Global Markets Real Estate - Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland
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Redaktionsschluss: 31. März 2013 Verantwortlich für den Inhalt: Deutsche Hypothekenbank Ansprechpartner Andreas Pohl · phone + 49 511 3045-310 · email: andreas.pohl@deutsche-hypo.de Prof. Dr. Günter Vornholz · phone + 49 511 3045-640 · email: guenter.vornholz@deutsche-hypo.de (V. i. S. d. P.; Markt-Analyse) BulwienGesa AG research • analysis • consulting Andreas Schulten · BulwienGesa AG · phone + 49 30 278768-0 · email: schulten@bulwiengesa.de www.Deutsche-Hypo.de
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Gliederung Management Summary 4 1. Der Immobilien-Investmentmarkt 5 2. Die Entwicklung des Immobilien-Investmentmarktes 7 2.1 Die globale Entwicklung 7 2.2 Der Immobilien-Investmentmarkt in Deutschland 10 3. Die Akteure des Immobilien-Investmentmarktes 12 3.1 Ausländische Investoren 12 3.2 Fonds 13 3.3 Versicherungen und Pensionskassen 15 3.4 Immobilien AG’s und REITs 15 4. Preisdeterminanten für Immobilien 16 4.1 Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung 16 4.2 Die demographische Entwicklung 18 4.3 Lage und Objekt 19 4.4 Investmentmarkt 20 3
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Management Summary Der Immobilien-Investmentmarkt, der die die Leerstände der Cash-Flow bestimmt. gewerblichen Transaktionen institutioneller Zum anderen sind es die Objekt- und Stand- Anleger erfasst, wurde von allen Immobilien- ortfaktoren, die sich auf den Preis auswir- märkten am stärksten von der Finanz- und ken. Schließlich sind es die Einflussfaktoren Wirtschaftskrise getroffen. Das Investment- des Immobilien-Investmentmarktes, die den volumen brach in deren Folge ein und erst Wert und dessen Entwicklung determinie- seit Ende 2009 ist ein stetiger Anstieg wie- ren. der zu verzeichnen. Sowohl das Investment- volumen weltweit als auch in Deutschland wiesen dabei das gleiche Verhaltensmuster auf. Entsprechend veränderten sich auch die Renditen für die einzelnen Nutzungsarten und Standorte. Die detaillierten Ergebnisse werden im folgenden 1. Kapitel dargestellt. Wer sind die wesentlichen Player auf dem Markt? Im 2. Kapitel geht diese Studie auf die verschiedenen Akteursgruppen auf dem Immobilien-Investmentmarkt ein. Einen wesentlichen Einfluss auf das Investment- volumen und dessen Entwicklung haben die ausländischen Investoren. Diese traten zum ersten Mal im Jahr 2004 wesentlich auf diesem Markt in Erscheinung, als sie zu- nächst Wohnungsportfolios und anschlie- ßend auch gewerbliche Portfolios erwar- ben. Die zweite wichtige Gruppe sind die verschiedenen Arten von Fonds, die hier zusammengefasst analysiert werden. Weite- re betrachtete Akteursgruppen sind die Ver- sicherungen (einschließlich Pensionskassen) und die verschiedenen Aktiengesellschaften, die im Immobiliengeschäft aktiv sind. Die Aktivitäten dieser Akteure schwankten im Zeitablauf erheblich und hatten deutliche Auswirkungen auf den Immobilien-Invest- mentmarkt in Deutschland. Was sind die Treiber der Wertentwicklung von Immobilien? Dazu wird im abschließen- den dritten Kapitel auf die Wert- und Ren- ditebestimmung von Immobilien des Invest- mentmarktes eingegangen. Hierfür sind im Wesentlichen drei verschiedene Einflussfak- toren verantwortlich. Zum einen ist die Si- tuation auf dem Vermietungsmarkt mit dem entsprechenden Angebot und Nach frage. Gewichtig ist dabei auch die Einwirkung makroökonomischer Faktoren wie der öko- nomischen oder demographischen Entwick- lung. Dadurch werden über die Miete und 4
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland 1. Der Immobilien- nungsportfolios als alternatives Asset in Fra- ge. Dieser Tatsache wird dadurch Rechnung Investmentmarkt getragen, dass die Transaktionen von Woh- nungsportfolios, welche häufig eine hohe öf- Nach wie vor existiert keine einheitliche, all- fentliche Aufmerksamkeit erfahren, separat gemein akzeptierte Definition des „Immo- berücksichtigt bzw. ausgewiesen werden. bilien-Investmentmarktes“. Dies führt in der Folge dazu, dass je nach Fokus einer Markt- Die Höhe und Entwicklung der Trans- analyse unterschiedliche Abgrenzungen des aktionen auf dem Immobilien-Investment- Marktes vorgenommen werden. Aus die- markt werden mittelbar auch durch die ser mangelnden Trennschärfe resultieren je Entwicklung des Kapitalmarktes bestimmt. nach Studie unterschiedliche Ergebnisse und Immobilien als Anlageform sind mittlerwei- Marktdaten (z. B. bezüglich des Investment- le etablierter Teil des Kapitalmarktes und volumens). Allen Analysen des gewerblichen konkurrieren hier mit alternativen Assets Immobilien-Investmentmarktes gemeinsam wie Aktien oder Staatspapieren. Die Liqui- ist jedoch, dass nur solche Transaktionen dität der Marktteilnehmer sowie vorhan- berücksichtigt werden, bei denen die jeweili- dene Renditespreads sind die für die Wahl gen Akteure eine Rendite realisieren wollen. der Anlagealternative relevanten Größen Diese resultiert einerseits aus Vermögenszu- (vgl. Schaubild 1). Zudem spielt die jeweili- wächsen durch Wertsteigerungen der Ob- ge Portfoliostrategie der Akteure und deren jekte oder andererseits aus Mieteinnahmen. Risikoverhalten eine wichtige Rolle. Der re- Der Erwerb einer Immobilie zur Selbstnut- sultierende Immobilienpreis ergibt sich als zung ist demnach nicht das Ziel dieser In- Ergebnis der Verhandlungen von Anbietern vestments. und Nachfragern. Im Rahmen der vorliegenden Studie wird Die Rendite einer Immobilienanlage wird primär der gewerbliche Immobilien-Invest- neben dem Preis durch den Cash-Flow be- mentmarkt betrachtet, welcher Transaktio- stimmt, welcher aus den Mieteinnahmen eines nen gewerblich genutzter Immobilien durch Objektes folgt. Die langfristige Vermietung institutionelle Investoren umfasst. Priva- und Vermietbarkeit ist damit Grundlage für te Kleinanleger werden somit nicht weiter einen stabilen Cash-Flow und folglich für die berücksichtigt, wohl aber Family Offices. Renditeerwartungen. Sinkende Leerstände Entscheiden sich institutionelle Investoren bei steigenden Preisen und Mieten sind dann für eine Kapitalanlage in Immobilien, kom- beispielsweise für Projektentwickler ein Sig- men neben Gewerbeimmobilien auch Woh- nal für die Erweiterung des Angebotes durch Immobilien-Investmentmarkt Immobilien-Vermietungsmarkt Neubauaktivität Angebot Nachfrage Lokale, regionale und nationale Konjunktur Mieten Leerstand Baumarkt Rentabilität Zukunftserwartungen Immobilien-Investmentmarkt Kapitalmarkt Kosten Cash flow Angebot – Liquidität Eigentümer – Spreads Transaktion Verkäufer Wert Rendite Preis Nachfrage Investoren Schaubild 1 Käufer Quelle: Deutsche Hypo 5
