Medikamente im Straßenverkehr - Mit Chemie den Alltag meistern? Fahrtüchtig nur mit Medikamenten Wenn Sie Medikamente nehmen müssen
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Verkehrsexperten informieren Medikamente im Straßenverkehr Mit Chemie den Alltag meistern? Fahrtüchtig nur mit Medikamenten Wenn Sie Medikamente nehmen müssen
Inhalt Vorwort 4 Mit Chemie den Alltag meistern? 6 Die rechtliche Seite 7 Wie wirken sich Medikamente im Straßenverkehr aus? 9 Fahrtüchtig nur mit Medikamenten 11 Wenn Sie Medikamente nehmen müssen 13 Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen 14 Impressum: Herausgeber: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V., Ressort Verkehr, Hansastraße 19, 80686 München www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr Vertrieb: Die Broschüre kann mit Angabe der Artikelnummer 2831334 direkt beim ADAC e.V., Ressort Verkehr, Hansastraße 19, 80686 München Fax (0 89) 76 76 45 67, E-Mail: verkehr.team@adac.de, bezogen werden. Schutzgebühr: 0,13 €; Einzelexemplare für ADAC Mitglieder kostenfrei, Mengenrabatte auf Anfrage: Telefon (0 89) 76 76 62 71 Download kostenfrei: www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr/ verkehrsmedizin © 2013 ADAC e.V., München Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des ADAC e.V. |3
der Betroffene grundsätzlich nicht in der Lage, aktiv am motorisierten Straßenverkehr teilzunehmen. Solange die- ser Zustand anhält, sollte er sich nicht ans Steuer setzen, um nicht sein Leben und das unbeteiligter Dritter zu ge- fährden! Dem ADAC ist es ein wichtiges Anliegen, allen Betroffenen, die entweder kurzzeitig oder aber auch dauerhaft Arznei- mittel einnehmen müssen, Informationen über verkehrs- relevante Medikamente an die Hand zu geben. Im Zweifels- fall ist jedoch immer der Rat des behandenden Arztes einzuholen. Vorwort Mobilität wird auch im 21. Jahrhundert ein zentrales Ulrich Klaus Becker Thema sein. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte ADAC Vizepräsident für Verkehr lehren uns, dass eine moderne, lebendige Gesellschaft mehr denn je Wert legt auf und auch abhängig ist von Mobilität – dies gilt gleichermaßen für alle Altersgruppen. Der Erhalt der Mobilität gewinnt insbesondere für die ältere Generation an Bedeutung. So wird in den nächsten Jahren der Anteil der aktiven Führerscheininhaber in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich ansteigen. Im Laufe des Lebens stellen sich häufig akute oder chronische Erkrankungen ein, die die Einnahme von Medikamenten entweder vorübergehend oder aber auch lebenslang erforderlich machen. Eine beträchtliche Anzahl gebräuchlicher Arzneimittel schränkt die Fähigkeit ein, Kraftfahrzeuge zu führen. Insbesondere zu Beginn einer Behandlung mit einem neuen Medikament ist mit spürbaren Beeinträchtigungen der eigenen Leistungs- fähigkeit zu rechnen. Diese können sich in Form von Müdigkeit, Schwindel, Unwohlsein oder Reaktionsträgheit bemerkbar machen. Bei Auftreten dieser Symptome ist 4| |5
Mit Chemie den Alltag meistern Zudem haben es einige Medikamente „in sich“: Sie ent- halten Alkohol im zweistelligen Prozentbereich. Medika- Quälende Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, mente und die zusätzliche Einnahme von Alkohol sind eine Muskelverspannungen, Allergien, Verstimmungen – gefährliche Kombination, die unbedingt vermieden werden es gibt viele seelische und körperliche Leiden, und sollte. Das gilt insbesondere für die Teilnahme am Stra- gegen alle scheint ein Kraut gewachsen. ßenverkehr. Der Einfluss der Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol ist nicht absehbar. Daher soll- Über 60 Prozent der von den Apotheken abgegebenen