Landwirtschaft neu denken - So funktioniert die nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft in Niedersachsen - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...

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Landwirtschaft neu denken - So funktioniert die nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft in Niedersachsen - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
Landwirtschaft neu denken
       So funktioniert die nachhaltige
       Modernisierung der Landwirtschaft
       in Niedersachsen

Landesbüro Niedersachsen
Landwirtschaft neu denken - So funktioniert die nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft in Niedersachsen - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
Inhalt

1. Einleitung.......................................................................................................... 3

2. Probleme und Herausforderungen des Agrarsektors........................................... 4
    2.1 Anbaustruktur........................................................................................... 4
    2.2 Nährstoffüberschüsse................................................................................ 4
    2.3 Rückgang Artenvielfalt.............................................................................. 5
    2.4 Klimawandel............................................................................................. 6

3. Zum Policy Mix einer nachhaltigen Transformation............................................. 7

4. Maßnahmen zur Transformation........................................................................ 8
    4.1 Tierhaltung, Nährstoff-Überschuss und Antibiotika.................................... 8
    4.2 Schutz der Biodiversität und Sicherung wertvoller Biotope......................... 9
    4.3 Klimaschutz in der Landwirtschaft.............................................................. 9
    4.4 Faire und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen sichern............................. 10

Literatur............................................................................................................... 11
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Landwirtschaft neu denken
So funktioniert die nachhaltige
Modernisierung der Landwirtschaft
in Niedersachsen
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Impressum:

© Friedrich-Ebert-Stiftung

Herausgeber:
Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro Niedersachsen
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Telefon: 0511 357708  - 30
Internet: www.fes.de/niedersachsen
E-Mail: niedersachsen@fes.de

Verantwortlich:
Stephan Meuser

Autor:
Prof. Dr. Sebastian Lakner
Universität Rostock

Layout:
Pellens Kommunikationsdesign GmbH, Bonn

Fotos und Illustrationen:
TitelIllustration: Si-Gal/iStockphoto.de
Umschlag innen: picture alliance/ Countrypixel ł FRP
Seite 2: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
Seite 6: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
Rückseite: picture alliance | CHROMORANGE / Sebastian Matthias

Druck:
QUBUS media GmbH, Hannover

Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind nicht notwendi­
ger­weise die der Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Eine gewerbliche Nutzung der von
der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) herausgegebenen Medien ist ohne schriftliche
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Printed in Germany 2021

ISBN: 978-3-98628-012-3
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Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen                                                 3

1. Einleitung

Die Landwirtschaft spielt in Niedersachsen als Flächen-                      Andererseits verursacht die Landwirtschaft in Niedersach-
land eine besondere Rolle. Die Brutto-Wertschöpfung                          sen eine Reihe von Umweltproblemen und die intensive
der niedersächsischen Landwirtschaft betrug in 2017                          Tierhaltung in der Region Weser-Ems ist aus Sicht des
4,513 Mrd. EUR und liegt damit bundesweit an der Spit-                       Tierwohls in hohem Maß umstritten. Der Sektor steht da-
ze, vor Bayern (3,7 Mrd. EUR) und Nordrhein-Westfalen                        neben vor einer Reihe großer Herausforderungen im
(3,0 Mrd. EUR). Die Tierhaltung (v. a. Schweine- und Ge-                     Bereich Arbeit und Soziales. Die Agrarpolitik hat die Auf-
flügelproduktion sowie Milchproduktion) trägt zum Pro-                       gabe, die Herausforderungen anzugehen und eine Trans-
duktionswert 61,5 % bei. Der Anteil des Sektors Land-                        formation der Landwirtschaft durch Ordnungsrecht und
wirtschaft am Bruttoinlands­produkt (BIP) liegt mit 1,7 %                    Förder­instrumente zu gestalten, sowie die Akteure in der
deutlich über dem Bun­desdurchschnitt von 0,7 %. Von                         Landwirtschaft durch kluge politische Kommunikation für
den TOP-20 Landkreisen mit dem höchsten Anteil land-                         diese Transformation zu gewinnen. Der Weg der nieder-
wirtschaftlicher Wertschöpfung in der BRD liegen sieben                      sächsischen Agrarpolitik wird sich dabei auch auf die
in Niedersachsen (vgl. Abb. 1, sowie Destatis 2020):                         nationale Umweltbilanz des Agrarsektors auswirken.

