Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar

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Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
Ackerbau

  top agrar-Serie

                                          Mehr Humus,
  CARBON
  FARMING

                                          besseres Klima
                    CO2 - zerti
                                fiziert

  ▶ Kosten und Nutzen
    von Maßnahmen                         Carbon Farming ist Bestandteil der Farm-to-Fork-Strategie und bereits
  • Klima: CO2-Saldo ist
    entscheidend
                                          im Fokus vieler Landwirte und Zertifizierungsinitiativen. Aber wie lässt sich
                                          Humus längerfristig anreichern? Und was kostet das?

                                                                                                   UNSER AUTOR
                                                                                                   Dr. Hans Marten Paulsen, Thünen-Institut

                                                                                                   D
                                                                                                          as Ziel von Carbon Farming ist
                                                                                                          es, der Atmosphäre durch den
                                                                                                          Anbau von Pflanzen CO2 zu ent-
                                                                                                   ziehen und den Kohlenstoff (C) im Bo-
                                                                                                   den langfristig in Form von Humus zu
                                                                                                   binden. Um tatsächlich einen wirksa-
                                                                                                   men Effekt für das Klima zu erzielen,
                                                                                  Fotos: Paulsen

                                                                                                   muss dieser Humusaufbau durch Zu-
                                                                                                   fuhr von mehr und zusätzlich erzeugter
                                                                                                   Biomasse erfolgen. Dazu muss mehr C
                                                                                                   eingetragen als veratmet werden. Beein-
                                                                                                   flusst durch ackerbauliche Maßnahmen,
                                                                                                   Aufnahmefähigkeit der Böden und kli-
                                                                                                   matische Bedingungen soll Carbon Far-
                                                                                                   ming ein neues Gleichgewicht mit höhe-
                                                                                                   ren Humusgehalten erzeugen, das es zu
                                                                                                   halten gilt. Carbon Farming bedeutet
                                                                                                   also eine langfristige Betriebsumstel-
                                                                                                   lung, die helfen soll, der Atmosphäre
                                                                                                   CO2 zu entziehen.

                                                                                                   KURZFRISTIGE ERFOLGE
                                                                                                   SCHWER MESSBAR
                                                                                                   Der Handel mit CO2-Zertifikaten und
                                                                                                   eine damit verbundene neue Einnahme-
                                                                                                   quelle für Landwirte ist in aller Munde.
                                                                                                   Jedoch sollten Sie dabei bedenken, dass
                                                                                                   der Klimawandel mit den steigenden
                                                                                                   Temperaturen den tatsächlichen Erfolg
                                                                                                   und die Durchschlagskraft von Carbon
                                                                                                   Farming-Maßnahmen unsicher macht.
                                                                                                   Auch ist der kurzfristige Nachweis ge-
                                                                                                   ringer C-Gehaltsänderungen auf den

                                                                                        ◁ Hecken, Blühstreifen oder Blühflächen
                                                                                        lassen sich mit relativ wenig Aufwand
                                                                                        in die Betriebe integrieren. Beteiligen
                                                                                        sich viele Landwirte, können auch
                                                                                        flächenmäßig kleinere Maßnahmen zu
                                                                                        interessanten Summeneffekten führen.

50 top agrar 8/2021
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
DIE ZEITEN
Flächen schwierig. Die Messung der
C-Speicherung den Böden als Erfolgs-
indikator birgt daher zumindest in
                                          musaufbau oder Zuschüsse für Maß-
                                          nahmen des Carbon Farmings in Zu-
                                          kunft bezahlt werden, sollten Land-       N-DERN
                                                                                              SICH.
kürzeren Zeiträumen Risiken für           wirte beginnen, die Produktion um­­
Landwirte, die Verpflichtungen über-      zustellen. Denn mehr Grün, mehr
nommen haben.                             Biomasse und auch die gezielte Be-
  In Geschäfts- und Fördermodellen        wirtschaftung von Rändern und Säu-
für Humusaufbau und Carbon Far-           men fördert neben der Chance für
ming sollte daher allein das Bemühen      mehr Klimaschutz auch die Boden-
um eine andere Art der Landwirt-          fruchtbarkeit und die Biodiversität
schaft schon Zahlungsströme auslö-        und sorgt für mehr Grundwasser-                Mit Hybridgerste
sen. Nicht umsonst schütten bereits       und Gewässerschutz.
bestehende Initiativen z. B. 70 % des                                               ernten Sie auch in Zukunft
Geldes für die Maßnahmen und 30 %         WELCHE MASSNAHMEN
für den später messbaren Erfolg aus.      SIND ­GEEIGNET?                             immer sichere Erträge!
Im Interreg-Projekt Carbon Farming        Wie lässt sich im praktischen Betrieb
untersucht das Thünen-Institut mit        zusätzlich Biomasse erzeugen, um
Partnern im Nordseeraum, wie Car-         Humus aufzubauen? Dies zeigen die
bon Farming durchgeführt und von          folgenden Handlungsfelder. Die vor-               MIT
                                                                                                   R
                                                                                          MAXIMALE
interessierten Parteien bezahlt und       sichtigen Abschätzungen der C-Bin-
gefördert werden könnte.                  dung basieren auf einer Literatur­

