KONJUNKTURREPORT - IHS Kärnten
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KONJUNKTURREPORT 14. Jg., Ausgabe 1, März 2014 Industrieländer tragen Kon- schaftsleistung im Schlussquartal 2013 im Jahresvergleich um 7,7 % ausgeweitet, nach junkturerholung 7,8 % in den drei Monaten davor. Für das Ge- Die Weltwirtschaft befindet sich auf einem samtjahr ergibt sich mit 7,7 % die niedrigste anhaltenden Erholungskurs. Dieser wird von Wachstumsrate seit 1999. Einer Schnellschät- einer steigenden in- und ausländischen Nach- zung zufolge stieg das reale BIP im Euroraum frage in den Industrieländern getragen. Dort zwischen Oktober und Dezember gegenüber wirken die expansive Geldpolitik, ein nachlas- dem Vorquartal um 0,3 % und in den EU28 um sender fiskalischer Restriktionsgrad sowie 0,4 %. Deutschland, aber auch Spanien, steigendes Vertrauen positiv. In den Schwel- Frankreich und, erstmals seit Mitte 2011, auch lenländern bleibt das Wachstum robust, aber Italien verzeichneten positive Wachstumsraten. die Dynamik hat angesichts von Angebotseng- Im Gesamtjahr 2013 sank die Wirtschaftsleis- pässen und erhöhter Unsicherheit an den Fi- tung aber noch um 0,4 % im Euroraum bzw. nanzmärkten etwas nachgelassen. Vorlaufin- 0,1 % in der EU28, nach -0,7 % (Euroraum) dikatoren wie der OECD-Frühindikator, Auf- bzw. -0,4 % (EU28) im Jahr 2012. tragseingänge oder Umfragen zum Geschäfts- In Österreich ist die saisonbereinigte Wirt- klima lassen für die kommenden Monate eine schaftsleistung im vierten Quartal leicht be- weiterhin gemäßigte Expansion der Weltwirt- schleunigt um 0,3 % gestiegen, nach 0,2 % im schaft und eine leichte Ausweitung des Welt- dritten Quartal. Die privaten Konsumausgaben handels erwarten. Dafür spricht auch der vom stagnierten weiterhin, während die Anlagein- Münchner ifo Institut veröffentlichte Indikator vestitionen stärker ausgeweitet wurden. Da für das Weltwirtschaftsklima. Dieser ist zu Jah- sich die Exporte belebten und die Importe we- resbeginn weiter gestiegen. Positive Signale niger stark als zuvor ausgeweitet wurden, trug kamen vor allem aus Nordamerika, aber auch auch der Außenbeitrag zum Wachstum bei. in Europa verbesserte sich das Wirtschaftskli- Entstehungsseitig stützte die Wertschöpfung in ma. der Sachgütererzeugung, in der Bauwirtschaft, Nach einem Anstieg um 1,0 % im dritten Quar- im Kredit- und Versicherungswesen, im Ge- tal hat das reale, saisonbereinigte Bruttoin- sundheits- und Sozialwesen sowie in den landsprodukt (BIP) in den USA im vierten sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen die Quartal 2013 um 0,6 % zugenommen. Positive Wirtschaft. Keine Impulse kamen dagegen Wachstumsbeiträge kamen vom privaten Kon- vom Handel, dem Beherbergungswesen sowie sum, den Ausrüstungsinvestitionen, den dem Bereich Information und Kommunikation. Staatsausgaben der Bundesstaaten und den Für das Gesamtjahr 2013 ergibt sich aus die- Lagerbestandsveränderungen, während der ser ersten Schätzung ein Wirtschaftswachstum Staatskonsum auf Bundesebene und die Bau- von 0,3 %, nach 0,9 % im Jahr davor. In Kärn- investitionen zurückgingen. Im Gesamtjahr ten sank der Produktionsindex für den produ- 2013 hat die Wirtschaftsleistung in den Verei- zierenden Bereich im Jahresdurchschnitt 2013 nigten Staaten um 1,9 % zugelegt, nach 2,8 % (bis November) um 3,7 %, verglichen mit ei- im Jahr davor. In Japan wurde die gesamtwirt- nem leichten Anstieg um 0,3 % in ganz Öster- schaftliche Produktion im dritten und im vierten reich. In der Sachgütererzeugung wurde die Jahresviertel jeweils um 0,3 % im Vergleich Produktion in Kärnten um 0,5 % einge- zum Vorquartal ausgeweitet. Getragen wurde schränkt, während sie in ganz Österreich um die Expansion von allen Komponenten der 0,7 % ausgeweitet wurde. Besonders ungüns- Inlandsnachfrage, während der Außenbeitrag tig entwickelte sich in Kärnten die Bauwirt- bei stark steigenden Importen und stagnieren- schaft. Während in diesem Wirtschaftsbereich den Ausfuhren das Wachstum bremste. Im im Bundesdurchschnitt die Produktion im Jah- Jahresdurchschnitt 2013 stieg das reale BIP resdurchschnitt um 0,4 % zulegen konnte, ging ersten Berechnungen zufolge um 1,6 %, nach sie in Kärnten um 2 % zurück. 1,4 % im Jahr 2012. In China wurde die Wirt- (Fortsetzung auf Seite 8)