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Nettoanfangsrenditen nach Objektart in Deutschland in v. H. 10 9 8 7 6 5 4 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Büro zentrale Lagen Büro zentrale Lagen 7 A-Städte Einzelhandel zentrale Lagen Einzelhandel zentrale Lagen 7 A-Städte Schaubild 2 Mehrfamilienhäuser Lagerhallen Quelle: BulwienGesa AG Neubauaktivitäten oder, soweit möglich, die samt gerade einen halben Prozentpunkt in Konversion von bestehenden Immobilien in 22 Jahren. Seit 2009 ist bei allen dargestellten eine andere Nutzungsart. Neben dem Cash- Objektarten und Standorten mehr oder we- Flow ist auch die Wertentwicklung eines niger ein ausgeprägter Rückgang der Netto- Objektes für dessen Gesamtrendite relevant, anfangsrendite erkennbar, welcher bei den insbesondere wenn bei Anlage eine Trading- Mehrfamilienhäusern die größte Dynamik Strategie verfolgt wird. aufweist. In Schaubild 2 sind die Nettoanfangsren- Gerade im letzten Quartal des vergangenen diten verschiedener Objektarten für den Jahres (und hier besonders in den letzten deutschen Markt zusammengestellt. Die Wochen) gewann der deutsche Immobilien- Nettoanfangsrendite ergibt sich aus dem Investmentmarkt eine für viele Analysten Quotienten der anfänglich geplanten Netto- unerwartete Dynamik. Insgesamt wurden miet-Reineinnahmen und dem Gesamtkauf- im Bereich Gewerbeimmobilien im vierten preis eines Objektes, wobei im Schaubild die Quartal 2012 Transaktionen in Höhe von Durchschnittswerte der jeweiligen Objekt- 10,3 Mrd. € getätigt. Dies entspricht einem typen und -lagen dargestellt sind. Anteil am gesamten Transaktionsvolumen des Jahres von beachtlichen 34,6 v. H. Die Am deutlichsten zeigen sich die Wirkun- vorliegende Studie geht zunächst auf die gen der internationalen Finanzkrise in den Entwicklung des Marktes ein. Da diese von Nettoanfangsrenditen bei Büroimmobilien verschiedenen Akteuren mit z. T. deutlich in den A-Standorten. Hier zogen die Prei- unterschiedlichen strategischen Ansätzen se im Verlauf des Immobilienbooms in der bestimmt wird, widmet sich ein weiteres Mitte der letzten Dekade getrieben durch Kapitel der Analyse dieser verschiedenen die Nachfrage insbesondere ausländischer Marktakteure. Für deren Entscheidung zum Investoren spürbar an, so dass die Renditen Kauf- oder Verkauf eines Objektes oder deutlich sanken. Weniger betroffen zeigten Portfolios ist dessen Wert und die erwar- sich Einzelhandelsimmobilien und Mehr- tete Wertentwicklung eine entscheidende familienhäuser, die einen im Vergleich zu Größe. Aus diesem Grund werden in der den Büroimmobilien geringeren Rückgang Folge die wertbestimmenden Faktoren einer der Nettoanfangsrendite aufwiesen. Kaum Immobilie und deren Wirkungen auf den einen Effekt hatte die Krise auf die Rendite Immobilienpreis untersucht. von Lagerhäusern, die sich über den gesam- ten Beobachtungszeitraum als relativ stabil erweist. Die Spannweite beträgt hier insge- 6
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland 2. Die Entwicklung Ein weiteres Problem hinsichtlich der Ver- gleichbarkeit der ermittelten Transaktions- des Immobilien- volumina ist die notwendige Verwendung Investmentmarktes von Wechselkursen. Üblicherweise werden die Transaktionen nur teilweise direkt in US-Dollar (USD) ausgewiesen und müssen Weltweit hat das Transaktionsvolumen des daher mit Hilfe eines Wechselkurses umge- Immobilien-Investmentmarktes heute in rechnet werden. Damit können Wechselkurs- etwa wieder das Niveau des Jahres 2006 er- schwankungen das Transaktionsvolumen reicht (vgl. Schaubild 3). Der direkte Schock in USD deutlich beeinflussen. Wertet bei- im Anschluss an die internationale Finanz- spielsweise der USD gegenüber dem EUR krise scheint damit überwunden. Da es sich ab, führt dies bei konstantem EUR- zu ei- hier um einen global vernetzten Markt han- nem steigenden USD-Transaktionsvolumen, delt, wird zunächst auf die globale Entwick- obwohl sich auf der Transaktionsseite im lung eingegangen, bevor im Anschluss der Euroraum nichts verändert hat. deutsche Immobilien-Investmentmarkt nä- her betrachtet wird. Bis zum Jahr 2007 nahm der globale Immo- bilien-Investmentmarkt in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts eine rasante Entwicklung. Nach Angaben von Cushman 2.1 Die globale Entwicklung & Wakefield erreichte das Transaktions- volumen hier den Höchststand von beacht- Nach wie vor existieren keine amtlichen lichen 1.061 Mrd. USD. Im Zuge der inter- Statistiken, welche präzise Daten zum Ge- nationalen Finanzkrise brach das Volumen schehen auf den globalen Immobilien-In- bis zum Jahr 2009 um 65,5 v. H. auf nur vestmentmärkten liefern. Deshalb wird für noch 366 Mrd. USD ein. Dieser Stand be- Marktanalysen noch immer auf Daten von deutete aber zugleich auch die Talsohle der Maklern oder Analysten zurückgegriffen, Krise, die Transaktionen erreichten dabei die jedoch weitgehend nicht nach einheit- das Volumen des Jahres 2003. Dieses Jahr lichen Erhebungsstandards ermittelt wer- war gekennzeichnet durch eine Konzen- den. Diese unterscheiden sich häufig durch tration der Anleger auf ihre jeweiligen Bin- die unterschiedlichen Abgrenzungen bei nenmärkte. Der Anteil der grenzüberschrei- Gewerbeimmobilien oder hinsichtlich der tenden Käufe sank auf gerade mal ein Fünftel Erfassung von Transaktionen bei Develop- der Transaktionen des Vorjahres. Besonders mentprojekten. betroffen von diesem veränderten Anlage- Globaler Immobilien-Investmentmarkt in Mrd. USD 1200 1000 800 600 400 200 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012* Schaubild 3 Asien Europa Nordamerika Rest * Schätzung Quelle: Cushman & Wakefield, eigene Berechnung 7
