Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr - Handlungsfelder und Lösungsansätze - Allianz pro Schiene
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I M PR ES S UM Herausgeber Allianz pro Schiene e.V. | Reinhardtstr. 31 | 10117 Berlin T +49.30. 24 62 599-0 | F +49.30. 24 62 599-29 M info@allianz-pro-schiene.de | W allianz-pro-schiene.de Inhalt und Redaktion Dr. Andreas Geißler, Allianz pro Schiene e.V. Jolanta Skalska, Allianz pro Schiene e.V. Fotos Titel: © Deutsche Bahn AG/Wolfgang Klee Seite 5/21: © Nikada, Adobe Stock Seite 6: © Losevsky Pavel, Adobe Stock Seite 7: © Allianz pro Schiene e.V./Andreas Taubert Seite 10/23: © Deutsche Bahn AG/Jochen Schmidt Seite 11: © Deutsche Bahn AG/Claus Weber Seite 12: © Warsteiner Seite 14: © Matthias Niehues, www.advantage-photo.de Seite 15: © Marco2811, Fotolia Seite 16/24: © Alstom Seite 17: © Deutsche Bahn AG/Martin Busbach Seite 18: © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen Seite 19: © Deutsche Bahn AG/Kiên Hoàng Lê Seite 20: © Deutsche Bahn AG/Wolfgang Klee Gestaltung Luecken-Design.de, Berlin V.i.S.d.P. Dirk Flege, Geschäftsführer, Allianz pro Schiene e.V. Stand 1. Auflage, März 2018 Gedruckt auf Recyclingpapier (Blauer Engel) 2
I N H A LT Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Zukunftsthema: Klimafreundliche Personenmobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1 Handlungsfeld: Nutzerentscheidungen zugunsten klimaschonender Alternativen im Personenverkehr unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 1.2 Handlungsfeld: Mobilitätsalternativen ausbauen, Verkehrsangebote besser verknüpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 2. Zukunftsthema: Klimafreundliche und effiziente Logistik für die Wirtschaft . . . . . . . . . . 10 2.1 Handlungsfeld: Zugänglichkeit des Schienengüterverkehrs vereinfachen und verbessern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2 Handlungsfeld: Wettbewerbsbedingungen an Verlagerungszielen ausrichten . . . . . . 13 2.3 Handlungsfeld: Masterplan Schienengüterverkehr umsetzen . . . . . . . . . . . . . . 15 3. Zukunftsthema: Elektromobilität und Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.1 Handlungsfeld: Elektromobilität auf der Schiene vorantreiben . . . . . . . . . . . . . . 18 3.2 Handlungsfeld: Energieeffizienz des Schienenverkehrs steigern . . . . . . . . . . . . . 19 Weiterführende Informationen zu Praxisbeispielen und laufenden Projekten . . . . . . . . . . . . 20 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3
Vorwort Der Verkehr ist der einzige Wirtschaftssektor in Deutschland, dem es bislang nicht gelungen ist, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu reduzieren. Gegenüber 1990 ist der Treibhausgas-Ausstoß des Verkehrs nicht nur nicht zurückgegangen, sondern sogar noch angestiegen. Das anhaltende Verkehrswachstum hat Effizienz- gewinne überkompensiert und die Klimagas-Emissionen, aber auch der Energieverbrauch im Verkehr, entwi- ckeln sich gegenläufig zu den politischen Zielen. Treibhausgas-Emissionen Treibhausgas-Emissionenin in Deutschland Deutschland Entwicklung von 1990 bis 2016 Entwicklung von 1990 bis 2016 120 % Entwicklung von 1990 bis 2016 +1 % Verkehr 100 % -18 % Landwirtschaft 80 % -22 % Energie -31 % Haushalte -36 % Industrie 60 % 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Quelle: Allianz pro Schiene, Basis Umweltbundesamt 2018. Quelle: Allianz pro Schiene, Basis Umweltbundesamt 2018. ZIEL BUNDESREGIERUNG: -40 % ggü. 1990 Den dringenden Handlungsbedarf im Verkehrsbereich Vor diesem Hintergrund liegt auf der Hand, dass die sieht auch die Bundesregierung. In dem am 14. Novem- Verkehrsverlagerung auf energieeffiziente und klima- ber 2016 verabschiedeten „Klimaschutzplan 2050“1 hat schonende Verkehrsträger wie die Schiene einen we- das Bundeskabinett die Ziele aus dem internationalen sentlichen Beitrag zur Zielerreichung leisten kann und Abkommen von Paris von 2015 aufgenommen und wei- Nutzung frei für journalistisch-redaktionelle Zwecke – kommerzielle Nutzung auf Anfrage. Copyright: Allianz pro Schiene e.V., Copyright unbefristet – Keine räumliche Einschränkung. muss. Zugleich bestehen auch innerhalb des Schienen- Allianz pro Schiene e.V. Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin ter präzisiert. Für den Verkehrssektor hat der „Klima- Kontakt: Martin Roggermann, Referent für Verkehrspolitik E-Mail: martin.roggermann@allianz-pro-schiene.de, Tel.: +49 30 246 259 931 verkehrs noch Potenziale für die weitere Reduktion von schutzplan 2050“ erstmals konkrete Reduktionsziele Energieverbrauch und Treibhausgasausstoß. festgelegt: Bis 2030 sollen die Treibhausgas-Emissi- onen (berechnet als CO2-Äquivalente, kurz CO2e) des Die Allianz pro Schiene hat in dem vom Umweltbundes- Verkehrssektors in Deutschland um 40-42 Prozent amt und vom Bundesministerium für Umwelt, Natur- gegenüber 1990 sinken. Dies entspricht einer Emissi- schutz, Bau und Reaktorsicherheit geförderten Projekt onsmenge von 95 bis 98 Mio. t CO2e im Jahr 2030 ge- „Dialog: Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“3 (im genüber 163 Mio. t CO2e im Jahr 1990 bzw. gegenüber Weiteren „Klimadialog“ genannt) zwischen April 2016 166,8 Mio. t CO2e im Jahr 2016. und März 2018 wichtige Akteure zu einem praxisorien- tierten Dialog zusammengeführt. Dabei haben Vertreter Eine so deutliche Minderung der verkehrsbedingten unterschiedlicher Spektren – Verkehrsbranche, verla- Treibhausgas-Emissionen bis zum Ende des kommen- dende Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft den Jahrzehnts ist ambitioniert, aber bei entschlosse- – konkrete Ansatzpunkte erörtert, wie die vorhandenen nem Handeln möglich. Dabei müssen Verkehrswende Potenziale des Schienenverkehrs für mehr Klimaschutz und Energiewende Hand in Hand gehen. Das Umwelt- im Verkehrssektor gehoben werden können. bundesamt hat im Oktober 2017 noch einmal darauf hingewiesen, dass der Schlüssel in einer Kombination Auf Basis dieses zweijährigen Dialogprozesses hat die aus Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Allianz pro Schiene für Politik, Eisenbahnbranche und Verbesserung der Energieeffizienz sowie einer Abkehr Öffentlichkeit drei Zukunftsthemen mit sieben Hand- von fossilen Energieträgern liegt (vgl. UBA: Den Weg zu lungsfeldern und 35 Empfehlungen für mehr Klima- einem treibhausgasneutralen Deutschland ressourcen- schutz mit Schienenverkehr identifiziert. schonend gestalten2). 1 https://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutzplan_2050_bf.pdf 2 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/den-weg-zu-einem-treibhausgasneutralen-deutschland 4 3 https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/forschungsprojekte/klimadialog/
