Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung

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Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Lust auf Sonne
Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung
und Heizungsunterstützung
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Die Träger der Initiative

Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                                                                       AHW Arbeitsgemeinschaft Hamburgischer Wohnungsunternehmen                                Johann-Daniel-Lawaetz-Stiftung
bekanntlich liegen die größten Energieeinsparpotenziale bei Wohngebäuden im Bereich der Wärmedämmung und               Architekten und Ingenieurverein                                                          Landesinnung der Elektrohandwerke
                                                                                                                       Architektur Centrum der Gesellschaft für Architektur und Baukultur e.V.                  Landesinnung des Glaserhandwerks
Wärmeerzeugung. Dennoch gehören die wohltemperierte Wohnung und die heiße Dusche am Morgen zur Wohnqualität,
                                                                                                                       Ausbildungszentrum Bau in Hamburg                                                        Landesverband Freier Wohnungsunternehmen Hamburg
auf die wir auch in Zeiten hoher Energiepreise und vermehrter Klimaschutzbestrebungen nicht verzichten möchten.        Bau-Innung Hamburg                                                                       Maler- und Lackierer-Innung Hamburg
                                                                                                                       B.A.U.M. Consult AG Hamburg                                                              Mieter helfen Mietern
Hier ist die Solarwärmenutzung eine wichtige Energiealternative für eine auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtete,      B.A.U.M. e.V.                                                                            Mieterverein zu Hamburg
grüne Metropole wie Hamburg: Solarenergie wird zuverlässig und frei Haus geliefert – ohne Risiken, ohne Preisstei-     Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg                                          Norddeutscher Baugewerbeverband e.V.
gerungen und mit zeitlich unbegrenzter Liefergarantie. Die Energie aus der Sonne zu nutzen bedeutet, weniger fossile   BUND                                                                                     Ring Deutscher Makler Landesverband
                                                                                                                       Bund Deutscher Architekten e.V.                                                          SAGA Siedlungs-Aktiengesellschaft
Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas zu verbrauchen und weniger Kohlendioxid freizusetzen. Die Nutzung von
                                                                                                                       Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V.                               Schornsteinfeger-Innung
Sonnenenergie ist somit ein wichtiger Baustein im Klimaschutz.
                                                                                                                       Dachdecker-Innung Hamburg                                                                Solarzentrum Hamburg
                                                                                                                       Deutscher Gewerkschafts-Bund                                                             Staatliche Gewerbeschule Bautechnik
Das gerade auch in Norddeutschland – leider – immer noch verbreitete Misstrauen in die Sonnenenergie ist nicht         Hochschule f. Angew. Wissenschaften Hamburg                                              Staatliche Gewerbeschule Holztechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung
gerechtfertigt. Auch wenn wir es infolge des sprichwörtlichen „Hamburger Schmuddelwetters“ anders empfinden            Grundeigentümerverband Hamburg                                                           Staatliche Gewerbeschule Installationstechnik
mögen: Die Sonnenscheindauer und die Energieleistung reichen vollkommen aus, um auch in Hamburg auf Sonnen-            GWG Gesellschaft für Wohnen und Bauen                                                    STATTBAU Hamburg
energie zu setzen!                                                                                                     Hamburg Messe und Congress GmbH                                                          STEG Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg
                                                                                                                       E.ON Hanse AG                                                                            TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgebiet Bauphysik und Werkstoffe im Bauwesen
                                                                                                                       Hamburger Ingenieurkammer Bau                                                            TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgebiet Heizungs- und Klimatechnik
Diese Broschüre zeigt Ihnen die vielfachen Vorteile der solaren Wärmeerzeugung, ganz anschaulich und an Hand von       Hamburger Klimaschutz-Fonds                                                              TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgebiet Angewandte Bautechnik
Beispielen, die den energetischen und wirtschaftlichen Nutzen in der Praxis aufzeigen. Zudem möchten wir Ihnen einen   Hamburgische Architektenkammer                                                           Vattenfall Europe
ersten Einblick in die Montagemöglichkeiten für Solaranlagen, in die dafür notwendigen Investitionen sowie die         Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt                                                    VDI Gesellschaft Bautechnik
Optionen für eine staatliche Förderung geben.                                                                          Handelskammer Hamburg                                                                    VDI Gesellschaft Technische Gebäude­ausrüstung
                                                                                                                       Handwerkskammer Hamburg                                                                  VDI Gesellschaft Umweltschutztechnik
                                                                                                                       HafenCity Universität                                                                    Verband Beratender Ingenieure
Lernen Sie die Sonne von einer ganz anderen Seite kennen und prüfen sie, ob sich Solarenergie nicht auch für Ihre
                                                                                                                       Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt                                                 Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Immobilie bezahlt macht. Hierbei sind Ihnen unsere Energie-Experten gerne behilflich – denn jeder Beitrag zum
                                                                                                                       Industrieverband Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik Nord e.V.                          Verbraucherzentrale Hamburg
Klimaschutz zählt!                                                                                                     Innung Sanitär Heizung Klempner                                                          Vereinigung der Prüfingenieure für Baustatik
                                                                                                                       Innung und Fachverband Holz und Kunststoff                                               ZEBAU Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH
                                                                                                                       Institut Energie und Bau                                                                 ZEWU Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik

Anja Hajduk
Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt                                                                              Impressum
Freie und Hansestadt Hamburg                                                                                           Herausgeber: Initiative für „Arbeit und Klimaschutz“, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt    © 2008 Initiative „Arbeit und Klimaschutz“, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
                                                                                                                       Text: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, SolarZentrum Hamburg                              Gedruckt auf 100% Recycling Papier
                                                                                                                       Gestaltung: Karina Petersen, Hamburg                                                             Umwelttelefon: 040 / 34 35 36
                                                                                                                       Grafiken: DGS, aus dem Leitfaden „Solarthermische Anlagen“                                       www.hamburg.de/arbeitundklimaschutz

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              39
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Inhalt

Lust auf Sonne?                          4
Gute Argumente                           5
Reicht die Sonne in Hamburg              6
Sonnenwärme für das Eigenheim            8
Was muss vorhanden sein?                 10
Die Sonne ist flach und 40 kg schwer     11
Kollektormontage                         15
Ein Speicher für die kalten Tage         18
Planung und Auslegung                    20
Solarthermie im Wohnungsbau              23
Dimensionierung                          25
Mietrechtliche Fragen                    26
Gute Planung zahlt sich aus              27
Energiebilanz                            28
Was kostet die Anlage?                   29
Anlagenbeispiele                         32
Weitere Anwendungsbeispiele              34
Finanzielle Förderung und Finanzierung   36
Wir helfen Ihnen weiter                  38
Die Träger der Initiative                39

                                              3
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Lust auf Sonne?

    5 Milliarden Jahre Garantie                             Die Folgen sind Schadstoffe in der Luft und die
                                                            Veränderung des Klimas durch Kohlendioxid.
    Die notwendige Energie für alles Leben auf der Erde     Auch werden die Energiepreise in Zukunft weiter
    liefert die Sonne. Und deren Energieangebot ist         deutlich ansteigen, da die zur Verfügung stehenden
    riesig – in Deutschland auf der Erde ankommende         fossilen Ressourcen begrenzt sind und weltweit
    Solarstrahlung übersteigt den Energiebedarf um          der Energieverbrauch steigt.
    das etwa 80-fache. Die Sonne scheint bereits ca. 5
    Milliarden Jahre. Und vermutlich steht Sie uns          Eine Solaranlage bedeutet also auch ein Stück
    noch weitere 5 Milliarden Jahre als zuverlässiger       Unabhängigkeit von der Energiepreisentwicklung,
    Energielieferant zur Verfügung - ohne Risiken, ohne     denn die Sonne schickt keine Rechnung.
    Schadstoffe und dazu auch noch kostenlos.

    Die fossilen Energievorräte Kohle, Öl und Erdgas
    sowie Uran werden in zunehmendem Maß ver-
    braucht, um den weltweit wachsenden Energiebe-
    darf ­abzudecken.

                                                                                                                                                    SolarPromotion GmbH, Pforzheim

                                                          Energiepreisentwicklung der letzten Jahre für Öl, Gas und Pellets

                                                            Quelle: Pelletspreise = D
                                                                                     eutscher Energie-Pellet-Verband e.V./Solar Promotion GmbH
                                                                                    Heizöl- und Erdgaspreise = Brennstoffspiegel
                                                            Basis:	Verbraucherpreise für die Abnahme von 3.000 l Heizöl, 33.540 kWh Gas bzw. 6 t
                                                                    Pellets (inkl. MwSt. und sonstigen Kosten)

4
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Gute Argumente

✘D
  er Kollektor auf dem Dach ist ein weithin sicht-
 bares Zeichen für Verantwortungs- und Umwelt-
 bewusstsein sowie –engagement. Warten Sie nicht
 länger auf die Anderen - handeln Sie selbst und
 gehen Sie mit gutem Beispiel voran!

