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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
BRANCHENPROFIL ELEKTROINDUSTRIE IN HESSEN Dr. Claus Bauer Gergana Petkova HA-Report 1036 Wiesbaden 2021
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND Juli 2021 BILDNACHWEIS Titelbild: patboon / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah- len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen
Elektroindustrie in Hessen INHALT VORWORT....................................................................................................................... I ELEKTROINDUSTRIE IN HESSEN IM ÜBERBLICK .................................................... 1 BESCHÄFTIGTE ............................................................................................................ 3 UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ................................................................................. 4 UMSATZ........................................................................................................................ 12 PRODUKTPALETTE UND PRODUKTIONSSCHWERPUNKTE ................................. 13 INTERNATIONALES .................................................................................................... 15 FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................... 19 INVESTITIONEN ........................................................................................................... 20 ENERGIEVERBRAUCH ............................................................................................... 23 CLUSTER UND NETZWERKE ..................................................................................... 24 FACHKRÄFTENACHWUCHS ...................................................................................... 24 AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ...................................................... 25
Elektroindustrie in Hessen Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienst- leistungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein wichtiger Industriestandort. Das Branchenprofil zur „Elektro- industrie in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Bedeu- tung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs. Großunternehmen wie Continental, Rittal und Siemens sowie zahlreiche Mittelständler beschäftigen hessenweit über 49.000 Menschen. Steht aktuell auch in der Elektroindustrie noch die Bewältigung der wirtschaftlichen Aus- wirkungen der weltweiten Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klimaerwär- mung doch die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Innovative Produkte und Herstellungsverfahren, die darauf Antworten geben, sind darum weltweit gefragt und eröffnen Unternehmen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Ressourceneffiziente Produktion stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Das zeigt, dass ökologisches Denken sich auch ökonomisch auszahlt. Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen I
Elektroindustrie in Hessen Elektroindustrie in Hessen im Überblick Beschäftigte 49.249 Beschäftigte 1 zählte die hessische Elektroindustrie im Jahr 2020 (2019: 50.527). Damit haben 12,3 % der Beschäftigten der hes- sischen Industrie ihren Arbeitsplatz in der heimischen Elektroindustrie. Unternehmenslandschaft Hessen ist Standort zahlreicher bedeutender Unternehmen der Bran- che wie z.B. Continental, Dentsply Sirona, Jumo, Rittal, SAMSON, Schunk, Siemens, SMA Solar Technology und TE Connectivity. Der Lahn-Dill-Kreis weist mit großem Abstand die meisten Betriebe der Elektroindustrie in Hessen auf. Umsatz Der Umsatz der Elektroindustrie summierte sich im Krisenjahr 2020 auf 10,2 Mrd. Euro, was einem Rückgang um 8,4 % gegenüber 2019 gleichkommt. Nach Sparten gegliedert tragen die Herstellung von Da- tenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (mit dem Schwerpunkt auf Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instru- menten und Vorrichtungen) und die Herstellung von elektrischen Aus- rüstungen jeweils rund die Hälfte zum Umsatz der Branche bei. Internationales 5,3 Mrd. Euro des gesamten Branchenumsatzes 2020 waren Aus- landsumsatz, was einer Exportquote von 51,7 % entspricht. Der Direkt- investitionsbestand ausländischer Investoren in der hessischen Elek- troindustrie belief sich Ende 2018 auf 1,3 Mrd. Euro. Der Export elek- trotechnischer Erzeugnisse ist 2020 pandemiebedingt deutlich gesun- ken – um 20,4 % auf 5,6 Mrd. Euro, während der Import weniger stark zurückgegangen ist (2020: 18,6 Mrd. Euro, 2019: 19,7 Mrd. Euro). Forschung und Die internen Aufwendungen der Elektroindustrie in Hessen für For- Entwicklung schung und Entwicklung addierten sich im Jahr 2017 auf 638 Mio. Euro. Die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen und Forschungsein- richtungen in Hessen ergänzen die Forschungslandschaft im Bereich Elektronik und Elektrotechnik. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen der hessischen Elektroindustrie werden für 2019 mit 500 Mio. Euro (2019: 353 Mio. Euro) angegeben. Die Um- weltschutzinvestitionen addierten sich auf 5,4 Mio. Euro (2018). Energie Die Branche hatte 2019 einen Energieverbrauch von 0,9 Mio. MWh – lediglich 2,5 % des Verbrauchs der hessischen Industrie. Fachkräftenachwuchs Zum WS 2019/2020 waren an den Hochschulen in Hessen 8.056 Stu- dierende in Elektrotechnik und Informationstechnik eingeschrieben. 2.217 Auszubildende beschäftigten die Betriebe der Branche 2019. 1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie- verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be- triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes- sen Agentur. 