Martha's Vineyard Revisited - Die Making-ofs und ihre Erzählstrategien - Felix Lempp

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Felix Lempp                                                     der weisse hai revisited

Martha’s Vineyard Revisited
Die Making-ofs und ihre Erzählstrategien
                                                                 Von Felix Lempp

Brody, Quint – und ›Bruce‹!                   gewöhnlichen Wirkungsgeschichte nicht
Making-of als Prozessoffenlegung?             auch eine ebenso besondere Produktions-
                                              geschichte haben muss.

»O       n its fourteenth day of release
         following its opening on June 20,
1975, jaws turned a profit. Sixty-four days
                                                 Im Falle von jaws scheint eine solche
                                              ja gegeben: Die Legenden, die sich beson-
                                              ders um die strapaziösen Dreharbeiten auf
later, on September 5, it surpassed Francis   Martha’s Vineyard ranken, halten sich in
Ford Coppola’s the godfather to become        Zeiten von Internetforen und Blogs derart
the most successful film in the motion pic-   zahlreich und hartnäckig, dass sich an der
ture history to that date«1 – knapper lässt   Produktion Beteiligte in Interviews vorwie-
sich der beginnende Erfolg von Hollywoods     gend mit Fragen nach dem Wahrheitsgehalt
erstem großen Blockbuster jaws kaum           solcher Anekdoten konfrontiert sehen.4 Die
ausdrücken. Dennoch gibt diese nüchter-       Tatsache, dass der kundige Fan nicht nur die
ne, am Erfolg an der Kinokasse orientier-     Namen Brody, Hooper und Quint im Schlaf
te Beschreibung nicht im Ansatz wieder,       zuordnen kann, sondern den eigentlichen
was für eine Welle der Begeisterung Steven    Hauptdarsteller des Films, den mechani-
Spielbergs zweiter Kinofilm nach the su-      schen Hai, gemeinsam mit den am Dreh
garland express (1974) auslöste. Der un-      Beteiligten ganz selbstverständlich ›Bruce‹
mittelbare Erfolg des Films kam zwar ver-     nennt,5 macht deutlich, dass er nicht nur
mutlich nicht so unerwartet, wie viele der    über die diegetischen Filminhalte, sondern
Beteiligten in der Folge behaupteten,2 die    auch die Produktionsbedingungen von jaws
ungebrochene kulturelle Wirkungsmacht         sehr genau Bescheid weiß.
des ›Phänomens jaws‹ bis in unsere Tage          Diese Wissbegier wird von einer inzwi-
fordert aber Erklärungsversuche heraus.       schen kaum mehr überschaubaren Flut von
Während wissenschaftliche Analysen v.a.       offiziellen, halboffiziellen und inoffiziel-
den zeitlosen Charakter der im Film ver-      len Making-of-Formaten bedient, die sich
handelten Konflikte und Motivkomplexe         nicht nur im Umfang und durch den bei
herausstellen,3 richtet sich das Interesse    ihrer Produktion betriebenen Aufwand,
der Filmfans in immer größerem Maße           sondern auch in ihrer Medialität deutlich
auf den Prozess der Filmentstehung. Ge-       unterscheiden. Unter den vielen filmischen
rade durch den Blick auf das Phänomen ex      Making-ofs, die im Rahmen von Fernseh-
post stellt sich vielen Zuschauern wohl die   produktionen und als DVD-Beigaben pro-
Frage, ob ein Film mit einer derart außer-    duziert wurden, erscheint besonders the

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I. Die Filmmaschinerie                                       Martha’s Vineyard Revisited

shark is still working: the impact and
legacy of jaws (2007; R: Erik Hollander) er-
wähnenswert. Dieser aufwändig produzier-
te Rückblick bleibt nicht bei einer Nacher-
zählung der Dreharbeiten stehen, sondern
geht auch der Frage nach dem Einfluss des
Films auf das heutige Kino nach. Neben ei-
ner Vielzahl filmischer Herstellungsberich-
te existieren auch schriftliche Making-ofs,
etwa Interviews mit Beteiligten (wie den
Kameramännern oder der Cutterin)6, oder
Produktionserzählungen in Buchform, von
denen das jaws Log (1975) des Drehbuchau-
tors Carl Gottlieb sicherlich das bekann-
teste ist. Mit Edith Blakes fast gleichzeitig
erschienenem The Making of the Movie jaws
(1975) und Matt Taylors Erinnerungsband
jaws: Memories from Martha’s Vineyard (2011)
liegen aber auch Perspektiven einheimi-
scher Inselbewohner auf die Produktion
von jaws vor. So erfährt der Leser dieser
Bücher z.T. in stark anekdotischem Stil,
wie oft Chief Brody von Mrs. Kintner (Lee
Fierro) geohrfeigt werden musste, bis der
Regisseur zufrieden war (17 Mal), dass für
die Szene mit dem Tigerhai eigens ein Ex-
emplar in Florida gefangen werden muss-         ›Special Editions‹ mit zusätzlichem Mate-
te, oder dass der Zwist zwischen Filmcrew       rial veröffentlicht werden, zu dem gerade
und Einheimischen derart eskalierte, dass       bei größeren Filmproduktionen standard-
über Nacht in godfather-Manier ein toter        mäßig ein oftmals aufwändig produziertes
Fisch vor der Tür des Produktionsbüros          und längeres Making-of gehört. Gleichzei-
deponiert wurde.7                               tig ist aber auch zu bemerken, dass inzwi-
    Gemeinsam ist all diesen verschiede-        schen um einiges kostengünstiger produ-
nen Formaten, dass sie die Offenlegung          zierte Making-of-Formate eine bedeutende
des Produktionsprozesses des Films und          Rolle bei der Bewerbung eines Blockbus-
damit einen ›Blick hinter die Kulissen‹         ters spielen: »In the guise of presenting
der Traumfabrik Hollywood versprechen.          a production narrative, such texts in fact
Grundsätzlich existiert für Formen des          serve as extended trailers«.9 So vielfältig,
klassischen Making-ofs8 nach Craig Hight        wie Umfang und Produktionsaufwand bei
bei der DVD-Verwertung von Blockbustern         verschiedenen Making-of-Formaten er-
eine zweigleisige Veröffentlichungsstrate-      scheinen, ist auch ihre Zielsetzung: Wäh-
gie, in der dem nur am Film interessierten      rend die aufwändiger produzierten Do-
Zuschauer der Standardfilm angeboten            kumentarfilmformate oftmals zu einer
wird, während nahezu gleichzeitig teurere       durchaus kritischen Beurteilung gerade

