MUSIK FEST BERLIN 9.9. 2019 - Berliner ...
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Berliner Festspiele # musikfestberlin MUSIK FEST In Zusammen BERLIN arbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker 9.9. 2019 Liederabend Georg Nigl & Olga Pashchenko
Berliner Festspiele Orchester – expanded! 10.9. Di 20:00 Philharmonie 15.9. So 11:00 Philharmonie Alfred Schnittke Helmut Lachenmann Symphonie Nr. 1 Tanzsuite mit Deutschlandlied Musik für Orchester mit Streichquartett Anton Bruckner Symphonie Nr. 6 A-Dur Richard Strauss Ein Heldenleben Münchner Philharmoniker Symphonische Dichtung op. 40 Valery Gergiev Leitung Jack Quartet Junge Deutsche Philharmonie Jonathan Nott Leitung
Bildnachweise S. 6 H erbert Bayer, Einsamer Großstädter, 1932 / 1969, Fotomontage, Foto: Christian P. Schmieder S. 8 F ranz Schubert, Graphische Sammlung Albertina Wien, Foto: Wikimedia Commons S. 20 P ortrait von Franz Schubert nach einem Aquarell von Wilhelm August Rieder, 1825, Foto: Wikimedia Commons S. 21 W olfgang Rihm © Universal Edition Eric Marinitx S. 22 L udwig van Beethoven, 1818, Zeichnung von August von Klober, Foto: Wikimedia Commons S. 23 O lga Pashchenko © Melle Meivogel S. 24 G eorg Nigl © Anita Schmid
MUSIKFEST BERLIN 2019 Montag 9. September 20:00 Uhr Konzertprogramm S. 5 Lieder singen Gespräch mit Georg Nigl S. 6 Liedtexte S. 11 Komponisten S. 20 Interpret*innen S. 23 Musikfest Berlin 2019 im Radio und online S. 29 Musikfest Berlin 2019 Programmübersicht S. 30 Impressum S. 32 3
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PROGRAMM Liederabend Georg Nigl & Olga Pashchenko Franz Schubert (1797– 1828 ) Die Taubenpost G-Dur D 957 (1828/29 ) Die Forelle Des-Dur op. 32 D 550 (1816/17 ) Der Wanderer an den Mond G-Dur op. 80/1 D 870 (1826/27 ) Das Zügenglöcklein As-Dur op. 80/2 D 871 (1826/27 ) Im Freien Es-Dur D 880 (1826 ) Die Sommernacht C-Dur D 289 (1815 ) Abendstern A-Dur D 806 (1824 ) Fischerweise D-Dur op. 96/4 D 881 (1826/28 ) Ludwig van Beethoven (1770 – 1827 ) An die ferne Geliebte op. 98 (1816 ) Liederzyklus nach Gedichten von Alois Jeitteles I Auf dem Hügel sitz ich spähend II Wo die Berge so blau III Leichte Segler in den Höhen Montag, 9.9. IV Diese Wolken in den Höhen V Es kehret der Maien, es blühet die Au 20:00 VI Nimm sie hin denn, diese Lieder Kammermusiksaal Pause Wolfgang Rihm (*1952 ) Einführung 19:10 Vermischter Traum Gryphius-Stück für Bariton und Klavier (2017 ) Ausstellungsfoyer Uraufführung des Kammermusiksaals Kompositionsauftrag der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin Franz Schubert Der Winterabend B-Dur D 938 (1828 ) Die Sterne Es-Dur op. 96/1 D 939 (1828 ) An die Musik D-Dur op. 88/4 D 547 (1817 ) Abschied G-Dur D 475 (1816 ) Georg Nigl Bariton Olga Pashchenko Klavier Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin 5
GESPRÄCH Im Zentrum Ihres Liederabends steht Wolfgang Schubert hat ja eine ganz eigene Weise, diese Rihms Vermischter Traum, Gryphius-Stück für Inhalte in Musik zu verwandeln. Bariton und Klavier, eingebettet in einen Reigen Und Rihm wiederum auch. Wie gehen Sie von Schubert- und Beethoven-Liedern. mit den unterschiedlichen Texten und Modi Wie ist dieses Programm zustande gekommen? des musikalischen Ausdrucks um? Ich möchte zunächst kurz erzählen, wie Wolfgang Zunächst, man muss sehr aufpassen bei der Rihm überhaupt dazu gekommen ist, diesen Vertonung von romantischen Texten. Zum Beispiel Gryphius-Text zu vertonen. Vor zwei Jahren war glauben alle, dass Die Forelle ein lustiges Lied ist, ich für seine Oper Jakob Lenz in Berlin. Bei einem aber eigentlich ist es ein hoch politisches Lied *. Interview fiel ein Gryphius-Zitat. Mir war Gryphius Man darf auch nicht vergessen, in welcher Zeit schon begegnet, denn er ist ein Autor, den meine diese Lieder geschrieben worden sind, zur Zeit des Freundin sehr schätzt. Daraufhin fing ich an, seine Metternich-Staats in Österreich. Und wir wissen Gedichte zu lesen. Da ich wusste, dass es Wolfgang nicht sehr viel über Schuberts politische Haltung, in dieser Zeit nicht besonders gut ging, habe ich über die von Beethoven schon etwas mehr. Was ihm diese Texte als Trost geschickt. Gryphius ist in Wolfgang Rihm betrifft, so wie ich ihn lese, sind diesen Texten sehr radikal in der Selbstbeschau. das sehr intime Lieder, die er da geschrieben hat. Allerdings habe ich ihm die Texte nicht geschickt, weil ich hoffte, dass er sie für mich vertonen Was ist für Sie an den Liedern von Rihm wichtig, würde, sondern einfach von Freund zu Freund. warum singen Sie Rihm? Später hat sich herausgestellt, dass er das zum Anlass genommen hat, wieder zu komponieren. Warum singe ich Rihm? Ich habe mir über die Jahre Das hat mich sehr berührt und es freut mich auch, eine gewisse Anzahl von Komponisten und ihre dass er das letztlich für mich geschrieben hat. Werke erarbeitet. Die Musiksprache von Mozart Somit war auch klar, dass das zur Uraufführung ist der von Haydn noch sehr ähnlich. In der zeit- gebracht werden muss. Gryphius ist ein Autor, genössischen Musik allerdings werde ich mit den der den 30-jährigen Krieg erlebt hat und trotz aller verschiedensten Musiksprachen konfrontiert, Verluste immer positiv geblieben ist. Auch bei zwischen denen sich kaum Verbindungen her ihm findet sich diese Sehnsucht und die typische stellen lassen. Wolfgang Rihm ist jedoch einer der Melancholie, die man ja in der Kunst über Jahr Komponisten, der auf eine sehr klassische Art und hunderte hinweg immer wieder aufgegriffen hat. Weise die Stimme behandelt. Er ist ein Rhetoriker. Ich habe dann Musik gesucht, die dazu passen Er weiß, was ein Text ist. Bei ihm muss man sehr könnte. Zu dieser Zeit hatte ich sowieso den Plan, genau darauf achten, was die Interpunktions mich wieder an einen großen Zyklus heran zeichen bedeuten. Die sollte man niemals über- zuwagen, so wie ich es vor einigen Jahren mit lesen. Er ist ein sehr genauer Komponist und steht Brahms-Liedern und auch mit der Winterreise mit seiner Art und Weise zu komponieren in einer gemacht habe. Auch war es wieder an der Zeit, musikalischen Tradition, die mir sehr vertraut ist. mich mit Beethoven zu beschäftigen. Es haben Er ist niemand, der völlig frei irgendwohin experi- also gar nicht so sehr inhaltliche Überlegungen zu mentiert und Musik nur als Vehikel benutzt, was es dieser Zusammenstellung geführt. Obwohl man ja auch gibt. Ich habe überhaupt keine Schwierig- diese sehr romantischen Lieder und Texte immer keiten, ihn in einen Kontext mit Brahms, Wolf oder sehr leicht mit anderen Liedern verbinden kann. in diesem Fall mit Schubert und Beethoven zu Natürlich ist dieses „Ich hier – ihr dort“ – und diese setzen. Das ist eigentlich sogar eher einfach und Konfrontation mit dem eigenen Ich der innere naheliegend. Bei anderen Komponisten tue ich mir Kern der Überlegung. schwerer und muss mir sehr genau überlegen, wie etwas überhaupt zusammenpassen könnte. 7