✘M
  it der Solaranlage holen Sie sich natürliche Ener­
 gie direkt ins Haus. Es macht Spaß, beim Baden
 oder Duschen von der Sonne erwärmtes Wasser zu
 nutzen - besonders im Sommer, wenn der Heiz­
 kessel ausgeschaltet bleiben kann.

✘D
  ie Solaranlage macht ein Stück weit unabhängig
 von den Steigerungen der Energiepreise. Eine Stan-
 dard-Solaranlage reicht in unseren Breiten aus, um
 den Energiebedarf für die Warmwasserbereitung
 von Mai bis September vollständig zu decken –
 mit kostenloser Energielieferung .

✘T
  hermische Solaranlagen sind technisch ausgereift,
 sehr wartungsarm und besitzen eine Lebensdauer
 von circa 20 Jahren. Sie steigern sowohl den Wert
 von Immobilien wie auch deren Image. „Solar­
 häuser“ lassen sich besser verkaufen bzw. schneller
 vermieten.
                                                        Solarenergie ist Lebensqualität

                                                                                    5
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Reicht die Sonne in Hamburg?
Foto: Pasdzior

                     Auch in Hamburg scheint die Sonne
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Misstrauen in die Sonne ist in Hamburg weit ver-
breitet. Wind und Wasser sind hier zunächst ein-
mal vertrautere Elemente. Das sprichwörtliche
„Hamburger Schmuddelwetter“ ist nasskalt und
neblig, mit horizontalen Regenschauern.

Aber auch hier scheint die Sonne statistisch etwa
1.800 Stunden im Jahr – das ist nicht viel weniger
als im Süden Deutschlands und reicht für die effi-
ziente Nutzung etwa zur Warmwasserbereitung
allemal aus.

Jahr für Jahr werden auf jeden Quadratmeter          Die Globalstrahlung und ihre Komponenten
Dach­fläche in Hamburg etwa 1.000 kWh kosten-
lose Sonnenenergie eingestrahlt, ¾ davon werden
während des Sommerhalbjahres April bis Septem-
ber geliefert. Rund die Hälfte dieser sogenannten
Globalstrahlung ist diffuse Strahlung, die ebenso
wie die direkte Strahlung von der Solaranlage ge-
nutzt werden kann. Auch bei bedecktem Himmel
wird also Energie geerntet. Die Jahressumme der
Globalstrahlung in Hamburg von 1.000 kWh/m²
entspricht einer Brennstoffmenge von rund 100
Litern Heizöl oder 100m³ Erdgas.

                                                     Die Monatssummen der Globalstrahlung / diffus und direkt

                                                                                                                7
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Sonnenwärme für das Eigenheim

    So funktioniert ihr privates Sonnensystem             entsteht im Speicher eine Schichtung: das wärmste
                                                          Wasser befindet sich oben, (dort, wo gezapft wird)
    Der Kollektor auf dem Dach wandelt die einfallen­     das kälteste unten (dort, wo kaltes Wasser einge-
    de Solarstrahlung in nutzbare Wärme um. Er ist        speist wird).
    damit das Bindeglied zwischen der Sonne und dem
    Warmwassernutzer.

    Die Wärme entsteht durch die Absorption der
    Sonnenstrahlung an einer dunkel beschichteten Me­
    tallplatine, dem Absorber. Er ist das wesentliche
    Bauteil des Kollektors. Vom Absorber wird die
    Wärme durch ein geschlossenes Rohrsystem, dem
    Solarkreis, zum Speicher transportiert. Im Solar-
    kreis zirkuliert ein frostsicheres Wasser-Propylen-
    glykol-Gemisch.

    Der Wärmetransport vom Kollektor zum Speicher
    wird über eine Temperatur-Differenz-Regelung ge-
    steuert. Die Regelung setzt die Umwälzpumpe des
    Solarkreises immer dann in Betrieb, wenn die
    Temperatur im Kollektor einige Grade über der                                                            F = Temperaturfühler

    Temperatur im unteren Speicherbereich liegt. Da-
    durch gelangt die von der Sonne erwärmte Solar-       Die Standard-Solaranlage zur Warmwasserbereitung
    flüssigkeit vom Kollektor in den unteren Wärme-
    tauscher, wo die Wärme über den Solarkreiswär-
    metauscher an das Trinkwasser im Speicher über-       Damit der Wärmetransport nicht durch Luft im
    tragen wird.                                          Solarkreis behindert wird, ist am höchsten Punkt
    Die abgekühlte Solarflüssigkeit fließt in der Rück-   der Solaranlage ein automatischer Entlüfter mit
    laufleitung zum Kollektor zurück.                     Absperrhahn oder ein Handentlüfter angebracht.
                                                          Eine Rückschlagklappe im Solarkreis verhindert,
    Im Speicher steigt das erwärmte Trinkwasser nach      dass sich der Speicher nachts aufgrund von Schwer­
    oben. Entsprechend seiner Dichte bzw. Temperatur      kraftzirkulation über den Kollektor auskühlt.

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Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Für den sicheren Betrieb der Solaranlage sind ein       Die restlichen 40% müssen über eine Zusatzhei-
Sicherheitsventil und ein Ausdehnungsgefäß instal-      zung gedeckt werden. Dies geschieht in der Regel
liert: Das Sicherheitsventil öffnet bei Überschreiten   über den Heizkessel und den oberen Nachheizwär-
des Ansprechdrucks und lässt Solarflüssigkeit in        metauscher des Speichers. Mitentscheidend für die
einen Auffangbehälter ab. Das Ausdehnungsgefäß          Höhe des Zusatzenergiebedarfs ist die am Kessel-
hat die Aufgabe, den Anlagendruck konstant zu           regler eingestellte Trinkwassersolltemperatur. Je
halten. Zusätzlich sollte die Größe des Ausdehnungs­    niedriger diese eingestellt wird, z. B. auf 45°C, de-
gefäßes ausreichend für den Flüssigkeitsinhalt des      sto höher ist der Deckungsanteil der Solarenergie
Kollektorfeldes sein. Wenn bei anhaltender Ein-         und entsprechend niedriger der Anteil der Zusatz-
strahlung in den Solarkollektoren die Wärme nicht       energie und umgekehrt.
weiter durch die Solarflüssigkeit abgeführt wird
(z.B. während der Urlaubszeit), geht ein Teil der       Durch den Anschluss von Waschmaschinen und
Flüssigkeit in die Dampfphase. Trotzdem kocht           Geschirrspüler an die Solaranlage bietet sich die
die Anlage nicht über: das zusätzliche Volumen des      Möglichkeit, teuren elektrischen Strom durch
Kollektorinhalts wird in das Ausdehnungsgefäß           Sonnenenergie zu ersetzen und gleichzeitig den
verdrängt, so dass der maximal zulässige Betriebs-      Nutzungsgrad der Anlage zu erhöhen. Geschirr-
druck nicht erreicht wird und das Sicherheits­ventil    spüler, die für den Anschluss an die Warmwasser-
nicht anspricht. Alle Sicherheitsbauteile und die       leitung geeignet sind, können direkt an die Solar-
Pumpe sind in einer Baugruppe, der Solarstation,        anlage angeschlossen werden.
zusammengefasst, die vormontiert und mit passen-        Da die meisten Waschmaschinen keinen Warm-
der Wärmedämmung geliefert wird.                        wasseranschluss besitzen, muss die Regelung der
                                                        Kalt- bzw. Warmwasserzufuhr mit Hilfe eines Vor-
Bei heute üblicher Dimensionierung im Ein- und          schaltgerätes erfolgen.
Zweifamilienhausbereich (pro Person etwa 1,0 bis
1,5 m² Kollektorfläche und ca. 80 – 100 l Spei-         Die Einbindung eines vorhandenen Trinkwasser-
chervolumen) wird das Trinkwasser im Sommer             speichers ist nicht zu empfehlen: es erhöht sich der
weitgehend über die Solaranlage erwärmt. Dadurch        Regelaufwand, die Wärmeverluste sind höher im
ergibt sich ein solarer Deckungsanteil (Anteil der      Vergleich zu einem einzigen Solarspeicher und der
Sonnenenergie am Gesamtenergiebedarf für die            Nutzungsgrad der Anlage sinkt.
Trinkwassererwärmung) für das Jahr von etwa 60%.

                                                                                                                9
Lust auf Sonne Ihr Ratgeber für die solare Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung
Was muss vorhanden sein?