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Elektroindustrie1 in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen Zum Vergleich: Elektroindustrie Automobil Chemie u. Ernährung Gummi- u. Maschi- Metall Pharma Kunststoff nenbau Beschäftigte 49.249 47.988 63.330 37.697 33.344 45.951 47.486 Betriebe2 313 65 181 342 216 397 421 Umsatz (in Mio. Euro) 10.204 16.423 28.137 8.687 6.300 9.297 19.609 Auslandsumsatz (in Mio. Euro) 5.274 10.742 18.752 2.380 2.484 5.477 10.390 1 Unter der Elektroindustrie werden im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilungen „Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen“ und „Herstellung von elektrischen Ausrüs- tungen“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Zu den einzelnen Bereichen der Elektrotechnik vgl. den Abschnitt Produktpalette und Produktionsschwerpunkte auf S. 13. 2 Angaben für 2019. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Elektroindustrie in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung Anteil am Umsatz der Anteil am Umsatz der Branche hessischen Industrie in % auf Bundesebene in % 30,0 20,0 25,0 Chemie / Pharma Chemie / 15,0 Pharma 20,0 Metall 15,0 10,0 Metall Auto Gummi / Kunststoff Maschinen- 10,0 bau Elektro Maschinen- Elektro 5,0 bau Gummi / Kunststoff Ernährung 5,0 Ernährung Auto 0,0 0,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 Anteil an der Beschäftigung Anteil an der Beschäftigung der der hessischen Industrie in % Branche auf Bundesebene in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 2
Elektroindustrie in Hessen Beschäftigte 49.249 Beschäftigte werden für die Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2020 ausgewie- sen. Dies entspricht 12,3 % aller Beschäftigten der hessischen Industrie. Nach den drei „Großen“ Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen weist Hessen damit den vierthöchsten Anteil an Beschäftigten der Elektroindustrie auf: 6,8 % aller deutsch- landweit in der Branche Tätigen haben ihren Arbeitsplatz in einem hessischen Betrieb. Nach dem Rückgang der Beschäftigung in der hessischen Elektroindustrie im Jahr 2015 gewann die Entwicklung ab 2016 erfreulicherweise an Fahrt – von 2016 bis 2018 wurden die Belegschaften in der Branche durchgängig stärker aufgestockt als im Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes. Dies trifft insbesondere für das Jahr 2018 zu. Wie in der Industrie insgesamt (-1,1 %), so konnte auch in der hessischen Elektroindus- trie (-1,0 %) im Zuge der Konjunkturabschwächung im Jahr 2019 der Beschäftigungs- stand nicht gehalten werden. Entwicklung der Beschäftigung in der Elektroindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Elektroindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 4 4 Beschäftigte 2020 Beschäftigte 2020 (in 1.000): (in 1.000): 3 3 Hessen 49,2 Hessen 399,1 Deutschland 727,8 Deutschland 6.253,5 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 -3 -4 -4 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Und wie hat sich die Beschäftigung in der Branche in Zeiten der Corona-Pandemie ent- wickelt? Für das Jahr 2020 wird für die hessische Elektroindustrie ein Beschäftigungs- rückgang gegenüber dem Vorjahr von 2,5 %, für die Branche bundesweit von 2,7 % aus- 3
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung gewiesen. Gemessen an der hessischen Industrie insgesamt (-3,3 %) handelt es sich hierbei um einen leicht unterdurchschnittlichen Rückgang. In anderen Industriebranchen (z.B. in der Metallindustrie) hat die Corona-Pandemie deutlich größere Auswirkungen auf die Beschäftigung. Der ergänzende Blick auf den Konjunkturverlauf anhand der Quar- talswerte des Jahres 2020 unterstreicht den vergleichsweise moderaten Beschäftigungs- abbau in der hessischen Elektroindustrie: In allen vier Quartalen fällt das Minus geringer aus als in der hessischen Industrie. Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 313 Betriebe umfasste die Elektroindustrie in Hessen 2019 (Vorjahr: 320 Betriebe), wo- runter sich 48 Großbetriebe, d.h. Betriebe mit mindestens 250 Beschäftigten, befinden. In diesen Großbetrieben sind 60,2 % der Beschäftigten der Branche tätig und erwirt- schaften 65,9 % des Umsatzes. Die hessische Elektroindustrie ist damit – gemessen an der Bedeutung der Großbetriebe für den Umsatz und die Beschäftigung der Branche – zwischen dem stark mittelständisch geprägten Maschinenbau und der großbetrieblichen Automobilindustrie einzuordnen. Die Konzentration der Branche in Hessen weicht nicht wesentlich von den Vergleichswerten für die hessische Industrie insgesamt und denen der Elektroindustrie bundesweit ab. Anteil der Großbetriebe1 der Elektroindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz im Jahr 2019 15,0 Elektroindustrie in Hessen Betriebe 15,5 Elektroindustrie in Deutschland 10,9 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 60,2 Beschäftigte 64,7 61,3 65,9 Umsatz 73,5 73,6 0 20 40 60 80 100 Anteil in 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Elektroindustrie in Hessen aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind die Tätigkeitsschwerpunkte der hessischen Anbieter? Gibt es möglicherweise regionale Schwerpunkte? Zur 4
Elektroindustrie in Hessen Beantwortung dieser Fragen zeigt zunächst die nachfolgende Tabelle die regionale Ver- teilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Statistik. Wird die regionale Verteilung der Betriebe der Elektroindustrie in der Tabelle betrachtet, so sticht insbesondere der mittelhessische Lahn-Dill-Kreis mit 50 Betrieben und knapp 8.100 Beschäftigten ins Auge – annähernd so viele Beschäftigte, wie die Branche in ganz Nordhessen (gut 8.700) zählt. Dessen ungeachtet hat die überwiegende Zahl der Be- schäftigten der hessischen Elektroindustrie ihren Arbeitsplatz in Südhessen (rund 26.100 Personen). Regionale Verteilung der Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2019 Verwaltungsbezirk Betriebe Beschäftigte Regierungsbezirk Darmstadt 170 26.095 Darmstadt, Wissenschaftsstadt 9 n.a. Frankfurt am Main, Stadt 13 n.a. Offenbach am Main, Stadt 2 n.a. Wiesbaden, Landeshauptstadt 7 n.a. Bergstraße 14 2.286 Darmstadt-Dieburg 17 n.a. Groß-Gerau 4 n.a. Hochtaunuskreis 14 n.a. Main-Kinzig-Kreis 23 n.a. Main-Taunus-Kreis 10 n.a. Odenwaldkreis 9 1.161 Landkreis Offenbach 19 1.064 Rheingau-Taunus-Kreis 16 n.a. Wetteraukreis 15 2.199 Regierungsbezirk Gießen 101 15.707 Gießen 19 4.668 Lahn-Dill-Kreis 50 8.070 Limburg-Weilburg 14 1.778 Marburg-Biedenkopf 8 n.a. Vogelsbergkreis 10 n.a. 5
