LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013

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LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
Projektversion
LEHRPLAN FRANZÖSISCH
UND ENGLISCH

                       Juli 2013
LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
Impressum
Entwicklung und Beratung                Ida Bertschy, Mirjam Egli Cuenat, Daniel Stotz
Gestaltung                              rébus Konzept und Gestaltung, Basel
Fotos                                   Michael Fritschi, www.foto-werk.ch
Druck                                   Werner Druck, Basel
Papier                                  Munken Polar FSC

Bemerkungen zur vorliegenden Version
Der vorliegende Lehrplan für Französisch und Englisch wurde unter Leitung der Arbeitsgruppe
Rahmenbedingungen (vertreten durch Margreth Däscher, Susanne Flükiger, Ruedi Gerber und
Victor Saudan) erarbeitet und durch die Steuergruppe genehmigt.

Der Lehrplan ist ab 2011 Grundlage des Französisch- und Englischunterrichts in den Kantonen
Basel-Stadt, Basel-Landschaft (ab 2012), Solothurn, Bern, Freiburg und Wallis. Er setzt die Ziel-
setzungen des Projektes gemäss Projektauftrag um und orientiert sich am Projektdokument
«Didaktische Grundlagen des Fremdsprachenunterrichts». Der Status der sogenannten «Projekt-
version» bedeutet, dass der Lehrplan während der Projektdauer aufgrund zusätzlicher Erfah-
rungen innerhalb des Projekts und externer Vorgaben ergänzt werden kann (Lehrplan 21 / Har-
moS). Er dient jedoch in der jetzigen Form bereits als Grundlage zur Entwicklung der Lehr- und
Lernmaterialien Milles feuilles / Clin d’oeuil und New World sowie der Planung der Weiterbildung
und der Grundausbildung an den Pädagogischen Hochschulen.

Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
Inhaltsverzeichnis
Einleitung                                                                                                   2

1. Sprachen lernen im Zeitalter der Mehrsprachigkeit                                                         2
   A Die Bedeutung des Fachs Französisch                                                                     2
   B Die Bedeutung des Fachs Englisch                                                                        3

2. Leitideen zum Sprachenlernen                                                                              4

3. Kompetenzbereiche, Anforderungsprofile und Lektionendotation                                              5
   A Kompetenzbereiche                                                                                       5
   B Anforderungsprofile für Französisch als erste und Englisch als zweite Fremdsprache                      7
   C Anzahl Wochenlektionen für Französisch und Englisch                                                     8

4. Umsetzung der Zielsetzungen im Unterricht                                                                8
   A Didaktische Konzepte und Methoden                                                                      8
   B Gestalten von Lernbedingungen                                                                         11
   C Erfassen und Beurteilen der Kompetenzen                                                               13

5. Didaktische Kohärenz und Koordination                                                                   15
   A Sicherstellung der didaktischen Kohärenz                                                              15
   B Koordination zwischen Lehrpersonen, Schulleitungen und Erziehungsdirektion                            15

6. Planungsraster für die Schuljahre 5 – 11                                                                17
   Französisch (Schuljahre 5 – 6)                                                                          20
   Französisch und Englisch (Schuljahre 7 – 8)                                                             26
   Französisch und Englisch (Schuljahr 9)                                                                  37
   Französisch und Englisch (Schuljahr 10)                                                                 45
   Französisch und Englisch (Schuljahr 11)                                                                 53

7. Référentiel                                                                                             64
   Primarstufe                                                                                             66
   Sekundarstufe I                                                                                         69

                                             Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   1
LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
1. Sprachen lernen im
                                                                        Zeitalter der Mehrsprachigkeit
                                                                        In unserer modernen westlichen Gesellschaft
                                                                        kommt der Verständigung in verschiedenen
                                                                        Sprachen grosse Bedeutung zu. Die wachsen-
                                                                        de persönliche und berufliche Mobilität und
                                                                        die mediale Vernetzung ziehen den Bedarf
                                                                        nach Kompetenzen in zusätzlichen Sprachen
                                                                        nach sich. Zudem betrachten die meisten
                                                                        Menschen erst-, zweit- und fremdsprachliche
                                                                        Erfahrungen und Kenntnisse als Teil ihrer
                                                                        Identität. Der Erwerb von Fremdsprachen geht
                                                                        einher mit der Sensibilisierung im Umgang
                                                                        mit sprachlicher und kultureller Vielfalt.

                                                                        Die Schülerinnen und Schüler der Volksschu-
                                                                        le sind im Alltag häufig mit Fremdsprachen
                                                                        konfrontiert. Die Schweiz hat sich zu einer
                                                                        multikulturellen Gesellschaft entwickelt, und
    Einleitung                                                          in vielen Klassen sind verschiedene Herkunfts-
                                                                        sprachen zu hören.
    Das Gesamtsprachenkonzept der Konferenz
    der Erziehungsdirektorinnen und Erziehungs-                         Das Lernen von Fremdsprachen in der Volks-
    direktoren (EDK) von 1998 und der Gemein-                           schule wird mit der Vorverlegung des Franzö-
    same Europäische Referenzrahmen für Sprachen                        sisch- und des Englischunterrichts und damit
    (GER) bilden die konzeptionellen Grundlagen                         höheren Stundendotationen intensiviert. Zu-
    für eine Erneuerung des Sprachenunterrichts                         gleich können Verknüpfungen zwischen den
    in der Volksschule. 2004 verabschiedet die EDK                      Fremdsprachenfächern Synergien schaffen, in­
    eine gemeinsame Strategie und einen gemein-                         dem Schülerinnen und Schüler eine gemein-
    samen Arbeitsplan für die gesamtschweizeri-                         same grundlegende Fähigkeit zur lebens­
    sche Koordination des Fremdsprachenunter-                           langen Erweiterung ihrer mehrsprachigen
    richts. Sie sieht eine regional koordinierte                        Repertoires aufbauen. Der zunehmende Ge-
    Vorverlegung der zwei obligatorischen Fremd-                        brauch von Sprachen in der Gesellschaft und
    sprachen sowie verbindlich zu erreichende                           in den Medien bietet vermehrt ausserschuli-
    Kompetenzniveaus am Ende der Primar- und                            sche Lerngelegenheiten.
    Sekundarstufe I vor. In der Folge schliessen
    sich die Kantone Basel-Landschaft, Basel-
    Stadt, Bern, Freiburg, Solothurn und Wallis,                        A Die Bedeutung des Fachs Französisch
    die Französisch als erste Fremdsprache beibe-                       Französisch spielt als zweite Landessprache
    halten, zusammen und gehen eine interkan-                           und Nachbarsprache eine wichtige soziokul-
    tonale Vereinbarung ein. Das Ziel der Zusam-                        turelle, ökonomische und bildungspolitische
    menarbeit ist gemäss Projektauftrag, den                            Rolle. Dies gilt ganz besonders für die Passe-
    Fremdsprachenunterricht gemeinsam zu ent-                           partout-Kantone, welche dank einer stärkeren
    wickeln und Fragen der Didaktik, der Lektio-                        Nutzung ihres Standortvorteils eine aktivere
    nendotation, der Lehrpläne, der Unterrichts-                        Rolle als Verbindungsraum zwischen deutsch-
    materialien, des Anforderungsprofils und der                        sprachigem und französischsprachigem Kul-
    Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen zu                          turraum spielen können. Eine Vorreiterrolle
    koordinieren. Auf gesamtschweizerischer Ebe-                        nehmen hierbei die zweisprachigen Kantone
    ne wird das HarmoS-Konkordat erarbeitet. Da-                        ein.
    mit soll im Schulwesen eine Vereinheitli-
    chung der Strukturen und der Qualität                               Französisch ist aber auch weiterhin als ge-
    erreicht werden. Nationale Bildungsstandards                        meinsame Sprache der weltweiten Franko-
    und gemeinsame Lehrpläne sind wichtige                              phonie bedeutsam.
    Umsetzungsinstrumente des HarmoS Konkor-
    dats. In der Deutschschweiz entsteht der ge-                        Die Vorverlegung und Erneuerung des Fremd-
    meinsame Lehrplan 21. Die regionalen Sprach-                        sprachenunterrichts bringt einen Mehrwert,
    lehrpläne, dazu gehört auch der vorliegende                         vor allem wenn Französisch die Rolle der ers-
    Passepartout-Lehrplan, sollen als Fachbereichs-                     ten Fremdsprache spielt. Dies aus drei Grün-
    lehrpläne übernommen und strukurell und                             den: Erstens weil die Lage an der Sprach-
    formal an den Lehrplan 21 angepasst werden.                         grenze einen grossen Teil der didaktischen

2 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
Neuerungen (Begegnungsdidaktik, bilinguale
und immersive Unterrichtsformen) begüns-
tigt. Zweitens weil das formal zu Beginn eher
schwierigere Französisch bei jüngeren Ler-
nenden über spielerische Formen (Rollen-
spiel, Imitation) vermittelt werden kann. Und
drittens weil jüngere Lernende grundsätzlich
motiviert sind, eine neue Sprache zu erlernen,
unabhängig von deren Status in der Jugend-
kultur. Aber auch aus psycholinguistischer
Sicht kommt dem Französischen als erster
Fremdsprache eine Brückenfunktion zum
Englischen und den romanischen Sprachen
zu. Der Formenreichtum und die grammati-
kalische Transparenz des Französischen ge-
ben Anlass zur Förderung der Sprachbewusst-
heit und lenken die Aufmerksamkeit auf die
Übereinstimmung von Form und Bedeutung.
Wenn Englisch als zweite Fremdsprache hin-
zukommt, können Gemeinsamkeiten und
Unterschiede gut sichtbar gemacht werden.