ten Sie auf entsprechende Hinweise im Beipackzettel ach- Packungen werden auf Verordnung eines Arztes erworben. Auch wenn der Pro Kopf Arzneimittelverbrauch rückläufig ten und im Zweifelsfall Ihren behandelnden Arzt fragen. In ist (ABDA -Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbän- jedem Fall soll die eigene Fahrtüchtigkeit hinterfragt wer- de), wurden im Jahr 2012 über 1,36 Milliarden Packungen den. Denn Erkrankungen – wie z. B. Grippe – können die verkauft. Fahrleistung schon allein stark beeinträchtigen. Immerhin werden knapp 40 Prozent davon zur Selbst medikation bezogen. Die rechtliche Seite Oft nehmen Patienten die Medikamente nicht nach Zu den umsatzstärksten Indikationsbereichen der Selbst- Vorschrift des Arztes ein. Das gilt insbesondere für Schlaf- medikation gehörten im Jahr 2012 Schmerz-, Atemwegs-, Magen-Darm- und Hautmittel. und Beruhigungsmittel. Natürlich ist jeder behandelnde Arzt verpflichtet, seinen Patienten über Wirkung und Nebenwirkung des verordneten Medikaments aufzuklären. Doch Vorsicht ist geboten: Aber: Jeder Verkehrsteilnehmer ist für seine Fahrtaug- Im Einzelfall kann die Selbstbehandlung zu Gesundheits- schäden führen. Zudem wissen die meisten Verkehrs- lichkeit eigenverantwortlich. Es gibt kein Gesetz, das die teilnehmer nicht, dass sie unter Umständen nach Einnah- Teilnahme am Straßenverkehr bei Einnahme von Medi- me der Medikamente nicht mehr fahrtüchtig sind. kamenten generell verbietet oder einschränkt. Ob Sie ein Auto oder Motorrad sicher lenken können, müssen Ohne sich der Gefahr nach Medikamenteneinnahme vielmehr Sie vor Antritt einer jeden Fahrt selbst entschei- bewusst zu sein, sind die Verkehrsteilnehmer täglich im den. Besonders dann, wenn Sie Medikamente in Eigen- Straßenverkehr unterwegs: Mit dem Auto, dem Fahrrad regie zu sich nehmen. oder als Fußgänger. Schätzungsweise jeder vierte Unfall Angenommen, Sie sind einem anderen Verkehrsteilnehmer basiert direkt oder indirekt auf der Einnahme von Tablet- ungebremst ins Heck gerast. Wie sich später herausstellt, ten, Kapseln, Tropfen, Säften oder Zäpfchen. Rund ein war kein Alkohol im Spiel, jedoch wurde in Ihrer Blutprobe Fünftel aller Medikamente, die derzeit auf dem Markt sind, ein Beruhigungsmittel (Benzodiazepin) nachgewiesen. haben Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit. Dies gilt ins- Dies kann schwerwiegende Folgen für Sie haben: besondere für solche Präparate, die auf das Gehirn oder Der Kaskoversicherungsschutz erlischt, es drohen das Herzkreislaufsystem wirken! Neben zahlreichen ver- Geldstrafe, Fahrverbot und im schlimmsten Fall sogar eine schreibungspflichtigen Arzneimitteln zählen auch viele der Freiheitsstrafe, wenn jemand schwer oder sogar tödlich frei verkäuflichen (wie Schmerzmittel, Schnupfenspray, verletzt wurde. Hustensaft, Appetitzügler u. a.) zu den verkehrsrelevanten Medikamenten. 6| |7
Achtung Alkohol: Die Kombination von Alkohol mit Medi- Hochempfindliche Analyseverfahren können auch geringste kamenten wie Schlafmitteln oder Psychopharmaka (u. a. Mengen an Medikamentenwirkstoffen im Blut nachweisen. gegen Depressionen) kann gefährlich sein. Auch die Polizei weiß, dass neben Alkohol auch bestimmte Medikamente schuld an einem Unfall sein können. Setzen Sie Medikamente nicht selbstständig ab. Folgende Tipps sollen Sie vor unliebsamen Zwischenfällen Es ist gefährlich zu glauben, ohne Medikamente fahr- schützen: tüchtiger zu sein. So reduzieren starke Schmerzen die Konzentrationsfähigkeit enorm, während bei Sprechen Sie Ihren Arzt oder Apotheker auf das Thema entsprechender Dosierung der Schmerzmittel das Verkehrstüchtigkeit an. Erwähnen Sie auch die rezept- Autofahren durchaus