ZUKUNFTSTHEMA 1. Klimafreundliche Personenmobilität Im Personenverkehr entfällt in Deutschland der Lö- bei der Wahl des Verkehrsmittels weit dynamischer, als wenanteil der Verkehrsleistung auf den Motorisierten die eher statisch erscheinende Entwicklung des Modal Individualverkehr (MIV). Dies gilt auch für die Wege von Split vermuten lässt. Fast die Hälfte aller Befragten gab und zur Arbeit: Laut Statistischem Bundesamt musste an, in den letzten fünf Jahren ihr Mobilitätsverhalten 2016 mehr als die Hälfte der Beschäftigten lange Wege geändert zu haben. Diese Dynamik bietet vielfältige An- von über 10 Kilometern zum Arbeitsplatz in Kauf neh- satzpunkte, gezielt Menschen zu einer stärkeren Nut- men. 68 Prozent aller Erwerbstätigen fuhren dabei mit zung des öffentlichen Verkehrs und umweltfreundlicher dem Auto. multimodaler Kombinationen zu bewegen. Andererseits hat die Zahl der Fahrgäste im Personen- Im Rahmen des Klimadialogs wurden verschiedene An- verkehr auf der Schiene seit der Bahnreform 1994 um satzpunkte für eine klimafreundlichere Personenmobili- über 80 Prozent zugenommen. Auch die Verkehrsleis- tät mit mehr Schienenverkehr diskutiert. Dabei ging es tung (Personenkilometer) ist um über 44 Prozent deut- einmal um die Voraussetzungen dafür, dass Menschen lich gewachsen. Das Wachstum des Schienenverkehrs auf klimaschonende Mobilitätsalternativen umsteigen lag aber nur leicht über dem des motorisierten Indivi- können. Hierzu zählt das schlichte Vorhandensein von dualverkehrs, so dass der Marktanteil (Modal Split) der geeigneten Mobilitätsalternativen (Erreichbarkeit/Ver- Schiene nur unwesentlich zugenommen hat. Der An- fügbarkeit, Verbindungshäufigkeit, Reisezeit, etc.), aber stieg betrug rund einen Prozentpunkt auf aktuell acht auch eine gute Verknüpfung verschiedener Verkehrsträ- Prozent. Der mehr als doppelt so hohe Marktanteil des ger, da immer mehr Menschen multimodal unterwegs Schienenpersonenverkehrs in der Schweiz zeigt jedoch, sind. dass das Potenzial für Verkehrsverlagerungen noch nicht ausgeschöpft ist. Eine deutlichere Verschiebung Um Menschen zur tatsächlichen Nutzung von Mobili- des Modal Splits hin zu klimaschonenden Alternativen tätsalternativen anzuregen, können Instrumente wie wie den Schienenverkehr kann einen wichtigen und Mobilitätsmanagement oder die gezielte Ansprache in prinzipiell auch kurzfristig realisierbaren Beitrag zur Umbruchssituationen (Neubürgerpakte) sinnvoll sein. Treibhausgasreduktion leisten. Einen wichtigen Einfluss haben außerdem Preissignale, die im Verkehrsbereich stark von den politischen Rah- Wie die Befragung im EU-Projekt USEmobility1 im Jahr menbedingungen beeinflusst werden. 2012 deutlich gemacht hat, verhalten sich Menschen 1 https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/forschungsprojekte/usemobility-warum-fahren-sie-mit-der-bahn/ 6
HANDLUNGSFELD 1.1 Nutzerentscheidungen zugunsten klimaschonender Alternativen im Personenverkehr unterstützen Auch auf dem Arbeitsweg ist die Verkehrsmittelwahl Einfluss auf Nutzerentscheidungen haben allerdings eine individuelle Entscheidung der Arbeitnehmer. Viele nicht nur Pull-Maßnahmen wie Mobilitätsmanage- Unternehmen stellen ihren Beschäftigten Dienstwagen ment oder Neubürgerpakete. Auch der gezielte Abbau zur privaten Nutzung sowie kostenfreie Parkplätze am von Fehlanreizen, die heute Nutzerentscheidungen für Arbeitsort zur Verfügung. Diese Unternehmen setzen den motorisierten Individualverkehr fördern, wurde damit einen starken Anreiz zur Pkw-Nutzung. Öffentli- im Klimadialog als wichtiger Ansatzpunkt identifiziert. che und private Arbeitgeber können andererseits auch Pull-Maßnahmen können so konsistent ergänzt werden, die Entscheidung für die Nutzung umweltfreundlicher und der Effekt auf die Verkehrsmittelwahl ist deutlich Verkehrsmittel unterstützen, indem sie den Beschäf- größer als bei einem widersprüchlichen Nebenein- tigten entsprechende Anreize bieten. Auch die Mobilität ander von Anreizen für die Nutzung klimaschonender der Beschäftigten auf Dienst- und Geschäftsreisen kann und nicht klimaschonender Mobilitätsangebote. Einige durch die Arbeitgeber im Sinne des Klimaschutzes ver- Beispiele für massive Fehlanreize, die die Nutzung des bessert werden. Pkws attraktiv machen, sind: Ein wirksames und schnell einsetzbares Instrument, 11 die in Deutschland bestehenden steuerlichen Rege- um die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu lungen in Bezug auf Dienstwagen und die private unterstützen, ist das Mobilitätsmanagement. Anders als Nutzung von Dienstwagen; z.B. in Belgien, wo Unternehmen, Behörden und Organi- sationen mit mehr als 100 Mitarbeitern gesetzlich dazu 11 die Tatsache, dass Arbeitnehmer die Nutzung kos- verpflichtet sind, ein Mobilitätsmanagement umzuset- tenfreier oder subventionierter Unternehmenspark- zen, wird dieses Instrument in Deutschland bislang plätze nicht als geldwerten Vorteil versteuern nur vergleichsweise wenig genutzt. Ein Ausbau des müssen, die Nutzung eines vom Arbeitgeber kos- Mobilitätsmanagements bietet die Chance, kurzfristig tenfrei oder preisgünstiger zur Verfügung gestellten zusätzliche Potenziale für klimaschonendere Mobilität Job-Tickets aber sehr wohl; zu erschließen. 11 oder der ermäßigte Mineralölsteuersatz für Diesel- In der Alltagsmobilität ist die Verkehrsmittelwahl stark kraftstoff. von Routinen geprägt. Veränderungen in der persönli- chen Lebenssituation wie z. B. ein Umzug oder ein neu- er Job führen dazu, dass bisherige Mobilitätsroutinen überdacht und neue entwickelt werden müssen, wie das Projekt USEmobility festgestellt hat. Eine gezielte Ansprache von Menschen in solchen Situationen bietet die Chance, die Verkehrsmittelwahl zu verändern und mehr Nutzer für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen. Einige Städte bieten daher sogenannte Neubürgerpake- te für neu zugezogene Bürger an, mit Informationen zur umweltfreundlichen Mobilität und Schnupperangeboten für den öffentlichen Verkehr. Ziel ist, das Vorhandensein von Mobilitätsalternativen zum Pkw ins Bewusstsein der Bürger zu bringen und so eine Entscheidung für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs zu unterstützen. Pra- xiserfahrungen belegen, dass sich bei den Empfänge- rinnen und Empfängern von Neubürgerpaketen die Ver- kehrsmittelwahl messbar zugunsten des öffentlichen Verkehrs verschiebt. 7