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland verhalten waren die eher risikoreichen Dies setzte eine abwärts gerichtete Entwick- Emerging-Markets in Lateinamerika, Euro- lung in Gang („Panic“), die ihr Ende im Er- pa und Asien. reichen der Talsohle des Jahres 2009 fand. Diese Talfahrt konnte durch das Eingreifen Seit 2010 ist jedoch eine Erholung des globa- der verschiedenen Regierungen im Rahmen len Immobilien-Investmentmarktes zu be- der „Bankenrettungen“ und der Zentralban- obachten, dessen Transaktionsvolumen im ken durch die Bereitstellung von zusätzli- Jahr 2012 mit 716 Mrd. USD zwar nicht das cher Liquidität gestoppt werden, so dass die Boom-Niveau des Jahres 2007 erreichte, aber Entwicklung des Immobilien-Investment- in etwa auf dem Niveau des Jahres 2006 lag. marktes die daraufhin erfolgte Trendwende Dass dieses Niveau wieder erreicht werden deutlich zeigt. konnte, lag insbesondere an den im vierten Quartal des vergangenen Jahres getätigten Die drastische Entwicklung des globalen Im- Transaktionen. Allein ein Drittel des globa- mobilien-Investmentmarktes blieb auch für len Jahresvolumens entfielen nach Angaben die regionale Verteilung des Transaktions- von Jones Lang LaSalle auf das letzte Quar- volumens nicht ohne Folgen. Zur Verdeut- tal 2012. lichung ist diese in Schaubild 4 noch einmal gesondert dargestellt. Im Boomjahr 2007 Diese Entwicklung der globalen Trans- entfiel mit 41 v. H. ein Großteil der Trans- aktionsvolumina entspricht der Analyse aktionen auf Nordamerika. Europa folgte eines typischen Investmentbooms, wie sie mit 35 v. H., Asien erreichte 22 v. H., 2 v. H. von Charles Kindleberger beschrieben wor- entfielen auf die übrigen Regionen. Ob- den ist. Im Jahr 2003 setzt die Phase der wohl die Transaktionen im Jahr 2009 um „Euphorie“ ein, in welcher die Marktteil- beachtliche 65,5 v. H. abnahmen, konnte nehmer neue Finanzinstrumente etablieren, Asien seinen Anteil am verbleibenden Rest um zusätzliche Liquidität zu schaffen. Die auf 59 v. H. steigern. Europa verlor dagegen Jahre 2006 und 2007 zeigen die Charakte- sieben Prozentpunkte, nachdem es zunächst ristika der „Manie“, in welcher es zu Über- 2008 trotz der Krise seinen Anteil um fünf hitzungen und Blasenbildungen kommt. Prozentpunkte steigern konnte. Nordame- Betroffen hiervon waren insbesondere die rika, wo die Krise begonnen hatte, fiel auf Immobilienmärkte der USA, Großbritan- einen Anteil von nur noch 13 v. H. zurück, niens und Spaniens. Der Zusammenbruch was einem Transaktionsvolumen von nur der Investmentbank Lehman Brothers im 46 Mrd. USD entsprach (zum Vergleich September 2008 war das Zeichen für den Be- 2007: 437 Mrd. USD). ginn der Phase der Besorgnis („Revulsion“). Anteile am globalen Immobilien-Investmentmarkt in v. H. 70 60 50 40 30 20 10 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012* Schaubild 4 Asien Europa Nordamerika Rest * Schätzung Quelle: Cushman & Wakefield, eigene Berechnung 8
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Seit 2009 hat Asien zwar wieder leicht an An- Die Hälfte der weltweiten Transaktionen teilen am globalen Immobilien-Investment- entfielen nach Angaben von Jones Lang volumen verloren, seit diesem Jahr kann es LaSalle 2012 auf Büroimmobilien. Mit einem aber jeweils den größten Teil der Transaktio- Anteil von 24 v. H. folgen Einzelhandels- nen für sich verbuchen. Der zu beobachtende immobilien auf Platz zwei. An dritter Stelle Rückgang des Anteils Asiens liegt vor allem liegen Logistik und Industrieimmobilien. am Wiedererstarken des amerikanischen In- Wohnimmobilien, die hier auch berücksich- vestmentmarktes, auf welchen 2012 31 v. H. tigt werden, bilden das Schlusslicht. der Transaktionen entfielen. In Folge der an- haltenden Unsicherheiten in der Eurozone Die höchsten Renditen werden in allen drei hat Europa Anteile am Transaktionsvolumen betrachteten Regionen jeweils im Logistics/ kontinuierlich verloren. Wurden hier 2009 Industrial-Segment erwartet, da die Inves- noch 28 v. H. erreicht, sank dieser Anteil bis toren hier das höchste Risiko sehen (vgl. 2012 auf 22 v. H. Gerade der Rückgang des Schaubild 6). In Europa und Asien folgen vergangenen Jahres ist dabei allerdings auf Einzelhandelsinvestments an zweiter Stelle. die schwache Entwicklung des Euro gegen- Erst auf Platz drei folgen die Büroimmo- über dem USD zurückzuführen. In Euro bilien, lediglich in den USA liegen diese an bewertet erreichte das Transaktionsvolumen zweiter Stelle. Renditen für Wohnimmobi- den Wert des Jahres 2011. lien sind in Europa und Asien am Ende der Reihe, lediglich in den USA rangieren Sie Auch die Entwicklung der Rendite für Immo- auf Platz drei, hier bilden die Einzelhandels- bilieninvestments in den Weltregionen zeigt immobilien das Renditeschlusslicht. deutlich den Effekt der internationalen Fi- nanzkrise (vgl. Schaubild 5). Nach dem Boom- Die durchschnittlich höchste Rendite wird jahr 2007 steigen in allen Regionen die Rendi- mit 8,2 v. H. in Asien prognostiziert, es folgen ten. Am deutlichsten in Nordamerika, wo sie die USA mit 7,3 v. H. und schließlich Europa bis 2009 um 1,5 Prozentpunkte anstiegen. mit 6,7 v. H. Der Spitzenplatz Asiens spiegelt zum einen den weiterhin hohen Bedarf an In Europa stagnierte die Renditeentwick- modernen Immobilien auf dem Kontinent wi- lung im selben Zeitraum, in Asien war bereits der, zum anderen aber auch das mit Emerging ein leichter Rückgang zu beobachten. Seit Markets verbundene Risiko sowie die in Rela- 2009 sinken allerdings in allen drei betrach- tion zu reiferen Märkten günstigeren Preise. teten Regionen die Renditen, wobei diese in Asien zuletzt auf dem niedrigsten Niveau Für das Jahr 2013 wird eine weitere Erholung lagen. des globalen Immobilien-Investmentmark- Renditen nach Weltregionen in v.H. 10 9 8 7 6 5 4 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Schaubild 5 Asien Europa Nordamerika Quelle: Cushman & Wakefield 9
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Core Returns nach Objektart in v. H. 10 5-Jahres-Prognose, jährliche Rendite 2013-2017 8 6 4 2 0 Office Retail Logistic/Industrial Residential Schaubild 6 Asien/Pazifik Europa USA Quelle: CBRE tes erwartet. Insgesamt nimmt das Ver trauen 2.2 Der Immobilien-Investmentmarkt der Marktteilnehmer in der Erholungsphase in Deutschland weiter zu, auch getragen durch das Mo- mentum des vierten Quartals 2012. Zudem Das Grundmuster der Entwicklung des bleiben die Leitzinsen auf ihrem historisch globalen Transaktionsvolumens zeigt sich niedrigen Niveau und entlasten damit deut- auch für den deutschen Immobilien-Invest- lich die Finanzierungsseite. Die Rückkehr mentmarkt. Nach dem Boomjahr 2007 folg- risikoreicherer Anlagestrategien und das te die Krise, welche 2009 mit einem Trans- begrenzte Angebot an Core-Immobilien aktionsvolumen von 38,4 Mrd. EUR (2007: bei weiterhin vorhandener internationaler 108,7 Mrd. EUR) ihren Tiefpunkt erreichte Überschussliquidität deuten mittelfristig (vgl. Schaubild 7). Bei den Gesamttrans- aber auch durchaus auf Überhitzungsgefah- aktionen des Jahres 2012 hat sich der An- ren hin. teil der Wohnportfolios um gut 3 Prozent- punkte auf 49,2 v. H. erhöht. Zwar verloren Gewerbeimmobilien damit relativ an Ge- wicht, konnten absolut aber dennoch um 2 Mrd. EUR (+ 8 v. H.) zulegen. Der deutsche Immobilien-Investmentmarkt in Mrd. EUR 120 100 80 60 40 20 0 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Schaubild 7 Wohnen (Portfolios) Gewerbe Quelle: DIP 10
