Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber - GUT INFORMIERT über die chronische

 
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Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-
Ratgeber

                             T IN F O R M   IERT
                         G U        chronische
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                           Schilddrüsen
Hashimoto-Thyreoiditis

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                                      Sparte von Merck
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Hashimoto-Thyreoiditis
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Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber
Gut informiert – über die chronische Schilddrüsenentzündung
Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber - GUT INFORMIERT über die chronische
Leben mit der
Hashimoto-Thyreoiditis
Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Schaltstellen im menschlichen Körper.
Die von ihr produzierten Hormone steuern viele Stoffwechselprozesse. Ist ihre
Funktion gestört, geraten Körper und Seele aus dem Gleichgewicht.

Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Wenn
Ihr Arzt bei Ihnen diese chronische Entzündung der Schilddrüse festgestellt hat,
hilft Ihnen die vorliegende Broschüre, Ihre Krankheit besser zu verstehen. Wir
möchten Ihnen mögliche Unsicherheiten im Umgang mit Ihrer Erkrankung und
der Behandlung nehmen.

Bei allen weiteren Fragen wird Sie Ihr Arzt gerne ausführlich beraten.

Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
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Inhaltsverzeichnis

Die Schilddrüse                                            6
Die Schilddrüsenentzündung                                 8
Die Symptome                                               12
  • Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenüberfunktion    12
  • Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktion   12
  • Hashimoto-Thyreoiditis und Geschlechtshormone          15
  • Weitere Autoimmunerkrankungen                          16
Die Diagnose                                               17
  • Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis                17
  • Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen     19
Die Behandlung                                             21
  • Die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis              21
  • Hormontabletten und Wechselwirkungen                   22
  • Hashimoto-Thyreoiditis und Ernährung                   23
Ein gutes Gefühl                                           25
Service                                                    26
  • Glossar                                                26
  • Buchtipps/Internet                                     28
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Die Schilddrüse
    Die Bedeutung der Schilddrüse für den Organismus

    Auch wenn sie sehr klein ist und nur 15 bis 25 Gramm wiegt, hat die Schilddrü-
    se eine zentrale Bedeutung für den Körper. Mithilfe von Jod produziert sie die
    Hormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe rufen
    in den Organen ganz bestimmte Reaktionen hervor und regulieren so viele Stoff-
    wechselprozesse.
    Die Schilddrüse reguliert den Sauerstoffverbrauch, den Zucker-, Fett- und Ei-
    weißstoffwechsel und damit den Energiehaushalt des Körpers. Sie beeinflusst
    den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, Herz und Kreislauf, den Magen-
    Darm-Trakt, die Muskeln und das Nervensystem. Sie reguliert den Mineral- und
    Wasserhaushalt des Körpers und nimmt Einfluss auf die Geschlechtsfunktionen
    des Menschen. Die gesamte körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern
    und Jugendlichen hängt von ihr ab und sie spielt eine wichtige Rolle für die see-
    lische Verfassung des Menschen.
    Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone ausschüttet, werden Grundumsatz und
    Wärmeproduktion gesteigert. Gelangen zu wenig Hormone ins Blut und zu den
    Organen, ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt.

                                                       Epithelkörperchen

                                                                  Arterie

                                                                Kehlkopf

                                                  Schilddrüsenanschnitt

                                                             Schilddrüse
6

                                                                Luftröhre
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Die Schilddrüsenentzündung
    Entzündungen der Schilddrüse

