HR-Report 2019 Schwerpunkt Beschäftigungseffekte der Digitalisierung - Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability ...
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HR-Report 2019 Schwerpunkt Beschäftigungseffekte der Digitalisierung Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und Hays
Klaus Breitschopf Vorstandsvorsitzender der Hays AG AUTOREN Silke Eilers, IBE Prof. Dr. Jutta Rump Direktorin des Instituts für Kathrin Möckel, Hays Beschäftigung und Prof. Dr. Jutta Rump, IBE Employability IBE Frank Schabel, Hays VORWORT INHALT Management Summary ������������������������������3 Liebe Leserinnen und Leser, 1 Hintergrund und Methodik������������������4 1.1 Hintergrund und Aufbau der Studie��������4 die Digitalisierung treibt uns alle an. In sehr vielen Unternehmen laufen derzeit Großprojekte mit der Aufgabe, Abläufe und Geschäftsmodelle zu digitalisieren. Mit dem 1.2 Methodik und Statistik����������������������������5 HR-Report ist es unser Anspruch, Themen aufzugreifen, die Organisationen bewegen. So hatten wir im letzten Jahr die agile Organisation auf den Prüfstand gestellt. Nun steht 2 Schwerpunktthema im Zentrum des neuen HR-Reports 2019, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitsmärkte Beschäftigungseffekte������������������������6 auswirkt und wie Menschen beschäftigungsfähig bleiben. 2.1 Qualitative Beschäftigungseffekte in verschiedenen Funktionsbereichen��������6 Seit einigen Jahren diskutieren wir diese Frage in unserer Gesellschaft: Entstehen durch 2.2 Quantitative Beschäftigungseffekte in den digitalen Wandel unter dem Strich mehr Jobs oder steht ein massiver Schwund an? verschiedenen Funktionsbereichen������14 Das bisher gezeichnete Bild ist uneinheitlich und dokumentiert, wie schwierig es ist, in dieser schnelllebigen Zeit valide Prognosen abzuleiten. 2.3 Einstellungskriterien vor dem Hinter- grund der Beschäftigungseffekte����������18 Zu dieser Diskussion möchten wir nun mit dem aktuellen HR-Report beitragen und sie mit 2.4 Anforderungen an Führungskräfte vor empirischen Daten anreichern. Über 800 Führungskräfte haben wir daher sowohl zu den dem Hintergrund der Beschäftigungs quantitativen als auch zu den qualitativen Beschäftigungsaspekten befragt. Und waren über effekte��������������������������������������������������� 20 das Ergebnis überrascht: Die Mehrheit ist positiv gestimmt und rechnet damit, dass die Zahl 2.5 Anforderungen an die Unterneh- der Stellen eher steigt denn sinkt. Übrigens in fast allen Unternehmensbereichen, denn wir menskultur vor dem Hintergrund der hatten nachgefragt, wie sich die Digitalisierung en détail auswirken wird. Das Schreckens- Beschäftigungseffekte������������������������� 26 szenario, das einige Forscher in den Anfängen der Digitalisierung gemalt haben, scheint sich also nicht zu bewahrheiten. Dies deckt sich mit den positiven Stimmen, die in letzter Zeit immer stärker geworden sind. 3 Themen der Langzeitbetrachtung��� 28 3.1 Zentrale HR-Trends����������������������������� 28 Das enthebt uns – Unternehmen wie Mitarbeiter und die Gesellschaft – keineswegs von der 3.2 Mitarbeitergewinnung��������������������������� 30 Aufgabe, uns ständig auf den neuesten Stand von Kompetenzen und Fähigkeiten zu brin- 3.3 Mitarbeiterbindung ����������������������������� 32 gen. Im Gegenteil: Beschäftigungsfähigkeit ist heute wichtiger denn je, wollen wir doch die Digitalisierung gemeinsam aktiv gestalten und nicht einfach geschehen lassen. Idealerwei- se synchronisieren wir das Tempo der Wirtschaft mit nachhaltigen Ansätzen zur beruflichen Schlussfolgerungen��������������������������������� 35 Weiterentwicklung von Menschen. IMPRESSUM Vor allem zwei Themen betonen die Befragten, die auf die Beschäftigungsfähigkeit ein- zahlen: Zum einen sei lebenslanges Lernen für Berufstätige ein zentrales Gebot und zum anderen müsse das Teamwork in gemischten Teams noch stärker ausgebaut werden. Da- gegen sind die Führungskräfte als Coaches, die Mitarbeiter voranbringen, immer weniger Herausgeber: Hays AG gefragt. Wie überhaupt die Rolle von Führung in unseren Erhebungen seit einigen Jahren Institut für Beschäftigung nach unten gerutscht ist. Die Zeichen stehen eher auf Eigenverantwortung und Selbstorga- und Employability IBE nisation – in agileren Strukturen. Chefredaktion: Frank Schabel, Hays Genauere Daten finden Sie auf den folgenden Seiten. Wir freuen uns, wenn Sie unser Gestaltung: mahagoni.net HR-Report 2019 für Ihre eigene berufliche Praxis anregt. Druck: creios GmbH Ludgeristraße 13 Prof. Dr. Jutta Rump, Klaus Breitschopf 59379 Selm Auflage: 5.000 Fotos: Hays 2 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Der HR-Report 2019 bestätigt die zentralen HR-Trends des Vorjahres: Mitarbeiterbindung, Förderung der Beschäftigungsfähigkeit und Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda. Diese Themen reflektieren sowohl den Fachkräftemangel als auch die ständig wachsenden Anforderungen an Arbeit. MANAGEMENT SUMMARY Um Mitarbeiter zu binden, sind laut den Befragten in erster Linie ein gutes Betriebsklima, eine marktgerechte Entlohnung und flexible Arbeitszeiten ausschlaggebend. Für ein gutes Betriebsklima ist der offene Umgang mit kritischen Themen der zentrale Punkt. In der Digitalisierung rechnen Unternehmen eher mit positiven statt mit negativen quantitativen Beschäftigungseffekten. Neue Berufsbilder entstehen nach Ansicht der Befragten insbesondere in den Bereichen Forschung und Ent- wicklung, IT und Marketing. In Vertrieb, Kundenservice, Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion prognostizieren die Befragten zudem einen Personalzuwachs in bestehenden Berufsbildern. Bei den qualitativen Beschäftigungseffekten geht es um den Erwerb neuer Kompetenzen, um mit den digitalen Entwicklungen Schritt zu halten. Hier erwarten die Befragten vor allem Effekte in der IT, im Vertrieb und im Personalwesen. Um die Beschäftigungsfähigkeit zu fördern, setzen die Befragten zuallererst auf lebenslange Fort- und Weiterbildung. Die Work-Life-Balance zu erhalten, folgt als Instrument direkt danach. Dagegen wird die Rolle der direkten Führungskraft bei der Work-Life- Balance als gering eingeschätzt. Bei der Auswahl neuer Fachkräfte für den digitalen Wandel sind die Führungskräfte unentschieden, ob eher die Hard Skills oder die Soft Skills den Ausschlag geben sollen. Gefragt sind in jedem Fall eher Generalisten mit themenübergreifenden Erfahrungen und erfahrene Experten statt Absolventen. Kreative Köpfe erhalten überdies eher den Vorzug vor umsetzungsorientierten Mitarbeitern. Für die Rekrutierung bilden die Jobportale und die eigenen Unternehmenskanäle die wichtigsten Instrumente. Social-Media- Plattformen nutzen dagegen nur ein Drittel der Befragten. Die Zahl der Unternehmen, die EU-weit nach Mitarbeitenden suchen, hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 3
