LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller

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LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
LebensZeiten
                                             Herbst 2016 ∙ Ausgabe 13

Ein Magazin über das Unvermeidliche und für das Leben danach

 Verknüpft, verwoben und gehalten
 Erfahrungen einer Patchwork-Familie
LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Kluges                                                                                        Erste Worte                                        Inhalt
                                                                                                                       Liebe Leserinnen und Leser,                        Verknüpft, verwoben und gehalten
                                                                                                                                                                            Erfahrungen einer Patchwork-Familie         6
                                                                                                                       mit rasender Geschwindigkeit geht
                                                                                                                       2016 dem Ende zu. Die Tage werden                  Aus fernen Ländern
                         Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!                                                       kürzer und kälter. Die Natur wandelt                 Die Toten sind nur versteckt:
                                                                                                                       sich und bereitet sich auf den Winter                die Trauerrituale der Xhosa in Südafrika		 16
                         Sie zu halten, wäre das Problem.                                                              vor.
                                                                                                                                                                          Lebensgeschichten
                         Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,                                                Nichts ist beständiger als die Ver-                  Verbunden mit der Heiterkeit des Himmels:
                                                                                                                       gänglichkeit, in deren Obhut wir un-                 Gertrud Schippert		 10
                         wo ein endlich Sein in alledem?                                                               ser Leben leben.                                     Er liebte seine Familie, das Leben und
                                                                                                                                                                            den Rock 'n' Roll: Kurt Bilz 		 14
                                                                                                                       Für diese Tage des Wandels wün-
                         Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen                                                      sche ich Ihnen das Wissen um die                   Kunst und Historisches
                                                                                                                       Dinge, die Bestand haben.                            Viel Wind ums Nichts:
                         jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:                                                                                                              der Konzept-Künstler Ulrich Stürmer    4
                         Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,                                                                                                        Wo sie ruhen		 24
                                                                                                                                                                            In guter Gesellschaft:
                         und das willig Liegende verschwimmt.                                                                                                               Auf dem Waldfriedhof – Robert Bosch		 25
                                                                                                                                                                            Das älteste Gewerbe der Welt?		 21

                                                                                                                                                                          Recht und Vorsorge
                         Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -                                                                                                           Zahlreiche Patientenverfügungen sind
                         aber auch in ihnen flimmert Zeit.                                                                                                                  unwirksam geworden.		 22
                                                                                                                                                                            Was tun, wenn ein Angehöriger stirbt,
                         Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt                                                                                                              während ich verreist bin?		 23
                         obdachlos die Unvergänglichkeit.                                                              Andrea Maria Haller,                               In eigener Sache					                        27
                                                                                                                       Bestattungshaus Haller
                                                                                                                       redaktion@lebens-zeiten.info                       Veranstaltungen & Tipps
                         Rainer Maria Rilke                                                                                                                                 Trauergruppen und Begleitung 		 26

                                                                                                                                                                          Kluges
                                                                                                                                                                          Wunderliches Wort 				                        2
                                                                                                                                                                          Desiderata						                             12

                                                                                                                                                                          Impressum		           				                   28

                                                                                                                                                                          Bildquellenangaben					                      26

 LebensZeiten erscheint vierteljährlich. Mit LebensZeiten wollen wir die Angst vor dem Tod und vor Trauer nehmen
 und uns für einen offenen Umgang mit diesen Themen einsetzen. LebensZeiten soll helfen, sich auf das Unvermeidliche
 vorzubereiten, und Mut machen für das Leben danach. Hier erzählen wir die Geschichten der Menschen, die uns in
2unserer Arbeit als Bestatter begegnen. LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                             LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                   3
LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Kunst                                                                                                                                                                                                 Kunst

 Viel Wind ums Nichts
 In dieser Serie stellen wir
 Künstler aus der Region vor.
 Diesmal: Ulrich Stürmer.

 Ulrich Stürmer ist Konzeptkünstler, Gestalter und Sammler.

 Mal arbeitet er mit seinen Händen an Ton oder Gips, mal
 installiert er hunderte von Ventilatoren als beschlafbares
 Kunstwerk in seiner Wohnung, um unsere Haltung gegen-
 über dem Klimawandel zu kommentieren.

 Gleichzeitig interessiert Ulrich Stürmer sich auch für Ver-
 gänglichkeit.

 Eines seiner Werke war aus Gips. Er hat es in eine Lösung
 gegeben, 96 Mal wieder herausgenommen, gewogen, abge-
 messen, penibel dokumentiert. Sein Cousin, der Fotograf
 Frank Otto Stürmer, hat das Werk dann bildlich festgehal-
 ten.

 Diese Dokumentation zeigt nun auch, wie das Werk wäh-
 rend dieser Wiederholungen immer kleiner und kleiner und
 irgendwie auch anders wurde. In jeder dieser Phasen schien
 es ein anderes, ganz eigenes Kunstwerk zu sein. Die Lösung,
 die nun sein Kunstwerk beinhaltet, hat er in Kanister abge-
 gossen und aufgehoben.

 Verwundert reagierte seine Umwelt auf das Vorgehen des
 Künstlers. Wie kann er nur sein eigenes Werk zerstören?

 Vielleicht ist das Werk auch erst vollbracht, wenn es sich in
 seiner Gänze aufgelöst hat.
                                                                        Auflösung · In sich Ruhende · 12 aus 96   Ein Gemeinschaftswerk von Ulrich Stürmer und Frank Otto Stürmer.

 Ulrich Stürmer lebt mit seiner Lebensgefährtin
 und 550 Ventilatoren in Stuttgart.

 4                                         LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                    LebensZeiten ∙ Herbst 2016       5
LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Lebenswege                                                                                                                                                                                                                             Lebenswege

Verknüpft, verwoben
und gehalten
 Erfahrungen einer Patchwork-Familie

Z
            wei Jahre ist es her, dass    Kurz vor seinem Tod ist Charlie           stehen sich gut. Nicole nennt Charlie
            Charlie gestorben ist.        gerade umgezogen. Er lebt nun mit         noch immer ihren besten Freund.
            Er war 51 Jahre alt. Es       seiner neuen Lebensgefährtin und          Was die Kinder betrifft, wird al-
            geschah ganz plötzlich        deren vier Kindern in einem neuen         les gemeinsam entschieden. Es gibt
in Lübeck auf einer Geschäftsreise –      Haus.                                     keine Schuldfragen, die in der Luft
ein Herzinfarkt. Charlie war Coach                                                  hängen.
und Trainer. Zehn Jahre lang war
Charlie mit Nicole verheiratet gewe-                                                Es ist eine bunte, fröhliche Patchwork-
sen. Zusammen haben die beiden                                                      Familie. Sie gehören zusammen.
zwei Kinder: Levin und Johanna.                  Sie gehören                                                                  Erwachsenen setzen ihm im Sarg             Die anderen Kinder gehen meist zu-      Jugendstreichen, hatte immer aus-

