MEGATRENDS DER IMMOBILIENMÄRKTE IN DEUTSCHLAND - Global Markets Real Estate - Global Markets Real Estate: Megatrends der ...
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Redaktionsschluss: 1. April 2014 Verantwortlich für den Inhalt: Deutsche Hypothekenbank Ansprechpartner Andreas Pohl · phone + 49 511 3045-310 · email: andreas.pohl@deutsche-hypo.de Prof. Dr. Günter Vornholz · phone + 49 511 3045-640 · email: guenter.vornholz@deutsche-hypo.de (V. i. S. d. P.; Markt-Analyse) www.Deutsche-Hypo.de
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Gliederung Management Summary 4 1. Megatrends 5 2. Megatrendcluster I: Demografische Entwicklung 6 2.1 Charakteristika der demografischen Entwicklung in Deutschland 6 2.2 Wohnimmobilien 8 2.3 Büroimmobilien 9 2.4 Einzelhandelsimmobilien 10 3. Megatrendcluster II: Wertewandel der Gesellschaft 11 3.1 Gesellschaftlicher Wertewandel als Megatrend 11 3.2 Wohnimmobilien 13 3.3 Büroimmobilien 15 3.4 Einzelhandelsimmobilien 16 4. Megatrendcluster III: Technologischer Fortschritt 17 4.1 Der technologische Fortschritt 17 4.2 Wohnimmobilien 18 4.3 Büroimmobilien 18 4.4 Einzelhandelsimmobilien 19 3
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Management Summary Artikel und Berichte über die kurzfristigen nungen werden aber für diese Märkte die Entwicklungen dominieren die Analysen Herausforderungen der Zukunft sein. der Immobilienmärkte und der Immobilien- wirtschaft, sie verdecken jedoch, dass diese Der Wertewandel ist ein dynamischer, kom- stark von langfristigen Entwicklungstrends, plexer Prozess, der für die Immobilien- den Megatrends, beeinflusst werden. Die wirtschaft und -märkte stetig sich verän- Planungs- und Entwicklungsphase sowie die dernde Rahmenbedingungen mit sich bringt. Nutzungsdauer von Immobilien erstrecken Gerade bei der Entwicklung der Zahl der sich über sehr lange Zeiträume, wodurch Haushalte spielt der Megatrend Individuali- langfristige Entwicklungen an Relevanz ge- sierung eine wichtige Rolle. Hieraus folgen winnen. Ohne die Berücksichtigung dieser auch Veränderungen für die (Büro-)Arbeits- langfristigen Trends, können Immobilien welt, die in Verbindung mit dem Trend zu u.U. nicht vermietbar oder veräußerbar sein. Nachhaltigkeit zu neuen Anforderungen für Von daher beschäftigt sich diese Ausgabe die Immobilienmärkte und -objekte führen. der Global Markets Real Estate mit ausge- wählten Megatrends, von denen wir meinen, Der technologische Fortschritt schafft neue dass diese die langfristigen Perspektiven der Möglichkeiten, aber auch Herausforderun- Immobilienmärkte nachhaltig beeinflus- gen für die Immobilienwirtschaft. Von den sen werden. Dabei wurden die Trendcluster Technikern werden viele Möglichkeiten ge- Demografische Entwicklung, Wertewandel schaffen, die aber nicht alle umgesetzt wer- und Technologischer Fortschritt gebildet, den können, weil sie zum einen von den welche eine Analyse der jeweiligen Wir- Nachfragern nicht gewollt sind und zum kungen auf die Immobilienmärkte verein- anderen oft niemand bereit ist, dafür zusätz- fachen. lich zu bezahlen. Gerade in der Wohnungs- wirtschaft bestehen durch die Digitalisie- Die demografische Entwicklung führt lang- rung hohe Potenziale, die aber nur begrenzt fristig zu drastischen Veränderungen der realisiert werden. Dieser Prozess ist in der Rahmenbedingungen für die Immobilien- Arbeitswelt bereits viel weiter fortgeschrit- märkte. Die Deutschen werden kurzgefasst ten, aber nicht abgeschlossen. Das Büro der weniger, älter und bunter, wobei sich diese Zukunft wird ein anderes Gesicht haben Trends regional sehr differenziert zeigen. als die heute noch immer weit verbreiteten Bei den Büroimmobilienmärkten wird sich klassischen Büroformen. Auch der Markt sehr deutlich der Rückgang beim Angebot für Einzelhandelsimmobilien wird durch an Arbeitskräften bemerkbar machen, was die immer weitere Durchdringung der Ge- heute schon unter dem Stichwort Fach- sellschaft durch moderne Informations- und arbeitskräftemangel diskutiert wird. Auf- Kommunikationstechnologien beeinflusst grund der Flexibilität und Anpassungs- werden. fähigkeit der Arbeits- und auch Büromärkte wird hier an den Top-Standorten mit wei- Die Megatrends führen zu vielfältigen Ein- terem Wachstum der Bürofläche gerechnet, flüssen auf die Immobilienwirtschaft und schwieriger wird sich die Entwicklung an -märkte. Diese sind von den Marktteilneh- peripheren Standorten gestalten. Der Ein- mern zu antizipieren, damit sie nachhaltig zelhandel wird sich bei der Konzeption der erfolgreich agieren können. Läden an den Erfordernissen älterer Men- schen ausrichten müssen. Die Wohnungs- märkte werden weniger stark betroffen sein, da hier die Anzahl der Haushalte als die be- stimmende Größe der Nachfrage noch län- gerfristig mindestens konstant bleiben wird. Regional unterschiedliche Trends wie auch barrierefreie und damit altersgerechte Woh- 4
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland 1. Megatrends ausgegangen, dass ein Megatrend 30 Jahre oder länger anhält. Er ist dabei nicht auf ein- zelne Lebensbereiche einer Gesellschaft be- Eine Immobilie stellt, unabhängig von der schränkt, sondern wirkt sich in unterschied- Nutzungsart, ein langlebiges Wirtschafts- licher Stärke auf verschiedenste Felder aus. gut dar, welches für den Bau, die Nutzung Auch in regionaler Hinsicht lässt sich ein und den Abriss einen hohen Ressourcen- Megatrend kaum abgrenzen, da er oft globale bedarf aufweist. Maßgebend für den wirt- Auswirkungen hat. Die einzelnen Regionen schaftlichen Erfolg eines Objektes ist dessen oder auch Kulturen werden allerdings nicht Nutzungsmöglichkeit über den gesamten alle zur gleichen Zeit in ähnlicher Weise be- Lebenszyklus, wobei sich die Anforderun- einflusst, so dass Megatrends globale Vertei- gen für die Nutzungsmöglichkeiten stetig lungsmuster aufweisen. verändern. Für diese Veränderungen sind kurzfristige Modeerscheinungen kaum rele- Das Frankfurter Zukunftsinstitut unter- vant, vielmehr hängen sie von langfristigen scheidet in seiner „Megatrend map“ insge- gesellschaftlichen Entwicklungen ab. samt elf Trends, die wiederum verschiedene Dimensionen aufweisen. Bedingt durch die- Diese langfristigen Entwicklungen oder Ent- se Mehrdimensionalität und die zusätzlich wicklungsmuster werden in der Trendfor- existierenden Interdependenzen zwischen schung auch als Megatrends bezeichnet. Ein einzelnen Bestandteilen und den Megatrends Trend beschreibt dabei allgemein zunächst selbst ist es kaum möglich, einen einzelnen die langfristige Richtung einer Entwicklung, Megatrend isoliert hinsichtlich seiner Wir- auf deren Basis dann eine Prognose erstellt kungen zu untersuchen. Für die vorliegen- werden kann. Kurzfristige Abweichungen de Studie wurden daher drei übergeordnete von diesem Pfad beeinflussen die grundsätz- Trendcluster gebildet, deren Auswirkungen