KONGRESSNACHLESE 10. JAHRESTAGUNG DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR NEPHROLOGIE (DGFN), 27 - 30. SEPTEMBER 2018, BERLIN - LABOR LIMBACH

 
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LABORAKTUELL

                                                    KONGRESSNACHLESE
             10. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
   für Nephrologie (DGfN), 27. – 30. September 2018, Berlin

Einfluss des intestinalen Mikrobioms auf das meta-         men überschneiden. So werden im Tiermodell dünne
bolische Syndrom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen           Mäuse nur durch die Stuhltransplantation dicker Mäuse
Die Rolle des Mikrobioms bei kardiometabolischen Er-       ebenfalls dick [1]. Ursächlich spielt hier das Verhält-
krankungen gewinnt zunehmend an Evidenz und lässt          nis verschiedener enteraler Bakterien eine Rolle (Fir-
in der Zukunft neue Therapieansätze erwarten, wie          micutes-Bacteroidetes-Ratio). Bei einer Zunahme des
Frau PD Dr. Münevver Demir, Köln, hervorhob.               Firmicutes-Anteils kommt es zur Gewichtszunahme,
                                                           da diese Bakterien die Ballaststoffe der Nahrung auf-
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung                  spalten und als energiereiche Polysaccharide bereit-
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) gilt     stellen. So können täglich bis zu 250 kcal mehr resor-
heute nicht als alleiniges hepatologisches Problem, son-   biert werden. Diese Problematik ist inzwischen auch
dern als hepatische Manifestation des metabolischen        in der Humanmedizin belegt. Andererseits fördert eine
Syndroms. Es gibt bei der NAFLD weder spezifische          ballaststoffreiche Ernährung eine günstige Mikrobio-
Symptome noch spezifische Enzymkonstellationen.            ta. Tierexperimentell reduzierte eine faserreiche Diät
Histologisch wie prognostisch werden zwei Formen           plus Acetatsupplemente (kurzkettige Fettsäuren) eine
unterschieden, die „benigne“ nichtalkoholische Fett-       Kortikoidstress-bedingte Hypertonie sowie die kardiale
leber (NAFL oder Steatosis) und die nichtalkoholische      Fibrose/Herzversagen [2]. Ein hoher Salzkonsum dage-
Steatohepatitis (NASH) mit chronischer Inflammation        gen erhöhte nicht nur den Blutdruck, sondern reduzier-
und hepatozytärem Schaden (Ballonierung). Die NASH         te auch signifikant die Zahl protektiver Darmbakterien
ist progredient (bis hin zu Zirrhose, Karzinom etc.) und   [3]. Der therapeutische FMT (fäkaler Mikrobiomtrans-
kann nur mit Biopsie gesichert werden. Die Patienten       fer) wird inzwischen bei verschiedenen Erkrankungen
haben (gegenüber NAFL) eine signifikant höhere he-         untersucht. Beim metabolischen Syndrom konnte durch
patische und noch höhere kardiovaskuläre Mortalität,       einen FMT von schlanken Spendern eine deutliche
denn das NASH-assoziierte Entzündungsgeschehen             Steigerung der Insulin­sensitivität erzeugt werden [4].
verstärkt die Probleme des metabolischen Syndroms
(Inflammationszytokine, oxidativer Stress, Hyperko-        Bariatrische Chirurgie beeinflusst das Mikrobiom
agulation, Hypofibrinolyse, Insulinresistenz, Atheroge-    Der Erfolg der bariatrischen Chirurgie, speziell bei
nität); das kardiovaskuläre Risiko steigt weiter an.       Y-Roux-­Bypass, beruht, wie man heute weiß, weni-
                                                           ger auf der Reduktion der Resorptionsfläche, sondern
Einfluss des Mikrobioms auf das metabolische Syndrom       vielmehr auf der Veränderung des intestinalen Mikro-
Zahlreiche Studien zeigen die Bedeutung der Darm-          bioms. Durch den Bypass gelangen mehr unverdaute
flora bzw. einer Dysbiose für den Stoffwechsel, das        Nahrung und weniger Verdauungssekrete in untere
metabolische Syndrom, die NAFLD sowie für Herz-            Darmabschnitte. Daran passt sich die Darmflora an
Kreislauf-Erkrankungen, wobei sich die Pathomechanis-      und auch der intestinale Gallensäurepool ändert sich.