                                                                                         25
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schwieriger Entstehungsgeschichten von           Making-of am Beginn der Untersuchung,
Filmen finden,10 wird bei günstigeren und        das beinahe gleichzeitig mit dem Film ver-
schneller produzierten Making-ofs meist          öffentlicht wurde. Verglichen werden die
nur das »marketing potential of the me-          von Gottlieb vor vierzig Jahren angewandten
dium«11 genutzt.                                 narrativen Strategien mit der Dramatur-
   Ob kritische Prozessanalyse oder wei-         gie zweier filmischer Making-ofs, die spä-
testgehend unreflektierte Anpreisung             ter vorgelegt wurden, als jaws längst zum
des neuen Blockbusters – der Blick auf die       kulturellen Phänomen geworden war: the
Making-of-Praxis im Filmgeschäft stellt          making of steven spielberg’s jaws (1995;
die vom Format versprochene objektive            R: Laurent Bouzereau) entstand anlässlich
Aufdeckung von Produktionsprozessen              des 20. Filmjubiläums, während the shark
in Frage. In einer Zeit, in der das Marke-       is still working: the impact and legacy
tingbudget von Hollywoodblockbustern             of jaws das Phänomen ein weiteres Jahr-
größer ist als das Gesamtbudget von jaws         zehnt später untersucht.
und täglich nicht nur das klassische filmi-
sche, sondern auch das Making-of eines
Popstars (z.B. deutschland sucht den su-
                                                 Die Filmproduktion als Abenteuer
perstar, 2002ff.) oder der nächsten voice        einer eingeschworenen Gemeinschaft:
of germany (2011ff.) über die Bildschirme        Carl Gottliebs The jaws Log (1975)
flimmert, wird deutlich, dass Making-of-         jaws stellt nicht nur wegen seines spekta-
Formate die scheinbar beschriebenen Pro-         kulären Erfolgs einen besonders lohnenden
duktionsprozesse erst selbst ästhetisieren       Gegenstand für Erzählungen über die Film-
und damit inszenieren: Die Untersuchung          produktion dar, sondern auch, weil es sich
dieses für unsere Gegenwartskultur an-           dabei um den Durchbruch Steven Spielbergs
scheinend so typischen Formats ist damit         handelt: Der Regisseur war zum Zeitpunkt
zu einer Aufgabe der Kulturwissenschaf-          des Beginns der Dreharbeiten noch keine
ten geworden.12                                  Marke, der Erfolg von jaws also keines-
   Dieser Aufsatz wird dementsprechend           falls gewiss. Dennoch ist es aber, typisch
nicht die schon so oft beschriebene Pro-         für die Gattung des Making-ofs, integra-
duktionsgeschichte von jaws neu erzählen,        ler Bestandteil der meisten Produktions-
sondern durch die Analyse verschiedener          beschreibungen, dass alle Beteiligten auf
bestehender Making-of-Formate aufzeigen,         Martha’s Vineyard gespürt haben wollen,
dass jede Beschreibung eines Produktions-        an etwas Besonderem mitzuwirken. So be-
prozesses gleichzeitig seine Inszenierung        tont der Autor der Romanvorlage, Peter
mittels narrativer Strategien bedeutet. Ein      Benchley, in seinem Vorwort zur Neuaus-
Making-of der Dreharbeiten ist zunächst der      gabe von Gottliebs jaws Log anlässlich des
Versuch der Organisation eigener und/oder        25. Jubiläums: »All of us […] knew that we
fremder Erinnerungen und inzwischen le-          were witnessing something memorable,
gendärer Memorabilien. Jede Rückkehr auf         exciting, probably unprecedented, and, at
Martha’s Vineyard erzählt also ihre eigene       times, altogether weird« (S. 9).
Geschichte der Entstehung des Vaters des            In wenigen Worten wird hier schon das
Blockbusterkinos. Drei dieser Geschichten        dramaturgische Schema aufgerufen, das
werden im Folgenden untersucht: Mit Carl         Gottlieb auf den folgenden Seiten bedienen
Gottliebs jaws Log steht ein verschriftlichtes   wird: Er schildert die Entstehung von jaws

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I. Die Filmmaschinerie                                       Martha’s Vineyard Revisited

als aufregende, teilweise höchst problema-      einem letzten Abschnitt abgehandelt wer-
tische und gerade deshalb denkwürdige fil-      den. Schon dieser skizzenhafte Überblick
mische Pionierarbeit. An seinem Vorwort         macht deutlich, dass sich der Hauptteil des
aus dem Jahr 2000, das die Jubiläumsaus-        Buchs (S. 71-174) mit der Zeit der Dreharbei-
gabe als zweiter Paratext begleitet, sind im    ten, d.h. den fünf Monaten zwischen Mai
Rahmen dieser Arbeit speziell seine Refle-      und September 1974 beschäftigt. Dabei ist
xionen über die Probleme der Verschriftli-      auffällig, dass Gottlieb in seiner Produk-
chung von Erinnerungen – also beim Ver-         tionserzählung die Dramaturgie seiner
fassen einer Making-of-Narration – inter-       Vorlage nachvollzieht: Während er über
essant. Diese bestehen für ihn v.a. in einem    die Dreharbeiten an Land relativ wenig be-
kaum zur Synthese zu bringenden Gegen-          richtet, liegt der Schwerpunkt seiner Dar-
satz von objektiver Realität und subjektiver    stellung auf dem Dreh des chronologisch
Erinnerung (S. 13); folglich stellt er seiner   letzten Filmteils auf dem offenen Meer. Der
Prozessbeschreibung das bemerkenswerte          Kampf Brodys, Quints und Hoopers gegen
Eingeständnis voraus, dass sie die Beschrei-    den Weißen Hai spiegelt sich im Ringen ei-
bung der Dreharbeiten aus seiner subjekti-      nes Filmteams mit der Natur. Ähnlich wie
ven Perspektive darstelle, indem er seine       Spielbergs Film stellt The jaws Log damit die
Vorbemerkungen mit den Worten schließt:         Erzählung eines heroischen Kampfs dar,
»This was how I saw it.« (S. 14) Besondere      der sich dramaturgisch über die Etablie-
Beachtung verdient hier die Verwendung          rung und Überwindung einer Vielzahl von
des Präteritums. Gottlieb weist darauf hin,     Problemen entfaltet, denen Filmcrew und
dass im Folgenden der bis auf einige stilis-    Darsteller gegenüberstehen.
tische Korrekturen unveränderte und nur            Die ersten Probleme, mit denen sich
um Endnoten ergänzte Text der Ausgabe           das Filmteam von Anfang an konfrontiert
von 1975 abgedruckt sei. In ihm wurde die       sieht, sind die der streckenweise als feind-
Perspektive des jüngeren Drehbuchautors         lich, immer jedoch als sehr fremd geschil-
konserviert; eine Perspektive, die noch nicht   derten Drehumgebung. Die Einwohner der
von der Erfolgsgeschichte des Films beein-      kleinen Insel, die »stubborn Yankees on the
flusst war und die nicht zwingend mit dem       Vineyard« (S. 76), leben in der Darstellung
Blick Gottliebs im Jahr 2000 übereinstim-       Gottliebs in einer von Fremden kaum zu
men muss. This was how I saw it: Durch die-     durchschauenden »baroque superstruc-
se Bemerkung beglaubigt Gottlieb mit der        ture« (S. 75) von über Generationen ge-
Autorität des Drehbuchautors das Folgende       wachsenen Freund- und Feindschaften,
ebenso, wie er es als subjektive Erzählung      in welche die Filmemacher während der
seines jüngeren Ichs historisiert – und da-     Dreharbeiten einbezogen werden. Zwar er-
mit auch im Ansatz relativiert.                 lauben die verschiedenen Gemeinden der
   Betrachtet man den Aufbau des eigentli-      Insel nach langen bürokratischen Ausei-
chen Logs, fällt auf, dass er die Chronologie   nandersetzungen schließlich den Dreh,
der Filmentstehung nachvollzieht: Auf den       »[b]ut dissatisfaction, legal unpleasant-
Erwerb der Filmrechte und die Adaption          ness, and plain old sabotage and dirty
folgen Budgetierung und Casting; die Dreh-      tricks were never far away« (S. 76). Als pa-
arbeiten auf Martha’s Vineyard nehmen           radigmatisches Beispiel für die Probleme
neun Kapitel ein, während Postprodukti-         mit den Einheimischen schildert Gottlieb
on und die ersten Probevorführungen in          einen Streik der Fährdienstleister, jugend-

