BMF im Praxiseinsatz Entwicklung einer Integrationsschnittstelle für Content-Management-Systeme
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0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 230 METADATEN Within the scope of a diploma thesis at BMF im Praxiseinsatz Institut für Rundfunktechnik (IRT), a content-management software-interface was developed for Bayerischer Rundfunk Entwicklung einer Integrationsschnittstelle für (BR) in Munich. The interface extracts data Content-Management-Systeme and transforms it into Broadcast Metadata exchange Format (BMF). This article Für das Content-Management-System (CMS) des Bayerischen Rundfunks in München (BR) wurde considers the application of metadata in im Rahmen einer Diplomarbeit am Institut für Rundfunktechnik eine Softwareschnittstelle ent- IT-based TV-production and gives a short worfen, die Daten extrahiert und in die Struktur des Datenmodells ‘Broadcast Metadata ex- introduction into data models as well as the change Format’ (BMF) transformiert. Der Beitrag stellt zunächst den Einsatz von Metadaten in construction of object-relations in UML. der IT-gestützten Fernsehproduktion vor und gibt eine kurze Einführung in Datenmodelle sowie The BMF data model and the FESAD-based die Darstellung von Objektbeziehungen in UML. Vorgestellt werden das Datenmodell BMF und metadata model deployed at BR are das auf FESAD (Fernseharchivdatenbank) basierte Metadatenmodell beim BR. Es folgt ein Aus- explained. Aspects of the interface zug aus der Spezifikation der Schnittstelle, die die Definition von Zugriffsmethoden und das specification, including data-mapping, are Mapping der Daten umfasst. also described. Einführung Der Austausch von Daten nimmt darin ei- SAD, die in der ARD im Einsatz ist. FESAD ent- ne zentrale Rolle ein. Doch es geht bei Weitem hält Metadaten einer großen Anzahl von Pro- Arbeitsabläufe der Fernsehproduktionstech- nicht nur um die Weitergabe reiner Nutzdaten, duktionen. Redakteure können FESAD als Re- nik zeichnen sich häufig durch eine hohe der Essenz, die beispielsweise ein Video dar- cherchemöglichkeit für Bild- und Tonmaterial Komplexität und über viele Jahre gewachsene stellt, sondern auch um Daten zur Beschrei- von Partneranstalten einsetzen. Strukturen aus. Oft ist eine Vielzahl von Syste- bung dieser Essenz (zum Beispiel Name des men unterschiedlicher Hersteller im Einsatz, beteiligten Kameramanns, technischer Auf- deren Zusammenwirken immer neue Heraus- bau einer Sendung oder Rechteverwertungs- Grundlagen forderungen an die Planer stellen. informationen). Solche Daten, die andere Da- Metadaten in der IT-gestützten Durch die ständig wachsende Leistungs- ten beschreiben, nennt man Metadaten. Fernsehproduktion fähigkeit der Informationstechnik (IT) findet Bislang liegen Metadaten in den Rund- jedoch zurzeit ein Umbruch in der Gestaltung funkanstalten in unterschiedlicher Struktur Die Anforderungen, denen Metadaten im Rund- der Arbeitsabläufe von Rundfunkanstalten vor, sodass ein Austausch nicht ohne weiteres funk genügen müssen, definieren sich durch statt. Immer mehr Prozesse und Anwendun- möglich ist. Aus diesem Grund entwickelte die bekannten Arbeitsprozesse im Fernsehen: gen können kostengünstiger und effektiver das Institut für Rundfunktechnik (IRT) das Es gilt, Produktion, Verteilung, Sendung und Ar- durch IT-Systeme realisiert werden. Schon ‘Broadcast Metadata exchange Format’ (BMF), chivierung des Inhalts innerhalb einer Produk- heute produzieren führende Fernseh- und das diesen Austausch ermöglicht. Mit der ent- tionsumgebung zu beschreiben. Mit jedem