DAS STADTMAGAZIN LUZERN - ARBEIT MIT AUSSICHT - Stadt Luzern
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LUZERN Ausgabe #02, Juli 2019 DAS STADTMAGAZIN ARBEIT MIT AUSSICHT Die Digitalisierung verändert unser Leben.
2|3 Editorial Inhalt Beat Züsli 4 DIGITAL Stadtpräsident Für die Koordination sämtlicher Digitalisierungsprojekte in der Stadt Luzern wird eine zentrale Anlaufstelle aufgebaut. Zum Nutzen der Bevölkerung will Luzern zur Smart City werden und bald wegweisend sein in EIN ENORMES POTENZIAL der digitalen Transformation. Was haben wir uns unter einer zunehmend digita- 10 PARLAMENT lisierten Welt vorzustellen? Schon heute begleiten Für die digitale Transformation uns leistungsfähige Computer im Westentaschen- hat das Parlament für die Jahre format, genannt Smartphones. Für jede Lebens- 2019 bis 2028 rund 14 Mio. lage gibt es eine App. Über 100 Apps haben Franken bewilligt. Bis 2021 soll IMPRESSUM Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich eine Vision für eine Smart City Verantwortlich heruntergeladen! Werden wir künftig 1000 davon Luzern entwickelt werden, wel- Stelle für Kommunikation verwenden oder bloss noch 3? Werden in einer voll che die Strategie und die Hand- Simon Rimle digitalisierten Welt Häuser aus dem 3D-Drucker lungsfelder definiert. Dagmar Christen kommen, alle Autos autonom fahren, Mensch und Autorinnen / Autoren Maschine konstant verbunden sein? 12 INTEGRATION Daniel Arnold (Aktuell) Seit einem Jahr vermittelt das Dagmar Christen (DC) Urs Dossenbach (UD) Die Stadt Luzern will die digitale Transformation Team Sicherheit, Intervention, Andrea Müller (AM) nicht passiv über sich ergehen lassen, wir wollen Prävention (SIP) sein Wissen Simon Rimle (SR) die Veränderung mitgestalten. Die technologi- auch an Flüchtlinge und Asyl- Christine Weber Luca Wolf (LW) schen Entwicklungen können Angst machen. Sie suchende. Ziel dieser Schulung bieten vor allem aber ein enormes Potenzial. Da- ist das Kennenlernen von zent- Korrektorat von können Wirtschaft und Verwaltung profitie- ralen Regeln im öffentlichen Daniela Kessler ren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Die Raum und der Aufbau von Erscheint viermal jährlich Digitalstrategie der Stadt Luzern setzt das Haupt- Vertrauen. in einer Auflage von 53’000 Exemplaren augenmerk allerdings auf den Kundennutzen. 14 QUARTIER Grafik Eine Vielzahl grosser und kleiner Unternehmen Die Stadt Luzern arbeitet daran, hofmann.to hat längst neue, digitale Geschäftsfelder erschlos- das Reussschwimmen noch Bilder sen. Von deren Know-how und Dynamik wollen sicherer zu machen: mit zusätz- Franca Pedrazzetti wir profitieren. Ebenso viele Unternehmen wissen lichen Ein-/Ausstiegsstellen und Daniel Rihs (8), Jakob Inei- jedoch nicht, wie sie mit den neuen Möglichkeiten bereitgestelltem Rettungsmate- chen (16), Stefano Schröter umgehen sollen. Während die einen vorwärts- rial. Grundsätzlich erfolgt aber (20), Stadt Luzern (21, stürmen, warten andere ab. Die Stadt Luzern das Baden in Seen und Flüssen 22 Mitte), NL Carl Spitteler, SLA (22 oben), Vicino befindet sich heute irgendwo dazwischen. Sowohl auf eigene Verantwortung. Luzern (23) im Kontakt mit der Bevölkerung als auch bei der internen Zusammenarbeit stellt sie verschiedene 16 SCHULE Druck LZ Print, digitalisierte Instrumente zur Verfügung. Das Welche Anforderungen soll das Luzerner Zeitung AG Potenzial ist aber längst noch nicht ausgeschöpft. Schulhaus Littau Dorf erfüllen? Darum schaffen wir jetzt eine Dienstabteilung, An einem Workshop haben Gedruckt auf Recyclingpapier, hergestellt in der Schweiz die im schier endlosen Reservoir an Ideen den Betroffene ihre Ideen, Vor- Überblick behält. Damit schaffen wir die Voraus- schläge und Wünsche für die Titelbild Anna Galatti in ihrem Frei- setzungen, um gemeinsam mit Unternehmen und Sanierung und Erweiterung der luftbüro am See der Bevölkerung die digitale Zukunft zu gestalten. Schulanlage formuliert, sie sol- len in die Planung einfliessen. Besuchen Sie uns auf Social Media Innovationskraft und potente Datenverarbeitung www.stadtluzern.ch schaffen ungeahnte Möglichkeiten. Gleichwohl 18 PORTRÄT facebook.com/stadtluzern gilt es, das Machbare vom Nützlichen zu unter- Das Treibhaus: twitter.com/stadtluzern youtube.com/stadtluzern scheiden. Die Digitalisierung muss den Kun- seit 15 Jahren in der Pubertät dinnen, Endverbrauchern, «Usern» – kurz den Menschen – nützen. Das «Stadtmagazin» können 20 AKTUELL Sie selbstverständlich online lesen. Auf Papier © Stadt Luzern erscheint es dennoch weiterhin. Versprochen. 24 KEHRSEITE
Nachgefragt ES IST NOCH NICHT DAS LETZTE WORT GESPROCHEN Zwölf Gemeinden sind gegen die kantonale Aufgaben- und Finanzreform AFR18 angetreten. Die Vorlage wurde angenommen. Finanzdirektorin Franziska Bitzi Staub kämpft jetzt mit dem strukturellen Defizit, das die AFR18 verursacht. sowie die individuelle Prämien- verbilligung für Sozialhilfebezü- gerinnen und -bezüger das Stadt- budget weiter belasten. Insge- samt führt die AFR18 für die Stadt Luzern ab 2020 voraussichtlich zu einer Mehrbelastung von 11 Mio. Franken – der Finanzhaushalt gerät in ein strukturelles Defizit. Was bedeutet das für die Luzerner Stadtbevölkerung? Der Budgetentwurf 2020 liegt vor. Bis Ende 2020 bemerkt die Bevölkerung nicht viel, aber das strukturelle Defizit wird mittel- fristig Entlastungsmassnahmen nötig machen. Ob für 2021 auch eine Steuererhöhung notwendig ist, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden. Hat das Bundesgericht schon über die Anfechtung im Rahmen einer Stimm- rechtsbeschwerde zur AFR18-Vorlage entschieden? Nein, dieser Entscheid zur Rechtmässigkeit von Teilen der Vorlage, insbesondere zur Ver Die Stimmberechtigten des Kantons Luzern haben zur AFR18 Ja gesagt. «Diesen Entscheid gilt es zu respektieren», letzung der Gemeindeautono- sagt Finanzdirektorin Franziska Bitzi Staub. mie aufgrund des Steuerfuss- abtausches, ist noch hängig. Lei Die kantonale Bevölkerung Gemeinden gekämpft – und vor- der zeigt aktuell auch die Steuer hat am 19. Mai zur AFR18 Ja liegend verloren. Das gehört zur gesetzrevision 2020, dass der gesagt. Wie haben Sie sich Demokratie. Diesen Entscheid Kanton Luzern Bundesrecht – die am Abend nach dem Urnen- der Luzerner Stimmbevölkerung «Gemeindeklausel» aus dem gang gefühlt? gilt es zu respektieren. Wir rich- Bundesgesetz über die direkte Positiv ist, dass eine Mehrheit ten unsere Finanzplanung nun Bundessteuer – bewusst nicht um- der Stadtluzerner Stimmbevöl danach aus. setzt, um seinen eigenen Finanz- kerung ein Nein in die Urne gelegt haushalt zulasten der Gemeinden hat. Zudem hat das Volk am glei- Was bedeutet das Ja nun zu sanieren. Insgesamt ist es sehr chen Tag der AHV-Steuerreform konkret für die Stadt? unbefriedigend, dass Projekte STAF zugestimmt, was Mehrein- Die Stadt Luzern wird zu ei- von solcher Tragweite nicht in ei- nahmen und damit eine gewisse nem sogenannten «Härtefall» der nem geordneten und konstrukti- Kompensation der AFR18-Aus- Reform. Insbesondere durch die ven gemeinsamen Prozess erar- fälle bringt. Wir wussten, dass verordnete Steuersenkung und beitet werden können; wir wür- es schwierig wird, die AFR18- die Neuverteilung der Sonder- den unsere Energie lieber in die Abstimmung zu gewinnen, weil steuern werden bereits 2020 wich- Zusammenarbeit stecken als in eine Mehrheit der Gemeinden tige Erträge fehlen. Vor allem mit- Gerichtsverfahren. davon profitiert. Da nützen die telfristig werden die stark anstei- besten Argumente nichts. Wir ha- genden Kosten wie die Ergän- Simon Rimle ben für die Interessen unserer zungsleistungen zur AHV und IV Leiter Kommunikation