Vertraulich Seite 2 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 Unselbständig Beschäftigte Aktuelles vom Arbeitsmarkt Veränderung zum Vorjahreswert in % 2,5 Auch zum Jahresbeginn wird keine Entspan- nung am Kärntner wie auch am österreichi- 1,5 schen Arbeitsmarkt beobachtet. So beträgt im Februar 2014 die Zahl der Arbeitslosen in 0,5 Kärnten 30.990 und liegt damit um 6,8 % über dem Vorjahreswert (Österreich: 356.745; -0,5 +9,3 %). Gleichzeitig ist in Kärnten die Zahl -1,5 der unselbstständig Beschäftigten im Ver- gleich zum Vorjahr weiter rückläufig (Februar -2,5 2014: -0,3 %), während österreichweit ein Jän.10 Sep.10 Mai.11 Jän.12 Sep.12 Mai.13 Jän.14 Anstieg von 0,6 % verzeichnet wird. Aktuelle Kärnten Österreich Wirtschaftsprognosen deuten allerdings auf eine merkliche Konjunkturbelebung im Verlauf 1 des Jahres 2014 hin , wodurch die Beschäfti- Vorgemerkte Arbeitslose in Kärnten gung in Kärnten moderat zunehmen wird Vergleich 2012 und 2013 (+0,5 %). Allerdings muss von einer weiteren 34.000 Zunahme der Arbeitslosigkeit ausgegangen 30.000 werden (+0,7 Prozentpunkte), da das Arbeits- kräfteangebot stärker zunimmt, als die Be- 26.000 2 schäftigung. 22.000 In der ersten Ausgabe des Konjunkturreports 18.000 erfolgt ein Rückblick auf die Arbeitsmarktent- wicklung des abgelaufenen Kalenderjahres: im 14.000 Jahresdurchschnitt 2013 betrug die Arbeitslo- 10.000 senquote in Kärnten 10,2 % und liegt damit J. F. M. A. M. J. J. A. S. O. N. D. um 0,9 Prozentpunkte über dem Wert des 2012 2013 Vorjahres (Österreich: 7,6 %; +0,6 Prozent- punkte). Ohne Maßnahmen der aktiven Ar- beitsmarktpolitik hätte laut AMS Kärnten die Ausgewählte Gruppen 2013 Arbeitslosenquote 12,3 % betragen; damit Veränderung des Jahresdurchschnitts zum Jahr 2012 konnte ein überdurchschnittlicher Entlas- 60% 3 52,6% tungseffekt erreicht werden. Auch stieg die 50% Zahl der Schulungsteilnehmer/innen beim 40% AMS im Jahresdurchschnitt um 7,4 % gegen- über dem Vorjahr (Österreich: +10,4 %). Da- 30% 26,6% neben war in Kärnten die Zahl der unselb- 20% 18,2% 16,9% ständig Beschäftigten rückläufig (-0,8 %), wäh- 11,9%10,2% 10% 10,2% 6,1% rend österreichweit mit einem Plus von 0,5 % 0,5% moderate Zuwächse verzeichnet wurden. 0% -0,8% -10% Bei einer unterdurchschnittlichen Zunahme Arbeitslose Beschäftigte Jugendliche Ältere (50+) Langzeit-AL der Jugendarbeitslosigkeit in Kärnten Kärn ten Österreich (+10,2 % verglichen mit dem Jahresdurch- schnitt 2012) bestehen strukturelle Probleme der Arbeitsmarktentwicklung in anderen Berei- chen fort. Besonders dramatisch zeigte sich Stellenandrang (Arbeitslose je gemeldeter offener Stelle) die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit 35,0 (über 1 Jahr); diese stieg um 52,6 % gegen- 30,0 über dem Vorjahr. Auch die Arbeitslosigkeit von Älteren (50+) nahm 2013 mit +18,2 % 25,0 überdurchschnittlich stark zu. 20,0 Robert Klinglmair 15,0 10,0 1 5,0 Vgl. Fortin et al. (2013): Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2013-2015 – Allmählich zu neuem Wachstum. 0,0 Economic Forecast 80/2013. Institut für Höhere Studien. Jän.10 Sep.10 Mai.11 Jän.12 Sep.12 Mai.13 Jän.14 Wien. 2 Kärnten Österreich Vgl. Arbeitsmarktservice Kärnten (2014): Geschäftsbe- richt 2013, S. 30. 3 Vgl. Arbeitsmarktservice Kärnten (2014): Geschäftsbe- richt 2013, S. 29. 2
Vertraulich Seite 3 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 Kommentar: Hypo Alpe-Adria- müssen realistischer Weise mit hohen Millio- nenbeträgen angesetzt werden. Bank-Desaster Neben diesem Aspekt gehen in der allgemei- Die täglich in den Medien erscheinenden Bil- nen Diskussion auch die faktischen Folgen der der Hypo Alpe-Adria-Bank International einer Insolvenz für das Bundesland Kärnten AG (HAA) Zentrale in Klagenfurt sind mittler- unter. Zwar hat der Gouverneur der österrei- weile ein Synonym für den vielleicht größten chischen Nationalbank immer wieder auf die- wirtschaftlichen Schadensfall der 2. Republik. sen Umstand als Hauptargument gegen die Seit Jahren beschäftigt die Pleite der einstigen Insolvenzlösung hingewiesen, aber die Trag- Vorzeigebank des Landes Kärnten die öster- weite einer solchen ist im Grunde völlig unkal- reichische Justiz in unzähligen Zivil- und kulierbar. Die Insolvenzordnung sieht nämlich Strafprozessen; viele weitere werden mit Ge- keine Regeln dafür vor, wie die Insolvenz ei- wissheit folgen. Die über Nacht erfolgte Not- ner Gebietskörperschaft abzulaufen hat, wel- verstaatlichung der Bank und viele damit zu- che Vermögenswerte des Landes zur De- sammenhängende offene Fragen werden die ckung der Verbindlichkeiten herangezogen österreichische Innenpolitik mit Sicherheit werden dürfen bzw. wie ein Insolvenzverfah- noch lange Zeit beschäftigen. ren - etwa durch eine Restschuldbefreiung - Grundübel und auch Ausgangspunkt der Mise- enden würde. re ist jedoch die Haftung des Landes Kärnten, Unabhängig von diesen juristischen Fragestel- welche in keinem Verhältnis zur tatsächlichen lungen ist jedoch eines klar: Die Insolvenz finanziellen Tragfähigkeit des Bundeslandes eines Bundeslandes