Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag

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Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Philharmoniker
Donnerstag
16.02.23

Freitag
17.02.23

Samstag
18.02.23

Matthias Pintscher
Amihai Grosz
Makeda Monnet
Donatienne Michel-Dansac
Rundfunkchor Berlin

              Berliner
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Großer Saal

                                                                                                           Biennale der Berliner Philharmoniker

                                                                                                           Berliner Philharmoniker
                                                                                                           Matthias Pintscher Dirigent (anstelle von Sir Simon Rattle)
                                                                                                           Amihai Grosz Viola
                                                                                                           Makeda Monnet Sopran
                                                                                                           Donatienne Michel-Dansac Mezzosopran
                                                                                                           Rundfunkchor Berlin
                                                                                                           Yuval Weinberg Choreinstudierung

                                                                                                           Donnerstag, 16.02.23, 20 Uhr
                                                                                                           Freitag, 17.02.23, 20 Uhr
                                                                                                           Samstag, 18.02.23, 19 Uhr

                                                                        C. Bechstein Concert C 6 Klavier

                                                                                                           
                                                                                                           Kirill Petrenko
                                                                                                           Chefdirigent und künstlerischer
                                                                                                           Leiter der Berliner ­Philharmoniker
   GEHEN SIE MIT UNS AUF EINE                                                                              Andrea Zietzschmann
KLANGREISE IN UNSEREM CENTRUM                                                                              Intendantin der
                                                                                                           Stiftung Berliner ­Philharmoniker
       C. Bechstein Centrum Berlin · Kantstraße 17 · 10623 Berlin
   +49 (0)30 2260 559 100 · berlin@bechstein.de · bechstein-berlin.de
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Inhalt                                                                                     Programm

Werkeinführungen6                                                                         Bernd Alois Zimmermann (1918–1970)
Perspektiven                                                                               Musique pour les soupers du Roi Ubu
  Apokalyptischer Schrei16                                                                1.	Entrée de l’Académie – Ubu Roi, Capitaine Bordure et ses
  Das Requiem im 20. Jahrhundert                                                               partisans – Couplet
                                                                                           2. Mère Ubu et ses Gardes – Couplet
  Ein Musikant im Verborgenen22                                                           3. Pile, Cotice et l’ours – Couplet
  Der Komponist Bohuslav Martinů                                                           4. Le Cheval a Phynances et les larbins de Phynances – Couplet
                                                                                           5. Pavane de Pissembock et Pissedoux – Couplet
Gesangstexte24                                                                            6.	Berceuse des petits financiers qui ne peuvent pas s’endormir –
Musikerinnen und Musiker29                                                                    Couplet
                                                                                           7. Marche du décervellage
Konzerttipps40
                                                                                           Dauer: ca. 18 Min.

                                                                                           Bohuslav Martinů (1890–1959)
                                                                                           Rhapsody-Concerto
                                                                                           für Viola und Orchester

                                                                                           1. Moderato
                                                                                           2. Molto adagio
                                                                                           Dauer: ca. 20 Min.

Digital Concert Hall                          Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeich­        Pause
Das Konzert am 18.02.23 wird live in der      nungen sind nicht g  ­ estattet.
Digital Concert Hall übertragen und           Bitte schalten Sie vor dem Konzert
wenige Tage später als Mitschnitt im Archiv   Ihre Mobiltelefone aus.
veröffentlicht.
  digitalconcerthall.com                      Die Stiftung Berliner ­Philharmoniker wird
                                              gefördert durch:
Das Konzert am 17.02.23 wird von
Deutschlandfunk Kultur in der Sendung
»Konzert« live ab 20.03 Uhr übertragen.
  deutschlandfunkkultur.de

       2               Saison 2022/23                                                              3            Programm
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Werk
György Ligeti (1923–2006)

                                                                                     einführungen
Requiem
für Sopran, Mezzosopran, gemischten Chor und Orchester

1. Introitus
2. Kyrie
3. De Die Judicii Sequentia
4. Lacrimosa
Dauer: ca. 30 Min.

Chorsolisten:
Holger Marks Tenor
René Voßkühler, Georg Witt, David Stingl Bariton
Axel Scheidig, Rainer Schnös Bass

Das heutige Konzert ist Teil der Biennale 2023 der Berliner Philharmoniker,
die sich der Musik der 50er- und 60er-Jahre widmet.
  berliner-philharmoniker.de/biennale

       4                Saison 2022/23
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Bernd Alois Zimmermann
Musique pour les soupers du
Roi Ubu

Im April 1965 wurde Bernd Alois Zimmermann in die West-
Berliner Akademie der Künste aufgenommen. Verbunden war
die Ehrung mit dem Kompositionsauftrag für ein kleineres Stück,
aufseiten der Akademie dachte man an ein Albumblatt. Doch
Zimmermann schlug stattdessen seine gerade in Arbeit be­find­
liche Musique pour les soupers du Roi Ubu vor, die dann
schließlich im Januar 1968 in Berlin auch uraufgeführt wurde.

Roi Ubu ist eine Gestalt aus mehreren Dramen des französi-
schen Schriftstellers Alfred Jarry: ein machtbesessener, klein­
bürger­licher Spießer, der nach einem Staatsstreich zum
Schreckens­herrscher aufsteigt und seine Mitmenschen quält          Ubu Roi, Phototypie von Alfred Jarry, 1896
und unterjocht. Zimmermann war auf die Dramen Jarrys 1960
aufmerksam geworden, die Gestalt Ubus taucht erstmals in
seinem szenischen Ballett Présence aus dem Jahr 1961 auf.
Den Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit den Werken
Jarrys bildet dann die Musique pour les soupers du Roi Ubu, an
der Zimmermann mehrere Jahre arbeitete und die er zunächst
als »höchst ver­gnügliche Angelegenheit« bezeichnete.

In späteren Jahren betonte er vor allem den ernsten und
gro­tesken Charakter dieser Partitur: »Es handelt sich um ein
›ballet noir‹, welches anlässlich eines Festbanketts am Hofe
Ubus gespielt wird. Die Akademie des betreffenden Landes, in
dem das Stück spielen soll, wird von Ubu zum Bankett zitiert –
und zum Schluss in der ›Marche du décervellage‹ durch die
Falltüre befördert: Symbol für den Weg einer freiheitlichen
Akademie unter der Regierung eines Usurpators. Zur Verdeut-
lichung unserer ganz und gar disproportionierten geistigen
und kulturellen Situation werden musikalische Collagen heiters-
ter bis härtester Note (in des Wortes Bedeutung) angewandt:                                 »Apokalyptisches MERZ-Bild
ein reines Collagenstück, grundiert von Tänzen des 16. und                                  unserer politischen und kulturellen
17. Jahrhunderts, durchsetzt mit Zitaten älterer und zeit­ge­nös­
sischer Komponisten. Eine Farce, die bieder und scheinbar                                   Gegenwart, […] warnendes Sinn-
fröhlich, dick und gefräßig wie Ubu selbst daherkommt: schein-                              gedicht, makaber und komisch
bar ein gewaltiger Ulk, für den jedoch, der dahinter zu hören
vermag, ein warnendes Sinngedicht, makaber und komisch                                      zugleich«
zugleich.«                                                                                  Bernd Alois Zimmermann über seine Ubu-Musik