     Um die Solarenergie sinnvoll nutzen zu können,                    Es ergibt sich ein Optimum der Einstrahlung bei Süd-
     sind drei wesentliche bauliche Faktoren notwen-                   ausrichtung (α = 0°) und einer Neigung von  = 30°.
     dig:                                                              Der maximale Ertrag einer thermischen Solaranlage zur
                                                                       Warmwasserbereitung lässt sich bei einer Südausrich-
     1. e in geeigneter Montageort für den Kollektor                  tung (α = 0°) und einer Neigung von  = 45° erzielen
     2. ein geeigneter Aufstellort für den Solarspeicher              (s. Seite 28). Abweichungen von der optimalen Aus-
     3. e ine zentrale Warmwasserbereitung des Gebäudes               richtung können in weiten Bereichen toleriert werden,
                                                                       da damit keine nennenswerten Strahlungs- bzw. Er-
     Als Montageort für die Kollektoren wird in der                    tragseinbußen verbunden sind. Selbst eine Ost- bzw.
     Regel das Dach herangezogen. Dies muss nicht                      Westdachlage kann genutzt werden, wenn der Rich-
     das Hausdach sein, auch das Flachdach eines Car-                  tungsnachteil durch eine entsprechend vergrößerte
     Ports oder ein Nebengebäude können geeignet                       Kollektorfläche (ca. 20%) ausgeglichen wird.
     sein.
                                                                       Jedes Dach mit einer Ausrichtung zwischen Südosten
     Wie viel Sonnenenergie im Laufe eines Jahres auf                  und Südwesten und einer Neigung von 20 bis 50° ist
     ein geneigtes Dach fällt, ist von Ausrichtung, Nei-               solartechnisch gut nutzbar.
     gung und Verschattungssituation abhängig.
                                                                       Bei einer vorliegenden Verschattung z.B. durch nahe-
                                                                       stehende, hohe Bäume ist der Einfluss auf den solaren
                                                                       Ertrag im Einzelfall zu prüfen.

                                                                       Der Solarspeicher sollte in der Nähe des Heizkessels
                                                                       aufgestellt werden. Es ist darauf zu achten, dass der
                                                                       Transport zum Aufstellort möglich und eine ausrei-
                                                                       chende Raumhöhe vorhanden ist.

                                                                       Neben geeigneten Aufstellorten für Kollektor und
                                                                       ­Speicher ist einer zentrale Warmwasserbereitung im
                                                                        Gebäude sehr sinnvoll.

     Die Jahressumme der Globalstrahlung auf verschieden orientierte   Eine Baugenehmigung ist in Hamburg außer bei denk-
     Empfangsflächen (kWh/m2Jahr)
                                                                       malgeschützten Gebäuden nicht notwendig.

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Die Sonne ist flach und 40 kg schwer

Welchen Kollektor auswählen und wie einbauen?
Es gibt unterschiedlichste Arten und Bauformen
von Kollektoren für verschiedene Einsatzgebiete
mit spezifischen Kosten und Leistungen:

- unverglaste Kollektoren (Absorber)
- Flachkollektoren                                                               Sonne zu nutzen ist nicht schwer: dieser Flachkollektor wiegt nur 40 kg.
- Vakuumröhrenkollektoren

Absorber

Der unverglaste Kollektor kommt in erster Linie                 und Heizbedarf für das Beckenwasser zeitlich in
als Kunststoffabsorber (meist aus EPDM) zur Er-                 idealer Weise zusammen. Die Anlagen sind einfach
wärmung von Schwimmbadwasser zum Einsatz.                       aufgebaut, kostengünstig und zuverlässig – und
Das Beckenwasser fließt direkt durch die Absor-                 wirtschaftlich günstiger als die Beheizung mit Öl
berrohre und wird dabei erwärmt.                                oder Gas.
Besonders für Freibäder sind diese Anlagen geeig-               Eine umweltfreundliche Alternative auch für das
net, denn im Sommer fallen Sonneneinstrahlung                   private Schwimmbad!

solare Schwimmbadwassererwärmung im Freibad und privaten Pool

                                                                                                                                                  11
Flachkollektoren                                      flächig oder in Streifen) mit einer dunklen Be-
                                                           schichtung und aus mit ihm leitend verbundenen
     Marktgängige Flachkollektoren bestehen aus einem      Wärmeträgerrohren, die in der Regel aus Kupfer
     Metallabsorber, der in einem flachen, rechteckigen    bestehen.
     Gehäuse untergebracht ist. Es ist zur Rückseite und
     zu den schmalen Seiten wärmegedämmt und an            Trifft Solarstrahlung auf den Absorber, wird sie
     der Oberseite mit einer transparenten Abdeckung,      überwiegend absorbiert und teilweise reflektiert.
     dem Solar-Sicherheitsglas versehen. Zwei Rohran-      Durch die Absorption entsteht Wärme, die im
     schlüsse für den Zu- und Abfluss des Wärmeträ-        Blech an die Wärmeträgerrohre oder -kanäle gelei-
     germediums führen meist seitlich aus dem Kollek-      tet wird. Durch diese strömt die Wärmeträger­
     tor.                                                  flüssigkeit, welche die Wärme aufnimmt und zum
                                                           Speicher transportiert.
                                                           Aufgabe eines Sonnenkollektors ist es, eine mög-
                                                           lichst hohe Wärmeausbeute zu erzielen.

                                                           Deshalb wird u. a. angestrebt, dem Absorber ein
                                                           hohes Absorptionsvermögen für Licht und ein
                                                           niedriges Emissionsvermögen für Wärme zu geben.
                                                           Dies erreicht man durch die Selektivbeschichtung.
                                                           Sie hat gegenüber schwarzen Lacken eine opti-
                Schnitt durch einen Flachkollektor         mierte Schichtstruktur zur Umwandlung kurzwel-
                                                           liger Solarstrahlung in Wärme und Verminderung
     Flachkollektoren wiegen etwa 15 bis 20 kg/m2. Sie     von Wärmeabstrahlung an die Umgebung.
     werden in verschiedenen Größen hergestellt: von
     1,5 m2 bis 12,5 m2, in bestimmten Fällen auch
                                                            Vorteile des Flachkollektors
     größer. Die gängige Größe beträgt ca. 2 m2, d. h.
                                                            •p  reisgünstiger als ein Vakuumröhrenkollektor
     diese Kollektoren wiegen ca. 40 kg je Modul.
                                                            • vielseitige Montagemöglichkeiten (Aufdach-
                                                               montage, dachintegrierte Montage, Fassaden-
     Das Kernstück eines Flachkollektors ist der Absor-
                                                               montage und Freiaufstellung)
     ber. Er besteht aus einem gut wärmeleitenden Me-
                                                            • gutes Preis-Leistungsverhältnis
     tallblech (z. B. aus Kupfer oder Aluminium, voll-

12
Vakuumröhrenkollektoren                                        Beim Vakuumröhrenkollektor ist der Absorber
                                                               entweder als flacher oder gewölbter Blechstreifen,
Zur Verringerung der thermischen Verluste in ei-               oder als eine auf einem innenliegenden Glaskolben
nem Kollektor werden Glaszylinder (mit innenlie-               aufgebrachte Beschichtung in eine evakuierte Glas-
gendem Absorber) ähnlich wie Thermoskannen                     röhre eingebaut. Die durch den Unterdruck in der
evakuiert. Um die Wärmeverluste durch Konvekti-                Röhre gegenüber dem Luftdruck entstehenden
on vollständig zu unterdrücken, muss der in der                Kräfte werden durch die hohe Druckfestigkeit der
Glasröhre eingeschlossene Raum auf unter 10–2                  Röhrenform sehr gut aufgenommen.
bar evakuiert werden. Eine weitere Evakuierung
verhindert die Verluste durch Wärmeleitung.                    Ein Vakuumröhrenkollektor besteht aus einer An-
                                                               zahl miteinander verschalteter Röhren, die am Kopf
Die Strahlungsverluste sind, wie auch beim Flach-              durch einen Verteiler- bzw. Sammlerkasten verbun­
kollektor, durch selektive Schichten niedrig gehal-            den sind. Darin laufen die gedämmten Vor- bzw.
ten. Die Wärmeverluste an die Umgebungsluft sind               Rücklaufleitungen. Am Fuß werden die Röhren
damit sehr stark reduziert. Auch bei einer Absor-              auf einer Schiene mit Röhrenhalterungen befestigt.
bertemperatur von 120°C und mehr bleibt das
Glas­rohr außen kalt. Die meisten Vakuumröhren                 Es gibt zwei Arten von Vakuumröhrenkollektoren:
werden bis auf 10-5 bar evakuiert.                             die direkt durchströmten und die Heatpipe-Vaku-
                                                               umröhrenkollektoren. Bei der durchströmten Bau-
                                                               art wird der Wärmeträger entweder über ein Rohr-
                                                               im-Rohr-System (Koaxialrohr) bis zum Boden des
                       Aufbau eines durchströmten Vakuumröh-   Glaskolbens geführt, wo er im Gegenstrom zurück­
                       renkollektors (VIESSMANN, Allendorf)
                                                               fließt und dabei die Wärme vom hochselektiven
                                                               Absorber aufnimmt, oder er durchströmt ein U-
                                                               förmiges Rohr.
                                                               Bei dem Heatpipe Kollektortyp steckt in der eva-
                                                               kuierten Glasröhre ein Absorberstreifen, der mit
                                                               einem Wärmerohr (Heatpipe) metallisch wärmelei-
                                                               tend verbunden ist. Das Wärmerohr ist mit Alko-
                                                               hol oder Wasser mit Unterdruck gefüllt, der/das
                                                               schon bei geringen Temperaturen (ca. 25°C) ver-