Als Charlie stirbt, sind Nicole und
                                                 zusammen!                          Da ist es dann auch keine Frage,
                                                                                    dass sich Nicole und Steffen um
                                                                                                                              seine Brille auf, ohne Brille wäre es
                                                                                                                              nicht Charlie. Die Kinder würden
                                                                                                                                                                         sammen mit einem Erwachsenen zu
                                                                                                                                                                         Charlie.
                                                                                                                                                                                                                 giebige Sonderwünsche im Restau-
                                                                                                                                                                                                                 rant und litt wie ein Mann, wenn er
er nicht mehr zusammen. Die beiden                                                  Charlies Beerdigung kümmern.              ihn gar nicht wieder erkennen!                                                     krank war. Mit Charlie konnte man
Kinder leben bei Nicole und ihrem
neuen Ehemann Steffen. Levin ist zu
der Zeit neun Jahre alt, Johanna ist
                                          Ein paar Wochen vor dem Herz-
                                          infarkt feiert Charlies große Toch-       A     ls die Nachricht von Charlies
                                                                                          Tod kommt, versammeln sich
                                                                                                                              Immer wieder kommen die Kinder
                                                                                                                              und die Erwachsenen, in verschiede-
                                                                                                                                                                         D    ie Beerdigung ist auf dem
                                                                                                                                                                              Fangelsbachfriedhof. Sie fin-
                                                                                                                                                                         det erst neun Tage nach Charlies
                                                                                                                                                                                                                 reden, und manch einer nannte ihn
                                                                                                                                                                                                                 „meine Freundin Charlie“. Spre-
                                                                                                                                                                                                                 chenden Menschen kann geholfen
14. Auch Steffens Tochter Hannah          ter Johanna ihre Konfirmation. Im         alle spontan in dem Haus, in das          nen Konstellationen.                       Tod statt. Nicole und Steffen er-       werden, pflegte er zu sagen. Er war
lebt mit in der Familie.                  Nachhinein ein ganz, ganz besonde-        Charlie und seine neue Lebenspart-                                                   scheint diese Zeit unendlich lang.      echt und lebendig und dem Leben
                                          rer Tag: der letzte Tag, an dem alle      nerin eingezogen sind. Zwölf Per-         Tochter Johanna mit ihren 14 Jahren        Alles hängt in der Luft. Es gibt        zugewandt.
Charlie ist nicht weit weg. Er wohnt      unbeschwert zusammen sind. Der            sonen umfasst das enge Gebilde.           geht am liebsten alleine. Sie möchte       kein Weiterkommen. Sie fühlen sich
immer ganz in der Nähe seiner Kin-        ganze große Klan. Steffens und Ni-        Zwölf Personen, die plötzlich direkt      Zeit mit ihrem Vater verbringen, nur       zwischen den Zeiten gefangen. Am        Nicole und Charlies erste gemeinsa-
der, nur ein paar Straßen weiter. Er      coles Eltern sind da, Charlies Bru-       betroffen sind.                           für sich. Sie liest ihm einen Brief vor,   Tag der Trauerfeier ist strahlender     me Wohnung hatte einen Ausblick
sieht sie mehrmals die Woche, be-         der, alle Kinder und Partner. Ein                                                   den sie ihm geschrieben hat. Noch          Sonnenschein, aber es ist kalt in der   direkt auf diesen Friedhof. Diese
sucht sie. Der Umgang miteinander         Tag, an dem die Welt noch heil ist.       Es gibt viel zu organisieren, und das     vor der Beerdigung will sie zurück in      Halle auf dem Friedhof. Alle sitzen     Ecke Stuttgarts ist eine, mit der
ist entspannt und freundschaftlich.                                                 tut auch irgendwie gut. Es dauert         die Schule. Braucht die Normalität,        in den ersten beiden Reihen zusam-      Charlie immer sehr vertraut war, der
Familiär. Die Kinder übernachten          Es hat schon immer gepasst. Char-         eine Weile, bis Charlies Leichnam         will bei ihren Freundinnen sein. Ne-       men. Frieren, weinen, schmunzeln.       Fangelsbachfriedhof mit seiner Ur-
mal da, mal dort. Feste feiern sie alle   lies und Nicoles Ehe löst sich gerade     aus Lübeck ankommt. In den darauf-        ben ihrem Bett stellt sie ein Bild auf     Denn Charlie war lebensfroh und         banität passt zu ihm. Charlie mitten
gemeinsam, vieles im Alltag ist aufei-    auf, als Nicole Steffen trifft. Charlie   folgenden Tagen geht die Familie oft      von sich und ihrem Papa.                   eigen. Er erzählte gerne von seinen     im Leben!
nander abgestimmt.                        und Steffen, die beiden Männer, ver-      ins Abschiedshaus zu Charlie. Die

6                                         LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                     LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                               7
LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Lebenswege                                                                                                                                                                                                                          Lebenswege

V     or seinem Tod hat Charlie mit
      seiner neuen Lebensgefährtin,
ihren vier und seinen zwei Kindern
                                        Charlie ans Grab. Levin kann
                                        man nicht dazu überreden. Er will
                                        nicht. Nicole und Steffen sind klug
                                                                                  Doch das Gute hält nicht lange an.
                                                                                  Immer wieder bekommt Nicole An-
                                                                                  rufe von der Lehrerin. Sie gibt Le-
eine gemeinsame Reise nach Ameri-       genug, ihm das zu lassen. Er muss         vin zwar viel Raum, und er erhält
ka gebucht. Die Gruppe entscheidet      nicht.                                    viel Nachsicht – vor allem, was sei-
sich, trotz Charlies Tod zu fahren.                                               ne Leistungen betrifft. Aber es gibt
Charlie hätte nicht gewollt, dass sie   Nach der ersten Zeit haut Levin auf       natürlich auch Grenzen. Der Unter-
                                        den Putz.                                 richt muss weitergehen.
         Das Leben ist
                                        Er geht in eine Waldorfschule. In         Johanna dagegen konzentriert sich
         zerbrechlicher                 den ersten Tagen will er noch nicht       noch mehr auf ihre Arbeit. Sie will
           geworden!                    zurück in den Unterricht. Die Leh-        ein gutes Abitur machen. Sie weiß,
                                        rerin nutzt diese Zeit, um morgens        dass man sich im Leben anstrengen
                                        im Stuhlkreis den Kindern von             muss, dass es Unsicherheiten gibt.
wegen ihm daheim bleiben. Zu siebt      Charlies Tod zu erzählen und sie auf
fliegen sie über den Ozean. Das
Abenteuer und das Zusammensein
tun ihnen gut. Es wird auch lustig.
                                        Levins Rückkehr vorzubereiten. Sie
                                        erzählt von seinem Verlust und dass
                                        er sich vielleicht in der nächsten Zeit
                                                                                  N      icole versucht Charlies ge-
                                                                                         schäftliche Angelegenheiten
                                                                                  zu regeln, Charlies Unternehmen
Sie spüren, es gibt immer noch Schö-    etwas ungewöhnlich verhalten könn-        aufzulösen. Den Nachlass zu regeln.
nes in der Welt. Wir gehören zusam-     te, traurig sein wird oder wütend.        Für die Kinder. Das ist nicht ganz
men.                                    Oder vielleicht einfach nur doof. Als     einfach, denn sie ist ja „nur“ die
                                        Levin in die Schule zurückkommt,          Ex-Frau, hat rechtlich keine Voll-
Nicole und ihre Tochter Johan-          ist alles vorbereitet, und er kann sich   machten. Als Rechtspflegerin kennt
na gehen öfter mal gemeinsam zu         gut wieder in die Klasse integrieren.     sie sich ein wenig aus, scheitert aber

                                                                                                                           immer wieder an der Auskunftsbe-        weniger direkten Kontakt mitein-         seine Unbeschwertheit verloren. Ist
                                                                                                                           reitschaft der Ämter. Schließlich       ander. Das Verbindungsglied fehlt.       zerbrechlicher geworden. Sie selbst
                                                                                                                           will sie auf dem Notariat einen Erb-    Charlie fehlt.                           ist umsichtiger geworden und sen-
                                                                                                                           schein für die Kinder beantragen.                                                sibler. Nicole geht viel in den Wald
                                                                                                                           Dort trifft sie endlich auf jeman-      Nicole und Steffen sind beide            zum Laufen, mit Musik. Da redet sie
                                                                                                                           den, der ihre Situation erfasst. „Sie   nachsichtiger mit den Kindern, als       mit Charlie. Meist über die Kinder,
                                                                                                                           brauchen keinen Erbschein“, sagt er.    sie es vielleicht sonst wären. Wenn      aber nicht nur. Sie hat ihren besten
                                                                                                                           „Sie brauchen Hilfe.“ Er empfiehlt      sie sich ärgern, denken sie oft:         Freund verloren. Er fehlt ihr.
                                                                                                                           ihr einen Anwalt, der die Seite der     Die Kinder haben so viel durch-
                                                                                                                           Kinder vertritt. Gemeinsam mit dem      gemacht, es muss doch alles sehr         Auch für Steffen war die Beziehung
                                                                                                                           Juristen kann sie die komplexe Situ-    schwierig sein für sie.                  zu Charlie eine gute Freundschaft.
                                                                                                                           ation auflösen. Ein Glücksgriff, sagt                                            In den ersten Tagen heult er wie
                                                                                                                           Nicole heute.

                                                                                                                           Die Verbindung zu Charlies Le-
                                                                                                                                                                   D     ie Erwachsenen bewundern die
                                                                                                                                                                         Kinder auch. An ihren Kindern
                                                                                                                                                                   nimmt Nicole wahr, dass sie ernsthaf-
                                                                                                                                                                                                            ein Schlosshund. Es überrascht ihn
                                                                                                                                                                                                            selbst, wie nahe Charlie und er ein-
                                                                                                                                                                                                            ander standen.
                                                                                                                           bensgefährtin ändert sich mit der       ter geworden sind. Immer ist jetzt die
                                                                                                                           Zeit ein wenig. Es bleibt immer noch    Möglichkeit präsent, dass nicht alles    Charlie gehört einfach zur Familie.
                                                                                                                           sehr herzlich, aber sie haben einfach   glatt geht im Leben. Das Leben hat       Immer noch. Und für immer.