Abbildung 1: Relativer Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt in Niedersachsen

Quelle: eigene Berechnung und Darstellung nach Daten von Destatis 2020
4                                                                                              FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

2. Probleme und Herausforderungen des Agrarsektors

2.1 Anbaustruktur                                            2.2 Nährstoffüberschüsse

Die Landwirtschaft hat in Niedersachsen sehr unterschied-    Die Landwirtschaft in Niedersachsen steht vor einer Reihe
liche regionale Schwerpunkte: Die Tierhaltung findet         von sozialen und ökologischen Herausforderungen, die
hauptsächlich im Nordwesten Niedersachsens statt. In der     überwiegend das Ergebnis und die Kehrseite der starken
Region Weser-Ems (in den Landkreisen Vechta und Clop-        Spezialisierung und intensiven Wirtschaftsweise in Teilen
penburg) sind vor allem Veredelungsbetriebe (Schweine-       Niedersachsens sind.
und Geflügelproduktion) konzentriert, die Milchproduk­
tion hat ihren Schwerpunkt in den küstennahen Regionen       Durch die hohen Viehbesatzdichten in der Veredelung
Ostfrieslands, der Staader Geest und der Elbmarsch. Im       und in der Milchviehhaltung im Nordwesten entstehen
Umfeld der tierhaltenden Betriebe findet man verstärkt       ein regionaler Überschuss an organischem Dünger und
Biogas-Anlagen, die die Reststoffe aus der Tierhaltung       da­mit verbunden hohe regionale Stickstoffüberschüsse.
nutzen (Kompetenzzentrum 2017). In den niedersäch­­          Der Düngebericht der Landesregierung Niedersachsens
sischen Börden von Hameln bis Braunschweig und im            zeigt, dass die Wirtschaftsdüngerexporte aus der Region
Leinetal findet intensiver Ackerbau mit Schwerpunkt auf      Weser-Ems in den letzten Jahren weiter zugenommen ha-
Getreideanbau und Zuckerrüben statt. Im Nordosten, in        ben. Der Stickstoffüberschuss der Region beträgt 38.400 t
der Heide und dem Wendland auf sandigen Böden liegt          Stickstoff (N) mit Schwerpunkt in den Landkreisen Vechta
der Schwerpunkt in der Kartoffelproduktion und einem         und Cloppenburg (LWK 2021: 18). Aus den Veredelungs­
eher extensiven Ackerbau. Schließlich findet man im Harz     regionen wird überschüssiger Wirtschaftsdünger in an­
und im Leine-Weser-Bergland eher eine extensive Pro­         dere Gegenden Niedersachsens (20.000 t N) und in ande-
duktionsweise, teilweise gefördert mit Agrarumweltmaß-       re Bundesländer (18.200 t N) exportiert (LWK 2021: 19).
nahmen.                                                      Gleichzeitig sind die Nährstoffüberschüsse in den benach-
                                                             barten Nieder­landen teilweise noch höher, die ebenfalls
In Niedersachsen bewirtschaften 2.253 ökologische Be-        durch Nährstofftransporte nach Osten abgebaut werden.
triebe 134.574 ha Fläche, was einen Anteil des Ökoland-
baus von 5,2 % ausmacht (MELV 2021). Regional liegen         Die letzte Novellierung der Düngeverordnung 2017 hat
die Schwerpunkte des Ökolandbaus in den Landkreisen          nicht ausreichend dazu beigetragen, dass die Exporte von
Lüchow-Dannenberg (16,7 %), Heidekreis (12,6 %) und          Wirtschaftsdünger aus der Region Weser-Ems abneh­men.
Lüneburg (12,1%) (KÖN 2021). Auch im Harz und im We-         Ein Gutachten des Wasserverbandes spricht davon, dass
serbergland gibt es teilweise etwas höhere Anteile an        die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie im Bereich Reduk­
Öko­fläche. Mit diesem Anteil ist Niedersachsen im Bundes­   tion der N-Überschüsse in den vergangenen 10 Jahren
durchschnitt Schlusslicht: Der Anteil auf Bundesebene ist    verfehlt wurden und beziffert die volkswirtschaftlichen
deutlich höher bei 10,2 %, andere Bundesländer wie Saar-     Kosten auf 3 Mrd. EUR jährlich (Taube 2021). Die Nähr-
land (18 %), Hessen (15,5 %), Brandenburg und Baden-         stoffdaten der letzten Jahre zeigen trotz Verschärfung der
Württemberg (jeweils 13,2 %) haben noch einmal deutlich      DüngeVO 2017 einen Anstieg der Wirtschaftsdünger­
höhere Ökoanteile (Zahlen des BMEL 2020; BLE 2020).          überschüsse in der Region. Es muss sich zeigen, ob die
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen                                                   5

