Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern - Künstlerhäuser in ...
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205 Originalveröffentlichung in: Mina Zeni, Gianna A. (Hrsg.): Tra universo privato e spazio pubblico: case di artisti adibite a museo / Zwischen privatem Kosmos und öffentlichem Raum: Künstlerhaus-Museen [Kongressband] (Casa d'artisti ; 5), Bern 2011, S. 205-223 Matthias Noell Strategien der Präsentation - Künstlerhäuser in Künstlerhausbüchern
Matthias Noell Künstlerhaus, Künstlerwohnungen und Ateliers haben sich in den vergangenen J a h r z e h n t e n als ein p r o d u k t i v e s T h e m a der Kunst geschichtsschreibung entwickelt. Im Z e n t r u m des Interesses standen neben der Entstehungsgeschichte individueller Häuser und Räume und ihrer jeweiligen Typologie und unterschiedlichen Nutzung vor allem die künstlerische Inszenierung und museale Präsentation der Häuser. 1 Sowohl detaillierte als auch übergreifende Studien haben zudem das Atelier in der Kunst, sei es nun in Form des Selbstporträts, Porträts oder des Freundschaftsbilds im Atelier, aber eben auch als Interieur von der Frühen Neuzeit bis zu aktuellen Beispielen in Malerei, Fotografie, Instal lation oder Video behandelt. 2 Der G r u n d für die anhaltende Beschäfti gung mit dem Schaffensort liegt vor allem in der Möglichkeit seiner auratischen Aufladung, der Vermutung, dass im R a u m des Künstlers «dessen Geist noch hier waltet» wie man 1807 über Popes Villa in Twickenham lesen konnte , selbst wenn der ehemalige Bewohner be reits verstorben war.' Die eigenen Räume werden immer auch als eine Selbstvergewisserung und damit eigene Positionierung des einzelnen Künstlers in seinem künstlerischen und gesellschaftlichen Umfeld inter pretiert, sie sind O r t und Inhalt der Kunst gleichermaßen. Selten hingegen wurde die Integrität von Atelier, das heißt des Innenraums, mit dem Außenraum thematisiert, da der Mythos des weitgehend unab hängigen kreativen Genies scheinbar nur nach Innen gekehrte Räume verträgt. 4 Wo das Atelier, der Raum der Konzeption und Genese des Kunst werks, also seinerseits Thema von Kunstwerken wird, im Extremfall sogar selbst zu einer räumlichen künstlerischen Intervention im Kontext von Museen und Sammlungen werden kann, eignet sich das Künstlerhaus und seine unmittelbare Umgebung aus Gründen komplexerer räumlicher Anordnung und multipler Funktionen für einen Transfer in eine andere Werkform nicht und auch eine Translozierung an einen anderen O r t ist kaum möglich. Das Künstlerhaus wird daher häufig in einer Z u s a m m e n stellung aus Text und mehreren Bildern in einem Zeitschriftenartikel, einem eigenen Buch oder, seltener, sogar in einem Film präsentiert. 5 Im Folgenden sollen jene Strategien der Veröffentlichung und medialen Verbreitung von integralen Künstlerhäusern in Zeitschriften, Büchern und Filmen untersucht werden, die von den Künstlern, Bauherren oder Nutzern s e l b s t angeregt wurden der Terminus «Künstler» wird in der Folge absichtlich weit gefasst und auf bildende Künstler, Architekten, Schriftsteller, Sammler und Verleger gleichermaßen ausgedehnt. Bekannt s i n d solche Beschreibungen der eigenen Häuser in größerer Anzahl erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, auch wenn seit der Antike immer wieder ekphratische Beschreibungen von Wohnhäusern verfassl oder sogar vereinzelte Hausbücher verlegt wurden wie beispiels weise von Joseph Furttenbach d. Ä. (Abb. 2)." Furttenbach beschrieb 1641 sein Ulmer Haus mit Grundstück, Garten, Grundrissen, Baukosten und vor allem mit seinen Sammlungsräumen, die er dem Interessierten zum "Spatziergang» anempfahl. Das Buch, so schrieben sein Kupferstecher
208 La casa d'artista senza artista: limitazione o o p p o r t u n i t ä ? .' 3 $ f^niiüeiun. fniUi* ^ Abb. 2 Joseph Furttenbach d. Ä., ii Architectura Privata. [...), Augsburg, 1641: • Die 1.1/ .! lies I l.uisses II i •s sa Hfl , r ' - .j vi t n k j I M J l . Mattheus Remboldt und sein Drucker und Verleger Johann Schuttes |l" Vorwort der Architectura Privata, sei eine Hilfestellung für «mirtelmessig e Privat Personen», also bürgerliche Auftraggeber und Bauherren. Die Publizisten der eigenen Privarsphäre - seien es nun Künstler, Schri rr steller, Architekten oder auch Sammler - geben mit ihren Büchern ab'' meist ein Vorbild für die Allgemeinheit." Auf der anderen Seite w' r jedoch immer eine individuelle Losung in ihrer Einmaligkeit vorgestellt eine nur schwer aufzulösende Diskrepanz, die sich bereits in Furtte"' bachs Buch zeigt. Die untersuchten Bücher lassen vier immer wiederkehrende Thei" erkennen, die in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung miteinafl^ kombiniert werden. Es sind dies das H a u s als eigens errichteter Ort de Aufbewahrung einer Sammlung, die im H a u s gelebte und durcH ^ symbolisierte Einheit von Kunst und Leben - im Idealfall SOgßr Einheit von Person und persönlicher Umgebung - , das H a u s als arch**" tonisches Manifest und als Prototyp sowie das H a u s als k ü n s t l e r ' ^ f Manifest, das entweder in Wechselwirkung mit dem Werk entsteht 0° , aber dieses «behausen» und ermöglichen soll. Das publizierte Haus NS j so auch zu einem Vermächtnis, das den a n n ä h e r n d perfekten dokumentiert Drei englische und für die Z u kführten Publikationen u n f t festschreibt. überaus singulare Lösung*0 j architektonische Hüllen für die Privatsammlungen der Bewohner e& ^ markieren unterschiedliche Punkte auf einer konzeptionellen Linie / y K > ' ^ Kunstlerhaus, Gelehrten- und Sammlerhaus, Bildungsort und öffend* ^ Museum. Horace Walpoles A Description of tbe Villa of Mr. ti°