KAPITEL 1 HINTERGRUND UND METHODIK 1.1 Hintergrund und Aufbau der Studie Der HR-Report ist eine jährlich durchgeführte Studienreihe Der HR-Report von Hays in Kooperation mit dem Institut für Be- von Hays und dem Institut für Beschäftigung und schäftigung und Employability IBE analysiert im achten Jahr in Folge Employability IBE. zentrale HR-Trends und aktuelle Schwerpunktthemen. Der diesjährige Bisher sind erschienen: Report legt seinen Fokus auf die Beschäftigungseffekte, die sich aus 2011: Schwerpunkt Mitarbeitergewinnung den Entwicklungen in der Arbeitswelt und hier insbesondere aus der 2012/2013: Schwerpunkt Mitarbeiterbindung Digitalisierung ergeben. Diese Beschäftigungseffekte werden sowohl 2013/2014: Schwerpunkt Frauenförderung aus der qualitativen als auch aus der quantitativen Perspektive einer 2014/2015: Schwerpunkt Führung detaillierten Betrachtung unterzogen. 2015/2016: Schwerpunkt Unternehmenskultur 2017: Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt Zusätzlich zu diesem Schwerpunkt finden sich auch im HR-Report 2018: Schwerpunkt Agile Organisation auf 2019 wieder Langzeitbetrachtungen und spezifische Analysen zu den dem Prüfstand bereits etablierten Themenbereichen HR-Trends, Mitarbeitergewin- Die bisherigen Ergebnisse sind unter www.hays.de/studien sowie nung und Mitarbeiterbindung. unter www.ibe-ludwigshafen.de/publikationen veröffentlicht. Bezugsrahmen der Langzeitbetrachtung des HR-Reports MITARBEITERGEWINNUNG UNTERNEHMENS- KULTUR MITARBEITERBINDUNG FÜHRUNG BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE FÖRDERUNG DER BESCHÄFTIGUNGS- FÄHIGKEIT DIVERSITÄT WORK-LIFE-BALANCE 4 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
1.2 Methodik und Statistik An der Online-Befragung zum HR-Report 2019 beteiligten sich sind 63 Prozent männlich und 37 Prozent weiblich. Es handelt sich bei insgesamt 868 Entscheider1, davon 65 Prozent aus Deutschland, den Entscheidern zu 17 Prozent um Vertreter der Unternehmenslei- 18 Prozent aus der Schweiz und 17 Prozent aus Österreich. Bezogen tung, 40 Prozent sind Führungskräfte (FK) in Fachabteilungen, auf die Unternehmensgröße kommen 65 Prozent der Teilnehmer aus 22 Prozent Führungskräfte in HR-Abteilungen. Zu 21 Prozent sind Mit- Betrieben mit unter 1.000 Mitarbeitern (MA) und jeweils 17 Prozent ver- arbeiter ohne Führungsverantwortung vertreten. treten Betriebe mit 1.000 bis 4.999 sowie ab 5.000 Beschäftigten. 2 46 Prozent der Befragten repräsentieren den Dienstleistungssektor, Diese statistischen Daten finden in den folgenden Ausführungen 36 Prozent die Industrie und 17 Prozent den öffentlichen Sektor. immer dann besondere Erwähnung, wenn sich dezidierte Unterschiede im Antwortverhalten zeigen. Ebenso werden an passenden Stellen 43 Prozent der Teilnehmer sind jünger als 40, 28 Prozent sind zwi- Bezüge zu den Vorjahresstudien hergestellt. schen 40 und 49 und 29 Prozent über 50 Jahre alt. Von den Befragten Struktur der Befragten LAND UNTERNEHMENSGRÖSSE SEKTOR 65 % 65 % 46 % DEUTSCHLAND UNTER 1.000 MA DIENSTLEISTUNG 18 % 17 % 36 % SCHWEIZ 1.000 BIS 4.999 MA INDUSTRIE 17 % 17 % 17 % ÖSTERREICH AB 5.000 MA ÖFFENTLICHER SEKTOR POSITION ALTER GESCHLECHT 40 % 43 % 63 % FK FACHABTEILUNGEN UNTER 40 JAHRE MÄNNLICH 22 % 28 % 37 % FK HR-ABTEILUNGEN 40 bis 49 JAHRE WEIBLICH 21 % 29 % MITARBEITER ÜBER 50 JAHRE 17 % GESCHÄFTSFÜHRUNG Basis: n = 868 (alle Befragten) 1 Aus Gründen der vereinfachten Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet. Angesprochen sind jedoch stets beide Geschlechter. 2 Rundungsbedingt kann es zu Abweichungen und damit zu Summenwerten von 99 % bzw. 101 % kommen. HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 5
KAPITEL 2 SCHWERPUNKTTHEMA BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE Die Trends und Entwicklungen in der Arbeitswelt, darunter vor allem Bereits vor zwei Jahren befragte der HR-Report 2017 mit dem Schwer- die zunehmende Digitalisierung, bringen vielfältige Beschäftigungs- punktthema „Kompetenzen für eine digitale Welt“ Entscheider dazu, effekte mit sich und stellen für viele Menschen eine große Heraus- welche Beschäftigungseffekte ihrer Ansicht nach als Resultat der forderung dar. Daher bedarf es einer differenzierten Betrachtung der Digitalisierung entstehen können. Hierauf geht Kapitel 2.2 noch einmal potenziellen positiven und negativen Effekte sowie einer Unterschei- näher ein. dung in qualitative und quantitative Beschäftigungseffekte: Der HR-Report 2019 greift nun das Thema in einer sehr differenzierten ►► Die qualitative Perspektive bezieht sich auf die Notwendigkeit Weise nochmals auf. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, in welchen für Menschen, ihre Beschäftigungsfähigkeit ein Erwerbsleben lang Unternehmensbereichen Beschäftigungseffekte vermutet werden und aufrechtzuerhalten. Dazu gehört nicht zuletzt, den Kompetenzan- wie diese sich äußern. Nicht zuletzt interessiert, wie Unternehmens- forderungen gerecht zu werden, die sich aus den Veränderungen kultur und Führung vor dem Hintergrund der Beschäftigungseffekte in der Arbeitswelt ergeben. gestaltet werden sollten. ►► Quantitative Beschäftigungseffekte ergeben sich im positiven Sinn durch die Entstehung neuer Arbeitsplätze, Berufsfelder und Jobprofile. Dies kann auch eine Erweiterung von Aufgaben und Tätigkeiten im Sinne des Job Enlargement bzw. Job Enrichment bedeuten. Im gegenteiligen Fall, also bei negativen quantitativen Beschäftigungseffekten, fallen Arbeitsplätze, Berufsfelder und Jobprofile weg. 2.1 Qualitative Beschäftigungseffekte in verschiedenen Funktionsbereichen Bei den qualitativen Beschäftigungseffekten geht es vor allem wie für den Arbeitgeber, die R ahmenbedingungen dafür zu schaffen, um die Frage, welche Kompetenzen erforderlich sind bzw. dass dies möglich ist. sein werden, um mit den Entwicklungen in der Arbeitswelt Schritt zu halten. Welche Instrumente und Maßnahmen werden Der HR-Report 2019 fragt zunächst, in welchen Funktions- hier gebraucht, um Mitarbeiter adäquat auf Änderungen bereichen in Unternehmen