Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...

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Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
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Originalveröffentlichung in: Mina Zeni, Gianna A. (Hrsg.): Tra universo privato e spazio pubblico: case di artisti adibite
a museo / Zwischen privatem Kosmos und öffentlichem Raum: Künstlerhaus-Museen [Kongressband] (Casa d'artisti ; 5),
Bern 2011, S. 205-223

Matthias Noell   Strategien der Präsentation -
                         Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern
Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
Peter Eisenman
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Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
Matthias Noell

 Künstlerhaus, Künstlerwohnungen und Ateliers haben sich in den
vergangenen J a h r z e h n t e n als ein p r o d u k t i v e s T h e m a der Kunst­
geschichtsschreibung entwickelt. Im Z e n t r u m des Interesses standen
neben der Entstehungsgeschichte individueller Häuser und Räume und
ihrer jeweiligen Typologie und unterschiedlichen Nutzung vor allem die
künstlerische Inszenierung und museale Präsentation der Häuser. 1
Sowohl detaillierte als auch übergreifende Studien haben zudem das
Atelier in der Kunst, sei es nun in Form des Selbstporträts, Porträts oder
des Freundschaftsbilds im Atelier, aber eben auch als Interieur von der
Frühen Neuzeit bis zu aktuellen Beispielen in Malerei, Fotografie, Instal­
lation oder Video behandelt. 2 Der G r u n d für die anhaltende Beschäfti­
gung mit dem Schaffensort liegt vor allem in der Möglichkeit seiner
auratischen Aufladung, der Vermutung, dass im R a u m des Künstlers
«dessen Geist noch hier waltet» ­ wie man 1807 über Popes Villa in
Twickenham lesen konnte ­ , selbst wenn der ehemalige Bewohner be­
reits verstorben war.' Die eigenen Räume werden immer auch als eine
Selbstvergewisserung und damit eigene Positionierung des einzelnen
Künstlers in seinem künstlerischen und gesellschaftlichen Umfeld inter­
pretiert, sie sind O r t und Inhalt der Kunst gleichermaßen.
Selten hingegen wurde die Integrität von Atelier, das heißt des Innenraums,
mit dem Außenraum thematisiert, da der Mythos des weitgehend unab­
hängigen kreativen Genies scheinbar nur nach Innen gekehrte Räume
verträgt. 4 Wo das Atelier, der Raum der Konzeption und Genese des Kunst­
werks, also seinerseits Thema von Kunstwerken wird, im Extremfall sogar
selbst zu einer räumlichen künstlerischen Intervention im Kontext von
Museen und Sammlungen werden kann, eignet sich das Künstlerhaus und
seine unmittelbare Umgebung aus Gründen komplexerer räumlicher
Anordnung und multipler Funktionen für einen Transfer in eine andere
Werkform nicht und auch eine Translozierung an einen anderen O r t ist
kaum möglich. Das Künstlerhaus wird daher häufig in einer Z u s a m m e n ­
stellung aus Text und mehreren Bildern in einem Zeitschriftenartikel,
einem eigenen Buch oder, seltener, sogar in einem Film präsentiert. 5
Im Folgenden sollen jene Strategien der Veröffentlichung und medialen
Verbreitung von integralen Künstlerhäusern in Zeitschriften, Büchern und
Filmen untersucht werden, die von den Künstlern, Bauherren oder
Nutzern s e l b s t angeregt wurden ­ der Terminus «Künstler» wird in der
Folge absichtlich weit gefasst und auf bildende Künstler, Architekten,
Schriftsteller, Sammler und Verleger gleichermaßen ausgedehnt.
Bekannt s i n d solche Beschreibungen der eigenen Häuser in größerer
Anzahl erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, auch wenn seit der
Antike immer wieder ekphratische Beschreibungen von Wohnhäusern
verfassl oder sogar vereinzelte Hausbücher verlegt wurden wie beispiels­
weise von Joseph Furttenbach d. Ä. (Abb. 2)." Furttenbach beschrieb 1641
sein Ulmer Haus mit Grundstück, Garten, Grundrissen, Baukosten und
vor allem mit seinen Sammlungsräumen, die er dem Interessierten zum
"Spatziergang» anempfahl. Das Buch, so schrieben sein Kupferstecher
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                                 f^niiüeiun. fniUi* ^

Abb. 2
Joseph Furttenbach d. Ä.,                                                                        ii
Architectura Privata. [...),
Augsburg, 1641:
• Die 1.1/ .! lies I l.uisses                                                                    II          i

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                                Mattheus Remboldt und sein Drucker und Verleger Johann Schuttes |l"
                                Vorwort der Architectura Privata, sei eine Hilfestellung für «mirtelmessig e
                                Privat Personen», also bürgerliche Auftraggeber und Bauherren.
                                Die Publizisten der eigenen Privarsphäre - seien es nun Künstler, Schri rr
                                steller, Architekten oder auch Sammler - geben mit ihren Büchern ab''
                                meist ein Vorbild für die Allgemeinheit." Auf der anderen Seite w' r
                                jedoch immer eine individuelle Losung in ihrer Einmaligkeit vorgestellt
                                eine nur schwer aufzulösende Diskrepanz, die sich bereits in
                                                                                                            Furtte"'
                                bachs Buch zeigt.
                                Die untersuchten Bücher lassen vier immer wiederkehrende Thei"
                                erkennen, die in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung miteinafl^
                                kombiniert werden. Es sind dies das H a u s als eigens errichteter Ort de
                                Aufbewahrung einer Sammlung, die im H a u s gelebte und durcH ^
                                symbolisierte Einheit von Kunst und Leben - im Idealfall SOgßr
                                Einheit von Person und persönlicher Umgebung - , das H a u s als arch**"
                                tonisches Manifest und als Prototyp sowie das H a u s als k ü n s t l e r ' ^ f
                                Manifest, das entweder in Wechselwirkung mit dem Werk entsteht 0° ,
                                aber dieses «behausen» und ermöglichen soll. Das publizierte Haus NS j
                                so auch zu einem Vermächtnis, das den a n n ä h e r n d perfekten
                                dokumentiert
                                Drei englische und für die Z u kführten
                                               Publikationen     u n f t festschreibt.
                                                                           überaus singulare Lösung*0 j
                                architektonische Hüllen für die Privatsammlungen der Bewohner e& ^
                                markieren unterschiedliche Punkte auf einer konzeptionellen Linie / y K > ' ^
                                Kunstlerhaus, Gelehrten- und Sammlerhaus, Bildungsort und öffend* ^
                                Museum. Horace Walpoles A Description of tbe Villa of Mr. ti°
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Matthias Noell

