Konsumkultur und Raumstruktur - Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien - BBSR

 
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Konsumkultur und Raumstruktur - Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien - BBSR
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Heft 1.2014                                                                                                                    67

Konsumkultur und Raumstruktur                                                                  Wolfgang Christ

Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

1   Handel und Stadt:                          Konstante. Topologie bezeichnet die Lage
    Eine topologische Konstante                und Anordnung geometrischer Gebilde im
                                               Raum. Dieser Zusammenhang kommt auch
Die Geschichte der Stadt ist eine Geschich-    da zum Tragen, wo Stadt im traditionellen
te des Handels. Es ist eine Gleichung mit      Sinn schon nicht mehr existiert. Dort, auf
bekannten Werten: Marktstraße, Markt-          der „grünen Wiese“, in Suburbia, ist es die
platz, Kaufhaus und Markthalle oder tem-       Shoppingmall, die eine Ersatzmitte stiftet.
porär stattfindende Messen sind noch heu-
                                               Die Mall ist in der Evolutionsgeschichte
te ein lebendiges Abbild der historischen
                                               des Handelsstädtebaus die vorläufig letz-
Kernkompetenz eines Stadttyps, der im 21.
                                               te Station einer topologischen Kette, auf
Jahrhundert eine starke Renaissance erlebt.
                                               deren Fortsetzung Projektentwickler, Han-
Ohne den Handel ist die europäische Stadt
                                               dels- und Immobilienwirtschaft, Banken,
substanzlos. Gleichwohl deuten ernst zu
                                               Politiker, Architekten und Planer, Bürgerin-
nehmende Anzeichen darauf hin, dass in
                                               nen und Konsumenten auch im digitalen
dem Moment, in dem das Leben in der In-
                                               Zeitalter bauen. Sie sehen sich in Deutsch-
nenstadt wieder mit dem Privileg verbun-
                                               land – im gravierenden Unterschied zu
den wird, einen urbanen Lebensstil mit
                                               Großbritannien – immer noch auf sicherem
nachhaltiger Lebensführung verbinden zu
                                               Grund agieren, denn Handelsformate und
können und zahllose innerstädtische Quar-
                                               Stadtformate kommen erfahrungsgemäß
tiere nach jahrzehntelangen Sanierungs-
                                               zusammen, wie zwei Seiten einer Medaille.
maßnahmen die „Stadt der kurzen Wege“
                                               Auch da, wo man es eher nicht vermutet:
populär gemacht haben, ausgerechnet der
                                               Die Zwischenstadt besitzt mit den Discoun-
Handel als Dienstleister für das Notwen-
                                               tern an Ortsrändern und in Gewerbegebie-
dige und Schöne des Alltags, wegzubre-
                                               ten, den Fachmarktagglomerationen und
chen droht (Hansen/Hielscher/Steinbuch
                                               den momentan zu Hybrid-Centern aufge-
2013:  64 ff.).
                                               rüsteten Fachmarktzentren an regional-
Der Indikator dieser Entwicklung ist die       strategisch zentralen Standorten genau die
vom Verfasser sogenannte topologische          Handelskultur, die zu ihr passt: autogerecht,
Konstante in der Beziehung von Handels-        extensiv energie- und flächenverbrauchend,
kultur und Stadtkultur. Es wird dabei un-      frei von öffentlichem Raum, funktional se-
terstellt, dass die Verbindung beider Welten   gregiert und dazu gestalterisch, sozial und
in der Vergangenheit immer physisch (be-)      baukulturell unqualifiziert. Nach allem, was
greifbar ist. Alles, was sich um Angebot und   wir heute wissen können, wird daraus ein
Nachfrage, um Verkaufen und Kaufen, um         Sanierungsfall für die „Wissensgesellschaft“
Kommerz und Kultur dreht, benötigte einen      werden (Bölling/Christ 2006: 266 ff.). Den-
adäquaten Ort und Raum. So ist der mittel-     noch ist die topologische Konstante auch
alterliche Marktplatz ein Maßanzug für die     in der Zwischenstadt intakt. Waren und
zeitgenössische Kaufmannschaft, ebenso         Dienstleistungen kommen noch gemein-
wie das Shoppingcenter für die Handelsin-      sam mit Kundinnen und Kunden jeweils
dustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahr-    an einem Ort und in einem Kontinuum aus
hunderts.                                      Raum und Zeit zusammen. Es ist zwar in
                                               der Regel nicht schön und der Aufenthalt
Handel ist bis zum Anbruch des Maschi-
                                               macht wenig Spaß, aber es gibt sie noch,
nenzeitalters der materielle Träger im Pro-
                                               die kollektiven Knoten im Versorgungsnetz
zess der Stadtentwicklung. Stadt ist die
                                               des Alltagslebens einer Mehrheit der Bevöl-
exklusive Plattform und kulturelle Infra-
                                               kerung in Deutschland. Wird ein Aldi oder
struktur für die absolut notwendige per-
                                               REWE eröffnet, ist das stets ein Grund zur      Prof. Wolfgang Christ
sönliche Kommunikation „Face-to-Face“
                                               Freude.                                         Urban INDEX Institut GmbH
der Akteure am Markt. Die kommunika-                                                           Goebelstraße 21
tionsstiftende Rolle des Handels ist ein       Die Architektur des Online-Handels wird         64293 Darmstadt
wesentliches Merkmal der topologischen         die analoge Einheit von Stadt und Handel        E-Mail: christ@ui-institut.de
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Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
68   Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