                                                                                          27
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licher Einheimischer, die Schauspieler und     mit Bannern und Umarmungen empfan-
Crew zu den Drehorten auf dem Meer und         gen: »Thank God we’re back in Hollywood,
zurück fahren. Der Grund für den Streik        where people treat each other right!«
ist nach Gottlieb deutlich die Gier der Ein-       Ein in Gottliebs Erzählung immer wie-
heimischen, da er die gezahlten Löhne als      derkehrendes Bild für diesen Zusammen-
großzügig darstellt. Zwar bricht der Streik    halt ist das beinahe tägliche gemeinsame
durch die Unnachgiebigkeit der Produkti-       Abendessen in Spielbergs Wohnhaus. (S.
onsleitung bald zusammen, doch das Ver-        78f.) Wird Druck im Buch thematisiert,
trauen zwischen Filmteam und großen Tei-       handelt es sich dabei über große Teile der
len der Bevölkerung ist damit endgültig        Narration hinweg um die Selbstansprüche
zerstört: »After a few random threats of       des Teams oder seine Probleme auf der In-
physical violence, the boat jockeys came       sel (S. 81), von einem von außen aus der
back to work, but things were never the        Welt Hollywoods und der Produktionslei-
same.« (S. 163) Was das Filmteam in der        tung an Spielberg herangetragenen Druck
Narration Gottliebs der Gerissenheit der       ist kaum die Rede.13 Erst gegen Ende der
Einwohner entgegensetzt, ist ein einge-        Dreharbeiten beschreibt auch Gottlieb ei-
schworenes Gemeinschaftsgefühl, ein            nen im Filmteam umgehenden ›Inselkoller‹
durch den Gestus der Selbstbeweihräu-          (S. 170-173), doch charakteristisch ist, dass
cherung von Making-ofs popularisierter         dieser von Crew und Schauspielern sofort
und inzwischen gern parodierter Holly-         in den Dienst der Produktion gestellt wird,
wood-Topos: In der simpsons-Folge radio-       indem die verzweifelten Angriffe auf den
active man (1995; R: Susie Dietter), in der    Hai nur umso authentischer in Szene gesetzt
ein Hollywood-Studio Springfield zum Dre-      werden. (S. 153f.) Der Lohn für den Zusam-
hort eines Comic-Blockbusters kürt und         menhalt und die Treue, die das Filmteam
dort nach allen Regeln der Kunst abgezockt     gegen die Probleme mit der Drehumgebung
wird (»There’s a thousand dollar leaving-      bestehen lässt, ist nach Gottlieb auch dem-
town tax!«), ziehen die desillusionierten      entsprechend groß. Noch 2000 formuliert
Filmemacher schließlich geschlagen von         er: »Almost everyone connected with jaws
dannen und werden in Hollywood (hier           in any capacity went on to have a long and
gnadenlos überzeichnet als kommerzfreie,       successful career, regardless of his or her
regenbogenfarbene Zone der Herzlichkeit)       previous experience.« (S. 217)
                                                   Das zweite Hindernis neben den Proble-
                                               men mit der Drehumgebung, welches das
                                               Filmteam nach Gottlieb v.a. beim Dreh auf
                                               hoher See zu überwinden hat, ist das der
                                               Technik. Schon früh macht der Autor die
                                               technische Einzigartigkeit des Unterfangens
                                               deutlich: »In many ways, launching jaws
                                               was a film production problem analogous
                                               to NASA trying to land men on the moon
                                               and bring them back. It just had never been
                                               done.« (S. 43) Ihr Gesicht und ihre Anthro-
                                               pomorphisierung erfahren die abstrakten
                                               technischen Probleme v.a. in der Gestalt von

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I. Die Filmmaschinerie                                     Martha’s Vineyard Revisited

›Bruce‹, dem mechanischen Hai. Schon früh     ausgehen. Diese scheinen bereits angesichts
sind die Schwierigkeiten angedeutet, wenn     der Probleme mit dem technischen Hai auf:
erste Überlegungen bezüglich der Zähmung      »Even Bob Mattey, who would never admit
und Abrichtung echter Haie für den Film als   that anything was really wrong […] said,
illusorisch lächerlich gemacht werden. (S.    later, that they had underestimated the
34) Zwar wird schließlich mit Bob Mattey      power of the sea.« (S. 155) Auffallend ist,
ein ehemaliger Special-Ef-
fects-Spezialist der Disney-
Studios für die Konstruk-
tion dreier mechanischer
Haie gewonnen, als diese
aber bei den Dreharbeiten
zum Einsatz kommen sol-
len, wird schnell deutlich,
dass die Konstruktions- und
Testzeit viel zu kurz war
und der Hai nicht funk-
tioniert.14 Dennoch stellt
Gottlieb klar, dass der Er-
findungsgeist und die Hart-
näckigkeit der Filmcrew die
Probleme mit dem mecha-
nischen Hai schließlich lö-
sen können. Für die Dreharbeiten ab Ende      dass diese ›Macht des Meeres‹ zwar später
August 1974 notiert er: »The shark was        von Gottlieb an konkreten Problemfällen
behaving; the special effects department      exemplifiziert wird, sich aber in seinen
had perfected their control procedures, so    humorvoll-ironischen Beschreibungen nun
it would do the same thing as often as re-    auch immer häufiger abstrakte Personifi-
quired, and with less setup time« (S. 169).   zierungen für die unberechenbare Natur
Festzuhalten bleibt hinsichtlich der im me-   finden lassen, wenn bspw. das Wohlwol-
chanischen Hai verkörperten technischen       len der »gods of the sea« (S. 146) als für
Probleme nicht nur, dass diese durch das      das Unternehmen entscheidend herausge-
Zusammenarbeiten der Filmcrew gelöst          stellt wird. Neben derartigen literarischen
werden können, sondern dass hier Gottliebs    Überhöhungen bemüht sich Gottlieb aber,
Narration abermals eine dramaturgische        die Arbeitsabläufe, die die unberechenbare
Übereinstimmung mit ihrem Ursprungs-          See dem Produktionsteam diktiert, konkret
film aufweist, entpuppt sich doch hier wie    und genau darzustellen: So müssen an je-
dort der Hai als Antagonist.                  dem Drehtag Wetterberichte ausgewertet,
    Besonders nach dem Beginn der Drehar-     die Schauspieler und die Crew mit Booten
beiten auf dem Meer wird neben den Pro-       an den Einsatzort befördert und der me-
blemen mit den Bewohnern der Insel und        chanische Hai transportiert und platziert
der Technik ein dritter Problemkomplex in     werden, bevor an den eigentlichen Dreh
der Erzählung dominant: die Gefahren, die     überhaupt zu denken ist. (S. 148f.) Zu den
von der Natur für die Produktion von jaws     hier erforderlichen technischen und inf-

