                                 11 515
                                                                                               10 534
              6 585      6 522    6 736 6 899 7 238            7 676     8 271     9 640
    60 000
                                                                                              4 766 4 582 4 409 4 440 5 182

                                                                                                                          10 721

                                                                                                                                   10 156
                                                                                                                 10 519
                                                                                                        10 490
                                                                                               10 373
    50 000

    40 000

    30 000

                                                                                                        44 096
                                                                58 806
                                  58 607

                                                      58 706

                                                                                               43 700

                                                                                                                 44 303
                         58 708
                58 703

                                             58 639

                                                                                                                          44 231
                                                                                    58 953

                                                                                                                                   43 759
                                                                          58 919
    20 000

    10 000

         0
              2008 2009 2010                 2011     2012     2013      2014      2015       2016      2017     2018 2019 2020

■ Deutsche                                 ■ Aussiedler
■ Eingebürgerte                            ■ Ausländer                                       Abb. 3: Die Entwicklung der Kemptener
                                                                                                     Bürger*innen mit Blick auf den
                                                                                                  „Migrationshintergrund“ ab 20161

                                                                                         ■ Türkei 18,3 %
                                                                                         ■ Italien 12,8 %
                                                                                         ■ Rumänien 11,7 %
                                                                                         ■ Syrien 4,2 %
                                                                                         ■ Polen 4,1 %
                                                                                         ■ Ungarn 3,4 %
                                                                                         ■ Kroatien 3,0 %
                                                                                         ■ Kosovo 3,0 %
                                                                                         ■ Russische Föderation 2,9 %
                                                                                         ■ Österreich 2,9 %
                                                                                         ■ andere Nationen 33,7 %

                                                                                                       Abb. 4: Die zehn am stärksten
                                                                                                   vertretenen Staatsangehörigkeiten
                                                                                                            2020 in Kempten (Allgäu)
                                                                                                                (Stichtag: 31.12.2020)

1
 Mit der 2016 neu eingeführten Berechnungsmethodik zur Ermittlung des Migrationshintergrunds in Kempten (Allgäu)
ist verfahrensbedingt keine Neuberechnung anhand der revidierten Bevölkerungszahlen (2006-2015) möglich.
Es handelt sich daher um unrevidierte Zahlen aus den Veröffentlichungen der Vorjahre, welche nicht mit den revidierten
Bevölkerungszahlen vergleichbar sind.

                                                                                                                                            19
2500

     2000

     1500

     1000

      500

        0
               2012      2013      2014         2015      2016     2017      2018 2019 2020

              Türkei                     Polen
              Italien                    Syrien
              Rumänien                                                         Abb. 5: Die Entwicklung der fünf
                                                                              am stärksten vertretenen Staats­-
                                                                           angehörigkeiten in Kempten (Allgäu)

     12 000
     10 000
                                                                                               6 278
                                                                                      6 084

                                                                                                        6 403
                                                                           5 914

      8 000
                                                                   5 668
                                                           5 324
                                                  4 549

      6 000
                                        4 269
                                4 139
                        4 123
                4 051

      4 000
                                                                                      5 432

                                                                                                        5 286
                                                                                               5 374
                                                                           5 076
                                                                   4 727
                                                           4 316

      2 000
                                                  3 722
                                        3 407
                                3 099
                        2 776
                2 685

         0
               2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

     ■ nicht EU-Staaten
     ■ EU-Staaten                                                                        Abb. 6: Die Entwicklung
                                                                                   ausländischer Kemptner*innen
                                                                                   aus EU- undNicht-EU-Staaten

20
Auf der Grundlage von verfügbaren statisti-                                                       lichen Entwicklung und Umsetzung von integ-
schen Informationen des Einwohnermeldeam-                                                         rativen Einzelmaßnahmen des KIK zu berück-
tes sowie des Ausländerzentralregisters ist es                                                    sichtigen. Gerade die Verknüpfung der Daten
möglich, Entwicklungen und Veränderungen                                                          aus der „Verweildauer im Bundesgebiet“ (Abb.
in der Kemptener Bevölkerungsstruktur zu er-                                                      7) und der „räumlichen Verteilung im Stadtge-
kennen und aufzuzeigen. Eine qualitative Be-                                                      biet“ (Abb. 8 u. 9) geben wichtige Hinweise,
wertung dieser Auswertungen ermöglicht es,                                                        wie integrative Maßnahmen in den Quartieren
vorhandene Integrationsbedarfe und mögliche                                                       ausgerichtet werden.
Veränderungen abzuleiten und bei der inhalt-

                             2 387                                                                                                               2 446
2500

2000
                                                1 757

 1500

                                                                   1 071
1000           897
                                                                                                           721          739
                                                                                                                                     657
                                                                                              567
                                                                                 493
  500

                                                                                                                                                                 4
     0
                                                                                                                                                                  ar
                r                 4                  6                  8        10            15            20           25            30        hr           nb
              ah           te r               te r               te r          r           e r           e r          e r           e r         e          h e
            1J           un                 un                 un         un
                                                                            te          nt           un
                                                                                                       t           nt           un
                                                                                                                                  t           m          ec
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                                                                    8b         10           15            20           25              30
                                                                                                                                              nic

                                                                             Abb. 7: Die Verweildauer (in Jahren) ausländischer Bürger*innen im
                                                                                                             Bundesgebiet (Stichtag: 31.12.2020)

