LEBENS-LANGES LERNEN - 20 20 HRREPORT - Institut für Beschäftigung ...

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LEBENS-LANGES LERNEN - 20 20 HRREPORT - Institut für Beschäftigung ...
HR
                                                             REPORT

                                                             20
hays.de/lebenslanges-lernen

                                                             20

LEBENS-
LANGES
LERNEN
    Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung
    und Employability IBE und Hays
LEBENS-LANGES LERNEN - 20 20 HRREPORT - Institut für Beschäftigung ...
INHALT
     Management Summary > S. 4

       01                        1.1
                                 1.2
                                       Studiensteckbrief > S. 6
                                       Hintergrund und Aufbau der Studie > S. 6
                                       Methodik und Statistik > S. 7

02
             Schwerpunktthema Lebenslanges Lernen > S. 8
       2.1   Stellenwert des lebenslangen Lernens in den Unternehmen > S. 11
       2.2   Entwicklung der betrieblichen Weiterbildung > S. 13
       2.3   Aktuelle Situation in den Unternehmen > S. 17
       2.4   Lernen heute und in Zukunft > S. 19

     03
                                       Themen der Langzeitbetrachtung > S. 23
                                 3.1   Zentrale HR-Trends > S. 24
                                 3.2   Exkurs Nachhaltigkeit > S. 28
                                 3.3   Mitarbeitergewinnung > S. 29
                                 3.4   Mitarbeiterbindung > S. 31
                                 3.5   Unternehmenskultur > S. 34
                                 3.6   Führung > S. 36

     Schlussfolgerung > S. 38
LEBENS-LANGES LERNEN - 20 20 HRREPORT - Institut für Beschäftigung ...
Liebe Leserinnen
und Leser,
die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter1 zu                           Es stellt sich die Frage, ob diese Unwucht, diese Dis-
sichern – dieses Thema hat sich auf der HR-Agenda                         krepanz künftig so bestehen bleibt? Da Teams immer
in den letzten Jahren immer weiter nach oben be-                          agiler und autonomer handeln, sollte dies auch für das
wegt. Kein Wunder: Durch das hohe Tempo, das die                          Lernen gelten.
Digitalisierung anschlägt, müssen Mitarbeiter in ihren
Kompetenzen mitwachsen und sich auf dem neuesten                          Ein Blick in die Tiefen der empirischen Daten zeigt
Stand halten. Umso wichtiger wird lebenslanges Ler-                       übrigens: Mitarbeiter über 50 Jahre haben an einigen
nen. Dazu bedarf es nicht nur der Fähigkeit, lernen zu                    Stellen einen deutlich anderen Blick auf lebenslanges
können. Genauso wichtig ist die grundsätzliche Bereit-                    Lernen als die jüngeren Generationen. Angesichts ihrer
schaft von Menschen, sich beim Lernen vom Bewähr-                         langjährigen Berufserfahrung und der erlebten Ver-
ten zu verabschieden und Neues zu erschließen.                            änderungen scheint ihnen die Dimension des Lernens
                                                                          noch wichtiger zu sein. Dies dokumentieren wir an
In unserem diesjährigen HR-Report haben wir das                           einigen Stellen.
lebenslange Lernen als Schwerpunktthema gewählt.
Dies spiegelt nicht nur die hohe Bedeutung des ​                          Jenseits unseres Schwerpunktthemas haben wir auch
Themas wider, sondern schließt gleichzeitig nahtlos                       in diesem HR-Report zu den Themen unserer Lang-
an unseren letztjährigen Bericht an. In ihm ging es um                    zeitbetrachtung gefragt. Bei den zentralen HR-Hand-
die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeits-                     lungsfeldern bleibt die Mitarbeiterbindung das wich-
welt. Hierbei trat der Punkt, dass Kompetenzen stän-                      tigste Thema für die Unternehmen. Um Mitarbeiter
dig weiterentwickelt werden müssen, deutlich zutage.                      zu halten, ist ein gutes Betriebsklima, wie auch in den
Im Rahmen unseres aktuellen Schwerpunktthemas                             letzten Jahren, das A und O. Bewegt hat sich dagegen
wollten wir deshalb genauer empirisch erfragen, über                      etwas bei der Unternehmenskultur. Dass Mitarbeiter
welchen Stellenwert lebenslanges Lernen in Unter-                         Verantwortung übernehmen (sollen), ist jetzt zum ers-
nehmen verfügt. Wie ist es organisatorisch geregelt                       ten Mal der wichtigste Punkt. Dies passt zum lebens-
und welche konkreten Lernmaßnahmen stehen im                              langen Lernen.
Mittelpunkt?
                                                                          Uns bleibt folglich jede Menge Spielraum für das Ler-
Unsere empirischen Ergebnisse bestätigen: Lebens-                         nen. Wichtig ist dabei, dass wir uns offen halten – uns
langes Lernen hat in Unternehmen einen sehr hohen                         selbst wie unsere Unternehmenskultur. Wir wünschen
Stellenwert. Dafür verantwortlich sind vor allem die                      Ihnen daher eine hoffentlich erkenntnisreiche Lektüre
Mitarbeiter selbst. Doch verfügen sie nicht über die                      und freuen uns, wenn Sie unser neuer HR-Report an-
Budgets. Diese liegen stattdessen aufseiten der Ge-                       regt, über Ihre eigene berufliche Praxis nachzudenken.
schäftsleitung und der direkten Führungskräfte.

                                       Prof. Dr. Jutta Rump                                           Klaus Breitschopf
                                       Direktorin des Instituts                                       Vorstandsvorsitzender
                                       für Beschäftigung und                                          der Hays AG
                                       Employability IBE

1
    Aus Gründen der vereinfachten Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.
    Angesprochen sind jedoch stets beide Geschlechter.
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SCHWERPUNKT LEBENSLANGES LERNEN

MANAGEMENT
SUMMARY

     Das Thema lebenslanges Lernen hat in den befrag-
ten Unternehmen einen hohen Stellenwert. Je höher die
Position, umso höher die Bedeutung. Die Einschätzung
der Bereitschaft der Mitarbeiter zu lebenslangem Lernen
fällt jedoch deutlich geringer aus – am niedrigsten ist
sie bei den Mitarbeitern selbst.

    Die primäre Verantwortung für das lebenslange
Lernen liegt bei den Mitarbeitern. Daher haben sie
meist die Initiative zu übernehmen, wenn es um ihren
Lernbedarf geht.                                              In vielen Unternehmen ist nicht klar bzw. gar nicht
                                                          geregelt, was sie unter Lernzeit konkret verstehen.
    Doch steht den Mitarbeitern meist kein eigenes        Das Spektrum reicht von dem Besuch externer Semi-
Budget zur Verfügung. Entweder liegt die finanzielle      nare bis hin zu unternehmensinternen Aktivitäten, wie
Hoheit bei der Geschäftsleitung oder der Führungs-        Learning on the Job.
kraft.
                                                               Nur in jedem dritten Unternehmen hat sich das
    Bei der Frage, wie Lernbudgets vereinbart wer-        Angebot an betrieblicher Weiterbildung trotz der
den, zeigt sich ein diffuses Bild. Es reicht von der      digitalen Veränderungen in den letzten Jahren erhöht.
Vereinbarung individueller Lernzeitbudgets mit der        Hauptgründe sind die schnellere Verfallszeit von
Führungskraft bis hin zu der Regelung, dass jedem         Wissen und die Entstehung neuer Tätigkeitsprofile.
Mitarbeiter ein bestimmtes Zeitbudget für das Lernen      Die Einschätzung, Budgets hätten sich erhöht, wird
eigenverantwortlich zur Verfügung steht.                  von Mitarbeitern ohne Führungsrolle ungleich negativer
                                                          als von der Geschäftsleitung gesehen.
    Nach wie vor ist das klassische Learning off the
Job die häufigste Lernmethode. Learning on the Job            Der positivste Effekt der Digitalisierung auf lebens-
folgt dicht dahinter. In Zukunft werden Online-Lern-      langes Lernen besteht in der deutlich schnelleren
formate sprunghaft zunehmen und zur vorherrschen-         Verfügbarkeit von Lernangeboten. Besonders kritisch
den Methode werden. Hierbei stehen vor allem Webi-        werden dagegen die Kosten für die Programmierung
nare und Lernvideos im Mittelpunkt.                       zielgruppenspezifischer Angebote angesehen.
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KAPITEL 01

STUDIEN-
STECKBRIEF
1.1 Hintergrund und Aufbau der Studie

Der HR-Report von Hays in Kooperation mit dem Institut für Beschäftigung und
Employability IBE ist eine Studienreihe, die sich jährlich mit aktuellen HR-Themen
auseinandersetzt. Das Schwerpunktthema 2020 lautet „Lebenslanges Lernen“.
Zusätzlich zu dem Schwerpunktthema behandelt auch der HR-Report 2020 nach
wie vor unsere Themen der Langzeitbetrachtung. Dazu gehören:

   Zentrale HR-Trends

   Mitarbeitergewinnung und -bindung

   Unternehmenskultur

   Führung

Einen kleinen Exkurs gibt es im aktuellen Report zum Thema Nachhaltigkeit, das
derzeit in der öffentlichen Debatte eine hohe Aufmerksamkeit erfährt.