EMPFEHLUNGEN D angehen Arbeitgeber sollten das Thema Dienst- und Geschäftsreisen und Mitarbeitermobilität systematisch und ihre Maßnahmen auf die Förderung klimaschonender Mobilitätsformen ausrichten. Diese sollten beispielsweise Mobilitätsbudgets anstelle verpflichtender Dienstwagen, mehr Fahrrad- stellplätze, Job-Tickets etc. anbieten. D eines Die Industrie- und Handelskammern sollten Unternehmen bei Aktivitäten wie der Implementierung Mobilitätsmanagements unterstützen und diese Aufgabe dauerhaft wahrnehmen. D arbeitermobilität Der Bund sollte auch künftig Aktivitäten von Unternehmen für klimaschonende Dienstreisen und Mit- unterstützen. Die Fördermittel für entsprechende Projekte sollten verstetigt werden. Perspektivisch sollte auch geprüft werden, ob ein betriebliches Mobilitätsmanagement bei Unter- nehmen, Behörden und Organisationen ab einer bestimmten Beschäftigtenzahl verpflichtend werden kann und welche Rechtsgrundlagen dafür erforderlich sind. D öffentlichen Der Bund sollte den gesetzlichen Rahmen so anpassen, dass die Gewährung von Jobtickets für den Verkehr für das Unternehmen günstiger ist als die Finanzierung von Mitarbeiter-Park- plätzen. Die steuerliche Privilegierung von Dienstwagen und Mitarbeiter-Parkplätzen sollte beendet werden. D lichen Kommunen und Verkehrsunternehmen sollten Neubürgerpakete mit Informationen zur umweltfreund- Mobilität und Schnupperangeboten für den öffentlichen Verkehr gemeinsam entwickeln und flächendeckend einführen. HANDLUNGSFELD 1.2 Mobilitätsalternativen ausbauen, Verkehrsangebote besser verknüpfen Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen, dass Menschen spiel ist die Relation Berlin – München, wo mit Eröffnung in großer Zahl auf den Schienenverkehr umsteigen, der Schnellfahrstecke Erfurt – Ebensfeld im Dezember wenn attraktive Schienenangebote geschaffen wer- 2017 die Reisezeiten um rund zwei Stunden verkürzt den (Beispiele in der Publikation: Stadt, Land, Schiene2 werden konnten und sich die Fahrgastzahlen bereits der Allianz pro Schiene). Ein wesentliches Element der in den ersten vier Wochen des neuen Angebots mehr Attraktivität ist dabei die optimale Gestaltung von An- als verdoppelt haben. Schnelle Sprinter-Verbindungen schlüssen, sowie eine gute multimodale Verknüpfung auf der Schiene sind schon heute in vielen Fällen eine der Verkehrsträger. annähernd gleichschnelle Alternative zu Kurzstrecken- flügen, und mit einem Ausbau solcher Angebote könnte Seit der Bahnreform, und insbesondere seit der Re- ein größerer Teil des Inlandsluftverkehrs auf die Schiene gionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs in verlagert werden. Deutschland 1996 sind in dieser Beziehung umfang- reiche Verbesserungen realisiert worden, die sich in Einen weiteren starken attraktivitätssteigernden Effekt stark gestiegenen Fahrgastzahlen widerspiegeln. Seit mit deutschlandweiter Wirkung hätte die Einführung der Regionalisierung ist das Angebot (Zugkilometer) im des Deutschland-Takts3, wie eine erste Studie im Auf- deutschen Schienenpersonennahverkehr (SPNV) um trag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale gut 21 Prozent ausgeweitet worden. Diese quantitative Infrastruktur (BMVI) belegt (vgl. hierzu die Machbar- Angebotsverbesserung, die mit qualitativen Verbesse- keitsstudie des BMVI4). Mit dem Deutschland-Takt rungen einherging (Verkürzung der Reisezeiten, Moder- werden durch einen integralen Takt-Fahrplan die An- nisierung der Fahrzeugflotte, bessere Verknüpfung mit und Abfahrtszeiten der Züge an den Knotenbahnhöfen anderen Verkehrsträgern etc.), hat zu einer überpropor- optimal aufeinander abgestimmt, so dass optimale tionalen Steigerung der Fahrgastnachfrage geführt: Die Reiseketten mit kurzen Reise- und Umsteigezeiten Fahrgastzahlen im SPNV sind in diesem Zeitraum um entstehen. Voraussetzung für die Realisierung eines über 70 Prozent gestiegen. Deutschland-Takts ist ein entsprechender zielgerich- teter Ausbau der Schieneninfrastruktur. Das BMVI hat Auch im Fernverkehr führen Angebotsverbesserungen dafür bereits die ersten Weichen gestellt und erarbeitet zu deutlichen Nachfragesteigerungen. Jüngstes Bei- derzeit einen „Zielfahrplan 2030plus“ für den Deutsch- 2 https://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2015/09/stadt-land-schiene-4-auflage-2014.pdf 3 http://www.deutschland-takt.de/ 8 4 https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/VerkehrUndMobilitaet/Schiene/deutschland-takt-machbarkeitsstudie-schienenverkehr-bericht.pdf?__blob=publicationFile
Pro-Kopf-Investitionen des Staates in die Schieneninfrastruktur in ausgewählten europäischen Ländern, 2016 378 198 170 151 133 136 Euro pro Einwohner 68 64 36 37 ien ch d n e rk ien en ch eiz nd lan lie ma i rei ed kre an hw nn Ita rla ch ne hw ter Sp rita n Sc de uts Fra Dä Ös Sc Nie b De oß Gr Staatliche Investitionen in die Schieneninfrastruktur (Erhalt, Neu- und Ausbau) auf Bundesebene. Quelle: Allianz pro Schiene auf Basis von BMVI, VöV, BMVIT, SCI Verkehr GmbH. land-Takt, aus dem der Infrastrukturbedarf abgeleitet weitere Verkehrsverlagerung auf die Schiene bzw. den werden kann. öffentlichen Verkehr behindern. Im europäischen Ver- gleich zeigt sich, dass in Deutschland das Niveau der Angesichts der schon jetzt steigenden Nachfrage wurde öffentlichen Investitionen in die Schieneninfrastruktur – im Rahmen des Klimadialogs darauf hingewiesen, dass trotz eines Anstiegs in den vergangenen Jahren – nur Maßnahmen zur weiteren Attraktivitätssteigerung des mäßig ist, und deutlich hinter Ländern wie den Nieder- Schienenverkehrs bzw. des öffentlichen Verkehrs ins- landen, Dänemark, Großbritannien, Österreich oder der gesamt mit einem rechtzeitigen Kapazitätsausbau ein- Schweiz zurückbleibt. Außerdem liegt in Deutschland gehergehen müssen. Vor dem Hintergrund langwieriger die Investitionspriorität nach wie vor bei der Straßenin- Planungs- und Realisierungsprozesse ist ein rechtzei- frastruktur, während in Österreich oder der Schweiz der tiger Ausbau insbesondere bei der Infrastruktur ent- Schwerpunkt beim Ausbau der Schieneninfrastruktur scheidend, um zu verhindern, dass Kapazitätsengpässe gesetzt wird. EMPFEHLUNGEN D Ländern, Der Bund sollte noch 2018 einen „Zielfahrplan 2030plus“ für den Deutschland-Takt erstellen, mit Aufgabenträgern, Kundenverbänden und Eisenbahnverkehrsunternehmen abstimmen, und dessen Umsetzung auch infrastrukturseitig vorantreiben. Dazu sollte der Bund zusätzliche Mittel für den Bedarfsplan Schiene bereitstellen, um noch vor 2020 die ersten Ausbaumaßnahmen für den Deutschland-Takt zu realisieren. D infrastruktur Der Bund sollte ein Sonderprogramm für Aus-, Neubau und Ersatz der städtischen Nahverkehrs auflegen und die Finanzierungsmöglichkeiten im Rahmen des Gemeindeverkehrs finanzierungsgesetz-Bundesprogramms fortführen. D fernstraßen Der Bund sollte dem Aus- und Neubau des Schienennetzes Priorität vor dem Neubau von Bundes- geben. D des Auch die Länder sollten angesichts der steigenden Nachfrage zusätzliche Mittel für die Infrastruktur öffentlichen Personenverkehrs bereitstellen. D Trassenpreise Der Bund sollte auch für den Schienenpersonenverkehr mit der DB Netz AG eine Halbierung der (Schienenmaut) vereinbaren und den Einnahmeausfall durch den Bundeshaushalt kompensieren. 9