4|5 Digital INTELLIGENTE LUZERNER LÖSUNG In der Gemeindestrategie setzt sich die Stadt das Ziel, bis in zehn Jahren in der digitalen Transformation in der Schweiz wegweisend zu sein. Luzern will zum Nutzen der Bevölkerung zur Smart City werden. Dazu muss die Stadt über ihre Grenzen hinausdenken und mit lokalen, kantonalen und nationalen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen nach neuen Lösungen suchen. ten Dienstleistungen, die Mobilität sowie das intel- ligente Parkieren. Das Beispiel «iParkiere Bus» auf S. 6 zeigt, dass auch die Stadt Luzern ihr Wissen gut in den Verband einbringen kann. Der Mensch steht im Mittelpunkt Ganz allgemein soll das Konzept einer Smart City verschiedenste, drängende Fragen beantwor- ten, sei es zum Beispiel zur Bevölkerungsentwick- lung, Mobilität, zum Klimawandel, zur Quartierent- wicklung und vielem mehr. Entscheidend dabei ist, dass eine Smart City nicht sich selbst dient, sondern immer den Blick auf den Nutzen und den Mehr- wert für die Menschen haben muss. Die Stadt ist Auf dem aktuellsten Stand: Auf dem Bahnhofplatz gibt eine digitale Anzeigetafel über ein umfassender Lebensraum, und jede Stadt muss Abfahrtszeit und Abfahrtsort der Busse Auskunft. selbst definieren, was die intelligente Stadt ihren Menschen bringen soll. Die Stadt Luzern steht mitten in der Planung In diesem Kontext geht die Stadt Luzern voran ihrer digitalen Entwicklung. Mit seiner Vorgehens- und sucht im Rahmen der Gemeindestrategie sowie strategie will der Stadtrat unter anderem die Vor- im Grundlagenbericht «Stadt Luzern digital» nach aussetzungen schaffen, in Zusammenarbeit mit tragfähigen Lösungen für die Zukunft. Smart City Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft eine ist ein Sammelbegriff, unter dem Entwicklungen Vision zum Aufbau einer Smart City zu formulieren. im gesamten Stadtgebiet verstanden werden, die Parallel dazu sollen bereits bestehende Projekte dank rasch fortschreitender Digitalisierung die entwickelt und umgesetzt werden. Zudem will sich Standortattraktivität steigern. Ziel ist dabei in der die Stadt Luzern regional und national so vernet- Regel der ökologische und ökonomische Einsatz zen, dass Impulse anderer Städte, aus der Wirt- von Ressourcen. schaft und Forschung aufgenommen und eigene gegeben werden können. Digitalisierung als Chance für Luzern Die digitale Transformation eröffnet der Stadt Im Verband Smart City Hub Switzerland Luzern enorme Chancen. Der Grosse Stadtrat und Aus diesem Grund ist die Stadt Luzern seit An- der Stadtrat wollen diese in Kooperation mit Wirt- fang Mai 2019 Mitglied beim Verband Smart City schaft und Wissenschaft zum Vorteil der Bevölke- Hub Switzerland. Aktuell besteht der Verband aus rung nutzen. Das Parlament hat am 16. Mai 2019 neun Städten (St. Gallen, Zürich, Zug, Basel, Win- grünes Licht gegeben und die notwendigen Mittel terthur, Wil, Aarau, Lenzburg, Luzern) und der gesprochen (siehe S. 10 f.), damit Luzern die Digita- Gemeinde Ittigen sowie aus bundesnahen Unter- lisierung und somit die Zukunft mitsteuern und in nehmen (SBB, Post, Swisscom). Die Stadt Luzern zehn Jahren zu den wegweisenden Städten in der will sich aktiv in den Verband einbringen und so Schweiz gehören kann: eine intelligente Stadt mit die Plattform zur intensiven Bearbeitung von intelligenten Lösungen für intelligente Menschen. gemeinsam interessierenden Themen und Projek- ten mitprägen. Erste mögliche Themenfelder sind Simon Rimle das städtische Datenmanagement, die intelligen- Leiter Kommunikation
Informationen dort anbieten, wo sie die Reisenden erreichen: In der Perronhalle des Bahnhofs Luzern sind die ÖV-Verbindungen innerhalb der Stadt Luzern, lokale Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten auf dem neuen, rund 100 Meter langen eBoard aufgeschaltet.
6 |7 Digital VERKEHR UND POLLEN MESSEN UND SCHATTEN SIMULIEREN Die Digitalisierung ist Realität. Die Stadt Luzern hat bereits mit Partnerinnen und Partnern Projekte umgesetzt – in ganz unterschiedlichen Gebieten. Das lässt sich anhand von vier Beispielen illustrieren. App «iParkiere Bus» Virtuelles 3D-Stadtmodell Mit der App «iParkiere Bus» können Carchauf- Das virtuelle 3D-Stadtmodell wurde als digi- feure schnell und einfach zum nächsten freien An- tales Gelände- und Gebäudemodell vom Geoinfor halte- oder Parkplatz gelangen. Die Stadt Luzern mationszentrum aufgebaut und wird regelmässig testet das App-basierte Car-Parkleitsystem in einem nachgeführt. Im 3D-Stadtmodell sind rund 13’000 Pilotbetrieb. Jeder Anhalte- und Parkplatz für Cars Gebäude und Bauwerke aufbereitet. Es wird haupt- in der Stadt Luzern ist neu mit einem Bodensensor sächlich stadtintern genutzt. So stehen die Daten ausgestattet, der eine Belegung mittels Infrarot- für die Stadtplanung zur Verfügung und unterstüt- und Magnetfeldtechnik erfasst. Die Belegungen zen die Planerinnen und Planer in räumlichen Fra- und freien Plätze werden in der App «iParkiere Bus» gestellungen. Aus den digitalen Daten werden mit und auf der Website luzern.iparkiere.ch in Echtzeit 3D-Druckern auch Modelle für Architekturwettbe- angezeigt. Bereits bei der Anfahrt nach Luzern mel- werbe oder Bebauungsstudien gedruckt. det sich die App mit einer Push-Mitteilung. Ein Für die Öffentlichkeit ist das 3D-Stadtmodell Algorithmus errechnet aufgrund des jeweils aktu- seit Juni 2018 auf dem Geoportal «Citymaps» erleb- ellen Standorts, der Parkplatzverfügbarkeit und der bar. Internet-Userinnen und -User können bei- Verkehrslage den optimalen Parkplatz sowie die spielsweise an der «Sonnenuhr» drehen und so den beste Route und navigiert die Carchauffeure direkt Sonnenstand bestimmen und damit den Schatten- dorthin. Die Stadt hat die Möglichkeit, Zusatzinfor- wurf von Gebäuden simulieren. Das 3D-Stadtmo- mationen zu einzelnen Anhalte- oder Parkplätzen dell kann zudem über eine spezielle Virtual-Reality- zu übermitteln und beispielsweise bei Belegungen Brille erkundet werden. Mit dieser Technologie ist durch Veranstaltungen oder Baustellen Plätze im die Betrachterin oder der Betrachter mittendrin Parkleitsystem zu sperren. Zudem liefert das App- statt aussen vor. basierte Parkleitsystem der Stadt Daten zum Car- Anwendungen im Bereich der Augmented-Rea- verkehr und zum Parkierungsverhalten. lity (AR) – also der Verschmelzung zwischen der Die App «iParkiere Bus» der Firma Arcade Solu- realen Umgebung und überlagernden digitalen tions AG wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Informationen – werden zunehmen. So können ein- Luzern entwickelt. Sie soll technisch weiterentwi- zelne Bauprojekte oder Bebauungsstudien physisch ckelt werden, um künftig auch Reservationsfunkti- vor Ort mit einer AR-Brille betrachtet, verglichen onen oder ein Slot-Management zu übernehmen. und beurteilt werden. Verkehrsströme oder Um- Mit einem Slot-Management könnte zum Beispiel welteinflüsse können simuliert werden und bieten dafür gesorgt werden, dass das Anfahren der Halte- Politik, Bevölkerung, Forschung und Wirtschaft in plätze nur während gewisser Zeiten erlaubt ist und ihren Partizipationsprozessen anschaulich Hilfe für sich die Reisegruppen anmelden müssten. die gemeinsame Entscheidfindung. Aufgrund des aktuellen Standorts, der Verfügbarkeit und der Verkehrslage Mit der Virtual-Reality-Brille mittendrin im 3D-Stadtmodell des Geoinforma- navigiert die App «iParkiere Bus» die Chauffeure zum optimalen Parkplatz. tionszentrums der Stadt Luzern.