Bezugsrahmen der Langzeitbetrachtung des HR-Reports

                    Führung                                                          Diversity

Unternehmenskultur                        Lebenslanges                                      Work-Life-Balance
                                             Lernen

  Mitarbeitergewinnung

                                                                        Mitarbeiterbindung

                                               Förderung der
                                           Beschäftigungsfähigkeit
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1.2 Methodik und Statistik                                       Struktur der Befragten

Insgesamt 997 betriebliche Entscheider                           LAND                              SEKTOR
haben sich an der Online-Umfrage zum
HR-Report 2020 beteiligt. Von ihnen
kommen knapp die Hälfte (49 %) aus
dem Dienstleistungsbereich, 29 Prozent
aus der Industrie und 19 Prozent aus
dem öffentlichen Sektor. Sie repräsen-
tieren zu 66 Prozent Betriebe mit unter
1.000 Beschäftigten, zu 18 Prozent
solche mit 1.000 bis 5.000 Beschäftigten.                       65 % Deutschland                   49 % Dienstleistung
16 Prozent entfallen auf Großunternehmen                        19 % Österreich                    29 % Industrie
mit 5.000 oder mehr Beschäftigten.2                             16 % Schweiz                       19 % Öffentlicher Sektor
                                                                                                   3 % Sonstige
Aus Deutschland stammen 65 Prozent
der Befragten, aus Österreich 19 Prozent
und aus der Schweiz 16 Prozent. Wie im                          UNTERNEHMENSGRÖSSE                 POSITION
Vorjahr sind 63 Prozent der Teilnehmer
männlich und 37 Prozent weiblich.
39 Prozent von ihnen sind unter 40 Jahre
alt, 24 Prozent gehören der Altersgruppe
zwischen 40 und 49 Jahren an, und
37 Prozent sind 50 Jahre oder älter.

Bezogen auf die Positionen der Befrag-
ten sieht die Verteilung wie folgt aus:                         66 % Unter 1.000 MA                42 % FK Fachabteilung
19 Prozent der Befragten sind Vertreter                         18 % 1.000–4.999 MA                24 % Mitarbeiter
der Unternehmensleitung, 42 Prozent                             16 % Über 5.000 MA                 19 % Geschäftsführung
sind Führungskräfte aus Fachabteilun-                                                              16 % FK HR-Abteilung
gen, 16 Prozent Führungskräfte aus dem
HR-Bereich und 24 Prozent sind Mit-
arbeiter ohne Führungsverantwortung.
                                                                ALTER                              GESCHLECHT
Auf das Antwortverhalten der einzel-
nen Teilnehmergruppen sowie auf
Vorjahresstudien nehmen wir bei der
nachfolgenden Analyse Bezug, wenn es
relevante und aussagekräftige Unter-
schiede zwischen den einzelnen Teil-
gruppen gibt.

                                                                39 % Unter 40 Jahre                63 % Männlich
                                                                24 % 40 bis 49 Jahre               37 % Weiblich
                                                                37 % 50 Jahre und älter

07
                                                                 Basis: n = 997 (alle Befragten)

                                 2
                                     Rundungsbedingt kann es zu Abweichungen und damit zu Summenwerten von 99 % bzw. 101 % kommen.
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3
    VUCA ist ein Akronym und steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity.
4
    World Economic Forum (2018): The Future of Jobs Report 2018, S. ix.
5
    XING (2018): New Work Trendbook 2018: Die 15 wichtigsten Trends zur Arbeitswelt der Zukunft. In:
    https://blog.xing.com/wp-content/uploads/2018/11/XING-New-Work-Trendbook.pdf [Zugriff: 12.09.2019]

                                                                                                                                                                                           08
                                                                                                         jobs to new, previously unimagined futures. «
                                                                                                                                                                      » A mindset of agile learning will also be needed on the part
                                                                                                         of workers as they shift from the routines and limits of today’s
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KAPITEL 02

LEBENS-
LANGES
LERNEN

Das Schwerpunktthema Lebenslanges Lernen greift            Doch ist dieser Zusammenhang nicht in allen Unter-
eins der zentralen Erkenntnisse des HR-Reports             nehmen angekommen. In einer XING-Umfrage von
2019 auf: Die vielfältigen Herausforderungen in der        2018 gaben 57 Prozent der Teilnehmer an, sie fühlten
Arbeitswelt – allen voran die Digitalisierung – machen     sich durch die in ihren Unternehmen angebotenen
eine fortlaufende Entwicklung der Kompetenzen              Trainings und Weiterbildungen nicht ausreichend auf
immer notwendiger.                                         die Herausforderungen der Digitalisierung vorbe-
                                                           reitet.5 Zudem empfindet nicht jeder lebenslanges
Die Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeitern zu sichern,   Lernen als positive Herausforderung und Chance.
rückt immer stärker in den Vordergrund. Denn in einer
Wirtschafts- und Arbeitswelt, die geprägt ist von Vo-      Vielmehr löst diese Vorstellung bei vielen Menschen
latilität und Geschwindigkeit, schwindender Stabilität     Ängste aus, den Anforderungen nicht gewachsen
und hoher Unsicherheit, steigender Komplexität sowie       zu sein oder in eine Überlastungssituation zwischen
zunehmender Ambiguität (VUCA-Welt3), lässt sich            Beruf, Privatleben und Lernen zu geraten. Sicher
dem stetigen Wandel nur über Beschäftigungsfähigkeit       können hier neue intelligente Tools unterstützen, um
angemessen begegnen. Die eigenen Kompetenzen               die Lernmodelle und Lernumgebungen stärker als
werden zum Sicherungsanker und sollten daher auch          bisher der aktuellen Lebens- und Berufssituation,
entsprechend gefördert und entwickelt werden. Das          dem Lernniveau und den individuellen Lernpräferen-
World Economic Forum stellt im Hinblick auf die künfti-    zen anzupassen.
gen Anforderungen an Kompetenzen fest: „A mindset
of agile learning will also be needed on the part of
workers as they shift from the routines and limits of
today’s jobs to new, previously unimagined futures.“4
LEBENS-LANGES LERNEN - 20 20 HRREPORT - Institut für Beschäftigung ...
Für das Schwerpunktthema des diesjährigen HR-Reports,
                                                                         „Lebenslanges Lernen“, haben wir folgende Themen in
                                                                         den Mittelpunkt gestellt, mit deren Hilfe wir unsere empi-
                                                                         rischen Ergebnisse prüfen:

                                                                                   Der Stellenwert des lebenslangen Lernens
                                                                                   in Unternehmen

                                                                                   Die Bereitschaft der Mitarbeiter zum lebens-
                                                                                   langen Lernen

                                                                                   Die organisatorische Ausgestaltung

                                                                                   Instrumente und Maßnahmen, die heute und
                                                                                   in Zukunft zentral sind, um lebenslanges Lernen

10
                                                                                   zu unterstützen

                                                                         Diese Aspekte greifen auf Thesen6 zurück, die das Insti-
                                                                         tut für Beschäftigung und Employability IBE im Rahmen
                                                                         einer Untersuchung in Kooperation mit anderen Unter-
                                                                         nehmen zum zukunftsorientierten Lernen entwickelt hat.

Stellenwert lebenslanges Lernen vs. Bereitschaft der Mitarbeiter

Bereitschaft der Mitarbeiter: Median 66 Punkte                              Stellenwert lebenslanges Lernen: Median 77 Punkte

Stellenwert lebenslanges Lernen in Abhängigkeit von der Position

Mitarbeiter: Median 70 Punkte                                                            Geschäftsführung: Median 83 Punkte
              FK HR-Abteilung: Median 76 Punkte                             FK Fachabteilung: Median 77 Punkte

Bereitschaft der Mitarbeiter zum lebenslangen Lernen in Abhängigkeit von der Position

Mitarbeiter: Median 59 Punkte                                                            Geschäftsführung: Median 74 Punkte
              FK HR-Abteilung: Median 63 Punkte                             FK Fachabteilung: Median 65 Punkte

Stellenwert: 0 = keine Bedeutung, 100 = sehr hohe Bedeutung
Bereitschaft: 0 = keine Bereitschaft, 100 = sehr hohe Bereitschaft
Basis: n = 997 (alle Befragten)

6
    Die Ergebnisse wurden im Springer-Herausgeberband „Die vierte Dimension der Digitalisierung. Spannungsfelder in der Arbeitswelt von morgen“ von
    Jutta Rump und Silke Eilers im Sommer 2019 veröffentlicht. An der Untersuchung beteiligt waren neben dem IBE die Detecon International GmbH,
    die Humovo Germany GmbH und die Innofact AG Research & Consulting.
2.1 Der Stellenwert des lebenslangen Lernens in den Unternehmen ist hoch,
aber die Verantwortung liegt beim einzelnen Mitarbeiter

