Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 Einreichversion - Nordburgenland Plus

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Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 Einreichversion - Nordburgenland Plus
Lokale Entwicklungsstrategie

          2014 - 2020

          Einreichversion

            10. Juni 2015
Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 Einreichversion - Nordburgenland Plus
Impressum
LAG nordburgenland plus
Thomas A. Edison Straße 2
7000 Eisenstadt

Verfasst durch LAG nordburgenland plus, ÖAR Regionalberatung GmbH sowie ÖIR GmbH.

Vorbemerkungen
Dieses Dokument verzichtet aus Gründen der Lesbarkeit auf die geschlechtersensible Schreibweise. Die
männliche Form wird sowohl für die weibliche wie auch für die männliche Form verwendet.

Die kursiv und grau markierten Projekte sind jene Projekte, die über Eigenmittel der LAG nordburgenland
plus finanziert werden. Es handelt sich dabei um gesamtregionale Projekte mit großer regionaler wie
überregionaler Bedeutung.

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Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 Einreichversion - Nordburgenland Plus
Inhaltsverzeichnis

1. BESCHREIBUNG DER LOKALEN AKTIONSGRUPPE                                                       5
1.1 FESTLEGUNG DES GEBIETS UND BESCHREIBUNG DER GEBIETSCHARAKTERISTIK                           5
1.2 ANGABEN ZUR BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR                                                            6
2. ANALYSE DES ENTWICKLUNGSBEDARFS                                                              8
2.1 BESCHREIBUNG DER REGION UND DER SOZIOÖKONOMISCHEN LAGE                                      8
2.2 REFLEXION UND ERKENNTNISSE AUS DER UMSETZUNG VON LEADER IN DER PERIODE 2007 – 2013          9
2.3. SWOT-ANALYSE DER REGION, DIE INSBESONDERE AUF FOLGENDE THEMEN EINGEHT                     11
2.4 DARSTELLUNG DER LOKALEN ENTWICKLUNGSBEDARFE                                                18
3. LOKALE ENTWICKLUNGSSTRATEGIE                                                                20
3.1. AKTIONSFELD 1: WERTSCHÖPFUNG                                                               20
3.1.1. AUSWAHL DER AKTIONSFELDTHEMEN UND BESCHREIBUNG DER AUSGANGSLAGE (STATUS QUO)             20
3.1.2. GRUNDSTRATEGIE BZW. STRATEGISCHE STOßRICHTUNG IN DEN AKTIONSFELDTHEMEN                   23
3.1.3. ANGESTREBTE RESULTATE AM ENDE DER PERIODE (2023)                                         24
3.1.4. ERFOLGSINDIKATOREN (MESSBARE INDIKATOREN MIT ANGABE DER BASIS- UND SOLLWERTE)            26
3.1.5. AKTIONSPLAN (MAßNAHMEN) ZUR ERREICHUNG DER RESULTATE                                     28
3.1.6. BESCHREIBUNG VON KOOPERATIONSAKTIVITÄTEN                                                 31
3.1.7. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG IN DER WIRKUNGSMATRIX GEMÄß VORLAGE                         31
3.2. AKTIONSFELD 2: NATÜRLICHE RESSOURCEN UND KULTURELLES ERBE                                  32
3.2.1. AUSWAHL DER AKTIONSFELDTHEMEN UND BESCHREIBUNG DER AUSGANGSLAGE (STATUS QUO)             32
3.2.2. GRUNDSTRATEGIE BZW. STRATEGISCHE STOßRICHTUNG IN DEN AKTIONSFELDTHEMEN                   34
3.2.3. ANGESTREBTE RESULTATE AM ENDE DER PERIODE (2023)                                         34
3.2.4. ERFOLGSINDIKATOREN (MESSBARE INDIKATOREN MIT ANGABE DER BASIS- UND SOLLWERTE)            35
3.2.5. AKTIONSPLAN (MAßNAHMEN) ZUR ERREICHUNG DER RESULTATE                                     36
3.2.6. BESCHREIBUNG VON KOOPERATIONSAKTIVITÄTEN                                                 39
3.2.7. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG IN DER WIRKUNGSMATRIX GEMÄß VORLAGE                         39
3.3. AKTIONSFELD 3: GEMEINWOHL – STRUKTUREN UND FUNKTIONEN (UNTERPUNKTE SIEHE AKTIONSFELD 1)    39
3.3.1. AUSWAHL DER AKTIONSFELDTHEMEN UND BESCHREIBUNG DER AUSGANGSLAGE (STATUS QUO)             39
3.3.2. GRUNDSTRATEGIE BZW. STRATEGISCHE STOßRICHTUNG IN DEN AKTIONSFELDTHEMEN                   43
3.3.3. ANGESTREBTE RESULTATE AM ENDE DER PERIODE (2023)                                         45
3.3.4. ERFOLGSINDIKATOREN (MESSBARE INDIKATOREN MIT ANGABE DER BASIS- UND SOLLWERTE)            47
3.3.5. AKTIONSPLAN (MAßNAHMEN) ZUR ERREICHUNG DER RESULTATE                                     50
3.3.6. BESCHREIBUNG VON KOOPERATIONSAKTIVITÄTEN                                                 55
3.3.7. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG IN DER WIRKUNGSMATRIX GEMÄß VORLAGE                         55
3.6. BERÜCKSICHTIGUNG DER ZIELE DER PARTNERSCHAFTSVEREINBARUNG UND DES PROGRAMMS LE 2020 UND FALLS
ZUTREFFEND DER IWB UND ETZ-PROGRAMME                                                            55
3.7. BERÜCKSICHTIGUNG DER BUNDESLANDRELEVANTEN UND REGIONSSPEZIFISCHEN STRATEGIEN               57

                                                                                                3
Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 Einreichversion - Nordburgenland Plus
3.8. ERLÄUTERUNG DER INTEGRIERTEN, MULTISEKTORALEN UND INNOVATIVEN MERKMALE DER STRATEGIE      58
3.9. BESCHREIBUNG GEPLANTER ZUSAMMENARBEIT UND VERNETZUNG                                      59
4. STEUERUNG UND QUALITÄTSSICHERUNG                                                            61
4.1. BESCHREIBUNG DER VORKEHRUNGEN FÜR STEUERUNG, MONITORING UND EVALUIERUNG DER LAG-INTERNEN
UMSETZUNGSSTRUKTUREN                                                                           61
4.2. BESCHREIBUNG DER VORKEHRUNGEN FÜR STEUERUNG, MONITORING UND EVALUIERUNG DER STRATEGIE- UND
PROJEKTUMSETZUNG INKL. REPORTING AN DIE VERWALTUNGSBEHÖRDE UND ZAHLSTELLE                      63
5. ORGANISATIONSSTRUKTUR DER LAG                                                               65
5.1. RECHTSFORM DER LAG                                                                         65
5.2. ZUSAMMENSETZUNG DER LAG (INKLUSIVE DARLEGUNG DER STRUKTUR UND GETROFFENEN VORKEHRUNGEN, DIE
GEWÄHRLEISTEN, DASS DIE BESTIMMUNGEN DES ART. 32 DER VERORDNUNG (EU) NR. 1303/2013 PERMANENT
EINGEHALTEN WERDEN)                                                                             65
5.3. LAG-MANAGEMENT                                                                             66
5.4. PROJEKTAUSWAHLGREMIUM (INKLUSIVE GESCHÄFTSORDNUNG, DIE GEWÄHRLEISTET, DASS DIE BESTIMMUNGEN
DES ART. 34 DER VERORDNUNG (EU) NR. 1303/2013 PERMANENT EINGEHALTEN WERDEN)                     67
5.5. AUSSCHLUSS VON UNVEREINBARKEITEN (INTERESSENSKONFLIKTEN)                                   68
6. UMSETZUNGSSTRUKTUREN                                                                        69
6.1. ARBEITSABLÄUFE , ZUSTÄNDIGKEITEN, ENTSCHEIDUNGSKOMPETENZEN (INKLUSIVE ORGANIGRAMM)        69
6.2. AUSWAHLVERFAHREN FÜR PROJEKTE (INKLUSIVE PROJEKTAUSWAHLKRITERIEN)                         70
6.2.1 PROJEKTAUSWAHLPROZESS                                                                    70
6.2.2 PROJEKTAUSWAHLKRITERIEN                                                                  72
6.2.3 FÖRDERQUOTEN UND FÖRDERHÖHEN                                                             75
6.2.4 SONDERREGELUNG FÜR KLEINPROJEKTE:                                                        76
6.2.5 NATIONALE UND TRANSNATIONALE KOOPERATIONSPROJEKTE                                        77
6.3. DARSTELLUNG DER TRANSPARENZ DER ENTSCHEIDUNGEN                                            77
7. FINANZIERUNGSPLAN                                                                           78
7.1.   EIGENMITTELAUFBRINGUNG DER LAG                                                          79
7.2.   BUDGET FÜR AKTIONSPLAN                                                                  79
7.3.   BUDGET FÜR KOOPERATIONEN                                                                79
7.4.   BUDGET FÜR LAG-MANAGEMENT UND SENSIBILISIERUNG                                          80
7.5.   HERKUNFT DER BUDGETS FÜR LAG EIGENE PROJEKTE                                            80
8. ERARBEITUNGSPROZESS DER ENTWICKLUNGSSTRATEGIE                                               81
ANHÄNGE                                                                                        83
TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS                                                            84