    In der medizinischen Fachsprache spricht man bei einer Schilddrüsenentzündung
    von einer Thyreoiditis. Es gibt verschiedene Formen der Schilddrüsenentzündung:
    akute und chronisch verlaufende.
    Die akuten und subakuten Entzündungsformen heilen in der Regel entweder von
    selbst oder mit Hilfe von Medikamenten aus. Die akute Entzündung der Schild-
    drüse wird meist durch Viren oder Bakterien hervorgerufen. Sie kommt selten
    vor und setzt ein geschwächtes Immunsystem voraus. Auch eine Bestrahlung der
    Halsregion wegen eines Tumors kann zu einer akuten Schilddrüsenentzündung
    führen.
    Die sogenannte subakute Schilddrüsenentzündung tritt meist einige Wochen oder
    Monate nach einer Viruserkrankung (häufig einem Infekt der oberen Luftwege)
    auf. Diese Entzündung, auch Thyreoiditis de Quervain genannt, ist schmerzhaft
    und wird meist von einer Schwellung der Schilddrüse begleitet, außerdem klagen
    die Patienten häufig über Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit.
    Die Symptome können mit antientzündlichen Medikamenten behandelt werden,
    besser ist eine kurzfristige Therapie mit Cortisonpräparaten. Diese beseitigen
    innerhalb weniger Stunden die Schmerzen sowie die Allgemeinsymptome und
    können die Destruktion der Schilddrüse verhindern.
    Die häufigste Ursache für eine chronische Schilddrüsenentzündung ist die Ha-
    shimoto-Thyreoiditis.

    Die Hashimoto-Thyreoiditis

    Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronisch verlaufende Schilddrüsenentzün-
    dung, die meist zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führt. Die Betroffenen
    haben eine familiäre Veranlagung, sodass sich in der Familie meist weitere Fälle
8

    finden.
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Die Erkrankung wurde nach dem japanischen Pathologen und Chirurgen Hakaru
Hashimoto (1881–1934) benannt, der sie als Erster beschrieb. Interessanterweise
erschien seine Arbeit im Jahr 1912 zuerst auf Deutsch, da er einige Jahre in Berlin
und Göttingen gearbeitet hat, bevor er, bedingt durch den Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, wieder nach Japan zurückkehrte.

Der Erstbeschreiber der Erkrankung Hakaru Hashimoto (1881–1934)

Die Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis

Man nennt die Hashimoto-Thyreoiditis auch chronisch lymphozytäre oder au-
toimmune Thyreoiditis, weil ihr eine Autoimmunerkrankung zugrunde liegt. Die
genauen Faktoren, die zum Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis führen kön-
nen, kennt man noch nicht vollständig. Stress, schwere Virusinfektionen oder
Umweltfaktoren (z. B. hohe Zufuhr von Jodid durch Kontrastmittel) können das
Immunsystem bei genetisch veranlagten Menschen stimulieren, sodass eine Ent-
zündungsreaktion ausgelöst wird. Dabei zerstören körpereigene Abwehrzellen
und spezielle Antikörper die Follikelzellen in der Schilddrüse und führen im Laufe
der Zeit zu einer Vernarbung der Schilddrüse.
Hauptbetroffene sind Frauen zwischen 20 und 60 Jahren. Sie erkranken insge-
samt etwa 8- bis 10-mal häufiger als Männer.
                                                                                      9
Die Hashimoto-Thyreoiditis – der Verlauf

     Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Zu Beginn der
     Erkrankung dominieren manchmal kurzzeitig die Symptome einer Schilddrüsen-
     überfunktion (Hyperthyreose), weil durch den Untergang der Schilddrüsenzellen
     vermehrt Schilddrüsenhormone freigesetzt werden. Im weiteren Verlauf entwickelt
     sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), weil die Schilddrüse vernarbt
     und weniger funktionsfähig ist. Prinzipiell lassen sich zwei Formen unterscheiden:

       • die klassische Hashimoto-Thyreoiditis mit Struma (vergrößerter
         Schilddrüse),
       • die atrophische Form, bei der es zu einer Schrumpfung der Schilddrüse
         kommt.

     Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft oft schleichend. Das Allgemeinbefinden wird
     normalerweise zunächst nicht beeinträchtigt.

     Die Erkrankung wird daher meist erst erkannt, wenn ein Großteil der Schilddrü-
     senzellen untergegangen ist und sich die Symptome der daraus resultierenden
     Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar machen.

     Aufgrund der anfänglich schwach ausgeprägten und sehr unterschiedlichen
     Symptome kann es Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt wird.