In diesem Sinne kann die Sprachenfolge
Deutsch – Französisch – Englisch als speziell
lernfördernd betrachtet werden.

B Die Bedeutung des Fachs Englisch
Die englische Sprache dient in weiten Teilen
der Welt als Verkehrs- und Kommunikations-
sprache unter Menschen mit verschiedenen
Erstsprachen. Sie ist heute eine Sprache, die
auf allen Kontinenten gesprochen wird. Dies
bedeutet, dass verschiedene Sprachvarietäten
(mindestens britisches und amerikanisches
Englisch) berücksichtigt werden und nicht
mehr eine einzelne Nationalsprache als Mo-
dell gelten kann.

Im Wissenschaftsbetrieb, im kulturellen Aus-
tausch und in der Wirtschaftswelt spielt Eng-
lisch heute eine dominante Rolle, wobei der
weitverbreitete Gebrauch nicht immer mit
der erforderlichen Verständlichkeit und Qua-
lität einhergeht.

Von grundlegenden Kenntnissen in Englisch               turelle Erfahrungen zurückgreifen, sondern
profitieren Lernende bereits während der                auch auf Gemeinsamkeiten und Ähnlich­
Schulzeit, wenn sie neues Wissen aus Quellen            keiten mit Deutsch und Französisch. Daneben
wie dem Internet erschliessen oder sich mit             kann sich auch die Präsenz des Englischen in
Hilfe von elektronischen Medien transnatio-             der Alltagssprache der Deutschschweiz (Medi-
nal austauschen.                                        en, Jugendsprache, Fachjargons z.B. in Film,
                                                        Musik und Informationstechnologie) lernför-
Da Englisch sowohl in der germanischen als              dernd auswirken.
auch in der romanischen Sprachfamilie ver-
wurzelt ist und einen beträchtlichen Teil               Diese Voraussetzungen ermöglichen es, für
seines Wortschatzes vom Französischen her-              das Erlernen des Englischen vergleichbare
leitet, entstehen für Schülerinnen und Schü-            Kompetenzziele zu stecken wie für das Fran-
ler dank der gewählten Sprachreihenfolge                zösische.
Deutsch – ­Französisch – Englisch Vorteile. Beim
Englischlernen können sie nicht nur auf spra-
chenübergreifende Strategien und interkul-

                                                   Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   3
LEHRPLAN FRANZÖSISCH UND ENGLISCH - Projektversion - Juli 2013
2. Leitideen zum                                                    Eine funktionale Mehrsprachigkeit wird in
                                                                        der Volksschule im schulischen und ausser-
    Sprachenlernen                                                      schulischen Kontext aufgebaut, indem der
                                                                        Zugang zu Inhalten und Weltwissen über
    Leitidee 1                                                          mehr als eine Sprache ermöglicht wird. Da-
    Sprachliche Kompetenzen sind vergleichbar, weil                     mit wird der oft noch ausschliesslich einspra-
    sich das Sprachenlernen auf den Gemeinsamen                         chige Habitus der Schule durchbrochen.
    Europäischen Referenzrahmen (GER) abstützt.
    Der Lehrplan orientiert sich am ganzheitli-                         Leitidee 3
    chen Kompetenzmodell des Gemeinsamen Euro-                          Sprachenlernen ist aktives Konstruieren.
    päischen Referenzrahmens, der sechs Kompe-                          Sprachenlernen wird wie jedes Lernen als ein
    tenzniveaus (A1 bis C2) in fünf Teilbereichen                       Prozess verstanden, bei dem Wissen und Er-
    des sprachlichen Handelns definiert: Hören,                         kenntnisse individuell und selbst konstruiert
    Lesen, monologisches und dialogisches Spre-                         werden. Deshalb lernen Kinder nachhaltiger
    chen und Schreiben.                                                 und wirkungsvoller, wenn sie die Bedeutung
                                                                        von Inhalten, Wörtern und Regeln in der
    Mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenz-                          Sprache selbst herausfinden.
    rahmen (GER) wurde eine für die Schweiz und
    ganz Europa verbindliche und operationali-                          Der Wissenserwerb ist abhängig von Vorwis-
    sierbare Basis geschaffen, die festlegt, welche                     sen, Wahrnehmung, Handlungszusammen-
    sprachlichen Zielkompetenzen wie zu errei-                          hang, persönlicher Bereitschaft und Motivati-
    chen sind.                                                          on. Grundsätzlich können Lernende einen
                                                                        nächsten Lernschritt erst dann machen, wenn
    In der Volksschule geht es darum, in einer                          die Grundlage dafür durch bereits Gelerntes
    zweiten Landessprache und in Englisch Grund-                        geschaffen worden ist.
    fähigkeiten in allen fünf Teilbereichen zu er-
    langen und dadurch eine kommunikative                               Da Wissen selbstorganisierend ist, kann Wis-
    Kompetenz auszubilden, die im Laufe des Le-                         senserwerb nicht vorbestimmt und festgelegt,
    bens je nach individuellem Bedürfnis ausge-                         sondern nur gelenkt werden. Lehrpersonen
    baut werden kann.                                                   sind deshalb nicht hauptsächlich Wissensver-
                                                                        mittler/innen, sondern sie schaffen Lernbe-
    Leitidee 2                                                          dingungen und Lernangebote, stellen Wis-
    Die funktionale Mehrsprachigkeit betont                             sensquellen bereit, beobachten Lernprozesse
    die kommunikative Handlungsfähigkeit in der                         und stehen als Lernprozessberater/innen zur
    mehrsprachigen Schweiz und in einer                                 Verfügung.
    globalisierten Welt.
    Oberstes Ziel des Fremdsprachenunterrichts                          Leitidee 4
                ist die Erziehung zur funktionalen                      Fremdsprachenkompetenz umfasst neben
                      Mehrsprachigkeit. Mehrspra-                       sprachlichen auch lernstrategische Kompetenzen
                         chig ist, wer in mehr als                      und Bewusstheit für Sprache und Kulturen.
                            zwei Sprachen kommu-                        Sprachenlernen setzt Strategien voraus, die
                              nizieren kann. Der Be-                    dieses Lernen erst richtig ermöglichen. Das
                                griff «funktional»                      Sichtbarmachen, Benennen und Formulieren
                                 weist auf die Fähig-                   der lernstrategischen Vorgehensweisen im
                                  keit hin, sich in                     Unterricht unterstützt den Transfer des Ge-
                                   einer der Situati-                   lernten auf Neues. Sprachlernstrategien för-
                                   on und Funktion                      dern die Autonomie der Lernenden und das
                                   angepassten Wei-                     langfristige, lebenslange Lernen.
                                   se verständigen
                                   zu können. Dabei                     Bewusstes Erfassen und Vergleichen sprach­
                                  richtet sich der                      licher Phänomene erhöht die Einsicht ins
                                 Fokus nicht auf                        Funktionieren von Sprache und verbessert
                                den      Perfektions-                   die Sprachkompetenz. Sprachvergleiche lie-
                              grad der Sprachbe-                        fern auch Informationen zur Kultur, die sich
                             herrschung, sondern                        hinter der Sprache verbirgt bzw. die Sprache
                          auf die Rolle der Sprache                     beeinflusst und prägt. Begegnungen und Kon-
                       beim Bewältigen von kom-                         takte mit Menschen der Zielsprache fördern
                   munikativen Aufgaben. Entschei-                      das interkulturelle Verständnis.
           dend ist, dass die Kommunikation funk-
    tioniert und gelingt. Dies entspricht dem                           Gute sprachliche und interkulturelle Kompe-
    Ansatz des Gemeinsamen Europäischen Referenz-                       tenzen fördern nicht nur die gegenseitige
    rahmens für Sprachen (GER).                                         Verständigung über Sprachgrenzen hinweg,