                                                                                                                    13
dampft. Der so entstandene Dampf steigt nach       Kollektorkennlinien und Einsatzgebiete
     oben. Am oberen Ende des Wärmerohrs wird die
     durch Kondensation freiwerdende Wärme über ei-     Die Abbildung zeigt typische Wirkungsgradkenn­
     nen Wärmetauscher (Kondensator) an die vorbei-     linien der Kollektorarten Schwimmbadabsorber,
     strömende Wärmeträgerflüssigkeit übertragen.       Flachkollektor, Luftkollektor2 und Vakuumröhren-
     Das Kondensat fließt in dem Wärmerohr zur er-      kollektoren (ohne und mit CPC).
     neuten Wärmeaufnahme nach unten zurück. Damit
     dieser Vorgang funktioniert, müssen die Röhren     Bei ∆ = 0 hat die jeweilige Kollektorart ihren
     mit einer Mindestneigung von 25° montiert wer-     höchsten Wirkungsgrad (η0). Bei ihrer Maximal-
     den.                                               temperatur, d. h. wenn sie ihre Stillstandstempera-
                                                        tur erreicht hat, ist der Wirkungsgrad gleich Null.
                                                        Der Einsatzbereich für die solare Trinkwassererwär-
     Vorteile des Vakuumröhrenkollektors                mung und Raumheizung liegt zwischen 15 und 70 K.
     •h  oher Wirkungsgrad auch bei niedrigen Ein-
        strahlungen (z. B. im Winter)
     • geringerer Flächenbedarf (ca. 1/3 weniger) im
        Vergleich zu Flachkollektoren
     • Montage auf Flachdächern ohne Aufständerung
        möglich (durchströmte VRK)
     • bei Ost-/West-Dachflächen kann der Richtungs-
        nachteil teilweise ausgeglichen werden

     Bei den sogenannten CPC1-Vakuumröhrenkollek-
     toren werden zur Vergrößerung der Aperturfläche
     verspiegelte Reflektoren eingesetzt.

                                                        Wirkungsgradkennlinien der verschiedenen Kollektorarten

     1
         CPC=combound parabolic concentrator            2
                                                          Luftkollektoren werden nicht von einer Flüssigkeit, sondern von Luft
                                                        durchströmt, die dann zur Raumlufterwärmung genutzt werden kann.
14
Kollektormontage

                                                                                          Solarkollektoren in Aufdachmontage

Grundsätzlich lassen sich Kollektoren               Aufdachmontage
- auf ein geneigtes Dach montieren
- in ein geneigtes Dach integrieren                 Bei der Aufdachmontage werden die Kollektoren
- auf ein Flachdach bzw. eine Freifläche           etwa 5–10 cm über der Dachhaut montiert. Die
   aufständern und                                  Haltepunkte werden durch sogenannte Dachhaken
- an eine Fassade montieren                         oder Sparrenanker gebildet, die auf die Sparren,
                                                    auf eine Welle geschraubt oder auf einen Stehfalz
                                                    geklemmt werden. Erstere sind so geformt, dass
Jede dieser Lösungen hat ihre Vor- und Nachteile.   sie zwischen zwei Reihen von Dachziegeln oder
Welche von ihnen ausgewählt wird, hängt von den     Schindeln hindurchgeführt werden können.
örtlichen Gegebenheiten, der Kollektorart und den
eigenen Wünschen ab. Während bei Schrägdächern
und Fassaden Neigung und Ausrichtung mehr oder       Vorteile der Aufdachmontage:
weniger vorgegeben sind, ermöglicht die Flach-       • S chnelle und einfache Montage, sie ist dadurch
dachmontage oder die Freiaufstellung meist die          preiswerter
exakte Südorientierung und den günstigsten Nei-      • Die Dachhaut bleibt geschlossen
gungswinkel.
                                                     Nachteile der Aufdachmontage:
                                                     •Z  usätzliche Dachlast (ca. 20–25 kg/m² Kollek-
                                                        torfläche für Flachkollektoren und 15–20 kg/m²
                                                        für Vakuumröhrenkollektoren)
                                                     • optisch nicht so ansprechend wie die Indach-
                                                        montage
                                                     • Rohrführung z. T. über Dach (Witterungsein-
                                                        flüsse, Vogelfraß)

                                                                                                                               15
Indachmontage
                                                                                                Vorteile der Indachmontage:
     Bei der Indachmontage werden die Dachziegel an                                             •E  s werden keine zusätzlichen Dachlasten auf-
     der entsprechenden Stelle entfernt und die Kollek-                                            gebracht
     toren direkt auf die Dachlatten montiert. Die Ab-                                          • Sie ist optisch ansprechender (Dacheindeck­
     dichtung an den Übergängen zur Dachhaut wird                                                  rahmen können bei einigen Herstellern in ver-
     durch eine überlappende Konstruktion erreicht. Da-                                            schiedenen Farben bezogen werden), Kollektor-
     bei wird der Kollektor überwiegend mittels spezi-                                             größe teilweise im Rastermaß der Dachflächen-
     eller Eindeckrahmensysteme aus Aluminium oder                                                 fenster erhältlich
     Zink und Blei in die Dachabdeckung eingebunden                                             • Rohrführung unterhalb der Dacheindeckung
     (ähnlich wie Dachfenster). Die Einbindung in ein                                           • Einsparung von Dachpfannen (Neubau), Reser-
     Schrägdach ist meist die architektonisch elegantere                                           vepfannen (Altbau)
     Lösung.
                                                                                                Nachteile der Indachmontage:
                                                                                                •T  eurer, da material- und montageaufwendiger
                                                                                                • Die Dachhaut wird „unterbrochen“, mögliche
                                                                                                   Schwachstelle
                                                                                                • Eventuell Abtransport von überschüssigen
                                                                                                   Dachpfannen (Kosten)

     Indachmontage von Flachkollektoren
                                                           DGS, LV Hamburg/Schleswig-Holstein

16
Dachparallel montierte Vakuumröhrenkollektoren

Flachdachmontage                                                                                        Die Fassadenmontage

Grundsätzlich müssen Kollektoren auf Flachdächern                                                       Grundsätzlich lassen sich Flachkollektoren und
schräg angestellt werden (20–50°). Ausnahme: di-                                                        Vakuumröhrenkollektoren auch an Fassaden mon-
rekt durchströmte Vakuumröhrenkollektoren kön-                                                          tieren. Die Fassadenmontage spielt aber derzeit
nen auch horizontal auf einem Flachdach montiert                                                        noch eine untergeordnete Rolle. Vor dem Hinter-
werden. Für Flachkollektoren gibt es Flachdach-                                                         grund möglichst hoher Deckungsanteile im Winter
ständer aus verzinktem Stahl oder Aluminium in                                                          und insbesondere als architektonisches Gestaltungs­
entsprechenden Anstellwinkeln. Aufgrund der ent-                                                        element findet sie jedoch zunehmend Anwendung.
stehenden Windangriffsflächen müssen die Kollek-
toren gegen Abheben und Herabstürzen bzw. Glei-
ten gesichert werden.