8                                       LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                 LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                9
LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Lebensgeschichten · Stuttgart-Feuerbach                                                                                                                                                                       Lebensgeschichten · Stuttgart-Feuerbach

Verbunden mit der
                                                                                                                               denheit mit ihm, die weit über seinen   hat sie ertragen in dem Wissen,               de sie ins Kloster gehen. Die Kuh
                                                                                                                               Tod hinaus reichte. In sich trug sie    dass auch das vorbeigeht. Gertrud             kam, aber Gertrud ging nicht ins
                                                                                                                               die Hoffnung auf ein Wiedersehen.       Schippert wusste sich mit ihrem               Kloster. Gottseidank wusste sie
                                                                                                                                                                       Herrgott verbunden und vertraute              von der Großzügigkeit Gottes den
                                                                                                                               Gertrud brauchte nach dem Tod           auf ihn. Ihre täglichen Gebete waren          Versprechen junger Mädchen ge-

Heiterkeit des Himmels
                                                                                                                               ihres Mannes eine Weile, aber sie       ihr wichtig, und alle, die sie kannte,        genüber.
                                                                                                                               ließ sich nicht unterkriegen. Tapfer
                                                                                                                               ging sie weiterhin mit dem Albverein
                                                                                                                               zum Wandern. Wichtig wurden ihr
                                                                                                                               die Sonntag-Nachmittag-Ausflüge
                                                                                                                               mit Binder-Reisen. Jede Woche re-
                                                                                                                               servierte sie sich persönlich ihren
                                                                                                                               Stammplatz. Der Platz Nr. 1 war

Gertrud Schippert                                                                                                              das, direkt hinter dem Fahrer. Die
                                                                                                                               Ausflüge waren für sie auch immer
                                                                                                                               eine Gelegenheit, das Leben ein we-
                                                                                                                               nig zu feiern: mit einem Piccolo, den
                                                                                                                               sie so gerne genoss.

G
             ertrud Schippert blick-        runterhängen ließ, wusste ihr Enkel,     Sträuße zu Ostern und Sträuße zu          Ihren 90. Geburtstag feierte sie mit
             te voller Optimismus           der unten im selben Haus wohnte,         Weihnachten. Oft war Moos verar-          großer Freude, umgeben „von lauter
             auf das Leben, immer           dass es oben bei Oma etwas Gutes         beitet oder Reisig, das sie im Wald       liebe Leut‘“, wie sie sagte. Es kamen
             dankbar, immer offen           gab, was er sich abholen konnte.         gesammelt hat. Es gab Blumen für          Familie und Nachbarn, und es kam
und weit. Als Oma spielte sie mit                                                    die Familie und für Freunde und           auch die Bürgermeisterin von Feuer-
ihren Enkeln unter den Tischen. Sie         Unvergesslich war ihr Lachen.            auch für die Freunde der Familie. Sie     bach mit Glückwünschen vom Mi-
machte die besten Wurstbrote der            Herzhaft, mit dem ganzen Körper,         werkelte in ihrer Werkstatt unten in      nisterpräsidenten.
Welt und erzählte wunderbar blu-            oft auch mit beiden Füßen auf dem        ihrem Haus in Feuerbach und war im
mige Geschichten. Und wenn ihre
beiden Urenkel ihr einen Überra-
                                            Boden stampfend. (Wenn sie sich
                                            geschnäuzt hat, war das auch nicht
                                                                                     Glück mit ihrer Hände Arbeit.
                                                                                                                               G     ertrud hatte dieses ansteckende
                                                                                                                                     Lachen und zudem einen wun-
schungsbesuch abstatteten, klatsch-
te sie in die Hände und rief: „Jetzt
kann i gar nemme.“
                                            ohne.)

                                            Schick wollte sie immer sein, Haare
                                                                                     F   ast 50 Jahre lang war sie mit ih-
                                                                                         rem Mann Walter verheiratet.
                                                                                     Gertrud und Walter ergänzten sich.
                                                                                                                               derbaren Sinn für Humor. Zeit mit
                                                                                                                               ihr zu verbringen war keine Last, es
                                                                                                                               war Freude. Sie konnte aber auch
                                            und Brille waren ihr wichtig. Alles      Sie hatten beide ein feines Gespür für    gut alleine sein. Wenn man sie be-
Gertrud Schippert konnte sich über          musste gut sitzen. Als sie auf Mallor-   Kunst und unternahmen alles im Le-        suchte, hatte man nie das Gefühl,
kleine Dinge freuen, die ihr Le-            ca mit ihrer Tochter Urlaub machte,      ben gemeinsam. Zusammen gingen            da kommt man nicht mehr weg, im          Gertrud Schippert an ihrem 90. Geburtstag.
ben besser machten: das Essen auf           wurde sie für eine Schauspielerin ge-    die beiden viel wandern, im Allgäu        Gegenteil, sie konnte einen gut ge-
Rädern oder die tägliche Hilfe der          halten, die inkognito reist.             und in Vorarlberg. In den Urlaub          hen lassen.                             wurden großzügig darin mit einge-             Ihre Verbindung zum Himmel hielt
freundlichen Mitarbeiter der Diako-                                                  fuhren sie zeitweise mit einem voll be-                                           schlossen.                                    ihr ganzes Leben lang.
nie. Und auch über die technischen
Neuerungen, die sie im Laufe ihres
langen Lebens erlebten durfte und
                                            A     us ihrer Küche kamen stets
                                                  nahrhafte schwäbische Leib-
                                            speisen wie Dampfnudeln, Grieß-
                                                                                     ladenen, voll bepackten gelben VW
                                                                                     Käfer. Sie hatten ein gebrauchtes
                                                                                     Zelt und steuerten Südfrankreich an,
                                                                                                                               Sie war mit dem Leben zufrieden
                                                                                                                               und schätzte all das Gute, das ihr
                                                                                                                               gegeben war. Sie jammerte nicht,
                                                                                                                                                                       Es gibt auch die Geschichte von
                                                                                                                                                                       jener weggelaufenen Kuh, die sich
                                                                                                                                                                                                                     Gertrud Schippert war ein Vorbild
                                                                                                                                                                                                                     für viele. Ein Vorbild für Fröhlich-
sehr schätzte, beispielsweise die           brei, Pfitzauf und Bratkartoffeln.       während alle Welt nach Italien fuhr.      klagte nicht. Seit ihrem 90. Geburts-   ereignet hat, als Getrud noch jung            keit, Herzlichkeit, Zufriedenheit,
Waschmaschine oder den Fernseher.           Stets versorgte sie die ganze Familie                                              tag beantwortete sie die Frage, wie     war und in Lorch wohnte. Damals               Gelassenheit und Dankbarkeit.
                                            mit handgeschabten Spätzle.              Schwierig wurde die Zeit, in der sie      es ginge, mit den Worten: „Gut, a       hatte sich eine Kuh, auf die Ger-
Sie wusste sich zu helfen. Als Ger-                                                  ihren Mann pflegen musste. Schwie-        bissle dubbelig halt.“ Das schob sie    trud aufpassen sollte, selbstständig          Sie starb im Alter von 96 Jahren
trud Schippert irgendwann nicht             Gertrud war eine leidenschaftliche       rig war auch die Zeit, als er starb.      dann meist aufs Wetter.                 gemacht. Oben auf dem Berg war                und wurde an einem sonnigen
mehr so gut Treppen steigen konnte,         Blumenbinderin. Sie hatte es als                                                                                           ihr das Tier abhandengekommen.                Sommertag im Juli dieses Jahres
bastelte sie sich ein Schild. Auf dem       Jugendliche gelernt, und es hat Zeit     Sie vermisste ihn. Für Gertrud gab        Sie war immer schon tatkräftig und      Gertrud versprach ihrem Herrgott              in Stuttgart-Feuerbach im großen
stand: „Essen ist im Kühlschrank“.          ihres Lebens eine wichtige Rolle ge-     es immer nur einen Mann. Aber sie         mitfühlend, hat sich für andere ein-    in dem Moment: Wenn die Kuh                   Kreise ihrer Familie und Freunde
Wann immer sie es im Treppenhaus            spielt. Sie band Geburtstagssträuße,     hatte auch diese besondere Verbun-        gesetzt. Das Schwierige im Leben        wiederkommen würde, dann wür-                 beerdigt.