                                                                                           -EFFIZIENZ
  Um das Klima wirksam zu entlas-         auswertung. Sie ermöglichen Rück-
ten, dürfen die Maßnahmen nicht an-       schlüsse, welche Maßnahme zu wel­­
derenorts, z. B. durch verstärkten Ein-   chen Kosten wie viel CO2 bindet. Die
satz von Diesel oder durch Humus­         Übersicht 1 auf Seite 52 und 53 gibt
abbau zu zusätzlichen, womöglich          einen Überblick über die Deckungs-                   HYVIDO.DE
noch höheren, kli­mawirksamen Emis-       beiträge und C-Bindung aller vorge-
sionen führen (Trade-off-Effekte).        stellten Maßnahmen.
                                                                                                           Jetzt
                                                                                                                      1
                                                                                                       bis 6.8.202 d
                                          1. Zwischenfrüchte und Untersaaten:
LANDWIRTSCHAFT NEU DENKEN                 Zwischenfrüchte und Untersaaten er-                                       u n
                                                                                                      beste  ll e n
Weil mit der zusätzlichen Biomasse        zeugen vor allem durch ihre Wurzeln                                         /EH
mehr Nährstoffe zirkulieren, ist bei      zusätzliche Biomasse. Eingearbeitete                        bis zu 8,– €
Carbon Farming auch die bisherige         oberirdische Pflanzenteile werden da-                            sparen!
Düngung anzupassen, um klima-             gegen schneller wieder umgesetzt.
schädliche Lachgasemissionen zu ver-      Daher ist es eine Überlegung, sie ab-
meiden. Auf der anderen Seite lassen      zufahren statt einzuarbeiten und z. B.
sich durch den verbesserten Pflanzen-     für die B­ ioenergieerzeugung zu nut-
bau auch Nährstoffe gewinnen (N-Fi-       zen. Ziel muss es sein, möglichst
xierung) und vor Auswaschung und          ganzjährig eine gute Durchwurzelung
Erosion schützen. Das spart Mineral-
dünger und die Energie für deren
Herstellung. Weiterhin eröffnet sich
                                          (und Begrünung) von Flächen zu er-
                                          reichen. Insbesondere Artenmischun-        SY Galileoo
die Möglichkeit, durch die zusätzlich                                                Geniale Gerste
angebaute Biomasse Bio­energie zu ge-

                                                                                     SY Baracooda
winnen und damit fossile Brennstoffe      SCHNELL GELESEN
zu ersetzen. Beides wirkt sich günstig
auf die gesamte Treibhausgasbilanz        Das Carbon Farmingwill die EU
aus (Win-Win-Effekte).
   Ziel von Carbon Farming muss es
                                          in die Farm-to-Fork-Strategie integrie-
                                          ren, um auf landwirtschaftlichen Flä-
                                                                                     Kornertrag in Bestform
also sein, bei guten Erträgen mit we-     chen CO2 zu binden.
nig zusätzlichem Primärenergieein-        Die Erfolgekostengünstiger                Besonders
satz und mit geringem N-Überschuss        ­Maß­nahmen wie Zwischenfrüchte            attraktiver
                                                                                     Preis 2021
langfristig Humus aufzubauen und zu        ­lassen sich im Falle einer Verpflich-
schützen.                                   tung schwer nachweisen.