                                                                                                                                                                       21
61

                                                                                                                            70

                                        60
                                                                       44
                                                                 42                               50
                                                                                                             52
                                                       40                    45         46
                                                                  43
                                                        41                                   38                   54
                                                                        31         33                        53
                                                                                        36             51                     71
                                                                                  34    37
                                             12                        32                         39         55
                                                                             35          26
                                                             30                                        82
                                                                                   23           81           56
                         10                                                                   80                                 72
                                                  13
                                                            20                           27
                                                                        24
                                                                                   25
                                                                                             83
                                   11                                                                       73
                                                            21
                                                                                              84
                                                                                   22

     ■ bis unter 5 %
     ■ 5 bis unter 10 %
     ■ 10 bis unter 20 %
     ■ 20 bis unter 30 %
                                                                                                          Abb. 8: Ausländer*innen (in Prozent) in den
     ■ 30 % und mehr                                                                                    einzelnen Stadtbezirken (Stichtag: 31.12.2020)

     Die Stadtbezirke:

     10 Mariaberg – Süd                           34 I nnenstadt – nördl. der                                         53 Auf dem Lindenberg
     11 Rothkreuz                                      Bodmanstraße                                                    54 Bühl – Süd
     12 Mariaberg – Nord                          35 I nnenstadt – südl. der                                          55 Auf dem Lindenberg – Süd
     13 Stiftallmey                                  Bodmanstraße                                                      56 Engelhalde
     20 Steufzgen                                 36 Stiftsstadt – Ost                                                 60 Heiligkreuz/Neuhausen/
     21 Kaurus/Bucharts                           37 Residenzplatz/Königsplatz                                             Oberwang
     22 Adelharz                                  38 Rottachstraße                                                     61 Hinterbach/Hirschdorf/
     23 Haubenschloß                              39 Reichsstadt                                                           Zollhaus
     24 Franzosenbauer – West                     40 Thingers – Nord                                                   70 Leubas
     25 Franzosenbauer – Ost                      41 Thingers – Süd                                                    71 Lenzfried/Leupolz
     26 Innenstadt/                              42 Schwabelsberg                                                     72 Ludwigshöhe/Schelldorf/
         nördliche Bahnhofstraße                  43 Thingers – Ost                                                        Bachtelweiher
     27 Haslach                                   44 Halde                                                             73 Kottern/Neudorf
     30 Stadtbad                                  45 Lotterberg                                                        80 Berufliches Schulzentrum
     31 Klinikum                                  46 Breite                                                            81 Allgäuhalle
     32 Haubensteigweg/                          50 Seggers                                                           82 Unter der Burghalde
         Göhlenbach                               51 Augarten/Illerstadion                                             83 Hauptbahnhof
     33 Stiftsstadt – West                        52 Bühl – Nord                                                       84 Eich

22
61

                                                                                                                   70

                                    60
                                                                   44
                                                             42                               50
                                                                                                         52
                                                   40                    45         46
                                                              43
                                                    41                                   38                   54
                                                                    31         33                        53
                                                                                    36             51               71
                                                                              34    37
                                         12                        32                         39         55
                                                                         35          26
                                                         30                                        82
                                                                               23           81           56
                        10                                                                80                            72
                                              13
                                                        20                           27
                                                                    24
                                                                               25
                                                                                         83
                               11                                                                       73
                                                        21
                                                                                          84
                                                                               22

■ bis unter 15 %
■ 15 bis unter 30 %
■ 30 bis unter 45 %
■ 45 bis unter 60 %
                                                               Abb. 9: Menschen mit Migrationshintergrund (in Prozent) in den
■ 60 % und mehr                                                                 einzelnen Stadtbezirken (Stichtag: 31.12.2020)

Detaillierte Statistiken können im Faktencheck Migration 2017, 2018, und 2019 nachgelesen werden.3

3
  Stadt Kempten (Allgäu), Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung, Amt für Integration (2020):
Faktencheck Migration 2019 – Gesamtausgabe. Veröffentlichungen (kempten.de)

                                                                                                                                 23
24
STRUKTUREN UND
NETZWERKE
DER INTEGRATION

                  25
Strukturen und Netzwerke
     der Integration
     Kempten (Allgäu) verfügt über etablierte Struk-    setzung des Integrationskonzeptes sehr wert-
     turen und Netzwerke der Integration, welche        voll sind und entscheidende Gelingensfaktoren
     für die Erarbeitung und auch zukünftige Um-        für den Erfolg der Integrationsarbeit darstellen.

     ■   Der Integrationsbeirat
     Der erste Ausländerbeirat Kemptens wurde           der Kemptener Bevölkerung mit Migrations-
     1974 gegründet und tagt kontinuierlich seit        hintergrund an der kommunalen und politi-
     1984. 2008 ging aus diesem der Integrations-       schen Arbeit.
     beirat hervor. Das beratende Gremium vertritt      Der Integrationsbeirat setzt sich zusammen
     die Interessen der Kemptener Bürger*innen          aus Bürger*innen mit Migrationshintergrund
     mit Migrationshintergrund gegenüber dem            und unterschiedlicher kultureller Identität, aus
     Stadtrat sowie der Stadtverwaltung. Somit hat      integrativ tätigen Verbänden, Institutionen
     er eine wichtige Aufgabe und trägt zum gesell-     und Vereinen sowie aus Mitgliedern der Politik
     schaftlichen Miteinander in Kempten (Allgäu)       und der Stadtverwaltung.
     bei. Zugleich fördert der Beirat die Beteiligung

     ■   Die Integrationsbeauftragten
     In der Stadt Kempten (Allgäu) sind zwei Inte-      Integrationsbeauftragten sind Mitglieder des
     grationsbeauftragte benannt. Auf politischer       Integrationsbeirates. Sie stehen als Ansprech-
     Ebene gibt es im Stadtrat eine*n Integrations-     partner*innen zu allen Fragen rund um Integ-
     beauftragte*n und auf der Seite der Stadtver-      ration zur Verfügung und initiieren und beglei-
     waltung ein entsprechendes Pendant. Beide          ten verschiedene Prozesse und Projekte.