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Im Verlauf der 1990er Jahre zeigte sich der volumens entfielen. Allein in diesem Quartal deutsche Immobilien-Investmentmarkt als wurde annähernd das Transaktionsvolumen vergleichsweise stabil und dominiert von des kompletten Jahres 2009 erreicht. Die vier inländischen Anlegern. Ab dem Beginn größten Portfoliotransaktionen machten da- des folgenden Jahrzehnts traten vermehrt bei 27 v. H. des Quartalsvolumens aus und auch ausländische Investoren auf, vor allem wurden alle von ausländischen Investoren international aktive private Beteiligungs- durchgeführt. Hier zeigt sich deutlich, dass gesellschaften (Private-Equity-Fonds). Die- der deutsche Immobilienmarkt auf Anleger- se verfolgten nicht die für inländische In- seite als „sicherer Hafen“ gesehen wird. vestoren charakteristische traditionelle „buy and hold“-, sondern eher eine „buy and Dies zeigt auch die Konzentration der In- sell“-Strategie. Die Portfoliotransaktionen vestments auf die A-Standorte (Berlin, Köln, der ausländischen, opportunistisch orien- Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, tierten Anleger waren ein maßgebender Fak- Stuttgart, München) in Deutschland. Auf tor der dynamischen Entwicklung bis zum diese entfielen 2012 57,1 v. H. des gesamten Jahr 2007. Deren Anteil am gesamten Trans- Transaktionsvolumens bei den gewerblich aktionsvolumen erreichte hier beachtliche genutzten Immobilien. Dabei nahm Ber- 65,7 v. H. Eine Vielzahl der Transaktionen lin mit 4,3 Mrd. EUR die Spitzenposition war zu der Zeit begünstigt durch die niedri- ein. München und Frankfurt a. M. folgen gen Kapitalmarktzinsen leverage-getrieben, mit 3,6 bzw. 3,1 Mrd. EUR. Auf Hamburg um durch einen hohen Fremdkapitalanteil und Düsseldorf entfielen 1,9 Mrd. EUR die Eigenkapitalrendite zu erhöhen. bzw. 0,8 Mrd. EUR. Hier war ein Rückgang von 9 bzw. 22 v. H. zu verzeichnen, wobei In Folge der internationalen Finanzkrise dies insbesondere durch außergewöhnlich brach das Transaktionsvolumen auf die be- hohe Transaktionen des Vorjahres begrün- reits genannten 38,4 Mrd. EUR im Jahr 2009 det war. Den Schluss bilden schließlich ein. Seit der Durchquerung dieser Talsohle Köln mit 0,8 Mrd. EUR und Stuttgart mit ist der Immobilien-Investmentmarkt aller- 0,3 Mrd. EUR. dings in einer stetigen Erholungsphase, so dass 2012 mit 58,8 Mrd. EUR ungefähr das Bei den Gewerbeimmobilientransaktionen Volumen des Jahres 2004 erreicht werden dominieren nach wie vor die Büroimmobi- konnte (jeweils inkl. Wohnimmobilienport- lien mit einem Anteil von 44 v. H., was einem folios). Verantwortlich für dieses Ergebnis Anstieg um 35 v. H. gegenüber dem Vorjahr war insbesondere das vierte Quartal 2012, auf entspricht (vgl. Schaubild 8). An zweiter welches 35 v. H. des gesamten Transaktions- Stelle folgen die Einzelhandelsimmobilien Anteile am gewerblichen Transaktionsvolumen 2012 in v. H. 4,8 3,2 5,4 6,6 44,0 36,0 Schaubild 8 Büro Einzelhandel Logistik Hotel Entwicklungsgrundstücke sonstige Quelle: CBRE 11
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland mit einem Umsatz von 9,15 Mrd. EUR, wel- che 2011 noch den größten Anteil ausmach- 3. Die Akteure des Immobilien- ten (45 v. H.). Eine deutliche Steigerung mit Investmentmarktes 83 v. H. konnte der Bereich Logistikimmo- bilien verbuchen, der damit auf einen Anteil Auf Seiten der Investoren zeigt sich, dass von 7 v. H. kommt. Dies spiegelt die Einstu- der deutsche Immobilien-Investmentmarkt fung Deutschlands als einen weltweit füh- international hohes Vertrauen genießt. 2012 renden Logistikstandort wider. legte der Anteil ausländischer Investoren auf knapp 40 v. H. zu, nachdem er im Krisenjahr Für das laufende Jahr wird eine modera- 2009 auf 8 v. H. zurückgegangen war (vgl. te Fortsetzung der Erholung des Immo- Schaubild 9). bilien-Investmentmarktes in Deutschland erwartet. Im Fokus der Anleger werden Neben den ausländischen Investoren konnte weiterhin Core-Immobilien in A-Lagen als 2012 keine andere institutionelle Anleger- vergleichsweise sichere Investments stehen. gruppe eine dominierende Position einneh- Da deren Angebot limitiert ist, wird es in men, die Anteile zeigen sich hier breit ge- diesem Segment zu weiteren Preissteigerun- streut. Als belastender Faktor z. B. für die gen kommen. Aus diesem Grund werden geschlossenen Immobilienfonds zeigte sich auch risikoreichere Investments in B-La- die Unsicherheit bezüglich des zukünftigen gen oder Objekten mit Leerständen für die regulatorischen Rahmens in Zusammen- Anleger attraktiv. Dies gilt umso mehr, als hang mit der Umsetzung der europäischen Anlagealternativen nicht zu interessanten AIFM-Richtlinie. Renditen realisierbar sein werden, was der Rendite-Spread zwischen Bundesanleihen und Immobilienanlagen zeigt. Dies bedeutet 3.1 Ausländische Investoren zugleich auch die Rückkehr risikoreicherer Anlagestrategien auf den deutschen Immo- Der Anteil ausländischer Investoren am bilien-Investmentmarkt. Transaktionsvolumen institutioneller Anle- ger konnte in Deutschland im Jahr 2012 einen deutlichen Anstieg um gut 30 v. H. verzeich- nen und erreichte damit absolut betrachtet in etwa wieder das Niveau des Jahres 2004 (vgl. Schaubild 10). Nach dem Tiefpunkt des aus- ländischen Engagements im Jahr 2009 mit einem Anteil von 8 v. H. ist dies ein gewichti- ges Indiz für die Attraktivität Deutschlands Deutschland: Investmentvolumen institutioneller Anleger in Mrd. EUR 80 70 Immobilien/Leasing Leasingfonds Geschlossene Immobilienfonds 60 Offene Immobilien-Publikumsfonds Immobilien-Spezialfonds Versicherungen/Pensionskassen 50 Immobilien Aktiengesellschaften/REITs Ausländische Investoren 40 Sonstige 30 20 10 0 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 Schaubild 9 2012: Prognose Quelle: BulwienGesa AG 12