Walpole (1784), Thomas Hopes Household Furniture and Interior Deco­
ration (1807) sowie John Soanes Description of tbe House and Museum
on tbe North Side of Lincolns Inn Fields (1830) reagieren sicherlich
aufeinander, unterscheiden sich aber in wesentlichen Nuancen voneinan­
der.1" Walpole versuchte mit seinem H a u s in Twickenham über den Rück­
griff auf den gotischen Stil eine bewusste ästhetische Regelwidrigkeit zu
verursachen und opponierte so gegen eine überzogene Repräsentation im
Privaten. D e m e n t s p r e c h e n d wird in seiner H a u s b e s c h r e i b u n g die
Bescheidenheit seines Landsitzes als eine idealtypische L ö s u n g
dargestellt. W ä h r e n d die erste Auflage von 1774 das in Teilen noch nicht
endgültig fertiggestellte Gebäude darstellte, zeigte die erweiterte zweite
Ausgabe von 1784 eine Reihe von Stichen des Interieurs und ein n u n
vollständiges Inventar seiner Sammlung zu diesem Zeitpunkt und ihre
Verteilung in den Räumen. Im Vorwort äußerte Walpole sich zu seinen
Beweggründen. Ihm sei es zunächst um einen begleitenden Führer für
einen eventuellen Besuch gegangen, es sollte aber zudem gezeigt werden,
wie gotische O r n a m e n t e und Details in einem modernen H a u s zur
A n w e n d u n g gelangen konnten. Walpole zielte mit der Möglichkeit der
Besichtigung seines Hauses und der Publikation in Buchform also
d u r c h au s auf die Beeinflussung des allgemeinen Geschmacks. Die
ü b e r d e u t l i c h v o r g e t r a g e n e Bescheidenheit und die B e t o n u n g der
Privatheit des Unternehmens scheinen jede übergeordnete Relevanz zu
relativieren und stehen mit der Publikationstätigkeit im scharfen
Kontrast: «But I do not mean to defend by argument a small capricious
house. It was built to please my o w n taste, and in some degree to realize
im own visions.»" Hatte Walpole in seinem Haus das Sammeln gotischer
Architekturdetails vom Stichwerk, wie sie beispielsweise von Batty und
T h o m a s Langley vorgelegt worden waren, auf das Original verlegt, ging
er nun den Weg mit der Publikation des gesamten Ensembles wieder
zurück. Die größere Dauerhaftigkeit des «paper Fabric» gegenüber der
nur temporären Privatsammlung war ihm dabei überaus bewusst, musste
er doch 1779 dem Verkauf der bedeutenden Sammlung seines Vaters
Robert Walpole nach St. Petersburg zusehen. In England war nur das
vorbildliche Inventar geblieben, das Horace Walpole 1747 selbst verfasst
und verlegt hatte." Daher richtete sich auch sein eigenes Buch an eine
Zeit nach dem zu erwartenden Verlust der Einheit von H a u s und Samm­
lung, «with a view to their future dispersion»."
Der englische Innenarchitekt und Gestalter T h o m a s H o p e wollte mit
seinem Buch und den in der Technik des Umrissstichs wiedergegebenen
antiken und aktuellen Gegenständen ebenfalls eine Geschmacksverän­
derung herbeiführen, zielte mit seinem Buch jedoch wesentlich konkreter
aui die Verbesserung des heimischen Kunsthandwerks und auf die
Vermarktung seiner eigenen Entwürfe und Modelle. H o p e kombinierte
«a small collection of antiquities, Grecian and others» mit seinen eige­
nen, aus diesen Stücken abgeleiteten Entwürfen und brachte beides in
seinem neu errichteten I laus in einen, wie er meinte, fruchtbaren Dialog,
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210   La casa d'artista senza artista: limitazione o o p p o r t u n i t ä ?

      «towards forming the entire assemblage of productions of ancient art
      and of modern handicraft, thus intermixed, collectively, into a more
      harmonious, more consistent, and more instructive whole.» H Er erhoffte
      sich, durch sein eigenes, individuelles Wohnhaus - «my own single habi-
      tation» - , mit Entwürfen, hergestellt für den eigenen Bedarf - «for my
      own exclusive use» - ein Beispiel für einen zu erhoffenden Wandel zu
      einem besseren Geschmack zu setzen, «from a tiresome and monotonous
      insignificance of form and ornament, to a delightful and varied signifi"
      cance of shape and embellishement, of which I could only set the exarn-
      ple in an humble and restricted way [...].»" John Brittons zwanzig Jahre
      später verfasste Lobeshymne lässt vermuten, dass Hopes Anregungen in
      England Fuss fassen konnten.'"
      Auch J o h n Soanes Buch ist der Idee verpflichtet, Architektur, H a u s lUW
      Sammlung als Einheit darzustellen und zu vermitteln, war aber vor allem
      als Führer d u r c h sein P r i v a t m u s e u m g e d a c h t , dessen i n t e g r a l
      Bewahrung durch den Soane M u s e u m Act 1833 festgeschrieben wurde^
      Daher wird das H a u s und sein Interieur nicht so sehr als ein nachzuah"
      mendes Modell präsentiert, sondern als ein einzigartiger Werkzusan'"
      menhang zum Zweck des Studiums der Architektur. r Erst nach dem i"
      zahlreichen Etappen realisierten Ausbau des Hauses, der mit der Au*
      Stockung im J a h r 1825 im Großen und Ganzen beendet war, und dessen
      überaus komplexes Innenleben auch nur unter diesem Gesichtspunkt de5
      progressiven Z u k a u f s , des Haustauschs und der Erweiterung nach faO^
      verständlich wird, wurde das H a u s Gegenstand einer Publikation. N ()L
      vor Soanes eigenem Buch publizierte der englische Antiquar, V e r l e g
      und Autor John Brirton 1827 mit seinem Buch The Union of arclnt^
      ture, sculpture and painting eine Beschreibung des Hauses und w a r " ^
      sich gegen die aktuellen p h y s i o g n o m i s c h e n Studien, indem
      behauptete, die W o h n f o r m sei aussagekräftiger für einen Charakter
      Menschen, als dessen Gesichts- oder Schädelformen. Architekt, ^ a
      und Autor werden von Britton in einen Z u s a m m e n h a n g gestellt: «[•••] ^
      does the house of the Architect, the gallery of the Paintcr, and the libf
      of the Author, exhibit some prominent characteristic trait of its respe*-
      owner. Instead ot vainly attempting to prognosticate the ruling P 3 ^ ) )
      and character In phrenological bumps, or craniological organs, we ^
      find a better and surer criterion of judging man, by referring to his do
      tic habits and associations.» 1 " Schon Britton betonte den einzig- ; i r t '^.
      ( harakter des Hauses, es sei -a Singular proof, ot whal architecn ^
      capable of producing In its own native resources», und p r ä s e n t i e r t ^
      besonders gelungenes Exempel zeitgenössischer «domestic archlt*
      and inferior decoration». 1 ''
      Auch in den verschiedensten anderen musealen Künstlerhäusern w l ' r ,J
      dem Besucher seit Beginn des 19. J a h r h u n d e r t s Führer an die
                                                                             sl
      gegeben. Die W o h n und Arbeitsstätten von fizian, ( anova oder, - ^
      erheblich später, Dürer, erhielten jeweils eigene, in Aufbau und W c f l . „,
      höchst unterschiedliche Publikationen, die jedoch alle zur Infor*8*
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Matthias Noell

