PROJEKTBERICHT "KICK-OFF" - Prävention und Deradikalisierung in Strafvollzug und Bewährungshilfe in Schleswig-Holstein - PROvention
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ Prävention und Deradikalisierung in Strafvollzug und Bewährungshilfe in Schleswig-Holstein Förderphase 2017 – 2019 Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e. V. und Kieler Antigewalt- und Sozialtraining e. V.
Impressum Stand: 15. Oktober 2019 Herausgeber: Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e. V. .Kieler Antigewalt- und Sozialtraining e. V. Verfasser*innen: Laura Adrian Schielan Babat Solomon Caskie David Garbers Franz Lalowski Berenike Schwarz Mohamed Shehata Nils Stühmer Layout: Grafik Kontor Lübeck Druck: Flyeralarm Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerungen des BMFSFJ oder des BAFzA bzw. des Ministeriums für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autor*innen die Verantwortung. 2 Impressum PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
INHALTSVERZEICHNIS I. Einleitung .................................................................. 4 V. Gesprächsgruppen .................................................. 15 Zielgruppen ............................................................... 5 Rahmen und Ziele .................................................... 15 Gliederung ................................................................. 6 Konzept ..................................................................... 15 Durchführung ........................................................... 16 II. Qualitätssicherung und Netzwerkarbeit .............. 6 Erfahrungen .............................................................. 16 Herausforderungen ................................................. 17 III. Fortbildungen ........................................................... 7 Zwischenfazit ........................................................... 18 Rahmen und Ziele ..................................................... 7 Konzept ...................................................................... 8 VI. Beratung .................................................................. 18 Durchführung ............................................................ 9 Rahmen und Ziele .................................................... 18 Erfahrungen ............................................................. 10 Konzept ..................................................................... 18 Herausforderungen ................................................. 11 Durchführung .......................................................... 19 Zwischenfazit ........................................................... 11 Erfahrungen .............................................................. 19 Herausforderungen ................................................ 20 IV. Demokratiepädagogischer Unterricht ................. 11 Zwischenfazit .......................................................... 22 Rahmen und Ziele .................................................... 11 Konzept ..................................................................... 11 VII. Gesamtfazit ............................................................. 23 Durchführung .......................................................... 12 Erfahrungen ............................................................. 12 Quellen ........................................................................... 26 Herausforderungen ................................................. 13 Zwischenfazit ........................................................... 14 Informationen zu den Trägern .................................... 27 PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ Inhaltsverzeichnis 3
erscheint. In diesem Moment der Unsicherheit können I. EINLEITUNG eine neue starke Gruppe sowie eine sinnstiftende Ideolo- gie, welche die Verantwortung für das eigene Scheitern außerhalb der eigenen Person verortet, äußerst entlas- tend sein. So werden die wachsende Zahl von Terroris- In den vergangenen Jahren sind europaweit Gefängnisse musverfahren (Frank und Freuding 2018: 250) und damit als Orte von Radikalisierung zunehmend in den Blick voraussichtlich auch radikalisierter Inhaftierter und der Öffentlichkeit geraten. Von „Durchlauferhitzern“ deren potenzieller Einfluss auf diese vulnerablen Grup- (Korn 2015) bis hin zu „Brutstätten“ (Neumann 2010: 2) pen mit Sorge beobachtet. Fälle von Radikalisierung im war zum Teil die Rede. Obgleich insbesondere für den Gefängnis wie die des Charlie Hebdo Mit-Attentäters deutschen Kontext solche Bezeichnungen übertrieben Amédy Coulibaly (Basra et al. 2016: 19) oder des deut- scheinen, haben diese Diskussionen den Fokus auf ein schen IS-Ausreisers Harry S. (Basra et al. 2016: 20) haben Feld gelenkt, welches sich in den letzten Jahren stark ge- die Gefahren besonders verdeutlicht. Auch der Straß wandelt hat und neue Herausforderungen im Hinblick burger Attentäter Chérif Chekatt (Duguet, 2018) sowie auf Radikalisierungsprozesse mit sich bringt. der Berliner Attentäter Anis Amri sollen sich einigen In erster Linie sind Gefängnisse Orte der Verwund- Quellen zufolge im Gefängnis zunehmend radikalisiert barkeit (Neumann 2010:2), die vulnerable Personen und haben (Biermann et al. 2016; Sydow 2016). eine wachsende Zahl radikalisierter Personen zusam- Im Phänomenbereich Rechtsextremismus gab es in menbringen. Die Gefahr von Radikalisierung in Haft den letzten Jahren bundesweit erschütternde Attentate wurde in den vergangenen Jahren durch Einzelfälle, und Anschläge. Die Mordserie des NSU-Netzwerkes die bis hin zu terroristischen Straftaten geführt haben, verdeutlichte, welche Gefahr vom Rechtsterrorismus verdeutlicht. ausgeht. Der Mord am Regierungspräsidenten Walter Hinter Radikalisierungsprozessen stehen in erster Lübcke in Hessen und das rechtsextremistisch motivier- Linie soziale Motive: das Bedürfnis nach Halt, Gemein- te Attentat auf die Synagoge in Halle (Saale) mit den schaft, einem neuen Lebenssinn.