                                                                                                        An der Fassade montierte Kollektoren

Auf Flachdach aufgeständerte Flachkollektoren
                                                                     Wagner & Co Solartechnik, Coelbe

                                                                                                                                                              17
Ein Speicher für die kalten Tage

     Das Energieangebot der Sonne ist nicht beeinfluss-     ­heraus, innerhalb des Speichers von oben nach un-
     bar und stimmt selten mit den Zeiten des Wärme-        ten durch einen Bodenflansch oder außerhalb des
     bedarfs überein. Zum Ausgleich der kurzfristigen       Speichers in der Wärmedämmung nach unten.
     Witterungsschwankungen muss die solar erzeugte
     Wärme gespeichert werden. Standard-Solarspeicher       4. Wärmetauscher, -anschlüsse
     bestehen entweder aus emailliertem Stahl oder Edel­    Die Lage des Nachheizwärmetauschers im oberen
     stahl und besitzen eine Reihe von Konstruktions-       Speicherbereich garantiert eine rasche Erwärmung
     merkmalen, die sie von konventionellen Trinkwas-       des Bereitschaftsvolumens (Tagesbedarf), ohne dem
     serspeichern unterscheidet und ihre Eignung hin-       Solarkreis die Möglichkeit zu nehmen, auch geringe
     sichtlich der Nutzung der Sonnenenergie entschei-      Sonnenenergiemengen wirksam in den kälteren Be­
     dend beeinflusst:                                      reich des Speichers einlagern zu können. Der Solar­
                                                            kreiswärmetauscher sollte im Speicher möglichst
     1. Schlankheit des Warmwasserspeichers                 weit nach unten reichen, damit der Speicher­inhalt
     Solarspeicher sind schlanke, hohe Standspeicher.       bis zum Speicherboden erwärmt werden kann.
     Nur so kann sich im Speicher eine Temperatur-
     schichtung bilden: oben heißes, in der Mitte war-      5. Dämmung des Speichers
     mes und unten kaltes Wasser. Diese Schichtung ist      Zu einem leistungsfähigen Solarspeicher gehört
     eine Grundvoraussetzung für das optimale Funk-         auch eine gute Wärmedämmung. Sie sollte seitlich
     tionieren einer Solaranlage.                           10 und oben 15 cm dick sein und auch den
                                                            Speicher­boden mit einbeziehen, überall gut anlie-
     2. Prallplatte am Kaltwassereingang                    gen und aus FCKW- und PVC-freien Materialien
     Sie verhindert, dass sich das bei einer Zapfung ein­   bestehen.
     fließende Kaltwasser durch Verwirbelung mit wär-
     merem Wasser in den höheren Schichten vermischt        6. Speichertemperaturfühler Solarkreis
     und dadurch die Schichtung teilweise zerstört wird.    Dieser Fühler sollte immer im unteren Drittel des
                                                            Speichers auf der mittleren Höhe des Solarkreis-
     3. Warmwasserentnahme                                  wärmetauschers angebracht werden. Wenn keine
     Damit keine unnötigen Wärmeverluste entstehen,         Tauchhülse in der entsprechenden Höhe am Spei-
     erfolgt in einem Solarspeicher die Warmwasserent-      cher zur Verfügung steht, kann auch ein Anlege-
     nahme aus dem Bereitschaftsbereich bzw –volumen        fühler verwendet werden.
     entweder syphonartig seitlich aus dem Spei­cher

18
7. Speichertemperaturfühler Nachheizung               Insbesondere aus hygienischen Gründen werden
Dieser Fühler liefert die Information für die Rege-   zunehmend sogenannte Frischwassersysteme ein-
lung der Nachheizung und signalisiert entsprechend    gesetzt, bei denen der Solarspeicher als Pufferspei-
der an der Kesselregelung eingestellten Warmwasser­   cher ausgeführt ist und die Trinkwassererwärmung
temperatur Beginn und Ende der Nachheizung. An­       im Durchlaufprinzip entweder über einen internen
gebracht werden sollte er in Höhe des Nachheiz­       Rippenrohrwärmetauscher oder externen Platten-
wärmetauschers oder höher, jedoch niemals unter-      wärmetauscher erfolgt. Weiterer Vorteil gegenüber
halb.                                                 trinkwasserbefüllten Speichern: die Speichermaxi-
                                                      maltemperatur liegt bei 90°C, so dass der Speicher
Die Speichertemperatur sollte bei trinkwasserbe-      mehr Solarwärme aufnehmen und bevorraten kann.
füllten Speichern möglichst 60°C nicht überschrei-                                 Sonnen-

ten, da ab dieser Temperatur verstärkt der Kalk                                    kollektor
                                                                                                    Warm-
                                                                                                                              Dreiwege-
                                                                                                                                ventil
                                                                                                    wasser
im Trinkwasser ausfällt. Um auf jeden Fall eine                                                              Bereitschafts-                Heiz-
                                                                                                               volumen                    kessel
Verbrühungsgefahr durch zu heißes Speicherwasser
auszuschließen, befindet sich am Warmwasseraus-
gang des Speichers ein Brauchwassermischer, der                                                    Kalt-

ggf. Kaltwasser zumischt.                                                                          wasser

                                                                                    Solarkreis-
                                                             Frischwassersysteme      pumpe

                                                      Speicher für die solare Heizungsunterstützung

                                                      Für die Nutzung der Sonnenenergie zur Unterstützung
                                                      der Raumheizung in der Übergangszeit werden so-
                                                      genannte Kombispeicher eingesetzt. Hierbei erfolgt
                                                      die Trinkwassererwärmung entweder im
                                                      - Durchlaufprinzip mittels innen- oder aussenlie-
                                                         gender Wärmetauscher (s. Seite 21) oder als
                                                      - Tank-in-Tank Speicher (s. Seite 22)
                                                      Sowohl die Nachheizung wie auch die Heizungs-
                                                      anbindung an den Speicher erfolgen direkt.
Der Standardsolarspeicher

                                                                                                                                              19
Planung und Auslegung

     Solaranlagen zur Warmwasserbereitung                                       Kollektorfläche
                                                                                1,5 m2 Flachkollektorfläche pro Person
     In der Regel verfolgt die Auslegung einer thermi-                          1 m2 Vakuumröhrenkollektorfläche pro Person
     schen Solaranlage zur Warmwasserbereitung im                               Speichervolumen
     Ein- und Zweifamilienhausbereich das Ziel, den                             80 - 100 Liter pro Person
     Energiebedarf der Trinkwassererwärmung während
     der Sommermonate Mai bis September zu 100%                                 In der nachfolgenden Abbildung sind die monatli-
     über die Solaranlage abzudecken. In den übrigen Mo­                        chen solaren Deckungsanteile einer solarthermi-
     naten, in denen der Heizkessel ohnehin läuft, muss                         schen Anlage dargestellt. Man erkennt, dass sich
     die Nachheizung entsprechend der Einstrahlung                              bei einer 100% solaren Deckung des Bedarfs in
     die fehlende Wärme liefern.                                                den strahlungsreichen Monaten Mai bis August
                                                                                ein Jahresdeckungsanteil von 60% ergibt .
     Der Warmwasserverbrauch der Bewohner eines
     Hauses ist eine Schlüsselgröße bei der Anlagenpla-
                                                                                100

                                                                                 90
     nung und sollte, sofern keine Verbrauchsmessungen                                      Zusatzenergie                   Sonnenenergie                Zusatzenergie
                                                                                 80

     vorliegen, so gut wie möglich abgeschätzt werden.                           70

     Im Zuge der Bedarfsermittlung sollte geprüft wer-
                                                           Energiebedarf in %

                                                                                 60

     den, ob die Möglichkeiten, Trinkwasser zu sparen,                           50

     bereits konsequent genutzt werden (z.B. durch                               40

     wasser- und energiesparende Armaturen). Geringe-                            30                                     Absorberfläche 5 m 2
                                                                                                                        Speicherinhalt 300 l

     rer Wasserverbrauch bedeutet kleinere Solaranlagen                          20                                     Tägliche Entnahme 120 l
                                                                                                                        Wassertemperatur 45 °C

     und damit niedrigere Investitionen!
                                                                                 10
                                                                                                                                                                                  Der solare Deckungsanteil
                                                                                  0                                                                                               in den einzelnen Monaten
     Der durchschnittliche Warmwasserverbrauch liegt                                  Jan      Fe b   März   April   M ai    Juni    Juli   Aug   Sept      Ok t    No v   D ez

     bei ca. 40 Litern (45°C) pro Person und Tag.
                                                                                Eine Vergrößerung der Kollektorfläche zur Erhö-
                                                                                hung des Deckungsanteils hätte nicht nutzbare Über­
     Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung mit thermi-
                                                                                schüsse in den Sommermonaten zur Folge und ist
     schen Solaranlagen lässt sich für die komplette Ab­
                                                                                nicht zu empfehlen. Dies führt nicht nur zu häufi-
     deckung des Warmwasserbedarfs in den Sommer-
                                                                                gen sehr hohen thermischen Belastungen der Kollek­
     monaten als erste Abschätzung für die wesentlichen
                                                                                toren (Stillstand), sondern auch zu einer geringeren
     Anlagekomponenten angeben:
                                                                                Wirtschaftlichkeit (Mehrkosten sind höher als
                                                                                Mehrertrag).