 von etwaigen Besuchern und der publizistischen Verbreitung der
 Sehenswürdigkeit zielten. 2 "
 Horace Walpoles und T h o m a s Hopes Idee der allgemeinen Geschmacks­
 bildung verfolgten zunehmend die Architekten selbst, deren als Modell
und Visitenkarte errichtete Wohnhäuser immer wieder auch in den
Kontext von eigenen Publikationen gestellt wurden, nun meist ohne
Sammlungskontext. Der Gärtner und Gartentheoretiker J o h n Claudius
Loudon behandelte sein H a u s innerhalb des größeren Z u s a m m e n h a n g s
einer Abhandlung zur Anlage von Gärten und Wohnhäusern und ließ nur
an wenigen Stellen durchblicken, dass es sich bei dem am ausführlichsten
behandelten Gebäude um sein eigenes Wohnhaus handelte. 21 Nahezu zeit­
gleich errichtete sich auch der am preußischen Hof tätige Architekt
Ludwig Persius in Potsdam sein eigenes Wohnhaus. Prominent in Försters
Allgemeiner Bauzeitung mit zahlreichen Stichen publiziert und ebenfalls
nicht als sein eigenes H a u s benannt, übt er in seinem Text zunächst
grundlegende Kritik am mangelnden Geschmack seiner Zeit, «wo flache
Allgemeinheit und Verstandesbildung so gründlich jede Individualität
beseitigt haben», die insbesondere die Wohnarchitektur auf den reinen
Zweck der einfachsten Reinigung oder der Erzielung des größtmöglichen
finanziellen Ertrags reduziert habe." Sein Wohnhaus konnte er im
Anschluss als ein Musterbeispiel moderner Architektur präsentieren. Mit
deutlichem Understatement wird ein Gebäude vorgestellt, das nach den
neuesten technischen sowie ästhetischen Errungenschaften seiner Zeit,
und dennoch klassischer Anlage ausgeführt wurde. Technische Lösung
und Gestaltung bedingen sich, der «arthistische Teil der Aufgabe» und die
«architektonische Wirkung" werden geradezu zum Ausgangspunkt für
innovative Konzepte. 2 ' Die Durchgestaltung auch der Details bis hin zu
einer «selbstständigen architektonischen Form» mache, so Persius, «über­
ladene und abenteuerliche Verschlingungen» von Drappierungen im
Inneren unnötig, die ohnehin nur jene Stellen verstecken würden, «die der
Architekt vernachlässigt» habe.' 1 Lin Bericht zu den überdurchschnittlich
hohen Kosten des Hauses an Friedrich Wilhelm III. belegt, dass das H a u s
eines Architekten schon damals als eine besondere Bauaufgabe mit ihren
eigenen Funktionen der Repräsentation verstanden worden war. Es w u r d e
konstatiert, das H a u s sei bei geringer Größe teurer als üblich, «was wohl
hauptsächlich darin seinen Grund hat, d a ß das H a u s von den gewöhn­
lichen Constructions­ und Einrichtungs­Art abweicht, und ­ als Denkmal
der, einem Architecten zugestandenen Allerhöchsten Gnadenbewilligung
auch den äußeren Schmuck und die sorgfältigste Bauausführung, mehr,
wie sonst zu verwenden, nicht unangemessen und würdig erschien.» 2 '
Die Vermarktung des Architektenhauses als Prototyp wird jedoch erst
seit dem ausgehenden 19. J a h r h u n d e r t zu einer allgemeinen Strategie
entwickelt. 2 . Parallel hatten jedoch auch die Malerfürsten hierin eine
geeignete Methode entdeckt, an ihren Ateliers und Wohnhäusern und
damit ihrem Werk Interesse zu wecken. Über die Räume von Wilhelm von
Kaulbach. Hans Makart oder Franz von Lennach wurde teilweise
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212                                    La casa d'artista senza artista: limitazionc o o p p o r t u n i t ä ?

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                                                                                                                  'Ja

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Abb. 3                                                             ES '- :    M:
Carl I.arsson, Ett Hern.
2 5 Maimngtr med Text
af Carl Larssun, S t o c k h o l m ,
1899: «Stugan» («Hütte»)

                                       a u s g i e b i g in T e x t u n d Bild b e r i c h t e t , d e n n d i e « W o h n s t ä t t e e i n e s M a l e r ­
                                        f ü r s t e n » k o n n t e u n d s o l l t e n u n e b e n f a l l s «als V o r b i l d f ü r J e d e r m a n n ' *
                                       H e i m » dienen.27 D a s g r o ß e Interesse an Ateliers und Künstlerheimen
                                       f ü h r t e s c h l i e ß l i c h d e n M ü n c h n e r F o t o g r a f e n C a r l T e u f e l zu e i n e r einzigar­
                                       tigen D o k u m e n t a t i o n v o n 3 7 5 A t e l i e r f o t o s a u s 2 3 7 A t e l i e r s ­ über­
                                       w i e g e n d v o n M a l e r n ­ , v o n d e n e n er 1 0 0 in e i n e m d r e i b ä n d i g e n M a p p e n ­
                                       w e r k z u s a m m e n f ü h r t e u n d vertrieb. 2 *
                                       A u s all d i e s e n P u b l i k a t i o n e n e n t w i c k e l t e sich s c h l i e ß l i c h ein n e u e r Z w e i g
                                       d e r A r c h i t e k t u r p u b l i z i s t i k m i t e i n e r v e r s t ä r k t m a n i f e s t a r t i g e n N o t e , dtf
                                       sich bei W a l p o l e u n d H o p e b e r e i t s a n g e k ü n d i g t h a t t e , u n d d i e n u n ai^
                                       ein b r e i t e s I n t e r e s s e b a u e n k o n n t e . Z u n ä c h s t e h e r v o n M a l e r n u n d ihre"
                                       V e r l e g e r n g e n u t z t , w a r e n d i e s e B ü c h e r A n w e i s u n g e n zu e i n e " 1
                                       r e f o r m i e r t e n L e b e n , in E i n h e i t m i t N a t u r u n d K u n s t . D e r s c h w e d i s c h *
                                       M a l e r C a r l I . a r s s o n e r h o b in Ett Hc»i (Hin H e i m ) , e i n e m s e h r eige' 1 '
                                       s t ä n d i g e n Beispiel d i e s e r p u b l i z i s t i s c h e n B e s t r e b u n g e n , d e n unsclu"" 1 '
                                       b a r e n U m b a u e i n e s k l e i n e n H o l z h a u s e s in d e r P r o v i n z D a l a r n a
                                       M i t t e l p u n k t e i n e s g a n z e n B u c h s ( A b b . 3). J " D a s E h e p a a r I . a r s s o n a r b ö
                                       t e t e seit 1 S 8 9 a m E r s c h e i n u n g s b i l d d e r g e e r b t e n « H ü t t e , i m m e r
                                       d i r e k t e r W e c h s e l w i r k u n g m i t d e m m a l e r i s c h e n , g r a f i s c h e n u n d kufl^
                                       g e w e r b l i c h e n W e r k . Die scheinbare Naivirät und w e l t a b g e w a n d t h e '
                                       t ä u s c h t d a r ü b e r h i n w e g , dass beide l.arssons bestens über die modC11
                                       Steil e n g l i s c h e n H a u s e n t w ü r f e u n d d e r e n R e f o r m k o n t e x t i n f o r m ' ^
                                       w a r e n u n d L a r s s o n a u c h die t y p o l o g i s c h e n , f u n k t i o n a l e n und s > n , r l '
                                       tischen K o n n o t a t i o n e n v o n A r c h i t e k t u r s e h r w o h l b e w u s s t w a r e n ­ •
                                       r ä s o n n i e r t e e r in e i n e m w e i t e r e n I l a u s b u c h v o l l e r I r o n i e ü b e r die
                                       b l i c h e N o t w e n d i g k e i t d e s N o r d l i c h t s in e i n e m M a l e r a t e l i e r : «Es g i ' r 'V
                                       ein A x i o m , d a ß e i n M a l e r a t e l i e r d i r e k t n a c h N o r d e n liegen s o l l , so &
                                       d i e S o n n e n i c h t h i n e i n k o m m e n k a n n ­ u n d g e n i e r e n . Als ich m i r f " 1
                                       T a g e s e i n e n s o l c h e n K a s t e n b a u t e , e i n e n u n f ö r m i g e n , d a t a t ich dum 1 1 1
                                       H e r d a s s e l b e . D o c h es d a u e r t e n i c h t l a n g e , bis ich e i n g r o s s e s , b r t ' | f t
                                       Fenster an der Sonnenseite h e r a u s h a u t e , u n d Feuchtigkeit und Sch**r
                                       m u t w i c h , u n d m e i n e Bilder w u r d e n g l e i c h heiterer.» 1 "
Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
213                                 Matthias Noell