                                                           Der Integrationsbeirat vertritt die Interessen der
                                                        Kemptener Bürger*innen mit Migrationshintergrund

26
■   Das Netzwerk Integration
Zusammenarbeit, Kooperation und Netzwerk-           Das Amt für Integration organisierte seit 2016
arbeit haben in Kempten (Allgäu) bereits eine       regelmäßig folgende Arbeitsgruppentreffen:
lange Tradition. Arbeitskreise, Runde Tische und
Fachrunden finden zu verschiedensten Themen         • AG Arbeit
sowohl lokal als auch überregional statt.           • AG Wohnen
                                                    • AG Gesundheit, Familie
Im Bereich der Integrationsarbeit gab es be-           und Kinderbetreuung
reits Anfang der 1980er Jahre Arbeitstreffen        • AG Integrative Elternarbeit
und multiprofessionelle Zusammenkünfte,             • AG Integration in KiTas
aus denen u.a. das Haus International hervor-       • Fachgespräche zu den Themen:
ging. In den 1990er Jahren wurde in verschie-          - Flucht und Asyl
denen Netzwerkrunden speziell die Integrati-           - Integration
on der Aussiedler*innen thematisiert. Daraus        • Runder Tisch der Bildungsträger
entstand u.a. der zeitlich befristete Jugendtreff      Kempten & Oberallgäu
Prinz Franz als eigener Treffpunkt für die neu      • Kooperationsrunde „Kemptener Modell“ –
zugewanderten jungen Menschen aus den                  Sprachförderung für Auszubildende
GUS-Staaten. Das Migra-Netz, in dem sich
die Migrationsberatungsstellen untereinan-          Die bestehenden Arbeitsgruppen wurden im
der austauschen und vernetzt arbeiten, wurde        Sommer 2019 in den Beteiligungsprozess zum
im Jahr 2005 wiederbelebt und ist seither ein       Kommunalen Integrationskonzept (KIK) über-
wichtiger Baustein in der Integrationsarbeit.       geleitet. Die Mitglieder haben während der Be-
                                                    teiligungsphasen ihre Fachexpertise aus unter-
Seit der Gründung des Amtes für Integration         schiedlichen Disziplinen und Sichtweisen in
in der Stadtverwaltung im Jahr 2016 wurde die       das Konzept eingebracht.
Vernetzung im Bereich Integration verstärkt
und ausgeweitet. Ein Aufgabenschwerpunkt in         Im Anschluss an den Entwicklungsprozess
der Kommunalen Integrationsarbeit ist, die lo-      wird in den nächsten Jahren zu neuen Arbeits-
kale Netzwerkarbeit zu fördern und Synergien        gruppen eingeladen, um gemeinsam mit den
zu nutzen. In den Jahren 2016 – 2018 lag der        relevanten Akteur*innen und Institutionen an
inhaltliche Schwerpunkt der Arbeit des Amtes        der Umsetzung des Integrationskonzeptes zu
für Integration vor allem im Themenbereich          arbeiten und die Inhalte der Integrationsarbeit
Flucht und Asyl. Danach wurden die Zielgrup-        in Kempten (Allgäu) kontinuierlich weiterzu-
pen der städtischen Arbeit erweitert auf alle       entwickeln.
(Neu-)Zugewanderten.

                                                                                                      27
Beratungsangebote
     Politik und Verwaltung
                                               • Migrations-, Flüchtlings-
     • Oberbürgermeister                          und Integrationsberatung
     • Stadtrat                                • Ehe-, Familien- und
     • Ausschuss für Soziale Fragen              Erziehungsberatung
     • Integrationsbeirat                      • Schwangerenberatung
     • Stadtverwaltung
                                               • Sozialdienst
     • Amt für Integration                         muslimischer Frauen
     • Seniorenpolitisches                    • Stadtjugendring
        Gesamtkonzept
                                               • Ärzt*innen und
     • Agentur für Arbeit                          Psycholog*innen
     • Jobcenter                               • ...
     • Polizei
     • ...
                                                                    Wirtschaft
                                                                    • Betriebe und
                                                                       Unternehmen
     Ehrenamt                                                       • Kammern, Arbeit­
     • Koordinationszentrum          Das Netzwerk &                   gebenden- und
                                                                       Arbeitnehmen­
        bürgerschaftliches             Akteur*innen                    denverbände
        Engagement
     • Integrationslots*innen
                                      der Integration               • Unterausschuss
                                        in Kempten                     „Zukunft bringt´s“
     • Ehrenamts­-                                                    und Jugendberufs-
        koordinator*innen
                                          (Allgäu)                     agentur
     • Ehrenamtlich                                                • ...
        Engagierte
     • ...

                                                                         (Aus-) Bildung
                                                                         • Kindertagesstätten
         Begegnung                                                       • Schulen
         • Haus International                                            • Hochschule
         • Stadtteilbüros                                                • Jugendsozialarbeit
                                         Vereine und                        an Schulen
         • Ikarus Thingers
                                         Organisationen                  • Außerschulische
         • Mehrgenerationenhaus +
            Wir in Kottern               • Sportvereine                    Bildungsangebote
         • WIR – Hand in Hand            • Kulturvereine                 • Bildungsträger
         • Kulturcafés                   • Migrant*innenor-             • ...
                                            ganisationen
         • Senior*innentreffpunkte
                                         • Blaulicht­
         • ...
                                            organisationen
                                         • Religions- und
                                            Weltanschauungs-
                                            gemeinschaften
                                         • ...