…Häufig geht dieser anschließenden Morden verdeutlichen, was rechtsext- Suche eine persönliche Krise voraus. Diese muss dabei reme Ideologie in letzter Konsequenz bedeutet: Mord, nicht von außen als Krise erkennbar sein; zentral ist, was Bedrohung und Angriff auf die demokratischen Werte sie bei der individuellen Person auslöst. In der Radika- unserer Gesellschaft. Rechtsextreme Ideologie führt lisierungsforschung wird in diesem Zusammenhang häufig zu Konflikten mit dem Strafrecht, wodurch das häufig von einer sogenannten „kognitiven Öffnung“ Risiko von Inhaftierungen und Bewährungsstrafen gesprochen (Wiktorowicz, zitiert in Neumann 2016: 57), gegeben ist. einer Empfänglichkeit für neue, sinnstiftende Angebote. Die Inhaftierungen und Verurteilungen von Personen Jugendliche und Heranwachsende befinden sich in einer mit islamistischen oder rechtsextremen Bezügen stellen entscheidenden Lebensphase, in der sie zahlreichen Her- Momente der Vulnerabilität, massiver Irritation und ausforderungen begegnen, wie der Suche nach Anerken- Infragestellung des bisherigen Lebensentwurfes dar. nung, Zugehörigkeit, Identität, Selbstwirksamkeit oder Diese Phasen sind für Ausstiegs- und Distanzierungs Gerechtigkeit. Die Frustration dieser Suche und damit angebote mögliche Zugänge, die außerhalb des Justiz- der Befriedigung dahinter stehender Motive kann zu kontextes so nicht gegeben wären. Unmut und Unzufriedenheit oder ebensolchen „Krisen“ Deutlich wurde daher in den letzten Jahren, dass führen und damit zu einer Offenheit für neue Denk- neben den zahlreichen bestehenden Hilfs- und Bildungs muster. Eine Verurteilung ist in vielerlei Hinsicht eine angeboten in Gefängnissen und der Bewährungshilfe persönliche Krise: Man wird aus seinem gewohnten weitere gezielte Präventions- und Distanzierungsbe Umfeld gerissen, verliert einen Großteil seiner Freiheit mühungen notwendig geworden sind. Auf Bundes- wie und Autonomie, soziale und berufliche Perspektiven ver- Landesebene wurde dieser Bedarf erkannt und im Rah- engen sich. Es kommt zu einem schwerwiegenden Bruch men des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ 2016 in der Biografie, der eine „kognitive Öffnung“ herbeifüh- die neue Fördersäule „Prävention und Deradikalisierung ren kann. Gleichzeitig betritt man mit dem Gefängnis in Strafvollzug und Bewährungshilfe“ ins Leben gerufen. ein neues, ungewohntes System, das oftmals bedrohlich In allen Bundesländern sollten Modellprojekte über 4 I. Einleitung PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
einen Zeitraum von ca. 2,5 Jahren gefördert werden, Die Säulen werden in den Kapiteln III bis VI im Detail die sich einem oder mehreren Phänomenbereichen vorgestellt. (Islamismus, Rechtsextremismus, Linksextremismus) Eine wichtige Zielgruppe stellen Bedienstete aus widmen. Mit einem wachsenden islamistischen Perso- Vollzug und Bewährungshilfe dar. Diese stehen zumeist nenpotenzial, das 2018 bei 645 Personen lag sowie einer im täglichen Kontakt mit den Inhaftierten und Pro- rechtsextremistischen Szene aus ca. 1 100 Personen band*innen und sind somit nicht nur die ersten, die (Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integ- potenziell problematische Tendenzen wahrnehmen ration 2019: 1,3) stellen der Islamismus und der Rechts- können, sie können durch diesen z. T. engen Kontakt extremismus in Schleswig-Holstein klar die größten auch die Chance haben, Radikalisierungsprozessen Herausforderungen dar. Das Ministerium für Justiz, entgegenzuwirken. Aus diesem Grund werden alle Be- Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung (MJEVG) diensteten aus Vollzug, Bewährungs- und Gerichtshilfe des Landes Schleswig-Holstein übernahm die Initiative verpflichtend in eintägigen Fortbildungen in beiden für das Modellprojekt und die vorgeschriebene 10%-ige Phänomenbereichen geschult. Die Extremismusbe Kofinanzierung. Bereits 2016 fanden Abstimmungs- auftragten der einzelnen Anstalten und Landgerichts- gespräche zur Präventionsarbeit im Strafvollzug und bezirke werden zusätzlich jedes Jahr vertiefend geschult der Bewährungshilfe mit der Türkischen Gemeinde in (zu Fortbildungen s. Kapitel III). Alle Bediensteten Schleswig-Holstein e. V. (TGS-H e. V.) statt, die über haben zudem die Möglichkeit, Fachberatung durch die Präventions- und Beratungsstelle PROvention Kick-off in Anspruch zu nehmen, phänomenspezifisch im Bereich der Prävention des religiös begründeten ebenso wie in Bezug auf konkrete Inhaftierte und Pro- Extremismus in Schleswig-Holstein bereits fest veran- band*innen, was auch anonymisiert möglich ist. kert ist. Alle Beteiligten waren sich schnell einig, dass Jugendliche Inhaftierte stellen durch ihre heraus- der Rechtsextremismus, wie oben beschrieben, nach fordernde Lebenssituation eine zentrale Zielgruppe im wie vor ein starkes Gewaltpotenzial birgt und ebenfalls Bereich der (Primär/Sekundär-)Prävention dar. Sie ver- abgedeckt werden muss. Hierfür wurde ein Trägerver- bringen eine besonders kritische Phase ihrer Entwick- bund gebildet zwischen der TGS-H e. V. und dem Kieler lung in Haft, wo ihre Möglichkeiten, jugendtypische Antigewalt- und Sozialtraining e. V. (KAST e. V.), der in Entwicklungsaufgaben zu bewältigen und Selbstwirk- Schleswig-Holstein seit 2014 in der Ausstiegs- und Dis- samkeitserfahrungen zu machen, stark eingeschränkt tanzierungsarbeit im Bereich Rechtsextremismus aktiv sind. Gleichzeitig kommt ein großer Teil jugendlicher ist. Es wurde eine Projektgruppe bestehend aus dem Inhaftierter bereits aus schwierigen sozialen Strukturen Justizministerium, Ansprechpersonen aus mehreren und oftmals bildungsfernen Familien. Bewusste positive Justizvollzugsanstalten und Landgerichtsbezirken sowie Erfahrungen mit Politik und Demokratie sind zumeist dem Landesdemokratiezentrum gebildet, die gemein- nicht vorhanden, eher wird Demokratie als Teil eben des sam mit den Trägern die Bedarfe in Strafvollzug und Staates wahrgenommen, der für die eigene Verurtei- dem Bereich ambulanter Maßnahmen analysiert haben. lung verantwortlich gemacht wird. Diese Faktoren eben- Darauf basierend konzipierten die Träger zugeschnit- so wie die eingangs beschriebenen Herausforderungen tene Maßnahmen, die in jeder Phase mit der Projekt- der Inhaftierung können ihre Anfälligkeit für radikale gruppe rückgekoppelt wurden. So konnte ein Projekt Ideologien und Gruppierungen erhöhen. Der demo- entwickelt werden, das von Anfang an die Expertise aus kratiepädagogische Unterricht setzt daher bei dieser Strafvollzug, Bewährungshilfe und Ministerien ebenso Zielgruppe an, um ihnen Demokratie näherzubringen wie der in der Extremismus-Prävention tätigen Träger und sie durch konkrete persönliche Erfahrungen sowie gebündelt hat und auf existierende Bedarfe im Land zu- den Erwerb verschiedener Kompetenzen zu befähigen, geschnitten wurde. Diese Bedarfe liegen im Bereich der extremistischen Ansprachen kritisch zu begegnen (zum Prävention ebenso wie in dem der Deradikalisierung. demokratiepädagogischen Unterricht s. Kapitel IV). Auch vielen erwachsenen Inhaftierten fehlt häufig Zielgruppen der positive Bezug zur Demokratie, da sie bisher kaum Es wurden fünf zentrale Zielgruppen identifiziert, die Möglichkeiten der Mitgestaltung ihrer Lebenswelt über verschiedene Säulen im Bereich der Prävention bis kennengelernt haben. Inhaftierung und oftmals auch hin zur Distanzierungsarbeit erreicht werden sollten. die Trennung von Partner*innen und Kindern können PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ I. Einleitung 5