Das Thema lebenslanges Lernen hat in den befragten         Interessant ist bei dieser Fragestellung das Antwort-
Unternehmen durchweg einen hohen Stellenwert.              verhalten nach der Position der Befragten. So sehen
Auf einer Skala von 0 bis 100 vergeben 50 Prozent          67 Prozent der Mitarbeiter die Verantwortung primär
der Befragten 77 Punkte oder mehr (Median). Geringer       bei sich. Führungskräfte aus der HR-Abteilung nennen
hingegen fällt die Einschätzung bezüglich der Be-          ebenfalls den Mitarbeiter an erster Stelle (52 %). Deut-
reitschaft der Mitarbeiter zum Thema lebenslanges          lich stärker als die anderen Gruppen betonen Letztere
Lernen aus – hier liegt der Mittelwert lediglich bei 64,   jedoch die Verantwortung für lebenslanges Lernen als
der Median bei 66 Punkten.                                 Aufgabe der Führungskräfte.
                                                           Neben der Position zeigen sich je nach Branche
Die Bedeutung des lebenslangen Lernens wird dabei          Unterschiede. Insbesondere die Teilnehmer aus dem
vom (Top-) Management höher als von Mitarbeitern           öffentlichen Sektor sehen die Verantwortung für
eingeschätzt. Wenn es um die Bereitschaft der Mit-         lebenslanges Lernen stärker bei den Mitarbeitern (67 %,
arbeiter geht, spricht die Unternehmensleitung ihren       verglichen mit 60 % im Dienstleistungsbereich
Mitarbeitern eine deutlich höhere Bereitschaft zu als      und 57 % in der Industrie).
die Mitarbeiter sich selbst.
                                                           Als überraschend erweist sich die Einstellung zum
Die primäre Verantwortung für das lebenslange Lernen       lebenslangen Lernen in Abhängigkeit vom Alter der
liegt beim Mitarbeiter (61 %). Nur rund jeder Fünfte       Befragten: So sehen die jüngeren Befragten die (primäre)
sieht die Führungskräfte als primär Verantwortliche an,    Verantwortung deutlich seltener beim Mitarbeiter als
gefolgt von der Geschäftsleitung (11 %) und der Per-       ältere Teilnehmer (unter 40 Jahre: 53 % vs. älter als
sonalabteilung (6 %). An zweiter Stelle in Bezug auf       50 Jahre: 69 %). Vor allem die unter 40-Jährigen nennen
die Verantwortung steht nach Ansicht der Teilnehmer        deutlich häufiger die Führungskräfte als Verantwort-
eindeutig die Führungskraft (42 %), gefolgt von der        liche bei diesem Thema. Jüngere Beschäftigte lassen
Geschäftsleitung (20 %). Die eher geringen Zustim-         sich im Hinblick auf ihr Lernverhalten noch eher leiten
mungswerte für die Verantwortlichkeit des Personal-        bzw. erwarten Orientierung, während sich mit zuneh-
bereichs lassen sich dadurch erklären, dass lebenslanges   mendem Alter ein höheres Maß an Verantwortlichkeit
Lernen mehr ist als nur Personalentwicklung und            entwickelt. Zudem zeigt den über 50-Jährigen ihre
damit über den Einflussbereich bzw. die Verantwort-        Erfahrung, dass jeder für sich selbst Verantwortung
lichkeit von HR hinausgeht.                                übernehmen muss.

Primäre und sekundäre Verantwortung für das lebenslange Lernen
Primär

53%       62%        69%

                                                                       Liegt beim Mitarbeiter

Sekundär

36%       43%        47%

                                                                       Liegt bei Führungskraft

      Unter 40 Jahre              40 bis 49 Jahre               50 Jahre und älter

Basis: n = 997 (alle Befragten)
Die Verantwortung für Lernbudgets liegt bei der Führung

Auch wenn die Verantwortung für lebenslanges Lernen          Bezogen auf die Unternehmensgröße zeigt sich, dass
mehrheitlich beim Mitarbeiter angesiedelt wird, steht        in kleineren Betrieben eher die Geschäftsleitung über
nur in einer Minderheit der Unternehmen (14 %) jedem         die Budgets entscheidet als in größeren.
Mitarbeiter ein bestimmtes Budget zur Verfügung,
das er eigenverantwortlich für seine Weiterbildung           Das Antwortverhalten der HR-Führungskräfte weicht
einsetzen kann. In 35 Prozent der teilnehmenden              bei dieser Fragestellung deutlich von dem der anderen
Unternehmen entscheidet dagegen die Geschäfts-               Positionen ab. Für 32 Prozent dieser befragten Gruppen
leitung zentral über die Weiterbildungsbudgets. In           liegt die Verteilung des Budgets bei den Führungs-
25 Prozent der Fälle steht der Führungskraft ein             kräften. Nur 25 Prozent geben die Geschäftsleitung als
bestimmtes Budget zur Verfügung, das sie für ihre            zentrale Entscheidungsinstanz an. Interessanterweise
Mitarbeiter verwenden kann. In 14 Prozent der Unter-         geben zudem 21 Prozent der Vertreter der Geschäfts-
nehmen wird die Entscheidung über Weiterbildung              leitung an, jedem Mitarbeiter stehe ein Budget zur
zentral von der Personalabteilung getroffen. In neun         Verfügung, über das er eigenverantwortlich verfügen
Prozent der Unternehmen gilt, dass sich die Mitarbei-        könne, während dies nur zehn Prozent der Mitarbeiter
ter an den Weiterbildungskosten beteiligen.                  bejahen.

                           Umgang mit den finanziellen Weiterbildungsbudgets

12
                             35 %

                           Geschäftsleitung entscheidet zentral über die Budgets

                             25 %

                           Führungskräfte verfügen über ein ein Budget für die Mitarbeiter

                             14 %

                           Personalabteilung entscheidet zentral über die Budgets

                             14 %

                           Mitarbeiter verfügen über ein eigenes Budget

                             9%

                           Mitarbeiter beteiligen sich an den Weiterbildungskosten

                           Basis: n = 997 (alle Befragten)
Kein klares Bild erkennbar, was Lernzeit ist

In etwas mehr als einem Drittel der teilnehmenden          Dabei ist die Wahrnehmung, wie die Lernzeitbudgets
Unternehmen gibt es keinerlei Vorgaben oder Richt-         gehandhabt werden, je nach Position unterschiedlich.
linien zur Lernzeit. Ein knappes Drittel definiert Lern-   Während 34 Prozent der befragten Geschäftsleiter
zeit ausschließlich über die Teilnahme an Seminaren.       berichten, jede Führungskraft vereinbare mit ihren
Rund ein Viertel der Unternehmen erfasst als Lernzeit      Mitarbeitern individuelle Lernzeitbudgets, bestätigen
die Aktivitäten, die im Unternehmen stattfinden (am        dies umgekehrt nur 17 Prozent der Mitarbeiter. Ähnlich
Arbeitsplatz, in Austauschformaten, in internen Semi-      ist die Situation bei den Zeitbudgets, über die Mit-
naren etc.).                                               arbeiter eigenverantwortlich entscheiden können. Dies
Auch bei der Frage, wie Lernzeitbudgets vereinbart         sehen nur 17 Prozent der Mitarbeiter als gegeben an,
werden, gibt es ein unklares Bild. Jeweils 25 Prozent      aber 30 Prozent der Vertreter der Geschäftsleitung und
der Befragten geben an, dass die Führungskräfte mit        32 Prozent der HR-Führungskräfte.
ihren Mitarbeitern individuelle Lernzeitbudgets ver-
einbaren bzw. dass jedem Mitarbeiter ein bestimmtes        Bei den über 50-jährigen Befragten geben 45 Prozent
Zeitbudget für das Lernen eigenverantwortlich zur          an, dass es keinerlei Vorgaben zur Lernzeit gibt. Dies
Verfügung steht.                                           sehen hingegen nur 31 Prozent der unter 40-Jährigen
                                                           und 36 Prozent der 40- bis 49-Jährigen so. Hier stellt
                                                           sich die Frage, ob die Freiheitsgrade mit zunehmendem
                                                           Alter steigen oder bestimmte Seminare eher jüngeren
                                                           Mitarbeitern verpflichtend angeboten werden.

2.2 Die Entwicklung der betrieblichen Weiterbildung wird nur in
einem Teil der Unternehmen forciert

Angesichts der steigenden Bedeutung vom Lernen im          Gravierende Unterschiede in der Einschätzung erge-
Berufsleben drängt sich die Frage auf, inwieweit sich      ben sich je nach Position der Befragten. Dass sich das
das Angebot betrieblicher Weiterbildung verändert.         Angebot erhöht hat, ist sowohl bei den Führungskräf-
Knapp die Hälfte (48 %) der Teilnehmer berichtet, das      ten aus den Fachabteilungen als auch bei den Mit-
Angebot in ihren Unternehmen sei in den letzten Jah-       arbeitern nicht in ausreichendem Maße angekommen.
ren gleichgeblieben, in 37 Prozent der Fälle sei es er-    Während Geschäftsführer zu mehr als der Hälfte von
höht, nur acht Prozent der Befragten geben an, es sei      einem Angebotsausbau berichten, ist es bei den Füh-
reduziert worden (für 7 % ist keine Aussage möglich).      rungskräften aus den Fachabteilungen jeder Dritte,
                                                           bei den Mitarbeitern nur jeder Vierte.
Veränderung des Angebots betrieblicher Weiterbildung

Das Angebot ...

