WIN-Charta Klimaschutzkapitel: Fragen und Antworten - WIN-CHARTA KLIMASCHUTZ
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W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Impressum HERAUSGE B ER Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg Kernerplatz 9 | 70182 Stuttgart KO N TA K T Geschäftsstelle Nachhaltigkeitsstrategie Telefon: (0711) 126 - 2661 | Telefax: (0711) 126 - 2881 | E-Mail: win-charta@nachhaltigkeitsstrategie.de REDA K T I O N Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg TE X T U N D GESTALTU N G Prognos AG, www.prognos.com | ÖkoMedia GmbH, www.oekomedia.com B I LD N AC H W E I S Illustrationen/Piktogramme: ÖkoMedia GmbH, Stuttgart; Seite 20: Richard Henkel GmbH; Seite 22: AOK Baden-Württemberg; Seite 24: Sick AG C OP Y R I GHT © 03/2021, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg DRU C K Gedruckt auf 100 Prozent Recycling-Papier, das mit dem „Blauen Engel“ zertifiziert ist. MEHR I N F ORMAT I O N E N www.nachhaltigkeitsstrategie.de/wirtschaft-handelt-nachhaltig 2
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Inhalt 1 Warum gibt es ein Zusatzkapitel Klimaschutz und für wen eignet es sich?……………………………………………………………………… 5 2 Warum sollte ich Klimaschutz in meinen WIN-Charta-Bericht integrieren?…………………………………………………………………… 6 3 Wie erstelle ich eine THG-(Ausgangs)bilanz?………………………………………………………………………………………………………………………… 7 4 Wie setze ich mir Ziele für einen effektiven Klimaschutz?……………………………………………………………………………………………… 17 5 Mit welchen Maßnahmen kann ich meine Ziele erreichen?……………………………………………………………………………………………… 19 6 Wie kann ich meine Ziele und Maßnahmen nachhalten?………………………………………………………………………………………………… 28 3
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 1 Warum gibt es ein Zusatzkapitel Klimaschutz und für wen eignet es sich? Die WIN-Charta besteht aus 12 Leitsätzen, die inhaltlich in Ihrem WIN-Charta-Nachhaltigkeitsbericht ein wei- die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Öko teres Mal Ihre Aktivitäten sichtbar machen. Das Zusatz- logie, Soziales – abdecken. Da der Klimawandel laut dem kapitel ist vorrangig ein Angebot für diejenigen Weltrisikobericht die größte Bedrohung für die globale WIN-Charta-Unternehmen, die bereits engagiert ihre Ökonomie ist, kommt im Kontext des nachhaltigen Treibhausgasemissionen senken, jedoch die umfassenden Wirtschaftens dem Klimaschutz eine besondere Rolle Anforderungen der Klimaschutzvereinbarung derzeit zu. Mit dem Zusatzkapitel Klimaschutz können Sie einen noch nicht erfüllen. stärkeren Fokus auf die Senkung Ihrer Treibhausgasemis- sionen und den unternehmerischen Klimaschutz legen. Auf internationaler, europäischer, Bundes- und Landes Klimaschutz im Sinne der Umweltbelange wird vor ebene steht Klimaschutz ganz oben auf der Agenda. rangig im Leitsatz 5 der WIN-Charta behandelt: Energie Um die im European Green Deal benannten „Netto- und Emissionen. Dieser Leitsatz ermöglicht eine erste Null-Emissionen“ bis 2050 zu erreichen, braucht es nicht und sehr offene Auseinandersetzung mit dem Thema zuletzt das Engagement der Wirtschaft. Nur zusammen Klimaschutz. mit den Unternehmen kann das im Dezember 2015 von den Vereinten Nationen auf den Weg gebrachte Über Das Zusatzkapitel richtet sich an WIN-Charta-Unter einkommen von Paris gelingen, den globalen Temperatur nehmen, die dezidiert ihr Engagement im Bereich Klima anstieg auf deutlich unter 2 Grad Celsius beziehungsweise schutz verstärken wollen. Wenn Sie bereits die Klima 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Als eine der europaweit schutzvereinbarung des Landes Baden-Württemberg führenden Wirtschaftsregionen kommt dem Land und unterzeichnet haben und somit auf dem Weg zur Klima- der Wirtschaft Baden-Württembergs hier eine besondere neutralität sind, können Sie mithilfe des Zusatzkapitels Verantwortung zu. 4
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 2 Warum sollte ich Klimaschutz in meinen WIN-Charta-Bericht integrieren? Ihr Unternehmen und der Klimawandel stehen in aktiv die unternehmenseigenen Treibhausgasemissionen doppelseitiger Beziehung zueinander. Unternehmen sind zu senken. Dies gilt nicht nur für die Emissionen aus Mitverursachende des Klimawandels. Durch den Ener- der direkten Geschäftstätigkeit, sondern vor allem auch gie- und Materialeinsatz in der Produktion oder der für die Emissionen aus der Lieferkette, da hier ein Groß- Verwaltung, bei Dienstreisen oder durch die Pendelwege teil der Treibhausgasemissionen entsteht. der Mitarbeitenden entstehen in Ihrem Unternehmen unweigerlich Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig B ETR I E B L I C HER K L I MAS C HUTZ können Sie in Deutschland oder an internationalen B R I N GT V I ELE VORTE I LE Standorten Ihres Unternehmens oder Ihrer Lieferkette Klimaschutz gilt als Innovationstreiber. Sie können von Extremwetterereignissen betroffen sein, die unter davon profitieren. Ihr Bekenntnis zu einem nachhaltigen dem Klimawandel in ihrer Häufigkeit und Intensität Klimaschutz kann Ihre Reputation stärken und zu einer zunehmen werden. Klimaschutzmanagement und aktiver über die Landesgrenzen hinaus wirkenden Strahlkraft füh- unternehmerischer Klimaschutz sind somit zentrale ren. Zudem können reduzierte Treibhausgasemissionen Erfolgsfaktoren für Ihr Unternehmen. Kosten senken und die Energie- und Materialeffizienz erhöhen. Gleichzeitig sind Unternehmen nicht mehr so Neben den direkten Effekten ist Ihr Unternehmen abhängig von fossilen, endlichen Rohstoffen. Nur mit auch indirekt mit den Auswirkungen des Klimawandels einer effektiven Klimaschutzstrategie werden Unterneh- konfrontiert. Kundinnen und Kunden, politische An men langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Das Zusatz- spruchsgruppen, Investierende oder auch Kreditgebende kapitel Klimaschutz ermöglicht Ihnen, transparent und fordern zunehmend unternehmerischen Klimaschutz differenziert zu berichten: über die Verantwortung, ein. Diskussionen aus der nationalen, europäischen und die Sie als Unternehmen übernehmen und die Anstren- internationalen Politik und Gesellschaft, beispielsweise gungen, Ihre Treibhausgasemissionen zu senken. zum Thema CO2-Steuer, zeigen, wie wichtig es ist, 5