     6             Saison 2022/23                                          7                Werkeinführungen
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Der »Roi Ubu« ist die vermutlich berühmteste Zitatcollage des
20. Jahrhunderts. Den sieben Abschnitten der Partitur, deren             Bohuslav Martinů
Titel den Ubu-Dramen Jarrys entlehnt sind, hat Zimmermann
eine »Entrée de l’Académie« vorangestellt, in der die Mitglieder         Rhapsody-Concerto
der Berliner Akademie mit kurzen Zitaten aus ihren Werken
vorgestellt werden. Im weiteren Verlauf werden die Renais­
sance-­­Tänze, die hier die Grundschicht bilden, mit Zitaten aus
Werken anderer Komponisten gewissermaßen »überklebt«:
Beethoven und Bizet, Hindemith und Wagner, Schubert und
Bach – sie alle haben in der Ubu-Musik ihre Spuren hinterlassen.
Höhe- und Endpunkt dieser musikalischen Groteske ist der                 1951 beauftragte Jascha Veissi, ein aus der Ukraine stammen-
finstere »Marsch der Gehirnzermantschung«: Hier wird der                 der amerikanischer Bratschist, Bohuslav Martinů mit der Kompo-
Ein­gangsakkord aus dem Klavierstück IX von Zimmermanns                  sition eines Werkes für Viola und Orchester. Der vielbeschäftigte
Erzrivalen Karlheinz Stockhausen bis zur Besinnungslosigkeit             Komponist nahm den Auftrag gerne an, denn er war begeistert
631 Mal wiederholt, kombiniert mit Motiven des »Gangs zum                von dem Bratschenklang Veissis, der auf einem Instrument von
Richtplatz« aus Hector Berlioz’ Symphonie fantastique und dem            Gasparo da Salò aus dem 16. Jahrhundert spielte. Besonders
»Walkürenritt« Richard Wagners: ein wahrhaft apokalyptisches             faszinierte Martinů dabei die Verwandtschaft des Instrumental-
Szenario.                                                                klangs mit der menschlichen Stimme. Das Werk entstand in nur
                                                                         vier Wochen im Frühjahr 1952 in New York. Veissi hatte sich die
                                                                         Aufführungsrechte für einige Jahre exklusiv gesichert und
                                                                         präsentierte das Rhapsody-Concerto nach der Uraufführung
                                                                         mit dem Cleveland Orchestra unter George Szell in verschiede-
                                                                         nen amerikanischen Metropolen und in ganz Europa. Schon
                                                                         bald avancierte das Werk zu einem der meistgespielten Brat-
                                                                         schenkonzerte des 20. Jahrhunderts.

                                                                         Das Rhapsody-Concerto markiert eine stilistische Wende im
                                                                         Schaffen Martinůs. Hatte er sich zuvor in seinen konzertanten
                                                                         Arbeiten vor allem an dem barocken Modell des Concerto
                                                                         grosso orientiert, so zeigt das Bratschenkonzert eine deutlichere
                                                                         Nähe zum romantischen Konzerttyp. In seinen neobarocken
                                                                         Werken stehen sich Solist und Orchester meist gleichberechtigt
                                                                         in einem polyfonen Satzgeflecht gegenüber, hier hingegen ist
                                                                         die Solobratsche tonangebend und geht mitunter auch gänz-
                                                                         lich andere Wege als das Orchester. Martinů selbst bezeichnete
                                                                         diese stilistische Entwicklung als Wendung von der »Geometrie«
                                                                         zur »Fantasie«, was zur Folge hatte, dass sich nun häufiger
                                                                         ausgedehnte lyrische Passagen in seinen Kompositionen fan-
                                                                        den. Das gilt auch für das zweisätzige Rhapsody-Concerto, das
                   Entstehungszeit                                       dem Solisten zwar durchaus Gelegenheit zu offensiver Virtuosi-
                   1966                                                  tät bietet, doch schon mit der kantablen Melodie der Bratsche,
                                                                         die auf die Orchestereinleitung folgt, den elegischen Ton vor-
                   Uraufführung                                          gibt, der dieses Werk über weite Strecken bestimmt.
                   31. Januar 1968 konzertant in der Berliner Akademie
                   der Künste                                            Martinů hatte seit jeher freie, rhapsodische Bildungen dem
                   Bei den Berliner Philharmonikern                      überlieferten Formenkanon vorgezogen. Das lag nahe, weil er
                   erstmals in diesen Konzerten                          weniger in klassischen Themen dachte, sondern lieber kürzere
                                                                        Motive benutzte, die unterschiedlichsten Wandlungen unter­

     8             Saison 2022/23                                             9             Werkeinführungen
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
zogen werden konnten. Hier ist es gleich zu Beginn des ersten
                                                                  Satzes die Tonfolge B-A-Ces-B, die zum Ausgangspunkt der
                                                                  thematischen Entwicklungen wird. Der zweite Satz changiert
                                                                  zunächst zwischen Es-Dur und es-Moll und folgt dem zweiteili-
                                                                  gen Modell vieler Ungarischer Rhapsodien Franz Liszts: Einem
                                                                  expressiven Klagegesang, der das emotionale Herzstück der
                                                                  Partitur bildet, folgt eine schlichte, aber prägnante Melodie, die
                                                                  zum zweiten Teil des Finalsatzes überleitet. Anklänge an die
                                                                  böhmische Volksmusik treten in den Vordergrund – Martinů litt
                                                                  zur Entstehungszeit des Konzerts unter starkem Heimweh – und
                                                                  entwickeln im weiteren Verlauf einen zunehmenden rhythmi-
                                                                  schen Sog, bevor eine ruhige, friedliche Passage das Werk
                                                                  beschließt.

Bohuslav Martinů

                                                                                     
                                                                                     Entstehungszeit
                                                                                     1952
                   »Glaubt mir, die endlosen                                         Uraufführung
                   Avenues und Straßen von New                                       19. Februar 1953 in Cleveland (USA) durch das Cleve-
                                                                                     land Orchestra, Dirigent: George Szell, Viola: Jascha
                   York sind nicht gerade die besten                                 Veissi
                   Inspirationsquellen …«                                            Bei den Berliner Philharmonikern
                   Bohuslav Martinů über die Stadt, in der sein                      erstmals in diesen Konzerten
                   Rhapsody-Concerto entstand
                                                                                     

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György Ligeti
Requiem

Als György Ligeti im Januar 1965 nach zwei Jahren die Arbeit
an seinem Requiem abschließen konnte, war er überzeugt,
etwas Außerordentliches geleistet zu haben: »Ich denke – aber
freilich kann ich mich irren –, dass das Requiem, und vor allem
das Dies irae, das Beste ist, was ich bisher komponiert habe.«
Die vier Sätze der lateinischen Totenmesse, die Ligeti hier in
Musik gesetzt hat, zeigen eine sehr unterschiedliche Faktur.
Bilden die ersten beiden Sätze, wie er selbst befand, »eine Art
Zusammenfassung meiner bisherigen Kompositionsweise«, so
finden sich vor allem im Dies irae Verfahrensweisen, die in
späteren Arbeiten wie den Lautkompositionen Aventures und
Nouvelles Aventures weiterentwickelt wurden. Daher bildet das
Requiem innerhalb seines Œuvres eine Art Scheitelpunkt, auch
deshalb, weil Ligeti nie zuvor und nie danach für eine so gigan-
tische Besetzung mit etwa 200 Chorsängerinnen und -sängern,
Solisten und großem Orchester komponiert hat.

Ligeti hatte vorher in Werken wie Atmosphères mit der Illusion
                                                                   György Ligeti, 1965
in sich bewegter Klangflächen gearbeitet. Dazu erzeugte er im
Einzelnen hörbar nicht nachvollziehbare Bewegungen inner-
halb eines vielstimmigen Satzes. Diese »Mikropolyfonie«, mit
der Ligeti den Eindruck einer kontinuierlich dahinströmenden
Musik erwecken wollte, wird in den ersten beiden Teilen des
Requiems ins Extrem getrieben. So entfalten sich etwa die
polyfonen Klangschichtungen im Kyrie in einem äußerst raffi-                             »Mein Requiem, meine Requien
niert strukturierten 20-stimmigen Satz. Ligeti selbst hat ange-                          sind nicht liturgisch. Ich bin nicht
merkt, bei der Konzeption der formalen Anlage habe ihm
Bachs achtstimmige Motette »Singet dem Herrn ein neues Lied«                             katholisch, ich bin jüdischer
vorgeschwebt. Jeweils vier untereinander kanonisch geführte                              Herkunft, gehöre aber keiner
Stimmen werden zu einer übergeordneten Linie gebündelt,
die dann, gewissermaßen auf einer höheren Ebene, zu einer                                Religion an. Ich habe den Text
Fuge zusammenlaufen. Der gesamte Tonraum, das gesamte                                    des Requiems wegen seiner Bilder
Klangvolumen werden hier in Anspruch genommen. Die dich-
ten, in sich changierenden, oft geradezu schwebenden Stim-                               der Furcht, der Angst vor dem
mengeflechte sind klanglich so unerhört und unwirklich, dass sie                         Tod und des Endes der Welt
der Filmregisseur Stanley Kubrick als Musik zu seinem Kultfilm
2001: Odyssee im Weltraum verwendete.                                                    verwendet.«
                                                                                         György Ligeti

    12             Saison 2022/23                                        13              Werkeinführungen
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Ähnlich verfährt der Komponist im Introitus, der das Werk
eröffnet. Hier wird der Tonsatz allmählich von den tiefsten
Registern in immer höhere und hellere aufgefächert. Inspiriert
dazu hat ihn vermutlich das »lux perpetua«, das »ewige Licht«,
das den Toten leuchten möge. Einen ganz anderen komposito-
rischen Ansatz zeigt der dritte Satz »De Die Judicii Sequentia«
(Dies irae). Seit seiner Jugend faszinierten Ligeti die Darstellun-
gen der Hölle in den Gemälden von Pieter Bruegel und Hiero-