liche Richtung dabei nicht. auf die Immobilienmärkte in Deutschland analysiert werden sollen (vgl. Schaubild 1). Der Begriff Megatrend wurde Anfang der Dies sind die demografische Entwicklung, 1980er-Jahre von John Naisbitt geprägt. Er der Wertewandel der Gesellschaft und beschrieb Megatrends als langfristige sozi- schließlich der technologische Fortschritt. ale, ökonomische, politische und technolo- gische Veränderungen, welche die Entwick- Die demografische Entwicklung einer Ge- lung einer Gesellschaft zwischen sieben und sellschaft ist eine der wichtigsten Bestim- zehn Jahren (oder länger) prägen. In der heu- mungsgrößen für deren langfristige Ent- tigen Trendforschung wird zumeist davon wicklung. Hier sind sowohl zahlenmäßige Megatrends des 21. Jahrhunderts Wertewandel Individualisierung Nachhaltigkeit Bildung Female Shift Technologischer Demografische Fortschritt Entwicklung Globalisierung Gesundheit Connectivity Urbanisierung Mobilität Silver Society New Work Schaubild 1 Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Zukunftsinstitut GmbH 5
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Veränderungen relevant als auch Struktur- verschiebungen in Richtung auf eine Silver 2. Megatrendcluster I: Society. Das wiederum löst Entwicklungen Demografische Entwicklung wie die Renaissance der Städte im Zuge der Urbanisierung aus und wird ebenfalls beein- 2.1 Charakteristika der demografischen flusst durch den Megatrend Gesundheit. Entwicklung in Deutschland Letzteres ist gleichzeitig Ausdruck für den Die zu erwartende demografische Entwick- Wertewandel der deutschen Gesellschaft, lung für Deutschland wurde vom Statisti- gewinnt doch dieses Thema zunehmend an schen Bundesamt im Rahmen der 12. koor- Bedeutung. Zudem wird der Wertewandel dinierten Bevölkerungsvorausberechnung durch ein immer höheres Bildungsniveau der bis zum Jahr 2060 untersucht. Sie zeigt Bevölkerung beeinflusst; Bildung selbst wird grundsätzlich einen zu erwartenden Be- zu einem immer wichtigeren Kapital für eine völkerungsrückgang, unabhängig vom Gesellschaft. Da Frauen mehr und mehr in Prognoseszenario (vgl. Schaubild 2). Die pes- der Arbeitswelt integriert sind, erhält diese simistische Variante stimmt mit der Annah- durch diesen „Female Shift“ neue Impulse. me „mittleren Bevölkerung, untere Grenze“ Schließlich ist der Megatrend Individuali- des Statistischen Bundesamtes überein. Die- sierung eine wesentliche Einflussgröße für ses unterstellt einen Wanderungssaldo von das Zusammenleben. Traditionelle soziale 100 000 Personen/Jahr und einen moderaten Bindungen oder Gefüge werden mehr und Anstieg der Lebenserwartung. Die optimis- mehr aufgebrochen und durch flexible sozi- tische Annahme geht von einer Nettozu- ale Kontakte ersetzt. Die Nachhaltigkeit be- wanderung von 200 000 Personen/Jahr ab inhaltet die Umsetzung von Nachhaltigkeit 2020 und einem starken Anstieg der Lebens- und Effizienz in allen Lebensbereichen. Sie erwartung aus. Die mittlere Variante nimmt geht damit weit über den klassischen Natur- einen starken Anstieg der Lebenserwartung schutz hinaus und umfasst auch Aspekte wie an, bei pessimistischer Prognose hinsichtlich die sozio-ökologische Bewertung von Pro- des Wanderungssaldos. Allen dargestellten dukten oder Dienstleistungen. Varianten gemein ist die Annahme einer Ge- burtenhäufigkeit von 1,4 Kindern je Frau, Das Trendcluster „Technologischer Fort- da dieser Wert sich seit Jahren relativ stabil schritt“ beinhaltet die Aspekte Globalisierung zeigt. und Mobilität, die beide wiederum auch star- ke Wechselwirkungen mit dem Wertewandel Aufgrund der Entwicklung der vergangenen aufweisen. Neue Informations-Kommunika- Jahre, welche auf Basis der Mikrozensus- tionstechnologien (IuK-Technologien) verän- daten seit 2011 einen wanderungsbedingten dern auch die Erreichbarkeit in der privaten tatsächlichen Zuwachs der Bevölkerungs- wie in der beruflichen Sphäre, welche hier- zahl in Deutschland zeigt, erscheint die durch zunehmend ineinander übergehen. Die- optimistische Variante als die wahrschein- ses wiederum ist gleichzeitig eines der Merk- lichere. Betrug der Wanderungssaldo 2011 male von New Work, d. h. dem Übergang von noch 280 000 Personen, stieg dieser 2012 auf der Industrie- zur Wissensgesellschaft. 370 000 und 2013 auf mehr als 400 000 Per- sonen. Damit konnten die positiven Wande- Die Bildung dieser drei Cluster soll es im rungssalden das Geburtendefizit mehr als weiteren Verlauf der Studie ermöglichen, die ausgleichen. In der langen Frist wird dies Auswirkungen von Megatrends auf die Im- aber nicht ausreichen, um zu einer Trend- mobilienmärkte in Deutschland darzustellen. umkehr der Entwicklung zu gelangen. Im Folgenden soll zunächst jeweils die Die zahlenmäßige Entwicklung hat in Ver- Entwicklung selbst kurz dargestellt und bindung mit der steigenden Lebenserwar- anschließend die zu erwartenden Wirkun- tung und der konstanten Geburtenhäu- gen auf die drei Immobilienmarktsegmente figkeit auch deutliche Wirkungen auf die Wohn-, Büro- und Einzelhandelsimmobi- Altersstruktur der Bevölkerung (vgl. Schau- lien untersucht werden. bild 3). 6
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 2010−2060 12. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung in 1000 Personen 85000 80000 75000 70000 65000 60000 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Schaubild 2 „optimistische“ Variante mittlere Variante „pessimistische“ Variante Quelle: Stat. Bundesamt Einzig die Zahl der über 65-jährigen Perso- Generationen. Dies spiegelt sich auch in den nen wird noch bis 2050 um immerhin gut Biographien der Menschen wider, in welchen 50 v. H. zunehmen, was insbesondere durch beispielsweise die Familienplanung und die Alterung der geburtenstarken Jahrgän- -gründung erst später erfolgt. ge bedingt ist. Die Zahl der unter 65-jähri- gen Personen wird in der Dekade 2050 bis Durch den bereits beobachteten Wande- 2060 um gut 5 v. H. zurückgehen, so dass rungsüberschuss erhöht sich die kulturelle die Altersstruktur sich trotz des optimisti- Vielfalt der in Deutschland lebenden Men- schen Szenarios weiter in Richtung auf einen schen. Bedingt durch die Migration kommen immer höheren Anteil älterer Menschen in Personen mit unterschiedlichen kulturellen Deutschland verändern wird. Dies ist die ty- Hintergründen nach Deutschland. pische Entwicklung für eine Silver Society, wobei die ältere Generation aufgrund der Innerhalb Deutschlands werden die Wir- verbesserten Gesundheitsversorgung akti- kungen der demografischen Entwicklung ver im Leben steht als die vorangegangenen allerdings sehr differenziert zu beobachten Zahl der Personen in unterschiedlichen Altersgruppen „optimistische“ Variante (2–W2) in 1000 Personen 55000 45000 35000 25000 15000 5000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 Schaubild 3 unter 20 Jahre 20–65 Jahre über 65 Jahre Quelle: Stat. Bundesamt 7