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Verwaltungsbezirk Betriebe Beschäftigte Regierungsbezirk Kassel 42 8.725 Kassel, documenta-Stadt 11 n.a. Fulda 9 n.a. Hersfeld-Rotenburg 6 n.a. Landkreis Kassel 6 n.a. Schwalm-Eder-Kreis 3 n.a. Waldeck-Frankenberg 6 n.a. Werra-Meißner-Kreis 2 n.a. n.a. Zahlenwert geheim zu halten Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Die nachfolgenden Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeutenden Unter- nehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden gegliedert nach den drei hessischen Regierungsbezirken dargestellt. 2 Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Betriebe sind in drei Karten getrennt nach Süd-, Mit- tel- und Nordhessen visualisiert. Mittelhessen In Haiger, im bereits hervorgehobenen Lahn-Dill-Kreis, befindet sich der Hauptsitz der Friedhelm Loh Group. Der überwiegende Teil der deutschlandweit rund 5.600 Beschäf- tigten der Gruppe ist in Hessen tätig. Entsprechend der Neuausrichtung der Produktion des größten Unternehmens der Gruppe, der Rittal GmbH & Co. KG mit Sitz in Herborn, wurde in Haiger ein Produktionswerk für Kompaktgehäuse nach Standards der Industrie 4.0 in Betrieb genommen, das zurzeit weiter ausgebaut wird. Auch das derzeit größte Werk in Dietzhölztal-Rittershausen wird erweitert und modernisiert. Ein weiterer Rittal- Standort ist Eschenburg-Wissenbach. Unweit von Haiger – und zwar in Dillenburg – stellt die Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG mit rund 900 Mitarbeitern Messtechnik, Präzisionslegierungen sowie Präzisions- und Leistungswiderstände her. Die Stadt Wetzlar selbst und die Region um Wetzlar ist weit über die Grenzen Hessens hinaus für Feinmechanik und Optik bekannt. Zwei Namen stehen in besonderem Maße für die lange Tradition dieser Industrien dort: Carl Zeiss und Leica. Mit der Carl Zeiss Gruppe – Carl Zeiss Sports Optics GmbH, die z.B. Ferngläser herstellt, und Carl Zeiss 2 Ein unmittelbarer Vergleich der Tabelle, die auf Angaben der amtlichen Statistik beruht, mit den im nachfolgenden Text dargestellten Rechercheergebnissen ist nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen. Zweitens ist z.B. bei breitem Produktspektrum nicht immer klar erkennbar, zu welcher Branche die Zuordnung erfolgen soll (bspw. Elektrotechnik oder Maschinenbau). 6
Elektroindustrie in Hessen Semiconductor Manufacturing Technology (SMT) –, der Hensoldt Optronics GmbH (ur- sprünglich Carl Zeiss Optronics GmbH) sowie der Leica Microsystems GmbH (Produ- zent von Mikroskopen) mit mehr als 800 Mitarbeitern vor Ort sind sie auch heute noch prominent in Wetzlar vertreten. Zudem ist vor einigen Jahren die Leica Camera AG wie- der nach Wetzlar zurückgekehrt und beschäftigt im Leitz Park Wetzlar rund 700 Mitar- beiter. Weitere namhafte Unternehmen in Wetzlar sind u.a. die Satisloh GmbH (Herstel- ler von Optikmaschinen) mit rund 250 Beschäftigten vor Ort, die Oculus Optikgeräte GmbH (über 400 Mitarbeiter), die Hexagon Metrology GmbH (Anbieter industrieller Messtechnik mit rund 480 Mitarbeitern) und die Märzhäuser Wetzlar GmbH & Co. KG (Spezialist für Mikropositioniersysteme) mit rund 200 Mitarbeitern. Wetzlar ist zudem Ent- wicklungsstandort für Fahrzeugelektronik und Fahrzeugmultimediasysteme des Conti- nental Konzerns. Auch die Siemens AG ist in Wetzlar u.a. im Bereich intelligenter Netze und Stromverteilung tätig. In Marburg entwickelt und produziert die Siemens Healthcare- Sparte Tests und Systeme in der medizinischen Diagnostik. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Elektroindustrie in Mittelhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. In Heuchelheim im benachbarten Landkreis Gießen befinden sich die Unternehmens- zentrale und eine große Produktionsstätte der Schunk Group. Weitere Standorte der Schunk Group im Landkreis Gießen, die in Hessen insgesamt 3.800 Mitarbeiter 7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung beschäftigt, sind Wettenberg und Reiskirchen. Die breite Produktpalette der Schunk Group reicht von Produkten aus Hightech-Werkstoffen wie Kohlenstoff, technischer Ke- ramik und Sintermetall über Maschinen und Anlagen zur Umweltsimulation, Klimatechnik und Ultraschallschweißen bis hin zu Optikmaschinen. Ebenfalls im Landkreis Gießen (Grünberg) sitzen Unternehmen der Bender Gruppe, so u.a. die Bender GmbH & Co. KG, Hersteller von Produkten für die elektrische Sicherheit (z.B. zur Isolationsüberwa- chung). Der Großteil der weltweit über 800 Mitarbeiter der Bender Gruppe ist vor Ort in Grünberg beschäftigt. Im nahgelegenen Buseck produziert die Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG mit rund 430 Mitarbeitern Schweißtechnik vom Handschweißbrenner bis zum Roboterschweißsystem. In Gießen selbst ist der deutsche Hauptstandort der Mettler-Toledo GmbH – ein Hersteller von Wäge- und Messtechnik sowie Präzisionsinstrumenten. Von Gießen aus kümmern sich rund 500 Mitarbeiter um Service, Marketing und Vertrieb für die Region Zentraleuropa. Südhessen Die Siemens AG beschäftigt den überwiegenden Teil ihrer hessenweit mehr als 5.000 Mitarbeiter in Südhessen. Knapp ein Drittel der hessischen Mitarbeiter sind am Standort Frankfurt-Fechenheim im Schaltanlagenwerk tätig. Weitere Standorte von Siemens sind Eschborn, Höchst und Langen. Ebenfalls in Frankfurt am Main ansässig ist mit rund 2.000 Mitarbeitern die SAMSON AG, die auf Mess- und Regeltechnik spezialisiert ist. Das Unternehmen hat allerdings einen Umzug nach Offenbach angekündigt. Im Großraum Frankfurt bzw. zum Teil auch noch in Frankfurt am Main selbst sind zahl- reiche Unternehmen der Branche tätig: Neben dem o.g. Standort in Wetzlar ist der Con- tinental Konzern auch in Frankfurt, Eschborn, Schwalbach, Karben und Babenhausen u.a. mit elektronischen Bauteilen für die Automobilindustrie befasst. Allein in Frankfurt sind bei Continental rund 5.