28
■   Die Kommunale Integrationsarbeit im Amt für Integration
Mit der Gründung des Amtes für Integration       stellt und vielfältige Bereiche der Stadtverwal-
im Jahr 2016 hat der Stadtrat dem Thema Inte-    tung betrifft, wurde im Amt für Integration
gration eine wichtige Rolle in der Stadt Kemp-   ein Fachbereich für kommunale Integrations-
ten (Allgäu) und innerhalb der Stadtverwal-      arbeit geschaffen. Dieser ist Anlaufstelle so-
tung zuerkannt. Fundament dafür bildet das       wohl für interne als auch für externe Part-
Strategische Ziel des Stadtrates „Zusammen-      ner*innen und agiert u.a. zur Koordination
leben aktiv gestalten“ und insbesondere das      und Abstimmung inhaltlicher Schnittstellen.
Handlungsfeld „Integration fördern“. The-        Mit Beschlussfassung dieses Konzeptes ver-
men der Integrationsarbeit, die vorher in ver-   antworten die Mitarbeiter*innen der Kom-
schiedenen Bereichen der Verwaltung lagen,       munalen Integrationsarbeit die Steuerung
werden seither im Verantwortungsbereich          und Begleitung der Umsetzung des Konzep-
des Amtes gebündelt. Auch wenn Integration       tes, sowie die Evaluation und dazugehörige
grundsätzlich eine Querschnittsaufgabe dar-      Kommunikation.

■   Datenbasiertes und zielgruppenorientiertes Arbeiten
Eine wichtige Grundlage für die Ausrichtung      sche Statistikstelle detaillierte Daten erhoben
der Integrationsarbeit sind Daten zur Kemp-      werden, um quantitative wie auch qualitative
tener Bevölkerung. Sie zeigen Tendenzen und      Auswertungen vorzunehmen. Diese Auswer-
Veränderungen in der Bevölkerungsstruk-          tungen tragen dazu bei, Entwicklungen zu er-
tur auf, z.B. bei der Entwicklung der Zuwan-     kennen und die Integrationsarbeit entspre-
derung. Im Faktencheck Migration der Stadt       chend der abgeleiteten Bedarfe auszurichten.
Kempten werden dazu Zahlen und Daten jähr-
lich erfasst und veröffentlicht.                 Im Zusammenwirken der fachlichen Einschät-
                                                 zung der Akteur*innen der Integrationsarbeit
Auch der statistische Jahresbericht Kempten      vor Ort und den ausgewerteten Daten können
und Ergebnisse von Bürgerbefragungen geben       so Integrationsmaßnahmen gezielter ausge-
Hinweise für die Gestaltung der Integrations-    richtet und zielgruppenspezifisch angeboten
arbeit. Darüber hinaus können über die städti-   werden.

                                                                                                    29
30
DAS INTEGRATIONS-
VERSTÄNDNIS UND
GRUNDGEDANKEN ZUM
ENTSTEHUNGSPROZESS

                     31
Das Integrationsverständnis
     und Grundgedanken zum
     Entstehungsprozess
     ■   Das Integrationsverständnis Kemptens (Allgäu)
     Zu Beginn der Arbeit am Kommunalen Integ-          len Integrationskonzeptes wurde jenes erar-
     rationskonzept entstand die Idee, ein gemein-      beitet. Dieses gemeinsame Verständnis wurde
     sames Integrationsverständnis als Basis für        in der Fachrunde und den Arbeitsgruppen vor-
     das Konzept zu formulieren, an dem sich die        gestellt und lag bei der Erarbeitung aller Schrit-
     Inhalte ausrichten sollen.                         te und Inhalte des Konzeptes zugrunde. Über
                                                        die Entwicklung des Konzeptes hinaus soll es
     In Zusammenarbeit mit der fachlich breitauf-       auch zukünftig die Integrationsarbeit und die
     gestellten Steuerungsgruppe des Kommuna-           Umsetzung des Konzeptes begleiten.

          Das Integrationsverständnis Kemptens (Allgäu)

         Integration ist ein fortwährender, gesamt-    sich persönlich mit ihr identifizieren. Die ei-
         gesellschaftlicher und wechselseitiger        gene kulturelle Identität sollte dabei nicht
         Prozess von Menschen mit und ohne Mi-         verloren gehen.
         grationshintergrund. Ziel ist die gleichbe-
         rechtigte Teilhabe aller Menschen am so-      Zuwanderung wird als Potenzial und Chan-
         zialen, kulturellen, wirtschaftlichen und     ce sowie die Vielfalt und Mehrsprachig-
         politischen Leben. Voraussetzung für einen    keit als Gewinn gesehen. Gegenseitige Of-
         gelingenden Integrationsprozess ist der Er-   fenheit für Begegnung und Dialog werden
         werb der deutschen Sprache.                   dabei als besonders wichtig erachtet. Un-
         Integration gelingt idealerweise, wenn sich   terschiedliche Kulturen und Religionen wer-
         alle in der Gesellschaft zugehörig fühlen,    den respektiert und toleriert. Die Basis bil-
         Verantwortung für sie übernehmen und          det das deutsche Grundgesetz.