                                                                                      29
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rastrukturellen Fähigkeiten kommt hin-            Spielberg. Schon im Vorwort Gottliebs wird
zu, dass das Meer zuverlässig Messgeräte          Spielberg in den Mittelpunkt des Logs ge-
zerstört und so die komplizierte Mechanik         rückt, indem besonders seine Fähigkeit zur
der künstlichen Haie nach Bauchgefühl             Antizipation der Wünsche des Publikums
bedient werden muss. Durch die Jagd der           und bei der technischen Umsetzung des
Crew auf kleine Haie in den Drehpausen            Films im Fokus steht. (S. 11) Der Haupttext
wird auch der mechanische Hai motivisch           stellt den Regisseur als Künstler vor, der
in den Kampf des Menschen gegen die ihm           den Prozess der Filmproduktion von den
feindliche Natur eingebunden und damit            Anfängen der Planung bis in die letzte Phase
abermals die Narration des Making-ofs mit         der Postproduktion betreut und damit als
der Dramaturgie des Films enggeführt: »It         Auteur für den Film als Gesamtkunstwerk
was the crew’s revenge on an entire species«      einsteht. Seine Jugend hindert ihn nicht an
(S. 152). Wieder ist es also die Gemeinschaft,    einem selbstbewussten Auftreten gegenüber
die durch ihren Zusammenhalt und ihre             Crew und Darstellern, was sich z.B. darin
technische Professionalität, gepaart mit          äußert, dass nicht einmal die Produzen-
den richtigen Instinkten, aus dem Kampf           ten die dailies zu sehen bekommen, wenn
mit dem Meer siegreich hervorgeht. Gott-          er sie nicht freigibt. (S. 157f.) Während der
lieb findet dafür ein heroisches und trotz        Dreharbeiten erscheint er als Teil der Ge-
des ironischen Untertons für seine narra-         meinschaft des Filmteams auf der Insel,
tive Strategie typisches Bild:                    gleichzeitig wird er aber in manchen Ab-
                                                  schnitten dieser Gemeinschaft entrückt.
 »All over, the picture shows signs of going      So inszeniert Gottlieb Spielberg bspw. am
 down like the Titanic, but calm hands are at     Ende eines Drehtags auf hoher See gera-
 the helm, and cool heads are on the bridge.      dezu als einsames Genie: »Steven, sitting
 Steven is the Boy who Stood on the Burning       morose and alone on the bowspit […], looks
 Deck; Dick and David [die Produzenten Ri-        up in time to see the sun setting, losing the
 chard Zanuck und David Brown, Anm. FL]           light, ending shooting for that day.« (S. 153)
 are like Nelson at Trafalgar, calm, resolute,    Dennoch wird er von der Crew stets geach-
 never showing any outward signs of angu-         tet, der Plan, Spielberg nach dem Dreh der
 ish or despair. The picture is clearly going     letzten Einstellung ins Wasser zu werfen,
 to cost millions more than budgeted; how         ist bei Gottlieb als harmloser Spaß und
 much is anyone’s guess. But the strength         Ausdruck der Freude über das Ende der
 of jaws is greater than the Titanic’s – we are   Dreharbeiten beschrieben (S. 172) – andere
 unsinkable.« (S. 156f.)                          Making-of-Narrationen werten diese Sze-
                                                  ne, wie zu zeigen sein wird, etwas anders.
Charakteristisch ist hier, dass die Rettung       Schließlich und endlich hat aber nicht nur
der Produktion zwar indirekt auch in die-         der Film Spielberg, sondern auch der Regis-
sem Bild durch die Gemeinschaft aller an          seur dem Film viel zu verdanken: In Gottliebs
der Produktion Beteiligten, der Schiffsbe-        Inszenierung erscheinen die Dreharbeiten
satzung des Bildes, garantiert wird, gleich-      auch als ›Mannwerdung‹ eines jungen Re-
zeitig aber die Anführer der Gemeinschaft         gisseurs, als Weg zu seiner unbestrittenen
deutlich benannt und hervorgehoben wer-           Meisterschaft: »[H]e was twenty-six when
den. Einer der Helden – dieses Sprachbil-         the picture started shooting and about 101
des wie der ganzen Narration – ist Steven         when it ended« (S. 36).

30
I. Die Filmmaschinerie                                         Martha’s Vineyard Revisited

   Carl Gottlieb erzählt in seinem jaws Log die   tatsächlich erkennbar auch die Erklärung
Geschichte der Dreharbeiten als das Aben-         verschiedener technischer Aspekte der Film-
teuer einer eingeschworenen Gemeinschaft          produktion für ein Laienpublikum zum Ziel
von Filmemachern, die durch ihren Zusam-          hat – eine Formel, die beim Publikum derart
menhalt viele von der Umwelt, der Technik         viel Anklang fand, dass das Buch nicht nur
und der Natur an sie herangetragene Prob-         wochenlang auf den Bestsellerlisten stand,
leme siegreich überwinden, wodurch sich           sondern sogar sein eigenes Sequel erhielt,15
die Dramaturgie der Making-of-Erzählung           das (wie die meisten Fortsetzungen) die Er-
der des Films entscheidend annähert. Ver-         folgsformel des Vorgängers zu reproduzie-
antwortlich für den nach den Probeauffüh-         ren suchte: eine schwierige Entstehungsge-
rungen zu erwartenden Erfolg sind damit           schichte, technische Pannen, die Crew im
alle Beteiligten – besonders aber der junge       Clinch mit den Insulanern.
Regisseur Steven Spielberg, der durch das
Meistern aller Produktionsprobleme auch
zur Meisterschaft als Regisseur gelangt.
                                                  Die Filmproduktion als kreatives
Insgesamt ist bei Gottliebs Erzählung auf-        Problemlösen: the making of
fällig, dass sie zwar den Prozess gemäß ei-       steven spielberg’s jaws (1995)
ner strengen, am Film orientierten Span-          Das erste der im Folgenden zu betrachten-
nungsdramaturgie entwickelt, sich dabei           den filmischen Making-ofs stammt aus dem
aber nicht nur in Anekdoten verliert, son-        Jahr 1995. Es ist recht deutlich, dass the
dern durch genaue Erläuterung filmtech-           making of steven spielberg’s jaws speziell
nischer Methoden und Verfahrensweisen             für das 20. Jubiläum des Films als Zusatz-