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Exide Technologies GmbH stellt in Büdingen mit mehreren hundert Mitarbeitern Fahrzeugbatterien her, und die I.G. Bauerhin GmbH mit über 400 Mitarbeitern in Gründau fertigt vor allem elektrische Sitz- heizungen. In Hanau hat der Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus mit insge- samt über 3.000 Mitarbeitern in Hessen seinen Hauptsitz. Das Unternehmen, das z.B. im Bereich Elektronik auf Leistungselektronikmodule und Materialsysteme spezialisiert ist, ist mittlerweile auch in der Batterieentwicklung und Brennstoffzellentechnologie für die Elektromobilität aktiv. Ebenfalls im Main-Kinzig-Kreis – und zwar in Langenselbold – befindet sich der größte hessische Standort der Thermo Fisher Scientific Gruppe. Wei- tere bedeutende Standorte sind Dreieich und Darmstadt. Das Unternehmen stellt mit insgesamt über 1.200 Beschäftigten in Hessen Messgeräte und Laborausstattung sowie Inkubatoren her. Und am Stammsitz von ODW-ELEKTRIK GmbH in Steinau an der Straße sind 200 der rund 2.500 Mitarbeiter weltweit mit der Entwicklung und Produktion von Verkabelungen, Magnetspulen und mechatronischen Systemen beschäftigt. Vom Main-Kinzig-Kreis in den Süden von Frankfurt: In Darmstadt fertigt die Schenck Process Holding GmbH (rund 450 Beschäftigte vor Ort) Produkte im Bereich der ange- wandten Messtechnik (z.B. zum Wägen, Dosieren, Sieben, Fördern). Auch die Hottinger Brüel & Kjaer GmbH – ebenfalls ein Unternehmen der Prüf-, Mess- und Wägetechnik – 8
Elektroindustrie in Hessen ist dort mit rund 800 Beschäftigten ansässig. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist zu- dem Sitz der TE Connectivity Germany GmbH, einem Hersteller von intelligenten Lö- sungen für Verbindungstechnologie und Sensorik, mit insgesamt rund 1.300 Mitarbeitern an den zwei hessischen Standorten Darmstadt und Bensheim, und der AKASOL AG. AKASOL produziert Hochleistungs-Batteriesysteme und hat im hessischen Langen die europaweit größte Batteriesystemfabrik für elektrische Nutzfahrzeuge errichtet. Das Un- ternehmen ist auch im Bereich der Brennstoffzellenantriebe aktiv. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Elektroindustrie in Südhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Bad Homburg v.d.H. ist der Hauptstandort der Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA, u.a. Anbieter medizintechnischer elektronischer Geräte, und wenige Kilometer weiter in 9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Friedrichsdorf ist die Valeo Telematik und Akustik GmbH – Spezialist für mobile Kom- munikationstechnik (nicht nur) für Fahrzeuge – mit über 650 Beschäftigen vor Ort tätig. Weiterhin sitzt in Frankfurt ein Team des Joint Ventures von Valeo und Siemens – Valeo Siemens eAutomotive, das mit der Entwicklung von Onboard-Ladegeräten und dem welt- weiten Kunden- und Projektsupport beauftragt ist. In Grävenwiesbach befindet sich ein Standort der bereits erwähnten Schunk Group. In Kronberg liegen die Wurzeln von Braun, dem Hersteller elektrischer Kleingeräte (z.B. Rasierapparate und Zahnbürsten) – Teil des Procter & Gamble Konzerns. Am Standort befindet sich ein FuE-Zentrum für Haarentfernung und gesunde Zähne. In Eltville im Rheingau-Taunus-Kreis zählt die Jean Müller GmbH Elektrotechnische Fabrik, die elektrotechnische Produkte wie Sicherun- gen und Stromverteilungskomponenten herstellt, rund 500 Beschäftigte. Auch ganz im Süden Hessens sind Unternehmen der Elektroindustrie tätig: Nach der Fusion von Dentsply und Sirona zum weltweit größten Hersteller von Zahnversorgungs- lösungen für Zahnärzte und Zahntechniker (z.B. Röntgengeräte, Behandlungseinheiten, Instrumente) Dentsply Sirona wird der Standort Bensheim zum zentralen Vertriebs-, FuE- sowie Produktionsstandort in Europa ausgebaut. Zurzeit beschäftigt das Unterneh- men dort rund 2.200 Personen. In Hanau ist ein weiterer FuE- und Produktionsstandort der Gruppe in Hessen. In Erbach im Odenwald hat die Bosch Rexroth AG – Spezialist für Antriebs- und Steuerungstechnik – einen Standort mit knapp 500 Beschäftigten, wo Steuerungstechnik z.B. für Werkzeugmaschinen oder zum Schweißen im Automobilbau hergestellt wird. Ebenfalls in Erbach befindet sich mit der Rowenta Werke GmbH ein Haushaltsgerätehersteller mit langer Tradition in Hessen. Das Unternehmen produziert dort Bügeleisen und beschäftigt zusammen mit der Zentrale in Frankfurt am Main (GROUPE SEB DEUTSCHLAND GmbH) rund 200 Mitarbeiter. In Wiesbaden befindet sich die VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungssysteme GmbH, ein Unternehmen der industriellen Bildverarbeitung in den Kernbereichen Industrie, Logistik und Verkehrs- technik mit mehr als 800 Mitarbeitern in der Landeshauptstadt. Nordhessen Bedeutende Unternehmen der Elektroindustrie befinden sich ebenfalls in Nordhessen. Hierzu zählt u.a. der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG in Niestetal (Landkreis Kassel) mit gut 2.000 Mitarbeitern. Zu nennen ist auch die B. Braun Melsun- gen AG, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizintechnik (einschließlich medizin- technischer Geräte wie z.B. Dialysemaschinen)3 hat und den weitaus überwiegenden Teil ihrer rund 7.600 Mitarbeiter in Hessen am Unternehmenssitz in Melsungen beschäf- tigt. Weitere nordhessische Standorte des Unternehmens befinden sich im nahegelege- nen Spangenberg und in Bad Arolsen. In Fulda ist die Jumo GmbH & Co. KG ansässig – ein Unternehmen der Mess-, Regel- und Automatisierungstechnik –, für die dort rund 1.400 Mitarbeiter tätig sind. Ebenfalls in Fulda befindet sich ein Zweigwerk der EMOD Motoren GmbH mit Sitz in Bad Salzschlirf (Landkreis Fulda) mit insgesamt rund 450 3 Das Unternehmen wird wirtschaftszweigsystematisch folglich nicht bei der Elektrotechnik erfasst. 10