Pro- Rundfunkanstalten rein digital und unter Ein- wickelten Schnittstelle sollte nun ein erster duktionsschritt entstehen dabei neue Informa- satz vernetzter Produktionsmittel. Schritt zur praktischen Anwendung von BMF tionen, die auf die Essenz verweisen. getan werden. Bild 1 zeigt beispielhaft den Workflow ei- Für das Content-Management-System ner Fernsehproduktion und den zugehörigen (CMS) des Bayerischen Rundfunks (BR), das Umgang mit Metadaten. Wo früher begleiten- unter anderem Metadaten der Fernsehpro- de papierbasierte Dokumente, zum Beispiel duktionsumgebung enthält, wurde eine Inte- MAZ-Karten protokolliert und mit den Medien grationsschnittstelle zu BMF entwickelt, die mitgeführt wurden, können diese Informatio- in naher Zukunft implementiert werden soll. nen heute digital – entweder in zentralen Da- Mit der Schnittstelle sollen Metadaten des tenbanken oder zusammen mit der Essenz – CMSs angefordert und konform zum Daten- abgespeichert werden und stehen so fortwäh- modell BMF ausgegeben werden können. Die- rend zur Verfügung. M. Hofmeister se sollen dann von externen Anwendungen Im TV-Bereich lassen sich Metadaten da- Dipl.-Ing. (FH) Marius Hofmeister ist wis- (zum Beispiel Schnittsystemen) genutzt und her definieren als alle „erforderlichen Daten“, senschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl weiterverarbeitet werden. Voraussetzung da- die eine effiziente und weitgehend automati- für Rechnerarchitektur der Universität Tü- für ist natürlich, dass diese Anwendungen sierte Verarbeitung von Nutzdaten (Video, Au- bingen. Er studierte Audiovisuelle Me- ebenfalls BMF als Schnittstelle implementiert dio, Zusatzdaten), deren Verwaltung und Spei- dien an der Hochschule der Medien, haben. cherung sowie den Austausch zwischen betei- Stuttgart. Der Beitrag basiert auf seiner Es geht jedoch nicht nur um eine den spe- ligten Verarbeitungsprozessen und den Nut- am Institut für Rundfunktechnik verfas- zifischen Anforderungen des BRs angepasste zern ermöglichen [2]. sten Diplomarbeit. Schnittstelle. Das Metadatenmodell des BRs Metadaten lassen sich grob in zwei Grup- basiert auf der Fernseharchivdatenbank FE- pen einteilen (s. [3]): 230 5/2007 FKT
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 231 AKTUELLES FKTG FACHINFORMATIONEN BERICHTE SERVICE – Technische Metadaten beschreiben die Das Element, das an eine Raute grenzt technische Struktur der Essenz, das (Klasse 2 im Bild 2), ist stets das referenzie- heißt, Informationen zu deren Zu- rende Element. Die farbliche Darstellung der sammensetzung, Signal- und Speicherei- Raute gibt Auskunft über die Referenzierungs- genschaften. Beispielhaft können hier art. Diese graphische Notation stützt sich auf die Bittiefe eines Videosignals oder die den UML-Standard. Anzahl der Audiokanäle zu einem Video- Bild 3 stellt eine umgekehrte Referenzie- file genannt sein. rung dar, die in BMF häufig angewendet wird. – Deskriptive Metadaten beschreiben die Erkennbar sind eine Klasse Programme (Sen- redaktionell-inhaltliche Struktur der Es- dung) und ihre zugehörige Klasse Content- senz, wie zum Beispiel Angaben zu den InstanceList, die die technischen Metadaten Teilnehmern einer Produktion oder Ver- einer Sendung enthält. schlagwortung für eine spätere Volltext- Im ersten Beispiel (s. Bild 3) besteht zwi- suche. schen den Klassen eine Komposition. Wer die Klasse Programme implementiert, muss in Datenmodelle diesem Fall auch immer die Klasse Content- Im Beitrag ist die Rede von Datenmodellen, InstanceList implementieren. Ist das nicht er- zwischen denen eine Abbildung, also ein wünscht, wie zum