     Wenn es zu einer Unterfunktion gekommen ist, besteht die Therapie in der Ein-
     nahme von Schilddrüsenhormonen. Nach der richtigen Einstellung mit Schilddrü-
10
senhormonen können die meisten Patienten ein beschwerdefreies Leben führen.
Neben der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es noch eine weitere Autoimmunerkran-
kung, welche die Schilddrüse betreffen kann: die sogenannte Basedow’sche Er-
krankung. Zu diesem Thema finden Sie eine weitere Patientenbroschüre in dieser
Reihe.
                                                                                 11
Die Symptome
     Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenüberfunktion

     Wie schon erwähnt, beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis bei einigen Patienten
     mit Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Durch den
     Entzündungsprozess gelangen vermehrt Schilddrüsenhormone aus den Zellen in
     den Blutkreislauf und es resultiert eine Überfunktion. Dann können sich folgende
     Beschwerden zeigen:

       •   Wärmeunverträglichkeit und warme, feuchte Haut
       •   Haarausfall
       •   Gewichtsabnahme bei gesteigertem Appetit
       •   Nervosität, Schlafstörungen
       •   Unruhe, Zittern
       •   Häufiger Stuhlgang und Durchfall
       •   Herzklopfen, evtl. Bluthochdruck
       •   Zyklusstörungen, Potenzstörungen

     Falls solche Symptome zu Anfang der Hashimoto-Thyreoiditis bestehen, verlau-
     fen sie meist in einer milden Form und werden nicht mit der Krankheit in Verbin-
     dung gebracht. Bei einem Großteil der Patienten bleibt diese Phase aber ganz aus.

     Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktion

     Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenun-
     terfunktion (Hypothyreose). Durch die Entzündung und Zerstörung der Schild-
     drüsenzellen kommt es zu einer langsam einsetzenden, sich immer ausgeprägter
     entwickelnden Schilddrüsenunterfunktion.
12
Folgende Symptome machen sich bemerkbar:

  •   Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen
  •   Trockene, kühle Haut, blass und gelblich
  •   Aufgedunsenes Gesicht, Hände und Füße
  •   Struppiges Haar, Haarausfall, brüchige Nägel
  •   Heisere Stimme, langsame Sprechweise
  •   Verdickung der Zunge
  •   Vergrößerte Schilddrüse
  •   Gewichtszunahme
  •   Langsame Reflexe
  •   Kälteintoleranz, Frieren
  •   Depression
  •   Erhöhtes Schlafbedürfnis
  •   Verstopfung
  •   Zyklusstörungen
  •   Muskelsteife und Muskelschmerzen

Mehr Informationen zum Thema Hypothyreose erhalten Sie in einer weiteren
Broschüre aus dieser Reihe.

                                                                           13
Trockene, strohige Haare
                                      Erhöhtes Schlafbedürfnis

     Antriebsarmut, Leistungsabfall

                                              Kälteintoleranz

Teigige Schwellung der Haut

                                               Gewichtszunahme

                                               Verstopfung

       Brüchige Fingernägel

      Symptome im
      Rahmen einer
      Schilddrüsen-
      unterfunktion
14

      (Hypothyreose)
Hashimoto-Thyreoiditis und Geschlechtshormone

Die Schilddrüse hat auch einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. So besteht ein
enger Zusammenhang zwischen der Steuerung der Schilddrüsen- und der weib-
lichen Geschlechtshormone.
Beide Regelkreise werden von denselben Bereichen des Gehirns gesteuert, näm-
lich von einem Teil des Zwischenhirns (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse
(Hypophyse). (Siehe Abbildung auf Seite 20.)
Störungen des Schilddrüsenhormonhaushalts können sich somit auch auf den
weiblichen Hormonhaushalt auswirken. Folgende Beschwerden bzw. Störungen
kann man beobachten:

  • Zyklusstörungen (verlängerte oder verkürzte Zyklen),
    verstärkte Blutungen, Zwischenblutungen oder Ausbleiben der Blutung
  • unerfüllter Kinderwunsch
  • Erhöhte Fehl- und Frühgeburtsrate
  • Kindliche Missbildungen