     beenden. Die Kombination aus Internet            fahren bedrohten Netz der Handelswege
     mit PC, Laptop oder Smartphone, E-Com-           bzw. Handelsrouten.
     merce-Firmen, Logistikzentren, „Same Day
                                                      Die strategische Partnerschaft zwischen
     Delivery“ (SDD), Bewertungs- und Bera-
                                                      Stadt und Handel findet ihre erste indus-
     tungsplattformen, virtuellen Bezahlsyste-
                                                      trielle Prägung in den Passagen von Paris.
     men und sozialen Netzwerken, setzt den
                                                      Die Französische Revolution macht auch
     vorläufigen Schlusspunkt im Prozess der
                                                      mithilfe der Guillotine den Weg für die Kon-
     Handelsmoderne. Die Wirkkräfte der Digi-
                                                      fiszierung des adligen und kirchlichen Im-
     talisierung schaffen eine neue Welt. Raum
                                                      mobilienbesitzes frei. Mit dieser Ressource
     und Zeit sind darin voneinander getrennte
                                                      an Grundstücken und Immobilien beginnt
     Dimensionen. Sie werden jeweils auch für
                                                      der Aufbau einer bürgerlichen Parallelwelt
     sich allein nur noch als eine Aneinander-
                                                      inmitten der labyrinthisch verbauten Alt-
     reihung von isolierten Fragmenten wahrge-
                                                      stadt. Technologische Innovationen wie
     nommen. Die soziale und kommunikative
                                                      Gusseisen, großformatiges Glas und Gas-
     Vermittlerfunktion von Mensch und Raum
                                                      licht werden im industriellen Stil zur ratio-
     im Medium des Ladens, des Hauses, der
                                                      nellen Erschließung moderner Handelsflä-
     Straße, des Quartiers – egal ob in, vor oder
                                                      chen eingesetzt. Eine bis dato unbekannte
     ohne Stadt – wandert ins Netz.
                                                      Welt des Luxus und der Moden nistet sich
     Der Paradigmenwechsel in der Entwicklung         entlang schnurgerader Privatstraßen un-
     des Einzelhandels wird für die Analyse und       ter Glasgewölbe in den Hinterhöfen von
     Bewertung aktueller Phänomene wie z. B.          Paris ein: Die alte Stadt und der moderne
     das „De-Malling“ von Centern in den USA,         Handel werden sich fremd (Canac/Cabanis
     oder die „Retail-led Regeneration“-Strategie     2011:  4  ff.).
     britischer Städte, zugrunde gelegt. Der Ver-
                                                       In den nachfolgenden Jahrzehnten wird das
     fasser vertritt die Hypothese, dass sich an-
                                                       Warenhaus den Abstand vergrößern und
     stelle der topologisch geprägten Kultur des
                                                       dies nach innen und nach außen selbstbe-
     Handels zukünftig eine medialisierte Tech-
                                                       wusst demonstrieren. Es beendet die Vor-
     nologie des Konsums in den verstädterten
                                                       herrschaft der noch in einer Zunfttradition
     und urbanen Räumen etablieren wird.
                                                       gefangenen Kaufleute, die in ihren unzäh-
     Der Umbruch im Verhältnis von Stadt und           ligen kleinen Läden eine einzige Waren-
     Handel wird als so tief greifend einge-           gruppe anbieten und führt auf allen Ebe-
     schätzt, dass es sinnvoll ist, die analytische    nen kapitalistische Standards ein (Sombart
     Betrachtung neuer urbaner Typologien der         1928: 77 ff.). Es setzt den „Superblock“ an
     Handelskultur in den USA, Großbritannien          die Stelle kleinteilig parzellierter, historisch
     und in Deutschland mit einem Blick zu-            gewachsener Gebäudeensemble. Zeitge-
     rück auf die strukturellen Veränderungen          nössische Assoziationen wie „Kaserne“,
     der Vergangenheit zu eröffnen, die von den       „Tempel“, „Stadt in der Stadt“ vermitteln
     Zeitgenossen immer als dramatisch emp-            einen Eindruck von der Sonderstellung des
     funden werden. Auf diese Weise sollte klarer      Warenhauses. Das Warenhaus isoliert und
     sein, wo die Trennungslinien zwischen Ges-        konzentriert potenziell „alles unter einem
     tern und Morgen verlaufen, welche Merk-           Dach“. Es kommuniziert mit der Stadt in
     male oder Eigenschaften den Paradigmen-           der Architektursprache öffentlicher Groß-
     wechsel überdauern werden, bzw. welche            bauten. Es nutzt den technischen Fort-
     Qualitäten auch in Zukunft eine Rolle spie-       schritt vom Skelettbau über den Fahrstuhl
     len sollten.                                      und eine geschosshohe Verglasung bis
                                                       zur Leuchtreklame. Und Warenhausunter­
     Die topologische Entwicklungslinie setzt
                                                       nehmer liefern um 1900 Waren selbstver-
     selbstverständlich mit der Gründungswel-
                                                       ständlich mit dem Elektro-LKW aus. Ide-
     le der Städte im ersten Drittel des vorletz-
                                                       alerweise sitzt das Warenhaus wie eine
     ten Jahrtausends ein, die im Takt von vier
                                                       Spinne im Netz der neuesten Stadttechnik.
     bis fünf Wochen den mitteleuropäischen
                                                       Eisenbahn, U- und S-Bahn, Straßenbahn
     Raum mit einem eng geknüpften Markt-
                                                       und mit ihnen das neue Maß der getakte-
     netz überzieht. Mauer, Markt und Platz
                                                       ten Zeit, überlagern den Raum als Maß und
     bilden eine symbiotische Mitte (Humpert/
                                                       Medium der Integration in die Stadt.
     Schenk 2001). Städte wie Brügge, Lübeck
     oder Augsburg sind die starken Knoten im         Das Warenhaus implantiert die industrielle
     ansonsten schwachen und von vielerlei Ge-        Moderne in das feinnervige Herz von Stadt
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Heft 1.2014                                                                                          69

und Gesellschaft. In Paris wächst es aus den
Trümmern der alten Stadt, die Napo­leon  III.
und sein Pariser Präfekt Haussmann von
1853 an abreißen lassen. Die Totalopera-
tion am Bestand markiert den bis heute
fortdauernden Konflikt um Mitte und Mo-
derne. Für nahezu ein Jahrhundert ist das
Warenhaus der Inbegriff von „Angriff auf
die City“. In Deutschland wird der Schutz
vor der Moderne von Anfang an von einer
Mischung aus Antikapitalismus, Antiame-
rikanismus und Antisemitismus begleitet
(Diner 2002:  61 ff.).
Die Topologiegeschichte der Mall beginnt
dort, wo die Wirkungsgeschichte des Wa-
renhauses endet: im boomenden Subur-
bia, Mitte der 1950er-Jahre in den USA.
Die Aufhebung der Warenpreisbindung,
immer effizientere Einzelhandelsformate
wie Discount und Supermarkt begünsti-
gen einen Wildwuchs an schnell gebauten
Läden entlang der Hauptverkehrsstraßen
                                                 Horton Plaza: Shoppingcenter in der Downtown
zwischen den neuen Vororten und der City.
                                                 San Diego (USA)
Für die Stadtplanung ist das Konzept des                                     Foto: Wolfgang Christ
Shoppingcenters die nachhaltige Antwort
auf eine ungeordnete Siedlungsentwick-            henwerden, sich zwanglos treffen, Neues
lung und für die Warenhauseigentümer im           erleben oder „in der Menge baden“, die
Stadtzentrum ist es die letzte Chance, die        primäre Funktion des Centers als Ort des
Kunden zukünftig dort zu erreichen, wo            schnellen Warendurchlaufs verdrängt. Die
diese, mit wachsender Kaufkraft ausgestat-        immer noch präsenten Großflächenmieter
tet, ihren Lebensmittelpunkt hin verlegen         genügen nicht mehr als Frequenzbringer.
(Gruen/Smith 1960: 46 ff.).                       Der neue Anker ist Aufenthaltsqualität, die
                                                  Jon Jerde mithilfe der Designstrategie des
In der Typologie des aus Wien stammenden         „Placemaking“ schafft (Bradbury 1999).
Architekten Victor Gruen ist das Shopping-
center eine autofreie Insel mit urbanem          Zwischenfazit: Im 19. Jahrhundert etabliert
Flair. Stattdessen setzt sich das Center als     die Passage als eigenständig konzipierter,
fordistische Verkaufsmaschine durch. 1985        aus einer Hand entwickelter und von einem
wird von Jon Jerde in San Diego ein neuer        Management der Eigentümer kontrollierter
urbanistischer Anfang gemacht, indem er          Schau- und Verkaufsraum die erste urbane
für das Warenhaus typische Elemente wie          Typologie des modernen Handels. Die Zur-
repräsentative Treppenanlagen und die            schaustellung der Waren erreicht im Waren-
Stapelung von drei und mehr Geschossen           haus eine neue Quantität und Qualität. Wa-
mit den für das Center charakteristischen        renangebot, Warenvielfalt und Warenmenge
Wege-, Platz- und Flanieratmosphären             begründen die Konsumkultur der Massen-
kombiniert. Das „Horton Plaza“ verzichtet        gesellschaft (Baumann 2009:  7 ff.) Das Wa-
                                                 renhaus befördert Versorgung zu Shopping
auf die klimatisierte Mall. Es öffnet sich zur
                                                 und qualifiziert Handelsarchitektur zum
Stadt, reproduziert bauliche Vielfalt durch
                                                 öffentlichen Interesse. Die Mall verwandelt
bunt collagierte Baukörper und wirkt bald
                                                 die typisch (groß-)städtische Einkaufskul-
als Impulsgeber für die Revitalisierung der
                                                 tur des Shoppings Schritt für Schritt in ein
von gut verdienenden Bewohnern und In-
                                                 künstlich reproduzierbares Lifestyle-Pro-
vestoren gemiedenen Downtown (Christ
                                                 dukt. In den Hintergrund treten Ort und
2003: 121). Vor allem aber deutet sich schon
                                                 Kontext. In den Vordergrund drängen Bilder
atmosphärisch ein grundlegender Wandel
                                                 und Emotionen (Klein 1999: 112 ff.).
des Geschäftsmodells der Projektentwickler
und Centerbetreiber an, indem der Neben-         Das feste Band zwischen Stadt und Han-
effekt des Shoppings, das Sehen und Gese-        del, das mit dem Shoppingcenter in vieler-
Konsumkultur und Raumstruktur - Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien - BBSR
Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
70   Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