Novellierung von 2020 hinreichend sein wird, um die                          Eine Herausforderung in Niedersachsen besteht vor allem
Überschüsse in der Region Weser-Ems zu reduzieren.                           in der Umsetzung von europäischem Naturschutz nach
                                                                             der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die Arten und
Die Stickstoffüberschüsse und die lokale Ausbringung                         Biotope von europäischer Bedeutung schützen soll. Im ter-
von Dünger tragen dazu bei, dass Nitrat in Oberflächen                       restrischen Bereich machen die FFH-Flächen 325.615 ha
und Grundwasser ausgewaschen wird. Eine Bilanz des                           aus, der Anteil an der Landesfläche liegt bei 6,8 %, was
Messnetzes zeigt deutlich, dass gerade in der Region                         im Vergleich zu anderen Bundesländern eher unterdurch-
Weser-Ems die Wasserqualität ungenügend ist: 29 % der                        schnittlich ist (BfN 2020).
167 niedersächsischen Messstellen weisen Nitratwerte
oberhalb des Grenzwertes von 50 mg Nitrat auf und                            Die Umsetzung der FFH-Richlinie in Niedersachsen ist
überschreiten den gesetzlichen Maximalwert. Ein Teil der                     dennoch defizitär, da die Ausarbeitung der FFH-Manage-
erhöhten Werte tritt in Trinkwassergewinnungsgebieten                        mentpläne für die Gebiete sowie die Gebietssicherung
und in grundwassersensiblen Geestgebieten auf. Die Um-                       immer noch nicht abgeschlossen ist. Aktuell fehlt in
setzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist somit ge-                      33 FFH-Gebieten in Niedersachsen eine Gebietssicherung,
fährdet. Der Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer                      was deutschlandweit das größte Defizit in der Umsetzung
spricht diesbezüglich von „dringendem Handlungsbedarf“                       der FFH-Verpflichtungen darstellt (NABU 2021).
(LWK 2020: 3, 51 – 53). Expert_innen warnen davor, dass
N-Filter- und Pufferkapazitäten im Boden erschöpft sein                      Es besteht ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kom-
könnten (MEUKB 2020a: 34-37). Eine Folge dieser Ent-                         mission gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen
wicklung wäre, dass sich N-Überschüsse direkter auf das                      einer unzureichenden Umsetzung der FFH-Richt­linie, das
Grundwasser auswirken und Verstöße gegen die N-Ober-                         Anfang 2020 offiziell eröffnet wurde. Die EU-Kommission
grenze nach der Nitratrichtlinie der EU (50 mg Nitrat je                     bemängelt in ihrer Klage die Qualität der Management-
Liter Grundwasser) häufiger würden (EU 1991).                                pläne, die Dokumentation sowie die Weiterleitung von
                                                                             Informationen an die Öffentlichkeit (EU-Kommission 2020).
Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung steht wei-                    Der Nabu Deutschland hat aufgrund des mangelnden
terhin in der Kritik, da es inzwischen in der Humanmedi-                     Schutzes des Rebhuhns eine eigene Klage vor dem euro-
zin Antibiotika-Resistenzen gibt. Seit 2011 gibt es unter-                   päischen Gerichtshof eingereicht. Er bemängelt den
schiedliche Versuche, den Einsatz der Antibiotika in der                     starken Rückgang der Art (seit 1980 sind 91 % der Be-
Landwirtschaft zu reduzieren. Unter der rot-grünen Lan-                      stände zurück­gegangen) sowie den mangelhaften Schutz
desregierung wurden tierhaltende Betriebe verpflichtet,                      über die FFH-Umsetzung (NABU 2020).
den Einsatz von Antibiotika zu dokumentieren. In Kombi-
nation mit anderen Maßnahmen hat dies zu einer Reduk-                        Die Probleme der FFH-Umsetzung bestehen in Nieder­sach­sen
tion der Antibiotika um 60 % im Zeitraum zwischen 2011                       bereits seit den 2000ern, als die oberen Naturschutz­be­
und 2019 geführt (BVL 2020). Der regionale Schwerpunkt                       hörden auf­gelöst und der Haushalt des Umweltministe­riums
des Antibiotika-Einsatzes liegt in der Region Weser-Ems.                     gekürzt wurde. Die Umsetzung der FFH-Richtlinie wurde
Seit 2011 ist die Abgabemenge in der Region um etwa                          damals an die Landkreise delegiert, was jedoch angesichts
die Hälfte zurückgegangen. Aber auch im Jahr 2019                            der dort geringen per­sonellen Ausstattung die Umsetzung
wurden 41,2 % aller Antibiotika in der Postleitzahlregion                    der FFH-Richtlinie verlangsamte. Unter der rot-grünen Lan­
49 Vechta-Cloppenburg eingesetzt (BVL 2020).                                 desregierung (bis 2017) wurde zwischen dem Landes­minis­
                                                                             terium für Umwelt und den niedersächsischen Landkreisen
                                                                             im Jahr 2014 eine neue Zielvereinbarung über die FFH-Um-
2.3 Rückgang Artenvielfalt                                                   setzung bis 2020 getroffen (MUEBK 2018), die mit Mittel-
                                                                             zusagen verknüpft war. Allerdings bestehen die Proble­me
Der Schutz der Artenvielfalt ist eine der großen Herausfor-                  und Defi­zite weiterhin (NABU 2021). Andere Kritikpunkte et-
derung der nächsten Jahre. Unterschiedliche Studien und                      wa von Seiten der Landwirtschaft bestehen auch hinsichtlich
Stellungnahmen wie die der Leopoldina haben deutlich                         der Verfüg­barkeit von Informationen über die Schutzge­bie­
gemacht, dass die Landwirtschaft eine starke Verantwor-                      te. Auch die Gebietsbetreuung wird von landwirtschaftli­chen
tung für den Erhalt der Arten trägt (Leopoldina 2020).                       Akteuren in Niedersachsen kritisch gesehen (Knauber 2019).
6                                                                                          FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