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Gallensäuren aktivieren nun verstärkt metabolisch                          Bei einer GFR < 30 ml/min sind Sofosbuvir-haltige Prä-
wichtige Rezeptoren (FXR, TGR5) [5]. In der Folge                          parate kontraindiziert, die Therapie erfolgt ebenfalls
werden Glukoneogenese und Lipogenese gehemmt,                              pangenotypisch mit Glecaprevir/Pibrentasvir (bei Ge-
außerdem werden Sättigungssignale an das Gehirn                            notyp 1, 1b und 4 ggf. mit Grazoprevir/Elbasvir). Die
gesendet und die Insulinsensitivität erhöht.                               Therapie reduziert bei CKD signifikant die Inzidenz ei-
                                                                           nes terminalen Nierenversagens [6].
[1] Turnbaugh PJ et al.: Nature 2006; 444 (7122): 1027–31.
[2] Marques FZ et al.: Circulation 2017; 135(10): 964–77.
[3] Wilck N et al.: Nature 2017; 551 (7682): 585–89.                       Wegen möglicher Medikamenten-Interaktionen sollte
[4] Vrieze A et al.: Gastroenterology 2012; 143 (4): 913–6.e7.
[5] Schaap FG et al.: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2014; 11 (1): 55–67.
                                                                           stets die Begleitmedikation überprüft werden (online
                                                                           möglich). Die Therapiedauer beträgt 8–12 Wochen und
                                                                           ist in der Regel Ribavirin-frei, mit Ausnahme komple-
Hepatitis-Therapie bei chronischen                                         xer Situationen bei dekompensierter Zirrhose. Auch bei
Nieren­erkrankungen (CKD)                                                  kompensierter Zirrhose mit Genotyp 3 kann Ribavirin
Das Hepatitis-C-Virus hat nach wie vor große Be-                           in Betracht gezogen werden.
deutung für die hepatische und nicht hepatische
(kardiovasku­läre) Mortalität und Morbidität (extrahe-                     Kontrollen nach erfolgreicher Therapie
patische Manifestationen), wie Prof. Dr. Peter R. Galle,                   Nach 12 Wochen erfolgt eine HCV-RNA-Bestimmung.
Mainz, ausführte. Allerdings kann heute die Hepatitis                      Eine erreichte SVR12 bleibt in der Regel erhalten. Eine
C praktisch immer geheilt werden – WHO-Ziel ist die                        Resistenzanalyse/RAV-Testung bei Therapieversagen
HCV-Elimination bis 2030!                                                  ist nicht mehr notwendig [1], denn seit 2017 steht zur
                                                                           Re-Therapie nach DAA-Vorbehandlung ein Rescue-
Die interferonfreie „DAA“-Therapie                                         Dreifachpräparat zur Verfügung (Sofosbuvir/Velpatas-
2014 hat die interferonfreie „DAA“-Therapie (direct an-                    vir/Voxilaprevir). Bei Risikopatienten (z. B. bestimmte
tiviral agents) ihren Siegeszug zunächst mit Sofosbuvir,                   Lebensweisen oder Dialyse) sollte eine genauere Sur-
einem Polymerase-Inhibitor („-buvir“), begonnen. Es                        veillance erfolgen, um mögliche Re-Infektionen zu er-
folgten weitere Zulassungen von Protease-Inhibitoren                       fassen sowie ein hepatozelluläres Karzinom frühzeitig
(Endung auf „-previr“) und NS5A-Inhibitoren („-asvir“).                    zu erkennen.