                              3

                                                                                           VILLA
                                                                                       FRANZ VON SJVCK

Abb. 4
                                     Larssons Beschreibungen des eigenen Künstlerheims waren gleichzeitig
£ a r l Schefflei; Das Haus
Beh
    rens, M ü n c h e n , 1901:      auch Manifeste des modernen, reformierten Wohnens auf dem Land, sie
DoPPclseite 2­3
                                     waren in all ihrer realen wie vorgetragenen Bescheidenheit Vorbild für
AMX S                                ein bürgerlich­harmonisches Familienleben. Nicht so sehr die Architek­
Fir i t
        * von Ostini, Villa hran;    tur stand hier im Z e n t r u m , sondern die familiäre Welt im gestalteten
   "' W - , l l a n m u J t .
     J­ I1909|: Einband              Interieur und in der umgebenden Natur: «Das Ergebnis dieser Umgestal­
                                     tung meiner Hütte ist es, welches ich Euch zeigen will. Euch, die Ihr zum
                                     Teil größere Landhäuser besitzen möget als ich. Z u m Teil vielleicht auch
                                     nur Luftschlösser. Es geschieht nicht in eitler Absicht, zu zeigen, wie ich
                                    es habe, sondern weil ich meine, hierbei so verständig zuwege gegangen
                                    zu sein, d a ß es, wie ich glaube, als ­ uff! darf ich es wagen, es zu sagen?
                                    ­ als Vorbild dienen könnte ­ jetzt ist es gesagt! ­ für Viele, welche das
                                     Bedürfnis haben, ihr Heim in netter Weise einzurichten.»"
                                    Weniger selbstironisch und leichtfüßig verfolgten 1901 auch die
                                    Künstlerhäuser auf der Darmstädter Mathildenhöhe den Anspruch einer
                                    Welt im Einklang von Kunst und Leben. Ausführlich w ü r d e vor allem
                                    über das H a u s Behrens in den Zeitschriften Deutsche Kunst und Deko­
                                    ration und Dekorative Kunst berichtet (Abb. 4). , : Als Separatdrucke
                                    vertrieben, bildete sich hier und in den folgenden Jahren vor allem im
                                    Daxmstädter Verlag von Alexander Koch die Präsentation als virtueller
                                    Rundgang durch das Haus, als «tour du proprietaire» heraus. Mit seinen
                                    Heften und schließlich Büchern zu den Wohnhäusern von Peter Behrens,
                                    1 T . U I / von Stuck, Emanuel von Seidl und zu seinem eigenen W o h n h a u s
                                    in Darmstadt trug Koch maßgeblich zu der Herausbildung dieser Buch­
                                    gattung bei." Der 1909 erschienene Band zur Villa Franz von Stucks
                                    perfektionierte die direkt auf das Konzept des Hausbesuchs abge­
                                    stimmte, mit dem Text parallel laufende Fotofolge (Abb. 5 ) . u Die
                                    vermutlich exklusiv tür dieses Buch von Frank Fug. Smith angefertigte
                                    Bildsequenz machte den beschreibenden Besuch erst vollständig. N o c h
                                    Erich Mendelsohns Neues Haus. Neue Welt (1931) hielt sich an diesen
                                    Besuch in Bildern und kam a u f g r u n d seiner brillanten kinematografis­
                                    chen Fotoregie nun sogar o h n e einen beschreibenden H a u p t t e x t aus.
Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
214   La casa d'artista senza artista: limitazionc o o p p o r t u n i t ä ?

      Filmische Fotofolgen und Buchgestaltung gingen in den besten Publika­
      tionen der Weimarer Republik, zu denen vor allem die Bücher von Bruno
      Taut mit seinem Buchgestalter Johannes Molzahn zählen, eine enge
      Verbindung ein." Dabei wurden vor allem auch diejenigen Mittel
      verfeinert, die den Betrachter zu einem persönlichen Bezug zum Gegen­
      stand des Hauses verhelfen konnten. Neben der erzählten Bewegung
      durch das H a u s sind hier diejenigen Blicke in die privatesten R ä u m e zu
      zählen, die die Bücher des 18. und 19. J a h r h u n d e r t s noch vornehm
      ausgespart hatten. Vor allem die Badezimmer, technisch­hygienische und
      gleichzeitig luxuriös­ästhetische Beispiele moderner Architektur, spielen
      in den bildlichen Inszenierungen eine große Rolle. Neben Wagners
      nahezu immaterieller Badewanne, Erich Mendelsohns «schneeweisser»
      O p a k g l a s v e r k l e i d u n g oder Alexander Kochs und Fritz Breuhaus'
      weißem Frotte­Überzug des Badezimmersesscls sind die jeweiligen
      Bauherren und Bewohner in ihren meist absichtsvoll ins Bild drapierten
      Bademänteln präsent, Carl Larsson hingegen räsonnierte über dw
      blütenreine Einheit von Tochter, Badewanne und Lilie.
      Als einer der eigenwilligen Höhepunkte des Interesses an Künstlerhäusen 1
      kann das auf der Brüsseler Weltausstellung rekonstruierte Atelierwohfl"
      haus von Peter Paul Rubens gelten. Der in Antwerpen nur in Resten erhar
      tene Gebäudekomplex wurde von Henri Blomme als Ausstcllungspavilloi 1 '
      also ephemeres Gebäude aus Holz und Stuck, neu errichtet, und löst*
      große Begeisterung aus. Seine Bedeutung erhalte das Haus, so hieß1 es ' n
      einem zeitgenössischen Bericht, «vor allem infolge der baukünstlerisch
      wissenschaftlichen Tal der Wiedergeburl eines vom F.rdbodcn vcrschwi" 1
      denen Tuskulums, in einer so gewissenhaften und zugleich voll befriedig^ 1 '
      den Art, daß sein Anblick die tatsächlich Empfindung auszulösen schiL'"'
      als ob alle Winkel der neuen alten Schöpfung von dem Geist des g r o ß ^
      Mannes durchdrungen wären, der am 30. Mai 1640 in dem H a i ^
      Antwerpen sein vielbewegtes Leben aushauchte.» ' Z u r Ausstelle**
      erschien selbstverständlich auch eine ausführlich bebilderte 1 lausmonofIr'1
      fie, die, zusammen mit dem neu geschaffenen Mobiliar, nach 1937 ZL,f
      Grundlage der Rekonstruktion von H a u s und Garten durch Emiel x
      Averbeke und Georges Wachtelaer in Antwerpen wurde. ^
      Wurde in zahlreichen Büchern das H a u s als Äquivalent seines Bc^ 1 '
      ners gedeutet, als «Matritze seines Wesens» oder sogar als eine ^
                                                                                 il
       steinernes Selbstporträt •• bezeichnet, versuchte sich die Avantgarde
                                                                      ;s
      Zwischenkriegszeit durchaus an anderen Konzepten. Die kleine ^ ' " " ^
      grafie zum Weimarer H a u s am H o r n , die Adolf Meyer für das Bauh a ^
      1925 herausgab, stellte das Künstlerhaus als ein allgemeingül 0 *^
      Scrienhaus vor, als Typ. Der Rundgang durch die R ä u m e wich hier
      Dokumentation des technischen Herstellungsprozesses und damit 1
      Innovation in der «Wohnhaus­Industrie».'" jt,r
      In den folgenden Jahren kam es zu einem sprunghaften Anstieg
      W o h n h au s ­M o n o g rafien : Meist wurden Architektenhäuser oder «
      Häuser von bürgerlichen Sammlern präsentiert und vor allem prog r a
215                                        Matthias Noell

Abb. 6
^•ch Mendelsohn,
« « e s H a u s . N f « f WW/,
'erlin, 1 9 3 2 : D o p p e l s e i t e
n
    't straßenseitiger A n s i c h t
les
       H a u s e s u n d Vorgarten