abliefere, mit mir überhaupt nichts zu tun. Wenn der nach dutzenden Vorstellungen etwas mit mir persönlich zu tun hätte, wäre ich heute in der Psychiatrie. Da tasten wir uns an ganz schwierige Fragen heran. Oder denken wir an Schuberts Lied Sei mir gegrüßt, das er als 25-Jähri- ger geschrieben hat. Und dann schreibt er kurz vor seinem Tod diese Fantasie C-Dur für Violine und Klavier, in der dieses Sei mir gegrüßt wieder auftaucht. Ist das nun ein Mensch, der an Syphilis leidet und weiß, dass er stirbt und sich an eine vergangene Liebe erinnert? Oder ist es einfach nur eine Melodie, die ihm gut gefallen hat? Ich weiß es nicht. Da werde ich als Interpret zu einem Suchenden, bleibe aber auch immer mit offenen Fragen zurück. Doch genau das ist das Interes sante und Spannende, wenn man einen Lieder- abend konzipiert. Man nähert sich dem Gegenüber an, dem Komponisten oder dem Schriftsteller, der vertont wurde. Aber sie bleiben einander auch immer fern. Der Lied-Gesang richtet es sich ja Welche Rolle spielt das Wissen über den immer an die fernen Geliebten … Komponisten, über seine persönliche Lebenssituation für Ihre Interpretation? Man braucht also unbedingt ein Wechselspiel Wie weit identifizieren Sie sich damit? zwischen Distanz und Nähe, um eine Spannung zu diesem künstlerischen Subjekt aufzubauen, Bei solchen Fragen muss man immer sehr vorsich- um eine Interpretation überhaupt zu bewirken? tig sein. Natürlich ist jede Arbeit, die wir machen, Wie verhält es sich mit dem Dialog mit dem auch persönlich konnotiert. Wir sind immer auf Publikum? der Suche nach Erklärungen für etwas, das wir nicht erklären können. Beim Unterrichten meiner Genau. Aber da haben wir beim Liedgesang noch Studenten kann ich immer wieder sehen, dass es ein weiteres Problem, nämlich, dass der Lied- letztlich nicht so wichtig ist, ob jemand irgenwann Gesang innerhalb der sogenannten klassischen einmal eine Liebe erlebt hat, die nicht gelungen ist Musikwelt eine Spezialform darstellt. Es gibt ein und deswegen jetzt ein guter Interpret für melan- Publikum, das sich speziell für das Kunstlied cholische Lieder ist. Dennoch wirft das Fragen auf, interessiert und zu Hause über Jahrzehnte hinweg für die man Antworten finden muss. die verschiedenen Aufnahmen gesammelt hat. Zum Beispiel hat mich die berühmte Aufforderung Da ist eine Erwartungshaltung gegenüber Liedern Stanislawskis an die Schauspieler, die sinngemäß und ihrer Interpretation entstanden. Ich selbst höre lautet „Spiel nicht, sei!“ lange beschäftigt. Was mir aber überhaupt keine Aufnahmen an. Denn heißt das eigentlich? Oder die Frage, warum die Problematik, die ich in den unglaublich vielen Sänger andauernd süß singen, wenn es „süß“ Aufnahmen der 1950er und 60er Jahren empfinde, heißt oder blau singen, wenn es „blau“ heißt? ist, dass sie auf dem falschen Notenmaterial, Jetzt bin ich bei der Frage, inwieweit das Persön- nämlich schlecht recherchierten, musikwissen- liche innerhalb der Interpretation eine Notwendig- schaftlich nicht fundierten Abschriften basieren, keit hat und welchen Platz man ihm einräumen und ich heute durch das Lesen der Urtext-Noten kann und welchen Platz man ihm nicht einräumen oder von den wichtigen Bibliotheken im Netz kann. Glauben Sie, wenn ich vor zwei Tagen in mittlerweile verfügbar gemachten Original-Hand- Aix-en-Provence auf der Bühne gestanden und schriften zu einem ganz anderen Schluss kommen den Lenz von Wolfgang Rihm gesungen habe, muss. Dennoch bin ich mit einem Publikum kon- dann hat die Figur des Lenz, die ich um 20 Uhr dort frontiert, das den Kanon der Rezeptionsgeschichte 8
GESPRÄCH dieser Lieder, über Schallplatte, CD usw., gut Diese Lieder wie die von Schubert sind ja eher kennt und auch die Stimmfärbung ihrer Lieblings- für die Aufführung in einem intimen Kreis, in sänger unbewusst präferiert. Dazu kommt noch, kleineren Räumen, für die Kammermusik kreiert dass Lieder wie die von Schubert und anderen worden und sie lebten von einer Musikkultur, niemals dazu gedacht waren, in einem Konzert die von der Hausmusik, vom Selbersingen aufgeführt zu werden. Das ist das Spannende und geprägt war und nicht wie heute von einem gleichzeitig das Heikle, darin liegt eine Herausfor- medial vermittelten Musikhören. derung bei der Gestaltung eines Liederabends. Für mich aber ist überhaupt das Tollste an einem Ja, sie gehören nicht in einen Saal mit tausend Liederabend, dass ich keinem Dirigenten, keinem Leuten. Dazu kommt das Problem, dass diese Regisseur, keinem Intendanten und niemandem Lieder damals auch komponiert wurden, um sie verpflichtet bin. zu Hause für sich selbst zu singen. Heutzutage hat man zu viel Respekt davor, ein Schubertlied Der Liederabend als ein Format, das große überhaupt in die Hand zu nehmen, obwohl das künstlerische Freiheit ermöglicht? völliger Blödsinn ist. Man musiziert das auch nicht mehr zu Hause. Ich weiß nicht, wie viele Menschen Ja, und auch wieder nicht. Die Erwartungshaltung es in Deutschland oder Österreich gibt, die zu des Publikums und die Tatsache, dass Lieder Hause für sich selbst Lieder singen. Als ich studiert abende immer weniger werden, oder kaum noch habe, hatte ich einen Freund, zu dem ich immer veranstaltet werden, was sich im Moment gerade gegangen bin und wir haben Schach gespielt, wieder zuspitzt, das beeinflusst einen natürlich Salami gegessen – weil es nichts Anderes im Kühl- auch. Aber ich wehre mich dagegen. schrank gab – und Lieder gesungen. Deswegen Es natürlich notwendig, eine Verbindung kenne ich so unglaublich viele Lieder. Der war zwischen Komponisten und Interpreten zu haben. Arzt, hat auf seinen Turnusdienst im Spital Wie fruchtbar das war, sieht man an der Geschich- gewartet und hatte deswegen viel Zeit. Gut Klavier te der Liedinterpretation. Als allererstes fallen spielen konnte er auch und so haben wir einfach mir Franz Schubert und Johann Michael Vogl oder immer die Lieder durchgesungen. Alle Bände von Benjamin Britten und Peter Pears ein. Aber wir Schubert, alle Bände von Schumann, alle von vergessen immer wieder, dass wir nicht alleine in Brahms. Das ist auch der Grund, warum ich heute der Welt rumschwirren. Man muss einfach sagen, diese Lieder alle kenne. dass sich das Publikum verändert hat. Es ist immer noch klug und interessiert, die Theater sind noch Zwischen dem Singen im Privaten, zuhause immer voll. Auch diesen Starrummel, wie es ihn und