"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt

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"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt
Foto: Westend61

                  „Masterplan 100 % Klimaschutz“ –
                                Frankfurt am Main
                                         Generalkonzept
                                            Kurzfassung
"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt
Herausgeber
    Energiereferat Stadt Frankfurt am Main
    Adam-Riese-Straße 25
    60327 Frankfurt am Main
    Telefon: 069 212-39193
    E-Mail: energiereferat@stadt-frankfurt.de
    www.energiereferat.stadt-frankfurt.de

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"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt
„Masterplan 100 % Klimaschutz“
– Frankfurt am Main –
Generalkonzept

Kurzfassung
Durchgeführt im Auftrag der
Stadt Frankfurt am Main, Energiereferat

von
Fraunhofer-IBP, Patrick Schumacher
Fraunhofer-ISE, Gerhard Stryi-Hipp
KEEA, Armin Raatz

Textfassung:
Regine Ebert

                                          3
"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
    FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

    Inhalt
    1.      Einleitung                                                                                  5
    2.      Energetische Ausgangslage der Stadt Frankfurt                                               5
    2.1     Aktualisierte CO2-Bilanz der Stadt Frankfurt                                                6
    2.2     Ausgangslage im Sektor Strom                                                                6
    2.3     Ausgangslage im Sektor Wärme                                                                9
    2.4     Ausgangslage im Sektor Verkehr                                                             10
    2.4.1   CO2-Bilanz des Verkehrs in Frankfurt                                                       11
    2.5     Anpassung an den Klimawandel mitdenken                                                     11

    3.      Energiesparpotenziale und der Einsatz von erneuerbaren Energien im Sektor Strom            12
    3.1     Haushalte                                                                                  12
    3.2     Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD)                                                    13
    3.3     Industrie                                                                                  16
    3.4     Erneuerbare Energiepotenziale aus der Region                                               16

    4.      Energiesparpotenziale und der Einsatz von erneuerbaren Energien im Sektor Wärme            17
    4.1.    Einsatz von erneuerbaren Energien und dezentralen Anlagen in Wohn- und Nichtwohngebäuden   17
    4.2     Energetischer Standard im Neubau                                                           19
    4.3     Energetische Sanierung der Wohn- und Nichtwohngebäude                                      20
    4.4     Effiziente Anlagentechnik und Wärmeverteilung                                              20
    4.5     Netzgebundene Lösungen                                                                     21
    4.6     Wärmeeffizienzmaßnahmen im Industriesektor                                                 23

    5.      Steigerung der Effizienz und einer nachhaltigen Mobilität im Sektor Verkehr                24
    5.1.    Verkehrsvermeidung – Nahmobilität                                                          24
    5.2.    Motorisierter Individualverkehr (MIV)                                                      25
    5.3.    Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)                                                     26
    5.4.    Marketing, Wettbewerbe und Werbekampagne                                                   27
    5.5     Entwicklungen des Verkehrssektors in verschiedenen Szenarien                               27

    6.      Umlenkung der bisherigen Ausgaben für Energie in Frankfurt und Region                      30
    6.1     Entwicklung der Energiekosten                                                              30
    6.2     Entwicklung der Energieträgerkosten                                                        30
    6.3     Energie sparen heißt regionalen Wert schöpfen                                              31
    6.4     Förder- und Finanzierungsmodelle                                                           31

    7.      Entwicklung der Szenarien für die Stadt Frankfurt bis 2050                                 32
    7.1     Demographische Entwicklung und Flächenentwicklung                                          32
    7.2     Szenarien                                                                                  32
    7.2.1   Szenarien für den Frankfurter Stromsektor                                                  32
    7.2.2   Szenarien für den Frankfurter Wärmesektor                                                  33
    7.2.3   Szenarien für den Frankfurter Verkehrssektor                                               34
    7.3     Energieszenarien für eine 100 %-erneuerbare-Energieversorgung Frankfurts                   34

    8.      Zusammenfassung der Ergebnisse                                                             38

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"Masterplan 100 % Klimaschutz" - Frankfurt am Main - Generalkonzept Kurzfassung - Stadt Frankfurt
1. Einleitung

Frankfurt am Main gehört zu den am dichtesten be-                     Effizienzmaßnahmen der Endenergieverbrauch und
bauten Städten Deutschlands; die Einwohnerzahl                        die damit verbundenen Emissionen reduzieren las-
stieg 2013 auf rund 690.000 Menschen. Im Jahr 2010                    sen.
wurden in Frankfurt rund 22.600 Gigawattstunden                       Verschiedene Studien und Konzepte sind in den Mas-
(GWh) Endenergie verbraucht – knapp 1 % des deut-                     terplan eingeflossen, unter anderem die „Bausteine
schen Endenergieverbrauchs.                                           für das Regionale Energiekonzept FrankfurtRhein-
95 % dieser Energie wurden importiert, d.h. außer-                    Main 100 % effizient und erneuerbar“.
halb Frankfurts und in der Regel auch außerhalb der                   Eingeflossen ist außerdem eine stündliche Simulati-
Region erzeugt. Seit Anfang 2013 entwickelt Frank-                    on der regenerativen Energieerzeugung im Jahr 2050
furt den „Masterplan 100 % Klimaschutz“ – eine Vi-                    aus dem Ergebnisbericht des Fraunhofer-Instituts für
sion, wie die Stadt bis zum Jahr 2050 die Hälfte des                  Solare Energiesysteme ISE.
heutigen Endenergiebedarfs einsparen und den                          Weiterhin wurden die Ergebnisse aus sechs Work-
verbleibenden Anteil vollständig aus regenerativen                    shops berücksichtigt, die zu den Schwerpunkten
Energien decken kann. Damit einhergehend sollen                       „Bauen, Wohnen, Stadtplanung“, „Energieversor-
die CO2-Emissionen um rund 95 % reduziert wer-                        gung“ und „Mobilität“ mit dem Frankfurter Klima-
den. Der Prozess wird vom Bundesministerium für                       schutzbeirat und Vertretern der städtischen Ämter
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit                        durchgeführt wurden. Und schließlich wurden auch
(BMUB) gefördert. Die Studie des Fraunhofer-Instituts                 Vorschläge Frankfurter Bürgerinnen und Bürger auf-
für Bauphysik (IBP) zeigt Maßnahmen und Wege auf,                     gegriffen, die sich in verschiedenen Beteiligungsver-
um die gesteckten Ziele zu erreichen. Sie beschreibt,                 anstaltungen zu dem Thema äußern konnten.
wie sich durch den Ausbau einer größtenteils lo-                      Die Nummerierung der Abbildungen entspricht der
kalen, regenerativen Energieerzeugung und durch                       Langfassung der Studie.

2. Energetische Ausgangslage der Stadt Frankfurt

Im Stadtgebiet von Frankfurt wurden im Jahr 2010                      tor Wärme mit etwa 50 %, gefolgt vom Sektor Strom
rund 22.650 Gigawattstunden (GWh) Endenergie ver-                     mit etwa 30 % und dem Sektor Verkehr (knapp 20 %).
braucht. Der Hauptanteil davon entfällt auf den Sek-

                                 25.000

                                 20.000
            Endenergie [GWh/a]

                                 15.000

                                                                                         Verkehr

                                 10.000                                                  Wärme
                                                                                         Strom

                                  5.000

                                   -
                                          1995   2005          2009          2010

                                                        Jahr

Abbildung 3: Verteilung der Endenergie nach den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr am Gesamtendenergiebedarf, eigene
Darstellung (IBP) nach aktualisierten Daten (ifeu 2011).

                                                                                                                              5
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
    FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

    Aufgeteilt nach Nutzungstypen ergibt sich folgen-             (GHD) mit 29 %. Die Frankfurter Haushalte benötigen
    des Bild: Größter Verbraucher ist die Industrie (30 %),       22 % der Endenergie, auf den Verkehrssektor entfal-
    dicht gefolgt von Gewerbe, Handel, Dienstleistung             len 19 %.

                                              19%         22%
                                                                                        HH

                                                                                        GHD

                                                                                        Industrie
                                                                                        Verkehr
                                        30%                29%

    Abbildung 4: Aufteilung des Endenergieverbrauchs nach Nutzungsgruppen, IBP nach (ifeu 2013).