     lei Hinsicht schon weit gedehnt wird, muss     nagte Handelsensembles mit tendenziell
     unter den Bedingungen der Digitalisierung      unbe­grenztem Zugang zu internationalem
     reißen. Wenn Verkaufen und Kaufen zu je-       Know-how und globalen Kapitalressourcen
     der Zeit und an jedem Ort und von allen,       aus. Vor allem aber sind sie als privates Ei-
     die über einen Netzzugang verfügen mög-        gentum hervorragend steuerbare Einheiten,
     lich ist, dann löst sich die topologische      die schnell und flexibel sowohl auf neue
     Bindung auf. Damit wird all das, was für       Trends als auch auf eventuell tief greifende
     Standort, Fläche, Raum und Sortiment an        Umbrüche in der Zukunft reagieren können.
     staatlichen Regulierungs- und Steuerungs-      Für die Stadtplanung und den Städtebau
     instrumenten zur Verfügung steht, struktu-     der öffentlichen Lauflage heißt das entwe-
     rell wertlos. Die entscheidenden „zentralen    der: „Accept that […] bricks and mortar re-
     Orte“ befinden sich im Nirgendwo der In-       tailing can no longer be the anchor to cre­
     ternetcloud.                                   ate thriving high streets and town centers.”
                                                    (Grimsey 2012a:  6) Oder aber: „[...] help to
     Die neue Ausgangslage ist einfach zu be-
                                                    create an authentic experience that rein-
     schreiben: Der Handel hat sich von analo-
                                                    forces the unique aspects of the place. This
     gen Zwängen emanzipiert und kann sich
                                                    is particularly important today when retail
     nun mehr denn je frei entscheiden wo, wie,
                                                    has become so homogenized and banal.“
     mit wem und mit welchem strategischen
                                                    (Rusin/Slater/Call 2013:  74)
     Ziel Waren- und Dienstleistungsangebote
     platziert werden sollen. Eine erste Konse-     Aktuelle Beispiele in den USA und in Groß-
     quenz ist das „Multi Channel“-Konzept, das     britannien lassen erkennen, dass die Eman-
     Unternehmen befähigt, sämtliche Verkaufs-      zipation des Handels die Chance eröffnet,
     plattformen zu nutzen, diese miteinander       eine grundlegend neue topologische Bezie-
     zu vernetzen und das sie in die Lage ver-      hung mit der Stadt einzugehen. Dabei ste-
     setzt, deren jeweils spezifische Begabungen    hen nicht mehr die materiellen technischen
     optimal zu entwickeln und effizient auszu-     oder infrastrukturellen Kennziffern und der
     schöpfen. Im Grunde spielt es keine Rolle      Schutz bestimmter Einzelinteressen im Fo-
     mehr, an welchem „Point of Sale“ (POS)         kus der Debatte, sondern das gemeinsame
     Umsatz und Rendite erwirtschaftet wird –       Interesse an nachhaltiger Innenentwick-
     Hauptsache, es bleibt im eigenen Haus (De      lung: an einer langfristig sicheren guten
     Kare-Silver 2011).                             Rendite für das investierte Kapital ebenso,
                                                    wie an stabilen sozialen und kulturellen
     Damit wird ein weiterer tief greifender
                                                    Verhältnissen in einer ökologisch intakten
     Wandel ausgelöst: das Ende der Konkur-
                                                    und ästhetisch hochwertigen Umwelt. Alles
     renz zwischen unterschiedlichen Formaten
                                                    läuft darauf hinaus, dass der Stadtwert den
     an ein und demselben Standort, z. B. der
                                                    Handelswert bestimmen wird. Von der ur-
     eigen­tümerbetriebenen Läden gegen ein
                                                    banen Wertentwicklung wird es abhängen,
     geplantes oder benachbartes Shopping-
                                                    ob und wie Handel noch im analogen Me-
     center. Der Markt verlangt die Kooperation
                                                    dium des Raumes funktioniert (Christ 2014).
     aller zugunsten des gemeinsamen Standor-
     tes oder das Scheitern ist vorprogrammiert
     (Christ/Pesch 2013:  126 ff.). Schon heute
                                                    2 Stadt und Handel USA: Labor der
     und generell in wenigen Jahren, treten drei
                                                      Moderne
     Basislagen des Einzelhandels untereinan-
     der in den Wettbewerb um Kundinnen und
                                                    Die USA gelten bis heute als Avantgarde
     Kunden: Die „Fahrlage“ der autoeffizienten
                                                    der Handelswirtschaft. Innovationen ge-
     Fachmarktzentren tritt gegen die „Lauf­lage“
                                                    langen auf kurzem Weg von der Idee zur
     für Fußgänger in den Innenstädten, den
                                                    Marktreife. Eine staatliche Regulierung von
     Stadtteilzentren oder in den Ortsmitten an.
                                                    Standort-, Flächen- und Sortimentsforma­
     Und beide konkurrieren vor Ort und nach
                                                    ten findet nicht statt. Die Marktkräfte tre-
     außen mit der „Surflage“, bei der die Kun-
                                                    ten daher besonders sichtbar in Erschei-
     den nicht mehr selbst zur Ware kommen
                                                    nung. Sie formen Handelstypologien, die
     und das Internet alle Marktteilnehmer vir-
                                                    weltweit kopiert werden. Jüngstes Beispiel
     tuell vereint (Christ 2011:  8 ff.).
                                                    sind die „Flagship-Stores“ in den Hauptein-
     Die dritte absehbare Konsequenz ist nicht      kaufsstraßen auch deutscher Städte, die als
     weniger gravierend: Fahrlage und Surf­         gebaute Botschaften exklusiver Marken-
     lage zeichnen sich als professionell gema-     welten auftreten. Studienreisen in die USA
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Informationen zur Raumentwicklung
Heft 1.2014                                                                                                          71

