Labels als Mittel der Informationsarchitektur - über die effiziente Repräsentation von Inhalten im WWW - Universität des ...

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Labels als Mittel der Informationsarchitektur
- über die effiziente Repräsentation von Inhalten im WWW

Ilse Harms und Heinz-Dirk Luckhardt
Informationswissenschaft

                                                                                        Während im Rahmen von orts- und
 Zentrale, traditionelle Themen der Informationswissenschaft erhalten bei der Ge-       zeitgleichen mündlichen Kommunika-
 staltung und Nutzung von Informationssystemen im World Wide Web (WWW)                  tionsakten/Dialogen eine gemeinsame
 eine neue Bedeutung und neue Anwendungsgebiete: Gestaltung von Benut-                  Verständigungsbasis hergestellt wird, in
 zungsschnittstellen, Benutzungs-, Bedarfs- und Systemanalyse, Usability Engi-          dem die vorhandenen gegenseitigen
 neering and Testing, Wissensrepräsentation, Informationspräsentation. Die He-          Annahmen und Erwartungen durch dy-
 rausforderungen des neuen Mediums WWW in Bezug auf diese traditionellen                namische Interaktionen in Form von
 Aufgaben werden anhand des Labeling, also der Benennung von Informations-              Rückkopplungsprozessen weiter ausge-
 objekten auf Webseiten, aufgezeigt.                                                    formt werden, unterstützen bezie-
                                                                                        hungsweise limitieren verschiedene
                                                                                        Kommunikationstechnologien diese
Das Problem, das im Folgenden be-            von (Firmen)Insidern verstanden wer-       Möglichkeiten in unterschiedlichem
schrieben wird, tritt nicht nur im World-    den, nicht aber von externen Nutzern       Ausmaß. Das Spektrum der Kommuni-
wide Web auf, sondern muss überall           (etwa Neukunden)                           kationskanäle zur Unterstützung der
dort gelöst werden, wo auf engstem                                                      Interaktionsaktionsprozesse diktiert da-
Raum mehr oder weniger komplexe              • Unverständlichkeit: Der Benutzer
                                             muss zuerst einem Link folgen, um          mit den Aufwand und die Techniken,
Sachverhalte darzustellen sind. Dabei                                                   die die Kommunikationspartner zur Er-
kann es sich um einen Buchdeckel oder        zu verstehen, was sich dahinter verbirgt
                                             (trial-and-error-Prinzip).                 reichung ihres Kommunikationsziels
ein CD-Cover handeln, ein Hinweis-                                                      auf- bzw. anwenden müssen. Die Stra-
schild an einem Gebäude oder eben die                                                   tegien zur gemeinsamen Entwicklung
Eingangsseite zu einer Website bzw. ei-      Sprache als Kommunikationsmittel
                                                                                        einer gemeinsam geteilten Wissenbasis
ne beliebige Seite im WWW: es soll mit                                                  verändern sich mit dem jeweiligen
möglichst einfachen, aber für alle           Die meisten der genannten Probleme
                                                                                        Kommunikationsmedium, wie beispiels-
„Benutzer” verständlichen Mitteln dar-       sind darauf zurückzuführen, dass die
                                                                                        weise Clark & Brennan (1991) anhand
gestellt werden, um was es sich han-         Sprache ihre Funktion als Medium sym-
                                                                                        der Analyse von Kommunikationspro-
delt, wie die inhaltliche Struktur ist und   bolisch vermittelter Interaktion nur un-
                                                                                        zessen aus psycholinguistischer Sicht
wie man mit dem Informationsobjekt           genügend erfüllt. Das sprachliche Zei-
                                                                                        durch ihr Fazit „Grounding changes
umgeht. In diesem Artikel geht es um         chen ist nicht das Abbild der Wirklich-
                                                                                        with the medium” belegen.
Text- und Bild-Labels (Etiketten), ge-       keit, sondern eher eine durch gesell-
nauer um die „Benennung” von Links           schaftliche und individuelle Erfahrun-
                                             gen geprägte Rekonstruktion der Welt.      Die Media Richness Theory (Daft &
im Worldwide Web. Welchen Namen
                                                                                        Lengel 1986; Trevino, Daft & Lengel
gebe ich einem Link, welches Ikono-
                                             Missverständnisse auf der semantischen     1990) definiert den Reichtum einer
gramm benutze ich, um den damit ver-
                                             Ebene, bei denen Kommunikationspart-       Kommunikationstechnologie durch die
bundenen Inhalt verständlich auszu-
                                             ner, die derselben Sprachgemeinschaft      Anzahl der zur Verfügung stehenden
drücken? Die Schwierigkeiten dabei
                                             angehören, jeweiligen sprachlichen         Kanäle zur Übertragung von sozialen
sind vielfältiger Natur:
                                             Symbolen unterschiedliche Bedeutun-        Kontexthinweisen, um Mehrdeutigkeit
• Mehrdeutigkeit: Das Klicken auf ein        gen zuweisen, erklären sich aus zwei       zu reduzieren. Mit der Zunahme der
Hyperlink oder einen Button führt nicht      semantischen Grundpostulaten: dem          Kanäle verringert sich die Mehrdeutig-
zum gewünschten Ziel, weil man sich          Postulat der Nicht-Identität (das Wort     keit. Da das Web nicht die Möglichkeit
unter dem Link- oder Buttonnamen             ist nicht die Sache, die es bezeichnet)    umgehender Rückkopplung bieten, um
(oder dem Icon auf dem Button) etwas         und dem Postulat der Unvollständigkeit     den gegenseitigen Verstehensprozess
Anderes vorgestellt hat (Holzweg-Syn-        (das Wort repräsentiert die Sache nicht    zu erleichtern bzw. zu garantieren,
drom oder kognitive Falle)                   zur Gänze). Beide Postulate gehen auf      muss dies kompensiert werden, damit
                                             den polnischen Sprachwissenschaftler       Mehrdeutigkeit von vorneherein mini-
• Spezifität: Die Rubriken eines Webka-      Korzybski zurück, dessen Ideen vorwie-     miert werden. Eine Erklärung dafür, wa-
talogs lassen nicht genau erkennen,          gend auf indirektem Weg über seine         rum dem nicht Rechnung getragen
welche Objekte sich dahinter verber-         Schüler verbreitet wurden (vgl. Burkart    wird, geben Rosenfeld und Morville in
gen, weil die gewählten Benennungen          (1998), S. 92). Auf der pragmatischen      ihrem Buch „Information Architecture
vage (oder zu spezifisch) sind               Ebene ist es die Kontextsensitivität der   for the World Wide Web” (2002, 76) –
                                             Sprachhandlung, die die Interpretation     für Text-Labels – so: „... spoken langu-
• Jargon: Die Navigationsleiste einer        der damit intendierten Bedeutung be-       age is essentially a labeling system for
Webseite enthält Benennungen, die nur        gleitet.                                   concepts and things. Perhaps we con-