Matthias Noell Walpole (1784), Thomas Hopes Household Furniture and Interior Deco ration (1807) sowie John Soanes Description of tbe House and Museum on tbe North Side of Lincolns Inn Fields (1830) reagieren sicherlich aufeinander, unterscheiden sich aber in wesentlichen Nuancen voneinan der.1" Walpole versuchte mit seinem H a u s in Twickenham über den Rück griff auf den gotischen Stil eine bewusste ästhetische Regelwidrigkeit zu verursachen und opponierte so gegen eine überzogene Repräsentation im Privaten. D e m e n t s p r e c h e n d wird in seiner H a u s b e s c h r e i b u n g die Bescheidenheit seines Landsitzes als eine idealtypische L ö s u n g dargestellt. W ä h r e n d die erste Auflage von 1774 das in Teilen noch nicht endgültig fertiggestellte Gebäude darstellte, zeigte die erweiterte zweite Ausgabe von 1784 eine Reihe von Stichen des Interieurs und ein n u n vollständiges Inventar seiner Sammlung zu diesem Zeitpunkt und ihre Verteilung in den Räumen. Im Vorwort äußerte Walpole sich zu seinen Beweggründen. Ihm sei es zunächst um einen begleitenden Führer für einen eventuellen Besuch gegangen, es sollte aber zudem gezeigt werden, wie gotische O r n a m e n t e und Details in einem modernen H a u s zur A n w e n d u n g gelangen konnten. Walpole zielte mit der Möglichkeit der Besichtigung seines Hauses und der Publikation in Buchform also d u r c h au s auf die Beeinflussung des allgemeinen Geschmacks. Die ü b e r d e u t l i c h v o r g e t r a g e n e Bescheidenheit und die B e t o n u n g der Privatheit des Unternehmens scheinen jede übergeordnete Relevanz zu relativieren und stehen mit der Publikationstätigkeit im scharfen Kontrast: «But I do not mean to defend by argument a small capricious house. It was built to please my o w n taste, and in some degree to realize im own visions.»" Hatte Walpole in seinem Haus das Sammeln gotischer Architekturdetails vom Stichwerk, wie sie beispielsweise von Batty und T h o m a s Langley vorgelegt worden waren, auf das Original verlegt, ging er nun den Weg mit der Publikation des gesamten Ensembles wieder zurück. Die größere Dauerhaftigkeit des «paper Fabric» gegenüber der nur temporären Privatsammlung war ihm dabei überaus bewusst, musste er doch 1779 dem Verkauf der bedeutenden Sammlung seines Vaters Robert Walpole nach St. Petersburg zusehen. In England war nur das vorbildliche Inventar geblieben, das Horace Walpole 1747 selbst verfasst und verlegt hatte." Daher richtete sich auch sein eigenes Buch an eine Zeit nach dem zu erwartenden Verlust der Einheit von H a u s und Samm lung, «with a view to their future dispersion»." Der englische Innenarchitekt und Gestalter T h o m a s H o p e wollte mit seinem Buch und den in der Technik des Umrissstichs wiedergegebenen antiken und aktuellen Gegenständen ebenfalls eine Geschmacksverän derung herbeiführen, zielte mit seinem Buch jedoch wesentlich konkreter aui die Verbesserung des heimischen Kunsthandwerks und auf die Vermarktung seiner eigenen Entwürfe und Modelle. H o p e kombinierte «a small collection of antiquities, Grecian and others» mit seinen eige nen, aus diesen Stücken abgeleiteten Entwürfen und brachte beides in seinem neu errichteten I laus in einen, wie er meinte, fruchtbaren Dialog,
210 La casa d'artista senza artista: limitazione o o p p o r t u n i t ä ? «towards forming the entire assemblage of productions of ancient art and of modern handicraft, thus intermixed, collectively, into a more harmonious, more consistent, and more instructive whole.» H Er erhoffte sich, durch sein eigenes, individuelles Wohnhaus - «my own single habi- tation» - , mit Entwürfen, hergestellt für den eigenen Bedarf - «for my own exclusive use» - ein Beispiel für einen zu erhoffenden Wandel zu einem besseren Geschmack zu setzen, «from a tiresome and monotonous insignificance of form and ornament, to a delightful and varied signifi" cance of shape and embellishement, of which I could only set the exarn- ple in an humble and restricted way [...].»" John Brittons zwanzig Jahre später verfasste Lobeshymne lässt vermuten, dass Hopes Anregungen in England Fuss fassen konnten.'" Auch J o h n Soanes Buch ist der Idee verpflichtet, Architektur, H a u s lUW Sammlung als Einheit darzustellen und zu vermitteln, war aber vor allem als Führer d u r c h sein P r i v a t m u s e u m g e d a c h t , dessen i n t e g r a l Bewahrung durch den Soane M u s e u m Act 1833 festgeschrieben wurde^ Daher wird das H a u s und sein Interieur nicht so sehr als ein nachzuah" mendes Modell präsentiert, sondern als ein einzigartiger Werkzusan'" menhang zum Zweck des Studiums der Architektur. r Erst nach dem i" zahlreichen Etappen realisierten Ausbau des Hauses, der mit der Au* Stockung im J a h r 1825 im Großen und Ganzen beendet war, und dessen überaus komplexes Innenleben auch nur unter diesem Gesichtspunkt de5 progressiven Z u k a u f s , des Haustauschs und der Erweiterung nach faO^ verständlich wird, wurde das H a u s Gegenstand einer Publikation. N ()L vor Soanes eigenem Buch publizierte der englische Antiquar, V e r l e g und Autor John Brirton 1827 mit seinem Buch The Union of arclnt^ ture, sculpture and painting eine Beschreibung des Hauses und w a r " ^ sich gegen die aktuellen p h y s i o g n o m i s c h e n Studien, indem behauptete, die W o h n f o r m sei aussagekräftiger für einen Charakter Menschen, als dessen Gesichts- oder Schädelformen. Architekt, ^ a und Autor werden von Britton in einen Z u s a m m e n h a n g gestellt: «[•••] ^ does the house of the Architect, the gallery of the Paintcr, and the libf of the Author, exhibit some prominent characteristic trait of its respe*- owner. Instead ot vainly attempting to prognosticate the ruling P 3 ^ ) ) and character In phrenological bumps, or craniological organs, we ^ find a better and surer criterion of judging man, by referring to his do tic habits and associations.» 1 " Schon Britton betonte den einzig- ; i r t '^. ( harakter des Hauses, es sei -a Singular proof, ot whal architecn ^ capable of producing In its own native resources», und p r ä s e n t i e r t ^ besonders gelungenes Exempel zeitgenössischer «domestic archlt* and inferior decoration». 1 '' Auch in den verschiedensten anderen musealen Künstlerhäusern w l ' r ,J dem Besucher seit Beginn des 19. J a h r h u n d e r t s Führer an die sl gegeben. Die W o h n und Arbeitsstätten von fizian, ( anova oder, - ^ erheblich später, Dürer, erhielten jeweils eigene, in Aufbau und W c f l . „, höchst unterschiedliche Publikationen, die jedoch alle zur Infor*8*