Erny Niederberger vom Luzerner Start-up Swisens AG mit dem Pollenmesser auf dem Luzerner Kantonsspital: Neu sind Daten in Echtzeit verfügbar, und Menschen mit Allergien können sich auf die effektive Pollenbelastung einstellen. Digitale Pollenmessung Digitale Gästekarte Erstmals in der Schweiz sind Echtzeitdaten zur Im Dezember 2017 führte die Luzern Touris- Pollenbelastung verfügbar; dies dank der Allergi- mus AG (LTAG) die digitale Gästekarte für Über- ker-App «Ally Science». Sie wurde im April 2018 von nachtungsgäste in der Stadt Luzern ein. Die digitale der Berner Fachhochschule (BFH) und dem Univer- Gästekarte Luzern wurde in Zusammenarbeit mit sitätsspital Zürich (USZ) als Kernstück der schweiz- Luzern Hotels, dem Fach- und Berufsverband der weit grössten Pollenstudie lanciert. Diese bereits Luzerner Hoteliers, konzipiert. Unterstützt wurden vielfach genutzte App bietet nebst Informationen die Organisationen von ewl Energie Wasser Luzern, zur Pollenbelastung neu auch einen Symptom-Ver- welche die WLAN-Netzinfrastruktur betreibt, sowie laufsreport sowie eine präzisere Symptomabfrage von Arcade Solutions AG – Arcade hat die Gästekar- an. In Biel und Luzern können zudem seit Kurzem ten-Lösung entwickelt. Echtzeitdaten zur Pollenkonzentration eingesehen Mit der digitalen Gästekarte profitieren Luzerns werden. Weitere Regionen sollen folgen. Besucherinnen und Besucher von vielfältigen Ermäs- Die neue gewichtigste Funktion wird durch das sigungen: von kostenloser Nutzung des öffentlichen Messgerät Poleno der Luzerner Start-up-Firma Swi- Verkehrs (Bus und Bahn) in der Stadt Luzern und sens ermöglicht. Es erhebt die aktuelle lokale Pol- Ermässigungen für Bergbahnen und Museen. Mit lenkonzentration der für allergische Personen rele- ihr ist von diversen Plätzen und in verschiedenen vanten Pollensorten in der Luft. Ein grosser Fort- Gastronomiebetrieben eine kostenlose und einfa- schritt: Die bisher verwendete Messmethode basiert che Verbindung ins öffentliche WLAN-Netz möglich. auf manueller Identifikation und Zählung der Pol- Die hohen Roaminggebühren entfallen, das Inter- len. Die Messresultate standen daher erst nach ein net kann gratis als Informationsquelle genutzt und paar Tagen zur Verfügung. Aufgrund bisheriger Eindrücke und Erlebnisse können mit Freundinnen Tests ist Swisens-CEO Erny Niederberger zuversicht- und Freunden geteilt werden. lich, «dass die Geräte qualitativ sehr gute Echtzeit- daten liefern werden». In der App sind die Daten auf einer Karte ersichtlich. Auch Meldungen von Betroffenen werden auf- genommen. Anhand der Karte können Allergike- rinnen und Allergiker entscheiden, ob sie präventiv Massnahmen ergreifen wollen. Ebenfalls neu pro- fitieren die App-Benutzerinnen und -Benutzer von einem Symptom-Verlaufsreport, der für die Arztbe- sprechung als PDF exportiert werden kann. Der Ver- lauf kann auch übers ganze Jahr angezeigt werden. Ferner führt ein Link direkt zu den Tipps für Men- schen mit Pollenallergien auf der App der Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz. Für 2020 ist geplant, eine individuelle Pollen- Frühwarnung anzubieten. Ein weiterer Grund, die «Ally Science»-App zu benutzen: Denn je mehr Aller gikerinnen und Allergiker ihre Symptome regelmäs- sig erfassen, desto detailliertere Erkenntnisse kön- Kostenlose Nutzung des ÖV und des WLAN-Netzes für nen in das Frühwarnsystem einfliessen. Übernachtungsgäste mit der digitalen Gästekarte Luzern.
8|9 Digital «WIR MÜSSEN DIE ZUKUNFT GEMEINSAM ERFINDEN» Wie können smarte, bürgerorientierte Technologien genutzt werden, damit eine Gemeinschaft intelligenter wird? Diese zentrale Frage muss Luzern auf dem Weg zur Smart City beantworten, sagt Informatikprofessor Edy Portmann. Edy Portmann ist Informatikprofessor am HUMAN-IST Institut der Universität Freiburg, mit Forschungsschwerpunkt Human Smart City. Der 42-Jährige wurde in Werthenstein geboren. Er hat seine Berufskarriere mit einer Lehre zum Fahrzeugelektriker und -elektroniker gestartet. Edy Portmann, Sie befassen sich mit dem Wie intelligent ist eine Stadt wie Luzern Thema Smart City. Eine einfache und heute? vielleicht doch nicht so einfache Einstiegs- Das lässt sich nicht so allgemein sagen, da frage: Was ist eine Smart City? Luzern – wie im Übrigen jede andere Schweizer Eigentlich genau das, was ihr Name sagt: Es ist Stadt auch – individuelle Herausforderungen zu eine intelligente Stadt. In der Forschung verstehen bewältigen hat. Ein Vergleich ist deshalb schwer. wir unter Smart City den zielgerichteten Einsatz von Die entscheidende Frage für Luzern sollte lauten, Informations- und Kommunikationstechnologie wie smarte, bürgerorientierte Technologien genutzt für eine nachhaltige, soziale, ökologische und öko- werden können, um als städtische Gemeinschaft nomische Entwicklung des städtischen Raums. intelligenter zu werden. Um diese Frage zu beant- worten, benötigt die Stadt ein wirksames Datenfun- In Ihrer Forschung sprechen Sie von der Ent- dament, das Basis sein wird, um eine künstliche wicklung zur Human Smart City. Was meinen Intelligenz gezielt zu nutzen. Sie damit? Eine Human Smart City stellt die Menschen und Was genau versteht man eigentlich unter deren Bedürfnisse ins Zentrum. Dienstleistungen künstlicher Intelligenz? werden möglichst nachhaltig erbracht mit dem Künstliche Intelligenz versetzt Computer und sparsamen Einsatz der zur Verfügung stehenden Informationssysteme in die Lage, aus Erfahrungen natürlichen Ressourcen. Am einfachsten lässt sich zu lernen sowie mit neu eingehenden Informatio- das am Beispiel des in der ecuadorianischen Verfas- nen Aufgaben zu bewältigen, die menschenähnli- sung verankerten Konzepts des «Zusammenlebens ches Denkvermögen erfordern. Die meisten Bei- in Vielfalt und in Harmonie mit der Natur» verdeut- spiele – von Schach spielenden Computern bis hin lichen. Es zielt auf die materielle, soziale und spiri- zu selbstfahrenden Autos – basieren heute auf sta- tuelle Zufriedenheit aller Mitglieder einer Gemein- tistischen Methoden. Mit diesen können urbane schaft ab, jedoch nicht auf Kosten anderer Mit- Informationssysteme für ganz bestimmte Aufgaben glieder oder der natürlichen Lebensgrundlagen. trainiert werden, sodass sie grosse Datenmengen