hätte verheerende Fol- steht und einen hochriskanten Wachstums- gen für die wirtschaftliche Entwicklung des kurs der Bank über viele Jahre ermöglichte. Landes und würde die Zukunft über viele Jah- Dieser Umstand und die Tatsache, dass die re massiv negativ beeinflussen. Viele Leistun- HAA im Dezember 2009 – zumindest in eini- gen (beispielsweise Wirtschafts- oder Energie- gen Ländern des Balkans – als systemrele- förderung) des Landes Kärnten würden man- vant eingestuft wurde, hat der Republik Öster- gels fehlender Finanzierung schlichtweg ent- reich letztendlich keine andere Wahl gelassen, fallen, durch Forderungsausfälle würden viele als die marode Bank zu verstaatlichen. Über regionale Unternehmen in massive wirtschaft- die Konsequenzen einer Insolvenz der HAA liche Schwierigkeiten gelangen bzw. das Land kann man trefflich spekulieren, dass ein enor- Kärnten als wichtiger Auftraggeber, beispiels- mer volkswirtschaftlicher Schaden bereits weise im Baugewerbe, würde keine Rolle längst eingetreten ist und eine ungeordnete mehr spielen, unzählige von Zuschüssen und Insolvenz ein unkalkulierbares Risiko darstellt, Förderungen abhängige Institutionen (Bil- ist jedoch eine erschreckende Tatsache. dungs- und Wissenschaftseinrichtungen oder Spekulieren kann man auch deshalb, weil die Kunst- und Sporteinrichtungen) wären in un- österreichische Insolvenz- noch Exekutions- mittelbaren Finanzierungsnöten. Sogar die ordnung nicht für die Abwicklung einer Ge- Aufrechterhaltung der Kernaufgaben des Lan- bietskörperschaft ausgelegt ist und somit viele des Kärnten, wie beispielsweise das Sozial- 4 juristische Fragen ungeklärt sind . Unmittelba- und Gesundheitswesen, müsste sicher gestellt re Folge einer HAA Insolvenz wären somit werden, da beispielsweise die KABEG vor fast unzählige Gerichtsverfahren, welche enorme unlösbaren Refinanzierungsproblemen stün- Verfahrenskosten nach sich ziehen und die de. Die Auswirkungen auf andere Gebietskör- Kapazität der Justiz wahrscheinlich überfor- perschaften (Gemeinden, andere Bundeslän- dern würden. Alleine die Verfahrenskosten in der) sind ebenfalls eine zu klärende Frage. dem laufenden Verfahren der Hypo Alpe- Die Folgen für die Realwirtschaft und die Zu- Adria-Bank International AG gegen die frühe- kunft des Bundeslandes wären kurzum kata- ren Aktionäre u.a. Kärntner Landesholding, strophal und alleine aus diesem Grund darf Hypo Bank Burgenland, Hypo Alpe Adria Mit- die Insolvenz eines österreichischen Bundes- arbeiter Privatstiftung und B & Co Beteili- landes keine Option für die Republik sein. gungsgmbH um die Rückzahlung einer 2008 Heftig diskutiert wurde über viele Tage auch ausgeschütteten Sonderdividende in Höhe die tatsächliche Höhe des finanziellen Scha- von 50 Millionen Euro (plus Verzugszinsen) dens für den Steuerzahler. In den Medien werden nach Schätzungen von Experten mehr wurden Summen von 13 oder sogar 19 Mrd. als der Streitwert ausmachen. Potentielle Ver- Euro kolportiert. Offensichtlich wurden in der fahrenskosten durch Klagen von geschädigten allgemeinen Diskussion die Forderungen der Gläubigern oder Sammelklagen von Sparern Bank an Kunden (vergebene Kredite) mit der gegen die Republik oder das Land Kärnten Schadenssumme gleichgesetzt, ohne dies weiter zu hinterfragen. Dass sich der Schaden 4 keinesfalls in dieser Größenordnung bewegen Vgl. Rebhahn R. (2013). Zur Finanziellen Krise eines Bundeslandes – Eine Skizze. kann, war aufgrund des vorliegenden - und für 3
Vertraulich Seite 4 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 jeden im Internet abrufbaren - Konzernge- reitstellen, allerdings nur in der Inlandswäh- schäftsberichts 2012 klar ersichtlich. rung. Da Banken jedoch in großen Mengen Einlagen in Fremdwährungen aufwiesen, Markus Gilbert Bliem konnten Zentralbanken (bspw. in Island oder Ungarn) nur mithilfe von fremdländischer Hilfe Bankenregulierung zur Vor- tätig werden. Länder der Euro-Zone hatten beugung künftiger Finanz- diesbezüglich einen Vorteil, da der Großteil kurzfristiger Anleihen auf dem Euro basiert und marktkrisen die Nationalbanken auf leichtem Wege Liquidi- 8 Die jüngsten Mediendiskussionen um die Zu- tät von der EZB erhalten konnten. kunft der Hypo Alpe-Adria-Bank rücken die Die Liquiditätskrise der Banken führte aufgrund Themen Bankeninsolvenz und Bankenregulie- des hohen Leveragegrades und der ausge- rung auch verstärkt in das öffentliche Interes- dehnten Streuung der Subprime-Risiken zu se. Parallel dazu arbeitet der Rat Wirtschaft einem allgemeinen Vertrauensverlust auf den und Finanzen der Europäischen Union Finanzmärkten. Als Folge brach im Sommer (ECOFIN), bestehend aus den Wirtschafts- 2007 die