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LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Desiderata
                                                                Vergleiche Dich nicht mit anderen,        Sei Du selbst,                                                 Du bist ein Kind
                                                                damit Du nicht eitel oder bitter wirst.   und, was ganz wichtig ist,                                     des Universums, nicht weniger
                                                                Denn es wird immer                        täusche keine Zuneigung vor.                                   als die Bäume und die Sterne:
                                                                Menschen geben, die größer                                                                               Du hast ein Recht,
                                                                sind als Du, und Menschen,                Hüte Dich davor,                                               da zu sein.
     Geh Deinen Weg gelassen                                    die geringer sind.                        der Liebe zynisch zu begegnen.                                 Und ob es Dir nun
     im Lärm und in der Hektik dieser Zeit.                     Erfreue Dich an dem,                      Denn trotz aller Dürreperioden                                 bewusst ist oder nicht:
     Und behalte im Sinn                                        was Du schon erreicht hast,               und Enttäuschungen                                             Ganz sicher entfaltet sich das Universum so,
     den Frieden,                                               wie auch an Deinen Plänen.                ist sie beständig wie das Gras.                                wie es ihm bestimmt ist.
     der in der Stille wohnt.
                                                                Bleibe an Deinem                          Nimm den Rat, den Dir                                          Lebe daher in Frieden mit Gott,
     Bemühe Dich,                                               Werdegang interessiert,                   die Lebensjahre geben, freundlich an,                          wie auch immer Du ihn Dir vorstellst.
     mit allen Menschen auszukommen,                            wie bescheiden er auch sein mag;          und lass mit Würde ab von dem,                                 Und worauf Du
     soweit es Dir möglich ist,                                 es ist ein echter Besitz in den           was zur Jugendzeit gehört.                                     Deine Anstrengungen auch richtest,
     ohne Dich selbst aufzugeben.                               Wechselfällen der Zeit.                                                                                  was es auch ist, das Du erstrebst,
                                                                                                          Stärke die Kraft Deines Geistes,                               im lärmenden Durcheinander des
     Sprich das,                                                Sei vorsichtig in                         so dass sie Dich schützt,                                      Lebens sei mit Dir selbst im Reinen.
     was Du als wahr erkannt hast,                              geschäftlichen Angelegenheiten.           wenn ein Schicksalsschlag Dich trifft.
     gelassen und klar aus,                                     Denn die Welt ist voller Trug.                                                                           Trotz allen Trugs,
     und höre anderen Menschen zu,                              Lass Dich jedoch dadurch                  Und halte Deine Phantasie im Zaum.                             aller Mühsal
     auch den Langweiligen und Unwissenden.                     nicht blind machen für die Tugend,        Damit sie Dich nicht in Sorge versetzt.                        und aller zerbrochenen Träume ist
     Denn auch sie haben etwas zu sagen.                        die Dir begegnet.                         Viele Ängste wurzeln in Erschöpfung                            die Welt doch wunderschön.
                                                                                                          und Einsamkeit.
     Meide aufdringliche und                                    Viele Menschen haben hohe Ideale,         Übe gesunde Selbstdisziplin.                                   Sei heiter.
     aggressive Menschen.                                       und wo Du auch hinsiehst,                                                                                Strebe danach, glücklich zu sein.
     Denn sie sind ein Ärgernis                                 ereignet sich im Leben                    Doch vor allem:
     für den Geist.                                             Heldenhaftes.                             Sei gut zu Dir.                                                Max Ehrmann (1927)

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LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Lebensgeschichten · Ostfildern-Nellingen                                                                                                                                                                          Lebensgeschichten · Ostfildern-Nellingen

Alles ganz schön bunt
 Kurt Bilz

K
            annst du eigentlich ei-        fühlte sich väterlich verantwortlich   andere. Er hatte eine ganz besonde-
            nen guten Kartoffelsalat       für sie. Und er war unendlich stolz,   re Fähigkeit, andere Menschen zu
            machen?“ Das war die           wenn aus ihnen etwas wurde, vor al-    motivieren und ihnen Freiräume zur
            Frage, die Kurt Bilz der       lem bei den Mädchen.                   Entfaltung zu geben.
16-jährigen Uschi Bühler am Ende
eines gemeinsamen Wald-Spazier-
ganges stellte. Als sie dies bejahte,
hörte sie den Satz: Dann heirate ich
                                           P    robleme gab es für Kurt Bilz
                                                nicht. Für ihn war die Welt
                                           voller Möglichkeiten. Und wenn ei-
                                                                                  Dabei hatte Kurt sein eigenes Ver-
                                                                                  ständnis von Diplomatie. Er konnte
                                                                                  gerade heraus sein, und keiner nahm es
dich!                                      ner mal einen Fehler machte, dann      ihm krumm. Vielleicht, weil er es mit
                                                                                        einer gewissen Leichtigkeit tat.   Kurt Bilz unterwegs mit seiner Frau Uschi.
Kurt testete den Kartoffelsalat,
befand ihn für gut und hielt                                                            Und er hatte einen ganz beson-
Wort. Im Sommer 1969 heira-                                                             deren Sinn für Humor. Das
ten Kurt und Uschi in Nellin-
gen auf den Fildern.
                                                                                        konnte schon mal bedeuten,
                                                                                        dass er einen Geschäftstermin
                                                                                        bei Mercedes hatte und dort
                                                                                                                           S   eine beiden Söhne hat er nie mit
                                                                                                                               Erziehung belästigt. Aber er war
                                                                                                                           immer da, wenn sie ihn brauchten.
                                                                                                                                                                         Und Kurt Bilz hat leidenschaftlich
                                                                                                                                                                         gern Baustellen besucht. Was ande-
                                                                                                                                                                         ren Leuten ein Kino-Besuch bedeu-
                                                                                                                                                                                                                       Was Einkaufen betraf, hatte er
                                                                                                                                                                                                                       seine eigenen Vorstellungen. Es
                                                                                                                                                                                                                       konnte schon vorkommen, dass
Über 50 Jahre haben die beiden                                                          mit einem BMW vorfuhr, mit         Seine Enkelinnen rührten sein Herz.           tet, das war für Kurt Bilz eine an-           er zu drei verschiedenen Bäckern
miteinander geteilt. Zwei Söhne                                                         einem kleinen Funkeln in den       Zwar nicht so, dass er je das Win-            ständige Baustelle. Baustellen waren          ging, weil beim einem die Brezeln
in die Welt gebracht. Viel gefei-                                                       Augen. Kurt Bilz wusste, was       delwechseln probiert hätte. Aber so-          regelrechte Ausflugsziele. Er bewun-          besser waren, beim anderen das
ert und getanzt. Aber auch hart                                                         er wollte und wie er sich ein      bald sie die ersten Worte sagten und          derte sie, beobachtete die Entwick-           Brot und beim dritten die Weckle.
gearbeitet: Kurt erbte von sei-                                                         gutes Leben vorstellte. Er hat-    er keine Angst mehr hatte, er könnte          lung, behielt sie im Auge.                    Tomaten gab es immer nur vom lo-
nem Vater die Firma „Modell-                                                            te klare Meinungen und Ide-        irgendetwas zerbrechen, blühte er in                                                        kalen Bauern. Und nie im Winter!
bau Robert Bilz“, und für ihn                                                           en und hielt damit auch nicht      seinem Opa-Glück auf.                         Er saß aber auch gerne auf einer              Alles war regional und saisonal.
war es stets klar, dass er dieses                                                       hinterm Berg. Und er liebte es                                                   Bank im Wald und konnte die Natur             Er hatte zudem eine klare Mei-
Unternehmen übernehmen und                                                              bunt. Bunte Kleidung. Bunte        Kurt war ein Gewohnheitsmensch,               genießen.                                     nung, was Filterkaffee anging: un-
weiterführen würde.                                                                     Hosen.                             und an mancher Meinung hielt er                                                             schlagbar – wie der Kartoffelsalat

D     as Unternehmen war seine
      Leidenschaft. Er war ein
                                                                                         Tanzen spielte für viele Jahre
                                                                                         eine große Rolle in seinem Le-
                                                                                                                           einfach fest, weil er sie schon immer
                                                                                                                           hatte. Das betraf auch Hündinnen.
                                                                                                                           Kurt wollte einen Hund, aber einen
                                                                                                                                                                        K      urt liebte italienisches Essen –
                                                                                                                                                                               aber nur in Italien. Er wusste:
                                                                                                                                                                         Auf Ischia gab es die beste Bruschet-
                                                                                                                                                                                                                       seiner Frau.

                                                                                                                                                                                                                       Kurt Bilz liebte seine Familie, dieses
Frühaufsteher. Schon vor dem                                                             ben. Am liebsten war ihm im-      Rüden, weil Weibchen seiner Über-             ta. Wenn er zuhause war, war er zu-           Leben und den Rock ‘n‘ Roll.
Frühstück ging er in die Fir-                                                            mer der Rock ‘n‘ Roll. An sei-    zeugung nach „zu viel bellen“. Weil           hause, und dort gab‘s Rostbraten und
ma, kam dann kurz zurück zum Kurt Bilz hatte seinen eigenen Sinn für Humor.              ner Trauerfeier wurde „Rock       Kurt ein großes Herz hatte, musste            Spätzle, Nierle und Kutteln. Einzig           Am Samstag, den 2. Juli 2016, ist
Frühstücken und ging gleich                                                              Around the Clock“ gespielt,       sein neuer Hund natürlich aus dem             der Wein durfte auch daheim aus Ita-          Kurt Bilz gestorben. Zuhause.
wieder ins Geschäft. Nur sonntags    war das eine interessante Heraus-            und jeder konnte verstehen, warum.       Tierheim kommen. Dort verliebte er            lien sein, solange er trocken war. Es
zog es ihn erst nach dem Frühstück   forderung für ihn, eine Lösung zu            Bei Festen war er oft der Letzte,        sich in Feger. Erst am nächsten Tag           wäre ihm übrigens im Urlaub ebenso            Seine Asche wurde auf dem Fried-
in die Firma. Am Sonntagnachmit-     finden. Fehler können überwunden             der ging. Er umgab sich gerne mit        stellte sich heraus, dass dieser nicht        wenig in den Sinn gekommen, fernab            hof in Nellingen bei einer großen
tag gehörte er seiner Familie. Seine werden. Geht nicht – gibt’s nicht. Er        anderen Menschen, schätzte die Ge-       bellende Hund ein Weibchen war.               von zuhause ein Schnitzel zu essen.           Feier beigesetzt.
Mitarbeiter, besonders seine Lehr-   war ein ewiger Optimist, und dieser          sellschaft, das Beisammensein, den       Dann war es auch recht. Die beiden            Da war er offen für all die Genüsse,
linge, waren ihm immer wichtig. Er   Optimismus übertrug sich auch auf            Humor.                                   wurden ein Herz und eine Seele.               die ferne Länder ihm boten.