zusätzliche Herausforderungen darstellen. Frust über Gliederung die Verurteilung und Haltlosigkeit angesichts der Im folgenden Bericht werden zunächst die Bereiche Lebenssituation können auch Inhaftierte außerhalb Qualitätssicherung im Projekt sowie Netzwerkarbeit des Jugendvollzugs anfällig für radikale Ideologien beschrieben. In den darauffolgenden Kapiteln werden machen. Sie sollen insbesondere über tagespolitische die an die beschriebenen Zielgruppen gerichteten Gesprächsgruppen erreicht werden (zu den tagespoliti- Maßnahmen in einzelnen Kapiteln ausführlich vorge- schen Gesprächsgruppen s. Kapitel V). Dies dient nicht stellt. In jedem Kapitel werden zunächst der Rahmen, nur ihrer eigenen Stärkung. Als Väter, Onkel, Tanten, die Ziele und Zielgruppe und das Konzept betrachtet. Brüder, Nachbar*innen und in vielen anderen Bezügen Anschließend wird auf die Zielgruppenerreichung sowie sind sie an der Entwicklung junger Menschen beteiligt die Erfahrungen innerhalb jeder Säule eingegangen. und können als Vorbilder und Multiplikator*innen Im Anschluss werden die zentralen Herausforderungen positiv wirken. der Maßnahme präsentiert sowie ein Zwischenfazit Religion kann eine wichtige Ressource zur Bewälti- gezogen. Der Bericht endet mit einem Gesamtfazit gung des Haftalltags sein. Aktuell können jedoch für einschließlich eines kurzen Ausblicks auf die zweite Muslime noch keine flächendeckende und regelmäßige Förderperiode. Seelsorge oder Freitagsgebete angeboten werden. Es besteht u. a. die Gefahr, dass die wachsende Zahl radikalisierter Inhaftierter versuchen könnten, eben diese Lücke zu füllen und andere Inhaftierte zu beein flussen. Kick-off bietet daher für Muslime und am Islam Interessierte theologische Gesprächsgruppen in II. QUALITÄTSSICHERUNG allen großen Haftanstalten an, in denen die Vielfalt des UND NETZWERKARBEIT Islam und Gegennarrative im Rahmen offener Diskus- sionen im Vordergrund stehen (zu den theologischen Gesprächsgruppen s. Kapitel V). Durch das Erleben einer Diskussionskultur auch bei sensiblen Themen sowie Wie oben erwähnt, handelt es sich bei Kick-off um ein erweitertes theologisches Wissen soll ihre Ambiguitäts Modellprojekt, d. h. um ein Projekt in einem Feld mit toleranz gestärkt und die Anfälligkeit für vereinfachte neuen Herausforderungen, welches durch innovative extremistische Ansprachen verringert werden. Ansätze und Konzepte Erkenntnisse für die Präventions- Eine zentrale Zielgruppe ist die wachsende Zahl arbeit generieren kann. Für die Mitarbeiter*innen von (mutmaßlich) radikalisierter Personen. Aufgrund Kick-off nehmen daher die stetige Reflexion der eigenen der eingangs beschriebenen Entwicklungen finden Arbeit sowie die damit verbundene Weiterentwicklung diese sich auch zunehmend in Haft und im Kontext der der Maßnahmen und Inhalte einen hohen Stellenwert Bewährungshilfe wieder und stellen alle Beteiligten ein. Zuallererst findet diese Reflexion im Team statt, vor neue Herausforderungen. Die Inhaftierten selbst phänomenspezifisch wie phänomenübergreifend. Über bringen zumeist neben ihrer Radikalisierung verschie- den gesamten Projektzeitraum hinweg fanden regel- dene Problemlagen mit, die während der Haft und/ mäßige Teamsitzungen und Klausurtagungen statt, oder Bewährungszeit zu bearbeiten sind. Kick-off bietet in denen Herausforderungen und Bedarfe besprochen gesprächsbereiten Personen in Haft und auf Bewährung wurden und Maßnahmen z. T. angepasst wurden, um Einzelberatung an, in denen durch multiprofessionelle Zielgruppen noch besser zu erreichen. Eine zentrale Teams und eine einzelfallorientierte Herangehensweise Grundlage für diese Sitzungen waren auch die Rück- ein Deradikalisierungprozess und eine damit einherge- meldungen von Ansprechpersonen für Extremismus, hende Wiedereingliederung in die Gesellschaft beglei- Bediensteten aus Fortbildungen, ebenso wie Inhaftier- tet werden können (zur Einzelberatung s. Kapitel VI). ten, die an Maßnahmen von Kick-off teilnahmen. Der Die Fortbildungen sowie die Einzelberatung konnten vorliegende Projektbericht ist ein Ergebnis einer Reihe bereits 2017 beginnen. Die Gesprächsgruppen ebenso von Klausurtagungen, in denen die Erfahrungen des wie der demokratiepädagogische Unterricht starteten Projektes gesammelt und reflektiert wurden. Neben im Frühjahr 2018. teaminternen Reflexionen steht Kick-off mit der Pro- 6 II. Qualitätssicherung und Netzwerkarbeit PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
jektgruppe im Austausch, um auch in Gesprächen mit Ministerien sowie den Anstalten und Stellen für Bewäh- rungshilfe die Bedarfe und Maßnahmen strukturiert abzugleichen und stets basierend auf dem aktuellen Stand neu zu bewerten. Von Bedeutung für die Qualitätssicherung ist zudem der Austausch mit anderen Akteuren im Arbeitsfeld Extremismusprävention. Hier haben sich die Mitarbei- ter*innen von Kick-off in verschiedenen Netzwerken, wie der bundesweiten AG Strafvollzug sowie dem Nord- verbund der Beratungsstellen, in beiden Phänomenbe- reichen aktiv eingebracht. In anderen Netzwerken, wie den Bundesarbeitsgemeinschaften der beiden Phäno- menbereiche und dem europäischen Radicalisation Awareness Network (RAN) waren Mitarbeiter*innen von Kick-off ebenfalls aktiv vertreten, u. a. durch Vorträge III. FORTBILDUNGEN und Workshops bei Fachveranstaltungen. Ein wichtiges Element der Qualitätssicherung in einem dynamischen und vielschichtigen Arbeitsfeld Rahmen und Ziele stellt zudem die Fort- und Weiterbildung der Mit- Die Fortbildungen werden in Form von Schulungen von arbeitenden dar. So haben mehrere Mitarbeitende zwei Referent*innen direkt in den Räumlichkeiten der von Kick-off Fortbildungen in systemischer Beratung Justizvollzugsanstalten sowie der Justizvollzugsschule besucht und abgeschlossen sowie Kenntnisse ins Team an den Standorten Neumünster, Lübeck, Kiel, Flens- getragen. Alle Mitarbeitenden haben 2018 zudem an burg, Schleswig Itzehoe und Moltsfelde von 09:00 bis einer 3-tägigen Schulung in Deeskalation teilgenom- 16:00 Uhr mit jeweils ca. 20 Teilnehmenden für die men, um auch auf potenziell zu (Gewalt-)Ausbrüchen Mitarbeitenden aller Laufbahnen im Justizvollzug sowie neigenden Klient*innen besser reagieren zu können. der Bewährungs- und Gerichtshilfe (sowie Externe) Die Projektleitung ist zudem in der Handhabung des angeboten und durchgeführt. Die Organisation und das Risikoeinschätzunsgtools VERA IIR geschult, welches Anmeldeverfahren erfolgen über das Justizministerium. für die Einschätzung von Deradikalisierungsprozessen Die Teilnehmenden sollen durch die Fortbildungen in ergänzend genutzt werden kann. Risikoeinschätzungen ihrer Handlungssicherheit gestärkt und auf die neuen werden von Kick-off nicht durchgeführt. Herausforderungen im Hinblick auf die zu erwartende Weiterhin ist Supervision als fester Bestandteil steigende Anzahl von Gefangenen mit extremistischen professioneller sozialer Arbeit auch in der Arbeit von Einstellungen vorbereitet werden. Ein zentrales Anlie- Kick-off essenziell. Im Kontext der Arbeit mit Menschen, gen dabei ist, dass Radikalisierungsprozesse möglichst in Einzel- wie in Gruppensettings, dient Supervision frühzeitig erkannt werden, um diesen entgegenzuwirken der Reflexion der eigenen Rolle im Beratungs- bzw. und einen professionellen und sicheren Umgang mit Arbeitsprozess sowie möglicher Belastungen und bereits radikalisierten Inhaftierten entwickeln zu können. Herausforderungen. Die direkte Arbeit mit Personen Zusätzlich sollen die Teilnehmenden über aktuelle Szene- im Kontext Justiz, die größten Belastungen ausgesetzt Entwicklungen, Tendenzen und Akteure informiert sind, kann mitunter sehr fordernd und einnehmend werden. Die Fortbildungen Islamistischer Extremismus sein, was eine Begleitung durch eine*n externe*n (Islex) werden gemeinsam mit PROvention durchge- Supervisor*in unerlässlich macht. Dies entlastet nicht führt. Für die Extremismusansprechpartner*innen der nur die Berater*innen persönlich, sondern gewährleistet Justizvollzugsanstalten, Gerichts- und Bewährungshilfe auch die Aufrechterhaltung ihrer Handlungsfähigkeit in werden zusätzliche Fortbildungstage mit vertiefenden der weiteren Arbeit. Die Mitarbeiter*innen von Kick-off Inhalten in beiden Phänomenbereichen angeboten, die nehmen daher regelmäßige Einzel- sowie Teamsuper auch dem Erfahrungsaustausch und der Abstimmung visionen in Anspruch. der Projektumsetzung dienen. PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ III. Fortbildungen 7