Matthias Noell von etwaigen Besuchern und der publizistischen Verbreitung der Sehenswürdigkeit zielten. 2 " Horace Walpoles und T h o m a s Hopes Idee der allgemeinen Geschmacks bildung verfolgten zunehmend die Architekten selbst, deren als Modell und Visitenkarte errichtete Wohnhäuser immer wieder auch in den Kontext von eigenen Publikationen gestellt wurden, nun meist ohne Sammlungskontext. Der Gärtner und Gartentheoretiker J o h n Claudius Loudon behandelte sein H a u s innerhalb des größeren Z u s a m m e n h a n g s einer Abhandlung zur Anlage von Gärten und Wohnhäusern und ließ nur an wenigen Stellen durchblicken, dass es sich bei dem am ausführlichsten behandelten Gebäude um sein eigenes Wohnhaus handelte. 21 Nahezu zeit gleich errichtete sich auch der am preußischen Hof tätige Architekt Ludwig Persius in Potsdam sein eigenes Wohnhaus. Prominent in Försters Allgemeiner Bauzeitung mit zahlreichen Stichen publiziert und ebenfalls nicht als sein eigenes H a u s benannt, übt er in seinem Text zunächst grundlegende Kritik am mangelnden Geschmack seiner Zeit, «wo flache Allgemeinheit und Verstandesbildung so gründlich jede Individualität beseitigt haben», die insbesondere die Wohnarchitektur auf den reinen Zweck der einfachsten Reinigung oder der Erzielung des größtmöglichen finanziellen Ertrags reduziert habe." Sein Wohnhaus konnte er im Anschluss als ein Musterbeispiel moderner Architektur präsentieren. Mit deutlichem Understatement wird ein Gebäude vorgestellt, das nach den neuesten technischen sowie ästhetischen Errungenschaften seiner Zeit, und dennoch klassischer Anlage ausgeführt wurde. Technische Lösung und Gestaltung bedingen sich, der «arthistische Teil der Aufgabe» und die «architektonische Wirkung" werden geradezu zum Ausgangspunkt für innovative Konzepte. 2 ' Die Durchgestaltung auch der Details bis hin zu einer «selbstständigen architektonischen Form» mache, so Persius, «über ladene und abenteuerliche Verschlingungen» von Drappierungen im Inneren unnötig, die ohnehin nur jene Stellen verstecken würden, «die der Architekt vernachlässigt» habe.' 1 Lin Bericht zu den überdurchschnittlich hohen Kosten des Hauses an Friedrich Wilhelm III. belegt, dass das H a u s eines Architekten schon damals als eine besondere Bauaufgabe mit ihren eigenen Funktionen der Repräsentation verstanden worden war. Es w u r d e konstatiert, das H a u s sei bei geringer Größe teurer als üblich, «was wohl hauptsächlich darin seinen Grund hat, d a ß das H a u s von den gewöhn lichen Constructions und EinrichtungsArt abweicht, und als Denkmal der, einem Architecten zugestandenen Allerhöchsten Gnadenbewilligung auch den äußeren Schmuck und die sorgfältigste Bauausführung, mehr, wie sonst zu verwenden, nicht unangemessen und würdig erschien.» 2 ' Die Vermarktung des Architektenhauses als Prototyp wird jedoch erst seit dem ausgehenden 19. J a h r h u n d e r t zu einer allgemeinen Strategie entwickelt. 2 . Parallel hatten jedoch auch die Malerfürsten hierin eine geeignete Methode entdeckt, an ihren Ateliers und Wohnhäusern und damit ihrem Werk Interesse zu wecken. Über die Räume von Wilhelm von Kaulbach. Hans Makart oder Franz von Lennach wurde teilweise
212 La casa d'artista senza artista: limitazionc o o p p o r t u n i t ä ? Iii Lv.8 'Ja ia S^. Abb. 3 ES '- : M: Carl I.arsson, Ett Hern. 2 5 Maimngtr med Text af Carl Larssun, S t o c k h o l m , 1899: «Stugan» («Hütte») a u s g i e b i g in T e x t u n d Bild b e r i c h t e t , d e n n d i e « W o h n s t ä t t e e i n e s M a l e r f ü r s t e n » k o n n t e u n d s o l l t e n u n e b e n f a l l s «als V o r b i l d f ü r J e d e r m a n n ' * H e i m » dienen.27 D a s g r o ß e Interesse an Ateliers und Künstlerheimen f ü h r t e s c h l i e ß l i c h d e n M ü n c h n e r F o t o g r a f e n C a r l T e u f e l zu e i n e r einzigar tigen D o k u m e n t a t i o n v o n 3 7 5 A t e l i e r f o t o s a u s 2 3 7 A t e l i e r s über w i e g e n d v o n M a l e r n , v o n d e n e n er 1 0 0 in e i n e m d r e i b ä n d i g e n M a p p e n w e r k z u s a m m e n f ü h r t e u n d vertrieb. 2 * A u s all d i e s e n P u b l i k a t i o n e n e n t w i c k e l t e sich s c h l i e ß l i c h ein n e u e r Z w e i g d e r A r c h i t e k t u r p u b l i z i s t i k m i t e i n e r v e r s t ä r k t m a n i f e s t a r t i g e n N o t e , dtf sich bei W a l p o l e u n d H o p e b e r e i t s a n g e k ü n d i g t h a t t e , u n d d i e n u n ai^ ein b r e i t e s I n t e r e s s e b a u e n k o n n t e . Z u n ä c h s t e h e r v o n M a l e r n u n d ihre" V e r l e g e r n g e n u t z t , w a r e n d i e s e B ü c h e r A n w e i s u n g e n zu e i n e " 1 r e f o r m i e r t e n L e b e n , in E i n h e i t m i t N a t u r u n d K u n s t . D e r s c h w e d i s c h * M a l e r C a r l I . a r s s o n e r h o b in Ett Hc»i (Hin H e i m ) , e i n e m s e h r eige' 1 ' s t ä n d i g e n Beispiel d i e s e r p u b l i z i s t i s c h e n B e s t r e b u n g e n , d e n unsclu"" 1 ' b a r e n U m b a u e i n e s k l e i n e n H o l z h a u s e s in d e r P r o v i n z D a l a r n a M i t t e l p u n k t e i n e s g a n z e n B u c h s ( A b b . 3). J " D a s E h e p a a r I . a r s s o n a r b ö t e t e seit 1 S 8 9 a m E r s c h e i n u n g s b i l d d e r g e e r b t e n « H ü t t e , i m m e r d i r e k t e r W e c h s e l w i r k u n g m i t d e m m a l e r i s c h e n , g r a f i s c h e n u n d kufl^ g e w e r b l i c h e n W e r k . Die scheinbare Naivirät und w e l t a b g e w a n d t h e ' t ä u s c h t d a r ü b e r h i n w e g , dass beide l.arssons bestens über die modC11 Steil e n g l i s c h e n H a u s e n t w ü r f e u n d d e r e n R e f o r m k o n t e x t i n f o r m ' ^ w a r e n u n d L a r s s o n a u c h die t y p o l o g i s c h e n , f u n k t i o n a l e n und s > n , r l ' tischen K o n n o t a t i o n e n v o n A r c h i t e k t u r s e h r w o h l b e w u s s t w a r e n • r ä s o n n i e r t e e r in e i n e m w e i t e r e n I l a u s b u c h v o l l e r I r o n i e ü b e r die b l i c h e N o t w e n d i g k e i t d e s N o r d l i c h t s in e i n e m M a l e r a t e l i e r : «Es g i ' r 'V ein A x i o m , d a ß e i n M a l e r a t e l i e r d i r e k t n a c h N o r d e n liegen s o l l , so & d i e S o n n e n i c h t h i n e i n k o m m e n k a n n u n d g e n i e r e n . Als ich m i r f " 1 T a g e s e i n e n s o l c h e n K a s t e n b a u t e , e i n e n u n f ö r m i g e n , d a t a t ich dum 1 1 1 H e r d a s s e l b e . D o c h es d a u e r t e n i c h t l a n g e , bis ich e i n g r o s s e s , b r t ' | f t Fenster an der Sonnenseite h e r a u s h a u t e , u n d Feuchtigkeit und Sch**r m u t w i c h , u n d m e i n e Bilder w u r d e n g l e i c h heiterer.» 1 "