                                                                         Perspektiven
nymus Bosch. Auch für den Text der mittelalterlichen Dies-irae-
Sequenz hatte er eine besondere Vorliebe. Von daher
verwundert es nicht, dass Ligeti bei der Gestaltung dieses
hochdramatischen Hymnus ganz neue Wege beschritt. Anders
als in den ersten beiden Teilen des Requiems dominiert hier die
scharfe Attacke, die pointierte Ereignishaftigkeit. Jähes Gegen-
einander von Farben und Formen sowie sprunghafte Wechsel
der Register ergeben musikalische Reliefs von extrem zerklüfte-
ter Faktur. Die Technik des harten Schnitts, der Collage spielt
dabei eine zentrale Rolle. Das führt immer wieder zu schock-
artigen Momenten und schärfsten Kontrasten. Wenn Ligeti in
den Skizzen Stichworte wie »Furcht«, »hysterische Nervosität«,
»Verfolgung« oder »Schrecken und Gewimmel« notierte, so
wird das in der Partitur des Dies irae unmittelbar erfahrbar.
Demgegenüber fungiert das abschließende Lacrimosa als
eher zarter Epilog. Das kammermusikalisch reduzierte Orches-
ter stützt vor allem den zweistimmigen Satz der Solistinnen, der
häufig in reine Quinten oder Oktaven mündet.

                   
                   Entstehungszeit
                   1963–65, revidiert 1997
                   Uraufführung
                   14. März 1965 in Stockholm durch Chor und Orchester
                   des Schwedischen Rundfunks, Dirigent: Michael
                   Gielen, Sopran: Liliana Poli, Mezzosopran: Barbro
                   Ericson
                   Bei den Berliner Philharmonikern
                   erstmals am 4. Oktober 1968 unter der Leitung von
                   Michael Gielen, Sopran: Liliana Poli, Mezzosopran:
                   Barbro Ericson, Chöre: RIAS Kammerchor und Chor
                   des Bayerischen Rundfunks; zuletzt im Januar 2007
                   unter der Leitung von Peter Eötvös, Sopran: Barbara
                   Hannigan, Mezzosopran: Monica Bacelli, Chor:
                   Rundfunkchor Berlin
                   

     14            Saison 2022/23
Matthias Pintscher Amihai Grosz Makeda Monnet Donatienne Michel-Dansac Rundfunkchor Berlin - Donnerstag
Apokalyptischer Schrei            Als genial, aber technokratisch gilt vielen die
                                  Musik des 20. Jahrhunderts. Wie falsch diese
Das Requiem im 20. Jahrhundert    Einschätzung ist, zeigen die hochemotionalen
                                  Requiem-Vertonungen dieser Zeit. Mal präsen­
                                  tieren sie sich als persönliche Botschaft, mal als
                                  pazifistisches Manifest oder akustisches Psycho­
                                  gramm.

                                  Die Auseinandersetzung mit dem          Wolfgang Amadeus Mozart oder
                                  Tod hat in der Musik immer schon        François-Joseph Gossec betonten
                                  eine zentrale Rolle gespielt. Ob        ganz unterschiedliche Aspekte des
                                  als schlichte Totenklage oder im        dramatisch-bildhaften Potenzials
                                  litur­gischen Rahmen – jede künst-      der Totenmesse. In den Requiem-
                                  lerische Beschäftigung mit der          Vertonungen des 19. Jahrhunderts
                                  Sterblichkeit hat einen sehr persön-    wird der Vortrag des mittelalter-
                                  lichen Charakter. Daher ist es kein     lichen Textes mitunter ins Theatra-
                                  Zufall, dass kaum ein Komponist         lisch-Opernhafte gesteigert, etwa
                                  den Text der Totenmesse mehr als        in den monumentalen Kompositio-
                                  einmal vertont hat. Ein Requiem         nen von Hector Berlioz und Giu-
                                  komponiert man eben nicht, wie          seppe Verdi.
                                  man Symphonien schreibt oder ein
                                  Gedicht vertont. Jedes Werk ist ein     Im 20. Jahrhundert dann, vor allem
                                  unverwechselbares Unikat, das in        in seiner zweiten Hälfte, ist eine
                                  der Regel mehr über seinen Schöp-       deutlich stärkere Beschäftigung
                                  fer preisgibt als viele andere seiner   vieler Komponisten mit dem Text
                                  Werke.                                  der lateinischen Totenmesse zu
                                                                          beobachten. Ob Benjamin Britten,
                                  Die lateinische Totenmesse war          Igor Strawinsky, Bernd Alois Zim-
                                  von Beginn an einer der Grund-          mermann, Krzysztof Penderecki,
                                  pfeiler der abendländischen             Hans Werner Henze oder György
                                  Musik. Bereits in Mittelalter und       Ligeti – sie alle haben sich mit dem
                                  Re­­naissance gehörten die Re­          Requiem auseinandergesetzt. Das
                                  quiem-Vertonungen eines Johan-          mag angesichts der großen und
                                  nes Ockeghem oder Orlando di            schrecklichen Katastrophen des
                                  Lasso zu den wichtigsten Beiträgen      Jahrhunderts nicht weiter verwun-
                                  der Musikgeschichte. Im 17. und         dern – Welt­kriege, Völkermorde
                                  18. Jahrhundert wurde die Sicht auf     und Holocaust boten ausreichend
                                  den Text individueller und subjekti-    Gründe dafür. Hatten sich die
                                  ver. Heinrich Ignaz Franz Biber,        Komponisten des 19. Jahrhunderts
»Tod packt eine Frau«,
Lithografie von Käthe Kollwitz,
1934                                   17            Perspektiven
zumeist auf eine Vertonung des         komponiert hatte. Und so erklan-
                                                        überlieferten Textes konzentriert,     gen die Requiem Canticles auch zu
                                                        so geriet das Requiem seit etwa        seiner Beerdigung 1971 in Venedig,
                                                        1950 immer häufiger zur persön-        fünf Jahre nach ihrer Premiere.
                                                        lichen Botschaft.
                                                                                               Ein ebenfalls sehr persönliches
                                                                                               Werk ist Krzysztof Pendereckis groß
                                                            Die Vielzahl                       angelegtes Polnisches Requiem.
                                                            an Requiem-­                       Komponiert weitgehend in der
                                                                                               traditionellen liturgischen Anord-
                                                            Vertonungen kann                   nung einer katholischen Totenmes-
                                                            angesichts der                     se, sind die einzelnen Teile jeweils
                                                                                               unterschiedlichen Gedenktagen
                                                            Katastrophen des                   der polnischen Geschichte gewid-
                                                            20. Jahrhunderts                   met. So entstand das Lacrimosa
                                                                                               1980 zum Gedenken an die zehn
                                                            nicht verwundern.                  Jahre zuvor in Danzig bei einer
                                                                                               Kundgebung gegen die Regierung
                                                        Das War Requiem Benjamin               getöteten Demonstranten. 1981
                                                        Brittens zum Beispiel gleicht einem    erinnerte das Agnus Dei an den
                                                        pazifistischen Manifest. Der Kom-      Kardinal Wyszyński, der sich für
Der Triumph des Todes, Gemälde von Pieter Bruegel
dem Älteren, um 1562 – eine der Requiem-Inspirationen   ponist integrierte Gedichte des im     religiöse und politische Selbstbe-
für György Ligeti                                       Ersten Weltkrieg gefallenen Lyri-      stimmung eingesetzt hatte. Im Jahr
                                                        kers Wilfred Owen in den liturgi-      darauf komponierte Penderecki
                                                        schen Text. Britten wollte sein        das Recordare unter Einbeziehung
                                                        Requiem als Mahnmal gegen              eines alt-polnischen Hymnus;
                                                        Krieg und Ge­walt verstanden           Anlass war die Seligsprechung des
                                                        wissen. Das Werk entstand für die      Paters Maximilian Kolbe, der 1941
                                                        Einweihung der Kathedrale von          in Auschwitz sein Leben für einen
                                                        Coventry, die im Zweiten Weltkrieg     anderen Gefangenen und dessen
                                                        von deutschen Bomben fast              Familie geopfert hatte. 1984
                                                        vollständig zerstört worden war.       schrieb der Komponist dann noch
                                                                                               das aufrüttelnde Dies irae zum
                                                        Vergleichsweise klassisch kommen       40. Jahrestag des Warschauer
                                                        dagegen Igor Strawinskys Requiem       Aufstandes gegen die Nazi-Besat-
                                                        Canticles daher, das letzte größere    zer. Und das Libera me, Domine ist
                                                        Werk des Komponisten. Sie setzen       den polnischen Offizieren gewid-
                                                        sich aus Teilen des Requiem-Textes     met, die 1940 auf Geheiß Stalins in
                                                        zusammen. Auch wenn dieses             Katyń ermordet wurden.
                                                        Werk in Strawinskys serieller Perio-
                                                        de entstand, enthält es Elemente       Hans Werner Henze verzichtet in
                                                        aus all seinen stilistischen Phasen    seinem Requiem vollständig auf
                                                        und erscheint somit wie ein Resü-      eine Vertonung des liturgischen
                                                        mee seines ganzen Lebens. Der          Textes. Sein Requiem kommt ohne
                                                        Hintergrund ist auch in diesem         Singstimmen aus und präsentiert
                                                        Werk ein sehr persönlicher: Es war     sich in Form von Instrumentalsät-
                                                        allgemein bekannt, dass Strawins-      zen mit konzertierenden Elemen-
                                                        ky diese Totenmesse für sich selbst    ten. Bei ihm sind es eher weltliche