in den nächsten fünf Jahre vorzubereiten? qualitative Beschäftigungseffekte erwartet werden. Dabei steht – wenig überraschend – der IT-Bereich mit 43 Prozent an der Dabei ist ein Wechselspiel zwischen Eigen- und Unternehmens Spitze, gefolgt von Vertrieb und Kundenservice sowie dem verantwortung zu beachten: Es gilt gleichermaßen für jeden Personalwesen. Mitarbeiter, auf seine individuelle B eschäftigungsfähigkeit zu achten, 6 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Erwartete qualitative Beschäftigungseffekte in einzelnen Funktionsbereichen IT 43 % VERTRIEB/KUNDENSERVICE 32 % PERSONALWESEN 30 % PRODUKTION 26 % FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG 24 % LOGISTIK 21 % UNTERNEHMENSLEITUNG/-ENTWICKLUNG 19 % FINANZWESEN 17 % MARKETING 17 % EINKAUF/BESCHAFFUNG 17 % IN KEINEM FUNKTIONSBEREICH 6% Basis: n = 868 (alle Befragten) Die Wahrnehmung der qualitativen Beschäftigungseffekte gestaltet verglichen mit 47 % in Unternehmen mit 5.000 und mehr Mitarbeitern sich je nach Herkunft der Befragten teils unterschiedlich. So sind es und 39 % in Unternehmen mit unter 1.000 Mitarbeitern). Interessant insbesondere die Teilnehmer aus deutschen Unternehmen, die Effekte ist in diesem Punkt auch die Differenzierung nach Alter der Befrag- im IT-Bereich erwarten (48 %, verglichen mit 38 % bei den Teilneh- ten. So rechnet die Gruppe der über 50-Jährigen mit den stärksten mern aus Österreich bzw. 30 % aus der Schweiz). Ebenso sind die qualitativen Beschäftigungseffekten im Kundenservice (Top-Nennung erwarteten Effekte in Vertrieb und Kundenservice bei den deutschen in dieser Altersgruppe mit 42 % Zustimmung im Vergleich zu 31 % (33 %) und österreichischen (36 %) Befragten deutlich stärker als bei bei den 40- bis 49-Jährigen und 26 % bei den unter 40-Jährigen). ihren Schweizer Kollegen (26 %). Bezogen auf die Unternehmens- Hier liegt die Vermutung nahe, dass erfahrungsbedingt ein trotz aller größe erwarten die Vertreter von Unternehmen mit 1.000 bis 4.999 Digitalisierung hoch bleibender Bedarf an hochwertiger persönlicher Beschäftigten mit Abstand die stärksten Effekte im Bereich IT (56 %, Beratung erkannt wird. HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 7
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte EITSC BER HA RN F LE T Bei der Fragestellung, welche Kompetenzen der Einzelne mitbringen muss, um auf qualitativer Ebene seine Beschäftigungsfähigkeit zu FÄHIGKE FÄHIGKE RN IT 40% AM IT erhalten, wird zwischen Hard Skills und Soft Skills unterschieden. Bei LE TE den Hard Skills dominieren eindeutig die Fachkenntnisse (65 %) vor der IT-Grundkompetenz (48 %) und der Medienkompetenz (28 %). In Bezug auf die Soft Skills stellen die Befragten vor allem Lernbereit- schaft und -fähigkeit sowie Teamfähigkeit in den Vordergrund. 39% 39% Notwendige Kompetenzen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten LERNBEREITSCHAFT, EIN LEBEN LANG 40 % LERNFÄHIGKEIT 39 % TEAMFÄHIGKEIT IN UNTERSCHIEDLICHEN TEAMFORMEN 39 % KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT 36 % EIGENSTÄNDIGKEIT 34 % FÄHIGKEIT, IN ZUSAMMENHÄNGEN ZU DENKEN 31 % BEREITSCHAFT, SICH AUF VERÄNDERUNGEN 31 % AKTIV EINZULASSEN BEREITSCHAFT, VERANTWORTUNG ZU ÜBERNEHMEN 30 % SELBSTMANAGEMENT 29 % PROZESSVERSTÄNDNIS 24 % FÄHIGKEIT, SICH SCHNELL IN NEUE THEMEN EINZUARBEITEN 23 % KREATIVE KOMPETENZ 21 % FÄHIGKEIT, ZUM UMGANG MIT KOMPLEXITÄT 21 % FÄHIGKEIT, MIT UNSICHERHEITEN/RISIKEN UMZUGEHEN 20 % EMPATHIE 19 % NEUGIERDE 19 % FLEXIBILITÄT MIT BLICK AUF EINSATZZEITEN UND -ORTE 18 % PRIORISIERUNGSKOMPETENZ 16 % KENNTNIS EIGENER BEDÜRFNISSE NACH RUHE, 13 % ERHOLUNG UND AKTIVITÄT Basis: n = 868 (alle Befragten) 8 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in der Einschätzung durch die verschiedenen Altersgruppen. Für die über 50-Jährigen sind Themen wie Lernbereitschaft, das Einlassen auf Veränderungen, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, aufgrund ihrer höheren Berufserfahrung sehr viel bedeutsamer als für die jüngeren Vertreter. 54% 49% 38% Ab 50 Jahre 36% 32% 32% Ab 50 Jahre 40–49 Jahre 40–49 Jahre < 40 Jahre < 40 Jahre TEAMFÄHIGKEIT IN LERNBEREITSCHAFT, UNTERSCHIEDLICHEN EIN LEBEN LANG TEAMFORMEN 40% 39% 30% 27% 25% 26% Ab 50 J. Ab 50 J. 40–49 J. 40–49 J. < 40 J. < 40 J. BEREITSCHAFT, SICH BEREITSCHAFT, AUF VERÄNDERUNGEN VERANTWORTUNG AKTIV EINZULASSEN ZU ÜBERNEHMEN Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 9
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte Maßnahmen und Instrumente zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit LEBENSLANGE FORT- UND 50 % WEITERBILDUNG 38 % MASSNAHMEN ZUM ERHALT 44 % DER WORK-LIFE-BALANCE 30 % MASSNAHMEN ZUR GESUNDERHALTUNG/ 39 % GESUNDHEITSFÖRDERUNG 32 % ZUSAMMENARBEIT 37 % IN GEMISCHTEN TEAMS 39 % 37 % VERÄNDERUNG DER TÄTIGKEITEN 28 % VERSTÄRKTE FÖRDERUNG 35 % DES „LEARNING BY DOING“ 33 % REGELMÄSSIGE LEISTUNGS- UND 32 % POTENZIALBEURTEILUNG 36 % DIREKTE FÜHRUNGSKRAFT 32 % ALS „PERSONALENTWICKLER“ 22 % 30 % LANGFRISTIGE KARRIEREMODELLE 23 % WICHTIGKEIT UMSETZUNG Basis: n = 868 (alle Befragten) 10 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
LEBENSLANGE MASSNAHMEN ZUM MASSNAHMEN ZUR FORT- UND ERHALT DER GESUNDERHALTUNG/ WEITERBILDUNG WORK-LIFE-BALANCE GESUNDHEITSFÖRDERUNG 38% 50% 30% 44% 32% 39% Umsetzung Wichtigkeit Umsetzung Wichtigkeit Umsetzung Wichtigkeit Die Maßnahmen und Instrumente, die Unternehmen zur Förderung Maßnahmen seitens des Arbeitgebers hoffen, um Überlastungen zu der Beschäftigungsfähigkeit als bedeutsam erachten, konzentrieren vermeiden. sich keineswegs nur auf die Vermittlung fach- und branchenbezogener Kenntnisse oder technischer Fertigkeiten, die für einen spezifischen Die Detailbetrachtung der Ergebnisse zeigt zudem: Die Bedeutung Tätigkeitsbereich und Arbeitsplatz erforderlich sind. Vielmehr geht es einer lebenslangen Fort- und Weiterbildung ist für Mitarbeiter (62 %) ebenso darum, den Mitarbeitern eine breite Basis an Soft Skills nahe- ungleich wichtiger als für die Vertreter der Unternehmensleitung zubringen. Beim Blick auf die Ergebnisse des HR-Reports 2019 fällt (49 %), die Führungskräfte aus Fachabteilungen (47 %) und die auf, dass Maßnahmen zum Erhalt der Work-Life-Balance den zweiten Führungskräfte aus dem HR-Bereich (42 %). Platz bei der Wichtigkeit einnehmen. Vergleicht man dies mit der Betrachtung zentraler Kompetenzen aus der vorangegangenen Frage- Im öffentlichen Sektor stehen Maßnahmen zur Gesunderhaltung und stellung, landete hier die „Kenntnis eigener Bedürfnisse nach Ruhe Gesundheitsförderung im Fokus. Dagegen legen mittelgroße Unter- und Erholung“ weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der Soft Skills. nehmen besonderen Wert auf eine Veränderung der Tätigkeiten (45 % Dieser vermeintliche Widerspruch legt die Vermutung nahe, dass die im Vergleich zu 35 % in kleinen und 34 % in großen Unternehmen) und Mitarbeiter die Verantwortung für die eigene Work-Life-Balance nicht die Zusammenarbeit in gemischten Teams (44 % im Vergleich zu 38 % so sehr bei sich selbst sehen, sondern vielmehr auf entsprechende in kleinen und nur 26 % in großen Unternehmen). HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 11