Inzwischen stehen für alle HCV-Genotypen hocheffek-
tive Kombinationspräparate (spezifisch oder pangeno-                       Transplantation HCV-positiver Spendernieren auf
typisch), panfibrotische Regime (Zirrhose-unabhängi-                       HCV-negative Empfänger
ger Einsatz) sowie auch Regime für alle CKD-Stadien                        Jährlich werden über 500 qualitativ hochwertige Spen-
(auch Dialysepatienten) zur Verfügung. Vor kurzem ist                      dernieren verworfen, weil der Spender HCV-positiv
die S3-Leitlinie zur Hepatitis C aktualisiert worden [1],                  war. Zur Verkürzung der Zeit auf der Warteliste lassen
die besagt, dass allen HCV-Patienten eine Therapie an-                     die Leitlinien in begründeten Fällen im Rahmen der
geboten werden soll, unabhängig vom Transaminasen-                         erweiterten Spenderkriterien die Transplantation einer
spiegel oder dem Fibrosegrad. Die einzigen absoluten                       HCV-positiven Spenderniere auf einen HCV-negativen
Kontraindikationen sind Schwangerschaft und Stillzeit.                     Empfänger nach dessen Aufklärung/Einwilligung zu.
Die Therapiekosten sind inzwischen deutlich gesunken                       Eine Pilotstudie (n = 10) zeigte für diese Konstellation
und sollten kein Hinderungsgrund mehr für die Be-                          bei DAA-Beginn (Grazoprevir/Elbasvir) drei Tage nach
handlung sein. Unter leitliniengerechter Therapie liegt                    der Transplantation eine SVR von 100 % [7].
die Ausheilungsrate (SVR, sustained virological res-
                                                                           [1] Zimmermann T, Jansen PL, Sarrazin C et al.: Z Gastroenterol 2018; 56 (7):
ponse) bei sehr guter Verträglichkeit aller Regime bei                         e53–e115.
98−100 % [2, 3, 4, 5]. Bei der Wahl des Therapiere-                        [2] Berg T et al.: EASL 2018.
                                                                           [3] Mangia A et al.: EASL 2018.
gimes müssen das Ausmaß der Leberinsuffizienz                              [4] Roth D, Nelson DR, Bruchfeld A et al.: Lancet 2015; 386 (10003): 1537–45.
(Zirrhose, Dekompensation) und der Nierenschädi-                           [5] Gane E, Lawitz E, Pugatch D et al.: N Engl J Med 2017; 377 (15): 1448–55.
                                                                           [6] Hsu YC, Lin JT, Ho HJ et al.: Hepatology 2014; 59 (4): 1293–302.
gung berücksichtigt werden.                                                [7] Goldberg DS, Abt PL, Reese PP. N Engl J Med 2017; 377 (11): 1105.
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Schilddrüse und chronische Nierenerkrankung (CKD)           bestehende (renale) Anämie. In einer Gruppe Nieren-
Es existieren komplexe Zusammenhänge zwischen der           gesunder betrug die Anämie-Prävalenz 39 % bei laten-
Nierenfunktion (GFR) und Störungen in der hypotha-          ter (TSH ↑ und T3, T4 normal) und 43 % bei manifester
lamisch-hypophysären Achse. Gegenüber Nierenge-             Hypothyreose (TSH ↑ und T3, T4 ↓) [6].
sunden haben CKD-Patienten häufiger eine gestörte
                                                            [1] Schultheiss UT, Daya N, Grams ME et al.: NDT 2017; 32 (11): 1874–81.
Schilddrüsenfunktion (insbesondere Hypothyreose),           [2] Chuang MH, Liao KM, Hung YM et al.: PLoS One 2017; 12 (1): e0168611.
wie Prof. Dr. Jan T. Kielstein, Braunschweig, betonte.      [3] Rhee CM, Kalantar-Zadeh K, Ravel et al.: Mayo Clin Proc 2018; 93 (5): 573–85.