Refinanzierungsmöglichkeit auf dem und Finanzministern der EU-Länder, an den Interbankenmarkt in wichtigen Marktsegmen- Eckpunkten einer europäischen Bankenunion, ten zusammen. Zentralbanken wurden ihrer mit dem Ziel künftigen Finanzmarktkrisen vor- Rolle als „Lender of Last Resort“ gerecht und zubeugen. versorgten die Banken mit Liquidität. Gleichzei- Als Voraussetzungen für die Bankenkrise kön- tig waren die Staaten jedoch gefordert, die nen eine progressive Deregulierung des Ban- Insolvenz systemrelevanter Kreditinstitutionen 9 kensektors in den USA und Europa während zu verhindern. Welche Folgen mit der Zah- der 1980er und 1990er Jahre sowie die Ent- lungsunfähigkeit einer systemrelevanten Bank wicklung innovativer Finanzinstrumente, mit verbunden sind, wurde im September 2008 welchen Kreditrisiken aus den Büchern der deutlich. Die Insolvenzanmeldung von Lehman Banken auf den Finanzmärkten veräußert wur- Brothers, eine der fünf größten US-Invest- den, angesehen werden. Mit Hilfe der komple- mentbanken führte zu einer unberechenbaren xen Kreditverbriefungen, den so genannten Entwicklung der Finanzkrise, welche nicht nur Asset Backed Securities, konnten Banken den die Stabilität bestehender Bankensysteme, 5 Leverage-Effekt verstärkt ausnutzen , die dar- sondern in weiterer Folge die Kreditwürdigkeit 10 aus folgenden Investitionen trugen jedoch ganzer Nationen gefährdete. dazu bei, die Blasen auf den Anlagemärkten Banken gewährleisten die Kreditversorgung 6 zu befeuern. Das Platzen der Immobilienblase der Realwirtschaft und sind dahingehend in den USA traf die Banken in der Folge zwei- maßgeblich für die Investitionstätigkeit einer fach: Einerseits löste der Preisverfall der Im- Volkswirtschaft. Die staatliche Rettung von mobilien und die daraus resultierende Ab- Banken birgt jedoch aufgrund des daraus zu- schreibung vieler ausstehender Kredite ein nehmenden öffentlichen Defizits die Gefahr Bonitätsproblem aus. Dies führte dazu, dass erhöhter Refinanzierungskosten und einer Shareholder Einlagen zurückzogen, wodurch Verschlechterung der Schuldentragfähigkeit. von den Banken zusätzliche Anlagenverkäufe Eine daraus resultierende Staatsschuldenkrise notwendig wurden, um liquide zu bleiben. hat jedoch zugleich negative Rückwirkungen Dadurch kam es jedoch zu einer weiteren Ver- auf das Bankensystem, da inländische Banken schlechterung der Bonität der Banken, welche meist primäre Gläubiger des Staates sind. Um eine Liquiditätskrise auslöste. Insbesondere das Entstehen künftiger Finanzmarkt- und in Länder, welche eine liberale Bankenregulie- der Folge Staatsschuldenkrisen zu vermeiden, rung aufwiesen, waren von der Liquiditätskrise ist daher in Hinblick auf das Bankensystem 7 betroffen. proaktives Handeln notwendig. Dabei ist zum Eine Bankenkrise kann schnell zu einer Krise einen die Einrichtung eines internationalen auf dem Wechselkursmarkt führen. Banken Aufsichtsorgans als essentiell anzusehen, wenden sich in Liquiditätsproblemen an die welches grenzüberschreitende Finanzinstitute Zentralbanken, um den Verkauf von Anlagegü- überwacht sowie im Notfall durch ein eingebet- tern zu unterbewerteten Preisen zu verhindern. tetes grenzüberschreitendes Insolvenzverfah- Zentralbanken als „Lender of Last Resort“ ren eine geordnete Abwicklung und Restruktu- können prinzipiell unendlich viel Liquidität be- 8 Vgl. de Grauwe (2012:61f). 5 9 Unter dem Leverage-Effekt wird die Hebelwirkung des In diesem Zusammenhang war häufig von „too big to fail“ Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrendite verstanden. die Rede, d.h. ein potentieller Zusammenbruch der Bank 6 So wurden günstige Subprime-Kredite an Schuldner wird als Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems erach- schwächerer Bonität vergeben, unter Spekulation steigen- tet. 10 der Immobilienpreise. Vgl. Burghof, H.-P./Prothmann, F. (2008): Krisenbewäl- 7 Vgl. de Grauwe, P. (2012): Economics of monetary tigung: Verpasste Chancen? In: Wirtschaftsdienst 2008 union. Ninth edition. Oxford University Press, S. 61. (11), S. 703-707. 4