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte Die über 50-jährigen Befragten betrachten die lebenslange Fort- und gegenwärtig ihre Aktivitäten zur Beschäftigungsfähigkeit neu aus- Weiterbildung als besonders wichtig (63 % im Vergleich zu 48 % bei richten. So ist das Thema „Zusammenarbeit in gemischten Teams“ den 40- bis 49-Jährigen und 42 % bei den unter 40-Jährigen). erstmals unter den Top-5-Kriterien der Umsetzung zu finden. Da im Rahmen des HR-Reports in den vergangenen acht Jahren die Der Ländervergleich zeigt, dass die Umsetzung der regelmäßigen Bedeutung des Themas Beschäftigungsfähigkeit immer wieder aufge- Leistungs- und Potenzialbeurteilung eher ein Thema der Unternehmen griffen wurde, ist hier eine Zeitreihenbetrachtung der jeweiligen aus der Schweiz (39 %) und Deutschland (37 %) als ihrer Kollegen Top-5-Kriterien möglich. aus Österreich (26 %) ist. Im öffentlichen Sektor wird die lebenslange Fort- und Weiterbildung besonders gefördert (48 % im Vergleich zu Augenscheinlich ist die vergleichsweise hohe Konstanz vor allem 37 % im Dienstleistungsbereich und 33 % in der Industrie), während in Bezug auf die Bedeutung der lebenslangen Fort- und Weiter- Maßnahmen zum Erhalt der Work-Life-Balance offenbar seltener um- bildung sowie der Maßnahmen zum Erhalt der Work-Life-Balance gesetzt werden (22 % im Vergleich zu je 31 % in den beiden anderen und zur Gesunderhaltung/Gesundheitsförderung. Im Vergleich zum Sektoren). „Learning by Doing“ spielt eine besonders große Rolle in H R-Report 2014/2015 erlebte das Thema „Direkte Führungskraft als den Dienstleistungsunternehmen (38 % im Vergleich zu 30 % in der ‚Personalentwickler‘“ im Report für 2019 einen wahren Einbruch und Industrie und 26 % im öffentlichen Sektor). fiel auf den vorletzten Rang in der Bewertung durch die Teilnehmer zurück. Wenig überraschend setzen mittlere und größere Unternehmen mehr Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit um als kleine Seit dem HR-Report 2012/2013 wird außerdem gefragt, inwieweit Betriebe, insbesondere im Bereich der Gesundheitsförderung. Die die zur Auswahl gestellten Maßnahmen und Instrumente im eigenen Zusammenarbeit in gemischten Teams allerdings ist in kleinen (41 %) Unternehmen bereits Anwendung finden. Hier lohnt sich ebenfalls der und großen (40 %) Unternehmen sehr weit verbreitet, während sie in Blick auf die Entwicklung im Zeitverlauf der am häufigsten eingesetz- den mittleren Betrieben (27 %) in sehr viel geringerem Maße Anwen- ten Maßnahmen und Instrumente. Es zeigt sich, dass Unternehmen dung findet. 12 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Wichtigkeit und Umsetzung einzelner Kriterien zur Beschäftigungsfähigkeit (Top 5) HR-REPORT HR-REPORT 2014/20153 2019 Wichtigkeit Umsetzung Wichtigkeit Umsetzung Lebenslange Lebenslange Lebenslange Zusammenarbeit Fort- und Fort- und Fort- und in gemischten Weiterbildung Weiterbildung Weiterbildung Teams Direkte Maßnahmen zur Maßnahmen zum Lebenslange 2 Führungskraft als Gesunderhaltung/ Erhalt der Fort- und „Personal- Gesundheits- Work-Life-Balance Weiterbildung entwickler“ förderung Direkte Maßnahmen zur Regelmäßige 3 Maßnahmen zum Führungskraft als Gesunderhaltung/ Leistungs- und Erhalt der „Personal- Gesundheits- Potenzial- Work-Life-Balance entwickler“ förderung beurteilung Maßnahmen zur Verstärkte 4 Maßnahmen zum Zusammenarbeit Gesunderhaltung/ Förderung des Erhalt der in gemischten Gesundheits- „Learning Work-Life-Balance Teams förderung by Doing“ Maßnahmen zur 5 Veränderung Veränderung Veränderung Gesunderhaltung/ der Tätigkeiten der Tätigkeiten der Tätigkeiten Gesundheits- förderung 3 Von 2011 bis 2015 wurde eine Gewichtung auf einer 5er-Skala von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“ vorgenommen. Berücksichtigt sind hier jeweils die Angaben für „sehr wichtig“ und „wichtig“. HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 13
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte 2.2 Quantitative Beschäftigungseffekte in verschiedenen Funktionsbereichen Seit der Studie von Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne, „The Auch die aktuelle Studie des Weltwirtschaftsforums zeigt die Möglich- Future of Employment: How susceptible are Jobs to Computerisation“, keit auf, dass es durch die Digitalisierung zu einem massiven Rückgang die 2013 für 702 Jobs in den USA die (überwiegend negativen) Auswir- von Stellen kommt. Die Rede ist hier von 75 Millionen Arbeitsplätzen, kungen der Digitalisierung auf die Anzahl der Beschäftigten aufzeigte, die weltweit bis zum Jahr 2022 wegfallen bzw. durch Maschinen ersetzt hat es immer wieder Veröffentlichungen mit einem oft negativen Tenor werden könnten. Allerdings wird gleichzeitig auch ein Beschäftigungs- zu diesem Thema gegeben. Derzeit kann jedoch niemand hinreichend aufbau im Umfang von 133 Millionen neuen Stellen prognostiziert.10 prognostizieren, welchen Einfluss die sich verändernde Arbeitswelt auf Die zentrale Frage ist, inwieweit Menschen, deren T ätigkeiten weg die Beschäftigung haben wird. fallen, neue Tätigkeiten ausfüllen können. In den meisten Fällen wird dies einer umfangreichen Weiter- oder Neuqualifizierung bedürfen. Im Rahmen neuer Geschäftsmodelle, der immer stärkeren Bedeutung von Daten und der zunehmenden Interaktion zwischen Maschine und In einem sind sich die Experten einig: Trotz aller Digitalisierungs- Maschine sowie Mensch und Maschine entstehen neue Tätigkeits- bemühungen lassen sich einige Arbeiten nur schwer durch Technik und Jobprofile, die positive Beschäftigungseffekte nach sich ziehen. ersetzen. Dazu gehören: Darüber hinaus schaffen junge Unternehmen, die Wertschöpfung über digitale Netzwerke und auf Plattformen generieren, neue