Beispiel bei komplexeren Mapping, stattfindet. Der Begriff Datenmodell Klassen, die nicht immer für die Verwendung repräsentiert dabei eine Menge von Elemen- der Klasse Programme relevant sind, ist es ten (Entitäten) und deren Beziehungen unter- möglich, eine umgekehrte Referenzierung zu einander. wählen. In diesem Fall referenziert die Klasse In diesem Fall geht es um unterschiedli- ContentInstanceList auf die Klasse Program- che Formen von Datenmodellen. Das an FE- me (Aggregation). SAD orientierte Datenmodell des BR liegt als Dieser Mechanismus hat zur Folge, dass ‘Entity Relationship Diagram’ (ERD) vor, das bei Übertragung eines Objektes vom Typ Pro- vor allem im Bereich von relationalen Daten- gramme im Falle der umgekehrten Referen- banken Anwendung findet. Es liefert Informa- zierung etwaige Objekte vom Typ ContentInst- tionen über die eingebundenen Elemente, Ta- anceList nicht mitgeliefert werden. Für die bellen genannt, und deren Beziehungen Praxis heißt das, dass für diesen Anwen- untereinander. dungsfall eine Art Containerklasse implemen- Das Datenmodell BMF lag zu Beginn als tiert werden muss, die beide Objekte enthält. ERD-Entwurf vor und wird gerade Stück für Stück in ein objektorientiertes Modell über- Bild 1. Metadaten im Fernsehproduktions- führt. Objektorientierte Modelle geben zu- BMF workflow (Beispiel) sätzlich zu den im ERD vorhandenen Informa- BMF wurde zur Schaffung einer einheitlichen, tionen Auskunft über Vererbungsbeziehungen standardisierten Struktur von Metadaten ent- sowie Aggregations- und Kompositionsbezie- wickelt. Ziel dieser Entwicklung war, sich von hungen zwischen Objekten. proprietären Insellösungen bei einzelnen ERD-Tabellen finden ihre Entsprechung in Rundfunkanstalten zu lösen und einen pro- den Klassen des objektorientierten Modells. blemlosen Metadatenaustausch zwischen Einzelne Datensätze der ERD-Tabellen Produktionshäusern unter Verwendung unter- („Stammdaten“) finden ihre Entsprechung in schiedlicher Applikationen zu ermöglichen. Objektinstanzen einzelner Klassen. Gleichzeitig sollten die schon vorhandenen ‘Inhouse’-Metadaten ohne Abstriche in BMF Referenzierungen überführt werden können. Bild 2. Aggregation und Komposition Zum Verständnis der folgenden Klassenmo- Am Beginn der Entwicklung stand die sys- delle sei hier der Unterschied zwischen den tematische Analyse der Arbeitsabläufe ver- Referenzierungsarten Aggregation (Weak-Re- schiedener Rundfunkanstalten der ARD. Da- ference) und Komposition (Strong-Reference) bei wurden die Produktionsformen News, Ma- erläutert. Sie beschreiben die Beziehung von gazin und Feature untersucht. Ein Teilergebnis Klassen und Objekten untereinander. dieser Analyse, die vereinfachte Darstellung Eine Aggregation zeichnet aus, dass das von Produktionsprozessen, ist im Bild 4 dar- abhängige Element (Klasse 1 im Bild 2) auch gestellt. ohne das Gegenüber existieren kann. In einer Aus den Anforderungen, die diese Ar- Komposition hingegen setzt eine Existenz des beitsabläufe an die zu verwendenden Meta- abhängigen Elementes immer die Existenz daten stellen, wurde als erste Struktur ein lo- Bild 3. Umgekehrte Referenzierung des Gegenübers voraus. gisches ERD-Modell gebildet, das jedoch nicht 5/2007 FKT 231