                                                                                              PI
                                          mansche Aussagen zum Stand des modernen oder auch nur gut situierten
                                          Wohnens propagiert. Zu den prominenten Bücher gehören das genannte
                                          von Erich Mendelsohn (Abb. 6) oder auch Bruno Tauts Ein Wohnhaus,
                                          aber auch solche von Le Corbusier, Eileen Gray und Robert Mallet-
                                          Stevens. Heute eher unbekanntere Bücher von Paul Schultze-Naumburg,
                                          Alexander Koch oder Fritz August Breuhaus wurden zwar in ihrer Zeit
                                          durchaus beachtet, verloren aber aufgrund ihres behäbig-betulichen
                                          Auftretens mit den Jahren an Interesse. 4 " Nahezu gleichzeitig - sicherlich
                                          gleichermaßen eine Folge der wiederetablierten Künstlerhäuser von
                                          Dürer oder Rubens wie auch der genannten Architektenhausbücher -
                                          erreichte die publizistische Welle auch den Bereich der historischen
                                          Wohnhäuser, die nun als kleine Führer etwa zu Goethes W o h n h a u s oder
                                          als aufwändige wissenschaftliche Publikationen zum Palazzo Zuccari in
                                          Rom erschienen. 41
                                          In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg schien es kein Bedürfnis mehr
                                          nach einer programmatischen Verbreitung individueller W o h n f o r m e n zu
                                          geben, möglicherweise, weil der Wunsch nach mehr Privatheit diesen
                                          Sektor der Architekturpublizistik hemmte. Erst in den 1980er-Jahren
                                          folgten Bücher, die jedoch nun erneut ausschließlich von Architekten
                                          verfassi winden. 1982 publizierte Peter Eisenman House X (Abb. 1), eine
                                          schwarze Monografie, die das letzte Produkt einer Reihe von zehn
                                          nummerierren, zwischen 1967 und 1975 entworfenen Hausprojekten
                                          vorstellte. Die H ä u s e r folgten jeweils einem ü b e r a u s k o m p l e x e n
                                          Entwurfsprozess, der, um verstanden zu werden, der Erläuterungen
                                          bedurfte. Seinen didaktischen Ursprung hatte das Buch daher nicht von
                                          ungefähr in einer Reihe von Vorlesungen Eisenmans an der H a r v a r d
                                          G r a d u a t e Schoo). Das Buch vollzieht in einer Reihe von analytischen
                                          Zeichnungen den Entwurfsprozess als e i n e Holge von Transformationen
                                          und Dekompositionen nach. Eisenman interessierte sich augenscheinlich
                                          nicht, wie beispielsweise Garl Larsson, für die Einheit von Leben, Kunst
                                          und Haus, oder, wie Walter Gropius, für den faktischen Herstellungs-
                                          prozess bis zur Serialisicrung, sondern nur noch für die entwurfsimma-
216   La casa d'artista senza artista: limitazione o o p p o r t u n i t ä ?

      nente Systematik. Die Architektur wird zu einer intellektuellen Kunst­
      form, der akademische disegno steht explizit üher der handwerklichen
      Ausführung. Das E n d p r o d u k t des Prozesses ist daher konsequenterweise
      tatsächlich nur ein autonomes Buch, das der Realisierung der Architek­
      tur nicht unbedingt bedarf. Der Leser kann diese Eigenart nur anhand
      der fehlenden Fotografien erschließen, er wird jedoch nicht explizit
      darüber informiert.
      Auch House VI, immerhin 1975 ausgeführt, war ein solcher selbst­
      genügsamer Entwurf Eisenmans, kein Heim, sondern ein artifizielles
      Stück dreidimensionaler Kunst: «It has been described as a mathemati­
      cal abstraction in a Copernican world, a " d r e a m of pure structure"
      where the role of the client seemed to be nil, and even as a nonplace, "tbfi
      opposite of home sweet home"». 4 2 Die Bauherrin Suzanne Frank nannte
      ihre 1994 erscheinende H a u s m o n o g r a f i e im Untertitel «The Client's
      Response», und schon hier wird deutlich, dass es sich um eine Gegen­
      sicht handeln muss, die Thematisierung der Diskrepanz zwischen reinet
      Abstraktion und reiner Funktion: «[...] the house in itself has been a
      continous source of delight, if not always a place that protected us fron 1
      rain and s n o w V Als Bauherrn! bedauert Frank die Trennung zwischen
      Entwurf und Ausführung, die sie zur vollständigen Erneuerung der
      Substanz des Hauses nach nur dreizehn Jahren gezwungen habe. 44
      Der Architekt Pierre Zoelly zielte mit seinem Buch Anybody honte'
      schließlich selbst auf die Lücke zwischen dem architektonischen EntwU^
      und der benutzten Architektur, die, durch die Zeit und ihre Bewohne 1
      verändert, sich gegen diese und mit ihnen bewähren musste: «HavinS
      designed private houses [...], I suddenly became curious to know, wh*
      some of them had done to their owners or, vice versa, what the owne r S
      had done to them. 1 selected sevcn.»' s Im Extremfall endet eine solch'
      Befragung der Architektur nicht beim Bewohner, sondern bei alk"
      Nutzern, und so kommen im Film Koolhaas houselife, der als DVD 1,1
      einem begleitenden Buch vertrieben wird, die Putzfrau Guadalupe Ace^
      und andere Haushüter zu Wort, die aus ihrer Sicht Funktionieren l " H
      Versagen des Hauses vorführen, nicht ohne dabei ihre persönH^
      Verbundenheit mit dem H a u s zu verheimlichen, die der Fürsorge
      einen Patienten nicht unähnlich ist.4"
      Ähnlich wiederum dem Eisenmanschen House X zielte Mario
      H a u s b u c h von 1989 auf den Beweis paradigmatischer Baukunst, jed oC
      ohne dessen Konsequenz /u erreichen. Das Haus entstand weniger
      einer Systematik des Entwerfens, als aus einer intuitiven Progress»0
      Dennoch ist es das Ergebnis einer kontinuierlichen «recherche patien f t '
      Das Buch, das anlässlich einer Ausstellung im M u s e o Vela erschi
                                                                      1
      nennt sich Mario Botta: tma COSA, und knüpft in dieser bestimm
      Unbestimmtheit vermutlich bewusst an die oben aufgezeigte Trad' r "
      der Bücher von Larsson (Ett //
217                            Matthias Noell

                                                 r f f F A C f IT AIDO I 0 S S I WITH ESSAYS IT V I H C l N t SCUUT AND «OHRT VIHTURI

                                                                                                                                        5
Abb. 7
fcederic Schwartz (Hrsg.),

                                                                                                                                    l
Mother's House. The
^'"httitm of Vanna Ventwi'l
H o w e in Chestnut Hill,
J * * York, 1992:
Sc|
    iut2umschlag

                                                                 •                                                            LLBCLE

                                                                 [DITID ÄND IN T BODUC 1

                                                                                        RI/./OII

                              in die Geschichte der Wohnhäuser ein: Alison und Peter Smithson
                              publizierten 1986 ihr in den Jahren 1961/62 umgebautes Upper Lawn
                              Cottage und provozierten auch damit eine Renaissance ihrer Architektur,
                              Robert Venturi propagierte 1992 das zwischen 1959 und 1964 geplante
                              und errichtete Mother's House, als «the first so­called postmodern build-
                              ing», das es aufgrund seiner nicht eindeutig zu benennenden H a l t u n g
                              vielleicht dennoch nicht sei: «It is not p o s t m o d e r n . » " Durch diesen und
                              zahlreiche weitere Widersprüche stilisiert Venturi M u t t e r s H a u s zum
                              enigmatischen und aus der Zeil gefallenen Vorbild (Abb. 7).
                              Zu diesem Z e i t p u n k t aber kursierten längst andere Buchkonzepte. Die
                              bildenden Künstler erinnerten sich des Medienduos H a u s und Buch, und
                              publizierten erneut ihre erworbenen oder errichteten Häuser, nun weit a b
                              von jeder programmarischen Entwurfstätigkeit oder Lebensreform. Es ist
                              die Wechsel« u kung zwischen baulicher Hülle und Kunstproduktion, die
                              in die monografische Darstellung führt. Bereits im J a h r 1988 w a r eine
                              kombinierte 1 laus­ und Werkmonografie zu Jean­Pierre Raynaud publi­
                              ziert worden. 1993 zerstörte er sein Künstlerhaus, das zwischen 1969
                              und 1986 seine K u n s t begleitet und maßgeblich geprägt hatte, da es ihn
                              in seiner künstlerischen Entwicklung zu hemmen begann. Den Abriss­
                              prozess, an dessen Ende wiederum Kunst entstand, dokumentierte er in
                              Form einer weiteren H a u s m o n o g r a p h i e : La maison 1993.*" Richard
                              Prince hingegen machte 2 0 0 5 sein neu erworbenes Landhaus und dessen
                              Umgebung zum T h e m a seines Eotoessays Secotid House.'" Aber auch
                              hier ging es nicht um ein Vorbild für Irgendjemanden, nicht um eine
                              vorgelebte häusliche Existenz, sondern um das Verhältnis des Künstlers
218                                    La casa d'artista senza artista: limitazionc o opportunitä?