gehörten schon vor mehr als 100 Jahren
zur Ausbildung der Führungskräfte eines
Warenhauses und sind heute eine Pflicht
für Projektentwickler (Ditchett 1925:  11  ff.)
Wissensnetzwerke wie das „Internatio-
nal Council of Shopping Centers“ (ICSC)
und das „Urban Land Institute“ (ULI), die
ihre Heimat in den USA haben, versorgen
auch die deutschen Einzelhandelsexper-
ten mit Entscheidungsgrundlagen in Form
von Daten, Informationen, Trendberichten,
Kon­gressen und Workshops, liefern Hand-
reichungen für die Praxis, loben Preise für
vorbildliche Projekte aus und verbreiten
nicht zuletzt die neuesten Ergebnisse wis-
senschaftlicher Forschung. Da die deutsche
Handelswirtschaft bei einem Gesamtum-
satz im Jahr 2011 von 421 Mrd.  € praktisch       Town Center: Americana at Brand, Glendale (USA)
                                                                                                    Foto: Wolfgang Christ
nicht in Forschung und Entwicklung inves-
tierte, ist sie komplett auf Wissenstransfer
und da vor allem aus den USA, angewie-            zum Neuland für „ersatz-city space“ (Kiger
sen. Deutsche Handelskonzerne wie die             2013:  57) wird. Nach dem Vorbild traditi-
Otto Group oder die Hornbach Holding              oneller amerikanischer Innenstädte ent-
weisen in ihren Geschäftsberichten keine          stehen Blockstrukturen, die Läden, Büros,
FuE-Aufwendungen aus, z. B.: „Anders als          öffentliche und kulturelle Institutionen
produzierende Unternehmen betreibt die            und natürlich Wohnen mischen. Die Qua-
METRO GROUP als Handelskonzern keine              lifizierung der suburban codierten Moder-
Forschung und Entwicklung im engeren              ne ist in vollem Gang. Sie reicht von rein
Sinn. Deshalb sind hierzu keine nennens-          privat­wirtschaftlich orientierten Projekt-
werten Aufwendungen zu berichten.“ (ME-           entwicklungen wie z. B. in der Stadt Ran-
TRO AG 2012:  119) Dabei wächst die Know-         cho Cucamonga, 60 Meilen östlich von Los
how-Lücke rapide mit der Akademisierung           Angeles, die das Unternehmen Forest City
des Einzelhandels durch das Auftreten             Inc. beauftragt hatte‚ ihre „Victoria Gardens“
der Online-Firmen. Auf Industrialisierung         genannte Downtown als offenes Center in
folgt Verwissenschaftlichung. Amazon und          privater Hand zu bauen, bis zum aktuellen
eBay sind für die Wissensgesellschaft ge-         Projekt einer Downtown für die Stadt West-
rüstet. Allein diese beiden Unternehmen           minster in Colorado, die die Konversion
investierten 2012 zusammen 4,7  Mrd.  $           einer ca. 50 ha großen Fläche der stillgeleg-
und damit 7,5 % bzw. 11,3 % ihres Umsatzes        ten „Westminster Mall“ selbst in die Hand
in Forschung und Entwicklung (Microsoft           nimmt, welche dabei im öffentlichen Besitz
25.11.2013). Zum Vergleich: Der „Stifter-         bleibt (Westminster 15.11.2013).
verband für die deutsche Wissenschaft“            Kennzeichen des Paradigmenwechsels
weist für alle Einzelhandelsunternehmen           sind die Wanderungsbewegungen in die
im Jahr 2011 einen FuE-Etat in Höhe von           Städte und Stadtzentren der Metropolre­
14,1  Mio.  € aus, eine Summe, die statistisch    gio­nen. Erstmals seit dem Ersten Weltkrieg
mit 0,0034 % kaum noch nachweisbar ist            wachsen die Städte dort stärker als in den
(Wissenschaftsstatistik 2013).
                                                  umgebenen Suburbs (Frey 15.11.2013). In
Die zukünftigen Konturen und Merkmale             34 der 51 größten amerikanischen Metro-
des Einzelhandels zeichnen sich in den USA        polregionen leben mehr Universitätsabsol-
immer klarer dort ab, wo Stadt radikal im         venten in den städtischen Zentren als im
Umbruch ist: in der Mitte und in der Peri-        suburbanen Gürtel. Mittlerweile lebt die
pherie, also an den Antipoden der Stadtkul-       Mehrheit der Universitätsabsolventen in
tur. Downtown erlebt eine eindrucksvolle          den Stadtzentren und zwei Drittel des High-
Renaissance und zugleich werden neue              Tech-Risikokapitals fließt an Unternehmen
Mitten am Rand aufgebaut. „Greyfields“            in Städten. Spektakulär ist der Umzug von
werden zu „Goldfields“, wenn ein brach            Twitter aus dem Silicon Valley nach Down-
gefallenes Centerareal mitten im „Sprawl“         town San Francisco (Florida 2013:  107 f.). Es
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Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
72   Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