    Bei der Analyse der Energieträger zeigt sich:                 10 und 9 %. 4 % der Endenergie wird durch ölbefeu-
    Der größte Anteil der Endenergie entfällt auf den             erte Wärmeerzeuger bereitgestellt, Kohle kommt auf
    Strom (30 %), gefolgt von Erdgas (rund 25 %). Fern-           0,1 %. Erneuerbare Energien stellen ebenfalls einen
    wärme und Ferndampf stellen 5 bzw. 15 %.                      Anteil von 0,1 %.
    Weiterhin haben Benzin und Diesel Anteile von

    2.1 Aktualisierte CO2-Bilanz der Stadt Frankfurt
    Insgesamt haben sich die CO2-Emissionen von                   Geht es um die Verringerung der CO2-Emissionen, so
    1995 bis 2010 um rund 8 % reduziert, umgerech-                stehen Energieeffizienzmaßnahmen und der Ausbau
    net auf die Einwohnerzahl sogar um 13 % pro Kopf.             der erneuerbaren Energien für den Stromsektor im
    Ausgehend von der Datenlage im Jahr 2010 hat                  Mittelpunkt. Soll der Endenergieverbrauch insge-
    der Energieträger Strom mit großem Abstand den                samt reduziert werden, rückt klar der Wärmesektor in
    höchsten Anteil an den CO2-Emissionen (59 %).                 den Fokus.
    Dies zeigt, wo der Hebel angesetzt werden muss:

    2.2 Ausgangslage im Sektor Strom
    Im Jahr 2010 lag der Stromverbrauch in Frankfurt              Wandels vom produzierenden zum dienstleisten-
    bei 6580 GWh. Die größte Verbrauchergruppe war                den Gewerbe. In den Haushalten stieg der Verbrauch
    mit 43 % der Bereich Gewerbe, Handel und Dienst-              von 1995 bis 2005 um 18 %, was sich mit der wach-
    leistungen (GHD), gefolgt von der Industrie mit               senden Ausstattung mit Multimediageräten erklä-
    38 % und den Haushalten mit 15 %. In allen Verbrau-           ren lässt. Interessanterweise ist der Verbrauch von
    chergruppen stieg der Stromverbrauch zwischen                 2005 bis 2010 trotz steigender Einwohnerzahlen
    1995 und 2010 an; in der Industrie durch den Aus-             wieder gesunken, weil unter anderem alte Geräte
    bau des Industrieparks sogar um 49 %. Der Bereich             gegen effiziente ausgetauscht wurden.
    GHD benötigte 12 % mehr Strom – eine Folge des

6
Haushalte
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-                sich im Stromverbrauch nieder: Ein Frankfurter Haus-
schaft wird die Endenergie in Haushalten vor allem             halt verbraucht knapp 20 % weniger Strom als der
für die Heizung verbraucht (71 %), 14 % fallen auf             Bundesdurchschnitt.
die Warmwasserbereitung, 5 % auf Prozesswär-                   In diesen Zahlen spiegele sich aber auch „das über-
me (Kochen, Backen, Trocknen, Spülen, Waschen),                durchschnittliche Engagement Frankfurts bei der
weitere 4 % auf Klimakälte. Frankfurt weist ge-                Förderung energieeffizienter Geräte“ wider, heißt es
genüber dem Bundesdurchschnitt eine Beson-                     in der Studie. So lässt sich erklären, warum sich der
derheit auf: eine hohe Zahl an Singlehaushalten.               Stromverbrauch in Frankfurt zwischen 2005 und
Hinzu kommt die große Zahl der Pendler, die nur                2010 deutlich reduzierte, während er im Bundes-
fünf Tage in Frankfurt verbringen. Auch das schlägt            durchschnitt eher stagnierte.

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD)
Die Studie unterteilt den GHD-Bereich in vier große            einhalten kann, müssen speziell für Stromanwendun-
Verbrauchergruppen: Neben dem Handel sind dies                 gen in diesem Bereich effiziente Lösungen umgesetzt
büroähnliche Betriebe, Hotels sowie die Server- und            werden.
Rechenzentren. Betriebe, die nicht diesen Branchen             Insgesamt hat der Sektor GHD im Jahr 2010 rund 2970
zuzuordnen sind (z.B. Metzgereien, Bäckereien), wer-           GWh Strom verbraucht. Einer der Hauptabnehmer
den unter „Sonstige“ zusammengefasst. Der Frank-               sind Rechen- und Serverzentren (21 %), die gerings-
furter GHD-Sektor ist stark von Dienstleistungen ge-           ten Anteile haben der Handel mit 5 % sowie Hotels,
prägt. Damit die Stadt ihre Klimaziele erreichen und           Restaurants, Cafés (Horeca) mit 2 %.

                                        2%                                 Büroähnliche Betriebe

                                                                           Handel
                                                 19%
                                                                           Kommunale Gebäude
                            37%                           5%
                                                                           Horeca
                                                       14%
                                                                           Rechen- & Serverzentren

                                        21%                                Sonstige

                                                        2%                 Straßenbeleuchtung

Abbildung 14: Strombedarf in GWh und deren Anteile nach Verbrauchergruppen im Sektor GHD in Frankfurt/M., eigene Berech-
nung nach Bluewien Gesa AG, 2011, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, 2009, Mainova AG, 2013.

Wofür wird der Strom gebraucht?
Gewerbe, Handel und Dienstleistungsbetriebe set-               Weitere 8 % werden als Hilfsenergie für Wärmean-
zen rund 8 % des Stroms zur Kälteerzeugung (Klima-             wendungen (Raumwärme und Prozesswärme) benö-
und Prozesskälte) ein, 39 % für Beleuchtung und 31 %           tigt. Der Stromverbrauch der Informations- und Kom-
zur Erzeugung mechanischer Energie.                            munikationstechnologie (IKT) liegt bei 14 %.

                                                                                                                           7
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
    FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

    Untergliedert nach Branchen bedeutet dies:               Der jährliche Strombedarf liegt bei 625 GWh, der
    In den büroähnlichen Gebäuden wird der Löwenanteil       Strom wird vor allem zum Betrieb der IT-Systeme
    des Stroms für Beleuchtungszwecke eingesetzt (45 %),     (30 %) und zur Kälteerzeugung (33 %) benötigt. Be-
    an zweiter Stelle stehen Informations- und Kommuni-      sonders in den Sommermonaten entstehen hohe
    kationstechnologien (38 %). Im Handel fließen sogar      Lastspitzen. Bleibt der Wachstumstrend in diesem
    55 % in die Beleuchtung, an zweiter Stelle liegt die     Bereich bestehen, muss laut Studie langfristig über
    Prozesskälte (14 %), insbesondere beim Lebensmittel-     einen Ausbau der Netzkapazität nachgedacht wer-
    handel. Hotels brauchen Strom vor allem für mecha-       den.
    nische Energie (35 %), gefolgt von Beleuchtung (25 %).   Schließlich die Straßenbeleuchtung: Fast 73.000
    Eine Sonderstellung nehmen die Rechenzent-               Straßenlaternen brennen Nacht für Nacht in
    ren ein. In keiner anderen europäischen Stadt gibt       Frankfurt, 92 % davon elektrisch (32,6 GWh), der
    es so viele Rechen- und Serverzentren, 80 % des          Rest mit Gas (41,4 GWh). Bis 2025 will die Stadt alle
    deutschen Internetverkehrs laufen über Frankfurt.        Laternen auf Elektrobetrieb umrüsten.

    Industrie
    Unter den Punkt Industrie werden alle Betriebe des       Der weitaus größte Anteil entfällt auf den Industrie-
    produzierenden Gewerbes gefasst, die Prozesswär-         park Höchst, der im Jahr allein rund 1800 GWh – das
    me in ihren Produktionsprozessen verwenden. Der          sind 70 % des Industriestroms – verbraucht.
    Stromverbrauch der Industrie ist zwischen 2005 und
    2010 mit rund 2600 GWh nahezu gleich geblieben.

    Exkurs: Stromerzeugung in Frankfurt/Versorgungsstruktur
    Die    innerstädtischen    Energieerzeugungsanla- (Stand: Anfang 2014), die in einem Mix aus Blockheiz-
    gen Frankfurts produzieren rund 2100 GWh Strom kraftwerken (105 GWh), Photovoltaik (22,9 GWh) und
    und konnten damit im Jahr 2010 rund 32 % des Biogas/-masse (77 GWh) mit einer Leistung von ins-
    Strombedarfs der Stadt decken. Größter Energie- gesamt gut 200 GWh bereitstellen.
    versorger der Stadt ist die überregional agieren-
    de Mainova AG, deren Erzeugungskapazitäten Der Anteil des innerstädtisch erzeugten Stroms aus
    den städtischen Energiebedarf zu 24 % decken erneuerbarer Energie am Gesamtstromverbrauch lag
    können. Weitere bedeutende Energieversorger sind 2010 bei rund 6 % und stieg bis 2013 auf rund 8 %.
    die Süwag AG und deren Tochterfirma Syna.           Doch auch dieser Wert liegt noch deutlich unter
    Der größte Teil des Stroms wird aus Erdgas und dem Klimaziel der Stadt (50 % bis 2050, bezogen auf
    Steinkohle bezogen, wobei die Erhöhung des Erd- den heutigen Stromverbrauch). Frankfurt kann sein
    gasanteils in den vergangenen Jahren die CO2-Bilanz Ziel nur erreichen, wenn die Stromnachfrage aller
    deutlich verbessert hat. Weitere wichtige Stromlie- Verbraucher deutlich sinkt und die Potenziale inner-
    feranten sind 1359 dezentrale Erzeugungsanlagen städtischer Erzeugung voll ausgeschöpft werden.