Abb. 8                                  zur Kunst - reflektiert wiederum im künstlerischen Medium der Fotog r a '
Katharina G r o s s e ( H r s g . ) ,
Katharina Grosse.
                                        fie. Die fotografische Finkreisung, die ein gewissermaßen entleertes ui^
Ich wünsche mir ein grosses             verwahrlostes, in jedem Fall aber unheimliches «Heim» zeigt, lässt ck,Ä
Atelier im Zentrum
der Stadt, Baden, 2009:
                                        H a u s als Bild und Installation vor dem Auge des Lesers erstehen, nie»1
Doppelseire 62-63                       jedoch als Raum für Raum zu erfassende Architektur. Und s c h l i e ß t
                                        setzt sich auch Katharina Grosses jüngst erschienenes Buch Ich WÜttsCf1*
                                        mir em grosses Atelier im Zentrum der Stadt mit der notwendigen
                                                                                                                  Kel.'-
                                                                                                               1
                                        tion zwischen ihrer Kunst und der sie behausenden Architektur a n ^ "
                                        ander, es ermöglicht deren Verbindung (Abb. 8)." Denn immer, wen
                                        Katharina
                                        von        Grosses
                                            applizierter    Kunst
                                                         Farbe aussich
                                                                   der als zumeist temporäre
                                                                       Sprühpistole           Installation in I'" 1 '"
                                                                                     über raumbegrenze
                                                                                                                       .(idth
                                        Strukturen ausbreitet, attackiert sie Architektur. Dennoch entstehen
                                        diese Werke in einem strengen architektonischen Beton-Gehäuse,
                                                                                                                     ucr^"
                                        hier konzipiert und teilweise auch archiviert. Im Buch können die bc*iJ*-1
                                        Raumsysteme miteinander in Kontakt treten und sich in einem Ji'' r t c '
                                        begegnen.
Matthias Noell

 Anmerkungen                                       Jean Gribenski, Veronique Meyer, Solange
                                                   Vernois (Hrsg.), La maison de l'artiste.
 1                                                 Construction d'un espace de representations
 Kino kleine Auswahl der übergreifenden            entre realite et imaginaire (XVIT-
 Publikationen zum Themenkreis:                    XX' siecles). Actes du colloque international,
 Reyner Banham, Ateliers d'Artistes. Paris         Poitiers, du 8 au 10 novembre 2005,
 Studio Howes and the Modern Mouvement,            Rennes, 2007.
 in The Architectural Review, Bd. 120,
 H. 714, 1956, S. 75­83; Claude Arthaud,           2
 Les maisons du genie, Paris, 1967; Francois       Vgl. u.a. Beatrice von Bismarck,
 Chaslin, «De l'architecture de l'atelier», in     «Künstlerräume und Künstlerbilder. Zur
 heuilles, Nr. 7, Winter 1984, S. 19­29; Jean      Intimität des ausgestellten Ateliers»,
 Sagne, L'Atelier du photographe 1840-1940,        in Sabine Schulze (Hrsg.), Innenleben.
 Paris, 1984; Christine Hoh­Slodczyk,              Die Kunst des Interieurs. Vermeer bis
 Das Haus des Künstlers im 19. Jahrhundert,        Kabakov, Ostfildern, 1998, S. 312­321;
 München, 1985 (Materialien zur Kunst              Ekkehard Mai, «Atelier und Bildnis.
des 19. Jahrhunderts 33); Eduard Hüttinger         Künstler über sich selbst», in Ekkehard Mai,
 (Hrsg.), Künstlerhäuser von der Renaissance       Kurt Wettengl (Hrsg.), Wettstreit der Künste.
 bis zur Gegenwart, Zürich­München, 1985;          Malerei und Skulptur von Dürer bis
 Jean­Claude Delorme, Les villas d'artistes        Daumier, Wolfratshausen, 2002, S. 110­125;
 a Paris de Lotus Sät ä l.e Corbusier, Paris,      Andrea Beate Kleffmann, Atelierdarstellungen
  1987; John Milner, The Studios of Paris.         im 18. und 19. Jahrhundert, Essen, 2000;
 The Capital of Art in the l.ate Nineteenth        Katja Kleiner!, Atelierdarstellungen
 Century, New Haven­l.ondon, 1988;                 in der niederländischen Genremalerei des
 Hans­Peter Schwarz, Heike Lauer,                   17. Jahrhunderts. Realistisches Abbild oder
 Jörg Stabenow (Hrsg.), Künstlerhäuser.            glaubwürdiger Schein?, Petersberg, 2006;
 Eine Architekturgeschichte des Privaten,          Ateliers: l'artiste et ses tieux de creation dans
 Ausstellungskat., Frankfurt a. M., 1989;          les collections de la bibliotheque Kandinsky,
 Hans­Peter Schwarz, Das Künstlerhaus.             Ausstellungskat., Paris, 2007; Michael Diers,
 Anmerkungen zur Sozialgeschichte des              Monika Wagner (Hrsg.), Topos Atelier.
 Genies, Braunschweig, 1990 (Schriften             Werkstatt und Wissensform, Berlin, 2010.
 des Deutschen Architekturmuseums zur
 Architekturgeschichte und Architekturtheorie);    3
 Sylvia M . i t t l W u r m (Hrsg.). Interieurs.   Anonym («Von einer Dame»), «Vandalismus
 Wiener Künstlerwohnungen 1830-1930,               eines Weibes. ­ Vernichtung von Pope's
 Ausstellungskat., Wien, 1990­91;                  Villa», in London und Paris, Bd. 20, 1807,
 Brigitte l anger. Das Münchner                    S. 102­106.
 Künstleratelier des Historismus, Dachau,
 1992; Anatxu Zabalbeascoa, Les architectes        4
 et leur maison, Paris, 1997; Ceorges Poisson,     Ahnlich dazu Mongi­Vollmer, Das Atelier
 Les maisons d'ecrivain, Paris, 1997;              des Malers..., op. cit., S. 28 f. und
Jörg Stabenow, Architekten wohnen. Ihre            Philip Lirsprung, «A Eace in the Crowd.
 Domizile im 20. Jahrhundert. Berlin, 2000;        Katharina Grosses Künstlerhaus», in
 Elisabeth Spitzbart, «"Orte des Schreibens" ­     Katharina Grone (Hrsg.), Katharina Grosse.
 Anmerkungen zu Dichterhäusern des                 Ich wünsche mir ein grosses Atelier im
20. Jahrhunderts und ihren geistes­                Zentrum der Stadt, Baden, 2009, S. 110­118,
geschichtlichen Voraussetzungen», in               besonders S. 113. Zum Verhältnis von
architectura. Zeitschrift für Geschichte           Garten und Atelier vgl. den Beitrag von
der Baukunst. Bd. 31, Nr. 1, 2001, S. 1­26;        Sibylle Hoiman in diesem Band.
Atelierhäuser: Von der Gründerzeit bis zur
Moderne. I hemenhett Kunst + Architektur           5
in der Schweiz, Jg. 53, Nr. 3, 2002;               Zum Thema Atelier und Künstlerhaus vgl.
Jon Wood, Stephen Heeke, Penelope Curtis           u.a. die folgenden, thematisch verwandten
(Hrsg.), Close iincounters. The Sculptor's         Texte des Autors: «"Choisir entre l'individu
Studio in the Age of the Camera,                   a lc Standard." Das Künstlerhaus bei
Ausstellungskat., l.eeds, 2001­02;                 Gropius, l.e Corbusier, Van Doesburg, Bill­,
Kva Mongi­Vollmer,                                 in Isabelle Ewig, Thomas W. Gaehtgens,
Das Atelier des Malers. Die Diskurse eines         Matthias Noell (Hrsg.), Das Bauhaus und
Raumes in der zweiten Hälfte des                   l-rankreich. l.e Bauhaus et la France, Berlin,
/9. Jahrhunderts, Berlin, 2004;                    2002 (Passagen. Jahrbuch des Deutschen
Dominique de 1 ont­Rcaulx, Dans l'atelier,         Forums für Kunstgeschichte 4), S. 83­1 15;
Ausstellungskat., Paris, 2005; Sabine Autsch,      «La maison de Theo van Doesburg ä
Michael Grisko, Peter Seibert (Hrsg.), Atelier     Meudon. l.aboratoire de la vie moderne»,
und Dichterzimmer in neuen Medienweiten.           in Gribenski, Meyer, Vernois (Hrsg.),
Zur aktuellen Situation von Künstler- und          La maison de l'artiste..., op.cit., S. 105­113;
I tteraturbäusern, Bielefeld, 2005;
220    La casa d'artista senza artista: limitazione o opportunitä?