dem in der Öffentlichkeit vor Publikum ist noch vor einigen Jahrzehnten gegeben hat, den gibt doch ein großer Unterschied. Was passiert, es so heute in der klassischen Musik nicht mehr. wenn man als Sänger diese Liedkultur auf einer Die Zeit, in der ein berühmter Sänger, wenn er Bühne präsentiert? Liederabende in Berlin gegeben hat, nur in der Berliner Staatsoper singen konnte, weil die Leute Für mich war das anfangs total schockierend. Als ihm einfach die Bude eingerannt haben, sind ich anfing, Lieder zu singen und zum ersten Mal vorbei. Vielleicht hat man sich da auch zu lange auf der Bühne stand, habe ich mich überhaupt darauf verlassen und war überrascht, als es nicht nicht ausgekannt, was da jetzt überhaupt los ist. mehr funktionierte. Ich bin sicher, dass in den Es beginnt alleine schon damit, dass Sie nicht letzten 20 Jahren meine Interpreten-Kolleg*innen neben, sondern vor einem Klavier stehen. Sobald nicht plötzlich alle schlecht waren und deswegen Sie auf einer Bühne stehen, haben Sie eine andere die Leute nicht mehr in Liederabende gehen. Ich Aufmerksamkeit. Jemand, der einen halben Meter denke vielmehr, dass sich das Selbstverständnis über den anderen steht, der muss wirklich was zu der Künstler selbst gewandelt hat und die Situa- sagen haben. Denken Sie aber mal darüber nach, tion auf dem Musikmarkt ebenso. was es bedeutet oder bewirkt, wenn die Hand zum Letztlich muss ich mich als Interpret auf Klavier geht? Die schwierige Aufgabe ist aber, wie meine Arbeit konzentrieren und sie so gut wie bringe ich die Hand vom Klavier wieder zurück? möglich zu machen. Das sind so scheinbare Kleinigkeiten, Gesten, die 9
GESPRÄCH in dieser Bühnensituation eine große Bedeutung Monteverdi usw. Und da stellt sich dann, in Bezug bekommen. Darüber kann man ganz gut beim auf einen Liederabend, die Frage nach dem Klavier, Goethe nachlesen, der eine Reihe Regeln für Schau- was das eigentlich ist und woher es kommt. Und: spieler formuliert hat (in seinen „Theoretischen Für welche Art von Klavier hat einer wie Schubert Schriften“), in denen er genauestens auflistet, wie geschrieben? ein Schauspieler sich zu verhalten hat. Diesen so Jetzt kommt das Fortepiano (Hammerklavier) vom Goethe imaginierten Schauspieler möchte ins Spiel. Ich will da gar nicht darüber reden, ob ich gar nicht gesehen haben, aber was er da er- das schöner, besser oder richtiger wäre. Bei einer zählt, ist für einen Liederabend sehr interessant. Pianistin, die so vielseitig ist wie Olga Pashchenko, Das sind Gesten, die ich auf einer Opernbühne die Fortepiano und Cembalo spielt, Organistin nicht verwenden würde, anders als die typische und Pianistin ist, habe ich einfach den Vorteil, dass Hand, die nach außen fährt, wo man sofort „Gloria ich über gewisse Musiksprachen und Interpreta Tosca“ sagt, Dinge, die man aus der Oper kennt. tionen gar nicht reden muss. Zum Beispiel über Bei mir werden Sie das allerdings nicht finden. die berühmte Vibrato-Frage: Gehen Sie einmal in Ich nehme übrigens immer Noten mit, weil ich mich eine Barockkirche, singen mit Vibrato und ver an den Noten festhalten kann, weil es aber auch suchen, den Leuten den Text klarzumachen – es wie ein Vorleben des Singens selbst ist. Das hat geht nicht. Deswegen hat man in der Barock- nichts damit zu tun, dass ich es nicht auswendig musik mit weniger Vibrato gesungen, das ist lernen kann. der einzige Grund, denn sonst wäre es ein totales Kauderwelsch. Heute ist das Vibrato aufgrund Mehr ein Requisit, ein Bestandteil der der Rezeptionsgeschichte im 19. Jahrhundert eine Aufführung? vielgeliebte und vielgepriesene Interpretations farbe eines Sängers. Im 18. Jahrhundert hätte man Ja, natürlich. Und es kommt der Genauigkeit, mit ganz anders darüber geredet, da war das Vibrato der ich arbeite, sehr entgegen. Jedes Komma, jeden nur eine Art des Singens unter anderen. Über Beistrich, jeden Punkt – alles sehe ich dabei klar solche Dinge möchte ich mit meinen Begleitern – vor mir. ob wir Schuberts Werke oder die älterer Kompo nisten spielen – nicht einmal reden müssen. Ich An einem Liederabend sind immer zwei kann es nicht ertragen, wenn ein Pianist einen Personen beteiligt, in Ihrem Fall ist das die Triller spielt, der keinen Anfang und kein Ende hat. Pianistin Olga Pashchenko. Wenn es nur ein rein technisches Fingerspiel ist, Wie sind Sie zusammengekommen und da wird es für mich ganz schwierig. Solche und wie musizieren Sie zusammen? andere Fragen nehme ich sehr ernst, ob das jetzt gerade en vogue ist oder nicht, ist mir herzlich egal. Ich arbeite meistens nicht mit sogenannten Lied- Das ist mein Zugang zu dieser Art von Musik, begleitern. Das hätte zwar Vorteile und es gibt egal ob alt oder neu. hervorragende Kollegen, die sich wunderbar auf den Sänger einstellen können und mit denen man 10. Juli 2019 innerhalb von fünf Stunden einen Liederabend klären kann, weil beide das Repertoire gut kennen. * Der Textdichter Schubart wurde von 1777 bis 1778 Ich wollte aber eigentlich immer Kammermusik aufgrund seiner Kritik an Adel und Klerus gefangen machen, weswegen ich mich immer mit Kammer- gehalten. Das Gedicht Die Forelle entstand während musikern zusammengetan habe. Zum Beispiel seiner Gefangenschaft. So erscheint auch eine politische Deutung des Gedichts möglich, die zu den mit Gérard Wyss, der ein bekannter Liedbegleiter Bedeutungsebenen „Fisch und Angler“ und „Mädchen und ein großer Kammermusiker ist. Oder mit und Männer“ hinzutritt. In dieser Sicht verknüpft dem Pianisten Sascha Melnikov, der sowohl als sich mit dem Text ein aufklärerischer Gedanke, wobei die Gefangennahme des Dichters mit dem Fang der Solist als auch als Kammermusiker auftritt, Forelle gleichgesetzt wird. Die Entstehungszeit des letzteres oft mit der Geigerin Isabelle Faust. Ich Liedes fällt auch mit den zunehmenden Repressalien glaube, man sollte die Musikgeschichte nicht von des Metternich-Staates zusammen. Es wäre denkbar, dass Schubert bewusst die vierte Strophe des Gedichts heute aus sozusagen rückwärts lesen, sondern weggelassen hat, um die politische Bedeutungsebene chronologisch, von Josquin Desprez über Claudio zu stärken. 10