Arbeitsplätze.4 ►► Nichtroutinetätigkeiten ►► Tätigkeiten im Umgang mit Menschen Demgegenüber ist auch mit negativen Beschäftigungseffekten zu ►► Tätigkeiten, die Kreativität und neue Ideen erfordern sowie rechnen. So wird derzeit diskutiert, ob sich die Chancen auf dauer- individuelle Lösungen hervorbringen hafte Beschäftigung für „durchschnittlich“ Qualifizierte (mittlere ►► Tätigkeiten, die Erfahrungswissen und Intuition erfordern Qualifikationsstufen) reduzieren könnten. Dies entspräche auch den ►► Tätigkeiten, die hoch spezialisiert sind Einschätzungen der Entscheider im HR-Report 2017. Unter den Top 3 der möglichen Beschäftigungseffekte wurde damals der zunehmende Diese beiden Pole – positive und negative Beschäftigungseffekte – Ersatz von Routinearbeiten im mittleren Qualifikationsniveau durch greift der diesjährige HR-Report im Folgenden auf. Die Entscheider Maschinen und Software genannt. Die bisher als selbstverständlich wurden gefragt, in welchen zentralen Funktionsbereichen sie in den betrachtete Annahme, dass mit der Entwicklung neuer Technologien nächsten fünf Jahren quantitative Beschäftigungseffekte erwarten und die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften steigt und die Nach- ob diese eher positiv oder eher negativ ausfallen. Das Ergebnis über- frage nach Niedrigqualifizierten sinkt, scheint nicht mehr zu gelten. rascht in seiner Eindeutigkeit. Aktuelle Forschungsergebnisse verweisen auf andere Zusammen- hänge. So wird es demnach bei vielen Tätigkeiten, die bisher durch Aus Sicht der Befragten entstehen in allen zur Auswahl gestellten Funk- Beschäftigte mit mittlerer Qualifikation ausgeführt worden sind, tionsbereichen eher positive quantitative Beschäftigungseffekte. Am zu einer Substitution durch Technik kommen. Dies betrifft sowohl stärksten ausgeprägt ist dies in den Bereichen IT, Vertrieb/Kundenser- manuelle als auch kognitive Routineaufgaben, die teilweise hochkom- vice, Forschung und Entwicklung, Marketing und Produktion. Gerade in plex sind.5, 6, 7, 8, 9 der Produktion war diese Einschätzung nicht zu erwarten. 4 FAZ (2017): Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern schon jetzt den Arbeitsmarkt, Interview mit Hans-Peter Klös, IW, in: FAZ, 24.04.17, S. V4. 5 Brynjolfsson, E. / McAfee, A. (2012): Research Brief - Race against the machine. How the digital revolution is accelerating innovation, driving productivity, and irreversibly transforming employment and the economy. 6 Brynjolfsson, E. / McAfee, A. (2014): The Second Machine Age: work, progress, and prosperity in a time of brilliant technologies. New York: W. W. Norton & Compay. 7 Autor, D. H. / Dorn, D. (2013): The Growth of Low-Skill Service Jobs and the Polarization of the US Labor Market, American Economic Review 2013, 103(5), S. 1553-1597. 8 Zuboff, S. (2014): Der menschliche Faktor, Feuilleton, 17. Juli 2014, Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9 Bonin, H. / Gregory, T. / Zierahn, U. (2015): Forschungsbericht 455, Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland, Endbericht, Kurzexpertise Nr. 57. 10 Jensen, M. (2018): Maschinen verrichten bald mehr Arbeit als Menschen, in: Spiegel Online, 16.09.18. 14 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Erwartete quantitative Beschäftigungseffekte in einzelnen Funktionsbereichen NEGATIV KEINE POSITIV IT 8% 39% 54% VERTRIEB/KUNDENSERVICE 10% 41% 50% FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG 7% 51% 43% MARKETING 7% 51% 43% PRODUKTION 12% 49% 40% UNTERNEHMENSLEITUNG 9% 53% 39% PERSONALWESEN 16% 48% 37% LOGISTIK 10% 54% 36% EINKAUF/BESCHAFFUNG 11% 56% 34% FINANZWESEN 13% 55% 33% Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 15
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte Im Ländervergleich zeigen sich Unterschiede in der Einschätzung in Sowohl bei den positiven als auch bei den negativen quantitativen Be- Bezug auf die positiven Beschäftigungseffekte in den Bereichen schäftigungseffekten werden bestimmte Funktionsbereiche besonders Personalwesen, IT sowie Vertrieb/Kundenservice. Diese werden in häufig genannt.11 Bei den positiven Effekten sind dies die IT, Forschung Deutschland und Österreich deutlich stärker wahrgenommen als in der und Entwicklung sowie Vertrieb und Kundenservice. Schweiz. Sektorbezogen sind naturgemäß einige Funktionsbereiche häufiger von Veränderungen betroffen. Die Ergebnisse im Einzelnen: Die Ergänzung bestehender Jobprofile im Sinne von Job Enlargement erwarten die Befragten In Betrieben mit 1.000 bis 4.999 Beschäftigten werden die positiven am ehesten in den Bereichen Forschung und Entwicklung, IT sowie Beschäftigungseffekte im Bereich IT eher vermutet als in kleineren bzw. Unternehmensleitung. Mit der Ergänzung bestehender Jobprofile im größeren Unternehmen, während die Wahrnehmung positiver Effekte be- Sinne von Job Enrichment rechnen sie vor allem im Marketing, züglich des Marketingbereichs mit steigender Unternehmensgröße absinkt. in der IT und im Vertrieb/Kundenservice. Neue Berufsbilder ent- stehen der Ansicht der Entscheider nach insbesondere in der Angesichts der Komplexität dieser Fragestellungen und aufgrund der Forschung und Entwicklung, in der IT und im Marketing. Den durchaus überraschend positiven Einschätzungen der Entscheider B ereichen Vertrieb/Kundenservice, Forschung und Entwicklung empfiehlt sich eine genauere Analyse, wie sich die quantitativen Be- sowie Produktion wird ein Personalzuwachs in bestehenden Berufs- schäftigungseffekte gestalten werden. bildern prognostiziert, während neue Tätigkeiten der Einschätzung Art der quantitativen Beschäftigungseffekte Positive quantitative Beschäftigungseffekte Funktionsbereiche Unternehmens- IT Ergänzung bestehender Jobprofile leitung Forschung im Sinne von Job Enlargement und Entwicklung Vertrieb und IT Ergänzung bestehender Jobprofile Kundenservice im Sinne von Job Enrichment Marketing Forschung IT Entstehung neuer Berufsbilder und Entwicklung Marketing Forschung Personalzuwachs in Produktion und Entwicklung bestehenden Berufsbildern Vertrieb und Kundenservice Forschung IT Entstehen neuer Tätigkeiten und Entwicklung Vertrieb und Kundenservice Unternehmens- IT Schaffung von Zeitpotenzial, das leitung durch digitale Technologien entsteht Einkauf 11 Bei dieser Betrachtung werden jeweils die Top-3-Werte in Bezug auf die Fragestellung „Wie fallen Ihrer Meinung nach die positiven quantitativen Beschäftigungseffekte in diesem Funktionsbereich aus?“ herangezogen. 16 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