möglich sein kann. freien Medikamente, die Sie zusätzlich zur verordneten Therapie einnehmen. Auch rezeptfreie Arzneien können die Verkehrstüchtigkeit einschränken. Außerdem Generelles Fahrverbot gilt – selbst wenn Sie sich fit fühlen – können diese mit den von Ihrem Arzt verschriebenen in den ersten 24 Stunden nach einer Narkose Medikamenten in Wechselwirkung treten und so für (auch bei ambulanten Operationen). unangenehme Überraschungen sorgen. nach Augenuntersuchungen, bei denen der Arzt die Pupille mit Tropfen weit gestellt hat. Die Augen sind Lesen Sie die Hinweise im Beipackzettel. Beeinträchtigt ein durch die Weitstellung blendempfindlich, die Sehschär- Wirkstoff die Fahrtüchtigkeit, muss dies der Hersteller in fe ist reduziert. der Gebrauchsinformation angeben. bei Einnahme von starken Schmerzmedikamenten (Morphin-Abkömmlinge oder Opioid-Analgetika). Achten Sie auf Warnzeichen für eingeschränkte Fahrtüch- Bei Neu- oder Umstellung einer chronischen Schmerz- tigkeit, vor allem zu Beginn einer Behandlung mit einem medikation spricht der behandelnde Arzt Empfehlungen neuen Arzneimittel oder nach Dosisanpassungen. Alarm- zur Länge einer vorübergehenden oder anhaltenden signale sind z. B. Schwindelgefühle, Benommenheit und Fahruntauglichkeit aus. Müdigkeitsattacken. Halten Sie sich bei Dosierung und Einnahmerhythmus an Wie wirken sich Medikamente die ärztliche Vorgabe. Viele nehmen Schlafmittel nicht im Straßenverkehr aus? abends, sondern erst in der Nacht ein, wenn sie keinen Schlaf finden können. Dann aber kommt es am nächsten Keine Wirkung ohne Nebenwirkung! Wie stark die Tag zum berüchtigten „Hang-over“: Die Müdigkeit kann Nebenwirkung ist, hängt u. a. ab: bis zum Mittag anhalten. Wichtig sind die „richtige“ vom Alter, Geschlecht und Gewicht. Dosierung und die regelmäßige Kontrolluntersuchung beim ob die Einnahme regelmäßig oder sporadisch erfolgt. Arzt, vor allem bei Blut verdünnenden Mitteln (Phenprocou- ob sich der Patient an die Dosierungsvorschriften hält mon, zum Beispiel in Marcumar®). Unterdosierungen oder das Medikament nach eigenem Gutdünken können Thromboembolien, z. B. ins Gehirn (Schlaganfall), einnimmt. hervorrufen. Bei Überdosierung steigt das Risiko für akute ob die Einnahme weiterer Medikamente erfolgt. Blutungen. 8| |9
Bei jedem Menschen fallen die Nebenwirkungen anders Zu zweit stark: Wechselwirkungen von Medikamenten aus. Tatsache ist aber, dass viele Arzneimittel die körper- Verschiedene Medikamente können sich gegenseitig ver- liche und geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Und stärken: Ein Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Diclofenac das kann sich im Straßenverkehr fatal auswirken. in Kombination mit einem Benzodiazepin als Beruhigungs- mittel kann Ihre Reaktionsfähigkeit so stark herabsetzen, Eine gefährliche Beziehung: Medikamente und Alkohol dass Sie in der nächsten Kurve einfach weiter geradeaus Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol fahren. sind vielfältig und häufig. Schnaps, Bier oder Wein dämpfen das zentrale Nervensystem und verstärken Gefährliche Freunde: Wirkstoffe, die auf das zentrale Arzneimittel, die ähnliche Auswirkungen haben. Zudem Nervensystem (Gehirn) wirken können alkoholische Getränke den Abbau von Medikamen- Die in der Tabelle ab Seite 14 aufgeführten Medikamente ten hemmen: Beide können um dasselbe Abbausystem beeinflussen vor allem das Urteilsvermögen, die Selbst konkurrieren. Das bedeutet: Die Medikamente verbleiben kontrolle, Aufmerksamkeit, Konzentration, Sehkraft und im Körper, ihre Wirkungsdauer und -kraft ist dadurch das Reaktionsvermögen. In welchem Ausmaß und über erhöht. Die Konsequenz ist