Elektroindustrie in Hessen Beschäftigen an beiden Standorten. Das Unternehmen fertigt Elektromotoren in Serien- fertigung und Sonderanfertigungen. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Elektroindustrie in Nordhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Mit über 400 Mitarbeitern produziert der Medizintechnikspezialist Ondal Medical Sys- tems GmbH in Hünfeld Tragesysteme für Medizin- und Industriegeräte. In Kaufungen fertigt die SIKA Dr. Siebert und Kühn GmbH & Co. KG mit über 300 Mitarbeitern Mess-, Überwachungs- und Kalibriergeräte für die Messgrößen Temperatur, Druck, Durchfluss, Feuchte und Füllstand. Die horizont group GmbH aus dem nordhessischen Korbach mit über 250 Mitarbeitern vor Ort ist auf Verkehrssicherungs- und Verkehrsleittechnik sowie zudem auf Elektrozäune spezialisiert. Siemens unterhält in Kassel eine Nieder- lassung, die u.a. im Bereich Energieversorgung und -verteilung, Automatisierungs- und Antriebstechnik, Industrie- und Infrastrukturanlagen tätig ist. Die Mitarbeiter von Siemens 11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Healthineers vor Ort betreuen zudem regionale Kunden aus der Gesundheitsbranche u.a. in den Bereichen der diagnostischen und therapeutischen Bildgebung, Labordiag- nostik, digitale Gesundheitsservices und Krankenhausmanagement. Nicht zuletzt ist auch der breit aufgestellte Automobilzulieferer Continental zu nennen, der in Nordhes- sen mehrere Standorte hat, von denen aus dem Blickwinkel der Elektroindustrie Bebra anzuführen ist (Gleichstrommotoren über Kraftstoffpumpen und Luftkompressoren bis hin zu Schaltmodulen für Automatikgetriebe). Umsatz 10,2 Mrd. Euro Umsatz konnte die hessische Elektroindustrie im Jahr 2020 erwirtschaf- ten. Damit wurden 8,8 % des Umsatzes des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen durch die Elektroindustrie erzielt. Der Anteil Hessens am Umsatz der Branche bundesweit be- lief sich auf 6,1 %. Im Bundesländervergleich ist die hessische Elektroindustrie nach den drei „Schwergewichten“ Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen der viert- größte Produzent elektrotechnischer Erzeugnisse in Deutschland. Umsatzentwicklung in der Elektroindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Elektroindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 10 10 5 5 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 Umsatz 2020 Umsatz 2020 -20 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -20 Hessen 10,2 Hessen 116,0 Deutschland 167,7 Deutschland 1.774,3 -25 -25 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Der Blick auf den Umsatzverlauf der hessischen Elektroindustrie in den letzten Jahren zeigt für 2015 ein kräftiges, auf Impulse aus dem Ausland gestütztes Wachstum. 2016 12
Elektroindustrie in Hessen blieben für die hessische Elektroindustrie eben diese Wachstumsimpulse aus dem Aus- land jedoch aus, sodass der Umsatz insgesamt das Vorjahresniveau verfehlte. 2017 schaltete die Branche erfreulicherweise gleich zwei Gänge hoch und auch im Jahr 2018 wurde ein deutliches Umsatzplus ausgewiesen, das im Jahr 2019 noch 2,8 % beträgt – mehr als im Durchschnitt der hessischen Industrie (+1,9 %) und mehr als in der Branche bundesweit (-1,7 %). Im Krisenjahr 2020 steht für die hessische Elektroindustrie ein Umsatzrückgang gegen- über dem Jahr 2019 um 8,4 % zu Buche. Sowohl der Inlandsumsatz (-9,4 %) als auch der Umsatz mit dem Ausland (-7,3 %) verfehlten das Vorjahresniveau deutlich. Im Ver- gleich zur Branche auf Bundesebene (-7,4 %) und zum Durchschnitt der hessischen In- dustrie (-6,2 %) stellt sich die Umsatzentwicklung in der hessischen Elektroindustrie da- mit etwas schlechter dar. Der Blick auf die Konjunktur des Jahres 2020 anhand der Quar- talswerte zeigt, dass der Umsatz der hessischen Elektroindustrie im noch (außerhalb Chinas) relativ „normalen“ 1. Quartal 2020 konstant blieb. Im Folgequartal ließen die Auswirkungen der Corona-Krise – von Nachfrageausfällen im In- und Ausland bis zur Unterbrechung von Lieferketten – die Umsätze der Branche allerdings massiv zurückge- hen. Im Gegensatz zum Durchschnitt der hessischen Industrie wird für die Elektroindus- trie auch im 4. Quartal 2020 noch ein Minus ausgewiesen. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die Elektroindustrie fertigt ein sehr breites Spektrum an Produkten, die als Vorleistungen (z.B. elektronische Bauelemente, Kabel) oder Investitionsgüter (z.B. Mess- und Regel- technik) in anderen Branchen und auch der Elektroindustrie selbst eingesetzt werden oder an die Privaten Haushalte (z.B. Haushaltsgeräte) verkauft werden. Die Wirtschafts- zweigsystematik der amtlichen Statistik nimmt eine grobe Zweiteilung der Branche in die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnis- sen einerseits und in die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen andererseits vor. Charakteristische Merkmale der der erstgenannten Gruppe zugeordneten Herstellungs- prozesse sind der Entwurf und die Anwendung von integrierten Schaltungen sowie die Anwendung hoch spezialisierter Miniaturisierungstechnologien. Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse stellen gewisserma- ßen die eine Hälfte der Elektroindustrie dar, die in Hessen 53,9 % und auf Bundesebene 46,1 % zum Branchenumsatz des Jahres 2019 beisteuerte. In tieferer Gliederung zeigen sich in diesem Segment erhebliche Unterschiede zwischen der Branchenstruktur in Hes- sen und in Deutschland: So liegt in Hessen der Schwerpunkt auf der Gruppe „Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumente und Vorrichtungen; Uhren“. 39,8 % des Umsat- zes – bundesweit nur 18,0 % – wurden 2019 mit derartigen Produkten für verschiedene industrielle und nicht industrielle Anwendungszwecke generiert. Auffällig ist zudem, dass gemessen am Bundesdurchschnitt in Hessen der Herstellung von elektronischen Bau- elementen und Leiterplatten mit einem Umsatzanteil von 2,3 % lediglich eine unterge- ordnete Bedeutung zukommt. Der Anteil dieser Sparte in Deutschland – zurückzuführen vor allem auf die Produktion in Ostdeutschland – ist um ein Vielfaches höher (11,2 %). 