213 Matthias Noell 3 VILLA FRANZ VON SJVCK Abb. 4 Larssons Beschreibungen des eigenen Künstlerheims waren gleichzeitig £ a r l Schefflei; Das Haus Beh rens, M ü n c h e n , 1901: auch Manifeste des modernen, reformierten Wohnens auf dem Land, sie DoPPclseite 23 waren in all ihrer realen wie vorgetragenen Bescheidenheit Vorbild für AMX S ein bürgerlichharmonisches Familienleben. Nicht so sehr die Architek Fir i t * von Ostini, Villa hran; tur stand hier im Z e n t r u m , sondern die familiäre Welt im gestalteten "' W - , l l a n m u J t . J I1909|: Einband Interieur und in der umgebenden Natur: «Das Ergebnis dieser Umgestal tung meiner Hütte ist es, welches ich Euch zeigen will. Euch, die Ihr zum Teil größere Landhäuser besitzen möget als ich. Z u m Teil vielleicht auch nur Luftschlösser. Es geschieht nicht in eitler Absicht, zu zeigen, wie ich es habe, sondern weil ich meine, hierbei so verständig zuwege gegangen zu sein, d a ß es, wie ich glaube, als uff! darf ich es wagen, es zu sagen? als Vorbild dienen könnte jetzt ist es gesagt! für Viele, welche das Bedürfnis haben, ihr Heim in netter Weise einzurichten.»" Weniger selbstironisch und leichtfüßig verfolgten 1901 auch die Künstlerhäuser auf der Darmstädter Mathildenhöhe den Anspruch einer Welt im Einklang von Kunst und Leben. Ausführlich w ü r d e vor allem über das H a u s Behrens in den Zeitschriften Deutsche Kunst und Deko ration und Dekorative Kunst berichtet (Abb. 4). , : Als Separatdrucke vertrieben, bildete sich hier und in den folgenden Jahren vor allem im Daxmstädter Verlag von Alexander Koch die Präsentation als virtueller Rundgang durch das Haus, als «tour du proprietaire» heraus. Mit seinen Heften und schließlich Büchern zu den Wohnhäusern von Peter Behrens, 1 T . U I / von Stuck, Emanuel von Seidl und zu seinem eigenen W o h n h a u s in Darmstadt trug Koch maßgeblich zu der Herausbildung dieser Buch gattung bei." Der 1909 erschienene Band zur Villa Franz von Stucks perfektionierte die direkt auf das Konzept des Hausbesuchs abge stimmte, mit dem Text parallel laufende Fotofolge (Abb. 5 ) . u Die vermutlich exklusiv tür dieses Buch von Frank Fug. Smith angefertigte Bildsequenz machte den beschreibenden Besuch erst vollständig. N o c h Erich Mendelsohns Neues Haus. Neue Welt (1931) hielt sich an diesen Besuch in Bildern und kam a u f g r u n d seiner brillanten kinematografis chen Fotoregie nun sogar o h n e einen beschreibenden H a u p t t e x t aus.
214 La casa d'artista senza artista: limitazionc o o p p o r t u n i t ä ? Filmische Fotofolgen und Buchgestaltung gingen in den besten Publika tionen der Weimarer Republik, zu denen vor allem die Bücher von Bruno Taut mit seinem Buchgestalter Johannes Molzahn zählen, eine enge Verbindung ein." Dabei wurden vor allem auch diejenigen Mittel verfeinert, die den Betrachter zu einem persönlichen Bezug zum Gegen stand des Hauses verhelfen konnten. Neben der erzählten Bewegung durch das H a u s sind hier diejenigen Blicke in die privatesten R ä u m e zu zählen, die die Bücher des 18. und 19. J a h r h u n d e r t s noch vornehm ausgespart hatten. Vor allem die Badezimmer, technischhygienische und gleichzeitig luxuriösästhetische Beispiele moderner Architektur, spielen in den bildlichen Inszenierungen eine große Rolle. Neben Wagners nahezu immaterieller Badewanne, Erich Mendelsohns «schneeweisser» O p a k g l a s v e r k l e i d u n g oder Alexander Kochs und Fritz Breuhaus' weißem FrotteÜberzug des Badezimmersesscls sind die jeweiligen Bauherren und Bewohner in ihren meist absichtsvoll ins Bild drapierten Bademänteln präsent, Carl Larsson hingegen räsonnierte über dw blütenreine Einheit von Tochter, Badewanne und Lilie. Als einer der eigenwilligen Höhepunkte des Interesses an Künstlerhäusen 1 kann das auf der Brüsseler Weltausstellung rekonstruierte Atelierwohfl" haus von Peter Paul Rubens gelten. Der in Antwerpen nur in Resten erhar tene Gebäudekomplex wurde von Henri Blomme als Ausstcllungspavilloi 1 ' also ephemeres Gebäude aus Holz und Stuck, neu errichtet, und löst* große Begeisterung aus. Seine Bedeutung erhalte das Haus, so hieß1 es ' n einem zeitgenössischen Bericht, «vor allem infolge der baukünstlerisch wissenschaftlichen Tal der Wiedergeburl eines vom F.rdbodcn vcrschwi" 1 denen Tuskulums, in einer so gewissenhaften und zugleich voll befriedig^ 1 ' den Art, daß sein Anblick die tatsächlich Empfindung auszulösen schiL'"' als ob alle Winkel der neuen alten Schöpfung von dem Geist des g r o ß ^ Mannes durchdrungen wären, der am 30. Mai 1640 in dem H a i ^ Antwerpen sein vielbewegtes Leben aushauchte.» ' Z u r Ausstelle** erschien selbstverständlich auch eine ausführlich bebilderte 1 lausmonofIr'1 fie, die, zusammen mit dem neu geschaffenen Mobiliar, nach 1937 ZL,f Grundlage der Rekonstruktion von H a u s und Garten durch Emiel x Averbeke und Georges Wachtelaer in Antwerpen wurde. ^ Wurde in zahlreichen Büchern das H a u s als Äquivalent seines Bc^ 1 ' ners gedeutet, als «Matritze seines Wesens» oder sogar als eine ^ il steinernes Selbstporträt •• bezeichnet, versuchte sich die Avantgarde ;s Zwischenkriegszeit durchaus an anderen Konzepten. Die kleine ^ ' " " ^ grafie zum Weimarer H a u s am H o r n , die Adolf Meyer für das Bauh a ^ 1925 herausgab, stellte das Künstlerhaus als ein allgemeingül 0 *^ Scrienhaus vor, als Typ. Der Rundgang durch die R ä u m e wich hier Dokumentation des technischen Herstellungsprozesses und damit 1 Innovation in der «WohnhausIndustrie».'" jt,r In den folgenden Jahren kam es zu einem sprunghaften Anstieg W o h n h au s M o n o g rafien : Meist wurden Architektenhäuser oder « Häuser von bürgerlichen Sammlern präsentiert und vor allem prog r a