Vereinfachte Seminarabläufe Rex und Islex Konzept Die Fortbildungen sind in beiden Phänomenbereichen der Sensibilisierung für Radikalisierungsprozesse. Dies konzeptionell in die Bereiche „Verstehen-Erkennen- ist eine besondere Herausforderung, da diese sehr indi- Handeln“ gegliedert. Während der Fortbildungen viduell und unterschiedlich schnell verlaufen können. kommen unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Die Teilnehmenden lernen, wichtige Anzeichen wie Ver- Methoden wie kurze Vorträge, Gruppenarbeiten, Übun- änderungen der Verhaltensmuster bei Personen aus der gen, Diskussionen sowie Arbeitsmaterialien und Medien Risikogruppe wahrzunehmen und diese einzuschätzen. wie Texte, Powerpointpräsentationen und Videos zum So werden ihnen wichtige Anhaltspunkte wie bestimme Einsatz. Im Bereich des Verstehens werden zunächst Kleidungsmarken, Symbole, Flaggen, Zahlencodes, allgemeine Hintergrundinformationen, Definitionen Tätowierungen, Musikgruppen, problematische Predi- und Begrifflichkeiten vermittelt sowie ein aktueller La- ger und szenetypische Verhaltenskodexe vorgestellt. gebericht dargestellt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt Diese können keinesfalls als sichere Belege für eine ferner auf der Benennung von Risikofaktoren, die eine Radikalisierung genutzt werden, können aber, wenn Radikalisierung von Inhaftierten und Proband*innen sie rechtzeitig bemerkt werden, dabei helfen, eine auf begünstigen können. Dabei lernen die Teilnehmenden weiteren Anhaltspunkten basierende Einschätzung zu die Anziehungskraft einzuschätzen, die radikale Grup- entwickeln. Die Referent*innen unterscheiden zwischen pierungen und Ideologien auf Inhaftierte, Proband*in- Hin- und Beweisen, da vorschnelle Zuschreibungen nen und junge Menschen (im Folgenden Risikogruppe) stigmatisieren können. im Allgemeinen ausüben können. Einstiegsmotive Im Bereich des Handelns erarbeiten die Teilnehmen können somit besser nachvollzogen werden. Im Bereich den anhand anonymisierter Fallbeispiele und Biografien des Erkennens liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf eigenständig praxisnahe und realistische Lösungsstra- 8 III. Fortbildungen PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
Kleidungsmarken und Symbole der rechtsextremen Szene als Anschauungsmaterialien der Fortbildung Rechtsextremismus. Auswahl an Informationsmaterialien Erarbeitung der Anziehunsgkra�t des Salafismus in den in den Fortbildungen Islamistischer Extremismus Fortbildungen Islamistischer Extremismus tegien und tauschen sich über ihre Handlungsmöglich- Risikogruppe zu beleuchten. Dazu lernen die Teilneh- keiten aus. Durch die Heterogenität der Gruppen kann menden Anzeichen von Veränderungsbereitschaft und hier die Expertise von Personen mit den verschiedensten Ausstiegsmotivation zu erkennen und erhalten einen fachlichen und persönlichen Hintergründen sowie Überblick über die Arbeitsweise der Mitarbeitenden von Arbeitsschwerpunkten genutzt werden, um die vielfäl- Kick-off und deren Unterstützungsmöglichkeiten für die 500 tigen Handlungsmöglichkeiten in der Arbeit mit der Teilnehmenden. 441 450 405 400 350 Durchführung 300 500 TN Rex 441 Im Jahresdurchschnitt 250 wurden 226 im bisherigen 229 212 Pro- 219 450 TN Islex 405 jektzeitraum 200 per Phänomenbereich 14 Fortbildungen 400 186 TN gesamt 350 durchgeführt. 150 Insgesamt 116 110 wurden bis zum 15.10.2019 300 durch 67 durchgeführte 100 Fortbildungen 1 072 Personen TN Rex 250 226 229 erreicht. 50 212 219 TN Islex 200 186 TN gesamt 0 150 01.07.2017-31.12.2017 2018 01.01.2019-15.10.2019116 110 100 Anzahl der Teilnehmenden (TN) an den beiden Fortbildungen seit Projektbeginn. 50 Anzahl der Teilnehmenden (TN) an den 0 Erfahrungen beiden Fortbildungen seit Projektbeginn 01.07.2017-31.12.2017 2018 01.01.2019-15.10.2019 Am Ende jeder durchgeführten Fortbildung beurteilen die Teilnehmenden diese mittels eines standar- disierten Feedbackbogens, welcher vom Justizministerium erarbeitet und Anzahl derausgewertet wird. Teilnehmenden (TN) Diebeiden an den Rück-Fortbildungen seit Projektbeginn. meldungen liegen überwiegend im deutlich positiven Bereich, wobei die Teilnehmenden den Besuch Erfahrungen der Fortbildung als mehrheitlich für ihre Arbeit wertvoll beurteilen. Teilnehmende ohne direkten Kon- 9 Am Ende takt zu Inhaftierten im Arbeitsalltag (z.B. Verwaltung) sehen geringeren jeder durchgeführten unmittelbaren NutzenFortbildung für ih- beurteilen die Teilnehmenden diese mittels eines standar- PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ disierten Feedbackbogens, welcher vom Justizministerium erarbeitet III. Fortbildungen und ausgewertet wird. Die Rück- ren Arbeitsplatz, bewerteten die Fortbildungen inhaltlich jedoch überwiegend als interessant und me- meldungen liegen überwiegend im deutlich positiven Bereich, wobei die Teilnehmenden den Besuch thodisch angenehm. Als thematische Ergänzungswünsche werden wiederholt allgemeine Informatio- der Fortbildung als mehrheitlich für ihre Arbeit wertvoll beurteilen. Teilnehmende ohne direkten Kon- nen zum Islam sowie Informationen über Reichsbürger*innen und die Identitäre Bewegung angege- takt zu Inhaftierten im Arbeitsalltag (z.B. Verwaltung) sehen geringeren unmittelbaren Nutzen für ih- ben. Für die Referent*innen stellen die Fortbildungen eine wichtige renMöglichkeit Arbeitsplatz,dar, um mit die bewerteten denFortbildungen Mit- inhaltlich jedoch überwiegend als interessant und me- arbeitenden des Justizvollzugs sowie der Bewährungs- und Gerichtshilfe in Kontakt zu kommen, wel-