                                                                                           31
Felix Lempp                                                      der weisse hai revisited

material für Laserdisc-Editionen produziert       Außer der Chronologie und dem behan-
wurde. Es setzt vorwiegend auf Interviews      delten Zeitabschnitt teilt das filmische Ma-
mit Hauptdarstellern, Crew und Produkti-       king-of noch eine weitere Gemeinsamkeit
onsteam, zudem werden Ausschnitte aus          mit Gottliebs Log: Typisch für die meisten
dem Originalfilm, production stills und bis    Making-of-Formate stellt es den Prozess
dahin unveröffentlichtes Filmmaterial ge-      der Filmentstehung als eine Abfolge von
                                                                Problemen, für die kreati-
                                                                ve Lösungen gefunden wer-
                                                                den müssen, dar. Als fast
                                                                schon überhöhtes Haupt-
                                                                problem der Dreharbeiten
                                                                wird in Laurent Bouze-
                                                                reaus Making-of der me-
                                                                chanische Hai inszeniert.
                                                                Die Beschreibung der Kon-
                                                                zeption und Konstruktion
                                                                des Raubfischs sowie seines
                                                                spektakulären Versagens
                                                                unter realen Bedingungen
                                                                nimmt einen Großteil der
                                                                Darstellung der Drehar-
                                                                beiten ein. Auch hier wird
                                                                betont, dass sich die Pro-
                                                                bleme mit ›Bruce‹ schon
                                                                früh andeuteten. So erin-
zeigt. Die Dramaturgie des Making-ofs ori-     nert sich Roy Scheider, dass er noch vor
entiert sich, ähnlich wie die Kapitelabfolge   seiner Zusage für die Rolle Brodys ein Ge-
in Gottliebs jaws Log, eng an der Produkti-    spräch mithörte, in dem von einem Schiffe
onschronologie von jaws. Im Unterschied zu     zerstörenden mechanischen Hai die Rede
Gottliebs Produktionsnarration stehen die      war, und er daraufhin den Geisteszustand
Dreharbeiten auf Martha’s Vineyard aber        der Crew bezweifelte: »I thought they were
nicht im unmittelbaren Zentrum der Dar-        loony!« Die Konstruktion des Hais erzählt
stellung, während Erläuterungen zur Pha-       das Making-of in Interviews sehr breit und
se der Postproduktion, etwa zur Vertonung      begleitet diese Narration durch das Einspie-
des Films durch John Williams, wesentlich      len von Filmmaterial von den Werkstätten
mehr Platz einnehmen. Interessant ist da-      und Skizzen der Verantwortlichen, meist
bei, dass das Making-of zwar aus der Distanz   unterlegt mit einer fröhlichen Musik, die
zweier Jahrzehnte von der Filmprodukti-        den Optimismus der Crew zum Ausdruck
on erzählt, dennoch aber chronologisch         bringt. Dieser wird jedoch nur zu bald ent-
nicht viel weiter als bis zum Zeitpunkt der    täuscht, als der kaum getestete Hai bei der
Testvorführungen voranschreitet: Diese         ersten Probe im Ozean zum Entsetzen der
Beschränkung weist den unmittelbaren           Verantwortlichen einfach untergeht, was
Prozess der Filmproduktion als zentrales       laut Produzent David Brown den ganzen
Thema der Making-of-Narration aus.             Film in Gefahr bringt: »And we felt that

32
I. Die Filmmaschinerie                                        Martha’s Vineyard Revisited

our careers in motion pictures had gone         sie von der Rückkehr in die Normalität ab-
with it.«                                       halten musste: »I always saw myself in the
   Doch zeigt sich bei Bouzereau bereits        negative.« Der einsame Regisseur Spielberg,
eine Tendenz zur Umdeutung der Proble-          dem der zunehmend größer werdende psy-
me mit dem Hai, die sich bei Gottlieb noch      chische Druck, der auf seiner Crew lastet,
kaum finden lässt. In der Erzählung des         Probleme bereitet – ein solches Bild findet
Making-ofs führen die Probleme mit der          sich in Gottliebs Erzählung von der ver-
Technik dazu, dass den Verantwortlichen         schworenen Gemeinschaft der Filmschaf-
aus Not genau die Ideen kommen, die im          fenden selten. Der von Gottlieb als harm-
Rückblick die Besonderheit von jaws ausma-      loser Ausdruck der Freude gedeutete Plan
chen, bspw. der Einsatz der gelben Fässer,      der Crew, Spielberg am letzten Drehtag ins
die durch ihr Auftauchen die Anwesenheit        Meer zu werfen, wird vom Regisseur im fil-
des unsichtbar bleibenden Hais andeuten.        mischen Making-of zwar auch humorvoll
Steven Spielberg selbst gibt deshalb zu: »I     vorgetragen, jedoch werden größere Pro-
really owe the shark a lot.« Gleichzeitig be-   bleme angedeutet, wenn er zwanzig Jah-
tont er aber, dass nicht in allen berühmten     re später im Rückblick feststellt: »I didn’t
Szenen die technischen Probleme mit dem         know whether they were going to throw me
mechanischen Hai der Grund für dessen           overboard in cement slippers or throw me
Abwesenheit sind. So sei die Eröffnungs-        overboard via the poop deck.« Auch der von
szene, in der eine junge Schwimmerin von        Gottlieb fast vollständig ausgeblendete von
dem für das Publikum unsichtbaren Hai           außen an die Produktion herangetragene
erst an der Wasseroberfläche hin und her        Druck wird bei Bouzereau thematisiert. So
gestoßen und schließlich in die Tiefe gezo-     erinnert sich David Brown: »The decision
gen wird, von Anfang an so geplant gewe-        to continue filming jaws was a very shaky
sen: »I wanted the violent jerking motions      one«, und auch andere Quellen belegen, dass
to just start to trigger our imaginations.«     das Vertrauen, das das Studio in Spielberg
Die technischen Probleme, so lassen sich        setzte, wohl nicht so grenzenlos war, wie
Spielbergs Aussagen im Making-of zusam-         von Gottlieb dargestellt.16
menfassen, haben somit zwar zur Praxis              Insgesamt wird auch in Bouzereaus Pro-
des ›Filmens ohne Hai‹ beigetragen, die vi-     duktionserzählung Spielberg als großer Re-
suelle Abwesenheit des Hais ist aber kei-       gisseur inszeniert,17 dennoch weicht diese
neswegs ein allein aus der Not geborener        Inszenierung von der durch Gottlieb ab: Im
Kompromiss, sondern auch künstlerische          filmischen Making-of wird seine Position
Entscheidung des Regisseurs.                    nicht so umfassend mit dem Film identifi-
   Während die Probleme mit dem Hai aus         ziert, wie dies noch im Log der Fall ist. Zwar
Gottliebs Buch bekannt sind, finden sich in     erwähnt auch Gottlieb, dass Spielberg nicht
Bouzereaus Film auch Problemfelder, die im      die erste Wahl als Regisseur des Films war
Log kaum auftauchen. So schildert nicht nur     (S. 30), die in Bouzereaus Making-of – inte-
Spielberg im Rückblick den Druck, der auf       ressanterweise nicht von Spielberg selbst,
den am Dreh Beteiligten lastete, als durchaus   sondern vom Produzenten Richard Zanuck
groß: Je länger die Dreharbeiten dauerten,      – thematisierte Episode der Vorproduktion,
desto mehr hätten die Crewmitglieder ihre       in der Spielberg aus dem Projekt aussteigen
Familien und ihr Leben zu Hause vermisst.       wollte und erst von den Produzenten zum
Er selbst habe sich schlecht gefühlt, weil er   Weitermachen überredet werden musste,18