z. B. Konzentrationsschwäche, welchen Zeitraum, das hängt vom Wirkstoff und seiner die zu einer Abnahme der Reaktionsfähigkeit führt. Dosierung ab. Die Auflistung erfolgt alphabetisch nach Die Beruhigungstablette am Morgen und das Gläschen der Wirkstoffklasse. Darunter sind beispielhaft einzelne Bier zu Mittag können am Nachmittag durch ihre Wirkstoffe mit ihrer verkehrsrelevanten Wirkung Wechselwirkung betrunken machen! aufgeführt. Die Wirkung folgender Mittel wird durch Alkohol verstärkt Fahrtüchtig nur mit Medikamenten Mittel gegen Depressionen Bestimmte Patientengruppen, wie Diabetiker, Schmerz- Beruhigungs- und Schlafmittel wie Chloralhydrat, patienten oder Bluthochdruckkranke, können durch Barbiturate und Benzodiazepine die dauerhafte Einnahme spezieller Medikamente ihre Mittel gegen Epilepsie Fahrtüchtigkeit wiedererlangen. Doch sollten sich diese Mittel gegen Psychosen (Neuroleptika) Verkehrsteilnehmer an die verkehrsmedizinischen Richt- Diabetes-Medikamente wie Biguanid-Derivate linien halten. So ist vor allem bei Unterzuckerung die Fahr- oder Insuline, die den Blutzuckerspiegel senken. tüchtigkeit nicht gegeben. Diabetiker, die eine drohende Dadurch kann der Blutzucker gefährlich abfallen. Unterzuckerung nicht wahrnehmen, sind für alle Führer- Salicylate, z. B. Acetylsalicylsäure; bei gleichzeitiger scheinklassen nicht fahrtauglich. Auch ein zu hoher Blut- Einnahme mit Alkohol besteht die Gefahr einer druck kann unbehandelt zu unangemessenen Reaktionen Magenblutung. führen, die letztendlich eine Teilnahme am Straßenverkehr verbieten. Vorsichtsmaßnahme: Prüfen Sie sehr genau, ob sich das Medikament, das Sie einnehmen, mit Alkohol verträgt. Der Beipackzettel gibt Auskunft darüber. Am Besten ist aber: Kein Alkohol bei Einnahme von Medikamenten! 10| |11
Allgemein gilt: Für alle vorgenannten Erkrankungen sind Wenn Sie Medikamente nehmen müssen eine gute medikamentöse Einstellung und regelmäßige Kontrollen beim behandelnden Arzt Grundvoraussetzung F ragen Sie Ihren Arzt und Apotheker nach mög- zum Führen eines Kraftfahrzeugs! Während der Ein- und lichen Nebenwirkungen der Medikamente, die Umstellungsphasen sollte über die Empfehlung, nicht Sie einnehmen müssen. Oft gibt es auch alternative aktiv am motorisierten Straßenverkehr teilzunehmen, Präparate, die für Autofahrer besser geeignet sind. nachgedacht werden, bis eine ausgeglichene Stoffwech- Fragen Sie nach dem verkehrssichersten Medikament. sellage erreicht ist. Aber auch nach diesen Phasen muss Lesen Sie die Packungsbeilage. die ärztliche Therapieführung sichergestellt sein. So Wenn Sie bei verschiedenen Ärzten in Behandlung sind: können Blutdruckschwankungen bei der Therapie eines Sagen Sie jedem Arzt, welche Medikamente Sie bereits hohen Blutdrucks vorübergehend mit Kreislaufproblemen, nehmen. Fragen Sie, ob Sie das neu verordnete wie z. B. Schwindel und Benommenheit, einhergehen. Mittel mit den anderen einnehmen können. Trinken Sie auf gar keinen Fall Alkohol, nicht einmal Stark wirksame Schmerzmittel, wie z. B. Morphin oder ein Gläschen, wenn Sie Arzneimittel nehmen müssen. Opioide, weisen eine besondere Problematik auf. So Wirkung und Nebenwirkung der Medikamente können können gerade zu Behandlungsbeginn akute Ausfall enorm verstärkt und Sie zu einem Sicherheitsrisiko erscheinungen oder das Gefühl von Unwohlsein bzw. im Straßenverkehr werden. Benommenheit auftreten. In einem solchen Zustand Halten Sie sich unbedingt an die verschriebene ist die Fahreignung für alle Führerscheinklassen nicht Dosis und verändern Sie diese nicht, ohne mit Ihrem gegeben. Der behandelnde Arzt wird Ihnen daher nach- Arzt Rücksprache genommen zu haben. drücklich empfehlen, auf das Führen