Bei Verdacht auf eine solche Störung sollten Sie Ihren Frauenarzt aufsuchen.
Mit der Normalisierung der Schilddrüsenfunktion reguliert sich normalerweise
auch der weibliche Hormonhaushalt und mit ihm der Zyklus, sodass eine normale
Fruchtbarkeit wiederhergestellt ist.
Unabhängig von einem bestehenden Kinderwunsch sollten Sie jedoch in jedem
Fall sicherstellen, dass Ihr Hormonhaushalt – sowohl der Schilddrüsen- als auch
der Geschlechtshormone – wieder ins Gleichgewicht kommt.
                                                                                  15
Weitere Autoimmunerkrankungen

     Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Folge des aus der Balance geratenen Immun-
     systems, das sich gegen körpereigene Organe richtet.
     Bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung können parallel auch andere
     Autoimmunerkrankungen vorliegen bzw. auftreten, z. B.:

       • Vitiligo (sog. Weißfleckenkrankheit)
       • Atrophische Gastritis mit Vitamin-B12-Mangel
       • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
       • Morbus Addison (eine Erkrankung, die mit einer Fehlfunktion
         der Nebenniere einhergeht)
       • Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)
       • Rheumatische Beschwerden
       • Zöliakie/Sprue

     Das bedeutet, dass man bei allen Autoimmunerkrankungen ebenfalls an die
     Autoimmunthyreoiditis denken muss und umgekehrt. Auch alle Allergien kom-
     men häufiger bei Autoimmunerkrankungen vor und umgekehrt; bei Allergikern
     ist die Hashimoto-Thyreoiditis häufiger.
16
Die Diagnose
Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis

In der Eingangsuntersuchung erstellt der Arzt zunächst einen klinischen Be-
fund und nimmt Ihre Krankengeschichte auf. Er dokumentiert Ihre aktuellen
Beschwerden, informiert sich nach anderen Erkrankungen und Medikamenten.
Außerdem ist wichtig, ob in Ihrer Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen vor-
gekommen sind.
Durch Abtasten kann der Arzt eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) fest-
stellen. Eine Struma wird nach ihrer Größe, Beschaffenheit, Verschiebbarkeit,
nach Komplikationen wie Heiserkeit, Atembeschwerden, Druckschmerz sowie
nach dem Zustand der Lymphknoten beurteilt.
Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) stellt der Arzt die genaue Grö-
ße der Schilddrüse fest. Auch verändertes Gewebe kann er erkennen. Insbesonde-
re eine echoarme Schilddrüse oder echoarme (im Ultraschall schwarze) Bereiche
sind typisch und wegweisend für die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis. Die
Untersuchung ist völlig schmerzlos und birgt keine Risiken.

                                                      Sonographischer Querschnitt
                                                      durch eine normale Schilddrüse
                                                      R = Rechter Schilddrüsenlappen
                                                      L = Linker Schilddrüsenlappen
                                                      T = Luftröhre
                                                      V = Vene
                                                      A = Arterie

Mithilfe einer Feinnadelpunktion können in unklaren Fällen Zellen aus der
Schilddrüse entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Die Punktion
geschieht mit einer sehr feinen Nadel und ist in der Regel mit weniger Schmer-
zen verbunden als eine Blutentnahme. Eine örtliche Betäubung ist daher auch
nicht notwendig. Wenn eine Entzündung der Schilddrüse vorliegt, sind mikro-
                                                                                       17

skopisch im Gewebe große Mengen spezieller weißer Blutkörperchen zu sehen.
Diese Lymphozyten werden bei entzündlichen Prozessen im Körper produziert
und dienen der Abwehr.
Mikroskopisches Bild einer normalen Schilddrüse (links) und einer Hashimoto-Thyreoiditis (rechts)

     Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Menge der Schilddrüsenhormo-
     ne sowie wichtiger Botenstoffe im Blut.
     Im Fall der Unterfunktion bei der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es im Verlauf
     der Erkrankung zu einer Verminderung der beiden Schilddrüsenhormone Trijod-
     thyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4). Diese Hormone sind teilweise an Träger-
     stoffe gebunden, teilweise werden sie auch in freier Form im Blut transportiert
     (= fT3 und fT4). Der Arzt misst in der Regel die Menge der freien Hormone. Die
     Werte für das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) sind aufgrund
     des Rückkopplungsmechanismus entsprechend erhöht (s. Grafik Seite 20).