magazin forschung 1/2003                                                                                                     39
stantly label, we take the act of labeling   müssen dem Medium entsprechend             den der Terminologiearbeit auf, die sich
for granted. That’s why the labeling on      angepasst werden. Welchen Anforde-         mit dem Zusammenhang von Begriffs-
web sites is often poor ...”                 rungen müssen Labels genügen, damit        und Bezeichnungssystemen beschäftigt
                                             sie den veränderten Bedingungen des        und sich dabei z.B. der Verfahren der
Klassische Verfahren der Wissensre-          Groundings entsprechen?                    Klassifikation und der Terminologischen
präsentation                                                                            Kontrolle bedient. Bei der Klassifikation
                                             Zielsetzung der Gestaltung von Web-        geht es vor allem um Begiffsinhalt und
Rahmstorf hat in seinem „Quadrat der         Sites und damit auch des Einsatzes von     Begriffsumfang, die zueinander in einer
Wissensorganisation” dargestellt, wel-       Labels ist die Steuerung der kognitiven    reziproken Beziehung stehen. Dabei ist
che Faktoren bei der Organisation und        Prozesse. Grundsätzlich gilt: „Textver-    der Begriffsinhalt (Intension) die Ge-
Darstellung von Wissen eine Rolle spie-      stehen ist ein sowohl textgeleiteter wie   samtheit der Merkmale, die eine ge-
len und wie Sie in die Prozesse von          wissensgeleiteter aktiver konstruktiver    dankliche Zusammenfassung von indi-
Sprachproduktion und -rezeption ein-         kognitiver Prozess, in dem Textinforma-    viduellen Gegenständen und die ge-
gebettet sind (vgl. Graphik). Der Teil-      tionen und bestehende Wissensstruk-        genseitige Abgrenzung ermöglichen.
prozess, um den es hier geht, ist der        turen, Interesse und Zielsetzung eine      Der Begriffsumfang (Extension) ist die
Schritt vom „Begriff” zur „Benen-            Rolle spielen” (Tergan 1993). Inhalte      Gesamtheit aller individuellen Gegen-
nung”, und zwar in konkreten Situa-          sollen am Vorwissen der Leser an-          stände, die sämtliche Merkmale dieses
tionen. So müssen in Gesprächen oder         knüpfen und die mit den gewählten Be-      Begriffs haben.
geschriebenen Texten ständig Labels          nennungen der Labels intendierten Be-
(Etiketten) für die Dinge produziert         deutungen sollen sich dem Leser er-
werden, über die geredet / geschrieben       schließen. Sie müssen sachgerecht und
                                                                                           Presse
wird. Es wird mehr oder weniger unbe-        nutzerorientiert sein und damit die At-
wusst im Hinblick auf den Gegenüber          tribute aufweisen, die die informatio-        Kontakt
und den ganz spezifischen Kontext for-       nellen Mehrwerte konstituieren. Labels
muliert, in dem das Gespräch statt-          müssen damit die Sprache der Leser         Veranschaulichen lässt sich dies am Bei-
findet. Der Gesprächspartner kann die-       sprechen und die Inhalte adäquat ab-       spiel der Labels „Presse” und „Kon-
sen Kontext zur Dekodierung der Bot-         bilden, d.h. den Inhalt der Website re-    takt” im Webangebot des Weltkultur-
schaft nutzen und gegebenenfalls um          flektieren. Dazu muss man die (üb-         erbes Völklinger Hütte (http://www.
Klärung bitten. „Botschaften” in Form        lichen) Leser (oder „Web-Benutzer”)        voelklinger-huette.org/). Bei „Presse”
von Labels auf Webseiten kommen in           und ihre Sprache kennen und einen          ist der Begriffsumfang zu groß, d.h.
einem ganz anderen, meist wenig aus-         Weg finden, die Inhalte auf Labels her-    nicht eindeutig genug, da er Angebote
geprägten Kontext daher und müssen           unterzubrechen.                            an die Presse, Pressespiegel und – bei
aus sich heraus verstanden werden,                                                      der Verwendung im technische Kontext
d.h. ohne dass man den Autor nach der        Diese Aufgaben betreffen die Wis-          des Gesamtinhaltes der Website – auch
Bedeutung fragen kann.                       sensrepräsentation, ein Kernthema der      das technische Werkzeug „Presse” um-
                                             Informationswissenschaft. So setzt die     fasst. Im aktuellen Beispiel ist mit dem
Es sind Kompensationstechniken er-           Vorgehensweise beim Labeling in wei-       Label „Presse” ein Verweis auf Pres-
forderlich: Techniken des Groundings         ten Teilen auf den klassischen Metho-      semitteilungen verbunden. Während
                                                                                        bei der Erarbeitung von fachübergrei-
                                                                                        fenden Indizes der Begriffsumfang auf
                                                                                        der Realdefinition (damit soll das „We-
                                                                                        sen” einer Sache unter unterschied-
                                                                                        lichen Aspekten voll erfasst werden)
                                                                                        aufsetzt, erledigt sich das Problem beim
                                                                                        Labeling, da die Bezeichner oder Labels
                                                                                        nicht isoliert stehen, sondern der Be-
                                                                                        giffsinhalt durch den Kontext der Web-
                                                                                        site vereindeutigt wird. Es handelt sich
                                                                                        dabei um eine Nominaldefinition, deren
                                                                                        Gültigkeit in der Zweckmäßigkeit, der
                                                                                        Praktikabilität und Nützlichkeit liegt. So
                                                                                        wird auf einer Webseite, auf der es um
                                                                                        Möbel geht, „Bank” eher als Möbel-
                                                                                        stück verstanden. „ASTRA” bezeichnet
                                                                                        auf der Seite „Mediendaten Südwest”
                                                                                        einen Satelliten und auf der „Opel”-
                                                                                        Seite einen Autotyp, ohne dass dif-
                                                                                        ferenziert werden muss.