LIEDTEXTE Franz Schubert Die Taubenpost Die Forelle Ich hab’ eine Brieftaub’ in meinem Sold, In einem Bächlein helle, Die ist gar ergeben und treu, Da schoss in froher Eil Sie nimmt mir nie das Ziel zu kurz, Die launige/launische Forelle Und fliegt auch nie vorbei. Vorüber wie ein Pfeil. Ich stand an dem Gestade Ich sende sie viel tausendmahl Und sah in süßer Ruh Auf Kundschaft täglich hinaus, Des muntern Fisches Bade Vorbei an manchem lieben Ort, Im klaren Bächlein zu. Bis zu der Liebsten Haus. Ein Fischer mit der Rute Dort schaut sie zum Fenster heimlich hinein, Wohl an dem Ufer stand, Belauscht ihren Blick und Schritt, Und sah‘s mit kaltem Blute, Gibt meine Grüße scherzend ab, Wie sich das Fischlein wand. Und nimmt die ihren mit. So lang dem Wasser Helle, So dacht ich, nicht gebricht, Kein Briefchen brauch’ ich zu schreiben mehr, So fängt er die Forelle Die Träne selbst geb ich ihr, Mit seiner Angel nicht. Oh, sie verträgt sie sicher nicht, Gar eifrig dient sie mir. Doch plötzlich/endlich ward dem Diebe Die Zeit zu lang. Er macht Bei Tag, bei Nacht, im Wachen und Traum, Das Bächlein tückisch trübe, Ihr gilt das alles gleich, Und eh ich es gedacht, Wenn sie nur wandern, wandern kann, So zuckte seine Rute, Dann ist sie überreich! Das Fischlein zappelt dran, Und ich mit regem Blute Sie wird nicht müd, sie wird nicht matt, Sah die Betrogene an. Der Weg ist stets ihr neu, Sie braucht nicht Lockung, braucht nicht Lohn, Text: Die Taub’ ist so mir treu! Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791) Drum heg’ ich sie auch so treu an der Brust, Versichert des schönsten Gewinns; Sie heißt – die Sehnsucht! Kennt ihr sie? – kennt ihr sie? Die Botin treuen Sinns. Text: Johann Gabriel Seidl (1804 – 1875) 11
LIEDTEXTE Der Wanderer an den Mond Ich auf der Erd‘, am Himmel du Wir wandern beide rüstig zu: – Ich ernst und trüb, du mild und rein, Was mag der Unterschied wohl sein? Ich wandre fremd von Land zu Land, So heimatlos, so unbekannt; Bergauf, bergab, waldein, waldaus, Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus. Das Zügenglöcklein Du aber wanderst auf und ab Kling‘ die Nacht durch, klinge, Aus Westens Wieg‘ in Ostens Grab, Süßen Frieden bringe Wallst Länder ein und Länder aus, Dem, für wen du tönst! Und bist doch, wo du bist, zu Haus. Kling‘ in weite Ferne, So du Pilger gerne Der Himmel, endlos ausgespannt, Mit der Welt versöhnst! Ist dein geliebtes Heimatland: O glücklich, wer, wohin er geht, Aber wer will wandern Doch auf der Heimat Boden steht! Zu den lieben Andern, Die voraus gewallt? Text: Johann Gabriel Seidl Zog er gern die Schelle? (1804 – 1875) Bebt er an der Schwelle, Wann Herein erschallt? Gilt‘s dem bösen Sohne, Der noch flucht dem Tone, Weil er heilig ist? Nein, es klingt so lauter, Wie ein Gottvertrauter Seine Laufbahn schließt. Aber ist‘s ein Müder, Den verwaist die Brüder, Dem ein treues Tier Einzig ließ den Glauben An die Welt nicht rauben, Ruf ihn, Gott, zu dir! Ist‘s der Frohen einer, Der die Freuden reiner Lieb und Freundschaft teilt, Gönn ihm noch die Wonnen Unter dieser Sonnen, Wo er gerne weilt! Text: Johann Gabriel Seidl (1804 – 1875) 12
LIEDTEXTE Im Freien Draußen in der weiten Nacht Steh ich wieder nun, Ihre helle Sternenpracht Lässt mein Herz nicht ruhn! Tausend Arme winken mir Die Sommernacht Süß begehrend zu, Tausend Stimmen rufen hier, Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab „Grüß dich, Trauter, du!“ In die Wälder sich ergießt, und Gerüche Mit den Düften von der Linde O ich weiß auch, was mich zieht, In den Kühlungen wehn: Weiß auch, was mich ruft, Was wie Freundes Gruß und Lied So umschatten mich Gedanken an das Grab Locket, locket durch die Luft. Meiner Geliebten, und ich seh‘ im Walde Nur es dämmern, und es weht mir Siehst du dort das Hüttchen stehen, Von der Blüte nicht her. Drauf der Mondschein ruht? Durch die blanken Scheiben sehn Ich genoß einst, o ihr Toten, es mit euch! Augen, die mir gut! Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung, Wie verschönt warst von dem Monde, Siehst du dort das Haus am Bach, Du, o schöne Natur! Das der Mond bescheint? Unter seinem trauten Dach Text: Friedrich Gottlieb Klopstock Schläft mein liebster Freund. (1724 – 1803) Siehst du jenen Baum. Der voll Silberflocken glimmt? O wie oft mein Busen schwoll Froher dort gestimmt! Abendstern Jedes Plätzchen, das mir winkt Ist ein lieber Platz, Was weilst du einsam an dem Himmel, Und wohin ein Strahl nur sinkt, O schöner Stern? und bist so mild; Lockt ein teurer Schatz. Warum entfernt das funkelnde Gewimmel Der Brüder sich von deinem Bild? Drum auch winkt mir‘s überall „Ich bin der Liebe treuer Stern, So begehrend hier, Sie halten sich von Liebe fern.“ Drum auch ruft es, wie der Schall Trauter Liebe mir. So solltest du zu ihnen gehen, Bist du der Liebe, zaud‘re nicht! Text: Johann Gabriel Seidl Wer möchte denn dir widerstehen? (1804 – 1875) Du süßes eigensinnig Licht. „Ich säe, schaue keinen Keim, Und bleibe trauernd still daheim.“ Text: Johann Baptist Mayrhofer (1787 – 1836) 13
LIEDTEXTE Ludwig van Beethoven Fischerweise An die ferne Geliebte Den Fischer fechten Sorgen Und Gram und Leid nicht an, Auf dem Hügel sitz ich spähend Er löst am frühen Morgen Mit leichtem Sinn den Kahn. Auf dem Hügel sitz ich spähend In das blaue Nebelland, Da lagert rings noch Friede Nach den fernen Triften sehend, Auf Wald und Flur und Bach, Wo ich dich, Geliebte, fand. Er ruft mit seinem Liede Die gold‘ne Sonne wach. Weit bin ich von dir geschieden, Trennend liegen Berg und Tal Er singt zu seinem Werke Zwischen uns und unserm Frieden, Aus voller frischer Brust, Unserm Glück und unsrer Qual. Die Arbeit gibt ihm Stärke, Die Stärke Lebenslust! Ach, den Blick kannst du nicht sehen, Der zu dir so glühend eilt, Bald wird ein bunt Gewimmel Und die Seufzer, sie verwehen In allen Tiefen laut, In dem Raume, der uns teilt. Und plätschert durch den Himmel Der sich im Wasser baut – Will denn nichts mehr zu dir dringen, Nichts der Liebe Bote sein? Und schlüpft auf glatten Steinen Singen will ich, Lieder singen, Und badet sich und schnellt, Die dir klagen meine Pein! Der Große frisst den Kleinen Wie auf der ganzen Welt. Denn vor Liedesklang entweichet Jeder Raum und jede Zeit, Doch wer ein Netz will stellen Und ein liebend Herz erreichet Braucht Augen klar und gut, Was ein liebend Herz geweiht! Muss heiter gleich den Wellen Und frei sein wie die Flut; Dort angelt auf der Brücke Die Hirtin – schlauer Wicht, Gib auf nur deine Tücke Den Fisch betrügst du nicht! Text: Franz Xaver Schlechta von Wschehrd (1796 – 1875) 14