HUMUSSCHUTZ SICHERT                       Langfristige Maßnahmenwie mehr-
BODENFRUCHTBARKEIT                        jährige Begrünung oder Wiederver­
Mit zunehmendem Klimawandel sind          nässung von Grünland sind effektiver,
Humusschutz und -aufbau auch für          aber auch kostenintensiver.
den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit         Der nachhaltige Humusaufbaube-
unbedingt notwendig. Unabhängig           darf eines langfristigen Umdenkens und
davon, ob, in welchem Umfang und          häufig einer Betriebsanpassung.
von wem CO2-Zertifikate für Hu-
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
Ackerbau

gen gelten als effektiv, um Kohlenstoff                zont eines Lehmbodens nur einen Un-                             2. Anbau mehrjähriger Kulturen: Baut
im Boden zu mehren.                                    terschied von 0,05 Prozentpunkten in                            man mehrjährige Kulturen wie bei-
   Da der Humusaufbau auch stets eine                  den C-Gehalten bzw. von 0,08 Prozent-                           spielsweise Kleegras oder Durchwach-
N-Zufuhr benötigt, sind auf Betrieben                  punkten in den Humusgehalten bedeu-                             sende Silphie an, kommt es zu einer
ohne Wirtschaftsdünger leguminosen-                    ten. Ein solch geringer C-Gewinn im                             starken, durchgängigen Wurzelbildung,
haltige Mischungen zu bevorzugen. Ist                  Boden ist kaum sicher analytisch nach-                          das bringt Kohlenstoff in den Boden.
der Wirtschaftsdüngereinsatz hoch und                  weisbar.                                                        Zudem wird in den Jahren nach der
die N-Bilanz ausgereizt, ist es dagegen                  Die Kosten für Zwischenfrüchte und                            Aussaat die Bodenbearbeitung ausge-
eher sinnvoll, auf Leguminosen zu ver-                 Untersaat unterscheiden sich bei kon-                           setzt und somit C-Abbauverluste ver-
zichten.                                               ventionellen und ökologischen Betrie-                           mieden. Auch gelangt Pflanzenmaterial,
   Das Potenzial, durch konsequente In-                ben hinsichtlich Saatgut und Nährstoff-                         u. a. durch Mulchschnitte oder das Ein-
tegration von Zwischenfrüchten zu-                     werten. Sie liegen in etwa zwischen 40                          trampeln von Pflanzenmaterial durch
sätzlich Kohlenstoff anzureichern, liegt               bis 125 €/ha (Übersicht 1). Die variab-                         weidende Tiere, in den Boden. Zudem
bei einigen 100 kg/ha und Jahr über ei-                len Kosten und der Düngewert der                                erzeugen neu eingeführte mehrjährige
nen Zeitraum von 10 Jahren. Rechne-                    Zwischenfrüchte sind hier zusätzlich                            Futterpflanzen, die Sie im eigenen Be-
risch entsprechen 100 kg C ca. 367 kg                  und lassen sich dem Anbau und der C-                            trieb verwerten, zusätzlichen Wirt-
CO2. Bei Anreicherung von 200 kg C/                    Bindung direkt zuordnen.                                        schaftsdünger, dessen Kohlenstoff auf
ha und Jahr ließen sich in den ersten                    Für die angenommene C-Bindung in                              Betriebsebene zurückfließt. Auch dies
10 Jahren bis zu 7,3 t CO2/ha aus der                  Humus von 200 kg/ha und Jahr (ca.                               bedeutet einen zusätzlichen C-Gewinn
Atmosphäre entziehen und als Kohlen-                   0,7 t CO2) ergeben sich negative De-                            für den Boden.
stoff im Boden festlegen.                              ckungsbeiträge. Jedoch sind weitere                                Die errechneten Deckungsbeiträge in
   Allerdings würde dies, je nach Lage-                acker­​bauliche Vorzüge von Zwischen-                           Übersicht 1 muss man in den Gesamt-
rungsdichte der Böden, im Pflughori-                   früchten hier nicht mit berücksichtigt.                         kontext der Biogasproduktion einord-

ÜBERSICHT 1: CARBON FARMING – VARIABLE KOSTEN, LEISTUNGEN UND DECKUNGSBEITRÄGE

                                    Sommer-             Winter­            Untersaat            Kleegras                   Durchw. Silphie         Blühstreifen,
                                    zwischen-          zwischen-                                                                                    ungedüngt
                                      frucht             frucht                                  2 Jahre                      15 Jahre                5 Jahre
                                                                                               9,5 t TM/ha               13/11(öko) t TM/ha