4 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
sondern erhöhen auch die Toleranz sowie die             Das HarmoS-Konkordat formuliert das Bildungs-
persönlichen und beruflichen Chancen in ei-             ziel für die Sprachen so: «Während der obliga-
ner globalisierten Welt.                                torischen Schule erwirbt jede Schülerin, je-
                                                        der Schüler die Grundbildung, welche den
Leitidee 5                                              Zugang zur Berufsbildung oder zu allgemein-
Die Didaktik der Mehrsprachigkeit vernetzt die          bildenden Schulen auf der Sekundarstufe II
Didaktik der verschiedenen Sprachen.                    ermöglicht, insbesondere in den folgenden
Vernetzen bedeutet für den Fremdsprachen-               Bereichen: eine umfassende Grundbildung in
unterricht, dass er mit dem Unterricht der              der lokalen Standardsprache (mündliche und
anderen Sprachen, einschliesslich der Her-              schriftliche Sprachbeherrschung) und grund-
kunftssprachen, in Verbindung gebracht wird.            legende Kompetenzen in einer zweiten Lan-
Diese Verbindungen beziehen sich auf die Lern­          dessprache und mindestens einer zweiten
ziele, die Inhalte, die Unterrichtsplanung, die         Fremdsprache.»
Lehr- und Lernprozesse und die Evaluation
und bilden die Grundlage für eine Didaktik
der Mehrsprachigkeit. So können beim Spra-              A Kompetenzbereiche
chenlernen vermehrt Synergien genutzt wer-
den. Sprachen werden dann am besten ge-                 Kompetenzbereich I
lernt, wenn durch sie interessante Inhalte              Kommunikative Handlungsfähigkeit
vermittelt werden und durch die Lernenden               Die Schülerinnen und Schüler können sich
entdeckt werden. Das Lernen von Fremd­                  in alltagsnahen Situationen mündlich und
sprachen kann also auch mit dem Unterricht              schriftlich verständigen, können Aufgaben in
der Nicht-Sprachfächer verknüpft werden. So             der Fremdsprache lösen, können Gesproche-
können beim Sprachenlernen vermehrt Syn-                nes und Texte verstehen und damit neues
ergien genutzt werden.                                  Wissen in der Fremdsprache erwerben. Sie wen­
                                                        den Strategien an, um die Kommunikation
                                                        aufrecht zu erhalten, wenn Verständigungs-
3. Kompetenzbereiche,                                   probleme auftreten.

Anforderungsprofile und                                 Kompetenzbereich II
                                                        Bewusstheit für Sprache und Kulturen
Lektionendotation                                       Die Schülerinnen und Schüler schärfen ihre
                                                        sprachliche Wahrnehmung. Sie analysieren
Den Leitideen entsprechend gibt der Lehrplan            und reflektieren Sprache stufengerecht und
Lernziele vor, die im Sprachenunterricht um-            in einen Kontext eingebettet. Ausserdem ent-
gesetzt werden müssen. Die HarmoS-Basis­                decken und ordnen sie kulturelle Aspekte und
standards orientieren sich wie die Lernziele            entwickeln Offenheit für andere Kulturen.
am Kompetenzmodell des Gemeinsamen Euro-
päischen Referenzrahmens (GER). Die Basisstan-          Kompetenzbereich III
dards müssen im Unterricht verbindlich er-              Lernstrategische Kompetenzen
reicht werden.                                          Die Schülerinnen und Schüler reflektieren
                                                        ihre Arbeitsweisen und entwickeln Lernstra-
Die Kohärenz und Transparenz des Sprachen-              tegien und Arbeitstechniken. Sie können sie
unterrichts und des Sprachenlernens werden              anwenden und auf neue Situationen über-
ermöglicht, weil die Lernziele und die Har-             tragen.
moS-Standards auf der Grundlage des GER mit
Kompetenzskalen beschrieben werden.                     Sprachmittel
                                                        Unter dem Begriff Sprachmittel verstehen wir
Die Umsetzung der Didaktik der Mehrsprachig-            einen themengerechten Wortschatz, formel-
keit hat Auswirkungen auf die Entwicklung               hafte Wendungen und Strukturen, verständ-
und den Einsatz von Lehr- und Lernmateriali-            liche Aussprache und elementare Regeln der
en, die Unterrichtsmethoden, die Test- und              Orthografie sowie eine dem Sprachniveau
Prüfverfahren sowie die Zusammenarbeit der              ent­sprechende Grammatik. Die Sprachmittel
Lehrpersonen.                                           er­ge­ben sich einerseits aus den sprachlich-
                                                        kommunikativen Kompetenzbeschreibungen
Neben den Lehr- und Lernmaterialien werden              und anderseits aus den Aufgabenstellungen
das Europäische Sprachenportfolio (ESP) und lin-        und Themen (s. Kap. 7. Référentiel).
gualevel als Instrumente zur Evaluation von
Fremdsprachenkenntnissen eingesetzt. Damit
wird das kompetenzbasierte Sprachenlernen
nach GER unterstützt und der Aufbau des
mehrsprachigen Repertoires gefördert.

                                                   Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   5
Das definierte Ziel ist die funktionale Mehr-                        Je höher das Sprachniveau gemäss den Kom-
    sprachigkeit. Das bedeutet, dass beim Erwerb                         petenzskalen des GER ist, umso mehr Gewicht
    der Sprachmittel die Funktion, d.h. das Ver­                         erhält die korrekte Form.
    stehen, das Sich-verständlich-Machen, das
    Funktionieren der Kommunikation im Vor-                              Das Korrekturverhalten der Lehrperson un-
    dergrund steht.                                                      terscheidet sich je nach didaktischer Absicht
                                                                         bzw. je nach Ziel der gestellten Aufgabe (sie-
    Fehlendes formales Wissen kann durch Kom-                            he Kapitel 3B Gestalten von Lernbedingungen).
    munikationsstrategien kompensiert werden,                            Ein bewusstes Korrekturverhalten ist wichtig,
    so dass Verständigung möglich wird. Die Fä-                          weil den Sprachmitteln im inhalts- und hand-
    higkeit, sich zu verständigen, ist der formalen                      lungsorientierten Sprachunterricht eine ex-
    Korrektheit übergeordnet.                                            plizit andere Bedeutung zukommt als im tra­
                                                                         di­tionellen Fremdsprachenunterricht.

    Schuljahre HarmoS 5 / 6 (3. Klasse, 4. Klasse) Französisch
                                      A 1.1         A 1.2          A 2.1         A 2.2          B 1.1          B 1.2   B2
     Hörverstehen
     Leseverstehen
     Sprechen
     Schreiben

    Schuljahre HarmoS 7 / 8 (5. Klasse, 6. Klasse) Französisch
                                      A 1.1         A 1.2          A 2.1         A 2.2          B 1.1          B 1.2   B2
     Hörverstehen
     Leseverstehen
     Sprechen
     Schreiben

    Schuljahre HarmoS 7 / 8 (5. Klasse, 6. Klasse) Englisch
                                      A 1.1         A 1.2          A 2.1         A 2.2          B 1.1          B 1.2   B2
     Hörverstehen
     Leseverstehen
     Sprechen
     Schreiben

    Schuljahr HarmoS 9 (7. Klasse) Französisch
    Ab Schuljahr 9 wird unterschieden zwischen Grundanforderungen (dunkel) und erweitereten Anforderungen (hell)
                                      A 1.1         A 1.2          A 2.1         A 2.2          B 1.1          B 1.2   B2
     Hörverstehen
     Leseverstehen
     Sprechen
     Schreiben

    Schuljahr HarmoS 9 (7. Klasse) Englisch
                                      A 1.1         A 1.2          A 2.1         A 2.2          B 1.1          B 1.2   B2
     Hörverstehen
     Leseverstehen
     Sprechen
     Schreiben

6 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
Schuljahre HarmoS 10 (8. Klasse) Französisch
                           A 1.1       A 1.2         A 2.1        A 2.2          B 1.1         B 1.2           B2
 Hörverstehen
 Leseverstehen
 Sprechen
 Schreiben

Schuljahre HarmoS 10 (8. Klasse) Englisch
                           A 1.1       A 1.2         A 2.1        A 2.2          B 1.1         B 1.2           B2
 Hörverstehen
 Leseverstehen
 Sprechen
 Schreiben

Schuljahre HarmoS 11 (9. Klasse) Französisch
                           A 1.1       A 1.2         A 2.1        A 2.2          B 1.1         B 1.2           B2
 Hörverstehen
 Leseverstehen
 Sprechen
 Schreiben

Schuljahre HarmoS 11 (9. Klasse) Englisch
                           A 1.1       A 1.2         A 2.1        A 2.2          B 1.1         B 1.2           B2
 Hörverstehen
 Leseverstehen
 Sprechen
 Schreiben