verarbeiten und darin Muster erkennen. Dieser auto matische Aufbau von Wissen aus Erfahrung bezeich- Grenzen überwinden net man auch als maschinelles Lernen. Die digitale Transformation der Stadtverwaltung hat Was macht eine Stadt zu einer intelligenten begonnen. Im Moment befinden sich rund 50 Digitalisie- Stadt? rungsprojekte in der Vorbereitung, in Entwicklung oder Die Verbindung von Bevölkerung, Politik, Wirt- bereits in aktiver Anwendung. Das Parlament hat dem schaft, Verwaltung und weiteren gemeinschaftli- Aufbau einer neuen Dienstabteilung zugestimmt, die die chen Organisationen mittels Informations- und digitale Entwicklung vorantreiben und koordinieren sowie Kommunikationstechnologie. Diese Verbindung Kooperationen mit Dritten aufgleisen soll. ermöglicht den Zugang zur Komplexität einer Stadt. Auf Basis neuer Zusammenarbeitsformen können eCounting, eUmzug, digitales Gesuchsportal, Online- Menschen und Informationssysteme zu einer Ein- Service für die Reservation von Sportanlagen und Schulräu- heit werden, in der sie gemeinsam intelligenter und men, digitale Cityplanstellen, App-basiertes Car-Parkleitsys- dadurch nachhaltiger agieren, als es der Mensch tem, virtuelles 3D-Stadtmodell, digitale Pollenmessung oder oder auch ein System jemals alleine tun könnte. Gästekarte (siehe Beispiele S. 6 f.) – in der Stadtverwaltung sind derzeit rund 50 Digitalprojekte im Gange. Weshalb soll unsere Stadt noch intelligenter Bei diesen wie auch bei der Initiierung neuer Projekte werden? Wer profitiert davon? besteht dringender Koordinationsbedarf, um Synergien zu Die Urbanisierung ist ein grosser Trend. Prog- erzielen und Doppelspurigkeiten zu verhindern. Diese Koor- nosen besagen, dass 70 bis 80 Prozent der Erdbe- dination leistet ab 2020 eine zentrale Anlaufstelle für sämt- völkerung bis ins Jahr 2050 in Grossstädten leben liche Digitalisierungsprojekte in der Stadt Luzern. wird. Die Schweiz wird wohl zu einer Smart Nation werden. Vom Bodensee bis nach Genf werden wir Strategie und Vision immer mehr zusammenwachsen. Zwar sehen viele Die zentrale Anlaufstelle wird bis 2021 auch eine Vision in den Städten wegen Überlastung und hohem Ener- «Smart City Luzern» vorlegen, welche die Strategie und die gieverbrauch die Wurzel allen Übels. Ich denke Handlungsfelder der digitalen Transformation für die Stadt aber, dass künftige, innovative Lösungen für diese Luzern definiert. Diese Strategie hat das Parlament im Mai Herausforderungen aus Städten kommen werden. 2019 mit der Überweisung der Motion «Vision und Strategie Luzern kann hierbei in der Schweiz eine wegwei- Smart City Luzern» beim Stadtrat in Auftrag gegeben. Die sende Rolle übernehmen. Motion der Geschäftsprüfungskommission verlangt den konsequenten und aktiven Einbezug der Bevölkerung – Wo sehen Sie die Grenzen, mittel- und und zwar nicht erst bei den möglichen konkreten digitalen langfristig? Anwendungen, sondern von Anfang an: Bereits bei der Mittelfristig, so denke ich, müssen wir unbe- Erarbeitung der Vision einer Smart City sollen die Luzerne- dingt lernen, mit intelligenten Systemen umzu rinnen und Luzerner einbezogen werden. gehen. Allerdings sollten wir uns als Menschen die Frage nach der Abgrenzung stellen. Wenn ich Human Smart City beispielsweise mit meinen Kindern im Wald spa- Wie diese Partizipation bewerkstelligt werden kann, zieren gehe, dann brauche ich keine Technologien. dazu gibt das Konzept der «Human Smart City» Hinweise. Schliesslich muss man auch abschalten können. In einer Human Smart City stehen die Interessen und Langfristig wird für uns Menschen wichtig sein, uns Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen im urbanen Raum bewusst zu machen, was uns ausmacht und womit im Zentrum. Die konkreten Lebensrealitäten der Bevöl- wir uns beschäftigen wollen. kerung sollen zwingend in die Überlegungen miteinbe- zogen werden. Eine breite Abstützung erfordert neben Kann man sagen, was heute Science-Fiction dem Einbezug der Bevölkerung die Partizipation weiterer ist, ist morgen schon Realität? Akteure aus den Bereichen Bildung, Forschung, Soziales, Im Moment treibt uns die technologische Ent- Wirtschaft, Tourismus, Umwelt und Energie mit der Politik wicklung immer weiter voran. Und die Technologie und der Verwaltung. verändert sich rasant. Als man vor fünfzig Jahren auf den Mond flog, brauchte es für die Rechenleis- Zusammenarbeit und Wissensaustausch tung eines Taschenrechners noch einen ganzen Die Vision einer Smart City endet nicht an der Stadt- Raum vollgestopft mit Apparaten. Heute hat jeder grenze. Aktuell tauschen sich die Gemeinden von Luzern- auf dem Smartphone mehr Rechenpower und Plus zum Thema aus. Auf nationaler Ebene ist die Stadt Informationen zur Verfügung. Wohin die weitere Luzern in der Interessengemeinschaft IG Smart City Schweiz Reise geht, lässt sich deshalb nur vage erahnen. Ich des Bundesamtes für Energie sowie in der Arbeitsgruppe bin aber überzeugt: Anstatt zu versuchen, die Zu- Smart City des Schweizerischen Städteverbandes vertreten. kunft vorauszusagen, müssen wir sie erfinden. Alle Ebenso ist sie seit Anfang Mai 2019 Mitglied des Verbands Akteure sind gefordert, gemeinsam an der Zukunft Smart City Hub Switzerland (siehe S. 4). zu bauen. Der Verband Smart City Hub Switzerland besteht aus zehn Gemeinwesen und drei Unternehmen. Er strebt Simon Rimle die Förderung der Zusammenarbeit und den Wissensaus- Leiter Kommunikation tausch an. (DC)