215 Matthias Noell Abb. 6 ^•ch Mendelsohn, « « e s H a u s . N f « f WW/, 'erlin, 1 9 3 2 : D o p p e l s e i t e n 't straßenseitiger A n s i c h t les H a u s e s u n d Vorgarten PI mansche Aussagen zum Stand des modernen oder auch nur gut situierten Wohnens propagiert. Zu den prominenten Bücher gehören das genannte von Erich Mendelsohn (Abb. 6) oder auch Bruno Tauts Ein Wohnhaus, aber auch solche von Le Corbusier, Eileen Gray und Robert Mallet- Stevens. Heute eher unbekanntere Bücher von Paul Schultze-Naumburg, Alexander Koch oder Fritz August Breuhaus wurden zwar in ihrer Zeit durchaus beachtet, verloren aber aufgrund ihres behäbig-betulichen Auftretens mit den Jahren an Interesse. 4 " Nahezu gleichzeitig - sicherlich gleichermaßen eine Folge der wiederetablierten Künstlerhäuser von Dürer oder Rubens wie auch der genannten Architektenhausbücher - erreichte die publizistische Welle auch den Bereich der historischen Wohnhäuser, die nun als kleine Führer etwa zu Goethes W o h n h a u s oder als aufwändige wissenschaftliche Publikationen zum Palazzo Zuccari in Rom erschienen. 41 In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg schien es kein Bedürfnis mehr nach einer programmatischen Verbreitung individueller W o h n f o r m e n zu geben, möglicherweise, weil der Wunsch nach mehr Privatheit diesen Sektor der Architekturpublizistik hemmte. Erst in den 1980er-Jahren folgten Bücher, die jedoch nun erneut ausschließlich von Architekten verfassi winden. 1982 publizierte Peter Eisenman House X (Abb. 1), eine schwarze Monografie, die das letzte Produkt einer Reihe von zehn nummerierren, zwischen 1967 und 1975 entworfenen Hausprojekten vorstellte. Die H ä u s e r folgten jeweils einem ü b e r a u s k o m p l e x e n Entwurfsprozess, der, um verstanden zu werden, der Erläuterungen bedurfte. Seinen didaktischen Ursprung hatte das Buch daher nicht von ungefähr in einer Reihe von Vorlesungen Eisenmans an der H a r v a r d G r a d u a t e Schoo). Das Buch vollzieht in einer Reihe von analytischen Zeichnungen den Entwurfsprozess als e i n e Holge von Transformationen und Dekompositionen nach. Eisenman interessierte sich augenscheinlich nicht, wie beispielsweise Garl Larsson, für die Einheit von Leben, Kunst und Haus, oder, wie Walter Gropius, für den faktischen Herstellungs- prozess bis zur Serialisicrung, sondern nur noch für die entwurfsimma-
216 La casa d'artista senza artista: limitazione o o p p o r t u n i t ä ? nente Systematik. Die Architektur wird zu einer intellektuellen Kunst form, der akademische disegno steht explizit üher der handwerklichen Ausführung. Das E n d p r o d u k t des Prozesses ist daher konsequenterweise tatsächlich nur ein autonomes Buch, das der Realisierung der Architek tur nicht unbedingt bedarf. Der Leser kann diese Eigenart nur anhand der fehlenden Fotografien erschließen, er wird jedoch nicht explizit darüber informiert. Auch House VI, immerhin 1975 ausgeführt, war ein solcher selbst genügsamer Entwurf Eisenmans, kein Heim, sondern ein artifizielles Stück dreidimensionaler Kunst: «It has been described as a mathemati cal abstraction in a Copernican world, a " d r e a m of pure structure" where the role of the client seemed to be nil, and even as a nonplace, "tbfi opposite of home sweet home"». 4 2 Die Bauherrin Suzanne Frank nannte ihre 1994 erscheinende H a u s m o n o g r a f i e im Untertitel «The Client's Response», und schon hier wird deutlich, dass es sich um eine Gegen sicht handeln muss, die Thematisierung der Diskrepanz zwischen reinet Abstraktion und reiner Funktion: «[...] the house in itself has been a continous source of delight, if not always a place that protected us fron 1 rain and s n o w V Als Bauherrn! bedauert Frank die Trennung zwischen Entwurf und Ausführung, die sie zur vollständigen Erneuerung der Substanz des Hauses nach nur dreizehn Jahren gezwungen habe. 44 Der Architekt Pierre Zoelly zielte mit seinem Buch Anybody honte' schließlich selbst auf die Lücke zwischen dem architektonischen EntwU^ und der benutzten Architektur, die, durch die Zeit und ihre Bewohne 1 verändert, sich gegen diese und mit ihnen bewähren musste: «HavinS designed private houses [...], I suddenly became curious to know, wh* some of them had done to their owners or, vice versa, what the owne r S had done to them. 1 selected sevcn.»' s Im Extremfall endet eine solch' Befragung der Architektur nicht beim Bewohner, sondern bei alk" Nutzern, und so kommen im Film Koolhaas houselife, der als DVD 1,1 einem begleitenden Buch vertrieben wird, die Putzfrau Guadalupe Ace^ und andere Haushüter zu Wort, die aus ihrer Sicht Funktionieren l " H Versagen des Hauses vorführen, nicht ohne dabei ihre persönH^ Verbundenheit mit dem H a u s zu verheimlichen, die der Fürsorge einen Patienten nicht unähnlich ist.4" Ähnlich wiederum dem Eisenmanschen House X zielte Mario H a u s b u c h von 1989 auf den Beweis paradigmatischer Baukunst, jed oC ohne dessen Konsequenz /u erreichen. Das Haus entstand weniger einer Systematik des Entwerfens, als aus einer intuitiven Progress»0 Dennoch ist es das Ergebnis einer kontinuierlichen «recherche patien f t ' Das Buch, das anlässlich einer Ausstellung im M u s e o Vela erschi 1 nennt sich Mario Botta: tma COSA, und knüpft in dieser bestimm Unbestimmtheit vermutlich bewusst an die oben aufgezeigte Trad' r " der Bücher von Larsson (Ett //