ZUKUNFTSTHEMA 2. Klimafreundliche und effiziente Logistik für die Wirtschaft Der Umwelt- und Klimavorsprung der Schiene beim ten kann, und zum anderen die Integration der Schie- Gütertransport ist bekannt und erheblich. Im Durch- ne in intermodale Transportketten einfacher wird. Der schnitt verursacht der Gütertransport auf der Straße Blick auf die aktuellen Marktanteile zeigt, dass gerade pro Tonnenkilometer mehr als fünfmal so viele Treib- in Deutschland noch erhebliche Potenziale bestehen. hausgasemissionen wie der Schienentransport. (Werte Die Transportleistung der Güterbahnen in Deutschland für Deutschland, Stand 2016, vgl. Umweltbundesamt1). betrug 2016 116,2 Mrd. Tonnenkilometer, was einem Durch die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien Modal-Split-Anteil von knapp 18 Prozent entspricht. am Strommix des Schienenverkehrs kann der positive Demgegenüber erreicht der Schienengüterverkehr in Klima-Effekt von Verkehrsverlagerung auf die Schiene Ländern wie Österreich oder der Schweiz einen Markt- noch weiter gesteigert werden (siehe dazu das Zu- anteil von 30 bzw. 42 Prozent. kunftsthema: Elektromobilität und Energiewende). Im Rahmen des Klimadialogs wurde diskutiert, welche Ein Schlüssel für die Senkung der transportbedingten Instrumente und Konzepte erfolgversprechend erschei- Treibhausgasemissionen ist daher die Verlagerung auf nen, um in der Praxis Verkehrsverlagerungen auf die die Schiene – auch und gerade im Güterverkehr. In die- Schiene zu erreichen und bestehende Hemmnisse zu ser Beziehung bieten die Marktentwicklungen durchaus beseitigen. Im Zentrum der Diskussion standen meh- Chancen. Die fortschreitende europäische Integration, rere Aspekte: Dabei ging es einmal um die Frage, wie aber auch die Globalisierung haben dazu geführt, dass die Nutzung des Schienengüterverkehrs für die Verlader Waren über immer längere Strecken transportiert wer- vereinfacht werden kann, und welche Lehren aus Best den. Ein weiterer Trend ist die Containerisierung bzw. Practice-Beispielen gezogen werden können. Ein wei- Nutzung anderer intermodal transportierbarer Ladeein- terer Schwerpunkt waren das Verhältnis von politischer heiten. Diese Entwicklungen sind Chancen für den Gü- Gestaltung der Wettbewerbsbedingungen und Verlage- terverkehr auf der Schiene, da zum einen die Schiene rungszielen sowie die infrastrukturellen Voraussetzun- besonders auf längeren Strecken ihre Stärken entfal- gen für mehr (Güter-)Verkehr auf der Schiene. 1 https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/emissionsdaten#textpart-2 11
HANDLUNGSFELD 2.1 Zugänglichkeit des Schienengüterverkehrs vereinfachen und verbessern Im Rahmen des Klimadialogs wurde deutlich, dass sei- den Terminal- oder Gleisanschlussinfrastruktur, die den tens der verladenden Wirtschaft eine grundsätzliche Zugang zum Schienenverkehr vermittelt. Ein wichtiges Offenheit für eine stärkere Nutzung des Verkehrsträgers Instrument ist daher die Förderung entsprechender In- Schiene besteht. Dieser Befund gilt sowohl für die Un- frastrukturen, um die Zugänglichkeit des Schienengü- ternehmensebene, als auch für wichtige Transport- und terverkehrs zu verbessern. Entsprechende Programme Logistikverbände. Zu den Gründen, die für die Nutzung existieren in Deutschland für die KV-Terminalinfra- des Schienengüterverkehrs sprechen, zählen Plan- struktur (KV-Förderrichtlinie), für Gleisanschlüsse (Glei- barkeit und Verlässlichkeit, aber auch der Umweltvor- sanschlussförderrichtlinie) sowie für güterverkehrs- teil der Schiene. Ausschlaggebendes Kriterium für die relevante Strecken nichtbundeseigener Eisenbahnen Verkehrsmittelwahl im Gütertransport bleibt allerdings (Schienengüterfernverkehrsnetzförderungsgesetz der Preis. Eine zusätzliche Zahlungsbereitschaft für um- – SGFFG). Die Antragstellung für entsprechende För- weltfreundliche Transportlösungen besteht bislang im derungen wurde von den Akteuren im Klimadialog al- Normalfall nicht. lerdings als aufwändig beschrieben. Marktakteure, die ausschließlich auf den Straßentransport setzen, müssen Um die konkrete Wahl des Verkehrsträgers zugunsten sich dagegen nicht um die Herstellung besonderer In- des Schienengüterverkehrs zu beeinflussen, gibt es frastrukturen und die Beantragung von Fördermitteln verschiedene Ansatzpunkte. Ein wichtiges Handlungs- kümmern. feld ist dabei, Zugänglichkeit und Wissen über die Nut- zung des Schienengüterverkehrs zu verbessern. Als erhebliches Hemmnis für Verkehrsverlagerung auf die Schiene wurde im Klimadialog mangelndes Knowhow über den Kombinierten Verkehr (KV) und das System Schiene insgesamt bei potenziellen Nutzern identifiziert. In Deutschland ist die Schienenkompetenz bei ausgebildeten Speditionskaufleuten häufig unzu- reichend, da entsprechendes Wissen in der Ausbildung derzeit nur optional vermittelt wird. Daher wird selbst in den Fällen, in denen ein Schienentransport grundsätz- lich möglich und auch preislich konkurrenzfähig wäre, eine Verlagerung oft gar nicht erst geprüft. Zwar quali- fizieren einzelne Speditionen inzwischen innerbetrieb- lich, um neuen Beschäftigten das notwendige Schie- nenwissen zu vermitteln, aber um eine grundsätzliche Verbesserung der Schienenkompetenz zu erreichen, ist ein individuelles Engagement einzelner Unternehmen nicht ausreichend. Die Attraktivität intermodaler Transportangebote wird in erheblichem Umfang durch die Bedingungen für Ein weiteres Hemmnis für Verkehrsverlagerung auf die den Vor- und Nachlauf zum Schienenverkehr (die sog. Schiene ist nach wie vor Nachholbedarf bei der Kom- erste und letzte