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland sein. Eine wachsende Bevölkerungszahl ist Des Weiteren ist der Kohorteneffekt zu be- in den westlichen Bundesländern und im rücksichtigen. Jede nachfolgende Generation Zuge der Reurbanisierung insbesondere in fragt tendenziell aufgrund des gestiegenen Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern zu Wohlstandes größere Wohnungen nach als erwarten, da hier die für die Versorgung ge- die vorangegangene. Damit stützt auch der rade einer älteren Bevölkerung notwendigen Kohorteneffekt die Nachfrage nach Wohn- Einrichtungen vorhanden und gut erreichbar flächen. Remanenz- und Kohorteneffekt sind. Die in den Umlandgemeinden lebende werden durch die Entwicklung der durch- Bevölkerungsgruppe der 55 bis 70-jährigen schnittlichen Wohnfläche pro Kopf belegt, wird bis 2025 zahlenmäßig zunehmen. Die- welche zwischen 2000 und 2010 um 8,4 v. H. se Gruppe sind potenzielle Stadtrückkehrer, zugenommen hat. Daneben stieg im gleichen die im Alter die gut ausgebaute städtische Zeitraum die durchschnittliche Wohnungs- Infrastruktur gerade der Oberzentren nut- größe um 2,5 v. H. zen wollen. Diese demografischen Effekte wirken sich unterschiedlich auf die einzel- Die regionale Differenziertheit der Bevöl- nen Immobilienmarktsegmente aus. kerungsentwicklung wirkt sich direkt auf die Nachfrage nach Wohnungen aus. Die ostdeutschen Bundesländer werden von den zu erwartenden Rückgängen stärker betrof- 2.2 Wohnimmobilien fen sein als die westdeutschen Länder. Aus dem Megatrend der Urbanisierung folgt eine Der Megatrend der demografischen Ent- Zunahme der Nachfrage nach Wohnungen wicklung hat wesentliche Auswirkungen in Agglomerationsräumen, insbesondere in auf die langfristige Veränderung der Nach- großen Städten mit mehr als 100 000 Ein- frage nach Wohnimmobilien, wohingegen wohnern. In diesen sind alle Versorgungs- das Angebot kaum betroffen sein wird. Die einrichtungen und eine gut ausgebaute Nachfrage wird allerdings primär von der Verkehrsinfrastruktur vorhanden. Da hier Entwicklung der Zahl der Haushalte be- die Zahl der Wohnungen aber nicht ohne stimmt, welche wiederum stark durch den weiteres erhöht werden kann, ist mit einem Wertewandel der Gesellschaft geprägt ist. anhaltenden Nachfrageüberhang und damit Erst in der sehr langen Frist wirkt sich die tendenziell steigenden Preisen und Mieten Demografie auf die Zahl der Haushalte ne- zu rechnen. Diese Entwicklung zeigt sich gativ aus. Bis 2030 kann es regional differen- bereits heute in den stark vom Zuzug pro- ziert nach Prognosen des Bundesinstituts für fitierenden Städten. Kleinere Städte und der Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) ländliche Raum werden im Allgemeinen auch zu gegenläufigen Entwicklungen kom- demgegenüber an Attraktivität für die al- men (vgl. Abschnitt 3.2). ternde Bevölkerung verlieren, was zu einem deutlich erhöhten Leerstandsrisiko führt. Die schrumpfende Bevölkerungszahl führt letztlich aber zu einer geringeren Zahl an Aus dieser Gesamtkonstellation lässt sich Haushalten, wodurch langfristig die Nach- aber nicht der einfache Rückschluss ziehen, frage nach Wohnimmobilien reduziert wird. der Neubau altengerechter Wohnungen sei Die Veränderung der Altersstruktur der Be- ein Wachstumsmarkt mit enormem Poten- völkerung hat daneben zusätzliche Effekte zial. Zum einen gilt dies wenn überhaupt nur auf die Nachfrage nach Wohnungen und in den Zuzugsregionen und zum anderen ist Wohnfläche. Als Remanenzeffekt wird die wegen der dort nur begrenzt verfügbaren Beobachtung beschrieben, dass im Alter die Flächen und dem bereits vorhandenen Woh- genutzte Wohnfläche auf vergleichsweise nungsbestand nicht mit einer Neubauwelle hohem Niveau verbleibt, nachdem sie über zu rechnen. Es ist eher davon auszugehen, die Lebensspanne kontinuierlich zugenom- dass dort, wo dies baulich möglich ist, im men hat. Die Flächennachfrage bleibt damit Zuge von Sanierungsmaßnahmen Wohnun- auf vergleichsweise hohem Niveau, insbe- gen verstärkt altengerecht bzw. barrierefrei sondere getragen durch die ins Rentenalter umgestaltet werden. Zudem altern die Men- kommenden geburtenstarken Jahrgänge. schen in ihren Wohnungen, so dass die ent- 8
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland sprechenden Umbauten häufig auch selbst Ausgehend von dem in Schaubild 2 darge- vorgenommen werden können. stellten optimistischen Szenario wird die Zahl der erwerbsfähigen Personen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren in der Dekade 2010 bis 2020 um rd. 3,5 v. H. abnehmen. 2.3 Büroimmobilien In den folgenden zehn Jahren wird sich der Rückgang deutlich auf knapp 10 v. H. erhö- Das Büro ist ein Raum, in welchem vor- hen, da die geburtenstarken Jahrgänge das wiegend kommunikationsintensive Verwal- Rentenalter erreichen werden. Aufgrund der tungs-, Koordinations- und Planungsauf- niedrigen Geburtenrate wird das Erwerbs- gaben ausgeübt werden. Damit wird zumeist personenpotenzial von 2030 bis zum Ende immateriell mit Daten und Informationen des Prognosezeitraumes 2060 noch einmal umgegangen, die einen wesentlichen Beitrag um gut 16 v. H. abnehmen. Dieser Rückgang zum Erfolg der Organisation leisten. Zur bedeutet unter sonst gleichen Bedingungen Ausstattung eines Büros gehören die klassi- eine Abnahme der Zahl der Bürobeschäf- schen Arbeitsmittel Schreibtisch, Schränke tigten und damit auch einen Rückgang der und Informations- sowie Kommunikations- Nachfrage nach Bürofläche. technik. Diese Rückgänge werden sich aber nicht Die Nachfrage nach Büroflächen ergibt sich gleichmäßig in Deutschland verteilen, da langfristig aus der Zahl der Bürobeschäf- auch hier die Binnenmigration und die At- tigten und dem Flächenbedarf je Büro- traktivität der verschiedenen Bürostandorte arbeitsplatz. Die demografische Entwick- zu berücksichtigen ist. Hierzu wird vom Sta- lung wirkt hierauf über die Zahl der Personen tistischen Bundesamt eine eigene Prognose im erwerbsfähigen Alter und damit auf das der Entwicklung der Erwerbspersonenzahl Arbeitsangebot ein. Um die demografischen auf Länderebene erstellt. Unter Erwerbs- Effekte zu isolieren, wird zu Analysezwe- personen werden dabei die Erwerbstätigen cken davon ausgegangen, dass weitere Ein- und die arbeitssuchend gemeldeten Personen flussgrößen, wie die Erwerbsquote oder die gefasst. Auch hier werden die ostdeutschen Bürobeschäftigtenquote, sich im Zeitablauf Bundesländer den größten Rückgang zu ver- nicht verändern. zeichnen haben (vgl. Schaubild 4). Mit einer Veränderung der Zahl der Erwerbspersonen 2005–2030 0 bis – 10 % – 10 bis – 17 % – 17 bis – 30 % – 30 bis – 40 % Schaubild 4 Quelle: Stat. Bundesamt 9