20
Solaranlagen zur Heizungsunterstützung               Sonnen-
                                                     kollektor                                                 Dreiwege-
(Kombianlagen)                                                                 Beimischung
                                                                                                                 ventil
                                                                              Warm-
                                                                              wasser          Bereitschafts-                Heiz-
Neben der Standardsolaranlage zur Trinkwasser­                                                  volumen                    kessel
                                                                                              Pufferbereich
erwärmung begünstigt der zunehmend sinkende                                                   Raumheizung                            Heizungs-
                                                                          Regelung
Wärmebedarf durch gestiegene Anforderungen im                                                                                        vorlauf

Neubau und Bestand sowie die steigenden Energie­                                                                   Rücklauf-                      Raum-
                                                                                                                  beimischung                    heizung
kosten den Trend, Solarsysteme mit Heizungsunter­
stützung zu installieren, sogenannte Kombianlagen.                        Kaltwasser                                  Heizungsrücklauf

Hier ist eine Abdeckung des Gesamtwärmebedarfs        Solarkreis-
durch die Solaranlage, je nach Wärmeschutz des          pumpe

Gebäudes, von 10-20% im Bestand bis zu 20-50%         Anlage mit Kombispeicher und Pufferbereich für den Heizkessel
in einem Niedrigenergiehaus zu erwarten.

Die Heizungsunterstützung ist technisch so reali-     Bei diesem Konzept arbeitet der Heizkessel aus-
siert, dass entweder der Kessel auf den Speicher      schließlich auf den Pufferspeicher. Dies hat den
(Pufferspeicher) und dieser auf den Heizkreis ar-     Vorteil, dass ein häufiges Aus- und Einschalten
beitet oder der Heizungsrücklauf über das Solarsy-    (Takten) des Heizkessels und die daraus resultie-
stem in der Temperatur angehoben wird. Der Heiz­      renden höheren Emissionen vermieden werden. Es
kessel muss dann weniger bis keine Wärme nach-        wirkt sich insbesondere dann positiv aus, wenn
liefern.                                              nur eine geringe Leistung für die Gebäudeheizung
                                                      benötigt wird. Beim Einsatz von Holzheizkesseln
Die nachfolgenden Abbildungen zeigen zwei             ist ein Puffervolumen zwingend notwendig. Der
­mögliche Systemvarianten einer solarthermischen      Heizkreis entzieht dem Speicher im oberen Bereich
 Anlage mit Heizungsunterstützung im Hinblick         Heizungswasser und speist den abgekühlten Hei-
 auf die Warmwasserbereitung.                         zungsrücklauf unten in den Pufferspeicher ein.

                                                                                                                                                       21
Anlage mit Kombispeicher als Tank-in-Tank Speicher

     In den Pufferspeicher ist ein kleinerer Trinkwasser-             Speichervolumen
     speicher fest eingebaut. Der Solarkreis wird über                ca. 50 Liter pro Quadratmeter Flachkollektorfläche
     einen internen Wärmetauscher geführt, die Nach-                  ca. 80 Liter pro Quadratmeter Vakuumröhren­
     heizung lädt direkt in den oberen Bereich. Auch                  kollektorfläche
     hier entzieht der Heizkreis dem Speicher im oberen
     Bereich Heizungswasser und speist den abgekühl-                  Nutzungspflicht für Erneuerbare Energien bei
     ten Heizungsrücklauf unten in den Pufferspeicher                 neuen Wohngebäuden (Erneuerbare-Energien-
     ein.                                                             Wärmegesetz – EEWärmeG)

     Für die Auslegung von Kollektorfläche und Speicher-              Bei Wohngebäuden mit höchstens 2 Wohnungen
     volumen lassen sich folgende Richtwerte angeben:                 ist bei Verwendung von Solarkollektoren die Nut-
                                                                      zungspflicht erfüllt, wenn mindestens 0,04 m2
     Kollektorfläche                                                  Aperturfläche / m2 Nutzfläche installiert werden.
     3 m² Flachkollektorfläche pro Person                             Die Solarkollektoren müssen hierbei mit dem eu-
     2 m² Vakuumröhrenkollektorfläche pro Person                      ropäischen Prüfzeichen „Solar Keymark“ zertifi-
                                                                      ziert sein.

22
Solarthermie im Wohnungsbau

Die „zweite Miete“ wird immer mehr zu einem         System im Durchlaufprinzip
ent­scheidenden Kriterium auf dem Wohnungs-
markt. Moderne Anlagentechnik und niedrige Be-
triebskosten für Heizung und Warmwasser sichern
die langfristige Vermietbarkeit des Wohnungsbe-                                                              Bereit-
                                                                                                             schafts-
stands. Hinzukommt der Imagegewinn für das                                                                   speicher

Wohnungsunternehmen gegenüber Mitbewerbern.
Auch sind im Vergleich zu Kleinanlagen günstigere
solare Wärmegestehungskosten möglich.

                                                             Frischwassersystem mit Nachheizung im Bereitschaftsspeicher
Anlagensysteme
                                                    Kennzeichen dieses Konzeptes ist, dass die im Puffer
Im Bereich der großen solarthermischen Anlagen
                                                    gespeicherte Solarwärme direkt den Kaltwasser­
(Kollektorfläche > 30m²) haben sich mittlerweile
                                                    eintritt des Bereitschaftsspeichers erwärmt. Unab-
die Systeme durchgesetzt, bei denen der überwie-
                                                    hängig davon wird über einen Kessel bei Bedarf
gende Teil des notwendigen Wasservolumens in
                                                    nachgeheizt. Besonderes Augenmerk bei diesem
Pufferspeichern bevorratet und nur noch ein rela-
                                                    System ist auf die Auslegung des Wärmetauschers
tiv kleiner Bereitschaftsspeicher mit Trinkwasser
                                                    zur Entladung des Pufferspeichers zu legen, da ein
befüllt wird. Beispielhaft sind im Folgenden zwei
                                                    weiter Bereich – von Kleinstzapfungen bis zum
Anlagensysteme beschrieben:
                                                    Spitzendurchfluss – abzudecken ist. Sehr gut geeig-
                                                    net ist dieses System für die Integration in eine be-
                                                    stehende Anlage. Diese Konzept stellt hohe Anfor-
                                                    derungen an die Regelung.

                                                                                                                           23
Große solarthermische Anlage auf Altenpflegeheim (Quelle: solifer)
     Speicherladesystem

                                                    Bereit-
                                                    schafts-
                                                    speicher

          Ladesystem mit Nachheizung beim Beladen

     Bei diesem Konzept entnimmt der Ladekreis Wasser          Besonderes Augenmerk ist bei diesen Systemen auf
     aus dem unteren Teil des Bereitschaftsspeichers,          die Einbindung der Zirkulationsleitungen in den
     fährt über den Wärmetauscher und lädt das er-             Trinkwasserspeicher zu legen, um hier die Beladung
     wärmte Wasser oben in den Bereitschaftsspeicher.          aus dem solar beheizten Pufferspeicher möglichst
     Damit diese Systeme gut arbeiten, muss der Bereit-        nicht zu behindern.
     schaftsspeicher im unteren Teil ein zusätzliches
     Volumen – die sogenannte Kaltwasservorlage –              Eine direkte Nachheizung des Pufferspeichers bringt
     enthalten. Zur Abpufferung von Schwankungen               aus Gründen der möglichen Verschleppung von
     im Zapfprofil kann dem Bereitschaftsspeicher ein          konventioneller Energie in den kalten Solarteil des
     Vorwärmspeicher vorgeschaltet werden.                     Pufferspeichers geringere Solarerträge.

24
Dimensionierung

Da im Wohnungsbau die Wirtschaftlichkeit der         1,5 m² pro Wohneinheit bei Flachkollektoren
­Solaranlage in der Regel im Vordergrund steht,      1m² pro Wohneinheit bei Vakuumröhrenkollektoren
 müssen hier möglichst hohe Systemnutzungsgrade
 und damit hohe Erträge erzielt werden. Erreicht     Speichergröße Pufferspeicher:
 wird dies mit sogenannten Vorwärmanlagen, die       50 Liter pro m² Kollektorfläche (unabhängig vom
 mit kleineren Kollektorflächen pro Person und da-   Kollektortyp)
 mit geringeren Deckungsgraden als im Ein- und
 Zweifamilienhausbereich ausgelegt werden. Da        Speichergröße Bereitschaftsspeicher
 dieser Anlagentyp auch im Sommer meist nur eine     Tagesverbrauch  0,25
 Vorwärmung des Trinkwassers erzielt, bleibt die
 konventionelle ­Heizung ganzjährig in Betrieb.       Für den Fall der solaren Heizungsunterstützung ist
 Grundvoraussetzung für eine Auslegung ist die        eine Verdopplung der spezifischen Kollektorfläche
 Kenntnis des tatsächlichen Warmwasserverbrauchs.     und entsprechende Anpassung des Speichervolumens
 Dies kann bei bestehenden Gebäuden über die         empfehlenswert. Diese Richtwerte geben eine erste
 Warmwasserverbrauchmessungen erfolgen, im           Abschätzung, ersetzen jedoch nicht die objektspezi-
 Neubau müssen Vergleichswerte herangezogen          fische Fachplanung.
 werden.                                             Eine objektspezifische Planung mit Hilfe eines
                                                     ­Simu­lationsprogrammes ist in jedem Falle zu emp-
Ausgehend vom Warmwasserverbrauch können für          fehlen. Das SolarZentrum Hamburg bietet hierzu
eine mittlere solare Deckung von 35-45% folgende      die ­entsprechende Unterstützung an
Faustformeln genannt werden:                          (www.solarzentum-hamburg.de).