2.4 Klimawandel                                             Grünland oder trockengelegte Moorflächen tragen zu
                                                            den Emis­sionen ebenfalls bei und werden häufig als
Der Klimawandel ist seit den Dürresommern 2018 und 19       Ackerfläche genutzt. Die Sektoren Landwirtschaft und
verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.       Landnutzungsänderung (LULUCF) trugen 2019 zu 12,9 %
                                                            zu den nationalen THG-Emissionen bei (UBA 2020).
Die Landwirtschaft ist einerseits von den sich verändern­
den klimatischen Bedingungen betroffen. Extremwetter-       Das Pariser Klimaschutzabkommen und der Beschluss des
ereignisse (Hagel, Gewitter, Starkregen, aber auch lange    Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) zum Klimaschutz-
Dürreperioden) machen den Anbau schlechter planbar          gesetz der Bundesregierung vom Mai 2021 zeigen den
und erhöhen das Ausfallrisiko. Der Anstieg der Tempera-     Handlungsbedarf sowie konkrete THG-Reduktionsziele
turen begünstigt invasive Schädlinge aus Südeuropa und      für die Landwirtschaft auf (BVerfG 2021). Der Gesetz­
führt in der Tierhaltung zu erhöhtem Stress. Folglich be-   entwurf der Bundesregierung vom Mai 2021 sieht neue
trafen die Schäden 2018 nicht nur Marktfruchtbetriebe,      Reduktionsverpflichtungen für die Sektoren Landwirt-
sondern auch die Milchviehbetriebe, die im Herbst auf-      schaft und Landnutzungsänderungen vor: Die Emissionen
grund des Futtermangels häufiger als in den Vorjahren       sollen um 25 Mio. t CO2-Äquivalente bis 2030 gesenkt
Kühe notschlachten mussten.                                 werden (BR 2021). Eine der wichtigen Maßnahmen zur
                                                            Reduktion der THG-Emissionen besteht dabei in der
Andererseits ist die Landwirtschaft Verursacherin von       Wieder­vernässung von Mooren (WBAE und WBF 2016).
Treibhausgas (THG)-Emissionen, die zunächst aus der         Nieder­sachsen hat bundesweit mit Abstand die größten
Düngung und der Tierhaltung stammen. Allerdings be-         Moorflächen mit 4.345 km2, was 30 % aller Moore bun-
einflusst die Landwirtschaft auch den Sektor Landnut-       desweit ist (BfN 2021) und die Bedeutung dieser Thema-
zung, Landnutzungsänderung und Forst (LULUCF), der          tik für das Bundesland belegt.
ebenfalls weitere Emissionen erzeugt. Umgebrochenes
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen                                                  7