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Elektroindustrie: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019 Hessen Deutschland Herstellung von … in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen 5.997 53,9 83.601 46,1 und optischen Erzeugnissen elektronischen Bauelementen und Leiterplatten 255 2,3 20.359 11,2 Datenverarbeitungsgeräten und peripheren Geräten 127 1,1 4.627 2,6 Geräten und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik 246 2,2 5.743 3,2 Geräten der Unterhaltungselektronik 45 0,4 3.275 1,8 Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten 4.435 39,8 32.574 18,0 und Vorrichtungen; Herstellung von Uhren Bestrahlungs- und Elektrotherapiegeräten und n.a. n.a. 8.650 4,8 elektromedizinischen Geräten optischen und fotografischen Instrumenten und Geräten 770 6,9 8.327 4,6 magnetischen und optischen Datenträgern n.a. n.a. 46 0,0 elektrischen Ausrüstungen 5.138 46,1 97.559 53,9 Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, 2.737 24,6 46.338 25,6 Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen Batterien und Akkumulatoren n.a. n.a. 3.919 2,2 Kabeln und elektrischem Installationsmaterial 445 4,0 18.080 10,0 elektrischen Lampen und Leuchten n.a. n.a. 5.829 3,2 Haushaltsgeräten 321 2,9 11.146 6,2 sonstigen elektrischen Ausrüstungen und Geräten 1.259 11,3 12.247 6,8 anderweitig nicht genannt Insgesamt 11.135 100,0 181.160 100,0 n.a. Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Sozusagen die andere Hälfte der Branche – Hessen: 46,1 %, Bundesebene: 53,9 % – stellt elektrische Ausrüstungen aller Art her. Die mit Abstand wichtigste Warengruppe in- nerhalb dieses Teils der hessischen Elektroindustrie (24,6 %) ist die Herstellung von Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, Elektrizitätsverteilungs- und Elektrizitäts- schalteinrichtungen (Deutschland 25,6 %). Weitere 11,3 % des Umsatzes (Deutschland: 6,8 %) vereint die Gruppe „sonstige elektrische Ausrüstungen und Geräte anderweitig nicht genannt“ auf sich. Unter dieser wenig aussagekräftigen Bezeichnung werden u.a. Wechselrichter, Gleichrichter und unterbrechungsfreie Stromversorgungen subsumiert. 14
Elektroindustrie in Hessen Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Die Elektroindustrie in Hessen konnte 2020 einen Umsatz in Höhe von 10,2 Mrd. Euro erwirtschaften, wozu der Umsatz mit dem Ausland gut die Hälfte (5,3 Mrd. Euro) beisteu- erte. Dies kommt einer Exportquote – definiert als der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz – von 51,7 % gleich. Die Exportquote der hessischen Elektroindustrie bleibt damit etwas unter dem Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes (53,4 %) und der Branche bundesweit (56,4 %). Hessischer Außenhandel1 mit elektrotechnischen Erzeugnissen im Jahr 2020: Export- und Import- volumen2 sowie wichtigste Handelspartner 1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. 2 Einschließlich Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Obgleich diese gelegentlich den Maschinen zugeordnet werden, handelt es sich nur zu einem kleinen Teil (z.B. Schreibmaschinen) um Erzeugnisse des Maschinenbaus. 3 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die hessische Wirtschaft exportierte 2020 elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von 5,6 Mrd. Euro – beträchtlich weniger als noch im Vorjahr mit 7,1 Mrd. Euro (-20,4 %). Wichtigstes Abnehmerland im Jahr 2020 waren die USA. Auf dem zweiten Rang folgt mit der VR China die zweite Weltmacht. Die EU-Mitglieder Frankreich und die Niederlande sowie das ehemalige EU-Mitglied Vereinigtes Königreich belegen die Plätze drei bis fünf der Rangliste der wichtigsten Exportdestinationen für elektrotechnische Erzeugnisse 15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung „Made in Hessen“. Im Gegensatz zum Import (vgl. unten) spielt die Nachrichtentechnik beim hessischen Export der Branche nur eine untergeordnete Rolle, der Schwerpunkt der exportierten Güter liegt im Segment der Elektrizitätserzeugung und -verteilung. Ins- gesamt betrachtet stellten elektrotechnische Güter 2020 13,0 % des hessischen Exports von Fertigwaren. Im Gegenzug importierte Hessen 2020 elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von 18,6 Mrd. Euro. Damit sind die Importe dieser Warengruppe in der Pandemie zwar eben- falls gesunken (-5,6 %), jedoch bei weitem nicht so stark wie die Exporte. Die Rangliste der wichtigsten Herkunftsländer führt mit großem Abstand die VR China an, womit Hes- sen binnen weniger Jahre seine Einfuhren aus China vervielfacht hat. Dies gilt ebenfalls für Vietnam auf dem zweiten Rang. Die Importe aus der VR China sind zu gut einem Drittel dem Segment der Nachrichtentechnik (z.B. Smartphones) zuzuordnen, bei den vietnamesischen Importen beträgt deren Anteil sogar vier Fünftel. Smartphones werden nicht zuletzt aufgrund der geringen Größe und des geringen Gewichts – jeweils im Ver- hältnis zum Preis – bevorzugt auf dem Luftweg transportiert, sodass hierbei die Bedeu- tung des Flughafens Frankfurt als größter europäischer Frachtflughafen zum Tragen kommt. Nach Vietnam folgen in der Rangliste der wichtigsten Bezugsländer auf den Rän- gen drei bis fünf die Republik Korea, die USA und Japan. Aus Japan werden vor allem elektronische Bauelemente (Mikrochips) importiert, aus der Republik Korea EDV / IT. A- propos EDV /IT: So manches im Jahr 2020 importierte Produkt (Notebooks, Laptops, Ausrüstung für Videokonferenzen etc.) dürfte dazu dienen, die gestiegene Nachfrage aufgrund der pandemiebedingt massiven Ausweitung der Arbeit im Homeoffice zu bedie- nen. Damit befinden sich vier Länder aus Asien unter den TOP5-Bezugsländern elektro- technischer Erzeugnisse, die zusammen einen Importanteil von mehr als der Hälfte auf sich vereinen. Summa summarum waren 23,5 % der hessischen Einfuhr von Fertigwa- ren in 2020 elektrotechnische Erzeugnisse, womit diese Warengruppe sozusagen das importseitige Pendant des hessischen „Exportschlagers“ Chemie und Pharma darstellt. Nicht nur der Außenhandel, sondern auch die Direktinvestitionen4 stellen einen wichti- gen Indikator für die Integration einer Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen dar. In Zeiten der Globalisierung gibt es kaum eine Branche, die nicht grenzüberschreitend investiert. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt für auslän- dische Investoren in Hessen – sind zahlreich. Sozusagen die klassischen Motive für Di- rektinvestitionen sind die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau ei- nes Vertriebsnetzes vor Ort und die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme ei- nes Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen ist eine Direktinvestition. Zum Jahresende 2018 summierte sich der Direktinvestitionsbestand der hessischen Elektroindustrie im Ausland auf das beachtliche Volumen von 3,6 Mrd. Euro – mit dem Fokus auf Europa. Außerhalb 4 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen be- rechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank. 16