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Deutschland: Investmentvolumen und -anteile institutioneller ausländischer Anleger in Mrd. EUR in v. H. 50 80 70 40 60 50 30 40 20 30 20 10 10 0 0 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 Schaubild 10 in v. H. in Mrd. EUR 2012: Schätzung Quelle: BulwienGesa AG als Standort für Immobilieninvestments. Fremdkapitals – dies gilt generell allerdings Ausländische institutionelle Anleger sind auch für alle anderen fremdfinanzierten damit auch die größte Investorengruppe am Marktakteure am Immobilien-Investment- deutschen Immobilien-Investmentmarkt. markt. In Folge der Finanz- und Wirt- schaftskrise ist die Kreditvergabepraxis der Bei den ausländischen Investoren handelt es Banken restriktiver geworden, viele Institu- sich zumeist um Private Equity Gesellschaf- te haben sich sogar ganz aus der Finanzie- ten. Diese sammeln außerhalb der Börsen rung zurückgezogen, da sie u. a. den durch Beteiligungskapital für Immobilieninvest- Basel III verschärften Eigenkapitalanforde- ments. Sie verfolgen generell eine opportu- rungen nicht nachkommen können. nistische Anlagestrategie, die auf Wertstei- gerungen und damit einen flexiblen Exit Eine alternative Möglichkeit der Bereitstel- gerichtet ist. Zur Steigerung der Eigenkapi- lung von Fremdkapital stellen Immobilien- talrendite nutzen diese Gesellschaften den kreditfonds („Debt Funds“) dar, welche Leverage-Effekt, was zu hohen Anteilen von seit einiger Zeit intensiv diskutiert werden. Fremdkapital bei der Finanzierung von Ob- Hierbei kooperieren Banken und Fremd- jekten führt („Leveraged Buy Out“ – LBO). kapitalgeber miteinander. Die Banken bieten Voraussetzung hierfür ist eine Marktkons- dabei eine Kompetenz- und Abwicklungs- tellation, in welcher die Gesamtkapitalrendi- plattform für die Kreditvergabe, die Fremd- te größer als die Fremdkapitalzinsen ist und kapitalgeber bringen neben dem Kapital der Cash-Flow des Objektes ausreicht, um spezifisches Immobilien-Know-how in die die Verbindlichkeiten zu bedienen. Partnerschaft ein. Auf diese Weise kann den Akteuren am Immobilien-Investmentmarkt Gerade der deutsche Immobilienmarkt mit wieder mehr Fremdkapital zur Verfügung seinem stabilen gesamtwirtschaftlichen Um- gestellt werden. Immobilienkreditfonds feld und der dynamischen Preisentwicklung werden allerdings bei der Kredit vergabe von Core-Immobilien an den A-Standorten nicht die Lücke füllen können, welche durch ist für Private Equity Gesellschaften daher den Rückzug einiger Banken entstanden ist. ein äußerst attraktiver Zielmarkt. Dies gilt umso mehr, als andere Standorte diese Ei- genschaften nicht in gleicher Weise bieten 3.2 Fonds und zudem alternative Kapitalmarktinvest- ments derzeit wenig wettbewerbsfähig sind. Geschlossene Immobilienfonds erreichten in Deutschland 2012 ein Transaktionsvolu- Schwierig gestaltet sich allerdings die Be- men von 1,5 Mrd. EUR, was einem Anteil schaffung des für die LBO’s erforderlichen von 5,9 v. H. entspricht (ohne Immobilien- 13
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Leasingfonds). Im Vergleich zum Vorjahr wird das Objekt wieder veräußert. Die Aus- stellt dies einen deutlichen Rückgang von schüttungen an die Anleger stellen für diese 50 v. H. dar, was auf die Unsicherheit bezüg- Einnahmen aus Vermietung und Verpach- lich des zukünftigen regulatorischen Rah- tung dar und müssen dementsprechend zu mens zurückzuführen ist. den individuellen Steuersätzen im Rahmen der Einkommensteuer versteuert werden. Bei geschlossenen Immobilienfonds wird eine vorgegebene Kapitalmenge bspw. zum Im vergangenen Jahr erzielten offene Im- Kauf einer oder mehrerer Immobilien ein- mobilienfonds 2 Mrd. EUR Umsatz bei gesammelt. Ist dieses Volumen erreicht oder den Transaktionen institutioneller Anleger der Platzierungszeitraum abgelaufen, wird (ohne Spezialfonds). Dies stellt gegenüber der Fonds „geschlossen“. Es gibt seitens den Vorjahren eine Erholung der Situa- des Fonds keine Verpflichtung, Anteile je- tion dar. Seit 2009 wurden im Durchschnitt derzeit zurückzunehmen. Zudem gibt es 1,4 Mrd. EUR erreicht. alternativ auch keinen hinreichend liquiden Zweitmarkt für die emittierten Fondsantei- Offene Immobilienfonds verfügen üblicher- le. Aus dieser Konstruktion ergibt sich das weise über ein diversifiziertes Immobilien- klassische „Buy-and-Hold“ als die typische portfolio. Ihre Anteile können von Anlegern Anlagestrategie geschlossener Fonds, so dass jederzeit erworben und veräußert werden, die Fondsgesellschaften über gute Markt- so dass die Anteile über eine hohe Fungi- kenntnisse verfügen müssen, um erfolgreich bilität verfügen. Weder das Fondsvolumen, agieren zu können. noch die Zahl der Anleger ist hierbei be- grenzt. Um ihrer täglichen Rücknahmever- Im vergangenen Jahr sind einige geschlos- pflichtung nachkommen zu können, müssen sene Immobilienfonds in Schwierigkeiten offene Immobilienfonds über nicht uner- geraten, da sich Hauptmieter bspw. aus hebliche Liquiditätsreserven verfügen, was Objekten zurückgezogen haben und Leer- insbesondere während der internationalen stände die Folge waren. Zudem belastet die Finanzkrise zu erheblichen Schwierigkeiten Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der führte. europäischen AIFM-Richtlinie Fonds in Deutschland. Der erste Gesetzesentwurf Als Reaktion auf diese Problematik hat der Bundesregierung hätte mit den enthalte- die Bundesregierung 2011 das Anleger- nen restriktiven Maßnahmen (50.000 EUR schutz- und Funktionsverbesserungsgesetz Mindestzeichnungssumme für Ein-Objekt- erlassen. Dieses sieht u. a. eine zweijährige Fonds und Fremdkapitalgrenze von max. Mindesthaltedauer und eine 12-monatige 30 v. H.) voraussichtlich das Ende der ge- Kündigungsfrist bei offenen Immobilien- schlossenen Fonds in Deutschland bedeu- fonds vor. Dies hat kaum Auswirkungen tet. Die Abmilderung dieser Forderungen in auf die Fungibilität der Anteile von Privat- einem überarbeiteten Entwurf (20.000 EUR anlegern, da die Regelungen nur für Anteil- Mindestzeichnungssumme für Ein-Objekt- rückgaben von mehr als 30.000 EUR pro Fonds und Fremdkapitalgrenze von max. Kalenderjahr gelten. Im aktuell vorliegen- 60 v. H.) eröffnet wieder neue Chancen für den Entwurf des Kapitalanlagegesetzbuches geschlossene Immobilienfonds in Deutsch- (E-KAGB) wird die Neuauflage von offenen land. Fonds dagegen nicht mehr zugelassen, ledig- lich bestehende Fonds erhalten hier einen Eine Sonderform der geschlossenen Fonds Bestandsschutz. stellen Immobilien-Leasingfonds dar. Die- se verzeichneten 2012 ein Volumen von Immobilien-Spezialfonds stellen eine Son- 1,8 Mrd. EUR an den Transaktionen des derform der Fonds dar und erreichten 2012 Immobilien-Investmentmarktes in Deutsch- ein Transaktionsvolumen von 4 Mrd. EUR. land. Bei Leasingsfonds wird üblicherweise Damit setzte sich der seit 2009 beobacht- ein Objekt erworben. Die Ausschüttungen bare Aufwärtstrend mit einem Zuwachs stammen aus dem Cash-Flow der Mietein- von 21,2 v. H. gegenüber dem Vorjahr weiter nahmen und am Ende des Anlagezeitraumes fort. 14