8
2.3 Ausgangslage im Sektor Wärme
Seit 1995 hat sich der Wärmeverbrauch in Frank-       Durch die Auskopplung von Fernwärme und Fern-
furt um 8 % reduziert. 2010 wurden insgesamt          dampf aus Gaskraftwerken erhöht sich der Anteil an
11.700 GWh Wärme bereitgestellt, das sind             Wärme aus Gas weiter auf rund 88 %. Etwa 7,5 % wur-
52 % der Endenergie. Größter Verbraucher war die      den durch Öl gedeckt.
Industrie (37 %), gefolgt von Haushalten mit 33 %     Der Anteil der Kohle sinkt seit 1995 stetig und lag
und dem Sektor GHD mit 30 % .                         2010 bei 0,5 %, der Anteil der regenerativen Energien
Die Wärme speiste sich zu knapp 50 % aus Erdgas.      bei 2,5 %.

Haushalte
Von 2005 bis 2010 hat sich der Wärmeverbrauch         gewonnen. Naturgemäß weisen Wohngebäude der
in Wohngebäuden aufgrund steigender Bevölke-          Baualtersklassen I (bis 1918) bis V (von 1969-1978)
rungszahlen um rund 6 % erhöht. Gleichzeitig sank     den schlechtesten energetischen Standard auf
der spezifische Wärmeverbrauch von 153 kWh/m²         und sollten im Hauptfokus einer Sanierung stehen.
auf 140 kWh/m². Insgesamt verbrauchten die Haus-      Sie verbrauchen 78 % der Gesamtwärme im Bereich
halte 3830 GWh, aufgeteilt auf Erdgas (80 %), Öl      Haushalte. Besonders hoch ist der Wärmebedarf bei
(10 %), Fernwärme (9 %) und Kohle (0,9 %). Hin-       denjenigen Gebäudetypen, die den höchsten Wohn-
zu kommt ein sehr geringer Anteil an regenerati-      flächenanteil in Frankfurt stellen: bei Mehrfamilien-
ver Energie (0,42 %). Diese wiederum wird zu 99 %     und großen Mehrfamilienhäusern aus den Jahren vor
durch solarthermische Anlagen auf den Hausdächern     1918 und der Nachkriegszeit.

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
Auch im Bereich GHD ist der Wärmeverbrauch            Wärme werden durch Erdgas erzeugt, es folgen
von 1990 bis 2010 gesunken, und zwar um rund          Ferndampf (20 %) und Fernwärme (16 %). Öl macht
10 %. Insgesamt wurden 2010 rund 3576 GWh             13 % aus, Wärme aus erneuerbaren Energien 0,38 %.
(Heizung und Warmwasser) verbraucht. 47 % der

Industrie
Die Industrie hat 2010 rund 4306 GWh Wärme ver-       Den weitaus größten Teil der Wärmeenergie im Indus-
braucht, die sie zu 65 % aus Ferndampf bezog. Fern-   triesektor verbraucht der Industriepark Höchst (3030
wärme und Ferndampf werden im Wesentlichen            GWh), der sich allerdings über Heizkraftwerke und
durch Gas- und Kohleheizkraftwerke bereitgestellt.    Abwärmenutzung fast vollständig selbst versorgt.

                                                                                                              9
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
            FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

            2.4 Ausgangslage im Sektor Verkehr
            Im nachfolgenden Kapitel wird die Ausgangssitua-                      Verkehrssektor auf die am Verkehr beteiligten Grup-
            tion im Verkehrssektor dargestellt. Dafür wird der                    pen MIV, ÖPNV und Straßengüterverkehr unterteilt.
            Motorisierter Individualverkehr (MIV)
            Wie im gesamten Bundesgebiet, so steigt auch in                       der Pendler (Quell-/Zielverkehr), 24 % entfielen auf
            Frankfurt die Zahl der privaten Pkw. 2006 lag der                     den Durchgangsverkehr, 19 % auf innerstädtische
            Motorisierungsgrad bei 512 Pkw/1000 Einwohner.                        Fahrten.
            Von 2007 bis 2010 stieg die Pkw-Dichte durch-                         72 % der Pkw sind Benziner, 27 % fahren mit Diesel,
            schnittlich um 0,68 % pro Jahr. Die in Frankfurt zu-                  1 % sind Hybrid-Fahrzeuge.
            rückgelegte Kilometerleistung der Pkw betrug 2010                     Die CO2-Emissionen des gesamten MIVs einschließ-
            rund 4,1 Milliarden Fahrzeugkilometer (Ifeu, 2010).                   lich der Zweiräder liegen bei 872.543 Tonnen.
            Über die Hälfte davon (57 %) gingen auf das Konto
            Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
            In Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen sind die                        die innerstädtische Fahrzeugflotte (traffiQ) durch
            Fahrgastzahlen von 2007 bis 2011 deutlich gestiegen.                  S-Bahnen, Regionalbahnen und -busse des Rhein-
            Die U-Bahn ist das mit Abstand am meisten genutz-                     Main-Verkehrsverbunds (RMV). Insgesamt betrug die
            te Verkehrsmittel (2011: 322.000 Fahrgäste täglich),                  Kilometerleistung der von traffiQ und RMV eingesetz-
            allerdings konnte der Bus in den vergangenen Jahren                   ten Fahrzeuge im Jahr 2010 rund 39,5 Millionen Nutz-
            am meisten Fahrgäste hinzugewinnen. Ergänzt wird                      kilometer und 2088 Millionen Personenkilometer.

                                                              1.400

                                                              1.200
                                  Kilometerleistung [Pkm/a]

                                                              1.000

                                                               800
                                                                                                      Quell-/Zielverkehr

                                                               600
                                                                                         1.220        Binnenverkehr

                                                               400
                                                                            659

                                                               200    13

                                                                      197
                                                                 0
                                                                      BUS   SSU         SPNV
     Abbildung 44: Verteilung der Personenkilometerleistung im Binnen- und Quell-/ Zielverkehr nach Verkehrsmitteln des ÖPNVs,
     eigene Darstellung (IBP) auf Datengrundlage des Instituts für Energie und Umweltforschung, 2010.

     Die CO2-Emissionen des ÖPNVs lagen im Jahr 2010                        (SPNV), zu dem die S-Bahnen zählen, verursacht. Im
     bei rund 158.000 Tonnen, die sich jeweils zur Hälfte                   Binnenverkehr verursachen Straßen- und U-Bahnen
     auf den Binnen- und den Quell-/Zielverkehr vertei-                     die Emissionen. Linienbusse haben mit rund 19.500
     len. Dabei werden fast 100 % der CO²-Emissionen des                    Tonnen CO²-Emissionen lediglich einen Anteil von
     Quell-/Zielverkehrs durch den Schienennahverkehr                       23,6 %.

     Straßengüterverkehr (Lkw und LNF)
     Leichte Nutzfahrzeuge (LNF) und Lkw trugen im                          onen Kilometern zum Verkehrsaufkommen bei
     Jahr 2010 mit einer Fahrleistung von 534 Milli-                        (LFN: 34 %, Lkw: 66 %). Der weitaus größte Teil

10
entfällt mit 47 % auf den Durchgangsverkehr. Inner-     Insgesamt verursachte der Transport- und Liefer-
städtische Lieferungen machten 11 % der Transport-      verkehr 345.000 Tonnen CO2-Emissionen. Die Hälfte
leistungen aus, 42 % sind dem Quell-/Zielverkehr ge-    davon geht auf das Konto des Durchgangsverkehrs,
schuldet.                                               40 % verursacht der Quell-/Zielverkehr.