                                                             25 %    35 %    45 % 52 %

... wurde erhöht

                                                             38 %    45 % 51 %       52 %

... ist gleich geblieben

                                                             3%      7%      9%      11 %

... wurde reduziert

      Geschäftsführung            FK HR-Abteilung           FK Fachabteilung           Mitarbeiter

Basis: n = 997 (alle Befragten)

Die schnelle Verfallszeit des erforderlichen Wissens   Für die übrigen drei Gruppen sind die drei Hauptgrün-
und die Entstehung neuer Tätigkeitsprofile sind die    de das Veralten des erforderlichen Wissens, Neuein-
beiden Hauptgründe für eine Ausweitung des Weiter-     stellungen und die Entstehung neuer Tätigkeitsprofile.
bildungsangebots in Unternehmen (50 % bzw. 47 %).      Diese rücken insbesondere die HR-Führungskräfte in
Aber auch durch die Einstellung neuer Mitarbeiter      den Fokus.
sowie organisatorische Veränderungen weitet sich das
Angebot aus (43 % bzw. 39 %).                          Auch sektorenbezogen, in den verschiedenen Unter-
                                                       nehmensgrößen und in den Altersgruppen differieren
Je nach Position werden die einzelnen Gründe unter-    die Antworten vergleichsweise stark. Im öffentlichen
schiedlich gewichtet. Für die teilnehmenden Mit-       Sektor und in Großunternehmen sind offenbar stär-
arbeiter liegt die Hauptursache für die Erhöhung des   ker neue Tätigkeitsprofile entstanden. Darüber hinaus
Angebots in organisatorischen Veränderungen (56 %),    fanden gerade im öffentlichen Sektor organisatorische
gefolgt von der Entstehung neuer Tätigkeitsprofile     Veränderungen statt.
(54 %) und Neueinstellungen (46 %).

14
Hauptgründe für die Ausweitung des Angebots betrieblicher Weiterbildung nach Sektor

Entstehung neuer                                                                                 36 %
Tätigkeitsprofile                                                                                46 %
                                                                                                60 %

Organisatorische                                                                                 30 %
Veränderungen                                                                                    37 %
                                                                                                 51 %

Schnelle Verfallszeit des                                                                        48 %
erforderlichen Wissens                                                                           51 %
                                                                                                 48 %

                                          Industrie                      Dienstleistung    Öffentlicher Sektor

Hauptgründe für die Ausweitung des Angebots betrieblicher Weiterbildung
nach Unternehmensgröße

Entstehung neuer                                                                                 43 %
Tätigkeitsprofile                                                                                48 %
                                                                                                 61 %

Schnelle Verfallszeit des                                                                        51 %
erforderlichen Wissens                                                                           47 %
                                                                                                 49 %

                                                                                                 40 %
Neueinstellungen                                                                                 52 %
                                                                                                 42 %

                                          Unter 1.000 MA                 1.000–4.999 MA    Über 5.000 MA

Hauptgründe für die Ausweitung des Angebots betrieblicher Weiterbildung nach Alter

Schnelle Verfallszeit des                                                                        44 %
erforderlichen Wissens                                                                           50 %
                                                                                                 56 %

Entstehung neuer                                                                                 46 %
Tätigkeitsprofile                                                                                42 %
                                                                                                 51 %

                                                                                                 40 %
Neueinstellungen                                                                                 43 %
                                                                                                 46 %

                                          Unter 40 Jahre                 40 bis 49 Jahre   50 Jahre und älter

Basis: n = 373 (Teilgruppe, Unternehmen, die das Angebot erhöht haben)
Die Digitalisierung treibt die Weiterbildung voran

Positive Effekte der Digitalisierung auf lebenslanges Lernen

           Beschleunigung der Verfügbarkeit
           von Lernangeboten
           57 %                                                                  Erschwerte Erfassung
                                                                                       der Lernzeiten
           Reduzierung der Kosten                                                                28 %
           für Weiterbildung
           49 %                                                               Erschwerte Bestimmung
                                                                                       von Lernorten
           Anregung eines Methodenmixes aus                                                     29 %
           alten und neuen Instrumenten
           47 %                                                         Höherer Bearbeitungsaufwand,
                                                                     v. a. seitens der Personalabteilung
           Erweiterung des Angebots an                                                              35 %
           Instrumenten und Maßnahmen
           45 %                                                   Erschwerte Erfassung des Lernerfolgs
                                                                  aufgrund einer Vielfalt an Lernformen
           Erleichterung der Erfassung                                                              38 %
           des Lernerfolgs
           37 %                                                        Kosten für die Programmierung
                                                                    zielgruppenspezifischer Angebote
                                                                                                45 %
Basis: n = 997 (alle Befragten)

                                         Negative Effekte der Digitalisierung auf lebenslanges Lernen

Die Digitalisierung und die mit ihr verbundenen Be-     So fallen beispielsweise Wartezeiten für Präsenzse-
schäftigungseffekte sind ein entscheidender Treiber     minare weg, wenn alternativ ein E-Learning-Angebot
für den Zuwachs der Bedeutung des lebenslangen          existiert. Doch auch reduzierte Kosten, ein Methoden-
Lernens. Berufsbilder verschwinden oder verändern       mix aus alten und neuen Instrumenten sowie die
sich, neue entstehen, und Jobprofile werden zuneh-      Erweiterung des Angebots schätzt je knapp die Hälfte
mend komplex und scheinen im ständigen Wandel           der Befragten als vorteilhaft ein.
begriffen.
                                                        Auf der Negativseite werden die Kosten für die
Effekte der Digitalisierung auf lebenslanges Lernen     Programmierung zielgruppenspezifischer Angebote
gibt es sowohl in positiver als auch in negativer       besonders kritisch gesehen. Zudem schlagen eine
Hinsicht. Die deutlich schnellere Verfügbarkeit von     erschwerte Erfassung des Lernerfolgs und ein höherer
Lernangeboten wird von den Entscheidern als aus-        Bearbeitungsaufwand aus Sicht der Entscheider
gesprochen positiv empfunden.                           negativ zu Buche.
2.3 Aktuelle Situation in den Unternehmen

Ermittlung der Lernbedarfe erfolgt häufig ad hoc

Es gibt nicht den einen Königsweg, wie Unternehmen          Mitarbeitergesprächen und auf Initiative der Führungs-
die Bedarfe rund um das Thema lebenslanges Lernen           kräfte erfolgen. Spezielle Entwicklungs-/Kompetenz-
erfassen. Dies geschieht gleichermaßen vor allem            gespräche spielen aus Sicht der HR-Führungskräfte
auf Initiative des Mitarbeiters und im Rahmen von           dagegen eine untergeordnete Rolle.
Mitarbeitergesprächen (jeweils 39 %) werden diese
mehrheitlich festgestellt. An dritter Stelle geht das le-   Erwartungsgemäß finden in kleineren Betrieben (unter
benslange Lernen auf die Initiative der Führungskräfte      1.000 Mitarbeiter) seltener spezielle Entwicklungs-/
(36 %) zurück.                                              Kompetenzgespräche und strategische Personal-
                                                            planungsprozesse als in größeren Unternehmen statt.
HR-Führungskräfte betonen, dass die Lernbedarfe zu          Hier wird stärker auf Mitarbeitergespräche und die
gleichen Teilen (je 41 %) im Rahmen von regelmäßigen        Initiative des Mitarbeiters gesetzt.