Erfahrungen aktuell sind. So ist die rechtsextreme Skinhead-Kultur Am Ende jeder durchgeführten Fortbildung beurteilen nicht mehr die dominante Erscheinungsform in Schles- die Teilnehmenden diese mittels eines standardisier- wig-Holstein, und die damit verbundenen Assoziationen ten Feedbackbogens, welcher vom Justizministerium wie etwa Springerstiefel und Glatze sind nicht mehr erarbeitet und ausgewertet wird. Die Rückmeldungen vordergründiges Erkennungsmerkmal von Rechts- liegen überwiegend im deutlich positiven Bereich, extremist*innen. Neue subkulturelle Erscheinungsfor- wobei die Teilnehmenden den Besuch der Fortbildung men des Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein, wie als mehrheitlich für ihre Arbeit wertvoll beurteilen. etwa die Identitäre Bewegung oder die rechtsextreme Teilnehmende ohne direkten Kontakt zu Inhaftierten Kampfsportszene, sind den meisten Teilnehmenden im Arbeitsalltag (z. B. Verwaltung) sehen geringeren noch nicht bekannt, während Zusammenschlüsse wie unmittelbaren Nutzen für ihren Arbeitsplatz, bewerte- Parteien und martialisch auftretende Kameradschaften ten die Fortbildungen inhaltlich jedoch überwiegend wahrgenommen werden. Darüber hinaus ist großes Inte- als interessant und methodisch angenehm. Als thema- resse an Reichsbürger*innen festzustellen, die im Justiz- tische Ergänzungswünsche werden wiederholt allge- kontext auffällig werden. Der Islamistische Extremismus meine Informationen zum Islam sowie Informationen ist ein relativ junges Phänomen für den Strafvollzug über Reichsbürger*innen und die Identitäre Bewegung Schleswig-Holsteins. Viele Teilnehmende hatten in ihrer angegeben. Für die Referent*innen stellen die Fort- bisherigen Dienstzeit nur wenige Berührungspunkte bildungen eine wichtige Möglichkeit dar, um mit den mit der Thematik. Somit kann die Unterscheidung von Mitarbeitenden des Justizvollzugs sowie der Bewäh- lediglich streng gelebter Religiosität und Extremismus rungs- und Gerichtshilfe in Kontakt zu kommen, welche eine große Herausforderung darstellen. Die sehr schnel- als Signalgebende Zugänge zur Risikogruppe ermög- len und dynamischen Entwicklungen der islamistischen lichen können. Gleichzeitig können Bedienstete durch Szene in Verbindung mit der stellenweise fremdsprach- den täglichen Kontakt zu den Inhaftierten selbst (auch lichen Szenekommunikation sind für Außenstehende als mögliche Bezugspersonen) Einfluss auf Radikalisie- nicht immer leicht nachzuvollziehen. Somit sind die rungsprozesse nehmen und durch die Fortbildungen Teilnehmenden auch im Bereich Islex an aktuellen Ent- für diese Rolle sensibilisiert werden. Zusammen mit wicklungen und Erscheinungsformen interessiert. der Einladung zur Fortbildung bekommen die Teilneh- menden die Möglichkeit, individuelle Themenwünsche Auszüge (ausgewählt auf der Basis Häufigkeit/inhaltli- anzumelden, welche von den Referent*innen berück- cher Überschneidung) der anonymen Rückmeldungen sichtigt werden sollen. Dieses Angebot wurde bisher der Teilnehmenden über die Feedbackbögen unter dem kaum wahrgenommen. Im Phänomenbereich Rechts- Punkt „Lob, Kritik, Äußerungen“: extremismus werden die Teilnehmenden zu Beginn der „Sollte auf freiwilliger Basis stattfinden, Veranstaltung nochmals eingebunden in die Gestaltung keine Pflichtveranstaltung“ des Tages, um die Themen auf die jeweiligen Arbeits- „Abwechslungsreiche Darstellung der Thematik bereiche abzustimmen. So bieten die Referent*innen (Kleingruppenarbeit, Videos, Fallbeispiele)“ beispielsweise den Teilnehmenden in Lübeck das The- „Lob: Absolute Offenheit für alle auftretenden ma Frauen in der rechtsextremen Szene an, da dort der Fragen“ Frauenvollzug angesiedelt ist. Nach einer gemeinsamen „Etwas mehr Zeitaufwand und dadurch eine vom Fortbildungsveranstaltung werden die Mitarbeitenden Tempo her angepasste Fortbildung. Für Neulinge von Kick-off idealerweise als Ansprechpartner*innen für recht umfangreicher Stoff“ die Thematik wahrgenommen. Gleichzeitig erlangen „Die Räumlichkeit ist nicht optimal“ die Referent*innen durch den Austausch mit den Teil- „+Sehr interaktiv, Methodenvielfalt“ nehmenden wertvolle Einblicke in deren Arbeitsalltag „Kein reiner Vortrag, die Teilnehmer miteinbezogen“ und lernen somit das besondere Arbeitsumfeld Justiz, „zu viel Teamarbeit“ Haft und Bewährungshilfe besser kennen. Bei getrennter Betrachtung der Phänomenbereiche Auszüge der anonymen Rückmeldungen der Teilneh- fällt auf, dass viele Teilnehmende Rechtsextremismus menden über die Feedbackbögen unter dem Punkt noch mit Erscheinungsformen verbinden, die nicht mehr „zusätzliche/ ausführlichere Themenwünsche“: 10 III. Fortbildungen PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
„Propaganda des IS“ Zwischenfazit „Infos über den Islam“ Die Fortbildungen stellen sich als ein elementarer „Rechtsextremismus Teil II“ Bestandteil des Projektes Kick-off heraus. So konnten „Symbole“ bereits 1 072 Bedienstete in Strafvollzug, Gerichts- und „Gruppen und Brennpunkte in SH“ Bewährungshilfe fortgebildet werden, die sowohl das Projekt mit seinen Angeboten und Mitarbeitenden ken- Herausforderungen nengelernt als auch Handlungssicherheit im Umgang Die Referent*innen werden mit zwei grundsätzlichen mit der Risikogruppe erlangt haben. Herausforderungen konfrontiert. Zum einen ist die Gruppenheterogenität zu nennen, wobei die Teil- nehmenden ganz unterschiedlichste Vorkenntnisse, Interesse und Erwartungen mitbringen. Zum anderen kann der verpflichtende Charakter bei einzelnen Teilnehmenden eine gewisse Abwehrhaltung und IV. DEMOKRATIE- Skepsis gegenüber der Fortbildung und ihrer Inhalte PÄDAGOGISCHER auslösen. Die Referent*innen stellen zudem fest, dass UNTERRICHT in Teilen der Gesellschaft verbreitete problematische Einstellungsmuster, wie etwa Fremdenfeindlichkeit, auch in den Fortbildungen eine Rolle spielen. Die Referent*innen nehmen diese Einstellungsmuster Rahmen und Ziele innerhalb der Fortbildungen auf und regen zum Aus- Seit dem Frühjahr 2018 führt Kick-off den zuvor mit zen- tausch und Diskussionen an, soweit es der Rahmen tralen Ansprechpartner*innen abgestimmten demokra- zulässt. tiepädagogischen Unterricht „Misch mit!“ im Jugend- Der Herausforderung der Gruppenheterogenität vollzug in Schleswig-Holstein durch. Zunächst fand der begegnen die Referent*innen durch Methodenviel- Unterricht zweiwöchentlich mit drei Gruppen (à 3 – 10 falt, das durchgängige Eingehen auf Fragen und für Personen) im dreimonatigen Wechsel zwischen der JA besonders interessierte Teilnehmende, das Angebot Schleswig und der JVA Neumünster statt, anschließend von vertiefenden Pausengesprächen sowie Litera- ausschließlich in der JA Schleswig. Der Unterricht ist für turvorschlägen. Zusätzlich werden kontinuierliche die Teilnehmenden im Rahmen der Schule bzw. berufs- Fachberatungen in den jeweiligen Phänomenberei- vorbereitenden Maßnahmen verpflichtend. Die Unter- chen auch über die Fortbildungszeit hinaus angebo- richtsgruppen von Kick-off sind durch die Gruppen der ten. Durch das beispielhafte Aufzeigen aktueller Fälle berufsvorbereitenden Maßnahmen festgelegt. „Misch von Radikalisierung im Justizkontext gleich zu Beginn mit!