2.4.1 CO2-Bilanz des Verkehrs in Frankfurt
Der gesamte CO2-Ausstoß des Verkehrssektors lag         Transport- und Lieferverkehr als große Herausfor-
im Jahr 2010 bei 1.374.000 Tonnen. Davon ent-           derung erweisen. Um das gesetzte Klimaziel zu errei-
fallen 63 % auf den MIV, 11,6 % auf den ÖPNV            chen, muss vor allem der Gütertransport effizienter
und gut 25 % auf Lkw/LNF. Nur 21 % der Emis-            strukturiert werden. Ziel muss es sein, die gefahrenen
sionen werden durch den innerstädtischen Ver-           Wegstrecken auf ein Minimum zu begrenzen bzw.
kehr verursacht. Der Quell-/Zielverkehr kommt auf       zu vermeiden.
51 % und der Durchgangsverkehr auf 28 %.                Für ein nachhaltiges Mobilitätskonzept reicht es nicht
Der hohe Anteil an Emissionen durch den                 aus, fossile Antriebe durch Elektromobilität zu erset-
Quell-/Zielverkehr legt nahe, dass Frankfurt Lösungen   zen. Vielmehr kommt es in erster Linie darauf an, die
für den Umstieg motorisierter Pendler auf umwelt-       Kilometerleistungen von Pkw und Lkw zu reduzieren,
freundlichere Verkehrsmittel schaffen und fördern       d.h. möglichst viele Fahrten im motorisierten Indi-
muss. Auch für den Durchgangs- und Binnenverkehr        vidualverkehr (MIV) zu vermeiden oder auf andere
sollten neue Ansätze entwickelt werden.                 Verkehrsträger – Busse und Bahnen, Fahrrad und
Dabei dürfte sich der inner- und außerstädtische        Fußgängerverkehr – zu verlagern.

Exkurs: Modal Split – die Wahl des Verkehrsmittels
Frankfurt kann sich zugute halten, dass seine Ein-      der MIV mit 34 % aus. Eine Besonderheit des Frankfur-
wohner einen großen Teil ihrer Wege zu Fuß zu-          ter Verkehrsaufkommens ist die große Zahl der Pend-
rücklegen (30 %). Damit liegt die Stadt im europäi-     ler: 2010 waren es etwa 325.500 Ein- und 68.000 Aus-
schen Vergleich weit vorne. Auf den ÖPNV entfallen      pendler täglich. Laut Statistik werden rund 82 % der
23 % der zurückgelegten Strecken, das entspricht        Personenverkehrswege zwischen Stadt und Umland
dem Bundesdurchschnitt. Städte wie Wien und Bu-         mit dem Auto zurückgelegt, nur 18 % der Verkehrs-
dapest zeigen allerdings, dass ein Anteil von 40 %      teilnehmer nutzen den ÖPNV. Insgesamt verursachte
durchaus möglich ist. Steigerungsfähig ist auch         der Stadt-Umland-Verkehr 2010 rund 568.000 Tonnen
der Fahrradverkehr: Der Anteil zurückgelegter Stre-     CO2-Emissionen und damit rund 41 % der Gesamt-
cken liegt in Frankfurt bei 13 %. In Kopenhagen         emissionen des Verkehrs in Frankfurt.
sind es 31, in Basel 20 %. Den größten Anteil macht

2.5 Die Anpassung an den Klimawandel mitdenken
Eine erfolgreiche Strategie zum Klimaschutz muss        ihrer kühlenden Wirkung im Sommer die Effektivität
den globalen Klimawandel und seine Folgen für           von PV-Anlagen unterstützen. All dies ist frühzeitig
die Stadtentwicklung berücksichtigen. Ein Beispiel:     in die Planungen einzubeziehen. Die gegenseiti-
Große, schattenspendende Laubbäume zeigen po-           ge Beeinflussung von Außenklima/Stadtklima und
sitive Wirkungen auf das Mikroklima, können aber        Innenraumklima/-nutzung rückt immer stärker in
Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) das Licht streitig     den Fokus der Wissenschaft und fließt in Strategien
machen. Umgekehrt können begrünte Dächer mit            zur Siedlungsentwicklung ein.

                                                                                                                 11
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
     FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

     3. Energiesparpotenziale und der Einsatz von
        erneuerbaren Energien im Sektor Strom

     Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, be-                sionsfaktoren. Werden strombasierte Anwendungen
     sonders der Photovoltaik (PV) und der Windkraft,               effizienter gestaltet, lässt sich eine vergleichsweise
     kann eine nachhaltige Stromerzeugung in Deutsch-               große Menge an Emissionen einsparen. Im Sektor
     land geschaffen werden. Doch die Potenziale sind               Haushalt lassen sich Ineffizienzen wesentlich leichter
     begrenzt und stehen nicht immer in gleicher Menge              erkennen als in den anderen Sektoren, etwa, indem
     zur Verfügung. Nötig ist deshalb ein flexibler Betrieb         man die Verbrauchswerte der Geräte vergleicht.
     von Regelenergiekraftwerken auf Seiten der Erzeu-
     ger sowie eine Orientierung der Verbraucher am An-             Die Studie stellt Effizienzmaßnahmen für die Sekto-
     gebot (Lastenmanagement). Strom hat mit rund 456               ren Haushalte, GDH und Industrie vor:
     Kilogramm CO2 pro MWh die relativ höchsten Emis-

     3.1 Haushalte
     Frankfurter Haushalte haben im Jahr 2010 insgesamt             Verbrauch pro Haushalt liegt bei 2825 kWh.
     1024 GWh Strom verbraucht. Der durchschnittliche

                                                                                 Kühlen

                                                                                 Gefrieren

                                                 8%                              Trocknen
                                   21%
                                                        10%                      Waschen

                                                                                 Spülen
                                                               9%
                             12%                                                 Beleuchtung
                                                               5%
                                                                                 Unterhaltungselektronik
                                   8%                     7%
                                                                                 Informationstechnik
                                         5% 5%    10%
                                                                                 Pumpe

                                                                                 Kochen + Backen (Elektro)

                                                                                 Diverses

     Abbildung 61: Stromverbrauch nach Anwendung im Haushalt, eigene Berechnung und Darstellung (IBP).

     Im Haushalt kann der Einsatz neuer Techniken den               Best Practice: Der Strombedarf einer Heizungsum-
     höchsten Spareffekt bringen. Laut Studie lässt sich der        wälzpumpe in einem Einfamilienhaus macht 5 bis 10 %
     Stromverbrauch um fast die Hälfte reduzieren, wenn             des Gesamtstromverbrauchs aus. Wird die alte Pumpe
     konsequent effiziente Geräte und neueste Techniken             durch eine drehzahlgeregelte Hocheffizienzpumpe er-
     eingesetzt werden. Beim derzeitigen Strommix könn-             setzt, so verbraucht diese bis zu 80 % weniger Strom. Die
     ten allein durch den Austausch veralteter gegen neue           Anschaffung amortisiert sich nach drei bis vier Jahren.
     Geräte 220.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Ein
     Austausch ist ökonomisch jedoch nur Sinnvoll, wenn
     sich die Anschaffung innerhalb der Nutzungsdauer
     der Geräte amortisiert.

12
1.024 GWh

                                                                                               5454 GWh

                    HH 2010 FFM                                                                Haushalts-
                                                                                              strombedarf
                                                                                                  A++

                           IUK             Waschen, Trocknen,     Kochen         Durchlauferhitzer WW/
                                           Spülen                                Heizung
                           Kühlen
                           und Gefrieren   Pumpe                  Beleuchtung    Sonstiges

Abbildung 62: Gesamtstromeinsparungen nach Anwendungen im Haushaltssektor, eigene Darstellung (IBP).

Um die Verbraucher darüber hinaus zum Stromsparen               sind in den vergangenen Jahren um fast 60 % ge-
zu motivieren, sollten Energieversorger und -dienst-            fallen, dies macht die Nutzung auch ohne Förde-
leister die Abrechnungen transparenter gestalten,               rung wirtschaftlich interessant. Derzeit liegt die
schlägt die Studie vor. Typische Stromverbraucher               Eigenverbrauchsquote bei 20 bis 30 %. Eine deut-
und deren Kosten können kenntlich gemacht so-                   liche Steigerung ist durch intelligentes Lastenma-
wie eine Top-Ten-Liste für sparsame Geräte beifügt              nagement möglich. Mit Hilfe einer Zeitschaltuhr
werden. Mobile Beratungen, günstige Angebote für                oder eines „Home Managers“ können z. B. Waschen,
sozial schwache Haushalte sowie die Ausbildung                  Spülen und Trocknen an die Einspeisungsspitzen
von Energiespar-Detektiven an Schulen sind weitere              angeglichen werden. Neben der Lastensteuerung
Möglichkeiten.                                                  können thermische und elektrische Speicher (z.B.
                                                                Lithium-Ionen-Batterien) die Eigenstromquote erhö-
Parallel dazu gilt es, den Anteil der erneuerbaren              hen. Wenn alle Möglichkeiten umgesetzt werden, ist
Energien zu erhöhen, etwa durch PV-Anlagen. Her-                ein Anstieg des Eigenverbrauchs auf 70 % und mehr
stellungs- und Installationskosten dieser Anlagen               möglich.