                                   konv       öko      konv     öko       konv    öko        konv             öko           konv        öko        konv             öko
Saatgut/Pflanzgut                   -64         -78    -82     -101       -33         -54     -42 *           -73 **        -91         -91        -21              -28
Düngung                                                                                       -444            -821          -461       -1 218       –                 –
Maschinen                          -58   1)   -58 1)   -581)   -58   1)   -581)   -58   1)   -453   2)    -390      2)     -385   2)   -309   2)   -36   3)         -36 3)
Zaun/Tränke
bzw. Silo
Unkrautregulierung/
                                                                                              -30             -30           -136        -128
Silagebereitung
Variable Kosten           €/ha     -122       -136     -140    -159       -91     -112        -969        -1 314           -1 073      -1 746      -57              -64
N-Lieferung 6)                     +15        +72      +15      +72       +15     +72                                                               –                 –
NPK-Lieferung
durch Gärrest/                                                                               +132 7)      +510 7)          +134 7)     +401 7)      –                 –
Beweidung
Verkauf
­Hackschnitzel
Deckungsbeitrag                    -107         -64    -125        -87    -76         -40     -837            -804          -939       -1 345      -57              -64
                          MJ/
Energieertrag (NEL)
                          ha
Gärrest/Exkremente m3/ha                                                                              18 9)                 24 9)       19 9)
CH4-Ertrag               m /ha
                           3
                                                                                                    2 366                  3 222       2 576                   –
Summe Corg-Bindung kg/ha                  200                200                200                 1 160                  1 280       1 180                  300
* grasbetont; ** kleebetont; *** jeweils 50 kg/ha N-Bindung, Entzug 35 kg daher kein Ansatz für N; **** zzgl. 30 %Weideverluste; ***** zzgl. 10 % Ernteverluste.
1) bei Eigenmechanisierung: Saatbettbereitung, Aussaat, Mulch, ohne Lohnansatz: 2,5 AKh; 2) Bestellung bis Erntevorbereitung, Auslagern: Eigenmechanisie-
rung: ohne Lohnansatz: 10,4 AKh/ha; Ernte, Einlagern: Lohnunternehmer mit Lohnansatz; 3) bei Eigenmechanisierung: Saatbettbereitung, 2xBodenbearbei-
tung, 1xAussaat, Blühmischung jährlich Mulch, ohne Lohnansatz, Spätschnitt Silage für Biogas mit Lohnansatz für Ernte; 4) inkl. Lohnkosten und Trocknung bei
Ernte; 5) inkl. Abzinsungsfaktor für Kosten 2 %; TM = Trockenmasse

△ Die Tabelle zeigt variable Kosten und Leistungen der Verfahren zum Humusaufbau. Es empfiehlt sich, die Maßnahmen und bereits bestehende
Fördermöglichkeiten genau zu prüfen, um auszuloten, was in Ihrem Betrieb heute schon möglich ist.

52 top agrar 8/2021
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
nen. Dazu sind potenzielle CH4-Erträge              Schwenk zu den mehrjährigen Kulturen
aufgeführt. Die erhöhte C-Bindung im                in jedem Fall sehr hoch. Auch lassen
Boden ist bei den beiden Kulturen Be-               sich Mineraldünger in großem Umfang
standteil des Produktionssystems. An-               einsparen, Bioenergie erzeugen und so
gesetzt wurden 800 kg/ha C-Gewinn                   weitere Klimaschutzeffekte erzielen.
im Jahr durch die Pflanzen und eine zu-             3. Blühstreifen und Randstreifen: Eine
sätzliche C-Bindung durch die Rück-                 Alternative zum flächigen Anbau hu-
fuhr der Gärreste. Kleegras und Durch-              musbildender Kulturen ist die mehrjäh-
wachsende Silphie konkurrieren in                   rige Nutzung von Randstreifen und
Fruchtfolgen für die Biogaserzeugung                schlecht zugänglichen Feldbereichen,
z. B. mit Mais oder Getreide-GPS. An-               z. B. als extensive Blühstreifen oder be-
baurisiken, Ertrags­​unterschiede und               grünte Randstreifen. Sie dienen gleich-
Nutzbarkeiten sind zu vergleichen, um               zeitig dem Gewässerschutz und helfen,
abzuschätzen, welche kalkulatorischen               die Abstandsvorgaben bei Düngung
Kosten Sie dem verbesserten Humus-                  und Pflanzenschutz einzuhalten.
aufbau und dem Klimaschutz zuordnen                    Je nach Art der Begrünung und Nut-
müssen.                                             zung der Streifen ist die C-Anreiche-
   Steht das Management der neuen                   rung darin variabel und liegt vermut-

                                                                                                       Foto: Paulsen
Fruchtfolgesysteme, sind sie im konven-             lich zwischen der des Zwischenfrucht-
tionellen und ökologischen Landbau                  und des mehrjährigen Kleegras­​anbaus
ertragreich und die C-Bindung im Bo-                bei 200 bis 800 kg C/ha und Jahr. Der
den muss nicht teuer sein. Das Poten-               geringe Flächenumfang von Rand- und                                △ Vorteile von mehrjährigem Kleegras sind
zial für den Klimaschutz ist durch den              Blühstreifen setzt der Klimaentlastung                             intensive Durchwurzelung und Bodenruhe.