10 | 11 Parlament DEN MENSCHEN INS ZENTRUM DER DIGITALISIERUNG STELLEN Das Parlament hat den Stadtrat beauftragt, eine «Vision und Strategie Smart City Luzern» zu entwerfen. Dafür und für die Koordination und Kooperation im Bereich der Digitalprojekte stehen bis 2028 rund 14 Mio. Franken zur Verfügung. Der Grosse Stadtrat hat am 16. Mai 2019 dem Grundlagenbericht «Stadt Luzern digital» zuge- stimmt. Dieser Bericht stellt eine Vorgehens- und Organisationsstrategie dar, und er zeigt auf, welche Investitionen notwendig sind, um die Stadt Luzern in eine gute Ausgangslage für die digitale Transfor- mation zu bringen. Das Parlament hat dem Aufbau einer tragfähi- gen und breit abgestützten Organisation zuge- stimmt. Einzig die Stadtentwicklung, eine Stelle für die Analyse der Entwicklungen und die Koordi nation mit internen und externen Akteuren, fand keine Mehrheit. Zudem verlangt das Parlament vom Stadtrat, dass er seinen Fokus auf die Entwicklung einer Smart City Luzern legt. Er soll eine Vision und Strategie entwickeln, die den Menschen ins Zent- rum stellt (siehe S. 9). Die neuen Technologien und Angebote sollen konsequent auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Besucherinnen und Besu- cher der Stadt Luzern ausgerichtet werden und zu Die digitale Transformation hat auch den Grossen Stadtrat erfasst. einer Steigerung der Lebensqualität beitragen. (DC) AUS BUNTEM IDEENSTRAUSS EINE STRATEGIE ENTWICKELN Luzern: Digital mit Plan. Ein digitaler Vorreiter handfesten Plan, der aufzeigt, wie wir digitale Hilfs- will die Stadt Luzern sein, aber ein schlüssiges Kon- mittel dafür einsetzen werden, die Lebensqualität zept dafür fehlt ihr bisher. Uns Grünliberalen ist die und die Mitsprache der Bevölkerung zu verbessern, digitale Zukunft unserer Stadt ein wichtiges Anlie- die Verwaltung effizienter zu machen und gleich- gen. Deshalb unterstützen wir dabei, aus dem bun- zeitig unseren Ressourcenverbrauch zu senken. ten Ideenstrauss des Stadtrates eine Strategie zu Dafür setzen wir Grünliberalen uns ein. entwickeln, die Bewohnerinnen und Bewohnern, den Unternehmen und der Umwelt wirklich nützt. Judith Wyrsch Wir brauchen dafür jedoch keine fünf zusätzli- chen Stellen in der Verwaltung. Wir brauchen einen AN DEN TATSÄCHLICHEN Bedürfnissen. Die digitale Transformation bietet BEDÜRFNISSEN ORIENTIEREN endlos viele Möglichkeiten, wie wir unsere Mobili- tät, unser Arbeiten, unsere politischen Entscheide Wenn ich zu Hause aus der Tür trete, dann und unser Zusammenleben in unserer Stadt gestal- könnte mir die Stadt Luzern per App helfen, wie ich ten. Damit sie gelingt, sollen so viele Stimmen wie am einfachsten an mein Ziel komme: Bus, Mietvelo, möglich mitreden können und die digitale Stadt Fussweg? Oder ich könnte mich per App mit mei- Luzern definieren. Es braucht auch frische Ideen nen Nachbarinnen und Nachbarn vernetzen und aus anderen Städten, aus Start-ups, aus Kultur und Unterstützung finden für mein politisches Anlie- Wirtschaft. Digitale Transformation hat keinen gen. Eine digitale Stadt Luzern misst sich nicht nur Selbstzweck. Sie soll aber uns allen eine Hilfe sein daran, wie schnell das Internet in der Verwaltung und neue Möglichkeiten bieten. ist. Sie zeigt sich vor allem in Innovationsfreu- digkeit und in der Orientierung an tatsächlichen Irina Studhalter
Kredit für digitale Grundlagenarbeit DIGITALE WELT MITGESTALTEN soll der gemeinnützige Aspekt wegleitend sein. So Für den Aufbau einer ist es den Bewohner*innen auch möglich, die digi- tragfähigen und breit Die Verbesserung der ökologischen, wirtschaft- tale Welt selber mitzugestalten. Sei dies durch die abgestützten Organi sation hat der Grosse lichen und sozialen Leistungsfähigkeit der Stadt gemeinsame Kooperation beispielsweise bei der Stadtrat rund 14 Mio. Luzern für die Bevölkerung soll in der Digital Herstellung von Strom, die effiziente Nutzung von Franken für die Jahre strategie und bei deren Umsetzung im Vordergrund umweltschonenden Verkehrsmitteln oder um den 2019 bis 2028 bewilligt. stehen. Ein enger Einbezug von Akteurinnen und Mehrwert von Innovationen bestmöglich auszu- Diese teilen sich wie Akteuren aus Kultur, Sozialem, Bildung und Wirt- schöpfen. Für den Weg in die digitale Zukunft ist folgt auf: schaft ermöglicht, die Stadt noch besser zu ver eine leistungsfähige Infrastruktur der Verwaltung netzen und die Bedürfnisse an die Digitalisierung eine wichtige Grundvoraussetzung. Die Digitalstra- Zentrale Anlaufstelle auszuloten. Das Konzept der «Smart City» eröffnet tegie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Über 10,6 Mio. Franken zudem neue Möglichkeiten, um die Stadt als öffent- werden für die neue lichen Raum sozialer Inklusion zu denken. Dabei Gianluca Pardini Fachstelle eingesetzt. Sie ist für sämtliche Digitali- sierungsprojekte in der Stadt Luzern zuständig SPÄT, ABER NICHT ZU SPÄT Wartezeiten für eine Konsultation in Spitälern. Und und entwickelt die vom auch in Luzern tut sich einiges: An der Hochschule Grossen Stadtrat ver- Die Vorlage war kein Meisterwerk. Sie nannte für Wirtschaft stösst ein Ausbildungsgang über langte «Vision und Stra- sich Digitalstrategie und versprach im Titel eine Daten, die Basis für neue Dienstleistungen zum tegie Smart City». Vision. In Tat und Wahrheit handelte es sich um ein Wohl der Bevölkerung sind, auf riesengrosses Inte- Diese zentrale Anlauf- Vorgehenskonzept, das neue Stellen verlangte, um resse. Die Stadtverwaltung hat spät, aber nicht zu stelle wird mit 650 Stel- eben diese Digitalstrategie auszuarbeiten. 14,3 Mio. spät die Perspektiven erkannt und das Gespräch lenprozenten ausge Franken wurden verlangt – viel Geld für etwas, das mit möglichen Partnern aufgenommen. Das Pro- stattet – davon sind erst noch entstehen sollte. Der Blick über den Tel- jekt soll breit abgestützt werden. So besteht die 400 bestehende Stellen- lerrand zeigt, was eine Vision sein könnte. In Wien Hoffnung, dass Luzern doch noch zu einer erfolg- prozente, die stadt- beispielsweise erfahren die Automobilisten auf versprechenden Digitalstrategie kommt. intern verschoben einer App, welches der kürzeste Weg ist, um ohne werden. Die Fachstelle Stau zu ihrem Ziel zu gelangen. Gleiches gilt für die Albert Schwarzenbach koordiniert und betreut die Kooperationspro- jekte mit externen Part- nerinnen und Partnern. DIGITALE PLATTFORM SCHAFFEN eine bessere und intelligentere Verkehrs- und Stadt- Daten und Information planung möglich machen. Die intelligente Vernet- Die Digitalisierung erfor- Die FDP.Die Liberalen Stadt Luzern sind ent- zung von Daten ermöglicht zudem neuartige Dienst- dert grössere Aufwen- täuscht von der Digitalstrategie der Stadt Luzern. leistungen und hat das Potenzial, Prozesse in der dungen bei der Daten Das vom Stadtrat vorgelegte Strategiepapier bringt Verwaltung effizienter zu machen. sicherheit, dem Daten- die Stadt Luzern im herausfordernden Prozess der Das Konzept der digitalen Plattform kommt im schutz sowie der Auf- digitalen Transformation zu wenig weiter. Strategiepapier des Stadtrates nicht vor. Die FDP. bereitung der Infor Wir leben in einer Welt digitaler Plattformen. Die Liberalen Stadt Luzern fordern deshalb vom mation. Für eine juristi- In einer digital vernetzten Welt generieren wir alle Stadtrat eine Digitalstrategie, welche das Funda- sche Stelle und für eine einen kontinuierlichen Datenstrom. Besonders ment für eine offene digitale Plattform für die Stadt befristete Anstellung im interessant werden die Daten, wenn diese aggre- Luzern legt. Bereich Kommunikation giert nutzbar gemacht werden können, sodass z. B. hat das Parlament rund Daten zur Mobilität oder zum Energieverbrauch Fabian Reinhard 1 Mio. Franken bewilligt. Rund 350’000 Franken sind für Übergangs- und Vorbereitungsarbeiten vorgesehen, die im lau- STÄDTISCHE DIGITALSTRATEGIE ausbau mit einem 10-Mio.