Meile) mit dem Lkw bestimmt. Um munikation der eigenen Angebote durch die Schie- die Wettbewerbsfähigkeit des Kombinierten Verkehrs nenverkehrs-Anbieter. Für potenzielle Kunden ist es gegenüber dem reinen Straßentransport zu stärken, in der Regel nicht ganz einfach, sich einen Überblick dürfen Straßentransporte im Vor- und Nachlauf zum KV über bestehende Schienengüterverkehrsangebote zu in Deutschland und vielen anderen europäischen Län- verschaffen, und im direkten Vergleich mit dem Stra- dern vier Tonnen schwerer sein. In der Schweiz sind ßengüterverkehr sprechen Schienenverkehrs-Anbieter Transporte im Vor- und Nachlauf zum KV zusätzlich potenzielle Kunden immer noch deutlich seltener pro- von der Lkw-Maut befreit. Handlungsbedarf wurde im aktiv an. Inzwischen existieren z.B. mit der Informati- Rahmen des Klimadialogs vor allem in Bezug auf den onsplattform „railway.tools2“ erste Lösungen, die einen grenzüberschreitenden KV gesehen. Unterschiedliche Überblick über vorhandene Angebote liefern. Auslegungen der europäischen Regeln in den einzelnen Mitgliedstaaten erschweren in der Praxis die Nutzung Voraussetzung für Verkehrsverlagerung auf die Schiene von KV-Angeboten und führen zu einer stärkeren Nut- ist schließlich das Vorhandensein einer entsprechen- zung des reinen Straßentransports. 2 https://railway.tools/#/de 12
EMPFEHLUNGEN D LDieogistik-Branche Güterbahnen sollten proaktiver auf potenzielle Verlader sowie auf die Speditions- und zugehen, um über die Angebote des Schienengüterverkehrs und über Verlage- rungsmöglichkeiten zu informieren. D die Die Güterbahnen sollten auch Kontakt zu den Industrie- und Handelskammern (IHK) suchen, um über Angebote des Schienengüterverkehrs und über Verlagerungsmöglichkeiten zu informieren. D Schiene Der Bund und die Kultusministerkonferenz der Länder sollten Ausbildungsinhalte zum Verkehrsträger verpflichtend in die Ausbildungsordnung und in den Rahmenlehrplan für Speditionskaufleute aufnehmen. D rastruktur Der Bund sollte die Förderprogramme für die KV-Terminalinfrastruktur, Gleisanschlüsse und die Inf- nichtbundeseigener Eisenbahnen fortsetzen, ausbauen und zugleich die Antragsverfahren deutlich vereinfachen. Für multimodale Umschlaganlagen, die Zugang zum Wagenladungsverkehr vermitteln, sollte eine Förderung neu eingeführt werden. D mensstarken Bund und Länder sollten im Planungsrecht verankern, dass bei Genehmigung und Bau von aufkom- Industrie- und Logistikstandorten ein Schienenanschluss verbindlich vorgesehen ist. D ten Der Bund sollte sich dafür einsetzen, die laufende Novellierung der EU-Richtlinie für den Kombinier- Verkehr zügig abzuschließen, mit dem Ziel, die Anwendung der Reglungen für den KV europaweit zu harmonisieren. D Der Bund sollte künftig die Lkw-Maut für Fahrten im Vor- und Nachlauf zum KV erstatten. HANDLUNGSFELD 2.2 Wettbewerbsbedingungen an Verlagerungszielen ausrichten Wie bereits ausgeführt, sind Preise ein entscheidendes konfrontiert, u.a. durch steigende Abgaben auf elektri- Kriterium für die Verkehrsträgerwahl im Güterverkehr. sche Traktionsenergie (EEG-Umlage, Emissionshandel, Dabei haben auch in Deutschland die politischen Rah- Stromsteuer) und steigende Infrastrukturnutzungsent- menbedingungen erheblichen Einfluss auf die Preise gelte (Trassenpreise), während der dieselbetriebene der einzelnen Verkehrsträger und damit ihre Wettbe- Straßengüterverkehr von diesen Kostensteigerungen werbsfähigkeit. Der Schienengüterverkehr war in den nicht betroffen war und die Infrastrukturnutzungsent- vergangenen Jahren mit steigenden Kostenbelastungen gelte auf der Straße (Lkw-Maut) sogar gesenkt wurden. Entwicklung von Lkw-Maut und Schienenmaut in Deutschland Indexierte Darstellung auf Basis von Durchschnittsmaut und -trassenpreis Lkw-Maut Trassenpreis 120% 116 113 110 107 104 102 100% 97 94 93 91 84 82 80% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Allianz pro Schiene, Basis: Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft mbH (VIFG), Bundesnetzagentur. 13
Ebenfalls wettbewerbsrelevant sind missbräuchliche Die anhaltende Schieflage bei den intermodalen Wett- Praktiken zum Unterlaufen von Arbeits-, Sozial- und bewerbsbedingungen begünstigt massiv die Nutzung Sicherheitsvorschriften, einschließlich des Mindest- des Straßengüterverkehrs und ist ein wesentliches lohngesetzes, insbesondere durch mittel- und osteuro- Hindernis für die Verkehrsverlagerung auf den deutlich päische Straßentransportunternehmen. Im Januar 2018 klimaschonenderen Schienenverkehr. hat die EU-Kommission3 die Bundesrepublik Deutsch- land wegen unzureichender Unterwegskontrollen des Straßengüter- und Reisebusverkehrs gerügt und ein Vertragsverletzungsverfahren angedroht. 3 http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-18-349_de.htm EMPFEHLUNGEN D güterverkehr Der Bund sollte die angekündigte Absenkung der Trassenpreise (Schienenmaut) für den Schienen nun unverzüglich und mit Rückwirkung zum Jahresanfang 2018 umsetzen. D konsequent Bund und Länder sollten die europäischen Regelungen zu Lenk- und Ruhezeiten im Straßentransport durchsetzen. Insbesondere sollte das regelwidrige Verbringen von Ruhezeiten in den Lkw-Fahrerkabinen unterbunden werden. D eDerrhöhen. Bund sollte generell die Kontrolldichte im Straßentransport und die Bußgelder für Verstöße D Die Länder sollten bei Regelverstößen das Instrument der Gewinnabschöpfung stärker nutzen. D Fahrern Der Bund sollte die Zahlung des gesetzlichen Mindestlohns bei Fahrten in Deutschland auch bei gebietsfremder Lkw-Unternehmen durchsetzen. D Maut Der Bund sollte sich auf der EU-Ebene für eine Weiterentwicklung des Rechtsrahmens für die Lkw- einsetzen, so dass weitere Umweltkosten in der Maut berücksichtigt werden können. 14