                                                                                                4
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1. Beschreibung der Lokalen Aktionsgruppe
1.1 Festlegung des Gebiets und Beschreibung der Gebietscharakteristik
Die LAG nordburgenland plus umfasst den Großteil aller nordburgenländischen Gemeinden (die Frei-
städte Eisenstadt und Rust sowie die Gemeinden der Bezirke Eisenstadt Umgebung, Mattersburg und
Neusiedl am See). Im gesamten Nordburgenland leben 152.539 Einwohner (01. Jänner 2014) auf einer
Fläche von 1.793 km2, die LAG nordburgenland plus umfasst davon insgesamt 69 Gemeinden mit 147.314
Einwohnern (siehe Abbildung 1). Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte des Nordburgenlandes liegt
bei rund 85 Einwohnern pro km2.

Quelle: ÖIR
Abbildung 1: Karte der Region

                                                                                                 5
Die Landeshauptstadt Eisenstadt ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum des Nordburgenlan-
des. Neben der Landeshauptstadt stellen die Bezirksvororte Neusiedl am See und Mattersburg die zent-
ralen Orte und wichtigsten Ausbildungs- und Arbeitszentren in der Region dar. Die geografische Nähe
zum Wiener bzw. zum Zentralraum von Bratislava und die hochrangige Verkehrsanbindung nach Ungarn
und in die Slowakei begründen den Standortvorteil der Region gegenüber den anderen Regionen Ostös-
terreichs.

Die Region grenzt im Westen und Norden an Niederösterreich und im Osten an die beiden Nachbarstaa-
ten Slowakei und Ungarn. Landschaftlich prägend sind neben dem Neusiedler See die Pannonische Tief-
ebene Richtung Osten, und das Leithagebirge im Norden sowie das Rosaliengebirge im Westen. Im Süden
wird die Region vom Ödenburger Gebirge abgeschlossen.

Der vielfältige, wertvolle Naturraum des Nordburgenlandes, mit einer großen Anzahl an – teilweise auch
grenzüberschreitenden – Schutzgebieten, stellt eine wichtige Ressource der Region dar. Sie sind gleich-
zeitig wesentlich für die Lebensqualität der Bevölkerung, als auch eine wichtige Basis für Tourismus und
Freizeitwirtschaft sowie für die Nutzung regionaler natürlicher Ressourcen. Neben Schutz und Erholung
können diese Gebiete gemeinsam mit der nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung auch zur Regional-
entwicklung und Wertschöpfung beitragen, und stellen eine wichtige Grundlage für Umweltbildung, In-
novation und Forschung dar.

1.2 Angaben zur Bevölkerungsstruktur
Anmerkung zur Analyse: Die LAG nordburgenland plus umfasst bis auf wenige Gemeinden das gesamte
Nordburgenland. Aus diesem Grund beschreibt die Analyse zur gegenwärtigen regionalen Situation die
Gegebenheiten im Nordburgenland insgesamt.
Das Nordburgenland zählt mit Jahresbeginn 2014 insgesamt 152.539 Einwohner. Seit 1991 ist ein konti-
nuierlicher Anstieg der Bevölkerung zu verzeichnen, der mit +15% deutlich über jenem des Landesdurch-
schnitts von +6,1% liegt. Die höchste Wachstumsrate wies mit +18,2% die Region Eisenstadt auf (siehe
auch Tabelle 1).

                                         Bevölkerung                               Entwicklung in %
 Region                      1991             2001           2014      1991-2001       2001-2014      1991-2014
 Eisenstadt*                    48.141          51.800        56.901      7,6             9,8            18,2
 Mattersburg                    35.075          37.446        39.134      6,8             4,5            11,6
 Neusiedl am See                49.397          51.730        56.504      4,7             9,2            14,4
 Nordburgenland                132.613         140.976       152.539      6,3             8,2            15,0
 Burgenland                    270.880         277.569       287.416      2,5             3,5            6,1

* inkl. Eisenstadt-Umgebung und Rust, Quelle: Statistik Austria
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung 1991 bis 2014

Mit 01. Jänner 2014 weist der Bevölkerungsstand des Nordburgenlandes 74.500 Männer und 78.000
Frauen aus. Der Frauenanteil an der Gesamtbevölkerung von 51,2% entspricht dem Österreich- bzw.
Landesdurchschnitt. Zwischen den einzelnen Bezirken treten nur geringfügige Unterschiede auf.
Die Altersstruktur der Bevölkerung ist im Vergleich zum gesamten Burgenland jünger, hinkt jedoch im
Österreichvergleich beim Anteil der Kinder und Jugendlichen hinterher. Innerhalb des Nordburgenlandes
weist der Bezirk Mattersburg die jüngste Altersstruktur auf. Zwischen 2002 und 2014 ist der Anteil der

                                                                                                                  6
Kinder und Jugendlichen im Nordburgenland gesunken, jener der älteren Bevölkerung gestiegen. Dieser
Trend zur Überalterung fällt geringer aus als im österreichischen Durchschnitt (siehe auch Tabelle 2).

Die Bevölkerungsprognose geht für das Nordburgenland von einer Fortsetzung der dynamischen Ent-
wicklung aus, während für das übrige Burgenland geringere Einwohnerzuwächse prognostiziert werden.
Im Nordburgenland werden Bevölkerungszuwächse im Ausmaß von rund 13% (2010-2030) sowie 24%
(2010-2050) erwartet. Die höchsten Zuwachsraten werden für die Region Eisenstadt prognostiziert (15%
bzw. 26%).

                             Altersklassen 2014                           Differenz 2002-2014
 Region                       0-14      15-19   20-64             65 u.    0-14      15-19   20-64   65 u.
                                                                  älter                              älter
 Eisenstadt*                    13,4         5,1      61,6         19,8     -1,8     -0,6     +0,1     +2,4
 Mattersburg                    14,1         5,5      61,3         19,1     -2,1     -0,4     +0,4     +2,1
 Neusiedl am See                13,4         4,9      62,5         19,1     -1,6     -1,0     +1,3     +1,3
 Nordburgenland                 13,6         5,1      61,9         19,4     -1,8     -0,7     +0,6     +1,9
 Burgenland                     13,1         5,1      61,5         20,3     -1,9     -0,9     +0,8     +2,1

 Österreich                     14,3         5,5      61,9        18,3      -2,4     -0,5      0,0    +2,8
* inkl. Eisenstadt-Umgebung und Rust, Quelle: Statistik Austria

Tabelle 2: Altersstruktur 2002-2014 (Anteil der Altersklassen an der Gesamtbevölkerung in %)

                                                                                                              7
2. Analyse des Entwicklungsbedarfs
2.1 Beschreibung der Region und der sozioökonomischen Lage
Die Wirtschaftskraft des Burgenlandes insgesamt als auch
jene seiner wirtschaftsstärksten Region Nordburgenland liegt
– gemessen am Bruttoregionalprodukt pro Einwohner – deut-
lich unter dem Österreichdurchschnitt. Das Bruttoregional-
produkt des Burgenlandes erreichte im Jahr 2011 lediglich
67%, jenes des Nordburgenlandes 73% des österreichischen
Durchschnittswertes. Die jährlichen Veränderungsraten zei-
gen mit +3% p.a. nur einen geringen Aufholprozess gegenüber
dem österreichischen Durchschnittswachstum von 2,9% p.a.
(siehe auch Abbildung 2).
                                                                                       Abbildung 2: Wirtschaftsniveau – Bruttoregionalprodukt
Der überwiegende Anteil der Arbeitsplätze (Beschäftigte am pro Einwohner (laufende Preise)
Arbeitsort) des Burgenlandes liegt im Nordburgenland. Den
innerregionalen Schwerpunkt bildet dabei die Region Eisen- * inkl. Eisenstadt-Umgebung und RustQuelle: Statistik Austria
stadt mit 24.154 Arbeitsplätzen (inkl. geringfügig Beschäf-
tigte)1. Der Arbeitsplatzzuwachs zwischen 2001 und 2011 lag mit +9% im Nordburgenland um mehr als
zwei Prozentpunkte über der Entwicklung des gesamten Bundeslandes. Überdurchschnittliche Zuwächse
verzeichneten die Bezirke Mattersburg und Neusiedl am See. In der Region Eisenstadt lag die Arbeits-
platzentwicklung unter dem Durchschnitt, was vor allem auf einen geringeren Anstieg in der Landes-
hauptstadt zurückzuführen ist. Dort hat bereits zwischen 1991 und 2001 ein starker Zuwachs an Arbeits-
plätzen von über 20% stattgefunden.