     Genutzter            Kurzumtriebs-             Hecken­-            GL: Narbenanreicherung                 GL: Vernässung                    GL: Acker
    Grünstreifen            plantage               pflanzung                mit Beweidung                      mit Beweidung                   zu GL Biogas
 1 Schnitt, 5 Jahre,        31 Jahre                50 Jahre
   2,9 t TM/ha*a           7,4 atro/ha             1 t atro/ha           7,14/6,07 t TM/ha****       3,57/3,04 t TM/ha**** 9,4/7,8 t TM/ha*****

  konv            öko      konv         öko      konv          öko        konv            öko                konv                 öko         konv        öko
   -31            -38      -45          -45       -5            -5          -7           -11,5                         -7         -11,5        -30        -54
   -49           -81***      –           –                –                -474          -1162                -237                -581        -557        -973
  -1413)         -1413)   -366 4)    -366 4)    -100 4)       -100 4)      -51            -39                     -51              -39        -389        -343

                                                                           -21            -21                     -21              -21         -37        -25

                            -4          -10       -5            -5

  -221                    -304 5)    -308 5)     -110         -110         -520          -1233                -316                -653       -1013       -1287
   15             72                                                      +33 6)         +260                   +33               +260        +33        +260

  +24 7)         +93 7)                                                   +147 8)       +292 8)             +74 8)               +141 8)      +102       +419

                          +569 5)    +569 5)     +70           +70

  -182            -63     +263 5)    +259 5)      -40          -40         -340           -681                -209                -252        -878        -608

                                                                          44 982        38 241          22 491                   17 121

           49)                                                            20,410)       18,610)          10,210)                  9,310)      17 9)       15 9)
           634                                                                                                                                2 391      1 988
           480                    500                   500                622            612               1 061                 1 056       1 340      1 300
6) durch Leguminosen konv: 30 kg/ha N mit 1,09 €/kg N, öko: 50 kg/ha N mit 5,2 €/kg N (in Blühmischung nicht berücksichtigt) 7) frei Feld, Nährstoffwerte
[€/kg]: konv/öko: für N 1,09/5,2; für P 2,22/2,86; für K 0,99/1,69 abzgl. Ausbringungskosten; 8)10,2/9,3 m3 pro Kuh, Weidegang 150 Tage, Besatzstärke:
2 Kühe/ha; 9) 20 kg Corg/t Gärret (Humusäquivalente = HÄq) 10) Beweidung: Exkremente (mit 4 % TM = 6 HÄq/m3) dabei Wirtschaftsdünger Stall nicht
berücksichtigt; (eigene Zusammenstellung nach: LfL 2020, Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft)
                                                                                                               top agrar; Quelle: Paulsen Thünen Institut

                                                                                                                                           top agrar 8/2021 53
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
Ackerbau