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 232 METADATEN durch die Klasse Abstract_Shot und die von ihr abgeleiteten Klassen repräsen- tiert, macht Angaben zu deskriptiven Metadaten eines Produktionselementes. Als Produktionselemente werden Rohma- terial, Szene, Beitrag und Sendung be- zeichnet. – Technischer Teil: Im Modell vor allem durch die Klasse ContentInstance – oder besser „physikalische Realisierung und Speicherung“ – repräsentiert, macht An- gaben zu den technischen Metadaten ei- nes Produktionselementes. Hierbei ist zu beachten, dass in BMF der re- daktionelle Teil zu Programmplanungszwe- cken auch ohne technischen Teil existieren kann, der technische Teil jedoch nicht ohne den redaktionellen. Hierarchieebenen Zur näheren Beschreibung von Programmbe- standteilen hat sich die hierarchische Be- schreibung als vorteilhaft erwiesen. Sie konn- te teilweise aus FESAD übernommen werden. Dabei werden die Produktionselemente Roh- material, Szene, Beitrag und Sendung unter- schieden, die wiederum weitere Elemente enthalten können. Ein Produktionselement Sendung kann somit verschiedene Beiträge enthalten, die sich wiederum aus Szenen oder direkt aus Rohmaterial zusammensetzen kön- Bild 4. Beispielhafter Prozessablauf für eine Fernsehproduktion [2] nen (Bild 5). Mithilfe dieser Elemente lassen sich die zur Realisierung in Datenbanken vorgesehen wurde. Diese Kompatibilität wurde im Rah- Strukturen der oben genannten Produktions- ist. Vielmehr sollte dieses Datenmodell in der men der Diplomarbeit untersucht. formen News, Magazin und Feature (als szeni- Übertragung von Metadaten Anwendung fin- Weitere Grundlagen für BMF bilden das sches Element) nachbilden. Auch Sendungs- den können. Dort haben sich in der Vergan- Regelwerk „Fernsehproduktion der Fernseh- genheit zwei Vorgehensweisen bewährt: Das betriebsleiter-Konferenz“ (FSBL-K), das Pflich- Material Exchange Format (MXF) ermöglicht tenheft für Video-Filetransfer, sowie eine Liste die Übertragung von KLV-codierten Metadaten von relevanten Metadaten der EBU-Projekt- zusammen mit ihrer Essenz. Die Übertragung gruppe P/AGTR [2]. ohne Essenz geschieht zumeist über XML. Die Umsetzung des BMF-Datenmodells in Die in MXF verwendeten Metadaten wur- ein objektorientiertes Klassenmodell ist der den durch DMS-1, dem ‘Descriptive Metadata vorerst letzte Entwicklungsschritt von BMF Schema’-1, in der SMPTE 380M standardi- und steht kurz vor der Fertigstellung im IRT. siert. DMS-1 galt als wichtiges Kriterium für Das Klassenmodell ergänzt das Entitätenmo- die Entwicklung von BMF. Um die Metadaten- dell um Vererbungsbeziehungen sowie Kom- Kompatibilität von MXF und BMF sicherzustel- positions- und Aggregationsbeziehungen. len, wurde am IRT eine weitere Diplomarbeit Das ist unter anderem die Voraussetzung für durchgeführt, die die Transformation des Da- die Integration von BMF als ‘Descriptive Meta- tenmodells BMF in das implizite Datenmodell data Scheme’ (DMS) in MXF. von MXF zum Gegenstand hatte [3]. Eine weitere wichtige Anforderung an die Aufbau BMF-Entwicklung war es, problemlosen Da- tenaustausch zum Datenbankmodell FESAD Grundsätzlich lässt sich BMF in zwei Teile glie- sicherzustellen, das bei vielen öffentlich- dern: Bild 5. Hierarchische Struktur zur rechtlichen Rundfunkanstalten implementiert – Redaktioneller Teil: Im Modell vor allem Beschreibung von Produktionselementen 232 5/2007 FKT
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 233 AKTUELLES FKTG FACHINFORMATIONEN BERICHTE SERVICE Bild 6. Vererbungs- Paket ‘Productionelements’ hierarchie der Produktionselemente Beispielhaft sei hier das Paket Productionele- ments vorgestellt, da es das oben erläuterte Konzept der Hierarchieebenen objektorien- tiert abbildet. Im Paket finden sich die als Pro- duktionselemente (Abkürzung: PE) bezeichne- ten Klassen Programme (Sendung), Item (Bei- trag), Scene (Szene) und Shot (Rohmaterial), die Auskunft über hierarchische Zusammen- setzungen geben. Diese