Elektroindustrie in Hessen Europas ist die VR China der wichtigste Zielmarkt für Direktinvestitionen der heimischen Elektroindustrie. In der entgegengesetzten Richtung, d.h. Investitionen des Auslands in Hessen, stehen 1,3 Mrd. ausländische Direktinvestitionen in der Branche zu Buche. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen in Hessen eröffnen ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der heimischen Elektroindustrie am Standort Hes- sen. Die der Tabelle vorangestellten Flaggen vermitteln einen ersten optischen Eindruck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländischem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Die zum Teil komplexen Ver- flechtungen – so z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – erschweren allerdings bisweilen eine eindeutige Aussage. Zur Perspektive des investiven Engage- ments in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Elektroindustrie sind im Ausland aktiv und betreiben dort Produktionsstätten oder sind z.B. mit Vertriebseinrichtungen vor Ort präsent. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Elektroindustrie in Hessen Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter AKASOL AG Familienbesitz Deutschland Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. IBG Industrie-Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. Deutschland KG (ABICOR BINZEL) KG B. Braun Melsungen AG Familienbesitz Deutschland Bender GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Bosch Rexroth AG Robert Bosch Stiftung Deutschland Braun / Procter & Gamble Procter & Gamble Corp. USA Carl Zeiss Gruppe Carl-Zeiss-Stiftung Deutschland Continental Konzern börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe Deutschland Dentsply Sirona Dentsply Sirona Inc. USA EMOD Motoren GmbH Familienbesitz Deutschland Exide Technologies GmbH Energy Technologies Holdings LLC USA börsennotiert, größter Aktionär Fresenius SE & Co. Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA Deutschland KGaA Friedhelm Loh Group Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG Deutschland 17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Hensoldt Optronics GmbH KKR & Co. LLP USA Heraeus-Konzern Familienbesitz Deutschland Hexagon Metrology GmbH Hexagon AB Schweden horizont group gmbh Familienbesitz Deutschland Hottinger Brüel & Kjaer GmbH Spectris PLC Vereinigtes Königreich I.G. Bauerhin GmbH Familienbesitz Deutschland Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Jean Müller GmbH Elektrotechnische Fabrik H.J. Müller-Stiftung und Co. Verwaltungs KG Deutschland Jumo GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Leica Camera AG mehrheitlich Austrian Capital Management GmbH Österreich Leica Microsystems GmbH Danaher Corp. USA Märzhäuser Wetzlar GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Mettler-Toledo GmbH Mettler Toledo International Inc. USA Oculus Optikgeräte GmbH Familienbesitz Deutschland ODW-ELEKTRIK GmbH Familienbesitz Deutschland Ondal Medical Systems GmbH IK Investment Partners Vereinigtes Königreich Friedhelm Loh Group Rittal GmbH & Co. KG Deutschland (Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG) Rowenta Werke GmbH SEB S.A. Frankreich SAMSON AG Familienbesitz Deutschland Satisloh GmbH Satisloh AG Schweiz Schenck Process Holding GmbH Blackstone Group L.P. USA Schunk Group Ludwig-Schunk-Stiftung e.V. Deutschland Siemens AG börsennotiert, überwiegend Streubesitz Deutschland SIKA Dr. Siebert und Kühn GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland SMA Solar Technology AG börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Deutschland Thermo Fisher Scientific Gruppe Thermo Fisher Scientific Inc. USA TE Connectivity Germany GmbH TE Connectivity Ltd. Schweiz 18
Elektroindustrie in Hessen Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Valeo Akustik und Telematik GmbH Valeo S.A. Frankreich Gemeinschaftsunternehmen von Siemens AG Valeo Siemens eAutomotive Germany GmbH Deutschland (50%) und Valeo GmbH (50%) VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungs- Familienbesitz Deutschland systeme GmbH Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021). Forschung und Entwicklung Innovationen sind von großer Bedeutung, um im Wettbewerb – sei es auf nationaler oder internationaler Ebene – punkten zu können. Dementsprechend kommt der Forschung und Entwicklung (FuE) eine wesentliche Rolle zu. Dies gilt erst recht in Zeiten grundle- gender Veränderungen, wie sie etwa die derzeitige Transformation hin zu einer regene- rativen Energieversorgung und die Elektromobilität darstellen. Einen Eindruck vom quan- titativen Umfang der FuE-Aktivitäten in der Elektroindustrie vermitteln die nachfolgenden Angaben: Gemäß ZEW5 wurden im Jahr 2019 28 % des Umsatzes der deutschen Elektroindustrie mit Produktinnovationen erwirtschaftet. Dabei konnten 73 % der deutschen Unterneh- men der Branche erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Nach den aktuel- len Angaben der zweijährlichen Erhebung des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik, die auch Daten für Bundesländer zur Verfügung stellt, wurden 2017 in Forschungsstätten der Elektroindustrie in Hessen insgesamt 638 Mio. Euro für FuE aufgewendet.6 Dies ent- spricht einem Anteil von 12 % an den FuE-Aufwendungen des hessischen Verarbeiten- den Gewerbes insgesamt. Damit ist die Elektroindustrie nach der Automobilindustrie so- wie der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie die Industriebranche mit den dritt- höchsten FuE-Aufwendungen in Hessen. Nicht nur in der hessischen Wirtschaft – ob Großunternehmen oder Mittelständler – wird FuE betrieben, sondern selbstverständlich auch an den Hochschulen des Landes, wobei die FuE oftmals in Kooperation von Hochschulen, weiteren Forschungseinrichtungen und Unternehmen stattfindet. Durch derartige Vernetzungen Innovationen speziell im Be- reich der regenerativen und nachhaltigen Energieversorgung zu fördern, ist Aufgabe des in Kassel ansässigen House of Energy – (HoE). Damit soll die Energiewende in Hessen effektiv und effizient gestaltet werden. 