HANDLUNGSFELD 2.3 Masterplan Schienengüterverkehr umsetzen Vor dem Hintergrund des am 14. November 2016 vom 11 Ausbau der Schieneninfrastruktur, u.a. in den Groß- Bundeskabinett verabschiedeten Klimaschutzplans knoten und für 740-Meter Güterzüge, 2050 hat sich auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit der Frage beschäf- 11 Innovation, Digitalisierung und Automatisierung des tigt, wie der Marktanteil des Schienengüterverkehrs Eisenbahnbetriebes, in Zukunft gesteigert werden kann. Im Rahmen eines „Runden Tischs Schienengüterverkehr“ haben das 11 die Begrenzung der Abgaben- und Steuerbelastung Ministerium, Vertreter der verladenden Wirtschaft und sowie Vertreter des Bahnsektors den Masterplan Schienengü- terverkehr4 erarbeitet, der im Juni 2017 veröffentlicht 11 eine Stärkung des kombinierten Verkehrs Schiene / wurde. Ziel des Masterplans ist, den Schienengüter- Straße und der Elektromobilität auf der Schiene. verkehr als Kernelement einer nachhaltigen Mobilitäts- und Transportstrategie auszubauen und den Marktanteil Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen sind kurzfristig der Schiene deutlich zu steigern. Um dieses Ziel zu er- umsetzbar und würden im Ergebnis einen spürbaren reichen, definiert der Masterplan einen umfangreichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bedingt durch den Katalog von Handlungsfeldern und Meilensteinen, des- Termin der Veröffentlichung – unmittelbar vor Ende der sen Umsetzung sowohl die Politik als auch die Schie- vergangenen Legislaturperiode – steht die Umsetzung nengüterverkehrsbranche selbst adressiert. der im Verantwortungsbereich der Politik liegenden Maßnahmen noch aus; entsprechende Entscheidungen Der Masterplan sieht u.a. folgende Maßnahmen vor: wird die Bundespolitik erst in der neuen Legislaturperi- ode treffen. 11 eine Reduzierung der Anlagen- und Trassenpreise im Schienengüterverkehr, 4 https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/LA/masterplan-schienegueterverkehr.pdf?__blob=publicationFile EMPFEHLUNGEN D Der Bund sollte die Maßnahmen des Masterplans Schienengüterverkehr schnell und konsequent umsetzen sowie die Umsetzung monitoren. D lange Der Bund sollte insbesondere die Maßnahmen zur Ertüchtigung des Schienennetzes für 740 Meter Züge umgehend finanzieren und umsetzen. So können schon kurzfristig zusätzliche Kapazitä- ten im Schienengüterverkehr geschaffen werden und zugleich die Wirtschaftlichkeit des Schienen güterverkehrs gestärkt werden. D verkehrsträgerübergreifende Das Bundesverkehrsministerium sollte unter Einbeziehung betroffener Ressorts die konstruktive, Zusammenarbeit beim Runden Tisch zum Schienengüterverkehr fort- setzen. 15
3. ELEKTROMOBILITÄT UND ENERGIEWENDE 16
ZUKUNFTSTHEMA 3. Elektromobilität und Energiewende Ziel der Energiewende ist der Umstieg auf eine umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung. Wesentliche Elemente sind dabei der Ersatz fossiler durch erneu- erbare Energien sowie eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs. Im Verkehrsbereich steigt der Endenergieverbrauch allerdings weiterhin an und entwickelt sich damit ge- genläufig zu den Zielen (vgl. Fünfter Monitoring-Bericht zur Energiewende1). Der Straßenverkehr ist unverändert fast vollständig von fossilen Brennstoffen wie Benzin und Diesel abhängig, während im Schienenverkehr Elektromobilität bereits die dominierende Antriebsform ist. Im Eisenbahnpersonen- und -güterverkehr werden in Deutschland derzeit rund 90 Prozent der Verkehrs- leistung elektrisch erbracht. U- und Straßenbahnen sind bereits zu 100 Prozent elektromobil unterwegs. Wegen der deutlich größeren Energieeffizienz des Schienenverkehrs gegenüber dem Straßenverkehr kann Verkehrsverlagerung auf die Schiene einen wichtigen Elektromobilität im Schienenverkehr wird in Teilen des Beitrag zur Erreichung der Verbrauchsreduktionsziele Schienennetzes allerdings bislang noch durch fehlen- leisten. Auch die Umstellung auf erneuerbare Energien de Oberleitungsinfrastruktur erschwert. Aktuell sind in ist im Schienenverkehr wegen der weitgehenden Nut- Deutschland 60 Prozent des Bundesschienennetzes zung von elektrischer Antriebsenergie bereits relativ elektrifiziert. weit fortgeschritten und noch weiter ausbaufähig. Beim Bahnstrom der DB Energie liegt der Anteil von Energien Nachteilig im intermodalen Wettbewerb wirkt sich zu- aus erneuerbaren Quellen derzeit bei 42 Prozent und dem aus, dass der Fahrstrom im Eisenbahnverkehr soll bis 2030 auf 70 Prozent ansteigen. mehrfach durch Steuern und Abgaben belastet wird (Stromsteuer, EEG-Umlage, Emissionshandel), während Der Schienenverkehr hat somit beim Thema Elektro- der fossile Kraftstoffe nutzende Straßenverkehr keiner- mobilität einen deutlichen technologischen Vorsprung. lei Energiewendebeitrag leistet, nicht von den Kosten Dabei ist es grundsätzlich möglich, den Anteil der Elek- des Emissionshandels betroffen ist und darüber hinaus tromobilität auf der Schiene mittelfristig bis auf 100 beim Dieselkraftstoff von einem ermäßigten Mineralöl- Prozent zu steigern. Eine noch stärkere Nutzung von steuersatz profitiert. 1 http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/fuenfter-monitoring-bericht-energie-der-zukunft.html 50 Stromsteuer für Eisenbahnen in Europa 1, in Cent pro Kilowattstunde 2016 14 1, 14 Eu 3 ro M io . 46 45 0, 0, 25 24 0, 20 0, 0, 15 0, 10 10 0,05 0, 0, 0,00 iec nien ch Ru ien Fra ich n ien d i Le n Slo en en Sc gal ch ien Po n d Sp e d n Nie burg rk nd Lu tien n nd Kr d ke nie n r nd lie lan n De Pole e n ga ma rei ed ttla rei au nla lgi tla nla Irla e r wa Ve hech rtu an Ita lga rla oa igr mä we ch Un m nk hw Lit Be ter Es ne Fin he de xe ön Bu uts Slo Ös Dä c Ts r. K Gr Quelle: Allianz pro Schiene, Basis: Europäische Kommission, Bundesnetzagentur, RailBusiness. 17
HANDLUNGSFELD 3.1 Elektromobilität auf der Schiene vorantreiben Sowohl eine stärkere Nutzung der bestehenden Elek gen im Schienenpersonennahverkehr stehen sowohl tromobilität auf der Schiene durch Verkehrsverlagerung, Brennstoffzellenantriebe, als auch Fahrzeuge mit als auch der weitere Ausbau der Elektromobilität auf der Energiespeichern wie Batterien unmittelbar vor der Schiene würden einen spürbaren Beitrag zum Klima- Betriebserprobung. Im Schienengüterverkehr sind Hy- schutz leisten. Im Hinblick auf beide Aspekte wurden brid-Lösungen auf dem Weg. Im Streckendienst sind im Rahmen des Klimadialogs verschiedene kurz- und sogenannte „Last-Mile-Lokomotiven“ bereits im Ein- mittelfristig realisierbare Ansatzpunkte identifiziert. satz. Diese Fahrzeuge sind elektrische Lokomotiven, die über einen Dieselhilfsmotor verfügen, um Neben- und Eine stärkere Nutzung der bestehenden Elektromobilität Anschlussgleise ohne Elektrifizierung mit Rangierge- auf der Schiene kann durch politische Rahmenbedin- schwindigkeit befahren zu können. Unmittelbar vor gungen unterstützt werden, die die Nutzer des elekt- der Betriebserprobung stehen sogenannte Dual-Mo- rischen Schienenverkehrs entlasten und Fehlanreize de-Lokomotiven. Diese Lokomotiven vereinigen einen zugunsten der Nutzung deutlich klimaschädlicher Ver- vollwertigen elektrischen und einen vollwertigen Die- kehrsträger abbauen. selantrieb in einem Fahrzeug. Damit können