Produktionselemente sind durch eine Vererbungshierarchie miteinander ver- bunden (Bild 6). Abstract_Shot ist die Basis- klasse, von der sich alle anderen Produktions- elemente ableiten. Sie bieten daher diesel- ben Attribute und Methoden wie Abstract_Shot an und ergänzen diese um die für sie spezifischen Eigenschaften. Produk- tionselemente haben deskriptive Metadaten als Attribute, wie zum Beispiel Titel, Arbeitsti- tel und Angaben zum Sachinhalt. Um Hierarchieebenen unter Produktions- elementen darzustellen, haben die Elemente ein Array von Elementen vom Typ Essence- Track (Bild 7). Diese Tracks repräsentieren ein einzelnes Signal (zum Beispiel eine Audio- spur), haben eine eigene Identifikationsnum- mer (TrackID) und genau eine EssenceSe- quence. Dieses Konstrukt der (1:1-)Beziehung wurde aus Kompatibilitätsgründen zu MXF übernommen. Die EssenceSequence defi- niert Signaldauer (Duration), Signalart (Data- Definition) und referenziert eine bis beliebig viele von der abstrakten Klasse EssenceSour- gruppierungen werden durch die hierarchi- – Staffeln kennzeichnen sich dadurch, dass ceReference abgeleitete Klassen. Diese refe- sche Aufteilung möglich. Dabei unterscheidet sie Elemente enthalten, die für Serien renzieren auf untergeordnete Produktionsele- BMF zwischen Serien, Reihen und Staffeln. oder Reihen gemeinsam produziert wur- mente und deren Elemente vom Typ Essence- – Serien kennzeichnen sich dadurch, dass den. Track und enthalten die Attribute Startzeit- die Handlung einer Folge auf der Hand- Eine abschnittsweise Beschreibung von Pro- punkt (DestinationStartPosition), Dauer des lung der vorhergehenden Folge aufbaut. grammbestandteilen geschieht durch soge- Beitragsausschnitts (DestinationDuration) – Reihen kennzeichnen sich dadurch, dass nannte Sequenzen. Sie ermöglichen eine auf sowie dessen Platzierung im übergeordneten die Handlung eines Elements in sich ab- jedes Signal abgestimmte Zuordnung von des- Produktionselement (StartPosition, Dura- geschlossen ist. Reihen können sowohl kriptiven Metadaten, zum Beispiel können für tion). Bild 7 zeigt beispielhaft den Aufbau ei- einzelne Sendungen als auch Serien ent- einzelne Bildsequenzen die darin mitwirken- nes Produktionselementes Programme, das halten. den Schauspieler angegeben werden. sich aus einem Produktionselement Item zu- sammensetzt. Digitales BR-Archiv Zu den Komponenten des BR-Archivs gehören ein Zentral- und Archivspeicher, ein Content- Management-System (CMS), ein Automations- system und eine FESAD-Datenbank, die zum Materialaustausch zwischen ARD-Anstalten gepflegt wird. Über einen Mausklick können Video-Metadaten aus dem CMS nach FESAD Bild 7. Struktureller Aufbau einer Sendung mit einem Beitrag exportiert und anderen Rundfunkanstalten 5/2007 FKT 233
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 234 METADATEN Es zeigte sich, dass das BR-Datenmodell CONTAINER angegeben. Dort werden auch zwar große Übereinstimmung zu FESAD hat, zwei zusammengehörige „Dokumentarische jedoch auch einige wesentliche Abweichun- Einheiten“ (DU) verknüpft. Durch Kombina- gen, die an dieser Stelle jedoch nicht behan- tion eines für die Rundfunkanstalt spezifi- delt werden. Im Vordergrund steht hier die Ab- schen Schlüssels (STATION) und eines DU- bildung des Datenmodells FESAD, das als ERD spezifischen Schlüssels (KEY) lässt sich eine vorliegt. DU eindeutig bestimmen. In den graphischen Abbildungen zur Da- tentransformation werden die Modelle als Ob- Schnittstellenarchitektur jektdiagramme dargestellt, um einen einfa- chen Vergleich zu ermöglichen. Sollen Daten aus dem CMS des BRs über die entworfene