5 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Elektronik, Messtechnik, Optik, und ZEW Branchenreport Innovationen – Elektrotechnik, Mannheim 2021. 6 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. 19
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Beispiele für Forschungseinrichtungen der Elektrotechnik in Hessen insbesondere aus dem Hochschulbereich sind:7 – Der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universi- tät Darmstadt mit gut 30 Fachgebieten – von A wie Adaptive Systeme der Sprach- und Audiosignalverarbeitung über E wie Elektrische Energieversorgung unter Ein- satz Erneuerbarer Energien bis T wie Terahertz Bauelemente und Terahertz Sys- teme – steht beispielhaft für die breit aufgestellte Forschung im Bereich der Elektro- technik in Hessen. Die Elektrotechnik in Darmstadt kann auf eine lange Historie zu- rückblicken, denn bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier der erste Lehrstuhl, die erste Fakultät und der erste Studiengang für Elektrotechnik eingerichtet. Die For- schungsaktivitäten des Fachbereichs können drei Schwerpunkten zugeordnet wer- den: Mechatronics, Automation and Sensor; Electrical Power Systems; Information and Communication Technology. – der Fachbereich Elektrotechnik / Informatik der Universität Kassel mit rund 30 Fach- gebieten von der Anlagen- und Hochspannungstechnik über Integrierte Energiesys- tem bis hin zur Mikrowellenelektronik – um nur drei Beispiele zu nennen, – der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik mit rund zehn Lehrgebieten im Bereich Elektrotechnik an der Hochschule Fulda, – der Fachbereich Elektro- und Informationstechnik der Technischen Hochschule Mit- telhessen mit gut 15 Fachgebieten in Gießen, – der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hochschule Darmstadt mit den vier Forschungsfeldern Automatisierungstechnik, Energietechnik, Kommuni- kationstechnologie, Gebäudesystemtechnik, – der Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt University of Applied Sciences, – der Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain sowie – das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kas- sel und weiteren Standorten in Fuldatal und Bad Hersfeld. 2021 soll der Neubau des Institutsgebäudes bezogen werden. Das IEE mit seinen beiden Geschäftsbereichen Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik forscht für die Transformation der Ener- gieversorgungssysteme und entwickelt Lösungen für technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Investitionen Ohne Investitionen können bestehende Produktionskapazitäten weder erhalten noch op- timiert werden – geschweige denn erweitert. Investitionen sind somit wesentlich für 7 Hinsichtlich der Forschung speziell im Bereich der Elektromobilität sei auf das Branchenprofil zur Automobilindustrie in Hessen verwiesen. Vgl. Bauer, C., Petkova, G.: Automobilindustrie in Hessen, HA-Report 1034, Wiesbaden 2021. 20
Elektroindustrie in Hessen Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nachfolgend werden zunächst die Brutto- anlageinvestitionen, eine wichtige Kennziffer für die Investitionstätigkeit, der hessischen Elektroindustrie thematisiert. Anschließend wird auf die Investitionsausgaben für Um- weltschutzmaßnahmen – eine spezielle Kategorie der Bruttoanlageinvestitionen – näher eingegangen.8 500 Mio. Euro – dieser Betrag steht für die Bruttoanlageinvestitionen9 der hessischen Elektroindustrie im Jahr 2019 zu Buche. Damit sind die Investitionen der Branche gegen- über dem Vorjahr (353 Mio. Euro) kräftig gestiegen. Dies gilt auch für die Investitions- quote, d.h. für das Verhältnis von Investitionen zu Umsatz. Mit 4,5 % fällt diese 2019 hö- her als der Durchschnitt der hessischen Industrie (3,2 %) und der Elektroindustrie bun- desweit (3,7 %) aus. Wie in allen Industriebranchen, so liegt auch in der Elektroindustrie der Schwerpunkt der Bruttoanlageinvestitionen auf den Ausrüstungsinvestitionen (Ma- schinen, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung): 91 % betrug deren Anteil für die Elektroindustrie im Jahr 2019. Die Bruttoanlageinvestitionen in Bauten und Grundstücke stellen sozusagen den Rest (9 %). Bruttoanlageinvestitionen der Elektroindustrie in Hessen 2015 bis 2019 Bruttoanlage- Bruttoanlage- investitionen investitionen im in Mio. Euro Verhältnis zum Umsatz in % 750 4,5 5,0 600 3,2 3,4 4,0 2,9 3,0 450 500 3,0 300 353 2,0 292 315 314 150 1,0 0 0,0 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 8 Die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2018) sind im Vergleich zu den Brut- toanlageinvestitionen (Berichtsjahr 2019) erst später verfügbar. Somit ist der Vergleich der jeweils aktuellen Daten nur eingeschränkt möglich. 9 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivierte Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anlagen sowie Leasing-Güter, die beim Lea- sing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweig- niederlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Er- werb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Pa- tente). 21
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