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Kapitalgeber für die Immobilien-Spezial- besondere die geplanten Regelungen in der fonds sind ausschließlich institutionelle An- ersten Säule verhindern derzeit die Steige- leger. Das Fondsvermögen wird von einer rung der Immobilienquote, trotz günstiger Kapitalanlagegesellschaft in eigenem Na- Rahmenbedingungen durch ein niedriges men auf Rechnung der Anleger verwaltet. Zinsniveau. Hier ist vorgesehen, dass direkte Gibt es nur einen Anleger handelt es sich Immobilienkäufe mit 25 v. H. Eigenkapital um einen Individualfonds, andernfalls um zu unterlegen sind, sollte bei der Finanzie- einen Gemeinschaftsfonds. Da Immobi- rung Fremdkapital eingesetzt werden, er- lien-Spezialfonds auch als Vehikel für einen höht sich diese Quote auf 100 v. H. Diese Immobilienkreditfonds in Frage kommen, Eigenkapitalanforderungen werden gerade ist für die Zukunft mit einer Zunahme ihrer von deutschen Gesellschaften als deutlich zu Bedeutung zu rechnen. hoch angesehen, basieren sie doch auf Daten, welche in Großbritannien erhoben wurden. Der britische Markt ist aber im Vergleich 3.3 Versicherungen und Pensionskassen zur Marktentwicklung in Deutschland als wesentlich volatiler einzustufen, wie die Nach den ausländischen Investoren und den Wirkungen der internationalen Finanzkrise Immobilien-Spezialfonds sind Versicherun- deutlich gezeigt haben. Die Umsetzung von gen und Pensionskassen mit 3,5 Mrd. EUR Solvency II sollte zum 1. Januar 2013 erfol- im Jahr 2012 drittgrößter institutioneller An- gen, die tatsächliche Einführung wird sich leger auf dem Immobilien-Investmentmarkt. aber weiter verzögern, nach Angaben der Seit dem niedrigsten Transaktionsvolumen BaFin eventuell sogar bis 2017. mit absolut 0,7 Mrd. EUR im Jahr 2006 hat sich der Anteil an den gesamten Transaktio- Insgesamt stehen Versicherungen und Pen- nen kontinuierlich auf 13,8 v. H. erhöht. sionskassen derzeit wegen der ungünstigen Zinslage bei festverzinslichen Papieren unter Versicherungen und Pensionskassen sind in einem hohen Anlagedruck. Die unsichere Deutschland neben den Banken die bedeu- Rechtslage bei der Eigenkapitalunterlegung tendsten Finanzintermediäre. Die von ihnen von Immobilieninvestments verhindert aber vereinnahmten Prämien stellen einen wich- die eigentlich beabsichtigte Erhöhung der tigen Bestandteil des gesamtwirtschaftlichen Immobilienquote in den Versicherungsport- Kapitalangebotes dar. Die Anlagestrategie folios. der Versicherungen und Pensionskassen ist grundsätzlich durch einen langfristigen An- Eine mögliche Anlagealternative für Ver- lagehorizont charakterisiert, wobei durch sicherungen und Pensionskassen stellt die eine entsprechende Streuung des Portfolios Immobilienfinanzierung dar. Diese unter- Klumpenrisiken vermieden werden sollen. liegt als Fremdkapitalfinanzierung nicht Im langjährigen Mittel bewegt sich die Im- den erhöhten Sicherungsanforderungen von mobilienquote der Gesellschaften daher Solvency II und würde dennoch den Weg zu zwischen drei und sechs Prozent, wobei vie- werthaltigen Immobilieninvestments öffnen le Gesellschaften in den vergangenen Jahren können. angekündigt haben, ihre Quoten erhöhen zu wollen, was bislang allerdings noch nicht ge- schehen ist. 3.4 Immobilien AG’s und REITs Der Hauptgrund für diese Zurückhaltung Immobilienaktiengesellschaften und REITs bei der Ausweitung des Immobilienengage- konnten im Jahr 2012 2,1 Mrd. EUR des ge- ments ist in Solvency II zu sehen, welches samten Transaktionsvolumens institutionel- das Versicherungsaufsichtsrecht in Eu- ler Anleger in Deutschland verbuchen. Dies ropa vereinheitlichen soll und an Basel II entspricht einem Anteil von 8,3 v. H. Damit angelehnt ist. Solvency II besteht aus den konnte sich das Transaktionsniveau auf dem drei Säulen „Solvenzkapitalanforderungen“, des Vorjahres stabilisieren, nachdem 2008 „Governance Anforderungen“ und „Be- lediglich 0,8 Mrd. EUR erreicht werden richtspflichten/Meldeanforderungen“. Ins- konnten. 15
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Immobilienaktiengesellschaften sind Un- ternehmen, die den Großteil ihrer Erträge aus 4. Preisdeterminanten der Bewirtschaftung von oder dem Handel für Immobilien mit Immobilien erwirtschaften. Ihre strate- gische Ausrichtung ist eher risikofreundlich, Eine wesentliche Rolle für das Volumen der wobei die Konzepte vom traditionellen „Buy Transaktionen auf den Immobilienmärk- and Hold“- bis zu aggressiven „Trading“- ten stellt der Preis der jeweiligen Objekte Strategien oder Projektentwicklungen rei- dar. Das vergangene Jahrzehnt hat deutlich chen. Dabei können sie durch einen hohen gezeigt, dass auch der Immobilien-Invest- Fremdkapitalanteil die Rendite des einge- mentmarkt und seine Entwicklung diese setzten Eigenkapitals erhöhen. Marktgröße nachhaltig beeinflussen kann, wie auch umgekehrt die erwartete Wertent- Die internationale Finanzkrise führte bei wicklung von Immobilien ein wichtiger Fak- den Immobilienaktiengesellschaften zu deut- tor für eine Anlageentscheidung ist. lichen Kurseinbrüchen. Der entsprechende Aktienindex (DIMAX) hat sich zwar wieder Dies zeigt auch der German Property Index erholt, konnte aber noch nicht wieder ganz der BulwienGesa AG. Dieser Index setzt sich das Vorkrisenniveau erreichen. Aufgrund aus den Komponenten „Cash Flow Return“ der an den Börsen zu verzeichnenden Un- (Mieten) und „Capital Growth Return“ sicherheit in Folge der Staatsschulden- und (Wertsteigerung) zusammen und ermittelt Eurokrise konnten die Immobilienaktien- und prognostiziert den „Total Return“ als gesellschaften bisher kaum an der zunehmen- Immobilien-Performance-Index. Dabei ge- den Nachfrage nach Immobilieninvestments hen Marktdaten aus 127 Städten mit den Im- partizipieren. Die verbreitete Risikoaversion mobilienmarktsegmenten „Einzelhandel“, der Anleger lässt diese eher zu alternativen „Wohnen“, „Büro“ und „Logistik“ in die Investments im Immobilienbereich greifen. Berechnung der Prognose ein (vgl. Schau- bild 11). Real Estate Investments Trusts müssen an der Börse notiert sein und mindestens Die Entwicklung zeigt, dass der Total Re- 75 v. H. ihrer Umsatzerlöse aus Immobilien turn im Jahr 2012 noch zu 42,3 v. H. durch beziehen. Zudem müssen ihre Aktiva zu min- den Capital Growth Return getragen wird. destens 75 v. H. aus Immobilien bestehen. Im Für die kommenden Jahre erwartet die Mittelpunkt der Aktivität von REITs steht BulwienGesa AG einen Rückgang der Wert- die Bewirtschaftung von Objekten, der rei- steigerungskomponente, so dass der Total ne Handel ist gesetzlich untersagt. Zudem Return mehr und mehr durch die Mietein- müssen REITs 90 v. H. ihrer Jahresüber- nahmen bzw. den Cash Flow Return be- schüsse an die Anteilseigner ausschütten. stimmt wird. Bei Vorliegen dieser Eigenschaften wird die Gesellschaft von der Körperschaft- und Ge- Im Folgenden sollen die preis- bzw. wertbe- werbesteuer befreit, die Besteuerung erfolgt stimmenden Faktoren für Immobilien näher damit ausschließlich auf Ebene der Anleger untersucht werden. zu deren individuellen Steuersätzen. Derzeit existieren in Deutschland vier REIT- 4.1 Die gesamtwirtschaftliche Aktiengesellschaften mit einer Marktkapita- Entwicklung lisierung von ca. 1 Mrd. EUR. Viele inter- essierte Unternehmen scheuen bislang den Nach der Überwindung der internationalen Schritt an die Börse wegen des immer noch Finanzkrise erholte sich die deutsche Wirt- schwierigen Kapitalmarktumfeldes. schaft erstaunlich schnell und zudem robust. Erst im vergangenen Jahr erhielt diese Ent- wicklung mit einem Wirtschaftswachstum von insgesamt 0,7 v. H. einen Dämpfer (vgl. Schaubild 12). Für dieses und das folgende Jahr wird bereits wieder mit höheren Wachs- 16