Vertraulich Seite 5 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 rierung von Institutionen ermöglicht. Zum an- Im schlimmsten Fall, wenn eine Überschul- deren gilt es, Finanzinstitute durch die Auflage dung eines Finanzinstitutes vorliegt, sind zu- einer höheren Eigenkapitalunterlegung und dem klare Regeln notwendig, wie eine kontrol- Liquidität krisensicherer zu machen, um weite- lierte Insolvenz ablaufen soll. Seit Dezember 11 re Negativspiralen zu verhindern. letzten Jahres sind die Eckpfeiler des soge- Birgit Aigner-Walder nannten einheitlichen Abwicklungsmechanis- mus (SRM, single resolution mechanisum) bekannt. Der SRM soll grundsätzlich aus zwei Abwicklungsmechanismus für Elementen bestehen: einem zentralen Abwick- die Bankenunion lungsgremium (Board) und einem einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF). Das zentrale Abwick- In den letzten Monaten wurde auf europäi- lungsgremium besteht aus einem Exekutivdi- scher Ebene intensiv über die Bankenunion rektor, vier Vollzeit-Mitgliedern und Vertretern diskutiert. Mit der Einführung dieser sollen die aller nationalen Abwicklungsbehörden. Zentra- langfristige Stabilität des gemeinsamen Kapi- le Aufgabe des Abwicklungsgremiums ist es, talmarktes sichergestellt und klare Regeln für nach der Meldung einer drohenden Insolvenz die kontrollierte Abwicklung maroder Banken durch die EZB (als Aufsichtsbehörde) zu prü- eingeführt werden. fen, ob eine Sanierung möglich ist. Sollte dies Der erste wesentliche Schritt wurde bereits im nicht der Fall sein, wird die Abwicklung einge- Jahr 2013 gesetzt, indem der einheitliche Auf- leitet. sichtsmechanismus (SSM, single supervisory Für die Finanzierung der Abwicklungskosten mechanism) verabschiedet wurde; dieser tritt steht der einheitliche Abwicklungsfonds (SRF) mit 1. März 2014 endgültig in Kraft. Wesentli- zur Verfügung, welcher durch Beiträge des ches Element des SSM ist, dass die großen Bankensektors dotiert wird. Der Abwicklungs- europäischen Kreditinstitute, (gemischte) Fi- fonds soll ein Volumen von ca. 1 % der garan- nanzholdinggesellschaften und Finanzkonglo- tierten Einlagen umfassen, was ca. € 55 bis 60 merate direkt von der Europäischen Zentral- Mrd. entspricht. Bevor der Fonds herangezo- bank (EZB) kontrolliert werden und damit eu- gen wird, muss jedoch eine klare Haftungsrei- ropaweite einheitliche Kontroll- und Aufsichts- henfolge eingehalten werden: In erster Linie standards garantiert sind. Nachdem alle Euro- werden die Verluste von Eigentümern (durch Länder am SSM teilnehmen müssen, unterste- das Eigenkapital), Gläubigern (ungesicherte hen in Summe rund 130 europäische Groß- Anleihen) und Spareinlegern zu tragen sein, banken, die fast 85 % der Bankaktiva halten, soweit die Einlagen € 100.000 überschreiten. der direkten Kontrolle der EZB. In jedem Euro- Erst danach wird der Fonds herangezogen; Land sind zumindest die drei größten Institute erst ganz am Ende (und nicht am Anfang) der betroffen. In Österreich sind es die Raiffeisen Haftungskette steht der Steuerzahler. Zentralbank (RZB) inklusive Raiffeisen Bank International (RBI), Erste Group Bank, Bank Durch die Bankenunion wird somit der rechtli- Austria (indirekt über die italienische Konzern- che Rahmen geschaffen, auch im Bankensek- mutter UniCredit), BAWAG PSK, Österreichi- tor die Kräfte des Marktes wirken zu lassen sche Volksbanken AG (ÖVAG), die beiden und es müssen die Eigentümer bzw. Gläubiger Raiffeisenlandesbanken Niederösterreich-Wien eines maroden Institutes vorrangig zahlen. Vor (RLB NÖ-Wien) und Oberösterreich (RLB OÖ), dem Hintergrund, dass einerseits Haftungen sowie die Kontrollbank (ÖKB) und die Hypo- der öffentlichen Hand für Banken bis 2017 Alpe-Adria Group (HAA). auslaufen müssen und andererseits die Ban- kenunion nunmehr Realität ist, kann eine Die Kontrolltätigkeit der EZB wird ein weites Causa Hypo Alpe-Adria-Bank 2 für die Zukunft Feld umfassen und bezieht sich u.a. auf die ausgeschlossen werden. Einhaltung der Eigenkapitalanforderungen Markus Gilbert Bliem unter Berücksichtigung des Risikoprofils eines Instituts oder die Einhaltung von Bestimmun- gen zum Verschuldungsgrad (Leverage Ratio) bzw. zur Mindestliquiditätsquote. Zudem kann Forschungsprojekt zum die EZB in Zukunft Kapitalpuffer festlegen und Thema „Energieinnova- in Abstimmung mit den Abwicklungsbehörden tionen“ am IHS Kärnten frühzeitig eingreifen, wenn eine Bank die auf- gestartet sichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen nicht erfüllt oder Gefahr läuft, sie nicht zu erfül- Im März 2014 startete am IHS Kärnten das len. Forschungsprojekt „Diffusion von Energieinno- vationen in Österreich aus Mikro- und Makro- perspektive“. Die Untersuchung wird in Zu- 11 Vgl. Sachverständigenrat (2011): Von der Bankenkrise sammenarbeit mit dem IHS Wien (Abteilungen zur Schuldenkrise und wieder zurück. In: Jahresgutachten Ökonomie & Finanzen sowie Soziologie) und 2011/12, S. 128-174. 5