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 3 Wie erstelle ich eine THG-(Ausgangs)bilanz? Das Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen und den Die Emissionen aus eingekaufter Energie und der Energieverbrauch im Unternehmen zu senken. Dabei gilt: Lieferkette sind die indirekten Emissionen. Neben CO2 Emissionen zuerst vermeiden, dann reduzieren und (Kohlendioxid) sollen auch weitere Emissionen wie zuletzt, wo nicht anders möglich, kompensieren. In einem allerersten Schritt müssen Sie transparent Ihre Emissions § Methan, quellen erfassen und aufbereiten. Das funktioniert § Lachgas, mithilfe einer Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) – auch § Fluorkohlenwasserstoffe, CO2-Fußabdruck, Corporate Carbon Footprint oder § perfluorierte Kohlenwasserstoffe, Klimabilanz genannt. § Schwefelhexafluorid und § Stickstofftrifluorid erfasst werden. Mit einer THG-Bilanz berechnen Sie Ihre Klimawirkung. Sie beinhaltet nach Möglichkeit alle unternehmens Da nicht alle Treibhausgase dieselbe Klimawirkung bedingten Treibhausgasemissionen, die in der Geschäfts- haben, werden diese in CO2-Äquivalente (CO2e) umge- tätigkeit und in der vor- und nachgelagerten Lieferkette rechnet. Die Intensität der Treibhausgase wird in der entstehen – beispielsweise durch den Material- und Ener- Einheit GWP (Global Warming Potential) angegeben. gieverbrauch, durch Veranstaltungen oder auch Dienst reisen. Die Emissionen der eigenen Geschäftstätigkeit sind die sogenannten direkten Emissionen. 6
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Tabelle 1: Umrechnung der CO2-Äquivalente Treibhausgas GWP CO2 (Kohlendioxid) 1 CH4 (Methan) 28 N2O (Distickstoffoxid, Lachgas) 265 FKW (Fluorkohlenwasserstoffe, engl. HFCs) 4 – 12.400 PFCs (perfluorierte Kohlenwasserstoffe) 6.630 – 11.100 SF6 (Schwefelhexafluorid) 23.500 NF3 (Stickstofftrifluorid) 16.100 Quelle: IPCC (5TH Assessment Report – AR5) Um Emissionsquellen zu bilanzieren sowie direkte der Treibhausgasemissionen. Koordiniert und entwickelt und indirekte Emissionen abgrenzen zu können, bildet wird das GHG Protocol vom World Resources Institute das Greenhouse Gas Protocol (GHG) das am wei- (WRI) und dem World Business Council for Sustainable testen verbreitete methodische Rahmenwerk. Der Development (WBCSD). Das GHG Protocol definiert Bilanzierungsstandard gibt Unternehmen eine Orientie- drei Bereiche, sogenannte Scopes, denen die Emissionen rung hinsichtlich der Relevanz, Vollständigkeit, Kon zugeordnet werden (siehe Abbildung 1). sistenz, Transparenz und Genauigkeit bei der Erfassung Abbildung 1: Scope 1, 2, 3 nach dem GHG Protocol CO2 CH4 N 2O HFCs PFCs SF6 NF3 Treibhausgasemissionen SCOPE 2 indirekt SCOPE 3 indirekt SCOPE 1 direkt SCOPE 3 indirekt Eingekaufte Energie, Vorgelagerte Prozesse, Eigene Standorte, Nachgelagerte Prozesse, zum Beispiel Strom, zum Beispiel Pendler- zum Beispiel Produk- zum Beispiel Umgang Dampf, Heizung und verkehr und Dienstreisen, tionsprozesse oder mit verkauften Produkten Kühlung für die eigene Einkauf von Gütern und Primärenergieverbrauch, an deren Lebenszyklus- Nutzung Dienstleistungen Fuhrpark ende, Transport und Ver- teilung vorgelagerte Aktivitäten direkte Aktivitäten nachgelagerte Aktivitäten Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an das GHG Protocol (2020) 7
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n S C OPE 1: Emissionen in Scope 1 entstehen durch die direkten Aktivitäten des Unternehmens, beispielsweise durch ver- brauchte Primärenergie wie Erdgas, Heizöl, Benzin und Kohle oder durch einen unternehmenseigenen Fuhrpark. Scope 1 umfasst auch die direkten Treibhausgasemissio- nen aus den Produktionsprozessen. S C OPE 2 : Die indirekten Emissionen in Scope 2 stammen aus der vom Unternehmen eingekauften Energie, beispielsweise den verbrauchten Sekundärenergieträgern wie Strom, Fernwärme und Dampf. S C OPE 3 : Scope 3 umfasst alle sonstigen indirekten Emissionen, die aus den Aktivitäten des Unternehmens resultieren. Dies betrifft die vor- und nachgelagerte Wertschöpfung, wie zum Beispiel den Einkauf von Gütern und Dienst- leistungen, den Pendelverkehr der Mitarbeitenden sowie Geschäftsreisen. Neben dem GHG Protocol können Sie auch die ISO- Norm 14064 für die Berechnung und Verifizierung der unternehmerischen THG-Bilanz zugrunde legen. Die Norm gibt eine Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. LESET I PP : E I N F Ü HRU N G I N S K L I MAMA N AGEME N T Für einen ersten Überblick und als Einstieg ins Klimamanagement eignet sich sehr gut eine kostenlose Broschüre, die das Deutsche Global Impact Netzwerk herausgibt. Auf 96 Seiten führt der Ratgeber Unternehmen Schritt für Schritt zu einem effektiven Klimamanagement (Einfüh- rung Klimamanagement). 8
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Beachten Sie bei der THG-Bilanz folgende Schritte Schritt 1: Bilanzgrenzen festlegen Für die THG-Bilanz legen Sie zunächst die sogenannten Emissionen ganzheitlich erfassen (Scope 1, Scope 2 Systemgrenzen (den Erfassungsbereich Ihrer Bilanz) fest. und Scope 3) oder ob Sie zunächst nur die Emissionen Was möchten Sie bilanzieren? Sie haben die Möglich- Ihrer Standorte, nicht aber die der Lieferkette (Scope 3) keit, die THG-Bilanz für einen oder mehrere Standorte berücksichtigen. zu machen. Darüber hinaus legen Sie fest, ob Sie Ihre Schritt 2: Aktivitätsdaten erheben Um eine THG-Bilanz zu erstellen, geben Sie Ihre Akti (Eco Management and Audit Scheme) oder DIN EN vitätsdaten an. Greifen Sie dafür auf vorhandene Informa ISO14001 nutzen, können Sie die erhobenen Daten zur tionen und Dokumente wie Zählerstände oder auch THG-Bilanzierung nutzen. Dies gilt ebenfalls für Daten, Rechnungen zurück. Unter anderem können Sie die die Sie im Rahmen eines Energiemanagementsystems Norm DIN EN ISO 14064 als Orientierung zur quantita- wie DIN EN ISO 50001 erheben. Informationen, wie Sie tiven Bestimmung und Berichterstattung der Treibhaus- die THG-Bilanzierung in Ihr Managementsystem inte gasemissionen nutzen. Sollten Sie in Ihrem Unternehmen grieren, finden Sie im folgenden Infokasten. bereits ein Umweltmanagementsystem wie EMAS I N TEGRAT I O N DES