-Franken-Kredit benötigt. fenden Jahr noch anfal- OHNE ZIEL UND PLAN Aus unserer Sicht fehlt in der städtischen Digital- len oder bereits ange- strategie die Vision, was genau erreicht und umge- fallen sind. Es lässt sich nicht mehr aufhalten, dass digitale setzt werden soll. Dass die Verwaltungstätigkeit mit Anwendungen immer stärker unser Berufs- wie der technologischen Entwicklung Schritt hält, Infrastruktur auch Privatleben beeinflussen werden. Auch wenn müsste eigentlich eine immerwährende Aufgabe Für ein bedarfsgerech- nicht jeder Bürger diese Entwicklung mit gleich sein, ohne dass dies nun mit dieser Strategie nach- tes WLAN in der Stadt grosser Begeisterung aufnimmt, vielfach sich sel- geholt werden muss. Beim Begriff «Smart City» geht verwaltung hat der ber sogar damit überfordert fühlt, ist es richtig, dass es dafür schon ein wenig in die Träumerei, im Glau- Grosse Stadtrat mehr auch die Stadtverwaltung diese Entwicklung mit- ben, mit einem (Car-)Parkleitsystem die städtischen als 1,7 Mio. Franken geht. Verkehrsprobleme lösen zu können. bewilligt. Die SVP fragt sich jedoch ernsthaft, ob es zu deren Umsetzung wirklich einen massiven Stellen- Marcel Lingg
12 | 13 Integration ORIENTIERUNG UND HILFE IN FREMDEM UMFELD Seit einem Jahr vermittelt das Team Sicherheit, Intervention, Prävention (SIP) sein Wissen über die Regeln im öffentlichen Raum auch an Flüchtlinge und Asyl- suchende. Wichtiges Ziel der Schulung ist, das gegenseitige Vertrauen aufzubauen. Zusammen mit zehn anderen Männern und einer Frau sitzt Hassan Y. im Kursraum und schaut mit ernstem Gesicht nach vorne zu den SIP-Kurs- leitenden Salah Galal und Simone Walter, die an- hand einer Powerpoint-Präsentation erklären, was die SIP macht. Die Kursteilnehmenden sprechen erst sehr wenig Deutsch, ihre Muttersprache ist Kur- disch. Damit die Basisinformationen verständlich vermittelt werden können, ist auch ein interkul tureller Dolmetscher anwesend. Auf der Leinwand wird ein Bild des neunköpfigen SIP-Teams einge- blendet – sie haben ein freundliches Lächeln im Gesicht und tragen eine hellblaue Uniform. Salah Galal zeigt auf die Truppe und betont nachdrück- lich: «Wir sind keine Polizei und haben keine Waf- fen: Unser Werkzeug ist die Sprache.» Dann folgen Bilder, wie die SIP alten Menschen beim Einstieg in den Bus helfen, Touristen den Weg erklären oder sich mit einer Gruppe Jugendlicher auf dem Euro- paplatz unterhalten. «Die SIP hilft bei allfälligen Fragen. Und wir vermitteln und schlichten überall Flüchtlinge und Asylsuchende reden über ihre Erfahrungen und lernen das SIP-Team kennen. dort, wo Bedarf ist. Wer uns unterwegs in der Stadt antrifft, kann jederzeit auf uns zukommen», brin- Ausser Atem steht Hassan Y.* vor der Eingangs- gen es die Kursleitenden auf den Punkt. tür der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen an der Brünigstrasse. Mit dem Bus ist er von Rothen- Alkohol und der öffentliche Raum burg durch die Stadt gefahren, von der Bushalte- «Viele Asylsuchende und Flüchtlinge haben in stelle hierhin geeilt, und jetzt ist er pünktlich zum ihrer Heimat schwierige Erfahrungen mit der Poli- Kursbeginn parat. «Schön ist es hier! Und ich will zei gemacht. Darum ist es wichtig, dass sie über lernen. Schnell lernen!», sagt der junge Iraker und unsere rein vermittelnde Funktion Bescheid wis- erzählt in einer Mischung aus Deutsch, Englisch sen», sagt Salah Galal später im Gespräch. Ebenso und Französisch, dass er erst seit wenigen Monaten wichtig sei es, die Gepflogenheiten bezüglich Ver- in der Schweiz sei. Zuerst in einem Zentrum im halten im öffentlichen Raum und im Umgang mit Welschland, seit ein paar Wochen im Kanton Suchtsubstanzen zu kennen. «In den meisten ara- Luzern, und hier läuft jetzt sein Asylverfahren. bischen Ländern ist es zum Beispiel verboten, im öffentlichen Raum Alkohol zu konsumieren. Das Fremde Sitten ist in der Schweiz anders und kann irritieren.» Wie alle anderen Leute in der gleichen Situation Der gebürtige Ägypter Salah Galal weiss, wovon ist Hassan Y. verpflichtet, die Kurse der «Basisinfor- er spricht: Vor 20 Jahren ist der heute 45-Jährige mationen für Personen aus dem Asyl- und Flücht- wegen eines Studiums im Hotelmanagement in die lingsbereich» zu besuchen. Sie sprechen verschie- Schweiz gekommen. Obschon er – anders als Asyl- dene Bereiche des Lebens und der Gepflogenheiten suchende oder Flüchtlinge – von Beginn an eine in der Schweiz an. An diesem Sommerabend geht Ausbildung machte, sich in geregelten Strukturen es um Suchtprävention. «Die Teilnehmenden ken- bewegte und relativ schnell Kontakt mit Einhei nen die Gefahren übermässigen Alkoholkonsums. mischen hatte, musste auch er sich mit viel Unbe- Sie kennen die Wirkung der Substanzen Alkohol kanntem und auch mit neuen Systemen vertraut und Cannabis», heisst es in der Infobroschüre zum machen: Was ist eine Krankenkasse? Wie funktio- Inhalt. Initiiert wurden die «Basisinformationen» niert der öffentliche Verkehr? Welche Behörden von der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen sind bei welchen Anliegen zuständig? Oder eben: Kanton Luzern. Der Kurs rund um Prävention wur- Welche Regeln gelten im öffentlichen Raum oder de vom Team der SIP Luzern (Sicherheit, Interven- im Umgang mit Drogen? Was für Schweizerinnen tion, Prävention) konzipiert ebenso wie das Modul und Schweizer belanglos klingt, kann für Personen «Sicherheit im öffentlichen Raum». aus anderen Ländern eine Herausforderung sein.