Kollektorfläche:                                      Nutzungspflicht für Erneuerbare Energien bei neuen
1 m² pro 50 Liter (60°C) Warmwasserverbrauch          Wohngebäuden (EEWärmeG)
pro Tag bei Flachkollektoren                         Bei Wohngebäuden mit mehr als 2 Wohnungen ist
0,7 m² pro 50 Liter (60°C) Warmwasserverbrauch       bei Verwendung von Solarkollektoren die
pro Tag bei Vakuumröhrenkollektoren                  ­Nutzungspflicht erfüllt, wenn mindestens 0,03 m2
                                                      Aperturfläche / m2 Nutzfläche installiert werden.
Geht man von einem mittleren Warmwasserver-           Die Solarkollektoren müssen hierbei mit dem
brauch von 70 Litern (60°C) pro Wohneinheit           ­europäischen Prüfzeichen „Solar Keymark“
aus, ergibt dies                                       ­zertifiziert sein.

                                                                                                           25
Mietrechtliche Fragen

         Die Installation einer Solaranlage ist neben einer    Gasverbrauch erkennbar dauerhaft reduziert, so
         Wertsteigerung des Gebäudes mit der Einsparung        können die Kosten für die Solaranlage in begrenz-
         nicht erneuerbarer Energie, also mit der Einsparung   tem Umfang auf die Mieter umgelegt werden.
        von Brennstoffkosten verbunden. Wird das
        ­Gebäude durch die Eigentümer selbst genutzt,            Derzeit ist eine Mieterhöhung um 11% der für die
         kommt diese Kosteneinsparung dem Investor              Wohnung aufgewendeten Investitionskosten
     ­direkt zugute, beispielweise bei Wohneigentumsge-         ­möglich. Dabei dürfen die Kosten für ohnehin
      nossenschaften. Im Fall des klassischen Vermieter-       ­erforderliche Instandhaltungsarbeiten nicht mit
      Mieter-Verhältnisses trägt im Regelfall der               einbezogen werden.
      ­Vermieter die Investition, während die Kostenein-
       sparungen auf der Nutzerseite liegen. Hier bietet       Alternativ zur Mieterhöhung nach § 559 BGB
       das Mietrecht Möglichkeiten, die Nutzer in              kann auch die „normale“ Mieterhöhung nach §
       ­angemessener Weise an den Investitionskosten zu        558 BGB erfolgen. Diese Mieterhöhung ist unab-
         beteiligen.                                           hängig von erfolgten Maßnahmen und bezieht sich
                                                               auf die ortsübliche Vergleichsmiete.
     Wenn der Vermieter bauliche Maßnahmen durch-              Die Mietervereine beraten ihre Mitglieder u. a.
     geführt hat, die den Gebrauchswert der Mietsache          auch bei konkreten Fragen zu Mieterhöhungen.
     nachhaltig erhöhen, die allgemeinen Wohnverhält-
     nisse auf Dauer verbessern oder insbesondere              Im öffentlich geförderten Wohnungsbau gelten
     nachhaltig Einsparungen von Energie oder Wasser           ­besondere Bedingungen.
     bewirken, kann die Miete nach § 559 Bürgerliches
     Gesetzbuch (BGB) erhöht werden. Wird also durch
     den Einbau einer Solaranlage z. B. der Heizöl- oder

26
Gute Planung zahlt sich aus

                                  Mangelnde Abstimmung der Gewerke kann zu er-           Beim Schrägdach entstehen oft Probleme durch
                                  heblichen Kostensteigerungen führen. Daher kommt       mangelnde Koordination zwischen Dachdecker und
                                  der Kommunikation und Koordination zwischen            Solarbetrieb. Gerüstzeiten werden nicht abgestimmt
                                  Architekt, Bauleiter und ausführenden Firmen           und zusätzliche Kraneinsätze werden nötig. Oft
                                  ­besondere Bedeutung zu. Einige Beispiele dazu:        deckt der Dachdecker das Dach komplett ein, die
                                                                                         Solarfirma öffnet es wieder und anschließend ver-
                                   Kollektorfelder auf Flachdächern werden bisweilen     schließt es der Dachdecker aus Gewährleistungs-
                                  mit sehr aufwendigen und kostenintensiven Auf-         gründen erneut.
                                  ständerungen versehen. Bei solchen Anlagen lohnt       Werden die Installation von Solaranlage und Hei-
                                  es sich in jedem Fall, einen Statiker hinzuzuziehen,   zungsanlage von verschiedenen Firmen ausgeführt,
                                  der auf diesem Gebiet Erfahrung hat und ohne           müssen die jeweiligen Systemgrenzen genau beschrie­
                                  „Angstzuschläge“ rechnet. Bisweilen kann es auch       ben werden. Oft wird die Koordination im Technik­
                                  sinnvoll sein, eine Aufständerung mit kleinerem        raum den beteiligten Firmen überlassen. Mangeln-
                                  Neigungswinkel zu wählen. Das bedeutet zwar            de Absprachen und Informationen führen dabei
                                  ­geringere spezifische Erträge, aber gleichzeitig      oft zu gegenseitigen Behinderungen und aufwendi-
                                   auch geringere Kosten durch die verminderten          gen Rohrleitungsführungen, also zu Mehrkosten.
                                   Windlasten.
Eisenbahnbauverein Harburg e.V.

                                                                                                                                               27
Energiebilanz

     Energetischer Nutzen und Ökobilanz                                            Der tatsächliche Energiegewinn hängt stark von den technischen Daten
                                                                                   der Anlage, der Ausrichtung des Daches und insbesondere dem Warm­
     Eine typische Flachkollektor-Solaranlage im Einfa-                            wasserverbrauch ab. Größere Anlagen mit spezifisch höherer Warm-
     milienhaus zur Warmwasserbereitung kann ca. ein                               wasserlast und damit niedrigeren Arbeitstemperaturen können höhere
     Drittel der eingestrahlten Sonnenenergie in Wärme­                            Energieerträge von 500-600 kWh/m²a erreichen. Die so ermittelten
     energie umwandeln. Etwa 350-450 kWh/Jahr Netto-                               Energieerträge sind jedoch nicht identisch mit der eingesparten kon-
     Nutzenergie pro m² Kollektorfläche, je nach Kollek­                           ventionellen Energie. Hier ist der Wirkungsgrad bei der konventionel-
     torbauart, können mit einer solchen Solaranlage                               len Energieerzeugung zu berücksichtigen. Geht man davon aus, dass
     gewonnen werden.                                                              ein Heizkessel während des Sommerhalbjahrs in erster Linie für die
                                                                                   Trinkwassererwärmung in Betrieb ist, so liegen die Kesselnutzungsgrade
                                                                                   bei konventionellen Geräten bei ca. 60%. Brennwert- und Niedertem-
                                                                                   peraturkessel können im Warmwasserbetrieb nur 80% an Brennstoff
                                                                                   in Nutzwärme umsetzen.

                                                                                   Nimmt man einen mittleren Nutzungsgrad von 70% an, dann ent-
                                                                                   sprechen 400 kWh/m² Netto-Nutzenergie einer Primärenergie-Einspa-
                                                                                   rung von etwa 570 kWh. Dies entspricht einer Energiemenge von ca.
                                                                                   57 Litern Heizöl bzw. 57 m³ Erdgas. Bei einer angenommenen Lebens­
                                                                                   dauer von 20 Jahren für die Kollektoranlage ergibt sich also eine Ein-
                                                                                   sparung an Primärenergie von 20 x 570 kWh = 11.400 kWh je m²
                                                                                   Kollektor. Damit ist gleichzeitig eine Einsparung von über 3.000 kg
                                                                                   CO2 pro m² gegenüber einer Beheizung mit Heizöl EL verbunden.
                                                                                   Wird die elektrische Warmwasser­bereitung durch den Anschluss von
                                                                                   Waschmaschine und Geschirrspüler teilweise solar kompensiert, er-
                                                                                   höht sich die Einsparung und damit die Umweltentlastung.