                                                            [4] Meuwese CL, van Diepen M, Cappola AR et al.: Nephrol Dial Transplant
                                                                2018 Apr 18. doi: 10.1093/ndt/gfy071.
Schilddrüsenfunktion und CKD                                [5] Mohamedali M, Reddy Maddika S, Vyas A et al.: Int J Nephrol 2014; 2014:
                                                                520281.
Zwischen GFR und der Schilddrüsenfunktion besteht eine      [6] Erdogan M, Kösenli A, Ganidagli S et al.: Endocr J 2012; 59 (3): 213–20.
starke unabhängige Assoziation. Bei CKD-Patienten ist
die Hypothyreose (latent und manifest) deutlich häufi-
ger als eine Überfunktion der Schilddrüse – mit fallender   Hit hard and early – Dosierung von Antiinfektiva in
GFR steigt der TSH-Wert an [1]. Die genaue Kausalität       der Sepsis mit und ohne Nierenersatztherapie
ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutlich greifen     Bei ca. der Hälfte der Intensivpatienten kommt es,
verschiedene Pathomechanismen dabei ineinander.             meist aufgrund einer Sepsis, zu einer akuten Nieren-
So verschlechtert eine Urämie das Ansprechen der            schädigung („acute kidney injury“, AKI), teilweise ist
TSH-Rezeptoren; Inflammationszytokine hemmen die            eine Nierenersatztherapie („renal replacement thera-
T4-Konversion (Low-T3-Syndrom). Hinzu kommt ein             py“, RTT) erforderlich. Um die Prognose dieser Patien-
durch die verminderte renale Clearance entstehender         ten zu verbessern und die Mortalitätsrate zu senken,
Anstieg sogenannter Goitrogene (strumigene Subs-            gibt es verschiedene Strategien.
tanzen), die die Jodaufnahme in die Schilddrüse ver-
schlechtern.                                                Keinen Zweifel gebe es an der Empfehlung „hit hard
                                                            and early“, d. h. so schnell wie möglich mit dem rich-
Diagnostisch wegweisend sind TSH-Messungen in grö-          tigen Antibiotikum in ausreichend hoher Dosierung zu
ßeren Abständen (2–3 Monate). In einer Studie fand          behandeln, betonte Prof. Dr. David Czock, Heidelberg.
man bei ca. 5 % der CKD-Patienten einen TSH-Wert            Dabei sei die Startdosis meist unabhängig von der Nie-
≥ 5,2 mIU/l (1,5 % mit TSH-Wert ≥ 10 mIU/l) [2]. Ab         renfunktion und diene vor allem dazu, rasch wirksame
10 mIU/l wird eine Hormonsubstitution empfohlen;            Konzentrationen zu erreichen. Auch bei Beta-Laktam-
eine Überdosierung ist dabei unbedingt zu vermeiden,        Antibiotika und Carbapenemen führe eine höhere Dosis
um kein Protein- und Energy-Wasting zu induzieren.          zur Verlängerung der Zeitdauer oberhalb der minima-
                                                            len Hemmkonzentration, wodurch die Wahrschein-
Folgen für die CKD-Progredienz und Mortalität               lichkeit für eine effektive Behandlung erhöht werde.
Die Schilddrüse beeinflusst bzw. steuert multiple phy-      Und klar sei auch: Jede Stunde Zeitverzögerung bei der
siologische Funktionen, wie z. B. Metabolismus, Herz-       Behandlung der Sepsis verschlechtert die Überlebens-
und Endothelfunktion. Eine adjustierte Analyse bei          chance des Patienten.