B Anforderungsprofile für Französisch als                 Gemäss Vorgabe der EDK sollen die Schülerin-
erste und Englisch als zweite Fremdsprache                nen und Schüler am Ende der obligatorischen
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen                 Schulzeit in beiden Fremdsprachen vergleich-
(GER) bildet die Grundlage für die Lernziele              bare Kompetenzen ausweisen.
und Kompetenznieveaus, die erreicht werden
müssen (s. Kapitel 6 Planungsraster für die Schul-        In der obligatorischen Schule sind die Kom-
jahre 5–11). Für die Schuljahre 9–11 wird zwi-            petenzniveaus von A1.1 bis B1.2 (elementare
schen Grundanforderungen (GA) und erwei-                  bis selbständige Sprachverwendung) von Be-
terten Anforderungen (EA) unterschieden.                  deutung. Das Niveau B2 wird als möglicher
                                                          Entwicklungshorizont für einzelne Schüle-
Da sich die rezeptiven Fertigkeiten im Sprach-            rinnen und Schüler umrissen.
lernprozess schneller entwickeln als die pro-
duktiven, sind die Ansprüche ans Hörverste-               Die Grundanforderungen (GA) entsprechen
hen und Leseverstehen höher als ans Sprechen              den Basisstandards von HarmoS. Die entspre-
und Schreiben. Die Entwicklung von produk-                chenden Kompetenzziele müssen alle Schüle-
tiven Kompetenzen erfordert mehr Zeit und                 rinnen und Schüler erreichen, sofern sie kei-
Ressourcen. Ihnen muss der Unterricht mit                 ne gravierenden Lernschwierigkeiten haben
zunehmendem Lernalter mehr Gewicht bei-                   oder unter ausnehmend widrigen Umständen
messen.                                                   gelernt haben. (Genauere Erklärung zum Be-

                                                     Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   7
zug Grundanforderungen – HarmoS-Standards
    siehe Einleitung zum Kapitel 6, Seite 17)
                                                                        4. Umsetzung der
                                                                        Zielsetzungen im Unterricht
    Erweiterte Anforderungen (EA) ermöglichen
    die Binnendifferenzierung. Dadurch können
    leistungsstärkere und motiviertere Schülerin-                       A Didaktische Konzepte und Methoden
    nen und Schüler anspruchsvollere, eventuell                         Das Ziel der funktionalen Mehrsprachigkeit
    auch zusätzliche Aufgaben lösen.                                    und die im Lehrplan formulierten Lernziele
                                                                        bedingen, dass die Sprachlehr- und -lern­
    Das Erfüllen der erweiterten Anforderungen                          methoden im Sinne der Didaktik der Mehrspra­
    (EA) gibt keinen Aufschluss über die Zuwei-                         chigkeit erweitert, bisherige Methoden neu
    sung in eine bestimmte Abteilung der Sekun-                         gewichtet sowie Materialien und Instrumente
    darstufe I.                                                         entsprechend entwickelt und angepasst wer-
                                                                        den.
    C Anzahl Wochenlektionen für Französisch
    und Englisch                                                        Die folgende Übersicht zeigt die einzelnen di-
    Die Lektionendotation bezeichnet ein Mini-                          daktischen Konzepte und Methoden, die sich
    mum. Sie beinhaltet sowohl kursorisch erteil-                       wie Puzzleteile in ein Gesamtkonzept einfü-
    ten Fremdsprachenunterricht als auch den                            gen, und definiert ihre Verbindlichkeit.
    Anteil der Zeit, die für Aktivitäten zur Um­
    setzung der Didaktik der Mehrsprachigkeit                           Die Konzepte Inhalts- und Handlungsorientie-
    (z.B. Projektunterricht, Begegnungsdidaktik)                        rung, Bewusstheit für Sprache und Kulturen sowie
    benötigt wird.                                                      Sprachenübergreifender Unterricht sind obligato-
                                                                        risch in den Unterricht zu integrieren.

                                                                        Bilingualer und immersiver Sachfachunterricht so-
    (Die hier definierte Lektionendotation muss im Rahmen der
                                                                        wie Austausch und Begegnung bezeichnen jene
    HarmoS-Erprobung überprüft und allenfalls angepasst werden.)
                                                                        Bereiche, in denen sich die einzelne Lehrper-
     Lektionenzahl                                                      son bei der Planung an den eigenen und den
     nach Schuljahr und Sprache                                         Ressourcen des Kollegiums orientiert. Wie in-
                                                                        tensiv und in welchem Umfang die Konzepte
     Schuljahr                Sprache                                   berücksichtigt werden, hängt von den Vor-
     (HarmoS)              Französisch           Englisch               aussetzungen der Lehrpersonen, der Schule
                                                                        als Ganzem sowie dem örtlichen Kontext ab.
     5. Klasse                    3
     6. Klasse                    3                                     Inhalts- und Handlungsorientierung
                                                                        Im Inhalts- und handlungsorientierten Fremdspra-
     7. Klasse                    2                   2                 chenunterricht wird die fremdsprachliche Kom-
     8. Klasse                    2                   2                 petenz einerseits über die Bearbeitung von
                                                                        Inhalten und Sachthemen und andererseits
     9. Klasse                    3                   3                 über das sprachliche Handeln in konkreten
     10. Klasse                   3                   3                 Situationen aufgebaut. Die Kinder und Ju-
                                                                        gendlichen erleben sich im Unterricht als In-
     11. Klasse                   3                   3
                                                                        dividuen, die mit Hilfe der Sprache handeln.
     Total                       19                   13
                                                                        Der Unterricht geht von Themen aus, vermit-
                                                                        telt Wissen in der Fremdsprache und kommu-
                                           32
                                                                        niziert über Dinge, die für die Lernenden eine
                                                                        Bedeutung haben und die über das reine An-

8 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
wenden und Üben hinausgehen. Dadurch                   Sprachlernstrategien (z.B. wie man ein Wör-
werden Situationen geschaffen, in denen das            terbuch benutzt), für Kommunikationsstra-
Sprechen, Schreiben, Lesen und Hören für die           tegien (z.B. dass man Wortschatzlücken um-
Lernenden interessant ist und einen Sinn er-           schreiben kann) usw.
gibt. Nicht Grammatik und Wortschatz ste-
hen im Vordergrund, sondern das Handeln in             Im mehrsprachigen Repertoire sind die ver-
lebensnahen Situationen sowie die Verarbei-            schiedenen Sprachen (L1, L2, L3, L4, ...) mitein-
tung von Inhalten, die dem Alter, den Interes-         ander verbunden und bilden eine gemeinsa-
sen und den Bedürfnissen der Lernenden an-             me Basis, auch wenn sie jeweils eine eigene
gepasst sind.                                          Ausprägung haben. Es liegt nahe, auch beim
                                                       Lehren von Fremdsprachen diese Erkenntnis
Sprachenübergreifender Unterricht                      zu nutzen: Durch Sprachenübergreifenden Unter-
Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass               richt werden die bereits vorhandenen sprach-
das Lernen und Lehren verschiedener Spra-              lichen Ressourcen der Schülerinnen und
chen möglichst klar getrennt erfolgen solle,           Schüler genutzt und so das Lernen so effizi-
damit keine Verwirrung entstehe. Die neue-             ent wie möglich gestaltet.
re Forschung und Didaktik betont jedoch,
dass beim Sprachenlernen Synergien ge-                 Die Effizienz des Sprachenlernens wird ge-
nutzt werden: Wenn Schülerinnen und Schü-              steigert, wenn die Schülerinnen und Schüler
ler mehrere Sprachen lernen, fangen sie                dazu angeregt werden, das Transferpotenzial
nicht immer wieder bei Null an, sondern                zwischen den Sprachen zu nutzen: Wenn im
können vom bereits Gelernten profitieren.              Deutschunterricht bereits gelernt und geübt
Dies gilt für Parallelen im Wortschatz (z.B.           wurde, wie man einen Text selektiv liest, wie
Flöte – flûte – flute, zelebrieren – célébrer –        man einen formellen Brief schreibt oder wie
to celebrate, usw.), für Fertigkeiten im Ver-          man ausgehend von der Wortwurzel ein un-
stehen und Verfassen von Texten (z.B. wie              bekanntes Wort erschliesst, können diese Fer-
eine Geschichte geschrieben oder ein Zei-              tigkeiten auch im Fremdsprachenunterricht
tungsartikel selektiv gelesen wird), für               gezielt aktiviert werden.