JOB ENLARGEMENT Die Tätigkeit eines Mitarbeiters wird um nach besonders in der IT, in der Forschung und Entwicklung und im zusätzliche Aufgaben auf Vertrieb/Kundenservice entstehen. demselben Qualifikations- niveau ergänzt. In Bezug auf die negativen Effekte zeigt sich eine Konzentration auf die Funktionsbereiche Personalwesen, Finanzwesen und Produktion. Sie stellen die am häufigsten genannten Bereiche dar, wenn es um die Verkleinerung der Kernbelegschaften, das Verschwinden bestehender JOB ENRICHMENT Berufsbilder, die Substitution bestehender Tätigkeiten durch digitale Die Tätigkeit eines Technologien und das Verschwinden von Tätigkeiten geht. Mitarbeiters wird um Aufgaben ergänzt, die ein Auch die Einschätzung der Teilnehmer, ob die aktuellen Trends in der höheres Qualifikations- Arbeitswelt und dabei vor allem die Digitalisierung eher zu einer Vernich- niveau erfordern. tung von Arbeitsplätzen führen (0 Punkte) oder eher eine Chance für neue Jobs darstellen (100 Punkte), zeigt: Der Tenor ist (eher) positiv, der Mittel- wert liegt bei rund 60 Punkten zugunsten der Chance für neue Jobs. Negative quantitative Beschäftigungseffekten Verkleinerung der Kernbelegschaften Verschwinden bestehender Funktionsbereiche Berufsbilder Produktion Finanzwesen Outsourcing Personalwesen Substitution bestehender Tätigkeiten durch digitale Technologien Verschwinden von Tätigkeiten HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 17
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte 2.3 Einstellungskriterien vor dem Hintergrund der Beschäftigungseffekte Gerade mit Blick auf die Aussagen zur Förderung der Beschäftigungs- Die Abkehr vom Spezialistentum zeigte sich auch schon in den drei Hays- fähigkeit interessiert, ob bei der Auswahl neuer Fachkräfte letztendlich Studien Automotive, Banken sowie Pharma im digitalen Wandel (2016). eher die Hard Skills oder die Soft Skills den Ausschlag geben. Die Teilnehmer sind unentschieden – jeweils 50 % sprechen sich für Hard Die Detailanalyse der Daten zeigt, dass es insbesondere die Vertreter Skills bzw. Soft Skills aus. Bei diesem Ergebnis gilt es, sich vor Augen aus der Industrie sind, die Erfahrung den Vorzug geben (63 % im zu führen, dass eine Gleichgewichtung von Hard Skills und Soft Skills Vergleich zu je 54 % in den beiden anderen Sektoren). Kreative Köpfe noch nicht lange selbstverständlich ist und noch vor einigen Jahren wünscht sich wiederum vor allem die Dienstleistungsbranche (60 % im eine ähnliche Befragung zu einer deutlichen Dominanz der Hard Skills Vergleich zu 54 % in der Industrie und 51 % im öffentlichen Sektor). geführt hätte. Bezogen auf die Frage nach Themenspezialisten oder Generalisten äu- ßern sich die über 50-jährigen Befragten mit 70 Prozent sehr eindeutig Gesucht werden nach Aussage der Entscheider eher Generalisten zugunsten der Generalisten, verglichen mit 62 Prozent Zustimmung bei mit themenübergreifenden Erfahrungen, erfahrene Experten statt den 40- bis 49-Jährigen und 52 Prozent bei den unter 40-Jährigen. Zudem Absolventen. Kreative Köpfe erhalten überdies den Vorzug vor „nur“ sind die HR-Führungskräfte Themenspezialisten gegenüber etwas posi- umsetzungs- bzw. prozessorientierten Mitarbeitern. tiver eingestellt (43 %) als die Vertreter der Unternehmensleitung (34 %). 18 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Präferenzen bei der Suche nach Fachkräften 43 % 57 % Absolventen, die Erfahrene mit „frischem Wind“ Experten kommen 44 % 56 % Umsetzungs- bzw. Kreative Köpfe prozessorientierte Mitarbeiter 49 % 51 % Kandidaten Generalisten mit mit einer tiefen branchenübergreifender Branchenexpertise Erfahrung 39 % 61 % Themenspezialisten Generalisten mit themenübergreifender Erfahrung Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 19
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte 2.4 Anforderungen an Führungskräfte vor dem Hintergrund der Beschäftigungseffekte Welche Anforderungen stellen die Entwicklungen und die aus ihnen Die Führungskräfte aus den Fachabteilungen sehen sich selbst vor al- resultierenden Beschäftigungseffekte an Führungskräfte? Nehmen lem in der Rolle als Coach, als strategischer Partner und als Gestalter sie einen Einfluss darauf, wie Führungskarrieren gemacht werden? des operativen Tagesgeschäfts. Dagegen betonen die HR-Führungs- Und was gibt letztlich den Ausschlag bei der Auswahl von Führungs- kräfte stärker die Rolle von Führungskräften als Personalentwickler, kräften? Change Agents und Manager von Diversität. Noch deutlicher wird dies bei den Vertretern der Unternehmensleitung. Die befragten Entscheider sehen Führungskräfte eindeutig in der Rolle als Coaches, Personalentwickler und strategische Partner. Hierin zeigt Die unterschiedlichen Altersgruppen nehmen in Bezug auf dieses sich jedoch ein deutlicher Widerspruch zur Frage nach der Förderung Thema eine differenzierte Sichtweise ein. So sind es insbesondere der Beschäftigungsfähigkeit – denn dort wurde die Rolle der Führungs- die über 50-Jährigen, die als zentrale Anforderung an Führungs- kraft als Personalentwickler eher als gering eingestuft. kräfte die Rolle als Coach formulieren (64 %, verglichen mit 44 % bei den 40- bis 49-Jährigen und 41 % bei den unter 40-Jährigen). Auch Naturgemäß unterscheiden sich die Antworten auf diese Fragestellung betonen sie stärker die Aufgabe als strategischer Partner (51 %, ver- je nach Position der Befragten recht deutlich, wie die Abbildung auf der glichen mit 44 % bei den 40- bis 49-Jährigen und 35 % bei den unter folgenden Seite zeigt. 40-Jährigen). Anforderungen an Führungskräfte ALS COACHES 49 % ALS PERSONALENTWICKLER 44 % ALS STRATEGISCHE PARTNER 42 % ALS GESTALTER 38 % DES OPERATIVEN TAGESGESCHÄFTS ALS MANAGER VON DIVERSITÄT 29 % ALS CHANGE AGENTS 25 % ALS PROTAGONISTEN ZUR 24 % GESTALTUNG DER WORK-LIFE-BALANCE ALS NORMATIVE BEWAHRER 18 % Basis: n = 868 (alle Befragten) 20 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Anforderungen an Führungskräfte nach Positionen 47 % 53 % ALS COACHES 40 % 51 % 47 % 41 % ALS PERSONALENTWICKLER 42 % 49 % 37 % 43 % ALS STRATEGISCHE PARTNER 42 % 45 % 34 % ALS GESTALTER 43 % DES OPERATIVEN TAGESGESCHÄFTS 33 % 36 % 24 % 27 % ALS MANAGER VON DIVERSITÄT 32 % 37 % 17 % 21 % ALS CHANGE AGENTS 31 % 36 % 24 % ALS PROTAGONISTEN ZUR 25 % GESTALTUNG DER WORK-LIFE-BALANCE 26 % 21 % 15 % 17 % ALS NORMATIVE BEWAHRER 21 % 17 % FÜHRUNGSKRAFT FÜHRUNGSKRAFT MITARBEITER GESCHÄFTSFÜHRUNG FACHABTEILUNG HR-ABTEILUNG Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 21