       Matthias Noell, Im Laboratorium                 12
       der Moderne. Das Atelierwohnhaus               Horace Walpole, A-'.des Walpoüante: or, a
       von Theo van Doesburg in Meudon,               Description of tbe C.ollection of l'ictures at
       Zürich, 2011. Z u m Thema Buch und             Houghton Hall in Norfolk, the Seal of tbe
       Architektur: «"Nicht mehr Lesen! Sehen!" -     Rigbt Honourable Sir Robert Walpole,
       Le livre d'architecture de langue allemandc    EÖrl of Orford, London, 1747;
       dans les annees vingt», in Jean-Michel         Larissa Dukelskaya, Andrew Moore (Hrsg.),
       Leniaud, Beatrice Bouvier (Hrsg.), Le livre    A Capital Collection: Houghton Hall
       d'architecture. XV-XX' siede. Edition,         and tbe Hermitage. With a Modern Edition
       representation et bibliotheques, Paris, 2002   of Aedes Walpolianae, Horace Walpole's
       (Ktudes et rencontres de l'Ecole des Charta    Catatogue of Sir Robert Walpole's
       11), S. 143-156; Das Haus und sein Ruch.       C.ollection, New Häven-London, 2002.
       Moderne Buchgestaltung im Dienst der
       Architekturvermittlung, Basel, 2009            13
       (Standpunkte Dokumente 1).                     Walpole, A Description of the Villa...,
                                                      op. cit., 1784, S. II. Auch Horace Walpoles
      6                                               Sammlung wurde 1842 schließlich
      Joseph Furttenbach d. Ä., Architectura          versteigert, vgl. A Catalogue of tbe Classic
      Privata. Das ist: Gründtliche Beschreibung,     Contents of Strawberry Hill Collected
      Neben conterfetischer Vorstellung, inn was      by Horace Walpole, London, 1842.
      Form und Manier, ein gar Irregulär,
      Bürgerliches Wohn-Hauß [...], Augsburg,          14
      1641.
                                                      Hope, Household lurniture..., op. cit., S. 3-4.
      7
                                                      15
      Ibid., S. 25.
                                                      Ibid., S. 4, I 1.
      8
      Mattheus Remboldt, Johann Schultes,             16
      «Günstiger I.eser?», in ibid., unpaginierte     John Britton, The Union of Architecture,
      Einleitung. In gewisser Weise übernimmt         Sculpture and l'ainting, Exemplified by 1
      das Buch über bürgerliche (Künstler-)Häuscr     Series of lllustrations, with Descriptive
      sukzessive die Aufgabe der höfischen            Accounts of tbe House and Calleries of
      Architekturstichwerke, die in der Zeit          John Soane, London, 1827, S. 22 f.
      um 1800 verschwinden. Vgl. hierzu               17
      Michaela Völkel, Das Bild vom Schloss.          John Soane, Description of tbe House ':
      Strawberry-Hill, 1784, unveränderter            di Tiziana Vecellio, delle tut case in C**"
      Nachdruck der 2. Auflage, London, 1964;         c in Venetia e delle vite de' suai /igli,
       I hoöMf I lope, Household l urniture and       Udine, 1823; Melchiorre Missirini,
      Interior Decoration Exccutcd /rom Designs       Del tempio eretta in Possagno da Anw«'0
      by Thomas Hope, London, 1807, reprint           Canova esposiiione, Vene/ia, I S ! >;
      London, 1970; John Soane, Description of        Albrecht Dürer-l laus-Stiftung (Hrsg.).
      tbe House and Museum on the North Side          Albrecht Durer s Wohnhaus und sein'
      of Lincolns Inn- Eields, the Residence of Sir   Geschichte, Nürnberg, 1896.
      John Soane, London, 1830.                       21
                                                      |ohn ' l.uidius I o u d o n . Ehe Suburhaii
      I1                                              Gardentr and Villa Companion, ' IK u'.rl
      Walpole, A Description of the Villa....         1838. Zu seinem eigenen Haus und
      op. cit.. 1784, S. IV.                          vgl. S. 325-350.

                                                                                                        I
Matthias Noell

 22                                                 33
 Ludwig Persius, «Beschreibung eines                Kuno Graf von Hardenberg, «Das Haus von
 bei Potsdam erbauten Wohnhauses»,                  Alexander Koch», in Alexander Koch,
 in Allgemeine Bauzeitung, Nr. 4, 1839,             Das Haus eines Kunstfreundes. Haus
 S. 235-238, Taf. 306-311, hier S. 235.             Alexander Koch, Darmstadt, 1926, S. 6.