     Die oben erwähnte Verminderung der Schilddrüsenhormone tritt meist erst in
     der Folge auf. Bevor es zu einer Hypothyreose kommt, lassen sich häufig schon
     spezielle Antikörper nachweisen. Im Fall der Hashimoto-Thyreoiditis liegen bei
     90 % der Patienten sogenannte TPO-Antikörper vor. Diese Antikörper richten sich
     gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase (abge-
     kürzt TPO). TPO-Antikörper sind identisch mit der früher verwandten Abkürzung
     MAK (mikrosomale Antikörper). Bei etwa 50 % der Patienten liegen ebenfalls stark
     erhöhte Werte für die sogenannten Tg-Antikörper vor, die sich gegen ein von der
     Schilddrüse hergestelltes Protein richten, das Thyreoglobulin (abgekürzt Tg).
     Die Blutuntersuchung allein reicht oft für die Diagnose nicht aus, weil die Werte
     für die Antikörper sehr stark schwanken können. Für die Diagnose wegweisend
     ist neben dem Nachweis der genannten Antikörper die auffällige Echoarmut im
18

     Schilddrüsensonogramm.
Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen

U/l =    Units (Einheiten) pro Liter
µg =     Mikrogramm oder millionstel Gramm (10-6)
U/ml =   Units pro Milliliter
ng =     Nanogramm oder milliardstel Gramm (10-9)

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Werte nur zur
Orientierung dienen. Die Normwerte können von Labor zu Labor schwanken. Ihre
Ergebnisse sollten immer nur mit den Normwerten des jeweiligen Labors vergli-
chen werden.

Hormon                  Referenzbereich
T3                      0,9 –1,8 ng/ml (1,4 – 2,8 nmol/l)
fT3                     3,5 – 8,0 ng/l (5,4 –12,3 pmol/l)
T4                      5,5 –11,0 µg/dl (77–142 nmol/l)
fT4                     0,8 –1,8 ng/dl (10–23 pmol/l)
TSH                     0,4 – 4,0 mU/l

TPO-Antikörper
200 U/ml               positiv (weist auf Hashimoto-Thyreoiditis hin, kann
                        auch bei Morbus Basedow erhöht sein)

TRAK-Antikörper
2 U/l                  positiv (weist Morbus Basedow nach)
Gehirn

Hypothalamus                              TRH

Hypophyse                                          TSH

                                                Stimulation
            Hemmung

                               Stimulation
                                                TSH stimuliert
                                                die Produktion
                                                von T4 und T3

                                                                 Schilddrüse braucht
                                                                 Jod, um die Hormone
                                                                 T4 und T3 zu
                                                                 produzieren
               T4 und T3     T4 und T3
                erhöht       erniedrigt

                                                    Abgabe der
                      Blutspiegel                   Hormone ins Blut
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Die Behandlung
Die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis

In manchen Fällen beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis mit einer Überfunktion
(Hyperthyreose). Zum Teil wird dann eine Therapie mit Schilddrüsenblockern zur
Normalisierung der Stoffwechsellage durchgeführt. Engmaschige Blutkontrollen
sind nötig, da die Überfunktion meist nur vorübergehend besteht.
Wenn im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis ein Hormonmangel (Hypothyre-
ose) eingetreten ist, gilt es, diesen auszugleichen. Die fehlende Menge an Schild-
drüsenhormonen muss dann in Form von Tabletten eingenommen werden. Ihr
Arzt bestimmt die richtige Dosis, abhängig von Ihren Symptomen und Untersu-
chungsergebnissen sowie Ihrem Alter und Gewicht. Die Therapie muss meist für
den Rest des Lebens beibehalten werden und darf nicht unterbrochen werden,
da sich sonst schnell wieder ein Hormonmangel einstellt. Bei einer regelmäßigen
Einnahme der Schilddrüsenhormone können die meisten Patienten mit Hashi-
moto-Thyreoiditis beschwerdefrei leben.