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte Einen Zeitvergleich erlaubt die Frage nach den fünf größten gaben (34 %) und zu wenig Unterstützung durch die Unternehmens- „ Stolpersteinen“ für Führungskräfte. Dabei zeigt sich, dass sich leitung (31 %). die Top 5 seit der ersten Abfrage im HR-Report 2014/2015 nahezu unverändert gehalten haben. Auch in diesem Jahr ist es wieder zu Kommunikation scheint dabei eher ein Problem in der Schweiz wenig Kommunikation, über die die Befragten klagen (51 %), (59 %) und in Österreich (58 %) zu sein als in Deutschland gefolgt von der Wahl des richtigen Führungsstils (41 %), dem (46 %), über zu wenig Unterstützung durch die Unternehmenslei- „Loslassen“ der Mitarbeiter (38 %), zu wenig Zeit für Führungsauf- tung klagen vor allem die österreichischen Vertreter „Stolpersteine“ für Führungskräfte aus unterschiedlicher Sicht MITARBEITER 63% 39% 24% ZU WENIG ZU UMFANGREICHE ZU WENIG KOMMUNIKATION REGULARIEN IM UNTERSTÜTZUNG DURCH UNTERNEHMEN DIE UNTERNEHMENSLEITUNG FÜHRUNGSKRAFT FACHABTEILUNG 51% 35% 30% ZU WENIG ZU UMFANGREICHE ZU WENIG KOMMUNIKATION REGULARIEN IM UNTERSTÜTZUNG DURCH UNTERNEHMEN DIE UNTERNEHMENSLEITUNG Basis: n = 868 (alle Befragten) 22 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
(40 % im Vergleich zu 32 % aus der Schweiz und 28 % aus Führungsaufgaben den vorletzten Rang in ihrer Einschätzung ein Deutschland). (26 %), während er für die beiden älteren Gruppen mit 41 Prozent bzw. 40 Prozent eine deutlich größere Rolle spielt. Altersbezogen sind es vor allem die über 50-Jährigen, die zu wenig Kommunikation für den zentralen Stolperstein halten (63 % im Ver- Traditionell empfiehlt sich in dieser Fragestellung der Blick auf die gleich zu 51 % der 40- bis 49-Jährigen und 42 % der unter 40-Jäh- unterschiedlichen Einschätzungen der Mitarbeiter, Führungskräfte und rigen). Bei den jüngsten Vertretern nimmt der Mangel an Zeit für Vertreter der Unternehmensleitung zu ausgewählten Items. FÜHRUNGSKRAFT HR-ABTEILUNG 38% 28% 23% ZU WENIG ZU WENIG ZU UMFANGREICHE KOMMUNIKATION UNTERSTÜTZUNG DURCH REGULARIEN IM DIE UNTERNEHMENSLEITUNG UNTERNEHMEN GESCHÄFTSFÜHRUNG 50% 31% 25% ZU WENIG ZU UMFANGREICHE ZU WENIG KOMMUNIKATION REGULARIEN IM UNTERSTÜTZUNG DURCH UNTERNEHMEN DIE UNTERNEHMENSLEITUNG HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 23
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte Auch bei der Frage, wie Führungskarrieren gemacht werden, zeigt war. Mitarbeiter haben hier die Wahrnehmung, dass sehr viel weniger sich eine große Konstanz im Zeitvergleich. Wie schon im vorigen Jahr Strategie und Systematik vorliegen als dies die übrigen Befragten liegen die Werte für die zur Auswahl gestellten Wege zur Führungs- gruppen bewerten. position eng beieinander – und es besteht somit in der Wahrneh- mung der Entscheider nur ein vergleichsweise geringer Unterschied Bei der abschließenden Frage danach, was letztlich eher den Aus- z wischen einer strategischen Nachfolgeplanung und dem reinen Zufall schlag für eine Führungskarriere gibt – überzeugende fachliche oder als Karrierehelfer. aber soziale Kompetenzen –, entscheiden sich zwar 56 Prozent der Teilnehmer für die fachlichen Kompetenzen. Doch sollte hier – ähn- Sehr deutlich unterscheiden sich die Altersgruppen bei dieser Frage in lich wie bereits bei der Frage nach den entscheidenden Kompetenzen ihrer Bewertung. So sind es vor allem die Jüngeren, die an Seilschaf- eines Bewerbers – bedacht werden, dass damit auch nahezu die Hälfte ten (42 %) und Zufall (35 %) glauben, während die Älteren auf strategi- der Befragten soziale Kompetenz als besonders relevant zur Erlan- sche Nachfolgeplanung (43 %) und systematisches Talentmanagement gung einer Führungsposition erachtet. Im Vergleich zur Einschätzung, (35 %) vertrauen. Hier stellt sich die Frage, ob sich ggf. der Weg zur die noch bis vor wenigen Jahren vorherrschte, stellt dies gewisserma- Führungskarriere im Zeitverlauf gewandelt hat oder ob den Jüngeren ßen einen „Quantensprung“ dar. Am ehesten halten die Vertreter aus hier (noch) die eigene Erfahrung fehlt. der Industrie an den fachlichen Kompetenzen fest, die sie zu 60 Prozent als entscheidend ansehen (verglichen mit 55 % im Dienst- Ebenfalls deutlich fallen die Unterschiede hinsichtlich der Position der leistungsbereich und 50 % im öffentlichen Sektor). Befragten aus, so wie dies auch schon in den Vorjahren zu beobachten Wie werden Führungskarrieren gemacht? STRATEGISCHE NACHFOLGEPLANUNG 38% INTERNE NETZWERKE/SEILSCHAFTEN 36% EMPFEHLUNGEN 36% SYSTEMATISCHES TALENTMANAGEMENT 32% ZUFALL 30% Basis: n = 868 (alle Befragten) 24 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Der Weg zur Führungskarriere aus Sicht der unterschiedlichen Positionen 28 % 40 % STRATEGISCHE NACHFOLGEPLANUNG 28 % 39 % 40 % STRATEGISCHE NACHFOLGEPLANUNG 44 % 39 % 44 % 38 % 38 % 38 % INTERNE NETZWERKE/SEILSCHAFTEN 35 % 38 % INTERNE NETZWERKE/SEILSCHAFTEN 31 % 35 % 31 % 33 % 36 % 33 % EMPFEHLUNGEN 37 % 36 % EMPFEHLUNGEN 37 % 37 % 37 % 21 % 28 % SYSTEMATISCHES TALENTMANAGEMENT 21 % 41 % 28 % SYSTEMATISCHES TALENTMANAGEMENT 42 % 41 % 42 % 34 % 30 % ZUFALL 34 % 32 % 30 % ZUFALL 24 % 32 % 24 % MITARBEITER FÜHRUNGSKRAFT FACHABTEILUNG FÜHRUNGSKRAFT HR-ABTEILUNG MITARBEITER GESCHÄFTSFÜHRUNG FÜHRUNGSKRAFT FACHABTEILUNG FÜHRUNGSKRAFT HR-ABTEILUNG GESCHÄFTSFÜHRUNG Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 25