Schienen- güterverkehre, die wegen fehlender Oberleitung auf Um die Elektromobilität auf der Schiene auszubauen Teilstrecken heute durchgehend mit Dieseltraktion ge- und hier mittelfristig eine Quote von 100 Prozent zu fahren werden, zukünftig auf den entsprechenden Stre- erreichen, muss die Streckenelektrifizierung mit Ober- ckenabschnitten elektrisch fahren. Im Rangierdienst leitungen fortgesetzt werden. Dabei ist allerdings nicht bereits im Einsatz sind Hybrid-Rangierlokomotiven. die vollständige Elektrifizierung des gesamten Netzes notwendig. Vielmehr halten die am Klimadialog Betei- ligten Akteure eine Kombination der beiden Instrumente weitere Streckenelektrifizierung und Einsatz alternati- ver Antriebe für sinnvoll. In Kombination mit alternativen Antrieben werden zukünftig auch „Elektrifizierungsin- seln“ eine Rolle spielen. In Bezug auf alternative Antriebe zeichnen sich für den Schienenpersonen- und den Schienengüterverkehr verschiedene Technologieoptionen ab. Bei Triebwa- EMPFEHLUNGEN D Rahmenbedingungen Der Bund sollte eine stärkere Nutzung der Elektromobilität auf der Schiene durch entsprechende unterstützen, z.B. durch den Abbau der Mehrfachbelastung des elektrischen Schienenverkehrs mit Stromsteuer, EEG-Umlage und Emissionshandel. D Der Bund sollte die steuerliche Subventionierung von Dieselkraftstoff beenden. D mit Der Bund sollte ein Beschleunigungsprogramm zur Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken auflegen, dem Ziel, bis 2025 einen Elektrifizierungsgrad von 70 Prozent des Netzes und bis 2030 von 75 Prozent zu erreichen. Siehe dazu die Übersichtskarte2 der Allianz pro Schiene mit Vorschlägen. D wagen Die Schienenbranche sollte sich das konkrete Ziel setzen, dass bei der Neubeschaffung von Trieb- für nicht elektrifizierte Strecken im Schienenpersonennahverkehr ab 2024 keine (reinen) Dieselfahrzeuge mehr notwendig sind. D von Der Bund sollte die Aktivitäten der Branche bei Forschung, Betriebserprobung und Markteinführung alternativen Antrieben auf der Schiene finanziell unterstützen (Dual-Mode-, Hybrid- und Last- Mile-Loks, Batterie- und Brennstoffzellenkonzepte) und die Förderprogramme für Elektromobilität auch für den Schienenverkehr öffnen. D Fahrstrom Die Eisenbahnverkehrsunternehmen sollten einen steigenden Anteil erneuerbarer Energien beim anstreben und sich dafür bei der Strombeschaffung konkrete Ziele setzen, die ehrgeizi- ger sind als die Entwicklung des deutschen Durchschnittsstrommixes. Ziel sollte eine ambitionierte Umstellung auf 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen sein. 18 2 https://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2018/02/Elektrifizierungskarte-neu.pdf
Elektrifizierte Strecken im staatlichen Eisenbahnnetz 100% Anteil in Prozent, ausgewählte Länder, 2015 86% 75% 76% 71% 71% 64% 64% 60% 56% 53% en eiz ch n en e ch d ien len mt nd lie lan lgi rei ed hw i kre sa an Po Ita rla Be ch hw ter Sc Ge Sp de n uts Ös Fra Sc Nie EU De Quelle: Allianz pro Schiene, Basis: EU Kommission 2017, BMVI 2016. HANDLUNGSFELD 3.2 Energieeffizienz des Schienenverkehrs steigern Zwar hat der Schienenverkehr bei der Energieeffizienz gegenüber anderen Verkehrsträgern einen Vorsprung, gleichwohl bestehen aber noch erhebliche Potenziale zur weiteren Effizienzsteigerung. Effizienzpotenziale bestehen in den Bereichen Fahrzeuge (z.B.: Heizung/ Lüftung, Beleuchtung, Antriebssysteme, Klimatisierung), Infrastruktur (z.B. Weichenheizungen, Betriebsgebäude) sowie Betriebsführung. Im Bereich der Betriebsführung können vor allem durch den Einsatz von Fahrerassis- tenzsystemen nennenswerte Energieeinsparungen erreicht werden. Fahrerassistenzsysteme geben dem Triebfahrzeugführer gezielte Empfehlungen für eine besonders energieeffiziente Fahrweise und führen – je nach Einsatzfall – zu einem um bis zu 15 Prozent geringeren Energieverbrauch. Fahrerassistenzsysteme können darüber hinaus auch zu einer besseren Kapa- zitätsausnutzung der Schieneninfrastruktur beitragen. EMPFEHLUNGEN D besonders Die Eisenbahnverkehrsunternehmen sollten verstärkt Fahrerassistenzsysteme einsetzen, um eine energieeffiziente Fahrweise zu unterstützen. Um die Qualität der Fahrempfehlungen zu optimieren, sollten auch Echtzeitdaten zur Betriebslage genutzt werden und ein entsprechender Datenaustausch zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Infrastrukturbetreibern implementiert werden. D Realisierung Hersteller und Eisenbahnverkehrsunternehmen sollten gemeinsam systematisch Maßnahmen zur von Energieeinsparungen in weiteren Bereichen wie z.B.: Heizung/Lüftung, Beleuch- tung, Antriebssysteme, Klimatisierung, Weichenheizungen, Betriebsgebäude etc. identifizieren und umsetzen. D ihre Der Bund sollte ein Förderprogramm auflegen, das Eisenbahnverkehrsunternehmen unterstützt, die Energieeffizienz nachweislich verbessern. 19
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN ZU PRAXISBEISPIELEN UND LAUFENDEN PROJEKTEN Im Rahmen des Klimadialogs haben die Teilnehmer zahlreiche Praxisbeispiele, Projekte und Initiativen für mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse und Erfahrungen dieser Projekte können zusätzliche Orientierung für weitere Schritte auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität geben. Nachfolgend sind einige knappe Hinweise und Informationen zu ausgewählten Praxis- beispielen und laufenden Initiativen zusammengestellt. 20
Klimafreundliche Personenmobilität: A U S G E W Ä H LT E B E I S P I E L E Unternehmensinitiativen: 33 Verschiedene Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern inzwischen anstelle von Dienstwagen sogenannte Mobilitätsbudgets an. Die Mitarbeiter können dabei selbst entscheiden, wie sie ihr Mobilitätsbudget auf verschiedene Verkehrsmittel verteilen und werden dabei von Mobilitätsberatern über die bestehenden Alternativen informiert. Ein Beispiel ist das Programm „My mobility Plus”1 beim Unternehmen Daiichi- Sankyo. 33 Den Ansatz des Mobilitätsbudgets unterstützt auch die DB AG in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn und der Deutsche Gesellschaft für Personalführung im Rahmen einer Netzwerkinitiative für nachhaltige Mitarbeitermobilität mit dem Projekt „driversity“2. 33 Im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz hat der DIHK einen Praxisleitfaden „Betriebliches Mobilitätsmanagement“3 erstellt, der Unternehmen Orientierung zu konkreten Handlungs- möglichkeiten in diesem Bereich bietet. 