LIEDTEXTE Wo die Berge so blau Wo die Berge so blau Aus dem nebligen Grau Schauen herein, Wo die Sonne verglüht, Wo die Wolke umzieht, Diese Wolken in den Höhen Möchte ich sein! Diese Wolken in den Höhen, Dort im ruhigen Tal Dieser Vöglein muntrer Zug, Schweigen Schmerzen und Qual Werden dich, o Huldin, sehen. Wo im Gestein Nehmt mich mit im leichten Flug! Still die Primel dort sinnt, Weht so leise der Wind, Diese Weste werden spielen Möchte ich sein! Scherzend dir um Wang‘ und Brust, In den seidnen Locken wühlen. Hin zum sinnigen Wald Teilt ich mit euch diese Lust! Drängt mich Liebesgewalt, Innere Pein Hin zu dir von jenen Hügeln Ach, mich zög‘s nicht von hier, Emsig dieses Bächlein eilt. Könnt ich, Traute, bei dir Wird ihr Bild sich in dir spiegeln, Ewiglich sein! Fließ zurück dann unverweilt! Leichte Segler in den Höhen Es kehret der Maien, es blühet die Au Leichte Segler in den Höhen, Es kehret der Maien, es blühet die Au, Und du, Bächlein klein und schmal, Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau, Könnt mein Liebchen ihr erspähen, Geschwätzig die Bäche nun rinnen. Grüßt sie mir viel tausendmal. Die Schwalbe, die kehret zum wirtlichen Dach, Seht ihr, Wolken, sie dann gehen Sie baut sich so emsig ihr bräutlich Gemach, Sinnend in dem stillen Tal, Die Liebe soll wohnen da drinnen. Laßt mein Bild vor ihr entstehen In dem luft‘gen Himmelssaal. Sie bringt sich geschäftig von kreuz und von quer Manch weicheres Stück zu dem Brautbett hieher, Wird sie an den Büschen stehen Manch wärmendes Stück für die Kleinen Die nun herbstlich falb und kahl. Klagt ihr, wie mir ist geschehen, Nun wohnen die Gatten beisammen so treu, Klagt ihr, Vöglein, meine Qual. Was Winter geschieden, verband nun der Mai, Was liebet, das weiß er zu einen. Stille Weste, bringt im Wehen Hin zu meiner Herzenswahl Es kehret der Maien, es blühet die Au. Meine Seufzer, die vergehen Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau. Wie der Sonne letzter Strahl. Nur ich kann nicht ziehen von hinnen. Flüstr‘ ihr zu mein Liebesflehen, Wenn alles, was liebet, der Frühling vereint, Laß sie, Bächlein klein und schmal, Nur unserer Liebe kein Frühling erscheint, Treu in deinen Wogen sehen Und Tränen sind all ihr Gewinnen. Meine Tränen ohne Zahl! 15
LIEDTEXTE Nimm sie hin denn, diese Lieder Nimm sie hin denn, diese Lieder, Die ich dir, Geliebte, sang, Singe sie dann abends wieder Zu der Laute süßem Klang. Wenn das Dämmrungsrot dann zieht Nach dem stillen blauen See, Und sein letzter Strahl verglühet Hinter jener Bergeshöh; Und du singst, was ich gesungen, Was mir aus der vollen Brust Ohne Kunstgepräng erklungen, Nur der Sehnsucht sich bewußt: Dann vor diesen Liedern weichet Was geschieden uns so weit, Und ein liebend Herz erreichet Was ein liebend Herz geweiht. Wolfgang Rihm Text des Liedzyklus: Alois Jeitteles (1794 – 1858) Vermischter Traum 1 Majestoso sostenuto Was ist diß Leben doch / was sind wir / ich und ihr? Was bilden wir uns ein! Was wünschen wir zu haben? 2 Andante Mir sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen/ Mein sind die Jahre nicht / die etwa möchten kommen Der Augenblick ist mein / und nehm‘ ich den in acht So ist der mein / der Jahr und Ewigkeit gemacht. 3 Grave, ma non troppo Ich bin nicht der ich war / die Kräfte sind verschwunden/ Die Glider sind verdorr’t / als ein durchbrandter Grauß: Mit schaut der schwartze Tod zu beyden Augen aus / Ich werde von mir selbst nicht mehr in mir gefunden Der Athem wil nicht fort / die Zunge steht gebunden / Wer siht nicht / wenn er siht die Adern sondern Mauß / Die Armen sonder Fleisch / daß diß mein schwaches Hauß Der Leib zerbrechen wird / noch inner wenig Stunden. Gleich wie die Wissen Blum lebt wenn das Licht der Welt Hervor bricht / und noch ehr der Mittag weggeht / fällt; So bin ich auch benetzt mit Thränen-tau angekommen: So sterb ich vor der Zeit. O Erden gute Nacht! 16
LIEDTEXTE Mein Stündlein laufft zum End / itzt hab ich außgewacht Und werde von dem Schlaff des Todes eingenommen. 4 Andante Mir sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen/ Mein sind die Jahre nicht / die etwa möchten kommen Der Augenblick ist mein / und nehm‘ ich den in acht So ist der mein / der Jahr und Ewigkeit gemacht. 5 Lento, ma non troppo Mir ist ich weiß nicht wie / ich seuffze für und für. Ich weyne Tag und Nacht / ich sitz in tausend Schmertzen; Und tausend fürcht ich noch / die Krafft in meinem Herzen Verschwindt / der Geist verschmacht / die Hände sincken mir. Die Wangen werden bleich / der muntern Augen Zir Vergeht / gleich als der Schein der schon verbrannten Kertzen Die Seele wird bestürmbt gleich wie die See im Mertzen Was ist diß Leben doch / was sind wir / ich und ihr? Was bilden wir uns ein! Was wünschen wir zu haben? Itzt sind wir hoch und groß / und morgen schon vergraben: Itzt Blumen morgen Kot / wir sind ein Wind / ein Schaum / Ein Nebel / eine Bach / ein Reiff / ein Tau‘ im Schaten Itzt was und morgen nichts / und was sinhd unser Thaten? Als ein mit herber Angst durchaus vermischter Traum. 6 Andante Mir sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen/ Mein sind die Jahre nicht / die etwa möchten kommen Der Augenblick ist mein / und nehm‘ ich den in acht So ist der mein / der Jahr und Ewigkeit gemacht. 7 Con moto, appassionato Was? Was ist diß Leben doch / was sind wir / ich und ihr? Was bilden wir uns ein! Was wünschen wir zu haben? Itzt sind wir hoch und groß / und morgen schon vergraben: Itzt Blumen morgen Kot / wir sind ein Wind / ein Schaum / Ein Nebel / eine Bach / ein Reiff / ein Tau‘ im Schaten Itzt was und morgen nichts / und was sind unser Thaten? Als ein mit herber Angst durchaus vermischter Traum. Die Worte dieser Komposition stammen aus den folgenden Gedichten von Andreas Gryphius (1616 – 1664): XLV. Thränen in schwerer Kranckheit LXXVI. Betrachtung der Zeit IX. Thränen in schwerer Kranckheit 17
LIEDTEXTE Die Sterne Franz Schubert Wie blitzen Die Sterne So hell durch die Nacht! Der Winterabend Bin oft schon Darüber Es ist so still, so heimlich um mich, Vom Schlummer erwacht. Die Sonn‘ ist unter, der Tag entwich. Wie schnell nun heran der Abend graut! – Doch schelt‘ ich Mir ist es recht, sonst ist mir‘s zu laut. Die lichten Jetzt aber ist‘s ruhig, es hämmert kein Schmied, Gebilde d‘rum nicht, Kein Klempner, das Volk verlief, und ist müd; Sie üben Und selbst, dass nicht rassle der Wagen Lauf, Im Stillen Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf. Manch heilsame Pflicht. Wie tut mir so wohl der selige Frieden! Sie wallen Da sitz‘ ich im Dunkel, ganz abgeschieden, Hoch oben So ganz für mich; – nur der Mondenschein In Engelgestalt, Kommt leise zu mir in‘s Gemach Sie leuchten Er kennt mich schon, und lässt mich schweigen, Dem Pilger Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold, Durch Heiden und Wald. Und spinnet stille, webt und lächelt hold Und hängt dann sein schimmerndes Schleiertuch Sie schweben Ringsum an Gerät und Wänden aus. Als Bothen Ist gar ein stiller, ein lieber Besuch, Der Liebe umher, Macht mir gar keine Unruh‘ im Haus‘. Und tragen Will er bleiben, so hat er Ort, Oft Küsse Freut‘s ihn nimmer, so geht er fort. Weit über das Meer. Ich sitze dann stumm im Fenster gern‘, Sie blicken Und schaue hinauf in Gewölk‘ und Stern. Dem Dulder Denke zurück, ach! weit, gar weit, Recht mild in‘s Gesicht, In eine schöne, verschwund‘ne Zeit. Und säumen Denk‘ an Sie, an das Glück der Minne, Die Thränen Seufze still‘, und sinne und sinne. – Mit silbernem Licht. Text: Karl Gottfried Ritter von Leitner Und weisen (1800 – 1890) Von Gräbern Gar tröstlich und hold Uns hinter Das Blaue Mit Fingern von Gold. 18