                                                                                        Das Label „Kontakt” in der Naviga-
                                                                                        tionsleiste der Website zur Völklinger
Abb. 1: Quadrat der Wissensorganisation nach Rahmstorf, vgl. Rahmstorf                  Hütte ist hingegen zu eng für das, was
        (1997)                                                                          sich dahinter verbirgt. Neben den tele-

40                                                                                                    Universität des Saarlandes
phonischen, schriftlichen und persön-       sentation, spielt auch bei der Gestal-          Verarbeitung natürlicher Sprache:
lichen Kontaktmöglichkeiten finden sich     tung von Webseiten eine wichtige Rol-           http://www.is.uni-sb.de/studium/
hier – in der Unterrubrik „Information”     le. Repräsentationsformen wie Klas-             handbuch/infoling/thesnlp.php
– auch die Eintrittspreise. In die Haupt-   sifikationen und Thesauri, linguistische
Navigationsleiste gehört eigentlich der     Termini wie „Homonyme” und „Syno-              • Zum Thema „Mehrdeutigkeit” (in
umfassendere Begriff „Information”,         nyme” und Methoden wie „terminolo-               Englisch): http://www.is.uni-sb.de/
der ja „Kontakt” einschliesst – nicht       gische Kontrolle” und „Extraktion und            studium/handbuch/infoling/ambi/in
umgekehrt.                                  Addition von Stich- bzw. Schlagwör-              dex.php
                                            tern” lassen sich hier ebenso anwenden
Terminologische Kontrolle                   wie seit Jahrzehnten schon im In-              • Weitere Erläuterungen in T-REX, dem
                                            formations- und Dokumentationswe-                Terminologiehandbuch der Informa-
Eines der zentralen Themen der Infor-       sen (IUD).                                       tionswissenschaft: http://server02.is.
mationswissenschaft, die Wissensreprä-                                                       uni-sb.de/trex/
                                            Gemeinsamkeiten zeigen Klassifikatio-
                                            nen und Websites hinsichtlich ihrer            Traditionell wird mit „terminologische
Kleines Glossar „Information und
                                            (hierarchischen) Struktur und der An-          Kontrolle” eine Methode bezeichnet,
Dokumentation”
                                            forderungen an Inhalte. Der abzubil-           die sicher stellen soll, dass Entwickler
Fachinformation                             dende Gegenstand soll vollständig er-          und Nutzer von Informationssystemen
... ist fach- und sachbezogene Infor-       fasst sein und der Begriffsumfang der          dieselbe Sprache sprechen. Es wird im
mation für Fachleute zur Problemlö-         einzelnen Klassen sollte ausgewogen            Rahmen der Terminologiearbeit eine
sung in Industrie, Gewerbe, Verwal-         sein. Für die Repräsentation von Inhal-        Art „Filter” entwickelt, der die Be-
tung, Forschung und Ausbildung              ten durch Labels ergeben sich daraus           schreibung von Inhalten und die Suche
                                            die Forderung nach Vollständigkeit und         nach Inhalten auf eindeutige Bezeich-
Indexierung                                 konsistenter Granularität.                     nungen fokussiert. So soll dem Problem
... ist die Beschreibung des Inhalts von                                                   begegnet werden, dass bestimmte Be-
Texten, Bildern etc. durch Stich- und       • Vollständigkeit: Offensichtliche (in-        griffe unterschiedlich benannt werden
Schlagwörter                                  haltliche) Lücken in Labeling-Syste-         (Problem der Synonymie: „Sonnabend”
                                              men verwirren die Leser. Die gewähl-         und „Samstag” bezeichnen denselben
Information Retrieval                         ten Labels sollten zusammen die ab-          Wochentag) bzw. ein und dasselbe
... ist ein (elektronisches) Verfahren        gebildete Welt dahinter angemessen           Wort verschiedene Bedeutungen hat
zur inhaltlichen Beschreibung und             repräsentieren.                              (Problem der Homonymie, z.B. „Bank”
zum Wiederfinden hauptsächlich von                                                         als Kreditinstitut oder als Sitzmöbel).
Textdokumenten in großen Doku-              • Granularität: Die Labels sollten im          Wichtige Werkzeuge der terminolo-
mentsammlungen                                Grad ihrer Spezifität übereinstimmen,        gischen Kontrolle sind – neben den
                                              d.h. sie sollten – wenn man sie sich als     Klassifikationen – die Thesauri. Sie um-
Stichwörter und Schlagwörter                  Teil einer Klassifikation vorstellt – alle   fassen alle in einem Wissensgebiet be-
... werden im Dokumentationswesen             auf derselben Hierarchiestufe stehen         nutzten Benennungen und Begriffe und
zur Repräsentation von Inhalten ver-          und nicht unterschiedlichen Ebenen           die semantischen Beziehungen zwi-
wendet (vgl. unten: Indextermini              entstammen. Ein Autoteile-Anbieter           schen ihnen und legen fest, wie die Be-
), wobei Stichwörter           sollte also in der Hauptnavigations-         griffe unzweideutig benannt werden. In
dem zu beschreibenden Text ent-               leiste z.B. nicht anbieten: Fahrwerk,        Information-Retrieval-Systemen sind
nommen werden und Schlagwörter in             Antriebstechnik, Elektrik, Wagenhe-          Thesauri in der Regel verbindlich in dem
diesem Text selbst nicht vorkommen,           ber, Schneeketten ...                        Sinne, dass nur mit den im Thesaurus
vom Autor zur Beschreibung aber als                                                        enthaltenen Bezeichnungen gesucht
Ergänzung für sinnvoll gehalten wer-        Zu den angesprochenen Themen sei               werden darf, z.B. in Online-Datenban-
den.                                        auf einige Artikel im Virtuellen Hand-         ken. Diese strenge Einschränkung kann
                                            buch Informationswissenschaft verwie-          natürlich für das Labelling nicht gelten.
Terminologische Kontrolle                   sen:                                           Hier kann eine terminologische Kontrol-
... soll sicher stellen, dass bei der In-                                                  le z. B. in der Form Anwendung finden,
formationsaufbereitung und der In-          • Virtuelles Handbuch Informations-            dass für Labels die innerhalb einer Fach-
formationssuche Einvernehmen über             wissenschaft: http://www.is.uni-sb.          community wichtigen und allgemein
die verwendeten Begriffe und Be-              de/studium/handbuch/index.php                akzeptierten Bezeichnungen benutzt
zeichnungen herrscht. Die Beschrei-                                                        werden.
bung von Inhalten und die Suche             • Besonderheiten des Indexierens und
nach Inhalten wird auf eindeutige             Abstrahierens    von     Webseiten:          Auf die allgemeine Suche im WWW
Bezeichnungen fokussiert.                     http://www.is.uni-sb.de/studium/             (mithilfe von Suchmaschinen) bezogen:
                                              handbuch/ir-www.php                          in der Synonymie-/Homonymiepro-
Thesaurus                                                                                  blematik liegen die Gründe dafür, dass
... – eine Zusammenstellung von Ter-        • Automatische und intellektuelle Inde-        Suchmaschinen oft unbefriedigende Er-
mini, mit denen Texte eines Sach-             xierung: http://www.is.uni-sb.de/            gebnisse liefern. Einerseits werden zu-
gebiets in einem Dokumentations-              studium/handbuch/exkurs.ind.php              viele Treffer angezeigt, wenn das ein-
system beschrieben werden.                                                                 gegebene Suchwort nicht genau be-
                                            • Klassifikationen und Thesauri und die        zeichnet, was gesucht wird (Homony-