33 Wohnortentscheidungen haben entscheidenden Einfluss auf langfristige Mobilitätsmuster. Der Wohn- und Mobilitätskostenrechner4 (kurz WoMoKo) des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg unterstützt Um- zugswillige dabei, die zu erwartenden Kosten sowie die täglichen Fahrzeiten an verschiedenen Standor- ten individuell zu berechnen. Kostenvorteile kurzer Wege oder von Standorten mit ÖV-Anschluss können so bei der Wohnortentscheidung berücksichtigt werden. Projekte zur Förderung klimafreundlicher Mobilität: 33 Verschiedene Projekte bieten Unternehmen, aber auch kommunalen Entscheidungsträgern Informationen und/oder Beratung bei der Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Hierzu zählen z.B. die von Bundesseite geförderten Projekte „Mobil.Pro.Fit“5, „mobil gewinnt“6, oder „Gute Wege“7 des ACE. 33 Das ebenfalls bundesseitig geförderte VCD-Projekt „Multimodal unterwegs“8 erarbeitet Handlungsemp- fehlungen zur Umsetzung eines multimodalen, umweltfreundlichen Verkehrssystems und weist auf Best Practice-Beispiele hin. 1 http://www.ecolibro.de/fileadmin/images/ecolibro/Presseartikel/simpleshow__EN__Daiichi_Sankyo_My_Mobility_Plus_160419-640x360.mp4 2 https://driversity.de/ 3 http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf 4 https://fahrinfo.vbb.de/bin/help.exe/dn?tpl=womoko 5 http://www.mobilprofit.de/ 6 https://mobil-gewinnt.de/ 7 https://www.ace.de/gute-wege/mobilitaetsmanagement/stimmen-aus-der-praxis.html 8 https://www.vcd.org/themen/multimodalitaet/ 21
33 Die Stadt Dortmund hat für Investoren Hinweise9 zusammengestellt, wie bei der Entwicklung neuer Wohn- und Arbeitsstandorte schon im Planungsverfahren die Zahl der zu errichtenden Pkw-Stellplätze reduziert werden kann. Der Schlüssel sind kompensatorische Maßnahmen wie Fahrradabstellanlagen, ÖV-Tickets, Car-Sharing, u.a., wodurch der Investor im Ergebnis erhebliche Kosten einsparen kann. Anreizmaßnahmen: 33 Das Instrument der „Neubürgerpakete“, mit dem neu zugezogene Bürger proaktiv auf die bestehenden Mobilitätsalternativen zum eigenen Pkw hingewiesen werden, wird in verschiedenen deutschen Städten bereits genutzt. Beispiele sind München10, Offenburg11 oder Freiburg12. 33 In Baden-Württemberg hat das Land Anfang März 2018 entschieden, Parkplätze für die Landesbeschäf- tigten zukünftig nicht mehr kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Maßnahme will das Land einen zusätzlichen Anreiz für die Nutzung des Umweltverbundes13 auf dem Weg zur und von der Arbeit setzen. Im Gegenzug erhalten Landesbeschäftigte, die den öffentlichen Verkehr nutzen, einen Zuschuss zu ihrem Job-Ticket. Angebotsausbau im Schienenpersonenverkehr: 33 Inzwischen gibt es in Deutschland zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Angebotsausweitungen im Schie- nenpersonenverkehr. Fallbeispiele für den Regionalverkehr aus allen Bundesländern finden sich in der Allianz pro Schiene-Publikation Stadt, Land, Schiene14. 33 Die Debatte über einen Deutschland-Takt15 als Instrument für ein attraktiveres Schienenverkehrsangebot wurde 2008 von der gleichnamigen Initiative angestoßen. Seit einigen Jahren setzt sich auch das BMVI16 intensiv mit der Einführung eines Deutschland-Takts auseinander. 33 Um die Zugänglichkeit des Schienenverkehrs und die Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern zu verbessern, werden in vielen Regionen Bahnhöfe und Haltepunkte ausgebaut. In Sachsen-Anhalt wurde zu diesem Zweck ein Schnittstellenprogramm17 aufgelegt, mit dem Maßnahmen wie die Neugestaltung von Bahnhofsvorplätzen und Zuwegungen, Bushaltestellen, Park+Ride- und Kurzzeitstellplätze, Taxistell- plätze, Fahrradabstellanlagen, Sanitäreinrichtungen für Fahrgäste und Fahrgastinformationssysteme gefördert werden können. 9 http://www.mobilitaetsmanagement.nrw.de/sites/default/files/mobilitaethandbuch_phoenix_0.pdf 10 https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kreisverwaltungsreferat/Verkehr/Mobilitaetsberatung/Neubuerger.html 11 https://www.fahrradland-bw.de/aus-der-praxis/kommunikation/offenburg-neubuergerpaket/ 12 https://www.vag-freiburg.de/aktuelles/meldung/artikel/stadt-starter-paket-zeigt-neubuergern-die-moeglichkeiten-integrierter-mobilitaet.html 13 http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/land-will-geld-fuers-parken--150125767.html 14 https://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2015/09/stadt-land-schiene-4-auflage-2014.pdf 15 https://deutschland-takt.de/ 16 http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/BVWP/bundesverkehrswegeplan-2030-deutschlandtakt.html 17 https://www.nasa.de/infrastruktur-foerderung/foerderung/schnittstellenprogramm/ 22
Klimafreundliche und effiziente Logistik für die Wirtschaft: A U S G E W Ä H LT E B E I S P I E L E Unternehmensinitiativen: 33 Um potenziellen Nutzern den Zugang zu Angeboten des Schienengüterverkehrs zu erleichtern, hat die DB Netz AG das Internetportal „railway.tools“18 eingerichtet. Nutzer finden hier interaktive Karten, die betreiberunabhängig die Lage von KV-Terminals, die dort bestehenden Zug-Angebote sowie die Lage von Güterverkehrs-Ladestellen in Deutschland und den wichtigsten Nachbarländern zeigen. 33 Inzwischen gibt es in Deutschland zahlreiche Beispiele für die erfolgreiche Verlagerung von Güterver- kehren von der Straße auf die Schiene. Aktuelle Fallbeispiele finden sich auf der Projekt-Webseite des Klimadialogs19. Projekte zur Förderung klimafreundlicher Mobilität: 33 Die Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr e.V. (SGKV) führt mit Unterstützung des BMUB das Projekt ERFA-KV20 durch, mit dem der Erfahrungsaustausch im Kombinierten Verkehr (KV) gefördert werden soll. Ziel ist, Unternehmen der verladenden Wirtschaft Wissen und Erfahrungen über den KV zur Verfügung zu stellen, und so die Verkehrsverlagerung auf die Schiene zu unterstützen. Maßnahmen: 33 Der Masterplan Schienengüterverkehr21 des BMVI beschreibt konkrete Maßnahmen, die Politik und Unternehmen ergreifen wollen, um den Modal Split zugunsten des Schienengüterverkehrs zu verändern. Entscheidend wird sein, dass nun rasch mit der Umsetzung der Maßnahmen, auch und gerade der Maß- nahmen, die im Verantwortungsbereich der Politik liegen, begonnen wird. 18 https://railway.tools/#/de 19 https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/forschungsprojekte/ 20 http://www.sgkv.de/images/PS_ERFA_KV_SGKV.pdf 21 https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/LA/masterplan-schienegueterverkehr.pdf?__blob=publicationFile 23
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