Hinsichtlich der Erwerbsquote zeigt sich im Nordburgenland, wie in Tabelle 3 abgebildet, ein differen-
ziertes Bild: Während der Arbeitsmarktbezirk Eisenstadt insgesamt deutlich, und der Bezirk Neusiedl am
See knapp über dem burgenländischen und dem österreichischen Durchschnitt liegen, zeigen sich für
den Bezirk Mattersburg unterdurchschnittliche Werte. Hier sind auch die Unterschiede zwischen Frauen
und Männern größer als in den beiden anderen Arbeitsmarktbezirken.

                                               Erwerbsquote 2013                                    Arbeitslosenquote 2013

                                      Insgesamt             Frauen       Männer               Insgesamt         Frauen       Männer
    Arbeitsmarktbezirk
     Eisenstadt*                        81,0%                80,7%             81,2%             6,2%              5,8%        6,6%
     Mattersburg                        74,9%                72,9%             76,6%             7,3%              6,5%        7,9%
     Neusiedl am See                    76,3%                75,9%             76,8%             6,3%              6,3%        6,2%
     Burgenland                         75,6%                74,5%             76,7%             8,5%              7,9%        9,1%
     Österreich                         75,1%                72,6%             77,5%             7,6%              7,0%        8,2%
* inkl. Eisenstadt-Umgebung und Rust, Quelle: AMS - Arbeitsmarktprofile 2013
Tabelle 3: Wohnortbezogene Erwerbsquote

1
    Registerzählung 2011.

                                                                                                                                   8
Die aktuelle Arbeitslosenquote (2013) liegt in den Bezirken des Nordburgenlandes zwischen 6,2% und
7,3% und damit unter dem Österreichschnitt (7,6%), und noch eindeutiger unter dem Landeswert
(8,5%). Die Arbeitslosenquote der Frauen ist in allen Regionen niedriger als jene der Männer.
Auf dem Lehrstellenmarkt standen 2013 im Nordburgenland 70 Lehrstellensuchende 23 gemeldeten
offenen Lehrstellen gegenüber. Besonders gravierend war diese Differenz in der Region Eisenstadt (37
Suchende auf 3 Lehrstellen). Dabei zeigt sich das generelle Problem für Jugendliche und Betriebe, näm-
lich dass sich die Jugendlichen auf wenige Lehrberufe konzentrieren. In den Bezirken Eisenstadt und
Mattersburg wählen rund 40% der weiblichen Lehrlinge die Lehrberufe Einzelhandel, Friseur und Perü-
ckenmacher (Stylist) sowie Bürokaufmann. Im Bezirk Neusiedl am See findet sich auch der Lehrberuf
Hotel- und Gastgewerbeassistent in den Top 3 der gewählten Berufe. Bei den Männern zeigt sich ein
ähnliches Bild: Hier dominieren die Lehrberufe Kraftfahrzeugtechnik, Installations- und Gebäudetechnik,
Elektrotechnik, Metalltechnik bzw. Metallbearbeitungstechnik sowie Einzelhandel.2

Der Tourismus nimmt eine wichtige Stellung in der nordburgenländischen Wirtschaft ein. Die mehr als
1,6 Millionen Nächtigungen im Berichtsjahr 2011/2012 machen 55% aller burgenländischen Nächtigun-
gen aus, wobei der Sommer mit 65% klar vor dem Wintertourismus mit 35% liegt. Vor allem die touris-
musintensiven Gemeinden rund um den Neusiedler See sowie die Tourismusregion Rosalia zeichnen sich
für dieses Ergebnis hauptverantwortlich. Die gute Erreichbarkeit von der Bundeshauptstadt Wien sowie
zunehmend auch aus der Slowakei und aus Ungarn kommt dem Tagestourismus im Nordburgenland zu-
gute.

Obwohl ein Rückgang zu verzeichnen ist, kommt der Land- und Forstwirtschaft im Österreichvergleich
eine besondere Bedeutung zu. Im Jahr 2010 wurden im Nordburgenland knapp 4.000 land- und forst-
wirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von rund 122.772 ha gezählt. Gegenüber 1999 hat die Zahl der
Betriebe um 44%, die land- und forstwirtschaftliche Fläche um 15% abgenommen, viele flächenmäßig
kleine Betriebe wurden aufgegeben. Mehr als 60% der Betriebe befinden sich im Bezirk Neusiedl am See.
Während die Forstwirtschaft in den Regionen Mattersburg und Eisenstadt flächenmäßig zwischen 27
und 36% liegt, beträgt dieser Anteil im Bezirk Neusiedl am See nur rund 3%. Der Anteil der Forstwirt-
schaft an der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Fläche ist gegenüber 1999 geringfügig um 1%
gestiegen. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe liegt im Nordburgenland deutlich über dem burgenlän-
dischen Durchschnitt, den höchsten Anteil weist der Bezirk Neusiedl am See auf. Gleichzeitig zur Verrin-
gerung der Anzahl der Betriebe gegenüber 1999 hat sich der Haupterwerbsanteil im Nordburgenland
von 32% auf über 45% deutlich erhöht.

2.2 Reflexion und Erkenntnisse aus der Umsetzung von Leader in der Periode 2007 –
2013
Die LAG nordburgenland plus wurde im Jahr 2007 gegründet. Inzwischen kann sie als wesentlicher Initi-
ator endogener Regionalentwicklung im Nordburgenland angesehen werden. Die Bedeutung der Leader-
Region ist umso höher, als im Burgenland neben den LAGs kein anderes vergleichbares Regionalmanage-
ment existiert.
Hinsichtlich der organisatorischen Abläufe konnte in der Zwischenzeit ein routiniertes Team aufgebaut
werden, das Projekteinreichungen und Strategieentscheidungen gezielt unterstützt. Das Netzwerk der

2
AMS - Arbeitsmarktprofile 2013.

                                                                                                      9
lokalen Akteure wächst stetig, eine Reihe von TOP-Akteuren engagiert sich inzwischen aktiv an der Um-
setzung von Projekten und der Entwicklungsstrategie. In der letzten Periode konnte eine sehr hohe An-
zahl von Projekten genehmigt werden (Stand Oktober 2014: 403 Projekte). Aus dem Vergleich der Eva-
luationen seit 2009 (gemäß Vorgaben des Ministeriums für ein Lebenswertes Österreich, Indikatorenset
für LEADER 2007-2013) ist auch zu entnehmen, dass durch die Arbeit des LAG-Managements sukzessive
Verbesserungen bzw. eine zunehmend erfolgreichere Umsetzung im Sinne des Leader-Gedankens er-
reicht werden konnte.

            Abbildung 3: Entwicklung des Gesamtergebnisses des QMS LAG Nordburgenland
            Quelle: QMS nordburgenland plus 2009-2014

Ein wesentlicher Faktor für die Weiterentwicklung der LAG stellt die inzwischen aktive Vernetzung von
Einzelprojekten und die begonnene Umsetzung der Pilotnetzwerke im Nordburgenland dar, siehe dazu
Kapitel 3. 9. Mit dem Projekt „NaNaNa“ konnte beispielsweise bereits ein Schlüsselprojekt für die Zu-
sammenarbeit der lokalen Akteure im Rahmen der Großschutzgebiete gestartet werden. Das Projekt
„Vernetzung St. Martins Therme“ verknüpft touristische Anbieter und Angebote im Bereich landwirt-
schaftlicher Produkte und Naturschutz im Bezirk Neusiedl am See. Mit diesen Aktivitäten wurden von
Seiten des LAG Managements wichtige Schritte weg von Einzelprojekten hin zu kooperativer Entwicklung
und Zusammenarbeit innerhalb der Region gesetzt sowie auf die verstärkte Einbindung von TOP-Akteu-
ren geachtet.

Durch die aktive Unterstützung des LAG-Managements wurden neue Netzwerke gebildet, Kooperation
wird zunehmend zu einem wichtigen Merkmal von Schlüsselprojekten. Die Beteiligung der Gemeinden
in Kooperationen konnte in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert werden. Die grundsätzlich hohe
Beteiligung der Gemeinden, und ihre Bereitschaft sich über Einzelprojekte hinaus auch an Kooperations-
projekten zu beteiligen, ist vor allem als ein Ergebnis der persönlichen Informations- und Beratungsge-
spräche durch das LAG-Management zu sehen.