“ ist phänomenunspezifisch gestaltet und wird von der Veranstaltung, können viele Vorbehalte oftmals Mitarbeiter*innen der TGS-H e. V. und KAST e. V. im direkt verringert und Interesse an dem Thema geweckt Tandem durchgeführt. Dabei sind außer diesen und den werden. Unter den Teilnehmenden finden sich auch Jugendlichen keine anderen Personen anwesend. Ziel Mitarbeitende, die bereits Umgang mit radikalisierten ist die präventive Stärkung von durch ihre Lebenssitu- Gefangenen haben und durch ihre eigenen Erfahrun- ation potenziell gefährdeten Jugendlichen gegenüber gen und Schilderungen auch skeptische Kolleg*innen extremistischem Gedankenguts. Dies geschieht v. a. für das Thema interessieren können. Beim Erfahrungs- über die Stärkung ihres Bewusstseins der verschiedenen austausch können die unterschiedlichen Vorkenntnis- Ebenen von Demokratie und vielfältigen Möglichkeiten se und Erwartungen der Teilnehmenden zum Thema von Teilhabe. dargestellt werden. Die Referent*innen haben dadurch die Möglichkeit, ihre Fortbildungsinhalte anzupassen Konzept und auch Teilnehmende mit besonderen Vorkenntnis- Durch die Vernetzung und Absprache mit den Anstal- sen stellenweise miteinzubeziehen. Die Möglichkeit ten im Vorfeld konnte den Mitarbeiter*innen ein sehr zum auch professionsübergreifenden Austausch wird großes Maß an Freiheit bei der inhaltlichen Ausrichtung positiv wahrgenommen. des Unterrichts zugestanden werden. Dies ermöglicht PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ IV. Demokratiepädagogischer Unterricht 11
einen auf die individuellen Interessen der Teilneh- den zunächst über einen Kurzvortrag das Prinzip der menden1 zugeschnittenen Unterricht. Die Themen der Gewaltenteilung sowie die wesentlichen Elemente des einzelnen Sitzungen folgen keinem vorab festgelegten Jugendstrafrechts vermittelt wurden. Im Rahmen eines Plan, sondern werden unter Einbezug der Teilnehmen- Planspiels konnten die Jugendlichen selbst in die Rolle den im Rahmen der ersten Sitzung gemeinsam erar- der Richter*innen schlüpfen und über eine fiktiven Fall beitet. Zudem liegt der Fokus nicht auf „Frontalunter- verhandeln und somit auch die gesetzlichen Grundla- richt“, sondern auf interaktiven Methoden, welche die gen ebenso wie die damit verbundenen Herausforde- Perspektiven der Teilnehmenden in den Vordergrund rungen spielerisch kennenlernen. Diese Erfahrungen rücken. Der direkte Einbezug der Teilnehmenden in der Teilnehmenden wurden anschließend im Plenum alle Phasen des Unterrichts und der Zuschnitt auf ihre reflektiert. Lebenswelt soll Demokratie für sie direkt erfahrbar ma- chen. Durch die Erfahrung, dass sie sich einbringen kön- Erfahrungen nen, ihre Meinung zählt und sie Prozesse mitbestimmen In allen Runden wurde das mit jeder Sitzung wachsende können, soll ihre Selbstwirksamkeit gestärkt werden. Interesse und die Bereitschaft der Teilnehmenden, sich Auch durch die Erkenntnis, dass Demokratie auch etwas auf den Unterricht und die Methoden einzulassen, sehr mit ihnen zu tun hat sowie durch die Förderung ihrer deutlich. Aufgrund der verpflichtenden Teilnahme zei- Sach-, Methoden-, Sozial- und Handlungskompetenzen gen sich einige Teilnehmende häufig in der ersten oder sollen die Teilnehmenden überdies darin gestärkt wer- den ersten Sitzungen skeptischer und brauchen einige den, menschenfeindliche Positionen zu erkennen und Zeit, sich auf das Format und die Methoden einzulassen. diesen entgegenzutreten. Auch das Stichwort Demokratie stößt bei manchen Teilnehmenden zunächst auf Desinteresse, und es kann Durchführung oftmals wenig über Wahlen hinaus damit verbunden Insgesamt konnten bis zum 15.10.2019 ca. 130 jugend- werden. Um mehr Zeit mit den einzelnen Gruppen zu liche Inhaftierte erreicht werden. Es fand zunächst ein haben und nachhaltigere Effekte zu erzielen, wurde in dreimonatiger Turnus an der JA Schleswig (April – Juni Abstimmung mit zentralen Ansprechpartner*innen be- 2018) statt, anschließend ein dreimonatiger Turnus an schlossen, die Arbeit mit den Gruppen von drei auf sechs der JVA NMS (Juli – Sept. 2018). Seit September findet Monate zu verlängern. So konnte sowohl innerhalb der Unterricht ausschließlich an der JA Schleswig statt, der Gruppen als auch insbesondere zu den Mitarbei- die ab Februar 2020 auch die einzige Anstalt für den ter*innen von Kick-off noch mehr Vertrauen aufgebaut Jugendvollzug in Schleswig-Holstein werden soll. Seit werden. Die meisten Teilnehmenden brachten sich nach September 2018 wurde zudem der Turnus von drei auf und nach eigeninitiativ ein, sodass sich häufig offene sechs Monate verlängert. In diesem Zeitraum fanden Diskussionen entwickelten, die nicht mehr erst durch u. a. Sitzungen zu Themen wie Herrschaftssystemen, die Referent*innen angeregt werden mussten. Mit Strafen in einer Demokratie, Menschenrechten und fortlaufender Zeit konnten auch sensible Themen wie speziell Rechten im Gefängnis, Gefängnismodellen „Männlichkeit“ besprochen werden, und die Teilneh- weltweit, Medienkompetenz, Männlichkeit, Heimat menden brachten immer mehr persönliche Aspekte und und Identität, Flucht und Asyl, Muslime in Deutschland Erfahrungen ein. Nach drei Monaten wurde stets mit und Kriminalität statt. Diese wurden anhand von Plan- den zu dieser Sitzung Anwesenden ein anonymisiertes spielen, Diskussionen, Kleingruppenarbeiten, Videos, Feedback durchgeführt. Der standardisierte Rückmel- Musik und kurzen Inputs behandelt. debogen fragte die Zufriedenheit der Teilnehmenden So wurde z. B. das Thema Strafen in einer Demokratie mit den einzelnen Sitzungen sowie den Methoden ab anhand eines Inputs, eines Planspiels und einer Diskus- (ankreuzen von sehr gut bis schlecht – s. nächste Seite). sion im Plenum bearbeitet. Bei den Teilnehmenden wa- Der dritte Teil des Bogens fokussierte die Ziele des Un- ren wiederholt Diskussionen aufgekommen, bei denen terrichts durch Fragen zum Lebensweltbezug, dem ge- die Unabhängigkeit der Richter*innen infrage gestellt steigerten Verständnis von Demokratie sowie der Frage, wurde und Gerichtsurteile z. T. als willkürlich wahrge- wie stark die eigene Meinung eingebracht werden konn- nommen wurden. Auf diesen Fragen basierend wurde te. Der vierte Teil bot den Teilnehmenden Raum, frei zu dann eine Sitzung entwickelt, bei der den Teilnehmen- schreiben, was gefallen hat, was ihnen nicht gefallen 1 Der Unterricht findet nur im Jugendvollzug für junge Männer statt. 12 IV. Demokratiepädagogischer Unterricht PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“