Schnittstelle extrahiert werden, so werden diese zunächst mit den Zugriffsme- Bild 8. Beispielhafter Auszug der FESAD- FESAD thoden angefordert und CMS-intern über Cor- Datenstruktur Im Mittelpunkt der Fernseharchivdatenbank ba verarbeitet. Ein Webservice stellt im näch- FESAD steht eine „Dokumentarische Einheit“ sten Schritt eine XML-Datei in AXF-Struktur zur zur Verfügung gestellt werden. Redakteure ko- (DU), die eine Sendung, einen Beitrag oder ei- Verfügung, die als SOAP-Nachricht transpor- operierender Anstalten recherchieren in die- ne Sequenz repräsentieren kann. Sie liegt als tiert wird (Bild 10). ser Datenbank nach Videomaterial, das zur Datensatz in der Tabelle DU vor und hat weite- Die Struktur dieser Nachricht wird in der Weiterverwendung angefordert werden kann. re auf sie referenzierende Datensätze anderer hier entwickelten Schnittstelle zu BMF trans- Über manuellen Ex- und Import können FE- Tabellen, die deskriptive und technische formiert. Anwendungen, die eine BMF-Schnitt- SAD-Datensätze auch in das CMS importiert Metadaten enthalten. Je Tabelle können so stelle haben, erhalten so eine dem BMF-Stan- werden. mehrere (0...n) auf eine DU bezogene Daten- dard entsprechende XML-Datei mit den aus sätze existieren (Bild 8). Es sei angemerkt, dem CMS extrahierten Informationen. dass es sich im Beitrag immer um die aktuelle Verwendetes Metadatenmodell Variante namens FESADneu handelt, wenn Das Metadatenmodell des CMS im BR setzt von FESAD die Rede ist. auf einer relationalen Datenbank auf und wur- Weiterhin ist es in FESAD möglich, hierar- Anforderungen de aus firmeninternen Erwägungen der Her- chische Zusammensetzungen unter Doku- Um den Entwurf der Schnittstelle an objektive stellerfirma Blue Order nicht veröffentlicht, mentarischen Einheiten darzustellen. So kann Kriterien zu koppeln, wurden vom BR Anforde- das heißt, lag auch dem Autor dieser Diplom- eine DU vom Typ Sendung aus (0...n) Beiträ- rungen gestellt, die es zu erfüllten galt. arbeit nicht vor. Es basiert jedoch auf FESAD, gen bestehen und ein Beitrag wiederum aus Eine dieser Anforderungen lautete: der Fernseharchivdatenbank, die in den öf- (0...n) Sequenzen. Die Einbindung einer DU in – Eine „Dokumentarische Einheit“ (DU) soll fentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten entwi- eine Übergeordnete geschieht mittels der Ta- mitsamt aller Datensätze anderer Tabel- ckelt und über viele Jahre den Anforderungen belle CONTAINER. Dort werden Position (TC) len, die Informationen über sie enthal- dieser angepasst wurde. und Dauer (DURATION) der eingebundenen ten, extrahiert werden können. Dazu Der Ex- und Import von CMS-Metadaten DU sowie die DU-Elemente selbst zählt auch die hierarchische Zusammen- geschieht über das proprietäre AXF-Format, (PARENT_KEY, CHILD_KEY) angegeben. setzung dieser DU bis zur ersten Hierar- das auf XML basiert. Um die tatsächliche Im Bild 9 hat eine DU vom Typ Beitrag ei- chieebene. Das heißt, dass die zu der DU Übereinstimmung des BR-Datenmodells zu ne DU vom Typ Sequenz, die über einen fest- in Beziehung stehenden, weiteren Ele- FESAD zu überprüfen, wurden eine AXF-Bei- gelegten Zeitabschnitt deskriptive Metadaten mente vom Typ DU ebenfalls zurückgege- spieldatei und eine XSLT-Datei vergleichend (zum Beispiel Angaben über im Bild erschei- ben werden sollen. Die Datensätze ande- analysiert, wobei letztere die Transformation nende Drehorte) in der Tabelle CONTENT ein- rer Tabellen, die diese Elemente der er- eines FESAD-Datenexports nach AXF und da- bindet. Die Dauer des Zeitabschnitts, für den sten Hierarchieebene beschreiben, sol- mit ins BR-Datenmodell beschreibt. die Metadaten gelten, wird in der Tabelle len je nach Wunsch mit zurückgegeben Bild 9. Hierarchieebenen in FESAD Bild 10. Schnittstellenarchitektur am CMS des BRs 234 5/2007 FKT