                                                  Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   9
usw.), Einzelaustausch von Schülerinnen und
                                                                         Schülern, Klassenaustausch mit Partnerschu-
                                                                         len. Wie beim Inhalts- und handlungsorientierten
                                                                         und beim Bilingualen oder immersiven Unterricht
                                                                         geht es darum, dass die Verwendung der Ziel-
                                                                         sprache als etwas Sinnvolles und Notwendi-
                                                                         ges erlebt wird. Zum inhaltlichen Lernen hin-
                                                                         zu kommt aber das Element der Begegnung
                                                                         und ein starker Akzent auf interkulturellem
                                                                         Lernen. Die Kinder und Jugendlichen erfah-
                                                                         ren, dass Kommunikation auch ohne perfekte
                                                                         Grammatik, Aussprache, Orthografie und mit
                                                                         einem relativ beschränkten Wortschatz mög-
                                                                         lich ist. In emotional anspruchsvollen Begeg-
                                                                         nungen sind sie gezwungen, sämtliche ver-
                                                                         fügbaren Sprachkenntnisse zu mobilisieren,
                                                                         und erhalten dadurch einen Motivations-
                                                                         schub fürs Weiterlernen. Die direkte Begeg-
     Bewusstheit für Sprache und Kulturen                                nung mit dem Anderen – z.B. der Schulalltag
     Bewusstheit für Sprache und Kulturen zu fördern                     in Delémont oder in Colmar, das Abendessen
     heisst, Schülerinnen und Schüler anzuregen,                         in einer Familie in Wales – fördert die Be-
     über Sprache und das Sprachenlernen nach-                           wusstheit für die eigene und die anderen
     zudenken, sie zu ermutigen, sprachliche Ge-                         Sprachen und Kulturen. Wichtig ist eine gute
     setzmässigkeiten, Grundmuster und Struk-                            didaktische Begleitung, damit die anderen
     turen, sprachliche Variationen, Eigenheiten                         Gewohnheiten und Einstellungen, die beim
     und kulturelle Stereotypen zu erkennen.                             direkten Kontakt viel unmittelbarer erlebt
     Sprachvergleiche führen zu Sprachsensibili-                         werden, Vorurteile nicht verstärken. Werden
     sierung und Sprachreflexion. Das Bewusst-                           Vorurteile und negative Einstellungen hinter-
     sein für die Kulturen wird entwickelt, wenn                         fragt und bearbeitet, können sie abgebaut
     zum Beispiel realisiert wird, dass es in jeder                      werden. Dank Austausch­aktivitäten können
     Sprache typische Begrüssungsrituale mit be-                         Freundschaften ent­stehen.
     gleitender Gestik gibt, diese aber ganz unter-
     schiedlich klingen und aussehen können,                             Bilingualer Sachfachunterricht und Immersion
     oder wenn erfahren wird, dass es in jeder                           Bilingualer Sachfach­unterricht und Immersion
     Sprache (nicht nur in den prestigeträchtigen                        sind die kon­sequente Umsetzung und Weiter-
     Weltsprachen) Sprachkunstwerke gibt.                                führung des Inhalts- und handlungsorientierten
                                                                         Fremd­sprachenunterrichts. Im Unterschied zum
     Die Förderung der Bewusstheit für Sprache und                       kursorischen Fremdsprachenunterricht sind
     Kulturen zielt über die Fähigkeit hinaus, sich                      die in der Zielsprache vermittelten Inhalte
     in einer konkreten Situation in der Zielspra-                       dem Fachlehrplan des entsprechenden Sach-
     che zu verständigen. Sie hat eine positive                          fachs entnommen.
     Rückwirkung auf die Erstsprache. In der Lage
     zu sein, über sprachliche Mechanismen sowie                         Immersion und bilingualem Unterricht gemein-
     die eigene und andere Kulturen nachzuden-                           sam ist, dass eine Zielsprache dazu verwendet
     ken, fördert eine positive Haltung zur Spra-                        wird, einzelne Inhalte aus Sachfächern (wie
     chen- und Kulturenvielfalt und führt zum                            Sport, Mensch und Umwelt, Werken und Ge-
     Abbau von Vorurteilen. Diese Offenheit, ge-                         stalten usw.) zu unterrichten. Im Vordergrund
     paart mit Techniken für das Sprachenlernen                          steht also das Sachfach, die Zielsprache ist das
     (Lernstrategien), legt die Basis für ein lebens-                    «Transportmittel». Der Unterschied zwischen
     langes selbständiges Weiterentwickeln des                           den beiden Unterrichtsformen besteht im
     mehrsprachigen Repertoires.                                         Prinzip darin, dass beim bilingualen Unterricht
                                                                         die Zielsprache zu wesentlichen Anteilen ge-
     Austausch und Begegnung                                             zielt neben der Schulsprache verwendet wird;
     Mit Austausch und Begegnung ist gemeint, dass                       didaktische Hilfestellungen zum Erwerb der
     den Schülerinnen und Schülern die Möglich-                          Zielsprache sind vorgesehen. Von Immersion
     keit gegeben wird, die Zielsprache(n) über                          wird hingegen dann gesprochen, wenn nach
     den Fremdsprachenunterricht im Klassen-                             dem Prinzip des «Sprachbads» ausschliesslich
     zimmer hinaus in authentischen Situationen                          in der Zielsprache unterrichtet wird. Der Un-
     zu erfahren: Intensivblöcke mit Animation                           terschied zwischen den beiden Unterrichts-
     durch locuteurs natifs / native speakers, Ex-                       formen ist jedoch oft fliessend, da es zahlrei-
     kursionen ins Zielsprachgebiet, virtuelle Kon-                      che Spielformen von Immersion und bilingualem
     takte (E-Mail-Projekte, virtuelle Plattformen                       Unterricht gibt.

10 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
B Gestalten von Lernbedingungen
Wirksamer Unterricht steht und fällt mit
dem Handeln der einzelnen Lehrperson. Die
Frage, die sich jede Lehrperson immer wieder
stellt, ist: «Wie schaffe ich in meinem Unter-
richt gute soziale, kommunikative und
kognitive Bedingungen, damit die ge-
setzten Lernziele erreicht werden
können?» Besonders fruchtbar ist
eine solch reflexive Praxis im Aus-
tausch mit anderen Lehrperso­
nen, denn unterschiedliche Hal-
tungen und Vorgehensweisen
schaffen optimale Vorausset-
zungen, um das eigene Han-
deln im Unterricht zu überden­
ken und mögliche Alternativen
dazu zu entwickeln.

Die folgenden Punkte sind als
Orientierungshilfe und nicht als
abschliessende Kriterienliste ge-
dacht.

Mehrsprachiges Repertoire aufbauen helfen
Im Zentrum eines zeitgemässen Unter-
richts steht der oder die Lernende mit ihrem
bereits erworbenen sprachlich-kulturellen
Wissen und Können in einer oder mehreren
Sprachen. Ist sich die Lehrperson bewusst,
dass sie in ihrem Fremdsprachenunterricht
nur einen Teil eines Ganzen, nämlich eine
Sprache im mehrsprachigen Repertoire för-
dern und aufbauen hilft, wird sie ihren Un-
terricht anders ausrichten und vorbereiten.
Mehrsprachigkeit als Chance und nicht als
Hindernis verstehen, Bezüge zu den andern             Die Fremdsprache soviel wie möglich im
Sprachen herstellen, kulturelles Wissen fürs          Klassenzimmer einsetzen
Sprachenlernen nutzen, das sind Konsequen-            Die Schülerinnen und Schüler brauchen ein
zen, die sich aus dieser Haltung ergeben kön-         reiches sprachliches Umfeld, um Fremdspra-
nen.                                                  chen zu lernen. Sie sollen oft Gelegenheit er-
                                                      halten, diese Sprachen zu hören und aktiv zu
Authentische, anregende Materialien zum               gebrauchen. So soll auch die gestion de la classe
inhaltlichen Arbeiten nutzen                          respektive das classroom management in der
Die Themen und Aktivitäten im Fremdspra-              Zielsprache gestaltet werden und der Wort-
chenunterricht müssen so gewählt sein, dass           schatz einer classroom language von Anfang an
die Lernenden sie als interessant, für sie be-        aufgebaut werden. Manchmal ist es aber hilf-
deutsam und wichtig erleben. So kann ihre             reich und notwendig, auf die lokale Schul-
Neugierde und ihr Interesse am Sprachenler-           sprache zurückzugreifen. Deshalb gilt: So viel
nen, an der fremdsprachigen Kultur geweckt            wie möglich in der Fremdsprache, so viel wie
und erhalten werden.                                  nötig auf Deutsch. Allerdings sollte nicht
                                                      konzeptlos von einer Sprache in die andere
Inhaltliches Arbeiten setzt von Anfang an             gewechselt werden.
möglichst authentische Materialien voraus.
Ebenso wichtig ist, dass die Arbeitsaufträge,         Grammatik, Wortschatz und Orthografie als Mittel,
die die Lernenden bearbeiten sollen, zu ech-          nicht als Selbstzweck lernen
ten Äusserungen führen. Durch das Schaffen            Die Aufgaben sind der Motor für das Lernen.
authentischer Kommunikationsanlässe wird              Damit die Lernenden die Aufgaben lösen und
die Fremdsprache im Unterricht als natürli-           die Inhalte verstehen können, benötigen sie
ches Verständigungsmittel erfahren. Das er-           entsprechende Sprachmittel. Systematische
möglicht einen realitätsnahen, altersgerech-          Arbeit an Aussprache und Orthografie, an
ten Informationsaustausch.                            Wortschatz und Grammatik hat deshalb ih-

                                                 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   11
lehrperson. Je nach Ressourcen im Schulhaus
                                                                         und der Schulumgebung können Schwer-
                                                                         punkte bezüglich Themen, aber auch in Be-
                                                                         zug auf den Bilingualen und immersiven Unter-
                                                                         richt oder Austauschaktivitäten gelegt werden.
                                                                         Ein wichtiger Faktor ist die Bereitschaft der
                                                                         Fremdsprachenlehrpersonen, über das ein-
                                                                         zelne Fach hinaus zu schauen und mit Kolle-
                                                                         ginnen und Kollegen zu kooperieren.