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LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Aus fernen Ländern · Südafrika                                                                                                                                                                      Aus fernen Ländern · Südafrika

In dieser Serie erzählen wir von der Bestattungskultur anderer Länder.

Die Toten sind nur versteckt
Die Trauerrituale der Xhosa in Südafrika

34 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Südafrika wachsen ohne eines ihrer Elternteile oder
sogar ohne beide Eltern auf. Oft sind es die Großeltern, die sich um die Kinder kümmern. Manche
Großeltern tragen Sorge für zehn bis zwanzig Kinder. Viele dieser älteren Menschen sind vor allem
den Herausforderungen von Jugendlichen, die ihre Identität zwischen der alten afrikanischen Welt
und der neuen westlichen Welt finden müssen, nicht gewachsen. Sie ringen damit, die Welt der Ju-
gendlichen besser zu verstehen, die aus Coca Cola, Hiphop und westlichen Werten besteht. Hinzu
kommt eine für sie überraschende Notwendigkeit, ihre eigene Welt zu begreifen. Hier der Versuch
einer Großmutter, ihrem Enkelkind die Totenrituale der Xhosa zu erklären. Jener Bevölkerungs-
gruppe, zu der auch Nelson Mandela gehörte.
                                                                                                                Die Trauerfeier für den 41-jährigen Thomas Madigage. Er war der zweite Trainer
                                                                                                                der südafrikanischen Fußballnationalmannschaft Bafana Bafana.

         Mein liebes Enkelkind,

         wir sprechen nicht gerne über den Tod mit unseren Kindern. Wir belasten sie nicht gerne mit                        Wie ihr wisst, finden die meisten Beerdigungen am Samstag statt, oft zwei Wochen nach dem
         diesem Wissen. Aber es scheint an der Zeit, dass wir über das, was passiert, miteinander reden.                    Tod. Alle müssen zur Beerdigung kommen, und viele müssen lange, lange Reden halten. Am
         Dass wir euch erklären, wie wir die Toten verabschieden, denn in den letzten Jahren hatten wir                     Tag der Beerdigung gehen die Ältesten und kaufen eine Kuh und schlachten sie früh am Morgen.
         viele Tote zu bestatten. Wir möchten, dass ihr die Traditionen versteht, so dass sie auch euch Halt                Die Männer kochen die Kuh in großen Töpfen voller Wasser und ganz ohne Gewürze. Jetzt ist
         geben können. Damit ihr sie nicht als fremd oder seltsam betrachtet. Unsere Traditionen sind eure                  nicht die Zeit der Gewürze. Wir essen die Kuh außerhalb des Hauses, und alles Kuhfleisch muss
         Traditionen. Sie sind der Boden, aus dem eure Hoffnungen in den Himmel wachsen.                                    gegessen werden, bevor wir etwas anderes zu essen servieren.

         Vielleicht habt ihr miterlebt, wie wir eine Kuh schlachten oder Bier für die Vorfahren herrichten,                 Unsere Ältesten sprechen dann mit den verstorbenen Vorfahren, und alle sind still. Das ist der
         wenn jemand gestorben ist. Vielleicht habt ihr uns weinen und singen gehört.                                       Moment, an dem wir euch auch sagen, dass auch ihr still sein müsst. Denn die Toten tragen unsere
                                                                                                                            Nachrichten und Gebete in die andere Welt zu den Vorfahren. Damit die Vorfahren sich an uns
         Wir haben euch oft nicht viel erzählt, weil wir daran glaubten, dass ihr die Traditionen lernt und                 erinnern und uns vergeben. Wir senden die Toten zu unseren anderen Vorfahren, damit sie von
         haltet, einfach indem ihr sie bei uns seht und seht, wie wir sie leben. Aber die Zeiten ändern sich,               ihnen lernen können, gute Ahnen zu werden. Unsere Gebete helfen ihnen, den Weg zu finden.
         und viele von euch haben schon die Verbindung zu ihren Wurzeln verloren. Deswegen schreiben
         wir heute diesen Brief, um doch noch zu erklären, was eigentlich unerklärbar ist.                                  Vielleicht habt ihr euch gewundert, warum wir das nur für die Männer tun und nicht für die
                                                                                                                            Frauen. Nun, die Frauen kennen den Weg, sie brauchen unsere Hilfe nicht.
         Ihr werdet gesehen haben, wie wir das Haus leeren, wenn jemand stirbt, wie wir alle Möbel weg-
         räumen, um Platz zu machen für die vielen Gäste, die kommen. Wir müssen ihnen zu essen geben,                      Wir nehmen eine Flasche Bier und etwas von dem Fleisch und Blumen und eine weiße Kerze
         denn sie sitzen mit uns, um mit uns zu trauern.                                                                    und stellen das alles in die Ecke des Hauses. Das Bier und das Fleisch sind für die Vorfahren.

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LebensZeiten - Verknüpft, verwoben und gehalten Erfahrungen einer Patchwork-Familie - Bestattungshauses Haller
Aus fernen Ländern · Südafrika                                                                                                                                                                                      Aus fernen Ländern · Südafrika

                Und die Kerze soll die bösen Geister fernhalten, die so gerne zu Beerdigungen kommen. Darum
                verbrennen wir auch Weihrauch.

                Wir dürfen unsere Toten niemals verbrennen. Sie müssen in die Heimaterde zurück, dorthin, wo
                sie herkommen. Damit sie mit ihren Vorfahren, die auch dort sind, vereinigt sein können. Sie alle
                schlafen zusammen in dem Boden, aus dem sie gekommen sind.

                Deswegen wurde auch Nelson Mandela in seinem Heimatdorf bestattet. Auch er hatte viele lange
                Reden an seiner Beerdigung, und auch für ihn wurde eine Kuh geschlachtet, damit er ein guter
                Ahne wird.

                In ihrem Heimatort legen wir die Toten dann ins Grab. Wir geben ihnen auch etwas zu essen mit
                in das Grab und ihren Gehstock und andere Dinge, die sie vielleicht brauchen.

                Am Tag nach der Beerdigung bespritzen wir euch und die Erwachsenen mit Wasser und Kräutern,
                um euch von den Schatten zu reinigen, die ihr vielleicht aufgenommen habt, denn nicht alle Geister
                sind gut.

                Dann entscheidet der Clan, wie lange die Trauerzeit für die Witwe sein soll. Sechs Monate, neun
                Monate, manchmal ein Jahr. Die Frauen tragen Schwarz in dieser Zeit, und die Männer tragen ein
                schwarzes Band oder einen schwarzen Knopf.

                Am Ende dieser Zeit versammeln sich alle Frauen um die Witwe, nehmen ihr die schwarzen Klei-
                der ab, verbrennen diese Kleidung und geben ihr neue bunte Sachen. Jetzt darf sie wieder heiraten.

                Die Männer haben dieses Ritual nicht. Sie dürfen gleich wieder heiraten. Es ist ein gutes Zeichen,
                wenn die Männer gleich wieder heiraten. Das heißt, ihre vorherige Ehe muss eine gute gewesen sein.

                                                                                                                     Beerdigungen sind eine große Sache in Südafrika. Nelson Mandelas Trauerfeier fand in einem Fußballstadion statt.

Nelson Mandelas Beerdigungszelt in seinem Heimatdorf in der Transkei.

                                                                                                                                      Nach ungefähr einem Jahr begehen wir UMBUYISO. Damit feiern wir, dass unser Toter ein
                                                                                                                                      wahrer Vorfahre geworden ist und uns nun helfen und beschützen kann. Wir heißen ihn will-
                                                                                                                                      kommen und schlachten noch einmal eine Kuh. Dieses Mal bereiten die Frauen die Kuh mit
                                                                                                                                      Gewürzen zu. Genau so, wie es der Verstorbene gerne mochte. Wir essen das Fleisch im Haus
                                                                                                                                      und feiern zusammen, dass der Verstorben nach Hause zurückgekehrt ist.

                                                                                                                                      UMBUYISO feiern wir wieder und immer wieder. Jedes Mal, wenn einer einen Traum hatte
                                                                                                                                      oder wir das Gefühl haben, der Verstorbene bittet um etwas zu trinken oder zu essen, dann feiern
                                                                                                                                      wir ihm zu Ehren und sagen erneut „willkommen zurück“ zu unserem Vorfahren.