     bilden sich „Creative-Class Cluster“ in der        Mississippi mit dem Namen „Villa Italia“
     urbanen Mitte, umgeben von den Wohn-               das Herz der Kommune. 2004 eröffnete
     quartieren der „Service-Class“ und einer an        die neue Downtown als “Mixed use Rede­
     den Rand der Stadt gedrängten „Working-            velopment”, aufgebaut aus 22 drei- bis
     Class“. Die unmittelbare Folge einer Re-           viergeschossigen Blöcken, 100  000  m² Ein­
     naissance der Mitte sind hohe Immobilien-          zel­handel, 85  000  m² Bürofläche, 1  300
     und Mietpreise. Im Durchschnitt liegen sie         Wohn­­einheiten und diversen Parkanlagen:
     beim Dreifachen dessen, was im autoab-            „The street levels on both main streets are
     hängigen Suburbia gezahlt wird (Anderson           lined with retail stores and restaurants, while
     2010:  69  ff.). Core-Immobilien werden auch       the upper floors of the buildings include re-
     von der sogenannten Subprime-Krise der             sidential units, office spaces, and parking in
     Jahre nach 2008 nicht betroffen.                   concealed structures.“ (Charles 2007:  6)
     Die neue Attraktivität der städtischen Zen-        Ein paradigmatisches innerstädtisches
     tren rückt das Quartier in den Mittelpunkt        „Re:Street-Projekt” existiert in Pasadena, Ka-
     der Stadtentwicklung: „[...] the focus is          lifornien: „Paseo Colorado, a three-square-
     more on location – a place, providing con-         block ‚urban village’, replaces an inward-
     venient access to the workplace, as well as        oriented enclosed mall with an open-air
     to a complete urban neighborhood with              mix of retail space, restaurants, entertain-
     places to eat, meet, and enjoy life.“ (Enlow       ment uses, and housing in an effort to re-
     2013:  89). Für die Teilhabe am urbanen Le-        turn Pasadena to its walkable roots.“ (ULI
     bensstil werden suburbane Komfortprin-             2008) 1980 eröffnete „Plaza Pasadena“ als
     zipien – großes Haus, großes Grundstück,          „monolitic, climate-controlled retail mall“
     große Autos und ein homogenes soziales             (Reynolds 2000), überbaute 7 ha öffentliche
     Umfeld – nicht nur von der jungen Gene-            Freifläche und kappte die Achse zwischen
     ration erstaunlich schnell gegen städtische        Rathaus und Stadthalle. Keine 20 Jahre
     Qualitäten getauscht: „Americans [...] are         später ist das Center gegenüber der histo-
     willing to settle for less square footage in       rischen Downtown nicht mehr konkurrenz-
     return for a carless commute, convenient           fähig. Es wird aufgegeben. „Developers of
     access to shopping and entertainment des­          Paseo turned the mall inside out to make
     tinations, and that hard-to-define quality         storefronts face the street [...]“(CNU 2005).
     called ‚place’“ (Enlow 2013:  88).                 Aus einem riesigen zweigeschossigen Flach-
      Die Stadtwende des 21. Jahrhunderts ver-          bau entsteht ein sechsgeschossiges Block-
      ändert zusehends die Strategien der Ex-           muster mit zweigeschossigen Läden, Büros,
      pansionsmanager großer nationaler und             etc. und 387 aufgesattelten Wohneinheiten.
      internationaler Handelskonzerne und Im-           Die ursprüngliche Integration in das Wege-
      mobilienentwickler. So ist es nicht verwun-       netz der Stadt ist wieder hergestellt. (Christ
      derlich, dass nach einer Untersuchung des         2003:  121)
      ICSC seit 2006 nur eine geschlossene Mall        Die Rückkehr der traditionellen Straße ist
      neu gebaut wurde. Existierende Malls gel-        sicher das auffälligste Phänomen in der
      ten als Sanierungsfall: „ It’s not that malls    wechselvollen Beziehung von Stadt und
      are overbuilt, [... ] The problem is that they   Han­   del. In der Metropolregion Los Ange-
      are under-demolished.“ (Myers 2013:        62)   les lässt sich die ganze Bandbreite des ak-
      Town Center, Urban Entertainment Center          tuellen „Re-Street-Prozesses“ beobachten
      oder Lifestyle Center haben mit revitalisier-    (BUW/CPP 20.09.2013). Und der Wandel ist
      ten Mainstreets und Downtowns sowie den
                                                       umso schärfer konturiert, je grundlegender
      in der Planung oder im Bau befindlichen
                                                       die Orte von den Wirkkräften der Moderne
     “Walkable Communities” eines gemeinsam:
                                                       geformt wurden. In Downtown LA ist das
     „[...] the street as a focus of new develop-
                                                       ganz sicher der Fall. Denn die „Stadt der En-
      ment.“ (Rusin/Slater/Call 2013:  67)
                                                       gel“ wird bereits in den 1920er-Jahren zur
     „Re: Street“ (MIG 2013) kennzeichnet ganz         weltweit anerkannten „Stadt der Zukunft“.
      unterschiedliche Projekte: Etwa den Bau          Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die
      von Belmar, der neuen Stadtmitte von             Regeln der Charta von Athen radikal an­
      Lakewood, einer suburbanen Stadt mit             ge­wandt. Los Angeles ist das Exerzier­  feld
      ca. 145  000 Einwohnern in der Nähe von          tech­no­kratischer „Top-down“-Planung. Bun­
      Denver, Colorado. Von 1966 bis 2001 ist          des­­­staat­liche Gesetze und Programme für
      die größte geschlossene Mall westlich des        den Bau der Freeways und die Durch­füh­
Konsumkultur und Raumstruktur - Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien - BBSR
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 1.2014                                                                                                                         73

rung der Flächensanierung, der u. a. ca. 125
Down­ towns zum Opfer fallen, sowie zur
massiven Förderung der Suburbanisierung‚
zerstören systematisch das gründerzeitliche
Gefüge der Innenstadt. Ein Autobahnring
löst die Mitte aus dem feinmaschigen, von
Straßenbahnen und Boulevards geprägten
Meilenraster und übrig bleibt ein isolierter,
autogerechter „Central Business District“
(CBD) ohne Wohnen, Handwerk, Gewerbe,
Handelsvielfalt, ohne Straßenleben und da-
mit ohne Urbanität. (Christ 2013:  170 ff.)
Ein typisches Produkt dieser Epoche ist
der Broadway zwischen der 2nd Street und
dem Olympic Boulevard. Heute eine sechs-
spurige Verkehrsader ohne Aufenthalts-
qualität, aber mit noch sichtbaren Spuren           Streetscape Masterplan: Bringing back Broadway, Los Angeles
einstiger Pracht und unübersehbaren Zei-                                                            Illustration: Westlake Reed Leskosky
chen des Desasters der Moderne. Doch
der Wiederaufbau ist besiegelt: „Bringing           Angebote für die Straße als öffentlicher
Back Broadway“ (BBB), unter diesen un-              Raum geht (DLANC 8.11.2013).
missverständlichen Motto verabschiedet              Projektentwicklungen sind ohne Gruppen
die Stadt im Februar 2013 einen detailliert         wie „Streets for People”, „Project for Pub-
ausgearbeiteten, fachlich fundierten und            lic Places”, „Los Angeles Neighbourhood
grafisch anschaulich illustrierten Master-          Council” oder „LA Walks” kaum vorstell-
plan. Ziel ist die Straße als „[...] multi-modal,   bar. Die Beteiligung von Bürgerinnen und
pedestrian-focused street that will support         Bürgern geschieht im Rahmen von „Open
a thriving, revitalized historic theatre dis-       House“, „Let’s Talk“ und „Charrette“-Ver-
trict.“ (LA DCP 2013a:  1–1). Es gilt, mehr         anstaltungen, zu denen in der Regel die
als 100  000  m² Büroleerstand zu aktivieren,       Stadt einlädt (NCI 14.07.2013). So hat die
den hochwertigen Einzelhandel für den               auf zahlreichen Schultern ruhende „Brin-
Standort zurückzugewinnen, Lager- und               ging Back Broadway“-Initiative Ende 2012
Büroflächen in Lofts und Stadtwohnungen             erreicht, dass die Einwohner der Down-
umzuwandeln und Baulücken wieder mit                town sich in einer Online-Abstimmung mit
urbanen Nutzungen, vor allem Wohnen, zu             überwältigender Mehrheit für den Neubau
füllen.                                             einer ca. 6 km langen Straßenbahnstrecke
Los Angeles steuert die Stadtentwicklung            auf den Broadway entschieden haben, ob-
mit dem „Central City Community Plan“.              wohl sie dafür eine Sondersteuer in Höhe
                                                    von 125  Mio.  $ übernehmen müssen. Eine
Aufbauend auf diesem Generalplan wächst
                                                    Machbarkeitsstudie prognostiziert für BBB
seit 2009 ein Set an Planungs- und Gestal-
                                                    einen Effekt von 1  Mrd.  $ privater Investi-
tungsrichtlinien, die sich stets um eine
                                                    tionen, 50  Mio.  $ jährlicher Steuereinnah-
holistische Perspektive bemühen und pri-
                                                    men und 9  000 neuen Jobs (Huizar 2013:  1).
vate Investoren auf die historische Identi-
tät verpflichten. Nachhaltigkeit, Urbanität         Los Angeles zieht die Lehren aus dem Schei-
und ästhetische Qualität sind durchgängige          tern der separierenden und homogenisie-
Motive. Die Integration wissenschaftlicher          renden Stadtplanung. Die Stadt bündelt
Beratung und zivilgesellschaftlicher Akteu-         eine ganze Palette von Maßnahmen, die da-
re mit dem Fokus auf Praxis ist bemerkens-          rauf hinauslaufen, „complete streets“ zum
wert. Beispiele sind der „Downtown Design           Rückgrat der Innenentwicklung zu machen.
Guide”, die „Downtown Street Standards”,            Die „Streetcar“ gehört wieder dazu. Das im
der „Broadway Community Design Overlay”             Entstehen begriffene Straßenbahnnetz wird
und der „Broadway Design District” (LA              500 km und 128 neue Bahnhofsstationen
DCP 8.11.2013) oder für die benachbarte             umfassen. Dafür stehen 30  Mrd.  $ zur Ver-
Spring Street der „2012–2013 Spring Street          fügung. Parkanlagen sind ein weiterer Kon-
Public Life Survey“ und die „Spring Street          zeptbaustein: Mit der „50 Parks-Initiative“
Parklet Evaluation“, bei denen es um neue           werden überall in der Stadt, die zwar grün
Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
74                             Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