3.2 Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD)
Beleuchtung
Die Beleuchtung macht im Bereich GHD 38 % des                   Lichttransmissionsgrad. Die Wirtschaftlichkeit ist in
gesamten Stromverbrauchs aus. Der derzeitige                    den meisten Fällen gegeben. Unterstützend kann
hohe Bestand an Leuchtstoffröhren (in Handel und                eine Präsenzkontrolle oder eine tageslichtabhängige
Büros über 60 %) und Glühbirnen (in Hotels, Re-                 Steuerung installiert werden, die sich meist schon in
staurants und Gaststätten) lässt auf ein enormes                weniger als zwei Jahren amortisiert.
Sparpotenzial schließen. Ein Lampentausch, kom-
biniert mit einem intelligenten Lichtmanagement,                Best Practice: Im Rathaus von Menden konnte der
kann bis zu 75 % des Stromverbrauchs einsparen.                 Energieverbrauch durch elektronische Vorschaltgeräte
Maßnahmen für eine bessere Nutzung des Tages-                   und Lichtmanagement um 85 % reduziert werden, die
lichts sind Lichtlenkjalousien, helle Wand- und                 Stadt spart dadurch 83 % der ursprünglichen Kosten.
Bodenfarben sowie Fensterscheiben mit hohem

                                                                                                                        13
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
     FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

     Mechanische Energie
     Rund 30 % des im GHD-Bereich eingesetzten Stroms          Alter der bestehenden Pumpen oder Motoren wird
     werden für mechanische Energie verbraucht: für            bis zu 60 % weniger Strom verbraucht; die Amor-
     Pumpen, Lüfter, Absauganlagen oder Druckluft-             tisationszeit beträgt oft weniger als zwei Jahre.
     erzeugung. Überwiegend das produzierende Ge-
     werbe wie Metzgereien, Bäckereien sowie die               Best Practice: In Pfungstadt hat die Bierbrauerei die
     Hotelbranche nutzen diese Energie. In diesem Be-          Pumpen der Kühlkreisläufe ersetzt und spart jährlich
     reich helfen vor allem effiziente und geregelte Mo-       61 % der Betriebskosten. Die Anschaffung hat sich in
     toren beim Stromsparen. Je nach Leistung und              fünf Monaten bezahlt gemacht.

     Einsatz von Energiemanagementsystemen
     Seit 2013 bekommen nur noch Unternehmen mit               nehmen großen Nachholbedarf. Meist fehle es an
     zertifiziertem Energiemanagementsystem die Ener-          Zeit, Personal und Problembewusstsein, stellt die
     giesteuer und den Spitzenlastausgleich rückerstattet.     Studie fest. Ein hohes ungenutztes Potenzial (91 %)
     Während das Energiemanagement in vielen Großbe-           existiert in Betrieben mit weniger als zehn Mitarbei-
     trieben fester Bestandteil der Unternehmensstruktur       tern. Hier sind zusätzliche Anreize, aber auch gezielte
     ist, gibt es bei den kleinen mittelständischen Unter-     Beratungen durch unabhängige Stellen (Stadt) nötig.

     Raumkälte
     Für eine Großstadt wie Frankfurt hat die Aufheizung       bundene Kosten entfallen meist. In Kühlhäusern,
     während des Sommers großen Einfluss auf den Kühl-         Serverräumen oder bei bestimmten Fertigungspro-
     bedarf. Gebäude und versiegelte Flächen speichern         zessen sind aktive Kühlsysteme unvermeidbar. Kom-
     die Sonnenwärme und verhindern eine Abkühlung             pressionskältemaschinen stellen mit 90 % das am
     in der Nacht. Rund 1,5 % des Stroms im Bereich GHD        häufigsten verwendete Kühlsystem dar. Oft lässt sich
     werden zur Klimatisierung gebraucht (26,7 GWh). Die       schon viel Energie sparen, wenn die Regelungstech-
     Studie geht von einem steigenden Bedarf für Klima-        nik optimiert und ineffiziente Anlagenteile wie Kom-
     kälte, besonders in Bürogebäuden, aus. Als günstigs-      pressoren, Ventilatoren und Pumpen ausgetauscht
     ten und einfachsten Weg, diesen Strombedarf zu sen-       werden. Weitere Einsparungen sind möglich durch
     ken, schlägt sie eine Vermeidungsstrategie unter dem      Wärmerückgewinnung aus dem Kältemittel. Unter
     Stichwort passive Kühlung vor: Extensiv begrünte          bestimmten Bedingungen bieten Absorptionskäl-
     Dächer und Fassaden können einer Überhitzung              temaschinen die Möglichkeit, Abwärme auf einem
     genauso entgegenwirken wie Parks, Kaltluftschnei-         hohen Temperaturniveau zur Kühlung einzusetzen.
     sen und weniger Kfz-Verkehr. Im Büro- und Verwal-         Aussagen zur Wirtschaftlichkeit aktiver Kühlsysteme
     tungsbau kann die Nachtlüftung in einigen Fällen die      können jedoch nur schwer getroffen werden.
     aktive Kühlung ersetzen. Ist dies nicht möglich, bietet
     sich alternativ eine Lüftungsanlage an. Auch mittels      Best Practice: Das Sanierungskonzept für die KfW-
     Erdwärmetauscher kann eine passive Kühlung erfol-         Hauptverwaltung in Frankfurt umfasst Haustechnik,
     gen. Die passiven Maßnahmen erfordern ausschließ-         Raumklima, Licht sowie Wärme- und Kälteerzeugung
     lich Investitionskosten, betriebs- und verbrauchsge-      und hat den Energiebedarf um fast 50 % gesenkt.

     Prozesskälte
     Rund 155 GWh Strom werden in Frankfurt jähr-              Lebensmittel, Maschinen und Anlagen zu kühlen.
     lich benötigt, um Prozesskälte bereitzustellen, das       In diesem Bereich steht die Effizienzsteigerung im
     entspricht 7 % des Stromverbrauchs im GHD-Be-             Fokus. Neben technischen Lösungen lässt sich das oft
     reich. Kühlhäuser, Gaststätten und Hotels, Kanti-         durch ein verändertes Bedienungs- und Nutzungs-
     nen und Fleischereien benötigen Prozesskälte, um          verhalten erreichen.

14
Informations- und Kommunikationstechnologie               Best Practice: Ostarkade in Frankfurt, als „Green
Informations- und Kommunikationsgeräte benöti-            Building Frankfurt 2009“ ausgezeichnet. Viele der
gen in Bürogebäuden rund 40 % des verbrauchten            beschriebenen Maßnahmen werden kombiniert;
Stroms. Hier können vor allem technische Verbes-          der Primärenergiekennwert liegt um 50 % niedriger
serungen wie der Austausch alter Geräte, Standby-         als bei einem klimatisierten Standard-Büroneubau
Schalter, aber auch Thin-Client-Lösungen und              (www.greenbuilding-award.de).
Terminalarbeitsplätze sowie der Austausch von Desk-
top-Rechnern gegen Laptops den Stromverbrauch
mindern.

Rechenzentren
Als eine der wachstumsstärksten Branchen weltweit         Best Practice: Das NetApp-Rechenzentrum in
nehmen Rechenzentren in Frankfurt eine Sonderstel-        Sunnyvale, Kalifornien, kann durch den Einsatz einer
lung ein. Einsparpotenziale beginnen bereits bei der      Außenluftkühlung auf die konventionelle Kühlung
Gebäudeplanung. So sollte die Sonneneinstrahlung          komplett verzichten.
möglichst gering sein, Dächer und Fassaden begrünt
und für Rückkühler ein schattiger Platz ausgewählt        Auch in öffentlichen Gebäuden sollte die IT-Infrastruk-
werden. Stärker fällt die Optimierung der Hard- und       tur erfasst und Schwachstellen analysiert werden.
Software ins Gewicht, durch beides kann der Strom-        Die Kosten (mehrere zehntausend Euro) sind im Ver-
verbrauch der Server reduziert werden.                    hältnis zu möglichen Einsparungen gering. Die Studie
Ein hohes Effizienzpotenzial schlummert in der Kli-       schlägt außerdem vor, die Energieförderprogramme
matisierung, hier sind durch technische Verbesserun-      der Stadt um einen IT-Schwerpunkt zu erweitern. Es
gen deutliche Einsparungen möglich. Laut Studie ist       ist zu erwarten, dass sich die Leistung der Frankfurter
es außerdem möglich, rund 90 % der eingesetzten           Rechenzentren bis 2050 verdoppelt. Für Neuinstalla-
elektrischen Energie als Abwärmeenergie weiter zu         tionen und Umbau sollten deshalb Mindeststandards
nutzen. Dass dies nicht geschieht, liege in vielen Fäl-   für Energieeffizienz gelten. Um sie umzusetzen und
len am mangelnden Bewusstsein für ein ganzheitli-         Frankfurt zu einem grünen IT-Zentrum zu machen, ist
ches Energiemanagement.                                   die politische Unterstützung entscheidend.