                                  allerdings einzelbetrieblich Grenzen. Bei           patenschaften finden. Randstreifen aus            ten sorgen für Bodenruhe. Die Wurzeln
                                  konsequenter Anwendung durch viele                  Kleegras könnten Sie ernten und ver­              gelangen auch in tiefe Bodenschichten.
                                  Landwirte in einer Region entsteht aber             füttern oder zur Bioenergieproduktion             Das abfallende Laub verbleibt in der
                                  ein interessanter Summeneffekt auch                 nutzen. So entstehen weitere Erlöse, bei          Regel auf der Fläche und trägt zur
                                  hinsichtlich einer Biotopvernetzung.                gleichzeitiger Förderung von C-Bin-               oberflächennahen C-Anreicherung bei.
                                      Ein 6 m breiter Randstreifen um ei-             dung, Biodiversität und Gewässer-                 Die zusätzliche jährliche C-Bindung ist
                                  nen 10 ha-Schlag (500 x 200 m) um-                  schutz. Allerdings sind Vorgaben von              hier mit 500 kg/ha angenommen wor-
                                  fasst 0,84 ha (8,4 %) der Fläche. Bei               Förderprogrammen und Greening-Auf-                den. Heckenförmig auf oder an Flächen
                                  ­einer angenommenen jährlich zusätzli-              lagen zu beachten. Auch den Erhalt des            organisiert, profitieren auch Randbe­
                                   chen C-Bindung von 400 kg/ha Rand-                 Ackerstatus gilt es im Auge zu behalten.          reiche der Äcker vom herabfallenden
                                   streifen sind dies 33,6 kg C-Bindung               Müssen Sie die Streifen nach einigen              Laub.
                                   pro Hektar Gesamtackerfläche, also                 Jahren ­umbrechen, bedeutet dies einen              Im Falle von Kurzumtriebsplantagen
                                   123 kg/ha und Jahr zusätzliche CO2-                Humusverlust, dem aber eine schnelle              führt die intensive Bodenbearbeitung
                                   Bindung.                                           Wiederbegrünung entgegen wirken                   (Stubbenfräsen) bei Wiederinkultur-
                                      Die Kosten (Übersicht 1) lassen sich            kann.                                             nahme als Ackerfläche zu C-Verlusten.
                                   durch eine Nutzung senken. Blühstrei-              4. Agroforstsysteme und Hecken: Der               Jedoch wird dabei auch Stamm- und
                                   fen können zusätzlich noch einen                   Anbau von Gehölzen bietet verschie-               Wurzelmasse dem Boden zugeführt, so
                                   Markt für Biodiversitäts- oder Bienen-             dene Vorteile: Die sehr langen Standzei-          dass zusätzlicher Kohlenstoff in den

                                  ÜBERSICHT 2: KOSTEN-NUTZEN-BEWERTUNG DER MASSNAHMEN

                                           Variable Kosten abzüglich Nährstofflieferung pro ha und Jahr, in €                                    top agrar
                                   1400
                                                                                                                          MJ_Silphie

                                                    Ernteprodukte                                      Ernteprodukte
                                   1200
                                                    z.T. verwertbar                                      verwertbar

                                   1000

                                                                                                                                  MJ_Silphie
                                                        = ökologischer Landbau,
                                                        = konventioneller Landbau                                                      GL_Neuanl
                                                                                                                       MJ_Kleegras
                                    800              ZF = Zwischenfrüchte,                                             MJ_Kleegras
                                                     AF = Agroforst,
                                                     ST = Streifenanbau,                      GL_Anreich
                                                     MJ = Mehrjährige Kulturen,
                                                     GL = Grünland

                                    600                                                                                              GL_Neuanl

                                    400
                                                                                                 GL_Anreich

                                                                                     AF_KUP
                                                                                     AF_KUP
                                                                                                               GL_vernäss
                                                ZF_Winter
                                    200 ZF_Sommer                                                              GL_vernäss
                                                                                    ST_genutzt
Quelle: Paulsen Thünen-Institut

                                                ZF_Winter
                                                                                                                                                             ◁ Bei der Bewer-
                                                 Untersaat                           AF_Hecke                                                                tung der Maß­­nahmen
                                               ZF_Sommer              ST_Blüh                                                                                müssen Sie neben
                                                                                    ST_genutzt
                                                                      ST_Blüh
                                                 Untersaat                                                                                                   Kosten und Nutzen
                                       0                                                                                                                     auch die eigene
                                           0                 200         400            600              800           1000            1200           1400
                                                                                                                                                             ­Präferenz, den Betrieb
                                                                        Angenommene C-Bindung pro ha und Jahr, in kg                                          neu zu gestalten, sowie
                                                                          (Spannweite: äquivalent zu 0,7– 4,9 t/ha CO2)                                       die Sicherheit der Ver­
                                                                                                                                                              gütung abwägen.

                                  54 top agrar 8/2021
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
Boden gelangt und dem Effekt entge-
                                                                         genwirkt.
                                                                            Extensive Hecken haben geringe
                                                                         Kosten für die C-Bindung. Die Integra-
                                                                         tion von Obst, Nüssen und Wertholz
                                                                         oder Haltung von Geflügel böten hier
                                                                         Möglichkeiten, neben extensiver Holz-
                                                                         nutzung auch weitere Erlöse von den
                                                                         Flächen zu erzielen. Auch Kurzumtriebs­
                                                                         plantagen lassen sich in Heckenform
                                                                         organisieren. Die Nutzungsoptionen