                               ist, aber kaum über öffentliche Parks ver-           qualität anhand dreidimensional darge-
                               fügt, neue öffentliche Grünflächen gestal-           stellter Formkörper und Formprinzipien
                               tet. Seit 2006 sind mehr als 300  ha davon           fest. Sie entwickeln ein Hierarchiesystem
                               entstanden. Das spezielle „Downtown-gets-            von „urban“ bis „rural“. Das „Transect“ ge-
                               another-Park-Program“ konnte 2013 die                nannte Instrument codiert den gebauten
                               16.  Anlage realisieren (DLANC 12.11.2013).          Raum in einem Regelwerk als Abfolge von
                                                                                    sechs Schritten baulich-räumlicher Ver-
                               Die Renaissance des Städtebaus wird von
                                                                                    dichtung. FBC gliedern ein Raumgefüge,
                               einer grundlegenden Revision des Pla-
                                                                                    ohne von vornherein eine bestimmte Nut-
                               nungsrechts begleitet. Die Stadt hat das
                                                                                    zung vorzuschreiben oder auszuschließen.
                               Recht auf ein eigenes „Baugesetzbuch”: „We
                                                                                    Sie verknüpfen Gebäudetypologien mit der
                               need to update the zoning code to reflect
                                                                                    für einen Standort festgesetzten städtebau-
                               the changes in the city, the diversity and to        lichen Typologie und entwickeln ein detail-
                               reorganize the need to have development              liertes Anforderungsprofil für explizit urba-
                               along transit corridors.” (Orlov 11.08.2013)         ne Strukturen. So wird z. B. vermieden, dass
                               Mit diesen Worten eröffnet Mayor Anto-               – wie in Deutschland landauf landab üblich
                               nio Villaraigosa am 5. Juni 2013, auf den            – Discounter oder Fachmärkte im kompakt
                               Tag genau 60 Jahre nach Inkraftsetzen des            bebauten Stadtbereich ihre Gebäude als
                              „Zoning-Codes“, einen auf fünf Jahre anbe-            Solitäre in rückwärtiger Lage errichten und
                               raumten Diskussions-, Planungs- und Ent-             den dazugehörigen Großparkplatz an der
                               scheidungsprozess, der im Internet unter             Straßenfront platzieren. Denn „[...] the code
                               www.recode.la geführt wird. Mehr als 100             (does) require private buildings to shape
                               öffentliche Workshops und eine Reihe re-             public space through the use of building
                               nommierter Architekten, Stadtplaner und              form standards with specific requirements
                               Urbanisten begleiten das Verfahren. Die Fi-          for building placement.“ (PlaceMakers
                               xierung des Codes auf radikale Funktions-            11.08.2013) Im Mai 2013 hatten 279 ame-
                               streuung, monofunktionale Optimierung                rikanische Städte ihren „Zoning-Code“ er-
                               und die Festschreibung von Nutzungen an-             setzt. Weitere 200 Städte arbeiten daran. Zu
                               hand numerischer Daten, wird als Teil des            den Städten, die „form-based codes“ an-
                               Problems aktueller Stadtentwicklung diag-            wenden, zählen Miami, Denver, Baltimore,
                               nostiziert.                                          Portland und Cincinnati.
                              „Zoning-Codes“ werden in den USA mehr                 Ein zweites Zwischenfazit: Formbasierte
                               und mehr von „form-based codes“ (FBC)                Stadtentwicklungs- und Bebauungspläne
                               abgelöst: „Why form-based codes? Because             sind die Antwort auf die zunehmende Aus-
                               our current laws tend to separate whe-               tauschbarkeit der Funktionen Wohnen, Ar-
                               re we live from where we work, learn, and            beiten, Freizeit, Bildung und Versorgung.
                               shop, and insist on big, fast roads to con-          Eine verträgliche Mischung ist wieder mög-
                               nect them all. Roads that are unfriendly to          lich. Die Kompatibilität mit urbanen Stand-
                               pedestrians, cyclists, and transit.” (Duany/         orten ist in der Regel heute ge­geben. Die
                               Sorlien/Wright 2012) FBC schreiben Raum-             Straße ist dann das vermittelnde analoge

Smart Code: Ein typischer Schnitt von der offenen Landschaft zur Stadtmitte (Transect)
                                                                                               Illustration: Duany Plater-Zyberk & Company
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 1.2014                                                                                          75