Berufsperspektive Die Stadt Luzern und die Luzerner Schreiner lancieren zusammen das Ausbildungsangebot «Perspektive Holz». Von August 2019 bis Ende Juni 2020 können neun Flüchtlinge und / oder vorläufig aufgenom- mene Personen, welche Sozialhilfe beziehen, den einjährigen Ausbil- dungsgang «Perspektive Holz» absolvieren. Theorie und Praxis Der Luzerner Schreiner- verband hat den Kurs konzipiert. Im Lehrgang sollen neun Teilneh- mende im Umgang mit dem Material Holz aus- gebildet werden. Zur Ausbildung gehören nebst der Vermittlung von Deutsch, Theorie- und Praxiswissen zwei je dreiwöchige Praktika in holzverarbeitenden Betrieben. Lehre in Holzbranche Salah Galal im SIP-Einsatz. Der gebürtige Ägypter musste vor 20 Jahren erlernen, was er heute am Kurs weitergibt. Das Ziel ist, dass die Teilnehmenden nach «Darum ist es wichtig, so schnell wie möglich sol- sagt Christina Rubin, Leiterin SIP Luzern. Seit 2018 einem Jahr den Übertritt che Basisinformationen zu bekommen – das hilft werden die Kurse regelmässig von der SIP durchge- in die berufliche Grund- mit, Missverständnisse und Frustrationen zu ver- führt. «Weil so viele aus der kantonalen und städti- bildung schaffen, damit sie eine Lehre mit dem hindern», sagt Salah Galal, der seit zehn Jahren bei schen Verwaltung am selben Strick gezogen und eidgenössischen Berufs- der SIP arbeitet und auf den Touren durch die Stadt sich engagiert haben, konnte das Projekt realisiert attest (EBA) abschliessen mit vielen Leuten in Kontakt kommt. werden», sagt Rubin. können. Für ältere Per- Dass die SIP gerade auch für Asylsuchende ein sonen aus dem Asyl- Bindeglied sein kann, habe er insbesondere nach Pflichtkurs mit Potenzial bereich soll der Ausbil- dem Arabischen Frühling 2011 bemerkt: «Ab dann Und wie kommen Inhalt und Thema bei den dungsgang den Sprung waren in der Stadt mehr Personen aus dem arabi- Teilnehmenden aus dem Asyl- und Flüchtlingsbe- zu einer Anstellung als schen und maghrebinischen Raum anzutreffen, es reich an? «Das ist sehr unterschiedlich: Manche sit- Hilfsarbeitskraft im kam immer wieder zu Missverständnissen und zen den Pflichtkurs ab, andere interessieren sich Holzgewerbe ermögli- Unstimmigkeiten auf Plätzen wie etwa vor dem KKL und bringen sich ein», sagt Salah Galal. Der Blick in chen. Es bestehe ein oder auf dem Inseli», sagt Salah Galal. die Runde an diesem Abend gibt seiner Einschät- Bedarf an Arbeitskräf- zung recht: Hassan Y. sitzt zwar aufmerksam da, ten in der Branche. Migrationshintergrund verbindet sagt aber genauso wie die meisten anderen kein Weil er selbst auch einen Migrationshinter- Wort. Manche tippen auf ihren Mobiles herum und Arbeitsintegration grund hat und zudem Arabisch spricht, sei er als scheinen abwesend. Andere wiederum beteiligen «Perspektive Holz» ist Vermittler besonders gut akzeptiert worden. «Mir sich gegen Kursende engagiert an der Diskussion, eine von drei Massnah- men des Stadtrates, um wurde bewusst, wie wichtig ein Vertrauensver die sich entfacht hat: Das Stichwort «Diskrimi Flüchtlinge und / oder hältnis zu unserem Team ist, damit wir bei Bedarf nierung» ist gefallen, und plötzlich haben fast alle vorläufig aufgenom- erfolgreich intervenieren können. Und da hatte ich etwas zu erzählen. Salah Galal ist zufrieden, ob- mene Personen in den auch die Idee für den SIP-Kurs: Hier können wir nie- schon die Diskussion nichts mit Suchtprävention Arbeitsmarkt zu integ- derschwellig Kontakt knüpfen und allenfalls bei zu tun hat. «Dass ein so lebhaftes Gespräch stattfin- rieren. Die Mittel für späteren Begegnungen darauf aufbauen.» Salah det, zeigt, dass eine erste Vertrauensbasis geschaf- das Angebot hat das Galal brachte seine Überlegungen ins SIP-Team ein, fen wurde – und das ist eines der wichtigen Anlie- Parlament Ende Okto- und dort fand seine Idee für einen solchen Kurs gen dieser Kursmodule.» ber 2017 gesprochen: Anklang. «Während zweier Jahre haben wir im *Name geändert Sie stammen aus der Anschluss das Konzept zu besagten Modulen ent- Christine Weber Gewinnverwendung wickelt und die Kursleitenden didaktisch geschult», Freischaffende Journalistin der Rechnung 2016.
14 | 15 Quartier REIN IN DIE REUSS – ABER BITTE GUT VORBEREITET Passiert ist noch nie etwas Ernsthaftes. Damit das so bleibt, arbeitet die Stadt weiter daran, dass das Reussschwimmen noch sicherer wird. Trotz zahlreicher um- gesetzter Massnahmen gilt aber: Leichtsinn kann schwerwiegende Folgen haben. Und ab ins kühle Nass: Eine Gruppe wagt sich hinter dem Natur-Museum in die Reuss. Schwimmend lässt man sich treiben. Es braucht etwas mehr Überwindung, in die Mehr Leute in der Reuss bedeutet aber auch ein Reuss zu hüpfen als in den Vierwaldstättersee. Das höheres Risiko für Unfälle. Zwar ist in Luzern bis- Wasser ist kälter, die Strömung ungewohnt, und lang noch nie etwas Ernsthaftes geschehen. Aber man sieht oft nicht, wie tief das Wasser genau ist schwimmen in fliessenden Gewässern ist gefährli- und wo man sich womöglich schmerzhaft die Füsse cher als «bloss» im Schwimmbad oder im See. Dazu am steinigen Boden aufschlägt. Aber wer es mal aktuelle Zahlen aus der Schweiz: 2018 etwa ertran- gewagt hat, weiss: Reussschwimmen macht Spass. ken insgesamt 37 Personen in Schweizer Gewässern; Sich treiben lassen, an der schönen Gegend vor- 14 Menschen verunfallten in Flüssen, 16 in Seen. beigleiten, beim Versuch, gegen den Strom zu Wenn man bedenkt, dass enorm viel mehr Leute in schwimmen, kapitulieren – diesen Reizen erliegen Seen baden als in Flüssen schwimmen, gibt’s beim immer mehr Luzernerinnen und Luzerner. Flussschwimmen unbestritten Handlungsbedarf Seit im Sommer 2017 von der Stadt der grosse in Sachen Sicherheit – auch wenn gesagt werden Spielplatz auf dem Reusszopf und die Nordpol- muss: Bei öffentlichen Gewässern geschieht das Buvette eröffnet worden sind, kann’s bei schönem Schwimmen und Baden grundsätzlich auf eigene Sommerwetter sogar Warteschlangen bei den Ein- Verantwortung. Auch in Luzern. stiegsstellen geben. Vielfältige Gefahren «Die Reuss kann sich täglich anders präsentie- ren. Wo das Wasser an einem Tag an einer bestimm- ten Stelle völlig ruhig und knietief verläuft, kann es am anderen Tag bis zum Bauchnabel und mit viel Zug durchfliessen», sagt Maurice Illi, Sicherheits- manager der Stadt Luzern. Für unerfahrene Fluss- schwimmer bestehe zudem die Gefahr, die Strö- mung zu unterschätzen und mit Hindernissen wie Brückenpfeilern nicht adäquat umgehen zu kön- nen. Auch könne das kalte Wasser zur Unterküh- lung und schliesslich zu Muskelkrämpfen führen. Rettungsmaterial und Präventionskurse Die Stadt hat bereits viel in ein sichereres Reuss- schwimmen investiert. So sind entlang des Flusses, Es ist auf alle Fälle empfehlenswert, eine Schwimmhilfe mitzunehmen. Etwa, wie hier blau im von der Altstadt bis zum Reusszopf, 26 rote Kästen Bild, einen «Dry Bag», in dem man seine Kleider, Portemonnaie oder Schlüssel verstauen kann. mit Rettungsmaterial installiert worden. Zudem