     18                Saison 2022/23                       19             Perspektiven
Bilder, die ihn zu den neun Sätzen     Das sind nur einige Beispiele für
inspirierten. So ist mit dem Tag des   die zunehmend subjektiv und
Zorns (Dies irae) nicht unbedingt      persönlich ausgestaltete Toten-
das Jüngste Gericht gemeint: »Es       messe im 20. Jahrhundert. Viele
könnte sich auch um den schlimms-      andere ließen sich noch anführen,
ten Tag in einem Menschenleben         etwa von Aribert Reimann, Alfred
handeln oder um die Summe              Schnittke oder Frank Martin. Der
solcher schlimmsten Tage, wenn         Philosoph Ernst Bloch schrieb in
alles zusammenbricht, was bisher       seinem Hauptwerk Das Prinzip
als Halt und Orientierung hatte        Hoffnung von der Musik der
gelten können«, so Henze.              gro­ßen Requiem-Vertonungen,
                                       dass sie keinen Kunstgenuss ver-
                                       schaffe, sondern Betroffenheit und
     »Mein Requiem                     Erschütterung. Obwohl der Kir-
     ist weltlich, multi-              chentext von Tod und Verdammnis
                                       seit fast zweihundert Jahren von
     kulturell und                     den meisten Menschen nicht mehr
    ­brüderlich …«                     geglaubt werde, lebe er in der
                                       Musik fort. Sie verstehe sich aufs
    Hans Werner Henze
                                       Ende. Bloch hatte bei seiner Deu-
                                       tung die großen klassischen
György Ligeti hält sich in seinem      Totenmessen von Mozart, Cherubi-
Requiem zwar an den klassischen        ni oder Berlioz im Sinn. Doch auch
liturgischen Text, doch wird bei ihm   die Requiem-Vertonungen des
die Totenmesse zum akustischen         20. Jahrhunderts halten seiner
Psychogramm: »Ich habe den             Beobachtung stand, ja, bekräfti-
Text des Requiems wegen seiner         gen sie sogar auf eindrucksvolle
Vorstellung der Beklemmung, der        Weise.
Angst vor dem Tod, vor dem Ende
der Welt genommen.«                                     Martin Demmler

Am weitesten entfernt sich vermut-
lich Bernd Alois Zimmermann von
der klassischen Vorlage. Sein
Requiem für einen jungen Dichter
von 1967–69 vereint Formen wie
Hörspiel, Oratorium, Feature und
Reportage. Neben dem lateini-
schen Original verwendet er Texte
von James Joyce, Albert Camus,
Ludwig Wittgenstein und anderen
Dichtern des 20. Jahrhunderts. Die                                          Tuba Mirum, Lithografie von Henri Fantin-Latour
zentrale Botschaft verdichtet sich                                          zu Hector Berlioz’ Requiem
in diesem klanggewaltigen Werk
zum durchdringenden apokalypti-
schen Schrei.

    20             Saison 2022/23                                                 21               Perspektiven
Ein Musikant im Verborgenen      Bohuslav Martinů war ein gleichermaßen uner­
                                 müdlicher und wandlungsfähiger Komponist. Die
Der Komponist Bohuslav Martinů   Volksmusik seiner böhmischen Heimat inspirierte
                                 ihn ebenso wie die großen Klassiker oder der
                                 Jazz. Doch so riesig und vielfältig sein Werk auch
                                 sein mag – es ist bis heute ein Geheimtipp.

                                 Wenige Komponisten des 20. Jahr-        Kategorisierung, jeder schubla-
                                 hunderts waren so produktiv wie         denmäßigen Einordnung. Böh-
                                 der 1890 im böhmischen Polička          mens Volksmusik war ihm ebenso
                                 geborene Bohuslav Martinů. Er           Inspirationsquelle wie die bedeu-
                                 komponierte so schnell und viel,        tenden Werke der klassischen
                                 dass es bis heute schwierig ist, sich   Musiktradition oder der Jazz.
                                 einen Überblick über sein Gesamt-       Martinů war durchaus ein Kompo-
                                 werk zu verschaffen. Der größte         nist auf der Höhe seiner Zeit und
                                 Teil der Arbeiten von Bohuslav          gern gesehener Gast etwa bei
                                 Martinů wurde zu seinen Lebzeiten       den Donaueschinger Musiktagen,
                                 weder gedruckt noch aufgeführt –        schon in den 1920er-Jahren eines
                                 was ihn offenbar nicht störte.          der Zentren der musikalischen
                                 Gleichzeitig sind seine Werke aber      Avantgarde. Er war ein »Musikant«
                                 auch nie aus den Konzertprogram-        im besten Sinne des Wortes, einer,
                                 men verschwunden – im Gegenteil:        der sein Handwerk verstand und
                                 Die Kammermusik erfreut sich            über eine überbordende musikali-
                                 heute ebenso großer Beliebtheit         sche Vor­s tellungskraft verfügte.
                                 wie viele seiner konzertanten oder      Martinů sprach nur ungern über
                                 symphonischen Werke. Martinů ist        seine Werke, musikalische Analy-
                                 präsent – und doch eine Art blinder     sen mochte er nicht. Das Kompo-
                                 Fleck in der Musikgeschichte des        nieren war ihm Lebenselixier, die
                                 20. Jahrhunderts. Es gibt wenig         Musik drängte geradezu aus ihm
                                 Literatur zu seinem weitgespann-        heraus. Extreme oder dogmati-
                                 ten Œuvre, kaum Gesamtdarstel-          sche Festlegungen lagen ihm fern.
                                 lungen zu Leben und Werk. Woran         Die Zwölftontechnik hätte ihn nie
                                 liegt das?                              fesseln können, dazu war er zu
                                                                         verliebt in satte Harmonien oder
                                 Martinů hat nie viel Aufhebens um       elegische Melodien. Und Martinů
                                 seine Person gemacht. Natürlich         war Kosmopolit, doch egal, wo
                                 mochte er wie jeder Künstler den        er lebte, in Prag, Paris, in den USA
                                 Erfolg, aber er hat sich nie davon      oder in der Schweiz, immer ver-
                                 abhängig gemacht. Seine musika-         folgte er nur ein Ziel: Neues zu
Bohuslav Martinů,                lische Sprache war äußerst wand-        erschaffen.
undatierte Selbstkarrikatur      lungsfähig und entzog sich so jeder

                                      23            Perspektiven
György Ligeti
Requiem

        1. Introitus                                                 1. Introitus
        Requiem aeternam dona eis, Domine; et lux perpetua           Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht
           luceat eis.                                                 leuchte ihnen.
        Te decet hymnus, Deus in Sion, et tibi reddetur votum        O Gott, dir gebührt ein Loblied in Zion, dir erfülle man
           in Jerusalem; exaudi orationem meam, ad te omnis            sein Gelübde in Jerusalem; erhöre mein Gebet, zu
           caro veniet.                                                dir kommt alles Fleisch.
        Requiem aeternam dona eis, Domine; et lux perpetua           Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht
           luceat eis.                                                 leuchte ihnen.