                                                                                           33
Felix Lempp                                                         der weisse hai revisited

findet sich bei Gottlieb aber nicht. Vielleicht   sowie das Einspielen von technischen Mo-
wusste er 1975 noch nichts von diesem Er-         dellen und Skizzen den handwerklichen Teil
eignis – vielleicht hätte es aber auch seiner     der Dreharbeiten genauso zu würdigen, wie
Inszenierung Spielbergs als Auteur-Regis-         sie durch die Interviews mit Drehbuchau-
seur widersprochen, der von Beginn bis zum        tor und Produzenten einen Einblick in das
Ende für sein Werk einsteht, ja, beinahe mit      Studiosystem vermittelt.
diesem verschmilzt. Insgesamt wird deut-              Wie erwähnt endet das Making-of mit
lich, dass Spielberg zum Entstehungszeit-         den beiden Testvorführungen von jaws.
punkt des filmischen Making-ofs, anders           Zwar wird auf den kommenden Erfolg des
als bei Erscheinen des jaws Log, bereits eine     Films noch kurz angespielt, die weitere Ent-
lebende Legende ist; das Making-of liefert        wicklung von Film und Franchise ist aber
nicht nur einen Einblick in die Dreharbei-        nicht mehr Thema dieses Making-ofs. So
ten, sondern inszeniert auch die Entwick-         ist es nur ein Ausblick, wenn der ebenfalls
lung eines der berühmtesten Regisseure            interviewte Carl Gottlieb abschließend fest-
unserer Zeit mit.                                 hält: »When a movie has the success that
   Insgesamt lässt sich festhalten, dass the      jaws had, it becomes more than an enter-
making of steven spielberg’s jaws keinen          tainment. It becomes part of the popular
derart durchkomponierten dramaturgi-              culture.« Diese Rolle des Phänomens jaws
schen Handlungsbogen verfolgt wie Gott-           für die Populärkultur sollte zehn Jahre
liebs Erzählung von einer Natur, Technik          später ein weiteres filmisches Making-of
und fremden Einwohnern trotzenden, ver-           untersuchen.
schworenen Gemeinschaft. Dennoch ent-
wickelt auch das filmische Making-of sei-         Von der Beschreibung der Film-
ne Erzählung meist durch die Vorstellung          produktion zur Beschreibung des
von Problemen und den Strategien ihrer
                                                  kulturellen Phänomens:
Überwindung. Dabei fällt auf, dass durch-
                                                  the shark is still working (2007)
aus ein Fokus auf dem technischen Aspekt
der Filmproduktion liegt und sich die Nar-        Schon ein flüchtiger Blick auf die Kapitel-
ration bemüht, durch die Befragung von            struktur von the shark is still working
Experten wie dem leitenden Kameramann             macht deutlich, dass dieser anlässlich des

34
I. Die Filmmaschinerie                                       Martha’s Vineyard Revisited

30. Filmjubiläums aufwändig produzierte         Making-of als Interviewpartner betei-
Film gänzlich andere Zielsetzungen ver-         ligt, treibt diese Verklärung auf die Spitze,
folgt als Bouzereaus Making-of. Das Ziel        wenn er feststellt: »I like to think of it as
wird von den Produzenten als Texttafel vo-      a big independent movie masquerading as
rangestellt: »to chronicle and acknowledge      a big studio movie« – eine Interpretation,
the lasting impact of this groundbreaking       die angesichts des spektakulären Erfolgs
movie«. Lediglich vier der zehn Kapitel         der Romanvorlage zu Zeiten der Dreharbei-
befassen sich folglich mit den Dreharbei-       ten und des damit einhergehenden großen
ten im engeren Sinne,19 während sich die        Interesses des Studios an der Produktion
übrigen sechs Abschnitte vorwiegend mit         höchst zweifelhaft erscheint.
der Wirkungsgeschichte des Films nach               Hinsichtlich der vom Making-of ange-
1975 beschäftigen.20                            kündigten großen Herausforderungen, vor
    Schon der Beginn des Kapitels ›Martha’s     die die Produktion gestellt war, fällt auf,
Vineyard, 1974‹, das am ehesten dem Mus-        dass zwar viele bereits aus den anderen
ter eines typischen Making-ofs entspricht,      Making-of-Narrationen bekannte Problem-
macht deutlich, aus welcher Perspektive die     felder (die Dreharbeiten auf hoher See, die
Dreharbeiten im Film behandelt werden: Der      psychischen Belastungen für die Schauspie-
Rezipient sieht eine Collage von production     lerinnen und Schauspieler sowie die Crew
stills, unterlegt mit dramatischer Musik,       oder die technischen Anforderungen) in
dazwischen sind immer wieder Funksprü-          den Interviews und von der Erzählinstanz –
che zu hören – besonders dominant: »The         Brody-Darsteller Roy Scheider sorgt für das
shark is not working!« Das Making-of be-        Voice-Over – gestreift werden, diese aber
schäftigt sich fast nur mit den Dreharbei-      alle relativ unspezifisch bleiben. Bei einem
ten auf dem Meer und bezieht sich schon         Hindernis wird das Making-of allerdings
ganz zu Beginn auf das Vorwissen seines         sehr konkret. Angesichts der aufgezeigten
Publikums: »Stories of the hardship expe-       Schwerpunktsetzung in den bereits vorge-
rienced during the filming of jaws are the      stellten Making-ofs wenig überraschend ist
stuff of Hollywood legends.« Die Filmpro-       dies das Problem des (auch im Titel zentral
duktion wird damit als inzwischen legen-        gesetzten) nicht funktionierenden mecha-
däre katastrophale Belastung für alle Be-       nischen Hais. Ihm ist ein ganzes Kapitel
teiligten inszeniert, Steven Spielberg selbst   der Making-of-Narration gewidmet, das
bestätigt diese Sichtweise mit der ganzen       zu einer groß angelegten Umdeutung der
Autorität des Starregisseurs: »Making jaws,     Rolle von ›Bruce‹ genutzt wird: Während
still looking back 30 years ago [sic!], was     die Erzählinstanz anfangs noch betont,
the toughest filmmaking production ex-          dass die Funktionsprobleme des Hais die
perience I’ve ever encountered. Nothing’s       Stimmung auf der Insel immer weiter be-
ever come close to the production difficul-     lasteten, nimmt Brown mit dem Abstand
ties.« Gleichzeitig versucht die Narration      von drei Jahrzehnten eine gänzlich andere
dem Spannungsproblem des am Ende ste-           Wertung vor: »We’ve complained about the
henden allseits bekannten spektakulären         shark not being able to perform, because
Erfolgs des Films dadurch zu begegnen, dass     it couldn’t. It was never ready. That was
es ihn zu seiner Entstehungszeit als »one       what saved us. That was the artistry of the
of Hollywood’s little movies that couldn’t«     film.« In der rückblickenden Erinnerung
inszeniert. David Brown, auch in diesem         des Produzenten wird ›Bruce‹ damit vom