                                                                                                                                      Mein liebes Kind, wir haben dir geschrieben, wie wir unsere Toten bestatten, damit du unsere
                                                                                                                                      Rituale respektieren und verstehen kannst.

                                                                                                                                      Vergiss nie: Die Toten sind nicht weg. Sie sind nur versteckt. Wir können sie nicht sehen, aber sie
                                                                                                                                      sehen uns und beschützen uns.

                                                                                                                                      Deine Großmutter Makula

    18                                            LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                          LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                   19
Aus fernen Ländern · Südafrika                                                                                                                                                                                                             Aus fernen Ländern · Südafrika

   In den meisten
   Gemeinschaften S
                         schwarzen
                          üdafrikas                                                                                                               Das älteste Gewerbe der Welt?
                          n für ihre
    sorgen die Mensche
                            gründen                                                                                                               Vor einem Jahr wurde in einer Höhle in Südafrika das wohl früheste Grab der Welt entdeckt.
    Bestattung vor. Sie
                               Dafür
     Bestattungskassen.
                           20 Perso-
     schließen sich etwa
                           s Mitglied

                                                                                                                                                  D
     nen zusammen, jede                                                                                                                                       urch eine 18 Zentimeter     der Menschheit nicht mehr linear                Knochen dorthin geschleppt hätten.
                            n Betrag
      zahlt monatlich eine                                                                                                                                    breite Spalte mussten       oder als Baum, sondern als eine Art             Ebensowenig fand man andere Uten-
                           odes über-
      ein. Im Falle des T                                                                                                                                     sich die sechs Forsche-     wilder Fluss, der sich in viele Arme            silien, die darauf hingewiesen hätten,
                           e wesentli-
      nimmt die Kasse di                                                                                                                                      rinnen zwängen, um zu       teilt, die dann gelegentlich wieder             dass genau dort einst eine Gruppe
       chen Kosten.                                                                                                                               ihrem Ziel zu gelangen: der ver-        zusammen finden.                                dieser Früh-Menschen gelebt hat.
                             ngskassen
       Die meisten Bestattu                                                                                                                       mutlich ältesten Begräbnisstätte der
       nehmen keine über
        gen mehr auf. Falls do
                              18 -Jähri-
                               ch, kann
                                                                                                                                                  Welt. Sie befindet sich tief in eine
                                                                                                                                                  Höhle in der Nähe von Johannes-
                                                                                                                                                  burg in Südafrika. Die Knochen von
                                                                                                                                                                                          S    pektakulär ist an dem Fund in
                                                                                                                                                                                               Südafrika einerseits die hohe
                                                                                                                                                                                          Anzahl der Knochen und anderer-
                                                                                                                                                                                                                                          Vieles um den Fund der 15 Homo
                                                                                                                                                                                                                                          nadeli ist ungeklärt. Es warten
                                                                                                                                                                                                                                          wohl noch etliche Geheimnisse da-
                             r werden.
        der Plan sehr teue                                                                                                                        15 Früh-Menschen lagen dort seit        seits auch die Anordnung, in der                rauf, enthüllt zu werden. Es sieht
                             sorgepläne
        Es gibt auch Vor                                                                                               la
                                                                                                                                s
                                                                                                                          n eine itsamt Zie
                                                                                                                                            ge!   vermutlich fast einer Million Jahre –   man die Knochen gefunden hat. Es                aber stark danach aus, als hätte ein
                              ernehmen.                                                                           rg ep           m
         von Bestattungsunt                                                                           a
                                                                                                            svorso
                                                                                                       ttung nternehme
                                                                                                                           ns −                   unberührt.                              fanden sich keine Biss-Spuren, die es           Urzeit-Bestatter die Toten dort vor
                               gleich mit                                                        e st
         Die Ziege ist da oft
                                                                                               B              su
                                                                                         s dem          ttung                                                                             hätte geben müssen, wenn Tiere die              einer Million Jahre rituell beigesetzt.
                                                                          u sz ug au hen Besta
                                                                         A                 sc                                                     Das Forscherinnen-Team fand die
         inbegriffen.                                                           r i k a ni
                                                                         südaf                                                                    Überbleibsel der Homo nadeli im
                                                                                                                                                  September 2015. Die Experten ver-
                                                                                                                                                  muteten bald, dass es kein Unfall
                                                                                                                                                  war, durch den die Knochen der
                                                                                                                                                  Homo nadeli an diesen Ort geraten
                                                                                                                                                  waren. Sie gehen inzwischen davon
                                                                                                                                                  aus, dass diese Früh-Menschen dort
                                                                                                                                                  absichtlich beigesetzt worden sind.
                                                                                                                                                  Bis zu diesem Fund waren die ältes-
                                                                                                                                                  ten Hinweise auf absichtliche Beiset-
                                                                                                                                                  zungen von Toten deutlich jünger,
                                                                                                                                                  nämlich etwa 300.000 Jahre alt. Die
                                                                                                                                                  ersten Homo sapiens und auch die
                                                                                                                                                  Neandertaler hatten derartige Spu-
                                                                                                                                                  ren hinterlassen.

                                                                                                                                                  D     ie Homo nadeli sind nicht die
                                                                                                                                                        direkten Vorfahren der heuti-
                                                                                                                                                  gen Menschen, eher deren Onkel
                                                                                                                                                  und Tanten. Wie genau sie mit uns
                                                                                                                                                  verwandt sind, wissen wir noch nicht.
                                                                                                                                                  Denn die Geschichte der Vorfahren
                                                                                                                                                  ist komplex, und auch dieser Fund
                                                                                                                                                  bringt neue Hausaufgaben mit sich.
                                                                                                                                                  Forscher streiten sich derzeit um die
                                                               elegenheit.
                                                                                                                                                  Verwandtschaftsverhältnisse. Mitt-
                               of t ei ne re cht trockene Ang iedhof in Kwazulu-Natal.                                                            lerweise sieht man die Entwicklung
                  afrika si nd                         chts ein Fr                                                                                                                        Ein Teil der Knochen des Homo-nadeli-Fundes in Südafrika.
Friedhöfe in Süd riedhof auf Robben Island, re
           L ebra-F
Links der

  20                                               LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                             LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                         21
Recht                                                                                                                                                                                                                                         Vorsorge

                                                                                                                          Was tun, wenn ein Angehöriger stirbt,
                                                                                                                          während ich verreist bin?
                                                                                                                          In dieser Rubrik bespricht Julia Fuchs unterschiedliche Aspekte einer Bestattungsvorsorge.

Achtung: Zahlreiche Patientenverfügungen sind unwirksam geworden.
                                                                                                                          D     iese Woche war eine Dame
                                                                                                                                bei mir im Büro, die für ihre
                                                                                                                                                                        die Urne auf dem Friedhof oder
                                                                                                                                                                        beim Bestatter, bis die Angehörigen

E    in aktueller Beschluss des Bun-
     desgerichtshofs vom 6. Juli 2016
                                         scheidung wäre aber die Voraus-
                                         setzung. Ohne sie darf eine Patien-
                                                                                 spreche, im gegebenen Fall die künst-
                                                                                 liche Ernährung einzustellen. Ihre
                                                                                                                          Mutter einen Vorsorgevertrag ab-
                                                                                                                          geschlossen und sofort aktiviert hat.
                                                                                                                                                                        von ihrer Reise zurück sind.

ist der Grund dafür, dass nun zahl-
reiche Patientenverfügungen unwirk-
sam geworden sind. Sie müssen neu
                                         tenverfügung nicht zur Grundlage
                                         dafür werden, anzunehmen, dass der
                                         Betroffene sterben will. Auch wenn
                                                                                 zwei Schwestern sahen das anders
                                                                                 und zogen vor Gericht. Der Bundes-
                                                                                 gerichtshof gab der bevollmächtigten
                                                                                                                          Die Dame und ihr Ehemann sind
                                                                                                                          viel auf Reisen, hauptsächlich in
                                                                                                                          Amerika und Australien. Bei jeder
                                                                                                                                                                       S   obald die Familie wieder da
                                                                                                                                                                           ist, können alle Einzelheiten
                                                                                                                                                                        der Urnen-Trauerfeier besprochen
verfasst werden.                         dieser Wunsch für die Angehörigen       Schwester Recht. Das Gericht be-         dieser Reise hatte sie zuletzt die Sor-       und organisiert werden. Auch eine
                                         noch so eindeutig ist.                  fand, dass der Patientenverfügung        ge, dass ihrer Mutter während ihrer           Erdbestattung kann terminlich ein
                                                                                 aufgrund der allgemeinen Formulie-       Abwesenheit etwas passieren könn-             paar Tage nach hinten verschoben
                                               So hat es der Bundesgerichts-     rung noch kein Sterbenswunsch der        te – die Mutter ist fast 90 Jahre alt         werden.
                                         hof im Juli entschieden. Dies ist nun   Betroffenen zu entnehmen sei.            und demenzkrank. Falls die Mutter
    Prüfen Sie Ihre                      bindend für alle Patientenverfügun-                                              stirbt, so fürchtete die Tochter, könn-               Wenn jemand stirbt, kommen
  Formulierung, ob sie
    die erforderliche
                                         gen.
                                                                                 D     as Gerichtsurteil hat Konse-
                                                                                       quenzen für alle Menschen,
                                                                                                                          te es ihr vielleicht nicht gelingen, die
                                                                                                                          Rückreise um die halbe Welt binnen
                                                                                                                                                                        Angehörige aus dem Ausland meist
                                                                                                                                                                        sofort zurück – so schnell sich die
                                                                                                                                                                                                               O      b man eine Bestattungsvorsor-