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 235 AKTUELLES FKTG FACHINFORMATIONEN BERICHTE SERVICE werden oder nicht. Die DU soll durch An- mationen zu DU-Objekten zu identifizie- Datentransformation gabe eines weltweit eindeutigen Identi- ren und auszugeben. Übergabeparame- fiers ausgewählt werden können. ter der Methode ist ein eindeutiger Iden- Aufgrund der nun bekannten relevanten Über- tifier vom Typ UUID (Universally Unique gabeparameter und Rückgabewerte der Zu- Identifier) oder GUID (Globally Unique griffsmethoden konnte das Mapping, also die Entwurf der Schnittstelle Identifier), der die DU selektiert. Rückga- Abbildung dieser Rückgabewerte erfolgen. In Basierend auf den gesammelten Anforderun- bewert der Methode ist ein Objekt vom FESAD vorliegende Informationen wurden in gen wurde die Schnittstelle dann entworfen. Typ PEFull. UUID und GUID sind 128 bit der hier entwickelten Schnittstelle nach BMF Zunächst wurden Zugriffsmethoden mit Über- Identifikatoren, die, wenn gemäß dem transformiert. gabeparametern und Rückgabewerten defi- Standard ISO/IEC 9834-8:2005 erzeugt, Die für den Rückgabewert der Funktionen niert. Die Transformation der ausgegebenen als weltweit eindeutig innerhalb aller getPEFull und getPEStandard relevante DU Daten in das BMF-Modell schloss den Entwurf GUIDs bzw. UUIDs angesehen werden wird im BMF auf Objekte vom Typ SinglePEFull der Schnittstelle ab. können. bzw. SinglePEStandard abgebildet, die – getPEStandard(Identifier): PEStandard wiederum in Objekten vom Typ PEFull und Die Methode getPEStandard dient dazu, PEStandard enthalten sind. Zugriffsmethoden Informationen zu DU-Objekten zu identi- Die Klasse SinglePEFull unterscheidet Die für die oben genannte Anforderung rele- fizieren und auszugeben. Die Methode sich von SinglePEStandard darin, dass sie die vanten Zugriffsmethoden werden im Folgen- deckt sich im Wesentlichen mit getPEFull, Informationen aller FESAD-Tabellen enthält, den dargestellt. Die Struktur ihrer Rückgabe- überträgt jedoch weniger Informationen die sich auf die Tabelle DU beziehen, während werte ist BMF-konform, ihr Informationsum- der hierarchisch verknüpften Produk- SinglePEStandard nur Informationen der Ta- fang entspricht den aus dem CMS des BRs tionselemente. Übergabeparameter der belle DU selbst enthält (Bild 11). extrahierten Daten, die in AXF-Struktur vorlie- Methode ist ein eindeutiger Identifier Die Rückgabewerte der oben genannten gen. vom Typ UUID oder GUID, der die DU se- Zugriffsmethoden, Objekte vom Typ PEFull und – getPEFull (Identifier): PEFull lektiert. Rückgabewert der Methode ist PEStandard, enthalten Informationen zur an- Die Methode getPEFull dient dazu, Infor- ein Objekt vom Typ PEStandard. geforderten DU (PE) und ein Array von hierar- . XentauriX ® Immer die richtige Lösung für Sie! 22.-24.05.07 in Köln Stand: K18 Der XBL Broadcast Logger bietet TV- und Radio-Logging mit bis zu 200 Kanälen von SD- bis HD-Qualität auf Basis der XentauriX-Technologie, mit der auch Anwendungen wie IPTV, Mo- bileTV und E-Learning möglich sind. artec technologies AG | Mühlenstraße 15-18 | D-49356 Diepholz | Tel. (05441) 59 95-0 | Email: info@artec.de | www.artec.de 5/2007 FKT 235