Erhebung der Bedarfe für Aktivitäten rund um lebenslanges Lernen

                                                                                                             39 %

Im Rahmen der regelmäßigen Mitarbeitergespräche

                                                                                                             39 %

Auf Initiative des Mitarbeiters

                                                                                                             36 %

Auf Initiative der Führungskräfte

                                                                                                             26 %

Im Rahmen spezieller Entwicklungs-/Kompetenzgespräche

                                                                                                              22 %

Auf Basis eines strategischen Personalplanungsprozesses

                                                                                                             20 %

Auf Initiative des Teams

                                                                                                              19 %

Fallweise ohne spezielle Strukturen

                                                                                                              16 %

Auf Basis eines Kompetenzmanagementsystems

                                                                                           17
Basis: n = 997 (alle Befragten)
18

Fachthemen stehen im Mittelpunkt beim                       Lernen ist de facto
Thema lebenslanges Lernen                                   überall möglich

Fachbezogene Themen im Kontext des lebenslangen             An welchen Orten findet Lernen statt? Das klassische
Lernens stehen ganz oben auf der Agenda. 60 Pro-            Learning off the Job – der Besuch von Seminaren
zent der Unternehmen geben an, dass die meisten             oder Tagungen – ist mit 53 Prozent die häufigste Nen-
Aktivitäten auf sie entfallen. Soziale Kompetenzen (z. B.   nung. Learning on the Job folgt dicht dahinter (47 %).
Selbstmanagement, Resilienz, Frustrationstoleranz,          Auf das Online-Lernen am Arbeitsplatz entfallen
Veränderungsbereitschaft) zu fördern, nennt knapp           35 Prozent der Nennungen. Gleichauf liegen das Lernen
die Hälfte der Befragten an zweiter Stelle.                 im privaten Kontext, das mobile Online-Lernen sowie
                                                            das Learning near the Job.
Weitere Aktivitäten umfassen: IT-Themen (36 %), die
Entwicklung von Methoden- oder Führungskompe-               Große Unterschiede in den Lernorten weisen die län-
tenzen (jeweils 28 %) sowie Sprachen (19 %). Mit Blick      derbezogenen Auswertungen auf. So spielt Learning
auf die Ergebnisse des letztjährigen HR-Reports fällt       off the Job in der Schweiz eine sehr viel geringere
die Betonung der Fachthemen auf. Im letztjährigen           Rolle (39 %) als in Österreich (54 %) und Deutschland
HR-Report hatten wir einen Aufwind für soziale und          (56 %). Hier wird im Umkehrschluss stärker das Lernen
methodische Kompetenzen beobachtet.                         im privaten Kontext gefördert und gefordert (33 %
                                                            im Vergleich zu 28 % in Österreich und nur 23 % in
Am ehesten werden die sozialen Kompetenzen im öf-           Deutschland).
fentlichen Sektor gefördert (53 %, verglichen mit 47 %
im Dienstleistungsbereich und 39 % in der Industrie) –      Online-Lernen am Arbeitsplatz scheint eher ein Thema
und auch etwas häufiger in den großen Unternehmen           für Führungskräfte zu sein. So geben je 37 bzw.
ab 5.000 Beschäftigten. Für die Befragten ab 50 Jahren      38 Prozent der Vertreter von Geschäftsleitung, Fach-
spielen Fachthemen die größte Rolle (70 %), während         und HR-Führungskräften diesen Lernort an, im Gegen-
dies gerade für die unter 40-Jährigen (49 %) in deutlich    satz zu nur 27 Prozent der Mitarbeiter. Ähnlich verhält es
geringerem Maße der Fall ist.                               sich beim mobilen Online-Lernen, das von 32 Prozent
der HR-Führungskräfte und 31 Prozent der Geschäfts-         2.4 Lernen heute und in Zukunft
leitungsvertreter, allerdings nur von 21 Prozent der Füh-
rungskräfte in Fachabteilungen und von 18 Prozent der
Mitarbeiter genutzt wird.                                   Traditionelle Lernmethoden überwiegen

Sehr traditionell in Bezug auf den Lernort ist der öf-      Für Lernen und Weiterbildung nutzen Unternehmen
fentliche Sektor aufgestellt. Hier findet noch für zwei     unterschiedliche Instrumente und Methoden. Bewährte
Drittel das Lernen off the Job statt (verglichen mit je     und etablierte Formen wie Learning on the Job, externe
49 % in der Industrie und im Dienstleistungsbereich).       und interne Präsenzseminare sind die Formate mit der
Online-Lernen am Arbeitsplatz wird insbesondere im          höchsten Nutzung (39 bis 41 %).
Dienstleistungsbereich (40 %, verglichen mit 32 % in der
Industrie und 26 % im öffentlichen Sektor) praktiziert.     Darüber hinaus sind Webinare, Lernvideos und Multi-
                                                            plikatorenformate weit verbreitet (jeweils rund 30 %
Der Blick auf die Unternehmensgrößen zeigt, dass            Nennungen). Dagegen nehmen neue Formate wie
kleinere Betriebe in geringerem Umfang (50 %) Lear-         Gamification, Augmented oder Virtual Reality noch
ning off the Job anbieten als größere (jeweils 60 %         keinen großen Raum ein.
in den beiden größeren Clustern). Auch die Alters-
gruppen zeigen eine differenzierte Nutzung von              Traditionelle Formate finden sich sehr viel häufiger im
Lernorten. Während die ab 50-Jährigen insbesondere          öffentlichen Sektor, Webinare und Lernvideos hingegen
das Learning off the Job in den Vordergrund rücken          eher in der Dienstleistungsbranche und in der Industrie.
(60 %), gilt dies seltener für die 40- bis 49-Jährigen      Deutlich unterschiedlich stellt sich die Nutzung der
(51 %) und die unter 40-Jährigen (48 %). Gleichzeitig       Instrumente und Maßnahmen nach Alter dar. So nutzen
nutzen die ab 50-Jährigen häufiger als ihre jüngeren        die ab 50-Jährigen deutlich häufiger Learning on the
Kollegen das Learning on the Job und das Online-            Job, externe und interne Präsenzseminare, während
Lernen am Arbeitsplatz. Lediglich beim mobilen              die unter 40-Jährigen stärker virtuelle Austauschfor-
Online-Lernen haben die unter 40-Jährigen deutlich          mate, Augmented und Virtual Reality nutzen.
die Nase vorn.
Eingesetzte Lerninstrumente und -methoden (heute und in Zukunft)

Heute                                                                           In 5 Jahren

                                                                 41 %               38 %
Learning on the Job

                                                                 40 %   -11 %       29 %
Externe Präsenzseminare

                                                                 39 %   -10 %       29 %
Interne Präsenzseminare

                                                                 34 %               42 %
Webinare

                                                                 31 %               36 %
Lernvideos

                                                                 29 %               27 %
Multiplikatorenformate (z. B. Mitarbeiter schulen Mitarbeiter)

                                                                 16 %               23 %
Face-to-Face-Austauschformate (z. B. Open Space)

                                                                 15 %               12 %
Newsletter

                                                                 12 %               13 %

Wikis

                                                                 9%     +14 %       23 %
Virtuelle Austauschformate (z. B. Foren)

                                                                 9%                 14 %
Blended Learning

                                                                 7%     +20 %       27 %
Virtual Reality

                                                                 5%                 12 %
Augmented Reality

                                                                 4%                 10 %
Gamification

Basis: n = 997 (alle Befragten)

20
Zukünftige Lernformate werden digital(er)

Welche Lerninstrumente und Methoden künftig ge-
nutzt werden, wird sich nach Einschätzung der Teil-
nehmer deutlich ändern. Webinare und Lernvideos
werden Präsenzseminare ablösen. Zudem werden
virtuelle Formate sprunghaft zunehmen. Bezogen auf
die einzelnen Teilgruppen zeigen sich zum Teil deut-
liche Unterschiede. Der öffentliche Sektor geht stärker
als die anderen Bereiche von einer weiterhin hohen
Nutzung interner und externer Präsenzseminare aus.
Große Betriebe ab 5.000 Beschäftigten werden auch
zukünftig weiterhin in hohem Maße interne Präsenz-
seminare anbieten (39 % im Vergleich zu 29 % bei den
mittleren und 27 % bei den kleineren Betrieben). Knapp
die Hälfte der über 50-Jährigen sieht auch zukünftig
eine sehr hohe Bedeutung von Learning on the Job,
bei den unter 50-Jährigen nimmt das nur jeder Dritte an.

Bei Learning on the Job scheiden sich ohnehin die
Geister. HR-Führungskräfte setzen im Gegensatz zu
den anderen Positionsgruppen in Zukunft viel weniger
auf dieses Instrument (30 % im Vergleich zu 38 % der
Führungskräfte aus Fachabteilungen, 41 % der Mit-
arbeiter und 42 % der Vertreter der Geschäftsleitung).

Eingesetzte Lerninstrumente und -methoden nach Alter

Top 3-Nennungen (heute)                                          Top 3-Nennungen (in 5 Jahren)

Unter 40 Jahre

                                  37 % Learning on the Job                          39 % Webinare
                                  37 % Interne Präsenzseminare                      38 % Lernvideos
                                  33 % Lernvideos                                   34 % Learning on the Job

40 bis 49 Jahre

                                  39 % Externe Präsenzseminare                      43 % Webinare
                                  37 % Learning on the Job                          32 % Learning on the Job
                                  36 % Interne Präsenzseminare                      32 % Lernvideos

50 Jahre und älter

                                  50 % Externe Präsenzseminare                      47 % Learning on the Job
                                  49 % Learning on the Job                          44 % Webinare
                                  44 % Interne Präsenzseminare                      37 % Lernvideos