 Konkretisierung enthält!                D    er Entscheidung des Gerichts
                                              lag eine ganz konkrete Situa-
                                         tion zugrunde. Eine Frau hat 2011
                                                                                 die bereits eine Patientenverfügung
                                                                                 erstellt haben: Prüfen Sie Ihre For-
                                                                                 mulierung, ob sie die erforderliche
                                                                                                                          weniger Stunden anzutreten. Um
                                                                                                                          für diesen Moment besser vorbereitet
                                                                                                                          zu sein, hatte die Tochter die Idee ei-
                                                                                                                                                                        ungeplante Reise eben bewerkstel-
                                                                                                                                                                        ligen lässt. Manchmal dauert das
                                                                                                                                                                        trotzdem zu lange für die dringends-
                                                                                                                                                                                                                      ge treffen möchte oder nicht, ist
                                                                                                                                                                                                               stets eine ganz persönliche Entschei-
                                                                                                                                                                                                               dung. In manchen Konstellationen
                                         einen Schlaganfall erlitten. Seitdem    Konkretisierung enthält! Es ist oft      ner Bestattungsvorsorge. Deswegen             ten Dinge. Dann müssen die ersten      wie jener, die am Anfang geschildert
                                         musste sie über eine Magensonde         sinnvoll, sich dabei von einem spezi-    hat sie sich mit mir getroffen.               Schritte bereits aus dem Ausland       wurde, ist es aber absolut sinnvoll: So
        Warum? Was sind die Knack-       künstlich ernährt werden. Zum da-       alisierten Anwalt rechtlich unterstüt-                                                 organisiert werden. Wir als Bestat-    kann man sich sicher sein, dass die
punkte? Oftmals wurde in Patien-         maligen Zeitpunkt war es ihr noch       zen zu lassen. Nur mit einer wirk-              Die Mutter wünscht sich                ter versuchen auch in solchen Kon-     dringendsten Schritte kompetent und
tenverfügungen nicht konkret genug       möglich, normal mit anderen Men-        samen Patientenverfügung kann Ihr        selbst ohnehin eine Feuerbestattung.          stellationen, die Familien bestmög-    wie gewünscht ablaufen und Wichti-
festgelegt, in welchen Situationen sie   schen zu sprechen. Später kam es zu     persönlicher Wille auch dann um-         Daher wurde nun festgelegt, dass              lich zu unterstützen. Dank moderner    ges geregelt ist.
gelten sollen oder welche medizini-      weiteren Anfällen und einer dauer-      gesetzt werden, wenn Sie sich selbst     eine stille Kremation die richtige            Technik ist das meist gut machbar.
schen Maßnahmen konkret unterlas-        haften Hirnschädigung. Ab Früh-         nicht mehr äußern können.                Lösung ist, falls die Mutter während          Über Telefon einige Absprachen zu
sen werden sollen.                       jahr 2013 war eine Kommunikation                                                 einer der Reisen sterben sollte. Stille       treffen, ist das geringste Problem.
                                         nicht mehr möglich. Die Betroffene                                               Kremation bedeutet, dass keine Fei-           Auch Formulare können fast überall
       Stattdessen haben viele           hatte zwei Patientenverfügungen                                                  er am Sarg stattfindet. Vereinbart ist        hin geschickt werden. Das geht per
Leute recht allgemeine Formulie-         verfasst. Darin schrieb sie unter an-                                            nun: Wir Bestatter holen den Leich-           Fax oder per E-Mail. Unterschrif-
rung verwendet: dass sie sich einen      derem, dass sie lebensverlängernde                                               nam der Mutter am Sterbeort ab,               ten können eingescannt werden,
„würdevollen Tod“ wünschen oder          Maßnahmen ablehnt, wenn es auf-                                                  in einem schon vorab ausgewählten             denn um bestimmte Schritte ein-
„lebensverlängernde Maßnahmen“           grund von Krankheit oder Unfall                                                  Sarg. Wir bringen den Sarg dann               leiten oder unternehmen zu dürfen,
ablehnen. Das Gericht befand nun:        zu einem schweren Dauerschaden                                                   direkt zum Krematorium, wo die                brauchen wir auf einigen Formu-
Solche Formulierungen enthalten le-      ihres Gehirns kommen sollte. Eine                                                Verstorbene ohne Feier eingeäschert           laren tatsächlich eine Unterschrift
diglich unkonkrete Wünsche, nicht        der Töchter war von der Mutter als                                               wird. Nach der Einäscherung bleibt            des Auftragsgebers.                    Julia Fuchs betreut die Niederlassung
aber eine konkrete Behandlungs-          Bevollmächtigte eingesetzt. Diese       Kerstin Herr,                                                                                                                 des Hauses Haller in Leonberg.
entscheidung des Betroffenen. Eine       Tochter war der Ansicht, dass es        Fachanwältin für Erbrecht,
solche konkrete Behandlungsent-          nicht dem Willen der Mutter ent-        Kanzlei Königstraße, Stuttgart           Danke, dass Sie so großes Interesse am Thema Vorsorge haben und uns so viele         Mailen Sie uns Ihre Fragen an
                                                                                                                          Zuschriften dazu schicken! Wir machen gerne weiter damit, Ihre Bitten zu erfüllen
                                                                                                                                                                                                               vorsorge@bestattungshaus-haller.de

22                                       LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                    LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                      23
Kunst und Historisches                                                                                                                                                                                                      Kunst und Historisches

Wo sie ruhen                                                                                                         In guter Gesellschaft · Stuttgarts Friedhöfe:
                                                                                                                     Der Waldfriedhof · Teil 3

                                                                                                                     Robert Bosch · 1861 – 1942
                                                                                                                     Feinmechaniker, Industrieller, Philanthrop

                                                                                                                                                                                                                Robert Bosch.

                                                                                                                     R
                                                                                                                                 obert Bosch wurde 1861            beitete er zunächst in bekannten Un-          Fabrik, ebenfalls im Stuttgarter
                                                                                                                                 in Albeck bei Ulm gebo-           ternehmen in Großbritannien, den              Westen gelegen: das heutige Bosch-
                                                                                                                                 ren. Nach einer Lehre             USA und in Deutschland, bevor er              Areal neben der Liederhalle. 1901
                                                                                                                                 zum Feinmechaniker ar-            eine eigene Werkstatt im Stuttgarter          wurde es bezogen.
                                                                                                                                                                   Westen gründete.
                                                                                                                                                                                                                        Robert Bosch sah sich als „so-
                                                                                                                                                                          Anfangs ließ nichts darauf             zialen Unternehmer“. Bereits 1906
                                                                                                                                                                   schließen, dass sich das Unterneh-            führte er in seinem Betrieb den Acht-
                                                                                                                                                                   men zu einem Weltkonzern entwi-               stundentag ein, und er zahlte unüber-
                                                                                                                                                                   ckeln würde: Immer wieder kam es              troffen hohe Löhne. Das trug ihm
                                                                                                                                                                   zu Einbrüchen in der Auftragslage,            den Beinamen „Der rote Bosch“ ein.
                                                                                                                                                                   immer wieder musste Bosch Mit-
Auf dem Waldfriedhof können interessierte Besucherinnen und Besucher nun eine App
fürs Smartphone nutzen: Sie ermöglicht es, mehr über die dort ruhenden verstorbenen
Berühmtheiten zu erfahren.
                                                                                                                                                                   arbeiter entlassen, die er dann aber,
                                                                                                                                                                   wenn neue Aufträge da waren, auch
                                                                                                                                                                   wieder einstellte.
                                                                                                                                                                                                                 R     obert Bosch förderte zahlreiche
                                                                                                                                                                                                                       gemeinnützige und Bildungs-
                                                                                                                                                                                                                 einrichtungen. 1907 verlieh ihm die
                                                                                                                                                                                                                 Stadt Stuttgart die Ehrenbürger-Wür-