0220_Hofmeister.qxd 20.04.2007 13:05 Uhr Seite 236 METADATEN Bild 11. Klassen PEFull und PEStandard chisch untergeordneten Produktionselementen (SubPEList). Das ist notwendig, da in dem an- geforderten Produktionselement PE lediglich Aggregationen auf hierarchisch untergeordnete Produktionselemente bestehen. Der Unter- schied zwischen den Klassen PEStandard und PEFull ist, dass die Elemente der SubPEList unterschiedlichen Typs sind (s. Bild 11). Im Folgenden wird das Mapping zweier FESAD-Tabellen auf BMF beispielhaft darge- Bild 12. Mapping der hierarchischen Abbildung von Produktionselementen stellt. Das spezifische BR-Datenmodell wird hierbei nicht betrachtet. Mitwirkenden (zum Beispiel: Regie) und damit Zusammenfassung und Ausblick Hierarchische Abbildung die Einordnung dieser Tätigkeit in eine der Ka- Während in FESAD die hierarchische Zu- tegorien Urheber, Produzent, Mitwirkende Im Rahmen einer Diplomarbeit am IRT [4] wur- sammensetzung einer DU über eine Tabelle und Sonstige. de eine Schnittstelle zum Mapping der am namens CONTAINER geregelt ist, übernehmen Die Tätigkeitskategorien werden in BMF Austausch von Metadaten beteiligten Daten- in BMF die von EssenceSourceReference ab- als Ableitungen der abstrakten Klasse Partici- modelle gemäß den vom BR gestellten Anfor- geleiteten Klassen diese Aufgabe. Zur Ver- pant realisiert (zum Beispiel: Production derungen entwickelt. Die Schnittstelle kann deutlichung ist im Bild 12 eine „Sendung mit Staff). In den abgeleiteten Klassen werden die im nächsten Schritt implementiert, also prak- Beitrag“ in FESAD und BMF dargestellt. Tätigkeitsbeschreibungen der Teilnehmer tisch umgesetzt werden. Das gilt sowohl für über festgelegte Wertelisten (Enumeration- den BR als auch für andere, auf FESAD basie- Urheber, Produzent, Mitwirkende Lists) zugeordnet (zum Beispiel: Attribut Pro- rende Systeme. (APC) ductionStaffFunktion). Für BMF war die Diplomarbeit ein erster Die FESAD-Tabelle APC wird in BMF auf das Pa- Eine Kontaktliste (ContactList) ermöglicht Praxistest und der Kompatibilitätsnachweis ket Participant abgebildet. Bild 13 stellt die den direkten Zugriff auf alle Beteiligten einer auf das weit verbreitete FESAD-Modell der Modellierung einer Person und einer Organi- Produktion. Eine Teilnehmerliste (Participa- ARD. Eine SMPTE-Standardisierung von BMF sation dar, die in der Produktion die Aufgaben tionList) gibt Auskunft über die Tätigkeit eines für deskriptive Metadaten des „Material Ex- der Regie bzw. Produktion übernehmen. Beteiligten. Diese Trennung ist sinnvoll, wenn change Formats“ (MXF) ist als konsequenter Das FESAD-Attribut TYPE der Tabelle APC beispielsweise ein Mitwirkender mehrere Schritt vorgesehen. Im Sinne der gewünsch- spezifiziert die Tätigkeitsbeschreibung des Funktionen ausfüllt. ten Schnittstellenkompatibilität scheint es er- strebenswert, BMF nun schrittweise in der Praxis einzusetzen. Ziel sollte sein, BMF als Bild 13. Mapping von herstellerunabhängigen, soliden Standard zu zwei Mitwirkenden etablieren, um den problemlosen Austausch von Metadaten zu ermöglichen. Schrifttum [1] De Jong, A.: Metadaten in der audiovisuellen Pro- duktionsumgebung. FKT, Nr. 8-9/2001, S. 485…495, 2001. (deutsche Fassung herausgege- ben vom IRT, Redaktion: A. Heller) [2] Ebner, A.: Austausch von Metadaten – BMF. Tech- nischer Bericht B193/2005, Institut für Rund- funktechnik, München, 2005. [3] Zimmermann, R.: Transformation des Datenmo- dells BMF in das implizite Datenmodell von MXF. Diplomarbeit, Technische Universität Ilmenau, Juni 2006. [4] Hofmeister, M.: Entwurf einer Integrationsschnitt- stelle für Content-Management-Systeme basie- rend auf dem Datenmodell BMF. Diplomarbeit, Hochschule der Medien Stuttgart, September 2006. 236 5/2007 FKT
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