32
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstam­
mung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und
Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen
Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.
                                      GG, Art. 3 Abs. 3, S. 1

                    Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und
                    zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
                                                               GG, Art. 1, Abs. 1

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlich­
keit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen
die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur
auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
                                             GG, Art. 2, Abs. 1, 2

               Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des re­
              ligiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

              Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
                                                       GG, Art. 4, Abs. 1, 2

Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
                         GG, Art. 16a, Abs. 1

                                                                                     33
■ Grundgedanken zum Entstehungsprozess

     Neben dem festgelegten Integrationsver-         Ergebnis eines partizipatorischen Prozesses
     ständnis wurden zu Beginn weitere Aspekte       und stellt eine Momentaufnahme der aktuel-
     von der Steuerungsgruppe benannt, die als       len Aufgaben der Integrationsarbeit in Kemp-
     Grundgedanken die Erarbeitung des Kemp-         ten (Allgäu) dar. Engagierte Vertreter*innen
     tener Integrationskonzeptes begleitet haben     von Fachstellen, Institutionen und der Bürger-
     und auch bei der zukünftigen Umsetzung und      schaft haben das Konzept gemeinschaftlich
     Gestaltung von Maßnahmen wichtig bleiben.       erarbeitet und dabei aktuell wichtige Hand-
                                                     lungsfelder identifiziert sowie Ziele und Maß-
     Vor dem Hintergrund der kontinuierlichen        nahmen der weiteren Integrationsarbeit de-
     Gestaltung eines positiven gesellschaftlichen   finiert. Das vorliegende Konzept dient in den
     Miteinanders in Kempten (Allgäu) ist eine ak-   nächsten Jahren – anvisiert sind fünf Jahre –
     tive Inte­grationsarbeit eine wichtige kommu-   als „Hausaufgabenheft“, welches in Zusam-
     nale und gesamtgesellschaftliche Aufgabe.       menarbeit mit beteiligten (Fach-) Stellen und
     Das vorliegende Integrationskonzept ist das     Akteur*innen schrittweise umzusetzen gilt.

34
Integration bedeutet das Zusammenwachsen
                                                            aller Bürger*innen. Das KIK richtet sich daher
  In dem Prozess werden Menschen                            an die Gesamtgesellschaft Kemptens.
  mit Migrationsgeschichte
  verstärkt einbezogen.

                                                                            Vielfalt und kulturelle Identität wird
                                                                            geschätzt, doch Parallelgesellschaften
                                                                            sollen vermieden werden.

    Das Rad soll nicht
    neu erfunden werden.
    Bestehendes soll wei-                                                               Integration ist eine Quer-
    terentwickelt werden.                                                               schnittsaufgabe und betrifft
                                                                                        alle Lebensbereiche.

   Das Konzept wird
   partizipatorisch
   erarbeitet.                                                                                      Das KIK konzentriert
                                                                                                    sich auf Kempten (Allgäu)
                                                                                                    als kreisfreie Stadt.

                                                                                                   Das KIK bewegt sich
                                                                                                   innerhalb gesetzlicher
   Die Umsetzung des                                                                               Rahmen­bedingungen.
   Integrations­konzeptes
   soll sich am
   Sozialraum der
   Menschen orientieren.
                                                                                      Das KIK orientiert sich am
                                                                                      Nationalen Aktionsplan Inte­
                                                                                      gration1 der Integrationsbeauf-
                                                                                      tragten der Bundesregierung.

Das KIK orientiert sich an den Bedarfen
und Bedürfnissen der Zielgruppen, wobei
die Grund­bedürfnisse (nach der Maslow­                                Die Ziele und Maßnahmen folgen dem
schen Bedürfnis­hierarchie) Priorität haben.                           SMART-Prinzip: Spezifisch Messbar
                                                                       Akzeptiert Realistisch Terminiert

1
 Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration: Nationaler Aktionsplan Integration.
Der strategische, integrationspolitische Ansatz für die 2020er Jahre.
https://www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/staatsministerin/nationaler-aktionsplan-integration (aufgerufen am 25.03.2021)

                                                                                                                                35
„
     „

         „
36
BEGRIFFE UND
ERLÄUTERUNGEN

                37
Begriffe und Erläuterungen
     Im vorliegenden Kommunalen Integrationskonzept werden folgende alphabetisch dargestellte
     Begriffe verwendet. Dabei wird folgendes Verständnis zu Grunde gelegt:

     Ausländer*innen

     …sind Personen, die keine deutsche Staats-        Im Alltagsgebrauch werden die Bezeichnun-
     bürgerschaft besitzen (Art. 116, Abs. 1 GG). Es   gen „Menschen mit Fluchthintergrund“ / „ge-
     zählen auch Staatenlose und Personen mit un-      flüchtete Menschen“ / „Flüchtlinge“ meist als
     geklärter Staatsangehörigkeit dazu. Die Grup-     Sammelbegriffe für Menschen aller Schutz-
     pe der Ausländer*innen ist ein Teil des weiter-   formen verwendet. Ebenso schließen die ge-
     gefassten Personenkreises der „Menschen mit       nannten Sammelbegriffe Personen ein, die
     Migrationshintergrund / Migrationsgeschichte“.    trotz mangelndem Schutzstatus aufgrund von
                                                       Abschiebeverboten eine Aufenthaltserlaubnis
                                                       oder Duldung in Deutschland bekommen ha-
     Bürger*innen / Stadtgesellschaft                  ben (Geduldete). Korrekterweise muss hierbei
                                                       jedoch noch unterschieden werden zu Perso-
     …sind alle in der Stadt Kempten (Allgäu) le-      nen, über deren Asylantrag noch nicht ent-
     benden Menschen, unabhängig von ihrer Her-        schieden wurde (Asylsuchende).
     kunft, ihrer Staatsangehörigkeit und ihres Auf-
     enthaltsstatus.                                   Die in diesem Integrationskonzept verwende-
                                                       ten Begriffe folgen der breiten Alltagsdefinition
                                                       von „Menschen mit Fluchthintergrund“ und
     Integrationslots*innen (hauptamtlich)             schließen alle Schutzformen sowie Menschen
                                                       im Asylverfahren mit ein. Bei der detaillierten
     …beraten und unterstützen ehrenamtlich täti-      Gestaltung von integrativen Einzelmaßnah-
     ge Personen rund um die Themen Integration        men muss jedoch präzise nach rechtlichem
     und Asyl und vermitteln ins passende Engage-      Status der Personen unterschieden werden.
     ment. Sie bieten bei Bedarf Weiterbildungen
     an und wirken auf kommunaler Ebene auch
     als Netzwerker*innen. Die Stellen der Integ-      Menschen mit Migrationshintergrund /
     rationslots*innen werden gefördert durch das      Migrationsgeschichte
     Bayerische Staatsministerium des Inneren, für
     Sport und Integration.                            …sind Personen, die nach Deutschland einge-
                                                       wandert sind oder die Nachkommen von ein-
                                                       gewanderten Personen. Sie haben entweder
     Menschen mit Fluchthintergrund /                  die deutsche, eine ausländische oder mehrere
     geflüchtete Menschen / Flüchtlinge                Staatsangehörigkeit(-en).

     …sind (nach §3 Abs. 1 Asylgesetz) Auslän-         Den Erhebungen der Statistikstelle der Stadt
     der*innen, wenn sie sich aus begründeter          Kempten (Allgäu) liegt dabei die folgende Defi-
     Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Herkunft,       nition zugrunde: Einen Migrationshintergrund
     Religion, Nationalität, politischen Überzeu-      haben alle nach 1949 auf das heutige Gebiet
     gung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten       der Bundesrepublik Deutschland Zugewan-
     sozialen Gruppe außerhalb ihres (Herkunfts-)      derten sowie alle in Deutschland geborenen
     Lands befinden und den Schutz dessen nicht        Ausländer*innen, in Deutschland als Deut-
     in Anspruch nehmen können oder wegen der          sche Geborene unter 18 Jahren mit zumindest
     begründeten Furcht nicht in Anspruch neh-         einem zugewanderten oder als Ausländer*in
     men wollen.                                       in Deutschland geborenem Elternteil.

                                                       Weiter werden Personen erfasst, die eine deut-
                                                       sche Staatsbürgerschaft haben und im Aus-
                                                       land geboren sind und Deutsche mit einer ab-
                                                       gelegten (ausländischen) Staatsbürgerschaft.

38
Die statistische Definition zu „Menschen                    Bei der Integrationsarbeit und somit dem
    mit Migrationshintergrund“ ist sehr um-                     vorliegenden Kommunalen Integrations-
    fassend und trifft in Kempten (Allgäu) auf                  konzept werden die Bedarfe einzelner Ziel-
    38,2% der Bevölkerung zu.1 Diese quanti-                    gruppen wesentlich detaillierter betrachtet.
    tative Information beinhaltet jedoch keine
    konkrete Aussagekraft darüber, wie gut die                  Hier spielen Faktoren wie Aufenthaltsdauer
    Personen in der Gesellschaft angekommen                     in der Bundesrepublik, Bildungs- und Aus-
    sind, ob und in welchem Umfang integrative                  bildungsniveau, Sprachkenntnisse, Famili-
    Unterstützungsbedarfe bestehen.                             ensituation usw. eine wichtige Rolle.

(Neu-) Zugewanderte / Migrant*innen                               Die einzelnen Organisationen variieren nach
                                                                  ihren Ausrichtungen als religiöse, unterneh-
…sind Personen, die im Ausland (also nicht                        merische, politische, kulturelle, Selbsthilfe-,
auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik)                       Wohltätigkeits- oder Freizeitverbände.
geboren und nach Deutschland zugewandert
sind. Darunter werden auch geflüchtete Men-
schen und Spätaussiedler*innen erfasst.                           Migrations-, Flüchtlings- und
                                                                  Integrationsberatung

Migrant*innenorganisationen                                       …ermöglicht neu zugewanderten Menschen
                                                                  mit Migrationsgeschichte sowie Asylsuchen-
…sind Verbände, deren Ziele und Zwecke                            den ein professionelles, bedarfsgerichtetes
sich wesentlich aus der Situation und den In-                     und zielgruppenspezifisches Beratungsange-
teressen von Menschen mit Migrationsge-                           bot. Die Beratungsthemen sind sehr umfas-
schichte ergeben. Diese sind somit heterogen.                     send und können altersspezifisch in Anspruch
Dabei können die einzelnen Organisationen                         genommen werden. Die Beratungsstellen der
auf den Prozess der Migration selbst, wie auch                    freien Wohlfahrtspflege sind unabhängig und
auf die Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe                    unterliegen der Schweigepflicht.
der Migrant*innen bezogen sein.