K L I MAS C HUTZES I N I HR UM W ELT- ODER / U N D E N ERG I EMA N AGEME N TSYSTEM Haben Sie bereits ein Umweltmanagementsystem das Treibhausgasmanagement ganzheitlich in Ihre in Ihrem Unternehmen etabliert? Zum Beispiel nach Unternehmensprozesse integrieren. EMAS oder DIN EN ISO 14001? Oder ein Energie- Achtung! Sie müssen einige Unterschiede bei der managementsystem, beispielsweise nach DIN EN ISO Integration der THG-Bilanzierung mit Ihrem Manage- 50001? Das kann Ihnen den Einstieg in die Treibhaus- mentsystem und bei der Verwendung Ihrer bereits gasbilanzierung deutlich erleichtern. In diesem Fall erhobenen Daten beachten. Insbesondere sind die ist es sinnvoll, die Erhebung der Treibhausgasemis unterschiedlichen Systemgrenzen zu bedenken. sionen mit Ihrem bisherigen Datenmanagementsystem Während sich beispielsweise Ihre bisher erfassten sowie entsprechenden Managementprozessen zusam- Energiedaten ausschließlich auf die internen Ver menzuführen. Dies hat zwei besondere Vorteile: bräuche konzentrieren, sollten Sie Ihre energiever- Erstens beschleunigen und vereinfachen Sie dadurch brauchsbezogenen Treibhausgasemissionen aus Scope die Erhebung der Aktivitätsdaten in Scope 1 und 2. 1 und 2 nicht nur für eigene, direkte Emissionen Zweitens unterstützt die Integration in das Manage- erfassen, sondern darüber hinaus auch für die Gewin- mentsystem die Einbindung des Klimaschutzes in nung der von Ihnen eingekauften Energie. Ihre die übergeordneten umweltpolitischen Zielsetzungen Systemgrenze klar zu bestimmen und zwischen Scope Ihres Unternehmens. Auf diese Weise können Sie 1, 2 und 3 zu unterscheiden, hilft Ihnen dabei. 9
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n DAT E N E R FA S S U N G D E R T R E I B H AU S G A S E M I S S I O N E N I N S C O P E 1 Scope-1-Emissionen entstehen durch eigene Verbren- Quellen zur Datenerfassung sind unter anderem: nungsprozesse an Ihren Unternehmensstandorten. Emissionsquellen Daten für die THG-Bilanz Direkte Emissionen aus Verbrennungsprozessen Ablesen des Zählerstands, eingesetzte Mengen der stationärer Anlagen (beispielsweise Heizöl in Primärenergieträger (Kohle, Erdgas, Biomasse und so Heizanlagen) weiter), Lieferbelege und Rechnungen Direkte Emissionen aus Verbrennungsprozessen Tankquittungen, Tankkarten, Kilometerstände der mobiler Anlagen (beispielsweise Benzinverbrauch des Fahrzeuge, dokumentierte gefahrene Kilometer und Fuhrparks) spezifischer Spritverbrauch der Personenkraftwagen … Direkte Emissionen flüchtiger Gase (beispielsweise Rechnungen mit Angabe der Nachfüllmenge von Leckage an Klimaanlage) Kühlmitteln, Wartungsprotokolle Direkte Emissionen aus Prozessen (Anlagen, die Produktionsdaten/Verbrauchsmenge der Produkte oder mit dem europäischen Emissionshandelssystem erfasst Zählerstände werden) DAT E N E R FA S S U N G D E R T R E I B H AU S G A S E M I S S I O N E N I N S C O P E 2 Die eingekaufte Energie können Sie unter anderem alle Wärmequellen aufbereiten. Sie müssen, sofern vor- mittels Ihrer Strom- und Nebenkostenabrechnung für handen, folgende THG-Quellen erfassen: Emissionsquellen Daten für die THG-Bilanz Indirekte Emissionen aus dem Stromverbrauch Angaben in Kilowattstunden (kWh): Zählerablesung, Abrechnung (darin sind die CO2e oder CO2-Umrech- nungsfaktor des Tarifs bereits angegeben), Verbrauch in Kilowattstunden, Berücksichtigung regionaler bezie- hungsweise nationaler Strommix, Stromversorger Indirekte Emissionen aus Wärmequellen Angaben in Kilowattstunden, Liter, Normkubikmeter (Nm3): Zählerablesung, Rechnung über den Verbrauch, Berücksichtigung von Fernwärme, Erdgas, Biogas, Holz- pellets und so weiter 10
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n DAT E N E R FA S S U N G D E R T R E I B H AU S G A S E M I S S I O N E N I N S C O P E 3 Die Bilanzierung von Scope-3-Emissionen stellt eine Pendelverkehrs zu erheben, können Sie eine Umfrage besondere Herausforderung dar, da dieser Scope viele zum Pendelverhalten bei den Mitarbeitenden machen. unbekannte Parameter umfasst. Diese Daten liegen meist Mit den nachfolgenden Daten können Sie ausgewählte nicht direkt auf dem Schreibtisch, sondern müssen aktiv Scope-3-Emissionen bilanzieren: erfasst werden. Um beispielsweise die Emissionen des Emissionsquellen Daten für die THG-Bilanz Geschäftsreisen Angaben in Kilometern: Reisekostenabrechnungen für Flugreisen, Bahnfahrten, Autoanmietung Eingekaufte Güter THG-Bilanz der Lieferanten (Primärdaten), Product- Carbon-Footprint, Datenbanken, bezogene Güter: Angaben zu Mengen, Gewichten und Kosten in Euro aus der Einkaufsabteilung (beispielsweise aus Rechnungsdokumenten) Material- und Warentransport Informationen des Logistikdienstleisters über Distanzen, Transportmittel, transportierte Gewichte (eigene Transportmengen oder -gewichte aus Einkaufsabteilung oder Vertriebsabteilung) Pendelverkehr Anzahl der privaten Personenkraftwagen, gefahrene Kilometer, durchschnittlicher Spritverbrauch in Liter, Art des Kraftstoffs, Arbeitstage Abfall Angaben in Tonnen: Mengen Restmüll, Sondermüll und so weiter HERAUS F ORDERU N GE N B E I DER B I LA N Z I ERU N G VO N S C OPE 3 Für die Bilanzierung der Scope-1- und 2-Emissionen Weil die Primärdaten selten direkt verfügbar sind, können Sie auf bekannte Daten Ihrer Geschäfts sehen sich Unternehmen hier oftmals mit großen tätigkeit wie den Stromverbrauch oder auch die gefah- Datenlücken konfrontiert. Neben dem Standard renen Kilometer des Fuhrparks zurückgreifen. rahmenwerk GHG Protocol Guidance gibt es Die Erfassung dieser Daten ist dahingehend einfach, spezifische Anleitungen zur Bilanzierung der da sie praktisch auf Ihrem Tisch liegen. Anders verhält Scope-3-Emissionen, die Sie dabei unterstützen, es sich bei den Emissionen, die in Scope 3, also den diese Emissionen zu erfassen. Weiterhin bietet vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsschritten, beispielsweise die Software Gabi eine Datenbank, entstehen. Hier hat Ihr Unternehmen nur einen indi- aus der Sie vor- und nachgelagerte Prozessdaten rekten Zugriff auf die Daten und auch nur indirek- entnehmen und modellieren können. ten Einfluss auf eine Reduktion dieser Emissionen. 11