Basis: n = 997 (alle Befragten)
22
KAPITEL 03

THEMEN DER
LANGZEIT-
BETRACHTUNG

    Mitarbeiterbindung, Förderung der Beschäfti-             Für die Bindung der Mitarbeiter ist ein gutes Be-
gungsfähigkeit und Flexibilisierung der Arbeitsstruk-    triebsklima der mit Abstand wichtigste Faktor. Zu den
turen sind weiterhin die Top-HR-Themen für Unter-        weiteren Top-Instrumenten zählen eine marktgerechte
nehmen. Dagegen finden sich die öffentlich breit         Entlohnung, interessante Aufgaben, flexible Arbeits-
diskutierten Themen demografische Entwicklung,           zeiten und Beschäftigungssicherheit.
Agilität und Diversität auf den letzten Plätzen.
                                                             Bei den zentralen Elementen einer Unternehmens-
    Die steigende Nutzung von Jobportalen im Inter-      kultur ist die Übernahme von Verantwortung durch
net bei der Rekrutierung setzt sich fort. Sie sind der   die Mitarbeiter vom vierten auf den ersten Rang vor-
wichtigste Kanal, gefolgt von den eigenen Unterneh-      gerückt. Der offene Umgang mit kritischen Themen,
menskanälen. Während die Empfehlung von Kandida-         der im Vorjahr noch auf Platz 1 stand, nehmen nun
ten durch Mitarbeiter weiter zunimmt, nehmen Social      den dritten Rang ein, nach dem aktiven Umgang mit
Media einen ähnlichen Stellenwert wie im Vorjahr ein.    Veränderungen.
Die wichtigsten HR-Themen für Unternehmen

 Mitarbeiter
 binden
 35 %

 Beschäftigungsfähigkeit
 der Mitarbeiter fördern
 31 %

 Arbeitsstrukturen
 flexibilisieren
 31 %

 Talent-Management
 ausbauen
 27 %

 Unternehmenskultur
 weiterentwickeln
 26 %

 Neue Mitarbeiter
 gewinnen
 25 %

 Mitarbeiter auf die digitale
 Transformation vorbereiten
 23 %

 Neue Vergütungsmodelle                                 3.1 Zentrale HR-Trends
 aufsetzen                                              unverändert
 16 %
                                                        Der Hauptfokus der Unternehmen bei
                                                        den zentralen HR-Trends liegt wie in
 Führung im Unterneh-                                   den Vorjahren bei der Mitarbeiterbin-
 men ausbauen                                           dung, der Förderung der Beschäfti-
 15 %                                                   gungsfähigkeit und der Flexibilisierung
                                                        der Arbeitsstrukturen. In Analogie zu
 Demografische                                          den vorherigen Jahren finden sich zu-
 Entwicklung steuern                                    dem die großen und breit diskutierten
 14 %                                                   Themen demografische Entwicklung,
                                                        Agilität und Diversität nach wie vor auf
 Agile Organisation                                     den letzten Plätzen. Deutliche Unter-
 einführen                                              schiede in der Gewichtung der einzel-
 12 %                                                   nen Themen zeigen sich bei einzelnen
                                                        Teilgruppen.
 Diversity im
 Unternehmen
 fördern
 11 %

                      Basis: n = 997 (alle Befragten)
25
SEKTOR                                            Industrie

                                                  Mitarbeiter binden                                        36 %

                                                  Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           34 %

                                                  Neue Mitarbeiter gewinnen                                 28 %

                                                  Talent-Management ausbauen                                26 %

                                                  Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         24 %
 Die wichtigsten HR-Themen für Unternehmen nach

                                                  Dienstleistung

                                                  Mitarbeiter binden                                        33 %

                                                  Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         31 %

                                                  Talent-Management ausbauen                                30 %

                                                  Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           27 %

                                                  Unternehmenskultur weiterentwickeln                       27 %

                                                  Öffentlicher Sektor

                                                  Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         39 %

                                                  Mitarbeiter binden                                        37 %

                                                  Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           35 %

                                                  Unternehmenskultur weiterentwickeln                       27 %

                                                  Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorbereiten   24 %
26

                                                   Basis: n = 997 (alle Befragten)
UNTERNEHMENSGRÖSSE
Unter 1.000 MA

Mitarbeiter binden                                        36 %

Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           30 %

Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         30 %

Neue Mitarbeiter gewinnen                                 27 %

Talent-Management ausbauen                                26 %

1.000–4.999 MA

Mitarbeiter binden                                        33 %

Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           33 %

Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         30 %

Unternehmenskultur weiterentwickeln                       28 %

Neue Mitarbeiter gewinnen                                 24 %

                                                                 Die wichtigsten HR-Themen für Unternehmen nach

Über 5.000 MA

Talent-Management ausbauen                                33 %

Arbeitsstrukturen flexibilisieren                         33 %

Mitarbeiter binden                                        32 %

Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern           30 %

Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorbereiten   28 %

Basis: n = 997 (alle Befragten)
3.2 Exkurs Nachhaltigkeit

In diesem HR-Report greifen wir in einem Exkurs                             und Beschäftigungsfähigkeit. Diese Themen berühren
das Thema Nachhaltigkeit auf, das in der aktuellen                          sowohl die Unternehmenspolitik als auch die Perso-
politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen                        nalarbeit und die Rolle von Führung. Nachhaltigkeit
Debatte hohe Aufmerksamkeit genießt. Im Zusam-                              im Umweltschutz und Energieeffizienz beeinflussen
menhang mit Nachhaltigkeit liegt der mediale Fokus                          zu rund 40 Prozent der Befragten die Unternehmens-
hauptsächlich auf Klima- und Umweltschutz. So zeigt                         und Personalpolitik stark oder sehr stark. Einen deut-
der akzente Trendmonitor Nachhaltigkeit7, dass das                          lich höheren Einfluss haben aber für die teilnehmenden
beherrschende Nachhaltigkeitsthema des Jahres 2018                          Unternehmen eine nachhaltige Personalarbeit und
der Umweltschutz war. Laut dem Trendmonitor stellt                          Führung (55 bzw. 56 %).
nachhaltiges Agieren einen Wettbewerbs- und Stand-
ortvorteil für die Wirtschaft, für Regionen und auch                        Bezogen auf die einzelnen Altersgruppen lässt sich
für die Qualität der Gesellschaft dar.                                      konstatieren: Umweltschutz und Energieeffizienz
                                                                            sind eher bedeutsame Themen für die jüngere Ge-
In der Arbeitswelt von morgen bedeutet Nachhal-                             neration. Für die über 50-Jährigen ist dagegen Nach-
tigkeit mit Blick auf die soziale Komponente zudem                          haltigkeit im Unternehmenskontext deutlich wichtiger.
Verlässlichkeit (bis hin zur Beschäftigungssicherung)

Einfluss einzelner Nachhaltigkeitsaspekte auf die Unternehmens- und Personalpolitik

     Nachhaltigkeit in der                                      Nachhaltigkeit in der
     Führung                                                    Personalarbeit
     56 %                                                       55 %

                                                                Nachhaltigkeit in der                      Nachhaltigkeit im
            Nachhaltigkeit in der
                                                                Energieeffizienz                           Umweltschutz
            Unternehmenspolitik
                                                                40 %                                       38 %
            50 %

                                                                                         Darstellung %-Werte sehr starke und starke Beeinflussung

                                                                                                                    Basis: n = 997 (alle Befragten)

7
    Seit 2014 erfasst der akzente Trendmonitor halbjährlich den Stellenwert bestimmter Themen im Kontext von Nachhaltigkeit und unternehmerischer
Verantwortung. Dazu werden die Nennungen der Themen in deutschsprachigen Medien und damit die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Themen
anhand einer selbst definierten Operatorenkette gemessen.
Bedeutung der Nachhaltigkeits-
aspekte nach Alter                          Unter 40 Jahre           40 bis 49 Jahre         50 Jahre und älter

Nachhaltigkeit in der Führung                    53 %                      52 %                      62 %

Nachhaltigkeit in der Personalarbeit             52 %                      52 %                      60 %

Nachhaltigkeit in der Unternehmenspolitik        49 %                      46 %                      54 %

Nachhaltigkeit in der Energieeffizienz           47 %                      39 %                      34 %

Nachhaltigkeit im Umweltschutz                   43 %                      38 %                      32 %

Basis: n = 997 (alle Befragten)

3.3 Mitarbeitergewinnung ist und bleibt Dauerthema

48 Prozent der teilnehmenden Betriebe – und damit        wie vor überdurchschnittlich häufig im öffentlichen
nahezu gleich viele wie im Vorjahr – stellen neue Mit-   Sektor Anwendung (38 % im Vergleich zu 25 % in der
arbeiter ein. 28 Prozent der befragten Unternehmen       Industrie und 27 % im Dienstleistungsbereich). Mit zu-
planen dies. Dabei finden besonders viele Neueinstel-    nehmender Unternehmensgröße steigt die Nutzung
lungen im öffentlichen Sektor (59 %) und in den Unter-   von Jobportalen im Internet und eigener Unterneh-
nehmen mit 5.000 und mehr Mitarbeitern (60 %) statt.     menskanäle – wie schon in den Vorjahren – deutlich an.
Auch hier bestätigt sich der Trend aus den Vorjahren.
                                                         54 Prozent der teilnehmenden Betriebe rekrutieren re-
Die steigende Nutzung von Jobportalen im Internet        gional, 51 Prozent landesweit, 15 Prozent EU-weit und
setzt sich auch in diesem Jahr fort. Nach 59 Prozent     neun Prozent weltweit. Im Vergleich zum HR-Report
im HR-Report 2019 sind es nun 63 Prozent, die hier-      2019 geht der Trend leicht in Richtung einer regionalen
über ihre Mitarbeiter rekrutieren. 53 Prozent setzen     Rekrutierung. Diese ist besonders häufig in der Schweiz
auf eigene Unternehmenskanäle wie ihre Website,          anzutreffen (63 %), während deutsche Betriebe über-
47 Prozent auf die Werbung durch eigene Mitarbeiter.     wiegend landesweit nach neuen Beschäftigten suchen.
Social-Media-Plattformen sind mit 35 Prozent der         Konstant über die vergangenen HR-Reports hinweg
Nennungen ähnlich häufig vertreten wie im Vorjahr,       ist die regionale Rekrutierung darüber hinaus insbeson-
externe Dienstleister mit 30 Prozent ebenfalls. Stabil   dere ein Thema der kleinen Betriebe bis 1.000 Be-
bleiben auch die Printmedien mit 29 Prozent der          schäftigte und im öffentlichen Sektor stärker verbreitet
Nennungen. Dieses letztgenannte Medium findet nach       als im Dienstleistungsbereich.
Wo neue Mitarbeiter international rekrutiert werden