Die Entwicklungsstrategie der letzten Periode konnte hinsichtlich der Aktionsfelder und der themati-
schen Verteilung der Projekte nur zum Teil umgesetzt werden. Im Aktionsfeld „Regionale Identität“
wurde eine hohe Anzahl an Dorferneuerungsprojekten realisiert, die zu einer Verschiebung des Schwer-
punktes geführt haben. Deutlich wurde auch die überdurchschnittlich erfolgreiche Umsetzung von Tou-
rismusprojekten. In den Aktionsfeldern „Umweltfreundliche Mobilität“ sowie „Regionale Wirtschaft und

                                                                                                    10
Beschäftigung“ und „Landwirtschaft und erneuerbare Energie“ konnten nur punktuell Projekte durchge-
führt werden. Diese Aktionsfelder werden in der LAG nordburgenland plus für die folgende Periode nicht
in gleicher Weise zur Weiterführung empfohlen. Eine Verknüpfung einzelner Aspekte dieser Aktionsfel-
der mit den aktuellen Inhalten der Entwicklungsstrategie ist aber durchaus vorgesehen.

Zentrale Herausforderungen für die LAG in der neuen Periode stellen die verstärkte Einbindung von
Frauen und Jugendlichen sowie die Vertiefung von Kooperations- und Vernetzungsprojekten im Nord-
burgenland dar. Die Vorgaben der aktuellen Ausschreibung unterstützen die LAG in der Umsetzung des
Vorhabens, eine höhere Einbindung von Frauen zu erreichen. Ein wichtiger aktueller Schritt für die Erhö-
hung der Jugendbeteiligung ist das im Jahr 2014 durchgeführte Projekt „Jugend in der Regionalentwick-
lung“. Dieses beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen von Jugendlichen in der Region, und be-
stimmt die Möglichkeiten zur stärkeren Einbindung von Jugendlichen in die neue regionale Entwicklungs-
strategie.

Diese Erfahrungen aus der Vorperiode wurden auch im Rahmen einer SWOT-Analyse (Resümee Peri-
ode 2007 – 2013) explizit dargestellt (siehe 2.3).

2.3. SWOT-Analyse der Region, die insbesondere auf folgende Themen eingeht

Tabelle 4: SWOT - Natur und Naturvermittlung

  Stärken
  ● Im Österreichvergleich bietet die Region einzigartige Lebensräume (z.B. Salzlacken, Schilfgürtel, oder
     Hutweiden) und Naturereignisse (z.B. Vogelzug)
  ● Das Klima begünstigt das Wachstum von Pflanzen, die im übrigen Österreich seltener vorzufinden
     sind (z.B. Maulbeere, Speierling)
  ● Es hat sich bereits ein dichtes Naturvermittlungsangebot entwickelt, vor allem im Bereich des Natio-
     nalparks Neusiedler See – Seewinkel
  ● In der Region finden sich alle gängigen Schutzgebietskategorien (Nationalpark, Naturpark, Biosphä-
     renpark, Natura 2000 Gebiet) ergänzt durch Gemeindeschutzgebiete, die im Rahmen von LEADER
     2007-2013 entwickelt wurden
  ● Nachhaltiger Umgang mit der Natur wird durch kleine Flächeneinheiten unterstützt (z.B. in der Land-
     wirtschaft)
  ● Zahlreiche Infrastrukturen wurden in LEADER 2007 -2013 geschaffen (z.B. RAMSAR-Zentrum Pur-
     bach, Streuobstzentrum Rohrbach bei Mattersburg oder Erweiterung Nationalparkzentrum Neusied-
     ler See – Seewinkel)

  Schwächen
  ● Multiplikatoren (v.a. touristische Betriebe) sind zu wenig über das Potenzial „Natur“, und das beste-
     hende Naturvermittlungsangebot informiert → das Bindeglied zwischen Angebot und Nachfrage
     fehlt weitestgehend
  ● Daraus resultiert eine oftmals geringe Teilnehmerzahl bei den Angeboten, und dadurch eine geringe
     Entlohnung der Naturvermittler

                                                                                                     11
● Das Naturvermittlungsangebot ist inhaltlich und strukturell wenig mit anderen Bereichen wie Sport
    (z.B. Radfahren) oder Kulinarik vernetzt
  ● Die Bedeutung der Schutzgebietskategorien ist nur schwach im Bewusstsein der Bevölkerung und
    der handelnden Akteure verankert
  ● Gemeindeschutzgebiete und Erlebniswege sind zwar vorhanden, es fehlt aber oft an einer eingehen-
    deren Pflege und Instandhaltung, aber auch an inhaltlicher Bespielung
  ● Landschaftspflege ist durch teilweise unsachgemäße Pflege von Bäumen und Sträuchern verbesse-
    rungswürdig

  Chancen
  ● Naturnahe Lebensräume werden zunehmend attraktiver für Naherholung und Tourismus. Naturtou-
     rismus gilt in Tourismuskreisen als Zukunftsmarkt
  ● Verstärkter Naturtourismus würde eine Saisonverlängerung für die Betriebe Richtung Frühling und
     Herbst bedeuten
  ● Im Kontext des Klimawandels kann die Vielfalt der Arten bzw. Sorten im Nordburgenland eine gene-
     tische Ressource für die Zukunft darstellen
  ● Die Region liegt in der Nähe zu Wien und Bratislava (Ballungsräume mit viel Potenzial)

  Risiken
  ● Mangelnde Unterstützung der Schutzgebiete durch die Bevölkerung könnten den Schutzzweck
      schmälern
  ● Klimawandel: zunehmende Austrocknung des Neusiedler Sees

Tabelle 5: SWOT - Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und -vermarktung

  Stärken
  ● Das pannonische Klima wirkt sich in vielen Fällen positiv auf die landwirtschaftliche Produktion und
     Sortenvielfalt (Wein, Obst und Gemüse) aus, und führt dazu, dass bestimmte spezielle Pflanzensor-
     ten überhaupt erst gedeihen können (z.B. Safran)
  ● Es haben sich in den letzten Jahren erste Ansätze für attraktive Shop-Lösungen für regionale Pro-
     dukte entwickelt (z.B. „Altes Kaufhaus” in Großhöflein, „Grünes Eck” in Illmitz)
  ● Die Qualität der nordburgenländischen Weine ist mittlerweile sehr hoch, und durch unterschiedliche
     Mechanismen gesichert (z.B. Neusiedler See DAC, Leithaberg DAC)
  ● Es findet sich im Nordburgenland die gesamte Weinpalette (rot, weiß, süß)
  ● Wein ist auch bereits zu einem Attribut der Region geworden, und in unterschiedlicher Art regional
     sichtbar (z.B. Weinwege)

  Schwächen
  ● Regionale Produkte sind vielerorts schlecht präsent und schwer verfügbar
  ● Teile der Region sind wenig aktiv im Ab-Hof-Verkauf – die Herausforderung für die Produzenten ist
     vor allem das Einhalten regelmäßiger Öffnungszeiten
  ● Vielerorts fehlt ein geeignetes Vertriebs- und Logistikkonzept
  ● Bei den Einwohnern fehlt das Bewusstsein für regionale Produkte
  ● Es wird unter den Produzenten wenig kooperiert, damit ist die Vernetzung mangelhaft
  ● Regionale Eigenversorgung mit Milch und Fleisch ist eher gering

                                                                                                  12
Chancen
    ● Gesellschaftlicher Trend zu vegetarischer und zunehmend auch veganer Lebensweise3
    ● Kultivierung alter, autochthoner Rebsorten und Kulturpflanzen
    ● Die Region verfügt über Produkte mit Potenzial, die derzeit noch wenig genutzt werden (z.B. Wal-
       nuss, Mandel, Hagebutte oder alte Sorten)
    ● Langfristige Bindung an die Region durch hohe Genuss- und Lebensqualität (Zuzug und Tourismus
       bzw. Aufenthaltsdauer steigern)
    ● Gesamtgesellschaftlicher Trend zu Convenience-Produkten spürbar
    ● Gesamtgesellschaftlicher Trend zu Regionalität spürbar
    ● Am Markt verkaufen sich Produktkombinationen gut (Produkt + Rezept + Kochkurs)
    ● Wein-Kosmetik als Produktnische (z.B. Duschgel aus Traubenkernöl)

    Risiken/ Gefahren
    ● Regionale Produkte als „Mogelpackung“ in der Gastronomie (fehlende Qualitäts- und Herkunftssi-
        cherung)
    ● Entwicklung von der kleinflächigen zur hochtechnologischen Gemüseproduktion (Chemie-intensiv,
        Energie-intensiv). Damit verbunden besteht die Gefahr, dass die Vermarktung von regionalen Pro-
        dukten als „Etikettenschwindel“ wahrgenommen wird
    ● Produkte nicht immer „alltagstauglich” → zu viele „Spezial-Produkte”

Tabelle 6: SWOT - Wirtschaft/ Gewerbe und Tourismus

    Stärken
    ● Vinotheken: Hohe Dichte, gute Verteilung und gute Ausstattung mit regionalen Weinen
    ● Wein hat bereits hohe touristische Bedeutung (Wein ist Hauptreisemotiv von 16% der Urlauber)
    ● Qualitativ hochwertige Spitzengastronomie in einigen Teilen der Region vorhanden
    ● Kombination von Wein und Tourismus funktioniert bereits in einigen Bereichen gut: Urlaub am Win-
       zerhof, Weinguide oder Weinfeste, etc.