hat und welche Verbesserungsvorschläge sie hätten. Die Auch meldeten fast alle Teilnehmenden zurück, dass teilweise hohe Fluktuation der Teilnehmenden, die sich sie durch den Unterricht mehr mit dem Thema Demo- Aspekte und Erfahrungen ein. Nach drei Monaten wurde stets mit den zu dieser Sitzungkratie u. a. aus Entlassungen, Wechsel zwischen den Ausbil- anfangen konnten. Ein Teilnehmer schrieb zu- Anwesenden ein anonymisiertes Feedback durchgeführt. Der standardisierte dungsgruppen (die gleichzeitig die Gruppen von „Misch Rückmeldebogen fragte die Zufrieden- dem, dass man nun „andere Sichten auf das Leben und heit der Teilnehmenden mit den einzelnen Sitzungen sowie den Methoden ab (ankreuzen von sehr gut mit!“ sind) ebenso wie Arzttermine oder Einschluss er- die Auch meldeten bis schlecht – s. unten). Der dritte Teil des Bogens fokussierte die Ziele des Unterrichts derzeitige durch Auch meldeten Situation aufzurück, fast alle Teilnehmenden Fragen der Welt habe“, dass sie durch ein den anderer, Unterricht mehr mit dem Thema fast alle Teilnehmenden zurück, dass sie durch den Unterricht mehr mit dem Thema zum Lebensweltbezug, dem gesteigerten Verständnis von Demokratie sowie Demokratie der Frage, wie anfangen stark die konnten. Ein Teilnehmer schrieb zudem, dass man nun „andere Sichten auf das gibt, beeinflusst auch die Ergebnisse des Feedbacks. So Demokratie dassanfangen man „politisch konnten. Einmehr integriert“ Teilnehmer werde.dass schrieb zudem, Auchman dass nun „andere Sichten auf das eigene Meinung eingebracht werden konnte. Der vierte Teil bot den Teilnehmenden Leben und die Raum, Leben und derzeitige diefrei zu derzeitige Situation auf der Welt habe“, ein anderer, dass man „politisch mehr inte- Situation auf der Welt habe“, ein anderer, dass man „politisch mehr inte- konnten leider manche Teilnehmende, die an mehreren griert“ man „offen diskutieren konnte“, wurde in verschiedener griert“werde. schreiben, was gefallen hat, was ihnen nicht gefallen hat und welche Verbesserungsvorschläge Auch werde.sie hät-dass Auch dass man „offen diskutieren man „offen diskutierenkonnte“ konnte“wurde wurdeininverschiedener verschiedener Form Form mehrfach mehrfach er- er- Sitzungen ten. Die teilgenommen teilweise hohe hatten, keindie Fluktuation der Teilnehmenden, Feedback abge- sich u.a. aus wähnt. Form wähnt. Entlassungen, Wechsel mehrfach zwi- erwähnt. schen den Ausbildungsgruppen (die gleichzeitig die Gruppen von „Misch mit!“ sind) ebenso wie Arzt- ben, terminen oderdaEinschluss sie in der letzten ergibt, Sitzung beeinflusst auchnicht anwesend die Ergebnisse waren. So konnten leider des Feedbacks. manche Auch konnten einige am Feedback teilnehmen, die z.kein Teilnehmenden, die an mehreren Sitzungen teilgenommen hatten, T. FeedbackDurch Durch abgeben,den den Unterricht kannich Unterricht kann ichjetzt jetztmehr mehrmitmitdem demThema Thema da sie in der letzten Sitzung nicht anwesend waren. Auch konnten einige am Feedback teilnehmen, die Aspekte undnur die letzte Erfahrungen Sitzung ein. besucht Nach drei Monaten wurde stets mit den zu dieser Sitzung Anwesenden Demokratie hatten. anfangen(N=50) Demokratie anfangen (N=50) z.T. nur die letzte Sitzung besucht hatten. ein anonymisiertes Feedback durchgeführt. Der standardisierte Rückmeldebogen fragte die Zufrieden- heit der Teilnehmenden mit den einzelnen Sitzungen sowie den Methoden ab (ankreuzen von sehr gut bis schlecht – Wie hat Ihnen s. unten). der Unterricht Der dritte insgesamt Teil des Bogens gefallen? fokussierte die (N=55) Ziele des Unterrichts durch Fragen stimme stimmevoll vollund undganz zuzu ganz Aspekte und Erfahrungen ein. Nach drei Monaten wurde stets mit den zu dieser Sitzung Anwesenden zum Lebensweltbezug, dem gesteigerten Verständnis von Demokratie sowie der Frage, wie stark die stimme ein anonymisiertes Feedback durchgeführt. Der standardisierte Rückmeldebogen fragte die Zufrieden- stimmezuzu eigene Meinung eingebracht werden konnte. Der vierte Teil bot den Teilnehmenden Raum, frei zu heit der Teilnehmenden mit den einzelnen Sitzungen sowie den Methoden ab (ankreuzen von sehr gut stimme schreiben, was– gefallen stimmez.T. z.T.zuzu bis schlecht s. unten).hat, Derwas ihnen dritte nicht Teil des gefallen Bogens hat unddie fokussierte welche Verbesserungsvorschläge Zielegut sehr des Unterrichts durch Fragensie hät- ten. zum Lebensweltbezug, dem gesteigerten Verständnis von Demokratie sowie der Frage, wie stark die zwi- Die teilweise hohe Fluktuation der Teilnehmenden, die sich u.a. aus Entlassungen, Wechsel stimme stimmekaum kaumzuzu schen denMeinung Ausbildungsgruppen (die gleichzeitig gut„Misch mit!“ sind) ebenso wie Arzt- eigene eingebracht werden konnte. Derdie Gruppen vierte von Teil bot den Teilnehmenden Raum, frei zu stimme stimmeüberhaupt überhauptnicht zuzu nicht terminen schreiben, oder wasEinschluss gefallen hat,ergibt, beeinflusst was ihnen auchhat nicht gefallen dieund Ergebnisse welchemitteldes Feedbacks. So konnten Verbesserungsvorschläge sie hät- leider manche ten. Die Teilnehmenden, die an mehreren teilweise hohe Fluktuation Sitzungen teilgenommen der Teilnehmenden, die sich u.a. aushatten, kein Feedback Entlassungen, ausreichend abgeben, Wechsel zwi- daschen sie in den der Ausbildungsgruppen letzten Sitzung nicht(die gleichzeitig anwesend die Gruppen waren. von „Misch Auch konnten mit!“ einige amsind) ebensoteilnehmen, Feedback wie Arzt- die schlecht z.T.terminen oder Einschluss nur die letzte ergibt, beeinflusst Sitzung besucht hatten. auch die Ergebnisse des Feedbacks. So konnten leider manche Teilnehmenden, die an mehreren Sitzungen teilgenommen hatten, kein Feedback abgeben, Die geringsten Zustimmungswerte gab es zu der Frage des Lebensweltbezuges („Die besprochenen da sie in der letzten Sitzung nicht anwesend waren. Auch konnten einige am Feedback DieZustimmungswerte Die teilnehmen, geringsten Themen haben geringsten die etwas Zustimmungswerte mit mir und meinem Leben zu tun“).gab es zweiten zu derRunde gab es zu der Frage des Lebensweltbezuges Ab der Fra- wurde („Die besprochenen diese in zwei Wie hat Ihnen der Unterricht insgesamt gefallen? (N=55) Themen z.T. nur die letzte Sitzung besucht hatten. Fragen ge haben etwas mit mir und meinem Leben zu tun“). Ab der zweiten Runde wurde diese in zwei Feedback Feedback Runden Runden 1-3 1-3 JA Schleswig JA Schleswig Fragen des geteilt, geteilt, Lebensweltbezuges die sich jeweils auf das Leben die sich („Die besprochenen innerhalb und außerhalbThemen des Gefängnisses beziehen, um genauer feststellen zu jeweils können,auf das die worin Leben innerhalb geringe und außerhalb Zustimmung begründetdesliegt. Gefängnisses Zudem wurdebeziehen, in denum Insgesamt wurde der Unterricht überwiegend positiv bewertet Insgesamt wurde der Unterricht überwiegend positiv bewertet Wie hat Ihnen der Unterricht insgesamt gefallen? (N=55) genauer haben Folgerunden etwas feststellen noch mehr mit zu können, mir versucht, und worin die meinem die geringe aktuelle Leben Zustimmung Lebensrealität zu der tun“). Ab begründet Jugendlichen liegt. Zudem stärker mit wurde in den einzubezie- Bei der Präferenz der Methoden zeigte sich auch die Vielfalt innerhalb der Gruppen. Folgerunden henImund nochsta- Feedback der zweiten es wurden mehr versucht, z.B.Runde Sitzungen die wurde aktuelle dieseLebensrealität zu Gefängnissen in zwei Fragen weltweit der Jugendlichen oder Faktoren stärker geteilt, den mit einzubezie- für Kriminalität und chen bei einigen Gruppen Planspiele besonders positiv hervor, während sehr gutandere am hen und esmit liebsten Rückfällen wurden denz.B. Videos sowie Sitzungen Faktoren zustraffreies für ein Gefängnissen Lebenweltweit oder den durchgeführt. Faktoren für Kriminalität Die Zustimmungswerte konntenund arbeiteten. Die Methodenvielfalt erwies sich allgemein als erfolgreich. Es wurde im dadurch die Laufe der Rückfällen