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Abnahme von mehr als einem Drittel der konzentriert, der ländliche Raum wird dem- Erwerbspersonen wird Sachsen-Anhalt am gegenüber deutlich an Kaufkraft verlieren. deutlichsten betroffen sein. Allein Hamburg Die wachsenden Stadtregionen werden für wird im Zeitraum 2005 bis 2020 einen leich- den Einzelhandel an Attraktivität gewinnen. ten Zuwachs von 1 v. H. aufweisen, danach Da in den Kernstädten allerdings nur ein setzt auch ein Rückgang ein. Für Deutsch- begrenztes Flächenangebot vorhanden ist, land wird der Rückgang in diesem Zeitraum wird die Konkurrenz der Unternehmen um knapp 18 v. H. betragen. diese guten Lagen intensiver werden. Für sich genommen wird die demografische Auch die Veränderung der Altersstruktur Entwicklung damit regional differenziert das der deutschen Bevölkerung wird den Ein- Angebot an Bürobeschäftigten reduzieren. zelhandel beeinflussen. Ebenfalls ein belas- Allerdings sind auch gegenläufige Effekte tender Faktor ist das niedrigere Einkom- wie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit mensniveau der Rentnergeneration. Nach oder Erhöhung des Flächenbedarfs je Büro- einer Studie von GfK GeoMarketing liegt beschäftigten zu berücksichtigen, so dass das Einkommen der über 65-jährigen um der dämpfende Effekt der demografischen ca. 15 v. H. unter dem der Personen im er- Entwicklung relativiert wird. Für die Nach- werbsfähigen Alter, da Renten- niedriger als frage nach Büroimmobilien ist schließlich Erwerbseinkommen ausfallen. Dieser Effekt die Nachfrage der Unternehmen nach Büro- wird durch das steigende Konsumniveau beschäftigten und dem Flächenbedarf je nachfolgender Generationen relativiert, was Büroarbeitsplatz entscheidend, welche eher im wachenden Wohlstand einer Gesellschaft von anderen Einflussgrößen bestimmt wird begründet liegt. Insgesamt erwarten wir bis (z. B. die gesamtwirtschaftliche Entwick- 2020 einen Anstieg der Umsätze im Einzel- lung, der Strukturwandel oder der technolo- handel von ca. 10 v. H., wobei allerdings der gische Fortschritt). Insgesamt hat die demo- Anteil der Einzelhandelsumsätze an den pri- grafische Entwicklung damit auf den Markt vaten Konsumausgaben kontinuierlich sin- für Büroimmobilien einen eher indirekten ken wird. Folglich wird sich der Wettbewerb und vergleichsweise geringen Einfluss. der Handelsunternehmen um diesen nur ge- ring steigenden Umsatz intensivieren. 2.4 Einzelhandelsimmobilien Aufgrund der speziellen Bedürfnisse älterer Kunden und deren wachsender Bedeutung Einzelhandelsimmobilien stellen Verkaufs- ändern sich auch die Anforderungen für flächen für den direkten Kauf/Verkauf Einzelhandelsimmobilien selbst. Rutsch- von Waren bereit. Unmittelbare Träger der feste Böden, Aufzüge sowie eine übersicht- Nachfrage nach Einzelhandelsimmobilien liche Streckenführung mit breiteren Gängen sind die Unternehmen der Branche. Ihre minimieren die Gefahrenquellen für ältere Entscheidung wird von den wirtschaftlichen Menschen und erleichtern diesen die Orien- Erfolgsaussichten einer Immobilie an ih- tierung. Ruhezonen tragen daneben zum rem jeweiligen Standort bestimmt. Hierfür Wohlbefinden bei. Diese Aspekte werden stellt eine günstige Entwicklung der Nach- besonders bei der Umgestaltung von Ver- frage hinsichtlich der Art und Menge der kaufsflächen zunehmend an Bedeutung ge- gewünschten Güter am gewählten Standort winnen. eine notwendige Bedingung dar. Der migrationsbedingte wachsende An- Diese wiederum wird nachhaltig von der teil von Personen mit anderen kulturellen demografischen Entwicklung bestimmt. Hintergründen hat bereits Einfluss auf die Auch hier ist die zu erwartende sinkende Zusammenstellung der Einzelhandelssorti- Bevölkerungszahl unter sonst gleichen Be- mente. Dieser Einfluss wird weiter wachsen, dingungen ein belastender Faktor. Aller- da der Einzelhandel sich auf diese Zielgrup- dings wiederum nicht deutschlandweit, da pe entsprechend einstellt. Auf die Märkte sich in den Städten mit Bevölkerungswachs- für Einzelhandelsimmobilien wird dies al- tum die einzelhandelsrelevante Kaufkraft lerdings nur geringe Wirkungen haben. 10
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland 3. Megatrendcluster II: lie, verlieren hierdurch an Bedeutung und werden durch im Lebensverlauf wechselnde Wertewandel soziale Bindungen ersetzt. Diese Form der der Gesellschaft sozialen Mobilität führt zu kleineren und über die Zeit flexiblen Lebensgemeinschaf- ten. Betrug der Anteil der Fünf- und mehr- In engem Zusammenhang mit der demogra- Personen-Haushalte im Jahr 1900 noch fischen Entwicklung steht der Wertewandel 44 v. H. wird dieser Wert bis 2030 auf gerade der deutschen Gesellschaft, dessen Auswir- einmal rd. 2,5 v. H. zurückgehen. Demge- kungen auf die Immobilienmärkte Gegen- genüber wird der Anteil der Ein-Personen- stand des folgenden Abschnitts sein werden. Haushalte im gleichen Zeitraum von 7 v. H. Zunächst aber gilt es zu klären, was unter auf 43 v. H. deutlich anwachsen. Werden die diesem Wertewandel zu verstehen ist, insbe- Zwei-Personen-Haushalte hinzugerechnet, sondere da es sich im Gegensatz zur demo- wird der Anteil dieser Haushaltsgrößen 2030 grafischen Entwicklung nicht um ein statis- bei gut 80 v. H. liegen und damit die domi- tisch bzw. quantitativ erfassbares Phänomen nierende Form des Zusammenlebens sein. handelt. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wird auch als Wissensgesellschaft charakteri- 3.1 Gesellschaftlicher Wertewandel siert. Derzeit wird davon ausgegangen, dass als Megatrend sich das Wissen der Menschheit ca. alle fünf Jahre verdoppelt. Damit kommt der Bildung Unter gesellschaftlichem Wertewandel wird als Vermittlung von Wissen und als Voraus- in der Soziologie grundsätzlich eine deut- setzung für den Erwerb von neuem Wissen liche Veränderung von sozio-kulturellen große Bedeutung zu. Gesellschaften, welche Werten und Wertsystemen wie auch von in- über dieses Humankapital verfügen, werden dividuellen Wertvorstellungen verstanden. im globalen Wettbewerb erfolgreich sein, da Da diese Werte eine wesentliche Grundlage sie in der Lage sind, technologischen Fort- des Zusammenlebens in einer Gesellschaft schritt zu generieren. Ein quantitativer In- bilden, bedeutet deren Veränderung auch dikator für das Bildungsniveau einer Gesell- einen tiefgreifenden Wandel des ökonomi- schaft ist die Zahl der Hochschulabschlüsse schen, politischen und kulturellen Selbst- (vgl. Schaubild 5). verständnisses einer Gesellschaft. Von nicht unwesentlicher Bedeutung für den Werte- Seit 2001 zeigt sich ein kontinuierlicher, wandel als Megatrend des 21. Jahrhunderts im langfristigen Vergleich überproportio- ist die Beobachtung, dass dieser sich zwar naler Anstieg der Hochschulabschlüsse in keinesfalls ohne Konflikte, aber grundsätz- Deutschland. In dieser Zeitspanne hat sich lich friedlich vollzieht. die Zahl der Hochschulqualifikationen nahezu verdoppelt. Diese enorme Verbrei- Wesentliches Element des Trendclusters Ge- tung von Bildung beeinflusst die