        2. Kyrie                                                     2. Kyrie
        Kyrie eleison;                                               Herr, erbarme dich unser,
        Christe eleison;                                             Christus, erbarme dich unser,
        Kyrie eleison.                                               Herr, erbarme dich unser.

        3. De Die Judicii Sequentia                                  3. De Die Judicii Sequentia
        Dies irae, dies illa,                                        Tag der Rache, Tag der Sünden,
        solvet saeclum in favilla:                                   wird das Weltall sich entzünden,
        teste David cum Sybilla.                                     wie Sibyll und David künden.
        Quantus tremor est futurus;                                  Welch ein Graus wird sein und Zagen,
        quando judex est venturus,                                   wenn der Richter kommt mit Fragen,
        cuncta stricte discussurus!                                  streng zu prüfen alle Klagen!
        Tuba mirum spargens sonum                                    Laut wird die Posaune klingen,
        per sepulchra regionum,                                      durch der Erde Gräber dringen,
        coget omnes ante thronum.                                    alle hin zum Throne zwingen.
        Mors stupebit et natura,                                     Schaudernd sehen Tod und Leben
        cum resurget creatura,                                       sich die Kreatur ergeben,
        judicanti responsura.                                        Rechenschaft dem Herrn zu geben.
        Liber scriptus proferetur,                                   Und ein Buch wird aufgeschlagen,
        in quo totum continetur,                                     treu darin ist eingetragen
        unde mundus judicetur.                                       jede Schuld auf Erdentagen.
        Judex ergo cum sedebit,                                      Sitzt der Richter dann zu richten,
        quidquid latet apparebit;                                    wird sich das Verborgne lichten,
        nil inultum remanebit.                                       nichts kann vor der Strafe flüchten.

  24    Saison 2022/23                                          25   Gesangstexte
Quid sum miser tum dicturus,        Weh! Was werd ich Armer sagen,
     quem patronum rogaturus,            welchen Anwalt mir erfragen,
     cum vix justus sit securus?         wenn Gerechte selbst verzagen?
     Rex tremendae majestatis,           König schrecklicher Gewalten,
     qui salvandos salvas gratis,        frei ist deiner Gnade Schalten:
     salva me, fons pietatis!            Gnadenquell, lasst Gnade walten.
     Recordare Jesu pie,                 Milder Jesus, wollst erwägen,
     quod sum causa tuae viae,           dass du kamest meinetwegen,
     ne me perdas illa die.              schleudre mir nicht Fluch entgegen.
     Juste judex ultionis,               Richter du gerechter Rache,
     donum fac remissionis               Nachsicht üb’ in meiner Sache,
     ante diem rationis!                 eh’ ich zum Gericht erwache!
     Ingemisco tanquam reus,             Seufzend steh ich schuldbefangen,
     culpa rubet vultus meus:            schamrot glühen meine Wangen:
     supplicanti parce, Deus!            Lass mein Bitten Gnad’ erlangen!
     Quaerens me sedisti lassus,         Bist mich suchend müd’ gegangen,
     redemisti crucem passus:            mir zum Heil am Kreuz gehangen:
     tantus labor non sit cassus!        Mög dies Müh’n zum Ziel gelangen.
     Qui Mariam absolvisti               Hast vergeben einst Marien,
     et latronem exaudisti,              hast dem Schächer dann verziehen,
     mihi quoque spem dedisti.           hast auch Hoffnung mir verliehen.
     Preces meae non sunt dignae,        Wenig gilt vor dir mein Flehen,
     sed tu bonus fac benigne,           doch aus Gnade lass geschehen,
     ne perenni cremer igne!             dass ich mög’ der Höll’ entgehen!
     Inter oves locum praesta            Bei den Schafen gib mir Weide,
     et ab haedis me sequestra,          von der Böcke Schar mich scheide,
     statuens in parte dextra.           stell mich auf die rechte Seite.
     Confutatis maledictis,              Wird die Hölle ohne Schonung
     flammis acribus addictis,           den Verdammten zur Belohnung,
     voca me cum benedictis!             ruf mich zu der Sel’gen Wohnung!
     Oro supplex et acclinis,            Schuldgebeugt zu dir ich schreie,
     cor contritum quasi cinis,          tief zerknirscht in Herzenstreue,
     gere curam mei finis.               sel’ges Ende mir verleihe.

     4. Lacrimosa                        4. Lacrimosa
     Larimosa dies illa,                 Tag der Tränen, Tag der Wehen,
     qua resurget ex favilla,            da vom Grabe wird erstehen
     judicandus homo reus:               zum Gericht der Mensch voll Sünden:
     huic ergo parce Deus.               Lass ihn, Gott, Erbarmen finden.
     Pie Jesu Domine,                    Milder Jesus, Herrscher du,
     dona eis requiem.                   schenk den Toten ew’ge Ruh’.

26   Saison 2022/23                 27   Gesangstexte
Die Berliner
               Philharmoniker

               Chefdirigent                  •   Christophe Horák           •   Joaquín Riquelme García
Musikerinnen
               • Kirill Petrenko                 (Stimmführer)              •   Martin Stegner
                                            •   Philipp Bohnen             •   Wolfgang Talirz
               Erste Violinen                •   Stanley Dodds              
und Musiker    • Noah Bendix- ­Balgley       •   Cornelia Gartemann         Violoncelli
                 (1. Konzertmeister)         •   Angelo de Leo              • Bruno Delepelaire

               • Daishin Kashimoto           •   Anna Mehlin                  (1. Solocellist)
                 (1. Konzertmeister)         •   Christoph von der Nahmer   • Ludwig Quandt

               • N. N.                       •   Raimar Orlovsky              (1. Solocellist)
                 (1. Konzertmeister*in)      •   Simon Roturier             • Martin Löhr

               • Krzysztof Polonek           •   Bettina Sartorius            (Solocellist)
                 (Konzertmeister)            •   Rachel Schmidt             • Olaf Maninger

               • Zoltán Almási               •   Armin Schubert               (Solocellist)
               • Maja Avramović              •   Christa-Maria Stangorra    • Rachel Helleur-­S imcock

               • Helena Madoka Berg          •   Christoph Streuli          • Christoph Igelbrink

               • Simon Bernardini            •   Eva-Maria Tomasi           • Solène Kermarrec

               • Alessandro Cappone          •   Romano Tommasini           • Stephan Koncz

               • Madeleine Carruzzo          •   N. N.                      • Martin Menking

               • Aline Champion-­            •   N. N.                      • David Riniker

                 Hennecka                                                  • Nikolaus Römisch

               • Luiz Felipe Coelho          Bratschen                      • Dietmar Schwalke

               • Luis Esnaola                • Amihai Grosz                 • Uladzimir Sinkevich

               • Sebastian Heesch              (1. Solobratscher)           • Knut Weber

               • Aleksandar Ivić             • Diyang Mei                   
               • Hande Küden                   (1. Solobratscher)           Kontrabässe
               • Kotowa Machida              • Naoko Shimizu                • Matthew McDonald

               • Álvaro Parra                  (Solobratscherin)              (1. Solobassist)
               • Johanna Pichlmair           • Micha Afkham                 • Janne Saksala

               • Vineta Sareika-Völkner      • Julia Gartemann                (1. Solobassist)
               • Bastian Schäfer             • Matthew Hunter               • Esko Laine

               • Dorian Xhoxhi               • Ulrich Knörzer                 (Solobassist)
               • N. N.                       • Sebastian Krunnies           • Martin Heinze

                                            • Walter Küssner               • Michael Karg

               Zweite Violinen               • Ignacy Miecznikowski         • Stanisław Pajak

               • Marlene Ito                 • Martin von der Nahmer        • Edicson Ruiz

                 (1. Stimmführerin)          • Allan Nilles                 • Gunars Upatnieks

               • Thomas Timm                 • Kyoungmin Park               • Janusz Widzyk

                 (1. Stimmführer)            • Tobias Reifland              • Piotr Zimnik

                                                                            • N. N.