1
 Stadt Kempten (Allgäu), Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung, Amt für Integration (2020):
Faktencheck Migration 2019. https://www.kempten.de/veroffentlichungen-5050.html

                                                                                                                    39
40
DER ENTSTEHUNGS-
PROZESS DES
KOMMUNALEN
INTEGRATIONS-
KONZEPTES (KIK)

                   41
Der Entstehungsprozess
     des Kommunalen
     Integrationskonzeptes (KIK)
     Bereits mit der Gründung des Amtes für Inte­           nen breiten Beteiligungsprozess entschieden,
     gration im Jahr 2016 zeigten Politik und Ver-          um auf die gewachsenen Strukturen aufzubau-
     waltung, dass die Integrationsarbeit eine zent-        en und die anstehenden Aufgaben gemeinsam
     rale Aufgabe der Stadt ist. Dieses Verständnis         zu entwickeln. Organisiert und gesteuert wurde
     wurde unterstrichen durch den vom Aus-                 der gesamte Verlauf vom Projektteam aus dem
     schuss für soziale Fragen im Februar 2019 er-          Amt für Integration. Fachkräfte und Bürger*in-
     teilten Auftrag, für Kempten (Allgäu) ein Integ-       nen Kemptens brachten aus verschiedenen
     rationskonzept zu entwickeln. Ebenso wurden            Perspektiven und Disziplinen – sei es im Netz-
     dafür Personalressourcen innerhalb der Stadt-          werk, in den Arbeitsgruppen oder in der Steue-
     verwaltung geschaffen.                                 rungsgruppe – ihre Kompetenzen und Erfah-
                                                            rungen in das Konzept ein. Im Zusammenspiel
     Zur Entwicklung des Kommunalen Integra-                von Projektteam, Steuerungsgruppe und Netz-
     tionskonzeptes (KIK) hat sich die Stadt für ei-        werk entstand so das vorliegende Konzept.

     ■   Das Projektteam steuerte den Prozess
     Die Aufgaben des Projektteams umfasste die             nissicherung und -aufbereitung der einzelnen
     gesamte Projektsteuerung. Die Organisation,            Prozessschritte sowie die Ausarbeitung der fi-
     Durchführung und Leitung aller Prozessschrit-          nalen Darstellung in Form des vorliegenden
     te oblag dem Team. Dies beinhaltete die Tref-          Konzeptes zählte zusätzlich zu den Aufga-
     fen der Steuerungsgruppe, der Fachrunde, der           ben des Projektteams. Das Projektteam setz-
     Arbeitsgruppen und die E-Mail-Befragung. Die           te sich zusammen aus den Mitarbeiterinnen
     Teammitglieder bereiteten die Veranstaltun-            der Kommunalen Integrationsarbeit: Priska
     gen vor, moderierten die Gruppen und hielten           Hecht, Jana Haas (Feb. 2019 bis Sept. 2020)
     die Ergebnisse in Protokollen fest. Die Ergeb-         und Susanne Blenk (seit Nov. 2020).

     ■   Die Steuerungsgruppe legte die Inhalte fest
     Die Entwicklung des Integrationskonzeptes              lungsfelder fest und stimmten im weiteren
     wurde von der fachlich breiten und vielfältig          Verlauf über die von den Arbeitsgruppen vor-
     aufgestellten Steuerungsgruppe begleitet. Der          geschlagenen Ziele und Maßnahmen ab und
     starke Querschnittsbezug des Themas Integ-             entschieden, welche Inhalte ins Konzept auf-
     ration spiegelte sich somit in der Besetzung           genommen werden sollten.
     der Steuerungsgruppe wider.

     Mit ihrer fachlichen Kompetenz und Kenntnis
     der Kemptener Gegebenheiten erarbeitete sie
     ein Integrationsverständnis für Kempten (All-
     gäu) und diskutierte die Grundgedanken zur
     Erarbeitung des Konzeptes. Ebenso fungierte
     die Steuerungsgruppe als Entscheidungsgre-
     mium. Die Mitglieder legten die sechs Hand-

        Mitglieder der Steuerungsgruppe mit Oberbürger­
             meister Thomas Kiechle (Vierter von rechts).
       Es fehlen auf dem Foto Cordula Amann, Peter Ga­
                    luschka, Eugen Hübert, Elvira Schmid

42
Mitglieder der Steuerungsgruppe aus diversen Fachbereichen, Politik und Stadtverwaltung

 Fachbereiche und Stadtrat

 Integrationsbeauftragte des Stadtrats     Ilknur Altan
 Integrationsbeirat des Stadtrates         Rosalia Kubedinow / Eugen Hübert
 Migrations-, Flüchtlings- und             Anke Heinroth, Diakonie Kempten Allgäu / Christine
 Integrationsberatung                      Floh, Kath. Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V
 Freie Träger Integration                  Lajos Fischer, Haus International / Gabriele Heilinger,
                                           Trägerverein Haus International e.V.
 Freie Träger Jugend                       Alexander Haag, Stadtjugendring /
                                           Marina Neugebauer-Wanner, Stadtjugendring
 Schule                                    Tobias Schiele, Schulrat / Stephan Baumann,
                                           Mittelschule bei der Hofmühle
 Arbeitsmarkt                              Helene Vetter, Jobcenter /
                                           Jürgen Schweighart, Agentur für Arbeit

 Stadtverwaltung

 Referent Jugend, Schule und Soziales      Thomas Baier-Regnery
 Amt für Integration                       Philipp Wagner / Cornelia Sauter
 Amt für Jugendarbeit                      Oliver Huber / Alina Alltag
 Amt für BürgerService                     Konrad Pfister / Peter Galuschka
 Amt für Ausbildungsförderung,             Cordula Amann
 Senioren- und Wohnungsfragen,
 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept
 Amt für Ausbildungsförderung,             Elvira Schmid
 Senioren- und Wohnungsfragen,
 Koordinationszentrum
 bürgerschaftliches Engagement

■   Das Netzwerk Integration erarbeitete die Inhalte
Das Netzwerk Integration, bestehend aus             te eine Fachrunde. Im weiteren Verlauf konnten
haupt- und ehrenamtlichen Expert*innen, er-         sich die Mitglieder des Netzwerkes in Arbeits-
arbeitete in den Beteiligungsphasen die Inhal-      gruppen und E-Mail-Befragungen einbringen
te des Integrationskonzeptes.                       und die Inhalte des Konzepts mitgestalten.
                                                    Dabei wurden der Status quo in Kempten (All-
Dabei erfolgte die Art der Zusammenarbeit in        gäu) hinterfragt, Bedarfe formuliert und die
unterschiedlichen Formen. Den Auftakt bilde-        Umsetzbarkeit in den Blick genommen.