 Medium. Als „Shared Space“ ist sie zudem      sehbar merkantile Mitte Anlass für mehr als
 für alle Mobilitätsarten zugänglich. Der      500 Menschen, gerade dort zu leben.
 Markt verlangt in neuer Eintracht mit den
                                                Prototypisch ist auch der Entwicklungspro­
 Zielen des „Sustainable Development“ nach
                                                zess, denn „Americana at Brand“ ist das
„Mixed use Development“, „Transit oriented
                                                Ergebnis eines „Community based strate-
 Development“ und „Street oriented Retail“.     gic planning process“, der 1992 einsetzt
„Form-based codes“ sind in der Lage, die        und “[a]fter years of community discussion
 Potenziale von Ökonomie und Technologie        about the best use for the 15-acre site [...]“
 in der Wissensgesellschaft in die dafür ad-    in den “Town Center Specific Plan” mün-
 äquaten planungsrechtlichen Formen zu          det. Die Stadt sucht sich einen Investor, der
 übersetzen: Komplexität kann wieder ge-        ihre Ziele und Werte teilt und Erfahrung mit
 staltet werden und Planungsgrundlage ist      „Mixed-Use-Projekten“ hat. „As the Califor-
 das Bild der Stadt. Los Angeles und andere     nia Redevelopment Agency Award of Exzel-
 Städte in den USA sind dabei, die Grund-       lence winner in the Mixed Use category, the
 regel moderner Architektur und Stadtpla-      ,Americana at Brand’ has come to serve as
 nung, die dem Architekten Louis Sullivan       a gathering place for residents and visitors
 zugeschrieben wird – Form follows Func-        alike by integrating retail, restaurants, cine-
 tion – umzukehren in „Function follows         ma, and high-end residential uses in a se-
                                                ries of mid-rise buildings.“ (SCSS 2013)
 Form“.
„Americana at Brand“ ist ein Shoppingcen-
 ter, das als solches aber nicht zu erkennen   3 Stadt und Handel Großbritannien:
 ist. Es folgt der „Function-follows-Form-       High Tech versus High Street
 Regel“ und ist der Prototyp einer neuen To-
 pologie von Stadt und Handel. „Americana“     In Großbritannien ist die Stadtwende des
 befindet sich auf einem etwa 7 ha großen      Handels eine Erfolgsgeschichte. Ausge-
 Areal am Rand der Downtown von Glendale,      löst wird sie 1999 vom „Final Report of
 einer mit Los Angeles zusammengewach-         the Urban Task Force”. Unter Leitung des
 senen Großstadt. Der Anker ist eine 1  ha     Architekten Richard Rogers – von Queen
 umfassende offene Mitte mit Grünfläche,       Elizabeth zum Lord Rogers of Riverside
 Wasserspielen, Plätzen und Fußgängerzo-       geadelt – entwickelt ein Expertenteam im
 nen. Eine Straßenbahn fährt auf und ab        Auftrag der Regierung Blair ein komplettes
 und wird demnächst auf Kosten des Eigen-      Programm „Towards an Urban Renaissance“
 tümers in das Stadtzentrum von Glendale       zur Rettung der britischen Innenstädte vor
 verlängert. 50 Läden auf 56  000 m² Fläche    der Verslumung und dem drohenden Ver-
 gruppieren sich um „The Green“ und ent-       fall. Vorbilder sind die „behutsame Stadter-
 lang der EG-Zonen von vier Stadtblöcken
 mit 342 Wohnungen. Das Ensemble aus
 Shops, Pavillons, Restaurants, Cafés, einem
 Kinopalast, Wohnungen und städtischen
 Büros fügt sich in eine gründerzeitlich an-
 mutende städtebauliche Großform ein:
„New and existing public streets have been
 brought through the site to provide connec-
 tivity and seamless continuity of the urban
 fabric.“ (EMA 2013:  1 f.)
Die schamlose Reproduktion historischer
Architekturstile darf nicht darüber hinweg-
täuschen, dass hinter dem Fassadenzauber
ein Paradigmenwechsel steckt: Handels-
architektur und Stadtarchitektur können
prinzipiell gleich codiert werden! Die städ-
tebauliche Komposition entspricht einem
konsum-strategischen Kalkül: Handel dockt
                                               Retail-led Regeneration: Straßendurchbruch an-
wieder an die (Kauf-)Kraft der reurbanisier-   stelle des Arndale Centers, Manchester (UK)
ten Stadt an und zugleich ist diese unüber-                                  Foto: Wolfgang Christ
Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
76                           Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

                             neuerung“ der IBA Berlin, die Stadtgestal-         lich sowie immobilien- und handelsöko-
                             tung Barcelonas und der „New Urbanism“             nomisch erfolgreich Stadt gebaut. Alle drei
                             in den USA. (DETR 1999)                            Standorte sind vorbildlich für die von den
                                                                                Autoren des Buches vorgeschlagene Typolo-
                              Als Symbol von Niedergang und „Re­birth“
                                                                                gie des Stadt-Centers.
                              gilt Manchester. Dort hat die IRA 1996
                              während der Fußballeuropameisterschaft,           „SouthGate“, „Cabot Circus“ und „Liver-
                              ohne Menschen ernsthaft zu verletzen, das          pool One“ würden gleichwohl heute nicht
                              größte und wahrscheinlich hässlichste in-          mehr gebaut werden können. Der Grund
                              nerstädtische Shoppingcenter Europas, das          dafür bewegt eine ganze Nation, inspiriert
                             „Arndale Center“, in die Luft gejagt und mit        eine TV-Serie der BBC zur besten abend-
                              diesem Gewaltakt den Schlusspunkt des              lichen Sendezeit, bringt Banken, Immo-
                             „Urban-decline-Prozesses“ markiert. 20              bilienverbände, Stadtverwaltungen und
                              Jahre später ist die City of Manchester die        Einzelhändler in einer Notgemeinschaft zu-
                              lebendige Mitte der Metropolregion. Mehr           sammen und lässt die politischen Parteien
                              als 20  000 Menschen leben dort, wo noch in        nach radikalen Lösungen suchen. (Harrison
                              den 1990er-Jahren nur wenige Hundert Ein-         15.11.2012) Zwei aktuelle Publikationen, die
                              wohner gezählt wurden. (Christ 2005:  128)         sich bewusst an eine breite Öffentlichkeit
                                                                                 wenden, bringen die neue Herausforde-
                             In dem Ende 2013 erschienen Buch „Stadt-
                                                                                 rung, denen sich Stadt und Handel nicht
                             Center: Ein neues Handelsformat für die
                                                                                 nur in Großbritannien, sondern in ganz
                             urbane Mitte“ (Christ/Pesch 2013), wird
                                                                                 Europa und den USA gegenüber sehen, auf
                             anhand der drei Städte Liverpool, Bristol
                                                                                 den Punkt. Michael De Kare-Silver veröf-
                             und Bath die Erfolgsgeschichte einer „[...]
                                                                                 fentlichte 2011:   „e-shock 2020. How the
                             new vision for urban regeneration foun­
                                                                                 Digital Technology Revolution Is Changing
                             ded on the principles of design excellence,
                                                                                 Business and All Our Lives“. Ein Jahr spä-
                             social well-beeing and environmental re-
                                                                                 ter legt Bill Grimsey seine Analyse der Lage
                             sponsibility within a viable economic and
                                                                                 unter dem reißerischen Titel: „Sold Out. Re-
                             legislative framework“ (DETR 1999:  1) unter
                                                                                 tail veteran lifts the lid on who killed the
                             dem Blickwinkel der damit einhergehen-
                                                                                 High Street. And it’s not who you think“ vor.
                             den integralen Entwicklung von Stadtmitte
                                                                                 (Grimsey 2012)
                             und Handelsmitte, untersucht. Insbeson-
                             dere Bath mit dem Projekt „SouthGate“ und          In Großbritannien ist das verfügbare Ein-
                             Liverpool mit „Liverpool ONE“ können               kommen der Bevölkerung seit 2008 um 6 %
                             als Repräsentanten der „Function follows           gesunken. 2012 schließen auch aus diesem
                             Form-Regel“ interpretiert werden. In bei-          Grund 1  800 Läden, zehnmal so viel, wie ein
                             den Fällen wird mit einer vergleichsweise          Jahr zuvor. Nationale Einzelhandelsketten
                             großen Masse an Verkaufsfläche städtebau-          verschwinden vom Markt. 15 % der Läden
                                                                                stehen in Großbritannien leer. Im Groß-
                                                                                raum London sind es weniger als 10 %, im
                                                                                Rest des Landes z. T. weit über 20 %. „There
                                                                                are now more than twice as many betting
                                                                                shops on British high streets as all the cine-
                                                                                mas, bingo halls, museums, bowling alleys,
                                                                                arcades, galleries and snooker halls com-
                                                                                bined.“ (Labour 2013:  3) Sogenannte „pay-
                                                                                day loan companies“ sprießen wie Pilze aus
                                                                                dem Boden. Sie verleihen für einen Zinssatz
                                                                                von mehreren 100 % kleinere Geldsummen
                                                                                für wenige Tage. In der Stadt Chatham sind
                                                                                mittlerweile 23 solcher Loan Shops in der
                                                                                High Street vertreten.
                                                                                Während die High Street ums Überleben
                                                                                kämpft, prosperiert der Internet-Handel.
                                                                                2012 wurden 17 % des Einzelhandelsumsat-
                                                                                zes online erwirtschaftet. Selbst die Rettung
SouthGate Place, Bath (UK)                                                      eines Warenhauskonzerns ist dem Internet
                                                        Foto: Wolfgang Christ   zu verdanken: Bei „John Lewis“ beträgt der
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 1.2014                                                                                                        77