    Schwächen
     ● Neben den vereinzelten Spitzengastronomiebetrieben gibt es wenige Gastronomiebetriebe mit gu-
       ter, regionaler Qualität
        ○ Regionale Verteilung unausgewogen (Seewinkel versus Rosalia)
        ○ Geringe Bereitschaft Bio – Produkte einzusetzen
        ○ Regionale Produkte werden nur als „Imagefaktor“ eingesetzt, und nicht als Standard in die Spei-
             sekarte integriert
    ● Kein stimmiger Gesamtauftritt in der Gastronomie (Service bzw. Ambiente, etc.)
    ● Hauptfokus vieler Tourismusbetriebe (speziell rund um den Neusiedler See) ist der Sommer. In den
       übrigen Monaten ist wenig bis kein Betrieb (Gastronomie wie auch Beherbergung)
    ● Die Beherberungsbetriebe sind teilweise stark veraltet, und entsprechen vielfach nicht mehr den
       gewünschten Standards
    ● „Aussterben“ von Familienbetrieben – Nachfolge ist nicht immer gesichert

3
  Vgl. z.B. Gruber, M. (2013): Die Zukunft is(s)t vegetarisch. Der Wandel von einer fleischdominierten Esskultur zu
einer vegetarischen Ernährung. Diplomatica.

                                                                                                                13
●   Fachkräftemangel im Tourismus4, teilweise durch schwierige Rahmenbedingungen der touristischen
        Berufe hervorgerufen
    ●   Die weintouristischen Angebote sind nur teilweise qualitätsgesichert, gebündelt und als attraktive
        Angebote für den Gast buchbar

    Chancen
    ● Qualitätsmanagement sowie -entwicklung im mittleren Segment (Gastro, Heurige)
    ● Wein-Tourismus als Package (Bsp. Südsteiermark)

    Risiken/ Gefahren
    ● Gastronomie und Beherbergung steuern auf ein Generationenproblem zu – es finden sich kaum
        Nachfolger im Tourismus
    ● Fehlende Investitionen in Beherbergung könnten es erschweren, dass durch neue Angebote in Früh-
        ling und Herbst eine Steigerung der Wertschöpfung stattfindet

Tabelle 7: SWOT - Lebenslanges Lernen

    Stärken
    ● Das Nordburgenland verfügt über ein dichtes Anbieternetz
    ● Das Angebot sowohl an formaler schulischer Bildung als auch im Bereich der Erwachsenenbildung
       (EB) ist vielfältig
    ● Zahlreiche Ausbildungen können vollständig in der Region absolviert werden
    ● Einige Ausbildungen sind auch überbetrieblich organisiert

    Schwächen
    ● Betriebe ziehen sich tendenziell aus der Lehrlingsausbildung zurück (intensive Auflagen und hoher
       Aufwand). Gleichzeitig ist auch das Lehrlingsimage schlecht
    ● Erreichbarkeit der Erwachsenenbildungsorte ist teilweise ein Problem
    ● Bildungsberatung speziell für Migranten ist kaum vorhanden
    ● Viele Angebote kommen mangels zu geringer Teilnehmerzahl nicht zustande. Eine Vielzahl an Ange-
       boten steht einer geringen Nachfrage gegenüber
    ● Nutzen der Angebote wird zu wenig kommuniziert
    ● Beteiligung an LLL ist im Österreichvergleich weit unterdurchschnittlich
    ● Bildungsbeteiligung – Erwachsenenbildung ist sehr gering

    Chancen
    ● Burgenländische LLL Strategie, welche die Initiativen der einzelnen Anbieter bündelt
    ● Die Initiative „Lernende Regionen” hat bereits viele gute Beispiele betreffend vernetztem Vorgehen
       geschaffen → hier kann man an Erfahrungen andocken
    ● „Regionale Themen“ als Chance für regionale Identität

    Risiken/ Gefahren
    ● Förderung nur für bestimmte Zielgruppen
    ● Ursachen für Imageproblem der Lehre werden nicht diskutiert

4
    http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/2011_fachkraefte_oesterreich_ams.pdf

                                                                                                     14
● Abwerben der Lehrabsolventen durch größere Betriebe (aus Ballungszentren)

Tabelle 8: SWOT - Daseinsvorsorge/ Gemeinwohl

  Stärken
  ● Die Vernetzung der handelnden Akteure ist sehr gut ausgeprägt
  ● Aktives Vereinsleben. Es gibt viele traditionell verankerte Vereine, und gut organisierte Freiwilligen-
     organisationen (z.B. FF)
  ● Naherholung ist unmittelbar in der Region möglich
  ● Größtenteils sind Angebote für Jugendliche vorhanden
  ● Burgenländische Mobilitätsstrategie wurde 2014 fertiggestellt
  ● Gute technische Ver- und Entsorgungsqualität
  ● Gute Ausgangslage im Energiebereich durch Programme wie EKKO

  Schwächen
  ● Pflege von Hilfsbedürftigen wird zunehmend wichtiger, ist aber in einigen Punkten ausbaufähig:
     ○ Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals sind teilweise schlecht
     ○ Ausländisches Pflegepersonal ist in die regionale Gemeinschaft schlecht eingebunden
  ● Vernetzung zwischen den Gemeinden ist kaum vorhanden (kaum Kooperationskultur, abgesehen
     von den Zweckverbänden)
  ● Generationentreffen und Wissensaustausch fehlen
  ● Wenig Wertschätzung für Vereine, was sich negativ auf das ehrenamtliche Engagement auswirkt
  ● Schwache Nachwuchsförderung in Bereichen wie z.B. Kultur
  ● Nachbarschaftshilfe ist abnehmend
  ● Erhaltung der Ortskerne zeigt sich als schwierige Aufgabe. Derzeit gute Ausstattung der Gemeinden
     mit Lebensmitteleinzelhandel, jedoch Tendenz Richtung „Einkaufszentren in der Peripherie”
  ● Unsichere Rahmenbedingungen für „Erneuerbare Energie“

  Chancen
  ● Neue Lösungen für Nahversorgung, Integration und Ehrenamt sind bekannt und könnten regional
     adaptiert werden
  ● Regenerative Energiepotenziale (z.B. Dächer für Solarlösungen) vorhanden

  Risiken/ Gefahren
  ● Gemeinden können nicht alles „auffangen“ (z.B. Post und Nahversorgung), und kommen durch
      hohe Fixausgaben und Instandhaltungskosten zunehmend unter Druck
  ● Ausdünnung der Grundversorgung im Bereich Bildung und Gesundheit
  ● Zuzügler integrieren sich eher wenig ins Gemeindeleben

                                                                                                      15
Tabelle 9: SWOT - Jugend

  Stärken
  ● Jugendliche finden sichere Sozialbeziehungen vor (Familie, Freunde, Vereine, usw.)
  ● Jugendliche sind nachhaltig in das Gemeinwesen eingebunden
  ● Es gibt ein umfangreiches Angebot an Organisationen, Vereinen, Anlaufstellen und Jugendzentren
     sowie auch dazugehörige Landesnetzwerke (z.B. Jugendforum)
  ● Es gibt dichte Angebote an Veranstaltungen und innovativen Projekten (z.B. Jugendforum, Jugend-
     wochen, Jugendfeste, etc.)
  ● Die Nähe zu Städten wie Wien und Wr. Neustadt eröffnet Jobchancen, dennoch liegt der Lebensmit-
     telpunkt im Nordburgenland
  ● Die Infrastruktur ist gut ausgebaut
  ● Das Qualifikationsniveau der Jugendlichen ist hoch
  ● Regionale Verankerung der Jugendlichen ist gegeben, und sie haben ein positives Verhältnis zu „ih-
     rer“ Region