                                                                                                     43
■   Der Beteiligungsprozess Schritt für Schritt

     1. Der Auftakt mit einer Fachrunde

     Am 07. Oktober 2019 fand der Auftakt des Be-   Bei der Auftaktveranstaltung konnten die Teil-
     teiligungsprozesses für das Kommunale Integ-   nehmenden in Kleingruppen Themen und Inhal-
     rationskonzept Kemptens in Form einer Fach-    te für die einzelnen Handlungsfelder benennen,
     runde statt.                                   die im weiteren Entwicklungsprozess des Integ-
                                                    rationskonzeptes bearbeitet werden sollten.
     Knapp 100 Fachkräfte unterschiedlichster Be-
     reiche kamen zusammen, um ihr fachliches       Anschließend wurden der Ist-Zustand und
     Wissen und ihre Erfahrungen ins Konzept ein-   die Bedarfe dieser Themen diskutiert und
     zubringen.                                     priorisiert.

     Oberbürgermeister Thomas Kiechle
                begrüßt die Fachrunde

                                                                           Beim Auftakt erarbeiten
                                                                           Fachkräfte erste
                                                                           Inhalte für das Konzept

44
2. Die Arbeitsgruppen arbeiteten an Zielen

Die Weiterarbeit an den Inhalten aus der Fach-
runde erfolgte in einzelnen themenspezifi-
schen Arbeitsgruppen mit Workshopcharak-
ter. Für jedes der sechs Handlungsfelder traf
sich eine Arbeitsgruppe. Die Gruppen setz-
ten sich jeweils aus 10 bis 20 Fachkräften und
Laien der Stadtgesellschaft zusammen, um
auch an dieser Stelle ein breites Spektrum an
Erfahrung und Kompetenz für das Konzept zu
nutzen.

Schwerpunkt dieser Beteiligungsphase war es,
Ziele für die sechs Handlungsfelder zu benen-
nen. Dabei war die Frage nach der regionalen
Bedeutung und Umsetzbarkeit in Kempten
(Allgäu) ein wichtiges Kriterium.                Arbeitsgruppen erarbeiten für jedes Handlungsfeld Ziele

3. Das Netzwerk Integration brachte sich zu den Maßnahmen ein

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen wäh-          legten Zielen gebeten. Aus den zahlreichen
rend der Corona-Pandemie wurde diese Be-         Rückläufen erarbeitete das Projektteam für je-
teiligungsphase per E-Mail-Befragung durch-      des Handlungsfeld einen ersten Vorschlag ei-
geführt. Zu jedem Handlungsfeld hat das          nes gebündelten Maßnahmenkatalogs.
Projektteam alle bisherigen Beteiligten aus
dem Netzwerk Integration angeschrieben und       Dieser gebündelte Vorschlag wurde wieder-
um die Nennung von bereits bestehenden und       um an die Arbeitsgruppen gesandt und Ände-
neuen Maßnahmenvorschlägen zu den festge-        rungsvorschläge eingearbeitet.

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■    er Entwicklungsprozess und das Zusammenspiel des Netzwerks
         D
         Integration, der Steuerungsgruppe und der Projektsteuerung

                          Februar / März 2019
           Beschluss des Ausschusses für soziale
     Fragen ein Kommunales Integrationskonzept
     zu entwickeln; Steuerung und Begleitung des
           Entwicklungsprozesses durch das Amt
                 für Integration / Projektteam KIK       April / Mai 2019
                                                         Ausarbeitung eines Entwicklungsplanes
                                                         und Festlegung der Arbeitsmethodik,
                                                         das Konzept durch eine breite Beteiligung
                                                         von Expert*innen in Kempten (Allgäu)
                                                         zu entwickeln

                                                                                      Juni 2019
                                                     Auftaktveranstaltung der Steuerungsgruppe

                                                                                       Juli 2019
                                Erarbeitung eines Integrationsverständnisses und Festlegung der
                               Handlungsfelder für Kempten (Allgäu) durch die Steuerungsgruppe

          Oktober 2019
          Die Fachrunde: Auftakt des Beteiligungsprozesses in Form
          einer Fachrunde mit 100 Beteiligten aus dem Netzwerk Integration

                                                         Aufbereitung der Ergebnisse durch die
                                                         Projektsteuerung / Amt für Integration

                                                                               November 2019
                                                        Einordnung der Ergebnisse der Fachrunde
                                                      durch die Steuerungsgruppe und endgültige
                                                           Festlegung der sechs Handlungsfelder

         Dezember 2019 – März 2020
         Die Arbeitsgruppen: Erarbeitung von Zielen für Kempten (Allgäu)
         durch Arbeitsgruppen in den sechs Handlungsfeldern des KIKs

                                                         Aufbereitung der Ergebnisse durch die
                                                         Projektsteuerung / Amt für Integration

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