Bei der täglichen Einnahme des Schilddrüsenhormons in der richtigen Dosierung
sind keine Nebenwirkungen zu befürchten, denn die Tabletten gleichen nur den
natürlichen Mangel in Ihrem Körper aus. Es wird normalerweise mit der Gabe
geringer Mengen von Schilddrüsenhormonen begonnen, um die Dosis dann
langsam zu steigern. Es ist wichtig, den Hormonspiegel lebenslang regelmäßig
zu kontrollieren – zu Beginn der Therapie alle 4 bis 6 Wochen, nach erfolgreicher
Einstellung 1- bis 2-mal im Jahr. Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen
muss auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit weitergeführt und gege-
benenfalls angepasst werden.
Eine Operation der Schilddrüse wird bei der Hashimoto-Thyreoiditis nur selten
vorgenommen. Nur bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, bei einem sehr
                                                                                     21

störenden Schilddrüsenwachstum oder bei schweren Krankheitsverläufen wird
die Schilddrüse operativ teilweise oder ganz entfernt.
Hormontabletten und Wechselwirkungen

     Bevor Sie mit einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beginnen, sprechen
     Sie bitte mit Ihrem Arzt über bestehende Vorerkrankungen. Er sollte auch über
     alle Medikamente informiert sein, die Sie zu sich nehmen. Das gilt insbesondere
     für Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Wenn Sie Diabetiker sind, kann
     es sein, dass Sie Ihre Insulindosierung anpassen müssen. Schilddrüsenhormone
     regen den Kreislauf an und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Deshalb sollten Sie zu
     Beginn der Hormonbehandlung den Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren.

     Auch hochdosierte Calcium- und Eisenpräparate und magensäurebindende Me-
     dikamente können bei gleichzeitiger Einnahme mit Schilddrüsenhormonen zu
     einer Wirkungsabschwächung des Präparates führen. Bitte nehmen Sie Ihre Cal-
     cium- und Eisenpräparate sowie magensäurebindende Medikamente zeitversetzt
     ein (mind. 2 Stunden Abstand). Ähnliches gilt für Mittel zur Senkung hoher Blut-
     fette oder erhöhter Kaliumkonzentrationen im Blut. Hier sollte der Einnahmeab-
     stand 4 – 5 Stunden betragen.

     Wenn Sie Medikamente einnehmen, welche die Magensäure blockieren wie Pro-
     tonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), oder aber eine atrophische Gastritis vor-
     liegt, muss die Dosierung von Schilddrüsenhormonen erhöht werden. Auch bei
     einer Infektion durch Helicobacter pylori ist die Aufnahme vermindert (z. T. sind
     Dosissteigerungen über 20 % bis 30 % nötig).

     Bei Einnahme östrogenhaltiger Medikamente kann der Bedarf an Schilddrüsen-
     hormonen steigen. Auch in der Schwangerschaft muss die Schilddrüsenhormon-
     einnahme erhöht werden.

     Schilddrüsenhormone müssen nüchtern eingenommen werden, da die Magen-
     säure notwendig ist für die Aufnahme.

     Es gibt noch weitere Medikamente, die die Wirkung der Schilddrüsenhormone
     beeinflussen können. Lesen Sie in jedem Fall die Gebrauchsinformation Ihres ver-
22

     ordneten Schilddrüsenpräparates durch und fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie sich
     unsicher sind.
Hashimoto-Thyreoiditis und Ernährung

Schilddrüsenhormone regen den Stoffwechsel an und bewirken eher eine Ge-
wichtsabnahme. Andererseits können sie auch den Appetit steigern. Bei normaler
Nahrungsaufnahme dürfte das Körpergewicht stabil bleiben.
Um eine ausreichende Versorgung mit Jodid zu gewährleisten, wird im Allge-
meinen eine ausgewogene, jodreiche Ernährung empfohlen. Auch Patienten mit
Hashimoto-Thyreoiditis können Jodsalz verwenden und Fisch essen. Die Erkran-
kung kann durch die in der Nahrung enthaltene Menge an Jod nicht beeinflusst
werden.

                                                                                 23
Von Jodtabletten oder Kombinationspräparaten von Jod und Schilddrüsenhor-
     monen ist jedoch abzuraten, da die Jodidaufnahme der entzündeten Schilddrüse
     blockiert ist und möglicherweise Jodid in hohen Dosen (mehr als 500 µg) zu einer
     verstärkten Entzündung führen kann.