3. Zum Policy Mix einer nachhaltigen Transformation

Für eine nachhaltige Transformation ist ein Policy-Mix mit                   (Borchert-Kommis­sion 2019; WBAE 2015), wobei in Nie-
unterschiedlichen Elementen des Ordnungsrechtes, des                         dersachsen ab 2030 nur noch die Haltungsformen 3 und
Förderrechtes, der politischen Kommunikation und der                         4 genehmigungsfähig sein sollen. Über Investitionsmaß-
spezifischen Beratung erforderlich. Bei der Förderung                        nahmen können umstellungswillige Betriebe beim Stall­
positiver Externalitäten (Biodiversität) dürften das Förder-                 umbau und der Neuausrichtung ihrer Tierhaltung geför-
recht und die Beratung Vorrang haben, da hier die Moti-                      dert werden. Marktchance und eine gezielte Beratung
vation und Freiwilligkeit von zentraler Bedeutung sind.                      dürften die Wahrscheinlichkeit eines Umstiegs einzelner
                                                                             Betriebe vergrößern.
Bei der Begrenzung negativer Externalitäten (v. a. bei den
N-Überschüssen) sowie bei der Gestaltung der Zukunft                         Beim Thema der Wiedervernässung von Mooren erscheint
des Arbeitsmarktes erscheint es vor allem wichtig, die                       es dagegen naheliegend, zumindest auch auf Freiwillig-
ordnungsrechtlichen Bestimmungen durchzusetzen und                           keit zu setzen. Vor allem der Kommunikation und Bera-
vorhandene Umsetzungsdefizite zu beseitigen. Dies dürf-                      tung kommt eine wichtige Rolle zu. Eine Wiederver­
te für die Betriebe mehr administrativen Aufwand bedeu-                      nässung von organischen Böden, von Moorflächen und
ten, ist jedoch gleichzeitig auch im Interesse derjenigen                    Feuchtgebieten lässt sich nur im Ausnahmefall auf der
Betriebe, die sich an geltendes Recht halten.                                Basis von Ordnungsrecht durchsetzen. Es erscheint sinn-
                                                                             voller umfassende Fördermaßnahmen anzubieten. Die
Das Thema des Umbaus der Tierhaltung in Niedersachsen                        Frage, ob ggf. gezielt Moorflächen gekauft werden, ist
lässt sich nur mit einer Kombination von Maßnahmen                           strategi­scher Natur. Hohe Landpreise machen diese Stra-
und mit erheblichen finanziellen Mitteln bewerkstelligen.                    tegie für einen Landeshaushalt sehr teuer und ein groß
Ordnungsrecht hat dabei die Funktion, Mindeststandards                       angelegter Kauf von Moorflächen könnte den Druck auf
zu sichern und die Formen der Tierhaltung verbindlich zu                     den Bodenmarkt erhöhen. Eine Förderung der Wiederver-
definieren, damit die Märkte sich entlang dieser Regeln or-                  nässung bei gleichzeitigem Verbleib des Bodeneigentums
ganisieren können. Dies ist bisher auf Bundesebene trotz                     beim ­Betrieb bietet dagegen einige stra­tegische Vorteile,
Empfehlung der Borchert-Kommission oder des Wissen-                          erfordert jedoch attraktive Förderangebote und Beratung
schaftlichen Beirats Agrarpolitik von 2015 unterblieben                      für die Betriebe.
8                                                                                                 FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

4. Maßnahmen zur Transformation

4.1 Tierhaltung, Nährstoff-Überschüsse                        rung nach Fleisch aus Tierwohl-Ställen ist. Eine Investitions­
    und Antibiotika                                           förderung für den Stallumbau könnte die skizzierte Strate-
                                                              gie begleiten. Gezielte Beratung und Kommunikation
1. Transformation der Tierhaltung in Niedersachsen            sollten gleichzeitig für das Anliegen werben.
Die Rolle des Ordnungsrechtes kann beim Umbau der
Tierhaltung eine wichtige Rolle spielen. Erhöhte Stan-        2. Nährstoffüberschüsse reduzieren
dards beim Stallbau und bei der Ausbringung von or­           Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob die No­
ganischem Dünger werden die intensive, auf Kostenfüh-         vellierung der Düngeverordnung 2020 geeignet ist, die
rerschaft ausgerichtete Tierhaltung erschweren. Es ist        Nährstoffüberschüsse in der Region Weser-Ems zu redu-
gesellschaftlich kaum erklärbar, dass eine Branche in         zieren. Allerdings erscheint es naheliegend, ein System
hohem Maße von einer Strategie der Kostenführerschaft         aufzubauen, dass schlagspezifische N-Frachten dokumen­
profitiert und gleichzeitig die Umweltkosten dieses Sys-      tiert und das aktuelle System mittelfristig ersetzt. Wenn
tems durch Bürger_innen und Verbraucher_innen getra-          die gesetztlichen Maßnahmen nicht ausreichend greifen
gen werden müssen. Für einige Betriebe dürfte Kosten-         sollten, erscheint es naheligend, über eine Viehbesatz­
führerschaft auch mittelfristig die Hauptstrategie bleiben,   obergrenze in der landwirtschaftlichen und gewerblichen
allerdings müssen dann Umweltstandards etabliert wer-         Tierhaltung zu diskutieren.
den, die die schädlichen Auswirkungen der Stickstoffüber-
schüsse deutlich begrenzen. Ein ähnliches Prinzip gilt für    3. Dokumentation und Transparenz bei Antibiotika
Tierschutzstandards in der Veredelungswirtschaft. Die Auf-       und Nährstoffen
gabe des Ordnungsrechtes besteht darin, gesellschaftlich      Verzeichnisse von Antibiotika oder die Dokumentation
akzeptierte Mindeststandards durchzusetzen.                   von Gülletransporten tragen zur Transparenz bei und ha-
                                                              ben dabei geholfen, Missbrauch zu reduzieren. Die recht-
Für die Betriebe, die sich auf einen Umbau ihrer Tierhal-     lichen Grundlagen sind inhaltlich sinnvoll, aber bei der
tung einlassen, sind weitere Angebote erforderlich. Eine      Kontrolle und Sanktionierung von rechtswidrigem Ver­
verbindliche staatliche Definition von Haltungsformen ist     halten besteht weiterhin Handlungsbedarf. Eine wichtige
notwendig, um am Markt ausreichende Transparenz zu            Aufgabe auf Landesebene besteht darin, die Umset-
schaffen. Die Borchert-Kommission hat hierbei ein dreistu­    zungsdefizite bei der Kontrolle von rechtlichen Standards
figes Modell vorgeschlagen (Borchert-Kommission 2020),        in der Tierhaltung zu beheben.
der Aldi-Konzern hat Ende Juni 2021 eine Über­arbeitung
seiner Tierhaltungsstandards angekündigt (Tagesschau          4. Weidehaltung fördern
2021). Erst wenn sich eine tierfreundliche Haltung der        Systeme der Weidehaltung können über die Agrarum-
Betriebe langfristig durch bessere Vermarktungsmöglich-       welt- und Klimamaßnahmen der II. Säule (AUKM) geför-
keiten amortisiert, wird es für Betriebe ökonomisch in­       dert werden, hier liegen in Niedersachsen bereits Erfah-
teressant, über einen Stallumbau nachzudenken. Insofern       rung aus der rot-grünen Regierung vor.
stellt sich die Frage, wie nachhaltig die Nachfrage­ände­
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen                                                  9