magazin forschung 1/2003                                                                                                         41
mieproblem: Suchwort zu vage oder           verstehen. Eingangsseiten kann inso-          wie z.B. Pronomina und Konjunktionen
mehrdeutig), andererseits kommen zu         fern eine besondere Bedeutung zukom-          sowie durch inhaltlich-semantische, ko-
wenige Ergebnisse, wenn das einge-          men, als hier stillschweigende Vereinba-      härenzbildende Strukturen und einen
gebene Suchwort nur eine von mehre-         rungen zwischen Autor und Leser über          Textplan weitestgehend vom Autor
ren möglichen Bezeichnungen ist (Sy-        die Bedeutung von Labels getroffen            hergestellt werden, verschiebt sich bei
nonymieproblem: Suchwort zu spezi-          werden. Was hier falsch verstanden            Hypermedia-Applikationen die Rolle
fisch). Einen Überblick über die Be-        wird, wird auch weiter unten in der           der Beteiligten. Der Autor ist nicht mehr
handlung dieser Probleme im tradio-         Website-Hierarchie falsch verstanden          alleiniger verbindlicher Stifter von Ko-
nellen Dokumentationswesen gibt der         und führt den Leser auf Irrwege. Dies         härenz, vielmehr sorgt der Leser selbst
Artikel im virtuellen Handbuch der          gilt jedoch nur dann, wenn die Website        für Kohärenz. Bei Hypermedia ist er
Informationswissenschaft über „Inde-        nur über die Eingangsseite betreten           eher als dynamischer Navigator zu ver-
xierung”: http://www.is.uni-sb.de/          werden kann (Gatekeeper-Strategie).           stehen, als dass er ein rezeptiver Be-
studium/handbuch/exkurs.ind.php             Dies ist oft nicht der Fall, da in der Re-    nutzer bleibt. Kohärenz in Hypertexten
                                            gel auch die einzelnen Seiten in Such-        ist also weitgehend eine sinnstiftende
Usability                                   maschinen gefunden und so direkt be-          Leistung des Benutzers, weshalb Kuh-
                                            treten werden können. Labels müssen           len (1997) von einem neuen Kohärenz-
Wiewohl in den letzten Jahren eine          also auf allen Seiten einer Site einer ter-   verständnis spricht.
Vielzahl von Richtlinien und Guidelines     minologischen Kontrolle unterzogen
zur Gestaltung von Websites entwickelt      werden.                                       Dennoch trägt natürlich der Hyper-
wurde, die heute einen gewissen Stan-                                                     textautor eine hohe Verantwortung für
dard bilden, kommt die Entwicklung                                                        seine Texte. Zielsetzung des Authoring,
von Websites nicht ohne Usability              Spezielle Angebote                         d.h. des Anlegens des Hypertextes, ist
Engineering aus. Usability meint die                                                      die Steuerung der kognitiven Verarbei-
Gebrauchstauglichkeit einer Website.                                                      tungsprozesse, um insgesamt den Pro-
Dabei geht es um die Schnittstelle zwi-
                                               Wie funktioniert’s?                        zess der Wissensvermittlung zu effek-
schen System und Benutzer, konkret                                                        tivieren. Eine kognitive Plausibilität
um die Frage, ob sich die System-           Ein weiteres Beispiel illustriert einen an-   kann einem informationsvermittelnden
funktionen dem Nutzer als solche er-        deren Aspekt der Benutzbarkeit von La-        System dann zugeschrieben werden,
schließen. Das Usability Engineering ist    bels. Das Webangebot von Geographie           wenn die gewählte Form der Informa-
ein iterativer Prozess, der neben der       ohne Grenzen e.V. (http://www. geo-           tionspräsentation eine effiziente und ef-
regelgerechten Gestaltung die forma-        graphie-ohne-grenzen.de/) enthält in          fektive Verarbeitung durch den ko-
tive oder auch die summative Eva-           der Navigationsleiste Labels im No-           gnitiven Apparat des Menschen er-
luation der Website umfasst.                minalstil (z.B. „Spezielle Angebote”) bis     möglicht. Da die Rolle des dynamischen
                                            auf eines, das als Frage formuliert ist       Navigators permanente Entscheidun-
Insbesondere bei Websites, die an die       (“Wie funktioniert’s?”). Solche Vermi-        gen über das weitere Vorgehen und
breite Öffentlickeit gerichtet sind und     schungen der Syntax sind benutzerun-          über die vom System angebotenen
deren Funktionen sich voraussetzungs-       freundlich, weil sie linguistischen Anfor-    Funktionen impliziert, muss die kogni-
los erschließen sollen, können die Sy-      derungen an einen kohärenten Text             tive Belastung des Benutzers mit Pro-
stementwickler nur hypothetische An-        (hier: einen Hypertext) widersprechen.        blemen der Systembedienung mög-
nahmen über die Verstehensleistung          Während bei gedruckten linearen Tex-          lichst gering gehalten werden, damit es
der potentiellen Nutzer machen. Ein         ten die Kohärenz, d.h. die semantische        nicht zu einem sog. cognitive overload
Beispiel für die Problematik: Der Infor-    Stimmigkeit, durch Mittel der Kohäsion        kommt, der die Rezeption der Inhalte
mationskiosk (stand-alone Auskunfts-
system) der Firma X bietet Zugang zu
mehreren Informationsprogrammen. Es
enthält einen Button mit der Aufschrift                           PD Dr. Ilse M. Harms, Privatdozentin an der Fachrichtung
„beenden”. Der Benutzer drückt diesen                             Informationswissenschaft an der Universität des Saarlandes.
                                                                  1970 – 1975 Studium der Erziehungswissenschaft und Refe-
Button, um das laufende Programm zu
                                                                  rendariat, 1976-1986 Tätigkeit als Lehrerin. 1983-1988 Stu-
beenden und ein anderes Programm
                                                                  dium der Informationswissenschaft mit abschließender Pro-
auswählen zu können, das System aber
                                                                  motion. 1999 Habilitation im Fach Informationswissenschaft.
schaltet sich vollständig ab, weil der
                                                                  2000 -2001 Lehrstuhlvertretung an der Universität Konstanz.
Systementwickler mit dem Button die
                                                                  Seit 2001 Leiterin des informationswissenschaftlichen
Funktion „Computer herunter fahren”
                                                                  Arbeitsbereichs Usability Engineering. Veröffentlichungen zu
verbunden hat. Derartige Irrtümer wer-
                                                                  den Themen Virtuelle Lern- und Lehrräume und Usability
den oft erst durch einen Usability-Test
                                                                  Engineering.
entdeckt.
                                                                  Dr. Heinz-Dirk LUCKHARDT, 1970 Diplomübersetzer Eng-
Jedes Label sollte (im Zuge des Usability                         lisch/Russisch, 1989 Promotion in Informationswissenschaft,
Engineering und Testing) darauf über-                             1972-1986 Computerlinguist im Sonderforschungsbereich
prüft werden, ob es tatsächlich das                               „Elektronische Sprachforschung", seit 1986 wiss. Mitarbeiter
bezeichnet, was der Autor damit meint,                            an der Fachrichtung Informationswissenschaft, Interessenge-
und ob anzunehmen ist, dass auch die                              biete: Computerlinguistik, Sprache und Information, das
Mehrzahl der Leser dasselbe darunter                              WWW als Informationsmedium.