Vertraulich Seite 6 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 dem Institut für Ressourceneffizienz und Ener- • Energieeffizienz in Industrie & Gewerbe, giestrategien (IREES) in Deutschland (Karlsru- • energieeffiziente Gebäude, he) durchgeführt. Gefördert wird das ein Jahr • Solarthermie, laufende Projekt vom Klima- und Energiefonds • Stromnetze und im Rahmen des Programms e!MISSION.at (4. • chemische Speicher. Ausschreibung). Mit Hilfe statistischer Modellierungsmethoden Die Europäische Union (EU) verfolgt mit der werden auf Basis der erhobenen Daten diffus- Strategie „Europa 2020“ das Ziel eines intelli- sionsrelevante Einflussfaktoren identifiziert. genten, nachhaltigen und integrativen Wachs- Ergänzt werden die quantitativen Analysen tums bis zum Jahr 2020. Kernelement dieser durch ExpertInnen-Interviews, Fokusgruppen- Strategie ist der Transformationsprozess hin diskussionen sowie die Implementierung einer zu einer ressourcenschonenden und emissi- mikrosoziologischen Fallstudie. Auf allen Un- onsarmen Wirtschaft. Energieinnovationen tersuchungsebenen finden die Wechselbezie- können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. hungen zwischen Politik, Haushalten und Un- Sie streben eine Verringerung von Umweltbe- ternehmen explizit Berücksichtigung (vgl. Ab- lastungen sowie eine effizientere und verant- bildung 1). Als Ergebnis des Forschungspro- wortungsvollere Nutzung natürlicher Ressour- jektes werden Lösungsansätze und Politik- cen (einschließlich Energie) bei gleichbleiben- empfehlungen in Hinblick auf die Erhöhung der den oder sinkenden Kosten an. Diffusionsgeschwindigkeit von Energieinnova- Eine innovative Idee allein reicht jedoch nicht tionen angestrebt. aus; vielmehr müssen sich Energieinnovatio- nen am Markt durchsetzen und verbreiten Abbildung 1: Berücksichtigte Wechselbeziehun- (Diffusion). Die Diffusionsphase spielt gerade gen zwischen den relevanten Akteuren bei Energieinnovationen eine besonders wich- tige Rolle, da sich die vorteilhaften Effekte einer Energieinnovation ohne erfolgreiche Diffusion nicht entfalten können. Genau hier setzt das Forschungsprojekt an. Da die zügige Verbreitung von Energieinnovationen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Wirt- schaftsstandortes und zum Klimaschutz leisten kann, ist es notwendig zu verstehen, wie Inno- Quelle: Eigene Darstellung IHS Kärnten vationen in Gesellschaft (Haushaltssektor) und Wirtschaft (Unternehmenssektor) diffundieren. Abgeschlossen wird das Forschungsprojekt Theoretische Modelle zur Diffusion sowie sozi- voraussichtlich im Februar 2015. Allgemeine oökonomische Theorien zum Konsumverhalten Projektinformationen sowie Projektzwischen- von Haushalten und Unternehmen bilden die und -endergebnisse werden laufend über die Grundlage für das Verständnis darüber, mit Homepage des IHS Kärnten abrufbar sein. welcher Geschwindigkeit sich Innovationen ausbreiten bzw. welche Faktoren diesen Diffu- Andrea Klinglmair sionsprozess dynamisieren oder abschwächen können. Energieeffizienz – theoretische Ziel des Forschungsprojektes ist es, zunächst Energieeinsparpotentiale und priori- auf der Haushaltsebene belastbares Datenma- täre Maßnahmen zur Reduktion des terial zu innovativen Energiedienstleistungen Energieverbrauchs in Kärnten zu erheben. Der Fokus liegt dabei auf der Er- Die Steigerung der Energieeffizienz stellt eine hebung des Kenntnisstandes über innovative zentrale Säule der Europäischen Energie- und Energiedienstleistungen sowie der Analyse Klimapolitik dar. Mit dem Beschluss des Ener- von Faktoren und Bedingungen, die energiein- gie- und Klimapakets wurde das Ziel festge- novative Investitionen fördern oder behindern. legt, die Energieeffizienz um 20 % bis zum Methodisch wird hier auf eine österreichweite 12 Jahr 2020 zu erhöhen. Auf nationaler Ebene Online-Befragung, die in Zusammenarbeit mit sieht die Energiestrategie Österreich ebenfalls einem externen Marktforschungsinstitut durch- eine Stabilisierung des Energieverbrauchs geführt wird, zurückgegriffen. Auch auf der durch eine Steigerung der Energieeffizienz Unternehmensebene ist eine empirische Erhe- 13 vor. bung geplant. Mittels Online-Fragebogen wird die Einschätzung ausgewählter österreichi- 12 scher Unternehmen zum Thema „Verbreitung Vgl. euractive.de: Die Energie- und Klimapolitik der EU. Verfügbar unter: http://www.euractiv.de/energie-und- von Energieinnovationen“ untersucht. Sowohl klimaschutz/linkdossier/die-eu-energie--und-klimapolitik- die Haushalts- als auch die Unternehmensbe- 000102. Download am 20.02.2014. 13 fragung beziehen sich auf die Themenfelder Vgl. Lebensministerium, BMWFJ (2010:9): Energiestra- tegie Österreich. Wien. 6