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Die nachfolgende Übersicht zeigt alle Scope-3-Emissions quellen der vor- und nachgelagerten Lieferkette: Tabelle 1: Übersicht der Scope-3-Emissionsquellen nach dem GHG Protocol Kategorie Emissionsquellen Herstellung beziehungsweise Gewinnung, Verarbeitung und Transport Eingekaufte Güter und 1 von eingekauften Gütern und Dienstleistungen (soweit nicht in anderen Dienstleistungen Kategorien erfasst) Herstellung beziehungsweise Gewinnung, Verarbeitung und Transport von 2 Kapitalgüter eingekauften Kapitalgütern (soweit nicht in anderen Kategorien erfasst) Abbau, Produktion und Transport eingekaufter Energieträger und Treibstoffe Abbau, Produktion und Transport von Energieträgern beziehungsweise Brennstoff- und energie Treibstoffen, die für die Erzeugung des eingekauften Stroms und bezogene Emissionen Wasserdampfs sowie eingekaufter Wärme und Kühlung eingesetzt 3 (nicht in Scope 1 oder 2 werden enthalten) Übertragungsverlusten während des Transports und der Verteilung der vorgelagerte Treibhausgasemissionen eingekauften Energie Erzeugung von Energie, die vom betreffenden unternehmen erst eingekauft und dann weiterverkauft wird Transport und Verteilung von eingekauften Waren zwischen Zuliefe- rern (Tier 1) und eigenem Unternehmen oder zwischen eigenen Unter nehmensstandorten in Fahrzeugen, die nicht dem eigenen Unterneh- Transport und Vertei- 4 men gehören oder von ihm betrieben werden lung (vorgelagert) sämtliche Dienstleistungen des Transports und der Verteilung, die durch das Unternehmen eingekauft werden (Achtung: eingehend und ausgehend) Behandlung und Entsorgung von Abfall, der aus der eigenen Geschäfts 5 Abfall tätigkeit resultiert (in Anlagen, die nicht vom berichtenden Unternehmen besessen oder kontrolliert werden) Geschäftsreisen der Beschäftigten in Fahrzeugen, die nicht durch das 6 Geschäftsreisen Unternehmen besessen oder betrieben werden Pendeln der Pendeln der Beschäftigten zwischen dem Wohnort und der Arbeitsstätte 7 Arbeitnehmer in Fahrzeugen, die nicht durch das Unternehmen betrieben werden Betrieb von Sachanlagen, die durch das eigene Unternehmen für den Angemietete oder 8 Geschäftsbetrieb geleast oder gemietet wurden (soweit nicht in Scope 1 geleaste Sachanlagen und 2 erfasst) 12
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Kategorie Emissionsquellen Transport und Verteilung verkaufter Produkte zwischen eigenen Einrich- Transport und Verteilung tungen und Kunden in Fahrzeugen die nicht dem eigenen Unternehmen 9 (nachgelagert) gehören oder von ihm betrieben werden (Achtung: nur nachgelagert, wenn das eigene Unternehmen nicht dafür bezahlt, sonst vorgelagert) Verarbeitung der Weiterverarbeitung von verkauften Zwischenprodukten durch andere nachgelagerte Treibhausgasemissionen 10 verkauften Produkte Unternehmen Nutzung der verkauften Nutzung der verkauften Produkte des Unternehmens durch 11 Produkte Endkonsumierende Umgang mit verkauften Entsorgung und Behandlung der (im Berichtsjahr) verkauften Produkte 12 Produkten an deren am Ende Ihres Lebenszyklus Lebenszyklusende Betrieb von Gebäuden, Maschinen und Fahrzeugen, die dem eigenen Vermietete oder verleaste 13 Unternehmen gehören, aber an Fremdfirmen geleast oder vermietet Sachanlagen wurden (soweit nicht unter Scope 1 und 2 erfasst) Betrieb von Franchise-Geschäftstätigkeiten, bei denen das eigene 14 Franchise Unternehmen als Franchisegeber fungiert (soweit nicht unter Scope 1 und 2 erfasst) Geschäftstätigkeiten von Investitionen, die durch das eigene Unternehmen 15 Investitionen getätigt wurden (soweit nicht unter Scope 1 und 2 erfasst) Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an WWF und CDP „Unternehmerisches Klimamanagement entlang der Wertschöpfungskette“ (2016), Seite 10f. 13
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Schritt 3: Berechnung der Emissionshöhe für die THG-Bilanzierung Sie müssen folgendes berechnen, um von Ihren Aktivitä- § Datenbank des Weltklimarats (IPCC) ten (Stromverbrauch, Geschäftsreisen) auf die Treibhaus- § International Energy Agency (IEA) gasemissionen und zu einer THG-Bilanz zu kommen: § Probas-Datenbank des Umweltbundesamtes § Gemis-Datenbank des Internationalen Instituts für Aktivitätsdaten [Einheit] x Emissionsfaktor Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien (IINAS) [kg CO2e/Einheit] = Klimawirkung [kg CO2e] Darüber hinaus enthält die Software Gabi eine Daten- Sowohl das GHG Protocol als auch ISO 14064 skizzieren bank, aus der Sie die Umrechnungsfaktoren entnehmen detailliert Berechnungsansätze für die THG-Bilanz. und direkt modellieren können. Auch Online-Tools, Für die Berechnung der CO2e-Emissionen werden Pro- wie zum Beispiel die Calculation Tools auf der Seite des zessen, Produkten und Energieträgern Emissionsfaktoren GHG Protocols, helfen dabei, die Treibhausgasemissio- zugeschrieben. nen in Ihrem Unternehmen zu berechnen. Eine weitere kostenlose und sehr übersichtliche Möglichkeit, insbeson- Beispielsweise entspricht laut dem Weltklimarat (IPCC) dere für Einsteiger bietet das Tool Ecocockpit. 1 Kilogramm Methan 25 Kilogramm CO2e. Den Multi plikationsfaktor der jeweiligen GHG-Emissionen ein zelner Prozesse oder Warengruppen können Sie aus ein- schlägigen Datenbanken entnehmen: Abbildung 2: Berechnungsbeispiel für die THG-Bilanz Emissionsquelle Verbrauch Einheit CO2e- Einheit CO2- t CO2e Anteil in % Umrechungs- Faktor Äquivalente faktor [kg CO2e] Scope 3 vorgelagert Dienstreisen 128.592 km 12.736,778 12,737 86,88 Internationaler Passagierflug 110.432 km 0,102 kg/P.km 11.218,383 11,218 PKW Diesel, mittel 4.110 km 0,166 kg/km 680,863 0,681 PKW Benzin, mittel 6.050 km 0,070 kg/km 426,132 0,426 Zug Personennahverkehr, Elektro 8.000 km 0,051 kg/P.km 411,400 0,411 Pendelverkehr 22.147 km 1.924,027 1,924 13,12 Linienbus Diesel 3.542 km 0,045 kg/P.km 160,984 0,161 Fahrrad/Fuß 4.123 km 0,000 kg/P.km 0,000 0,000 Zug Personennahverkehr, Elektro 8.020 km 0,051 kg/P.km 412,429 0,412 PKW Benzin, mittel 4.231 km 0,070 kg/km 298,011 0,298 PKW Diesel, mittel 6.354 km 0,166 kg/P.km 1.052,604 1,053 Summe 150.739 km 14.660,805 14,661 Quelle: Prognos in Anlehnung an Gemis-Datenbank (2020) 14