sich gesteigert jeweils Sitzungen sowie denwerden. auf Faktoren das Leben fürfreien Beim innerhalb ein straffreies Leben die Text zu Dingen, und außerhalb durchgeführt. Die Zustimmungswerte den Teilnehmenden konnten nicht gefallen hatten, deutlich und gut dass die überwiegende Beizeigte der sich auch im anonym Präferenz durchgeführten der Methoden Feedback, zeigte sich sehr wurdendes gutauch die dadurch Zahl der Gefängnisses gesteigert werden. Beim gruppenspezifische beziehen, freien Faktoren um Text genannt. genauer zuSoDingen, störtendie feststellen sichden zu annicht Teilnehmenden einige Inhaftierte gefallen anderen hatten, Teilneh- Teilnehmenden das Gefühl hatte, sich einbringen zu können undmittel dass ihre Meinungen wurden menden wertgeschätzt gruppenspezifische und insbesondere an Faktoren solchen,genannt. So störten die aus ihrer sich versuchten, Perspektive einige Inhaftierte an anderen den Unterricht Teilneh- zu stören. wurden.Vielfalt innerhalb So schrieb der Gruppen. z.B. ein Teilnehmer, dass ihm Imder Feedback stachen gut„sehr Unterricht gut gefallen [habe],können, beimenden worin die weilinsbesondere und hier auf geringe Zustimmung begründet liegt. an solchen, die aus ihrer Perspektive versuchten, den Unterricht zu stören. ausreichend Herausforderungen einigen Gruppen Planspiele besonders positiv hervor, uns Gefangene eingegangen wurde und auch unsere Meinung zählt“. mittel Zudem wurde in den Folgerunden noch mehr versucht, schlecht Herausforderungen ausreichend Die Die Arbeit während andere am liebsten mit Videos arbeiteten. diemitaktuelle Lebensrealität jugendlichen Inhaftierten imder Jugendlichen Rahmen stärker des demokratiepädagogischen Unterrichts bringt Ich hatte das Gefühl, dass ich mich einbringen konnte und Die schlecht verschiedene und vielschichtige Arbeit mit jugendlichen Herausforderungen Inhaftierten im Rahmenmit dessich. Eine wesentliche Herausforderung demokratiepädagogischen Unterrichts stellt bringt Methodenvielfalt erwies sich allgemein als erfolgreich. verschiedene dass meine Meinung zählte (N= 51) mitgenannte die bereits einzubeziehen, und es wurden z. arbeits- undHerausforderungen und vielschichtige entlassungsbedingte B.sich. Sitzungen Fluktuation mit Eineder zu Herausforderung Teilnehmenden wesentliche dar. Durch die stellt Es wurde im Laufe der Sitzungen deutlich und zeigte die Gefängnissen Fluktuation bereits mussten arbeits- genannte weltweit sich sowohl unddie oder den Faktoren Teilnehmenden, entlassungsbedingte fürMitarbeiter*innen alsFluktuation auch die Kriminali- der Teilnehmendenvon dar. Kick-off im-die Durch mer wiedermussten auf neuesich Personen sowohleinstellen. Zudem müssen die einzelnen Sitzungen ohne vonVorwissen sich auch im anonym durchgeführten Feedback, dass Fluktuation Feedback Runden 1-3 JA Schleswig Insgesamt wurde der Unterricht überwiegend positiv bewertet tät und verständlich Rückfällen seinneue und können die Teilnehmenden, sowie wenig den Faktoren aufeinander als auch aufgebaut für die Mitarbeiter*innen ein werden. straffreies Auch konnten z.B. durch Kick-off im- Wechsel Feedback Runden 1-3 JA Schleswig mer wieder auf Personen einstellen. Zudem müssen die einzelnen Sitzungen stimme voll und ganz zu der Arbeitsstelle manche Personen, die einen sehr positiven Einfluss auf die Gruppendynamik und ohne Vorwissen die überwiegende Insgesamt wurde Zahl der Unterricht überwiegend derbewertet positiv Teilnehmenden das Gefühl verständlich Leben seindurchgeführt. und können wenigDie Zustimmungswerte aufeinander aufgebaut werden. konnten den Auch konnten z.B. durch Wechsel Bei der Präferenz der Methoden zeigte sich auch die Vielfalt stimmeinnerhalb zu der Gruppen. Im Feedback Unterricht sta-mehr an dem Unterricht teilnehmen. Auf der anderen Seite konnten durch die hatten, nicht chen Beibei hatte,Gruppen dereinigen Präferenz sich einbringen Planspiele der Methoden zeigte zu sichkönnen besonders undhervor, auch positiv die Vielfaltdass ihreder während innerhalb Meinun- der dadurch Arbeitsstelle andere Fluktuation Gruppen. am Im liebsten Feedback mit gesteigert manche Videos sta-immer auch werden. Personen, wieder neue die einenBeim freien sehr Teilnehmende für den Text positiven zu Dingen, Einfluss auf Unterricht die Gruppendynamik gewonnen werden und allge- und den stimme z.T. zu Unterricht hatten, nicht mehr an dem Unterricht teilnehmen. Auf der anderen Seite konnten durch die arbeiteten. gen chen bei einigenwertgeschätzt Gruppen Planspiele Die Methodenvielfalt wurden. erwies sich So besonders schrieb positiv allgemein alsz. hervor, B. ein Teilneh- während erfolgreich.andere am liebsten Es wurde im Laufe mein die den mitder mehr Videos Teilnehmenden Sitzungen Personen erreicht werden.nicht Da dergefallen hatten, Rest der Gruppe denwurden Unterricht und die Methoden arbeiteten. deutlich und Die Methodenvielfalt zeigte sich auch im erwies anonym allgemein alsstimme sichdurchgeführten kaumEszuwurde erfolgreich. Feedback, im Fluktuation dass die Laufe auch der Sitzungen überwiegende immer Zahl der wieder neue Teilnehmende für den Unterricht gewonnen werden und allge- mer, dass deutlich und zeigte ihm sich auchder Unterricht im anonym „sehr13 durchgeführten gut gefallen Feedback, [habe], dass die mein überwiegende gruppenspezifische mehr Personen Zahl der erreicht Faktoren werden. Da genannt. der Rest 14 der So störten Gruppe den sich Unterricht und die Methoden Teilnehmenden das Gefühl hatte, sich einbringen zu können stimme und dass überhaupt ihre nichtMeinungen zu wertgeschätzt weil Teilnehmenden hier auf das Gefühl uns Gefangene hatte, sich einbringen eingegangen zu können undwurde dass ihreund einige Meinungen wertgeschätzt wurden. So schrieb z.B. ein Teilnehmer, dass ihm der Unterricht „sehr gut gefallen [habe], weil hier auf Inhaftierte an anderen Teilnehmenden 14 und wurden. So schrieb z.B. ein Teilnehmer, dass ihm der Unterricht „sehr gut gefallen [habe], weil hier auf uns Gefangeneauch eingegangen unsere wurde und Meinung auch unsere Meinung zählt“. zählt“. insbesondere an solchen, die aus ihrer Perspektive uns Gefangene eingegangen wurde und auch unsere Meinung zählt“. versuchten, den Unterricht zu stören. Ich Ichhatte hattedasdas Gefühl, dassich Gefühl, dass ichmich micheinbringen einbringen konnte konnte undund dass meineMeinung Meinungzählte zählte (N= 51)51) dass meine (N= Herausforderungen Die Arbeit mit jugendlichen Inhaftierten im Rahmen stimme vollvoll stimme undund ganzganz zu zu des demokratiepädagogischen Unterrichts bringt ver- stimme zu zu stimme schiedene und vielschichtige Herausforderungen mit stimme z.T.z.T. stimme zu zu sich. Eine wesentliche Herausforderung stellt die bereits stimme kaum zu genannte arbeits- und entlassungsbedingte Fluktuation 13 stimme kaum zu 13 stimme überhaupt nicht zu der Teilnehmenden dar. Durch die Fluktuation mussten stimme überhaupt nicht zu sich sowohl die Teilnehmenden als auch die Mitarbei- PROJEKTBERICHT „KICK-OFF“ IV. Demokratiepädagogischer Unterricht 13
Sie können auch lesen