                                                                                          35
Felix Lempp                                                       der weisse hai revisited

Hauptproblem der Produktion zu ihrem             steht nicht der Prozess der Filmprodukti-
Retter! Spielberg stimmt dieser Wertung          on, sondern das Weben an der Legende von
zu und erklärt sie genauer, wenn er darauf       dieser Produktion; der Produktionsprozess
hinweist, dass die Unmöglichkeit, den Hai        wird dabei mehr verklärt als erklärt. So-
zu zeigen, zur ganz besonderen Stimmung          mit kann das Making-of auch abschließend
und Qualität des Films beigetragen habe, die     feststellen: »jaws goes on forever.« Inter-
heute, in Zeiten von computeranimierten          essant und inszenierungswürdig ist nicht
Trickmonstern, kaum mehr zu erreichen            mehr die Produktion des konkreten Films,
sei – der Regisseur leistet sich einen Anflug    sondern das Phänomen jaws, dessen Wir-
nostalgischer Sehnsucht nach jenem Zeit-         kungsmacht weit über das Jahr 1975, aber
alter prädigitaler Technik, dessen Ende er       auch über das Medium Film hinausreicht,
mit jurassic park (1993) selbst eingeleitet      wie die übrigen Kapitel, in denen etwa das
hat. Besonders auffällig ist dabei, dass er zu   von Fans organisierte JawFest vorgestellt
Gunsten des neuen Narrativs vom ›Hai als         wird, erläutern.
Retter‹ frühere Aussagen relativiert. Weist
er 1995 noch ausdrücklich darauf hin, dass
das Nicht-Erscheinen des Hais – bspw. in
                                                 »This is how it was«: Making-of-
der ersten Szene – v.a. Teil des Regiekon-       Narration und Deutungshoheit
zepts, nicht nur technischer Kompromiss          Der Vergleich der drei Making-of-Erzäh-
gewesen sei, bemerkt er nun, in der ersten       lungen hat deutlich gemacht, dass sie alle
Szene sei der Hai eigentlich vorgesehen          durch den Einsatz verschiedener narra-
gewesen und – aus heutiger Sicht: glück-         tiver Strategien den Produktionsprozess
licherweise! – nur wegen der technischen         von jaws auf jeweils eigene Art erzählen
Probleme letztlich weggefallen: »I did that      und damit inszenieren. Die Unterschiede
because the shark kept breaking down! […]        in der Prozessdarstellung reichen dabei
So I was saved by the breakdown in tech-         von der verschiedenen Perspektivierung
nology 30 years ago.«                            der Ereignisse über einander widerspre-
   Der inszenatorische Umgang des Ma-            chende Versionen bis zu verschiedenen
king-ofs mit dem mechanischen Hai ist            Zielsetzungen der Narration – die tech-
dabei typisch für seinen Gesamtansatz: Es        nische Erklärung des filmischen Prozes-
geht weniger darum, Produktionsprozesse          ses wird über die Jahrzehnte von der Un-
aufzudecken und technisch verständlich           tersuchung des kulturellen Phänomens
zu machen – im Zentrum des Interesses            jaws abgelöst.

36
I. Die Filmmaschinerie                                     Martha’s Vineyard Revisited

    Diese Unterschiede lassen sich exemp-     seine eigene Version der Geschehnisse vor-
larisch besonders an der verschiedenarti-     stellen kann,21 umso schwieriger zu führen
gen Inszenierung des mechanischen Hais        ist. Integraler Bestandteil jeder Making-of-
verdeutlichen: Während er in Gottliebs        Erzählung muss deshalb der Versuch der
jaws Log und auch noch bei Laurent Bou-       Beglaubigung der eigenen Narration sein.
zereau als Hauptproblem der Dreharbei-        Bei den vorgestellten Formaten funktioniert
ten in Erscheinung tritt, deutet das jüngs-   diese Beglaubigung v.a. über die Autorität
te Making-of den nicht funktionierenden       der an ihnen beteiligten Personen: Mit Carl
Hai zum Retter des Films um. Dabei lassen     Gottlieb schrieb einer der Drehbuchauto-
sich in der Entwicklung der Inszenierung      ren und damit ein Mitglied des innersten
über die Jahrzehnte zwei gegenläufige         Kreises der Produktion das jaws Log, wäh-
Tendenzen feststellen: Zunächst geht es       rend im Falle der filmischen Making-ofs die
den Making-ofs darum, den im Film von         Auswahl der Interviewten – immerhin u.a.
einer Aura des Grauens umgebenen Hai          die noch lebenden Hauptdarsteller und der
technisch zu erklären. Aus dem unbere-        Regisseur22 – sicherstellt, dass die insze-
chenbaren, albtraumhaften Gegner der          nierte Version des Produktionsprozesses
Helden wird ›Bruce‹, der mechanische Hai,     glaubwürdig erscheint. Zusätzlich lassen
dessen im making of steven spielberg’s        sich bei genauerer Betrachtung auch noch
jaws gezeigtes Auftauchen unter Zischen       charakteristische Abwehrstrategien gegen-
und Knacken beinahe komisch wirkt. Mit        über anderen Produktionserzählungen in
the shark is still working setzt eine ge-     den vorgestellten Making-ofs finden. So
genläufige Tendenz der Inszenierung ein:      geht bspw. Peter Benchleys Lob von Gott-
Während der Hai bei Gottlieb und Bou-         liebs Log mit einer Abwertung eventuell
zereau zum technisch erklärbaren Auto-        konkurrierender Making-of-Varianten
maten wird, verklärt und personalisiert       im Internet einher, wenn er betont: »In
ihn Hollanders Making-of zum Retter des       sheer, raw volume, of course, the Internet
Films, dessen technische Fehler den Regis-    overwhelms everyone, but it’s unreliable:
seur zu seinen besten Einfällen zwingen:      too many so-called facts go out into cyber-
Analog zum nicht sichtbaren Hai in der        space unchecked and, often, dead wrong.«
Filmhandlung wird damit der nicht ein-        (S. 10) In diesem und ähnlichen Angriffen
setzbare mechanische Hai im Making-of         auf abweichende Prozessinszenierungen
zum eigentlichen Helden des Films bzw.        wird die Angst der Making-of-Formate
der Filmproduktion.                           greifbar, die Deutungshoheit über den Pro-
    Jede Making-of-Erzählung inszeniert       duktionsprozess zu verlieren – der im Fal-
die Geschehnisse der Produktion von jaws      le Peter Benchleys einen Teil der eigenen
also auf individuelle Weise und ist damit     Lebensgeschichte ausmacht. Wenn auch
subjektiv wie die Erinnerung der Betei-       Gottlieb eingangs die Subjektivität der ei-
ligten. Es leuchtet ohne weiteres ein, dass   genen Erinnerung und damit des Making-
das Vorhandensein einer solchen Menge         ofs an sich betont, vertragen sich derartige
miteinander konkurrierender Prozessbe-        Reflexionen eher nicht mit dem Anspruch
schreibungen zu einem Kampf um die Deu-       auf objektive Prozessoffenlegung, den die
tungshoheit führen muss, der in Zeiten, da    Gattung des Making-ofs normalerweise
in Internet-Blogs und Foren beinahe jeder     vertritt. Dementsprechend ist vielleicht
tatsächliche oder selbsternannte Experte      auch weniger das Vorwort von Gottlieb als