                                                                                                                   Foto: Paulsen
                                                                         des Holzes und ggf. anderer Pro-
                                                                         dukte bestimmen die Wirtschaftlich-
                                                                         keit dieser Carbon Farming-Maßnahme.
                                                                         Dies macht die Zuordnung von Kosten                       △ Grünland bindet mehr CO2 als Acker. Beweidung fördert zusätzlich den Humusaufbau.
                                                                         für die C-Bindung im Boden schwieriger.
                                                                            Die lange Flächenbindung bei Kurz-
                                                                         umtriebsplantagen sowie die Heraus-
                                                                         nahme von Flächen aus der normalen                        5. Anreicherung, Vernässung und Neu-          Ein guter Leguminosenanteil und eine
                                                                         Produktion bei der Anlage von Hecken                      anlage von Grünland: Auch in Grün-            hohe Diversität einer dichten Narbe
                                                                         mit langer Standzeit bedürfen einer ge-                   land können Sie eine zusätzliche ver-         fördern den Humusaufbau und senken
                                                                         nauen Abwägung von Nutzungs- und                          stärkte C-Bindung im Boden anstreben.         den N-Düngungsbedarf. Sehr effektiv
                                                                         Fördermöglichkeiten. Dabei spielt auch                    Hierzu gilt es, die Durchwurzelung zu         ist es, wenn Sie die Grünlandnarben mit
                                                                         die persönliche Präferenz bei der Ge-                     verbessern. Dabei müssen aber Um-             weiteren Pflanzenarten wie dem tief-
                                                                         staltung des eigenen Agrarumfeldes eine                   bruch oder eine totale Zerstörung der         wurzelnden Rotklee anreichern. Wird
                                                                         Rolle.                                                    Narbe möglichst vermieden werden.             die Fläche beweidet, wirken sich die di-

                                                                                                                                                                                Belkar™
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und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten.

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                                                                                                                                                                                 Unkrautbekämpfung im
                                                                                                                                                                                 Winterraps neu definiert
                                                                                                                                                                                 · Sehr breites Wirkungsspektrum
                                                                                                                                                                                 · Flexibler Anwendungszeitraum
                                                                                                                                                                                 · Gezielte Anwendung
                                                                                                                                                                                   im Nachauflauf

                                                                                                                                                                                 Hotline: 01802-316320
                                                                                                                                                                                 (0,06 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)

                                                                                                                                                                                                                    www.corteva.de
                                                                                                                                                                                    ® TM   Markenrechtlich geschützt von Corteva Agriscience
                                                                                                                                                                                                  und Tochtergesellschaften. © 2021 Corteva.
Mehr Humus, besseres Klima - Top Agrar
Ackerbau

                                                                                                                   denbewirtschaftung und zu verschiede-
                                                                                                                   nen Kosten zu binden. Die Integration
                                                                                                                   von Carbon Farming-Maßnahmen wie
                                                                                                                   Zwischenfrüchte, Rand- und Blühstrei-
                                                                                                                   fen, Hecken oder die Anreicherung von
                                                                                                                   Grünland sind relativ unkompliziert.
                                                                                                                   Die hierfür einzuplanenden Kosten lie-
                                                                                                                   gen zwischen 50 und 170 €/t CO2 bei
                                                                                                                   jedoch nur einem verhältnismäßig ge-
                                                                                                                   ringem Potenzial von 0,7 bis 1,8 t/ha
                                                                                                                   CO2-Bindung.
                                                                                                                       Die Einführung neuer Anbausysteme
                                                                                                                   wie mehrjährige Kulturen für Biogas,
                                                                                                                   die Veränderung der Grünlandnutzung
                                                                                                                   oder Agroforstsysteme bedeuten ganz