227.422 US-Veteranen zeigte, dass TSH-Abweichungen
bei CKD langfristig mit einer erhöhten Gesamtmortalität     In jedem Fall ist der Dosierung von Antiinfektiva be-
assoziiert sind, sowohl bei (latenter) Hypothyreose (HR     sondere Aufmerksamkeit zu widmen. Aufgrund einer
1,23 bei TSH-Wert ≥ 5 mIU/l) als auch sogar noch aus-       inflationären Anzahl an Publikationen und Empfehlun-
geprägter bei hyperthyreoten TSH-Werten (HR 1,4 bei         gen mit verschiedenen Modellen und teilweise unter-
TSH-Wert < 0,5 mIU/l) [3].                                  schiedlichen Ergebnissen bestehen Unsicherheiten,
                                                            wie man bei diesen Patienten praktisch vorgehen soll-
Während die Hypothyreose nicht mit der CKD-Progre-          te, fasst Czock den aktuellen Stand zusammen. Dieser
dienz assoziiert ist [4], so besteht dagegen ein Zusam-     Tatsache folgend wurden anhand der aktuellen Daten-
menhang zwischen fortschreitendem GFR-Verlust und           lage nach einem interdisziplinären Konsensusprozess
Hyperthyreose, denn eine T3/4-Erhöhung steigert Blut-       von den Sektionen Niere der DGIIN, ÖGIAIN und DIVI
druck, Blutfluss, Herzzeitvolumen und somit den glo-        aktuelle Empfehlungen zur Dosierung der wichtigsten
merulären Filtrationsdruck [5].                             Antiinfektiva bei Nierenversagen und Nierenersatzthe-
                                                            rapie in der Intensivmedizin erarbeitet und in diesem
Latente Hypothyreose und Anämie                             Jahr publiziert [1]. Darin sind auch grundlegende phar-
Zwischen Hypothyreose und Anämie besteht ein direk-         makokinetische und pharmakodynamische Prinzipien
ter Zusammenhang: Die Schilddrüsenhormone stimu-            der Dosisanpassung von Arzneimitteln dargestellt,
lieren normalerweise die Produktion von Erythropoetin       da viele Antiinfektiva bei kritisch kranken Patienten
sowie der Magensäure. Somit verstärkt ein Mangel an         mit AKI und RTT eine Dosisanpassung erfordern. Ein
Schilddrüsenhormonen den renalen Erythropoetinman-          Blick in diese Empfehlungen vor Therapiebeginn kön-
gel und begünstigt außerdem Vitamin-B12- und Eisen-         ne hilfreich sein, rät Czock. Zu der Frage, ob bei der
mangel. Eine Anämie kann somit auch bei Nierenge-           Beta-Laktam-Infusion eine Verlängerung der Einzelin-
sunden das erste Symptom einer Hypothyreose sein            fusionsdauer das Outcome verbessern könnte, gibt es
und umgekehrt verstärkt eine Hypothyreose auch eine         neben zahlreichen Daten aus Beobachtungsstudien,
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Tierexperimenten oder Untersuchungen mit kleinen                        PLA2R können nur bei 70−80 % der Patienten nach-
Fallzahlen jetzt eine aktuelle Meta-Analyse [2], die alle               gewiesen werden. Kürzlich wurde ein zweiter Auto-
Studien zu diesem Thema zusammengefasst und ana-                        antikörper identifiziert. Er richtet sich gegen THSD7A
lysiert hat. Daraus ergab sich – unter Berücksichtigung                 (thrombospondin type-1 domain-containing 7A). Take
aller Schwächen einer Metaanalyse − zum ersten Mal                      home message für die klinische Praxis: Antikörper-
ein klarer Nutzen der verlängerten Infusionsdauer (bis                  positive Patienten mit niedrigen PLA2R-Antikörpern
zu vier Stunden) im Hinblick auf das Überleben, be-                     haben eine höhere Rate an Spontanremission und auch
richtete der Referent. Die Mortalität wurde in der Zu-                  bezüglich der Nierenfunktion insgesamt eine bessere
sammenschau aller dazu bisher verfügbaren Daten auf                     Prognose. Höhere Antikörper bedeuten höhere Rezidiv-
70 % reduziert. Wegen fehlender definitiver Daten aus                   rate, auch im Transplantat. Bei raschem Abfall der Anti-
klinischen Studien sei dies aber noch kein zwingender                   körper unter Immunsuppression kann man eine höhere
Grund, das Vorgehen jetzt sofort in die Klinik einzufüh-                Remissionsrate erwarten. Wenn der Antikörpertiter aller-
ren. Es gebe jedoch aus seiner Sicht zum ersten Mal                     dings wieder steigt oder ein negativer positiv wird, egal
einen realistischen Anlass, darüber nachzudenken. Mit                   ob mit oder ohne Immunsuppression, dann muss mit
der großen, noch am Beginn stehenden internationalen                    einem Rezidiv gerechnet werden.