217 Matthias Noell r f f F A C f IT AIDO I 0 S S I WITH ESSAYS IT V I H C l N t SCUUT AND «OHRT VIHTURI 5 Abb. 7 fcederic Schwartz (Hrsg.), l Mother's House. The ^'"httitm of Vanna Ventwi'l H o w e in Chestnut Hill, J * * York, 1992: Sc| iut2umschlag • LLBCLE [DITID ÄND IN T BODUC 1 RI/./OII in die Geschichte der Wohnhäuser ein: Alison und Peter Smithson publizierten 1986 ihr in den Jahren 1961/62 umgebautes Upper Lawn Cottage und provozierten auch damit eine Renaissance ihrer Architektur, Robert Venturi propagierte 1992 das zwischen 1959 und 1964 geplante und errichtete Mother's House, als «the first socalled postmodern build- ing», das es aufgrund seiner nicht eindeutig zu benennenden H a l t u n g vielleicht dennoch nicht sei: «It is not p o s t m o d e r n . » " Durch diesen und zahlreiche weitere Widersprüche stilisiert Venturi M u t t e r s H a u s zum enigmatischen und aus der Zeil gefallenen Vorbild (Abb. 7). Zu diesem Z e i t p u n k t aber kursierten längst andere Buchkonzepte. Die bildenden Künstler erinnerten sich des Medienduos H a u s und Buch, und publizierten erneut ihre erworbenen oder errichteten Häuser, nun weit a b von jeder programmarischen Entwurfstätigkeit oder Lebensreform. Es ist die Wechsel« u kung zwischen baulicher Hülle und Kunstproduktion, die in die monografische Darstellung führt. Bereits im J a h r 1988 w a r eine kombinierte 1 laus und Werkmonografie zu JeanPierre Raynaud publi ziert worden. 1993 zerstörte er sein Künstlerhaus, das zwischen 1969 und 1986 seine K u n s t begleitet und maßgeblich geprägt hatte, da es ihn in seiner künstlerischen Entwicklung zu hemmen begann. Den Abriss prozess, an dessen Ende wiederum Kunst entstand, dokumentierte er in Form einer weiteren H a u s m o n o g r a p h i e : La maison 1993.*" Richard Prince hingegen machte 2 0 0 5 sein neu erworbenes Landhaus und dessen Umgebung zum T h e m a seines Eotoessays Secotid House.'" Aber auch hier ging es nicht um ein Vorbild für Irgendjemanden, nicht um eine vorgelebte häusliche Existenz, sondern um das Verhältnis des Künstlers
218 La casa d'artista senza artista: limitazionc o opportunitä? Abb. 8 zur Kunst - reflektiert wiederum im künstlerischen Medium der Fotog r a ' Katharina G r o s s e ( H r s g . ) , Katharina Grosse. fie. Die fotografische Finkreisung, die ein gewissermaßen entleertes ui^ Ich wünsche mir ein grosses verwahrlostes, in jedem Fall aber unheimliches «Heim» zeigt, lässt ck,Ä Atelier im Zentrum der Stadt, Baden, 2009: H a u s als Bild und Installation vor dem Auge des Lesers erstehen, nie»1 Doppelseire 62-63 jedoch als Raum für Raum zu erfassende Architektur. Und s c h l i e ß t setzt sich auch Katharina Grosses jüngst erschienenes Buch Ich WÜttsCf1* mir em grosses Atelier im Zentrum der Stadt mit der notwendigen Kel.'- 1 tion zwischen ihrer Kunst und der sie behausenden Architektur a n ^ " ander, es ermöglicht deren Verbindung (Abb. 8)." Denn immer, wen Katharina von Grosses applizierter Kunst Farbe aussich der als zumeist temporäre Sprühpistole Installation in I'" 1 '" über raumbegrenze .(idth Strukturen ausbreitet, attackiert sie Architektur. Dennoch entstehen diese Werke in einem strengen architektonischen Beton-Gehäuse, ucr^" hier konzipiert und teilweise auch archiviert. Im Buch können die bc*iJ*-1 Raumsysteme miteinander in Kontakt treten und sich in einem Ji'' r t c ' begegnen.
Matthias Noell Anmerkungen Jean Gribenski, Veronique Meyer, Solange Vernois (Hrsg.), La maison de l'artiste. 1 Construction d'un espace de representations Kino kleine Auswahl der übergreifenden entre realite et imaginaire (XVIT- Publikationen zum Themenkreis: XX' siecles). Actes du colloque international, Reyner Banham, Ateliers d'Artistes. Paris Poitiers, du 8 au 10 novembre 2005, Studio Howes and the Modern Mouvement, Rennes, 2007. in The Architectural Review, Bd. 120, H. 714, 1956, S. 7583; Claude Arthaud, 2 Les maisons du genie, Paris, 1967; Francois Vgl. u.a. Beatrice von Bismarck, Chaslin, «De l'architecture de l'atelier», in «Künstlerräume und Künstlerbilder. Zur heuilles, Nr. 7, Winter 1984, S. 1929; Jean Intimität des ausgestellten Ateliers», Sagne, L'Atelier du photographe 1840-1940, in Sabine Schulze (Hrsg.), Innenleben. Paris, 1984; Christine HohSlodczyk, Die Kunst des Interieurs. Vermeer bis Das Haus des Künstlers im 19. Jahrhundert, Kabakov, Ostfildern, 1998, S. 312321; München, 1985 (Materialien zur Kunst Ekkehard Mai, «Atelier und Bildnis. des 19. Jahrhunderts 33); Eduard Hüttinger Künstler über sich selbst», in Ekkehard Mai, (Hrsg.), Künstlerhäuser von der Renaissance Kurt Wettengl (Hrsg.), Wettstreit der Künste. bis zur Gegenwart, ZürichMünchen, 1985; Malerei und Skulptur von Dürer bis JeanClaude Delorme, Les villas d'artistes Daumier, Wolfratshausen, 2002, S. 110125; a Paris de Lotus Sät ä l.e Corbusier, Paris, Andrea Beate Kleffmann, Atelierdarstellungen 1987; John Milner, The Studios of Paris. im 18. und 19. Jahrhundert, Essen, 2000; The Capital of Art in the l.ate Nineteenth Katja Kleiner!, Atelierdarstellungen Century, New Havenl.ondon, 1988; in der niederländischen Genremalerei des HansPeter Schwarz, Heike Lauer, 17. Jahrhunderts. Realistisches Abbild oder Jörg Stabenow (Hrsg.), Künstlerhäuser. glaubwürdiger Schein?, Petersberg, 2006; Eine Architekturgeschichte des Privaten, Ateliers: l'artiste et ses tieux de creation dans Ausstellungskat., Frankfurt a. M., 1989; les collections de la bibliotheque Kandinsky, HansPeter Schwarz, Das Künstlerhaus. Ausstellungskat., Paris, 2007; Michael Diers, Anmerkungen zur Sozialgeschichte des Monika Wagner (Hrsg.), Topos Atelier. Genies, Braunschweig, 1990 (Schriften Werkstatt und Wissensform, Berlin, 2010. des Deutschen Architekturmuseums zur Architekturgeschichte und Architekturtheorie); 3 Sylvia M . i t t l W u r m (Hrsg.). Interieurs. Anonym («Von einer Dame»), «Vandalismus Wiener Künstlerwohnungen 1830-1930, eines Weibes. Vernichtung von Pope's Ausstellungskat., Wien, 199091; Villa», in London und Paris, Bd. 20, 1807, Brigitte l anger. Das Münchner S. 102106. Künstleratelier des Historismus, Dachau, 1992; Anatxu Zabalbeascoa, Les architectes 4 et leur maison, Paris, 1997; Ceorges