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Schritt 4: Aufbereitung der THG-Bilanz Die Ergebnisse Ihrer Berechnungen können Sie in sind die Spalten Ausgangsbilanz, aktuelles Geschäfts Scope 1, 2 und 3 zusammenfassen. Im Zusatzkapitel Kli- jahr und gegebenenfalls Veränderung gegenüber maschutz der WIN-Charta finden Sie eine Vorlage für Referenzjahr („Veränderung ggü. RefJ“) relevant. Das die Darstellung Ihrer Emissionen. Für die THG-Bilanz Referenzjahr ist das vorangegangene Geschäftsjahr. Abbildung 3: Tabelle zu Datenerfassung aus dem Zusatzkapitel Klimaschutz Erfassungsbereiche Ausgangsbilanz Aktuelles Veränderung Zielsetzung und -erreichung 20xx Geschäftsjahr ggü. RefJ 20xx THG-Emissionen THG-Emissionen +/– Zieljahr Reduktionsziel Zielerreichung in t CO2e in t CO2e in t CO2e in t CO2e oder % in % Direkte THG-Emissionen Scope 1 Indirekte THG-Emissionen Scope 2 Indirekte THG-Emissionen Scope 3 (optional) Quelle: Vorlage WIN-Charta-Nachhaltigkeitsbericht 15
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 4 Wie setze ich mir Ziele für einen effektiven Klimaschutz? Die Ausgangsbilanz liefert Ihnen eine gute Übersicht beispielsweise durch technologische Fortschritte oder über alle klimarelevanten Emissionsquellen in Ihrem geplante Neuanschaffungen in Ihrem Unternehmen. Unternehmen. Auf dieser Basis können Sie die Emissions Denken Sie auch mögliche Verlagerungseffekte zwischen quellen mit den größten Einsparpotenzialen und den einzelnen Emissionsquellen mit. Verlagerungseffekte -bedarfen in Abhängigkeit von der Wesentlichkeit für 1 können zum Beispiel entstehen, wenn Sie eine eigene Ihr Unternehmen herausfiltern. Jetzt gilt es zu prüfen, Energieerzeugung mit Solarenergie anstreben. Dies senkt inwieweit sich diese Minderungspotenziale steuern und zwar die Emissionen bei Ihnen in Scope 2, führt aber beeinflussen lassen. Weitere relevante Kriterien kön- zu gesteigerten Emissionen in Scope 3, die durch den nen auch die Stakeholderrelevanz oder die Menge der Einkauf beziehungsweise die Produktion der Anlage Emissionen sein. Berücksichtigen Sie dabei auch entspre- entstehen. chende Zeithorizonte und potenzielle Veränderungen, 1 Der Begriff der Wesentlichkeit beschreibt Prozesse, die Einfluss auf die Ergebnisse Ihres Unternehmens haben. Er findet in der Finanz buchhaltung und im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung Anwendung. Die Prozesse werden im Rahmen einer Wesentlichkeits analyse identifiziert. 16
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n REDU K T I O N SZ I ELE AUS S C OPE 1, 2 U N D Die Ziele sollten Sie in CO2e-Tonnen oder prozentual GEGE B E N E N FALLS AUS S C OPE 3 für Scope 1 und 2 ausweisen. Da die Bilanzierung Ihre Reduktionsziele können sowohl die direkten Emis der Scope-3-Emissionen eine Herausforderung darstellt, sionen aus Scope 1 als auch die indirekten Emissionen steht es Ihnen frei, diese zu bilanzieren. Sollten Sie aus Scope 2 und 3 umfassen. Stecken Sie für Ihre Zielset- Scope-3-Emissionen bilanzieren, ist es zudem möglich, zung einen Zeitrahmen ab (siehe WIN-Charta optionales anstelle einer ganzheitlichen Bilanzierung auf einzelne Kapitel Klimaschutz Tabelle 1 Zieljahr) und ergänzen Dimensionen der vor- und nachgelagerten Aktivitä- Sie bei Bedarf auch Meilensteine in Form von Zwischen- ten einzugehen. Das GHG Protocol definiert hierfür zielen. Berücksichtigen Sie bei der Zielsetzung ein zu 15 Kategorien (siehe Tabelle 1). erwartendes beziehungsweise vorhersehbares Unterneh- menswachstum. Im Klimaschutzkapitel weisen Sie Ihr S C I E N C E B ASED TARGETS F Ü R AM B I T I O N I ERTE Gesamt-Reduktionsziel in CO2e-Tonnen oder prozentual U N D ER FAHRE N E U N TER N EHME N aus und geben dabei auch ein Zieljahr an. Dieses kön- Ein internationaler Standard, an dem sich auch zuneh- nen Sie frei wählen. Es muss nicht mit dem jährlichen mend deutsche Unternehmen orientieren, sind die Berichts-Turnus der WIN-Charta übereinstimmen. Bei Science Based Targets (SBT). Sie stellen eine ambitio- Bedarf können Sie auch Zwischenziele benennen. Sollte nierte und wissenschaftsbasierte Zielsetzung dar, wel- Ihr Zieljahr also in sechs Jahren sein, könnten Sie Zwi- che mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens schenziele mit einem Dreijahreszeithorizont formulieren. übereinstimmt. Falls Ihr Unternehmen Klimaneutra- lität anstrebt, können Sie sich an diesem Leitstandard orientieren. Grundsätzlich ist dies jedoch ein Instrument für sehr ambitionierte und erfahrene Unternehmen. Z I ELSETZU N G N AC H S B T I Die Science Based Targets Initiative (SBTi) unter- Es geht dabei letztlich um die Frage, wie die zur stützt Unternehmen mit Tools, Leitlinien und Krite- Einhaltung des Klimaziels aus dem Pariser Abkom- rien zur Validierung dabei, klimaneutral zu werden. men verbleibenden CO2e-Budgets auf Sektoren und Die wissenschaftlich fundierten Ziele, die sogenann- einzelne Unternehmen aufgeteilt werden können. ten SBTs, stehen im Einklang mit dem GHG Protocol SBTi ist eine Kooperation zwischen Disclosure und basieren auf den Daten der Internationalen Insight Action (CDP), UN Global Compact, World Energieagentur (IEA) und des Weltklimarats (IPCC). Resources Institute und dem WWF. Der Ansatz wird Die SBT-Methoden zeigen Unternehmen auf, wie stetig weiterentwickelt, derzeit in einer speziellen sich ihre Treibhausgasemissionen aus Scope 1, 2 und Route für KMUs. 3 in den Folgejahren entwickeln müssten, um das 1,5-Grad-Ziel zu erfüllen beziehungsweise deutlich Weiterführende Informationen zu SBTi und den unter 2 Grad Celsius zu bleiben. SBTs finden Sie auf der Webseite der Organisation und beim Global Compact Netzwerk Deutschland. 17
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 5 Mit welchen Maßnahmen kann ich meine Ziele erreichen? Damit Sie Ihre Klimaschutzziele erreichen, müssen Sie der direkte Ausstoß von Emissionen sowie der Einsatz passende Minderungsmaßnahmen entwickeln und erneuerbarer Energien. Jedes Handlungsfeld bietet umsetzen. Dies können Ansätze zur Vermeidung und zahlreiche Potenziale, um Ihre Treibhausgasemissionen zur Reduktion von Emissionen sein. Abbildung 4 zeigt zu senken. Bereits einfache Veränderungen wie die sechs Handlungsfelder auf, in denen Sie aktiv werden Umstellung auf Ökostrom oder auch die Anschaffung können. Dazu gehören Ihre vor- und nachgelagerte von Geräten nach Energieeffizienzkriterien können Lieferkette, Ihre Ressourcennutzung wie Energie- und eine große Wirkung entfachen. Abbildung 4 zeigt einige Materialeffizienz, die Mobilität der Mitarbeitenden, Beispiele für Maßnahmen. 18