                     29               Musikerinnen und Musiker
Flöten                       •   Georg Schreckenberger   Gitarren
• Sébastian Jacot            •   Sarah Willis            •Seth Josel, Jürgen Ruck,
  (Solo)                     •   Andrej Žust               Daniel Göritz
• Emmanuel Pahud                                        
  (Solo)                     Trompeten                   Orchestervorstand
• Michael Hasel              • Guillaume Jehl            • Stefan Dohr

• Jelka Weber                  (Solo)                    • Eva-Maria Tomasi

• Egor Egorkin               • N. N.                     
  (Piccolo)                    (Solo)                    Medienvorstand
                            • Andre Schoch              • Philipp Bohnen

Oboen                        • Bertold Stecher           • Olaf Maninger

• Jonathan Kelly             • Tamás Velenczei           
  (Solo)                                                Orchestervertretung im
• Albrecht Mayer             Posaunen                    Stiftungsrat
  (Solo)                     • Christhard Gössling       • Andreas Wittmann

• Christoph Hartmann           (Solo)                    • Martin Stegner

• Andreas Wittmann           • Olaf Ott                     (Vorsitzender des
• Dominik Wollenweber          (Solo)                      ­Personalrats)
  (Englischhorn)             • Jesper Busk Sørensen      • Ulrich Knörzer

                            • Thomas Leyendecker           (Stellvertretendes
Klarinetten                  • Stefan Schulz                Mitglied)
• Wenzel Fuchs                 (Bassposaune)             • Julia Gartemann

  (Solo)                                                   (Stellvertretendes
• Andreas Ottensamer         Tuba                           ­Mitglied, Mitglied des
  (Solo)                     • Alexander von Puttkamer       Personalrats)
• Alexander Bader                                       
• Matic Kuder                Pauken                      Fünferrat
• Andraž Golob               • Vincent Vogel             • Jesper Busk Sørensen

  (Bassklarinette)           • Wieland Welzel            • Cornelia Gartemann

                                                       • Raphael Haeger

Fagotte                      Schlagzeug                  • Raimar Orlovsky

• Daniele Damiano            • Raphael Haeger            • Markus Weidmann

  (Solo)                     • Simon Rössler             
• Stefan Schweigert          • Franz Schindlbeck          Gemeinschaft der
  (Solo)                     • Jan Schlichte             ­Berliner Philharmoniker
• Barbara Kehrig                                         • Angelo de Leo

• Markus Weidmann            Harfe                        • Klaus Wallendorf

• Václav Vonášek             • Marie-Pierre Langlamet     • Sarah Willis

  (Kontrafagott)                                        
                            Gäste                       Ehrendirigent
Hörner                       Celesta und Klavier         • Daniel Barenboim

• Stefan Dohr
                             • Hendrik Heilmann          
  (Solo)                     Orgel                        Dirigenten unter den
• N. N.
                             • Christian Schmitt         ­Ehrenmitgliedern
  (Solo)                     Cembalo                      • Zubin Mehta

• Paula Ernesaks                                          • Seiji Ozawa
                             • Arno Schneider

• László Gál

• Johannes Lamotke

     30                Saison 2022/23
Matthias Pintscher                                                    Amihai Grosz
Dirigent                                                              Bratsche

Ihn interessiere – so Matthias Pintscher einmal – das Phänomen        Amihai Grosz spielt eine der seltenen Bratschen aus der be-
der Klangfarbe, das Formen eines Klangs. Dieses Interesse             rühmten Schule von Gasparo da Salò, die sich vom helleren
prädestiniert ihn gleich für zwei Berufe: den des Komponisten         Klangideal eines Vivaldi oder Guarneri unterscheidet: »Der
und den des Dirigenten. 1971 im westfälischen Marl geboren,           Klang«, so der langjährige Erste Solobratschist der Berliner
entdeckte er seine Leidenschaft für den orchestralen Klang als        Philharmoniker, »ist bodenständiger, holziger und natürlich
Geiger eines Jugendorchesters. Er studierte Komposition bei           herrlich ober­tonreich.« Gleichzeitig sei die Klangfarbe insge-
Giselher Klebe und bei Manfred Trojahn. Prägend wurden                samt etwas dunkler. »Bei tieferen Instrumenten wie Cello,
Begegnungen mit Hans Werner Henze, Peter Eötvös und Pierre            Bratsche und vermutlich auch Kontrabass klingt das viel schö-
Boulez, die ihn nicht nur als Komponisten, sondern auch als           ner.« Grosz, der mit elf Jahren von der Geige zur Viola wechsel-
Dirigenten inspirierten. Schon sehr früh wurde die internationa-      te, studierte bei David Chen an der Jerusalem Academy of
le Musikwelt auf die Arbeiten von Matthias Pintscher aufmerk-         Music, bei Tabea Zimmermann an der Hochschule für Musik
sam, darunter auch Claudio Abbado, seinerzeit Chefdirigent            »Hanns Eisler« Berlin und bei Haim Taub am Keshet Eilon Music
der Berliner Philharmoniker. »Ihre Musik ist sehr schwer«, meinte     Center. Frühzeitig erhielt er verschiedene Stipendien und Preise,
Abbado zu dem damals 25-Jährigen. »Sie müssen etwas für uns           war Mitglied der Young Musicians Group des Jerusalem Music
schreiben.« Daraufhin entstanden für das Orchester 1999 die           Center und spielte viele Jahre im berühmten Jerusalem Quar-
Hérodiade-Fragmente. Das Violinkonzert en sourdine folgte             tet. 2010 wurde Grosz dann Mitglied der Berliner Philharmoni-
2002, und darüber hinaus entwickelte sich eine enge Zusam-            ker, was einem Sprung ins kalte Wasser gleichkam: »Ich kannte
menarbeit mit dem Scharoun Ensemble Berlin, das 2009 sein             das nicht, ich war zuvor in keinem anderen Orchester gewesen.
celestial object I uraufführte. 2015 gab Matthias Pintscher,          Und jetzt diese herrliche Musik zum Leben zu erwecken, mit
heute einer der führenden Komponisten seiner Generation und           diesem starken Gemeinschaftsgefühl – das ist magisch. Ich bin
seit 2013 Musikdirektor des Ensemble intercontemporain, als           stolz darauf, zu diesem Orchester zu gehören. Denn es ist wie
Dirigent sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ob er           eine unglaubliche Naturgewalt.« Zudem ist Amihai Grosz ein
eigene oder fremde Werke aufführe, mache für ihn keinen               gefragter Solist nicht nur der Berliner Philharmoniker und hat
Unterschied, sagt Pintscher: »Als Dirigent fühle ich mich stets als   mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Tugan Sokhiev, Klaus Mäkelä,
authentischer Anwalt der Partitur.«                                   Daniel Barenboim oder Sir Simon Rattle zusammengearbeitet.

     32             Saison 2022/23                                        33             Musikerinnen und Musiker
Makeda Monnet                                                       Donatienne Michel-Dansac
Sopran                                                              Mezzosopran

Makeda Monnet absolvierte am Conservatoire à rayonnement            Donatienne Michel-Dansac, die bereits im Alter von 21 Jahren
régional de Paris ein Harfenstudium, bevor sie sich am Conser-      mit dem Ensemble intercontemporain unter Leitung von Pierre
vatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris          Boulez Luciano Berios Laborintus II aufführte, hat eine ausge-
zur Sängerin ausbilden ließ. Die junge Sopranistin mit franzö-      prägte Leidenschaft für die Musik der Gegenwart: »Als Inter-
sisch-schweizerisch-kamerunischen Wurzeln ist im Bereich des        pretin bewerte ich, wie gut die Musik zu mir und meiner Stimme
traditionellen Musiktheaters ebenso zu erleben wie in unkon-        passt. Ich entscheide mich nur für Partien, wenn sie meiner
ventionellen Performance-Projekten, etwa denen von Marcus           Stimme im Allgemeinen entsprechen, nicht nur meinem Stimm-
Borja am Théâtre national de la Colline. Außerdem arbeitet die      umfang.« Die in Nantes geborene Französin, die schon früh
Sängerin mit dem Pariser Künstlerkollektiv (LA)HORDE zusam-         Violin- und Klavierunterricht erhielt und mit sieben Jahren Mit­-
men, das in choreografischen Arbeiten, Filmen, Videoinstalla-       glied des Kinderchors Maîtrise de l’Opéra de Nantes wurde,
tionen und Performances verschiedene Kunstdisziplinen wie           schloss ihr Gesangsstudium am Conservatoire National Supér-
zeitgenössische Live-Art und darstellende Künste miteinander        ieur Musique et Danse de Lyon mit dem Prix de Chant ab. »Im
verbindet und dabei aktuelle Themen und Fragestellungen             Französischen«, sagt sie, »hat das Wort ›Interpretation‹ mehrere
aufgreift. Makeda Monnet war unter der Leitung von Sigiswald        Bedeutungen. Zum einen steht es für die musikalische Interpre-
Kuijken als Apollonia in Joseph Haydns Opernintermezzo La           tation und zum anderen für sprachliche Deutung. Als Sängerin
Canterina zu erleben sowie als Agathe in André Messagers            möchte ich meine persönliche Version von Noten ausdrücken.
Oper Véronique im Théâtre de Bayonne, die im Rahmen von             Es gibt immer eine Originalfassung, doch die Interpretation
Bertrand Chamayous Festival Académie Ravel stattfand.               entscheidet letzten Endes darüber, wie es klingt.« Ihr ausge-
Zudem übernahm sie die Sopranpartie in Ligetis Requiem bei          prägtes Interesse dafür brachte Donatienne Michel-Dansac
von Matthias Pintscher dirigierten Aufführungen in der Pariser      auch mit Vertretern der zeitgenössischen bildenden Kunst
Philharmonie und arbeitete anlässlich des Festivals »Hors Pistes«   zusammen, mit denen sie unkonventionelle Musikformen, Filme,
im Centre Pompidou mit DJ Crystalmess im Rahmen einer               Aufnahmen, Lesungen sowie in Museen stattfindende Perfor-
Per­for­mance zusammen, die von Julien Creuzet konzipiert           mances erarbeitet. Neben ihrer Tätigkeit als Sängerin unterrich-
wurde. Darüber hinaus engagiert sich die Sängerin in den            tet die Mezzo­sopranistin am Internationalen Musikinstitut
sozialen Projekten des Paris Mozart Orchestra.                      Darmstadt sowie an der University of California in Berkeley.