Poisson, Ahnlich dazu MongiVollmer, Das Atelier Les maisons d'ecrivain, Paris, 1997; des Malers..., op. cit., S. 28 f. und Jörg Stabenow, Architekten wohnen. Ihre Philip Lirsprung, «A Eace in the Crowd. Domizile im 20. Jahrhundert. Berlin, 2000; Katharina Grosses Künstlerhaus», in Elisabeth Spitzbart, «"Orte des Schreibens" Katharina Grone (Hrsg.), Katharina Grosse. Anmerkungen zu Dichterhäusern des Ich wünsche mir ein grosses Atelier im 20. Jahrhunderts und ihren geistes Zentrum der Stadt, Baden, 2009, S. 110118, geschichtlichen Voraussetzungen», in besonders S. 113. Zum Verhältnis von architectura. Zeitschrift für Geschichte Garten und Atelier vgl. den Beitrag von der Baukunst. Bd. 31, Nr. 1, 2001, S. 126; Sibylle Hoiman in diesem Band. Atelierhäuser: Von der Gründerzeit bis zur Moderne. I hemenhett Kunst + Architektur 5 in der Schweiz, Jg. 53, Nr. 3, 2002; Zum Thema Atelier und Künstlerhaus vgl. Jon Wood, Stephen Heeke, Penelope Curtis u.a. die folgenden, thematisch verwandten (Hrsg.), Close iincounters. The Sculptor's Texte des Autors: «"Choisir entre l'individu Studio in the Age of the Camera, a lc Standard." Das Künstlerhaus bei Ausstellungskat., l.eeds, 200102; Gropius, l.e Corbusier, Van Doesburg, Bill, Kva MongiVollmer, in Isabelle Ewig, Thomas W. Gaehtgens, Das Atelier des Malers. Die Diskurse eines Matthias Noell (Hrsg.), Das Bauhaus und Raumes in der zweiten Hälfte des l-rankreich. l.e Bauhaus et la France, Berlin, /9. Jahrhunderts, Berlin, 2004; 2002 (Passagen. Jahrbuch des Deutschen Dominique de 1 ontRcaulx, Dans l'atelier, Forums für Kunstgeschichte 4), S. 831 15; Ausstellungskat., Paris, 2005; Sabine Autsch, «La maison de Theo van Doesburg ä Michael Grisko, Peter Seibert (Hrsg.), Atelier Meudon. l.aboratoire de la vie moderne», und Dichterzimmer in neuen Medienweiten. in Gribenski, Meyer, Vernois (Hrsg.), Zur aktuellen Situation von Künstler- und La maison de l'artiste..., op.cit., S. 105113; I tteraturbäusern, Bielefeld, 2005;
220 La casa d'artista senza artista: limitazione o opportunitä? Matthias Noell, Im Laboratorium 12 der Moderne. Das Atelierwohnhaus Horace Walpole, A-'.des Walpoüante: or, a von Theo van Doesburg in Meudon, Description of tbe C.ollection of l'ictures at Zürich, 2011. Z u m Thema Buch und Houghton Hall in Norfolk, the Seal of tbe Architektur: «"Nicht mehr Lesen! Sehen!" - Rigbt Honourable Sir Robert Walpole, Le livre d'architecture de langue allemandc EÖrl of Orford, London, 1747; dans les annees vingt», in Jean-Michel Larissa Dukelskaya, Andrew Moore (Hrsg.), Leniaud, Beatrice Bouvier (Hrsg.), Le livre A Capital Collection: Houghton Hall d'architecture. XV-XX' siede. Edition, and tbe Hermitage. With a Modern Edition representation et bibliotheques, Paris, 2002 of Aedes Walpolianae, Horace Walpole's (Ktudes et rencontres de l'Ecole des Charta Catatogue of Sir Robert Walpole's 11), S. 143-156; Das Haus und sein Ruch. C.ollection, New Häven-London, 2002. Moderne Buchgestaltung im Dienst der Architekturvermittlung, Basel, 2009 13 (Standpunkte Dokumente 1). Walpole, A Description of the Villa..., op. cit., 1784, S. II. Auch Horace Walpoles 6 Sammlung wurde 1842 schließlich Joseph Furttenbach d. Ä., Architectura versteigert, vgl. A Catalogue of tbe Classic Privata. Das ist: Gründtliche Beschreibung, Contents of Strawberry Hill Collected Neben conterfetischer Vorstellung, inn was by Horace Walpole, London, 1842. Form und Manier, ein gar Irregulär, Bürgerliches Wohn-Hauß [...], Augsburg, 14 1641. Hope, Household lurniture..., op. cit., S. 3-4. 7 15 Ibid., S. 25. Ibid., S. 4, I 1. 8 Mattheus Remboldt, Johann Schultes, 16 «Günstiger I.eser?», in ibid., unpaginierte John Britton, The Union of Architecture, Einleitung. In gewisser Weise übernimmt Sculpture and l'ainting, Exemplified by 1 das Buch über bürgerliche (Künstler-)Häuscr Series of lllustrations, with Descriptive sukzessive die Aufgabe der höfischen Accounts of tbe House and Calleries of Architekturstichwerke, die in der Zeit John Soane, London, 1827, S. 22 f. um 1800 verschwinden. Vgl. hierzu 17 Michaela Völkel, Das Bild vom Schloss. John Soane, Description of tbe House ': Strawberry-Hill, 1784, unveränderter di Tiziana Vecellio, delle tut case in C**" Nachdruck der 2. Auflage, London, 1964; c in Venetia e delle vite de' suai /igli, I hoöMf I lope, Household l urniture and Udine, 1823; Melchiorre Missirini, Interior Decoration Exccutcd /rom Designs Del tempio eretta in Possagno da Anw«'0 by Thomas Hope, London, 1807, reprint Canova esposiiione, Vene/ia, I S ! >; London, 1970; John Soane, Description of Albrecht Dürer-l laus-Stiftung (Hrsg.). tbe House and Museum on the North Side Albrecht Durer s Wohnhaus und sein' of Lincolns Inn- Eields, the Residence of Sir Geschichte, Nürnberg, 1896. John Soane, London, 1830. 21 |ohn ' l.uidius I o u d o n . Ehe Suburhaii I1 Gardentr and Villa Companion, ' IK u'.rl Walpole, A Description of the Villa.... 1838. Zu seinem eigenen Haus und op. cit.. 1784, S. IV. vgl. S. 325-350. I
Matthias Noell 22 33 Ludwig Persius, «Beschreibung eines Kuno Graf von Hardenberg, «Das Haus von bei Potsdam erbauten Wohnhauses», Alexander Koch», in Alexander Koch, in Allgemeine Bauzeitung, Nr. 4, 1839, Das Haus eines Kunstfreundes. Haus S. 235-238, Taf. 306-311, hier S. 235. Alexander Koch, Darmstadt, 1926, S. 6. 23 34 Fritz von Ostini, Villa Franz von Stuck, Ibid., S. 235, 238. Darmstadt, o. J. 11909| (Sonder-Druck der Innen-Dekoration. Zeitschrift für 24 Wohnungskunst und den gesamten inneren Ausbau, H. 20, 1909). Ibid., alle Zitate S. 238. 35 25 Erich Mendelsohn, Neues Haus. Neue Welt Regierung Potsdam an Friedrich Wilhelm Berlin, 1932. III., Potsdam, 16. April 1836, in Stiftung l'reulsische Schlösser und Gälten Berlin- 36 Brandenburg (Hrsg.), Ludwig Persius [Friedrich] v.