       2019              2015

36 % Deutschsprachiges Ausland                                             32 % Westeuropa

37 %                                                                       26 %

11 %    Osteuropa                                                          7%       Nordamerika (USA/Kanada)

9%                                                                         3%

6%      Nordeuropa                                                         2%       China

1%                                                                         6%

2%      Südeuropa                                                          1%       Indien

1%                                                                         4%

Basis in 2019: n = 164 (Teilgruppe, Unternehmen, die auch im Ausland rekrutieren)

Danach befragt, welche Länder bei der internationa-                        der österreichischen Unternehmen). Traditionell
len Rekrutierung im Fokus stehen, zeigt sich weiterhin                     rekrutieren österreichische Unternehmen häufiger
eine starke Tendenz zum deutschsprachigen Ausland                          Menschen aus Osteuropa (27 % im Vergleich zu 9 %
(36 %) und zu Westeuropa (32 %). Elf Prozent rekru-                        der deutschen und 0 % der Schweizer Unternehmen).
tieren in Osteuropa, sieben Prozent in Nordamerika,                        Die Schweiz setzt stärker auf Nordeuropa (16 % im
sechs Prozent in Nordeuropa, je zwei Prozent in China                      Vergleich zu 5 % der deutschen und 3 % der österrei-
und Südeuropa und ein Prozent in Indien. Es sind                           chischen Betriebe). Für die Betriebe bis zu 5.000
vor allem die österreichischen Unternehmen, die im                         Mitarbeitern ist die Rekrutierung in Westeuropa be-
deutschsprachigen Ausland rekrutieren (46 % im Ver-                        sonders attraktiv, während die Großunternehmen auch
gleich zu 34 % der deutschen und 32 % der Schweizer                        vergleichsweise häufig aus Nordamerika Beschäftigte
Betriebe). Die deutschen Rekrutierungsbemühungen                           zu sich holen (18 %, verglichen mit 4 % in den Betrie-
konzentrieren sich dagegen mehr auf Westeuropa                             ben unter 1.000 und 0 % in den Betrieben mit 1.000 bis
(38 %, verglichen mit 28 % der Schweizer und nur 15 %                      4.999 Mitarbeitern).
3.4 Betriebsklima für Mitarbeiterbindung am wichtigsten

Um Mitarbeiter zu binden, ist ein gutes Betriebsklima     Sektorenbezogen punktet bei den Themen Beschäf-
nach wie vor der wichtigste Faktor. Zu den weiteren       tigungssicherheit und Vereinbarkeit von Beruf und
Top-5-Instrumenten zählen wie in den vergangenen          Privatleben sowie Gesundheitsförderung ganz klar
Jahren zudem eine marktgerechte Entlohnung, inter-        der öffentliche Sektor, er steht aber bei der markt-
essante Aufgaben, flexible Arbeitszeiten und Beschäf-     gerechten Entlohnung zurück.
tigungssicherheit.
                                                          Die Themen Beschäftigungssicherheit, marktgerechte
Auf Landesebene sind deutlichere Unterschiede als in      Entlohnung, betriebliche Zusatzleistungen und Ge-
den Vorjahren zu erkennen. Ein gutes Betriebsklima        sundheitsförderung werden mit zunehmender Unter-
wird von 63 Prozent der Teilnehmer aus Österreich         nehmensgröße häufiger umgesetzt. Dagegen fallen
und 60 Prozent aus der Schweiz, allerdings nur von        die Zustimmungswerte in Bezug auf das gute Be-
50 Prozent der deutschen Befragten genannt. Be-           triebsklima und die interessanten Aufgaben in den
schäftigungssicherheit ist sehr viel stärker ein Bin-     Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten
dungsfaktor in Deutschland und Österreich (je 40 %)       besser aus als in den Vergleichsgruppen.
als in der Schweiz (25 %), in der traditionell etwas
mehr Wert auf marktgerechte Entlohnung gelegt wird.       Die Gruppe der ab 50-jährigen Befragten sieht deut-
                                                          lich häufiger flexible Arbeitszeiten und ein gutes
Die in den Vorjahren recht markanten Unterschiede in      Betriebsklima als umgesetzt an als die jüngeren Teil-
der Wahrnehmung der Bedeutung eines guten Be-             nehmer. Flexible Arbeitszeiten, interessante Aufgaben
triebsklimas zwischen den verschiedenen Unterneh-         und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pri-
mensgrößen sind 2020 kaum nennenswert. Unterneh-          vatleben sehen vor allem die jüngeren Befragten noch
men ab 5.000 Mitarbeitern setzen jedoch stärker auf       lange nicht in ausreichendem Maße umgesetzt.
Beschäftigungssicherheit, gute Karriereperspektiven
und betriebliche Zusatzleistungen als die kleineren       Ähnlich wie schon bei der Bedeutung der Maßnahmen
und mittleren Betriebe.                                   und Instrumente zur Mitarbeiterbindung differieren
                                                          auch die Einschätzungen zur Umsetzung zwischen
Wie auch schon in Vorjahren zeigt sich, dass die          den Vertretern der unterschiedlichen Positionen teils
Vertreter der unterschiedlichen Positionen die Bin-       erheblich. So glauben beispielsweise je 43 Prozent
dungsfaktoren unterschiedlich gewichten. So zeigt         der Mitarbeiter und HR-Führungskräfte, Beschäfti-
sich erneut eine Diskrepanz zwischen den Bindungs-        gungssicherheit sei gegeben, wohingegen dies nur
faktoren, die Mitarbeitern wichtig sind, und denjeni-     30 Prozent der Vertreter der Geschäftsleitung und
gen, die die Geschäftsführung und Führungskräfte als      35 Prozent der Führungskräfte aus Fachabteilungen
wichtig erachten.                                         bejahen.

Bei der Einschätzung, inwieweit die Instrumente zur       Die Aufgaben im eigenen Unternehmen halten 47
Mitarbeiterbindung in den Unternehmen tatsächlich         Prozent der Vertreter der Geschäftsleitung, jedoch
umgesetzt sind bzw. werden, zeigt sich die größte         nur jeweils zwischen 34 und 36 Prozent der übrigen
Kluft beim guten Betriebsklima. Hier hinkt die Realität   Gruppen für interessant. Die HR-Führungskräfte heben
um elf Prozentpunkte im Vergleich zur Bedeutung des       besonders die guten Karriereperspektiven (31 %) und
Themas hinterher.                                         die Personalentwicklung (34 %) hervor, wohingegen
                                                          dies nur 15 Prozent bzw. 13 Prozent der Mitarbeiter
Vergleicht man die Umsetzung der Maßnahmen auf            ähnlich sehen.