LIEDTEXTE So sey denn Gesegnet Du strahlige Schar! Und leuchte Mir lange Noch freundlich und klar. Und wenn ich Abschied Einst liebe, Seyd hold dem Verein, Über die Berge Und euer Zieht ihr fort; Geflimmer Kommt an manchen Laßt Segen uns seyn. Grünen Ort, Muss zurücke Text: Karl Gottfried Ritter von Leitner Ganz allein; (1800 – 1890) Lebet wohl! Es muß so seyn. Scheiden, Meiden, Was man liebt, Ach wie wird Das Herz betrübt! O Seenspiegel, Wald und Hügel Schwinden all‘; Hör‘ verschwimmen Eurer Stimmen Wiederhall. Lebt wohl! Klingt klagevoll. Ach wie wird Das Herz betrübt! Scheiden, Meiden, Was man liebt. An die Musik Text: Johann Baptist Mayrhofer (1787 – 1836) Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden, Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt, Hast du mein Herz zu warmer Lieb‘ entzunden, Hast mich in eine bessre Welt entrückt! Oft hat ein Seufzer, deiner Harf‘ entflossen, Ein süßer, heiliger Akkord von dir Den Himmel bessrer Zeiten mir erschlossen, Du holde Kunst, ich danke dir dafür! Text: Franz von Schober (1796 – 1882) 19
BIOGRAFIEN – KOMPONISTEN Er erhielt vom Grafen Esterházy das verlockende Angebot, seinen beiden Töchtern Musikunterricht zu erteilen, und so verbrachte er die Sommerferien auf dessen Sommerresidenz. Dieser Aufenthalt muss Schubert neue Horizonte eröffnet haben. Er kehrte nicht mehr an die Schule zurück, was den zeitweisen Bruch mit seinem Vater nach sich zog, und entschloss sich, als Musiker und Kom ponist in Wien zu leben. Aus finanziellen Gründen teilte er mit dem befreundeten Dichter Johann Franz Mayrhofer eine Wohnung. Damit hatte Schubert die ihm gemäße Lebensform gefunden, und bis zu Schubert seinem frühen Tod im November 1828 wohnte er F in verschiedenen Zweckgemeinschaften. Der ranz Schuberts Stellung im Musikleben Austausch mit Freunden war für Schubert wichtig. seiner Zeit lässt sich nicht einfach be Regelmäßig traf er sich mit einem im Laufe der stimmen. Zu viele Mythen haben sich vor die Jahre wechselnden Kreis von Gleichgesinnten, dem historische Wirklichkeit geschoben, und zu wohl- auch Musiker*innen angehörten, der aber von feil ist das romantische Klischee vom bitterarmen Literat*innen und Maler*innen dominiert wurde. verkannten Genie. Tatsächlich war S chubert Nach seiner Übersiedelung nach Wien suchte keineswegs ein unbekannter Komponist, sondern Schubert den Weg in die musikalische Öffentlich- konnte stetige und wachsende Erfolge verzeichnen keit und fand ihn auch rasch. Bereits im November und durchaus von seinem Schaffen leben. Seine 1818 erhielt er den Auftrag, die Musik für ein wahre Bedeutung ist indessen zu seinen Lebzeiten Bühnenstück zu schreiben, und auch in den nicht im Entferntesten erkannt worden. Dies folgenden Jahren beschäftigte sich Schubert mit geschah erst posthum, nachdem Robert Schumann wechselndem Glück mit verschiedenen Opern- und Felix Mendelssohn Bartholdy die Urauffüh- und Bühnenprojekten. 1820 begann er dann, seine rung der großen C-Dur-Symphonie D 944 ermög- Lieder zu publizieren – mit durchschlagendem licht hatten. Erfolg. Obwohl er an den im Selbstverlag erschei- Schubert wurde am 31. Januar 1797 in einem nenden Liederheften sehr gut verdiente, zog er es kleinen Ort in der Nähe Wiens als Sohn des bald vor, die Zusammenarbeit mit kommerziellen örtlichen Schulleiters geboren. Seine musikalische Verleger zu suchen, um von der Arbeit des Vetriebs Begabung trat früh zutage und wurde gefördert. entlastet zu sein. Um die Jahreswende 1822 / 23 Mit elf Jahren wurde ihm eine Stelle als Sänger infizierte sich Schubert offenbar mit Syphilis. Die knabe an der Wiener Hofkapelle zuerkannt, die Krankheit brach Mitte des Jahres aus und es ist mit einem Stipendium für das Wiener Stadtkonvikt davon auszugehen, dass sich Schubert fortan und das Gymnasium verbunden war. Schubert wiederholt Quecksilberkuren unterzog, die mit erhielt hier neben dem Schulunterricht vor allem heftigen Nebenwirkungen verbunden waren. eine umfassende und gründliche musikalische Ende der 1820er Jahre begannen auch Verlage Ausbildung, für die in erster Linie der Hofkapell- außerhalb Wiens, sich für Schuberts Schaffen meister Antonio Salieri verantwortlich war. Salieri zu interessieren, vor allem auch für seine Instru legte den Unterricht Schuberts breit an, zielte mentalwerke. Der Komponist war in ernsthafte darin aber insgesamt auf die Oper ab, und so Verhandlungen eingetreten, als er Anfang Novem- komponierte Schubert in seiner Jugend eine ganze ber 1828 plötzlich schwer erkrankte. Offenbar Reihe von Singspielen und dramatischen Szenen. von den Quecksilberbehandlungen ohnehin Im Alter von siebzehn Jahren schlug Schubert geschwächt, gelang es ihm nicht mehr, sich zu er- zunächst den vom Vater vorgezeichneten Weg holen. Schubert verstarb am 19. November 1828. ein und war ab 1814 an dessen Schule als Hilfs- lehrer tätig, wobei er daneben noch für etwa zwei Jahre seine musikalischen Studien fortsetzte. Das Jahr 1817 brachte eine Wende in Schuberts Leben. 20
BIOGRAFIEN – KOMPONISTEN Wolfgang Tradition und der Entwicklungen der Musik der Gegenwart heraus komponiert. Dabei reicht sein Rihm geistiger Horizont weit über die Musik hinaus, was D auch die immense, von Heraklit bis Heiner Müller er 1952 in Karlsruhe geborene Komponist reichende Liste der von ihm vertonten Dichter Wolfgang Rihm hat ein gewaltiges, über zeigt. 