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland GPI — German Property Index in v. H. 30 20 10 0 –10 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Schaubild 11 Cash Flow Return Capital Growth Return Total Return Quelle: BulwienGesa AG tumsraten für die deutsche Wirtschaft ge- nenkonsum und die Exportnachfrage. Ers- rechnet. terer konnte real 2012 um 0,6 v. H. bei den privaten Konsumausgaben und um 1,4 v. H. Die insgesamt gute Entwicklung zeigt sich bei den Konsumausgaben des Staates zu- auch in einer robusten Entwicklung des legen. Die Exporte stiegen insgesamt um Arbeitsmarktes. Betrug die Arbeitslosen- 3,7 v. H., wenngleich das vierte Quartal hier quote 2005 noch 11,3 v. H., ist sie bis 2012 vergleichsweise schwach ausfiel. Für das lau- kontinuierlich auf 5,5 v. H. gesunken. In der fende Jahr wird aber wieder mit einer stabi- Eurozone ist sie mit 11,3 v. H. mehr als dop- leren Entwicklung der deutschen Exporte pelt so hoch und auch der EU-Durchschnitt gerechnet. liegt mit 10,5 v. H. deutlich darüber. In den südeuropäischen Krisenländern liegen die Auch die Finanzlage des öffentlichen Sektors Arbeitslosenquoten mit bspw. 23,6 v. H. in zeigt sich in Deutschland im europäischen Griechenland oder 25,1 v. H. in Spanien dazu Vergleich als stabil. 2013 wird das dritte Jahr weit über dem EU-Durchschnitt. in Folge das Defizitkriterium erfüllt, was an der guten Entwicklung insbesondere der Wichtige Stützen für die wirtschaftliche Einnahmenseite des Haushalts liegt. Damit Entwicklung in Deutschland sind der Bin- unterscheidet sich die Finanzlage der öffent- Wirtschaftswachstum in Deutschland in v.H. 6 4 2 0 -2 -4 -6 2008 2009 2010 2011 2012 2013* 2014* Schaubild 12 * Schätzung Quelle: Stat. Bundesamt, Bundesbank 17
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland lichen Haushalte deutlich von der vieler an- der älteren Bevölkerung überproportional derer europäischer Staaten. zunehmen. Insgesamt bietet die deutsche Volkswirt- Diese Effekte werden sich regional sehr dif- schaft derzeit ein im Vergleich zu vielen ferenziert in Deutschland zeigen. Es wird alternativen Standorten positiveres gesamt- Regionen geben, welche nach wie vor Bevöl- wirtschaftliches Umfeld. Dies führt dazu, kerungszuwächse aufweisen, neben denen, dass Deutschland für viele Anleger zu dem deren Bevölkerungszahl deutlich abnimmt häufig kolportierten „sicheren Hafen“ wird. (vgl. Schaubild 13). Das einfache Schema der Gerade bei risikoaversen Anlagestrategien Ost-West-Wanderung greift für die regio- international tätiger Investoren kommt dem nale Verteilung allerdings zu kurz. Grund- Investitionsstandort Deutschland damit eine sätzlich werden große Städte ebenfalls weiter besondere Bedeutung zu. wachsen, da sie ein umfangreiches Dienst- leistungsangebot vorhalten, welches insbe- sondere für ältere Menschen von hoher Be- 4.2 Die demographische Entwicklung deutung ist. In der langen Frist ist die demographische Neben der regionalen Differenzierung hat Entwicklung einer Gesellschaft ein wesent- die demographische Entwicklung je nach licher Bestimmungsfaktor für die Nachfra- Objektart eine unterschiedliche Bedeutung ge nach Immobilien. Für Deutschland sind für die Entwicklung der Nachfrage. Für hierbei zwei Effekte zu erwarten: Die Bevöl- Büroimmobilien bedeutet die Entwicklung kerungszahl wird abnehmen und der Anteil zunächst durch den Rückgang des Angebo- Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 2005–2025 bis unter -7,5 -7,5 bis unter -2,5 -2,5 bis unter 2,5 2,5 bis unter 7,5 7,5 und mehr Schaubild 13 Quelle: BBSR 18
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland tes an Bürobeschäftigten einen belastenden sind die vorhandene Verkehrsinfrastruktur, Faktor. Nachfrageseitig wirken dem jedoch die wirtschaftliche Entwicklung bis hin zu der Strukturwandel (mit einer höheren weichen Faktoren wie das kulturelle Ange- Bürobeschäftigtenquote) und eine positive bot oder das Image. Als erstklassige Makro- gesamtwirtschaftliche Entwicklung entge- standorte gelten bspw. die sieben A-Städte gen. Gerade letztere profitiert von der mit- Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt a. M., telfristig weiter steigenden globalen Güter- Hamburg, Stuttgart, München. nachfrage. Sehr viel kleinräumiger ist der Mikrostandort Die Nachfrage nach Einzelhandelsimmo- umrissen, welcher sich auf die unmittelbare bilien wird der Nachfrage der Bevölkerung Umgebung eines Objektes erstreckt. Sind folgen und sich damit an Standorten konzen- die Einflussmöglichkeiten auf die Entwick- trieren, die über eine günstige Entwicklung lung des Makrostandortes vergleichsweise von Bevölkerung und Kaufkraft verfügen. gering, kann der Mikrostandort durchaus Dieses ist die notwendige Bedingung für den weiterentwickelt werden. Nutzungsart und wirtschaftlichen Erfolg einer Einzelhandels- Nutzer von umliegenden Immobilien kön- immobilie. Der insgesamt zunehmende Flä- nen sich verändern, was gezielt zur Verbes- chenbedarf moderner Einzelhandelskon- serung von Standortmerkmalen genutzt zepte ist eine weitere Bestimmungsgröße der werden kann. Nachfrageseite. Schließlich sind es die Eigenschaften der Für den Bedarf an Wohnungen und damit Immobilie selbst, welche deren Preis ent- Wohnimmobilien ist die Bevölkerungsent- scheidend bestimmen. Alter, Qualität und wicklung selbst weniger relevant. Vielmehr Zustand determinieren den Renovierungs- spielt hier die Entwicklung der Zahl der bedarf und haben auch Einfluss auf die Haushalte die wesentliche Rolle. Diese wird laufenden Betriebskosten eines Objektes. zunächst noch zunehmen, da der Trend zu Letzteres gilt auch für energetische bzw. kleineren Haushalten weiter anhalten wird. ökologische Standards, welche ein Objekt Die für die Wohnflächennachfrage relevan- erfüllt. Nachhaltigkeitszertifikate wirken ten Remanenz- und Kohorteneffekte sind bspw. preissteigernd und machen ein Ge- ebenfalls ein stabilisierendes Moment für die bäude zudem für Mieter attraktiver. Ein Nachfrage nach Wohnimmobilien. weiterer preisrelevanter Aspekt ist die Mög- lichkeit der Konversion eines Objektes in Zusammengenommen stellt die demographi- eine andere Nutzungsart. Ist diese gegeben, sche Entwicklung insgesamt sicherlich eine eröffnen sich Nutzungsalternativen, welche langfristige Belastung für die Entwicklung das langfristige Leerstandsrisiko reduzieren. der Immobilienmärkte dar. Diese relativiert Die Konversion ist in vielen Fällen allerdings sich jedoch in regionaler und objektbezoge- nicht möglich, da die Objekttypen je nach ner Dimension z. T. deutlich. Nutzungsart doch sehr spezifische Anforde- rungen erfüllen müssen. 