Straßenbeleuchtung
Hier fallen besonders die 5467 Gaslaternen ins Ge-        druckleuchten umgestellt, kann der Energie-
wicht, die noch auf Frankfurts Straßen brennen.           einsatz um 59 %, der CO2-Ausstoß um 37 %
Die jährlichen Betriebskosten einer Gaslampe liegen       reduziert werden. Eine Umstellung aller Lampen auf
bei 260 Euro, die einer strombetriebenen Lampe bei        LED-Technik würde den Energieeinsatz sogar um
80 Euro. Werden alle Lampen auf Natriumdampf-             93 % senken.

Förderung eines Null-Emissions-Gewerbeparks
Sollen die Ziele des Masterplans erreicht werden,         und einen Gewerbepark als Null-Emissions-Gewerbe-
müssen neue Gewerbeparks und Gebäude als Null-            park ausschreiben. Den Investitionsmehrkosten für
Emissions-Bauten konzipiert werden. Die Stadt könn-       das Projekt stehen minimale Betriebskosten gegen-
te mit einem zukunftsweisenden Projekt vorangehen         über.

Aktivierung von GHD-Vertretern
Damit Veränderungen umgesetzt werden, müssen              von Netzwerken (Arbeitskreisen) zum fachlichen Aus-
die Akteure im GHD-Sektor gezielt angesprochen            tausch. IHK-Ausschüsse können hier die Initiatoren
werden, etwa durch branchenübergreifende Dialoge          sein. Impulse wie diese tragen auch dazu bei, das Ne-
oder gezielte Marketingaktionen. Ziel ist der Aufbau      gativ-Image des Themas „Energie“ im GHD-Sektor zu

                                                                                                                    15
„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
     FRANKFURT AM MAIN – GENERALKONZEPT

     verbessern. Denn laut Studie verbinden die meisten        Kleine mittelständische Unternehmen (KMU) seien
     Betriebe damit Pflichten und Auflagen, sehen jedoch       oft durch die Fülle der Informationen schlicht über-
     nicht die Chancen.                                        fordert.

     3.3 Industrie
     Der Industriesektor verbraucht 2.582 GWh Strom im
     Jahr, ein Großteil davon entfällt auf den Industriepark
     Höchst.

     Exkurs: Industriepark Höchst
     Zum Industriepark Höchst gehören 90 Unternehmen,          Daneben steht eine Ersatzbrennstoffanlage für Sied-
     die mehrheitlich zur chemischen Industrie zählen          lungs- und Gewerbeabfälle mit einer Leistung von
     und jährlich 1800 GWh Strom verbrauchen (umge-            jährlich 70 MW elektrisch oder 250 Tonnen Dampf
     rechnet so viel wie 600.000 Haushalte). Die elektri-      bereit. Ein kleines Wasserkraftwerk in der Abwasser-
     sche Versorgung läuft über ein Kohlekraft werk,           reinigungsanlage leistete 30 kW regenerativer Ener-
     ergänzt durch zwei Gasturbinen. Daneben erzeugt           gie. Rund 400 Busse können mit Wasserstoff betrie-
     eine Biogasanlage jährlich 40 GWh Strom aus Klär-         ben werden, der in chemischen Prozessen als Koppel-
     schlamm und Abfällen des Industrieparks. Außerdem         produkt entsteht.
     ist eine Bioerdgasaufbereitungsanlage in Betrieb, sie
     speist Methan ins Gasnetz ein.

     Hocheffizienzmotoren und Druckluft
     Mechanische Energie (Motoren für Kompressoren,            Verbrauchern von Druckluft. Da in diesem Bereich
     Ventilatoren u.ä.) hat mit 68 % den größten Anteil        der Leckageanteil bei 27 % liegt, sollten pneumati-
     am Stromverbrauch im Sektor Industrie. Um den             sche Prozesse, wo immer möglich, durch elektrische
     Stromverbrauch zu senken, müssen vorhandene               Systeme ersetzt werden.
     Motoren durch Hocheffizienzmotoren ersetzt wer-           Insgesamt kann laut Studie das Energiesparpotenzial
     den, wodurch rund 20 % Energie eingespart werden          im Industriesektor bis zum Jahr 2050 um 20 % gestei-
     kann. Die chemische Industrie gehört zu den großen        gert werden.

     Netzwerke etablieren                                      Fazit: Haushalte, GHD und Industrie haben im
     Wie im GDH-Sektor sollte auch unter den Industrie-        Jahr 2010 rund 6580 GWh Strom verbraucht und
     unternehmen ein Netzwerk geschaffen werden, das           rund 4,04 Millionen Tonnen CO2 produziert. Werden
     dem Informationsaustausch, der Motivation und             alle vorgestellten Effizienzmaßnahmen umgesetzt,
     Fortbildung dient.                                        so können diese Zahlen um rund 38 % sinken.

     3.4 Erneuerbare Energiepotenziale aus der Region
     Der gesamte Stromverbrauch im Regionalverband             tet, dass theoretisch 80 % des Stromverbrauchs der
     Rhein-Main lag im Jahr 2010 bei etwa 13.437 GWh.          Region durch Solarstrom gedeckt werden können.
     Die Stadt Frankfurt war mit 49 % der größte Ver-          Frankfurt besitzt mit seinen Dächern und Freiflächen
     braucher. Das Verbandsgebiet hat das Potenzial,           das größte Potenzial. Doch es reicht nicht, um den
     11.000 GWh aus Sonnenenergie zu erzeugen, wenn            Eigenstrombedarf komplett aus erneuerbaren Ener-
     für die Anlagen Dächer, Fassaden und Freiflächen          gien zu decken. Dazu braucht die Stadt auch das Pho-
     genutzt werden (Wirkungsgrad 25 %). Das bedeu-            tovoltaikpotenzial der Landkreise. Windenergie kann

16
lediglich 4,3 % des Gesamtstrombedarfs der Region      Bleibt der Stromverbrauch auf dem heutigen Niveau,
decken (576 GWh), was auch eine Folge rechtlicher      so kann Frankfurt im Jahr 2050 lediglich 35 %, der
Bestimmungen, etwa zur Flugsicherheit, ist. Poten-     Regionalverband immerhin 92 % seines Strombe-
ziale bieten der Hochtaunus-, der Main-Kinzig- und     darfs aus erneuerbaren Energien decken. Werden bis
vor allem der Wetteraukreis. Doch auch Letzterer       2050 jedoch alle oben vorgeschlagenen Stromspar-
kann maximal 45 % seines eigenen Strombedarfs mit      maßnahmen umgesetzt, reduziert sich der Stromver-
Windkraft decken. Durch die Nutzung von Biomasse       brauch in Frankfurt um 38 %. Der Regionalverband
lassen sich 1024 GWh Strom gewinnen, etwa 7,6 %        könnte durch die Effizienzmaßnahmen seinen Strom-
des gesamten Stromverbrauchs der Region. An vor-       verbrauch sogar halbieren und diesen Bedarf kom-
derster Stelle steht auch hier der Wetteraukreis(251   plett durch erneuerbare Energien decken. Frankfurt
GWh). Der Anteil der Stadt Frankfurt liegt bei 184     kann den Deckungsanteil auf 56 % steigern, allein
GWh. Dieses Biomassepotenzial wird heute schon         durch Energieeinsparung.
fast vollständig genutzt.