Multicenterstudie BLING III, die von australischen For-
schern initiiert wurde (2017 bis 2021, 70 Zentren, 7.000                Während man auf das „Nierentroponin“ im Akutfall
Patienten, zurzeit etwa 150 rekrutiert), gehen die For-                 noch werde warten müssen, gibt es zur Vorhersage der
schungen daran weiter. Auf die Daten werde man noch                     auch innerhalb einer Nierenerkrankung sehr individu-
eine Zeitlang warten müssen.                                            ellen Progressionsrate und des Therapieansprechens
                                                                        inzwischen eine vielversprechende Neuentdeckung:
Entschließe man sich bereits jetzt zur längeren Infusi-                 das DKK3 (Dickkopf-3-Protein). Das stressinduzierte
onsdauer, seien einige Dinge zu bedenken, z.  B. die Sta-               proinflammatorische Glykoprotein aus Tubulusepithel-
bilität des Arzneimittels, die Kompatibilität mit anderen               zellen korreliert mit tubulointerstitieller Fibrose und
Arzneimitteln, die Logistik, die Schulung des Personals                 GFR-Abnahme, auch unter Therapie. Das Besondere
und der juristische Aspekt. Und noch entspräche dies                    ist, dass man es im Urin messen kann. Ein neu ent-
alles nicht der Zulassung.                                              wickelter DKK3-ELISA ermöglicht die Erkennung einer
[1] Czock, D et al.: Med Klin Intensivmed Notfmed 2018; 113: 384−392.
                                                                        chronisch fortschreitenden Nierenvernarbung mit einer
[2] Vardakas K et al.: Lancet Infect Dis 2018; 18: 108−120.             einfachen Bestimmung von DKK3 im Urin als Zusatzin-
                                                                        formation zur eGFR. Der Wert beim chronisch nierenin-
Serologische Marker in der Nephrologie                                  suffizienten Patienten liegt im Vergleich zur Normalbe-
Biomarker können die klinische Einschätzung von Re-                     völkerung mehr als 10-mal höher, unabhängig von der
mission, Rezidiv und therapeutischem Ansprechen                         Grunderkrankung. Bei einem DKK3-Wert im niedrigen
ergänzen, wie Frau Prof. Dr. Marion Haubitz, Fulda,                     Bereich ist kaum eine Progression zu erwarten, wäh-
erklärte.                                                               rend bei Patienten mit hohen Werten (zwischen 3.000
                                                                        und 4.000 pg/mg Kreatinin) unabhängig von der Eiweiß-
Aktuelle Daten bestätigen beispielsweise den diag-                      ausscheidung in kurzer Zeit der Nierenfunktionsverlust
nostischen Wert des ANCA („Antineutrophile zyto-                        fortschreitet. Außerdem kann DKK3 das Therapiean-
plasmatische Antikörper“)-Tests. Subgruppenanalysen                     sprechen vorhersagen. Eine jüngst in JASN publizierte
haben gezeigt, dass ANCA-Anstiege bei initialer re-                     Studie [1] zeigte in der Langzeitbeobachtung bei Pati-
naler Manifestation mit einem gesteigerten Rezidiv-                     enten mit bioptisch gesicherter IgA-Nephropathie und
risiko verbunden sind und negative ANCA im Verlauf                      optimaler supportiver Therapie, adjustiert anhand der
ein geringes Risiko insbesondere für Rezidive an der                    Proteinurie, eine enge Korrelation zwischen Höhe bzw.