Vertraulich Seite 7 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 Um auf europäischer Ebene das vereinbarte 2020 zu einer umweltfreundlichen Stromer- Gesamtziel zur Steigerung der Energieeffizienz zeugung bei. zu erreichen wurde, nach einer Analyse der Die Analysen zeigen, dass die höchsten theo- ersten und zweiten nationalen Energieeffizi- retischen Einsparpotentiale im Bereich Wärme enz-Aktionspläne der EU-Mitgliedstaaten, eine liegen und das unabhängig von der Wahl des neue Richtlinie zur Energieeffizienz (RL Szenarios. Insbesondere die Anhebung der 2012/27/EU) des Europäischen Parlaments Sanierungsrate trägt wesentlich zur Ausschöp- 14 und des Rates erlassen. Die Umsetzung in fung der Energieeffizienzpotentiale bei. Im nationales Recht in Form eines Bundes- Vergleich dazu sind die theoretisch ausgewie- Energieeffizienzgesetzes lässt noch auf sich senen Einsparpotentiale im Bereich Mobilität warten. als gering einzustufen und das obwohl eine In der künftigen Ausrichtung der Energiepolitik deutliche Verkehrsverlagerung auf den Öffent- des Landes Kärnten kommt der Energieeffizi- lichen Verkehr (knapp 214 Mio. Personenkilo- enz eine bedeutende Rolle zu. Bei dem in meter, Szenario Ambitioniert 2020), eine Stei- Ausarbeitung befindlichen Energie-Masterplan gerung der Radverkehrsleistung sowie eine Kärnten wurde eine eigene Arbeitsgruppe verstärkte Durchdringung der Elektromobilität „Energieeffizienz“ eingerichtet. Der Bereich vorausgesetzt wurde. Die ausgewiesenen Energieeffizienz an sich stellt eine Quer- Energieeffizienzpotentiale im Bereich Strom, schnittsmaterie dar, die sowohl Kompetenzen erscheinen bei einem Vergleich mit dem Be- auf der Bundes- und Landesebene mitein- reich Wärme ebenfalls als gering, allerdings schließt, aber auch Tätigkeiten der Industrie, gilt hier zu berücksichtigen, dass bei einem der Energieversorgungsunternehmen sowie prognostizierten Anstieg des Stromverbrauchs der einzelnen Bürgerinnen und Bürger. Das in den kommenden Jahren, ein besonderer Institut für Höhere Studien Kärnten erstellte im Wert auf die Ausschöpfung von Energieeffi- Jahr 2013 die Studie „Energieeffizienz- zienzpotentialen gelegt werden sollte. In In- 15 Aktionsplan Kärnten“ mit dem Ziel, Einspar- dustrie und Gewerbe amortisieren sich Investi- potentiale zu quantifizieren und Umsetzungs- tionen zur Steigerung der Energieeffizienz oft maßnahmen zu erarbeiten. Darüber hinaus in einem verhältnismäßig sehr kurzen Zeit- wurden in Energieeffizienzworkshops Maß- raum, allerdings bleibt das Potential zur Stei- nahmenvorschläge zur Steigerung der Ener- gerung der Energieeffizienz in vielen Fällen gieeffizienz unter Einbindung von Stakehol- trotz kurzer Amortisierungszeiten unangetas- dern und ExpertInnen diskutiert und konkreti- tet. Insgesamt liegen auf Basis der zugrunde siert. liegenden Annahmen und definierten Szenari- Die Berechnung der theoretischen Energieeffi- en, die theoretischen Einsparpotentiale im Jahr 16 zienzpotentiale sowie die Erarbeitung der 2020 im Szenario Moderat bei ca. 5.742 TJ prioritären Maßnahmen zur Senkung des bzw. bei 9.521 TJ im Szenario Ambitioniert. Energieverbrauchs erfolgte für die Bereiche Dies entspricht einer relativen Energiever- Wärme, Strom, Produzierender Bereich sowie brauchsreduktion zwischen 6,9 % und 11,4 % Mobilität. Zwei Szenarien – Moderat und Ambi- verglichen mit dem Niveau von 2011 (vgl. Ab- tioniert – zeigen theoretische Energieeffizienz- bildung 2). potentiale im Zeitraum 2014-2020 auf. Wäh- Abbildung 2: Relative Reduktion des Energie- rend im Szenario Moderat bisherige Aktivitäten verbrauchs, Szenario Moderat und Ambitioniert; und Maßnahmen in einem verstärkten Ausmaß Index Niveau 2011=100 fortgesetzt werden, müssen im Szenario Ambi- tioniert die Anstrengungen – verglichen mit heute – vervielfacht werden. Im Bereich Wär- me wird beispielsweise im Szenario Ambitio- niert von einer Verdreifachung der Sanierungs- rate im privaten Bereich ausgegangen, zusätz- lich wird jedes dritte Gebäude in Kärnten mit einer Solarthermieanlage ausgestattet und 50.000 Photovoltaikanlagen tragen im Jahr 14 Vgl. Richtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parla- ments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energie- Quelle: Bliem et al. (2013:103) effizienz, zur Änderung der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG. Die Ausschöpfung der Energieeffizienzpotenti- 15 Vgl. Bliem et al. (2013): Energieeffizienz-Aktionsplan ale hängt wesentlich von der Umsetzung ent- Kärnten. IHS Kärnten. Klagenfurt. sprechender Maßnahmen ab. Im Zuge der 16 Rebound-Effekte wurden nicht berücksichtigt. Vgl. Bliem et al. (2013:27): Energieeffizienz-Aktionsplan Kärnten. IHS organisierten Energieeffizienzworkshops wur- Kärnten. Klagenfurt. den, in Abstimmung mit Stakeholdern und 7