    34             Saison 2022/23                                       35             Musikerinnen und Musiker
Rundfunkchor Berlin

                                                                   Klassik
Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, präzise – mit
diesen Worten beschreiben Kritiker den Klang des Rundfunk-
chors Berlin. »Es gibt wohl keinen anderen Chor, der so viel
                                                                   erleben
Verschiedenes so gut macht und der sich mit so einem breiten
Repertoire und so unterschiedlichen Formaten beschäftigen
kann«, sagt Gijs Leenaars, seit der Saison 2015/16 Chefdirigent
und künstlerischer Leiter. Sein herausragendes Können und
seine Vielseitigkeit machen den 1925 gegründeten Rundfunk-
chor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und Dirigen-
ten. In »Mitsingkonzerten« werden zudem begeisterte Laien
immer wieder zum gemeinsamen Musizieren eingeladen.                   Unterstützen Sie uns beim Kauf
Mit den Berliner Philharmonikern tritt der Rundfunkchor Berlin        hochwertiger Instrumente, bei der
seit Beginn der 1990er-Jahre regelmäßig auf. Die bisherigen           Verbesserung der Ausstattung im
Projekte umfassen berühmte szenische Aufführungen der                 Großen Saal sowie im Kammermusiksaal
Matthäus- und der Johannes-Passion von Johann Sebastian
Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars. Auch unter Chef­         der Philharmonie oder bei der Förderung
dirigent Kirill Petrenko wird die Zusammenarbeit fortgesetzt, so      besonderer musikalischer Projekte.
in Beet­hovens Neunter Symphonie zu seinem Amtsantritt im
August 2019 und später in konzertanten Aufführungen von
Tschaikowskys Opern Mazeppa und Jolanthe. Zuletzt wirkte
der Chor unter Kirill Petrenkos Leitung bei Felix Mendelssohns        Wir freuen uns auf Sie!
Oratorium Elias mit.
                                                                      Freunde der Berliner Philharmoniker e. V.
                                                                      berliner-philharmoniker.de/freunde

    36             Saison 2022/23
20 Jahre Education-Programm der Berliner Philharmoniker                                  Nach 20 Jahren gilt es aber auch, neue Formate der Education-Arbeit
                                                                                         zu etablieren. Wie sieht die Musikvermittlung der Zukunft aus? Das ist
20 Jahre voller Musik,                                                                   eine der zentralen Fragen, die sich die Berliner Philharmoniker mit der
                                                                                         Deutschen Bank in ihrem Education-Programm stellen. Wie lassen sich
Emotionen und Begegnungen                                                                die sozialen Medien und digitale Angebote einsetzen, um junge Leute zu
                                                                                         erreichen und ihr Interesse an klassischer Musik zu wecken? Unter dem
                                                                                         Stichwort Sharing Music werden klassische Education-Konzepte
                                                                                         weiterentwickelt. Ein Anfang ist bereits gemacht mit der Filmreihe
                                                                                         Close-up, die jeweils ein großes klassisches Werk vorstellt und aus
                                                    Möglichst viele Menschen für
                                                                                         verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Chefdirigent Kirill Petrenko
                                                    klassische Musik zu begeistern –
                                                                                         kommt hier ebenso zu Wort wie Jugendliche und Experten aus
                                                    egal, welchen Alters und welcher
                                                                                         unterschiedlichen Bereichen.
                                                    Herkunft: Diese Vision hatten
                                                    die Berliner Philharmoniker und
                                                                                         Der 20. Geburtstag des Education-Programms bringt nicht nur
                                                    ihr Chefdirigent Sir Simon Rattle,
                                                                                         mit der neuen VeloStage vieles in Bewegung – als Aufbruch in eine
                                                    als sie 2002 ihr Education-
                                                                                         vielversprechende Zukunft, die die Berliner Philharmoniker und
                                                    Programm initiierten. Die
                                                                                         die Deutsche Bank gemeinsam gestalten wollen.
                                                    Deutsche Bank erkannte die
                                                   gesellschaftliche Relevanz der
                                                 Idee und ermöglichte, dass aus
                                               dieser Vision Realität wurde. Heute
                                             kann das Education-Programm der
                   Berliner Philharmoniker auf eine große Erfolgsgeschichte
                   zurückblicken: Mit seinen verschiedenen Angeboten,
                   angefangen von Familien- und Mitmachkonzerten
                   über die Vokalhelden-Chorprojekte, kreative Workshops bis
                   hin zum Kita-Programm KlangKids sowie Community- und
                   Schulprojekten, hat es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
                   den Zugang zu klassischen Konzerten erleichtert und ihnen
                   Wege zum aktiven Musizieren gezeigt.

                   Auch für den neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko ist das
                   Education-Programm eine Herzensangelegenheit. In den von
                   ihm moderierten Familienkonzerten will er das große und kleine
                   Publikum mit seiner Begeisterung für die Musik anstecken.

© Madlen Krippendorf
Konzert-
                                                                                                                Kirill Petrenko dirigiert Strauss’
                                                                                                                »Die Frau ohne Schatten«
                                                                                                                Darf man sein eigenes Lebensglück auf dem Unglück
                                                                                                                anderer bauen? Das ist das zentrale Thema der

tipps
                                                                                                                Frau ohne Schatten, einer der rätselhaftesten und
                                                                                                                faszinierendsten Opern von Richard Strauss: Die
                                                                                                                Ehefrau des Kaisers, Tochter eines mächtigen Geister-
                                                                                                                fürsten, braucht einen Schatten, um ihren Mann vor der
                                                                                                                Versteinerung zu retten und um Kinder bekommen zu
                                                                                                                können. Um das zu erreichen, muss sie einer armen
                                                                                                                Färberin Schatten und Fruchtbarkeit abkaufen … Nach
                                                                                                                Aufführungen in Baden-Baden dirigiert Kirill Petrenko
                                                                                                                Strauss’ klangprächtiges psychologisches Drama
                                                                                                                konzertant in der Philharmonie Berlin.

                                                                                                                Fr  14.04.23     18 Uhr
                                                                                 Kirill Petrenko                Großer Saal

                                                                                                                Berliner Philharmoniker
                                                                                                                Kirill Petrenko Dirigent
                                                                                                                Elza van den Heever Sopran (Die Kaiserin)
                                                                                                                Miina-Liisa Värelä Sopran (Die Färberin, sein Weib)
                                                                                                                Michaela Schuster Mezzosopran (Die Amme)
                                                                                                                Clay Hilley Tenor (Der Kaiser)
                                                                                                                Wolfgang Koch Bass (Barak, der Färber)

                                                                                                                Karten von 35 bis 98 Euro
                                                                                                                Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023.