  Schwächen
  ● Die Jugendlichen als Gruppe sind in sich heterogen (Interessen, Bedürfnisse) und dadurch nicht ein-
     heitlich adressierbar
  ● Das Angebot an qualifizierten Arbeitsplätzen ist nicht ausreichend, dadurch ist Abwanderung ein
     Thema
  ● Wissen über die Region ist unzureichend, was möglicherweise mit den fehlenden Bildungsangebo-
     ten für Jugendliche zu regionalen Themen zusammenhängt
  ● Eher schwach ausgebaute (Kommunikations-)Strukturen
      ○ Zwischen Wirtschaft und Jugendlichen bzw. Jugendorganisationen (z.B. im Sinne von Unterstüt-
          zung bei Bildungs- und Berufswegentscheidungen)
      ○ Zwischen Jugendorganisationen auf Regions- und Gemeindeebene
      ○ An die sich Gemeinden und andere Akteure in Jugendfragen wenden können
      ○ Zwischen Gemeindeverantwortlichen und Jugendlichen zum Zwecke gemeinsamer Entschei-
          dungsprozesse. Gemeindejugendreferenten sind teilweise inaktiv
  ● Know-how bzgl. Einrichtung von Jugendtreffs, Raummanagement, etc. ist ausbaubar
  ● Projektmöglichkeiten für Jugendliche sind ausbaubar
  ● Transparenz der Angebote und Projekte in der Region sind nur teilweise gegeben
  ● Image des Jugendthemas ist in der Region entwickelbar

  Chancen
  ● Lebensqualität in der Region ist hoch. Das steht der Abwanderung entgegen
  ● Verstärkte Anbindungen in und aus der Region steht der Abwanderung für Arbeit, Schule oder Stu-
     dium entgegen
  ● Vielfältige Kommunikationsmedien (IKT) können für das Jugendthema genutzt werden
  ● Grenzüberschreitende Zusammenarbeit verdichtet sich
  ● Demographischer Wandel bewirkt Mangel an qualifiziertem Personal und eröffnet Jobchancen

  Risiken/ Gefahren
  ● (finanzielle) Abhängigkeit der Jugendlichen von den Eltern steigt
  ● Unsichere Zukunftsperspektiven in der Region

                                                                                                 16
Tabelle 10: SWOT - Chancengleichheit

    Stärken
     Hoher Anteil Frauenbeschäftigung (rund 60%)
     Viele, sehr aktive Frauen im zivilgesellschaftlichen Bereich

    Schwächen
     Frauen sind tendenziell selten in Führungspositionen
     Große Unterschiede in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen („Gender Pay Gap“ rund 25%)
     Hoher Anteil Teilzeitbeschäftigung bei Frauen (fast 40%)
     Fehlende Kinderbetreuung, vor allem in Randzeiten (in der Früh und am Abend) sowie in den Ferien
     Viele Mädchen wählen nur wenige bestimmte Lehrberufe – vor allem technische Berufe sind klar
       männlich dominiert

    Chancen
     ESF fokussiert im Burgenland auf Vorbereitung der Frauen für die Selbstständigkeit und darauf,
       Frauen für technische Berufe zu motivieren. Chance für LEADER, hier Synergien zu schaffen
     Frauen gründen mit geringem Kapitaleinsatz5 Unternehmen – hier besteht die Möglichkeit, mit den
       von LEADER zur Verfügung stehenden Mitteln Wirkung zu erzielen

    Risiken
     Durch die teilweise sehr geringen Löhne und Gehälter in Kombination mit der Teilzeit, ist die Pen-
         sion häufig sehr niedrig → Gefahr der Altersarmut
     ESF erreicht meist nur Frauen, die beim AMS gemeldet sind

Tabelle 11: SWOT - Resümee Periode 2007 bis 2013

    Stärken
     Durch die hohe Anzahl an Projekten erfolgte eine starke Durchdringung der Region mit dem LEADER-
        Gedanken.
     Das LAG Management konnte sich als Servicestelle positionieren und wird dementsprechend von
        den Akteuren als unterstützend wahrgenommen
     Die Erarbeitung eines Modells für stärkere Kooperation in Projekten führte zu einer Verbesserung
        der Projektqualität
     Durch transnationale Kooperationsprojekte konnte bereits ein überregionales Netzwerk aufgebaut
        werden
    Schwächen
     Die Förderrichtlinien der Förderstellen schränkten den Spielraum der Projektthemen ein
     In der Projektumsetzung wurde zu sehr auf „Hardware“ gesetzt
     Einschränkungen für das LAG-Management durch organisatorische Rahmenbedingungen
    Chancen
     LAG kann eigenständig über Projekte entscheiden

5
 http://www.burgenland.at/fileadmin/user_upload/Downloads/Buerger_und_Service/Frauen/1449_Frau-
enbesch_ftigungspotenzialen_auf_der_Spur.pdf (S. 15)

                                                                                                     17
    Durch gute Eigenmittelausstattung der LAG können weiterhin wichtige regionale Projekte umgesetzt
      werden
  Aufgrund der geringeren Finanzmittelausstattung im Vergleich zur letzten Periode muss auf qualita-
      tiv hochwertigere Projekte fokussiert werden
 Risiken
  Rückgang der LEADER-Mittel – Schwung aus vergangener Periode kann nicht mitgenommen werden
  Gemeinden fokussieren zu stark auf einzelgemeindliche Projekte mit kurzfristigen Wirkungen

2.4 Darstellung der lokalen Entwicklungsbedarfe
Wertschöpfung
   ● Begünstigt durch das pannonische Klima und einer großen Anzahl innovativer Landwirte, verfügt
       das Nordburgenland über eine breite Palette an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Diese
       sind jedoch derzeit noch zu wenig bekannt, und regional sowohl im B2B Bereich wie auch für
       den Endkunden schwer verfügbar. Das beeinflusst einerseits den Umsatz der Landwirte, ande-
       rerseits schmälert es die Außenwirksamkeit der Produkte.
   ● Wein ist eines der zentralen Produkte der heimischen Landwirtschaft, und wird überregional
       sehr stark mit unserer Region assoziiert. Trotz erster Ansätze ist Wein als touristisches Thema
       noch zu wenig in der Region etabliert, und mit professionellen Angeboten und Strukturen hin-
       terlegt.
   ● Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Natur. Hier bietet unsere Region sehr viele hochwertige
       Angebote, die es touristisch zu erschließen, und mit anderen Potenzialen der Region zu vernet-
       zen gilt.
   ● Der Wein bildet auch eine wichtige Schnittstelle unserer Region nach außen. Hier gilt es neue
       Ansätze zu finden, diese Kanäle für andere Bereiche der Region (z.B. Vermarktung regionaler
       Produktspezialitäten) nutzbar zu machen.
   ● Im Tourismus unternehmerisch tätig zu sein ist derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung nicht
       sehr attraktiv. Durch die vielen – auch im Rahmen der LES geplanten – Aktivitäten, die eine Aus-
       weitung der touristischen Hauptsaison im Sommer Richtung Frühling und Herbst zum Ziel haben,
       ist eine gute touristische Infrastruktur essentiell. Hier müssen Lösungen gefunden werden, um
       einerseits die Aufrechterhaltung der touristischen Betriebe zu sichern (Stichwort: Nachfolge),
       aber auch deren Qualität und Unterstützungsstrukturen (Stichwort: Neustrukturierung der Tou-
       rismusverbände) sicherzustellen.

Natürliche Ressourcen und kulturelles Erbe
   ● Für die weitgehend intakte Natur- und Kulturlandschaft unserer Region sind nicht zuletzt die
        vielen unterschiedlichen Schutzgebiete verantwortlich. Der Entwicklungsbedarf definiert sich
        hier vor allem im „Erhalt des Status quo”. Durch diese Schutzgebietssysteme besteht aber auch
        die Gefahr einer Abkopplung von Naturschutz und individueller Lebenswelt – es fehlt hier an
        Anknüpfungspunkten für jeden Einzelnen, um die Wertigkeit dieser Unversehrtheit zu schätzen,
        und seine eigene Rolle mit allen Konsequenzen für das eigene Handeln (oder Unterlassen) abzu-
        leiten.
   ● Neben Natur- und Kulturlandschaft ist die Welterberegion Neusiedler See ein Potenzial, das
        noch zu wenig genutzt wird.