                                                                         Zielklarheit und Methodenvielfalt anstreben
                                                                         Der heutige Fremdsprachenunterricht ver-
                                                                         zichtet auf die einseitige Orientierung an ei-
                                                                         ner bestimmten Methode: Kommunikative,
                                                                         handlungsorientierte Aufgaben werden mit
                                                                         systematischer Arbeit an Sprachmitteln, spra-
                                                                         chenübergreifender Reflexion, Auswendigler-
                                                                         nen von Liedern und Texten usw. kombiniert.
                                                                         Wichtig ist, dass der Lehrperson und den Ler-
                                                                         nenden die Ziele bei der Gestaltung von Lern-
                                                                         sequenzen und der Methodenwahl klar sind.
                                                                         Zum Beispiel ist es hilfreich, eine klare Tren-
                                                                         nung zu machen zwischen Sequenzen, die
                                                                         auf das Lernen und Einüben von Sprachmit-
                                                                         teln ausgerichtet sind, und Sequenzen, bei
                                                                         denen das Lösen einer kommunikativen Auf-
                                                                         gabe im Vordergrund steht.
     ren festen Platz im Unterricht; sie ist aber
     nicht Selbstzweck, sondern leitet sich stets                        Ein unterstützendes Lernklima schaffen und
     aus den Aufgaben und den sprachlichen Akti-                         differenziert mit Fehlern umgehen
     vitäten ab.                                                         Ein ermutigendes Lernklima begünstigt ei-
                                                                         nen angstfreien Umgang mit Fremdsprachen
     ELBE-Aktivitäten auf jeder Stufe in den                             und stärkt das Vertrauen der Lernenden in
     Fremdsprachenunterricht integrieren                                 die eigenen Fähigkeiten. Dazu gehört ein dif-
     ELBE steht für Eveil aux langues, Language                          ferenzierter, unterstützender Umgang mit
     Awareness, BEgegnung mit Sprachen. ELBE-                            Fehlern. Fehler haben verschiedene Ursachen
     Aktivitäten dienen der Förderung von Bewusst-                       und sind oft Zeichen des Lernprozesses. Das
     heit von Sprache und Kulturen und werden auf                        Korrekturverhalten der Lehrperson hebt be-
     jeder Schulstufe in den Fremdsprachenunter-                         reits Gelerntes hervor, konzentriert sich auf
     richt integriert. Beispiele sind etwa Verglei-                      systematische Fehler und passt sich dem Lern-
     che von Schrift- und Orthgraphiesystemen,                           ziel an. Geht es im Unterricht mit Anfängern
     grammatischen Eigenheiten verschiedener                             z.B. darum, durch Imitieren und Nachspre-
     Sprachen oder Höflichkeitsnormen in verschie-                       chen ein Gespür für die Ausprache und die
     denen Kulturen. Dabei werden Brücken zum                            Intonation zu entwickeln, so muss genau kor-
     Unterricht in der lokalen Schulsprache und                          rigiert werden, weil Korrektheit das Ziel ist.
     den Kursen in heimatlicher Sprache und Kultur                       Bei der Entwicklung der Kommunikationsfä-
     (HSK) gebaut; das Potenzial von Kindern mit                         higkeit erfolgen Korrekturen vorsichtiger und
     Migrationshintergrund wird wertgeschätzt.                           auf einzelne Aspekte ausgerichtet. Beim Erar-
                                                                         beiten von produktiven Sprachkompetenzen
     Durch Kooperation und Absprachen vorhandene                         sind häufige Fehler natürlich und normal.
     Ressourcen nutzen
     Den stärksten Handlungs- und Realitätsbezug                         Die Lernenden müssen zunehmend Verant-
     bieten der Bilinguale und immersive Unterricht                      wortung für den Lernprozess übernehmen
     sowie Austausch- und Begegnungsaktivitäten.                         können, indem sie Lernstrategien und Lern-
     Diese Aktivitäten bringen einen zusätzlichen                        techniken erwerben, ihre Arbeit selbst evalu-
     Organisations- und Zeitaufwand. Deshalb                             ieren und Informations- und Kommunikati-
     braucht es die Unterstützung durch die loka-                        onstechnologien nutzen lernen.
     len Schulbehörden, die Schulleitung und das
     Kollegium. Es ist anzustreben, diese Unter-                         Durch Massnahmen der Binnendifferenzie-
     richtsformen schrittweise in den Unterricht                         rung wird ermöglicht, dass auch schwächere
     einzubauen, beispielsweise durch «immersive                         Lernende die Grundanforderungen erfüllen
     Inseln» und in Absprache mit einer Sachfach-                        können.

12 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
C Erfassen und Beurteilen der Kompetenzen               Ergebnisorientierte Beurteilung
Die Beurteilung umfasst alle drei Kompetenz-            (summative Beurteilung)
bereiche, die kommunikative Handlungsfähig­             Diese Beurteilung richtet das Augenmerk auf
keit (Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben),            den Leistungsstand. Sie liefert Angaben, wel-
die Bewusstheit für Sprache und Kulturen so-            che Lernziele erreicht wurden und wo allfälli-
wie die lernstrategischen Kompetenzen.                  ge Lücken bestehen. Sie umfasst sowohl Lern-
                                                        kontrollen kleiner Lernschritte als auch
Die Kompetenzbereiche II und III werden nor-            grössere Arbeiten, die am Ende einer Lernein-
malerweise in der Anwendung, d.h. durch eine            heit duchgeführt werden. Dafür können Mus-
entsprechende Aufgabenstellung geprüft.                 tertests aus den Lehr- und Lernmaterialien,
                                                        eigene Lernzielkontrollen und ergänzendes
Leistungsbeurteilung erfüllt nicht nur die              Testmaterial verwendet werden. Die Beurtei­
Funktionen Wissensprüfung und Promotion,                lung von Projektprodukten oder von Dossiers
sondern auch Beratung, Förderung des Ler-               z.B. aus dem ESP gehört ebenfalls dazu.
nens sowie Rückmeldungen zur Leistung.
Entsprechend braucht es auch unterschiedli-             Am Ende einer längeren Lernperiode, ganz
che Formen der Beurteilung:                             sicher am Ende des Schuljahrs ist üblicher-
                                                        weise eine bilanzierende und qualifizierende
Prozessorientierte Beurteilung                          Beurteilung verlangt. Sie fasst die Erreichung
(formative Beurteilung)                                 der Lernziele nach bestimmten Kriterien in ei-
Sie richtet das Augenmerk auf das Lernverhal-           ner Gesamt­beurteilung zusammen. Gemäss
ten und die Lernfortschritte. Sie hilft, den            der Philo­sophie der Didaktik der Mehrspra-
weiteren Lernprozess zu steuern, erhält und             chigkeit umfasst diese Gesamtbeurteilung
steigert die Motivation der Lernenden und               alle Kompetenzbereiche und beide Beurtei-
bringt Erkenntnisse für die weitere Gestal-             lungsformen.
tung des Unterrichts. Sie umfasst:
• Selbstevaluation, Co-Evaluation und                   Da die Gesamtbeurteilung vom Unterrichts-
    Erfahrungsberichte (durch Schüler/innen)            geschehen, der Besonderheit der Schulstufe
• Prozessbegleitende Beobachtungen und                  und den unterschiedlichen Lernzielen ab-
    Erfahrungsberichte (durch Lehrpersonen)             hängt, werden die einzelnen Elemente der
                                                        Beurteilung in den verschiedenen Schuljah-
Das Europäische Sprachenportfolio ESP wird ne-          ren auch unterschiedlich gewichtet.
ben anderen möglichen Instrumenten in al-
len Klassen eingesetzt. Es ist der Lernbegleiter        An Schnittstellen werden die Ergebnisse der
der Schülerinnen und Schüler, der ihnen                 formativen und summativen Beurteilung pro-
hilft, die eigene Sprachlernbiographie festzu-          gnostisch eingesetzt. Die Beteiligten versuchen
halten, über das eigene Lernen nachzuden-               mit Hilfe der Gesamtbeurteilung, eine Prog-
ken und sich selbst einzuschätzen. Gleichzei-           nose für eine mutmassliche weitere Entwick-
tig ermöglicht ihnen das ESP, ihre erworbenen           lung zu stellen.
Kompeten­zen und repräsentative Arbeiten
auszuweisen.                                            Übersicht zu Beurteilungsinstrumenten
                                                        I) Regelmässige Lernzielüberprüfungen:
Prozessbegleitende Beobachtungen und Erfah-             Mit verschiedenen Instrumenten werden die
rungsberichte, systematisch oder eher spontan           Lernziele, die den Unterricht leiten und die
festgehalten durch die Lehrpersonen, sind Teil          vom Lehrplan sowie den Lehr- und Lernmate-
der formativen Evaluation.                              rialien vorgegeben sind, überprüft. Sie bilden