400 veröffentlichte Werke umfassendes Wolfgang Rihms kompositorische Begabung Œuvre geschaffen, das jeden Vergleich sprengt wurde schon während der Schulzeit manifest. und über das selbst Experten längst den Überblick Prägenden Einfluss auf den jungen Komponisten verloren haben. Ein Schlüsselbegriff seines hatte der Unterricht bei Karlheinz Stockhausen, Schaffens ist die künstlerische Freiheit. Wolfgang der künstlerisch geradezu als Antipode Rihms Rihm misstraut ästhetischen Dogmen, dem ganzen gelten kann, dessen unbedingte Konzentration Kanon dessen, was zu einem bestimmten Zeit- und Hingabe an das eigene Schaffen Rihm aber punkt in der Musik erlaubt oder verboten sein soll, inspirierte. Nachdem Rihm in Avantgardekreisen ebenso wie allen Kompositionsmethoden, bei bereits 1976 mit dem Orchesterwerk Sub-Kontur denen das Schaffen von Musik zum blinden großen Eindruck hinterlassen hatte, wurde er Ausführen selbst gesetzter Konstruktionspläne 1978 durch die Uraufführung seiner Kammeroper wird. Seine Ausdruckskraft verbindet sich mit Jakob Lenz an der Hamburgischen Staatsoper einer außerordentlichen Fähigkeit zur plastischen einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Seitdem ist Gestaltung musikalischer Vorgänge. Die aufge- Wolfgang Rihm einer der angesehensten Kompo schlossenen Hörer*innen von Rihms Musik fühlen nisten unserer Zeit, wobei sein Schaffen im sich vom Komponisten gleichsam an die Hand letzten Jahrzehnt einen Schwerpunkt auf Orches- genommen und – so fremd ihnen die musikali- terwerken und Konzerten sowie auf Gedicht- schen Mittel vielleicht sein mögen – sicher geleitet vertonungen zeigte. auf seiner Wanderung durch neuartige Klang Neben seinem musikalischen Schaffen ist welten. Schließlich ist Wolfgang Rihm auch ein Wolfgang Rihm auch ein enzyklopädisch gebilde- eminent reflektierter und theoriebewusster ter, produktiver Autor. Mehrere Bände Schriften Künstler, der aus einer profunden Kenntnis der und Gespräche sind erschienen, die beredt, anschaulich und erhellend von der Musik anderer Komponist*innen und künstlerischen Fragen handeln. Gegen das erklärende Sprechen und Schreiben über die eigenen Kompositionen hat Rihm dagegen einen Widerwillen, auch wenn er sich immer wieder genötigt sieht, entsprechenden Anfragen nachzukommen. Seine Musik soll für sich selbst stehen. Nicht zuletzt hat Rihm auch als Lehrer für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe eine ungewöhnliche Wirksamkeit entfaltet. Viele seiner Schüler*innen von einst sind inzwischen selbst prominente Komponist*innen wie Rebecca Saunders und Jörg Widmann. 21
BIOGRAFIEN – KOMPONISTEN Ludwig van Beethoven Z ur Biographie Ludwig van Beethovens Unterricht bei Joseph Haydn erhielt, bis dieser zu (1770 – 1827) gibt es keinen einfachen seiner zweiten Londonreise aufbrach. Als Bonn Zugang. Dazu gibt es zu viele unser Bild 1794 französisch besetzt wurde, fielen die Zahlun- trübende Klischeevorstellungen und Legenden gen des Kurfürsten aus. Von da an lebte Beethoven bildungen, zu viele zum Teil aberwitzige Hypo als freier Musiker in Wien. In den musikliebenden thesen und Vermutungen über seine Lebens Adelskreisen der Stadt wurde er herzlich empfan- umstände und auch zu viele offene, unlösbar gen und er hatte mit vielen Adeligen über alle scheinende Fragen wie zum Beispiel die nach der Standesgrenzen hinweg zeitlebens freundschaft- Identität der „Unsterblichen Geliebten“. Gleich- lichen Umgang. Dabei machte sich Beethoven zeitig ist die Fülle des biographischen Materials zunächst vor allem einen Namen als Klavierspieler erdrückend – allein die Befassung mit den Briefen und als Improvisator, aber bald schon veröffent- Beethovens ist ein Sonderzweig der Forschung lichte er stetig neue Kompositionen. In einer 1803 von Achtung gebietender Komplexität –, sodass einsetzenden, zentralen Schaffensperiode ent in der Musikwissenschaft die Klage über die standen in unbegreiflich dichter Fülle die Meister Schwierigkeit, eine Beethoven-Biographie zu werke, die wir in erster Linie mit seinem Namen schreiben, allgemein ist. verbinden, wie die Symphonien von der Dritten, Dabei sind die äußeren Fakten seines Lebens der Eroica, bis zur Achten. Beethoven galt nun als im Grunde schmal. Beethoven wurde am 16. oder unbestritten bedeutendster Komponist seiner Zeit. 17. Dezember 1770 in Bonn als Sohn eines ein In den späten 1790er Jahren hatte sich bei fachen Musikers in Verhältnisse geboren, die wir Beethoven erstmals ein Gehörleiden bemerkbar heute mindestens als prekär beschreiben würden. gemacht, das unaufhaltsam voranschritt und bis Nach erstem Musikunterricht beim Vater, der 1820 zur völligen Taubheit führte. Von seiner versuchte, aus seinem Sohn ein Wunderkind nach Umwelt zunehmend isoliert entwickelte Beethoven dem Vorbild Mozarts zu machen, übernahm 1780 Züge eines exzentrischen Sonderlings. Vergällt der Bonner Kapellmeister Christian Gottlob Neefe wurde dem Komponisten das Leben zudem durch die musikalische Unterweisung Beethovens. Der das ständige Feilschen mit seinen Verlegern und Schüler entwickelte sich so schnell, dass er von durch seinen chronisch schlechten Gesundheits- 1782 an in der Bonner Hofkapelle angestellt war. zustand. Von 1815 an kam noch die Sorge um 1787 wurde der Heranwachsende nach Wien seinen Neffen hinzu, für dessen Erziehung sich geschickt, um von Mozart unterrichtet zu werden. Beethoven nach dem Tod seines Bruders ver Der Unterricht musste aber bereits nach zwei antwortlich fühlte. Trotzdem entstand im letzten Wochen abgebrochen werden, weil Beethovens Lebensjahrzehnt ein vergeistigtes Spätwerk, das Mutter schwer erkrankt war. Sie starb wenige zu den absoluten Höhepunkten der Musikge- Wochen nach seiner Rückkehr. Sein Vater versank schichte zählt. Beethoven starb am 26. März 1827. nun vollends im Alkoholismus und Beethoven übernahm die Verantwortung für die Familie. 1792 reiste Beethoven, ausgestattet mit einem Stipendium des Kurfürsten, ein zweites Mal nach Wien, wo er unter anderem für ein gutes Jahr 22
BIOGRAFIEN – INTERPRET*INNEN In diesem spielen sie eine Reihe neuer Arrange- ments romantischer Musik als Begleitmusik für eine Auswahl von Stummfilmen aus den 1920er Jahren wie Tartuffe und Faust von Murnau und Olga La Glace à trois faces von Epstein. Olga Pashchenko ist exklusiv bei Alpha Pashchenko Classics unter Vertrag und hat mehrere von der O Kritik hochgelobte Aufnahmen veröffentlicht, lga Pashchenko ist eine der vielseitigsten darunter Transitions – ein gemischtes Konzert Pianistinnen der Gegenwart. Sie ist auf der programm mit Werken von Johann Ladislaus Orgel, dem Cembalo, dem Hammerklavier Dussek, Ludwig van Beethoven und Felix Mendels- und dem zeitgenössischen Klavier gleichermaßen sohn Bartholdy –, ein Album mit Beethoven- zu Hause. Durch ihre farbenfrohen und hoch Sonaten und zuletzt ein Album mit Dussek-Kon sensiblen Aufführungen von Werken des Barock zerten mit dem Finnish Baroque Orchestra unter bis zur Gegenwart strahlt sie eine dynamische und der Leitung von Alexei Lubimov. Eine Aufnahme leidenschaftliche Virtuosität aus. von Debussys Arrangement von La Mer für Von Bach und Beethoven auf historischen Klavier, vierhändig mit Alexander Melnikov, ist Instrumenten bis hin zu Ligeti auf dem zeitgenös bei harmonia mundi erschienen. sischen Klavier kann Olga Pashchenko auf eine Olga Pashchenko wurde 1986 in Moskau vielbeschäftigte und vielseitige Konzertkarriere geboren und begann ihr Musikstudium im Alter als Solistin, Rezitalistin und Kammermusikerin von sechs Jahren am Gnessin-Institut Moskau zurückblicken. Sie ist regelmäßiger Gast bei bei Tatiana Zelikman. Mit neun Jahren gab sie Festivals für frühe und zeitgenössische Musik, ihren ersten Klavierabend in New York. Sie setzte darunter das Utrecht Early Music Festival, bei dem ihr Studium am Staatlichen Moskauer Peter I. sie 2016 Artist in Residence war, und die Cité de Tschaikowsky-Konservatorium fort und studierte la musique in Paris, wo sie 2016 ihr Debüt hatte. Hammerklavier sowie modernes Klavier bei Musik des 18. Jahrhunderts hat sie mit Orchestern Alexei Lubimov, Cembalo bei Olga Martynova und wie MusicAeterna unter Teodor Currentzis, der Orgel bei Alexei Schmitov. Vor ihrem Studien Meininger Hofkapelle, der Amsterdam Sinfonietta abschluss studierte sie 2014 noch am Conserva mit Alexei Lubimov, dem Collegium 1704 unter torium van Amsterdam bei Richard Egarr. 