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Abbildung 4: Mögliche Handlungsfelder und Instrumente im Klimaschutz Gebäudeausstattung Effiziente Energiebereitstellung Energiemanagementsystem Umstellung auf Ökostrom Materialien aus Klimatisierung nachwachsenden Rohstoffen Fossile Brennstoffe substituieren Energetische Gebäudeeffizienz Verpackungsreduktion/-kreislauf Alternative Brennstoffe Effizientere Maschinen einkaufen Ausschuss an Materialien Abwärmenutzung reduzieren Energieumwandlung Eigenerzeugung mit Abfall verringern Photovoltaikanlagen Energiespeicherung Verbrauch reduzieren Blockheizkraftwerk (BHKW) Verbrauch verringern Materialien klimafreundlich Energiespeicherung zum Dämmung substituieren Beispiel als Wärme Prozessoptimierung Prozessoptimierung Eigenerzeugung aus Windkraft ENERGIEEFFIZIENZ M AT E R I A L E F F I Z I E N Z ERNEUERBARE ENERGIEN HANDLUNGSFELDER UND INSTRUMENTE M O B I L I TÄT LIEFERKETTE EMISSIONEN Nutzung des ÖPNV fördern Transportwege verkürzen Filteranlagen Mobilität reduzieren Regionale Beschaffung CO2-Kompensation Homeoffice Klimabezogene Kriterien Emissionsanalyse für Lieferantenauswahl Mobilitätsmanagement Handel mit Nachbarn Kooperationen mit Lieferanten Fahrgemeinschaften und Abnehmern Stoffe in den Kreislauf zurückführen Firmenfahrrad Alternative Beschaffungswege Umweltfreundliche Firmenflotte Lieferanten sensibilisieren und Wegeoptimierung und schulen -vermeidung THG-Bilanz beim Virtuelle Zusammenarbeit Lieferanten einfordern Car-Sharing Alternative Antriebe Flugverbot für Inlandsreisen Quelle: Eigene Darstellung (2020) 19
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Senkung der Treibhausgasemissionen in Scope 1 Bei Scope 1 müssen Sie die Treibhausgasemissionen der eigenen Energieerzeugung oder auch im Fuhrpark. durch eigene Verbrennungsprozesse an Ihren Unterneh Hier haben Sie beispielsweise die Möglichkeit, die mensstandorten berücksichtigen. Die Emissionen ent Energieeffizienz in der Produktion zu erhöhen oder Ihre stehen unter anderem bei der Produktion in stationären Firmenflotte durch Elektromobilität oder den Einsatz oder mobilen Anlagen, bei chemischen Prozessen, in von Green Fuels umweltfreundlich auszurichten. B EST PRAC T I C E : SE N K U N G DER TRE I B HAUSGASEM I SS I O N E N I N S C OPE 1 RICHARD HENKEL GMBH Hersteller von Garten- & Wellnessmöbeln & Spezialist für Oberflächentechnik Hauptsitz: Forchtenberg Gründungsjahr: 1922 Anzahl der Mitarbeitenden: circa 50 Branche: Oberflächentechnik 20
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n I N T E R V I E W M I T S U S A N N E H E N K E L (G E S C H Ä F T S F Ü H R E R I N ) Wie gehen Sie das Thema Klimaschutz in Ihrem Welche Emissionseinsparungen konnten Sie durch Unternehmen an und welche Maßnahmen zur diese Maßnahmen bisher erreichen? Reduktion von direkten Treibhausgasemissionen (Scope 1) haben Sie bereits umgesetzt? Im Vergleich zu 2001 konnten wir 2019 folgende Einsparungen erreichen: Klimaschutz ist das Ursprungsthema unseres Unterneh mens, denn wer umweltkonform handelt, handelt auch § 47,65 Prozent weniger Strom (Kilowattstunden) qualitätskonform. Im Rahmen einer Energiebilanz haben § 89,13 Prozent weniger Heizöl wir jegliche Energiequellen identifiziert. § 55,24 Prozent weniger Prozesswärme in der Oberflächentechnik 1. Mithilfe einer Wärmebildkamera machen wir jedes Jahr unsere Druckluftleckagen sichtbar und können Welche Reduktionsziele haben Sie sich für die diese dadurch präventiv beheben. Das kostet pro Jahr Zukunft gesetzt und wie sollen diese umgesetzt lediglich 2.000 Euro. werden? 2. Unsere Hauptenergiequellen Motoren, Pumpen, Als Ziel für 2021 haben wir uns den Austausch von Heizungen haben wir effizienter gestaltet und zum Teil Heizöl durch Pellets und die effizientere Nutzung von ersetzt, sogar wenn diese noch funktionstüchtig, aber Abwärme gesetzt. Gelingt uns dies, hätten wir sogar energieineffizient waren. So haben wir etwa unsere eine positive Bilanz. große Stanze in der Metallfertigung durch eine kleine ausgetauscht. Diese benötigt keine Druckluft, weniger Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmen Platz und sie verbraucht viel weniger Strom. geben? 3. Für unsere Öfen der Lackieranlage verwenden wir Eine CO2-Bilanz in Verbindung mit einer Energiebilanz seit 15 Jahren spezielles Isoliermaterial. Aufgrund des hilft Unternehmen sich besser kennenzulernen. Außer- geringeren Energieverbrauchs hat sich unsere Investi- dem stehen die Zusammenarbeit und der aktive Aus- tion von 20.000 Euro in 1,5 Jahren bereits amortisiert. tausch mit Kunden und Lieferanten bei uns an oberster Stelle. Es braucht Mut und Engagement, um gemeinsam 4. Wir kühlen ohne Klimaanlage. Diese Maßnahme ist neue Wege zu bestreiten. von der Natur inspiriert, genauer gesagt von der Bau- weise eines Termitenhügels. Nach dem physikalischen Prinzip des Kamineffekts – der sogenannten Nacht- kühlung – tritt nachts durch kleine Spalten an den Fensterunterseiten kühle Luft ein. Über eine Decken- klappe gelangt die Wärme nach außen, indem schwere kühle Luft die leichte warme Luft nachdrückt. So verringert sich die Raumtemperatur im Sommer um 6 bis 9 Grad Celsius. Dafür waren Investitionen im Wert von 4.000 Euro notwendig. 21