                                                   Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   13
als Ganzes die Grundlage, auf welcher der                           III) Prognostische Beurteilung an Schnittstellen:
     Lernfortschritt und die sprachlichen Möglich-                       Es werden dem Kontext angepasste «Test­
     keiten einer Schülerin, eines Schülers doku-                        pakete» eingesetzt, die aus gebündelten Auf­
     mentiert werden.                                                    gaben von lingualevel oder anderen Testinstru-
                                                                         menten bestehen. Diese Fremdevaluation wird
     II) Standortbestimmungen:                                           mit dem Eintrag in den Sprachenpass (Selbst­
     Ab Ende der 5. Klasse werden periodisch der                         evaluation) ergänzt. Im Gespräch zwischen
     Stufe und dem Unterricht entsprechend Beur-                         Lehrperson und Schüler/in kann der Lerner-
     teilungen durchgeführt, die Auskunft geben                          folg anschliessend besprochen und der Stufen­-
     über die erworbenen Kompetenzen und das                             übertritt vorbereitet werden. Zusammen mit
     sprachliche Niveau der Lernenden. Zur Be-                           den Beurteilungen während des Semesters
     stimmung werden zum Beispiel Testaufgaben                           wird die prognostische Beurteilung für den
     zu den verschiedenen Teilkompetenzen aus                            Übertritt vorgenommen.
     lingualevel eingesetzt.
                                                                         An den Schnittstellen stellen die Lernenden
     Während Lernzielkontrollen Bekanntes und                            auch ihr Sprachenportfolio vor. In der Sprachbio-
     Vertrautes überprüfen, konfrontieren die Test­                      grafie (Lernbegleiter) befinden sich die doku-
     aufgaben die Lernenden auch mit Unbekann-                           mentierten sprachlichen und kulturellen Er-
     tem, damit sie die erworbenen Kompetenzen                           fahrungen und die Selbsteinschätzungen. Im
     in einem weiter gefassten Kontext auf andere                        Dossier sind Arbeiten gesammelt, welche re-
     Art überprüfen können.                                              präsentativ sind für das im Sprachenpass aus-
                                                                         gewiesene Niveau. Die Standortbestimmung
                                                                         gibt auch Auskunft darüber, ob die Basisstan-
                                                                         dards von HarmoS erreicht wurden.

                                                                         Internationale Sprachzertifikate
                                                                         Internationale Sprachzertifikate können in Er-
                                                                         gänzung zur schulinternen Bewertungspra-
                                                                         xis und den HarmoS-Basisstandards einge-
                                                                         setzt werden. Sie sind in der Regel auf den
                                                                         Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen aus-
                                                                         gerichtet und daher mit dem Europäischen
                                                                         Sprachenportfolio kompatibel. Oft stehen alters-
                                                                         und stufengerechte Juniorversionen zur Ver-
                                                                         fügung. Als externe, international anerkann-
                                                                         te Zertifizierungen von Sprachkompetenzen
                                                                         können sie die Motivation zum Sprachenler-
                                                                         nen der Schülerinnen und Schüler entschei-
                                                                         dend steigern.

14 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
5. Didaktische Kohärenz                                Schulorganisation, die gute Rahmenbedin-
                                                       gungen schafft. Bei der Koordination geht es
und Koordination                                       neben der Sicherstellung didaktischer Kohärenz
                                                       auch um die frühzeitige Planung und Sicher-
A Sicherstellung der didaktischen Kohärenz             stellung der benötigten Ressourcen.
Die Didaktik der Mehrsprachigkeit zeichnet sich
durch einen hohen Grad an Vernetzung von               Die Sicherstellung der Kontinuität des Spra-
Sprachfächern, didaktischen Konzepten, Ma-             chenlernens über die Schnittstellen (Primar-
terialien und Instrumenten aus. Die Planung            stufe–Sekundarstufe I) hinweg ist ebenfalls
richtet sich nach dem Lehrplan, den obliga-            Teil des Koordinationsauftrages. Möglichkei-
torischen Lehr- und Lernmaterialien, dem               ten von Synergien werden genutzt, sei dies
Europäischen Sprachenportfolio (ESP), dem Eva-         durch gegenseitige Information, Erfahrungs-
luationsinstrument lingualevel sowie nach di-          austausch, die gemeinsame Organisation von
daktischen Konzepten, über deren Grad der              Anlässen und Projekten oder die Vermittlung
Verbindlichkeit die Darstellung auf Seite 8f           von Personen mit französischer (oder später
Auskunft gibt.                                         englischer) Muttersprache im Unterricht.

Um Synergien ausschöpfen zu können, sind               Durch Koordination kann vermieden wer-
die einzelnen Bereiche und Instrumente bei             den, dass Lehrpersonen, aber auch Schüle-
der Planung aufeinander abzustimmen. Didak­            rinnen und Schüler sowie die Eltern durch
tische Kohärenz bezeichnet die systematische           Widersprüche und Diskontinuitäten verun-
Verbindung bisher häufig getrennter Unter-             sichert und belastet werden. Koordination
richtsbereiche oder -sequenzen. Nebst der Ko-          setzt geklärte Verantwortlichkeiten voraus.
härenz zwischen Lehrplan, Lehrmittel und               Die folgende Übersicht bezeichnet Funktio-
Bewertungspraxis ist hier auch die Kohärenz            nen und Aufgaben, die durch die Gruppe
zwischen Sprach- und Nichtsprachfächern so-            der Sprachlehrpersonen, die Schulleitungen
wie zwischen inner- und ausserschulischem              und die Erziehungsdirektion wahrgenom-
Lernen gemeint.                                        men werden.

Absprachen und Koordinationen zwischen                 Die Sprachlehrpersonen führen regelmäs-
den Sprachlehrpersonen aufgrund der loka-              sig Koordinations- und Planungssitzungen
len Gegebenheiten ermöglichen zudem, das               durch.
Potenzial des Schulortes auszunutzen. Sie er-
lauben, Schwerpunkte und eine Gesamtschau              Die Schulleitungen schaffen günstige Rah-
der schulischen Sprachförderung innerhalb              menbedingungen für die Zusammenarbeit
des Kollegiums zu formulieren.                         und helfen mit, Ressourcen für die Umset-
                                                       zung bereitzustellen.
B Koordination zwischen Lehrpersonen,
Schulleitung und Erziehungsdirektion                   Die Erziehungsdirektion unterstützt die
Inhaltliche Abstimmungen, die gemeinsame               Schulleitungen und Lehrpersonen subsidiär
Planung und die Durchführung von Unter-                im Rahmen ihrer Funktionen (z.B. durch
richt und speziellen Anlässen erfordern eine           Fachstellen, Controlling usw.).

                                                  Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   15
Übersicht zu Aufgaben der Kooperation

       Gruppe von Sprach-              •   Durchführung von Planungs- und Koordinationssitzungen
       lehrpersonen:                   •   Erstellen einer Gesamtschau der schulischen Sprachförderung
       Fremdsprachen                   •   Austausch von Materialien und Erfahrungen
       Deutsch                         •   Planung gemeinsamer Projekte und Aktivitäten
       Heimatliche Sprache             •   Organisation der Koordination zwischen den Stufen
       und Kultur (HSK)
       evt. weitere
       Lehrpersonen

       Schulleitung                    • Sicherstellung der Planungs- und Koordinationssitzungen
                                       • Unterstützung in organisatorischen und administrativen
                                         Belangen des Unterrichts und weiterer Aktivitäten
                                       • Sicherstellung eines Stundenplans, der Koordination erleichtert
                                       • Ergänzung des Leitbildes der Schule oder anderer
                                         Führungsinstrumente
                                       • Organisation der Koordination zwischen den Lehrpersonen
                                         und Schulstufen
                                       • Einbezug des Fremdsprachenunterrichts in die Qualitätssicherung
                                       • Kontrolle der Umsetzung des Lehrplans

       Erziehungsdirektion             • Unterstützung von stufen- oder fächerübergreifenden Projekten
                                       • Bereitstellung von Unterstützungsmassnahmen
                                         (Fachstelle, Weiterbildung, etc.)

16 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
6. Planungsraster für die
Schuljahre 5 – 11
Einleitende Bemerkungen

Die Tabellen dieses Kapitels (ab Seite 20) defi-
nieren die Globalziele, die die Schülerinnen
und Schüler im Französisch- und Englischun-
terricht erreichen müssen, und konkretisie-
ren die Handlungsfelder sowie die Lernaktivi-
täten und Inhalte, die das Sprachenlernen
unterstützen.