42                                                                                                     Universität des Saarlandes
überlagert und damit erschwert. Für          sollte klar sein. Dies ist, v.a. im laufen-   zudrückenden Sachverhalte sind ent-
das Labeling unterstreicht dies – auch       den Text, nicht von vornherein eindeu-        weder zu komplex oder zu zahlreich,
aus Sicht des Usability Engineering – die    tig. Der Leser sollte wissen, worauf er       die einzelnen Ikonogramme sind meist
Bedeutung des Konsistenz-Prinzips:           sich einlässt, wenn er ein Link anklickt.     mehrdeutig oder einfach schwer
Knoten ähnlichen Inhalts werden for-         Z.B. sollte beim Klicken auf den Link         verständlich. Rosenfeld/Morville (S. 91)
mal, terminologisch und organisatorisch      „Shakespeare” klar sein, ob dies zu           raten deswegen zum Einsatz von Iko-
ähnlich dargestellt. Für das obige Bei-      einer Biographie, einer Bibliographie,        nogrammen nur dann, wenn sie von
spiel bedeutet dies, dass die Labels in      einem Bild etc. führt.                        Textlabels begleitet werden und ihre
einer Navigationsleiste in ihrer Syntax                                                    Gesamtzahl gering bleibt (zu einem
einheitlich sein müssen, z.B. wäre hier      • Überschriften: Die Formulierung von         Beispiel vgl. Kap. „Diskrepanz Text-
ein Label „Anmeldung” statt „Wie             Überschriften kann auf ganz unter-            /Bildlabels” unten). Eine Zusammen-
funktioniert’s?” angebracht. Dies wür-       schiedlichen Motivationen beruhen.            fassung zum Thema „Icons” bieten
de auch der in der ISO-Norm 9241-10          Aus      informationswissenschaftlicher       Farkas&Farkas (2002, 211) im Kapitel
„Grundsätze der Dialoggestaltung”            Sicht sollte eine Überschrift über das        „The problematic nature of labels”.
formulierten Forderung nach „Erwar-          „informieren”, was der folgende Text
tungskonformität” entsprechen.               enthält. Andere Motivationen bestehen         Labels können noch in anderen Formen
Angesichts dieser und ähnlicher Proble-      z.B. in literarischen oder Werbetexten        auftreten. So könnte man beispiels-
me stellen Rosenfeld/Morville die For-                                                     weise auch den Literaturverweis „Far-
derung nach „konsistenten Labeling-          • Optionen in Navigationssystemen:            kas&Farkas (2002)” als Label bezeich-
Systemen” auf, die – neben den oben          dies ist – neben Hyperlinks – die             nen, das ein Buch repräsentiert, indem
schon erwähnten Forderungen „Voll-           Hauptfunktion von Labels im Web: die          es den Autor und den Veröffent-
ständigkeit” und „Granularität” folgen-      möglichen Ziele auf der Website dar-          lichungszeitpunkt nennt. Es verweist
de Aspekte enthält:                          zustellen. Hier bestehen besondere            auf einen Eintrag in der Literaturliste
                                             Anforderungen bezüglich der Syste-            und hat den Zweck, den Leser in knap-
• Stil: es wird Konsistenz in Bezug auf      matik (Vgl. oben: Labelingsysteme).           per Form über eine Quelle zu informie-
die Verwendung von Interpunktionszei-
chen, Groß-/Klein-Schreibung, etc.           • Indextermini: die Indexierungsfunk-
gefordert.                                   tion stammt aus dem traditionellen
                                             Dokumentationswesen. Beim Indexie-             Ikonogramme
• Präsentation: Eine Gruppe von Labels       ren werden Texte in großen Text-
                                                                                            Nach ihrem Verhältnis zur Realität
sollte auch durch gemeinsamen                sammlungen durch aussagekräftige
                                                                                            kann man zwei Klassen von Zeichen
Font, Fontgröße, Farben, gleiche Ab-         Stich- und Schlagwörter (= Index-
                                                                                            unterscheiden: natürliche Zeichen
stände etc. als zusammengehörig              termini) beschrieben, mit deren Hilfe
                                                                                            und künstliche Zeichen. Letztere
erkennbar sein.                              die Texte in einem späteren (Infor-
                                                                                            sind in der Regel auch „konventio-
                                             mations-)Bedarfsfall wiedergefunden
                                                                                            nelle Zeichen”, d.h. ihre Bedeutung
• Syntax: Labels sollten einheitlich im      werden können (Information Retrieval).
                                                                                            ist das Resultat einer sozialen Über-
Verbal- oder Nominalstil oder als Frage      Im Web können Indextermini dazu die-