                                                                                                    18
Gemeinwohl
   ● „Durch gesamtgesellschaftliche Veränderungen haben sich in der Vergangenheit auch die Dorf-
      und Gemeindestrukturen maßgeblich verändert und teilweise an Attraktivität als Wohn- und Le-
      bensort verloren” (Strategie Burgenland 2020). Vor allem die Ortskerne sind durch regionale
      Zentralisierung (Ballungsräume) sowie kommunale Peripherisierung in Gefahr, zusehends aus-
      zudünnen. Hier braucht es Ansätze, um den Ortskernen neue Bedeutung zukommen zu lassen.
   ● Vor allem im Bereich der Nahversorgung braucht es neue Ideen, die einerseits aus unternehme-
      rischer Sicht wirtschaftlich attraktiv sind, aber auch den Bedürfnissen einer durch den demogra-
      fischen Wandel geprägten Gesellschaft entsprechen.
   ● Die Gemeinden sind wichtige Akteure, wenn es darum geht, Energieproduktion und Energie-
      nutzung effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Im Programm EKKO wurden bereits erste An-
      sätze für Gemeinden entwickelt, die es nun weiterzuverfolgen gilt.
   ● Das Nordburgenland hinkt bei der Erwachsenenbildungsbeteiligung allen anderen österreichi-
      schen NUTS III Regionen hinterher. Die gut ausgeprägte Anbieterstruktur schafft gute Voraus-
      setzungen, um hier gegenzusteuern, neue Lösungen zu entwickeln und gleichzeitig die einzelnen
      regional wichtigen Themen zu unterstützen.
   ● Ehrenamtlichkeit und zivilgesellschaftliches Engagement sind wichtige Eckpfeiler unseres regi-
      onalen Zusammenhalts. Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zeigen aber, dass dieses wich-
      tige Feld zusehends erodiert. Hier ist Handlungsbedarf gegeben, um das vorhandene Engage-
      ment aufrechtzuerhalten, und neues Engagement zu fördern.
   ● Der demografische Wandel sowie unsere geografische Nähe zur Hauptstadt Wien bzw. zu den
      osteuropäischen Ländern macht das Nordburgenland in der Zusammensetzung immer bunter.
      Um dieses Zusammenleben auch harmonisch zu gestalten, und „Vielfalt als Chance” aktiv zu nut-
      zen, halten wir es für wichtig, uns im Rahmen von LEADER mit den Hintergründen und Prozessen
      im Zusammenhang mit Integration auseinanderzusetzen.
   ● Aus dem Projekt „Jugend in der Regionalentwicklung” wissen wir, dass neben ausreichenden
      Arbeitsplätzen, vor allem die Bindung zur Region und Einbindung in regionale Systeme wichtige
      Bedarfe der Jugendlichen darstellen. Hier müssen wir im Rahmen von LEADER ansetzen.

                                                                                                   19
3.         Lokale Entwicklungsstrategie
3.1. Aktionsfeld 1: Wertschöpfung
3.1.1.       Auswahl der Aktionsfeldthemen und Beschreibung der Ausgangslage (Status quo)

    Regionale Produkte

Landwirtschaftliche Kennzahlen
Der Landwirtschaft kommt im Burgenland eine hohe Bedeutung zu. Dies zeigt sich unter anderem im
Anteil der Haupterwerbsbetriebe. Zwar unterliegt auch das Nordburgenland dem Trend einer sinkenden
Zahl landwirtschaftlicher Betriebe, der Bezirk Neusiedl am See weist aber die höchste Zahl wie auch den
höchsten Anteil an Haupterwerbsbetrieben innerhalb des Burgenlandes auf (1.173 Haupterwerbsbe-
triebe, ca. 47%), gefolgt von Eisenstadt (442 Haupterwerbsbetriebe, ca. 40%) und Mattersburg (191
Haupterwerbsbetriebe, ca. 35%).6

Weinbau nimmt eine besondere Stellung ein
Besonders für das Nordburgenland weist der Weinbau eine hohe Bedeutung auf, zumal sich rund 77%
der burgenländischen Weinbauflächen in diesem Gebiet befinden (Weinbaugebiete Neusiedler See,
Neusiedler See Hügelland und Rosalia). Qualitäts- und Spitzenweine rücken ebenso wie der DAC (Distric-
tus Austriae Controllatus)-Gedanke immer stärker in den Vordergrund. Im Nordburgenland sind kontrol-
lierte, gebietstypische Weine mit DAC–Bezeichnung in den Gebieten Leithaberg DAC und Neusiedler See
DAC erhältlich.
Darüber hinaus erfolgt das In-Wert-Setzen der nordburgenländischen Weinanbaukultur durch zusätzli-
che Angebote für Einkauf und Tourismus. Insgesamt 20 Vinotheken im Nordburgenland bieten regions-
typische Weine an. Mit dem „Martini-Loben“ in den Gemeinden rund um den Neusiedler See wird seit
Jahren ein erfolgreiches Event veranstaltet, bei dem Einheimischen und Gästen rund um „Martini“ zahl-
reiche Keller in den Gemeinden für Verkostungen offen stehen. Daneben ziehen auch die in etlichen
Gemeinden veranstalteten „Tage der offenen Kellertür“ viele Gäste aus dem Wiener Zentralraum wie
auch angrenzender Nachbarländer an. Urlaubsgäste können in mehr als 40 Weinbaubetrieben, vor allem
rund um den Neusiedler See, „Urlaub am Winzerbauernhof“ buchen.

Gemüseanbau durch das pannonische Klima begünstigt
Besondere Bedeutung für das Nordburgenland weist auch der Gemüseanbau auf. Der Seewinkel stellt
das Gemüsehauptanbaugebiet des Burgenlandes dar. Dabei sorgt das spezielle pannonische Klima für
eine im Österreichvergleich überdurchschnittliche Produktbreite. Die Anzahl der gemüseproduzieren-
den Betriebe zeigt sich dabei aber leicht rückläufig. Ausschlaggebend dafür ist vor allem das Alter der
Betriebsführer, die den Betrieb im Zuge der Pensionierung oftmals auflösen. Die Flächen werden in die-
sen Fällen teilweise von anderen Betrieben übernommen.7
Zusätzlich zur Vielfalt der landwirtschaftlichen Produktion im Nordburgenland, zeichnet sich die Region
auch durch besondere Spezialitäten aus: Insgesamt wurden in Nordburgenland bisher sieben „Genuss

6
    Agrarstrukturerhebung 2010.
7
    Grüner Bericht Burgenland, 2011.

                                                                                                    20
Regionen“ ausgezeichnet. Dazu zählen: Neusiedler See Fische, Pannonisches Mangalitzaschwein, Kitt-
seer Marille, Leithaberger Edelkirsche, Wiesener Ananas Erdbeeren, Nationalpark Neusiedler See – See-
winkel Steppenrind und Seewinkler Gemüse.
Ebenso gibt es bereits zahlreiche Haubenlokale sowie Buschenschenken und Gasthäuser sehr guter Qua-
lität.

Die Schwierigkeiten und Engpässe im Zusammenhang mit den regionalen Produkten liegen in der derzeit
noch geringen regionalen Verfügbarkeit, und - damit in Verbindung - der geringen Wahrnehmung in der
Bevölkerung.

 Wein- & Naturtourismus

Mit rund 90% aller Nächtigungen im Nordburgenland bildet die Region Neusiedler See den Schwerpunkt
der touristischen Wertschöpfung. Die touristische Entwicklung zwischen 2005 und 2012 zeigt für das
Nordburgenland, insbesondere für den Bezirk Neusiedl
am See, tendenziell eine positive Entwicklung der Näch-
tigungszahlen in der Höhe von +15%. Die Nächtigungen
in der Region Eisenstadt sind hingegen mit 9% unter-
durchschnittlich angestiegen. Der Bezirk Mattersburg,
sprich die Region Rosalia, weist dabei mit +29% die
höchsten Wachstumsraten bei den Nächtigungen auf.
Seit 2012 sind die Nächtigungen im Nordburgenland je-
doch leicht rückläufig.                                 Abbildung 4: Verteilung der Nächtigungen im Nord-
                                                                burgenland 2012
Was die Qualität der Unterkünfte betrifft, so zeigt sich Statistik Burgenland, Tourismus 2012
besonders in der Region Neusiedler See noch deutlicher Nachholbedarf. Die Region weist den geringsten
Anteil an 5-Stern und 4-Stern Betten unter allen burgenländischen Tourismusregionen auf – nur rund die
Hälfte aller Betten ist zumindest mit einem Stern klassifiziert. Der Anteil der Betten in sonstigen Betrie-
ben (z.B. Campingplätze, Privatquartiere, Ferienwohnungen) ist demgegenüber im Nordburgenland am
höchsten. Einzig die Region Rosalia, insbesondere der Kurort Bad Sauerbrunn, weist einen hohen Anteil
an 5 bzw. 4-Stern als auch an 3-Stern Betrieben und Betten von insgesamt rund 75% auf.