eines Kraftfahr- Nehmen Sie nie unbekannte Medizin, etwa von zeugs zu verzichten. Zudem ist er angehalten, seine Freunden, denen das eine oder andere Pillchen Bedenken, dass Sie evtl. vorübergehend nicht Auto auch schon gut geholfen hat. fahren dürfen, schriftlich zu dokumentieren. Vorsicht auch bei rezeptfreien Mitteln, zum Beispiel Nach Überwindung einer solchen Phase kann ein gegen Schmerzen, Husten, zur Anregung, Beruhigung Patient, der dauernd stark wirksame Opiate bzw. oder Muskelentspannung. Die Wechselwirkungen Opioide einnimmt, geistig und körperlich in der Lage können gefährlich werden, vor allem, wenn sein, ein Fahrzeug zu führen. Allerdings müssen Sie gleichzeitig ein vom Arzt verordnetes Präparat bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, wie z. B. dauerhaft einnehmen müssen, z. B. gegen Bluthoch- ein guter Allgemeinzustand, keine Minderung der druck oder zur Blutverdünnung. Aufmerksamkeit sowie ein stabiler Therapieverlauf. Besonders zu Beginn einer Behandlung mit neuen Medikamenten vorsichtig sein. Wenn Sie jedoch unter der bestehenden Medikation Denken Sie daran, dass viele Schlaf- und Beruhigungs Müdigkeit, Unwohlsein, Benommenheit oder gar Fahrun mittel, die Sie am Abend eingenommen haben, noch sicherheit bemerken, sollten Sie umgehend auf die aktive am nächsten Morgen wirken können. Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr verzichten Setzen Sie sich nicht ans Steuer, wenn Sie das Gefühl und erneut Ihren behandelnden Arzt aufsuchen. haben, Ihr Fahrverhalten könnte durch Medikamente ungünstig beeinflusst sein. Anzeichen sind dafür: Müdigkeit, Schwindel, Aggressivität, Unruhe und Benommenheit. 12| |13
+ = schwach ++ = wenig +++ = mäßig ++++ = deutlich Wirkstoffklasse bzw. verkehrsrelevante Fachinformationen Wirkstoffname Wirkung* Analgetika (Schmerzmittel), zentral und peripher Häufig Kombinationspräparate mit anregenden oder beruhigenden Substanzen. Mit Coffein z. B. machen sie bei nachlassender Wirkung des Coffeins plötzlich sehr müde. Opiate: Morphin, Codein ++ bis ++++ Gefährdung durch Schmerzunempfindlichkeit (Analgesie), Ruhigstellung Opioide: Fentanyl, (Sedierung), bei abruptem Absetzen nach längerfristiger Einnahme ggf. Substitutionsstoffe Auslösung von Entzugssymptomen. (Methadon, Buprenorphin), Oxycodon, Hydromorphon, Tilidin, Tramadol Nicht-Opioide Analgetika: 0 bis ++++ Relativ unbedenklich als Monopräparat; in Kombination mit Salicylate, Phenacetin, Schlafmitteln, Codein oder Coffein bedenklich. Müdigkeit, Schwindel, Propyphenazon Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen, wie z. B. Atemwegsver- Paracetamol krampfungen, Blutdruckabfall bis hin zur Schockreaktion sind möglich. Metamizol COX-II-Hemmer Antiallergika (Mittel gegen Allergien) Diphenhydramin + bis ++ Neuere Präparate sind mittlerweile beinahe nebenwirkungsfrei (z. B. Cetirizin, Promethazin Loratadin). Im Einzelfall können aber auch sie müde machen und/oder das Ketotifen Seh- und Reaktionsvermögen herabsetzen. Cetirizin Dimetinden +++ Clemast Antiasthmatika (Mittel gegen Asthma) Fenoterol Insbesondere bei höherer Dosierung kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme Ipratropiumbromid am Straßenverkehr beeinträchtigt werden. Beclometason Budenosid Theophyllin 14| Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen |15 * Das Risikopotential für einzelne Wirkstoffklassen muss für therapeutische verordnete Arzeneimittel aus klinisch-experimentellen Studien abgeleitet werden. Nicht alle Wirkstoffgruppen wurden hinsichtlich ihres verkehrsrelevanten Gefährdungspotentials, das sich aus der Gesamtanalyse von Wirkungsprofil und vorliegenden experimentellen Arbeiten ergibt, erfasst.