                                                                                            einkunft. Die ikonischen Zeichen
formuliert sein.                             nen, das Browsing zu erleichtern: als
                                                                                            nehmen eine Zwischenstellung ein.
                                             Ergänzung der Navigations-Struktur
                                                                                            Hier variiert die Art der Bedeutungs-
• Zielgruppe: es kann sehr schwierig         kann durch ein Verzeichnis der wich-
                                                                                            zuweisung mit dem Grad der „Iko-
sein, Labels einheitlich in einer für u.U.   tigsten Begriffe eine bessere Orien-
                                                                                            nizität”, dem Ausmaß der Überein-
sehr unterschiedliche Zielgruppen (z.B.      tierung über den Inhalt erreicht und ei-
                                                                                            stimmung (der Ähnlichkeit) mit dem
Ärzte und Patienten) verständlichen          ne präzisere Suche ermöglicht werden
                                                                                            Gegenstand, auf den sie verweisen
und nützlichen Weise zu benennen.            als durch Volltextsuche (vgl.: Auto-
                                                                                            (Arbeiter im Verkehrszeichen für
Eine Lösung kann sein, für unterschied-      matische und intellektuelle Indexierung.
                                                                                            „Achtung Baustelle”, Haus für die
liche Zielgruppen unterschiedliche La-       http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/
                                                                                            Homepage).
beling-Systeme zu entwickeln. Dies ge-       exkurs.ind.php; vgl. auch die komple-
schieht z.B. auch für Leser aus unter-       mentären Suchmöglichkeiten auf der
                                                                                            Generell ist das Auftreten eines Zei-
schiedlichen Sprachräumen.                   Website der Informationswissenschaft:
                                                                                            chens als „Symbol” nur auf konven-
                                             http://is.uni-sb.de/suche/).
                                                                                            tioneller Basis möglich. Objekte, die
Arten von Labels                                                                            durch Symbole repräsentiert wer-
                                             • Ikonogramme: Ein Bild sagt mehr als
                                                                                            den, besitzen nicht bereits an sich
Es gibt eine ganze Reihe durchaus            tausend Worte. Dieser oft als „Vorteil”
                                                                                            eine Bedeutung oder einen Stellen-
unterschiedlicher Labels. Rosenfeld/         für den Einsatz von Bildern in In-
                                                                                            wert. Der jeweilige Stellenwert oder
Morville nennen fünf Arten von Labels:       formationssystemen angeführte Satz
                                                                                            die Bedeutung der entsprechenden
Kontextbezüge (Hyperlinks), Über-            hat auch eine andere Seite: welches der
                                                                                            Symbole geht vielmehr erst aus der
schriften, Optionen in Navigations-          „tausend Worte” ist denn gemeint?
                                                                                            Art und Weise des Umgangs mit ih-
systemen, Indextermini, Ikonogramme.         Bezogen auf Ikonogramme: es gibt
                                                                                            nen hervor, d.h. ein und dasselbe
                                             kaum ikonographische Labelsysteme, in
                                                                                            Objekt kann für verschiedene Indivi-
• Kontextbezüge (Hyperlinks): Ein Hy-        denen jedes einzelne Ikonogramm
                                                                                            duen durchaus unterschiedliche Be-
perlink knüpft eine Beziehung im             für sich ohne Kontext und ohne Erklä-
                                                                                            deutung haben. Dies trifft auch für
Hypertext und sollte einen „sprechen-        rung für jedermann sofort und in glei-
                                                                                            ikonische Zeichen zu.
den” Namen tragen und seine Funktion         cher Weise verständlich ist. Die aus-