                                                                  Dazu ist auch in der Burgenländischen Tou-
                                                                  rismusstrategie (Tourismusstrategie 2011-
                                                                  2015) festgehalten, dass im Burgenland ge-
                                                                  nerell ein Verbesserungspotenzial in der 2
                                                                  und 3-Sterne-Kategorie besteht. Insbeson-
                                                                  dere die 2-Sterne-Betriebe haben demnach
                                                                  in fast allen Bereichen Aufgaben zur Quali-
                                                                  tätsverbesserung zu bewältigen. Weiters
                                                                  wird hier darauf hingewiesen, dass 3-Stern-
Abbildung 5: Qualität der Unterkünfte in den Burgenländischen     Betriebe besonders auf Angebote zu Natur
Tourismusregionen (Betten Sommer 2012)                            sowie zu Wein und Kulinarik setzen.
Quelle: Statistik Burgenland, Tourismus 2012

                                                                                                          21
Um Qualitätsverbesserungen zu erzielen, und die Motivation für Tätigkeiten im Tourismus zu steigern,
sehen wir vor allem die Ausweitung der Saison als zentralen Hebel. Bislang fallen in der Region Neusied-
ler See mehr als 82% der Nächtigungen auf das Sommerhalbjahr (2012), während die Region Rosalia mit
ihrem naturbezogenen Angebot bereits relativ ausgeglichene Saisonen aufweist. Hierzu wird in der Bur-
genländischen Tourismusstrategie insbesondere auf landwirtschaftliche Produkte sowie die Vermark-
tung von Natur, Wein & Kulinarik als Potenziale für ganzjährige Schwerpunkte des Nordburgenlandes
hingewiesen.

Die Tourismusstrategie weist im Speziellen dem Thema Natur eine verbindende Funktion zu: „Diesem
Thema werden nicht nur die attraktivsten Marktpotenziale eingeräumt, seine stärkere Kommunikation
soll zusätzlich das Profil des Burgenlandes schärfen.“8

Angebotssegment „Wein & Kulinarik”
Rund 16 % der Urlauber besuchen das Burgenland mit dem Hauptreisemotiv „Wein verkosten und kau-
fen“; rund 30 % dieser Gäste führen sogar als Hauptinteresse für die Wahl der Urlaubsdestination das
Wein- und Kulinarikangebot im Nordburgenland an9. Die bevorzugten Reisezeiten dafür sind der Herbst,
dicht gefolgt vom Frühling. Somit gilt dieses Segment als besonders geeignet, die ohnehin durch zahlrei-
che Angebote besetzte Sommersaison in beide Richtungen zu verlängern. Gäste, die aus Affinität zu
Wein & Kulinarik ins Nordburgenland reisen, konsumieren eher außer Haus in Gasthäusern und Restau-
rants, aber besonders häufig besuchen sie Heurige. Die Übernachtungspräferenz liegt bei dieser Gäste-
schicht auf den „Urlaub am Winzerhof“-Angeboten, einer burgenländischen Besonderheit des Segments
„Urlaub am Bauernhof”. Besonders gerne kombinieren die Gäste bei ihrem Aufenthalt Wein & Kulinarik
mit Weinveranstaltungen, Bewegung und Natur. Somit zeigt sich hier ein Synergieeffekt zwischen unse-
ren beiden Fokuspunkten „Natur” und „Wein”10.
Angebotsseitig bietet das Nordburgenland unterschiedliche Möglichkeiten, Wein in der Region touris-
tisch zu erleben. Dies reicht von Führungen in den Weinkellern über Weinverkostungen und Weinsemi-
nare, Führungen im Terroir bis hin zum Entdecken der Weinarchitektur mit dem Fahrrad11. Derzeit sind
diese Angebote aber noch unkoordiniert, nicht qualitätsgesichert und stark von der individuellen Initia-
tive der einzelnen Akteure abhängig. Dies haben wir bereits im Laufe der Förderperiode 2007 – 2013
erkannt, und daher ab dem Jahr 2012 im Rahmen von LEADER begonnen, unsere Energie auf die Opti-
mierung der weintouristischen Angebote zu konzentrieren. Im Rahmen des Pilotprojekts „Weinrouten
Region Neusiedler See“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Burgenland Tourismus, der Neusiedler See
Tourismusgesellschaft (NTG) und Wein Burgenland eine Qualitätsoffensive gestartet. Dabei wurden tou-
ristische Angebotskategorien mit Bezug zum Thema Wein systematisiert, und gemeinsam mit den jewei-
ligen Akteuren Qualitätskriterien definiert.

Angebotssegment Naturtourismus
Naturtouristen im Burgenland sind teilweise Ausflugstouristen (5 – 8 Stunden Aufenthalt), aber auch zu
großen Teilen Übernachtungstouristen (meist 2-3 Nächte), und diese buchen bevorzugt 3- oder 4-Stern
Hotels. Wie beim Weintouristen ist auch hier der Heurige die beliebteste Gastronomieform. Eine weitere
Ähnlichkeit zum Weintourismus besteht in der Präferenz der Touristen für die Jahreszeiten Frühling und

8
 Tourismusstrategie 2011-2015, Burgenland Tourismus, S. 12.
9
  Vgl. Tourismusstrategie 2011.2015, Burgenland Tourismus.
10
   Sovis/Zins (2011): Prouf-it Studie “Wein & Kulinarik” i.A. des Burgenland Tourismus.
11
   http://www.burgenland-schmeckt.at/de/wein/weinerlebnis.html

                                                                                                     22
Herbst. Die Tagesausflugsgäste kombinieren die naturtouristischen Angebote gerne mit diversen Sport-
möglichkeiten, die Nächtigungstouristen bevorzugen Wellness. Letzteres zeigt sich auch in der Praxis am
Erfolg der St. Martins Therme in Frauenkirchen, die für ihre Gäste Safaris im Nationalpark anbietet. Aus-
flugsgäste nehmen Anreisezeiten von bis zu 60 Minuten in Anspruch. Das bedeutet, dass der gesamte
Wiener Raum als potenzielle Zielgruppe gilt.12
Mit dem Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel und den beiden Naturparken, nämlich dem Naturpark
Rosalia – Kogelberg sowie dem Naturpark Neusiedler See – Leithagebierge, besitzt das Nordburgenland
eine herausragende Infrastruktur für naturtouristische Angebote. Der Nationalpark Neusiedler See - See-
winkel bietet das ganze Jahr über Exkursionen zu den Jahreszeiten entsprechenden Themenbereichen
an. Auch in den beiden Naturparken können Exkursionen mit unterschiedlicher thematischer Tiefe ge-
bucht werden. Ähnlich wie im Thema Wein liegen aber neben diesen Angeboten noch viele Potenziale
brach, die touristisch stärker in Wert gesetzt werden können.

2014 wurde das Burgenländische Tourismusgesetz geändert. Die Änderung bezieht sich auf die Struktu-
ren des burgenländischen Tourismus. Bis 2014 gab es drei Ebenen: Burgenland Tourismus, die Regional-
verbände sowie die lokalen Tourismusverbände (TVBs). Mit der Änderung 2014 wurde die mittlere
Ebene, die der Regionalverbände, aufgelöst. Lokale Tourismusverbände müssen seit diesem Zeitpunkt
eine bestimmte Mindestzahl an Nächtigungen aufweisen. Diese Änderungen bedeuten gerade für die
kleinstrukturierten örtlichen Tourismusverbände eine Neuorientierung hinsichtlich ihrer Rolle, Organi-
sation und Zusammenarbeit mit anderen TVBs.

3.1.2.       Grundstrategie bzw. strategische Stoßrichtung in den Aktionsfeldthemen

 Regionale Produkte

Regionale Produkte: Steigerung der Bekanntheit und Schaffung alternativer Vertriebswege
Wir wollen den Bedarf nach mehr Wissen unter den Multiplikatoren um die regionalen Produkte damit
decken, indem wir für sie Angebote schaffen, damit sie Produzenten und Produkte kennenlernen (z.B.
„Genuss Safaris”). Parallel dazu ist es uns wichtig, Initiativen zu entwickeln und zu unterstützen, die dazu
beitragen, die Produkte in der Gastronomie präsenter zu positionieren, und auch an mehr Verkaufsstel-
len verfügbar zu machen. Durch neue Logistiklösungen wollen wir versuchen, die Verfügbarkeit regio-
naler Produkte für Konsumenten und Gewerbe zu verbessern. Wein ist eines der am besten etablierten
regionalen Produkte, weshalb wir Wein als Botschafter regionaler Kulinarik und typischer Produkte
nutzen wollen, um Lebensmittel wie auch touristische Produkte national und international bekannt zu
machen, und damit die Nachfrage zu steigern.

12
     Sovis/Zins (2012): Prouf-it Studie “Thema Natur - Burgenland 2012” i.A. des Burgenland Tourismus.

                                                                                                         23
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