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Senkung der Treibhausgasemissionen in Scope 2 Bei Scope 2 können Sie die Treibhausgasemissionen Erzeugung umstellen. Am meisten Emissionen sparen reduzieren, indem Sie indirekt bezogene Energie Sie, wenn Sie Ihren Energiebedarf mit Windkraftanlagen, einsparen oder auf Ökostrom aus verbrauchsortsnaher Photovoltaikanlagen oder ähnlichem selbst erzeugen. B EST PRAC T I C E SE N K U N G DER THG - EM I SS I O N E N I N S C OPE 2 AO K – B A D E N - W Ü R T T E M B E R G – DIE GESUNDHEITSK ASSE Hauptsitz: Stuttgart Gründungsjahr: 1989 Anzahl der Mitarbeitenden: 10.700 Branche: Gesundheitswesen I N T E R V I E W M I T H A N N E S B R Ü G M A N N ( FAC H KO O R D I N AT O R U M W E LT M A N AG E M E N T ) Wie gehen Sie das Thema Klimaschutz in Ihrem genaue Auskunft über unsere CO2-Emissionen hatten. Unternehmen an und welche Maßnahmen zur Seitdem fließt unternehmensweit Ökostrom durch die Reduktion von indirekten Treibhausgasemissionen Leitungen unserer Bürogebäude und Kunden Center. (Scope 2) haben Sie bereits implementiert? Gemeinsam mit einem Energieberatungsunterneh- men haben wir ein Energieportfolio zusammengestellt. Das Thema Klimaschutz ist bei uns als Krankenkasse Unseren Ökostrom beziehen wir vorwiegend aus originär gewachsen, denn gesunde Menschen brauchen Wasserkraft. eine gesunde Umwelt, um gesund zu bleiben. Um die Gesundheit unserer Versicherten und unseres Planeten Darüber hinaus haben wir im Jahr 2020 die Verbrauchs zu bewahren, übernehmen wir Verantwortung im optimierung fossiler Energieträger in Bezug auf unseren Bereich Klimaschutz. Energieverbrauch für Wärme und Kälte in Angriff genommen. Ein Energiemonitoring liefert wichtige Daten. Im Rahmen unseres Umweltmanagements wurden seit Wir sehen hierin großes Potenzial, dass sich positiv hin- 2016 erste Maßnahmen zur Senkung unserer Scope-2- sichtlich finanzieller und CO2-bilanzieller Aspekte auf die Emissionen implementiert, ohne dass wir damals schon AOK Baden-Württemberg auswirken würde. 22
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Welche Emissionseinsparungen konnten Sie durch diese Maßnahmen bisher erreichen? Durch die Umstellung auf Ökostrom konnten wir im mense Emissionseinsparungen im Bereich Scope 2 verzeichnen. Seit 2019 ermitteln wir nun auch den unter- nehmensweiten CO2-Fußabdruck. Deswegen können wir jedoch für die Umstellung auf Ökostrom im Jahr 2016 keine konkreten Zahlen angeben. Neben der Umstel- lung auf Strom aus regenerativen Energiequellen hatte die Umstellung auf LED-Beleuchtung bei unseren Immo- bilien einen besonders großen Einfluss. Durch die Um Dementsprechend wollen wir in den Bereichen Scope 1 rüstung wurden allein im Jahr 2019 knapp 315 Tonnen und 2 pro Jahr 4,2 Prozent unserer Emissionen r eduzieren. CO2 eingespart. Das entspricht 1.985 Tonnen CO2 bis 2030. Nimmt man die Emissionen aus Scope 3 hinzu, kommt man auf Welche Reduktionsziele haben Sie sich für die ein Einsparpotenzial von 10.720 Tonnen CO2 bis 2030. Zukunft gesetzt? Wie sollen diese umgesetzt werden? Ab dem Jahr 2020 werden wir unsere Scope-2-Emissio- nen durch die Errichtung eigener Photovoltaik-Anlagen Angelehnt an die „Agenda 2030 für nachhaltige Ent- nochmals deutlich verringern. Dieses Projekt soll in wicklung“ der Vereinten Nationen lautet unsere Klima der Zukunft dahingehend weiter ausgebaut werden, dass strategie: bis 2030 klimaneutral wirtschaften. Auf dem wir auch selbst grünen Strom ins Netz einspeisen. Weg zur Klimaneutralität haben Transparenz und Ver- Als nicht-produzierendes Unternehmen haben wir unse- meidung klaren Vorrang vor Kompensation. In Koope- ren größten Hebel jedoch in Scope 3 identifiziert. ration mit der gemeinnützigen Organisation KlimAktiv Insbesondere die Mobilität, vorrangig das Pendeln unse- haben wir 2019 umfangreiche CO2-Berechnungen erstellt rer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, macht den größten und den unternehmensweiten CO2-Fußabdruck ermittelt. Anteil unserer Emissionen aus und stellt uns vor eine Auf Basis dieses Ist-Zustands wurden Reduktionsfahr- große Herausforderung, die wir gerne annehmen. pläne für die Zukunft erstellt. Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmen geben? Im ersten wichtigen Schritt zur Emissionsreduzierung sollten Unternehmen ihre Datengrundlage sicherstellen, da der CO2-Fußabdruck die Basis für die künftige Klimastrategie bildet. Eine besondere Herausforderung besteht etwa darin, die Emissionen im Bereich Scope 3 klar zu identifizieren. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung von Kooperationspartnern zu suchen, um herauszufinden, was es für eine Klimabilanz überhaupt braucht. 23
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Senkung der Treibhausgasemissionen in Scope 3 Scope 3 ist für Sie die größte Herausforderung. Hier müs- bei der (Weiter-)Verarbeitung der Produkte oder beim sen Sie auch Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Umgang mit den verkauften Produkten an deren Lebens- Aktivitäten Ihres Unternehmens berücksichtigen. Emis zyklusende. Den größten Einfluss haben Unternehmen bei sionen aus vorgelagerten Aktivitäten entstehen zum Bei- den vorgelagerten Aktivitäten. Sie können zum Beispiel spiel durch den Einkauf von Gütern und Dienstleistungen Forderungen hinsichtlich des Klimaschutzes an die Zulie- oder das Pendeln der Arbeitnehmenden. Emissionen aus ferer stellen oder ihre Mitarbeitenden mit einer BahnCard nachgelagerten Aktivitäten entstehen beispielsweise ausstatten und so deren Reiseverhalten beeinflussen. B EST PRAC T I C E SE N K U N G DER THG - EM I SS I O N E N I N S C OPE 3 S I C K AG Hersteller von Sensor- und Softwarelösungen für Hauptsitz: Waldkirch die Bereiche Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation Gründungsjahr: 1946 Anzahl der Mitarbeitenden: circa 10.000 Branche: Elektronik 24