magazin forschung 1/2003                                                                                                        43
ren. Auch hier gilt das Gebot der            7. Labels können auf einer Webseite in   steme immer wichtiger. Besonders un-
Knappheit, Klarheit und Eindeutigkeit.      unterschiedlichen Formen vorkommen:       terstrichen wird dies dadurch, dass der
Der Leser soll damit die Möglichkeit        Hyperlinks, Überschriften, Navigations-   Zugriff auf Informationen auf immer
haben, mit Hilfe der Originalquelle den     labels, Indextermini und Ikonogramme      kleinere elektronische Geräte verlagert
Gedankengang des Autors nachzuver-          (mit oder ohne begleitenden Text).        wird (WAP-Handys, Palmtops), wo-
folgen.                                     Die genannten Regeln gelten mehr          durch Labels als dem geeignetsten Me-
                                            oder weniger für alle.                    dium zur kompakten Informationsprä-
Folgerungen: Einige Gesichtspunkte                                                    sentation eine immer größere Bedeu-
und Regeln für das Labeling                 8. Rosenfeld/Morville raten zum Ein-      tung zukommt. Dass Labels noch
                                            satz von Ikonogrammen als Labels          gründlich erforscht werden müssen,
Als Zusammenfassung folgt nun eine          nur dann, wenn sie von einem Textlabel    illustriert ein Detailproblem: das Ver-
Liste mit Regeln für das Labeling. Es       begleitet werden.                         hältnis von Text- und Bildlabels. Unter
liegt in der Natur solcher Auflistungen,                                              http://www.mosg.de findet sich (am
dass sie nicht aus sich heraus ver-         Ein Beispiel: zur Diskrepanz Text-/       13.1.2003) auf der Seite „Lösungen”
ständlich sind, sondern – als eine Art      Bildlabel                                 die folgende Navigationsleiste (oben
Extrakt – ihre Aussage stark verkürzt
wiedergeben. Für eine detailliertere
Darstellung wird auf die vorangehen-
den Kapitel verwiesen.