Für die Klassen 5 bis 8 (gemäss neuer Zählung)
werden keine erweiterten Anforderungen de-
finiert, einzelne Ziele werden aber als zusätz-
liche Möglichkeit aufgelistet.

Ab Klasse 9 (gemäss neuer Zählung) wird für
beide Sprachen nach Grundanforderungen
(GA) und erweiterten Anforderungen (EA) un-
terschieden. Schülerinnen und Schüler, die
die Ziele im Bereich Grundanforderungen er-
füllen und die entsprechenden Kompetenzen
erworben haben, werden die Basisstandards               rahmens (GER), das mit den
von HarmoS erfüllen.                                    Zielen anvisiert wird.

Der Kompetenzbereich I wird ab Klasse 9 für             Dieser Lehrplan betrachtet und
jede Jahrgangsstufe gesondert aufgeführt,               beschreibt das Unterrichtsgesche-
während die Kompetenzbereiche II und III für            hen also aus einer andern Optik als Har-
beide Sprachen gemeinsam und jeweils für                moS. Die Deskriptoren des Lehrplans geben
eine ganze Schulstufe gelten. Dadurch soll ge-          an, welche sprachlichen Handlungen die
zeigt werden, dass Zielsetzungen, Lernaktivi-           Schülerinnen und Schüler üben und welche
täten und Inhalte in diesen Bereichen ein ver-          Inhalte die Lehrpersonen vermitteln sollen.
bindendes Moment für das Sprachlernen in                Damit definiert der Lehrplan so genannte
beiden Sprachen darstellen. Absprachen zwi-             content standards, d.h. er beschreibt das Un-
schen den Lehrkräften der beiden Sprachen               terrichtsgeschehen und nicht die zu erbrin-
sowie auch der Schulsprache Deutsch sind er-            gende Leistung. Diese Optik zeigt mehr Fa-
wünscht und notwendig.                                  cetten des Unterrichts auf, gibt dem Lernen
                                                        und Lehren mehr Raum, zeigt die Vielfalt
Im Kompetenzbereich II «Bewusstheit für                 von Möglichkeiten beim schulischen Spra-
Sprachen und Kulturen» wird mit Beispielen              chenlernen. Dies soll helfen, eine Beschrän-
aus beiden Sprachen bzw. sprachenübergrei-              kung auf einseitiges «Teaching to the test», also
fenden Beispielen gearbeitet.                           das Trimmen der Schülerinnen und Schüler
                                                        im Hinblick auf das Prüfen von Leistungs-
Die Kompetenzen im Bereich III «Lernstrate­             standards zu umgehen.
gische Kompetenzen» gelten uneingeschränkt
für beide Fremdsprachen.                                Die Evaluationsinstrumente (ESP, lingualevel)
                                                        und die HarmoS-Standards richten den Fokus
Die Kompetenzbereiche II und III sind jeweils           auf die Leistung, den Output, darauf, welche
für eine ganze Schulstufe formuliert, d.h. 5/6,         Leistungen aus dem Unterricht resultieren.
7/8 und 9/10/11 gemäss HarmoS. Im Kompe-                Sie machen Aussagen über die Stufen des
tenzbereich I (Sprachhandeln) hingegen wer-             Könnens und Wissens, die zu einem gewissen
den die Zielsetzungen für die Jahrgangsstu-             Zeitpunkt erreicht sind oder erreicht sein
fen Klasse 9, 10 und 11 gesondert aufgeführt.           sollten. Es handelt sich um performance stan-
                                                        dards, da sie eine Aussage machen über das
Formuliert wird, mit welchen Aktivitäten die            erreichte Kompetenzniveau (A1-C2 im GER).
Schülerinnen und Schüler die gesetzten Ziele            Diese Standards sollen kompetenzbasierte
am Ende dieser definierten Periode erreicht             Leistungsvergleiche ermöglichen – innerhalb
haben sollten. Angegeben ist das Kompetenz-             einer Klasse, innerhalb einer Region, inner-
niveau des Gemeinsamen Europäischen Referenz-           halb eines Kantons. Damit sie diese Funktion

                                                   Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013   17
Kompetenzbereich I:
                                                                         Kommunikative Handlungsfähigkeit in den
                                                                         vier Fertigkeiten Hören und Verstehen, Lesen und
                                                                         Verstehen, Sprechen und Schreiben

                                                                         Dies ist der umfangreichste Kompetenzbe-
                                                                         reich. Es umfasst die Fähigkeiten und Fertig-
                                                                         keiten, die traditionell dem Sprachenlernen
                                                                         zugeordnet werden, die die Gesellschaft auto-
                                                                         matisch mit Fremdsprachenunterricht verbin-
                                                                         det und in die sie hohe Erwartungen setzt.

                                                                         Entsprechend wird dieses Kompetenzziel einen
                                                                         grösseren Teil des Fremdsprachenunterrichts
                                                                         beanspruchen als die beiden anderen Kompe-
                                                                         tenzbereiche, was allein schon durch die Zahl
                                                                         der zu erreichenden Ziele sichtbar wird.

                            erfüllen können, müssen                      Bei der Auflistung der Ziele wird sichtbar,
                             ganz bestimmte Dinge                        dass der komplexe Vorgang in der realen
                              ausgewählt und beschrie-                   Sprachanwendung im Unterricht nicht kon-
                              ben werden, die die Zu-                    sequent nach Teilkompetenzen getrennt
                             ordnung zu einem Niveau                     stattfindet. Wird schon in der Formulierung
                             erlauben. Es ist ein ge-                    des Ziels klar, dass damit zwei Fertigkeiten
                           nauer Blick auf ganz be-                      angesprochen werden, wird das Ziel in beiden
                         stimmte Inseln in der Ganz-                     Teilkompetenzen aufgeführt.
                       heit des Wissens und Könnens.
                                                                         Nach GER wird «Sprechen» in monologisches
     Die performance standards von HarmoS und lin-                       und dialogisches Sprechen unterteilt. Ob-
     gualevel können mit Hilfe der content standards                     schon es sich dabei um zwei unterschiedliche
     aus dem Lehrplan erreicht werden, so dass                           Formen des Sprechens handelt, die von den
     die Deskriptoren aus den Checklisten be-                            Schülerinnen und Schülern auch unter-
     stimmten Lehrplanzielen zugeordnet werden                           schiedlich gut praktiziert werden können,
     können. Dieser Bezug wird in den Erläute-                           wurde in der Tabelle auf die Unterscheidung
     rungen zu den Lehr- und Lernmaterialien auf-                        verzichtet.
     gezeigt. Gleichzeitig geben die Zielformulie-
     rungen Hinweise auf die Stufe der Leistung,                         Da sich die rezeptiven Fertigkeiten im Sprach-
     die angestrebt wird: einfach – detailliert / ein-                   lernprozess schneller entwickeln als die pro-
     fach – komplexer / kurz – lang / mit oder ohne                      duktiven, sind die Ansprüche ans Hörverste-
     Bild / mit oder ohne erklärende Mimik, Ges-                         hen und Leseverstehen vor allem in den ersten
     tik / nur rezeptiv oder auch produktiv / pro-                       Jahren des Fremdsprachenlernens eindeutig
     duktiv auf Deutsch oder auf Französisch etc.                        höher als ans Sprechen und Schreiben. Die
                                                                         Differenz zwischen den erworbenen rezepti-
     Zum jetzigen Zeitpunkt entspricht die Syste-                        ven und produktiven Kompetenzen sollte sich
     matik des Passepartout-Lehrplans derjenigen                         mit zunehmendem Lernalter verkleinern.
     von Lehrplan 21. Die Begrifflichkeiten wer-
     den mit dem Projekt Lehrplan 21 abgespro-                           Wie in Kapitel 3A. gesagt, sollen sich die
     chen und defnitiv geklärt werden, wenn Lehr-                        Sprachmittel einerseits aus den sprachlich-
     plan 21 sie festgelegt hat.                                         kommunikativen Kompetenzbeschreibungen
                                                                         und andererseits aus den Aufgabenstellungen
                                                                         und Themen ergeben. Lernende auf der Volks-
                                                                         schulstufe, die sich auf den Niveaus A1 und
                                                                         A2 des GER bewegen, erwerben erste Sprach-
                                                                         mittel-Elemente in der Regel als einfache for-
                                                                         melhafte Ausdrücke und fixe Wendungen,
                                                                         ohne dass sie diese in einzelne Bestandteile
                                                                         zerlegen können.

                                                                         Bei diesen Niveaus liegt das Schwergewicht
                                                                         der Sprachproduktion darauf, einfache Din-
                                                                         ge verständlich auszudrücken, d.h. auf In-
                                                                         halt und Bedeutung. Fehler treten dabei auf,

18 Lehrplan Französisch | Lehrplan Englisch | Projektversion Juli 2013
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