     Eine Ausnahme hiervon bilden Schwangere und stillende Frauen. Sie haben ei-
     nen erhöhten Jodbedarf, da sie auch das Kind mit Jod versorgen müssen. Ein
     Jodmangel kann beim ungeborenen Kind und beim Säugling schwerwiegende
     Entwicklungsstörungen verursachen. Wie andere Frauen in der Schwangerschaft
     sollten Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig Seefisch essen, viel
     Milch trinken und jodiertes Speisesalz verwenden. Um eine ausreichende Jodver-
     sorgung zu gewährleisten, kann zudem die tägliche Einnahme von Jodidtabletten
     notwendig sein. Wenn keine Beschwerden oder Anzeichen für eine Entzündung
     vorliegen, sollten täglich 100 µg Jod eingenommen werden. Sprechen Sie in je-
     dem Fall mit Ihrem Arzt.

     Ein neuer möglicher Therapieansatz ist eine Einnahme von Selen. Selen ist wie
     Jodid ein essenzielles Spurenelement. Selen schützt die Schilddrüsenzellen vor
     Sauerstoffradikalen, die ständig in der Schilddrüse gebildet werden, und verbes-
     sert die Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Selen vermag offensichtlich den
     chronischen Entzündungsprozess in der Schilddrüse einzudämmen.
     Die hierfür notwendige empfohlene Selenmenge beträgt 200 µg Selen pro Tag.
     Insbesondere bei Patienten mit ausgeprägter entzündlicher Aktivität und hohen
     TPO-Antikörpertitern kann die Behandlung mit Selen sinnvoll sein. Sprechen Sie
     darüber mit Ihrem behandelnden Arzt.
24
Schilddrüse OK –
ein gutes Gefühl
Mit dieser Broschüre konnten wir sicherlich viele Ihrer Fragen zur Hashimoto-
Thyreoiditis beantworten. Je mehr Sie über Ihre Erkrankung wissen, desto besser
können Sie die Symptome erkennen, die Therapie verstehen und aktiv an der
Behandlung mitwirken.
Im Serviceteil finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen rund
um die Erkrankung. Dort gibt es auch weiterführende Adressen, unter denen Sie
Informationen erhalten oder sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
Das persönliche Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens sollte alle Unklarheiten
und Unsicherheiten beseitigen. Lassen Sie sich dort umfassend beraten.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer
Schilddrüse alles Gute!

                                                                                   25
Service
     Glossar

     Antikörper             Eiweißstoffe, die vom Immunsystem des Körpers ge-
                            bildet werden, um Eindringlinge wie Viren und Bakte-
                            rien abzuwehren

     Autoimmunerkrankung Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers Anti-
                         körper gegen sein eigenes Gewebe bildet

     Hashimoto-Thyreoiditis Autoimmunerkrankung, die zur chronischen Entzün-
                            dung der Schilddrüse mit Untergang von Schilddrü-
                            sengewebe führt. Damit kommt es langfristig zu ei-
                            ner Schilddrüsenunterfunktion

     Hormon                 Substanz, die von einem Organ oder in einem Gewe-
                            be gebildet wird und die Funktion von einem oder
                            mehreren Organen steuert

     Hyperthyreose          Schilddrüsenüberfunktion

     Hypophyse              Hirnanhangdrüse. Diese Drüse überwacht die wich-
                            tigsten Körperfunktionen mittels Hypophysenhormo-
                            nen wie z. B. TSH. So erfährt die Schilddrüse, welche
                            Menge an Hormonen sie bilden muss

     Hypothyreose           Schilddrüsenunterfunktion

     Jodid                  Essenzielles Spurenelement, das die Schilddrüse zur
                            Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht
26

     Kropf                  Struma, vergrößerte Schilddrüse
Morbus Basedow          Autoimmunerkrankung, die mit Überfunktion, Schild-
                        drüsenvergrößerung und Augenbeschwerden einher-
                        geht

Schilddrüse             Eine endokrine Drüse, die sich normalerweise vorne
                        am Hals befindet. Sie produziert die Hormone T3 und
                        T4, die den Stoffwechsel der Körperzelle regulieren