1. Allgemeinste Regel: ein Label soll ge-
nau das repräsentieren, wofür es steht.

                                                                                      rechts auf der Seite):
2. (nach Rosenfeld/Morville (2002):
                                            Das Thema „Labels / Etiketten” wird       Erst nach längerem Rätseln stellt man
Die Labels einer Website sollen die
                                            angesichts der zunehmenden Verbrei-       fest, dass die (graphisch gut gestalte-
Sprache der Leser sprechen und den In-
                                            tung elektronischer Informationssy-       ten) Icons und die Texte nichts mitein-
halt der Website widerspiegeln. Daraus
folgt: a. Der Web-Autor muss die Spra-
che der Leser lernen. b. Der Web-Autor      ________________________________________________
muss seine Website wohl strukturieren
und die Struktur durch ein Labeling-
System darstellen.

3. Zu einem in sich geschlossenen Sys-
tem von Labels gehören die Konsistenz
in Stil, Repräsentation, Syntax und Gra-
nularität, die einheitliche Berücksich-
tigung der Zielgruppen und die lücken-
lose Abbildung der Inhalte der Website.

4. Bei der Benennung von Textlabels
kann auf traditionelle informationswis-
senschaftliche Prinzipien und Metho-
den der Wissensrepräsentation und der
Indexierung zurückgegriffen werden.
                                                                       Anzeige
5. Der Kontext einer Webseite kann der                                 Arbeitsamt
Vereindeutigung eines an sich     mehr-
deutigen Labels dienen. Dabei ist zu
überprüfen, ob die Labels auf allen Sei-
ten einer Website, also bei wechselnden
Kontexten, gleich verstanden werden
können.

6. Jedes Label sollte darauf überprüft
werden, ob es tatsächlich das bezeich-
net, was der Autor damit meint, und ob
anzunehmen ist, dass auch die Mehr-
zahl der Leser dasselbe darunter ver-
steht (terminologische Kontrolle).

44                                                                                                 Universität des Saarlandes
ander zu tun haben. Es sind neun Icons        DIN EN ISO 9241-10 (1995): Ergono-           Universität des Saarlandes, Saarbrü-
und sieben Textlabels. Die Icons stehen       mische Anforderungen für Büro-               cken. 10.2.2003
(in dieser Reihenfolge) für: Webpräsen-       tätigkeiten mit Bildschirmgeräten Teil
zen – Infomanagement Projektmanage-           10: Grundsätze der Dialoggestaltung.         - (2001): Die Bedeutung von Sprache
ment – Wissenstransfer Marketing –            (ISO 9241-10: 1995) http://www.              für die Entwicklung von Informations-
Satz-Layout-Druck – Technische – Do-          informatik.uni-stuttgart.de/ifi/ds/ Leh-     systemen.http://is.uni-sb.de/studium/
kumentation – Technische Grafik – Pro-        re/Softerg/iso9241.pdf                       handbuch/infoling/sprache+info.php
duktdesign                                                                                 Virtuelles Handbuch Informationswis-
                                                                                           senschaft. Fachrichtung Informations-
                                              DIN EN ISO 13407 (1998): Benutzer-
Diese Bedeutungen erschließen sich                                                         wissenschaft. Universität des Saarlan-
                                              orientierte Gestaltung interaktiver Sys-
dem Leser nur durch trial-and-error                                                        des, Saarbrücken. 6.3.2003
                                              teme. Februar 1998
(anklicken und schauen, was kommt)
oder durch den Dateinamen in der                                                           Lynch, Patrick; Sarah Horton (2002):
                                              Farkas, David K.; Jean B. Farkas (2002):     Web Style Guide. 2nd edition. Neue
Adresszeile des Links im Browserfenster.
                                              Principles of Web Design. The Allyn          Ausgabe des Yale Style Guide . http://
Letzteres nützt dem Leser aber nur
                                              and Bacon Series in Technical Com-           www.webstyleguide.com/. (gelesen am
bedingt, weil der Dateiname oft nur in-
                                              munication. New York et al.: Longman         19.11.2002) Auch als Buch erschienen
direkt etwas über die Zielseite aussagt.
Das vorletzte Label mit dem Datenna-                                                       bei: Yale University Press. ISBN:
men technische-graphik.htm führt z.B.         Harms, Ilse et al. (2002): Usability Engi-   0300088981
zu einer Seite mit der Überschrift „Wir       neering. Arbeitsbereich der Fachrich-
leben in einer Bilderwelt” und das viert-     tung Informationswissenschaft. Univer-       Nielsen, Jakob; Dwyer, David (1999):
letzte Label (satz-layout-druck.htm) zur      sität des Saarlandes, Saarbrücken.           Designing Web Usability. (Indianapolis,
Seite „Schwarz auf Weiß und mehr”.            http://usability.is.uni-sb.de/,      10.2.   Indiana USA)
Die Bezeichner „technische Graphik”           2003
                                                                                           Rosenfeld, Louis; Peter Morville (2002):
bzw. „Satz-Layout-Druck” kommen
                                                                                           Information Architecture for the World
auf den jeweiligen Seiten nicht vor.          Horton, W. K. (1994): The icon book:         Wide Web. 2nd edition. Darin: Kap. 6
                                              visual symbols for computer systems          Labeling Systems. O’Reilly
Die 9 Icon-Labels stimmen nur zum Teil
                                              and documentation. New York: Wiley
überein mit denen in einer weiteren
zwischen 7 und 11 Elemente umfassen-                                                       Rahmstorf, Gerhard (1997): Der eigene
den textuellen Navigationsleiste auf der      Jacobson, Robert (2000): Information         Kern der Dokumentation im Wandel
linken Seite (hier nicht abgebildet), die     Design. Cambridge, Mass. et al.: MIT         der Technik. In: Nachrichten für Doku-
aber nur auf den Seiten „Leistungen”,         Press                                        mentation 48, 195-203
„Lösungen” und „Projekte” dargestellt
                                                                                           Schulz, Angelika (1998): Interface-
wird und stark variiert.                      Kuhlen, Rainer (1997): Hypertext. In:
                                                                                           design. Die visuelle Gestaltung interak-
                                              Marianne Buder, Werner Rehfeld, Tho-
                                                                                           tiver Computeranwendungen. St. Ing-
                                              mas Seeger, Dietmar Strauß (Hrsg.,
                                                                                           bert: Röhrig Universitätsverlag
                                              1997): Grundlagen der praktischen In-
Links / Literaturverweise                     formation und Kommunikation. Mün-
                                                                                           Schweibenz, Werner; Thissen, Frank
                                              chen: Saur
Burkart, Roland (1998): Kommunika-                                                         (2003): Qualität im Web – Benutzer-
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                                              Luckhardt, Heinz-Dirk (1999): Kriterien      Evaluation. (Berlin)
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magazin forschung 1/2003                                                                                                          45
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