Anteil mittlerweile 25 %, mit einer Wachs-
tumsrate von 40 %. Britische Einzelhandels-
unternehmen haben ihre Flächenexpan-
sion eingestellt, denn kein Land der Welt
vereint mehr Handel im Netz als Großbri-
tannien. In Deutschland waren es 2013 ca.
9 %. Für 2020 werden für Großbritannien
20 bis 25 % prognostiziert. Bill Grimsey geht
davon aus, dass allein der technologische
Fortschritt letztendlich dazu führen wird,
dass der Online-Handel bei 50 % landen
wird (Grimsey 2012:  213). Dessen Verdrän-
gungsmacht wird auch Fachmarktzentren
sowie kleinere und mittlere Shoppingcen-
ter (secondary shopping malls) erreichen
und das heißt auch: „No one gives a second
thought to the fact that many of these sites
are owned by pension giants such as AVIVA,      Manchester Cityrand: Leerstand und Verfall 2011
                                                                                                  Foto: Wolfgang Christ
Hendersons and Standard Life, and if they
keep closing at such a rate, it could have
                                                wicklung des Einzelhandels weg vom alltäg-
a catastrophic affect on all our futures.“
                                                lichen Standort Stadt. Die Zukunft gehört
(Grimsey 2012:  212)
                                                den großen Lifestyle-Centern und wenigen
2011 beauftragt der Premierminister die         großstädtischen Zentren mit einem kon-
Einzelhandelsexpertin Mary Portas mit ei-       kurrenzlosen Mehrwert an Erlebnis und
nem Gutachten zur Lage der High Street.         Authentizität. Nach dem Auszug des Einzel-
Ende des Jahres liegt „The Portas Review“       handels sollen die Stadt- und Ortszentren
vor. Es ist ihr persönliches Statement und      der Zukunft die Mittelpunkte des gesell-
basiert auf ihren Erfahrungen als TV-Ret-       schaftlichen und sozialen Lebens sein und
terin kleiner Einzelhandelsgeschäfte. Zur       dies komplementär zu den sozialen Netz-
besten Sendezeit in BBC 2 hilft sie in Not      werken des digitalen Zeitalters: „The UK’s
geratenen Händlerinnen und Händlern,            High Streets have a real opportunity here
ihre Situation zu analysieren, ein Business-    to become the focal point for communities
konzept zu entwickeln und vor laufender         once again, but just in a different way. Com-
Kamera den „Turn-around“ zu schaffen.           munity is important and the need for it will
(Portas 2011) Insgesamt 28 Empfehlungen         be greater than ever in the years to come.“
sollen die High Street voranbringen. Vor-       (Grimsey 2012:   219) Leerstehende Immo-
geschlagen wird z. B. ein „National Market      bilen und Shops sollen in Schulen, Wei-
Day“, die Berufung von „Town Teams“ als         terbildungseinrichtungen, Kinderkrippen,
visionäres, strategisch denkendes Manage-       Kunst-, Kultur- und Medienzentren und
mentteam, Gesetzesänderungen zuguns-            Treffpunkte für alle umgewandelt werden.
ten kommunaler Entscheidungsbefugnis,           Der demografische Wandel bietet die Chan-
Banken sollen gezwungen werden, leer            ce, das Leben alter Menschen wieder mit
stehende Immobilien zu nutzen oder zu           dem Alltagsleben in der Mitte der Gesell-
verkaufen, Handelskonzerne sollen kleine        schaft zusammenzubringen. Läden werden
Läden unterstützen und „High Street Pilots“     dazugehören, aber sie werden nicht mehr
sollen Best-Practice-Erfahrungen weiter-        die Innenstadt prägen. Die Labour Party
geben. Diese Forderung wird unmittelbar         fordert: „Due to the rise of well managed
umgesetzt und an einem nationalen Aus-          shopping centers and the competition from
scheidungswettbewerb nehmen 371 Städte          the internet, high streets and town centers
teil, von denen erst zwölf und dann noch        must be places people want to spend time if
einmal 15, als „The Portas Pilots“ staatliche   they are to survive.“ (Labour 2013:  4)
Förderung für innovative Projekte erhalten.
                                                2012 wird das „Future High Streets Forum“
(Portas 10.08.2012)
                                                gegründet. Ihm gehören alle relevanten
Bill Grimseys Buch ist eine Antwort auf         staatlichen, kommunalen, zivilgesellschaft-
Mary Portas Rettungsversuche. Er diagnos­       lichen sowie handels- und immobilienöko-
ti­
  ziert eine nicht mehr umkehrbare Ent-         nomischen Akteure an (Crown 23.10.2013).
Wolfgang Christ: Konsumkultur und Raumstruktur
78   Aktuelle Entwicklungen in den USA und Großbritannien

     Das Forum soll die Regierung Großbritan-    Herzen der europäischen Stadt operiert.
     niens wie einst die „Urban Task Force“ in   Der Ausgang ist ungewiss. Fest steht allein,
     einer offensichtlich dramatisch empfun-     dass die Stadtzentren der Zukunft nicht
     denen Lage beraten und Lösungswege auf-     mehr viel gemein haben werden mit denen,
     zeigen. In Großbritannien wird am offenen   die wir noch besitzen.
Informationen zur Raumentwicklung
     Heft 1.2014                                                                                                              79

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         Detmold.
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