Niere und an der Lunge zeigen. Das Zielantigen der                      Zunahme von DKK3 und Verlust der GFR im Folgejahr.
membranösen Glomerulonephritis ist der Phospho-                         [1] Zewinger S et al.: JASN 2018; 29 (11): 2722–2733.
lipase-A2-Rezeptor (PLA2R). Autoantikörper gegen

                                                                                                    Ihre Ansprechpartnerin:
                                                                                                      Dr. med. Martina Fliser
                                                                                                                                    Herausgeber: © Limbach Gruppe SE – 12/2018_V1

Autoren:
Dr. phil. Bettina Albers, albersconcept
                                                                                       Fachärztin für Laboratoriumsmedizin
Dr. med. Martina Berthold, albersconcept                                                    Fachbereichsleiterin Nephrologie
Dr. med. Martina Fliser, Limbach Gruppe
                                                                                    E-Mail: nephrologie@limbachgruppe.com
Bildnachweis:                                                                                     Telefon: +49 6221 3432-432
© Aey Congresse GmbH
Stand: Dezember 2018
Für Sie vor Ort

Aachen                                       Hannover                                         Nürnberg
MVZ Labor Aachen Dres. Riebe & Cornely GbR   MVZ Labor Limbach Hannover GbR                   MVZ Labor Limbach Nürnberg GmbH
Pauwelsstraße 30 | 52074 Aachen              Auf den Pohläckern 12 | 31275 Lehrte             Lina-Ammon-Straße 28 | 90471 Nürnberg
Tel.: +49 241 47788-0                        Tel.: +49 5132 8695-0                            Tel.: +49 911 817364-0
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Berlin
MDI Laboratorien GmbH                        Heidelberg                                       Passau
Medizinisches Versorgungszentrum             MVZ Labor Dr. Limbach & Kollegen GbR             MVZ Labor Passau GbR
Sonnenburger Straße 70 | 10437 Berlin        Im Breitspiel 16 | 69126 Heidelberg              Wörth 15 | 94034 Passau
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Berlin                                       Hofheim                                          Ravensburg
MVZ Labor Limbach Berlin GbR                 MVZ Medizinisches Labor Main-Taunus GbR          MVZ Labor Ravensburg GbR
Aroser Allee 84 | 13407 Berlin               Hofheimer Straße 71 | 65719 Hofheim              Elisabethenstraße 11 | 88212 Ravensburg
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Bonn                                         Karlsruhe                                        Rosenheim
MVZ Labor Limbach Bonn GmbH                  MVZ Labor PD Dr. Volkmann und Kollegen GbR       Medizinisches Labor Rosenheim MVZ GbR
Schieffelingsweg 28 | 53123 Bonn             Kriegsstraße 99 | 76133 Karlsruhe                Pettenkoferstraße 10 | 83022 Rosenheim
Tel.: +49 228 928975-0                       Tel.: +49 721 85000-0                            Tel.: +49 8031 8005-0
www.labor-limbach-bonn.de                    www.laborvolkmann.de                             www.medlabor.de

Cottbus                                      Kassel                                           Schweinfurt
MVZ Gemeinschaftslabor Cottbus GbR           Labor Kassel | ÜBAG Dessau-Kassel                MVZ Labor Schweinfurt GmbH
Uhlandstraße 53 | 03050 Cottbus              Marburger Straße 85 | 34127 Kassel               Gustav-Adolf-Straße 8 | 97422 Schweinfurt
Tel.: +49 355 58402-0                        Tel.: +49 561 491830                             Tel.: +49 9721 533320
www.labor-cottbus.de                                                                          www.laboraerzte-schweinfurt.de
                                             Langenhagen
Dessau                                       Kinderwunschzentrum Langenhagen-Wolfsburg MVZ    Schwerin
MVZ Labor Dessau GmbH                        Ostpassage 9 | 30853 Langenhagen                 Labor MVZ Westmecklenburg GbR