                                                                                       37
Felix Lempp                                                                 der weisse hai revisited

vielmehr das von Benchley typisch für das                 dene Filmformat« versteht, »das die Entste-
Making-of, wenn letzterer beinahe apodik-                 hung einer Filmproduktion nachzeichnet und
                                                          heute im Zuge der DVD-Kultur am weitesten
tisch beharrt: »Carl says of his story, ›This             verbreitet ist.« Wieland Schwanebeck: Ma-
was how I saw it.‹ Well, as far as I’m con-               king-of, klassisches. www.making-of-lexikon.
cerned, this is how it was.« (S. 10)       q              de/#text=klassisches-making-of [30.1.2015].
                                                     9    Craig Hight: Making-of Documentaries on DVD:
Ich danke Jannis Funk herzlich für seine kritische        The lord of the rings Trilogy and Special
Lektüre und für wertvolle Anregungen, die dem             Editions. In: The Velvet Light Trap: A Critical
Aufsatz sehr zu Gute kamen.                               Journal of Film and Television 56 (2005), S. 4-17,
                                                          hier: S. 5. Craigs Einschätzung ist dahingehend
                                                          zu ergänzen, dass heute ein Making-of-Format
Anmerkungen                                               beinahe unverzichtbarer Bestandteil jeder DVD-
1 Joseph McBride: Steven Spielberg. A Biography.          Veröffentlichung ist und auch die weniger um-
  New York 1997, S. 254.                                  fangreichen Standardeditionen von Spielfilmen
2 So weist schon Carl Gottlieb in seiner inzwi-           ein solches enthalten – wenn dieses auch meist
  schen selbst zum Klassiker avancierten Pro-             in Länge und Produktionsaufwand keinesfalls
  duktionsbeschreibung The jaws Log (1975) da-            mit den aufwändigen Making-ofs der ›Special
  rauf hin, dass sich der Erfolg der literarischen        Editions‹ zu vergleichen ist.
  Vorlage bereits vor Beginn der Dreharbeiten        10   Vgl. Schwanebeck: Making-of, a.a.O.
  stark abzeichnete und wohl auch deshalb die        11   Hight: Making-of, a.a.O., S. 7.
  Verantwortlichen zu manchen Zugeständnis-          12   Erste Ansätze zur interdisziplinären und mul-
  sen an die Produktion bereit waren. Vgl. Carl           timedialen Erforschung des Phänomens ›Ma-
  Gottlieb: The jaws Log. New York 2001, S. 5.            king-of‹ stellt das aus einem geisteswissen-
  Nachfolgend werden Zitate aus diesem Buch               schaftlichen Kolleg der Studienstiftung des
  direkt im Fließtext mit Seitenangabe in Klam-           deutschen Volkes hervorgegangene Onlinelexi-
  mern nachgewiesen.                                      kon Making-of. Ein Lexikon vor (www.making-of-
3 Vgl. Georg Seeßlen: Steven Spielberg und seine          lexikon.de). Sein beständig erweiterbares Netz
  Filme. Marburg 2001, S. 32-38.                          aus Lemmata beschreibt konkrete Making-of-
4 Vgl. William Baer: Classic American Films. Con-         Formate und Beispiele, nimmt darüber hinaus
  versations with the Screenwriters. Westport             aber auch eine Neuperspektivierung von Kon-
  2008, S. 196-214. In diesem Interview versucht          zepten und Begriffen verschiedener Disziplinen
  Carl Gottlieb als Drehbuchautor u.a. die inzwi-         der Kulturwissenschaft aus dem Blickwinkel
  schen auch von Spielberg selbst verbreitete Le-         des Phänomens Making-of vor.
  gende von den frei am Set improvisierenden         13   Gottlieb geht sogar so weit, zu einem Zeit-
  Schauspielern zu entkräften (S. 201).                   punkt, als der ursprüngliche Drehplan schon
5 Der Hai wurde nach Spielbergs Anwalt, Bruce             weit überzogen ist, von einer »laissez-faire time«
  Ramer, benannt. Vgl. McBride: Spielberg, a.a.O.,        (S. 157) ohne jeden Druck des Studios zu spre-
  S. 241.                                                 chen. Diese Situation wird von anderen Making-
6 Erwähnenswert ist der erste Band der von Joseph         of-Narrationen, wie noch zu zeigen sein wird,
  McBride herausgegebenen Reihe Filmmakers on             grundlegend anders geschildert.
  Filmmaking, in dem gleich mehrere Mitglieder       14   Der Satz »The shark is not working«, der, von
  des Teams vom Produktionsprozess berichten.             der verzweifelten Special-Effects-Abteilung ge-
  Dieser und weitere Texte zur Entstehung von             funkt, aus am Strand aufgebauten Funkgeräten
  jaws sind in der Bibliographie im Anhang zu             während der Dreharbeiten nach den Erzählun-
  diesem Buch aufgelistet.                                gen von Richard Dreyfuss über die ganze Insel
7 Vgl. Matt Taylor: jaws. Memories from Martha’s          dröhnte, ist inzwischen zum geflügelten Wort
  Vineyard. Martha’s Vineyard 2011, S. 75f.               geworden.
8 Diese Arbeit schließt sich hier der Begriffsver-   15   Ray Loynd: The jaws 2 Log. New York 1978.
  wendung von Wieland Schwanebeck an, der            16   Vgl. McBride: Spielberg, a.a.O., S. 243f.
  unter einem klassischen Making-of »das im          17   Spielberg erhält auch durch die Interview-
  US-amerikanischen Studiokontext entstan-                struktur Gelegenheit, sich selbst als Auteur

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I. Die Filmmaschinerie                                                Martha’s Vineyard Revisited

   zu inszenieren: Er hat von allen Interviewten       21 Vgl. etwa das von Fans durchgeführte Pro-
   die längste Redezeit und im ganzen Making-of           jekt inside jaws (2013; R: Jamie Benning), zu
   fällt sein Bemühen auf, sich als verantwortlich        finden auf der Webseite Filmumentaries: www.
   und ideengebend in jedem Bereich der Dreh-             filmumentaries.com/2013/06/inside-jaws-a-
   arbeiten vom Schreiben des Drehbuchs bis zur           filmumentary-is-now-online/ [30.1.2015].
   Entscheidungsfindung bei Detailfragen des           22 Die Frage, ob Beteiligte wirklich die ›wahre Ge-
   Szenenbilds darzustellen.                              schichte‹ einer Filmproduktion erzählen oder,
18 Vgl. McBride: Spielberg, a.a.O., S. 240.               im Gegenteil, gerade nicht objektiv in ihren
19 Es sind dies die Kapitel ›Martha’s Vineyard,           Einschätzungen sind, führt dazu, dass andere
   1974‹, ›The Shark Is Not Working‹, ›I Love Sharks      Making-of-Narrationen im Gegensatz zu den
   … I Love Them‹, und ›Call me Ishmael‹. Im Fol-         vorgestellten hinsichtlich der verwendeten Be-
   genden konzentriert sich die Darstellung aus           glaubigungsstrategien den entgegengesetzten
   Gründen der Vergleichbarkeit mit den bereits           Weg beschreiten: Sie lassen die Augenzeugen
   vorgestellten Making-ofs v.a. auf diese Kapi-          gerade nicht zu Wort kommen, sondern stüt-
   tel.                                                   zen sich eher auf die Meinung renommierter
20 In diesen Kapiteln werden u.a. die Themen              Filmwissenschaftler oder anderer Experten –
   Vermarktung, Fankultur, Filmmusik und der              als solche treten in filmischen Making-ofs z.B.
   Einfluss des Films auf spätere Regisseure und          häufig Filmhistoriker wie Drew Casper oder
   Produzenten behandelt.                                 Kim Newman auf.

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