wirtschaft- sellschaftlicher Wertewandel ist der Mega- liche und gesellschaftliche Entwicklung in trend der Individualisierung. Dieser be- hohem Maße. schreibt eine Veränderung der Verbindung zwischen Individuum und Gesellschaft. Ein weiterer Megatrend im Cluster Gesell- Menschen sehen sich immer weniger als Teil schaftlicher Wertewandel ist der sogenannte einer Gesellschaft, sondern nehmen sich zu- Female Shift. Dies meint nicht einfach nur nehmend als Individuen wahr, die sich ihrer die Emanzipation von Frauen in allen Le- Besonderheit bewusst sind und diese auch bensbereichen, sondern auch die Prägung im Sinne einer Selbstverwirklichung aus- dieser durch weibliche Eigenschaften wie leben. Grundlage hierfür ist die Möglichkeit, z. B. eine höhere Kommunikationsfähigkeit. freie individuelle Entscheidungen zu treffen, Dies wird möglich, da Frauen nicht mehr auf welches eine moderne demokratische Ge- traditionelle Muster reduziert sind, sondern sellschaft erfordert und ermöglicht. Tradi- gleichberechtigt ihre Chancen wahrneh- tionelle Lebensformen, wie bspw. die Fami- men können. Dies zeigt auch der Anteil der 11
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Hochschulabschlüsse in Deutschland 1980–2012 440 000 390 000 340 000 290 000 240 000 190 000 140 000 90 000 40 000 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Schaubild 5 Bestandene Prüfungen gesamt davon Absolventinnen Quelle: Stat. Bundesamt Frauen an den gesamten Hochschulabschlüs- Alle drei Dimensionen stehen gleichberech- sen (vgl. Schaubild 5). Lag dieser 1980 noch tigt nebeneinander und sind zudem eng mit- bei 34 v. H., stieg er bis 2012 auf gut 50 v. H. einander verflochten. Hierdurch erreicht die an. Die Zahl der Hochschulabsolventinnen Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert als hat sich in diesem Zeitraum nahezu vervier- eigenständiger Wert in einer Gesellschaft, facht. welcher weit über das Thema Ökologie hin- ausgeht. Der Trend zur Nachhaltigkeit wird im Brundtland-Bericht definiert als die Ge- Im Cluster des Wertewandels existieren währleistung, „dass die Bedürfnisse der deutliche Teilmengen mit dem Cluster Tech- Gegenwart befriedigt werden, ohne die nologischer Fortschritt, insbesondere bei Möglichkeiten künftiger Generationen zur den Megatrends Connectivity und Globali- Befriedigung eigener Bedürfnisse zu beein- sierung (vgl. Kapitel 4.1). Diese haben jeweils trächtigen“. Damit erstreckt sich die Nach- eine starke technologische, aber eben auch haltigkeit auf die Bereiche Ökologie, Öko- eine soziologische Komponente, die sich ge- nomie und Gesellschaft (vgl. Schaubild 6). genseitig bedingen. Dimensionen der Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit Ökonomie Gesellschaft Ökologie Schaubild 6 Quelle: Deutsche Hypo 12
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland 3.2 Wohnimmobilien Haushalte auf Kreisebene (vgl. Schaubild 8). Bis 2025 wird die Zahl der Haushalte in 234 Die maßgebliche Größe für die Nachfrage von 440 Kreisen zunehmen. Dabei werden nach Wohnungen sind die Haushalte, welche abgesehen von den Regionen Berlin, Dres- als Lebensgemeinschaft eine Wohnung als le- den, Jena und der Küstenregion mittleres bensnotwendiges und nicht substituierbares Mecklenburg alle ostdeutschen Kreise von Gut benötigen. Im Zuge der Individualisie- einer sinkenden Zahl an Haushalten betrof- rung ist zu erwarten, dass die durchschnitt- fen sein. Dies gilt auch für einige Regionen liche Haushaltsgröße aufgrund der flexible- Westdeutschlands wie etwa das Ruhrgebiet ren Lebensplanung weiter abnehmen wird. oder den Hochsauerlandkreis. Hier finden Dies wird vom Statistischen Bundesamt bei sich aber gemessen an der Haushaltszahl auch der Prognose der Entwicklung der Haus- dynamisch wachsende urbane Regionen wie haltszahlen im Szenario Trend unterstellt Köln und Düsseldorf oder München. (vgl. Schaubild 7). Die durchschnittliche Haushaltsgröße wird demnach von 2,04 Per- Der Megatrend Individualisierung wird da- sonen im Jahr 2009 auf 1,88 Personen im Jahr mit die für sich genommen negativen Effekte 2030 zurückgehen. Dadurch wird, trotz der der demografischen Entwicklung zumindest sinkenden Bevölkerungszahl, die Zahl der mittelfristig überkompensieren können, so Haushalte insgesamt um gut 2 v. H. zuneh- dass die Nachfrage nach Wohnungen zu- men. Darunter werden die Ein- und Zwei- nächst noch zunehmen wird. Dies wird in Personen Haushalte mit zusammen knapp den Stadtregionen überproportional der Fall 12 v. H. den stärksten Zuwachs verzeichnen, sein, wohingegen in den ländlichen Regio- wohingegen die Zahl der Mehrpersonenhaus- nen die Leerstände z. T. deutlich zunehmen halte um gut ein Viertel zurückgehen wird. werden. Dort, wo sich die Haushalte kon- Auch hier zeigt sich das aus der demografi- zentrieren, werden vermehrt kleinere Wohn- schen Entwicklung bekannte Bild, dass die einheiten nachgefragt werden, so dass deren westdeutschen Flächenländer mit 4,5 v. H. Preise und Mieten, wie in der Vergangenheit und die Stadtstaaten mit 4,7 v. H. die höchs- bereits geschehen, tendenziell anziehen wer- ten Zuwachsraten aufweisen. Die ostdeut- den. schen Bundesländer werden demgegenüber 10,1 v. H. ihrer Haushalte verlieren. Eine weitere Begleiterscheinung des Werte- wandels, in Verbindung mit dem Megatrend Dies bestätigt auch ein Blick auf die vom der Mobilität, ist in der höheren Fluktuation BBSR erwartete Veränderung der Zahl der der Mieter zu sehen. Über die Lebensspan- Die Veränderung der Zahl der Haushalte in Deutschland 2009–2030 4,5 4,7 in v. H. 2,1 −0,4 −0,9 −2,4 −10,1 −12,3 Deutschland westdeutsche Flächenländer ostdeutsche Länder Stadtstaaten Schaubild 7 Trend Status quo Quelle: Stat. Bundesamt 13
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Veränderung der Zahl der Haushalte 2005–2025 Künftige Dynamik der privaten Haushalte in % bis unter –10 –10 bis unter –3 –3 bis unter 3 3 bis unter 10 10 und mehr Schaubild 8 Quelle: BBSR ne passen sich die Menschen flexibel neu- der Planung zu berücksichtigen, nicht nur en Lebens- und Arbeitssituationen an und die eigentliche Nutzungsphase. Auch Bau wechseln auch häufiger den Wohnort oder und der spätere Abriss bzw. die Entsorgung die Wohnung. Im Falle von Wohneigentum müssen bei der Kalkulation des Primärener- bedeutet dies eine höhere Transaktionshäu- giebedarfs einer Immobilie beachtet werden. figkeit, da auch hier eine Immobilie nicht Einer Sanierung bestehender Immobilien mehr für „das Leben“, sondern eher für den wird unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit jeweiligen Lebensabschnitt erworben wird. eine wachsende Bedeutung zukommen, wo- In Verbindung mit den aufgrund der besse- bei alle Dimensionen der Nachhaltigkeit ren Bildung steigenden Einkommen kann relevant sind. Vor einer energetischen Sa- regional daher mit einem z.T. deutlichen nierung ist aus ökologischer Sicht