4.2 Schutz der Biodiversität und                                             3. Den Niedersächsischen Weg fortsetzen und mit
    Sicherung wertvoller Biotope                                                 Leben füllen
                                                                             Mit dem „Niedersächsischen Weg“ wurde 2020 auf Lan-
Im Naturschutz existiert eine lange Tradition, Flächen                       desebene ein spezielles Program für den Naturschutz zwi-
durch ordnungsrechtliche Maßnahmen zu sichern. Diese                         schen den Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft,
Praxis bedeutet für Betriebe de facto eine Teilenteignung                    dem Landvolk und zwei Umweltverbänden vereinbart
und macht Landwirte zu Gegnern des Artenschutzes.                            und beschlossen. Das Maßnahmenbündel sieht zusätzlich
Eine zielführende politische Strategie sollte daher auf Frei-                30 Mio. EUR in den Jahren bis 2023 für die Finanzierung
willigkeit, auf attraktive Förderinstrumente, auf Kommu-                     von Managementplänen in Natura 2000-Gebieten vor,
nikation und Beratung von Betriebsleiter_innen setzen.                       auch die Gebietsbetreuung soll gestärkt werden (vgl.
Die Motivation von Landwirt­_innen, etwas für den Arten-                     MUEBK 2020b). Es muss sich zeigen, ob diese Maßnah-
schutz zu tun, ist häufig anzutreffen, insofern erscheint es                 men hinreichend sein werden, um die gesetzlichen Ver-
wichtiger, diese Motivation zu fördern und durch gezielte                    pflichtungen zu erfüllen und die Pflichten zur Gebiets­
Beratung die Fachlichkeit von Maßnahmen zu sichern                           sicherung und Dokumentation zu erfüllen.
(Lakner 2021).
                                                                             4. FFH-Richtlinie umsetzen
1. Die Förderinstrumente der GAP-Reform nutzen                               Die Umsetzung der FFH-Richtlinie ist aus Sicht des Natur-
Die Umsetzung der GAP-Reform 2021, die Ende Juni in                          schutzes eine zentrale Aufgabe in Niedersachsen, gerade
Brüssel beschlossen wurde und deren Transformation in                        weil hier in der Vergangenheit große strategische Fehler
nationales Recht bereits vor der Bundestagswahl be-                          gemacht wurden. Die Gebiete müssen zeitnah mit einem
schlossen wurde, bietet vielfältige Möglichkeiten, die                       Managementplan ausgestattet werden. Daneben besteht
Biodiversität in der Landwirtschaft durch Öko-Regeln und                     die agrarpolitische Aufgabe darin, die Land­be­wirtschaf­
Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen zu förden. Die                               ter_innen mit Förderangeboten und einer konstruktiven
Programmierung des Programmes für ländliche Räume                            Gebietsbetreuung bei der Umsetzung von FFH-Maßn­ah­
(II. Säule) in Nieder­sachsen sollte daher einen finanziellen                men zu unterstützen. Die Naturschutzberatung kann
und inhaltlichen Schwerpunkt auf die Förderung der                           hierbei eine wichtige Rolle spielen um die Akzeptanz der
Artenvielfalt in der Landwirtschaft setzen (Lakner et al.                    Landwirt_innen für Naturschutzanliegen im Bereich der
2021).                                                                       FFH-Richlinie zu fördern. Auch aus bundes­politischer Sicht
                                                                             sind Verbesserungen bei der Umsetzung der FFH-Richlinie
2. Mehr Innovation in den Agrarumwelt- und                                   auf Landesebene wichtig, da nur so Strafzahlungen an
     Klimamaßnahmen                                                          die EU vermieden werden können.
Es gibt eine Reihe von innovativen Methoden, mit denen
Umweltleistungen in der Landwirtschaft gefördert wer-
den können. Diese Methoden wurden bisher in der Pro-                         4.3 Klimaschutz in der Landwirtschaft
grammierung der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen
in Deutschland berücksichtigt. Die Möglichkeit, Umwelt-                      Durch das neue Klimagesetz wird eine deutliche Vermin-
leistungen über Punkte zu fördern, wurde vom Deut-                           derung der Emissionen bis 2030 angestrebt, bis 2045 soll
schen Verband für Landschaftspflege (DVL) in Schleswig-                      Klimaneutralität in Deutschland erreicht werden. Auch
Holstein erprobt (Neumann et al. 2017) und bereits in                        die Landwirtschaft ist von den Reduktionspflichten nicht
Österreich mehrere Jahre getestet. Die kooperative Um-                       ausgenommen. Wenn diese Ziele umgesetzt werden sol-
setzung von Fördermaßnahmen durch meh­rere Betriebe                          len, ist eine vielfältige Strategie notwendig.
ist in den Niederlanden bereits in die Praxis umgesetzt
worden (Westerink et al. 2017). In den Agrarumwelt-                          1. Wiedervernässung von Mooren und
maßnahmen fehlen bisher Anreize, Maßnahmen auf der                              Feuchtgebieten fördern
Landschaftsebene zu planen und durchzuführen. Ins­ge­                        Die Umwandlung von organischen Böden und die Wie-
samt ist mehr Beratung und Motivation für die Um­                            dervernässung von niedersächsischen Moorflächen und
setzung von Agrarumweltmaßnahmen erforderlich (vgl.                          Feuchtgebieten sind von zentraler Bedeutung, da die
Lakner 2021).                                                                Hebelwirkung dieser Maßnahme besonders hoch ist
10                                                                                                   FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