+ = schwach ++ = wenig +++ = mäßig ++++ = deutlich Wirkstoffklasse bzw. verkehrsrelevante Fachinformationen Wirkstoffname Wirkung* Antibiotika (Mittel gegen Infektionskrankheiten durch Bakterien) Cotrimoxazol Das Auftreten einer Kurzsichtigkeit (Myopie) oder einer akuten Psychose ist denkbar, tritt jedoch sehr selten auf. Einschränkung des Reaktionsvermögens ist auch bei bestimmungsgemäßem Ciprofloxacin Gebrauch möglich. Antidiabetika (Mittel gegen Diabetes) Insulin ++ bis +++ Erhöhtes Risiko durch Unterzuckerung (Hypoglykämie) vor allem in Phasen der Neueinstellung und Umstellung: Anzeichen sind u. a. Unruhe, Verwirrtheit, Schwitzen, Zittern, Sehstörungen, Konzentrationsschwäche, Krampfanfälle, Antidiabetika in Tablettenform: evt. Koma Sulfonylharnstoff- Derivate: z. B. Glibenclamid Antiepileptika (Mittel gegen Epilepsie) Clonazepam ++ bis +++ Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit nach längerem anfallsfreiem Beobach- Phenobarbital tungszeitraum von einigen Jahren (abhängig von Art und Häufigkeit der Primidon vorangegangenen Anfälle). Die Medikamente können je nach Dosierung Phenytoin und körperlicher Verfassung stark beruhigend wirken und müde machen, insbesondere ein bis vier Stunden nach der Einnahme. Carbamazepin Valproinsäure Antihistaminika (heben die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin auf) Diphenhydramin + bis ++ Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch können Reaktions- und Ketotifen Wahrnehmungsvermögen durch mehr oder weniger ausgeprägte Sedierung Promethazin negativ beeinträchtigt werden. Antihypertensiva (Mittel gegen Bluthochdruck) Clonidin + bis ++++ Achtung: In Kombination mit Alkohol kann ein Kreislaufkollaps drohen! Prazosin Reserpin Zu Therapiebeginn evtl. ausgeprägter Blutdruckabfall mit Symptomen wie ACE-Hemmer: Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen, Kopfschmerzen, evt. Kreislaufkollaps. Captopril, Enalapril, Lisinopril Kreislauf beeinträchtigende oder sedierende (müde machende) Wirkung durch- Ramipril aus möglich. Insbesondere bei Kombinationspräparaten ist Vorsicht geboten! Calcium-Antagonisten: Nifedipin, Nitrendipin Alle Betarezeptorenblocker können die Reaktionsfähigkeit herabsetzen und Beta(rezeptoren)blocker 0 bis ++ Müdigkeit verursachen, insbesondere zu Therapiebeginn. Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen 16| * Das Risikopotential für einzelne Wirkstoffklassen muss für therapeutische verordnete Arzeneimittel aus klinisch-experimentellen Studien abgeleitet werden. Nicht alle Wirkstoffgruppen wurden hinsichtlich |17 ihres verkehrsrelevanten Gefährdungspotentials, das sich aus der Gesamtanalyse von Wirkungsprofil und vorliegenden experimentellen Arbeiten ergibt, erfasst.