Die App führt von Grab zu Grab. Die mit dem jewei-
ligen Grab verbundenen Texte kann man selbst lesen
                                                             Der Ohlsdorfer Friedhof ist zehn Mal so groß wie der
                                                             Stuttgarter Waldfriedhof und zugleich auch der größte
                                                                                                                                                                   A     usschlaggebend für den nach-
                                                                                                                                                                         haltigen Erfolg der Firma war
                                                                                                                                                                   die Erfindung des Hochspannungs-
                                                                                                                                                                                                                 de. Er zog sich nach der Machtüber-
                                                                                                                                                                                                                 tragung an die Nationalsozialisten aus
                                                                                                                                                                                                                 seinem Betrieb zurück und setzte sein
oder sich vorlesen lassen. Nach und nach wird einem          Parkfriedhof der Welt.                                                                                magnetzünders, der Zündkerze.                 Augenmerk verstärkt auf seine sozialen
so das Leben von 26 Berühmtheiten nahe gebracht.                                                                                                                   Boschs Chefkonstrukteur Gottlob               Ziele. Kurz vor seinem Tod konnte er
Unter ihnen sind auch Robert Bosch oder die Löwen-           Insgesamt 37 Friedhöfe und über 1000 Gräber in                                                        Honold entwickelte sie in den Jahren          mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus
Dompteurin Claire Heliot, über die wir in der letzten        Städten wie Berlin, München, Weimar und Bayreuth                                                      1901 und 1902. Schon zuvor hatte              seinen Lebenstraum verwirklichen:
Ausgabe von LebensZeiten geschrieben haben.                  sind vertreten. Gefördert wurde das Projekt von der                                                   Bosch internationale Geschäfts-               eine homöopathische Klinik mit For-
                                                             Bundesregierung.                                                                                      kontakte geknüpft, was die weite-             schungseinrichtung, wo alle Menschen
Einen solchen Spaziergang über den Friedhof gibt es                                                                                                                re Expansion des Unternehmens                 unabhängig von ihrer wirtschaftlichen
nicht nur für Stuttgart: Man kann sich ebenso über den       Zugang zur App gibt es im Internet                                                                    erleichterte. Die guten Geschäfte             Lage aufgenommen werden und Hei-
Stadtfriedhof Tübingen oder den Bergfriedhof Heidel-         unter www.wo-sie-ruhen.de                               Das Grab der Familie Bosch.                   ermöglichten den Bau einer großen             lung erfahren sollten.
berg führen lassen. Auch auf dem größten deutschen           oder mit diesem QR-Code.
Friedhof, dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, lädt
die App zur Erkundungsreise. Dafür braucht man al-
lerdings eine Weile – ein Tag dürfte nicht ganz reichen.                                                              In dieser Serie stellt die Kunsthistorikerin Claudia Weinschenk Friedhöfe und die Menschen vor, die auf ihnen bestattet wurden.

24                                        LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                             LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                         25
Trauergruppen und Begleitung                                                                                                                                                                                                                              Unternehmen

Trauergruppen und Begleitung
 Hospiz St. Martin · Jahnstraße 44-46 · 70597 Stuttgart Tel.: 0711 · 652 90 70 · www.hospiz-st-martin.de
                                                                                                                                                 In eigener Sache
 Einzelgespräche und -begleitung, Gesprächsgruppen, Reisen, Wochenenden

                                                                                                                                                 Mit dem Oldtimer-Bus durch Stuttgart
 Hospiz Stuttgart · Stafflenbergstraße 22 · 70184 Stuttgart Tel.: 0711 · 237 41 50 · www.hospiz-stuttgart.de
 Einzelgespräche und -begleitung, Gesprächsgruppen                                                                                               Voll war der alte Bus aus den 1960er-Jahren, mit dem wir
                                                                                                                                                 an einem warmen September-Nachmittag durch Stuttgart
                                                                                                                                                 gefahren sind. Ohne Klimaanlage, aber dafür mit viel gu-
 Hospizgruppe Leinfelden-Echteringen                                                                                                             ter Laune und noch mehr guten Geschichten. Überall
 Barbara Stumpf-Rühle Tel.: 754 17 33 ∙ Gudrun Erchinger Tel.: 756 05 14 ∙ Elfriede Wieland Tel.: 754 13 41                                      haben uns Passanten zugewinkt, und wir alle hatten das
                                                                                                                                                 Gefühl, dass wir gerade etwas ganz Besonderes machen.

 Arbeitskreis Leben · Römerstraße 32 · 70180 Stuttgart Tel.: 0711 · 60 06 20 · www.ak-leben.de                                                   Der Ausklang war am Bubenbad, mit Sekt und Gedich-
 Einzel-, Paar- und Familiengespräche für Menschen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben                                            ten (unter anderem mit dem Text „Desiderata“ in der
                                                                                                                                                                                                                In gemütlicher Runde am Bubenbad.
                                                                                                                                                 Mitte dieses Heftes). Nur den Sonnenuntergang, den
                                                                                                                                                 haben die meisten verpasst: So vertieft waren alle Betei-
 Verwaiste Eltern · Hubertus Busch · Seelsorger im Olgäle · Tel.: 0711 · 278 73 860                                                              ligten in ihre Gespräche.
 Vermittlung, Trauergruppen für Eltern, die ein Kind verloren haben
                                                                                                                                                 2017 geht es weiter mit dem Kulturprogramm aus dem
                                                                                                                                                 Haus Haller, dann auch wieder in vollem Umfang. Mehr
 Hospizdienst Leonberg · Seestraße 84 · 71229 Leonberg                                                                                           Information dazu gibt es in der nächsten Ausgabe von
 Tel.: 07152 · 335 52 04 · www.hospiz-leonberg.de
                                                                                                                                                 LebensZeiten.

 Hospizdienst Ostfildern · Café für Trauernde Treffpunkt Ruit · Scharnhauser Straße 14 · 73760 Ostfildern-Ruit
 Tel.: 0711 · 341 53 36 oder Tel.: 0711 · 616 099 Gesprächskreis & Gesprächsgruppe für Trauernde                                                 Verstärkt und erweitert

                                                                                                                                                 Gegen Ende des Jahres eröffnen wir eine Niederlassung
 Hospiz Esslingen · Keplerstraße 40 · 73730 Esslingen · Tel.: 0711 · 13 63 20 12 · www.hospiz-esslingen.de                                       in Esslingen. In der Entengrabenstraße, direkt neben
 Einzelbegleitung, Trauergruppen (donnerstags), Trauercafé (einmal im Monat, sonntags)                                                           dem Wolfstor, liegen die neuen Räumlichkeiten, zu denen
                                                                                                                                                 auch eine Feierhalle gehört.

  Quellenangaben
                                                                                                                                                 Das Gesicht der Niederlassung wird unser neue Kollege
                                                                                                                                                 Andreas Czerwinski sein. Er wird von dort aus Angehö-
                                                                                                                                                 rige aus Esslingen und Umgebung betreuen.

  Die Quellen der Bilder werden seitenweise angegeben, innerhalb der Seite jeweils von links nach rechts und von oben nach unten.                Andreas Czerwinski lebt selbst in Esslingen. Er hat jah-
                                                                                                                                                                                                                Unser neuer Kollege Andreas Czerwinski.
                                                                                                                                                 relang Agrarbetriebe nach Bio-Richtlinien zertifiziert.
                                                                                                                                                 Dann suchte er nach einer neuen, sinnvollen Aufgabe, die
   Umschlag: Fotolia                   Seite 11: privat                             Lighthouse Funeral Home Durban, Dreamstime
                                                                                                                                                 ihm auch ermöglicht, seine emphatische Seite intensiver
   Seite 3: Lange Photography          Seite 12 & 13: Fotolia                       Seite 21: Wikimedia Commons Lee Roger Berger research team
                                                                                                                                                 in die Welt zu bringen. Dabei ist er auf Christian Haller
   Seite 4 & 5: Frank Otto Stürmer     Seite 14 & 15: privat, privat                Seite 22: Fotolia, privat
                                                                                                                                                 gestoßen.
   Seite 6: Fotolia                    Seite 17: Gallo Images, Lefty Shivambu       Seite 23: privat, Lange Photography
   Seite 7: Fotolia                    Seite 18: Wikimedia Commons Chris Preen      Seite 24: privat
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   Seite 9: Fotolia                    Seite 20: Wikimedia Commons Bel Adone,       Seite 27: privat, Lange Photography

   Texte, falls nicht anders angegeben: Andrea Maria Haller

  26                                                LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                                                                                             LebensZeiten ∙ Herbst 2016                                             27
LebensZeiten soll helfen, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten,
 und Mut machen für das Leben danach.
 Ein Magazin des Bestattungshauses Haller.

   LebensZeiten    LebensZeiten      LebensZeiten      LebensZeiten     LebensZeiten        LebensZeiten

  LebensZeiten     LebensZeiten      LebensZeiten      LebensZeiten     LebensZeiten        LebensZeiten

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 							                                                                                  '

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                         LebensZeiten, Herausgeberin & Redaktion: Andrea Maria Haller, Obere Weinsteige 23,
                         70597 Stuttgart, Auflage 3.000, www.lebens-zeiten.info · E-Mail: redaktion@lebens-zeiten.info
                         Lektorat: www.renkenberger.net · LebensZeiten erscheint vierteljährlich.
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