4.3 Lage und Objekt Standort- und Objekteigenschaften haben direkten Einfluss auf die Vermietbarkeit ei- Neben den gesamtwirtschaftlichen und so- ner Immobilie, die wiederum Voraussetzung zio-demographischen Rahmenbedingungen für den Cash Flow ist. Moderne, gut ausge- spielen für den Marktwert einer Immobilie stattete Immobilien in Toplagen der A-Städ- deren Lage und Eigenschaften eine wesent- te weisen ein sehr geringes Leerstandsrisiko liche Rolle. Dabei wird zunächst zwischen auf. Die Nachfrage seitens der Mieter ist hier Makro- und Mikro-Standorteigenschaften größer als das Angebot an entsprechenden eines Objektes unterschieden. Flächen, so dass üblicherweise solvente Mie- ter mit der Bereitschaft zu vergleichsweise Der Makrostandort umfasst das weitere langen Mietvertragslaufzeiten zum Zuge Umfeld einer Immobilie (Umland, Stadt). kommen. Damit reduziert sich zugleich das Wichtige Faktoren für dessen Beschreibung Mietausfallrisiko, so dass mit diesen Core- 19
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland Immobilien ein stabiler Cash Flow durch die Einlagefazilität der Europäischen Zent- die Mieteinnahmen erreicht wird. Mit der ralbank oder die Anlage in festverzinsliche standortabhängigen Zunahme dieser Risi- Staatspapiere einer Finanzierung von Im- ken sinkt üblicherweise auch der Preis der mobilienprojekten vor. Andererseits haben Immobilien. viele Banken staatliche Hilfen erhalten, die sie zunächst bedienen müssen, bevor an Neugeschäft gedacht werden kann. Auch 4.4 Investmentmarkt die Nutzung der ersten Sondertilgungs- möglichkeit der von der EZB in Dezember Das wieder zunehmende Transaktions- 2011 vergebenen Kredite (Gesamtvolumen: volumen und die Rückkehr ausländischer 989 Mrd. EUR) in Höhe von 137 Mrd. EUR Investoren zeigen, dass der deutsche Im- zeigt, dass die Banken „Altlasten“ zunächst mobilien-Investmentmarkt für Anleger in abbauen wollen. einem global durch Unsicherheiten charak- terisierten Umfeld einen attraktiven Anlage- Daraus folgt, dass der Bankensektor bei der standort darstellt (vgl. Schaubild 9). Bereitstellung von Krediten für Immobi- lieninvestments derzeit sehr zurückhaltend Von geldpolitischer Seite her haben die je- agiert und sich teilweise eine entsprechende weiligen Zentralbanken als Reaktion auf die Finanzierungslücke auftut. Diese könnte internationale Finanzkrise die Versorgung mit Hilfe alternativer Finanzierungsinstru- des Bankensektors mit Liquidität deutlich mente, wie bspw. den beschriebenen Kre- erhöht. Für die Europäische Zentralbank ditfonds, zumindest zum Teil aufgefangen (EZB) zeigte sich mit der Griechenland- und werden. der daraus resultierenden Eurokrise eine weitere Herausforderung, welcher sie mit ei- Neben den generellen Risiken der wirt- ner enormen Ausdehnung der angebotenen schaftlichen Entwicklung führen auch die Liquidität begegnete (vgl. Schaubild 14). Restriktionen der Finanzierungsseite zur Fokussierung der Investoren auf sichere Dem Bankensektor steht somit aus geld- Anlageobjekte. Da das Angebot an Core- politischer Sicht reichlich Liquidität zur Ver- Immobilien jedoch beschränkt und auch fügung, welche diese auf die Kapitalmärkte mittelfristig nicht nachhaltig erweiterbar ist, weiterleiten könnten und sollten. Dem ste- steigen die Preise für diese Immobilienklasse hen allerdings einerseits die bereits beschrie- zum Teil deutlich an. Dies drückt zwar die benen erhöhten Sicherungsanforderungen Nettoanfangsrendite. Da Anlagealternativen und das generell eher risikoaverse Verhalten aber aus Investorensicht derzeit kaum at- der Banken gegenüber. Daher ziehen diese traktiv sind, bleiben Immobilien im Anlage- Entwicklung der Überschussliquidität in der Eurozone Offenmarktgeschäfte plus Spitzenrefinanzierung minus netto Liquiditätseffekte autonomer Faktoren minus Mindestreserveanforderungen 1000 in Mrd. EUR Griechisches Hilfeersuchen 800 600 400 200 0 -200 2009 2010 2011 2012 Schaubild 14 Quelle: Thomson Reuters 20
Immobilien-Investmentmärkte in Deutschland fokus. Investoren wenden sich dann auch Das Transaktionsvolumen wird für den deut- risikoreicheren Objekte an B-Standorten schen Immobilien-Investmentmarkt 2013 mit geringen Leerständen zu. Dies bedeutet in etwa wieder das Niveau des vergangenen allerdings keineswegs die Rückkehr zu leve- Jahres erreichen. Auf der einen Seite bleibt rage-getriebenen opportunistischen Anlage- Deutschland weiterhin ein international strategien, da deren Risiko als deutlich zu hoch attraktiver Anlagestandort, was wie- hoch eingeschätzt wird. Die Ausrichtung der derum viele ausländische Anleger anziehen Investoren ist derzeit eher die Verfolgung ei- wird. Auf der Finanzierungsseite bleibt die ner langfristigen „Buy and Hold“ bzw. „Buy Lage aber schwierig, da die Kreditvergabe and Manage“-Strategie und die kurzfristige der Banken weiterhin restriktiv bleiben wird Mitnahme von Preissteigerungen aus einem und alternative Finanzierungsinstrumente schnellen Weiterverkauf. die verbleibende Finanzierungslücke nicht füllen können. Die primär nachgefragten Anlagealternativen am Kapitalmarkt, die Core-Immobilien bleiben ein begrenzender eine vergleichbare Sicherheit wie Core-Im- Faktor, da an den entsprechenden Stand- mobilien aufweisen, sind derzeit kaum ver- orten das Angebot an Objekten nicht in fügbar. Der Renditespread zwischen 10-jäh- großem Umfang erweitert werden kann. rigen deutschen Staatsanleihen und der Damit werden auch zweitrangige Stand- Spitzenrendite für Büroimmobilien an den orte zunehmend interessant und vermehrt Top-fünf-Standorten beträgt derzeit beacht- nachgefragt werden. Die resultierenden liche 3,65 Prozentpunkte (Spitzen rendite Preissteigerungen können hier eher zu Büroimmobilie: 5 v. H. zu Rendite Staats- neuen Projektentwicklungen führen, da die anleihe: 1,45 v. H.). Die Renditeentwicklung Standorte eine höhere Flächenverfügbarkeit bei den Büroimmobilien zeigt sich dabei seit haben. 2010 bei durchschnittlich 5 v. H., während die Rendite für Staatsanleihen dagegen mit zwei Prozentpunkten deutlich gesunken ist. 21
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