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n I N T E R V I E W M I T K E R S T I N KO H L E R ( H E A D O F E N V I R O N M E N TA L M A N AG E M E N T ) Handlungsfeld „Green Packaging“: Wir optimieren unsere Verpackungsgrößen und Materialien. So vermeiden wir Kunststoffe, wo immer dies möglich ist, oder setzen auf Kunstoffrecyclat, wo Kunststoffe unvermeidbar sind. So konnten wir etwa die Luftpolsterfolie für Verpackun- gen auf 50 Prozent Recyclatanteil umstellen. Ebenso Wie gehen Sie das Thema Klimaschutz in Ihrem konnten wir den bislang verwendeten Zwei-Komponen- Unternehmen an und welche Maßnahmen zur ten-Formschaum durch Papier ersetzen. Reduktion von indirekten Treibhausgasemissionen (Scope 3) haben Sie bereits implementiert? Handlungsfeld „Green Mobility“: Wir motivieren unsere Mitarbeiter über eine Bezuschussung, öffentliche Seit der Firmengründung 1946 ist der Klimaschutz fest Verkehrsmittel zu nutzen. Mit der Einführung der Web in der DNA der SICK AG verankert. Firmengründer anwendung TwoGo by SAP wird das Organisieren von Dr. Erwin SICK hat 1956 das erste Rauchgasdichtemess- Fahrgemeinschaften im ländlichen Bereich, wo der ÖPNV gerät entwickelt, um die Umwelt vor Industrieabgasen häufig keine Alternative darstellt, einfacher und praktisch zu schützen, was ihm ein Herzensanliegen war. nutzbar. An unseren Standorten fördern wir Elektro mobilität, indem wir ausreichend Lademöglichkeiten zur Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben Verfügung stellen. Die Ladesäulen werden natürlich mit wir insgesamt 14 Handlungsfelder definiert, denen das Grünstrom versorgt. Unsere Dienstwagenrichtlinie Ziel gemein ist, indirekte Treibhausgasemissionen zu motiviert Mitarbeiter über Anreize, möglichst verbrauchs reduzieren. Einige Handlungsfelder sind komplett neu, arme Fahrzeuge auszuwählen. Unsere nicht vermeid wie etwa im Handlungsfeld Green Materials alterna- baren Emissionen, die bei Dienstreisen (Flug, Bahn, tive umweltfreundliche Kunststoffe für den Einsatz in Auto) entstehen, kompensieren wir nach dem CDM Gold SICK-Produkten. Bei anderen Themenfeldern haben Standard über atmosfair. Weitere Maßnahmen, die wir wir bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt. in den letzten Jahren umgesetzt haben, sind die Umstel- Hier einige Beispiele: lung auf Recyclingpapier und doppelseitiger Schwarz- Weiß-Druck als Standardeinstellung (Handlungsfeld Handlungsfeld „Green Logistics“: Wir möchten unsere „Green Office“). In unserem Betriebsrestaurant gibt es Logistik so weit wie möglich vom Luftverkehr auf mehr vegetarische Speisen – unsere „Grüne Linie Plus“ den Schienenverkehr und auf das Schiff verlagern. (Handlungsfeld „Green Catering“). Seit März 2020 existiert eine direkte Zugverbindung von unserem europäischen Distributionszentrum nahe des Hauptsitzes Waldkirch zu unserem asiatischen Distributionszentrum in China. Dies erforderte eine Anpassung der Lagerbestände von Just-in-time-Produk tion zurück zur Aufstockung der Lagerbestände. Eine Ausweitung auf weitere Standorte ist geplant. Zudem ist unser Hauptlogistikpartner für den Straßentransport schon heute dazu verpflichtet, seine Treibhausgase zu kompensieren. 25
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n Welche Emissionseinsparungen konnten Sie durch diese Maßnahmen bisher erreichen? Die wesentlichen Einsparungen im Scope 3 lassen sich für uns aktuell noch nicht quantifizieren. Wir sind gerade dabei, einen einheitlichen Berechnungsstandard nach GHG Protocol zu etablieren. Für einige Bereiche können wir konkrete Berechnungen aufstellen: Seit Einführung der App TwoGo wurden bis 2019 insgesamt 68.961 Kilometer eingespart und dadurch mehr als 11 Tonnen CO2 vermieden. Im gleichen Jahr konnten wir insgesamt 18.000 Tonnen CO2 für die Bereiche Dienst reisen (Scope 3) und Wärmeverbrauch (Scope 1) über den CDM Gold Standard von atmosfair kompensieren. Welche Reduktionsziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt? Wie sollen diese umgesetzt werden? Bis 2025 wollen wir unsere Energieeffizienz innerhalb Deutschlands um 25 Prozent steigern. Dieses Ziel haben wir uns für unsere globalen Standorte bis 2030 gesetzt (Scope-1- und 2-Emissionen). Bis 2030 möchte SICK die Netto-Treibhausgasemissionen weltweit für Scope 1, 2 und definierte Scope-3-Emissionen auf null reduzieren. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir unter anderem folgende strategische Maßnahmen identifiziert, um unsere Scope-3-Emissionen weiter zu reduzieren: Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmen geben? § zunehmender Verzicht auf Luftfracht § Weiterentwicklung innovativer und ressourcen Die oberste Prämisse lautet, sich der wesentlichen schonender Verpackungskonzepte Handlungsfelder bezüglich THG-Emissionen im eigenen § Einführung von Standards und Bewertungssystemen Unternehmen bewusst zu werden und diese nicht aus zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette den Augen zu verlieren. Dies betrifft bei SICK insbeson- § Untersuchung des Einsatzes von alternativen Kunst- dere die Lieferkette und den Fußabdruck von eingesetz- stoffen in Produkten ten Materialien. Darüber hinaus ist es ratsam, sich mit § Kompensation bestimmter nicht vermeidbarer anderen Unternehmen zu vernetzen und Lieferanten bei Scope-3-Emissionen, zum Beispiel Dienstreisen, der Lösungsfindung mit einzubinden. Sie sind Spezialis- Pendlerfahrten ten auf ihrem Gebiet. 26
W I N - C h a r ta K l i m a s c h u t z k a p i t e l : F r ag e n u n d An t w o r t e n 6 Wie kann ich meine Ziele und Maßnahmen nachhalten? Um den Erfolg Ihrer Maßnahmen zu überprüfen und die Kapitels Klimaschutz haben Sie die Möglichkeit, über Zielerreichung immer im Blick zu haben, sollten Sie Ihre Klimaschutzaktivitäten transparent zu berichten und jährlich eine THG-Bilanz beziehungsweise eine jährliche Ihre Entwicklungen zu dokumentieren. Nutzen Sie hier- Datenerfassung durchführen. Die Zielerreichung kann für auch die tabellarische Vorlage des Klimaschutzkapitels hiermit auf einfache und transparente Weise aufbereitet in der WIN-Charta. Dort haben Sie die Möglichkeit Ihre werden. Mit einer jährlichen Bearbeitung des optionalen Zielerreichung jährlich prozentual auszuweisen. Tabelle 2: Datenerfassung und Ziele zur Senkung der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) Erfassungsbereiche 20xx 20xx ggü. RefJ Zielsetzung und -erreichung THG-Emissionen THG-Emissionen +/– in t CO2e Zieljahr Reduktionsziel Zielerreichung in t CO2e in t CO2e in t CO2e oder % in % Direkte THG-Emissionen Scope 1 Indirekte THG-Emissionen Scope 2 Indirekte THG-Emissionen Scope 3 (optional) Quelle: Vorlage WIN-Charta-Nachhaltigkeitsbericht 27
Kontakt Sie haben noch Fragen rund ums Thema Klimaschutz im Rahmen der WIN-Charta? Wenden Sie sich gerne an die Geschäftsstelle der Nachhaltigkeitsstrategie: KO N TA K T W I N - C HARTA : Tel.: +49 711 126 2661 E-Mail: win-charta@nachhaltigkeitsstrategie.de Web: www.nachhaltigkeitsstrategie.de/ wirtschaft-handelt-nachhaltig
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