Vertraulich Seite 8 06.03.2014 Konjunkturreport 14. Jg., Ausgabe 1, März 2013 ExpertInnen, eine Reihe von Maßnahmen Fortsetzung Konjunktur: definiert, welche zur Steigerung der Energieef- fizienz beitragen. Im Anschluss daran wurden Im Jahr 2014 wird sich die Konjunktur erholen. vom Institut für Höhere Studien Kärnten für Die Dynamik dürfte aber in Kärnten auch heu- jeden Bereich zehn Maßnahmen ausgewählt, er hinter jener in ganz Österreich zurückblei- welche zur Ausschöpfung der angeführten ben. Dies ist nach wie vor auf die stärkere theoretischen Energieeffizienzpotentiale bei- Ausrichtung der Exportwirtschaft auf Italien tragen sollen (prioritäre Maßnahmen). und Slowenien zurückzuführen. Dort erholt sich die Nachfrage nur schleppend. Außerdem Im Bereich Wärme zählen dazu die ver- sind in der Kärntner Bauwirtschaft weitere pflichtende Energiebuchhaltung sowie die Er- Anpassungen zu erwarten, und von der öffent- stellung eines Sanierungsplans für alle öffentli- lichen Hand sind aufgrund der angespannten chen Gebäude. Im privaten Bereich sollen Budgetlage kaum wirtschaftliche Impulse zu durch Finanzierungsmodelle und verschärfte erwarten. Ab Ende April wird auf der Homepa- energetische Mindestanforderungen im Bau- ge des IHS Kärnten die aktuelle Kärnten- recht zusätzliche Anreize zur Steigerung der Prognose verfügbar sein: Energieeffizienz geschaffen werden. Auch im http://www.carinthia.ihs.ac.at/wirtschaftsprognose.html. Bereich der Fernwärmenutzung sowie der Klaus Weyerstraß Optimierung des Fördersystems wurden vor- rangige Maßnahmen zur Steigerung der Ener- gieeffizienz festgehalten. Leser-Befragung Für den Bereich Strom wurde die Umstellung Sehr geehrte(r) Leser(in) des Konjunkturre- der Straßenbeleuchtung auf energieeffiziente ports! Beleuchtungsformen bis zum Jahr 2020 (bei Seit dem Jahr 2001 veröffentlicht das IHS- einem positiven Kosten-Nutzen Verhältnis) Kärnten den vierteljährlich erscheinenden Kon- vorgeschlagen. Zusätzlich wurden prioritäre junkturreport. Der Konjunkturreport wird allen Maßnahmen für öffentliche Gebäude (z.B. Interessenten kostenlos über die Homepage Einsparung bei der Beleuchtung der Gebäude) des IHS Kärnten zur Verfügung gestellt und sowie private Haushalte (Forcierung des Gerä- auf Wunsch elektronisch übermittelt bzw. in tetauschs für einkommensschwache Haushal- einer Auflage von rund 400 Stück gedruckt und te, Tausch von Heizungsumwälzpumpen sowie an Entscheidungsträger in Wirtschaft und Poli- verstärkte Stromerzeugung mittels PV-An- tik, primär in Österreich aber auch im Ausland, lagen) vorgeschlagen. versendet. Die prioritären Maßnahmen im Produzierenden Neben standardmäßigen Beiträgen zum The- Bereich reichen von der Energieberatung über ma Arbeitsmarkt- und Konjunkturentwicklung, die Selbstverpflichtungen der Unternehmen mit besonderem Fokus auf die Situation im sowie Maßnahmen im Bereich der Abwärme Bundesland Kärnten, widmet sich der Konjunk- und des Stroms. Um Energieeffizienzpotentiale turreport unterschiedlichen sozial- und wirt- im Bereich der Mobilität ausschöpfen zu kön- schaftswissenschaftlichen Themen. nen, müssen Maßnahmen zur Attraktivierung Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder des Öffentlichen Verkehrs sowie des Radver- vereinzelt Rückmeldungen bzw. Anfragen zum kehrs (z.B. Beschleunigungsmaßnahmen im Konjunkturreport bekommen. Dafür möchten Öffentlichen Verkehr, Parkraumbewirtschaf- wir uns an dieser Stelle nochmals bedanken. tung in den Ballungszentren, Ausbau des regi- Da wir bestrebt sind das Service bzw. den onalen Radwegenetzes) ebenso im Vorder- Informationsgehalt für unsere Leser weiter zu grund stehen wie eine integrierte Raum- und verbessern, möchten wir Sie, sehr geehrte/r Verkehrsplanung. Maßnahmen der Raum- und Leser/in, bitten, an einer kurzen Leser- Verkehrsplanung können insbesondere mittel- Befragung teilzunehmen. bis langfristig zu einem geringeren Verkehrs- Zur Umfrage gelangen Sie über die Home- aufkommen bzw. einem veränderten Modal- page des IHS Kärnten: Split beitragen. Durch Verankerung rechtlicher www.carinthia.ihs.ac.at Vorgaben in der Wohnbauförderung (bei- spielsweise für Fahrradabstellplätze) sowie Impressum Festlegung von Mindestkriterien hinsichtlich Herausgeber: IHS Kärnten der Anbindungen an den Öffentlichen Verkehr Adresse: Alter Platz 10, 9020 Klagenfurt können Verkehrsverlagerungen auf umwelt- Tel. (0463) 592150, Fax DW 23 E-Mail: info@carinthia.ihs.ac.at freundliche und effiziente Verkehrsmittel unter- Website: www.carinthia.ihs.ac.at stützt werden. Der IHS Kärnten Konjunkturreport erscheint mit finanzieller Beate Friedl Unterstützung der Wirtschaftskammer Kärnten, der Indust- riellenvereinigung Kärnten, der Arbeiterkammer Kärnten sowie des Landes Kärnten vier Mal jährlich. Redaktionsschluss: 07.03.2014 8
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