                          Die Junge Deutsche Philharmonie                                                       Víkingur Ólafsson spielt Mozart
                          interpretiert Dvořáks Achte                                                           »Wenn ich Mozart spiele, habe ich das Gefühl, seine
                                                                                                                Musik spiegelt mein Innerstes wider«, meint Víkingur
                          In Dvořáks mitreißender Achten Symphonie spiegeln                                     Ólafsson. An der Klaviermusik des Komponisten faszi­­-
                          sich die Tanzrhythmen des tschechischen Volks und                                     niert ihn der Wechsel von Licht und Schatten, von
                          die Schönheit der böhmischen Landschaft wider. Auch                                   Lebensfreude und Melancholie – Stimmungen, die der
                          Schumanns Konzertstück für vier Hörner weckt Asso­­-                                  isländische Pianist dank seiner intelligenten, transpa­
                          ziationen an fröhliche Naturszenen. Ligeti wiederum                                   renten und gleichzeitig energiegeladenen Spielweise in
                          kombiniert in seinem Hamburgischen Konzert das                                        all ihren Facetten auslotet. Bei seinem Klavierabend
                          Horn des Solisten mit vier Naturhörnern und kreiert                                   stellt Víkingur Ólafsson Werke Mozarts in den Kontext
                          dadurch neue Klangeffekte. Die Junge Deutsche Phil­-                                  von Zeitgenossen des Komponisten wie Joseph Haydn
                          harmonie, in der die begabtesten Musikstudent*innen                                   oder Carl Philipp Emanuel Bach.
                          Deutschlands spielen, und Dirigent Jonathan Nott
                          interpretieren es mit dem philharmonischen Solo­                                      Mi 19.04.23 20 Uhr
                          hornisten Stefan Dohr. Zum Auftakt des Konzerts er­-                                  Kammermusiksaal
                          klingt Z – Metamorphosis, ein Werk des griechischen
                          Komponisten Minas Borboudakis.                                                        Víkingur Ólafsson Klavier
Jonathan Nott                                                                    Víkingur Ólafsson
                          Di  28.03.23     20 Uhr                                                               Karten von 20 bis 45 Euro
                          Großer Saal                                                                           Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023.
                          Junge Deutsche Philharmonie
                          Jonathan Nott Dirigent
                          Stefan Dohr Horn

                          Karten von 8 bis 32 Euro

     40         Saison 2022/23                                                          41           Konzerttipps
Philharmonische Kammermusik:
                              Auf den Spuren der eigenen
                              Identität

                                                                                               Klassik zum
                              Wo komme ich her, wo sind meine Wurzeln? Im Rahmen
                              unseres Saisonschwerpunkts Identitäten geben die Kom-
                              ponisten dieses Programms ganz verschiedene Ant­-
                              worten: Béla Bartóks Zweites Streichquartett ist sowohl
                              von der Klangsprache des Expressionismus als auch
                              von Rhythmen und Melodien der slawischen Volksmusik
                              inspiriert. Bedřich Smetana bekennt in seinem auto-            Probierpreis für
                                                                                              alle unter 30!
                              ­­biografischen Streichquartett »Aus meinem Leben«
                              seine Liebe zu seiner tschechischen Heimat. Wolfgang
                              Amadeus Mozart wiederum zeigt in seinem B-Dur-
                              Quartett, was er in diesem Genre von seinem väter-
                              lichen Freund Joseph Haydn gelernt hat.
Béla Bartók, 1927
                              Mo 24.04.23 20 Uhr                                                    Deine Member-Vorteile
                              Kammermusiksaal

                              Simon Roturier Violine                                      Entdecke alle Konzerte, Oper- und Ballett-
                              Marlene Ito Violine                                         veranstaltungen in einer App
                              Naoko Shimizu Viola
                              Bruno Delepelaire Violoncello                               Buche Oper und Ballett für 15 €, Konzerte für 13 €
                              Karten von 10 bis 26 Euro
                              Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023.
                                                                                          Neu: Jetzt auch im Vorverkauf

                              World: Die schmerzlich-schöne
                              Welt des Fado
                              Was der Tango für Argentinien, ist der Fado für Portugal:
                              musikgewordener Weltschmerz und nationale Identität.
                              In den Armutsvierteln von Lissabon entstanden, geht es
                              in den melancholischen, atmosphärisch dichten Ge­-
                              sängen des Fado um unerfüllte Sehnsüchte, verlorenes
                              Liebesglück und soziale Ungerechtigkeit. Die aus einer                                   Jetzt downloaden!
                              Familie von »Fadista« stammende Carminho gibt mit
                              ihrer rauchigen Stimme und ihrem expressiven Vortrags-
                              stil dem nostalgischen Genre eine aktuelle, zeitgemäße
                              Gestalt: »Ich will Musik von heute machen. Ich will aus-
                              drücken, was mir der Fado heute sagt.«

                              Di  09.05.23 20 Uhr
                              Kammermusiksaal
Carminho
                              Carminho Fadosängerin
                              André Dias Portugiesische Gitarre
                              Flávio Cardoso Akustische Gitarre
                              Tiago Maia Akustischer Bass
                              Pedro Geraldes Lap-Steel-Gitarre und E-Gitarre

                                                                                                                                               classiccard.de
                              Karten 35 Euro
                              Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023.                            Auf deinen Besuch freuen sich

     42             Saison 2022/23
Ticketverkauf

    online unter berliner-philharmoniker.de
   telefonisch unter +49 30 254 88-999
    Montag – Freitag 9 –16 Uhr
   an der Konzertkasse der Philharmonie
   Montag – Freitag 15–18 Uhr
   Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr

                                                                                                       SCHENKEN SIE WÄRME.

                                                  
Impressum                                          Newsletter und Social Media

Herausgegeben von der Berliner                         berliner-philharmoniker.de/newsletter        Ob in der Ukraine, in Afghanistan, in Syrien oder im Irak:
Philharmonie gGmbH für die Stiftung                    instagram.com/BerlinPhil
Berliner Philharmoniker                                facebook.com/BerlinPhil                      Für Menschen auf der Flucht sind die kalten Wintermonate
Direktorin Marketing, Kommunikation und
Vertrieb: Kerstin Glasow
                                                       twitter.com/BerlinPhil
                                                       youtube.com/BerlinPhil
                                                                                                    eine besonders harte Herausforderung. Ihre Stärke ist
Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.)                                                    bewundernswert, doch sie brauchen jetzt unsere Solidarität!
Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin
redaktion@berliner-philharmoniker.de                                                                Als musikalische Botschafter unterstützen die Berliner
Redaktion: Anne Röwekamp, texthouse                Bildnachweise: S. 7, 16 akg-images, S. 10
                                                                                                    Philharmoniker die UNO-Flüchtlingshilfe in ihrem Engagement,
Mitarbeit: Stephan Kock, Hendrikje Scholl          akg-images / Mondadori Portfolio /               Flüchtlingen in diesem Winter lebensrettenden Schutz
Einführungstexte: Martin Demmler · Bio­-           Archivio GBB, S. 13 akg-images / brand­
grafien: Harald Hodeige, Nicole Restle             staetter images / Otto Breicha, S. 18            zukommen zu lassen. Bitte spenden Sie unter:
(Pintscher) · Artwork: Studio Oliver Helfrich      akg-images / Album / Oronoz, S. 21 Alamy
Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner           Stock Photo, S. 22 Paul Helm Art / Alamy
                                                   Stock Photo, S. 31 Stephan Rabold, S. 32         www.uno-fluechtlingshilfe.de/berliner-philharmoniker-winter
An­­zeigen­­­vermarktung: Tip Berlin               Oliver Helbig, S. 33 Heribert Schindler, S. 34
Media Group GmbH, Michelle T­ hiede                Privat, S. 35 Jean Radel, S. 36 Marcel Köhler,
t +49 30 233 269 610                               S. 40 Guillaume Megevand, S. 41 (o.)
anzeigen@tip-berlin.de                             ­Frederike van der Straeten, (u.) Ari Magg,
                                                    S. 42 (o.) Public domain, via Wikimedia
Programmheft Nr. 49, Saison 2022/23                 Commons, (u.) Mariana Maltoni                                   Spendenkonto
Einzelheftpreis: 3,50 Euro                                                                                          BIC:
Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin                                                                             COLSDE33
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                                                                                                                    Sparkasse KölnBonn
                                                                                                                    Stichwort:
      44                 Saison 2022/23                                                                             Berliner Philharmoniker Winter
Musik
                       verbindet
                       #PositiverBeitrag

                       Seit mehr als 30 Jahren arbeiten die Deutsche Bank
                       und die Berliner Philharmoniker in einer engen und
                       lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam
                       wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen
                       jeden Alters für Musik und Kultur begeistern.
                       Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen
                       und überwindet Grenzen.

                       db.com/kultur
© Madlen Krippendorf
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