T3                      Trijodthyronin, ein Hormon, das drei Jodatome im
                        Molekül enthält. Geringe Mengen davon werden in
                        der Schilddrüse produziert, der größere Teil wird aus
                        T4 in den Geweben gebildet

T4                      Thyroxin, das Haupthormon, das von der Schilddrüse
                        produziert wird. Es enthält vier Jodatome im Molekül

Thyreoiditis de Quervain Eine subakute Form der Schilddrüsenentzündung

Thyroxin                T4 ist das wichtigste Hormon, das die Schilddrüse
                        produziert. Es wird auch medikamentös zugeführt,
                        um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu behandeln
                        und so fehlendes körpereigenes T4 zu ersetzen

TPO-Antikörper          Antikörper gegen ein bestimmtes Enzym der Schild-
                        drüse. Kommen bei Hashimoto-Thyreoiditis und z. T.
                        beim Morbus Basedow vor

TSH                     Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Wird in der Hy-
                        pophyse gebildet. Gibt der Schilddrüse den Befehl,
                        Schilddrüsenhormone zu bilden. Die von der Schild-
                        drüse produzierten Hormone werden dann direkt ins
                        Blut abgegeben und der notwendige Hormonspiegel
                        im Blut aufrechterhalten
                                                                                27
Buchtipps/Internet

     Buchtipps

     Schilddrüse: Mehr wissen, besser verstehen:
     Der Weg zur sicheren Diagnose und den besten Therapien (broschiert)
     Lothar-Andreas Hotze (Autor)
     Verlag: Trias; Auflage: Erstauflage (23. April 2008)
     ISBN-10: 3830434278
     ISBN-13: 978-3830434276

     Schilddrüse – Krankheitsbild und Therapie:
     Fortbildung kompakt (broschiert)
     Johannes Böck (Autor), Frank Dombeck (Autor)
     Verlag: Govi-Verlag; Auflage: Erstauflage (29. April 2009)
     ISBN-10: 3774110999
     ISBN-13: 978-3774110991

     Schilddrüse: Mehr Vitalität durch eine gesunde Schilddrüse (broschiert)
     Fritz Spelsberg (Autor), Thomas Negele (Autor)
     Verlag: Hirzel, Stuttgart; Auflage: 7., unveränderte und neu gestaltete Auflage
     (1. Juli 2008)
     ISBN-10: 3777615846
     ISBN-13: 978-3777615844

     Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis: Ein Ratgeber (broschiert)
     Leveke Brakebusch (Autor), Armin Heufelder (Autor)
     Verlag: Zuckschwerdt; Auflage: 3., Aufl. (REV). (1. August 2007)
     ISBN-10: 388603917X
     ISBN-13: 978-3886039173
28
Ernährungsratgeber Schilddrüse: Genießen erlaubt (broschiert)
Sven-David Müller-Nothmann (Autor), Christiane Weißenberger (Autorin)
Verlag: Schlütersche; Erstauflage (5. Oktober 2007)
ISBN-10: 3899935411
ISBN-13: 978-3899935417

Hilfreiche Internet-Adressen rund um die Schilddrüse

www.autoimmun.org
www.forum-schilddruese.de
www.die-schmetterlinge.de
www.hashimotothyreoiditis.de
www.jodmangel.de
www.schilddruese.net
www.schilddruesenliga.de

                                                                        29
30
31
Gut informiert – Ihr Service-Paket
   von Merck Serono

                            Ihr Schilddrüsenoperations-Ratgeber
                                              erations-Ratgeber

                            Ihr Radiojodtherapie-Ratgeber
                                               e-Ratgeber

                            Ihr Morbus Basedow-Ratgeber
                                             w-Ratgeber

                            Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber
                                             reoiditis-Ratgeber

                            Ihr Hypothyreose-Ratgeber
                                             Ratgeber

                            Ihr Schilddrüsen-Ratgeber
                                              atgeber
   Hashimoto-Thyreoiditis

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Merck Serono GmbH
                                                                                                             W820439

64201 Darmstadt
www.schilddruese.net
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