KAPITEL 2 – Schwerpunktthema Beschäftigungseffekte 2.5 Anforderungen an die Unternehmenskultur vor dem Hintergrund der Beschäftigungseffekte Auch die Unternehmenskultur bleibt nicht unbeeinflusst von den qualitati- reichischen Befragten heben den aktiven Umgang mit Veränderungen ven und quantitativen Beschäftigungseffekten. Für die Befragten sind es hervor. In Großunternehmen spielen der aktive Umgang mit Verän- vor allem der offene Umgang mit kritischen Themen, der aktive Umgang derungen und die Fähigkeit zur Selbstorganisation von Teams eine mit Veränderungen und eine stärkere Beteiligung der Mitarbeiter, die eine größere Rolle als in den kleinen und mittleren Betrieben. Dagegen Unternehmenskultur vor diesem Hintergrund auszeichnen sollen. betonen letztere sehr viel deutlicher (30 %) als die beiden anderen Gruppen (je 18 %) die Notwendigkeit, ein neues Wertesystem zu Dabei legen die Teilnehmer aus der Schweiz besonderen Wert auf entwickeln. Beim offenen Umgang mit kritischen Themen und beim die Übernahme von Verantwortung durch die Mitarbeiter (47 % im aktiven Umgang mit Veränderungen sehen vor allem die Vertreter des Vergleich zu 38 % in Österreich und 33 % in Deutschland). Die öster- öffentlichen Sektors Nachholbedarf. Anforderungen an die Unternehmenskultur OFFENER UMGANG MIT KRITISCHEN THEMEN 41 % AKTIVER UMGANG MIT VERÄNDERUNGEN 40 % STÄRKERE BETEILIGUNG DER MITARBEITER 38 % ÜBERNAHME VON VERANTWORTUNG 37 % DURCH DIE MITARBEITER FÄHIGKEIT ZUR SELBSTORGANISATION VON TEAMS 34 % SCHAFFUNG EINER HIERARCHIEÜBERGREIFENDEN 28 % OFFENEN KOMMUNIKATION AUFBRECHEN STARRER 23 % ABSTIMMUNGSSTRUKTUREN INTENSIVE VERNETZUNG NACH AUSSEN 23 % WERTSCHÄTZENDER UMGANG MIT PARALLELKULTUREN UND -ORGANISATIONEN 22 % IM UNTERNEHMEN INTENSIVE VERNETZUNG NACH INNEN 22 % ENTWICKLUNG EINES NEUEN WERTESYSTEMS 20 % Basis: n = 868 (alle Befragten) 26 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Bezogen auf die Position der Befragten zeigt sich, dass sich die Mit- Differenziert man die Antworten nach Alter, zeigt sich der größere arbeiter eine stärkere Beteiligung wünschen (47 %) als Führungskräfte Erfahrungsschatz der über 50-Jährigen. Sie legen deutlich mehr Wert aus den Fachabteilungen (40 %), Vertreter der Unternehmensleitung auf den aktiven Umgang mit Veränderungen, eine stärkere Beteiligung (32 %) und Führungskräfte aus dem HR-Bereich (31 %). Den offenen der Mitarbeiter, die Übernahme von Verantwortung durch die Mitarbei- Umgang mit kritischen Themen, die Übernahme von Verantwortung ter und eine hierarchiefreie offene Kommunikation. durch die Mitarbeiter und den aktiven Umgang mit Veränderungen sehen überraschenderweise die HR-Führungskräfte in deutlich gerin- gerem Umfang als wichtig an als die übrigen befragten Gruppen. 52% 46% 39% 40% Ab 50 Jahre 33% 31% Ab 50 Jahre 40–49 Jahre 40–49 Jahre < 40 Jahre < 40 Jahre AKTIVER UMGANG STÄRKERE BETEILIGUNG MIT VERÄNDERUNGEN DER MITARBEITER 47% 36% 36% 30% Ab 50 J. 27% 23% Ab 50 J. 40–49 J. < 40 J. 40–49 J. < 40 J. ÜBERNAHME VON SCHAFFUNG VERANTWORTUNG EINER HIERARCHIEFREIEN DURCH DIE MITARBEITER OFFENEN KOMMUNIKATION Basis: n = 868 (alle Befragten) HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 27
KAPITEL 3 THEMEN DER LANGZEITBETRACHTUNG 3.1 Zentrale HR-Trends Der HR-Report 2019 bestätigt die HR-Trends des Vorjahres. So finden das unbedingt gehalten werden soll. Dass die Beschäftigungsfähigkeit sich erneut die Mitarbeiterbindung (43 %), die Förderung der Beschäf- eine so große Rolle einnimmt, verweist auf das Tempo der Verände- tigungsfähigkeit (35 %) und die Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen rungen, das sich durch die Digitalisierung weiter beschleunigt. Hier die (32 %) auf den ersten drei Rängen. Weiterhin absteigend in der Be- Mitarbeiter immer auf den neuesten Stand zu heben, damit sie neue deutung aus Sicht der Teilnehmer ist das Thema „Ausbau der Führung Tätigkeiten und Rollen einnehmen, ist ein Gebot der Stunde. Arbeits- im Unternehmen“. Dies könnte dem Umstand geschuldet sein, dass strukturen zu flexibilisieren dient natürlich der Work-Life-Balance von Führung in vielen anderen Themen implizit mit verankert ist und daher Mitarbeitern im Spagat zwischen Familie und Beruf. Dies zu ermög- nicht als separates Handlungsfeld erachtet wird. lichen, wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. Zudem ist Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen vonnöten, um neue Themen In diesen drei Top-Themen spiegeln sich die großen Entwicklungen agiler und damit schneller zu bearbeiten. wider, die Organisationen seit einiger Zeit beschäftigen: Angesichts der demografischen Entwicklung mit dem baldigen Rückzug der Baby- Für die Befragten aus der Schweiz ist die Weiterentwicklung der boomer in ihre Rente werden Mitarbeiter zu einem sehr kostbaren Gut, Unternehmenskultur eines der drei Top-Themen (39 %). Sie sehen Die wichtigsten HR-Themen für Unternehmen MITARBEITER BINDEN 43 % BESCHÄFTIGUNGSFÄHIGKEIT 35 % DER MITARBEITER FÖRDERN ARBEITSSTRUKTUREN FLEXIBILISIEREN 32 % NEUE MITARBEITER GEWINNEN 30 % UNTERNEHMENSKULTUR 27 % WEITERENTWICKELN MITARBEITER AUF DIE DIGITALE 23 % TRANSFORMATION VORBEREITEN Basis: n = 868 (alle Befragten) 28 | HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
wie die Befragten aus Österreich noch mehr Handlungsbedarf bei der Beschäftigungsfähigkeit plädieren. Dies tun immerhin auch 37 Pro- der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit (42 % bzw. 44 %) als die zent der Führungskräfte aus Fachabteilungen, jedoch nur 27 Prozent Vertreter aus Deutschland (31 %). Beim Thema Mitarbeiterbindung der Vertreter der Unternehmensleitung und 25 Prozent der Führungs- hingegen äußern sie sich mit 33 Prozent Zustimmung zurückhaltender kräfte aus HR-Abteilungen. Die letztgenannte Gruppe sieht die Vorbe- (zum Vergleich: 44 % Zustimmung bei Teilnehmern aus Österreich und reitung der Mitarbeiter auf die digitale Transformation nach der Mitarbei- 45 % aus Deutschland). Fast schon traditionell ist die Förderung der terbindung und -gewinnung als drittwichtigstes HR-Thema an – eine Beschäftigungsfähigkeit das Top-Thema der Vertreter des öffentlichen Ansicht, die die übrigen Vertreter weniger teilen. Dagegen spielt für die Sektors (48 %), während sich nur rund ein Drittel der Entscheider aus HR-Führungskräfte die Flexibilisierung von Arbeitsstrukturen eine deut- der Industrie sowie dem Dienstleistungssektor entsprechend äußert. lich geringere Rolle. Ihre Bedeutung sank in dieser Gruppe im Vergleich zum Vorjahr von 31 Prozent auf nur noch 23 Prozent. Dies könnte dem Wie schon in den Vorjahren fällt die Bewertung der HR-Trends je nach Umstand geschuldet sein, dass zu diesem Thema in den vergangenen Position der Befragten sehr unterschiedlich aus. Erneut sind es die Jahren viel getan wurde und nun andere Themen – wie die Vorberei- Mitarbeiter, die mit 49 Prozent Zustimmung vehement für die Förderung tung auf die digitale Transformation – als dringlicher erachtet werden. TALENT-MANAGEMENT AUSBAUEN 20 % FÜHRUNG IM UNTERNEHMEN AUSBAUEN 15 % DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG STEUERN 13 % NEUE VERGÜTUNGSMODELLE AUFSETZEN 13 % AGILE ORGANISATION EINFÜHREN 12 % DIVERSITY IM UNTERNEHMEN FÖRDERN 10 % HR-Report 2019 – Beschäftigungseffekte der Digitalisierung | 29
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