wird bei der offiziellen Einstiegsstelle in der Senti- Sicherheitsmassnahmen optimal zu kommunizie- Ratschläge für sicheres matt sowie bei der Ausstiegsstelle beim Reusszopf / ren. Die Stadt Luzern stützt sich dabei auf die viel- Reussschwimmen Nordpol mit Signaltafeln auf die Strömung und die fältigen Erfahrungen der SLRG, die schon in ande- Fliessende Gewässer sind Flussregeln der Schweizerischen Lebensrettungs- ren Städten mitgeholfen hat, ähnliche Projekte zu gefährlicher als etwa Badis oder Seen. Die gesellschaft (SLRG) hingewiesen. Eine solche Sig- verwirklichen. Und trotz aller bereits getroffenen SLRG hat folgende Rat- naltafel ist auch beim Einstieg hinter dem Natur- und noch geplanten Sicherheitsmassnahmen warnt schläge für sicheres Museum angebracht: Dort ist aber offiziell das Ueli Bärtschi, Präsident der SLRG-Sektion Luzern: Schwimmen in Flüssen: «Böötle» verboten (entsprechend gekennzeichnet), «Flussschwimmer und Reussschwimmer unter- und auch die Schwimmstrecke bis zur Sentimatt ist schätzen oft die Gefahren, die ein fliessendes • Kinder nur begleitet wegen der Brückenpfeiler nichts für Ungeübte. Gewässer mit sich bringt. Wir appellieren an alle, ans Wasser lassen – Zudem wurden die Nordpol-Mitarbeitenden, die sich vorher gut zu informieren und nicht leichtsin- kleine Kinder in Griff- SIP-Leute (Sicherheit, Intervention, Prävention) und nig ins Wasser zu gehen.» nähe beaufsichtigen. Schlüsselpersonen für das Quartier Basel-/Bern- strasse und Fluhmühle zu Präventionsveranstal Lob und weitere Vorschläge • Nie alkoholisiert oder tungen eingeladen. Leichtsinnig gehen Thomas Niederberger und unter Drogen ins seine Partnerin Amy Hess nie in die Reuss. Aber weil Wasser. Neue Ein- und Ausstiegsstellen sie sich schon Dutzende Male bis nach Emmen und Aktuell liegt zudem ein Baugesuch für zwei weiter haben treiben lassen, sind sie sehr routiniert. • Nie mit vollem oder zusätzliche Ein-/Ausstiegsstellen entlang des Xylo- Thomas Niederberger sagt: «Durch die gute Signale- ganz leerem Magen schwimmen. fonwegs und in der Nähe der St.-Karli-Kirche vor. tik und die Ein- und Ausstiegsstellen fühlen wir uns «Die gesamte Strecke von der Sentimatt bis zum sehr sicher. Passiert ist uns noch nie etwas.» Einzig • Nie überhitzt ins Reusszopf ist recht lang. Wird jemandem mitten- eine zusätzliche Ausstiegsstelle plus Abfalleimer Wasser springen – der drin unwohl, kann er dank der neuen Stellen bald wünscht sich der 41-jährige Stadtluzerner. Und zwar Körper braucht Anpas- einfacher und sicherer aussteigen», erklärt Sozial- etwas weiter unten, nach dem Nordpol, auf der sungszeit. und Sicherheitsdirektor Martin Merki. «Insel», wo die Kleine Emme auf die Reuss trifft. Nie- Solche neue Ein- und Ausstiegsstellen zu instal- derberger schwärmt: «Dank der guten ÖV-Verbin- • Nicht in trübe Gewäs- lieren, ist anspruchsvoller, als man denkt. Denn die dungen ist man nach dem Schwumm mit dem Bus ser springen – Unbe- Reuss ist in erster Linie ein Naturraum und als sol- im Nu wieder zurück in Luzern.» kanntes kann Gefah- cher Lebensraum für Tiere und Umwelt. Die Stadt Maurice Illi nimmt auch diese Vorschläge dan- ren bergen. arbeitet deshalb eng mit folgenden Partnern zusam- kend zur Prüfung auf. Der städtische Sicherheits- men: den Abteilungen Umweltschutz, Natur, Jagd manager freut sich über das grosse Interesse am • Luftmatratzen gehö- und Fischerei des Kantons, der Wasserpolizei, der Reussschwimmen und will niemandem den Spass ren nicht ins tiefe Was- SLRG sowie der Korporation Luzern. verderben. Er weiss aber, wie schnell es zu einem ser – sie bieten keine Unfall kommen kann. Deshalb mahnt auch Illi Sicherheit. Information durch Flusskarte eindringlich: «Die Reuss ist ein Naturraum, kein • Lange Strecken nie Nach Fertigstellung der beiden neuen Ein- und Schwimmbecken, und soll das auch bleiben. Wer alleine schwimmen – Ausstiegsstellen wird auch eine Flusskarte «Reuss» in die Reuss schwimmen geht, muss sich dessen auch der besttrainierte mit allen wichtigen Informationen realisiert. Auf bewusst sein und es selber verantworten können.» Körper kann eine dieser ist die gesamte zum Schwimmen empfoh- Schwäche erleiden. lene Strecke samt allen Sicherheitsmassnahmen Hinweis: Die SLRG hat kürzlich eine Kampagne eingezeichnet, aber auch schützenswerte Naturzo- gestartet, um Unfälle auf Seen und Flüssen zu redu- • Je kälter das Wasser, nen und die Übungsabschnitte der Pontoniere mit zieren: www.saveyourfriends.ch desto kürzer sollte der ihren Booten. Die Karte wird auf der Website der Aufenthalt darin sein. Stadt publiziert und den Medien zur Publikation Luca Wolf Unterkühlung führt zugestellt. Schliesslich soll eine App helfen, die Projektleiter Kommunikation oft zu Muskelkrämpfen. Geschafft: Die Gruppe steigt bei der offiziellen Ausstiegsstelle vor dem Nach dem erfrischenden Schwumm ist Aufwärmen, Austauschen und Spielplatz und der Nordpol-Buvette aus. Erholen angesagt.
16 | 17 Schule «ES SOLL EIN SCHULHAUS FÜR ALLE WERDEN» Schule, Vereinslokal, Veranstaltungsort, Quartiertreffpunkt: Die Schulanlage Littau Dorf ist mehr als ein Ort der Bildung. Für die anstehende Sanierung und Erweiterung bezieht die Stadt Luzern die Betroffenen deshalb frühzeitig mit ein. der 15 anwesenden Vereinsvertre- tungen engagiert und mit Ideen und Anregungen eingegeben. «Für unsere rund 50 Mitglieder wäre ein akustisch guter Probe- raum sehr wichtig», sagt Mathias Vassali. Aktuell wird in der Aula geübt, die nicht für Musikproben konzipiert wurde. Moderne Turnhalle Res Wyler vertritt unter ande- rem das Littauer Kinderfest sowie die Jungwacht Littau am Ideen- morgen . Sein Fazit: «Die Stadtver- waltung und die Teilnehmenden wollen ein gutes Projekt mit vie- len Synergien erreichen. Es soll ein Schulhaus für alle werden, nicht nur ein Haus für Schüle rinnen und Schüler.» Das sei vor- Stadtpräsident Beat Züsli (rechts): «Die Wünsche werden bestmöglich in die Planung einfliessen.» bildlich. Auch Heidy Wagner vom Tur- Für einmal fliesst kein Planung der Gesamtsanierung nerinnenverein Littau staunt: Schweiss. Auch Muskelkraft ist an und Erweiterung der Schulanlage «Ich bin überrascht, was wir hier diesem Samstagmorgen Anfang im Mai 2019 einen Sonderkredit alles zusammen erarbeiten konn- Juni in der Turnhalle des Schul- von 2,65 Mio. Franken bewilligt. ten.» Für die über 200 Mitglieder hauses Littau Dorf nicht gefragt. wünscht sich Heidy Wagner vor Gefragt sind Ideen, Vorschläge Zentrale Lage allem eine gute, modern einge- und Wünsche. Mit der Möglichkeit, Anlie- richtete Turnhalle. 15 Vertreterinnen und Ver gen der Betroffenen noch vor der treter von Littauer Organisatio- eigentlichen Planung aufzuneh- Für rund 580 Kinder nen und Vereinen diskutieren am men, beschreitet die Stadt Luzern Voraussichtlich Ende 2021 von der Stadt Luzern initiierten neue Wege. Sie hat sich zu diesem werden die Stadtluzernerinnen Ideenmorgen, welche Anforde- Schritt entschlossen, damit mög- und Stadtluzerner über den Bau- rungen die Schulanlage nach lichst viele Bedürfnisse ins Pro- kredit von rund 40 Mio. Franken der Sanierung und Erweiterung jekt einfliessen können. Das ist abstimmen. Von 2023 bis 2025 ab 2025 erfüllen sollte. Ähnliche deshalb sinnvoll, weil das Schul- sollen die beiden Haupttrakte der Workshops wurden auch mit den haus Littau Dorf aufgrund seiner Schulanlage Littau Dorf saniert Lehrpersonen, den Betreuungs- zentralen Lage viel mehr ist als werden. Hinzu kommt ein Neu- personen und den Schülerinnen «nur» ein Schulhaus: Viele Ver- bau an einem noch nicht definier- und Schülern durchgeführt. eine proben in den Räumen. Es ten Standort. Die heutigen Provi- finden regelmässig öffentliche sorien sowie voraussichtlich auch Teil des Wettbewerbs Veranstaltungen statt. Und auch beide Turnhallen werden abge «Die Wünsche und Anregun- die Aussenräume werden von der rissen und durch eine neue Drei- gen aus den Workshops werden Quartierbevölkerung intensiv ge- fachturnhalle ersetzt. bestmöglich in die Planung ein- nutzt. Aktuell gehen 420 Kinder ins fliessen und Bestandteil des Wett- Schulhaus Littau Dorf. Ab 2025 bewerbsprogramms sein», sagt Akustisch guter Proberaum werden es rund 580 Schülerinnen Stadtpräsident Beat Züsli. Der «Dieser Ideenmorgen ist eine und Schüler sein. Grosse Stadtrat hat für den Archi- super Sache», sagt Mathias Vas- tekturwettbewerb, der im Herbst sali. Der Präsident der Musikge- Luca Wolf 2019 gestartet wird, sowie für die sellschaft Littau hat sich als einer Projektleiter Kommunikation
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