                                                                                            Foto: Paulsen
   ▷ Hecken lassen sich gut
 an Ackerrändern etablieren.                                                                                       neue Kostenstrukturen. Aber hier ist
   Ihr Laub fördert zusätzlich                                                                                     auch eine deutlich höhere C-Bindung
          den Humusaufbau.                                                                                         zu erwarten und es entstehen neue Er-
                                                                                                                   lössituationen durch neue Produktions-
                                                                                                                   richtungen. Die direkte Zuordnung der
                                                                                                                   Kosten zum Humusaufbau und zur ver-
rekte Rückfuhr von Exkrementen und            chen müssen neue Geschäftsmodelle für                                mehrten C-Bindung in Böden für mehr
das Eintrampeln von oberirdischer Bio-        die Produkte entwickelt werden. In der                               Klimaschutz ist daher schwierig. Vor
masse positiv auf die Humusbildung            Übersicht 1 finden Sie die variablen Kos-                            ­allem die Vernässung von Grünland be-
aus. Als Potenzial wurden im Beispiel         ten und Deckungsbeiträge für die drei                                 deutet Extensivierung und es entstehen
500 kg C/ha und Jahr zu Grunde ge-            Bewirtschaftungsoptionen. Die hohe C-                                 hohe Opportunitätskosten, die es wirt-
legt. Die C-Zufuhr mit Exkrementen            Bindung in den Böden macht diese                                      schaftlich abzuwägen gilt.
der Weidetiere ist in der Übersicht 1 zu-     Maßnahmen für den Klimaschutz im                                         Beim Vergleich der ökologischen mit
sätzlich angesetzt. Sie ist aber streng ge-   ökologischen und im konventionellen                                   der konventionellen Produktion beein-
nommen, wie auch die Wirtschaftsdün-          Landbau sehr interessant.                                             flussen die für den Nährstoffentzug an-
ger aus dem Stall, schon Bestandteil des                                                                            gesetzten Kosten in Grünland und bei
Systems, wenn Vieh bereits vorhanden          BEWERTUNG DER MASSNAHMEN                                              der Durchwachsenden Silphie die dar-
ist.                                          In der Gesamtschau (Übersicht 2) zeigt                                gestellten Ergebnisse deutlich.
   Extensivierungsszenarien für Grün-         sich, dass es möglich ist, Kohlenstoff                                                  anne-katrin.rohlmann
land, wie die Vernässung, ermöglichen         mit mehr Humus durch veränderte Bo-                                                           @topagrar.com
es, viel Kohlenstoff zusätzlich zu binden
bzw. den C-Verlust aus Moorböden in
großem Umfang entgegenzuwirken.
Hier lässt sich mit 1 000 kg C/ha und
Jahr zuzüglich C-Zufuhr durch Weide­            KOMMENTAR
exkremente kalkulieren. Aus genutzten
Systemen mit ganzjährig hohem Was-              Langfristig neu
serstand, den Paludikulturen, lassen
sich Rohstoffe für Baumaterialien oder          gedacht
Pflanzen für Torfersatz gewinnen.
   Ein sehr hoher Humusaufbau ent-              Bei Carbon Farming müssen Landwirte
steht, wenn Sie Ackerflächen dau­erhaft         die Flächennutzung konsequent und
                                                                                                       Foto: Paulsen

zu Grünland umwandeln (im Beispiel              lang anhaltend verändern, um eine                                                           ◁ Dr. Hans
angesetzt: 1 000 kg C/ha und Jahr so-           ­zusätzliche klimawirksame C-Bindung                                                        Marten Paulsen,
wie zusätzliche C-Einträge durch die             zu erreichen.                                                                              Thünen-Institut
Rückfuhr von Biogasgärresten). Für die              Blickt man auf den Rahmen den die
dort erzeugte Biomasse müssen Sie                EU hinsichtlich der Farm-to-Fork-Stra-
dann Nutzungsszenarien für Tierhal-              tegie für Carbon Farming angekündigt                              sollten integriert werden. Sinnvoll sind
tung, Bioenergie oder nachwachsende              hat, wäre es sinnvoll, Anreize für lang-                          darüber hinaus begleitende Bilanzen,
Rohstoffe schaffen und – wie immer –             fristige ­Um­stell­ungen der Flächen und                          die den veränderten In- und Output von
die Opportunitätskosten der Flächen-             Pro­dukt­ionssysteme ganzer Betriebe zu                           Betrieben und die damit verbundenen
umstellung abwägen.                              schaffen. Dabei gehören konsequenter                              Effekte für das Klima abbilden.
   Die Narbenanreicherung ist noch ver-          Zwischenfruchtanbau und die Einfüh-                                  Das Potenzial der vorgestellten Maß-
gleichsweise kostengünstig durch Nach-           rung von mehrjährigen Kulturen. Auch                              nahmen für die C-Anreicherung in Bö-
saat und gutes Management zu errei-              langfristige Flächennutzungsänderun-                              den ist hoch. Mit ihnen können Land-
chen. Bei der Vernässung kommt es                gen in Agroforstsysteme, von Acker zu                             wirte wichtige Schritte zu einer besseren
aber zu Produktivitätseinbußen und bei           Grünland oder die Grünlandvernässung                              Treibhausgasbilanz ihrer Betriebe gehen.
der Anlage von Grünland auf Ackerflä-

56 top agrar 8/2021
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