|on] Manikowsky, (1803-1845). Bauberichte, Briefe und «Das Antwerpener Rubens-Haus auf der architektonische Gutachten - eine Brüsseler Weltausstellung 1910 und seine kommentierte Quellensammlung, Wiederherstellung», in Zeitschrift für Berlin, 2008, S. 731. Bauwesen, Jg. 61, 1911, Sp. 383-398 26 und Atlas Bl. 40-42, hier Sp. 383. Vgl. z. B. zu O t t o Wagner: V. S., «Hin Wohnhaus am Wienerwalde» und 37 «Hin Absteigquartier», in Ver Sacrum, )g. 3, Henri Blomme, La Maison Rubens, Nr. 19, 1900, S. 290-294, 295-298. Antwerpen, 1910. Zu Auguste Perret: l'dmond Uhry, «Une maison ä Paris», in l.'Art decoratif. 38 Revue mcnsiicHe d'art contemporain, Jg. 6, Vgl. hierzu Matthias Noell, «"Ich aber Nr. 71, 1904, S. 51-60. bin entstellt von Ähnlichkeit mit allem, 27 was hier um mich ist." Das Motiv des Frnst Wilhelm Bredt, «Die Wohnstätte eines architektonischen Selbstporträts in Literatur Maler-Fürsten als Vorbild für J e d e r m a n n s und Architektur-, in Andreas Beyer, Heim», in Illustrierte kunstgewerbliche Ralf Simon, Martino Stierli (Hrsg.), Zeitschrift für Innendekoration, Jg. 9, Bilder des Architektonischen, Tagungsband Juli-Heft, 1898, S. 97-106. Zu den Basel 2009, erscheint voraussichtlich 2012. Münchner Künstlervillen vgl. den Beitrag von Isabel Haupt in diesem Band. 39 Adolf Meyer, Ein Versuchshaus des 28 Bauhauses in Weimar, München, 1925 Carl Teufel, Ateliers Mimebener Künstler, (Bauhausbücher 3). 3 Bde., München, 1889-90; Brigitte Langer, Das Münchner Künstleratelier des 40 Historismus, Dachau, 1992. Koch, Das Haus eines Kunstfreundes,.,, op. cit.; Fritz August Breuhaus, Das Haus 29 in der Landschaft. Ein Landsitz unserer Zeit Carl I.arsson, Ett Hern. 2S Maininger med nach den Entwürfen des Architekten Eritz Text afCarl Ursson, Stockholm, 1899. August Breuhaus, Stuttgart, 1926; Bruno Taut, Ein Wohnbaus, Stuttgart, 1927; 30 Paul Schultze-Naumburg, Saaleck. Carl Larsson, l.asst Ucht hinein. Ein Buch Bilder von meinem Hause und Garten von Wohnzimmern, von Kindern, von Dir, in der Thüringer Landschaft, Berlin, 1927; von Blumen, von allem, übersetzt von Fileen Gray, Jean Badovici, Maison Hrnst Potthoff, Berlin, |1911|, unpag. en bord de mer: E.10T7, Paris, 1929 (Separatdruck aus l.'Architecture vivante); 31 Robert Malier-Stevens, Une demeure 19 54, Larsson, Ett Hern..., op. cit., S. 2 Boulogne-Billancourt, 1934; I.e Corbusier, (Übersetzung des Verfassers). Une petite maison 1923, Zürich, 1954 (Les carnets de la recherche patiente I). 32 Kurt Breysig, «Das Haus Peter Behrens. Mit einem Versuch über Kunst und Leben», m Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 9, 1901-02, S. 133-150; Karl Scheffler, Das Haus Bebrens, München, 1901 (Sonderdruck aus Dekorative Kunst, Jg. 5, Bd. 9, 1901, S. 1-48).
222 La casa d'artista senza artista: l i m i t a z i o n e o o p p o r t u n i t ä ? 41 Alexander Wcichbergcr, Das Goethehaus am frauenplan. Die Geschichte des Hauses von der Erhaltung his zu Goethes Zeit, Weimar, 1932; Werner Körte, Der Palazzo Zuccari in Rom: sein Freskenschmuck und seine Geschichte, Leipzig, 1935 (Römische Korschnngen der Bihliothcca llerrziana 12). 42 Roberto de Alba, «Kditor's Note», in Suzanne Krank, Peter Eisenman's House VI. The dient's Response, New York, 1994, S. 7; Peter Kisenman, House X, New York, 1982. 43 Krank, Peter Eisenman's..,, op. cit., S. 50. 44 Ibid., S. 51. 45 Pierre Zoelly, Anybody Home? Architectural Notes, Basel, 1995, S. 5. Vgl. hierzu auch «House: After Kive Years of I.iving» (1955), in The Films of Charles & Ray Farnes, Vol. 2, Chatsworth, 2000 |DVD-Video|. 46 Kooibaat boussüfe. A K'ilm by Da Beka & Louise I.emoine, Rome, 2008. 47 Mario Botta, Mario Rotta. Una casa, Ausstellungskat., I.igornetto, 1989. 48 Alison Margaret Smithson, Upper l.awn. Solar Pavillon Folly, Barcelona, 1986; Robert Venturi, • Mothcr's House, 25 Years Later», in Krederic Schwärt/ (Hrsg.), Mothcr's House: the Evolution of Vanna Venturi's Flouse in ('.besinnt Hill, New York, 1992, S. 34-38, besonders S. 37, 38. 49 Dcnyse Durand-Ruel, Yves Tissicr, Bernard Wauthier-Wurmser, jean-Pierre Raynaud. La maison 1969-1987, Paris, 1988; lean-Pierre Raynaud, La maison 199.1, Paris, 1993. 50 Richard Printe, Second House, New York- Köln, 2005. Iih verdanke I rank Boehm den Hinweis auf dieses Buch, vgl. auch seinen Beitrag in diesem Band. 51 Grotte (Hrsg.), Katharina Grosse..., op. cit.
Matthias Noell Zusammenfassung Künstlerhäuser sind, seien sie nun isoliert oder im Kontext von Künstler kolonien errichtet, immer eine Form der Selbstdefinition ihrer Bewohner und ihrer kunsttheoretischen und gesellschaftlichen Position. Aber auch umgekehrt positioniert sich die Gesellschaft nirgends so direkt zum Künst ler wie in dessen Atelier. Das Künstleratelier ist zugleich Ort künstlerischen Schaffens und O r t intimer Kunstbetrachtung. Christine HohSlodczyk hat dies in ihrer wegweisenden Studie, die 1977 als Dissertation vorgelegt wurde und unter dem Titel Das Haus des Künstlers im 19. Jahrhundert 1985 in Buchform erschien, dargelegt. Schon früh w u r d e n diese O r t e der Künstlerverehrung publiziert, zunächst vor allem in Form von Guidenliteratur für Reisende. Das Atelier Tizians in Venedig wurde beispielsweise schon 1833 in einer M o n o g r a p h i e publiziert. M i t A u f k o m m e n der Lebensreformbewegun gen und den Reformbewegungen in Kunstgewerbe, Architektur und Kunst um 1890 gesellte sich aber mit dem Willen der Entwicklung einer allgemeingültigen neuen Lebens und W o h n f o r m eine weitere Kompo nente hinzu. Das Künstlerhaus als Spiegelbild seines Bewohners sollte nun auch für größere Kreise der Bevölkerung als Vorbild dienen können, als ideales Heim einer zukünftigen Gesellschaft. Dazu wurde das Künstler haus seit etwa 1900 vielfach in Ausstellungen einer größeren Besucher schaft zugänglich gemacht und durch Fotografien und Beschreibungen publiziert. Aus diesen gleichermaßen verlegerischen wie propagandisti schen Bestrebungen entwickelte sich eine neue Buchgattung, die moderne Hausmonographie, die das H a u s des Künstlers in seiner Rezeption begleitete. Der Beitrag will die Verwandlung des Künstlerhauses a n h a n d der verschiedenen zeitgenössischen Publikationen herausarbeiten und zur Diskussion stellen.
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