+ = schwach ++ = wenig +++ = mäßig ++++ = deutlich Wirkstoffklasse bzw. verkehrsrelevante Fachinformationen Wirkstoffname Wirkung* Nichtsteroidales Antirheumatikum (Schmerzmittel, die aufgrund ihrer entzündungshem menden Wirkung auch bei der Rheumatherapie eingesetzt werden.) Diclophenac Müdigkeit, Schwindel, Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen, wie z. B. Atemwegsverkrampfungen und Blutdruckabfall bis hin zur Schock reaktion sind möglich. Anorektika (Appetitzügler) Amfepramon Puls- und Blutdruckerhöhungen sind möglich. Sibutramin Erkältungsmittel Dextromethorphan ++ Machen oft müde. Schwindel, Benommenheit und verlängerte Diphenhydramin +++ Reaktionszeit können auch bei sachgerechter Einnahme auftreten. Doxylamin +++ Nervosität und Herzklopfen sind während der Einnahme von Ephedrin + Ephedrin zu beobachten. Koronarmittel (Herzmittel) Isosorbiddinitrat Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens auch bei sachgemäßer Glyceroltrinitrat Anwendung möglich. Molsidomin In verstärktem Maß bei Behandlungsbeginn Abnahme des Reaktionsvermögens. Pentaerythrityltetranitrat Wegen möglicher Blutdrucksenkung kann die Fahrtüchtigkeit herabgesetzt sein. Magen-Darm-Mittel Dimenhydrinat Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens auch bei sachgemäßer Anwendung Metoclopramid möglich. Die Wirkung von Alkohol kann bei Einnahme von Ranitidin verstärkt Randitidin werden. Mögliche Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Verwirrtheits- und Unruhezustände. Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen * Das Risikopotential für einzelne Wirkstoffklassen muss für therapeutische verordnete Arzeneimittel aus klinisch-experimentellen Studien abgeleitet werden. Nicht alle Wirkstoffgruppen wurden hinsichtlich ihres verkehrsrelevanten Gefährdungspotentials, das sich aus der Gesamtanalyse von Wirkungsprofil und vorliegenden experimentellen Arbeiten ergibt, erfasst. 18| |19
+ = schwach ++ = wenig +++ = mäßig ++++ = deutlich Wirkstoffklasse bzw. verkehrsrelevante Fachinformationen Wirkstoffname Wirkung* Narkotika (Mischpräparate bei ambulanten Kurznarkosen, Lokalanästhesien, Allgemein anästhetika) Barbiturate: Risikoerhöhung durch z. T. unterschiedliche Halbwertszeiten und länger z. B. Thiopental ++ bis ++++ anhaltende Beeinträchtigung psychomotorischer Funktionen, vor allem bei Benzodiazepine Einsatz von Wirkstoffkombinationen. Hypnotika: z. B. Propofol Inhalationsanästhetika: z. B. Lachgas Nach ambulanten Operationen gilt ein Lidocain 24-stündiges Fahrverbot! Opioide Ophthalmika (Augenheilmittel) Anticholinergika: Atropin +++ bis ++++ Störungen der Akkomodation, erhöhte Blendempfindlichkeit und/oder Abnahme des Sehvermögens, u. a. wenn der Augenarzt die Pupille zu dia- gnostischen Zwecken weit getropft hat. Cholinergika: Pilocarpin Wirken Pupillen verengend. Werden u. a. bei Glaukomerkrankungen verabrei- cht. Auch bei bestimmungsgemäßer Anwendung kann die Sehleistung und das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr beeinflusst werden. Psychopharmaka Neuroleptika + bis ++++ Dämpfung, Antriebsminderung, Störungen von Psychomotorik und (Therapeutika bei Koordination können die Fahrtauglichkeit einschränken. psychotischen Erkran- kungen): Chlorpromazin, Haloperidol, Thioridazin Antidepressiva Antidepressiva können vor allem bei Therapiebeginn und hoher Dosierung (Mittel gegen Nebenwirkungen hervorrufen, wie z. B. Kreislaufbeschwerden. Gefährdung Depressionen): Trizy- durch Antriebssteigerung oder -dämpfung, Erniedrigung der Krampfschwel- klische Antidepressiva: le. Sedierende Nachwirkungen (Dämpfung des zentralen Nervensystems) Amitriptylin, Desipramin, +++ bis ++++ treten vor allem bei zyklischen Antidepressiva auf. Imipramin, Trimipramin, Doxepin, Dothiepin, Clomipramin + Andere Antidepressiva: Trazodon +++ Maprotilin, Mianserin ++ Amoxapin + Tranquilizer: z. B. +++ bis ++++ Diazepam, Flunitrazepam, Beeinträchtigung des Leistungs- und Reaktionsverhaltens durch dämpfende Oxazepam schlafanstoßende Wirkungskomponente. Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen 20| * Das Risikopotential für einzelne Wirkstoffklassen muss für therapeutische verordnete Arzeneimittel aus klinisch-experimentellen Studien abgeleitet werden. Nicht alle Wirkstoffgruppen wurden hinsichtlich |21 ihres verkehrsrelevanten Gefährdungspotentials, das sich aus der Gesamtanalyse von Wirkungsprofil und vorliegenden experimentellen Arbeiten ergibt, erfasst.