                                                                                       31
Länderebene, so zeigt sich, dass das gute Betriebskli-
ma stärker in Österreich (48 %) und der Schweiz (49 %)
anzutreffen ist als in Deutschland (40 %). Betriebliche
Zusatzleistungen finden sich überdurchschnittlich
häufig in Deutschland (35 %) und weniger in Österreich
(25 %) und in der Schweiz (15 %). Das Gleiche gilt für
Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Maßnahmen und Instrumente zur Mitarbeiterbindung

         54 %                       46 %                     43 %                                 43 %

         43 %                      37 %                      37 %                                45 %
         Gutes                 Marktgerechte             Interessante                           Flexible
     Betriebsklima              Entlohnung                Aufgaben                            Arbeitszeiten

         38 %                       33 %                     33 %                                 27 %

          37 %                      27 %                     24 %                                 30 %
Beschäftigungssicherheit      Maßnahmen zur                  Gute                              Betriebliche
                           Vereinbarkeit von Beruf   Karriereperspektiven                   Zusatzleistunbgen
                              und Privatleben

         22 %                       21 %                     17 %                                 15 %

        24 %                       21 %                     17 %                                   14 %
        Mobile              Personalentwicklung        Reputation des                         Differenziertes
        Arbeit                                          Arbeitgebers                        Führungsverhalten

         14 %

                                                               Wichtigkeit

        23 %                                                   Umsetzung
   Maßnahmen zur
 Gesundheitsförderung                                     Basis: n = 997 (alle Befragten)
Wichtigste Maßnahmen und Instrumente zur Mitarbeiterbindung nach Position

Geschäftsführung

Gutes Betriebsklima                                                         55 %
Marktgerechte Entlohnung                                                    42 %
Interessante Aufgaben                                                       42 %
Flexible Arbeitszeiten                                                      42 %
Vereinbarung von Beruf und Privatleben                                      34 %
Beschäftigungssicherheit                                                    31 %
Gute Karriereperspektiven                                                   25 %

FK HR-Abteilung

Gutes Betriebsklima                                                         48 %
Interessante Aufgaben                                                       39 %
Flexible Arbeitszeiten                                                      38 %
Marktgerechte Entlohnung                                                    36 %
Gute Karriereperspektiven                                                   33 %
Beschäftigungssicherheit                                                    32 %
Vereinbarung von Beruf und Privatleben                                      30 %

FK Fachabteilungen

Gutes Betriebsklima                                                         55 %
Marktgerechte Entlohnung                                                    48 %
Interessante Aufgaben                                                       46 %
Flexible Arbeitszeiten                                                      41 %
Beschäftigungssicherheit                                                    39 %
Gute Karriereperspektiven                                                   36 %
Vereinbarung von Beruf und Privatleben                                      31 %

Mitarbeiter

Gutes Betriebsklima                                                         55 %
Marktgerechte Entlohnung                                                    54 %
Flexible Arbeitszeiten                                                      50 %
Beschäftigungssicherheit                                                    46 %
Interessante Aufgaben                                                       43 %
Vereinbarung von Beruf und Privatleben                                      36 %
Gute Karriereperspektiven                                                   34 %

Basis: n = 997 (alle Befragten)

                                                             33
3.5 Unternehmenskultur

Die Hauptanforderungen an die Unternehmenskultur          rungen. Sehr unterschiedlich zeigen sich – wie schon
sind im Vergleich zum letzten Jahr sehr ähnlich. Aller-   in den Vorgängerstudien – die Einschätzungen zum
dings haben sich in der Gruppe der Top 5 Verschie-        einen nach Position der Befragten, zum anderen nach
bungen ergeben: Die Übernahme von Verantwortung           Alter.
durch die Mitarbeiter ist vom vierten auf den ersten
Rang vorgerückt, während der offene Umgang mit            Gerade die über 50-Jährigen wünschen sich deutlich
kritischen Themen, der im Vorjahr noch auf Platz eins     stärker die Übernahme von Verantwortung durch die
stand, nun den dritten Rang einnimmt.                     Mitarbeiter, einen aktiven Umgang mit Veränderungen
                                                          sowie einen offenen Umgang mit kritischen Themen.
Deutlich stärker als die Befragten aus den Nachbar-       Gegenüber den jüngeren Befragten ist es möglicher-
ländern betonen die Schweizer Teilnehmer die Be-          weise die längere Berufs- und Lebenserfahrung, die
deutung der Verantwortungsübernahme durch die             sich hier auswirkt und durch die die Themen anders
Mitarbeiter und des aktiven Umgangs mit Verände-          gewichtet werden.

Anforderungen an die Unternehmenskultur

Übernahme von Verantwortung                                                                              44 %
durch die Mitarbeiter

Aktiver Umgang mit Veränderungen                                                                         44 %

Offener Umgang mit kritischen Themen                                                                      39 %

Stärkere Beteiligung der Mitarbeiter                                                                      37 %

Fähigkeit zur Selbstorganisation                                                                         34 %
von Teams

Schaffung einer hierarchieübergreifen-                                                                    32 %
den offenen Kommunikation

Wertschätzender Umgang mit
Parallelkulturen und -organisationen                                                                      23 %
im Unternehmen

Intensive Vernetzung nach innen                                                                           22 %

Aufbrechen starrer Abstimmungs-                                                                          20 %
strukturen

Entwicklung eines neuen
                                                                                                          18 %
Wertesystems

Intensive Vernetzung nach außen                                                                           15 %

Basis: n = 997 (alle Befragten)
Anforderungen an die Unternehmenskultur nach Position

Übernahme von Verantwortung                                                            50 %
durch die Mitarbeiter                                                                  41 %
                                                                                       44 %
                                                                                       43 %

Aktiver Umgang mit Veränderungen                                                       44 %
                                                                                       39 %
                                                                                       45 %
                                                                                       47 %

Offener Umgang mit kritischen Themen                                                   39 %
                                                                                       31 %
                                                                                       43 %
                                                                                       37 %

       Geschäftsführung           FK HR-Abteilung   FK Fachabteilung     Mitarbeiter

Basis: n = 997 (alle Befragten)

Anforderungen an die Unternehmenskultur nach Alter

Übernahme von Verantwortung                                                            40 %
durch die Mitarbeiter                                                                  40 %
                                                                                       52 %

Aktiver Umgang mit Veränderungen                                                       38 %
                                                                                       43 %
                                                                                       51 %

Offener Umgang mit kritischen Themen                                                   34 %
                                                                                       35 %
                                                                                       47 %

       Unter 40 Jahren            40 bis 49 Jahre   50 Jahre und älter

Basis: n = 997 (alle Befragten)

                                                                         35
3.6 Führung

Die Anforderungen, die aus Sicht der Befragten an        „Loslassen“ der Mitarbeiter, zu wenig Zeit für Füh-
Führungskräfte gestellt werden, sind weitgehend          rungsaufgaben, die Wahl des richtigen Führungsstils
vergleichbar mit denen der Vorjahre. Unangefochten       sowie zu wenig Unterstützung durch die Unterneh-
an erster Stelle steht, dass Führungskräfte als Coach    mensleitung. Auffällig ist in diesem Jahr, dass sich das
fungieren sollten. Neu in den Top 5 der Nennungen ist    Antwortverhalten je nach Position nicht mehr so deut-
die Anforderung an Führungskräfte, als kontrollieren-    lich unterscheidet wie in den Jahren zuvor. Nicht über-
de Instanz zu agieren. Dieses Item stand bislang nicht   raschend gewichten die Mitarbeiter die Stolpersteine
zur Auswahl, steht jedoch direkt für 34 Prozent der      stärker als die Führungskräfte und die Geschäfts-
Befragten im Fokus.                                      leitung. Zu wenig Kommunikation wird insbesondere
                                                         im öffentlichen Sektor bemängelt, zu umfangreiche
Die Rolle von Führungskräften als Coach betonen          Regularien werden mit zunehmender Unternehmens-
insbesondere die Befragten aus der Schweiz (62 % im      größe immer stärker zum Stolperstein. Wie schon
Vergleich zu 53 % aus Österreich und 51 % aus Deutsch-   2019 sind es insbesondere die über 50-Jährigen, die
land). Wie schon in den Vorjahren sind es auch vor       zu wenig Kommunikation, zu wenig Zeit für Führungs-
allem die über 50-Jährigen, für die Führungskräfte als   aufgaben und die Wahl des richtigen Führungsstils als
Coach agieren sollten (63 % gegenüber 52 % bei den       hinderlich empfinden.
40- bis 49-Jährigen und 45 % bei den unter 40-Jäh-
rigen). Ebenso sehen Ältere Führungskräfte deutlich      Der Blick darauf, wie Führungskarrieren im Unter-
stärker als strategische Partner und als Manager von     nehmen gemacht werden, erweist sich im Zeitverlauf
Diversität als die beiden anderen Gruppen.               ebenfalls als konstant: Neben objektiven Kriterien wie
                                                         einer strategischen Nachfolgeplanung (40 %), Emp-
Naturgemäß unterschiedlich fallen die Einschätzungen     fehlungen (35 %) und systematischem Talent-Manage-
nach Position der Befragten aus, gerade im Hinblick      ment (33 %) werden subjektive Faktoren wie Zufall
auf die Führungsrollen Personalentwickler, Manager       bzw. interne Netzwerke und Seilschaften (jeweils rund
von Diversität und Change Agent.                         30 %) nach wie vor in hohem Maße angenommen.
                                                         Wie bereits in den Vorjahren – und wenig überra-
Was die Stolpersteine für Führungskräfte angeht,         schend – nehmen auch die Mitarbeiter deutlich häufi-
bestätigen die empirischen Ergebnisse die Top 5 der      ger Seilschaften und den Zufall als entscheidend wahr.
Vorjahre: zu wenig Kommunikation, das mangelnde

Anforderungen an Führungskräfte

Coach                                                                                                     53 %

Entscheider des operativen Tagesgeschäfts                                                                 45 %

Strategische Partner                                                                                      43 %

Personalentwickler                                                                                        40 %

Kontrollierende Instanz                                                                                   34 %

Manager von Diversität                                                                                    26 %

Protagonisten zur Gestaltung der Work-Life-Balance                                                        26 %

Change Agent                                                                                              24 %

Basis: n = 997 (alle Befragten)
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