4. Energiesparpotenziale und der Einsatz von erneuerbaren
   Energien im Sektor Wärme

4.1. Einsatz von erneuerbaren Energien und dezentralen Anlagen in
     Wohn- und Nichtwohngebäuden
Blockheizkraftwerke
Unter den dezentralen Energieanlagen sind Block-       Außerdem gibt es in der Stadt 6 Biomasse-KWK-
heizkraftwerke (BHKW) besonders effizient. Sie         Anlagen mit einer Leistung von 22,2 GWh Wärme.
sollten besonders dort eingesetzt werden, wo Wär-      Der Einsatz von BHKWs in Wohngebäuden orien-
mepumpen nur ineffizient betrieben werden kön-         tiert sich am Wärmebedarf der jeweiligen Objekte.
nen. Aufgrund ihrer flexiblen Betriebsweise können     In Stadtquartieren können dezentrale Insellösungen
BHKWs Engpässe in der Energieversorgung auffan-        wirtschaftlich realisiert werden, wenn mehrere Ob-
gen – angesichts der zukünftig steigenden Anteile an   jekte mittels kleiner Nahwärmenetze zusammenge-
Wind- und Sonnenenergie ein entscheidendes Argu-       schlossen werden.
ment. Dazu erforderlich ist der Ausbau von Wärme-      BHKWs haben einen Nachteil: In Abhängigkeit der
speichern, der gleichzeitig die Interaktion zwischen   Energieträger emittieren sie CO2. Zwar kann der Ein-
Wärme- und Stromerzeugung ermöglicht.                  satz von Bio- und Holzgas den CO2-Ausstoß auf ein
2013 waren in Frankfurt rund 260 BHKWs mit einer       Minimum reduzieren. Biomasse ist jedoch nur be-
thermischen Gesamtleistung von 177 GWh in Betrieb.     grenzt verfügbar.

Solarthermische Anlagen
Der Anteil der mit solarthermischen Anlagen erzeug-    Legt man das Gebiet des gesamten Regionalver-
ten Wärme lag 2013 bei einem halben Promille des       bands zugrunde, steigt das Potenzial auf rund
Gesamtwärmeverbrauchs. Nach Statistiken des Ener-      6283 GWhth. Mit berücksichtigt wird hierbei, dass
giereferats waren Ende 2013 im Stadtgebiet 1733        der Flächenbedarf für Solarthermie in direkter
solarthermische Anlagen mit einer Kollektorfläche      Konkurrenz zur Photovoltaik steht. Bis zum Jahr
von 20.171 Quadratmetern installiert.                  2050 könnte der Anteil der Solarthermie auf rund
Insgesamt hat die Stadt ein Flächenpotenzial von       15 % des dezentralen Energieverbrauchs gestei-
2.514.784 Quadratmetern, das entspricht 1386 GWhth.    gert werden (exklusive Industrie, da für diesen

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„MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ“ –
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     Einsatz das Temperaturniveau nicht ausreicht), doch      thermie zur Unterstützung der Raumheizung ist nur in
     dazu bedarf es großer Anstrengungen. Langfristige        Verbindung mit einer Niedertemperaturheizung
     Förderprogramme der Stadt können helfen, da sie          (45 °C Vorlauftemperatur) in Neubauten und im sa-
     Unternehmen und Privatpersonen Investitionssicher-       nierten Bestand sinnvoll. Die Kosten für eine Anlage
     heit bieten. Solarthermische Systeme eignen sich         belaufen sich auf durchschnittlich 700 Euro/m², bei
     besonders für Nutzer, die das ganze Jahr über konstant   den üblichen 15 Quadratmetern sind das 10.500 Euro.
     hohen Warmwasserbedarf haben, wie Hotels,                Der Amortisationszeitraum kann bis zu 20 Jahre
     Gaststätten, Altersheime, Krankenhäuser oder Sport-      betragen.
     anlagen.
     In einem Einfamilienhaus lassen sich mit einer           Ein Hemmnis ist die Fördersituation auf Bundesebene:
     Standardanlage etwa 60 % des Trinkwarmwas-               Hier schneidet die Niedertemperatur-Solarthermie
     serbedarfs (TWW-Bedarfs) und 15 bis 35 % des             im Vergleich zu PV, Wind und Tiefengeothermie am
     Gesamtwärmebedarfs decken. Der Einsatz von Solar-        schlechtesten ab.

     Wärmepumpen
     Für Bestandsgebäude kommen Wärmepumpen auf-              Die Effizienz der Wärmepumpe kann deutlich ge-
     grund der benötigten niedrigen Vorlauftemperatur         steigert werden, wenn sie mit einer solarthermi-
     nur eingeschränkt in Frage. In Neubauten können          schen Anlage und einem Eisspeicher kombiniert
     jedoch optimale Bedingungen geschaffen wer-              wird. Ein 10 Kubikmeter großer Eisspeicher kann den
     den, indem von vornherein Flächenheizungen mit           Energiegehalt von etwa 100 Liter Heizöl speichern.
     niedrigen Vorlauftemperaturen eingeplant werden.         Dabei bedient sich das Wärmequellen-Management
     Aufgrund der relativ hohen Investitionskosten eig-       je nach Effizienz der Außenluft, des Eisspeichers oder
     net sich ein konventionelles Wärmepumpensystem           einer Kombination aus beiden. Das Wärmepumpen-
     allerdings nur für Niedrigenergiehäuser. Die Kopp-       Eisspeicher-Solarthermiesystem für ein Einfamilien-
     lung mit einer solarthermischen Anlage oder PV kann      haus kostet derzeit rund 27.000 Euro. Die jährlichen
     die Energiebilanz des Gebäudes weiter optimieren.        Einsparungen liegen bei rund 1000 Euro gegenüber
     Gerade im Winter, wenn die Wärmeerzeugung aus            einer konventionellen Ölheizung. Die Amortisations-
     Solarthermie begrenzt ist, können Wärmepumpen            zeit liegt bei rund 27 Jahren. Mit Wärmepumpen lässt
     einen wichtigen Beitrag zur Wärmeerzeugung leis-         sich außerdem unter dem Stichwort Laststeuerung
     ten. Im besten Fall erzeugt die Anlage mehr, als die     ein fluktuierendes Leistungsangebot ausgleichen
     Bewohner verbrauchen (Plusenergiehaus).                  und Angebot und Nachfrage zeitlich entkoppeln.
     Zum Beheizen und Kühlen von Nichtwohngebäu-              Darüber hinaus kann eine Wärmepumpe in Kombi-
     dekomplexen, großen Mehrfamilienhäusern und              nation mit einem Warmwasserspeicher den Eigen-
     Rechenzentren eignen sich Großwärmepumpen                verbrauch einer PV-Anlage um rund 15 %
     (>100 kW). Gerade im Ballungsraum Frankfurt mit ei-      erhöhen. Die CO2-Emissionen der Wärmepumpe
     nem hohen Anteil an Mehrfamilienhäusern und gro-         liegen deutlich unter den Emissionen von Gas-
     ßen Mehrfamilienhäusern (ca. 80 % der vorhandenen        Brennwertthermen oder Heizöl-Brennwertgeräten.
     Wohnfläche) können sie ein Beitrag zur nachhaltigen      Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien im
     Wärmeversorgung sein.                                    Strommix werden sich die CO2-Emissionen weiter
     Als natürliche Wärmequelle bietet sich im Stadtzen-      reduzieren, ebenso bei einem Einsatz in Lastmanage-
     trum vorrangig die Außenluft an, in den Randgebie-       ment. Nachteilig für Wärmepumpen wirken sich der
     ten lässt sich darüber hinaus Erdwärme mittels Erd-      steigende Strompreis sowie die noch geringe Fach-
     wärmekollektoren nutzen. Als weitere Wärmequellen        kenntnis der Installateure über Flächenheizungen
     kommen Fluss- und Kühlwasser aus Industrie und           aus, so dass Fördermodelle und Schulungsprogram-
     Rechenzentren sowie aus Abgasanlagen in Betracht.        me für das regionale Handwerk unabdingbar sind.