+ = schwach ++ = wenig +++ = mäßig ++++ = deutlich Wirkstoffklasse bzw. verkehrsrelevante Fachinformationen Wirkstoffname Wirkung* Sedativa, Hypnotika (Beruhigungs-, Schlafmittel) Achtung: Einige wirken auch noch am nächsten Tag! Barbiturate und Derivate: +++ bis ++++ Gefährdung durch lange Halbwertszeiten, verbunden mit Anreicherung z. B. Luminal, Carbamazepin im Körper: Auswirkung auf psychomotorische Funktionen. Piperidinderivate Benzodiazepine: z. B. Sedierung, verminderte Konzentrationsfähigkeit und beeinträchtigte Dormicum, Flunitrazepam, Muskelfunktion möglich. Durch die dämpfende Wirkung können auch Midazolam bei bestimmungsgemäßer Anwendung das Reaktions- und Leistungsver- Chloralhydrat mögen negativ beeinflusst werden. Zopiclon Zolpidem Stimulantien (Aufputschmittel) Coffein + bis +++ Häufig in Grippemitteln enthalten! Ephedrin Norpseudoephedrin Stimulantien führen nur kurzfristig zu einer Verbesserung der subjektiv empfundenen Fitness. Mit anregenden Mitteln fährt man risikofreudiger, gefährliche Situationen werden oft unterschätzt. Wenn die Wirkung nachlässt, überfällt einen die große Müdigkeit. Tabelle: Medikamente mit verkehrsrelevanten Wirkungen * Das Risikopotential für einzelne Wirkstoffklassen muss für therapeutische verordnete Arzeneimittel aus klinisch- experimentellen Studien abgeleitet werden. Nicht alle Wirkstoffgruppen wurden hinsichtlich ihres verkehrsrelevanten Gefährdungspotentials, das sich aus der Gesamtanalyse von Wirkungsprofil und vor- liegenden experimentellen Arbeiten ergibt, erfasst. Die in dieser Broschüre aufgeführte Tabelle mit verkehrsrelevanten Medikamen- ten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sollte Ihr Medikament nicht aufgelistet sein, so sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem behandelnden Arzt. Quellen: Rote Liste, Arzneimittelverzeichnis für Deutschland, Rote Liste Service GmbH, ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Die Apotheke, Frankfurt/Main, 2010 Zahlen Daten Fakten 2012, Liskow Druck und Verlag GmbH Schubert W. et al. (Hrsg.), Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung, Hopf G., Rheinisches Ärzteblatt Praxis, Arzneimittel und Fahrtüchtigkeit, Kommentar, Kirschbaum Verlag Bonn, 2. Aufl., 2005, S. 199 2008, Heft 3, S. 15 - 16 Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn Kauert G., vormals Institut für forensische Toxikologie, Klinikum d. J.-W.-Goethe Graurheindorfer Straße 198, 53117 Bonn Universität Frankfurt/Main Tel:+ 49 (0) 2 28 99/6 43 - 81 21/+49 30 18/6 43 - 81 21 Krüger H-P. et al., Medikamenten- und Drogennachweis bei verkehrsunauffälligen Fax: +49 (0) 2 28 99/6 43 - 89 9/+49 30 18/6 43 - 89 96 Fahrern, Roadside Survey 1992 - 1996, Hrsg. Bast, Berichte der Bundesanstalt E-Mail: gbe-bund@destatis.de für Straßenwesen, Mensch und Sicherheit, 1996, Heft M 60 Internet: www.destatis.de Mußhoff, F., Madea, B., CME Continuing Medical Education, Zertifizierte Fortbil- Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. dung, 12, 2007, S. 7 - 14 Hausvogteiplatz 13, 10117 Berlin Rheinisches Ärzteblatt, Arzneimittel und Fahrtüchtigkeit, 2004, Heft 2, S. 10 - 13 Telefon: +49 30 20 604 - 0 Fax: +49 30 20 604 - 222 Email: info@vfa.de Internet: www.vfa.de 22| |23
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