(Tanne­berger et al. 2020). Mittelfristig sind eine Strategie    4.4 Faire und zukunftsfähige
sowie Fördermittel für die Umsetzung einer Wiederver-            		 Arbeitsbedingungen sichern
nässung und einer Gebietssicherung notwendig. Es ist
damit zu rechnen, dass eine neue Bundesregierung ab              Die Arbeit in der Landwirtschaft hat sich in den letzten
Herbst 2021 die nationale Moorstrategie vorantreiben             30 Jahren deutlich verändert, da sich die Ausrichtung des
wird. Die zu verwendenden Mittel dürften sehr hoch aus-          Sektors und das Berufsbild Landwirt_in verändert hat.
fallen, da die Flächen entweder extensiviert oder ggf. so-       Diese Veränderung wird sich fortsetzen, zumal die Digita-
gar gekauft werden müssen. Das Mittel des lokalen Flä-           lisierung und die oben skizzierten Herausforderungen zu-
chentausches könnte hierbei verstärkt zum Einsatz                sätzliche Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe
kommen, dürfte aber den Druck auf lokale Bodenmärkte             stellen. Arbeit in der Landwirtschaft wird in Zukunft mehr
erhöhen. Insofern wird auch eine solche Strategie erheb-         Wissen und mehr Dokumentationspflichten vorsehen.
liche finanzielle Mittel erfordern. Die Wiedervernässung
von Mooren stellt eine große politische und administra-           Faire Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft können
tive Herausforderung dar und sie muss den Akteur_innen            zum Vorteil für zukunftsfähige Betriebe werden. Wenn
in der Landwirtschaft vermittelt werden, da nicht allen           Betriebe den Mitarbeiter_innen gute Arbeitsbedingungen
klar ist, warum eine Wieder­vernässung von Mooren ein             und Löhne sowie die Möglichkeit zur Entwicklung und Fort­
entscheidender Beitrag für den Klimaschutz sein kann.             bildung bieten, werden sie in der Lage sein, gut ausgebil-
                                                                  dete und motiviert Mitarbeiter_innen zu gewinnen. Dies
2. Andere Maßnahmen des Klimaschutzes ausbauen                    trifft insbesondere für die Ausbildung in der Landwirtschaft
Weitere strategische Elemente können die Entwicklung              und die Gewinnung von möglichen Lehrlingen zu. Gleich-
und Förderung von Agro-Forst-Systemen, die weitere Stei-          zeitig ist ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft „teuer“, da
gerung der Düngeeffizienz sowie der Aufbau von Humus              die entsprechende Technik zur Verfügung stehen muss.
sein. Allerdings ist die Hebelwirkung dieser Maßnahmen            Betriebe stellen Mitarbeiter_innen ein, wenn sie in einem
deutlich geringer. Einen vollständigen Überblick über alle        Betriebszweig zusätzlich Geld verdienen können. Insofern
Maßnahmen des Klimaschutzes bietet das Gutachten der              sind auskömmliche Beschäftigungsverhältnisse mit Perspek­-
Wissenschaftlichen Beiräte für Ernährungs- und Agrar­            ­tive immer auch davon abhängig, wie wettbewerbsfähig
politik, sowie Forstpolitik von 2016 (WBAE & WBF 2016).           ein Betrieb ist und wie sehr ein Betrieb marktorientiert
                                                                  wirtschaftet.
3. Ernährungsstile neu bewerten und diskutieren
Zu einer Klimaschutzstrategie gehört auch die Diskussion         Für den Sektor Landwirtschaft sind abhängig Beschäftigte
um eine mögliche Änderung vom Ernährungsgewohn-                  zunehmend von Bedeutung. Die Struktur der Familien­
heiten. Der Verzicht auf Fleisch oder auf andere tierische       betriebe spielt zwar weiterhin eine dominierende Rolle,
Produkte kann die Nachfrage nach tierischen Produkten            aber landwirtschaftliche Haushalte sind nicht mehr ein­
reduzieren. Allerdings sind solche Debatten sehr langwie-        seitig auf den Betrieb ausgerichtet, die Einkommensquel-
rig und beinhalten immer das Problem einer paterna­lis­          len sind divers.
tischen Haltung, die Bürger_innen und Konsument_innen
vorschrei­ben will, wie sie sich ernähren sollen. Insofern ist   Ein Problem stellen die prekären Arbeitsverhältnisse in der
diese Diskussion politisch heikel. Andererseits zeigen Mo-       Landwirtschaft dar. Die Durchsetzung der Standards des
dellierungen die Bedeutung dieser Strategie (Clark et al.        Arbeitsrechtes bleibt eine wichtige Aufgabe, hier hat ge-
2020). Absolut betrachtet können veränderte Ernährungs­          rade die Corona-Krise systemische Probleme offengelegt,
ge­wohnheiten indirekt zur Reduktion von THG-Emis­               selbst wenn dies zunächst Einzelfälle sind und viele Be-
sionen beitragen, aber in der Praxis ist diese Strategie erst    triebe sich gesetzeskonform verhalten. Für eine Durch­
mittelfristig wirksam und lässt sich nur über sog. Nudging-      setzung des Arbeitsrechtes könnten verstärkte Kontrollen
Ansätze, Kommunikation und Diskussion fördern. Des               notwendig sein, auch im Blick auf die Betriebe, die sich
Weiteren wäre eine Änderung der Ernährungsstile über             um gute Arbeitsbedingungen bemühen, rechtliche Stan-
Deutschland hinaus notwendig und liegt daher außer-              dards einhalten und durch Verstöße in anderen Betrieben
halb des Einflussbereiches der nationalen Agrar- und Er-         in ein schlechtes Licht gerückt werden.
nährungspolitik.
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen                                                       11