allerdings Anstieg der Nachfrage nach Wohnungen zunächst zu prüfen, ob die Einsparungen gerechnet werden. Ebenso deutlich wird die an Primärenergie während der verbleiben- Nachfrage in Fortzugsregionen einbrechen den Nutzungsdauer den Einsatz für die Sa- und entsprechend zu Wohnungsleerständen nierung rechtfertigen. Daneben spielen sich führen. ändernde gesellschaftliche Anforderungen an Wohnimmobilien, z. B. in Bezug auf den Generell werden die Nutzer von Wohnim- Zuschnitt oder die Standards der Wohnein- mobilien auch in Zukunft vermehrt darauf heiten, eine wichtige Rolle bei nachhaltigen achten, ob ihre Wohnung bzw. Wohnimmo- Sanierungen. Auf Seiten der Nutzer ist durch bilie auch den Kriterien der Nachhaltigkeit den Megatrend Nachhaltigkeit eine höhere entspricht. Hier wird Nachhaltigkeitszer- Zahlungsbereitschaft für entsprechend aus- tifikaten eine zunehmende Bedeutung zu- gewiesene Wohnungen zu erwarten, so dass kommen. Beim Neubau von Wohnimmo- dies auch zu einem Wettbewerbsargument bilien ist der der gesamte Lebenszyklus bei wird. 14
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland 3.3 Büroimmobilien ge hiervon verschwimmen die Grenzen zwi- schen Arbeitswelt und Privatsphäre zuse- Der Megatrend Bildung und das damit ein- hends. Diese Art moderner Arbeitsprozesse hergehende Wachstum des Produktions- erfordern hierfür geeignete Bürotypen. Das faktors Humankapital weisen auf einen klassische Zellenbüro wird diesen Anfor- wachsenden Anteil des tertiären Sektors an derungen nicht mehr gerecht und auch das der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung Großraumbüro ist hierfür nicht die geeigne- hin. In diesem Dienstleistungssektor ist die te Konzeption (vgl. Schaubild 9). Bürobeschäftigtenquote allerdings höher als in anderen Wirtschaftsbereichen, so dass auf Das alternative Bürokonzept Business Club dieser Grundlage die Nachfrage nach Büro- stellt beispielsweise anstelle von persönlichen flächen steigen wird. Arbeitsplätzen eine Vielfalt an Arbeitsorten mit je nach Tätigkeit unterschiedlichen Ei- Auch die höhere Erwerbstätigkeit der Frauen genschaften bereit. Der Business-Club um- führt in Verbindung mit deren guter Ausbil- fasst dabei die Bereiche Business Center, dung zu mehr Bürobeschäftigten in Deutsch- Team Center und Lounge. Dies ermöglicht land. Das klassische Rollenverständnis ist in die Arbeit in hochdynamischen, funktions- Verbindung mit der Individualisierung auf- übergreifenden Projektteams, wodurch fle- gelöst worden. In der Folge stieg die Frauen- xible Center- und Teamstrukturen an die erwerbsquote von gut 60 v. H. im Jahr 2005 Stelle der funktionalen ablauforientierten auf 68 v. H. im Jahr 2012 an. Hierdurch wird Organisationsformen treten. Ein weiterer der Wirtschaft zusätzliches Wachstum er- konzeptioneller Ansatz in dieser Richtung möglicht und somit auch die Nachfrage nach ist das fraktale Büro. In einer fraktalen Büroflächen erhöht. Organisation gilt jedes einzelne Mitglied als ein Fraktal, d. h. eine sich selbst organi- Die Individualisierung hat für die Arbeits- sierende Einheit. Übertragen auf das Büro welt ebenfalls weitreichende Folgen. Die bedeutet dies einen Arbeitsraum, welcher je klassische Führungsstruktur von Unter- nach Bedarf an immer neue Anforderungen nehmen wird zusehends durch flachere flexibel angepasst und neu gestaltet werden Hierarchien im Sinne einer schlanken Un- kann. ternehmensstruktur ersetzt und fixierte Aufgabenbereiche werden zunehmend durch Eine den Kriterien der Nachhaltigkeit ent- flexible ergebnisorientierte Teams ersetzt. sprechende Büroimmobilie ist mehr als nur Durch Selbstverantwortung der Individuen ein Green Building, welches ökologische und Gruppen geprägte Projektarbeit tritt in Aspekte an erster Stelle setzt. Hier liegt den Mittelpunkt der Arbeitsabläufe. Als Fol- der Fokus auf einem effizienten Einsatz Bürokonzepte zeitweise Team- Business- büro club Anwesenheit Kombi- büro Großraum- Zellen- ständig büro büro kooperativ autonom Schaubild 9 Arbeitsweise Quelle: Deutsche Hypo 15
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland der Ressourcen während des Lebenszyklus. persönliche Beziehungen geprägte Kun- Darüber hinaus muss eine zukunftsfähige denbindung war ein wesentliches Merkmal Büroimmobilie die Realisierung eines den des traditionellen Fachgeschäftes mit einem Bedürfnissen der Mitarbeiter entsprechen- über die Zeit stabilen Stammkundenklientel. den Bürokonzeptes ermöglichen und wird Im Zeitalter der Individualisierung ist diese damit zu mehr als einem reinen Ort der Ar- Form der Bindung nicht mehr so gegeben. beit. Je mehr die Corporate Social Respon- Sie wird ersetzt durch Markentreue oder den sibility Eingang in Unternehmensleitbilder Einkauf in filiarisierten Fachgeschäften, die findet, desto wichtiger werden Nachhaltig- eine einheitliche Marketingstrategie und ein keitskriterien der genutzten Immobilien für entsprechendes Verkaufskonzept verfolgen. deren wirtschaftlichen Erfolg. Das Wachstum des Online-Handels passt hier ebenfalls ins Bild, da dieser zu jeder Zeit an jedem Ort den Einkauf von Waren 3.4 Einzelhandelsimmobilien ermöglicht und damit die flexibelste Form des Einzelhandels darstellt. Eine weitere Der gesellschaftliche Wertewandel beein- Entwicklungsstufe des Online-Handels ist flusst auch den Markt für Einzelhandels- dessen Automatisierung. Hier bestellt z. B. immobilien, allerdings ist dieser Effekt nur der vernetzte Kühlschrank selbstständig die indirekter Natur und damit entsprechend benötigten Lebensmittel. geringer ausgeprägt. Dies gilt in besonde- rem Maße für die Megatrends der Bildung Für die Versorgung im Nahbereich werden und des Female Shift, welche eher Relevanz kleinere City-Supermärkte an Bedeutung für die Sortimentszusammenstellung haben gewinnen, die idealerweise fußläufig für denn für die jeweils benötigten Einzelhan- die Kundschaft zu erreichen sind. In hohem delsimmobilien. Maße profitieren Bio-Märkte vom Trend der Nachhaltigkeit, da diese ihr komplettes Sor- Die Trends Individualisierung und Nach- timent hierauf ausrichten. Sie befinden sich haltigkeit haben demgegenüber einen stär- als Handelsformat in der Wachstumsphase, keren Einfluss. Dieser zeigt sich vor allem so dass ihre Zahl auch noch weiter zuneh- im Erfolgspotenzial verschiedener Han- men wird. delsformate, welches eng davon abhängt, inwieweit die Formate den sich ändernden Damit werden kleinflächigere Ladenlokale Wertevorstellungen und Präferenzen der mit Nahversorgungsfunktion in den Agglo- Verbraucher entsprechen. Die früher durch merationsräumen zahlen- und damit auch Lebenszyklus ausgewählter Handelsformate des deutschen Einzelhandels Entwicklungs- u. Wachstumsphase Reifephase Sättigungsphase Abschwungsphase Einführungsphase Discounter Großer Supermarkt Kaufhaus Supermarkt Traditionelles Fachgeschäft Filiarisiertes Fachgeschäft Warenhaus SB-Warenhaus Fachmarkt Trad. Versandhandel Bio-Markt Kleiner Supermarkt City Supermarkt Convenience Store Onlinehandel Drive-in-Märkte Automatisierter Onlinehandel Schaubild 10 Quelle: KPMG, eigene Darstellung 16