                                                                                   Ein weiterer Faktor ist die Energie-Rücklaufzeit einer Solaranlage.
                                                                                   Hierunter versteht man den Zeitraum, den die Solaranlage in Betrieb
                                                                                   sein muss, um die für die Herstellung der Anlage aufgewendete Ener-
                                                                                   gie wieder solar zu erzeugen. Umfangreiche Studien haben gezeigt,
                                                                                   dass die hier beschriebenen Solarsysteme eine Energierücklaufzeit von
       Spezifische Erträge pro Kollektorfläche und Jahr für eine Flach- und eine   1-2 Jahren besitzen. Konventionelle Heizanlagen dagegen verbrau-
       Vakuumröhrenkollektoranlage (6m² Flachkollektoren, 4m² Vakuumröhren-        chen fossile Energieträger nicht nur zur Herstellung, sondern auch
       kollektoren, 300 Liter Speicher)
                                                                                   während des Betriebs.

28
Was kostet die Anlage?

Bei Kleinanlagen im Ein- und Zweifamilienhaus-       An den Investitionskosten für Solaranlagen im
bereich liegen die spezifischen Investitionskosten   Wohnungsbau haben die Kosten des Kollektor-
etwa bei                                             felds einen Anteil von bis zu 40%. Mit zunehmen-
                                                     der Größe der Kollektorfläche findet sich ein Po-
•1  .000 € pro Quadratmeter Kollektorfläche bei     tenzial für deutliche Kostendegressionen.
   Flachkollektoren                                  Die Gesamt-Systemkosten realisierter Anlagen im
• 1.250 € pro Quadratmeter bei Vakuumröhren-        Wohnungsbau liegen zwischen etwa 500 €/m² in
   kollektoren                                       günstigen und etwa 1.400 €/m² in ungünstigen
                                                     Fällen. Bei guten baulichen Vorraussetzungen und
Die Kosten beinhalten sämtliche Komponenten,         richtiger Auslegung der Anlagen sind Investitions-
die Montage und die Mehrwertsteuer.                  kosten von 500 - 650 € je m² Kollektorfläche inkl.
Die Betriebskosten bei Kleinanlagen, d.h. Wartung    Planung und Baunebenkosten zu erreichen. Damit
und Stromkosten, liegen in der Größenordnung         sind die Kosten um etwa die Hälfte niedriger als
von jährlich 1% der Investitionskosten.              bei Kleinanlagen im Ein- und Zweifamilienhausbe-
                                                     reich.
Bei großen Solaranlagen im Mehrgeschosswohnungs­
bau ist die Kostenbetrachtung etwas umfangreicher.   Die Finanzierungskosten richten sich nach dem
Zu betrachtende Parameter für die Wirtschaftlich-    Kreditbedarf des Investors und den aktuellen Zins-
keitsermittlung sind hierbei:                        konditionen. Zur Förderung der Investitionsbereit-
                                                     schaft stehen zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt
•   ie Investitionskosten der Anlage
   d                                                 für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung (www.
•  Finanzierungskosten (Kreditzins)                 kfw.de).
•   Kosten für Wartung und Instandsetzung
•    die Nutzungsdauer der Anlage bzw. der Ab-
      schreibungszeitraum
• Kosteneinsparungen an konventioneller Energie
• sonstige Kosteneinsparungen

                                                                                                            29
Die Kosten für Wartung und Instandsetzung wer-         können dafür Kosten von ca. 50 € je m² in Ansatz
     den nach VDI-Richtlinie 2076 mit 1% der Investi-       gebracht werden.
     tionskosten einer Anlage angesetzt. Dieser Wert
     wird in der Praxis nur selten erreicht. Es erscheint   Das Kosten-/Nutzenverhältnis thermischer Solar-
     auch vom Ansatz her problematisch, diese Kosten        anlagen aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird
     an die Investitionssumme zu koppeln. Spezifisch        durch die solaren Wärmegestehungskosten be-
     teurere Anlagen mit hochwertigen Komponenten           schrieben. Hierzu werden alle Investitionen und
     führen nicht zwangsläufig zu höheren Instandhal-       Betriebskosten der Anlage mit dem erwirtschafte-
     tungskosten. Hier ist ein m²-bezogener Ansatz          ten Energieertrag verglichen. Danach ergeben sich
     zielführender. Ein jährlicher Ansatz von 3,50 € je     für die Anlagen im Ein- und Zweifamilienhausbe-
     m² erscheint realistisch.                              reich Wärmegestehungskosten zwischen 0,10 –
                                                            0,15 € je kWh. Anlagen im Mehrgeschosswoh-
     Die Nutzungsdauer der Anlagen kann mit 20 Jah-         nungsbau erzielen Wärmegestehungskosten zwischen
     ren angesetzt werden. Dies ergab eine Studie des       0,06 – 0,11 € je kWh und liegen damit deutlich
     BMWi.                                                  unter den fossilen Wärmegestehungskosten mit
                                                            0,15 € je kWh bei einer angenommenen Energie-
     Die Energiekosteneinsparungen errechnen sich aus       preissteigerung von jährlich 5%.
     den tatsächlich vermiedenen Brennstoffkosten für
     konventionelle Energie. Zu berücksichtigen ist da­
     bei die von der Solaranlage bereitgestellte Nutzen-    Die folgende Beispielrechnung zeigt, dass eine
     ergie zuzüglich der Umwandlungsverluste, die bei       ­größere thermische Solaranlage zur solaren Warm-
     der Erzeugung dieser Energiemenge durch die kon-        wasserbereitung bei guten Bedingungen und unter
     ventionelle Heizanlage aufgetreten wären. Bei grö-      ­Berücksichtigung öffentlicher Förderung durchaus
     ßeren Anlagen im Wohnungsbau sind Energieer-             wirtschaftlich konkurrieren kann.
     träge von 500 – 600 kWh/m² zu ereichen.                  Bei einer Steigerung der Energiepreise in den
                                                              nächsten Jahren stellt sich diese Rechnung deutlich
     Weitere Kosteneinsparungen sind beispielsweise zu        vorteilhafter zugunsten der Solaranlage dar.
     erzielen, wenn durch die Installation einer Solar-
     anlage im Neubau auf die Dachdeckung verzichtet
     werden kann (Indachmontage). Je m² Dachdeckung

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Mehrfamilienhaus (Bestand)
                       Grösse                                              WE                           15                 70
                       Dachausrichtung                                      °                            0                  0
                       Dachneigung                                          °                           30                 30
                       Einstrahlung                                     kWh/m²Jahr                   1.000              1.000
                       Absorberfläche                                       m²       1,5 m²/ WE       22,5              105,0

                       Investitionskosten Solaranlage
                       spezifische Investitionskosten                    Euro/m²                       800               600
                       Investitionskosten inkl. Montage und MwSt          Euro                      18.000            63.000
                       Förderung Hamburg                                  Euro		                     2.250            10.500
                       Förderung BAFA/KfW                                 Euro		                     1.380            18.900
                       Kosten abzgl. Zuschuss                             Euro                      14.370            33.600

                       Kapitalkosten
                       Darlehens-Zinssatz                                   %                         4,00               4,00
                       Abschreibungszeitraum                              Jahre                         25                 25
                       Annuität                                                                      0,064              0,064
                       Kapitalkosten                                    Euro/Jahr                      920              2.151

                       Betriebskosten
                       Wartung und Instandhaltung                        Euro/Jahr   3,50 Euro/m²       79               368
                       Pumpenstrom                                       Euro/Jahr                      15                50
                       Betriebskosten gesamt                             Euro/Jahr                      94               418

                       Energieeinsparung durch die Solaranlage
                       spezifischer Energieertrag Solaranlage           kWh/m²Jahr                     400               400
                       jährlicher Energiegewinn                          kWh/Jahr                    9.000            42.000
                       Kessel-Nutzungsgrad Warmwasser                        %                          70                70
                       Einsparung Energieträger                          kWh/Jahr                   12.857            60.000
                       Kosten Energieträger                              Euro/kWh                     0,09              0,09
                       Energiepreissteigerung                                %                        5,00              5,00
                       Energiekosteneinsparung                           Euro/Jahr                   2.102             9.810

                       Gesamtbilanz / Abscheibungszeitraum (20 Jahre)
                       Kapitalkosten                                       Euro                      22.996            53.770
                       Betriebskosten                                      Euro                       2.344            10.438
                       Gesamtkosten                                        Euro                      25.340            64.208
                       Energiekosteneinsparung                             Euro                      52.552           245.243
                       Gesamtkosten                                        Euro                     -27.212          -181.035

                       Wirtschaftlichkeit
                       Amortisationszeit (dynamisch)                      Jahre		                      12,1               6,5
Stand: November 2008

                       solare Wärmegestehungskosten                     Euro/kWh                      0,11              0,06
                       fossile Wärmegestehungskosten bei                Euro/kWh		                            0,16
                       5% Energiepreissteigerung pro Jahr

                                                                                                                                31
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