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                                                                                  Greenings, In: Neues Archiv Niedersachsen 2012, Heft 2,
                                                                                  S. 28 – 49.
12                                                                                                          FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

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MUEBK (2018): Antwort auf die mündliche Anfrage zu: Umset-                  Gülle-Bonus in der deutschen Bioenergieförderung; in Jo-
     zung der Natura-2000-Richtlinie in Niedersachsen (Teil 1);             sef Hambrusch et al. (Hrsg.): Jahrbuch der Österreichischen
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NABU (2020): NABU reicht Beschwerde gegen Deutschland ein –                 schaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und
     Rebhuhn-Bestand um über 90 Prozent eingebrochen;                       Holzverwendung. Gutachten der Wissenschaftlichen Beirä-
     Pressemitteilung vom 2.Oktober 2020; Naturschutzbund                   te für Agrar- und Ernährungspolitik (WBAE) und für Forst-
     Niedersachsen e.V., Hannover, https://bit.ly/3vRqgja.                  politik (WBF), Berlin, https://bit.ly/30u2Pz3.
NABU (2021): Naturschutzklage der EU gegen Deutschland –
     Niedersachsen ist immer noch Schlusslicht; Pressemitteilung
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     Hannover, https://bit.ly/3qlvF0w.
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft in Niedersachsen   13
ISBN: 978-3-98628-012-3
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