 23                                                 34
                                                    Fritz von Ostini, Villa Franz von Stuck,
 Ibid., S. 235, 238.                                Darmstadt, o. J. 11909| (Sonder-Druck der
                                                    Innen-Dekoration. Zeitschrift für
 24                                                 Wohnungskunst und den gesamten inneren
                                                    Ausbau, H. 20, 1909).
 Ibid., alle Zitate S. 238.
                                                    35
 25                                                 Erich Mendelsohn, Neues Haus. Neue Welt
 Regierung Potsdam an Friedrich Wilhelm             Berlin, 1932.
 III., Potsdam, 16. April 1836, in Stiftung
 l'reulsische Schlösser und Gälten Berlin-          36
 Brandenburg (Hrsg.), Ludwig Persius                [Friedrich] v.|on] Manikowsky,
 (1803-1845). Bauberichte, Briefe und               «Das Antwerpener Rubens-Haus auf der
architektonische Gutachten - eine                   Brüsseler Weltausstellung 1910 und seine
 kommentierte Quellensammlung,                      Wiederherstellung», in Zeitschrift für
 Berlin, 2008, S. 731.                              Bauwesen, Jg. 61, 1911, Sp. 383-398
26                                                  und Atlas Bl. 40-42, hier Sp. 383.
Vgl. z. B. zu O t t o Wagner: V. S.,
 «Hin Wohnhaus am Wienerwalde» und                  37
 «Hin Absteigquartier», in Ver Sacrum, )g. 3,       Henri Blomme, La Maison Rubens,
Nr. 19, 1900, S. 290-294, 295-298.                  Antwerpen, 1910.
Zu Auguste Perret: l'dmond Uhry,
 «Une maison ä Paris», in l.'Art decoratif.         38
Revue mcnsiicHe d'art contemporain, Jg. 6,          Vgl. hierzu Matthias Noell, «"Ich aber
Nr. 71, 1904, S. 51-60.                             bin entstellt von Ähnlichkeit mit allem,
27                                                  was hier um mich ist." Das Motiv des
Frnst Wilhelm Bredt, «Die Wohnstätte eines          architektonischen Selbstporträts in Literatur
Maler-Fürsten als Vorbild für J e d e r m a n n s   und Architektur-, in Andreas Beyer,
Heim», in Illustrierte kunstgewerbliche             Ralf Simon, Martino Stierli (Hrsg.),
Zeitschrift für Innendekoration, Jg. 9,             Bilder des Architektonischen, Tagungsband
Juli-Heft, 1898, S. 97-106. Zu den                  Basel 2009, erscheint voraussichtlich 2012.
Münchner Künstlervillen vgl. den Beitrag
von Isabel Haupt in diesem Band.                    39
                                                    Adolf Meyer, Ein Versuchshaus des
28                                                  Bauhauses in Weimar, München, 1925
Carl Teufel, Ateliers Mimebener Künstler,           (Bauhausbücher 3).
3 Bde., München, 1889-90; Brigitte Langer,
Das Münchner Künstleratelier des                    40
Historismus, Dachau, 1992.                          Koch, Das Haus eines Kunstfreundes,.,,
                                                    op. cit.; Fritz August Breuhaus, Das Haus
29                                                  in der Landschaft. Ein Landsitz unserer Zeit
Carl I.arsson, Ett Hern. 2S Maininger med           nach den Entwürfen des Architekten Eritz
Text afCarl Ursson, Stockholm, 1899.                August Breuhaus, Stuttgart, 1926; Bruno
                                                    Taut, Ein Wohnbaus, Stuttgart, 1927;
30                                                  Paul Schultze-Naumburg, Saaleck.
Carl Larsson, l.asst Ucht hinein. Ein Buch          Bilder von meinem Hause und Garten
von Wohnzimmern, von Kindern, von Dir,              in der Thüringer Landschaft, Berlin, 1927;
von Blumen, von allem, übersetzt von                Fileen Gray, Jean Badovici, Maison
Hrnst Potthoff, Berlin, |1911|, unpag.              en bord de mer: E.10T7, Paris, 1929
                                                    (Separatdruck aus l.'Architecture vivante);
31                                                  Robert Malier-Stevens, Une demeure 19 54,
Larsson, Ett Hern..., op. cit., S. 2                Boulogne-Billancourt, 1934; I.e Corbusier,
(Übersetzung des Verfassers).                       Une petite maison 1923, Zürich, 1954
                                                    (Les carnets de la recherche patiente I).
32
Kurt Breysig, «Das Haus Peter Behrens.
Mit einem Versuch über Kunst und Leben»,
m Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 9,
1901-02, S. 133-150; Karl Scheffler,
Das Haus Bebrens, München, 1901
(Sonderdruck aus Dekorative Kunst, Jg. 5,
Bd. 9, 1901, S. 1-48).
222   La casa d'artista senza artista: l i m i t a z i o n e o o p p o r t u n i t ä ?

      41
      Alexander Wcichbergcr, Das Goethehaus
      am frauenplan. Die Geschichte des Hauses
      von der Erhaltung his zu Goethes Zeit,
      Weimar, 1932; Werner Körte, Der Palazzo
      Zuccari in Rom: sein Freskenschmuck und
      seine Geschichte, Leipzig, 1935 (Römische
      Korschnngen der Bihliothcca llerrziana 12).

      42
      Roberto de Alba, «Kditor's Note», in
      Suzanne Krank, Peter Eisenman's House VI.
      The dient's Response, New York, 1994, S. 7;
      Peter Kisenman, House X, New York, 1982.

      43

      Krank, Peter Eisenman's..,, op. cit., S. 50.

      44

      Ibid., S. 51.

      45
      Pierre Zoelly, Anybody Home? Architectural
      Notes, Basel, 1995, S. 5. Vgl. hierzu auch
      «House: After Kive Years of I.iving» (1955),
      in The Films of Charles & Ray Farnes,
      Vol. 2, Chatsworth, 2000 |DVD-Video|.
      46
      Kooibaat boussüfe. A K'ilm by Da Beka

      & Louise I.emoine, Rome, 2008.

      47
      Mario Botta, Mario Rotta. Una casa,
      Ausstellungskat., I.igornetto, 1989.
      48
      Alison Margaret Smithson, Upper l.awn.
      Solar Pavillon Folly, Barcelona, 1986;
      Robert Venturi, • Mothcr's House, 25 Years
      Later», in Krederic Schwärt/ (Hrsg.),
      Mothcr's House: the Evolution of Vanna
      Venturi's Flouse in ('.besinnt Hill, New York,
      1992, S. 34-38, besonders S. 37, 38.
      49
      Dcnyse Durand-Ruel, Yves Tissicr, Bernard
      Wauthier-Wurmser, jean-Pierre Raynaud.
      La maison 1969-1987, Paris, 1988;
      lean-Pierre Raynaud, La maison 199.1,
      Paris, 1993.

      50
      Richard Printe, Second House, New York-
      Köln, 2005. Iih verdanke I rank Boehm den
      Hinweis auf dieses Buch, vgl. auch seinen
      Beitrag in diesem Band.

      51
      Grotte (Hrsg.), Katharina Grosse..., op. cit.
Matthias Noell

Zusammenfassung

Künstlerhäuser sind, seien sie nun isoliert oder im Kontext von Künstler­
kolonien errichtet, immer eine Form der Selbstdefinition ihrer Bewohner
und ihrer kunsttheoretischen und gesellschaftlichen Position. Aber auch
umgekehrt positioniert sich die Gesellschaft nirgends so direkt zum Künst­
ler wie in dessen Atelier. Das Künstleratelier ist zugleich Ort künstlerischen
Schaffens und O r t intimer Kunstbetrachtung. Christine Hoh­Slodczyk hat
dies in ihrer wegweisenden Studie, die 1977 als Dissertation vorgelegt
wurde und unter dem Titel Das Haus des Künstlers im 19. Jahrhundert
1985 in Buchform erschien, dargelegt.
Schon früh w u r d e n diese O r t e der Künstlerverehrung publiziert,
zunächst vor allem in Form von Guidenliteratur für Reisende. Das
Atelier Tizians in Venedig wurde beispielsweise schon 1833 in einer
M o n o g r a p h i e publiziert. M i t A u f k o m m e n der Lebensreformbewegun­
gen und den Reformbewegungen in Kunstgewerbe, Architektur und
Kunst um 1890 gesellte sich aber mit dem Willen der Entwicklung einer
allgemeingültigen neuen Lebens­ und W o h n f o r m eine weitere Kompo­
nente hinzu. Das Künstlerhaus als Spiegelbild seines Bewohners sollte nun
auch für größere Kreise der Bevölkerung als Vorbild dienen können, als
ideales Heim einer zukünftigen Gesellschaft. Dazu wurde das Künstler­
haus seit etwa 1900 vielfach in Ausstellungen einer größeren Besucher­
schaft zugänglich gemacht und durch Fotografien und Beschreibungen
publiziert. Aus diesen gleichermaßen verlegerischen wie propagandisti­
schen Bestrebungen entwickelte sich eine neue Buchgattung, die moderne
Hausmonographie, die das H a u s des Künstlers in seiner Rezeption
begleitete. Der Beitrag will die Verwandlung des Künstlerhauses a n h a n d
der verschiedenen zeitgenössischen Publikationen herausarbeiten und
zur   Diskussion   stellen.
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