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland flächenmäßig zunehmen. Der Online-Han- ware wie Tablets oder Smartphones, die del benötigt keine Verkaufsfläche im eigent- die mobile Datenverarbeitung beherrschen. lichen Sinn, so dass dessen Wachstum die Ebenso wichtig sind moderne Informations- Flächenexpansion bremst. Andererseits ge- netze, deren Kapazität ausreichen muss, die winnen Multi-Channel-Formate an Bedeu- enorm steigenden Datenmengen verarbeiten tung, so dass insgesamt mit einem weiteren zu können. In der Folge wächst die Welt zu- leichten Flächenwachstum im Einzelhandel sammen, wodurch Märkte vielfältiger und zu rechnen ist. Dieses wird aber wiederum das traditionelle territoriale Verständnis im- regional differenziert stattfinden. mer mehr aufgelöst werden. Damit verbunden ist auch eine deutliche Zunahme der Mobilität in verschiedenen Dimensionen. Informationsbeschaffung ist nicht mehr an einen bestimmten Ort ge- bunden, ebensowenig wie das Leben nur an einem Ort verbracht wird. Vielmehr ge- 4. Megatrendcluster III: hören regionale und auch soziale Mobili- Technologischer Fortschritt tät zum Selbstverständnis der kommenden Generationen. Entfernungen, welche früher Die technologische Entwicklung der ver- kaum überwindbar schienen, spielen in der gangenen Jahrzehnte wurde insbesondere modernen Welt dank einer gut ausgebauten durch die IuK-Technologie bestimmt. Diese Verkehrsinfrastruktur nur noch eine un- hat das Leben der Menschen grundlegend tergeordnete Rolle. Dort wo die physische verändert und Einzug in nahezu alle Lebens- Anwesenheit nicht möglich ist, ermöglichen bereiche gehalten. Dabei ist sie nicht nur Videokonferenzen o. ä. den Informations- selbst ein Megatrend, sondern sie hat auch austausch zwischen Geschäftspartnern. andere Megatrends entweder überhaupt erst ermöglicht oder zumindest deutlich geför- Der Megatrend Globalisierung beschreibt dert. eine weltweit zunehmende Verflechtung verschiedenster Lebensbereiche. Dies um- fasst Ökonomie, Kultur, Wissen und Tech- 4.1 Der technologische Fortschritt nologie sowie die internationale Sicherheit. In diesem Zusammenhang verliert auch die Der Megatrend Connectivity wird nach- alte Einteilung der Erde in erste, zweite und haltig von der IuK-Technologie geprägt dritte Welt zunehmend an ökonomischer und beeinflusst sowohl die Privatsphäre als Bedeutung. Wertschöpfungsketten vertei- auch die Arbeitswelt. Connectivity bezieht len sich weltweit und erfordern komplexe sich auf die zunehmende Organisation der Steuerungsmechanismen. Aus ökonomi- Gesellschaft in Netzwerken. Seit der Mitte scher Perspektive wandeln sich nationale zu des letzten Jahrzehnts befindet sich die Ge- globalen Märkten, die nicht mehr von ein- sellschaft im Übergang vom Web 1.0 zum zelnen Staaten gesteuert werden können, Web 2.0. Hier ist der Nutzer nicht mehr wodurch aber auch z. B. Abhängigkeiten nur Konsument der zur Verfügung gestell- zunehmen. Der Klimawandel stellt ebenfalls ten Informationen, sondern er gestaltet das ein globales Problem dar, welches von ein- Netz und dessen Inhalte durch Kommen- zelnen Staaten isoliert nicht gelöst werden tare, Bewertungen, Blogs und eigene Inhalte kann. Kulturelle Einflüsse breiten sich mit aktiv mit. In Zukunft werden durch mobile rasanter Geschwindigkeit aus, so dass na- Internettechnologie im Rahmen des Web 3.0 tionale Grenzen zunehmend an Bedeutung Informationen auch an jedem Ort in kürzes- verlieren. ter Zeit verfügbar sein. Damit erreicht die digitale Vernetzung ein neues Niveau, was Durch den Wandel zur Wissensgesellschaft Individuen vom jeweiligen Aufenthaltsort verändert sich das Arbeitsleben enorm. Ser- weiter unabhängig macht. Unterstützt und vice-, Informations- und Kreativarbeiter ermöglicht wird dies durch moderne Hard- ersetzen mehr und mehr den Waren pro- 17
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland duzierenden Industriearbeiter. Damit ist Darüber hinaus ermöglicht die Technologie, die Leistungserstellung auch nicht mehr Assistenzsysteme zu installieren, wodurch zwingend an einen bestimmten Ort oder ältere Menschen länger in ihren bisherigen eine vorgegebene Zeit gebunden. Der Pro- Wohnungen leben können. Gerade in Verbin- zess der Leistungserstellung wird zuneh- dung mit der demografischen Entwicklung mend von den Mitarbeitern selbstbestimmt liegt hierin ein großes Potenzial. Dabei er- organisiert, strikte hierarchische Strukturen füllen die Assistenzsysteme neben den Smart verlieren damit an Bedeutung. Stattdessen Home-Anwendungen unterschiedlichste wird die individuelle „Work-Life-Balance“ Funktionen. Im Bereich der Telemedizin immer wichtiger. Diese Entwicklung wird können beispielsweise die Vitalwerte und die in der Trendforschung als New Work be- Medikamenteneinnahme überwacht werden. zeichnet. Ebenso kann die Alltagsorganisation durch eine Terminverwaltung unterstützt oder die Kommunikation mit anderen Personen oder 4.2 Wohnimmobilien sozialen Netzwerken erleichtert werden. Spezielle Sensortechnik kann eingesetzt Der Megatrend der Connectivity wird aus werden, um beispielsweise den Sturz einer dem Trendcluster Technologischer Fort- Person zu erkennen, deren Aufenthaltsort schritt die größten Auswirkungen auf Woh- zu ermitteln oder einfach den Herd abzu- nimmobilienmärkte haben. Die anderen schalten, falls dies vergessen wurde. Trends New Work, Mobility oder Globali- sierung werden hingegen kaum Einfluss auf Auf Basis dieser neuen Technologien wird es dieses Marktgeschehen haben. zu deutlichen Veränderungen des Wohnens in der Zukunft kommen. Allerdings müs- Wohnimmobilien werden zukünftig immer sen die Immobilien für diese neuen Tech- mehr zu sogenannten Smart Homes wer- nologien geeignet sein. Dies bei der Planung den. Hierunter sind allgemein technische von Neubauten zu berücksichtigen, ist ver- Verfahren und Systeme für die Vernetzung gleichsweise einfach. Die Nachrüstung in von Haustechnik und Haushaltsgeräten zu Bestandsimmobilien ist häufig allerdings verstehen. Dies umfasst die klassische Kom- mit nicht unerheblichen Investitionen ver- munikation und die Unterhaltungselek- bunden, die über die reine Anschaffung der tronik, aber auch Wohnkomfort, Energie- Hardware hinausgehen. Diese Kosten müs- management und Sicherheit. Zur Steuerung sen sich durch entsprechende Miet- oder eines solchen vernetzten Eigenheims wird Wertsteigerungen refinanzieren lassen, da- ein Smartphone oder Tablet-PC verwendet, mit eine Umrüstung aus wirtschaftlicher welcher mit den entsprechenden Anwendun- Perspektive Sinn macht. Nur wenn bei Mie- gen (Apps) ausgerüstet werden kann. tern und Käufern aufgrund ihrer