2017 Václav Luks beim Chopin Festival in Warschau wurde sie als Professorin an die Sweelinck und mit dem Finnish Baroque Orchestra beim Academie des Conservatoriums van Amsterdam Festival des Finnish Radio Symphony Orchestra und an das Königliche Konservatorium in Gent in Helsinki aufgeführt. Zu ihren Kammermusik berufen. partnern zählen Alexander Melnikov, Evgeny Sviridov, Dmitry Sinkovsky und Erik Bosgraaf. Seit 2012 ist sie Hausmusikerin im Bonner Beethoven- Haus und gibt dort regelmäßig Konzerte in der Reihe Bonngasse 20: Musik wie zu Beethovens Zeit. Zu den kommenden Höhepunkten zählen ein Duokonzert in Antwerpen mit Alexander Melnikov sowie ein Solokonzert bei den Moskauer Philharmonikern. Darüber hinaus arbeitet sie dauerhaft mit dem Musiker Jed Wentz zusammen, mit dem sie ein spezielles Filmprojekt realisiert. 23
BIOGRAFIEN – INTERPRET*INNEN Nagano sowie Kirill Petrenko und mit den Regis- seur*innen Andrea Breth, Romeo Castellucci, Frank Castorf, Hans Neuenfels, Johan Simons, Dmitri Tcherniakov und Sasha Waltz zusammen. Besondere Anerkennung verschaffte sich Georg Nigl nicht nur als ausführender Solist zahlreicher Uraufführungen, sondern auch als Impulsgeber für Kompositionen und Publika tionen, unter anderem von Friedrich Cerha, Pascal Dusapin, Georg Friedrich Haas, Wolfgang Mitterer, Olga Neuwirth und Wolfgang Rihm. Georg Nigls kammermusikalisches Repertoire Georg weist ein weites Spektrum vom Barock über die Wiener Klassik bis zu neuester Musik auf – Nigl gemeinsam erarbeitet und aufgeführt mit S Alexander Melnikov, Gérard Wyss und Luca eine tiefgründige und umfassende Aus Pianca. Seine neueste Aufnahme Bach privat einandersetzung mit allen aufgeführten mit Anna Lucia Richter wurde im November 2017 Werken, seine enge Verbundenheit mit dem mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet. Sprechtheater und die damit einhergehende Gewichtung von Text und Rhetorik sowie seine ausdrucksstarken darstellerischen Fähigkeiten auf der Bühne machen Georg Nigl zu einem der am meisten gefeierten Baritone weltweit. Bereits im Kindesalter trat er als Sopransolist der Wiener Sängerknaben auf den bedeutenden Bühnen in Erscheinung. Im Studium bei Kammer- sängerin Hilde Zadek erhielt er weitere wichtige Impulse für seine anschließende Karriere als Bariton. Sein unverwechselbares Timbre, das seinen Figuren spezielles Gesicht verleiht und den besonderen Charakter gibt, führt ihn auf alle wichtigen Opernbühnen. So trat er am Bolschoi- Theater in Moskau, an der Staatsoper Berlin, der Bayerischen Staatsoper in München, dem Théâtre des Champs-Elysées, der Nederlandse Opera in Amsterdam und dem Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel sowie bei Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Festival d‘Aix- en-Provence, der Ruhrtriennale, den Wiener Festwochen und dem Musikfest Berlin auf. Dabei arbeitet er unter Leitung von renommier- ten Dirigenten wie Daniel Barenboim, Teodor Currentzis, Valery Gergiev, Daniel Harding, Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Kent 24
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Das Musikfest Berlin 2019 im Radio und online Deutschlandfunk Kultur – Die Sendetermine 3.9. Di 20:03 Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam Aufzeichnung vom 2.9. 5.9. Do 20:03 BBC Symphony Orchestra Live-Übertragung 7.9. Sa 19:05 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Aufzeichnung vom 1.9. 8.9. So 20:03 Berliner Philharmoniker Live-Übertragung 13.9. Fr 20:03 Münchner Philharmoniker Aufzeichnung vom 10.9. 15.9. So 15:05 „Quartett der Kritiker“ Aufzeichnung vom 31.8. 15.9. So 20:03 Junge Deutsche Philharmonie Aufzeichnung vom 15.9. 17.9. Di 20:03 Israel Philharmonic Orchestra Aufzeichnung vom 16.9. wird als Studioproduktion 21.9. Sa 22:00 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin La Roue in Ausschnitten gesendet 24.9. Di 20:03 IPPNW–Benefizkonzert Aufzeichnung vom 22.9. 26.9. Do 20:03 Ensemble Musikfabrik Aufzeichnung vom 8.9. Deutschlandfunk Kultur ist in Berlin über 89,6 MHz, Kabel 97,50, bundesweit über Satellit, DAB+ und über Livestream auf deutschlandfunkkultur.de zu empfangen. rbbKultur – Die Sendetermine 6.9. Fr 20:04 Konzerthausorchester Berlin Live-Übertragung 21.9. Sa 20:04 Berliner Philharmoniker Aufzeichnung vom 12. / 13. / 14.9. 6.10. So 20:04 Les Siècles Aufzeichnung vom 15.9. rbbKultur ist in Berlin über 92,4 MHz, Kabel 95,35, digital und über Livestream auf rbbkultur.de zu empfangen. Digital Concert Hall – Die Sendetermine 8.9. So 20:00 Berliner Philharmoniker Live-Übertragung 14.9. Sa 19:00 Berliner Philharmoniker Live-Übertragung digitalconcerthall.com 29
Programmübersicht Fr 30.8. Philharmonie 21:00 Pierre-Laurent Aimard I Ausstellungsfoyer Sa 31.8. Kammermusiksaal 17:00 „Quartett der Kritiker“ Eröffnungskonzert Orchestre Révolutionnaire et Romantique Philharmonie Monteverdi Choir 19:00 Sir John Eliot Gardiner So 1.9. Kammermusiksaal 11:00 Alexander Melnikov Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden Rundfunkchor Berlin Philharmonie Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin 18:00 Vladimir Jurowski Mo 2.9. Philharmonie 20:00 Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam Tugan Sokhiev Di 3.9. Philharmonie 19:00 Japanisches Nō-Theater Ensemble der Umewaka Kennōkai Foundation Mi 4.9. Philharmonie 20:00 Ensemble Modern Brad Lubman Do 5.9. Philharmonie 20:00 BBC Symphony Orchestra Sakari Oramo Fr 6.9. Kammermusiksaal 20:00 Pierre-Laurent Aimard II Konzerthaus Berlin Konzerthausorchester Berlin 20:00 Juraj Valčuha Sa 7.9. Philharmonie 19:00 Berliner Philharmoniker Peter Eötvös So 8.9. Kammermusiksaal 17:00 Ensemble Musikfabrik Peter Eötvös (wie 7.9.) Philharmonie Berliner Philharmoniker 20:00 Peter Eötvös 30
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