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Bioenergie
Bioenergie kann sowohl in den Sektoren Strom und               durch Verbrennung oder Verstromung zu gewähr-
Wärme als auch für Mobilität genutzt werden. Sie ist           leisten. Aus diesem Grund muss dem Einsatz von
in fester Form (Scheitholz, Pellets, Holzhackschnitzel),       Biomasse in industriellen Hochtemperaturprozessen
gasförmig (Biogas oder aufbereitetes Bioerdgas) sowie          höchste Priorität eingeräumt werden. Auch in man-
flüssig (Biotreibstoffe) verfügbar. Als Gas und in flüssiger   chen Fernwärmenetzen lässt sich Biomasse nicht er-
Form kann sie im Langenstreckenverkehr (Lkw, Schiff,           setzen: So erfordern die Bürogebäudekomplexe und
Flugverkehr) eingesetzt, aber auch verstromt werden            Hochhäuser im Innenstadtkern aufgrund ihrer ho-
und dadurch Erzeugungslücken zwischen Wind- und                hen Wärmeabnahme und der Absorbtionskühlung
Solarenergie füllen. Sie ist nicht von den Jahreszeiten        auch zukünftig den Anschluss an ein Dampfnetz. Bei
abhängig und kann im Wärmesektor durch Lagerung                der Umweltverträglichkeit schneidet Biomasse kon-
als energetischer Speicher betrachtet werden. Da sie           kurrenzlos gut ab: Die CO2-Emissionen von holzarti-
jedoch nur begrenzt zur Verfügung steht, ist ihr Einsatz       ger, gasförmiger und flüssiger Biomasse werden mit
gut abzuwägen. Im Sektor Industrie wird häufig Dampf           null angenommen, da für die Aufbereitung nur CO2-
in Hochtemperaturprozessanwendungen benötigt                   neutrale Techniken und Produkte eingesetzt werden.
(z. B. Chemieindustrie Temperaturen > 300 °C). Die             Allerdings entsteht bei der Verbrennung von Stückholz
Bereitstellung von Dampf aus erneuerbaren Energien             und Pellets eine höhere Feinstaubbelastung als beim
erweist sich jedoch als schwierig. Einzig die Biomasse         Einsatz von Gas. Zudem hat die Anlieferung von Bio-
oder erneuerbarer Direktstrom verfügen über die exer-          masse in den Städten ein erhöhtes Verkehrsaufkom-
getisch hochwertige Qualität, diese Temperaturen               men zur Folge.

Thermische Speicher
Soll der regenerative Anteil an Wärme aus Strom                Wärmesektor realisiert werden. Bei stromgeführten
und Biomasse erhöht werden, sind thermische Spei-              Anlagen sichert ein Speicher unvorhergesehene Wär-
cher unumgänglich. Sie ermöglichen eine unterbre-              meproduktion. Dadurch lassen sich die Volllaststun-
chungsfreie Stromversorgung auch an bewölkten                  den der KWK-Anlage erhöhen und die Wirtschaft-
und windstillen Tagen.                                         lichkeit verbessern. Frankfurt steht vor der Aufgabe,
Mit dem Ausbau großer saisonaler Wärmespeicher                 geeignete Flächen für größere thermische Speicher
kann z.B. der Deckungsgrad von solarthermischen                zu finden, wobei die dichte Bebauung kreative Lö-
Großanlagen in Straßenzügen und Quartieren auf                 sungen erfordert. Simulationsergebnisse des Fraun-
über 50 % angehoben werden. In Kombination mit                 hofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigen,
flexibel geschalteten KWK-Anlagen und Wärme-                   dass bis zum Jahr 2050 der Bedarf an thermischen
pumpen kann durch ausreichend große Speicher                   Speichern in Frankfurt auf 2,7 bis 4,2 GWh ansteigen
außerdem eine Interaktion zwischen Strom- und                  muss, um die gesetzten Ziele zu erreichen.

4.2 Energetischer Standard im Neubau
Seit dem Beschluss der Stadtverordnetenversamm-                Europas Passivhaushauptstadt geworden ist. Ins-
lung vom Herbst 2007 werden städtische Gebäude                 gesamt wurden bis heute rund 1000 Wohnungen,
im Passivhausstandard (Heizwärmebedarf: kleiner                Schulen, Kindertagesstätten, Turnhallen und Büro-
15 kWh/m²) erbaut. Außerdem muss ein Bauherr,                  gebäude in Passivhausbaustandard errichtet bzw.
der ein städtisches Grundstück kauft, bei dessen Be-           auf diesen Standard saniert. Die Nutzfläche aller
bauung den Passivhausstandard einhalten. Diesem                in Frankfurt erbauten Passivhäuser betrug im Jahr
Beschluss hat es Frankfurt zu verdanken, dass es zu            2014 rund 560.000 Quadratmeter.

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     Für die Berechnung der Szenarien wird davon ausge-      Wärme und Strom nur minimal erhöhen. Die Stadt
     gangen, dass der Passivhausstandard für alle städti-    sollte sich dennoch auch weiterhin als Vorreiter bei
     schen Neubauten und ab 2020 auch für alle anderen       städtischen Neubauten positionieren, empfiehlt die
     Neubauten gilt. Ab 2020 soll außerdem die Zahl der      Studie, um privaten Immobiliengesellschaften und
     fertiggestellten Plusenergiehäuser steigen. Aufgrund    Bauherren zu verdeutlichen, dass Ökonomie und
     dieser Maßnahmen würde sich der Energiebedarf für       Ökologie nicht zwingend im Widerspruch stehen.

     4.3 Energetische Sanierung der Wohn- und Nichtwohngebäude
     Nach Berechnungen der Studie kann der Wärme-            ebenso offen liegende Leitungen und Armaturen,
     verbrauch bei Wohngebäuden um 62 % auf 1627             deren Einsparpotenzial auf Frankfurt bezogen rund
     GWh reduziert werden, wenn eine energetische            300 GWh (8 % des Gesamtwärmebedarfs der Haus-
     Sanierung in allen Baualtersklassen und Nutzungsty-     halte) ergeben.
     pen (EFH, ZFH, MFH, GMH) konsequent umgesetzt
     würde. Dies entspricht einem jährlichen Rückgang        Als weitere Hemmnisse sieht die Studie u.a. lange
     des Wärmeverbrauchs von 2,4 %. Um diesen Wert           Amortisationszeiten, fehlende Mittel und fehlendes
     zu erreichen, müsste sich die Zahl der energetischen    Wissen der Vermieter über Energieverbrauch und Sa-
     Sanierungen mehr als verdreifachen oder höhere Sa-      nierungspotenzial, außerdem fehlende Mehrheiten
     nierungsstandards bestehen. Doch dem stehen eine        bei Eigentümergemeinschaften sowie das Investor-
     Reihe von Hemmnissen entgegen. So ist beispiels-        Nutzer-Dilemma.
     weise eine Vollsanierung oft nur möglich, wenn das      Die Sanierungsbereitschaft kann jedoch durch ver-
     Gebäude leersteht.                                      schiedene Anreize erhöht werden, wie eine vermin-
     Ein Teil der Lösung könnten vorgefertigte Fassaden-     derte Grundsteuer, ein Sanierungsfonds oder ein
     elemente sein. Sie bieten die Möglichkeit, mehrere      ökologischer Mietspiegel, nach dem Vermieter eine
     Gewerke zusammenzufassen. Mit ihnen würde sich          höhere Vergleichsmiete für sanierte Gebäude fordern
     außerdem die Bauzeit verkürzen, Kosten könnten          können. Weitere Maßnahmen: Handwerksbetriebe
     gesenkt werden. Und schließlich könnten auch die        werden für energetische Sanierungen qualifiziert
     Bewohner während der Gebäudesanierung in ihren          und zertifiziert, Demonstrationsobjekte stehen für
     Wohnungen bleiben. Auch Dämmrestriktionen kön-          Besichtigungen zur Verfügung.
     nen ein Hindernis sein, wie sie vor allem bei älteren   Ganz wichtig ist es, die Akzeptanz in der Bevölkerung
     Gebäuden auftreten (niedrige Raumhöhen, Über-           zu steigern, z.B. durch einen Ausbau der Beratungs-
     bauung, Denkmalschutz). Teil- und vollbeheizte Kel-     stellen, gezielte Ansprache und Appelle an Eigen-
     lerräume bieten dagegen ein hohes Dämmpotenzial,        tümer.

     4.4 Effiziente Anlagentechnik und Wärmeverteilung
     Auch nach Ausschöpfung aller Dämmpotenziale             bereitzustellen und so den Einsatz von Primärenergie
     bleibt ein Restbedarf an Wärme bestehen. Ziel ist       und den damit verbundenen CO2-Ausstoß weiter zu
     es, diesen Restbedarf durch moderne Erzeugungs-         reduzieren.
     anlagen und Verteilsysteme effizient und nachhaltig

     Austausch ineffizienter Heizungsanlagen
     Der Bestand der dezentralen Heizkessel in Frank-        Weiterhin haben Heizungskessel aus dem Jahr
     furt unterteilt sich in Öl- und Gaskessel. Gasver-      1991-1997 einen hohen Anteil (36 %). Anlagen,
     sorgte Kessel dominieren mit rund 91 %. Der Groß-       die älter als 24 Jahre sind, machen rund 19 % des
     teil (43 %) stammt aus der Zeit von 1998 bis 2009.      Bestands aus. Nur 2 % der installierten Heizkessel

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