gestiegenen Präferenzen für derartige Systeme auch eine Auf diese Weise lassen sich die Heizung und entsprechende Zahlungsbereitschaft vorhan- das Raumklima über das Internet steuern, den ist, wird deren Verbreitung zunehmen. Lampen und Jalousien können an- oder aus- Sie werden langfristig zwar zu einem Fak- geschaltet werden. Einige Systeme drosseln tor für die erfolgreiche Vermarktung einer selbstständig die Heizung, wenn ein Fenster Wohnimmobilie, nachhaltige Veränderun- geöffnet wird, oder erkennen, wenn ein Be- gen marktrelevanter Größen sind aber eher wohner einen Raum betritt und schalten das nicht zu erwarten. Licht ein. Je mehr Geräte auf diese Weise ge- steuert werden können, desto höher ist auch die mögliche Energieeinsparung. Dies kann 4.3 Büroimmobilien noch durch einen Smart Meter unterstützt werden, welcher die Bewohner mit Infor- Der Megatrend Connectivity führt durch mationen zum Stromverbrauch versorgt und den Einsatz moderner IuK-Technolgie zu hilft, Einsparpotenziale zu erkennen und einem Paradigmenwechsel bei der Büro- zu nutzen. Zudem lassen sich Sicherheits- arbeit. Sie ermöglicht flexible Strukturen systeme in das Netzwerk integrieren. hinsichtlich Zentralität, Arbeitszeit und -ort 18
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Dimensionen der Büroarbeit Arbeitsort und -zeit variabel, Ort dezentrale Struktur mobil Arbeitsort und -zeit fest, zentrale Struktur flexibel Zeit dezentral Struktur Schaubild 11 Quelle: Frauenhofer IAO, Deutsche Hypo (vgl. Schaubild 11). Das klassische, durch kosten spielen Entfernungen im Zeitalter der einen hierarchischen Unternehmensaufbau Globalisierung keine herausragende Rolle mit starren Abteilungsstrukturen, einer mehr. Innovation und Kreativität werden strikten Trennung von Arbeit und Freizeit zu entscheidenden Erfolgsfaktoren für Un- sowie Zeitorientierung und Kontrolle cha- ternehmen. Das Büro muss eine Arbeits- rakterisierte Büroarbeitsmodell wird dabei umgebung schaffen, die dies fördert. In die- mehr und mehr überwunden. Am Beginn ser wird von Mitarbeitern auch Mobilität dieser Entwicklung stand die Einführung des am Arbeitsplatz erwartet, da es das klassi- PC’s in die Büroarbeit im Verlauf der 90er- sche Territorialbüro zunehmend nicht mehr Jahre. Dieser hat sich in der Zwischenzeit zu geben wird. Je nach Projekt oder Tätigkeit einem multifunktionalen Werkzeug gewan- können andere Arbeitsumgebungen genutzt delt, welches den Austausch immenser Da- werden, in welchen die Möglichkeit zur Vi- tenmengen und Informationen ermöglicht. sualisierung komplexer Probleme mit Hilfe Dieser Austausch wird durch Breitband- der Technik gegeben sein muss. zugänge, ISDN und Internet ermöglicht und durch Groupware-Pakete unterstützt. Die New Work beinhaltet die Aufhebung der Multifunktionalität der benutzten Hard- strikten Trennung zwischen Arbeitswelt ware reduziert die bei der Arbeit erforder- und Privatsphäre. Damit rücken auch Büro- lichen Medienbrüche auf ein Minimum und immobilien mehr in die Nähe des Lebens- steigert somit die Produktivität der Büro- mittelpunktes ihrer Nutzer. Sie sind multi- arbeit. Dadurch und durch die Entwicklung funktional und beherbergen beispielsweise des Notebooks und anderer mobiler Hard- auch Gastronomie, Arztpraxen, Einzelhänd- ware (Netbooks, Smartphones etc.) löst ler oder Fitness-Center. Dies steigert die sich die frühere Standortgebundenheit der Produktivität der Mitarbeiter und somit auch klassischen Workstation nahezu vollstän- die der Immobilie. Dies erfordert allerdings dig auf und ermöglicht neue, standortunab- Multi-Tenant-Strukturen und Immobilien, hängige Bürokonzepte. Die damit einherge- die diese verschiedenen Nutzungsarten auch henden Veränderungen der Arbeitsprozesse ermöglichen. und Arbeitsweise im Büro sind verantwort- lich für die Konzeption des Büros der Zu- kunft. 4.4 Einzelhandelsimmobilien Die hierdurch mögliche Vernetzung erlaubt Die Verbreitung des Internets hat auch im auch die Steuerung globaler Wertschöp- Einzelhandel zu spürbaren Veränderungen fungsketten. Durch sinkende Transaktions- geführt. Auf Basis der Internettechnologie 19
Megatrends der Immobilienmärkte in Deutschland Umsätze nach Vertriebswegen im Einzelhandel (1990-2014) in Mrd. € 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1990 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Schaubild 12 trad. Versandhandel Onlinehandel Ladenlokal Quelle: GfK GeoMarketing eröffnete sich ein neuer Vertriebskanal, ren, die benötigt werden. Keine Bedeutung welcher zunehmend an Bedeutung in der für den Standort haben traditionelle Krite- Branche gewinnt. Der Onlinehandel konnte rien im Einzelhandel wie eine hohe Kunden- seine Umsätze in der Dekade seit 2004 von frequenz, die Möglichkeit einer zeitgemäßen 6,2 Mrd. € auf 36 Mrd. € steigern. Damit stieg Warenpräsentation, Parkmöglichkeiten oder sein Anteil am gesamten Versandgeschäft die Erreichbarkeit mittels des öffentlichen von gut 23 v. H. auf beachtliche 82 v. H. an, Personennahverkehrs. Andererseits kann da der traditionelle Versandhandel in der der traditionelle Einzelhandel von dieser gleichen Periode deutlich eingebrochen ist. Entwicklung profitieren, wenn es gelingt Trotz dieser deutlichen Zugewinne im On- diesen neuen Vertriebsweg in Multi-Chan- linehandel bleibt der klassische Vertriebsweg nel-Konzepten zu integrieren. Da hier das mittels eines Ladenlokals in Deutschland Ladenlokal nicht ersetzt wird, wird die Flä- dominierend (vgl. Schaubild 12). chennachfrage stabilisiert. Langfristig wird der Onlinehandel allerdings keinesfalls die Im Jahr 2012 entfielen gut 91 v. H. der Ein- Bedeutung des stationären Einzelhandels er- zelhandelsumsätze auf Ladenlokale, der langen können, je nach Warenportfolio eig- Onlinehandel erreichte dagegen 6 v. H. (tra- net sich das Internet als Vertriebsweg mehr ditioneller Versandhandel knapp 3 v. H.). In (Bücher, Musik) oder weniger (Lebensmittel, diesem Jahr wird der Onlinehandel voraus- Waren mit hohem Beratungsaufwand). Da- sichtlich 8 v. H. erreichen, in Ladenlokalen neben eröffnen auch typische Onlinehändler wird demgegenüber ein Anteil von 90 v. H. verstärkt „Outlets“, um auf diese Weise mehr des erzielten Umsatzes des deutschen Ein- Kundennähe zu generieren. Dies wiederum zelhandels erzielt werden. Damit wächst steigert die Nachfrage nach Flächen vor al- der Onlinehandel zwar unbestritten weiter lem in den 1a-Lagen von Großstädten. dynamisch, bleibt aber dennoch weit hinter der Bedeutung des Vertriebswegs Laden- lokal zurück. Für den Markt für Einzelhandelsimmobi- lien sind die Wirkungen dieser Entwicklung nicht eindeutig. Einerseits gewinnt mit der Umsatzentwicklung im Onlinehandel ein Handelsformat an Bedeutung, welches keine Verkaufsflächen benötigt. Hier sind es eher verkehrsgünstig gelegene Warenverteilzent- 20
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