Bauhüttenstraße 6 | 06847 Dessau             Tel.: +49 511 97230-0                            Ellerried 5 – 7 | 19061 Schwerin
Tel.: +49 340 54053-0                        www.kinderwunsch-langenhagen.de                  Tel.: +49 385 64424-0
www.laborpraxis-dessau.de                                                                     www.labor-schwerin.de
                                             Leipzig
Dortmund                                     MVZ Labor Dr. Reising-Ackermann                  Stralsund
MVZ Labor Dortmund Leopoldstraße GbR         und Kollegen GbR                                 MVZ Stralsund GmbH
Leopoldstraße 10 | 44147 Dortmund            Strümpellstraße 40 | 04289 Leipzig               Große Parower Straße 47 – 53
Tel.: +49 231 86027-0                        Tel.: +49 341 6565-100                           18435 Stralsund
www.labor-dortmund.de                        www.labor-leipzig.de                             Tel.: +49 3831 668770
                                                                                              www.mdz-vorpommern.de
Dresden                                      Ludwigsburg
MVZ Labor Limbach Dresden GbR                MVZ Labor Ludwigsburg GbR                        Suhl
Köhlerstraße 14 A | 01239 Dresden            Wernerstraße 33 | 71636 Ludwigsburg              MVZ Gemeinschaftslabor Suhl
Tel.: +49 351 47049-0                        Tel.: +49 7141 966-0                             Dr. Siegmund & Kollegen GbR
www.labordresden.de                          www.mvz-labor-lb.de                              Albert-Schweitzer-Straße 4 | 98527 Suhl
                                                                                              Tel.: +49 3681 39860
Erfurt                                       Magdeburg                                        www.labor-suhl.de
MVZ Labor Limbach Erfurt GmbH                MVZ Limbach Magdeburg GmbH
Nordhäuser Straße 74 | 99089 Erfurt          Halberstädter Straße 49 | 39112 Magdeburg        Ulm
Tel.: +49 361 781-2701                       Tel.: +49 391 62541-0                            MVZ Humangenetik Ulm GbR
www.labor-erfurt.de                          www.gerinnungszentrum-md.de                      Karlstraße 31 – 33 | 89073 Ulm
                                                                                              Tel.: +49 731 850773-0
Essen                                        Mönchengladbach                                  www.humangenetik-ulm.de
MVZ Labor Eveld & Kollegen GbR               MVZ Dr. Stein + Kollegen GbR
Nienkampstraße 1 | 45326 Essen               Tomphecke 45 | 41169 Mönchengladbach             Wuppertal
Tel.: +49 201 8379-0                         Tel.: +49 2161 8194-0                            MVZ Limbach Wuppertal
www.labor-eveld.de                           www.labor-stein.de                               Hauptstraße 76 | 42349 Wuppertal
                                                                                              Tel.: +49 202 450106
Freiburg                                     München                                          www.endokrinologie-wuppertal.de
MVZ Clotten                                  MVZ Labor Limbach München GmbH
Labor Dr. Haas, Dr. Raif & Kollegen GbR      Richard-Strauss-Straße 80 – 82 | 81679 München
Merzhauser Straße 112 a | 79100 Freiburg     Tel.: +49 89 9992970-0
Tel.: +49 761 31905-0                        www.labor-limbach-muenchen.de
www.labor-clotten.de
                                             Münster
Hamburg                                      MVZ Labor Münster GbR
MVZ Praxis im Chilehaus GmbH                 Dr. Löer, Prof. Cullen und Kollegen
Fischertwiete 2 | 20095 Hamburg              Hafenweg 9 – 11 | 48155 Münster
Tel.: +49 40 709755-0                        Tel.: +49 251 60916-0
www.praxis-chilehaus.de                      www.labor-muenster.de

Limbach Gruppe SE
Im Breitspiel 15 | 69126 Heidelberg
Tel.: +49 6221 1853-0 | Fax: +49 6221 1853-374
info@limbachgruppe.com | www.limbachgruppe.com
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